MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
Bei dem Titel „Sadomona - Insel der teuflischen Frauen“ ist es nicht verwunderlich, dass diese Exploitation-Actionkomödie von Lee Frost im Rahmen der SchleFaZ-Reihe lief. Allerdings gehört dieser Streifen definitiv zu den besseren, schlechten Filmen und kann weitestgehend auch ohne die lustigen Kommentare von Oliver und Peter auf Trash-Niveau unterhalten.
Weder der deutsche, noch der originale Titel „Police Women“ hat irgendeinen Bezug zum Filminhalt. Tatsächlich ist es die Geschichte einer einzigen Polizistin, Lacy Bond!!!, die sich unter männlichen Kollegen behaupten muss und eine Frauenbande bekämpfen soll.
Lacy Bonds Name demonstriert bereits ihre Überlegenheit. Die Macho-Kollegen werden von ihr immer sehr eindrucksvoll in die Schranken gewiesen. Bonds Waffen sind Sex-Appeal, Schlagfertigkeit und Schlagkraft - da können ihre Kollegen und auch die Bösen, die hier übrigens bis auf einen Hahn im Korb alle weiblicher Natur sind, keinen Stich landen. Es wird sogar a bisserl romantisch, wenn sich Lacy Bond ihren süßesten Kollegen angelt. Auch da macht sie dem Namen Bond alle Ehre.
Ihr gegenüber steht eine schräge Oberböse, eine gemeine, machtbewusste, alte Frau, die sich einen tumben Muskelprotz als Liebhaber und eine Armada an sexy, kampferprobten Frauen hält.
Letztlich besteht die irrelevante Kriminalgeschichte überwiegend aus teilweise recht exzessiver Kloppe, rotzigen Sprüchen (typische Koddersprech-Synchro aus der Zeit) und dem Zeigen nackter Haut. Dabei wird alles einigermaßen holprig und sinnfrei zusammengefügt. Untermalt wird das Geschehen mit einem recht engagierten Soundtrack, der in seinen besten Momenten sogar an den großen Ennio Morricone erinnert.
Wenn mein Mann Filme mag, dann ist es die James Bond Reihe. Hier hätte er allerdings nur 0 bis 1/10 Punkten vergeben. Ganz so enttäuscht war ich als Nicht-Fan nicht, aber „James Bond - Keine Zeit zu sterben“ von Cary Joji Fukunaga ist auch in meinen Augen eine ziemlich schwächliche Angelegenheit.
Der Titelsong von Billie Eilish ist bereits eine Vorwegnahme dessen, was kommt: deprimierend (bezogen eher auf das Resultat, als auf die Grundstimmung) und lahm. Wenn wir schon einmal bei der Musik sind: Der übrige, eher unauffällige Soundtrack von Hans Zimmer greift immer wieder auf Motive älterer Bond Filme zurück, bietet also überwiegend Altbewährtes. Im Abspann wurde dann der Song von Louis Armstrong aus „James Bond - Im Geheimdienst ihrer Majestät“ recycelt, der auch während des Films schon anklang.
Das Beste, zumindest überdurchschnittlich, ist die Kamera mit den fein ausgeleuchteten Bildern. Auch wenn die Schauwerte nicht mit manchen anderen Filmen aus der Reihe mithalten können, werden die Augen doch nicht enttäuscht. Soviel zum Guten.
Das uninspirierte, wenig spannende Drehbuch mit 08/15 Action weist leider deutliche dramaturgische Schwächen auf und kippt zum Ende auf das Niveau einer billigen Seifenoper. Wenn sich die Bewertung zunächst noch im akzeptablen 6/10 Punkte Bereich bewegt, befindet sie sich spätestens mit den kitschigen Dialogen zum Fremdschämen am Ende leider im freien Fall.
Das Schauspiel ist zudem äußerst durchwachsen. Daniel Craig gibt eine routinierte Darbietung. Er ist einer der wenigen Männer, dem Hosenträger stehen. Die männlichen Nebendarsteller sind leider wenig überzeugend. Ralph Fiennes als „M“ bringt es fertig, den ganzen Film über immer wieder dasselbe miesepeterige Gesicht zu ziehen. Die Bösewichte sind wirklich lächerliche „Wichte“, gemessen an denen anderer Bond Werke. Rami Malek, hier mit dem „einfallsreichen“ Namen Lyutsifer (warum nicht gleich Luzifer???), ist eine klassische Fehlbesetzung, da ihm komplett die Aura des Bösen fehlt. Er wirkt genauso lächerlich und wenig überzeugend wie Babyface Billy Magnussen als „Ash“. Aber den peinlichsten Auftritt hat Christoph Waltz als affektierter Blofeld im „Hannibal Lecter“-Look - eine sehr offensichtliche Anspielung auf „Das Schweigen der Lämmer“. Gut, dass sein unrühmlicher Auftritt nur so kurz ist.
Bei den Damen sieht es schon besser aus. Einzig Ana de Armas wirkte etwas unentspannt in ihrer sehr kleinen, aber schlagkräftigen Rolle. Möglicherweise fand sie auch nur ihr unpassendes Kleid nicht so doll.
Dieser Film trägt letztlich einen Mythos zu Grabe. Bleibt zu hoffen, das die Wiederauferstehung des James Bond (- Mythos) im nächsten Streifen mit einem anderen Darsteller gelingt.
Unter dem Stichwort „Blow Up“ findet man in der Arte-Mediathek viele spannende Kurzbeiträge von wenigen Minuten bis ca. 25 Min. über Filmschaffende, Musik in Filmen und andere Filmthemen - sehr empfehlenswert für alle, die ihr Filmwissen vertiefen wollen und Inspiration suchen. Zumindest die Personen habe ich in meiner Liste einmal für einen schnellen Überblick aufgeführt. Viele Beiträge stehen nur begrenzt zur Verfügung, daher können theoretisch einige schon bald nicht mehr aufrufbar sein. Dafür kommt jede Woche ein neuer Kurzfilm dazu.
Habe hier schon viele Highlights entdeckt, z.B.: Clint Eastwood, Leonardo DiCaprio, Scarlett Johansson, Edward Norton, Adam Driver, Catherine Deneuve und filmhistorisch relevante Darsteller wie James Mason, Michel Piccoli, Montgomery Clift, Henry Fonda, Claudia Cardinale etc., daneben großartige Musiker und Bands sowie viele Meisterregisseure.
Viel Spaß beim Stöbern. Bin gespannt, wen ihr entdeckt und mögt.
Nur noch bis zum 15.12.2021 in der Arte-Mediathek!
Die gelungene, 53 Min. lange, Dokumentation „Daniel Day-Lewis - Der Weg zum weltbesten Schauspieler“ befasst sich mit der beeindruckenden Schauspielkarriere des womöglich vielseitigsten Darstellers unser Zeit und zeigt zahlreiche Ausschnitte aus seiner erlesenen Filmografie. Dabei wird auch seine Kindheit beleuchtet, ansonsten wird sein Privatleben eher am Rande erwähnt.
Der Brite mit auch irischem Blut, Daniel Day-Lewis, ist ein Extremschauspieler par excellence, dem es wie keinem Zweiten gelingt, seine eigene Persönlichkeit zugunsten eines Filmcharakters komplett auszublenden. Seine außergewöhnlich starke Identifikation mit den Rollen geht über das „Method Acting“ der berühmten Lee Strasberg Schauspielschule hinaus, und seine besondere Fähigkeit mit fremden Persönlichkeiten regelrecht zu verschmelzen führte oft dazu, dass immer wieder Lücken in seiner Filmografie entstanden. Er brauchte nämlich oftmals Jahre der Regeneration nach bestimmten Filmprojekten und zog sich dann weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Obwohl er an sich ein unverwechselbares Äußeres besitzt, gelingt es ihm, in vielen Rolle sein äußeres Antlitz und insbesondere seine Mimik zu verändern, sodass es manchmal schwerfällt, ihn wiederzuerkennen.
Sein großes Vorbild war Marlon Brando, den ähnliche Fähigkeiten auszeichneten. Dieser konnte im Laufe seiner Karriere sein hohes Schauspielniveau allerdings nicht durchgehend halten. Manchmal wirkte er zu gelangweilt oder hochmütig. Auch warf man ihm zuweilen „Overacting“ vor. Day-Lewis dagegen gelingt es, vielleicht durch seine Pausen und bessere Filmauswahl, sich zumindest bis heute von derartigen Vorwürfen freizuhalten. Mit drei „Oscar“ Gewinnen als bester Hauptdarsteller schießt er bis heute zusammen mit Jack Nicholson den Vogel bei den männlichen Hauptdarstellern ab. Auf sein überdurchschnittlich gutes Aussehen hat er sich bei seiner Rollenauswahl selten verlassen, sondern immer wieder auch Mut zur Hässlichkeit bewiesen. Die besten Rollen hatte er wohl in:
„Mein linker Fuß“, „Im Namen des Vaters“, „Gangs of New York“, „There Will Be Blood“, „Lincoln“ und „Der seidene Faden“.
Leider verstarb am 29.11.2021 die liebenswert charmanten Darstellerin Arlene Dahl im stattlichen Alter von 96 Jahren. Daher hier mein nunmehr überarbeiteter, früherer Kommentar zu ihrem wohl größten Kinoerfolg, r.i.p, Arlene Dahl:
Mit dem Fantasy-Klassiker „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, frei nach dem gleichnamigen Roman nach Jules Verne, lässt Regisseur Henry Levin überaus originell und charmant das Unmögliche wahr werden. Es ist ein visuell beeindruckendes, detailverliebtes Spektakel, in dem einige schrullige, einnehmende Charaktere ihren Platz finden und sich gemeinsam auf große Forschungsreise begeben:
Der ehrgeizige, vergeistigte Professor und Forscher (herrlich grummelig: James Mason), die clevere, schlagfertige Lady (Arlene Dahl), der aufstrebende Student (Pat Boone) sowie ein hünenhafter Isländer (der isländische Athlet Peter Ronson), der ausschließlich isländisch spricht und von seiner Ente „Gertrud“ begleitet wird. Bei ihrer Expedition treffen sie auf einen unersättlichen Konkurrenten (schön fies: Thayer David).
Die gutaussehenden, charismatischen Darsteller bewegen sich zunehmend mit weniger Kleidung durch das Erdinnere (es scheint ja ganz schön warm da unten zu sein :)) und müssen sich dabei zahlreichen Abenteuern stellen.
Das alles ist eingebettet in sehr sehenswerte, von Hand erstellte, aber auch natürliche Kulissen (u.a. wurde im Carlsbad Caverns National Park gedreht). Auch die trockenen, oft witzigen Dialoge, vergrößerten Echsen und kunstvollen Spezialeffekte bereiten viel Freude.
Der Soundtrack von Bernard Herrmann gehört zu den feinsten Gruselklängen überhaupt, mit echtem Gänsehaut-Effekt und der Power von bis zu fünf zeitgleich spielenden Orgeln. Grandios, wie seine Musik im Vorspann die Reise in die Tiefe musikalisch bereits andeutet. Es ist ein Film, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und seinerzeit mit „Oscar“-Nominierungen für die Kulissen, Sound und Spezialeffekte gewürdigt wurde.
Bis zum 14.02.2022 in der Arte-Mediathek!
Mit „Ein kurzer Film über die Liebe“ schuf einer der wohl bekanntesten Regisseure Polens, Krzysztof Kieslowski, tatsächlich einen relativ kurzen Langfilm über eine ungewöhnliche Liebesbeziehung mit bitterem Beigeschmack zur Zeit des realexistierenden Sozialismus. Der 19-jährige Tomek verliebt sich in die in etwa doppelt so alte Nachbarin Magda, die in einem Hochhaus gegenüber wohnt und beobachtet diese heimlich mit einem Fernrohr. Schließlich sucht er persönlichen Kontakt zu ihr.
Die Plattenhaussiedlung, eingefangen in fahlen, kühlen Farben und die reduzierten, beengten Kulissen bezeugen eine gewisse desillusionierende Tristesse, die sich auch in den Charakteren der Hauptfiguren widerspiegelt. Der einzige auffallende Farbtupfer ist das Gemälde der Magda mit seinen kräftigen Rottönen - Rot, die Farbe der Liebe. Für den unerfahrenen Tomek ist die Wohnung gegenüber definitiv ein Sehnsuchtsort.
Wie schon in dem Meisterwerk „Fenster zum Hof“ von Alfred Hitchcock und in dem Action-Komödien-Klassiker „Die Nacht hat viele Augen“ von John Badham schlägt auch dieser Film Kapital aus der Position der Zuschauenden als voyeuristisch (Mit-) Observierende. Durch die Kontaktaufnahme der Protagonisten wird dieses Stilmittel im Gegensatz zu den beiden anderen erwähnten Filmen allerdings nicht schwerpunktmäßig beibehalten.
Präsentiert wird letztlich eine äußerst gestörte Liebe, die einerseits durchaus glaubwürdig ist, da sie logisch erzählt wird und den besonderen Charakteren geschuldet ist. Andererseits entspricht diese Liebesgeschichte sicherlich nicht Mustern gewöhnlichen Verhaltens. Dem Schönen und auch dem Romantischen wird analog zum damaligen, realsozialistisch eingeschränkten Leben in Polen wenig Raum gegeben. Dennoch versprühen die beiden hervorragend besetzten Hauptfiguren trotz ihrer charakterlichen Defizite einen gewissen Charme, dem man sich nicht ohne Weiteres entziehen kann. Auch wenn das kalte Umfeld der Protagonisten wenig einladend ist, ist die Anteilnahme an dem Schicksal der beiden groß.
Das weitere Kieslowski Meisterwerk „Ein kurzer Film über das Töten“, in dem das Töten sehr explizit dargestellt wird, befindet sich ebenfalls in der Arte-Mediathek. Das ist aber definitiv kein Film für zarte Gemüter.
Was ist Schönheit? „La Grande Bellezza - Die große Schönheit“ von Poalo Sorrentino ist eine Liebeserklärung an die Stadt Rom und eine Ode an die Kunst und Lebensfreude. Zugleich zeichnet Sorrentino ein bissiges, satirisches Porträt eines alternden Bonvivants und der (höheren) Künstlerszene Roms.
Filmisch - die Kamera ist wirklich herausragend - ist diese sehr kreative und kunstvolle Satire mit den manchmal auch surrealen Stilmitteln eine große Hommage an die großen Meister ihres Faches Frederico Fellini und Luis Buñuel.
Nicht nur die höheren, künstlerischen Kreise, sondern auch die in Rom omnipräsente katholische Kirche mit ihren hohen Würdenträgern wird hier kritisch beäugt. Das ist zwar sicherlich nicht sonderlich originell, aber schon sehr gekonnt auf den Punkt gebracht. Es geht aber auch um das Gefühl der Leere und die Sinnsuche der Menschen, die ihren Lebenszweck überwiegend im Konsum sehen.
Dieses Filmkunstwerk motiviert dazu, die Welt und die Schönheit um einen herum mit einem künstlerisch genießerischen Blick wahrzunehmen. Letztlich liegt die Kunst bekanntermaßen im Auge des Betrachters. Aber die „Ewige Stadt“ ist glücklicherweise eine sehr ergiebige Quelle, was die Kunst und Schönheit betrifft.
Wieso eigentlich „Dünner Mann“? „Nach dem dünnen Mann“ von W.S. Van Dyke ist die überaus gelungene Fortsetzung des Krimikomödien-Klassikers „Der dünne Mann“. Das wohlhabende Paar Nick und Nora Charles, traumhaft besetzt mit William Powell und Myrna Loy, wird in der insgesamt aus sechs Spielfilmen bestehenden Kult-Serie aus alten Tagen immer wieder in Kriminalfälle verwickelt.
Dabei tritt der Inhalt der „Wer war der Täter“-Geschichte mit den Logiklöchern so tief wie der Grand Canyon eher in den Hintergrund. Immens viel Unterhaltungswert bieten die überaus liebevoll gezeichneten Hauptfiguren und die schrulligen Nebendarsteller. Nick und Nora Charles meistern ihre Fälle mit einer charmanten Lässigkeit, einnehmender Eleganz und immer mit einem Drink oder auch etwas Rauchbaren zur Hand. Man könnte fast sagen, dass hier Alkoholismus beschönigt wird, wenn insbesondere Charles immer wieder deutlich angeschickert in Aktion tritt. Charles: „Ich habe Hunger. Ich brauche jetzt einen Drink“.
Historischer Hintergrund war seinerzeit, dass gerade die Prohibition aufgehoben worden war und die Menschen froh waren, wieder legal über die Stränge schlagen zu können. Über etwaige Vorbildfunktionen beliebter Identifikationsfiguren hat man sich damals offenbar nicht viele Gedanken gemacht. Im Grunde genommen ist die „Dünner Mann“- Serie ähnlich witzig und auf altmodische Art amüsant wie z.B. die Miss Marple-Filme mit Margaret Rutherford, allerdings aus heutiger Sicht nicht ganz so politisch korrekt. Die beiden waren nichtsdestotrotz ein absolutes Hollywood-Traumpaar, das man als filmhistorisch Interessierte(r) einmal kennengelernt haben sollte.
Es ist ein Paar mit Ecken und Kannten, denen ein vorzüglich trainierter Hund „Asta“ zur Seite gestellt wird, der zusätzlich für viel Spaß sorgt. In diesem anscheinend beliebtesten Teil der Reihe kann man einen noch sehr jungen James Stewart in einer Nebenrolle bewundern.
Die Filmserie hat ihre Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen. Nick und Nora Charles werden in dem weiteren Komödien-Klassiker „Eine Leiche zum Dessert“ (1976) von David Niven und Maggie Smith als Dick und Dora Charleston hervorragend persifliert. Außerdem diente die Filmreihe als Vorbild für die Serie „Hart aber herzlich“, in der auch gerne einmal ein Drink in die Hand genommen wird, die Protagonisten aber nicht betrunken ihre Fälle aufklären. Auch hatte man inzwischen die Raucherei weitestgehend aus Serien und Filmen verbannt.
Nach all meinem Geschreibsel muss die Eingangsfrage aber leider unbeantwortet bleiben.
Schöne Erinnerung an einen meiner Lieblingsfilme „Der unsichtbare Dritte“ von Alfred Hitchcock. Danke, dass ihr einmal wieder einen echten Klassiker würdigt. Der Youtube-Clip, in dem die legendäre Flugzeug-/Verfolgungsszene aus dem Film mit Elementen von Star Wars 9 vermischt wurden, ist wirklich ein Leckerbissen für Filmfans! 🤩
Sehr schön zusammengestellt! Mein Favorit aus diesem Genre „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ habe ich hier auch wiedergefunden, aber „20.000 Meilen unter dem Meer“ finde ich auch super. 😊
In der Arte-Mediathek bis zum 11.02.2022: Die Dokumentation „Cary Grant - Der smarte Gentleman aus Hollywood“ betrachtet das bewegte Leben eines der größten Filmstars Hollywoods aus dem 20. Jahrhundert: Cary Grant (1904-1986). Die Doku ist allerdings nur 52 Minuten lang und nicht 85, wie oben beschrieben.
Nach einer einsamen, lieblosen Kindheit war der gebürtige Archibald Leach mit 14 Jahren schon auf sich alleingestellt und schloss sich einer vagabundierenden Gruppe von Akrobaten und Komikern an. Dabei verschlug es ihn nach New York und er beschloss mit 17 Jahren, in den USA zu bleiben. Nach einigen kleineren Theater- und Musicalrollen zog es ihn schließlich nach Hollywood. Dort wurde er aufgrund seiner Bühnenerfahrung und seines guten Aussehens sofort für eine ansehnliche Summe unter Vertrag genommen. Der Erfolg kam schnell. Schon bald konnte er unabhängig von den großen Studios agieren - eine Seltenheit damals.
Vielfach verheiratet, erwies er sich wohl aufgrund seiner Kindheitserfahrung ohne verlässliche Bezugspersonen als bindungs- und beziehungsunfähig. Trotz seines phänomenalen Erfolgs litt er zudem an einer Identitätskrise. Erst Ende der 1950er Jahre konnte er diese anscheinend mit Hilfe einer LSD-Therapie bewältigen. Letzteres wird in meinen Augen in dieser an sich unterhaltsamen Dokumentation etwas überbetont. Leider versucht sich diese künstlerisch hervorzutun, indem immer wieder spekulative, traumartige Sequenzen gezeigt werden.
Grants Markenzeichen sind seine äußerst elegante Erscheinung als Mann von Welt, kombiniert mit einer perfekten Körperbeherrschung, sein Charme und sein besonderes Talent ernste, wie auch komische Rollen zu spielen. Nur eines lehnte er immer rigoros ab, wie ich allerdings aus anderer Quelle weiß, nämlich das Böse zu verkörpern! Mit anspruchsvollen Komödien feierte er letztlich seine größten Erfolge. Viele seiner Filme sind inzwischen Klassiker, die heute noch begeistern. Diese sollte man sich nicht entgehen lassen:
- Der unsichtbare Dritte (Wiederholung morgen Mittag auf Arte!)
- Arsen und Spitzenhäubchen
- Verdacht
- Leoparden küsst man nicht
- Charade
- Unternehmen Pettycoat
- Über den Dächern von Nizza
- Zeuge der Anklage
- Berüchtigt
- Hausboot
Super Liste, daOnki! Hardcore Arthouse finde ich auch sehr spannend.🤩
Literaturverfilmungen haben es immer besonders schwer, da sie oft an den manchmal brillanten Vorlagen gemessen und sodann inhaltlich abgewertet werden. Vielleicht tut man manchen Filmen damit unrecht, vor allem oft denjenigen, die auf einer besonders gelungenen Vorlage basieren. „Deutschstunde“ stammt aus der Feder Siegfried Lenz und zählt sicherlich zu den bedeutendsten literarischen Werken des 20. Jahrhunderts. Es ist vielleicht gut, dass ich dieses Werk bis jetzt noch nicht gelesen habe und diesen Film dadurch vielleicht unbefangener betrachten konnte.
„Deutschstunde“ von Christian Schwochow ist ein kunstvoll konzipiertes und zugleich sehr spannendes Familiendrama, das in der Einöde an der Nordsee zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur und der jungen Bundesrepublik spielt.
Ein Familienvater ist als Dorfpolizist übertrieben pflichtbewusst und seine Familienmitglieder leiden auf ganz unterschiedliche Weise unter seinem manchmal grausamen und traumatisierenden Verhalten. Ein früherer Freund und Nachbar wird als Freigeist und Maler, der sogenannte „entartete“ Kunst schafft, unbewusst zum Gegenspieler des Vaters, letztlich auch was die Zuneigung der Kinder betrifft. Fraglich ist, ob der Polizist nach dem Krieg und seiner Gefangenschaft zum neuen Menschen wird…
Hier geht es um die Diktatur und welche psychische Narben diese bei den Menschen hinterlässt. Dies wird durch verschiedene „Archetypen“ mit meistens gut nachvollziehbaren Verhaltensweisen gelungen auf den Punkt gebracht.
Die namhafte Besetzung ist mit Ulrich Noethen, Sonja Richter und Tobias Moretti sowie den ausgezeichneten Jungdarstellern Levi Eisenblätter und Tom Gronau eine sichere Bank. Die Kamera ist mit den gemäldegleichen Bildkompositionen oft spektakulär und ein Fest für die Augen. Sie schafft aus der recht düsteren Geschichte ein sinnliches Filmvergnügen.
„Flucht in Ketten“ von Stanley Kramer ist ein packendes, preisgekröntes Fluchtdrama und ein zeitlos aktuelles Dokument über rassistische Vorurteile und wahre Werte.
Zwei verfeindete Häftlinge, der eine dunkel- und der andere hellhäutig, sind bei einem Gefangenentransport aneinander gekettet. Als ein Streit eskaliert, verunglückt das Fahrzeug, und den beiden gelingt die Flucht. Durch die Ketten, die sie nicht zu lösen vermögen, müssen sie sich arrangieren und zahlreiche Widrigkeiten bewältigen. Rassenhass, Rechtsstaatlichkeit und moralisches Verhalten sind die großen Themen, die hier äußerst unterhaltsam abgehandelt werden.
Die charismatischen Darsteller Sidney Poitier und Tony Curtis, in der Blüte ihrer Jahre, tragen den Film mühelos und brillant - die „Oscar“ Nominierungen der beiden waren absolut gerechtfertigt. Auch Regisseur Kramer versteht sein Handwerk und inszeniert den Film äußerst geschickt, kurz und knackig. Er und die beiden Nebendarsteller Cara Williams, hier als einsame Witwe, und Theodore Bikel, als hartnäckiger Sheriff, wurden ebenfalls für die „Oscar“-Trophäen nominiert.
Die hervorragende Schwarzweiß-Kamera und das Originaldrehbuch konnten schließlich die begehrten Preise abstauben, während es bei Schnitt und der Auszeichnung „Bester Film“ erneut bei Nominierungen blieb.
Nicht zu Unrecht zählt „Flucht in Ketten“ mit seinen positiven Grundaussagen noch heute zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte. In seiner Zeit, die noch sehr von extrem rassistischen Vorurteilen geprägt war, war der Film wegweisend.
„Der Weg nach oben“ von Jack Clayton ist ein packendes, bitterböses, britisches Noir-Beziehungsdrama. Ein ehrgeiziger Aufsteiger hat das Ziel, eine Tochter aus höheren Kreisen zu heiraten, verfällt sodann aber einer unglücklich verheirateten, älteren Dame…
Die klassische Dreiecksbeziehung („Oscar“ für das beste adaptierte Drehbuch) wird für damalige Verhältnisse sehr frei und ohne viel Schamgefühle erzählt.
Insbesondere die grandiosen Hauptdarsteller, Simone Signoret als lebensfrohe und desillusionierte Geliebte (dafür gab es ebenfalls einen „Oscar“) sowie Lawrence Harvey als ihr ambitionierter, gut aussehender Liebhaber („Oscar“-Nominierung), zeigen eine gehörige Portion Leidenschaft und immer glaubwürdige Gefühlsregungen. Die Charakterzeichnungen sowie auch die Dialoge sind sehr pointiert. Zudem wird das damals sehr undurchlässige britische Klassensystem -„Man bleibt in seinen Kreisen“ - thematisiert.
Auch die „Oscar“-nominierte Regie ist exzellent, alle Schauspieler werden gekonnt geführt, und die Bildsprache unterstützt immer einmal wieder hervorragend die Emotionen. So spiegelt sich z.B. das im zweiten Weltkrieg zerbombte Elternhaus in dem „kaputten“ Charakter des Protagonisten wieder. Typisch für die Zeit ist der hohe moralische Anspruch. Fehltritte bleiben nie ungesühnt.
Nach all den Jahren wirkt der Film immer noch kurzweilig, zeitlos und frisch.
Streaming-Tipp: „Zodiac - Die Spur des Killers“ von David Fincher beschreibt in Anlehnung an wahre Begebenheiten detailliert und fesselnd die jahrzehntelange Suche nach dem US-amerikanischen Serienmörder „Zodiac“. Dabei sind Mitarbeiter des „San Francisco Chronicle“ sowie Vertreter der Polizei dem mysteriösen, sehr brutalen Mörder auf der Spur. Er erpresste unter anderem den Chronicle mit verschlüsselten Nachrichten, die in einer bestimmten Zeit zu entschlüsseln und zu veröffentlichen seien, um bestimmte angekündigte Bluttaten zu verhindern. Witzige Dialoge lockern die trockene Recherchearbeit der Fahnder auf.
Fincher nimmt sich sowohl für die grausamen Morde durch den Unbekannten Zeit, als auch für den Alltag seiner unterschiedlichen, hervorragend besetzten Ermittler. Darstellerisch stechen insbesondere Robert Downey Jr. und Mark Ruffalo mit ihrem charaktervollen, aber ungezwungenen und authentischen Spiel heraus.
Das Szenenbild ist exzellent, wie auch der kühle Jazz-Soundtrack von David Shire.
David Fincher wählt als ausgezeichneter Regisseur immer einmal interessante Kameraeinstellungen. Vielleicht hätte man den Film etwas straffen können, aber für mich macht das grandiose Schauspiel dieses Manko letztlich wieder wett. Insgesamt bietet der Thriller gelungene und anspruchsvolle Unterhaltung.
Der malerische Kostüm-Kunstfilm „Tod in Venedig“ von Luchino Visconti nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann zeichnet das Bild eines der Welt entrückten, gesundheitlich angeschlagenen Komponisten und seiner unerfüllten Liebe zu einem hübschen Heranwachsenden als Konfrontation mit dem Leben und zugleich mit seiner Vergänglichkeit.
Der verbitterte Professor von Aschenbach verbringt seinen Urlaub in einem Luxushotel am Lido von Venedig. Als er dort dem wunderschönen Jüngling Tadzio, dem Sohn einer polnischen Gräfin, begegnet, blüht er auf und beobachtet ihn immer wieder verstohlen. Schließlich folgt die Konfrontation mit dem Tod.
Zur literarischen Vorlage Manns, die viel Raum für Interpretationen lässt, werde ich besser schweigen. Die Bildsprache dieses Films mit den vielen Bezügen zur Kunst, zur natürlichen, irdischen Schönheit und zum Tod mit all seinen Vorzeichen unter der meisterhaften Regie Viscontis ist äußerst gelungen. In kurzen Rückblenden wird der Charakter des Professors hervorragend gezeichnet. Im Anbetracht der schwelgerischen Bilder fällt das sehr ruhige Erzähltempo nicht allzu sehr ins Gewicht.
Dirk Bogarde kreiert einen letztlich recht jämmerlichen, unsympathischen von Aschenbach und übertreibt es vielleicht zuweilen etwas mit seiner Kunst. Björn Andrésen als hübscher Jüngling avancierte zur Ikone und wurde vielfach von beiden Geschlechtern verehrt.
Letztlich geht es in dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesiedelten Geschichte auch um eine damals doppelt verbotene Liebe: zum einen durch die Gleichgeschlechtlichkeit und zum anderen ist das Objekt der Begierde minderjährig. Dieses Werk erscheint in vielen Aspekten als Gegenstück zu Stanley Kubricks „Lolita“, ebenfalls eine Verfilmung von Weltliteratur. Dort geht es um die zerstörerische, verbotene Liebe zu einer (in den Augen eines ebenfalls verliebten Professors) wunderschönen Minderjährigen.
Oh! Fast jeder 10., der „Ziemlich beste Freunde“ gesehen hat, bezeichnet diese angenehme Komödie von Olivier Nakache und Eric Toledano als Lieblingsfilm! Sowohl Bekanntheit, als auch die Höhe der Durchschnittsbewertung ist rekordverdächtig.
Dieser bewegende Film über eine ungewöhnliche Freundschaft macht alles richtig. Es ist die eigentlich recht simple, wahre Geschichte über einen sehr kultivierten, querschnittsgelähmten Millionär und seinen Pfleger aus einfachen Verhältnissen. Dieser Pfleger, der als „Arme und Beine“ des vom Hals abwärts Gelähmten eingestellt wurde, trägt das Herz auf der Zunge und ist zunehmend Quell der Lebensfreude des Millionärs. Umgekehrt vermittelt der äußerst gebildete und schöngeistige Arbeitgeber seinem Pfleger Selbstbewusstsein und Kultur. Auf diese Weise profitieren beide.
Der Film lebt vor allem von seinen zwei überragenden Hauptdarstellern: dem zurückhaltenden, aber dezent emotionalen François Cluzet und dem witzigen, ausdrucksstarken Omar Sy. Die beiden teilen immer wieder wunderbare Momente.
Handwerklich ist dieser Film solide, allerdings ohne Überraschungen. Das hätte vielleicht auch zu sehr von der sehr leichtfüßig und mit viel Esprit erzählten Geschichte abgelenkt. Letztlich ist es ein Mainstream-Werk, das nicht aneckt, auf höchstem Niveau.
Es ist November geworden. Es ist Zeit für einen absoluten Anti-Horrorfilm. Da ist wohl vielleicht neben „Sissi“ kaum ein Machwerk besser geeignet als Henry Levins Klassiker „Im Dutzend heiratsfähig“, die sehr gelungene Fortsetzung von „Im Dutzend billiger“.
Diese überaus charmante Familienkomödie aus den 1950ern über eine allein erziehende Witwe (Myrna Loy) mit ihren 12! Kindern bereitet heute noch viel Freude. Viele Gags zünden, der Rest ist aus heutiger Sicht schrägster 1950er Zeitgeist - einfach entzückend.
Zum einen geht es um die unterschiedlichsten, köstlichen Verehrer der ältesten Töchter, zum anderen um die berufliche Kariere der Mutter, die sich als renommierte Ingenieurin in einer Männerwelt behaupten muss. Myrna Loy mimt eine wunderbar sympathische, emanzipierte Frau. Wer hätte das bei einer Mainstream Hollywood Produktion aus den 1950ern für möglich gehalten. Nach dem zweiten Weltkrieg dominierte schließlich das „Heimchen am Herd“-Image der Frauen in den Unterhaltungsfilmen, wie auch in der Werbung. Mit der Lebenswirklichkeit hatte dieses damalige „Idealbild“ natürlich nicht immer viel zutun, da schließlich viele Frauen nach dem Krieg verwitwet waren und zwangsläufig für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen mussten. Akademikerin oder gar Ingenieurin waren die Ernährerinnen der Familie damals allerdings in den seltensten Fällen. Dennoch wird es in diesem Film als eine Selbstverständlichkeit dargestellt und das patriarchische System auch offen kritisiert.
Bei der Besetzung stechen die athletisch hübsche Debra Paget, die überaus gekonnt einen Stepptanz kredenzt, und der blendend aussehende Jeffrey Hunter hervor.
„Hard to Die“ (1993) von und mit Jackie Chan spielt nicht nur vom Titel her auf die erfolgreichen „Die Hard - Stirb langsam“-Filme an. Geboten wird hier wie beim amerikanischen Vorbild sehr kurzweilige, knallharte Action ohne die bei Chan so häufig vorzufindenden komödiantischen Einlagen. Chan nimmt sich einem ersten Thema an, Entführungen mit Lösegeld-Erpressungen von (wohlhabenden) Geschäftsleuten durch die organisierte Kriminalität. Dies war damals in Hongkong wohl ein allgegenwärtiges Problem, wie im Abspann zu lesen ist. Zugleich prangert er Korruption bei den Strafverfolgungsbehörden an.
Verpackt wird dies in ein krachendes Aktionsfeuerwerk voller atemberaubender Stunts. Die Kriminalgeschichte ist eher schlicht gehalten, aber aufgrund des Realitätsbezuges durchaus glaubwürdig. Übertriebene Action ist natürlich nie von Realismus geprägt, macht hier aber unter Chans dynamischer Regie, mit der erstklassigen Kamera und dem flottem Schnitt sehr viel Freude.
Noch bis zum 05.12.21 in der Arte-Mediathek! Der „Würgeengel“ von Meisterregisseur Luis Buñuel ist eine brillante, surreale Horror-Satire.
Eine vornehme Gesellschaft findet sich in dem Raum ihres Festgelages gefangen. Niemand kann den Raum verlassen oder von außen betreten. Die Barriere ist unsichtbar - wie ein Hirngespinst. Nur Tiere, hier ein paar unglückliche Schafe, können die Grenze überschreiten.
Mit beißendem Humor und viel Wortwitz amüsiert sich Buñuel über die Dekadenz der Bessergestellten der mexikanischen Gesellschaft. Er lässt sie leiden wie die Ärmsten der Armen, indem er ihnen Lebenselixiere wie Wasser und Essen weitestgehend verwehrt. Nach und nach bröckelt die Kultiviertheit und Moral. Die Oberschicht gibt sich in dieser Extremsituation zunehmend der Lächerlichkeit preis. Letztlich ist sie, überspitzt gesehen, ein geschlossener Kreis, der keinen Kontakt zu anderen gesellschaftlichen Schichten hat und zulässt. Hier ist die Trennung dementsprechend radikal. Am Ende sieht man, wer nach Buñuels Ansicht noch diesem erlesenen Kreis zugerechnet wird…
Zwischendurch gibt es ein paar sehenswerte Horror-Traumsequenzen, u.a. mit einer beweglichen abgetrennten Hand. In den Augen Buñuels hat es die Oberschicht verdient, auch einmal zu leiden. Fraglich ist, ob diese Menschen dem Würgeengel, der Hölle auf Erden, entkommen können.
Mit hervorragenden mexikanischen Darstellern gesegnet bietet dieser Film ein zeitlos kurzweiliges Vergnügen der anspruchsvollen Art. Gezeigt wird die Originalversion mit Untertiteln.
Wenn ein Meisterregisseur Zeit zum Spielen hat…In Jacques Tatis kunstvoll verspielter Satire „Playtime“ begegnen wir einem futuristisch anmutenden Paris und stolpern mit Tatis bekanntem alter ego Hulot durch architektonisch künstlerische Kulissen mit diversen Design-Highlights. Das Bühnenbild ist modernistisch reduziert, kommt vielleicht dem Bauhaus-Stil am nächsten. Jedenfalls wirkt es erstaunlich zeitlos modern.
Der unbeholfene Hulot erkundet dieses Paris und die neusten Errungenschaften der Technik mit den naiv erstaunten Augen eines Kindes.
Dabei begegnet ihm immer wieder eine überaus enthusiastische, amerikanische Touristengruppe. Extrem kreative Hutkreationen zieren die Köpfe der Damen.
Die berühmten Sehenswürdigkeiten Paris, wie der Eiffelturm oder der Triumphbogen, sieht man nur beiläufig als Reflexionen in Glastüren, so als ob alles Traditionelle und Alte in dieser Welt nur noch der unbedeutende Hauch einer Erinnerung ist. Ein Kreisverkehr wird brilliant wie ein Karussell inszeniert, als würde der rasante Fortschritt die Menschen schwindelig machen.
Tatis Bildkompositionen gleichen erneut Wimmel-Bildern, in denen immer etwas Neues zu entdecken ist.
Auf eine geschlossene Handlung wartet man, wie auch in den anderen Tatis-Filmen, vergeblich. Einige Szenen ziehen sich etwas in die Länge. Der skurrile Witz, den viele seiner übrigen Meisterwerke ausstrahlen, tritt hier etwas kürzer.
Dafür sticht das oben erwähnten Bühnenbild deutlich heraus und offenbart erneut Tatis Kritik an einer kalten, fortschrittswütigen, menschenfeindlichen (Kunst-) Welt.
„Die Unzertrennlichen“ von David Cronenberg ist ein faszinierendes Psychodrama mit leichten Horror-Anleihen, inspiriert von einer wahren Geschichte. Die sonderbaren, hochbegabten und eineiigen Mantle-Zwillinge leben wie in einer Symbiose: Sie teilen ihre Wohnung, ihr Privatleben (sogar ihre Liebesbeziehungen) und üben auch den Beruf des Gynäkologen erfolgreich gemeinsam aus. Schnell zeigt sich, dass die beiden Zwillinge sehr gegensätzliche Charaktereigenschaften haben, aber zusammen perfekt „funktionieren“, etwa wie Yin und Yang oder die zwei Seiten einer Medaille. Die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als sich ein Zwilling verliebt und dadurch neuen Einflüssen ausgesetzt wird.
Die Beziehung zwischen den Zwillingen wird äußerst subtil, in einem permanenten Spannungsfeld zwischen Einheit und Individualität dargestellt. Mal überwiegt der eine, dann wiederum der andere Aspekt in ihrem Miteinander. Dementsprechend verwischen die prägenden Eigenschaften der beiden gelegentlich, sodass sie wie Siamesische Zwillinge erscheinen. Getragen wird dies durch den überragenden Darsteller Jeremy Irons, der die Zwillinge mit viel Fingerspitzengefühl verkörpert. Die Charaktere versprühen immer auch etwas Beängstigendes, zeigen ihre dunklen Seiten. Schreckens-Elemente bestehen hier vor allem aus Psycho-Horror.
Die Ausstattung der Wohnungen unterstützt mit ihrer Einrichtung die Charakterzeichnungen, und auch Farben werden immer sehr gezielt eingesetzt. Verfremdete gynäkologische Instrumente werden zu Kunstobjekten erhoben.
Cronenberg ist mit diesem ungewöhnlichen Porträt ein nahezu perfektes und vielschichtiges Meisterwerk gelungen, das allerdings nichts für schwache Nerven ist.
„Sich lebendig essen“ lautet die sinngemäße Übersetzung dieser vielversprechend klingenden, aber typisch amerikanisch marktschreierischen Dokumentation „Eating you alive“. Tatsächlich schildern einige Amerikaner, unter anderem auch Prominente wie James Cameron und Samuel L. Jackson, wie sie durch eine Ernährungsumstellung chronische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Krebs, Herz-/Kreislaufleiden, Entzündungen im Körper etc. überwunden haben. Einige dieser Diagnosen waren sogar zunächst tödlich. Wie durch ein Wunder trat Besserung ein, nachdem diese Personen auf eine (weitestgehend) fett- und zuckerfreie, vegane Vollwertkost umgestiegen sind.
Anhand von Statistiken wird erst einmal auf das Übel verwiesen, dass erschreckend viele Amerikaner fettleibig und chronisch krank sind. Zugleich wird anhand von Zahlen demonstriert, wie der Zucker- und Fettverbrauch über die Jahrzehnte vor allem über die verarbeiteten Lebensmittel immer mehr zugenommen haben. Die Ernährungsmittelindustrie wird kritisiert, wie auch das Gesundheitswesen, bei dem der Fokus darauf liegt, Krankheiten zu behandeln und nicht vorzubeugen. Dahinter stecken natürlich vor allem starke wirtschaftliche Interessen. Es wird darauf verwiesen, dass eine weitestgehend natürliche Vollwerternährung umweltschonender und für jeden Einzelnen und das Gemeinwesen deutlich günstiger sind. Zudem lässt sich das Wohlbefinden immens steigern.
Viel inhaltlich Neues hat sich aus dieser Dokumentation für mich nicht ergeben. Jeder sollte inzwischen wissen, welche Lebensmittel gesund sind. Allerdings finde ich die Auswirkung der Ernährung auf die Gesundheit und die Heilwirkung gewisser Lebensmittel dennoch erstaunlich. Fraglich ist, ob hier nur einzelne Extremfälle geschildert werden. Nichtsdestotrotz kann man sicherlich von einem positiven Effekt gesunder Ernährung ausgehen. Auch wenn hier vieles mit dem Presslufthammer dargestellt wird, brauchen wohl viele Amerikaner diese starken Botschaften, damit ein Umdenken stattfindet.
Ich werde diese Dokumentation tatsächlich zum Anlass nehmen, mich in Zukunft noch bewusster zu ernähren und die Palette gesunder Lebensmittel zu erweitern. Dabei habe ich „Ungesundes“ immer schon eher gelegentlich oder in kleinen Mengen zu mir genommen. Gestern habe ich z.B. bewusst nur eine halbe, lecker fettige Pizza statt einer ganzen gegessen und dazu dann eben einen Salat. 😀 Ganz verzichten möchte ich auf alles „Schlechte“ nicht, aber es auf ein gewisses Minimum zu begrenzen, erscheint machbar.
„Motherless Brooklyn“ von und mit Edward Norton ist eine anspruchsvolle und gediegen produzierte Schnitzeljagd mit einer außergewöhnlichen Hauptfigur. Der Protagonist, ein Mitarbeiter in einem Detektivbüro, möchte den Mörder seines Chefs ermitteln. Er wird durch eine wohl eher seltene Erkrankung geplagt, dem sog. Tourette-Syndrom. Dies bedeutet, dass immer einmal wieder unkontrolliert (Schimpf-) Wörter aus ihm herausströmen.
Auch wenn es manchmal fast schmerzt, das Leiden des Helden mitzuerleben, meistert Norton seine Rolle glaubwürdig und gibt seine Figur, trotz einiger humoristischer Einlagen, niemals der Lächerlichkeit preis sowie ihr auch die nötige Tiefe.
Die Nebendarsteller, Bruce Willis, William Dafoe und vor allem Alec Baldwin meistern ihre Aufgabe routiniert bis überzeugend, Gugu Mbatha-Raw sticht mit ihrem natürlichen Charme bei den Damen hervor. Ein Besetzungscoup mit Hintergedanken ist hier sicherlich Alec Baldwin, der einen machthungrigen Immobilienhai spielt. Die Persönlichkeit dieser Figur weist erstaunlich viele Parallelen zu Donald Trump auf. Schließlich kennt man Baldwin als exzellenten Trump Darsteller aus der U.S.- amerikanischen Satire-Show „Saturday Night Live“.
Edward Norton demonstriert mit einigen kleineren Kunstgriffen, dass er ein einfallsreicher Regisseur ist. Insbesondere das Szenenbild und die Ausstattung im 1950er Look sind exquisit. Die Kamera fängt sehr ästhetisch durchkomponierte Bilder ein, mit einer ausgezeichneten farblich abgestimmten Beleuchtung. Dies und der grandios kühle Jazz-Soundtrack von Daniel Pemberton tragen erheblich zu der stilvollen Atmosphäre bei.
Zudem erinnert die sozialkritische und mit Ruhe erzählte Detektivgeschichte, die viel Platz für Details lässt, immer einmal wieder an einen klassischen Noir-Film.