MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
Das Stummfilmmeisterwerk „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ von F.W. Murnau ist die Urmutter aller Horrorfilme. Die an Bram Stokers „Dracula“ angelehnte Vampirgeschichte versprüht mit den hervorragenden, expressionistisch angehauchten Bildern eine klassische Gruselstimmung, wenn auch aus heutiger Sicht echte Schreckmomente ausbleiben. Max Schreck (ein wirklich passender Name!) verkörpert den Nosferatu sehr überzeugend und wird von einer hervorragenden Maske unterstützt.
Im Vergleich zu anderen Stummfilmen ist dieses ikonische, immerhin schon 100 Jahre alte Werk, recht gut gealtert. Einige Titeleinblendungen in der damals noch vorherrschenden Sütterlinschrift wurden glücklicherweise untertitelt.
Von allen neueren Vampirfilmen kommt Werner Herzogs „Nosferatu - Phantom der Nacht“ mit Klaus Kinski diesem Film inhaltlich wohl am nächsten, da er als Hommage gedacht war. Herzog übernahm sogar viele inhaltliche Abweichungen von der Romanvorlage. Mittlerweile existieren unterschiedliche Schnittvarianten und auch Vertonungen dieses Films. Gesehen habe ich die anlässlich des hundertjährigen Jubiläums bei Arte ausgestrahlte Version.
„Eine Perle Ewigkeit“ von Claudia Llosa ist ein etwas eigenartiges, aber kunstvolles Drama über eine traumatisierte, junge, indigene Frau in Lima, Peru. Mit dem Tod ihrer Mutter muss die junge Frau lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.
Gezeigt wird das prekäre Leben und die Kultur der indigenen Menschen am Stadtrand Limas mit all den Schatten und kleinen Lichtblicken. Höhepunkte für diese Menschen sind z.B. das unbeschwerte Plantschen der Kinder in einem Erdloch und eine Hochzeitsfeier, bei der das völlig überkandidelte Brautkleid geeignet ist, den Brautvater in den Ruin zu treiben.
In dem Leben der jungen Frau konzentrieren sich diverse gesellschaftliche Probleme, als ob sie diese wie ein Schwamm aufsaugt. Es geht um abstrusen Aberglauben, fehlende Bildung und sexuelle Gewalt an Frauen. Zu Beginn wird deutlich, dass sie das Kind einer Vergewaltigung ist. Zur Bewältigung dieser traumatischen Gewalterfahrungen ihrer Mutter, singt sie, wie schon ihre Mutter, immer wieder auf poetische Weise von dem Leid der Frauen und hält sich von Männern weitestgehend fern.
Der gesellschaftskritische Ansatz dieses Films zeigt sich zudem auch etwas plakativ darin, dass eine wohlhabende, hellhäutige Pianistin die junge Frau ausnutzt. Die Narrative bleibt allerdings insgesamt ein wenig verklausuliert, diffus und sprunghaft. Wirklich beeindruckend sind die Bilder und die immer wieder einfallsreichen Einstellungen. Das eigenwillige Drama mit einem Schuss schwarzen Humor gewann auf der Berlinale den Goldenen Bären.
„Freischwimmer“ von Andreas Kleinert ist ein verrückter Genremix aus Krimi, Groteske, Coming of Age-, Heimat- und Horrorfilm. Ein Schüler isst einen vergifteten „Liebesknochen“ und stirbt. Hat vielleicht ein 15-jähriger Außenseiter (Frederick Lau), der immer wieder Mobbingopfer des Getöteten war, etwas mit dem Todesfall zu tun?
Die Kamera und das Szenenbild stechen hervor. Vor allem das überaus stylische und originell eingerichtete Haus im Wald, bewohnt von einem ungewöhnlichen Lehrer (August Diehl), bildet eine eindrucksvolle Kulisse. Auch die Regie beweist immer wieder Einfallsreichtum und die Besetzung ist überaus stimmig, u.a. Devid Striesow in einer unsympathischen Rolle.
Letztlich ist die Story abstrus, rätselhaft und wendungsreich. Sie entwickelt sich zum Ende immer mehr in die Richtung eines Horrorfilms. Vieles erscheint surreal, wie im (Alp)-Traum. Wer offen für ausgefallene Produktionen abseits des Mainstreams ist, könnte Gefallen an diesem unterhaltsamen, aber auch herausfordernden Werk finden.
Nur noch bis zum 27.09.2022 in der Arte-Mediathek!
Der mehrfach preisgekrönte Beziehungsfilm „In the Mood for Love“ von Kar-Wai Wong ist eine ästhetisch anspruchsvolle Genreperle. Es geht um die behutsame Annäherung zweier Nachbarn und einsamer Seelen im Hong Kong der 1960er Jahre. Diese werden optimal verkörpert von Tony Chiu-Wai Leung und Maggie Cheung.
Die farblich perfekt gestylten Bildkompositionen, das nuancierte Agieren der beiden attraktiven Hauptdarsteller, aber auch aller Nebenfiguren, das äußerst subtil dargebotene Beziehungsgeflecht, machen diese außergewöhnliche, ruhig erzählte Liebesgeschichte zu einem kunstvollen Erlebnis. Unterstützt wird dies durch einen stimmungsvollen, international geprägten Soundtrack.
Zugleich ist der Film eine wunderbare Hommage an das Filmkunstwerk „Liebe 1962“ von Michelangelo Antonioni. Gerade die Idee des verklausulierten Endes mit seinen scheinbar zusammenhangslosen, von dem Paar und der Geschichte losgelösten Aufnahmen, findet sich in beiden Filmen. Die dokumentarisch anmutenden, rätselhaften letzten Einstellungen ergeben inhaltlich durchaus einen Sinn, da sie das Innenleben der Protagonisten widerspiegeln.
„Goethe in Love“ hätte man den Film „Goethe!“ von Philipp Stölzl in Anlehnung an den britischen Film „Shakespeare in Love“ auch nennen können. Gezeigt wird eine dichterisch frei erzählte Liebesgeschichte Goethes mit einigen Irrungen und Wirrungen. Sie wird mit einem guten Schuss Romantik sowie Sturm und Drang serviert.
Zudem arbeitet der junge Goethe als Jurist ehe er mit seinen Gedichten und „Den Leiden des jungen Werther“ schließlich den Durchbruch als Dichter schafft.
Alexander Fehling mimt Goethe mit viel Elan, athletischer Dynamik und Spielfreude. Sein Gegenspieler in Sachen Liebe ist sein Chef, verkörpert von einem herrlich stocksteifen Moritz Bleibtreu. Auch Miriam Stein überzeugt als junge Frau, die den Männern den Kopf verdreht. Das Szenenbild ist erstklassig und lässt einen gut in die deutsche Vergangenheit abtauchen. Inhaltlich bewegt sich alles gekonnt in seichteren Gewässern. Die Geschichte plätschert angenehm vor sich hin und bietet guten Unterhaltungswert. Wer bei dem Namen Goethe allerdings Tiefgründiges erwartet oder gar Arthouse-Kino, kann nur bitterlich enttäuscht werden. Schön ist bei diesem solide inszenierten Spektakel, dass es inhaltlich immer wieder Anlehnungen und Anspielungen auf „Die Leiden des jungen Werther“ gibt.
Zu Goethe fällt mir noch der Spruch ein: „Egal wie dicht Du bis - Goethe war Dichter!“
„Der Solist“ von Joe Wright ist ein bewegendes Musikerdrama, das auf wahren Tatsachen beruht. Ein Journalist (Robert Downey Jr.) wird auf der Suche nach einer guten Story auf einen musikalisch hochbegabten Obdachlosen (Jamie Foxx) aufmerksam und möchte ihm zu einem besseren Leben verhelfen. Dies ist allerdings nicht einfach, da der Musiker an Schizophrenie erkrankt ist und in seiner eigenen Welt lebt.
Glücklicherweise werden sämtliche Kitsch-Fallen gekonnt umschifft. Was bleibt, ist ein durch gelegentliche humoristische Einlagen aufgelockertes, eindrucksvolles Drama, das einen Einblick in die Schizophrenie-Erkrankung bietet und auf die Situation der 90.000 Obdachlosen in Los Angeles (so heißt es im Abspann) aufmerksam macht. Frappierend ist, wie viele psychisch erkrankte Menschen ohne Wohnsitz auf engstem Raum zusammenleben, sich weitestgehend selbst überlassen sind und minimal medizinisch versorgt werden.
Ein großes Lob verdienen sämtliche darstellerische Leistungen, allen voran die des Jamie Foxx. Foxx hat für den Film eigens Cello-Unterricht genommen. Aber auch die Kamera, mit den extra langen Fahrten, weiß zu überzeugen. Auf wirklich dramatische Höhepunkte wird jedoch verzichtet, sodass Spannungsmomente fehlen. Auch erscheinen manche komische Momente etwas konstruiert. Wie viele andere, vergleichbare Hollywood-Produktionen ist dieses Drama etwas zu gefällig inszeniert. Die Zuschauenden müssen ihre Wohlfühlzone niemals wirklich verlassen. Andererseits werden ihnen auf diese Weise überhaupt erst einmal, wenn auch recht oberflächlich, „schwierige“ Themen wie Schizophrenie und Obdachlosigkeit zugänglich gemacht. Die (klassische) Musik spielt in diesem Film allerdings eher eine Nebenrolle.
Schöne Idee, kidhan! Bei guten Komödien muss ich immer einmal wieder vor Lachen heulen. Aber darum geht es hier ja nicht. Diese Filme, die mir spontan einfallen, finde ich sehr bewegend:
West Side Story (1961)
Winnetou III
Titanic
Ein Schweinchen namens Babe
Schindlers Liste
König der Fischer
Ein heller Stern am Himmel
Frühstück bei Tiffany‘s
Club der toten Dichter
Mr. Hollands Opus
Iwans Kindheit
Les Misérables
Hab sicherlich gerade viele Filme vergessen. 😢
Bitte ignoriert die von der IMDB und anderen Plattformen erheblich abweichende Durchschnittsbewertung hier.
„Die besten Jahre unseres Lebens“ von William Wyler ist ein großer Klassiker des alten Hollywoodkinos und ein beeindruckendes Nachkriegsdrama mit einem optimistischen Grundton.
Im Fokus stehen drei Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrer alten Heimat in den USA wieder Fuß fassen möchten. Alle drei haben körperliche oder seelische Wunden aus dem Krieg mitgebracht: Der eine hat ein Alkoholproblem, ein weiterer hat nächtliche Alpträume und steht beruflich vor dem Nichts, weil er keine Berufsausbildung vor dem Krieg abgeschlossen hat. Der Dritte hat seine beiden Hände verloren und mit Selbstzweifeln zu kämpfen.
Heute hätte man wohl ein weitestgehend pessimistisches Drama aus der Geschichte gestrickt. Damals, angesichts der äußerst lebensnahen Probleme, versuchte man Lösungen aufzuzeigen und einen gewissen Optimismus zu versprühen, da die Wunden aus dem vergangenen Krieg noch zu tief saßen. Zudem darf man nicht vergessen, dass damals eine weiterer Krieg, diesmal mit der Sowjetunion, immer im Bereich des Möglichen war, wie auch aus einer Zeitungsschlagzeile im Film abzulesen ist. Daher durfte die Geschichte nicht zu destruktiv sein. Gelegentliche humoristische Einlagen lockern das Drama dementsprechend immer wieder auf.
Man muss diesen fesselnden Film, der die Kriegstraumata der drei Soldaten sicherlich nicht mit all ihren Schrecken, aber dennoch lebensnah zeigt, letztlich als Zeitdokument sehen.
Die wichtigen, universellen Botschaften dieses Filmes sind: Zusammenhalt in der Familie, nicht aufzugeben, die Kraft der Liebe, das Einstehen für freiheitliche Werte und wo ein Wille ist, ist Erfolg.
Gerade in Krisenzeiten, darf man sich gerne an derartige Werte erinnern, vor allem, wenn sie derartig fesselnd und ohne übertriebenen Pathos dargeboten werden. Schön ist, dass die Frauen hier selbstbestimmt und zupackend dargestellt werden.
Die einfühlsame Inszenierung Wylers, die grandiosen schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Frederic March und Myrna Loy, machen diesen Film zu einem zeitlosen Erlebnis. Neben zahlreichen Filmpreisen durften sich die Beteiligten über insgesamt sieben „Oscars“ freuen.
„Der Tod kennt keine Wiederkehr“ ist ein leicht satirischer Neo-Noir-Film von Robert Altman, der glänzend auf anspruchsvolle Weise unterhält. Inspiriert wurde er von Raimond Chandlers Kriminalgeschichten rund um den Privatdetektiv Philipp Marlowe.
Der Detektiv Marlowe (Elliot Gould), ein kettenrauchender, zynischer Katzenliebhaber, sucht einen dubiosen Freund, der verschwunden ist. Die Kriminalgeschichte tritt aber letztlich eher in den Hintergrund. Vielmehr wird Marlowe immer wieder mit skurrilen Personen konfrontiert, die mehr oder weniger den Zeitgeist der 1970er reflektieren: einer Frauenkommune in der Nachbarschaft, die halbnackt ein merkwürdiges Yoga praktiziert, einem alkoholkranken Schriftsteller (Sterling Hayden) und seinem Psychiater (Henry Gibson), brutalen Gangstern, die kein Problem damit haben, sich einfach einmal so zu entkleiden. Unter diesen Verbrechern sieht man übrigens einen besonders durchtrainierten Statisten - keinen geringeren als den noch sehr jungen Arnold Schwarzenegger mit flottem Schnauzbart!
Aber es gibt auch immer wieder Anspielungen auf das Goldene Zeitalter Hollywoods, die Zeit der Noir-Filme: Ein Pförtner imitiert legendäre Filmschauspieler aus der Ära: Cary Grant, James Stewart und den damals erfolgreichsten Charakterdarsteller Hollywoods Walter Brennan. Zudem bezeichnet Marlowe zweimal scherzhaft einen 5.000 Dollarschein als ein Bild von James Mason. Zu sehen ist auf dem Schein der U.S.-amerikanische Präsident James Madison. Zum äußerst zynischen Ende des Film sieht man tänzerische Luftsprünge, die an die alten Hollywood-Musicals erinnern. Der Song zum Abspann ist dementsprechend der Klassiker „Hurray for Hollywood“.
Robert Altmans stimmungsvolle Inszenierung ist tadellos, die Darsteller und Darstellerinnen sind erstklassig. Auch die Dialoge sind immer wieder ein Quell der Freude. Den lässigen Soundtrack steuert John Williams bei. Diesmal handelt es sich nicht um ein für Williams so typisches symphonisches Werk, sondern um Variationen seines Songs „The Long Goodbye“, die von dem Dave Grusin Trio eingespielt wurden. Dave Grusin war übrigens auch ein erfolgreicher Filmkomponist mit dem Schwerpunkt Jazzmusik.
08.09.2022: Queen Elisabeth II ist tot! Eine außergewöhnlich lange Ära geht zu Ende. Der Spielfilm „The Queen“ von Stephen Frears liefert einen recht authentischen Einblick in ihr Leben.
Helen Mirren verkörpert Queen Elisabeth II mit viel Würde, Geschick und sogar optischer Ähnlichkeit. Zurecht erhielt sie für die Rolle einen „Oscar“.
Möge die Königin Großbritanniens in Frieden ruhen!
Das groteske Werbebild mit der Frau und ihren vielen Busen zu „Roma“ von Federico Fellini ist irreführend, da eine derartig entstellte Frau in dem Film nicht vorkommt, erinnert aber von der Pose her an die Wölfin, die die Gründer der Stadt Roms, Romulus und Remus, der Legende nach aufzog. „Roma“ ist eine biografisch gefärbte Hommage an die „Ewige Stadt“ Rom. In satirisch überzeichneten Episoden schildert Fellini das Stadtleben Roms in seiner Jugend während des Faschismus und in der Gegenwart der 1970er Jahre.
Wie in einem grotesken Mockumentary setzt sich Fellini mit den Themen geselliges Miteinander, Boulevard-Theater-Kultur, Sexualität, Straßenverkehr, Archäologie, Adel und Kirche auseinander. Dies geschieht äußerst kreativ, witzig und gelegentlich auch provokativ die Geschmacksgrenzen austestend. Beiläufig bekommen die Zuschauenden noch die Hauptsehenswürdigkeiten serviert.
Begleitet werden die Episoden gelegentlich von der Stimme Fellinis aus dem Off. Immer wieder sieht man auch Fellinis alter ego in der Jugendzeit, einen jungen, gut aussehenden Mann (Peter Gonzales Falcon) und auch ihn selber in der Jetztzeit. Manchmal ziehen sich die zusammenhanglosen Erzählabschnitte allerdings etwas in die Länge. Für die Filmmusik ist der große italienische Filmkomponist Nino Rota verantwortlich.
„Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt als Rom, um den Untergang der Welt durch Überbevölkerung und Umweltverschmutzung zu erleben“, konstatierte Fellini in seinem Film sinngemäß im Jahre 1972!
„Der Diener“ von Joseph Losey ist ein grandioses Psychodrama und später Noir-Film über Manipulation und Macht. Ein lockerer Lebemann (James Fox) stellt einen zielstrebigen und machtbewussten Diener (Dirk Bogarde) ein, der mehr und mehr durch ein perfides Spiel die Kontrolle über seinen Herrn erlangt. Es folgt ein fesselndes und einfallsreich inszeniertes Psychoduell, das immer auch von kleinen subtilen Gesten und Demütigungen befeuert wird.
Drehbuchautor und Autor Harold Pinter teilt mit einer guten Portion Sozialkritik gekonnt gegen die Oberschicht aus, die verwöhnt und verweichlicht in der Person des Lebemanns und kaltherzig arrogant in der Person seiner Verlobten (Wendy Craig) in Erscheinung tritt. Die Unterschicht, die hier den Aufstand probt, verkörpert durch den Diener und seine verführerische „Schwester“ (Sarah Miles), fordert das ausgeprägte britische Klassensystem heraus.
Die beiden männlichen Hauptdarsteller überzeugen mit ihrem nuancierten Spiel auf ganzer Linie. Zurecht erhielt Hauptdarsteller Bogarde einen BAFTA Film Award als bester britischer Schauspieler. Die Darbietungen der beiden weiblichen Kolleginnen fallen dagegen durch gelegentliche Übertreibungen etwas ab. Aber die vorzüglichen, mit einem BAFTA Film Award prämierten Schwarzweißbilder wie auch die Regie sind tadellos. Letztlich erinnert dieses zeitlos herausragende und immer wieder auch sexuell aufgeladene, bissige Kammerspiel an die besten Alfred Hitchcock-Filme.
Das review bombing ist anscheinend bei den Blockbustern „Top Gun: Maverick“ und „Spiderman - No Way Home“ in die entgegengesetzte Richtung gegangen. Wie sonst kann man sich erklären, dass diese zwei Filme mit deutlich erkennbaren Schwachstellen auf einmal vom Bewertungsdurchschnitt her gesehen zum Beispiel hier bei Moviepilot oder bei IMDB zu den besten Filmen aller Zeiten gehören? Selbst wenn man ein Fan dieser beiden Filme sein sollte, sollte man doch erkennen können, dass es sich um reine Unterhaltungsfilme ohne jeden Anspruch handelt. In der Vergangenheit wurden vergleichbare Filme, z.B. der ursprüngliche „Top Gun“ Film oder andere Marvel Filme deutlich realistischer bewertet.
Sind erst einmal viele überdurchschnittliche oder auch unterdurchschnittliche Bewertungen abgeschickt, hat dies oft für die nachfolgenden Bewertungen einen „mitreißenden“ Effekt. Die Durchschnittsbewertung beeinflusst manchmal bewusst, aber meistens wohl unbewusst das eigene Bewertungsverhalten. Wenn man einmal genau darauf achtet, kann man das auch bei seinen eigenen Bewertungen erkennen.
Die anscheinend nunmehr offensichtlichen Manipulationen sind inzwischen gruselig und geeignet, Bewertungsplattformen auf Dauer zu diskreditieren, wenn nichts unternommen wird. Es gibt anscheinend Trolls, die eine politische Agenda verfolgen, andere verfolgen möglicherweise eine kommerzielle Agenda. Wichtig ist aber, erst einmal genau hinzuschauen, ob es wirklich Trolls sind oder ob es einfach viele, vielleicht auch unbequeme, abweichende Meinungen gibt. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen!
„Rivalen unter roter Sonne“ vom Regisseur diverser James Bond-Filmklassiker, Terence Young, ist ein harter, aber herzlicher Buddy-Western, der gelungen unterhält.
Ein übervorteilter Räuber (Raubein Charles Bronson) und ein Samurai im Dienste des japanischen Kaisers (Schauspiellegende Toshiro Mifune) schließen sich im „Wilden Westen“ notgedrungen zusammen, um einen Banditen (Alain Delon) und seine Bande zur Rechenschaft zu ziehen. Darüber hinaus muss sich das ungleiche Paar mit kulturellen Unterschieden, einer selbstbewussten Prostituierten (Ursula Andress) und kriegerischen Komantschen auseinandersetzen.
Gedreht wurde dieser von Terence Young souverän inszenierte, kurzweilige Euro-Western mit internationaler Besetzung in Spanien. Die recht konventionelle Rachegeschichte wird mit einer munteren und mitunter auch ziemlich blutigen Action sowie mit einigen witzigen Momenten, die überwiegend auf den kulturellen Unterschieden beruhen, angereichert. Die Buddies wider Willen harmonieren in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt und schenken sich nichts. Zudem hält die hervorragende und sehr namhafte Darstellerriege, was sie verspricht. Allerdings sind hier einige kulturelle Klischees nicht von der Hand zu weisen. Außerdem werden die Komantschen erkennbar von Europäern verkörpert.
Die eingängige Filmmusik steuert Maurice Jarre bei.
„Der Himmel soll warten“ ist ein einfallsreicher Fantasy-Komödienklassiker von Warren Beatty und Buck Henry, der gelungene Unterhaltung bietet.
Ein Footballprofi (Warren Beatty) wird zu Unrecht ins Jenseits berufen. Nun sind die Verantwortlichen bemüht, diesen Fehler wieder gutzumachen. Leider existiert der Körper nicht mehr. Schließlich wird ihm die Leibeshülle eines umstrittenen Multimillionärs zur Verfügung gestellt, der ermordet wurde. Zum Ende gibt es noch einige schöne Wendungen.
Die Komödie lebt von Kontrasten: Der bodenständige Sportler findet sich in der Welt der einflussreichen Superreichen wieder. Zudem wird der vermeintliche Großkapitalist mit einer engagierten Umweltaktivistin (Julie Christie) konfrontiert. Aus dem Reich der Toten wird ihm ein Ratgeber und Problemlöser (James Mason) zur Seite gestellt. Zudem gibt es noch einen liebenswerten Freund aus dem früheren Leben (Jack Warden). Sehr witzig ist die Dienerschaft des Millionärs, die immer wieder trotz gewisser chaotischer Zustände mit stoischer Ruhe ihren Dienst verrichtet. Der Humor schlägt insgesamt eher leise Töne an.
Die Darsteller und Darstellerinnen sind allesamt sehr überzeugend. Auch die Filmmusik von David Grusin schmeichelt den Ohren. Inhaltlich erscheint der Film vielleicht etwas überfrachtet. Aus dem Stoff hätte man letztlich eine ganze Fernsehserie machen können. Der Film wurde mit mehreren „Oscar“-Nominierungen bedacht.
„Wiedersehen mit Brideshead“ nach dem gleichnamigen Roman von Evelyn Waugh ist eine sehr hochwertige und aufwändig produzierte BBC-Serie über eine katholische, adelige Familie im frühen 20. Jahrhundert in England. Es ist der vermeintliche Abgesang auf britische Adelshäuser, die nicht mehr zeitgemäß erscheinen. Der überragende Erfolg des Romans und gerade auch der Verfilmung in den 1980er Jahren belegt jedoch, dass das Interesse am britischen Adel ungebrochen ist und dass dieser auch so schnell nicht tot zu kriegen ist.
Ein Soldat mittleren Alters (Jeremy Irons) erinnert sich an seine Begegnungen mit einer adligen Familie, die er über viele Jahrzehnte begleitet hat. Hier geht es um Liebe und Leidenschaft, dekadente Lebenslust, kaltherzige Eltern, Egoismus, gescheiterte Lebenskonzepte, das Thema „Loslassen“ und nicht zuletzt um die Auseinandersetzung mit dem katholischen Glauben. Die Charakterzeichnungen und die Dialoge sind vom Allerfeinsten, das Erzähltempo ist allerdings eher gemächlich. Die gediegenen, stilvollen Kostüme und Kulissen, eine Folge spielt z.B. auch auf dem luxuriösen Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth II, erfreuen immer wieder das Auge. Homosexuelle Liebe wird zart angedeutet, heterosexuelle Zuneigung einmal etwas expliziter gezeigt. Es ist eine Serie zum Schwelgen und Mitleiden, immer wieder mit satirischen Spitzen durchsetzt.
Die Folgen der Serie haben, wie das Leben selbst, einen höchst unterschiedlichen Charakter und Grundton: in manchen ist die Stimmung überwiegend positiv, in anderen bekommen wir sehr ausführlich die Tiefen des Lebens serviert. Aber es lohnt sich, all dieses mitzunehmen, denn das Finale ist überaus gelungen.
Getragen wird dieses Epos von einer traumhaften Darstellerriege: Jeremy Irons, der immer wieder staunend durch die Welt der Adeligen schlittert, Sir John Gielgud als sein überaus zynischer Vater sorgt immer wieder für grandiose Höhepunkte, Anthony Andrews als liebenswerter Adelssprössling, der nicht erwachsen werden möchte, Claire Bloom als dominante Mutter und Sir Laurence Olivier als desinteressierter, egozentrischer Vater. Viele Figuren werden etwas satirisch überzeichnet.
Negativ fällt eine gelegentliche Zähigkeit in den mittleren Folgen und die völlig übertriebene Überzeichnung einer homosexuellen Randfigur zu einer lächerlichen Karikatur auf. Die eingängige Titelmusik, die an Barockmusik erinnert, ist jedenfalls passend. Die Serie hat diverse Filmpreise in Großbritannien und den USA abgestaubt.
Die DVD „Firehead - Feuerengel der Apokalypse“ von Peter Yuval fand ich auf dem Grabbeltisch. Der Titel und die Besetzung lockten. Letztlich hält der Film, was er verspricht: Es ist ein Fantasythriller, der auch bei SchleFaZ gezeigt werden könnte, also bester Trash - immerhin von der etwas unterhaltsameren Sorte. Der reißerische Titelzusatz „Feuerengel der Apokalypse“ soll wohl den Appetit auf dieses Machwerk steigern, passt aber inhaltlich nicht.
„Firehead“ ist ein russischer Spion mit besonderen Fähigkeiten. Er kann mit seinem Laserblick Dinge zum Brennen und Schmelzen bringen. Im Zeichen von Glasnost und Perestroika ist er ein Guter, der einem Mikrobiologen (Chris Lemmon) dabei hilft, einen Komplott einiger einflussreicher Amerikaner (u.a. Christopher Plummer) aufzudecken, die den dritten Weltkrieg heraufbeschwören wollen. Dann gibt es da noch eine mysteriöse Blondine...
Die Geschichte ist natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen und dazu simpel gestrickt. Ergänzt wird diese mit unbeholfener Action und einem Schuss prüder Romantik. Chris Lemmon bemüht sich um ein witziges, lockeres Schauspiel. Leider ist ihm aber nicht so eine atemberaubende Schauspielkarriere wie seinem Vater Jack Lemmon vergönnt, wenn man einmal seine Filmografie betrachtet. Fraglich ist, warum sich profilierte Charaktermimen wie Christopher Plummer und Martin Landau beteiligten. Sie hatten vielleicht gerade einmal Langeweile oder Geldnot.
Für Trash- Liebhaber mit einem Faible für die 1980er Jahre ist diese „Perle“ vielleicht eine echte Empfehlung, auch wenn sie aus dem Jahre 1991 stammt.
Was gefällt mir an „The Batman“ von Matt Reeves? Zunächst einmal ist der Originalsoundtrack von Michael Giacchino zu nennen. Die minimalistische, aber sehr einprägsame Hauptmelodie passt hier einfach optimal. Zudem spielt Paul Dano als Riddler wie entfesselt und herrlich durchgeknallt. Die Kamera, die ausschließlich düstere Bilder, oft mit orangefarbenen Akzenten, einfängt und der Schnitt sind ebenfalls überdurchschnittlich gelungen.
Robert Pattinson ist ein solider, in diesem Film jedoch besonders depressiver und getriebener Batman. Und er flüstert gerne in einer tiefen Tonlage, wie übrigens auch andere Darsteller in diesem Film. Da dürfen Zuschauende nichts an den Ohren haben. Pattinson erscheint hier optisch genauso blutleer und blass wie in seinen Vampir-Filmen. In manchen Einstellungen erinnert er mit seinen kantigen, bleichen, unbeweglichen Gesichtszügen an die tragische Kreatur in den uralten Frankenstein-Filmen.
Nähern wir uns dem Durchschnittlichen: Zoe Kravitz (es ist die Tochter des großartigen Musikers Lenny Kravitz) ist als Catwoman zwar so dünn, dass man ihr am Liebsten eine große Sahnetorte anbieten würde, aber sympathisch und hübsch. Wirklich viel wird ihr nicht abverlangt. Zudem muss ihr zweimal von Batman das Leben gerettet werden, während sie ihm nur einmal aus der Patsche helfen darf. Schnell wird deutlich, dass sie Batman nicht das Wasser reichen kann. Einmal ist sie sogar zu dämlich, einen Widersacher aus nächster Distanz zu treffen. So viel zum Thema altmodischer Geschlechterrollenklischees.
Die Narrative: Im Grunde genommen bietet sie nichts Neues. Letztlich ist es eine 08/15 Kriminal-/Action-Geschichte mit viel technischem Schnickschnack. Das Ganze wird tüchtig mit einer finsteren, dystopischen Grundstimmung überzogen, ähnlich wie in Carpenters „Die Klapperschlange“. Möglicherweise spielt der Film auf die politisch desolate Lage in den USA an. Unfähige, moralisch korrupte Politiker ziehen gewalttätigen Widerstand an. Einige Zornige und Unzufriedene nehmen das Recht selbst in die Hand, ähnlich wie einige extremistische Republikaner, hier angeführt durch einen in den sozialen Medien immer sehr präsenten völlig Geistesgestörten (Auf wen könnte dieser wohl möglicherweise anspielen?).
Dies stört mich: Durch einige Längen im Drehbuch und inhaltlich zu wenig Input macht sich immer einmal Langeweile breit. Nicht so gut gelungen ist zudem, neben dem weiblichen Part, die bedeutungsschwangere und bisweilen pathetische Stimme aus dem Off, die uns an den Gedanken Batmans teilhaben lässt. Außerdem wirkt das ständige Flüstern (auch im Originalton) ziemlich aufgesetzt und unnötig. So verbleibt letztlich nur ein leicht überdurchschnittliches filmisches Werk, dass voll und ganz dem heutigen, oftmals pessimistischen, Zeitgeist entspricht.
Bis zum 13.10.2022 in der Arte-Mediathek:
„Das Musikzimmer“ des Meisterregisseurs Satyajit Ray ist ein kunstvolles und ruhig erzähltes Portrait eines verarmten Gutsbesitzers in Indien voller Lebensweisheit. In einer Rückblende erfahren wir einiges über seine Vergangenheit. Seine größte Freude ist die Musik. Er unterhält dafür ein Musikzimmer, in das er immer wieder, wie schon seine Vorfahren, großartige Musiker und Tänzerinnen einlädt, die er vor zahlreichen geladenen Gästen auftreten lässt. Der Protagonist wurde jedoch auch von mehreren Schicksalsschlägen heimgesucht. Seitdem lebt er einsam und verbittert auf seinem üppig ausgestatteten Gut. Verfallen in Depression schließt er das Musikzimmer. Nur noch sein Hausdiener und sein Verwalter halten ihm die Treue. Schließlich wird er mit einem „Selfmade Man“, dem Sohn eines Wucherers und Angehörigen einer niedrigeren Kaste, konfrontiert. Kann dieser ihn aus der Reserve locken?
Lange Einstellungen und ausgedehnte, aber beeindruckende Musikeinlagen fordern die Geduld der Zuschauenden. Das Durchhaltevermögen wird aber mit wunderschönen, symbolträchtigen Schwarzweißbildern und einer einfachen, aber tiefsinnigen Geschichte von universellem Wert belohnt. Hier geht es um die Konfrontation mit der Moderne und dem Kreislauf des Lebens. Wir werden daran erinnert, dass das Leben von einem konstanten Rhythmus und zugleich stetiger Veränderung geprägt ist. Der Protagonist akzeptiert nur einen Aspekt des Lebens.
Sehr schön ist, wie zum Beispiel eine tote Fliege in einem Glas und das Krabbeln einer Spinne auf einem Bild schicksalhafte Veränderungen im Leben des Protagonisten vorwegnehmen. Genauso symbolbehaftet und inhaltsstark ist das Ausgehen der Lichter im Gutshaus. Die erste Einstellung, die den regungslosen Gutsbesitzer zeigt, besagt bereits viel über seinen seelischen Zustand und passt hervorragend zum Ende des Films. Wer nicht das Leben mit seiner ganzen Fülle annimmt, stirbt innerlich bereits vor dem Ableben.
„Das letzte Ufer“ von Stanley Kramer ist eine mit Ruhe erzählte, fesselnde Dystopie und zugleich ein Antikriegsfilm. Nach einem Atomkrieg gibt es in der nördlichen Hemisphäre möglicherweise kein Leben mehr. Australien blieb bis jetzt verschont, aber auch hier nahen Wolken mit atomarer Strahlung. Angesichts dieser Bedrohungslage wird ein Blick auf einige Einzelschicksale und deren Beziehungsverflechtungen geworfen: Ein souveräner amerikanischer Kommandant eines U-Boots (Gregory Peck) mit seiner Mannschaft, ein unsicheres junges Paar mit einem kleinen Kind (Anthony Perkins und Donna Anderson), ein älterer Physiker und Hobbyrennfahrer (Fred Astaire) und eine leidenschaftliche, hübsche Lebefrau mit einem Alkoholproblem (Ava Gardner).
In Australien ist man um Normalität bemüht, aber in den USA gibt es nur noch menschenleere Städte. „Die Sterbenden ziehen sich in ihre Wohnungen zurück, wie der sterbende Hund in seine Hütte.“, heißt es sinngemäß. Der Schrecken bleibt gänzlich unsichtbar, wird immer wieder nur subtil angedeutet, z.B. durch das Verteilen von Gift für geplante Selbstmorde. Das Leben der Menschen im Ausnahmezustand wird frei von Pathos und Hysterie, manchmal jedoch mit einem gewissen Sarkasmus geschildert. Getragen wird das Drama von den grandiosen Hauptdarstellern und Hautdarstellerinnen, die damals zugleich zur Crème de la Crème Hollywoods zählten.
Den ruhigen, vielleicht manchmal zu unaufgeregten Erzählstil und manche Ungereimtheiten könnte man kritisieren. Aber die durchdachten und gehaltvollen Dialoge, die tadellose Regie Stanley Kramers, die Traumbesetzung sowie die exzellenten Schwarzweißbilder stehen auf der Habenseite. Für den besten Schnitt und die hervorragende Filmmusik von Ernest Gold gab es zudem „Oscar“-Nominierungen.
In der Arte-Mediathek bis zum 01.02.2023!
Die sehr sehenswerte Wissenschaftsserie zum Thema moderner Physik „Der Stoff, aus dem der Kosmos ist - Eine Reise durch Raum und Zeit“ vom Physiker und Bestsellerautor Brian Green besteht aus vier Folgen mit der Länge von gut 50 Minuten:
1. „Die Illusion der Zeit“: Ist die Zeit nur eine menschliche Sinnestäuschung? Existieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vielleicht gleichzeitig? Was hat der Urknall damit zutun? Forschende haben jedenfalls sehr spannende neue Erkenntnisse und Theorien zum Thema Zeit entwickelt.
2. „Was ist Raum?“ Der Raum trennt Menschen und Stoffe voneinander. Man könnte meinen, dass er aus Leere besteht. Tatsächlich ist der Raum wohl ein dynamisches Gewebe, das sich unter dem Einfluss der Schwerkraft dehnt und krümmt. Außerdem besteht der Raum aus dunkler Energie, die dafür sorgt, dass sich das Weltall immer weiter ausdehnt. Vielleicht ist er sogar nur eine Projektion einer anderen Realität. Zumindest ist der Raum äußerst rätselhaft.
3. „Universum oder Multiversum?“ Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass unser Universum nur eines von unendlich vielen Universen ist und dass wir in einem Multiversum leben. Manche Universen sind mit unserem identisch, andere weisen gewisse Abweichungen auf, wieder andere sind uns völlig fremd.
4. „Der Quantensprung“: Die Quantenphysik steuert das Universum auf kleinster Ebene. Die rätselhafte und mittlerweile gut erforschte Quantenmechanik wird hier recht anschaulich erklärt.
Die neuesten Erkenntnisse aus der Physik werden insgesamt sehr plastisch, visuell beeindruckend und unterhaltsam präsentiert und laden zum Nachdenken über „Gott und die Welt“ ein.
Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe einer Auflistung gemacht hast, Balti! Habe mir daraufhin noch einige Filme vorgemerkt. Arte ist für mich immer sehr ergiebig. 😊
Dieser Filmtitel wirft eine Frage auf: „Trauen Sie Alfredo einen Mord zu?“ Zunächst ist man geneigt, die Frage mit „Nein“ zu beantworten. Alfredo (Marcello Mastroianni) scheint doch ein freundlicher und charmanter Antiquitätenhändler zu sein. Aber schon bald tun sich einige moralische Abgründe auf…
In dem leicht komödiantisch angelegten Krimi von Elio Petri bleiben die Zuschauer und Zuschauerinnen lange darüber im Unklaren, ob Alfredo den Mord an einer alten Liebschaft begangen hat. Bei der polizeilichen Aufklärung des Mordes wundert man sich allerdings immer wieder darüber, wie es in den 1960 er Jahren um die Rechtsstaatlichkeit in Italien bestellt war. Dem Beschuldigten wird bei den Vernehmungen weder der Tatvorwurf mitgeteilt, noch hat er die Möglichkeit, sich rechtlichen Beistand zu suchen. Fraglich ist, wie realistisch dies damals in einem Land war, das immerhin zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Gemeinschaft zählte. Auch die Gefängnisszene wirkte eher befremdlich.
Abgesehen von diesen möglichen inhaltlichen Schwächen bietet der Streifen gelungene Unterhaltung mit den gut aufgelegten Darstellern Mastroianni und Salvo Randone als ermittelnder Kommissar. Die Rückblicke in die Vergangenheit des Alfredo werden geschickt mit der Handlung verwoben. Allerdings hätte die Geschichte etwas mehr Biss vertragen können.
Wohin man auch schaut - ständig wird man mit schlechten Nachrichten konfrontiert. Diese klären zwar auf, schlagen aber bei übermäßigem Konsum erkennbar auf das Gemüt. Um so schöner, dass es gute Nachrichten aus dem vielfach geplagten südamerikanischen Kontinent gibt, nämlich aus Venezuela. „El Sistema“ lautet der Hoffnungsschimmer und auch der gleichnamige Dokumentarfilm von Paul Smaczny und Maria Stodtmeier.
Bereits seit Mitte der 1970er Jahren gibt es die Bewegung „El Sistema“ in Venezuela, die Kindern und Jugendlichen aller gesellschaftlichen Schichten, aber besonders auch der benachteiligten Bevölkerung, eine musikalische Grundbildung und Instrumentalunterricht vermittelt, damit diese in Orchestern spielen oder in einem Chor singen können. Mittlerweile profitieren über 1 Million Heranwachsende weltweit, davon 400.000 in Venezuela, von dem Programm. Das Konzept wurde in rund 60 Staaten der Welt exportiert.
Für die Kinder aus den Elendsvierteln Venezuelas, in denen Gewalt an der Tagesordnung ist, ist der Musikunterricht außerhalb der Schule eine Chance, einen größeren Zugang zu Bildung zu bekommen, eine friedvolle Umgebung zu genießen und das Selbstwertgefühl zu steigern. Der optimal auf die Bedürfnisse der Kinder angepasste Unterricht, das Gemeinschaftsgefühl im Orchester und Chor lassen die Heranwachsenden in jeder Hinsicht wachsen. Ermöglicht wird das Projekt durch viel ehrenamtliches Engagement sowie finanzielle Unterstützung durch den Staat, der Wirtschaft und zahlreichen Spenden. Der vielfach verehrte Gründer dieser Bewegung war der Musiker José Antonio Abreu.
In der Dokumentation begleiten wir Kinder aus den Elendsvierteln Venzuelas zu ihrem vielfältigen Musikunterricht und sehen auch, wie viele hervorragende Talente dieses Bildungssystem letztlich hervorgebracht hat. Selbst Gehörlose, körperlich und auch geistig Beeinträchtigte können von „El Sistema“ profitieren. Nicht zuletzt kommt auch der Gründer Abreu hier zu Wort. Natürlich wird in dem handwerklich routiniert hergestelltem Film auch viel hörenswerte klassische Musik in ihrer großen Vielfalt dargeboten.
„A Place of One‘s Own“ ist leider ein schwächerer, wenig gruseliger Spukhausfilm der legendären britischen Produktionsgesellschaft Gainsborough Pictures - dem Studio, mit dem Alfred Hitchcock seine ersten Erfolge als Regisseur feierte.
Man fragt sich, weshalb man die damals noch jungen Darsteller James Mason und Barbara Mullen - die übrigens Glenn Close wie aus dem Gesicht geschnitten ist - wählte und dann auf alt schminkte, damit sie hier ein älteres Ehepaar spielen konnten. Natürlich haben sie dies als exzellent ausgebildete Schauspieler überzeugend hinbekommen, aber trotzdem erscheint diese Besetzungsentscheidung unnötig.
Viel zu bieder und brav dümpelt der Kostümfilm vor sich hin. Selbst die wunderbare Margaret Lockwood, als eine vom Geist Besessene, reißt das Ruder nicht herum. Nur die gediegene Schauspielkunst der Beteiligten und die netten britischen Dialoge heben den Film knapp über das Prädikat „langweilig“.
Das Maß aller Dinge aus dem Hause Gainsborough Pictures bleiben aus den 1930er und 1940er Jahren: „Eine Dame verschwindet“ von Hitchcock sowie die bissigen Kostümdramen „The Man in Grey“ und „The Wicked Lady“ - allesamt mit Margaret Lockwood.