MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
Ein 1980er Voting - ein schönes Projekt, kidhan! Dann gehe ich einmal meine Filmbewertungsliste durch und entscheide mich für:
10 Lieblingsfilme:
- Mission (1986)
- Victor/Victoria (1982)
- Stadt der Frauen (1980)
- Das Böse unter der Sonne (1982)
- Die Unzertrennlichen (1988)
- Die nackte Kanone (1988)
- Batman (1989)
- Blues Brothers (1980)
- Das Boot (1981)
- Der Sinn des Lebens (1983)
Animationsfilme (-)
Serien:
- Hart aber herzlich
- The Adventures of Sherlock Holmes
- Sketch-Up
- Golden Girls
- Remington Steele
Schauspielerinnen:
- Julie Andrews (Victor/Victoria)
- Glenn Close (Gefährliche Liebschaften)
- Romy Schneider (Die Spaziergängerin von Sans-Soucie)
- Barbra Streisand (Nuts -Durchgedreht)
- Bette Midler (Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone)
Schauspieler:
- Richard Dreyfuss (Die Nacht hat viele Augen)
- Jeremy Irons (Die Unzertrennlichen)
- Paul Newman (The Verdict - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit)
- Dieter Hallervorden (Didi und die Rache der Enterbten - in unglaublichen 7 verschiedenen Rollen!) :-)
- Daniel Day-Lewis: (Mein linker Fuß)
Beste Filmmusik:
- Blues Brothers (diverse)
- Mission (Ennio Morricone)
- Tin Men (div.)
- Victor/Victoria (Henry Mancini)
- Batman (1989) (Danny Elfman)
„Der Sternwanderer“ von Matthew Vaughn ist ein unterhaltsames, familientaugliches Märchen. Dabei wird märchentypisch, manchmal etwas sprunghaft, eine klassische Heldengeschichte erzählt, angereichert mit einem guten Schuss Romantik und typisch britischem Humor.
Das Staraufgebot ist beachtlich. Am meisten überzeugt eine mimisch grandiose Michelle Pfeiffer als bösartige Hexe, die in ihrer Rolle herrlich den Jugendwahn auf die Schippe nimmt. Auch Robert de Niro beweist Selbstironie, indem er einen Kapitän verkörpert, der heimlich Frauenkleider anzieht. Protagonist Charlie Cox und Gegenspieler Mark Strong bieten ein mittelmäßiges bis solides Schauspiel. Leider kann Hauptdarstellerin Claire Danes als „gefallener Stern“ überhaupt nicht überzeugen. Ihr gekünstelt affektiertes Spiel ist meistens ärgerlich und schadet dem ansonsten in jeder Hinsicht ordentlich produzierten Streifen. In sehr kleinen Rollen sieht man Veteran Peter O`Toole und Rupert Everett.
Einige skurrile Einfälle, schöne Kostüme sowie die gelungene Filmmusik stehen auf der Habenseite. Die CGI-Effekte sind in Ordnung und angemessen dosiert. Warum „Stardust“ im deutschen Titel mit „Der Sternwanderer“ übersetzt wurde, bleibt ein Geheimnis der deutschen Verleiher. „Sternenstaub“ wäre tatsächlich der passendere Titel.
„Shaft - Noch Fragen?“ Ja, hätte ich. Wieso muss in diesem Action-Thriller von John Singleton wieder einmal Selbstjustiz verherrlicht werden? Ist die U.S.-amerikanische Polizei und Justiz wirklich so korrupt und unfähig? Wieso gebe ich überhaupt 6,5 Punkte?
Die Story ist zwar letztlich durchschnittliches Action-Thriller-Futter, wird aber durchaus schmackhaft serviert. Es geht um rassistische Ungerechtigkeiten im Justizwesen, organisiertes Verbrechen und Korruption in der Polizei. Shaft (Samuel L. Jackson) fackelt da nicht lange und nimmt das Gesetz selbst in die Hand. Bei den Actionszenen hätte man allerdings gut auf einige unglaubwürdige Sprünge durch Fensterscheiben verzichten können.
Einen Extrapunkt gibt es für die hervorragende Besetzung, insbesondere den obercoolen Samuel L. Jackson und gekonnt fiesen Christian Bale.
Im Gegensatz zum Blaxploitation-Klassiker „Shaft“ (1971) ist dieses Remake schon deutlich glatter poliert und nicht ganz so stilprägend, dafür aber etwas flotter inszeniert. Gut ist, dass man die geniale Filmmusik von Isaac Hayes, die damals einen „Oscar“ gewann, übernommen hat. Der Star des Ur-Shaft, Richard Roundtree, sowie der Musiker Hayes wurden für kleine Nebenrollen gewonnen.
Bis zum 07.07.2022 in der Arte Mediathek! Wer einmal sehen möchte, wie Menschen im Jahre 1930 in Berlin gelebt haben, dem sei der amüsante, inszenierte Dokumentarfilm „Menschen am Sonntag“ von Curt und Robert Siodmak wärmstens empfohlen. Dann kann man dabei zusehen, wie zwei junge Männer und drei junge Frauen einen sommerlichen Sonntag verbringen.
Wunderschöne Schwarzweißaufnahmen und eine perfekte Inszenierung zeichnen diesen lebensnahen Stummfilm aus, in dem nur gelegentlich Zwischentitel eingeblendet werden. Mit leisem Humor wird ein unbeschwertes, quirliges Stadtleben gezeigt. Die (Laien-)Darsteller wirken sehr authentisch und es macht viel Spaß, ihnen bei ihren Freizeitbeschäftigungen zuzuschauen. Hier wird gestritten, dabei werden gegenseitig ordentlich Star-Sammelbilder zerrissen, aber auch tüchtig geflirtet. Das Berliner Stadtbild vor der Zerstörung ist faszinierend zu sehen und auch das Ausflugsziel Wannsee verströmt viel Charme. Man ist immer wieder erstaunt, was es damals so gab: z.B. tragbare Grammophone, Tretbote mit großen Schaufelrädern und grässliche lange Unterwäsche für die Herren. Hier gibt es viele Details zu entdecken.
Die Laufzeit dieses entspannten und erhellenden Zeitdokuments ist für einen Spielfilm sehr kurz, da offensichtlich Teile des Films verschollen sind. Das vorhandene Material fügt sich aber bestens zusammen und wurde perfekt restauriert. Die musikalische Untermalung von Uwe Dierksen ist leider nicht aus der Zeit, auch wenn es gelegentlich so klingt, aber bis auf einige kurze, unpassende, englischsprachige Sprecheinlagen, recht gelungen.
Der Titel „Ein Gespenst auf Freiersfüßen“ ist schon ein bisschen schräg und täuscht vielleicht etwas darüber hinweg, dass es sich hier um einen absolut liebenswerten und charmanten Fantasy-Komödienklassiker von Joseph L. Mankiewicz handelt.
Die hübsche, unerschrockene Witwe Mrs. Muir (Gene Tierney) mietet das leerstehende Haus an der Küste Englands eines verstorbenen Kapitäns, obwohl sie weiß, dass es in dem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht. Kurz nachdem sie dort mit ihrer kleinen Tochter (Natalie Wood in einer ihrer ersten Rollen) und Haushälterin eingezogen ist, tritt der Geist des Kapitäns (Rex Harrison) auch schon in Erscheinung…
Mankiewicz inszenierte sein Werk überaus elegant, im wahrsten Sinne des Wortes geistreich und flott. Er lässt seine Hauptdarsteller glänzen - Gene Tierney als selbstbewusste Frau, auf Augenhöhe mit dem äußerst charismatischen, kantigen Rex Harrison. Die beiden schenken sich nichts und erleben dennoch, den Umständen entsprechend, eine überaus romantische Beziehung. Ansonsten mischt noch ein gut aufgelegter George Sanders mit. Die noch sehr junge Natalie Wood ist zwar niedlich, kann aber schauspielerisch noch nicht ganz mit den Älteren mithalten. Dies gelingt ihr bereits kurz darauf in „Das Wunder von Manhattan“ (1947) schon deutlich besser, sodass sie zum äußerst beliebten Kinderstar avancierte.
Es ist einer dieser Filme für Alt und Jung, der auf angenehme Art wirklich das Herz zu erwärmen vermag. Möglicherweise kamen den Frauen in der „Goldenen Ära Hollywoods“, in den 1930er und 1940er Jahren, in führenden Hollywood-Produktionen deutlich stärkere und selbstbestimmtere Rollen zu, als in vielen Jahrzehnten danach. (Eine These, die weiter untersucht werden müsste.)
Blödeltipp im Prime-Abo: „Austin Powers“ von Jay Roach ist eine stylische, deftige Agentenfilm-Parodie, die sich über die 1968er Hippie-Generation gekonnt lustig macht und gelegentlich Geschmacksgrenzen austestet.
Der Geheimagent im Dienste Großbritanniens, Austin Powers (Mike Myers), wurde im Jahre 1968 tiefgefroren und erwacht 30 Jahre später. Als waschechter Hippie sieht er sich mit der Welt der 1990er und dem bösen Dr. Evil (ebenfalls Mike Myers), der die Welt zerstören möchte, konfrontiert. Mit grellem Outfit, Brusthaartoupet, ständig kalauernd und die hübschen Mädels anbaggernd manövriert er sich von einer unmöglichen Situation in die nächste.
Dabei wird natürlich in erster Linie die James Bond Filmreihe aufs Korn genommen. Einige Gags sind sehr platt, andere wiederum sehr gelungen, sodass lautes Loslachen immer im Bereich des Möglichen ist. Da wird z.B. einem Wachposten von einem mutierten Barsch der Kopf abgebissen. Daraufhin macht Austin Powers lauter mehrdeutige Kopf-Witze, wie „Hätte er doch mehr Köpfchen gehabt“. Leider wurde in diesem ersten Film aus der Reihe in der deutschen Synchronfassung das kokette „Oh, behave!“ noch nicht mit „Oh, benimm Dich!“ übersetzt.
Die visuelle Gestaltung, teilweise im Videoclip-Stil, ist kunstvoll und der Soundtrack erstklassig. Musikalischer Höhepunkt ist der Auftritt Burt Bacharachs am Piano auf dem Dach eines Busses! Aber auch viele weitere Gaststars geben sich mit kleinen Auftritten die Klinke in die Hand: z.B. Robert Wagner, Michael York, Christian Slater, Rob Lowe, Carrie Fisher und Will Ferrell. Die attraktiven Power Girls sind Elizabeth Hurley und Mimi Rogers. Mike Myers gewann übrigens einen MTV Award für die beste Tanzsequenz! Da bleibt wirklich kein Auge trocken.
„Die jungen Löwen“ von Edward Dmytryk ist ein Kriegsfilm, der nicht allzu viele Grausamkeiten zeigt. Hier liegt der Fokus auf den zwischenmenschlichen Beziehungen und Charakterzeichnungen zweier deutscher Offiziere (Marlon Brando und Maximilian Schell) sowie zweier U.S.-amerikanischer Soldaten (Montgomery Clift und Dean Martin).
Der wesentliche Anspruch ist zunächst einmal, mit gängigen Klischees aufzuräumen und ein differenziertes Bild über die Kriegsbeteiligten zu vermitteln. Die beiden Deutschen und die beiden Amerikaner teilen die Gemeinsamkeit, dass jeweils einer mit seiner eigenen Seite hadert, der Deutsche, verkörpert durch Brando, mit dem nationalsozialistischen Schreckensregime und der Amerikaner, Montgomery Clift, als von seinen eigenen Leuten diskriminierter Jude. Brando ist grandios als seelisch zerrissener, deutscher Offizier. Montgomery Clift wirkt als Schauspieler leider fragil und gesundheitlich angeschlagen (er hatte zuvor einen schweren Unfall und schon länger ein Suchtproblem). Maximilian Schell mimt gekonnt einen überzeugten Nazi, und Dean Martin muss sich mit seiner Feigheit auseinandersetzen.
Zum Ende werden die Entwicklungen leider wieder recht klischeebeladen - damit sie mit den gängigen Moralvorstellungen der U.S.-Amerikaner in Einklang stehen. Immerhin wird die Geschichte, die gelegentliche Längen aufweist, ohne Pathos erzählt.
Letztlich ist es die Mischung aus Mittelmäßigkeit und einigen starken Momenten, die den Film gerade noch sehenswert macht.
Die Fantasy-Komödie „Free Guy“ von Shawn Levy ist typisches, recht unterhaltsames Hollywood Popcorn-Kino. Taucht also ein in die Welt des Gaming und schaut dabei zu, wie ein NPC (eine Nichtspieler-Randfigur) Intelligenz entwickelt und zum Held wird.
Soweit, so originell. Ansonsten hat man allerdings das dumpfe Gefühl, dass sich die Macher reichlich an bereits vorhandenen Produktionen bedient haben. Die limitierte, sich immer wiederholende Alltagswelt der NPC in dem Computerspiel erinnert etwas an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ sowie auch an „The Truman Show“. Die insgesamt durchaus gelungene Computeranimation mit den einstürzenden Straßen und Bauwerken lässt Erinnerungen an „Inception“ hochkommen. Vieles ist ziemlich mittelmäßig: das Schauspiel, die Songauswahl des Soundtracks, die meisten Witze, die Action und auch das Drehbuch. Trotzdem ist das Ganze recht temporeich und spannend inszeniert, so dass der Unterhaltungsfaktor in Ordnung ist. Außerdem werden die Computerspiel-Produzenten sowie die Spieler gekonnt persifliert, und Gamer werden sich an bekannten Youtubern wie Ninja etc. erfreuen, die kleine Gastauftritte haben.
Die Botschaft wird mit dem Dampfhammer überreicht, damit sie bloß jeder versteht: Wachst über Euch hinaus! Verlasst die Komfortzone und die eingetretenen Pfade. Glaubt an Euch! Gemeinsam seid ihr stark! Ja, dass ist Disney in Hochform. Natürlich müssen auch noch die hauseigenen Franchises „Marvel“ und „Star Wars“ bedient werden. Wobei die relativ kurze Szene ein komisches Highlight ist.
„Die Mädchen von Rochefort“ von Jacques Demy ist eine erstklassige Musical-Komödie, die viel gute Laune verbreitet. Sie ist frisch und leicht wie eine Sommerbrise. Die farblich perfekt abgestimmten Pastellfarben der Kostüme und der Ausstattung mit viel 1960er Flair, wie auch die vielen schönen Menschen sind prickelnd wie ein Glas Champagner. Es ist die Liebesgeschichte dreier Frauen. Die zwei hübschen Zwillingsschwestern (Catherine Deneuve und Françoise Dorléac - Schwestern im wirklichen Leben!) und auch ihre junggebliebene Mutter (Danielle Darrieux) versuchen ihr Liebesglück.
Die zahlreichen Tanzeinlagen sind gekonnt choreografiert. Absolute Höhepunkte sind dabei die Auftritte des Ausnahmetänzers Gene Kelly mit seiner athletischen Eleganz und vollendeten Körperbeherrschung. Wer hätte gedacht, dass er - zumindest im Film - so gut und flüssig Französisch spricht!
Michel Legrand liefert eine gelungene, komplex orchestrierte, musikalische Untermalung mit vielen Jazz-Anleihen, die manchmal vielleicht etwas überambitioniert wirkt. Die zahlreichen Gesangnummern sind jedenfalls hörenswert. Nur das Stück mit dem Flötenspiel ist erkennbar unecht und unfreiwillig komisch. Am meisten überrascht ein sehr gut aufgelegter Michel Piccoli, mit seiner wunderbar angenehmen, ausdrucksstarken, dunklen (Gesangs-) Stimme. Er trägt den lustigen Namen Simon Dame, der immer wieder zu schönen Wortspielen einlädt, wie „Bonjour Monsieur Dame“ und die Spekulation über eine zukünftige „Madame Dame“.
Très charmant!
Bis zum 31.05.2022 noch in der Arte-Mediathek unter dem Titel „Es war einmal in Anatolien“ (OmU)!
Titel mit „Once Upon a Time…“ scheinen immer wieder beliebt zu sein. Auch wenn dies der typische Einstieg in ein Märchen ist, wie „Es war einmal…“, haben Filme mit einem derartigen Titel nicht zwingend etwas Märchenhaftes an sich, wie z.B. „Once Upon a Time in Hollywood“ oder „Once Upon a Time in the West“ beweist. Vielmehr handelt es sich oft um etwas überspitzt dargestellte Milieustudien. Dies trifft auch auf das grandiose „Es war einmal in Anatolien“ von Nuri Bilge Ceylan zu.
Die Polizei, ein Staatsanwalt, ein Gerichtsmediziner und zwei Tatverdächtige machen sich im ländlichen Anatolien der Türkei auf den Weg, eine verbuddelte Leiche zu finden. Mit langen, ästhetischen Kameraeinstellungen und viel Zeit für die Entfaltung der unterschiedlichen Charaktere lässt uns Ceylan in die kriminalistische Welt und das Dorfleben Anatoliens eintauchen. Damit vermittelt Ceylan auch ein überzeugendes Bild der Türkei, den Unterschieden zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung samt Vorurteilen, den Träumen der Menschen von einem besseren Leben in wirtschaftlich schlechteren Zeiten, der nachgeordneten Stellung der Frau, die in der Arbeitswelt nicht präsent ist, aber als Traumgestalt existiert. Hier gibt es eine wunderbar poetische Szene, in der eine junge Dorfschönheit einige der Herren in Verzücken versetzt. Zudem stellt sich immer wieder die Frage nach dem Umgang mit der Wahrheit.
Die Dialoge sind oft humorvoll authentisch, gelegentlich tiefsinnig. Die Gesichter, mit kleinsten mimischen Regungen, der exzellenten Darsteller lässt Ceylan oft für sich sprechen - ein Markenzeichen des Regisseurs, neben den langen, fein durchkomponierten Einstellungen. Jedenfalls gehört dieses filmische Meisterwerk zu den zugänglichsten Werken des Regisseurs. Neben zahlreichen internationalen Filmpreisen gewann Ceylan in Cannes für diesen Film den „Großen Preis der Jury“.
„Pünktchen und Anton“ von Thomas Engel nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner ist ein hervorragender, zeitloser Kinderfilmklassiker, der auch Erwachsenen ein glückseliges Lächeln ins Gesicht zaubern kann.
In der Geschichte geht es um die wunderbare Freundschaft zwischen Pünktchen, die aus einer sehr wohlhabenden Familie stammt, und Anton, der mit seiner kranken, alleinerziehenden Mutter in ärmlichen Verhältnissen lebt. Es macht viel Spaß dabei zuzuschauen, wie die beiden Kinder über sich hinauswachsen und die Welt ein Stückchen besser machen. Die Lebensverhältnisse im Österreich der 1950er werden gekonnt, mit einigen satirischen Spitzen, reflektiert. Dabei werden einige Charaktere bewusst etwas überzeichnet. Wir begegnen in der Welt Pünktchens Wirtschaftswundermaterialismus, mit Eltern, die nie Zeit haben, schrägem Hauspersonal, einem hervorragend dressierten, total niedlichen Dackel und in der Welt Antons Armut, aber auch eine innige Beziehung zur Mutter und viel Zuversicht.
Die Schauspieler und Schauspielerinnen passen allesamt perfekt, gerade die Kinderdarsteller sind liebenswert, die Geschichte wird sehr kurzweilig erzählt und die Produktion erscheint insgesamt hochwertig mit schönen Schwarzweißbildern. Der charmant herzerwärmende, mit vielen Lebensweisheiten gespickte Film wurde in Venedig für den Goldenen Löwen nominiert.
Manchmal scheint ein Film schon aufgrund der Tatsache einen „Oscar“ als bester Film zu gewinnen, dass ein gesellschaftlich wichtiges Thema aufgearbeitet wird. Genau dieses Gefühles kann man sich bei „Spotlight“ von Tom McCarthy nicht erwehren. In dem Gerechtigkeitsdrama deckt das Team „Spotlight“, eine Handvoll investigativer Journalisten der Zeitung „Boston Globe“, in den Jahren 2001/2002 einen der erschreckendsten Missbrauchsskandale der katholischen Kirche auf. All dies beruht leider auf wahren Tatsachen.
Die Umsetzung dieses Themas könnte man einerseits als handzahm, glattpoliert und mutlos bezeichnen, oder etwas wohlwollender, als ruhig, unspektakulär und bewusst nicht polarisierend. Die kammerspielartige, manchmal etwas zähe Inszenierung ist ohne echte Highlights, künstlerisch wird allgemein in jeder Hinsicht nur durchschnittliche Qualität geliefert. Die namhafte Besetzung rund um Michael Keaton und Mark Ruffalo bietet dabei solide Leistungen, und die journalistische Arbeit der Protagonisten wird präzise und detailliert, fast wie in einem Dokumentarfilm, geschildert.
Es ist letztlich einer dieser Hollywood Filme, der bewusst nicht wirklich wehtun möchte und offensichtlich ein möglichst breitgefächertes Publikum zu erreichen sucht. Da eignet sich eine typische Mainstream-Produktion ohne viel vom wichtigen Thema ablenkenden künstlerischen Schnickschnack wahrscheinlich tatsächlich am besten, auch wenn der hier fehlende Biss dem entstandenen Leid der Missbrauchsopfer möglicherweise nicht wirklich Rechnung trägt.
Bis zum 29.05.2022 in der 3sat-Mediathek!
„It must Schwing - the Blue Note Story“ ist eine sehr informative Musikdokumentation über die beiden Gründer und die Geschichte des legendären Jazz-Labels Blue Note Records. Alfred Lion und Francis Wolff, zwei deutsch-jüdische Einwanderer, verband bereits in Deutschland die Liebe zur Jazzmusik. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten verschlug es sie schließlich nach New York. In den USA konnten sie im Laufe der Zeit so überragende Künstler wie Thelonius Monk, Miles Davis, Art Blakey and the Jazz Messangers, Herbie Hancock und Quincy Jones für ihr neugegründete Label gewinnen.
„The Lion and the Wolff“ fingen unter einfachsten Bedingungen an, setzten aber immer auf herausragende Qualität. Ihr Tonmeister war außerordentlich begabt und bediente sich innovativer Aufnahmetechniken, damit der Sound besonders lebendig wirkte. Oft fanden die Aufnahmen nachts statt, nachdem sich die Künstler auf einem Konzert bereits warm gespielt hatten und in bester Spiellaune waren. Nie ging es Lion und Wolff um den Profit, immer stand die Begeisterung für Jazzmusik, gerade auch für die neuesten Strömungen, im Vordergrund. „It must Schwing“ forderte Alfred Lion immer von seinen Musikern, mit seinem extrem starken deutschen Akzent, den er nie ablegte.
Francis Wolff war auch Fotograf und sorgte dafür, dass erstmals dunkelhäutige Musiker auf den Plattenhüllen zu sehen waren. In Zeiten der extremen Rassendiskriminierung in den USA war dies ein außergewöhnlicher Schritt und keinesfalls selbstverständlich. Wolff und Lion waren immer sehr empathisch, was die Benachteiligung der Farbigen betrifft, da sie als Juden in Deutschland ebenfalls diskriminiert worden waren. Daher behandelten sie die Künstler bewusst auf Augenhöhe und beuteten sie insbesondere auch finanziell nicht aus. Die dunkelhäutigen Künstler sind sich einig, dass Lion und Wolff wichtige Wegbereiter für die Anerkennung und Gleichstellung der Farbigen in den USA waren.
Die Dokumentation besteht aus zahlreichen Interviews, u.a. mit Quincy Jones und Herbie Hancock, eher wenigen Originalaufnahmen und häufigen Computeranimationen. Da hätte man sich vielleicht mehr Originalaufnahmen, als Animationen gewünscht. Die Jazzmusik, insbesondere der Bebop und der Modern Jazz, die das Blue Note Label hervorgebracht hat, ist einfach fantastisch.
„Das letzte Hurra“ von Altmeister John Ford ist eine Politiksatire voller hintergründigem Humor, die gesellschaftliche Probleme und Veränderungen in den USA der 1950er Jahre sehr gut transportiert. Der alternde, mit allen Wassern gewaschenen Skeffington (Spencer Tracy) tritt zum wiederholten Male als Bürgermeister an und möchte sich erneut in seinem Amt bestätigen lassen. Dabei muss er sich mit einer rapide verändernden, widersprüchlichen Welt auseinandersetzen.
Ford gelingt ein überragendes Porträt eines ambivalenten Politikers, der es als Kind ärmlicher, irischer Einwanderer gelernt hat, sich mit allen Mitteln nach oben zu kämpfen, aber auch für eine bessere Welt einzutreten. Mit seiner gewitzten Zielstrebigkeit und seiner Fähigkeit auch Niederlagen wie Siege zu verkaufen, hat er hochnäsige, alteingesessene Amerikaner britischer Herkunft, die gerne in einem Club unter sich bleiben und leitende Funktionen in der Gesellschaft innehaben, immer wieder vor den Kopf gestoßen.
Viele gesellschaftliche Gruppierungen bekommen ihr Fett weg. Die aufsteigenden Einwanderer sind oft skrupellos, aber voller Ideale. Die „blaublütigen“ Amerikaner degenerieren in den Augen Fords und sind längst auf einem absteigenden Ast (sie haben hier entweder keine oder verblödete Nachkommen). Um zu überleben, müssen sich diese letztlich mit den von ihnen verachteten Einwanderern arrangieren und mischen. Daher existiert eine Hass-Liebe zwischen diesen Bevölkerungsgruppen. Dementsprechend fällt das „Letzte Hurra“ auch anders aus, als man zunächst vermuten könnte.
Ein weiteres Angriffsziel Fords sind die jungen, vergnügungssüchtigen Hedonisten, die im Wohlstand aufwachsen und junge, medienfokussierte Politiker des neuen Schlags, die weitestgehend Inhaltsleere und Nichtigkeiten vermitteln. Der Blick auf die Jugend wäre eher pessimistisch, wäre da nicht der sympathische, rechtschaffene Neffe des Bürgermeisters (Jeffrey Hunter). Man kann abschließend feststellen, dass Vieles auch heute noch, vor allem in den USA, von Aktualität ist. All dies und komplexe zwischenmenschliche Verwicklungen vermittelt Ford in einer gediegen inszenierten Schwarzweißproduktion mit erstklassigen Dialogen und grandiosem Schauspiel, vor allem von Spencer Tracy.
Leider gibt es mit der deutschen Synchronisation nur eine deutlich geschnittene Fassung. Möglicherweise war den Deutschen die Originalfassung damals zu bissig und brisant.
Da geb ich Dir recht. „Fenster zum Hof“ gefällt mir neben „Der unsichtbare Dritte“ und „Vertigo“ von Hitchcock am besten. Viele Hitchcock- Filme können noch heute begeistern. Danke für die Würdigung dieses alten Meisterwerks.
Die Gaunerkomödie „Duffy, der Fuchs von Tanger“ von Robert Parrish verströmt viel 1960er Flair, bietet inhaltlich ansonsten Mittelmaß. Zwei verzogene Stiefbrüder (James Fox und John Alderton), beide von „Beruf“ Dandy, versuchen zusammen mit ihrer „Stiefschwester“ (Susannah York) den steinreichen, arroganten Vater (James Mason) um sein Vermögen zu bringen. Dabei suchen sie Kontakt zu einem berüchtigten Schmuggler und Betrüger - dem Fuchs von Tanger (James Coburn).
Das Drehbuch, auch wenn die Wendung am Ende überzeugt, ist nicht wirklich der Hit. Die Geschichte erscheint ein bisschen sehr weit hergeholt, zudem gibt es immer auch langweiligere Passagen. Dafür kann man recht gelungene Aufnahmen aus Tanger sichten und einige interessante Kameraeffekte, z.B. eine psychodelisch wirkende Filteraufnahme in einem Nachtlokal. Auch die Hauseinrichtung des Schmugglers voller mehr oder weniger obszöner „Kunstgegenstände“ ist ausgefallen schräg. Die Gags zünden teilweise, manches ist völlig sinnfrei. Die Schauspielleistungen sind aber allesamt klasse.
Von „Duffy“ scheint es derzeit keine deutsche Sprachfassung zu geben.
Super Idee, kidhan:
Filme:
- Rosenkranz und Güldenstern sind tot
- Being John Malkovich
- Jackie Brown
- Matrix
- Schindlers Liste
Animationsfilme:
- Wallace & Gromit unter Schafen
- A Nightmare Before Christmas
- Toy Story
Serien:
- Ausgerechnet Alaska
- Mr. Bean
- Ally McBeal
- Die Simpsons
- Seinfeld
Beste Filmmusiken:
- Jackie Brown
- Il Postino
- Viel Lärm um nichts
- Jurassic Park
- Eiskalte Engel
Beste Hauptdarstellerinnen:
- Kathy Bates (Misery)
- Pam Grier (Jackie Brown)
- Emma Thompson (Viel Lärm um nichts)
- Katja Riemann (Nur über meine Leiche)
- Glenn Close (Gefährliche Liebschaften)
Beste Hauptdarsteller:
- Richard Dreyfuss (Was ist mit Bob?)
- Michel Piccoli (Eine Komödie im Mai)
- Edward Norton (Fight Club)
- Jeremy Iron (Verhängnis)
- Jeff Bridges (The Big Lebowski)
„Alice oder die Bescheidenheit“ (Deutscher Titel in der Arte-Mediathek) von Nicolas Pariser ist eine recht amüsante Politkomödie. Der sozialistische Bürgermeister von Lyon benötigt neue Inspirationen und heuert eine Literaturwissenschaftlerin als philosophische Beraterin an.
Der Film, der mit einem leisen Humor daherkommt, gibt einen interessanten Einblick in das Amt eines französischen Bürgermeisters in einer Großstadt und streift verschiedenste Gedanken zum Thema Politik, z.B. auch die zunehmende Politikverdrossenheit. Vieles ist dabei auf die (Probleme der) Sozialistischen Partei Frankreichs zugeschnitten. Wie kann man dieser Partei wieder mehr Leben einhauchen? Wirklich parteilos ist dieser Film dadurch nicht. Dementsprechend tritt der Bürgermeister (immer irgendwie goldig: Fabrice Lucchini) sehr sympathisch in Erscheinung - ebenso wie seine junge Beraterin (Anais Demoustier). Alles plätschert mit mehr oder weniger tiefsinnigen Dialogen auf nette Art so dahin. Dramatische Höhepunkte sucht man in diesem handwerklich solide gemachten Werk vergebens.
„Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte“ von Michael Haneke ist ein extrem düsteres, exzellent bebildertes Psychodrama und zugleich ein Kriminalfilm im historischen Gewand. Mit dem äußerst gekonnten und detaillierten Porträt einiger protestantisch-preußischen Familien in einem Dorf prangert Haneke die Erziehungsmethoden in Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkrieges an.
Das Problem dabei ist, dass er zu Extremen neigt und nur dysfunktionale Familien zeigt, als ob es damals nichts anderes zu der Zeit in Deutschland gegeben hat. Damit unterstellt er sein filmisch brillantes Werk durch diese Verallgemeinerungen leider einem Schwarzweißdenken, das seinen Widerhall in den wunderschönen monochromen Bildern findet. Auch wenn derartige oder ähnlich haarsträubende Erziehungsmethoden damals sicherlich weit verbreitet waren, gab es natürlich auch Kinder, die von ihren Eltern mit Liebe großgezogen wurden. Letztlich lässt Haneke in seinem Film altbekannte Stereotype über die unbarmherzigen Deutschen wieder aufleben. Der Titelzusatz „Eine deutsche Kindergeschichte“ unterstreicht dabei noch seinen Absolutheitsanspruch. Das hat ihn möglicherweise auch den „Oscar“ gekostet, (der Film erhielt eine Nominierung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film).
Zurück zum Positiven: Die (un-) menschlichen Beziehungen werden von Haneke sehr glaubwürdig und psychologisch nachvollziehbar mit viel Feingefühl geschildert. Die Darsteller und Darstellerinnen werden großartig geführt. Am schwächsten war noch Hauptdarsteller Christian Friedel, der den einzigen halbwegs sympathischen, männlichen Charakter verkörpert, da ihm etwas die Ausstrahlung als Identifikationsfigur fehlt. Aber das ist Jammern auf dem höchsten Niveau, da die übrigen Darsteller und Darstellerinnen wie Leonie Benesch, Ulrich Tukur und Burghard Klassner sowie auch die zahlreichen Kinderdarsteller einfach überragend sind.
Das Ende ist halbwegs offen gestaltet. Geschickt werden Vermutungen und Klatsch erwähnt, sodass sich das Publikum selbst einen Reim auf die möglichen Geschehnisse machen kann. Abschließend kann nur konstatiert werden, dass Haneke ein handwerklich überragender Filmemacher ist. Die offensichtliche, deprimierende, universale Lehre dieses spannenden und aufwühlenden Films ist: „Wer Gewalt säht, wird Gewalt ernten.“
„Uzak - Weit“ von Nuri Bilge Ceylan ist eine kunstvolle, aber sehr ruhig erzählte Charakterstudie zweier verwandter Männer. Ein junger Mann vom Lande hat aufgrund der Wirtschaftskrise seinen Job verloren und sucht einen entfernteren Verwandten in Istanbul auf, um einen Neuanfang zu wagen. Letzterer, ein alleinstehender, intellektueller Fotograf, nimmt ihn widerwillig auf. Er sieht den jungen Mann mehr als einen Eindringling, als einen Gast.
Regisseur Ceylan beweist mit seinen subtilen, lebensnahen Porträts menschlicher Naturen, die auch hier immer wieder durch lange Nahaufnahmen der Gesichter geprägt sind, den wunderschön durchkomponierten, langen Kameraeinstellungen und seiner präzisen Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse in der Türkei, dass er zu den größten türkischen Filmemachern gehört. Wobei sich dieses Werk schon durch eine gewisse Langatmigkeit und Sperrigkeit auszeichnet.
Der Titel „Weit“ ist sehr treffend. Weit und lang ist schon die Eröffnungssequenz - eine Aufnahme einer hügeligen, schneebedeckten Landschaft. Weit ist der Weg vom Lande zu Fuß nach Istanbul. Weit ist die Kluft zwischen gebildeter städtischen Bevölkerung und Landbevölkerung, verkörpert jeweils durch die beiden Protagonisten. Weit sind die Orte der Sehnsüchte. Weit ist für beide letztlich auch der Weg zum persönlichen Glück. Istanbul versinkt im Schnee - ein Sinnbild für die durch Einsamkeit geprägte städtische „Kälte“ und die unterkühlte Beziehung der beiden Hauptfiguren.
Weit entfernt ist dieser Film von einer typischen Hollywood Produktion, die aus der Thematik wahrscheinlich einen Feel-Good-Film gemacht hätte.
Nur noch bis zum 30.04.2022 in der Arte-Mediathek!: „Drei Leben und ein Tod“ von Raoul Ruiz ist der helle Wahnsinn, wie man so schön sagt. Es ist eine ungewöhnliche, surreale Komödie über Identitätsprobleme. Ein Erzähler am Mikrophon schildert verschiede, höchst skurrile Episoden über unterschiedliche Protagonisten, die von der italienischen Filmlegende Marcello Mastroianni verkörpert werden.
Äußerst kreativ werden Zuschauende immer wieder mit Verrücktem und Überraschendem konfrontiert. Die Kamera wird dabei sehr einfallsreich, oft scheinbar auf engstem Raum, dirigiert und die Kulissen - es sind überwiegend Innenaufnahmen - sind erlesen. Auch die dezent eingesetzten Spezialeffekte sind gelungen, mit leichten Horroranleihen. Das Schauspiel überzeugt insgesamt, allerdings wird der Gesamteindruck etwas durch einen unsympathisch nervigen, stark stotternden Charakter in einer der Episoden getrübt. Der Streifen ist ein einzigartiger Psychotrip, in dem Wirkliches und Unwirkliches kaum von einander zu unterscheiden sind, mit viel französischem Charme, Esprit und einem gelungenen Ende erzählt. Regisseur Ruiz erhielt eine Nominierung für die goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes. Leider war es Mastroiannis letzter Film.
„Indianapolis“ von James Goldstone ist weniger ein spannender Rennfahrer-Actionfilm, sondern vielmehr die Charakterstudie eines Rennfahrers, der mit Beziehungsproblemen zu kämpfen hat. Die Geschichte ist recht einfach gehalten und bietet wenig Überraschungen. Paul Newman darf hier jedoch einmal mehr zeigen, dass er einer der großartigsten Darsteller Hollywoods war. Seine Mimik verrät in zahlreichen Szenen viel mehr als Worte. Seine Ehefrau Joanne Woodward spielt überzeugend seine Filmehefrau und Robert Wagner mimt gekonnt den Widersacher. Ihm ist hier aber nicht so viel charakterliche Tiefe vergönnt.
Der Originaltitel "Winning" bezieht sich treffend zum einen auf das Ziel, beruflich als Rennfahrer zu gewinnen, aber letztlich auch privat als Gewinner dazustehen, da der Erfolg ansonsten ein sehr einsames Vergnügen ist.
Sehenswert ist dieser Film aufgrund seiner unspektakulären Authentizität der Charaktere, der sehr gelungenen Kameraführung, Regie und Schnitttechnik. Der coole Easy-Listening Soundtrack von Dave Grusin unterstreicht den lässigen 1960er Charme dieses Films.
Paul Newman, der auch privat ein leidenschaftlicher Motorsportfan war, produzierte den Film als Herzensangelegenheit mit.
„Der große Trick“ von Jeremy Kagan ist ein unterhaltsamer, anspruchsvoller Kriminalfilm mit tragikomischen Elementen, der den typischen Zeitgeist der 1970er Jahre reflektiert. Richard Dreyfuss ist sehr überzeugend als verletzlicher, überforderter Detektiv, der einen Politskandal aufdeckt. Die Geschichte ist recht komplex und erschließt sich vielleicht erst nach mehrmaligem Anschauen. Dennoch bietet dieser Film viel Vergnügen mit schrägen Einlagen skurriler Charaktere jenseits des Mainstreams. Sehr schön ist der Running-Gag mit dem gebrochenen Arm.
Richard Dreyfuss, der auch an der Produktion beteiligt war, ist überragend mit seinem temperamentvollen Schauspiel, aber auch die Nebendarsteller, wie z.B. Susan Aspach und John Lithgow, sind exzellent. Der zuweilen ironisch wirkende Soundtrack von Bill Conti untermalt das Geschehen perfekt.
Cooler Trailer, danke Moviepilot!
Das zeitlose Psychodrama "Eine Handvoll Hoffnung" (Bigger than Life) zählt zu den fast vergessenen Meilensteinen der 50er Jahre und neben "...denn sie wissen nicht was sie tun" zu den bedeutendsten Filmen des Regisseurs Nicholas Ray. Der Nouvelle-Vague Regisseur und einer der führenden Filmkritiker Frankreichs Jean-Luc Godard setzte "Bigger than Life" 1963 auf seine legendäre Top Ten Liste der besten amerikanischen Filme aller Zeiten.
Während also die europäischen Intellektuellen den Film feierten, so wurde er auch für den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig nominiert, war der Erfolg des Films in den USA eher verhalten. Einerseits hatte die (amerikanische) Pharma-Lobby ein Problem mit diesem Film, andererseits hatten einflussreiche Köpfe die Sorge, dass der Film das Publikum verunsichern könnte. Dies erklärt auch, weshalb er so gut wie nie im Fernsehen gezeigt wurde.
Es geht in dem Film um Medikamentenmissbrauch und zwar nicht irgendeines Medikaments, sondern um das noch heute häufig verschriebene Kortison. Damals galt es als Wundermittel, war neu auf dem Markt und noch nicht so fein dosiert wie heute. Die früheren Präparate konnten anscheinend gemäß der damaligen medizinischen Fachliteratur bei einer erheblichen Überdosierung zu psychischen Veränderungen, insbesondere zu psychotischen Wahnvorstellungen, bei den Patienten führen. In diesem Bewusstseinszustand fühlt man sich im Extremfall mit natürlich äußerst bedrohlichen Auswirkungen "Bigger than Life", also gottgleich.
Genau dies geschieht mit dem Lehrer Ed Avery (James Mason) in diesem Film. Auf brillante Art und Weise wird gezeigt, wie sich der Bewusstseinszustand dieses Mannes langsam bis zu einem äußerst dramatischen Höhepunkt verändert. Ehefrau, Sohn und sein persönliches Umfeld finden sein Verhalten zunächst nur ein bisschen wunderlich, aber zunehmend bedrohlicher. Die psychischen Wahnvorstellungen, aber auch die Hilflosigkeit Angehöriger eines psychisch kranken Menschen werden sehr glaubwürdig dargestellt.
Gleichzeitig kritisiert Ray mit seinem Film aber auch den American Way of Life. Er zeigt, wie permanente Überanstrengung und Konsumdenken Menschen krank machen kann. Ed Avery hat neben seinem Job als Lehrer noch einen weiteren und befindet sich regelrecht ständig am Limit, um sich sein adrettes Middleclass-Leben in den 1950er Jahren mit kleinem Haus, Fernseher, Staubsauger etc. leisten zu können. James Mason, der auch an der Produktion dieses schön mit satten Farben bebilderten Filmes maßgeblich beteiligt war, spielt diese Rolle großartig, aber auch Walter Matthau sticht heraus.
Der Western „Der letzte Mohikaner“ von Michael Mann ist eine spannende, etwas blutige, auf Hochglanz polierte Filmversion des gleichnamigen Romans von James F. Cooper. In der Mitte des 18. Jahrhunderts werden drei Fallensteller, zwei Mohikaner (Vater und Sohn) sowie der weiße Ziehsohn (Daniel Day-Lewis), in den Krieg zwischen Briten und Franzosen um die nordamerikanischen Kolonien sowie der mit ihnen verbündeten Indianerstämme hineingezogen. Dabei zeigt sich, dass die amerikanischen Ureinwohner letztlich zum Spielball der europäischen Mächte werden und die „Zivilisation“ auf Blut gebaut ist. Zugleich wird deutlich, weshalb die amerikanischen Siedler einen immer stärkeren Drang zur Unabhängigkeit von den Kolonialherren verspürten. Vor dem Hintergrund historischer Tatsachen entspinnt sich ein episches Drama aus Gewalt, Liebe und Rache.
Selbst wenn die geschichtlichen Ereignisse hier schlüssig dargestellt werden, kratzt der Film inhaltlich eher an der Oberfläche. Die Charaktere bleiben überwiegend simpel gestrickt. Dafür entschädigen die mitreißende Dramaturgie und die malerischen Aufnahmen. Leider wird das sinnliche Filmvergnügen etwas getrübt durch einige unnötig kitschige Dialoge wie aus einem Groschenroman zwischen den Hauptdarstellern Day-Lewis und Madeleine Stowe, die übrigens ein hübsches Liebespaar abgeben, und durch den insgesamt zu glatten Look - wie bei einem Werbefilm. Auch der eingängige Soundtrack von Trevor Jones mit seinen melodischen Synthesizer-Klängen schwankt zwischen Großartigkeit und Schwülstigkeit. Zumindest ist der Film deutlich packender als der Roman, auf dem er basiert. Den habe ich eher langweilig in meiner allerdings schon ziemlich verblassten Erinnerung.