MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
„Der Diener“ von Joseph Losey ist ein grandioses Psychodrama und später Noir-Film über Manipulation und Macht. Ein lockerer Lebemann (James Fox) stellt einen zielstrebigen und machtbewussten Diener (Dirk Bogarde) ein, der mehr und mehr durch ein perfides Spiel die Kontrolle über seinen Herrn erlangt. Es folgt ein fesselndes und einfallsreich inszeniertes Psychoduell, das immer auch von kleinen subtilen Gesten und Demütigungen befeuert wird.
Drehbuchautor und Autor Harold Pinter teilt mit einer guten Portion Sozialkritik gekonnt gegen die Oberschicht aus, die verwöhnt und verweichlicht in der Person des Lebemanns und kaltherzig arrogant in der Person seiner Verlobten (Wendy Craig) in Erscheinung tritt. Die Unterschicht, die hier den Aufstand probt, verkörpert durch den Diener und seine verführerische „Schwester“ (Sarah Miles), fordert das ausgeprägte britische Klassensystem heraus.
Die beiden männlichen Hauptdarsteller überzeugen mit ihrem nuancierten Spiel auf ganzer Linie. Zurecht erhielt Hauptdarsteller Bogarde einen BAFTA Film Award als bester britischer Schauspieler. Die Darbietungen der beiden weiblichen Kolleginnen fallen dagegen durch gelegentliche Übertreibungen etwas ab. Aber die vorzüglichen, mit einem BAFTA Film Award prämierten Schwarzweißbilder wie auch die Regie sind tadellos. Letztlich erinnert dieses zeitlos herausragende und immer wieder auch sexuell aufgeladene, bissige Kammerspiel an die besten Alfred Hitchcock-Filme.
Das review bombing ist anscheinend bei den Blockbustern „Top Gun: Maverick“ und „Spiderman - No Way Home“ in die entgegengesetzte Richtung gegangen. Wie sonst kann man sich erklären, dass diese zwei Filme mit deutlich erkennbaren Schwachstellen auf einmal vom Bewertungsdurchschnitt her gesehen zum Beispiel hier bei Moviepilot oder bei IMDB zu den besten Filmen aller Zeiten gehören? Selbst wenn man ein Fan dieser beiden Filme sein sollte, sollte man doch erkennen können, dass es sich um reine Unterhaltungsfilme ohne jeden Anspruch handelt. In der Vergangenheit wurden vergleichbare Filme, z.B. der ursprüngliche „Top Gun“ Film oder andere Marvel Filme deutlich realistischer bewertet.
Sind erst einmal viele überdurchschnittliche oder auch unterdurchschnittliche Bewertungen abgeschickt, hat dies oft für die nachfolgenden Bewertungen einen „mitreißenden“ Effekt. Die Durchschnittsbewertung beeinflusst manchmal bewusst, aber meistens wohl unbewusst das eigene Bewertungsverhalten. Wenn man einmal genau darauf achtet, kann man das auch bei seinen eigenen Bewertungen erkennen.
Die anscheinend nunmehr offensichtlichen Manipulationen sind inzwischen gruselig und geeignet, Bewertungsplattformen auf Dauer zu diskreditieren, wenn nichts unternommen wird. Es gibt anscheinend Trolls, die eine politische Agenda verfolgen, andere verfolgen möglicherweise eine kommerzielle Agenda. Wichtig ist aber, erst einmal genau hinzuschauen, ob es wirklich Trolls sind oder ob es einfach viele, vielleicht auch unbequeme, abweichende Meinungen gibt. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen!
„Rivalen unter roter Sonne“ vom Regisseur diverser James Bond-Filmklassiker, Terence Young, ist ein harter, aber herzlicher Buddy-Western, der gelungen unterhält.
Ein übervorteilter Räuber (Raubein Charles Bronson) und ein Samurai im Dienste des japanischen Kaisers (Schauspiellegende Toshiro Mifune) schließen sich im „Wilden Westen“ notgedrungen zusammen, um einen Banditen (Alain Delon) und seine Bande zur Rechenschaft zu ziehen. Darüber hinaus muss sich das ungleiche Paar mit kulturellen Unterschieden, einer selbstbewussten Prostituierten (Ursula Andress) und kriegerischen Komantschen auseinandersetzen.
Gedreht wurde dieser von Terence Young souverän inszenierte, kurzweilige Euro-Western mit internationaler Besetzung in Spanien. Die recht konventionelle Rachegeschichte wird mit einer munteren und mitunter auch ziemlich blutigen Action sowie mit einigen witzigen Momenten, die überwiegend auf den kulturellen Unterschieden beruhen, angereichert. Die Buddies wider Willen harmonieren in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt und schenken sich nichts. Zudem hält die hervorragende und sehr namhafte Darstellerriege, was sie verspricht. Allerdings sind hier einige kulturelle Klischees nicht von der Hand zu weisen. Außerdem werden die Komantschen erkennbar von Europäern verkörpert.
Die eingängige Filmmusik steuert Maurice Jarre bei.
„Der Himmel soll warten“ ist ein einfallsreicher Fantasy-Komödienklassiker von Warren Beatty und Buck Henry, der gelungene Unterhaltung bietet.
Ein Footballprofi (Warren Beatty) wird zu Unrecht ins Jenseits berufen. Nun sind die Verantwortlichen bemüht, diesen Fehler wieder gutzumachen. Leider existiert der Körper nicht mehr. Schließlich wird ihm die Leibeshülle eines umstrittenen Multimillionärs zur Verfügung gestellt, der ermordet wurde. Zum Ende gibt es noch einige schöne Wendungen.
Die Komödie lebt von Kontrasten: Der bodenständige Sportler findet sich in der Welt der einflussreichen Superreichen wieder. Zudem wird der vermeintliche Großkapitalist mit einer engagierten Umweltaktivistin (Julie Christie) konfrontiert. Aus dem Reich der Toten wird ihm ein Ratgeber und Problemlöser (James Mason) zur Seite gestellt. Zudem gibt es noch einen liebenswerten Freund aus dem früheren Leben (Jack Warden). Sehr witzig ist die Dienerschaft des Millionärs, die immer wieder trotz gewisser chaotischer Zustände mit stoischer Ruhe ihren Dienst verrichtet. Der Humor schlägt insgesamt eher leise Töne an.
Die Darsteller und Darstellerinnen sind allesamt sehr überzeugend. Auch die Filmmusik von David Grusin schmeichelt den Ohren. Inhaltlich erscheint der Film vielleicht etwas überfrachtet. Aus dem Stoff hätte man letztlich eine ganze Fernsehserie machen können. Der Film wurde mit mehreren „Oscar“-Nominierungen bedacht.
„Wiedersehen mit Brideshead“ nach dem gleichnamigen Roman von Evelyn Waugh ist eine sehr hochwertige und aufwändig produzierte BBC-Serie über eine katholische, adelige Familie im frühen 20. Jahrhundert in England. Es ist der vermeintliche Abgesang auf britische Adelshäuser, die nicht mehr zeitgemäß erscheinen. Der überragende Erfolg des Romans und gerade auch der Verfilmung in den 1980er Jahren belegt jedoch, dass das Interesse am britischen Adel ungebrochen ist und dass dieser auch so schnell nicht tot zu kriegen ist.
Ein Soldat mittleren Alters (Jeremy Irons) erinnert sich an seine Begegnungen mit einer adligen Familie, die er über viele Jahrzehnte begleitet hat. Hier geht es um Liebe und Leidenschaft, dekadente Lebenslust, kaltherzige Eltern, Egoismus, gescheiterte Lebenskonzepte, das Thema „Loslassen“ und nicht zuletzt um die Auseinandersetzung mit dem katholischen Glauben. Die Charakterzeichnungen und die Dialoge sind vom Allerfeinsten, das Erzähltempo ist allerdings eher gemächlich. Die gediegenen, stilvollen Kostüme und Kulissen, eine Folge spielt z.B. auch auf dem luxuriösen Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth II, erfreuen immer wieder das Auge. Homosexuelle Liebe wird zart angedeutet, heterosexuelle Zuneigung einmal etwas expliziter gezeigt. Es ist eine Serie zum Schwelgen und Mitleiden, immer wieder mit satirischen Spitzen durchsetzt.
Die Folgen der Serie haben, wie das Leben selbst, einen höchst unterschiedlichen Charakter und Grundton: in manchen ist die Stimmung überwiegend positiv, in anderen bekommen wir sehr ausführlich die Tiefen des Lebens serviert. Aber es lohnt sich, all dieses mitzunehmen, denn das Finale ist überaus gelungen.
Getragen wird dieses Epos von einer traumhaften Darstellerriege: Jeremy Irons, der immer wieder staunend durch die Welt der Adeligen schlittert, Sir John Gielgud als sein überaus zynischer Vater sorgt immer wieder für grandiose Höhepunkte, Anthony Andrews als liebenswerter Adelssprössling, der nicht erwachsen werden möchte, Claire Bloom als dominante Mutter und Sir Laurence Olivier als desinteressierter, egozentrischer Vater. Viele Figuren werden etwas satirisch überzeichnet.
Negativ fällt eine gelegentliche Zähigkeit in den mittleren Folgen und die völlig übertriebene Überzeichnung einer homosexuellen Randfigur zu einer lächerlichen Karikatur auf. Die eingängige Titelmusik, die an Barockmusik erinnert, ist jedenfalls passend. Die Serie hat diverse Filmpreise in Großbritannien und den USA abgestaubt.
Die DVD „Firehead - Feuerengel der Apokalypse“ von Peter Yuval fand ich auf dem Grabbeltisch. Der Titel und die Besetzung lockten. Letztlich hält der Film, was er verspricht: Es ist ein Fantasythriller, der auch bei SchleFaZ gezeigt werden könnte, also bester Trash - immerhin von der etwas unterhaltsameren Sorte. Der reißerische Titelzusatz „Feuerengel der Apokalypse“ soll wohl den Appetit auf dieses Machwerk steigern, passt aber inhaltlich nicht.
„Firehead“ ist ein russischer Spion mit besonderen Fähigkeiten. Er kann mit seinem Laserblick Dinge zum Brennen und Schmelzen bringen. Im Zeichen von Glasnost und Perestroika ist er ein Guter, der einem Mikrobiologen (Chris Lemmon) dabei hilft, einen Komplott einiger einflussreicher Amerikaner (u.a. Christopher Plummer) aufzudecken, die den dritten Weltkrieg heraufbeschwören wollen. Dann gibt es da noch eine mysteriöse Blondine...
Die Geschichte ist natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen und dazu simpel gestrickt. Ergänzt wird diese mit unbeholfener Action und einem Schuss prüder Romantik. Chris Lemmon bemüht sich um ein witziges, lockeres Schauspiel. Leider ist ihm aber nicht so eine atemberaubende Schauspielkarriere wie seinem Vater Jack Lemmon vergönnt, wenn man einmal seine Filmografie betrachtet. Fraglich ist, warum sich profilierte Charaktermimen wie Christopher Plummer und Martin Landau beteiligten. Sie hatten vielleicht gerade einmal Langeweile oder Geldnot.
Für Trash- Liebhaber mit einem Faible für die 1980er Jahre ist diese „Perle“ vielleicht eine echte Empfehlung, auch wenn sie aus dem Jahre 1991 stammt.
Was gefällt mir an „The Batman“ von Matt Reeves? Zunächst einmal ist der Originalsoundtrack von Michael Giacchino zu nennen. Die minimalistische, aber sehr einprägsame Hauptmelodie passt hier einfach optimal. Zudem spielt Paul Dano als Riddler wie entfesselt und herrlich durchgeknallt. Die Kamera, die ausschließlich düstere Bilder, oft mit orangefarbenen Akzenten, einfängt und der Schnitt sind ebenfalls überdurchschnittlich gelungen.
Robert Pattinson ist ein solider, in diesem Film jedoch besonders depressiver und getriebener Batman. Und er flüstert gerne in einer tiefen Tonlage, wie übrigens auch andere Darsteller in diesem Film. Da dürfen Zuschauende nichts an den Ohren haben. Pattinson erscheint hier optisch genauso blutleer und blass wie in seinen Vampir-Filmen. In manchen Einstellungen erinnert er mit seinen kantigen, bleichen, unbeweglichen Gesichtszügen an die tragische Kreatur in den uralten Frankenstein-Filmen.
Nähern wir uns dem Durchschnittlichen: Zoe Kravitz (es ist die Tochter des großartigen Musikers Lenny Kravitz) ist als Catwoman zwar so dünn, dass man ihr am Liebsten eine große Sahnetorte anbieten würde, aber sympathisch und hübsch. Wirklich viel wird ihr nicht abverlangt. Zudem muss ihr zweimal von Batman das Leben gerettet werden, während sie ihm nur einmal aus der Patsche helfen darf. Schnell wird deutlich, dass sie Batman nicht das Wasser reichen kann. Einmal ist sie sogar zu dämlich, einen Widersacher aus nächster Distanz zu treffen. So viel zum Thema altmodischer Geschlechterrollenklischees.
Die Narrative: Im Grunde genommen bietet sie nichts Neues. Letztlich ist es eine 08/15 Kriminal-/Action-Geschichte mit viel technischem Schnickschnack. Das Ganze wird tüchtig mit einer finsteren, dystopischen Grundstimmung überzogen, ähnlich wie in Carpenters „Die Klapperschlange“. Möglicherweise spielt der Film auf die politisch desolate Lage in den USA an. Unfähige, moralisch korrupte Politiker ziehen gewalttätigen Widerstand an. Einige Zornige und Unzufriedene nehmen das Recht selbst in die Hand, ähnlich wie einige extremistische Republikaner, hier angeführt durch einen in den sozialen Medien immer sehr präsenten völlig Geistesgestörten (Auf wen könnte dieser wohl möglicherweise anspielen?).
Dies stört mich: Durch einige Längen im Drehbuch und inhaltlich zu wenig Input macht sich immer einmal Langeweile breit. Nicht so gut gelungen ist zudem, neben dem weiblichen Part, die bedeutungsschwangere und bisweilen pathetische Stimme aus dem Off, die uns an den Gedanken Batmans teilhaben lässt. Außerdem wirkt das ständige Flüstern (auch im Originalton) ziemlich aufgesetzt und unnötig. So verbleibt letztlich nur ein leicht überdurchschnittliches filmisches Werk, dass voll und ganz dem heutigen, oftmals pessimistischen, Zeitgeist entspricht.
Bis zum 13.10.2022 in der Arte-Mediathek:
„Das Musikzimmer“ des Meisterregisseurs Satyajit Ray ist ein kunstvolles und ruhig erzähltes Portrait eines verarmten Gutsbesitzers in Indien voller Lebensweisheit. In einer Rückblende erfahren wir einiges über seine Vergangenheit. Seine größte Freude ist die Musik. Er unterhält dafür ein Musikzimmer, in das er immer wieder, wie schon seine Vorfahren, großartige Musiker und Tänzerinnen einlädt, die er vor zahlreichen geladenen Gästen auftreten lässt. Der Protagonist wurde jedoch auch von mehreren Schicksalsschlägen heimgesucht. Seitdem lebt er einsam und verbittert auf seinem üppig ausgestatteten Gut. Verfallen in Depression schließt er das Musikzimmer. Nur noch sein Hausdiener und sein Verwalter halten ihm die Treue. Schließlich wird er mit einem „Selfmade Man“, dem Sohn eines Wucherers und Angehörigen einer niedrigeren Kaste, konfrontiert. Kann dieser ihn aus der Reserve locken?
Lange Einstellungen und ausgedehnte, aber beeindruckende Musikeinlagen fordern die Geduld der Zuschauenden. Das Durchhaltevermögen wird aber mit wunderschönen, symbolträchtigen Schwarzweißbildern und einer einfachen, aber tiefsinnigen Geschichte von universellem Wert belohnt. Hier geht es um die Konfrontation mit der Moderne und dem Kreislauf des Lebens. Wir werden daran erinnert, dass das Leben von einem konstanten Rhythmus und zugleich stetiger Veränderung geprägt ist. Der Protagonist akzeptiert nur einen Aspekt des Lebens.
Sehr schön ist, wie zum Beispiel eine tote Fliege in einem Glas und das Krabbeln einer Spinne auf einem Bild schicksalhafte Veränderungen im Leben des Protagonisten vorwegnehmen. Genauso symbolbehaftet und inhaltsstark ist das Ausgehen der Lichter im Gutshaus. Die erste Einstellung, die den regungslosen Gutsbesitzer zeigt, besagt bereits viel über seinen seelischen Zustand und passt hervorragend zum Ende des Films. Wer nicht das Leben mit seiner ganzen Fülle annimmt, stirbt innerlich bereits vor dem Ableben.
„Das letzte Ufer“ von Stanley Kramer ist eine mit Ruhe erzählte, fesselnde Dystopie und zugleich ein Antikriegsfilm. Nach einem Atomkrieg gibt es in der nördlichen Hemisphäre möglicherweise kein Leben mehr. Australien blieb bis jetzt verschont, aber auch hier nahen Wolken mit atomarer Strahlung. Angesichts dieser Bedrohungslage wird ein Blick auf einige Einzelschicksale und deren Beziehungsverflechtungen geworfen: Ein souveräner amerikanischer Kommandant eines U-Boots (Gregory Peck) mit seiner Mannschaft, ein unsicheres junges Paar mit einem kleinen Kind (Anthony Perkins und Donna Anderson), ein älterer Physiker und Hobbyrennfahrer (Fred Astaire) und eine leidenschaftliche, hübsche Lebefrau mit einem Alkoholproblem (Ava Gardner).
In Australien ist man um Normalität bemüht, aber in den USA gibt es nur noch menschenleere Städte. „Die Sterbenden ziehen sich in ihre Wohnungen zurück, wie der sterbende Hund in seine Hütte.“, heißt es sinngemäß. Der Schrecken bleibt gänzlich unsichtbar, wird immer wieder nur subtil angedeutet, z.B. durch das Verteilen von Gift für geplante Selbstmorde. Das Leben der Menschen im Ausnahmezustand wird frei von Pathos und Hysterie, manchmal jedoch mit einem gewissen Sarkasmus geschildert. Getragen wird das Drama von den grandiosen Hauptdarstellern und Hautdarstellerinnen, die damals zugleich zur Crème de la Crème Hollywoods zählten.
Den ruhigen, vielleicht manchmal zu unaufgeregten Erzählstil und manche Ungereimtheiten könnte man kritisieren. Aber die durchdachten und gehaltvollen Dialoge, die tadellose Regie Stanley Kramers, die Traumbesetzung sowie die exzellenten Schwarzweißbilder stehen auf der Habenseite. Für den besten Schnitt und die hervorragende Filmmusik von Ernest Gold gab es zudem „Oscar“-Nominierungen.
In der Arte-Mediathek bis zum 01.02.2023!
Die sehr sehenswerte Wissenschaftsserie zum Thema moderner Physik „Der Stoff, aus dem der Kosmos ist - Eine Reise durch Raum und Zeit“ vom Physiker und Bestsellerautor Brian Green besteht aus vier Folgen mit der Länge von gut 50 Minuten:
1. „Die Illusion der Zeit“: Ist die Zeit nur eine menschliche Sinnestäuschung? Existieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vielleicht gleichzeitig? Was hat der Urknall damit zutun? Forschende haben jedenfalls sehr spannende neue Erkenntnisse und Theorien zum Thema Zeit entwickelt.
2. „Was ist Raum?“ Der Raum trennt Menschen und Stoffe voneinander. Man könnte meinen, dass er aus Leere besteht. Tatsächlich ist der Raum wohl ein dynamisches Gewebe, das sich unter dem Einfluss der Schwerkraft dehnt und krümmt. Außerdem besteht der Raum aus dunkler Energie, die dafür sorgt, dass sich das Weltall immer weiter ausdehnt. Vielleicht ist er sogar nur eine Projektion einer anderen Realität. Zumindest ist der Raum äußerst rätselhaft.
3. „Universum oder Multiversum?“ Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass unser Universum nur eines von unendlich vielen Universen ist und dass wir in einem Multiversum leben. Manche Universen sind mit unserem identisch, andere weisen gewisse Abweichungen auf, wieder andere sind uns völlig fremd.
4. „Der Quantensprung“: Die Quantenphysik steuert das Universum auf kleinster Ebene. Die rätselhafte und mittlerweile gut erforschte Quantenmechanik wird hier recht anschaulich erklärt.
Die neuesten Erkenntnisse aus der Physik werden insgesamt sehr plastisch, visuell beeindruckend und unterhaltsam präsentiert und laden zum Nachdenken über „Gott und die Welt“ ein.
Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe einer Auflistung gemacht hast, Balti! Habe mir daraufhin noch einige Filme vorgemerkt. Arte ist für mich immer sehr ergiebig. 😊
Dieser Filmtitel wirft eine Frage auf: „Trauen Sie Alfredo einen Mord zu?“ Zunächst ist man geneigt, die Frage mit „Nein“ zu beantworten. Alfredo (Marcello Mastroianni) scheint doch ein freundlicher und charmanter Antiquitätenhändler zu sein. Aber schon bald tun sich einige moralische Abgründe auf…
In dem leicht komödiantisch angelegten Krimi von Elio Petri bleiben die Zuschauer und Zuschauerinnen lange darüber im Unklaren, ob Alfredo den Mord an einer alten Liebschaft begangen hat. Bei der polizeilichen Aufklärung des Mordes wundert man sich allerdings immer wieder darüber, wie es in den 1960 er Jahren um die Rechtsstaatlichkeit in Italien bestellt war. Dem Beschuldigten wird bei den Vernehmungen weder der Tatvorwurf mitgeteilt, noch hat er die Möglichkeit, sich rechtlichen Beistand zu suchen. Fraglich ist, wie realistisch dies damals in einem Land war, das immerhin zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Gemeinschaft zählte. Auch die Gefängnisszene wirkte eher befremdlich.
Abgesehen von diesen möglichen inhaltlichen Schwächen bietet der Streifen gelungene Unterhaltung mit den gut aufgelegten Darstellern Mastroianni und Salvo Randone als ermittelnder Kommissar. Die Rückblicke in die Vergangenheit des Alfredo werden geschickt mit der Handlung verwoben. Allerdings hätte die Geschichte etwas mehr Biss vertragen können.
Wohin man auch schaut - ständig wird man mit schlechten Nachrichten konfrontiert. Diese klären zwar auf, schlagen aber bei übermäßigem Konsum erkennbar auf das Gemüt. Um so schöner, dass es gute Nachrichten aus dem vielfach geplagten südamerikanischen Kontinent gibt, nämlich aus Venezuela. „El Sistema“ lautet der Hoffnungsschimmer und auch der gleichnamige Dokumentarfilm von Paul Smaczny und Maria Stodtmeier.
Bereits seit Mitte der 1970er Jahren gibt es die Bewegung „El Sistema“ in Venezuela, die Kindern und Jugendlichen aller gesellschaftlichen Schichten, aber besonders auch der benachteiligten Bevölkerung, eine musikalische Grundbildung und Instrumentalunterricht vermittelt, damit diese in Orchestern spielen oder in einem Chor singen können. Mittlerweile profitieren über 1 Million Heranwachsende weltweit, davon 400.000 in Venezuela, von dem Programm. Das Konzept wurde in rund 60 Staaten der Welt exportiert.
Für die Kinder aus den Elendsvierteln Venezuelas, in denen Gewalt an der Tagesordnung ist, ist der Musikunterricht außerhalb der Schule eine Chance, einen größeren Zugang zu Bildung zu bekommen, eine friedvolle Umgebung zu genießen und das Selbstwertgefühl zu steigern. Der optimal auf die Bedürfnisse der Kinder angepasste Unterricht, das Gemeinschaftsgefühl im Orchester und Chor lassen die Heranwachsenden in jeder Hinsicht wachsen. Ermöglicht wird das Projekt durch viel ehrenamtliches Engagement sowie finanzielle Unterstützung durch den Staat, der Wirtschaft und zahlreichen Spenden. Der vielfach verehrte Gründer dieser Bewegung war der Musiker José Antonio Abreu.
In der Dokumentation begleiten wir Kinder aus den Elendsvierteln Venzuelas zu ihrem vielfältigen Musikunterricht und sehen auch, wie viele hervorragende Talente dieses Bildungssystem letztlich hervorgebracht hat. Selbst Gehörlose, körperlich und auch geistig Beeinträchtigte können von „El Sistema“ profitieren. Nicht zuletzt kommt auch der Gründer Abreu hier zu Wort. Natürlich wird in dem handwerklich routiniert hergestelltem Film auch viel hörenswerte klassische Musik in ihrer großen Vielfalt dargeboten.
„A Place of One‘s Own“ ist leider ein schwächerer, wenig gruseliger Spukhausfilm der legendären britischen Produktionsgesellschaft Gainsborough Pictures - dem Studio, mit dem Alfred Hitchcock seine ersten Erfolge als Regisseur feierte.
Man fragt sich, weshalb man die damals noch jungen Darsteller James Mason und Barbara Mullen - die übrigens Glenn Close wie aus dem Gesicht geschnitten ist - wählte und dann auf alt schminkte, damit sie hier ein älteres Ehepaar spielen konnten. Natürlich haben sie dies als exzellent ausgebildete Schauspieler überzeugend hinbekommen, aber trotzdem erscheint diese Besetzungsentscheidung unnötig.
Viel zu bieder und brav dümpelt der Kostümfilm vor sich hin. Selbst die wunderbare Margaret Lockwood, als eine vom Geist Besessene, reißt das Ruder nicht herum. Nur die gediegene Schauspielkunst der Beteiligten und die netten britischen Dialoge heben den Film knapp über das Prädikat „langweilig“.
Das Maß aller Dinge aus dem Hause Gainsborough Pictures bleiben aus den 1930er und 1940er Jahren: „Eine Dame verschwindet“ von Hitchcock sowie die bissigen Kostümdramen „The Man in Grey“ und „The Wicked Lady“ - allesamt mit Margaret Lockwood.
„Kind 44“ von Daniel Espinoza ist ein spannender und auch sehr düsterer Thriller nach dem gleichnamigen Bestsellerroman von Tom Rob Smith, der in der Sowjetunion unter dem Stalin-Regime angesiedelt ist. Geschildert wird zum einen die Jagd nach einem Kindermörder, zudem werden eindrucksvoll die Lebensverhältnisse in einem menschenverachtenden, totalitären System beleuchtet.
Die Romanverfilmung ist inhaltlich mit einer Kriminalgeschichte, einem Beziehungsdrama und der Systemkritik recht vollgepackt und kratzt dadurch gelegentlich an der Oberfläche. In den heutigen Zeiten der Demokratiemüdigkeit ist der Film mit seiner beklemmenden Schilderung totalitärer Machtstrukturen jedoch aktueller denn je, auch wenn diese gelegentlich überspitzt erscheinen. Die verklärende Aussage „Im Paradies gibt es keine Mörder!“ führt hier zu einer angstvollen Ignoranz der Verantwortlichen und dazu, dass eine schreckliche Mordserie lange Zeit nicht aufgeklärt wird.
Handwerklich ist der Thriller mit seinen düsteren Bildern gut gemacht. Tom Hardy, Noomi Rapace in den Hauptrollen und in den Nebenrollen u.a. Gary Oldman sowie Vincent Cassel bilden eine überzeugende Besetzung mit der man nicht viel falsch machen kann. Alle Darsteller haben sich jedoch unnötigerweise in der Originalfassung einen russischen Akzent angeeignet. Über eine derartige Notwendigkeit kann man sicherlich sehr geteilter Ansicht sein. Dies scheint aber eine durchaus gängige Praxis in Hollywood zu sein.
Letztlich handelt es sich hier um einen überdurchschnittlichen Thriller im historischen Gewand, auch wenn er offensichtlich einige Leser und Leserinnen des Romans etwas enttäuscht hat. Allerdings ist dieser Film mit seinen blutigen Momenten sowie der gezeigten physischen und psychischen Gewalt nichts für Zartbesaitete.
Die Politiksatire „Kabinett außer Kontrolle“ ist ein gelungenes Kabinettstückchen von Armando Ianucci. Wir werfen einen ungeschönten Blick in die Downing Street No. 10 nach London sowie nach Washington und sehen dem politischen Treiben zu. Kleine unbedachte Äußerungen und Missverständnisse einflussreicher Politiker können womöglich über Krieg und Frieden entscheiden...
Die mitunter hektische und gewollte Farce ist für einige Lacher gut. Die Darsteller agieren zwar gefühlt unter Aufputschmittel, aber immerhin hat man hier einige Charaktertypen wie Peter Capaldi, Tom Hollander und James Candolfini versammelt. Der Humor rangiert auf einer großen Bandbreite von brachial vulgär bis subtil intelligent.
Die Kamera bewegt sich mitunter im dokumentarisch anmutenden Handkamera-Wackelstil, damit den Zuschauenden das Gefühl der intimen Teilhabe am Geschehen gegeben wird und alles einen realistischeren Anstrich bekommt.
„Mörder an Bord“ von Andrew L. Stone ist ein kurzer und knackiger B-Film-Action-Thriller aus alten Tagen, der mit Spannung auf leichte Art zu unterhalten weiß. Zwei Besatzungsmitglieder eines Frachters möchten das Schiff durch einen perfiden Plan in ihre Gewalt bringen, um eine saftige Bergungsprämie zu kassieren. Handlungsort ist fast ausschließlich das Schiff.
James Mason, wie immer souverän, sieht man hier in einer für ihn eher ungewöhnlichen Heldenrolle als frisch angeheuerter Kapitän. Broderick Crawford mimt überzeugend den brutalen Gegenspieler und wird dabei von Stuart Whitman tatkräftig unterstützt. Eine Sensation war wohl damals die Besetzung der weibliche Hauptrolle mit der wunderschönen und talentierten Dorothy Dandridge. Sie war eine der wenigen dunkelhäutigen Stars Hollywoods in der damaligen Zeit. Hier darf sie weißen Männern auf selbstbewusste Art den Kopf verdrehen und auch das Recht in ihre Hand nehmen. Das wurde damals in Zeiten der Rassentrennung in den USA sicherlich nicht von jedem wohlwollend gesehen.
All diesen vier genannten Darstellern ist übrigens gemeinsam, dass sie mindestens eine „Oscar“-Nominierung erhielten. Dennoch muss man wohl sagen, dass sie letztlich unter der mittelmäßigen Regie von Andrew L. Stone nicht über die Maße gefordert wurden. Die Schwarzweißaufnahmen sind ordentlich und das schmale Bildschirmformat passt zu dem oft engen Raum an Bord. Auch wenn gewisse Abstriche bei der Regie zu machen sind, hat man bei der durchgehenden Spannung das Gefühl, nicht eine überflüssige Minute gesehen zu haben.
„Die endlose Nacht - Nebel über Tempelhof“ von Will Tremper ist ein fast dokumentarisch anmutender Film mit tragikomischen Elementen über gestrandete Fluggäste auf dem traditionsreichen, alten Berliner Flughafen Tempelhof.
Im Fokus stehen unterschiedlichste Reisende: eine verführerische, junge Filmdiva (Hannelore Elsner), ein Geschäftsmann in einer Bredouille (Harald Leibnitz), ein Theaterschauspieler, der die Rolle seines Lebens verpasst, ein eifersüchtiger Ehemann (Werner Peters) etc. Die Darstellerinnen und Darsteller sind allesamt großartig. Tremper inszeniert seinen wohl bekanntesten Film mit leichter, souveräner Hand und mit immer wieder einfallsreichen Kameraeinstellungen. Die Dialoge der Reisenden sind größtenteils improvisiert und wirken dadurch sehr lebensnah. Oftmals werden kleine Beziehungsdramen und das Fremdgehen thematisiert - daher wohl damals die Altersfreigabe ab 16. Heute würde er wohl ohne Altersbeschränkung freigegeben.
Der episodisch angelegte Film mit seinen vortrefflichen Schwarzweißbildern enthält auch einige wunderbar komische Szenen, die ein wenig an die Filme Jacques Tatis erinnern. Allerdings versteht sich dieses Werk nicht als reine Komödie. Gelegentliche Seitenhiebe gegen die privilegierte Schicht werden jedenfalls subtil und gekonnt ausgeteilt. Wunderbar ist auch der Jazz-Score von Peter Thomas, der in einer witzigen, stimmungsvollen Szene von einer lässigen, polnischen Jazzcombo bestens unterstützt wird. Tremper gelingt es, kunstvoll und zugleich angenehm plätschernd zu unterhalten.
Musiklegende Elvis Presley ist der erfolgreichste Sänger aller Zeiten, wenn man die verkauften Tonträger berücksichtigt. Als „King of Rock n Roll“ wird er noch heute vielfach bewundert.
Baz Luhrmann durchleuchtet in dem ihm eigenen opulenten Stil die Stationen des Lebens und vor allem das zwiespältige Verhältnis Presleys zu seinem Manager Tom Parker. Parker förderte Elvis einerseits, da er schon sehr früh sein überragendes Talent erkannte, aber wie viele Manager im Musikgeschäft presste er seinen Schützling finanziell aus wie eine Zitrone. Elvis konnte sich künstlerisch, zumindest was seine durchaus vielversprechende Schauspielkarriere betrifft, nicht adäquat entfalten und eine Welttournee wurde ihm als ultimatives Sexsymbol in den rauen Zeiten der 1960er und 1970er Jahren „aus Sicherheitsgründen“ leider immer wieder seitens des einflussreichen Managers versagt.
Neben der Hassliebe zu seinem Manager bilden einen weiteren Schwerpunkt des Films die Ursprünge Presleys Musik. Seine Hits wurde sehr vom afroamerikanischen Gospel und Blues beeinflusst. Diese Einflüsse reichen bis in seine Kindheit in Memphis zurück, da er in einem afroamerikanischen Viertel aufwuchs. Die emotionale Leidenschaft und der ungehemmte Bewegungsstil, die Presley von den Afroamerikanern ebenfalls übernahm, sorgte bei den Fans für helle Begeisterung und bei den Sittenwächtern für ein kaltes Grausen. Die Jugend war seinerzeit in großer Aufruhr und emanzipierte sich zunehmend von den Erwachsenen.
Filmisch ist „Elvis“ verspielt grandios. Luhrmann schafft einmal mehr eine Kunstwelt und variiert diverse visuelle Stilmittel wie schnelle Überblendungen in den Musikbeiträgen, Zeichtrickeinlagen etc. Austin Butler verkörpert den Elvis sehr überzeugend und ein korpulenter Tom Hanks den dubiosen Manager ebenfalls gekonnt. Technisch wird viel Feines geboten, inhaltlich aber oftmals aufgrund der Komplexität der Lebensgeschichte und der zeitgeschichtlichen Bezüge nur an der Oberfläche gekratzt. Am interessantesten und überraschendsten ist tatsächlich der Soundtrack, in dem viele Elvis-Songs, z.B. von Eminem, erstaunlich gut modernisiert wurden.
Nur noch kurz im Prime-Abo! „Mid90s“ von Jonah Hill ist ein unterhaltsamer Coming-of-Age-Film und zugleich eine gelungene Milieustudie. Der 13-Jährige Stevie wächst unter schwierigen Bedingungen mit seinem älteren, gewalttätigen Bruder und seiner überforderten Mutter auf. Schließlich freundet er sich mit einigen älteren Skatern an und geht bei ihnen in die Schule des Erwachsenwerdens und vor allem des Coolseins. Dabei lernen wir eine ganze Gruppe liebenswerter Typen kennen, die es offensichtlich nicht leicht im Leben haben, aber die eine gemeinsamen großen Leidenschaft teilen - das Skateboard.
Gedreht wurde im typischen Fernsehformat 3:4 der 1990er Jahre. Der Film unter der gekonnten Regie Jonah Hills ist überwiegend komödiantisch, enthält aber auch einige dramatische Höhepunkte. Die Dialoge sind oft zu köstlich, und die jungen Darsteller sind in ihrer Natürlichkeit einfach nur großartig. Man hat das Gefühl, dass jeder Charakter ernst genommen wird und mit Liebe gezeichnet wurde. Sicherlich wird inhaltlich nichts wirklich Neues geboten. Aber insgesamt ist es schon mit seiner ungezwungenen Art ein sehr empfehlenswerter Genrevertreter.
„Morgenröte“ von Luis Buñuel ist ein Liebesdrama mit sozialkritischen Zwischentönen. Im Zentrum des Geschehens steht ein Arzt, der für die Bewohner einer kleinen französischen Mittelmeerinsel verantwortlich ist. Interessant ist, dass sich alle Hauptfiguren unmoralisch verhalten. Der Protagonist hat eine außereheliche Beziehung, dementsprechend ist seine Geliebte eine Ehebrecherin, der gefühlskalte Großgrundbesitzer nutzt seine Angestellten aus. Aber es kommt noch schlimmer…
Man könnte meinen, Buñuel zeigt in diesem vom Neorealismus geprägten Werk direkt mit dem Finger auf eine verdorbenen Welt. Neben moralischen Verfehlungen werden soziale Missstände thematisiert und auch das aus der Verzweiflung geborene Gewaltpotential. Ein einfacher Landarbeiter kann nicht mehr arbeiten, weil er seine schwerkranke Frau pflegen muss und verliert seine Behausung, weil die neuen Mieter mit einem Eselskarren und ihrem wenigen Hab und Gut bereits vor der Tür stehen.
Vielleicht steht der metaphorische Titel „Morgenröte“ für die Hoffnung auf eine zukünftige sozialistische Politik, die als Lösung bestehender Probleme gesehen wurde. Schließlich war Buñuel nicht nur ein brillanter Filmemacher, sondern auch ein bekennender Sozialist.
Ein hellhäutiger Brite, der einen Inder spielt, kann das gutgehen? Hier muss man wohl ein Auge zudrücken, denn es ist ein komödiantisches Genie, das sich an diese Rolle heranwagte: Peter Sellers. Mit seinem braun geschminkten Gesicht verkörpert er in „Der Partyschreck“ von Komödienspezialist Blake Edwards perfekt einen chaotischen, aber äußerst liebenswerten Inder, einen Komparsen, der Hollywood aufmischt.
Wie man es von Blake Edwards in seinen besten Komödien, wie „Der rosarote Panther“ und „Victor/Victoria“, gewohnt ist, glänzt dieser Streifen mit einem exzellenten Timing, herrlichen visuellen Gags, cleverem Wortwitz, viel Stilvermögen und einer hervorragenden Besetzung. Dabei kann man sich an diversen gelungenen Seitenhieben gegen das etablierte Hollywood erfreuen. Missstände werden aufgezeigt: Die festen Hierarchien, der Studioboss ist der „General“, Ausländer/Nichtweiße werden von oben herab behandelt und haben keine Aufstiegschancen, Filmstars sind narzisstisch, Frauen werden nur als hübsches Beiwerk angesehen und werden z.B. von Produzenten sexuell ausgenutzt. Aber auch der 1968er Zeitgeist mit seinen rebellischen Auswüchsen, verkörpert durch die jüngere Generation, bekommt sein Fett weg.
In diese Gesellschaft, die auf einer Party beim Studioboss versammelt ist, schlägt unser sympathischer Protagonist per Zufall wie eine Bombe ein und hinterlässt allmählich eine Schneise der Verwüstung. Dabei bleibt er immer äußerst höflich und charmant. Die Kulisse, dass verspielt luxuriöse, hochtechnisierte Anwesen, passt perfekt und trägt erheblich zu vielen komischen Höhepunkten bei. Auch die musikalische Untermalung ist sehr geschmackssicher gewählt und stammt größtenteils von dem großartigen Henry Mancini, der bereits in vielen anderen Meisterwerken von Blake Edwards seine musikalische Genialität beigesteuert hat.
„Der Partyschreck“ ist eine dieser komödiantischen Perlen, die auch bei wiederholten Sichtungen noch glänzen.
In den 1980er Jahren gab es die große Hoffnung, dass der Kalte Krieg zwischen der damaligen UdSSR und den westlichen Staaten einmal überwunden werden konnte. In diesen Zeiten der Entspannungspolitik durfte der U.S.-amerikanische Singer/Songwriter Billy Joel, mit als erster westlicher Künstler überhaupt, auf Russlandtournee gehen und u.a. in Moskau sowie Leningrad vor großem Publikum auftreten.
„Billy Joel: A Matter of Trust - The Bridge to Russia“ ist eine faszinierende Musikdokumentation, die noch heute ein Zeichen für die Völkerverständigung setzt und sehr authentisch die Widrigkeiten und schönen Momenten einer Tour aus der Sicht eines Künstlers aufzeigt. Man sollte dabei wissen, dass Billy Joel der viert erfolgreichste Solokünstler aller Zeiten in den USA ist und mit seinen abwechslungsreichen Songs und brillanten, oft ironischen Texten Musikgeschichte geschrieben hat.
Eine Besonderheit ist, dass seine Konzerte damals in den UdSSR und im Westen live im Radio übertragen wurden - ein absolutes Novum. Damit sich der komplizierte logistische Aufwand lohnte, wurde überdies filmisches Material für diese Dokumentation gesammelt und die Tour von einem tüchtigen Medienrummel begleitet. Auch seine damalige Ehefrau, Top Modell Christie Brinkley und seine noch sehr junge Tochter Alexa haben ihn auf der Tour begleitet.
Zu den größten Problemen der Tournee zählten der teilweise Stimmverlust Billy Joels und ein großer Wutanfall auf der Bühne, weil die geladenen Gäste auf einem Konzert durch grelle Scheinwerfer und Rausschmisse von Sicherheitskräften gezielt davon abgehalten wurden, eine allzu große Begeisterung zu zeigen. Das schwenkende Licht ließ die Zuschauer regelrecht erstarren, sobald sie sich im Lichtkegel befanden.
Mit seiner großen Energie, seinem gewitzten Charme und großer musikalischer Leidenschaft eroberte er die Herzen der Zuschauer im Sturm und konnte medienwirksam zudem noch Freundschaft mit bedeutenden sowjetischen Künstlern schließen. Auch der Rock-Klassiker von den Beatles „Back in the U.S.S.R“ fehlte nicht in der Playlist.
Später veröffentlichte er ein Live-Album von der Tour, das er „Konzert“, auf kyrillisch geschrieben, nannte. Stimmlich gibt es allerdings bessere Live-Aufnahmen. Des Weiteren ließ er sich von dieser Tournee zu seiner erfolgreichen Ballade „Leningrad“ inspirieren.
Wenn man diese überaus informative und unterhaltsame Dokumentation sieht, kann man sich nur in diese hoffnungsvollen Zeiten des „Wind of Change“ zurücksehnen, vor dem Hintergrund, wie Russland sich heute entwickelt hat.
„Mercenario - Der Gefürchtete“ von Sergio Corbucci ist ein unterhaltsamer und nicht allzu grausamer Italowestern mit gelegentlichen komischen Einlagen, der sich nicht allzu ernst nimmt. Einmal mehr geht es um die Zeit der mexikanischen Revolution, Anfang des 20. Jahrhunderts.
Franco Nero mimt souverän den sogenannten „Polen“, einen Söldner und schlauen Strategen, der sich mit Waffen bestens auskennt. Schon bald steht er in Lohn und Brot eines Banditen (Tony Musante), der sich im weiteren Verlauf als Revolutionär ausgibt. Jack Palance verkörpert gekonnt den wahren, unbarmherzigen Bösewicht, trägt aber kurioserweise ein ungewohntes, dunkles, lockiges Haar, das sehr nach einer Perücke aussieht.
Nach einem etwas zähen Beginn wird es schwungvoller. Es wird ordentlich geballert, meistens trifft es die Soldaten der mexikanischen Regierung. Den „Polen“ und den Banditen verbindet eine Hassliebe, die immer für reichlich Spaß und gelungene Schlagabtausche sorgt. Der Bandit ist letztlich der heimliche Held und Sympathieträger des Films, denn Tony Musante verleiht ihm eine tüchtige Portion Charisma und Lebendigkeit. Gegenspieler Jack Palance zeigt hier nicht nur seine skurrile Frisur, sondern sich auch noch blank von hinten.
Inhaltlich ist alles maßlos übertrieben und die Narrative eher simpel. Schön ist, dass den außergesetzlichen Herren noch eine starke Schönheit (Giovanna Ralli) zur Seite gestellt wird, die ordentlich mitmischen darf.
Viel Westernflair versprüht zudem der wieder einmal sehr einfallsreiche Soundtrack von Maestro Ennio Morricone.
„Mustang“ von Deniz Gamze Ergüven ist ein gelungener Coming-of-Age-Film über fünf Schwestern, die in der türkischen Provinz unter der Vormundschaft ihres Onkels aufwachsen. Um einen Pferdefilm handelt es sich allerdings nicht. Der Titel „Mustang“ steht offensichtlich für den unbändigen Freiheitsdrang der pubertierenden Mädchen, die in einer Gesellschaft der strengen Konventionen, religiösen Zwänge und arrangierten Ehen aufwachsen.
Regie und das Schauspiel sind tadellos. Man schließt die freiheitsliebenden, lebenslustigen Mädels, vor allem die Jüngste, direkt ins Herz. Spannung, etwas Komik und auch Tragik halten sich in guter Balance. Es ist einer dieser fesselnden Filme, die im Gedächtnis bleiben.
Auch wenn einiges möglicherweise etwas überspitzt dargestellt wird, ist der Film ein wichtiges Plädoyer für mehr Frauenrechte und Freiheit in einer streng patriarchalischen Gesellschaft. Dementsprechend wurde er für diverse Filmpreise, unter anderem für einen “Oscar“ als bester fremdsprachiger Film, nominiert.