MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

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    MareikeHB 11.08.2022, 12:25 Geändert 11.08.2022, 14:34
    über Kind 44

    „Kind 44“ von Daniel Espinoza ist ein spannender und auch sehr düsterer Thriller nach dem gleichnamigen Bestsellerroman von Tom Rob Smith, der in der Sowjetunion unter dem Stalin-Regime angesiedelt ist. Geschildert wird zum einen die Jagd nach einem Kindermörder, zudem werden eindrucksvoll die Lebensverhältnisse in einem menschenverachtenden, totalitären System beleuchtet.

    Die Romanverfilmung ist inhaltlich mit einer Kriminalgeschichte, einem Beziehungsdrama und der Systemkritik recht vollgepackt und kratzt dadurch gelegentlich an der Oberfläche. In den heutigen Zeiten der Demokratiemüdigkeit ist der Film mit seiner beklemmenden Schilderung totalitärer Machtstrukturen jedoch aktueller denn je, auch wenn diese gelegentlich überspitzt erscheinen. Die verklärende Aussage „Im Paradies gibt es keine Mörder!“ führt hier zu einer angstvollen Ignoranz der Verantwortlichen und dazu, dass eine schreckliche Mordserie lange Zeit nicht aufgeklärt wird.

    Handwerklich ist der Thriller mit seinen düsteren Bildern gut gemacht. Tom Hardy, Noomi Rapace in den Hauptrollen und in den Nebenrollen u.a. Gary Oldman sowie Vincent Cassel bilden eine überzeugende Besetzung mit der man nicht viel falsch machen kann. Alle Darsteller haben sich jedoch unnötigerweise in der Originalfassung einen russischen Akzent angeeignet. Über eine derartige Notwendigkeit kann man sicherlich sehr geteilter Ansicht sein. Dies scheint aber eine durchaus gängige Praxis in Hollywood zu sein.

    Letztlich handelt es sich hier um einen überdurchschnittlichen Thriller im historischen Gewand, auch wenn er offensichtlich einige Leser und Leserinnen des Romans etwas enttäuscht hat. Allerdings ist dieser Film mit seinen blutigen Momenten sowie der gezeigten physischen und psychischen Gewalt nichts für Zartbesaitete.

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      MareikeHB 07.08.2022, 09:36 Geändert 07.08.2022, 09:56

      Die Politiksatire „Kabinett außer Kontrolle“ ist ein gelungenes Kabinettstückchen von Armando Ianucci. Wir werfen einen ungeschönten Blick in die Downing Street No. 10 nach London sowie nach Washington und sehen dem politischen Treiben zu. Kleine unbedachte Äußerungen und Missverständnisse einflussreicher Politiker können womöglich über Krieg und Frieden entscheiden...

      Die mitunter hektische und gewollte Farce ist für einige Lacher gut. Die Darsteller agieren zwar gefühlt unter Aufputschmittel, aber immerhin hat man hier einige Charaktertypen wie Peter Capaldi, Tom Hollander und James Candolfini versammelt. Der Humor rangiert auf einer großen Bandbreite von brachial vulgär bis subtil intelligent.

      Die Kamera bewegt sich mitunter im dokumentarisch anmutenden Handkamera-Wackelstil, damit den Zuschauenden das Gefühl der intimen Teilhabe am Geschehen gegeben wird und alles einen realistischeren Anstrich bekommt.

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        „Mörder an Bord“ von Andrew L. Stone ist ein kurzer und knackiger B-Film-Action-Thriller aus alten Tagen, der mit Spannung auf leichte Art zu unterhalten weiß. Zwei Besatzungsmitglieder eines Frachters möchten das Schiff durch einen perfiden Plan in ihre Gewalt bringen, um eine saftige Bergungsprämie zu kassieren. Handlungsort ist fast ausschließlich das Schiff.

        James Mason, wie immer souverän, sieht man hier in einer für ihn eher ungewöhnlichen Heldenrolle als frisch angeheuerter Kapitän. Broderick Crawford mimt überzeugend den brutalen Gegenspieler und wird dabei von Stuart Whitman tatkräftig unterstützt. Eine Sensation war wohl damals die Besetzung der weibliche Hauptrolle mit der wunderschönen und talentierten Dorothy Dandridge. Sie war eine der wenigen dunkelhäutigen Stars Hollywoods in der damaligen Zeit. Hier darf sie weißen Männern auf selbstbewusste Art den Kopf verdrehen und auch das Recht in ihre Hand nehmen. Das wurde damals in Zeiten der Rassentrennung in den USA sicherlich nicht von jedem wohlwollend gesehen.

        All diesen vier genannten Darstellern ist übrigens gemeinsam, dass sie mindestens eine „Oscar“-Nominierung erhielten. Dennoch muss man wohl sagen, dass sie letztlich unter der mittelmäßigen Regie von Andrew L. Stone nicht über die Maße gefordert wurden. Die Schwarzweißaufnahmen sind ordentlich und das schmale Bildschirmformat passt zu dem oft engen Raum an Bord. Auch wenn gewisse Abstriche bei der Regie zu machen sind, hat man bei der durchgehenden Spannung das Gefühl, nicht eine überflüssige Minute gesehen zu haben.

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          MareikeHB 01.08.2022, 19:04 Geändert 01.08.2022, 22:44

          „Die endlose Nacht - Nebel über Tempelhof“ von Will Tremper ist ein fast dokumentarisch anmutender Film mit tragikomischen Elementen über gestrandete Fluggäste auf dem traditionsreichen, alten Berliner Flughafen Tempelhof.

          Im Fokus stehen unterschiedlichste Reisende: eine verführerische, junge Filmdiva (Hannelore Elsner), ein Geschäftsmann in einer Bredouille (Harald Leibnitz), ein Theaterschauspieler, der die Rolle seines Lebens verpasst, ein eifersüchtiger Ehemann (Werner Peters) etc. Die Darstellerinnen und Darsteller sind allesamt großartig. Tremper inszeniert seinen wohl bekanntesten Film mit leichter, souveräner Hand und mit immer wieder einfallsreichen Kameraeinstellungen. Die Dialoge der Reisenden sind größtenteils improvisiert und wirken dadurch sehr lebensnah. Oftmals werden kleine Beziehungsdramen und das Fremdgehen thematisiert - daher wohl damals die Altersfreigabe ab 16. Heute würde er wohl ohne Altersbeschränkung freigegeben.

          Der episodisch angelegte Film mit seinen vortrefflichen Schwarzweißbildern enthält auch einige wunderbar komische Szenen, die ein wenig an die Filme Jacques Tatis erinnern. Allerdings versteht sich dieses Werk nicht als reine Komödie. Gelegentliche Seitenhiebe gegen die privilegierte Schicht werden jedenfalls subtil und gekonnt ausgeteilt. Wunderbar ist auch der Jazz-Score von Peter Thomas, der in einer witzigen, stimmungsvollen Szene von einer lässigen, polnischen Jazzcombo bestens unterstützt wird. Tremper gelingt es, kunstvoll und zugleich angenehm plätschernd zu unterhalten.

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            MareikeHB 26.07.2022, 18:46 Geändert 26.07.2022, 23:04
            über Elvis

            Musiklegende Elvis Presley ist der erfolgreichste Sänger aller Zeiten, wenn man die verkauften Tonträger berücksichtigt. Als „King of Rock n Roll“ wird er noch heute vielfach bewundert.

            Baz Luhrmann durchleuchtet in dem ihm eigenen opulenten Stil die Stationen des Lebens und vor allem das zwiespältige Verhältnis Presleys zu seinem Manager Tom Parker. Parker förderte Elvis einerseits, da er schon sehr früh sein überragendes Talent erkannte, aber wie viele Manager im Musikgeschäft presste er seinen Schützling finanziell aus wie eine Zitrone. Elvis konnte sich künstlerisch, zumindest was seine durchaus vielversprechende Schauspielkarriere betrifft, nicht adäquat entfalten und eine Welttournee wurde ihm als ultimatives Sexsymbol in den rauen Zeiten der 1960er und 1970er Jahren „aus Sicherheitsgründen“ leider immer wieder seitens des einflussreichen Managers versagt.

            Neben der Hassliebe zu seinem Manager bilden einen weiteren Schwerpunkt des Films die Ursprünge Presleys Musik. Seine Hits wurde sehr vom afroamerikanischen Gospel und Blues beeinflusst. Diese Einflüsse reichen bis in seine Kindheit in Memphis zurück, da er in einem afroamerikanischen Viertel aufwuchs. Die emotionale Leidenschaft und der ungehemmte Bewegungsstil, die Presley von den Afroamerikanern ebenfalls übernahm, sorgte bei den Fans für helle Begeisterung und bei den Sittenwächtern für ein kaltes Grausen. Die Jugend war seinerzeit in großer Aufruhr und emanzipierte sich zunehmend von den Erwachsenen.

            Filmisch ist „Elvis“ verspielt grandios. Luhrmann schafft einmal mehr eine Kunstwelt und variiert diverse visuelle Stilmittel wie schnelle Überblendungen in den Musikbeiträgen, Zeichtrickeinlagen etc. Austin Butler verkörpert den Elvis sehr überzeugend und ein korpulenter Tom Hanks den dubiosen Manager ebenfalls gekonnt. Technisch wird viel Feines geboten, inhaltlich aber oftmals aufgrund der Komplexität der Lebensgeschichte und der zeitgeschichtlichen Bezüge nur an der Oberfläche gekratzt. Am interessantesten und überraschendsten ist tatsächlich der Soundtrack, in dem viele Elvis-Songs, z.B. von Eminem, erstaunlich gut modernisiert wurden.

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              über Mid90s

              Nur noch kurz im Prime-Abo! „Mid90s“ von Jonah Hill ist ein unterhaltsamer Coming-of-Age-Film und zugleich eine gelungene Milieustudie. Der 13-Jährige Stevie wächst unter schwierigen Bedingungen mit seinem älteren, gewalttätigen Bruder und seiner überforderten Mutter auf. Schließlich freundet er sich mit einigen älteren Skatern an und geht bei ihnen in die Schule des Erwachsenwerdens und vor allem des Coolseins. Dabei lernen wir eine ganze Gruppe liebenswerter Typen kennen, die es offensichtlich nicht leicht im Leben haben, aber die eine gemeinsamen großen Leidenschaft teilen - das Skateboard.

              Gedreht wurde im typischen Fernsehformat 3:4 der 1990er Jahre. Der Film unter der gekonnten Regie Jonah Hills ist überwiegend komödiantisch, enthält aber auch einige dramatische Höhepunkte. Die Dialoge sind oft zu köstlich, und die jungen Darsteller sind in ihrer Natürlichkeit einfach nur großartig. Man hat das Gefühl, dass jeder Charakter ernst genommen wird und mit Liebe gezeichnet wurde. Sicherlich wird inhaltlich nichts wirklich Neues geboten. Aber insgesamt ist es schon mit seiner ungezwungenen Art ein sehr empfehlenswerter Genrevertreter.

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                MareikeHB 21.07.2022, 21:49 Geändert 27.07.2022, 14:07

                „Morgenröte“ von Luis Buñuel ist ein Liebesdrama mit sozialkritischen Zwischentönen. Im Zentrum des Geschehens steht ein Arzt, der für die Bewohner einer kleinen französischen Mittelmeerinsel verantwortlich ist. Interessant ist, dass sich alle Hauptfiguren unmoralisch verhalten. Der Protagonist hat eine außereheliche Beziehung, dementsprechend ist seine Geliebte eine Ehebrecherin, der gefühlskalte Großgrundbesitzer nutzt seine Angestellten aus. Aber es kommt noch schlimmer…

                Man könnte meinen, Buñuel zeigt in diesem vom Neorealismus geprägten Werk direkt mit dem Finger auf eine verdorbenen Welt. Neben moralischen Verfehlungen werden soziale Missstände thematisiert und auch das aus der Verzweiflung geborene Gewaltpotential. Ein einfacher Landarbeiter kann nicht mehr arbeiten, weil er seine schwerkranke Frau pflegen muss und verliert seine Behausung, weil die neuen Mieter mit einem Eselskarren und ihrem wenigen Hab und Gut bereits vor der Tür stehen.

                Vielleicht steht der metaphorische Titel „Morgenröte“ für die Hoffnung auf eine zukünftige sozialistische Politik, die als Lösung bestehender Probleme gesehen wurde. Schließlich war Buñuel nicht nur ein brillanter Filmemacher, sondern auch ein bekennender Sozialist.

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                  MareikeHB 15.07.2022, 18:42 Geändert 17.07.2022, 09:08

                  Ein hellhäutiger Brite, der einen Inder spielt, kann das gutgehen? Hier muss man wohl ein Auge zudrücken, denn es ist ein komödiantisches Genie, das sich an diese Rolle heranwagte: Peter Sellers. Mit seinem braun geschminkten Gesicht verkörpert er in „Der Partyschreck“ von Komödienspezialist Blake Edwards perfekt einen chaotischen, aber äußerst liebenswerten Inder, einen Komparsen, der Hollywood aufmischt.

                  Wie man es von Blake Edwards in seinen besten Komödien, wie „Der rosarote Panther“ und „Victor/Victoria“, gewohnt ist, glänzt dieser Streifen mit einem exzellenten Timing, herrlichen visuellen Gags, cleverem Wortwitz, viel Stilvermögen und einer hervorragenden Besetzung. Dabei kann man sich an diversen gelungenen Seitenhieben gegen das etablierte Hollywood erfreuen. Missstände werden aufgezeigt: Die festen Hierarchien, der Studioboss ist der „General“, Ausländer/Nichtweiße werden von oben herab behandelt und haben keine Aufstiegschancen, Filmstars sind narzisstisch, Frauen werden nur als hübsches Beiwerk angesehen und werden z.B. von Produzenten sexuell ausgenutzt. Aber auch der 1968er Zeitgeist mit seinen rebellischen Auswüchsen, verkörpert durch die jüngere Generation, bekommt sein Fett weg.

                  In diese Gesellschaft, die auf einer Party beim Studioboss versammelt ist, schlägt unser sympathischer Protagonist per Zufall wie eine Bombe ein und hinterlässt allmählich eine Schneise der Verwüstung. Dabei bleibt er immer äußerst höflich und charmant. Die Kulisse, dass verspielt luxuriöse, hochtechnisierte Anwesen, passt perfekt und trägt erheblich zu vielen komischen Höhepunkten bei. Auch die musikalische Untermalung ist sehr geschmackssicher gewählt und stammt größtenteils von dem großartigen Henry Mancini, der bereits in vielen anderen Meisterwerken von Blake Edwards seine musikalische Genialität beigesteuert hat.

                  „Der Partyschreck“ ist eine dieser komödiantischen Perlen, die auch bei wiederholten Sichtungen noch glänzen.

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                    In den 1980er Jahren gab es die große Hoffnung, dass der Kalte Krieg zwischen der damaligen UdSSR und den westlichen Staaten einmal überwunden werden konnte. In diesen Zeiten der Entspannungspolitik durfte der U.S.-amerikanische Singer/Songwriter Billy Joel, mit als erster westlicher Künstler überhaupt, auf Russlandtournee gehen und u.a. in Moskau sowie Leningrad vor großem Publikum auftreten.

                    „Billy Joel: A Matter of Trust - The Bridge to Russia“ ist eine faszinierende Musikdokumentation, die noch heute ein Zeichen für die Völkerverständigung setzt und sehr authentisch die Widrigkeiten und schönen Momenten einer Tour aus der Sicht eines Künstlers aufzeigt. Man sollte dabei wissen, dass Billy Joel der viert erfolgreichste Solokünstler aller Zeiten in den USA ist und mit seinen abwechslungsreichen Songs und brillanten, oft ironischen Texten Musikgeschichte geschrieben hat.

                    Eine Besonderheit ist, dass seine Konzerte damals in den UdSSR und im Westen live im Radio übertragen wurden - ein absolutes Novum. Damit sich der komplizierte logistische Aufwand lohnte, wurde überdies filmisches Material für diese Dokumentation gesammelt und die Tour von einem tüchtigen Medienrummel begleitet. Auch seine damalige Ehefrau, Top Modell Christie Brinkley und seine noch sehr junge Tochter Alexa haben ihn auf der Tour begleitet.

                    Zu den größten Problemen der Tournee zählten der teilweise Stimmverlust Billy Joels und ein großer Wutanfall auf der Bühne, weil die geladenen Gäste auf einem Konzert durch grelle Scheinwerfer und Rausschmisse von Sicherheitskräften gezielt davon abgehalten wurden, eine allzu große Begeisterung zu zeigen. Das schwenkende Licht ließ die Zuschauer regelrecht erstarren, sobald sie sich im Lichtkegel befanden.

                    Mit seiner großen Energie, seinem gewitzten Charme und großer musikalischer Leidenschaft eroberte er die Herzen der Zuschauer im Sturm und konnte medienwirksam zudem noch Freundschaft mit bedeutenden sowjetischen Künstlern schließen. Auch der Rock-Klassiker von den Beatles „Back in the U.S.S.R“ fehlte nicht in der Playlist.

                    Später veröffentlichte er ein Live-Album von der Tour, das er „Konzert“, auf kyrillisch geschrieben, nannte. Stimmlich gibt es allerdings bessere Live-Aufnahmen. Des Weiteren ließ er sich von dieser Tournee zu seiner erfolgreichen Ballade „Leningrad“ inspirieren.

                    Wenn man diese überaus informative und unterhaltsame Dokumentation sieht, kann man sich nur in diese hoffnungsvollen Zeiten des „Wind of Change“ zurücksehnen, vor dem Hintergrund, wie Russland sich heute entwickelt hat.

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                      MareikeHB 09.07.2022, 15:27 Geändert 09.07.2022, 15:28

                      „Mercenario - Der Gefürchtete“ von Sergio Corbucci ist ein unterhaltsamer und nicht allzu grausamer Italowestern mit gelegentlichen komischen Einlagen, der sich nicht allzu ernst nimmt. Einmal mehr geht es um die Zeit der mexikanischen Revolution, Anfang des 20. Jahrhunderts.

                      Franco Nero mimt souverän den sogenannten „Polen“, einen Söldner und schlauen Strategen, der sich mit Waffen bestens auskennt. Schon bald steht er in Lohn und Brot eines Banditen (Tony Musante), der sich im weiteren Verlauf als Revolutionär ausgibt. Jack Palance verkörpert gekonnt den wahren, unbarmherzigen Bösewicht, trägt aber kurioserweise ein ungewohntes, dunkles, lockiges Haar, das sehr nach einer Perücke aussieht.

                      Nach einem etwas zähen Beginn wird es schwungvoller. Es wird ordentlich geballert, meistens trifft es die Soldaten der mexikanischen Regierung. Den „Polen“ und den Banditen verbindet eine Hassliebe, die immer für reichlich Spaß und gelungene Schlagabtausche sorgt. Der Bandit ist letztlich der heimliche Held und Sympathieträger des Films, denn Tony Musante verleiht ihm eine tüchtige Portion Charisma und Lebendigkeit. Gegenspieler Jack Palance zeigt hier nicht nur seine skurrile Frisur, sondern sich auch noch blank von hinten.

                      Inhaltlich ist alles maßlos übertrieben und die Narrative eher simpel. Schön ist, dass den außergesetzlichen Herren noch eine starke Schönheit (Giovanna Ralli) zur Seite gestellt wird, die ordentlich mitmischen darf.
                      Viel Westernflair versprüht zudem der wieder einmal sehr einfallsreiche Soundtrack von Maestro Ennio Morricone.

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                        MareikeHB 07.07.2022, 11:33 Geändert 07.07.2022, 11:45
                        über Mustang

                        „Mustang“ von Deniz Gamze Ergüven ist ein gelungener Coming-of-Age-Film über fünf Schwestern, die in der türkischen Provinz unter der Vormundschaft ihres Onkels aufwachsen. Um einen Pferdefilm handelt es sich allerdings nicht. Der Titel „Mustang“ steht offensichtlich für den unbändigen Freiheitsdrang der pubertierenden Mädchen, die in einer Gesellschaft der strengen Konventionen, religiösen Zwänge und arrangierten Ehen aufwachsen.

                        Regie und das Schauspiel sind tadellos. Man schließt die freiheitsliebenden, lebenslustigen Mädels, vor allem die Jüngste, direkt ins Herz. Spannung, etwas Komik und auch Tragik halten sich in guter Balance. Es ist einer dieser fesselnden Filme, die im Gedächtnis bleiben.

                        Auch wenn einiges möglicherweise etwas überspitzt dargestellt wird, ist der Film ein wichtiges Plädoyer für mehr Frauenrechte und Freiheit in einer streng patriarchalischen Gesellschaft. Dementsprechend wurde er für diverse Filmpreise, unter anderem für einen “Oscar“ als bester fremdsprachiger Film, nominiert.

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                          MareikeHB 07.07.2022, 10:57 Geändert 07.07.2022, 14:16

                          „Die Regenschirme von Cherbourg“ von Jacques Demy ist ein künstlerisch hochwertiger, melancholischer Liebesfilm und zugleich ein Musical. Die Geschichte über die erste große Liebe wirkt sehr lebensecht und authentisch, sodass man sehr mit den Hauptcharakteren mitfühlen kann. Sie drückt nie künstlich auf die Tränendrüsen, wird aber dennoch niemanden kalt lassen. Die meisten Menschen werden bereits ähnlich empfunden haben.

                          Es ist ein Musikfilm, in dem nicht getanzt, aber dafür jeder Dialog gesungen wird. Die wunderbare Musik von Michel Legrand sorgt dafür, dass die gesungenen Dialoge eine Wohltat für die Ohren sind, auch wenn der Gesang nicht immer ganz perfekt klingt, obwohl die französischen Gesangstimmen nicht von den Schauspielern stammen. Letzteres verleiht dem Film einen besonderen Charme und eine gewisse Natürlichkeit im Artifiziellen. Aber generell gilt, wer einwandfreien Gesang sucht, wird eher bei einer Oper fündig oder bei den meisten modernen Popsongs mit künstlich „begradigter“ Stimme und nicht bei Musicals aus alten Tagen.

                          Der Film lebt nicht nur von seiner ausgezeichneten Musik, sondern auch von sehr gut aussehenden und kompetenten Darstellerinnen und Darstellern. Catherine Deneuve und Nino Castelnuovo sind ein echtes Traumpaar, aber auch alle übrigen Rollen sind bestens besetzt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um das bekannteste, französische Musical überhaupt, dem es zudem gelang, für fünf „Oscars“ nominiert zu werden. Außerdem gewann es diverse französische Filmpreise.

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                            „Taxi Driver“ von Martin Scorsese ist ein extrem düsterer, technisch perfekt gestalteter Thrillerklassiker mit zweifelhafter Botschaft.

                            Robert de Niro mimt sehr überzeugend einen Taxifahrer, einen noch jungen, traumatisierten Vietnam-Kriegsveteranen, dessen Leben immer mehr aus dem Ruder läuft. Allein schon die Zeichnung dieses Charakters ist überaus gelungen.

                            Leider ist das Ende völlig missglückt. Selbstjustiz wird einmal mehr verherrlicht. Zudem grenzt es tatsächlich an typischen Hollywood-Kitsch.

                            Die Musik des überbegabten Filmkomponisten aus alten Tage Bernhard Herrmann ist allerdings wieder einmal grandios.

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                            • Schade, dass nicht Melissa McCarthy Barbie spielen darf. Als Ken hätte ich Rowan Atkinson gut gefunden. Barbies Mutter wäre Lucy Liu und ihr Papa Samuel L. Jackson. Gegenspieler wäre der Weiße Hai. Ach, der steht ja unter Artenschutz und darf nicht böse sein.
                              Dann wäre der perfekte Bösewicht eben eine mutierte Ambrosia-Pflanze, die tödliche Allergien auslöst. Als Handlanger stehen ihr eine mit Malaria betankte Tigermücke und eine mit Borreliose bewaffnete Zecke zur Verfügung.

                              Regisseur könnte Lars von Trier sein - der steht bekanntermaßen für eine gewisse Leichtigkeit.

                              Im Soundtrack wären Songs von Metallica und Rammstein für die zahlreichen romantischen Momente und wenn die blutige Action kommt, darf die Musik von Helene Fischer „Atemlos“ nicht fehlen.

                              Aber meine Wünsche gehen ja leider nicht in Erfüllung. 😭😭😭

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                              • Schöne Idee, kidhan! Das Thema ist ja ziemlich unerschöpflich. Hier ein paar spontane Einfälle:

                                Faith no more: Easy (OV von den Commodores)

                                https://m.youtube.com/watch?v=vPzDTfIb0DU

                                Cake: I will survive (OV: Gloria Gaynor)

                                https://m.youtube.com/watch?v=f9rCUQjmkxU

                                Otto Wahlkes: Friesenjung (OV Sting)

                                https://m.youtube.com/watch?v=RFJUPq7vqT0

                                Erdmöbel: Aus meinem Kopf (OV Kylie Minogue)

                                https://m.youtube.com/watch?v=QhCbnXw2PqA

                                Erdmöbel: Riecht wie Teen Spirit (OV Nirvana)

                                https://m.youtube.com/watch?v=mQxjbVbtxnE

                                Erdmöbel: Weg nach Mandalay (OV Robbie Williams)

                                https://m.youtube.com/watch?v=iIWxdT3mOBY

                                und mehr im Album Erdmöbel No. 1 Hits: Bekannte Hits mit skurrilen deutschen Texten:

                                https://m.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_lOItuj3-8nqNz2NYY1zO1CY77lglBVFYw

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                                • MareikeHB 29.06.2022, 18:15 Geändert 29.06.2022, 18:35

                                  Hier zum Vergleich die Top 20 Liste von Moviepilot, die sich an den am besten bewerteten Filmen in den 1950ern der Schauspielerinnen mit tragender Rolle orientiert. Alles Weitere siehe:

                                  https://www.moviepilot.de/news/eure-top-20-schauspielerinnen-der-1950er-jahre-117652

                                  1. Grace Kelly
                                  2. Carolyn Jones
                                  3. Audrey Hepburn
                                  4. Elizabeth Taylor
                                  5. Marlene Dietrich
                                  6. Shirley MacLaine
                                  7. Marilyn Monroe
                                  8. Kim Novak
                                  9. Ingrid Bergmann
                                  10. Thelma Ritter

                                  Carolyn Jones hier als Geheimtipp, in den 1950ern „Oscar“-nominiert und Golden Globe Gewinnerin und die wunderbare Thema Ritter, eine der besten Charakterdarstellerinnen, die Hollywood je hervorgebracht hat!

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                                  • Zum Thema „Bester Darsteller der 1950er“ ist auch diese Statistik von Moviepilot sehr interessant. Wer hat eine Hauptrolle in den am besten bewerteten Filmen der 1950er Jahre gespielt? Die Liste ist etwas anders, auch wenn einige Namen bei allen Rankings offensichtlich immer wieder in Erscheinung treten:

                                    https://www.moviepilot.de/news/eure-top-20-schauspieler-der-1950er-jahre-117649

                                    Hier nur die Top Ten:
                                    1. James Dean
                                    2. Gregory Peck
                                    3. Cary Grant
                                    4. Henry Fonda
                                    5. Tony Curtis
                                    6. Humphrey Bogart
                                    7. James Stewart
                                    8. Burt Lancaster
                                    9. James Mason
                                    10. Frank Sinatra

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                                    • MareikeHB 28.06.2022, 08:34 Geändert 28.06.2022, 08:38

                                      „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg ist wirklich ein grandioser, möglicherweise der beste jemals gedrehte Tierhorror-Film, der natürlich die Gefährlichkeit eines Weißen Hais maßlos überschätzt. Dementsprechend sind auf den DVD-Veröffentlichungen oft auch Dokumentationen zu finden, die realistisch über das Meerestier berichten. Nicht nur der Hai erzeugt viel Spannung, sondern auch das Miteinander der Hauptfiguren. Die Charakterisierungen sind hervorragend gelungen und die drei völlig unterschiedlichen Protagonisten werden perfekt verkörpert durch die versierten Charakterdarsteller Richard Dreyfuss, Roy Scheider und Robert Shaw.
                                      Ein weiteres Highlight ist die schaurige, ikonische Filmmusik von John Williams. Sie untermalt das Filmgeschehen einfach perfekt.

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                                      • 8 .5

                                        Was passiert, wenn ein Erfolgsautor derartig wahnsinnig spannende Horrorromane schreibt, dass die Leser und Leserinnen auf spannende Art wahnsinnig werden? Bücher können bekanntermaßen süchtig machen und das Denken beeinflussen. Aber was passiert, wenn sich durch sie der Blick auf die Realität grundlegend verändert? Mit eben diesen Fragen beschäftigt sich der erstklassige Horrorfilm „Die Mächte des Wahnsinns“ vom Meister des Grauens John Carpenter. Man kann dabei nur von Glück reden, dass die vielen Millionen Leser der Stephen King-Romane nicht mit ähnlichen, extremen Folgen zu kämpfen haben.

                                        Sam Neill verkörpert überzeugend den Protagonisten, einen Versicherungsdetektiv, der sich an die ihm bekannte Realität klammert und die Veränderungen um sich herum nicht wahrhaben möchte. Eine dunkle Macht, personifiziert durch den Erfolgsautor, schafft sich offensichtlich eine Welt, wie sie ihr gefällt.

                                        Carpenter unterlegt seine einfallsreiche und durchweg spannende Horrordarbietung mit einer selbstkomponierten, mit dominanten E-Gitarren gesegneten Filmmusik. In den prominent besetzten Nebenrollen glänzen Charlton Heston, Jürgen Prochnow und David Warner. Die gelungenen, handgemachten Spezialeffekte und Masken garantieren immer wieder schaurige Momente. Kritikwürdig ist vielleicht, dass eine psychiatrische Anstalt wieder einmal klischeehaft horrormäßig überzeichnet dargestellt wird, sodass Vorurteile verstärkt werden können. Eindrucksvoll demonstriert Carpenter mit diesem Film jedenfalls die Relativität der Realität.

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                                          MareikeHB 24.06.2022, 19:47 Geändert 24.06.2022, 19:51

                                          Derzeit im Prime-Abo (und nicht wie oben dargestellt kostenpflichtig):
                                          „Gesetz ist Gesetz“ von Christian-Jaque ist eine liebenswerte Komödie aus der Zeit, als es zwischen Frankreich und Italien in den Alpen noch Landesgrenzen gab und diese manchmal ganze Ortschaften teilte. Der französische Grenzbeamte und Zöllner (Fernandel) möchte aus persönlicher Rachsucht endlich einen italienischen Schmuggler (Toto) überführen, aber schon bald kann er nicht mehr sicher sein, ob er die französische Staatsangehörigkeit hat und sein Amt weiterhin ausüben kann.

                                          Irrungen und Wirrungen an der Grenze, absurde Rechtsvorschriften in Frankreich und Italien, die Maschinerie der Bürokratie bei Staatsbürgerschaftsfragen machen Lust auf ein grenzenlosen Europa, sorgen hier aber für allerlei aus der Zeit gefallenen Spaß. Nationale Eigenheiten werden dabei immer wieder gerne aufs Korn genommen.

                                          Fernandel (geboren als: Fernand Joseph Desire Constandin), den man vor allem aus den „Don Camillo“-Filmen kennt und schätzt, beweist wieder einmal sein einnehmendes, komisches Talent. Da kann sein Gegenspieler, verkörpert durch Schauspieler Toto, darstellerisch nicht ganz mithalten. Toto hat im wirklichen Leben sieben(!) Vornamen und den Nachnamen De Curtis di Bisanzio. Damals schienen offensichtlich einfache Künstlernamen angesagt zu sein!? Kein Wunder bei der Namensinflation hier. Da kann eine gewisse Namensübersättigung schon einmal auftreten.

                                          Handwerklich ist dieser Schwarzweißfilm ordentlich gemacht. Regisseur Christian-Jaque (eigentlich Christian-Albert Francois Maudet, also wieder jemand, dem seine wahren Namen lästig waren) erhielt eine Nominierung für den Goldenen Bär bei der Berlinale. Kein Wunder bei den Gemeinsamkeiten, dass Christian-Jaque unbedingt mit Fernandel und Toto zusammenarbeiten wollte.

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                                            MareikeHB 20.06.2022, 17:37 Geändert 23.06.2022, 08:11

                                            Selten wurden die Höhen und Tiefen des Showgeschäfts in Hollywood pointierter und kunstvoller dargestellt als in dem tragikomischen Musikfilm „Ein neuer Stern am Himmel“ von George Cukor, der zweiten überaus gelungenen „A Star is Born“-Verfilmung. Es ist die tragische Liebesgeschichte zwischen einem aufsteigenden Star, einer Sängerin, und ihrem Mentor, einem Schauspieler, bei dem sich die Karriere aufgrund seiner Alkoholsucht in die entgegengesetzte Richtung bewegt.

                                            Äußerst eindrucksvoll inszeniert und hervorragend bebildert, zählt dieses Werk zu den bedeutendsten Musikfilm-Meilensteinen der 1950er Jahre. Dabei waren die Drehbedingungen nicht einfach. Hauptdarstellerin und Gesangslegende Judy Garland erwies sich als sehr unzuverlässig, da sie, wie ihr filmischer Mentor, mit vergleichbaren Abhängigkeiten zu kämpfen hatte. Dennoch steht sie hier im Fokus - der Film scheint fast ihr gewidmet - und darf eindrucksvolle Musikeinlagen in diversen Auftritten zum besten geben.

                                            Die Musik von Harold Arlen und Ira Gershwin entspricht stilistisch, im Gegensatz zur Musik in der neusten „A Star is Born“-Verfilmung, sicherlich nicht heutigen Hörgewohnheiten. Aber es lohnt sich, sich in den musikalisch durchaus komplexen Soundtrack hereinzuhören, da er mit jedem wiederholtem Abspielen gewinnt. Wer einer derartigen Musik nichts abgewinnen kann, sollte sich nicht schämen, gelegentlich die Vorspultaste zu betätigen, denn es verbleibt auch ohne die Musik eine anspruchsvolle Liebesgeschichte mit gekonnten satirischen Seitenhieben.

                                            Der Film erhielt diverse Auszeichnungen, unter anderem wurden auch die Hauptdarsteller Judy Garland und ein wunderbar tragikomischer James Mason als ihr Mentor mit einem Golden Globe und einer „Oscar“-Nominierung belohnt.

                                            Der Film kam seinerzeit nur stark gekürzt ins Kino, da man eine Überlänge vermeiden wollte. In den 1980er Jahren wurde er aufwändig restauriert und herausgeschnittene Szenen wieder eingesetzt. Leider war in der Zwischenzeit Bildmaterial verloren gegangen und für einige (kurze) Szenen nur noch eine Tonspur vorhanden. Diese wurden mit einem Standbild ebenfalls eingefügt. Die vollständige Version mit den Standbildern eignet sich natürlich nicht optimal für eine Veröffentlichung und Fernsehausstrahlung, sodass der Film in der letzten Zeit leider an Bekanntheit eingebüßt hat. Die kürzere, ursprüngliche Version scheint nicht mehr im Umlauf zu sein. Wünschenswert wäre aber tatsächlich die Wahlmöglichkeit zwischen der Kurz- und Langversion.

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                                              MareikeHB 20.06.2022, 16:11 Geändert 20.06.2022, 18:38

                                              „Carmen Jones“ von Otto Preminger ist ein Musical und Eifersuchtsdrama, angelehnt an die Oper „Carmen“ mit der wunderbaren Musik von George Bizet. Filmhistorische Bedeutung erlangte dieses Werk, weil Preminger diesen Film ausschließlich mit Afroamerikanern besetzte und zwar in einer Zeit, in der Rassentrennung und Diskriminierung „Nichtweißer“ in den USA an der Tagesordnung waren. Das Liebesdrama aus „Carmen“ wurde dabei in die Südstaaten der USA und in die Jetztzeit des Films, also in die 1950er Jahre verlegt.

                                              Die Inszenierung ist solide, die Liebesgeschichte eher mittelmäßig. Allerdings stechen die Darstellerinnen und Darsteller wirklich heraus. Dorothy Dandridge („Oscar“-nominiert) mimt eine Carmen wie sie im Buche steht: äußerst sexy und selbstbestimmt - als starke Persönlichkeit. Harry Belafonte, einer der hervorragendsten Sänger der 1950er Jahre, personifiziert den sehr gut aussehenden, tragischen Liebhaber. Die Gesangseinlagen sind gelungen, wobei Belafonte für seine Verhältnisse relativ hoch singt. Marilyn Horne lieh Dandridge ihre Stimme. Auch der Klassiker „Auf in den Kampfe“ fehlt natürlich nicht und wird zweimal angestimmt. Kämpfe werden hier gleich mehrere dargeboten, unter anderem ein Boxkampf und auch Carmen darf sich einen gelungenen Schlagabtausch mit einer anderen Frau liefern. Es ist doch immer wieder erstaunlich zu sehen, wie selbstverständlich es früher war, Konflikte mit den Fäusten zu lösen.

                                              Sehr befremdlich, aber leider typisch für die damalige Zeit ist der erklärende/entschuldigende (?) Einleitungssatz aus dem Off: „Alle Darsteller sind Angehörige einer Rasse, die mit ihrer triebhaften Urwüchsigkeit dazu berufen erscheint, dem ewigen Thema von Liebe und Eifersucht eine neue, lebendige Ausdrucksform zu geben.“ Dazu fällt mir nur der Spruch ein: Was ist das Gegenteil von gut? - Gut gemeint.
                                              Der Film gewann unter anderem einen Golden Globe.

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                                              • Danke, Einar, für diese tolle Aktion! Die Wahl fiel mir sehr schwer, da die 1950er eines meiner liebsten Filmjahrzehnte sind.

                                                Bester Film:

                                                Zwölf Uhr mittags
                                                Der unsichtbare Dritte
                                                Mein Onkel
                                                Die Brücke
                                                Flucht in Ketten
                                                Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
                                                Die zwölf Geschworenen

                                                Beste Darstellerin:

                                                Betty Davis (Alles über Eva)
                                                Barbara Stanwyck (Der Untergang der Titanic)
                                                Joan Crawford (Johnny Guitar)
                                                Simone Signoret (Die Teuflischen)
                                                Natalie Wood (… denn sie wissen nicht was sie tun)

                                                Bester Darsteller:

                                                Spencer Tracy (Die gebrochene Lanze)
                                                Marlon Brando (Die Faust im Nacken)
                                                Cary Grant (Der unsichtbare Dritte)
                                                James Mason (A Star is Born 1954)
                                                James Stewart (Fenster zum Hof)

                                                Lieblingsstars:

                                                James Stewart
                                                James Mason
                                                Ava Gardner
                                                Simone Signoret
                                                Cary Grant

                                                Lieblingsregisseure:

                                                Alfred Hitchcock
                                                Joseph L. Mankiewicz
                                                Nicholas Ray

                                                Soundtracks:

                                                Prinz Eisenherz (Franz Waxman)
                                                Zwölf Uhr mittags (Dimitri Tiomkin)
                                                Der unsichtbare Dritte (Bernhard Hermann)
                                                Singin’ in the Rain (Lenny Hayton)
                                                In 80 Tagen um die Welt (Victor Young)

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                                                  „Asche ist reines Weiß“ von Zhangke Jia ist ein ruhig erzähltes, ungewöhnliches Beziehungsdrama im Kleingangster-Milieu der chinesischen Provinz. Hauptfigur ist eine desillusionierte, junge Frau, die ihren halbseidenen Freund vor Schlägern rettet, aber dafür ins Gefängnis gehen muss. Nach ihrer Entlassung wird ihre Liebe erneut auf die Probe gestellt.

                                                  Letztlich geht es um Treue in einer Beziehung und auch um die Perspektivlosigkeit der Menschen aufgrund des industriellen Strukturwandels.

                                                  Die Inszenierung ist grundsolide, aber ohne Höhepunkte. Das Erzähltempo ist insgesamt recht zäh. Aber die Kamera mit zahlreichen schön bebilderten Außenaufnahmen und die darstellerischen Leistungen sind durchaus hervorzuheben. Insgesamt wird durch viele Details ein guter Einblick in die chinesische Kultur vermittelt. Gerade dies macht diesen Film sehenswert.

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                                                    Klassiker-Tipp bei Prime: „Das Wunder von Mailand“ ist ein äußert kreativer, vom Neorealismus geprägter Märchenfilm von Vittorio de Sica. Ein aus einem Waisenhaus entlassener, junger Mann landet in einer Barackensiedlung in Mailand und schenkt den Bewohnern durch seine Herzenswärme und auf wundersame Art neue Lebensfreude und Hoffnung.

                                                    De Sica zeigt unverblümt die Armut und Obdachlosigkeit vieler Menschen in Italien, wenige Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Diese stehen hier im großen Kontrast zu dem äußerst üppigen Reichtum des Gegenspielers, einem durchtriebenen Immobilienspekulanten. Dabei bedient sich de Sica einer bis ins letzte Detail ausgefeilten Kulisse und Ausstattung.

                                                    Der Film beginnt realistisch. Erst im letzten Drittel wird er infolge der Konfrontation mit dem Gegenspieler zunehmend märchenhafter. Es wirkt fast so, als ob sich die Protagonisten infolge der Bedrohung und der harten Realität kollektiv auf eine „Fantasiereise“ begeben. Immerhin kann die Fantasie diesen Menschen nicht genommen werden. Die skurrilen Einfälle, der warmherzige Humor, die charaktervollen Typen und die hervorragenden Schwarzweißaufnahmen machen dieses Werk letztlich zu einem zeitlosen, originellen Vergnügen. Regisseur de Sica gewann 1951 unter anderem den Filmpreis von Cannes.

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