MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

  • 7 .5
    MareikeHB 01.11.2022, 10:19 Geändert 01.11.2022, 22:15

    Was Menschen in der Welt erschaffen, hinterlässt Spuren. Im schlimmsten Fall entwickelt die Kreation eines Menschen eine unkontrollierbare Eigendynamik. Genau dies geschieht in der überaus skurrilen und kreativen Horrorkomödie „Dave Made a Maze“ von Bill Watterson. Der Protagonist Dave (Nick Thune), ein unzufriedener und erfolgloser Künstler, schafft aus einer Ansammlung von Pappe einen Irrgarten, in dem er und seine Freunde sich verirren und diversen Gefahren ausgesetzt sind. In dem Labyrinth entwickeln Gegenstände ein Eigenleben. Grenzen unserer physikalischen Welt werden überschritten. Letztlich geht es auch um die Angst zu scheitern sowie den Drang der Menschen etwas zu erschaffen und zu vollenden.

    Die Pappkulissen mit Origami-Kunst und Spezialeffekte sind fantastisch gelungen. Einflüsse der verspielten Kreativität eines Michel Gondry, der brillanten Puppenwelt eines Jim Henson und einer kunstvoll handgemachten Tricktechnik eines Ray Harryhausen sind unverkennbar. In Sachen Spannung und Komik gibt es allerdings Luft nach oben. Äußerst liebenswert ist die Besetzung dieses Films mit zahlreichen schrägen Typen. Die beiden Hauptdarsteller, Meera Rohit Kumbhani und Nick Thune überzeugen auf ganzer Linie. Auch der Soundtrack der Mondo Boys ist sehr hörenswert. Die Independent-Produktion gewann diverse Preise auf kleineren Festivals.

    30
    • MareikeHB 31.10.2022, 17:41 Geändert 31.10.2022, 20:49

      Mit dieser Liste soll an Filmlegenden erinnert werden, die bei Moviepilot unter dem Radar laufen. Wem noch hochdekorierte Darsteller/-innen einfallen, die weniger als 100 Fans haben, möge gerne weitere Vorschläge für die Liste unterbreiten.

      Ergänzend gibt es zu einigen wenigen dieser aufgelisteten Stars wunderbar gemachte, ca. 15 Min. lange Kurzbiografien in der Arte-Mediathek aus der Reihe „blow-up“. Die Links passten leider nicht mehr in die Kommentierungsfelder der Liste, daher sind sie hier:

      - Gary Cooper:
      https://www.arte.tv/de/videos/092096-056-A/blow-up-worum-ging-s-bei-gary-cooper/
      - James Mason:
      https://www.arte.tv/de/videos/100210-030-A/blow-up-worum-ging-s-bei-james-mason/
      - Simone Signoret:
      https://www.arte.tv/de/videos/100210-016-A/blow-up-worum-ging-s-bei-simone-signoret/
      - Montgomery Clift:
      https://www.arte.tv/de/videos/100210-035-A/blow-up-worum-ging-s-bei-montgomery-clift/

      Bei wem aus der Liste würdet ihr noch den Fan-Button drücken und für herausragendes Talent Tribut zollen? :-)

      22
      • 8 .5
        MareikeHB 30.10.2022, 16:59 Geändert 30.10.2022, 18:07

        Nur noch bis zum 31.10.22 in der Arte-Mediathek: Das surreale Meisterwerk „Der Mann, der sich die Haare kurz schneiden ließ“ von André Delvaux!

        20
          • 5
            MareikeHB 30.10.2022, 13:15 Geändert 30.10.2022, 13:16

            „Jahr 2022 - die überleben wollen“ von Richard Fleischer ist eine interessante Dystopie, leider mit einigen Schwächen. Allein der Titel weckt großes Interesse. Wie hat man sich im Jahre 1973 das Jahr 2022 vorgestellt? Einige Prognosen sind zwar überspitzt, aber nah dran an der Realität, wie zum Beispiel die Erderwärmung, Überbevölkerung, die größer werdende Schere zwischen Arm und Reich und die Knappheit von Ressourcen. Anderes, dass hübsche junge Frauen nur als „Inventar“ und „Objekt“ einiger privilegierter Herren gesehen werden, entspringt wohl eher einer Herrenphantasie. Da fehlt einfach der kritische Blick oder eine ausgleichende interessante Frauenfigur.

            Die Kriminalgeschichte, es geht um die Aufklärung eines Mordes, ist relativ einfach gestrickt. Immerhin ist der überraschende Schluss hervorragend gelungen. Der hemdsärmelige Protagonist, verkörpert durch Charlton Heston, ist allerdings nicht besonders sympathisch gezeichnet. Daher fällt es schwer, mit ihm mitzufiebern.
            Das Haupthandicap dieses Streifens ist jedoch, dass er viel zu sehr vom Zeitgeist der 1970er Jahre geprägt ist. Dies wirkt für einen Science-Fiction-Film ungemein störend. Da hätte zumindest eine zeitlosere Ausstattung schon geholfen, wenn das Geld knapp war.
            Von überzeugenden Kulissen wie in seinen Filmen „20.000 Meilen unter dem Meer“ oder „Mandingo“ ist Fleischer hier jedenfalls meilenweit entfernt.

            25
            • MareikeHB 29.10.2022, 18:11 Geändert 30.10.2022, 22:49

              Danke für die Aktion, kidhan!

              Bester Film:

              Inland Empire (US/F/PL 2006)
              Dogtooth (GR 2009)
              No Country for Old Men (US 2007)
              Das Leben der Anderen (D 2006)
              Gran Torino (US 2008)
              8 Frauen (F 2002)
              Songs from the Second Floor (S 2000)
              In the Mood For Love (HK, China 2000)
              Oldboy (KR 2003)
              Vergiss mein nicht (CAN/US 2004)

              Bester Animationsfilm:

              Max und Mary (2009)
              Wall-E (2008)
              Chihiros Reise ins Zauberland

              Beste Serien:

              Stromberg
              Edel und Stark
              Boston Legal
              Mord mit Aussicht
              Psych

              Bester Hauptdarsteller:

              Daniel Day-Lewis - There Will Be Blood (2007)
              Mads Mikkelsen - Adams Äpfel (2005)
              James Spader - Secretary (2002)
              Daniel Brühl - Good Bye, Lenin (2003)
              Leonardo DiCaprio - Aviator (2004)

              Beste Hauptdarstellerin:

              Meryl Streep - Mamma Mia! (2008)
              Hellen Mirren - Die Queen (2006)
              Audrey Tautou - Die fabelhafte Welt der Amelie (2001)
              Uma Thurman - Kill Bill
              Alexandra Maria Lara - Der Untergang (2006)

              Beste Filmmusik:

              Tatsächlich … Liebe (2003)
              Fluch der Karibik (2003)
              Die Kinder des Monsieur Mathieu (2004)
              Mulholland Drive (2001)
              High Fidelity (2000)

              38
              • 8 .5
                MareikeHB 26.10.2022, 21:03 Geändert 26.10.2022, 23:34

                „A.I. - Künstliche Intelligenz“ von Steven Spielberg ist ein fesselnder und wendungsreicher Hard-Science-Fiction-Film. Es ist die Geschichte eines hochentwickelten Androiden, der darauf programmiert wurde als Kindersatz Gefühle bei Menschen auszulösen, denen er bis aufs Haar gleicht. Schließlich wünscht sich der kindliche Android, ähnlich wie Pinocchio, ein Mensch zu sein.

                Absolut glaubhaft werden die Probleme der Menschen mit dieser und anderen künstlichen Intelligenzen beleuchtet. Faszinierend ist, dass der Blickwinkel in dieser in drei Akten erzählten Geschichte immer wieder überraschend erweitert wird. Zuschauende werden unmittelbar ins Geschehen einbezogen, indem an die Gefühle appelliert wird. Der Mensch neigt instinktiv dazu, menschliche Roboter zu vermenschlichen und Empathie für derartige Maschinen zu entwickeln. Es ist schwer sich dem zu entziehen. Die Abhängigkeit von derartigen Instinkten kann und soll wohl auch ein mulmiges Gefühl bereiten.

                Der Film wirft nicht nur inhaltlich viele philosophische Fragen auf und bleibt durchweg spannend. Auch visuell weiß er mit hervorragenden Effekten zu überzeugen. Bei den Darstellern ragen Haley Joel Osment und Jude Law als Androide heraus. Spielberg hatte dieses Filmprojekt von Stanley Kubrick übernommen. Man spürt, dass sich zwei begnadete Filmemacher mit der Thematik befasst haben. Selten wurde das Thema Künstliche Intelligenz so umfassend und so konsequent filmisch zu Ende gedacht. Man hat das Gefühl, dass die Zukunft genauso aussehen könnte, wie in dem Film geschildert.

                32
                • 6 .5

                  Zwei wegweisende deutsche Wissenschaftler haben im 18. Jahrhundert eines gemeinsam: „Die Vermessung der Welt“. So heißt auch der Film von Detlef Buck nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann. Der eine, der Mathematiker Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz), aus ärmlichen Verhältnissen, vollzieht diese Vermessung im stillen Kämmerlein und den anderen, der Sohn eines Herzogs, Alexander von Humboldt (Albrecht Schuch), führt sein Entdeckerdrang in die weite Welt. Die völlig unterschiedlichen Biografien der beiden Zeitgenossen werden im stetigen Wechsel erzählt.

                  Visuell mit Raffinesse, aber inhaltlich etwas dünn, wird von dem Leben der beiden Genies berichtet. Schade, dass Buck dem Film manchmal eine Überdosis an albernen Humor verpasst hat. Die Szene, wie der Vater von Humboldt (Michael Maertens) mit seinen desolaten Zähnen das Gebiss eines präparierten, exotischen Tieres bewundert, ist aber schon sehr lustig. Vor allem Fitz und Maertens agieren leider etwas zu affektiert. Aber trotz dieser Schwächen erhält man doch einen soliden Einblick in das Lebenswerk der beiden historisch bedeutsamen Wissenschaftler.

                  28
                  • 8
                    MareikeHB 25.10.2022, 20:15 Geändert 25.10.2022, 20:18

                    „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ von Philipp Kaufman nach dem gleichnamigen Roman von Milan Kundera ist ein hervorragend inszeniertes, erotisches Beziehungsdrama, eingebettet in die Zeit der Unruhen des Prager Frühlings.

                    Die Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche und Lena Olin überzeugen auf ganzer Linie und zeigen einige nackte Haut. Weitere Hingucker sind die detailfreudige Ausstattung, die viel Ostblock-1960er-Jahre-Charme versprüht, und das ästhetische Szenenbild.

                    Die politische Situation mit dem Einmarsch der Russen in die damalige Tschechoslowakei und die Unterdrückung aufkommender Freiheitsgefühle wird sehr glaubhaft dargestellt. Unterfüttert wird der Konflikt mit Archivaufnahmen und stilistisch angepasste, ebenfalls in schwarzweiß inszenierte Szenen mit den Protagonisten. Mit diesen dokumentarisch anmutenden Schwarzweißszenen in dem ansonsten farbigen Film schafft Kaufman einen Realitätsbezug. Überdies deutet er mit den monochromen Farben Trauer und Verlust an.

                    Dieser ruhig erzählte Film mit seinen gelungenen Dialogen ist auf ganzer Linie ein sinnliches, aber auch nachdenklich stimmendes Vergnügen.

                    27
                    • 6 .5

                      Der Agentenfilm „Unser Mann aus Istanbul“ von Antonio Isasi-Isasmendi bietet leichte, nicht allzu ernst zu nehmende Unterhaltung.

                      Die etwas alberne Spionagegeschichte ist nicht der Rede wert, aus dem Auge, aus dem Sinn. Dafür bleiben schöne Aufnahmen aus Istanbul in Erinnerung und eine coole Prügelszene auf einem Minarett! Auch die internationale Besetzung bereitet viel Freude. Horst Buchholz als amerikanischer (!) Pseudo-James Bond ist ein attraktiver und souveräner Hauptdarsteller. In Nebenrollen darf man sich unter anderem an Klaus Kinski und Mario Adorf als Finsterlinge erfreuen. Alles ist hochwertig produziert und wird so serviert, dass es nett anzuschauen ist. In Sachen Originalität kann diese recht kurzweilige, europäische Koproduktion aber mit den Bond-Filmen aus der Zeit nicht mithalten.

                      26
                      • 8

                        „Corpus Christi“ von Jan Komasa ist ein eindringliches, handwerklich überzeugendes Gesellschaftsdrama, inspiriert von wahren Geschehnissen. Ein Ex-Häftling gibt sich in einer kleinen polnischen Gemeinde als katholischer Priester aus. Der charismatische Hochstapler wird dabei mit einigen traumatisierten Dorfbewohnern konfrontiert. Gut und Böse verwischen zunehmend, sind doch beide Elemente Teile der menschlichen Natur.

                        Das sehenswerte Drama ist unterhaltsam und spannend inszeniert. Allerdings ist der Anfang und das Ende ziemlich brutal. Hauptdarsteller Bartosz Bielenia trägt mühelos den Film, aber auch die Randfiguren werden glaubhaft dargestellt. Zurecht erhielt das Werk eine „Oscar“-Nominierung in der Kategorie „Bester internationaler Film“.

                        28
                        • 6 .5

                          „Sie leben!“ von John Carpenter ist ein recht einfallsreicher Alien-Action-Thriller mit zeitlosen Botschaften. Ein Arbeiter (Wrestling-Star: „Rowdy“ Roddy Piper) findet eine mysteriöse Sonnenbrille und erkennt, dass die Welt von Aliens besiedelt ist, die die Menschheit unterdrücken und die Erde gezielt ausbeuten. Mit einem Arbeitskollegen (Keith David) und anderen „Sehenden“ nimmt er schließlich den Kampf gegen die Übermacht auf.

                          Der Beginn ist ziemlich zäh und Muskelprotz Piper, mit flottem Nackenspoiler, erscheint nicht gerade als eine schauspielerische Leuchte. Interessant wird es erst, als der Protagonist die Sonnenbrille findet und die Außerirdischen sowie an vielen Stellen versteckte Botschaften entdeckt. Mit seinem Kollegen muss er sich erst eine halbe Ewigkeit schlagen, damit dieser die Welt ebenfalls durch die Sonnenbrille sieht. Aber die beiden können nicht nur prügeln, sondern, welch Überraschung, auch gut mit Schießeisen umgehen.

                          Die Ausbeutung der Erde ist nicht menschengemacht. Der Mensch ist nur eine Marionette eines totalitären Alienregimes. Letztlich versinnbildlichen die Eindringlinge die Probleme der Menschheit. Die Menschen sind, bis auf wenige Ausnahmen, blind, was den übergroßen ökologischen Fußabdruck betrifft. Außerdem zerfleischen sie sich lieber selber, als an einem Strang zu ziehen. Dies drückt der übertriebene Zweikampf zwischen den beiden Arbeitern gut aus.

                          Die Geschichte ist nicht frei von Logiklöchern, die Besetzung, bis auf Keith David, eher unterer Standard. Das Ende und die Ausleuchtung vieler Szenen sind aber gut gelungen, wie auch der wieder einmal gekonnte Synthesizer-Soundtrack John Carpenters.

                          26
                          • 8
                            MareikeHB 15.10.2022, 17:54 Geändert 15.10.2022, 18:40
                            über Kruso

                            „Kruso“ von Thomas Stuber nach dem gleichnamigen Roman von Lutz Seiler ist ein melancholischer Abgesang auf die DDR. Die Ostseeinsel Hiddensee ist ein Sammelbecken für Intellektuelle und Aussteiger. Viele suchen auch im Jahre 1989 noch einen Weg, die DDR über den Seeweg zu verlassen. Dabei landen viele Gestrandete in dem Hotel „Zum Klausner“, um dort als Saisonkräfte zu arbeiten. So auch der Protagonist, ein junger, regimekritischer Lehrer (Jonathan Berlin). Er trifft dort auf den Aussteiger Kruso (Albrecht Schuch), der sich schon seit längerer Zeit um die „Gestrandeten“ kümmert. Beide werden mit ihren persönlichen Traumata konfrontiert, die auf Maßnahmen des totalitären Staates zurückzuführen sind. Schließlich verlassen immer mehr Menschen die Insel, weil die Sommersaison zu Ende geht und auch weil sie nun über Ungarn in die Freiheit gelangen können.

                            Totalitäre Machtstrukturen, wie die militärische Strandüberwachung und Einflussnahmen der Staatssicherheit, werden gelungen auf den Punkt gebracht, genau wie der Geist der Freiheit durch Freikörperkultur, Lagerfeuergelage am Strand, Westradio und verbotene Bücher, die unter der Hand weitergereicht werden. Die Inszenierung, die Kamera und das Schauspiel der Beteiligten sind top. Dabei fügen sich die Creme- und Pastellfarben der Kleidung und Ausstattung bestens in die Landschaft ein.

                            Der Name Kruso erinnert nicht von ungefähr an die literarische Figur Robinson Crusoe. Beide sind entweder physisch oder im Falle von Kruso geistig auf der Insel gefangen. Sie sind einsam und isoliert, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Frappierend sind die Auswirkungen, wenn viele Menschen einen Ort plötzlich verlassen. Die Probleme, die durch die Lücken in der Infrastruktur entstehen, werden hier geschickt aufgezeigt. An vielen Orten der Welt, aber auch in Deutschland auf dem Land, ist genau dies heute noch ein Thema.

                            21
                            • 8
                              über Solino

                              „Solino“ von Fatih Akin ist ein unterhaltsames Gastarbeiter-/Familiendrama und zugleich eine wunderbare Hommage an die große Zeit des italienischen Kinos in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

                              Eine italienische Familie mit zwei Söhnen aus dem fiktiven, malerischen Ort Solino findet Anfang der 1960er Jahre ihren Weg ins graue Duisburg, um dort eines der ersten italienischen Restaurants zu eröffnen. Das Familienleben mit seinen Höhen und Tiefen wird über mehrere Jahrzehnte verfolgt. Im Vordergrund stehen zwei ungleiche, immer wieder konkurrierende Brüder (Moritz Bleibtreu und Barnaby Metschurat). Letztlich geht es um Integration in der neuen Heimat, Entfremdungen innerhalb der Familie und die oftmals schwierige Verwirklichung von Lebensträumen: Ein Sohn möchte Filmemacher werden. Echtes Drama und leise Komik befinden sich dabei in einem ausgewogenen Verhältnis.

                              Der Blick auf die italienische Familie ist ein warmherziger, aber auch authentischer, gerade weil verhaltensbasierte Probleme glaubhaft thematisiert werden. Die Eigenschaften der Eltern (Gigi Savoia und Antonella Attili) sind klischeehaft: Die dominante Mutter, der Macho-Vater und die ausgeprägte Gestik der Eltern. Damit soll jedoch letztlich zum Ausdruck gebracht werden, dass sie als Einwanderer noch sehr in ihrer Kultur verwachsen sind. Die nächste Generation, die beiden Brüder erfüllen dahingegen keinerlei kultureller Klischees, sind gleichermaßen glaubhaft als Italiener oder Deutsche. Das Schauspiel der Beteiligten überzeugt und das Lebensgefühl der 1960er und 1970er Jahre wird sehr treffend und mit viel Liebe zum Detail aufgezeigt.

                              Es gibt in der Darstellung von Armut leichte Bezüge zum Neorealismus und, soweit es um das Thema Film geht, auch zum Surrealismus. Eine explizite Prügelszene könnte auf einen Giallo anspielen. Alle drei filmischen Stilmittel bzw. Genres wurden im Wesentlichen durch das wegweisende italienische Kino in den 1950er bis 1970er Jahren geprägt. Akin gelingt es vortrefflich, eindrucksvolle visuelle und unterschiedliche erzählerische Stilmittel in einer fesselnden, unvorhersehbaren Narrative zu vereinen.

                              27
                              • 7 .5

                                Das Stummfilmmeisterwerk „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ von F.W. Murnau ist die Urmutter aller Horrorfilme. Die an Bram Stokers „Dracula“ angelehnte Vampirgeschichte versprüht mit den hervorragenden, expressionistisch angehauchten Bildern eine klassische Gruselstimmung, wenn auch aus heutiger Sicht echte Schreckmomente ausbleiben. Max Schreck (ein wirklich passender Name!) verkörpert den Nosferatu sehr überzeugend und wird von einer hervorragenden Maske unterstützt.

                                Im Vergleich zu anderen Stummfilmen ist dieses ikonische, immerhin schon 100 Jahre alte Werk, recht gut gealtert. Einige Titeleinblendungen in der damals noch vorherrschenden Sütterlinschrift wurden glücklicherweise untertitelt.

                                Von allen neueren Vampirfilmen kommt Werner Herzogs „Nosferatu - Phantom der Nacht“ mit Klaus Kinski diesem Film inhaltlich wohl am nächsten, da er als Hommage gedacht war. Herzog übernahm sogar viele inhaltliche Abweichungen von der Romanvorlage. Mittlerweile existieren unterschiedliche Schnittvarianten und auch Vertonungen dieses Films. Gesehen habe ich die anlässlich des hundertjährigen Jubiläums bei Arte ausgestrahlte Version.

                                26
                                • 7 .5
                                  MareikeHB 01.10.2022, 17:52 Geändert 01.10.2022, 18:03

                                  „Eine Perle Ewigkeit“ von Claudia Llosa ist ein etwas eigenartiges, aber kunstvolles Drama über eine traumatisierte, junge, indigene Frau in Lima, Peru. Mit dem Tod ihrer Mutter muss die junge Frau lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.

                                  Gezeigt wird das prekäre Leben und die Kultur der indigenen Menschen am Stadtrand Limas mit all den Schatten und kleinen Lichtblicken. Höhepunkte für diese Menschen sind z.B. das unbeschwerte Plantschen der Kinder in einem Erdloch und eine Hochzeitsfeier, bei der das völlig überkandidelte Brautkleid geeignet ist, den Brautvater in den Ruin zu treiben.

                                  In dem Leben der jungen Frau konzentrieren sich diverse gesellschaftliche Probleme, als ob sie diese wie ein Schwamm aufsaugt. Es geht um abstrusen Aberglauben, fehlende Bildung und sexuelle Gewalt an Frauen. Zu Beginn wird deutlich, dass sie das Kind einer Vergewaltigung ist. Zur Bewältigung dieser traumatischen Gewalterfahrungen ihrer Mutter, singt sie, wie schon ihre Mutter, immer wieder auf poetische Weise von dem Leid der Frauen und hält sich von Männern weitestgehend fern.

                                  Der gesellschaftskritische Ansatz dieses Films zeigt sich zudem auch etwas plakativ darin, dass eine wohlhabende, hellhäutige Pianistin die junge Frau ausnutzt. Die Narrative bleibt allerdings insgesamt ein wenig verklausuliert, diffus und sprunghaft. Wirklich beeindruckend sind die Bilder und die immer wieder einfallsreichen Einstellungen. Das eigenwillige Drama mit einem Schuss schwarzen Humor gewann auf der Berlinale den Goldenen Bären.

                                  18
                                  • 8
                                    MareikeHB 28.09.2022, 23:21 Geändert 28.09.2022, 23:39

                                    „Freischwimmer“ von Andreas Kleinert ist ein verrückter Genremix aus Krimi, Groteske, Coming of Age-, Heimat- und Horrorfilm. Ein Schüler isst einen vergifteten „Liebesknochen“ und stirbt. Hat vielleicht ein 15-jähriger Außenseiter (Frederick Lau), der immer wieder Mobbingopfer des Getöteten war, etwas mit dem Todesfall zu tun?

                                    Die Kamera und das Szenenbild stechen hervor. Vor allem das überaus stylische und originell eingerichtete Haus im Wald, bewohnt von einem ungewöhnlichen Lehrer (August Diehl), bildet eine eindrucksvolle Kulisse. Auch die Regie beweist immer wieder Einfallsreichtum und die Besetzung ist überaus stimmig, u.a. Devid Striesow in einer unsympathischen Rolle.

                                    Letztlich ist die Story abstrus, rätselhaft und wendungsreich. Sie entwickelt sich zum Ende immer mehr in die Richtung eines Horrorfilms. Vieles erscheint surreal, wie im (Alp)-Traum. Wer offen für ausgefallene Produktionen abseits des Mainstreams ist, könnte Gefallen an diesem unterhaltsamen, aber auch herausfordernden Werk finden.

                                    23
                                    • 9

                                      Nur noch bis zum 27.09.2022 in der Arte-Mediathek!
                                      Der mehrfach preisgekrönte Beziehungsfilm „In the Mood for Love“ von Kar-Wai Wong ist eine ästhetisch anspruchsvolle Genreperle. Es geht um die behutsame Annäherung zweier Nachbarn und einsamer Seelen im Hong Kong der 1960er Jahre. Diese werden optimal verkörpert von Tony Chiu-Wai Leung und Maggie Cheung.

                                      Die farblich perfekt gestylten Bildkompositionen, das nuancierte Agieren der beiden attraktiven Hauptdarsteller, aber auch aller Nebenfiguren, das äußerst subtil dargebotene Beziehungsgeflecht, machen diese außergewöhnliche, ruhig erzählte Liebesgeschichte zu einem kunstvollen Erlebnis. Unterstützt wird dies durch einen stimmungsvollen, international geprägten Soundtrack.

                                      Zugleich ist der Film eine wunderbare Hommage an das Filmkunstwerk „Liebe 1962“ von Michelangelo Antonioni. Gerade die Idee des verklausulierten Endes mit seinen scheinbar zusammenhangslosen, von dem Paar und der Geschichte losgelösten Aufnahmen, findet sich in beiden Filmen. Die dokumentarisch anmutenden, rätselhaften letzten Einstellungen ergeben inhaltlich durchaus einen Sinn, da sie das Innenleben der Protagonisten widerspiegeln.

                                      24
                                      • 6 .5
                                        über Goethe!

                                        „Goethe in Love“ hätte man den Film „Goethe!“ von Philipp Stölzl in Anlehnung an den britischen Film „Shakespeare in Love“ auch nennen können. Gezeigt wird eine dichterisch frei erzählte Liebesgeschichte Goethes mit einigen Irrungen und Wirrungen. Sie wird mit einem guten Schuss Romantik sowie Sturm und Drang serviert.
                                        Zudem arbeitet der junge Goethe als Jurist ehe er mit seinen Gedichten und „Den Leiden des jungen Werther“ schließlich den Durchbruch als Dichter schafft.

                                        Alexander Fehling mimt Goethe mit viel Elan, athletischer Dynamik und Spielfreude. Sein Gegenspieler in Sachen Liebe ist sein Chef, verkörpert von einem herrlich stocksteifen Moritz Bleibtreu. Auch Miriam Stein überzeugt als junge Frau, die den Männern den Kopf verdreht. Das Szenenbild ist erstklassig und lässt einen gut in die deutsche Vergangenheit abtauchen. Inhaltlich bewegt sich alles gekonnt in seichteren Gewässern. Die Geschichte plätschert angenehm vor sich hin und bietet guten Unterhaltungswert. Wer bei dem Namen Goethe allerdings Tiefgründiges erwartet oder gar Arthouse-Kino, kann nur bitterlich enttäuscht werden. Schön ist bei diesem solide inszenierten Spektakel, dass es inhaltlich immer wieder Anlehnungen und Anspielungen auf „Die Leiden des jungen Werther“ gibt.

                                        Zu Goethe fällt mir noch der Spruch ein: „Egal wie dicht Du bis - Goethe war Dichter!“

                                        17
                                        • 7

                                          „Der Solist“ von Joe Wright ist ein bewegendes Musikerdrama, das auf wahren Tatsachen beruht. Ein Journalist (Robert Downey Jr.) wird auf der Suche nach einer guten Story auf einen musikalisch hochbegabten Obdachlosen (Jamie Foxx) aufmerksam und möchte ihm zu einem besseren Leben verhelfen. Dies ist allerdings nicht einfach, da der Musiker an Schizophrenie erkrankt ist und in seiner eigenen Welt lebt.

                                          Glücklicherweise werden sämtliche Kitsch-Fallen gekonnt umschifft. Was bleibt, ist ein durch gelegentliche humoristische Einlagen aufgelockertes, eindrucksvolles Drama, das einen Einblick in die Schizophrenie-Erkrankung bietet und auf die Situation der 90.000 Obdachlosen in Los Angeles (so heißt es im Abspann) aufmerksam macht. Frappierend ist, wie viele psychisch erkrankte Menschen ohne Wohnsitz auf engstem Raum zusammenleben, sich weitestgehend selbst überlassen sind und minimal medizinisch versorgt werden.

                                          Ein großes Lob verdienen sämtliche darstellerische Leistungen, allen voran die des Jamie Foxx. Foxx hat für den Film eigens Cello-Unterricht genommen. Aber auch die Kamera, mit den extra langen Fahrten, weiß zu überzeugen. Auf wirklich dramatische Höhepunkte wird jedoch verzichtet, sodass Spannungsmomente fehlen. Auch erscheinen manche komische Momente etwas konstruiert. Wie viele andere, vergleichbare Hollywood-Produktionen ist dieses Drama etwas zu gefällig inszeniert. Die Zuschauenden müssen ihre Wohlfühlzone niemals wirklich verlassen. Andererseits werden ihnen auf diese Weise überhaupt erst einmal, wenn auch recht oberflächlich, „schwierige“ Themen wie Schizophrenie und Obdachlosigkeit zugänglich gemacht. Die (klassische) Musik spielt in diesem Film allerdings eher eine Nebenrolle.

                                          23
                                          • MareikeHB 19.09.2022, 23:43 Geändert 21.09.2022, 23:03

                                            Schöne Idee, kidhan! Bei guten Komödien muss ich immer einmal wieder vor Lachen heulen. Aber darum geht es hier ja nicht. Diese Filme, die mir spontan einfallen, finde ich sehr bewegend:

                                            West Side Story (1961)
                                            Winnetou III
                                            Titanic
                                            Ein Schweinchen namens Babe
                                            Schindlers Liste
                                            König der Fischer
                                            Ein heller Stern am Himmel
                                            Frühstück bei Tiffany‘s
                                            Club der toten Dichter
                                            Mr. Hollands Opus
                                            Iwans Kindheit
                                            Les Misérables

                                            Hab sicherlich gerade viele Filme vergessen. 😢

                                            18
                                            • 8 .5
                                              MareikeHB 18.09.2022, 15:00 Geändert 18.09.2022, 22:05

                                              Bitte ignoriert die von der IMDB und anderen Plattformen erheblich abweichende Durchschnittsbewertung hier.

                                              „Die besten Jahre unseres Lebens“ von William Wyler ist ein großer Klassiker des alten Hollywoodkinos und ein beeindruckendes Nachkriegsdrama mit einem optimistischen Grundton.

                                              Im Fokus stehen drei Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrer alten Heimat in den USA wieder Fuß fassen möchten. Alle drei haben körperliche oder seelische Wunden aus dem Krieg mitgebracht: Der eine hat ein Alkoholproblem, ein weiterer hat nächtliche Alpträume und steht beruflich vor dem Nichts, weil er keine Berufsausbildung vor dem Krieg abgeschlossen hat. Der Dritte hat seine beiden Hände verloren und mit Selbstzweifeln zu kämpfen.

                                              Heute hätte man wohl ein weitestgehend pessimistisches Drama aus der Geschichte gestrickt. Damals, angesichts der äußerst lebensnahen Probleme, versuchte man Lösungen aufzuzeigen und einen gewissen Optimismus zu versprühen, da die Wunden aus dem vergangenen Krieg noch zu tief saßen. Zudem darf man nicht vergessen, dass damals eine weiterer Krieg, diesmal mit der Sowjetunion, immer im Bereich des Möglichen war, wie auch aus einer Zeitungsschlagzeile im Film abzulesen ist. Daher durfte die Geschichte nicht zu destruktiv sein. Gelegentliche humoristische Einlagen lockern das Drama dementsprechend immer wieder auf.
                                              Man muss diesen fesselnden Film, der die Kriegstraumata der drei Soldaten sicherlich nicht mit all ihren Schrecken, aber dennoch lebensnah zeigt, letztlich als Zeitdokument sehen.

                                              Die wichtigen, universellen Botschaften dieses Filmes sind: Zusammenhalt in der Familie, nicht aufzugeben, die Kraft der Liebe, das Einstehen für freiheitliche Werte und wo ein Wille ist, ist Erfolg.
                                              Gerade in Krisenzeiten, darf man sich gerne an derartige Werte erinnern, vor allem, wenn sie derartig fesselnd und ohne übertriebenen Pathos dargeboten werden. Schön ist, dass die Frauen hier selbstbestimmt und zupackend dargestellt werden.

                                              Die einfühlsame Inszenierung Wylers, die grandiosen schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Frederic March und Myrna Loy, machen diesen Film zu einem zeitlosen Erlebnis. Neben zahlreichen Filmpreisen durften sich die Beteiligten über insgesamt sieben „Oscars“ freuen.

                                              27
                                              • 8 .5
                                                MareikeHB 13.09.2022, 17:58 Geändert 20.09.2022, 12:49

                                                „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ ist ein leicht satirischer Neo-Noir-Film von Robert Altman, der glänzend auf anspruchsvolle Weise unterhält. Inspiriert wurde er von Raimond Chandlers Kriminalgeschichten rund um den Privatdetektiv Philipp Marlowe.

                                                Der Detektiv Marlowe (Elliot Gould), ein kettenrauchender, zynischer Katzenliebhaber, sucht einen dubiosen Freund, der verschwunden ist. Die Kriminalgeschichte tritt aber letztlich eher in den Hintergrund. Vielmehr wird Marlowe immer wieder mit skurrilen Personen konfrontiert, die mehr oder weniger den Zeitgeist der 1970er reflektieren: einer Frauenkommune in der Nachbarschaft, die halbnackt ein merkwürdiges Yoga praktiziert, einem alkoholkranken Schriftsteller (Sterling Hayden) und seinem Psychiater (Henry Gibson), brutalen Gangstern, die kein Problem damit haben, sich einfach einmal so zu entkleiden. Unter diesen Verbrechern sieht man übrigens einen besonders durchtrainierten Statisten - keinen geringeren als den noch sehr jungen Arnold Schwarzenegger mit flottem Schnauzbart!

                                                Aber es gibt auch immer wieder Anspielungen auf das Goldene Zeitalter Hollywoods, die Zeit der Noir-Filme: Ein Pförtner imitiert legendäre Filmschauspieler aus der Ära: Cary Grant, James Stewart und den damals erfolgreichsten Charakterdarsteller Hollywoods Walter Brennan. Zudem bezeichnet Marlowe zweimal scherzhaft einen 5.000 Dollarschein als ein Bild von James Mason. Zu sehen ist auf dem Schein der U.S.-amerikanische Präsident James Madison. Zum äußerst zynischen Ende des Film sieht man tänzerische Luftsprünge, die an die alten Hollywood-Musicals erinnern. Der Song zum Abspann ist dementsprechend der Klassiker „Hurray for Hollywood“.

                                                Robert Altmans stimmungsvolle Inszenierung ist tadellos, die Darsteller und Darstellerinnen sind erstklassig. Auch die Dialoge sind immer wieder ein Quell der Freude. Den lässigen Soundtrack steuert John Williams bei. Diesmal handelt es sich nicht um ein für Williams so typisches symphonisches Werk, sondern um Variationen seines Songs „The Long Goodbye“, die von dem Dave Grusin Trio eingespielt wurden. Dave Grusin war übrigens auch ein erfolgreicher Filmkomponist mit dem Schwerpunkt Jazzmusik.

                                                26
                                                • 7

                                                  08.09.2022: Queen Elisabeth II ist tot! Eine außergewöhnlich lange Ära geht zu Ende. Der Spielfilm „The Queen“ von Stephen Frears liefert einen recht authentischen Einblick in ihr Leben.

                                                  Helen Mirren verkörpert Queen Elisabeth II mit viel Würde, Geschick und sogar optischer Ähnlichkeit. Zurecht erhielt sie für die Rolle einen „Oscar“.

                                                  Möge die Königin Großbritanniens in Frieden ruhen!

                                                  23
                                                  • 8
                                                    MareikeHB 08.09.2022, 19:28 Geändert 27.09.2022, 13:30
                                                    über Roma

                                                    Das groteske Werbebild mit der Frau und ihren vielen Busen zu „Roma“ von Federico Fellini ist irreführend, da eine derartig entstellte Frau in dem Film nicht vorkommt, erinnert aber von der Pose her an die Wölfin, die die Gründer der Stadt Roms, Romulus und Remus, der Legende nach aufzog. „Roma“ ist eine biografisch gefärbte Hommage an die „Ewige Stadt“ Rom. In satirisch überzeichneten Episoden schildert Fellini das Stadtleben Roms in seiner Jugend während des Faschismus und in der Gegenwart der 1970er Jahre.

                                                    Wie in einem grotesken Mockumentary setzt sich Fellini mit den Themen geselliges Miteinander, Boulevard-Theater-Kultur, Sexualität, Straßenverkehr, Archäologie, Adel und Kirche auseinander. Dies geschieht äußerst kreativ, witzig und gelegentlich auch provokativ die Geschmacksgrenzen austestend. Beiläufig bekommen die Zuschauenden noch die Hauptsehenswürdigkeiten serviert.

                                                    Begleitet werden die Episoden gelegentlich von der Stimme Fellinis aus dem Off. Immer wieder sieht man auch Fellinis alter ego in der Jugendzeit, einen jungen, gut aussehenden Mann (Peter Gonzales Falcon) und auch ihn selber in der Jetztzeit. Manchmal ziehen sich die zusammenhanglosen Erzählabschnitte allerdings etwas in die Länge. Für die Filmmusik ist der große italienische Filmkomponist Nino Rota verantwortlich.

                                                    „Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt als Rom, um den Untergang der Welt durch Überbevölkerung und Umweltverschmutzung zu erleben“, konstatierte Fellini in seinem Film sinngemäß im Jahre 1972!

                                                    21