mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 3 .5

    Boah ey, ich muss eine Kritik zu "Spy Daddy" echt noch nachreichen? Will ich das denn? Muss das sein, diesen denkbar schlechtesten Hollywood-Ausflug Jackie Chan's seit Jahren mit Worten zu bedenken? Normalerweise könnte mir so ein missratener Bastard aus Familien-Schmonzette, Agenten-Parodie (?) und Action-Dödelei ganze Wortschwalle entlocken. Ärger über verschwendete Zeit macht ja kreativ. Würde aber auch nicht nutzen. Halten wir uns nicht lange damit auf: Jackie Chan hat ein Riesen-Problem. Im Westen hat er schon lange keinen vernünftigen Film drehen können. Dass er hier einen heimlichen Agenten und den Heilsbringer einer angeknacksten Familie verkörpert, macht's nicht wirklich besser. "Spy Daddy" ist eines dieser schnell verdauten Fun-Vehikel, bei denen weder der Humor (äußerst flach und dank Zielgruppe sehr clean) noch die Action (viel, viel mehr cleaner) so richtig stimmen. Weil das Story-Konstrukt um geheime Daten und blöd-böse Russen-Stereotypen nicht begeistern will und Chan auf weiter Strecke allein nichts reißen will. Da mag er noch so viel mit den Kiddies einen auf verständnisvoll und aberwitzig machen. Noch krasser, der wohl einzige richtige Star in Greifnähe ist Billy Ray Cyrus, jepp, Vati von Plagegeist Miley. Das schmerzt wie ein Tritt in die Eier. Verstärkt noch durch dieses nervtötend antiquierte Getue um Aufrichtigkeit, familiäre Glückseligkeit und sonstige Werte. Mensch, wir leben im 21. Jahrhundert!!! Nein, nein, das war wohl nix. Anderseits überrascht bin ich nicht wirklich. Denn Regisseur Brian Levant ist nunmal im Familien-Kino daheim. Und außer "Ein Hund namens Beethoven" und dem ersten Real-Ausflug der Familie Feuerstein hat er auch einige Stinker abgeliefert. Lieber Jackie, deine Tricks sind immer noch grandios. Doch lass dich bitte beim nächsten Mal nicht so leicht abspeisen.

    3
    • 8

      Lasst uns aufs Alter scheißen! Tot sind wir dann noch lange genug ... Nein, dies ist keine filmische Kampf-Ansage gegen den Herbst des Lebens, die Stagnation und Resignation. Die weiße Flagge, die wir schwenken, wenn wir uns noch zwischen Kaufhalle und Küchentisch bewegen. "Frühling Im Herbst" ist der tschechische Beweis dafür, dass Rentner im Film eben nicht nur zum Anekdoten-Erzählen, für Opfer-Rollen und schrullig verrückte Geistes-Zustände herhalten müssen. Herrlich unaufgeregt, verträumt trotz straighter, realistischer Bild-Komposition. Regisseur Vladimír Michálek entdeckt den Zauber des Lebens für alte Jung-Gebliebene. Eine Parade-Rolle und dankbare Aufgabe, die Vlastimil Brodský (bekannt aus "Die Märchenbraut" und "Jakob Der Lügner") hier als Haupt-Figur Fanda übernimmt. Der hockt nicht gerne im Plattenbau herum, er geht Schlösser kaufen oder stibitzt Küsse junger Schwarz-Fahrerinnen. Richtig gehört, Fanda ist nicht der typische Rentner. Mit seinem Partner in Crime, Eda, gibt er sich als reicher Kauf-Interessent oder Ticket-Kontrolleur aus. Auch im hohen Alter will er sich das Träumen nicht verbieten lassen. Warum sollte Fanda nicht noch Ballon-Fliegen lernen? Nur bei seiner Frau und der Familie kommt das wahre Leben immer wieder durch. Die Tristesse, die alle in ihrem Griff zu haben scheint. Und der sich Fanda nicht kampflos ergeben will. Aber vielleicht muss er es ja doch. Schließlich will seine Frau Emílie (Stella Zázvorková aus "Kolya") sich das ganze Gehabe nicht mehr lange stumm ertragen. Sie drängt zur Räson, spart auf den schönen Friedhofs-Platz und will mit ihrem Mann die Wohnung für den Sohn räumen. Weil der mit gleich zwei keifenden Weibern zusammenlebt und Kinder zeugt! Dies ist ein wundervoller Film, ein tolles, lebensbejahendes Stückchen europäischen Kinos, wie es selbst die französischen Nachbarn nicht besser hingekriegt hätten. In einer Tschechischen Republik spielend, die spürbar zwischen der Moderne und Vergangenheit als Ostblock-Staat pendelt. Sprich, kein überreicher Standard, den unser Fanda hier genießen darf. Die Rente ist überschaubar, der Komfort spartanisch. Was soll's, wir hören hier niemanden jammern. Vielmehr strahlt "Frühling Im Herbst" in jeder Minute so hell und stark, weil er wie ein Film von Nebenan wirkt. Hier geht es zur Abwechslung eben nicht ums spröde Dilemma von reichen Wohlständlern, keuschen Teenie-Pärchen oder dem Stoff, aus dem jede "lebensechte" Geschichte heutzutage gestrickt sind. Dieser kleine, herzenswarme Film ist ein dichter Einblick in das Leben eines abenteuer-lustigen Rentners, den der Sensenmann noch lange gestohlen bleiben kann. Der leben will, solange es lebenswert ist. Und der zur Abwechslung auch den Raum zum Träumen eingeräumt kriegt, den er verdient. Denn "Frühling Im Herbst" zeigt auch, dass Träumen und Lebensfreude anstecken können, selbst im hohen Alter. Hier muss nichts an den harten Wällen der Realität zerschellen. Unbedingt vormerken, nicht auf die lange Bank schieben. Diesen Frühling kann man auch als junger Spund genießen.

      6
      • 5
        über Gamer

        Darf's noch 'ne Schippe Cranker sein? Wir haben doch alle damit gerechnet, jeder war sich sicher, das Gespann Mark Neveldine/Brian Taylor könnte ihren Überraschungs-Hit "Crank" noch eins drauf setzen. Klar, nur wie, da mussten wir doch etwas grübeln. Nun, wenn "Gamer", dann nach anderthalb Stunden zu Ende flimmert, frag ich mich: Was soll eigentlich all der Terz? Die Zukunft von "Gamer" ist also eine Mischung aus Versatz-Teilen von "Rollerball" und Running Man"/"Preis Der Angst" - größenwahnsinnige Privat-Unternehmer sind drauf und dran, die Politik obsolet zu machen. Milliarden von bedepperten Usern nutzen pervertierte Formen des social networkings und Second Life. Manche verkaufen sich als menschliche Marionetten und lassen sich "fernsteuern", andere wie unser Held John "Kable" Tillman werden dazu verdonnert. Im Straf-System von Morgen können sich Häftlinge nämlich die Freiheit blutig erkämpfen. Nano-Technologie macht nämlich alles möglich und so kann ein gelangweilter reicher Teenie-Schnösel Kable von Sieg zu Sieg führen. Woah, also bitte nicht zu viel Innovation auf einmal. Kleiner Scherz, wer hätte hier schon einen Eintrag in die Genre-Annalen erwartet? Natürlich ist John "Kable" Tillman ein knallharter Gladiator, der zu Frau und Kind will, während der Erfinder der Splatter-Olympiade von der Manipulation aller Machthaber träumt und selbstverständlich gibt es auch hier eine Gruppe unerschrockener Rebellen, welche dieses perfide Spektakel mit den eigenen Waffen schlagen wollen. Häh? Okay, ordnen wir kurz. Gerald Butler behauptet sich auch in "Gamer" als ein legitimer Anwärter auf den Titel "Greatest Action Hero." Mach Platz Statham, crank sein kann ich auch. Butler metzelt sich anfangs durchs Spiel. Soll aber eigentlich ausgeschaltet werden, kriegt Hilfe von außerhalb und hetzt dann in Richtung Showdown. Denn Michael C. Hall darf sich als Ober-Fiesling etwas austoben und hält natürlich die nie gesehene Tochter von Kable gefangen. Böse böse, das gibt saures. In der Zwischenzeit, abseits einer teilweise atemlose Hetze durch die Zukunft, helfen mal Leute wie Kyra Sedgwick, Ludacris oder Alison Lohman als Cyber-Piraten. Doch wozu ist das alles wichtig? Die dunkle Seite des Games besteht eh aus Hall oder seiner Marionette, die von Terry Crews fabelhaft psychotisch verkörpert wird. Crews versprüht wirklich massenhaft Testosteron, ist der rabiate blutdürstige Bulle im Stall, der freigelassen Amok läuft. Da wirkt sein Part in "The Expendables" wie eine undankbare Statisten-Rolle. Jetzt aber zur großen Preisfrage, was macht "Gamer" nun zu einem großen, amüsanten, knalligen Film? Vielleicht die vielen herzlichen Knochen- und Genick-Brüche, die hierzulande lachhaft in der Audio-Spur abgewürgt werden, die ganzen Shoot-Outs, bei denen Körperteile Hops gehen, die überanstrengende Rasanz im Techno-Takt, die quasi keine Zeit zur Ruhe und Konzentration lässt? Keines von alldem, irgendwie. So gerne ich das auch sagen würde, "Gamer" ist lediglich ein Action-Quickie, wenngleich irgendwie lustig, trotz mächtig angestrengter Bad Ass-Attitüde. Alles, was eben "Crank" damals zu einem irrwitzigen Overkill machte, entpuppt sich im zweiten Anlauf als abgegriffene Trickkiste, in der Neveldine/Taylor sich eher bemüht selbst zitieren und nur in Sachen Wucht und Body Count steigern können. Diese schnellen triphaften Bilder von Clubs/menschenvollen Orten hatten wir doch schon mal, genau wie diese Innocent Killings, bei denen Party-Girls in Glas-Sitzen weggepustet werden. Oder auch das Gros des Blablas, das wir mittlerweile im Schlaf mitsprechen können. Ich will ja nicht allzu hart mit "Gamer" ins Gericht gehen. Technisch gesehen sind die Bilder zum Teil wahrhaft atemberaubend, sprichwörtlich gemeint, und natürlich ist dieses B-Spektakel seinen Vorgängern aus den 80er Jahren Welten voraus. Nur muss ich leider feststellen, dass "Gamer" einiges an Qualitäten vermissen lässt. So wie eine interessante Richtung, in der das ganze hätte gehen können. Oder was eben so braucht, damit ein Action-Film nicht nach dem Abspann zwar verbrannte Aug-Äpfel, dafür aber wenig Willen zur langhaften Erinnerung hinterlässt.

        5
        • 6 .5

          Wenn ein kleines Mädchen glaubt, es sei eigentlich eher ein Fisch oder eine Meerjungfrau. Denkt, ihre Zwiegespräche mit dem Meer löschen Dörfer aus oder Zigaretten-Rauchen erfüllen Liebes-Wünsche, dann muss Märchen-Zeit sein. Russische Märchen-Zeit. "Alisa, Das Meermädchen" von Anna Melikyan ist ein moderner, verträumter Film, der sich fern hält vom epochalen Kampf Gut gegen Böse, wie ihn "Night Watch" so durchgedreht wie wahnwitzig zelebriert. Es müssen uns ja nicht immer die Augen aus dem Kopf fallen. Und Gott sei Dank reiht er sich erst recht nicht in diese Legion der wahnsinnig blöden Action-Blockbuster des russischen Kintopps ein. Frau Melikyan steckt alle Ressourcen lieber in zwei Stunden Unterhaltung zwischen Kindheits-Dramödie, Fantasy-Träumerei und Großstadt-Romantik. Da steckt viel drinnen, vielleicht etwas zu viel des guten. Als mögliche russische Antwort auf
          die fabelhafte Wunder-Welt der Amelie weiß der Film seine geneigten Zuschauer doch auf
          ganzer Linie zu becircen. Alisas Leben wird schon vor ihrer Geburt vom Wasser bestimmt. Denn ihr Vater, ein namenloser Matrose, torkelte nämlich dereinst betrunken in die Arme
          von Alisas Mamuschka, die nackt baden geht. Doch den ersten Jahren geht die Magie der
          Märchenwelt ziemlich ab. Wie gut, dass Alisa Zaubern lernt. Was schließlich auch im Untergang ihres heruntergekommenen Heimat-Dorfes gipfelt. Ist aber auch besser, denn so siedelt sie mit der Mama und Oma nach Moskau um. Und dort bieten sich eh tollere Story-Möglichkeiten. Wie die unnahbar erscheinende Liebe zu einem smarten Neu-Yuppie, der sogar Grund-Stücke auf dem Mond verkauft. Undankbare Jobs als lebendige Werbe-Figur oder kleine Raub-Züge durch die Konsum-Tempel des neuen russischen Wohlstand-Staats. Es hilft nichts, wir kommen einfach daran vorbei. "Alisa, Das Meermädchen" ist kein Film für jedermann. Auch nicht mal für alle Kino-Träumer, wahrscheinlich. Ich sage das jetzt mal, weil sich dieser Film sowohl Zeit nimmt, als auch vieles antestet. Im Bezug auf Einfälle und Story-Entwicklungen. Nicht alles weiß hier letztlich zu überzeugen. Für die ewige Suche nach dem Glück, dem Stückchen Liebe oder einfach nur einem unbeschwerten freien Leben in der desillusionierenden Mega-City grast der Film mal wechselhaft altbekannte Baustellen ab. Und überrascht dann doch wieder mit ausgefallenen Ideen, auf die kein westlicher Kollege so schnell gekommen wäre. Aber, wir brauchen etwas Zeit dafür. Wer die und eine Vorliebe für stillere Sympathie-Träger und schrullige Typen mitbringt, wird vermutlich gern zwei Stunden lang durch die Welt von Alisa schlendern. Es gibt schlechtere Gelegenheit, seine Augen mal mit anspruchsloser Kost zu verwöhnen.

          1
          • 6 .5

            Ein Wiedersehen nach langer, langer Zeit. "Das Osterman Weekend", der letzte Sam Peckinpah, ein geschmähter Ur-Vater des Überwachungs-Thrillers, der medialen und politischen Schelte. Heute viel zu selten gezeigt und vor allem wegen seines Ensembles immer wieder eine schöne Einladung zum Neu-Entdecken. Und sei es allein der Nostalgie wegen. Im vorsintflutlichen Technik-Ambiente, Videokassetten, klobigen Überwachungs-Kameras und Schrankwand-Computern, wird Fernseh-Moderator und Politik-Agitator Rutger Hauer von CIA-Direktor Burt Lancaster und Einsatz-Leiter John Hurt gezwungen, sein Haus und seine Familie in den Vaterlands-Dienst zu stellen. Am sogenannten Osterman Wochenende richtet er ein Treffen mit seinen Studienfreunden Craig T. Nelson, Dennis Hopper und Chris Sarandon aus, mitsamt deren Gattinnen. Ausgerechnet diese sollen aber für den sowjetischen Feind tätig sein und Hauer soll ihnen ein Geständnis entlocken. Vielleicht sogar umdrehen, damit Gegen-Spionage betrieben werden kann. Eine ziemlich angespannte Situation, zu der sich neben spürbar abgekühlten persönlichen Beziehungen makabre Inszenierungen durch Knöpfchen-Maestro John Hurt gesellen. Bis sich schließlich die Gewalt entlädt, auch weil mittlerweile ausgebildete Schützen rund ums Anwesen Stellung bezogen haben. Aber dies ist nur der augenscheinliche Gipfel der Eskalation, denn allmählich muss es Rutger Hauer doch dämmern. Der ziemlich gestörte Hurt kocht hier ein ganz eigenes Süppchen, bei dem er die Wahrheit von Anfang seinen Zwecken entsprechend verbogen hat ... Es ist schon eine komische Sache mit der Wahrheit, dass will uns "Das Osterman Weekend" am Ende wohl mit auf den Weg geben. Es ist jedenfalls die leichteste Tatsache, die wir Zuschauer aus diesem Film mitnehmen können. Bis zum Schlussakt entfaltet Peckinpah nämlich einen verdammt komplexen Thriller, der leider nicht gerade doppelbödig, sondern mehr löchrig ist. Da werden einigermaßen verständliche Fährten gelegt, aber bis zum Eintreffen der vermeintlichen Vaterlands-Verräter entspinnt sich schon ein eigenes Ehe-Drama mit Action-Einlage und die Frage nach der Naivität der wortgewandten und erfahrenen Medien-Figur Hauers muss laut gestellt werden. Da meint er selbst noch, dass Bilder und Töne lügen können, aber eine Bedrohung seiner Familie mit gut getimter Kalt-Stellung überzeugt ihn dann umgehend von der Teilnahme? Auch bei der durchaus bitterbösen Fest-Stellung, dass hier ein verwobenes Geheimdienst-Netz letztlich durch falsche Spuren an der Nase herumgeführt wird, übernimmt sich Peckinpah leider spürbar. Jedoch kann er im Gegenzug von der Klasse seiner Darsteller-Riege profitieren, die jede Unzulänglichkeit des Drehbuchs noch gekonnt parieren. Und gerade bei allem, was Thrill und vorsichtig formuliert, Action, betrifft, blieb Peckinpah zeitlebens ein Ass. So ist auch die finale Konfrontation auf dem nächtlichen Anwesen ein kleines Freudenwerk der Enge, toll gesetzter Schnitte und Überraschungen wie die toughe Meg Foster, die sich gleich Armbrüsten und Pfeil und Bogen bedient. Das furiose Feuerwerk ist vielleicht eine Spur langsamer und überschaubarer als das legendäre Ausgangs-Gemetzel von "The Wild Bunch", packt einen aber immer noch. Ein Parade-Beispiel für jeden Film-Studenten, wie lasse ich die Bedrohung durch multiple Schützen und die unbewaffnete Ausweglosigkeit auf engsten Raum durch Schnitte perfekt zueinanderfinden? Was die Nachhaltigkeit des letzten Peckinpah betrifft, muss natürlich festgestellt werden, dass hier kein Überwerk des Genres entstand. "Das Osterman Weekend" verstrickt sich früh in Ungereimtheiten, die auch etwas zu billig aufgelöst werden sollen. Da ist das Agenten-Geplänkel etwas zu seicht und auch die Medien-Abrechnung über den freien Willen zum Abschalten, der Manipulation der Sehgewohnheiten und Wahrheit setzt etwas zu hoch an. Für einen spürbar antiquierten Thriller als Abschiedsbrief eines Groß-Meisters schlägt sich der Film aber recht wacker. Lieber weiß ich doch als Zuschauer zu viel, als am Ende zu wenig.

            9
            • 4 .5

              Es ist einer dieser seltenen Fälle, bei denen das Schicksal von Anfang warnt: Dieser Film ist wirklich nichts besonderes. Unspektakulärer Trailer, ein ermüdend lärmender Marketing-Rummel, der trotz Box Office-Gewinn an einem vorbeigezogen ist. Und nicht zuletzt die Vorhersage von moviepilot, der ich wirklich nur zustimmen kann. "Percy Jackson - Diebe Im Olymp" plagt nicht nur ein leicht beknackter Name (ist natürlich der der Haupt-Person, ich weiß), sondern auch der unbändige Wille, die Nachfolge eines gewissen Zauber-Lehrlings anzutreten. Das soll jetzt keine Vorab-Verurteilung sein. Wer würde nicht gern den milliardenschweren Franchise-Jackpot knacken und sich auf Jahre hinaus dumm und dämlich verdienen? Grundsätzlich stellt "Percy Jackson" einen recht viel versprechend klingenden Ansatz dar, diesen ganzen Jugend-Fantasy-Adaptionen etwas frisches entgegenzusetzen. Nur bedeutet "Klingt" leider auch, dass es letztlich nicht ganz so gut ausgefallen wird ... Da dreht sich alles um unseren gleichnamigen jugendlichen Helden. Percy führt ein echtes Loser-Leben, wird seine Leseschwäche einfach nicht los und hat zu Hause eine unterwürfige Mutter und den obligatorischen, stinkenden Kotzbrocken von einem Stiefvater. Aber das ändert sich alles ja schlagartig, als eine Vertretungs-Lehrerin zur sprichwörtlichen Furie wird und unser lieber Percy von seiner wirklichen Abstammung erfährt. Ach ja, als Sohn des Poseidon erklärt sich endlich die geliebte Nähe zum Wasser und warum Percy eigentlich so viel cooler als wir Normal-Sterblichen ist. Da offenbart sich der verkrüppelte beste Freund als Satyr und heimlicher Schutz-Engel. Mami enthüllt, dass der stinkende Stief-Furzsack Percy's Duft verdeckt hat, und bald darauf findet sich unser Held in einem Halbgötter-Trainingslager wieder. Zuvor muss natürlich auch eine persönliche Motivation etabliert werden, weshalb Percy hilflos beim vermeintlichen Tod seiner Mutter durch einen Minotauren-Angriff zuschauen muss. Doch wenn uns die hier, äußert frei "interpretierte", griechische Mythologie eines gelernt hat, dann sicherlich, dass jede Seele nicht gleich verloren ist. Sondern auch mal in der Unterwelt gefangen gehalten werden kann. Und bevor ich es vergesse, der Untertitel leitet sich von der Tatsache ab, dass Percy Jackson als Dieb des Herrscherblitzes gebrandmarkt wurde. Den will der böse Onkel Hades für sich haben, während der olle Zeus bei Nicht-Auffindung mit einem gewaltigen Krieg droht. Es ist halt alles verzwickt und so muss Percy seinen eigenen Film hauptsächlich zur Rettungs-Mission und Spurensuche nutzen. Wobei ihm wie immer zwei Weggefährten zur Seite stehen. Hier also sein Satyr-Kumpel Grover und Athene-Sprössling Annabeth. Es geht ziemlich schnell zur Sache, denn wir hetzen irgendwo immer umher, landen in Nashville, Las Vegas, im Wohnzimmer des alten Hades oder von New York direkt im Olymp. Puh, ein echtes Feuerwerk, dass "Percy Jackson" hier abfeuern will und an manchen Stellen durchaus achtbare Resultate erzielt. Nur leider irgendwie an den falschen. Da fällt schon mal auf, dass Chris Columbus zwar sein Handwerk versteht, hier aber in eine gefährliche Falle getappt ist. Einst nahm er sich die Zeit und führte uns behutsam und zeitgleich episch ins Harry Potter-Universum ein. Seither setzten aber alle Genre-Epigonen mehr auf die Rezeptur Action plus kindlichen/jugendlichen Cast. Eben jener Umstand, der auch das erhöhte Tempo von "Percy Jackson" diktiert und so viel zu viel in viel zu kurzer Zeit erreichen will. Wobei die Vorstellung eines Mythology-Teen-Drama-Mash-Ups ganz reizvoll hätte werden können. An dieser Stelle erfolgt jedoch nur ein fettes PUSTEKUCHEN, denn auch bei "Percy Jackson" wurde eben mehr auf Effekte und pompösen Kintopp geachtet. Da wirbelt es eben in knapp zwei Stunden mythologische Bezüge, Romanze, Bub wird Halbgott und Kräfte-Lehrling, mit vielen Gefahr-Szenen, etwas Popkultur und dem üblichen Karacho-Donnerwetter durcheinander. Was uns nur vor leidige Wahl stellt: Mögen wir diesen Film oder entsteht hier ein engere Bindung an seine Figuren? Schwer, ganz schwer zu sagen. Ich für meinen Teil kann nur folgende Aussage treffen: Hier wird viel gezeigt, aber nur wenig bleibt wirklich hängen. So wie Pierce Brosnan, der vom Rollstuhlfahrer zum Zentauren wird, der tolle Steve Coogan, der zwar Hades spielen soll, sich aber ganz nebenbei als Ideal-Besetzung in einem Sammy Hagar-Biopic empfiehlt. Inklusive Rosario Dawson als heißer Angetrauter. Und ja, auch Uma Thurman, die ziemlich unterfordert eine sexy Medusa abliefern will. Bei den Olymp-Einwohnern gibt es durchaus ein paar nette kurze Wiedersehen. Sean Bean, wer sonst?, als Zeus oder einige Serien-Lieblinge Erica Cerra oder Kevin McCidd. Das sind, besetzungstechnisch, ein paar paar Schmankerl, die hier den "Nachwuchs-Darstellern" Schützenhilfe leisten. Dabei hat sich Percy-Akteur Logan Lerman schon durch "The Patriot", "Gamer" oder "The Butterfly Effect" gekämpft. Was bleibt, ist vor allem ein aufgeputschter Versuch, im fetten Teenie-Geschäft zu punkten. Ein heftig anmutender Windstoß, nachdem wir uns schnell die Haare wieder richten können. Gerade von Chris Columbus hatte ich mir etwas denkwürdigeres erhofft.

              4
              • 7 .5

                "Giving Them What They Want ..." - Da brauchte es nicht erst das Duo Tarantino/Rodriguez, um klar zu machen, dass Exploitation der heimliche Motor der Film-Geschichte ist. Wer jetzt eine kleine, kompakte Historie dieses sagenumwobenen verruchten Genres sucht, ist bei "American Grindhouse" genau richtig. Statt jetzt rein wissenschaftlicher Analyse, chronologischer Akribie und Objektivität packt diese Doku uns am Schlafittchen ab und legt mit Interviews und Bild-Material nur so los. Dabei zeigt diese erfrischend gut gelaunte Fahrt durchs schmutzige Hinterstübchen des Film-Museums, dass Exploitation lediglich ein weit gedehnter Überbegriff ist. Ein Deckmantel, der irgendwie den fiesen Unrat von den Glanz-Lichtern der großen Studios trennen sollte. Oder eben für aufrichtige, geldscheffelnde Unterhaltung steht, die sich alles traut und dabei gleich mehrere Genres hervorbrachte. Schließlich sind schwarze Helden wie "Black Caesar" nicht das selbe wie Psychpathen bei "The Last House On The Left" oder Sexual-Aufklärung wie "Street Corner". "American Grindhouse" schafft in knapp 80 Minuten, wofür andere dicke Wälzer oder erschöpfende Mehr-Teiler benötigen, ein schier unsterbliches Kino-Phänomen auf seine Wurzeln zurückzuführen und wie eine Achterbahn durch die Jahrzehnte zu rasen. Dabei knüpft er lose Verbindungen zu den (Sub)Genres, zeigt, wie aus Hinterhof-Softpornos bald die ersten Folter- oder Splatter-Vorreiter wurden. Wie der Film Noir, Drogen, Bier und Bikes, Tough Chicks wie die böse Ilsa, Leichen-Zu-Futter-Verarbeiter, zweiköpfige Männer, Beach Partys und was sonst noch immer von Anstand und Moral gescholtenes im Exploitation-Universum gedeihen konnte. Dabei fand ich die Abschnitte über die Film-Geschichte am lustigsten, in denen auf den Motion Picture Code verwiesen wird. Anhand des Archiv-Materials wird mit einem Augenzwinkern gezeigt, wie die Studios irgendwie die Prüderie der Nachkriegs-Gesellschaft bedienen wollten. Und dann vergehen nur ein, zwei Jahrzehnte und dieses Zeichen taucht auch im Abspann von Streifen auf, die für viel Geld gemacht wurden und im Grunde das selbe zelebrieren wie ihre vermeintlich schlechten Geschwister. Ach ja, neben den Aussagen von Kritikern und studierten Historikern gibt vor allem ein Wiedersehen mit Trash/Billig/Kult-Ikonen wie Fred Williamson, William Lustig, der seinem Namen echt gerecht wird, Fred Olen Ray, Larry Cohen, Herschell Gordon Lewis und und und ... Dabei sorgt auch die mitunter selbstironische Distanz zum eigenen Werk für gute Laune. Kurzum, so schnell und doch voller Herzblut diese Doku das Exploitation-Genre abhandelt, wird er der Idee des ganzen am besten gerecht. Es geht schließlich immer nur darum, ein Thema so reißerisch wie möglich aufzuziehen und dem Zuschauer Zeit und Geld aus den Rippen zu leiern. Zwinker, Zwinker. Das schafft "American Grindhouse", auch ohne eine Laufzeit jenseits der drei Stunden, viel Rückhalt von den Major Studios. Die müssen sich halt gefallen lassen, dass sie sich eben nicht nur bei den anderen großen bedienen. Sondern eben auch oft tief im "Dreck" wühlen. Ist klar, wenn Menschen im "Hostel" gefoltert werden, ist es krank und abartig. Bei "Die Passion Christi" dagegen eine künstlerisch anspruchsvoll und wichtige Wertschätzung der eigenen Glaubens-Geschichte. Schon klar. Nee, hab ich nie verstanden, diese Hochnäsigkeit.

                10
                • 4 .5
                  über Stone

                  Es fällt mir sehr schwer, einen Film wie "Stone" nach überstandenem Betrachten auseinanderzunehmen. Aber es muss sein, auch wenn hier eine Warnung vorab stehen muss: Bei diesem Streifen erscheint jede ausführliche Rezension wie ein einziger Spoiler. So gewann dieser Film meine Aufmerksamkeit durch ein, zwei gut gemachte Trailer. Robert De Niro als Haftprüfer, letzte Instanz zwischen der Freiheit und dem Knast. Edward Norton als zwielichtiger Insasse, liest in De Niro's Seele wie in einem offenen Buch. Dann kommt Norton's Frau ins Spiel. Milla Jovovich spielt sie und sie macht sich natürlich an De Niro ran. Es wird heiß und hitzig, da kommen natürlich moralische Verwicklungen und letzten Endes will Norton eines, raus aus dem Knast. Leider sind manche Trailer auch nur Mogel-Packungen und "Stone" ist die Sorte von Film, die ihren Vorab-Versprechungen nicht ganz gerecht werden können, wollen, sollen. Was komprimiert noch als Thriller (mit natürlich bekannten Versatzstücken) rüberkommt, entpuppt sich als ensemble-gestärktes Erzähl-Kino. Je nachdem, ein größtenteils einseitiger Psycho-Thriller oder ein Drama über die ausstehende Selbst-Konstruktion eines Mannes, der sein Leben mit Ruchlosigkeit und häuslicher Gewalt bestritten hat. Das wäre dann De Niro's Part, aber Stone ist ein anderer. Edward Norton nämlich, der leider nicht, wie versprochen, ein teuflisches Spiel spielt. Viel mehr entpuppt er sich als, wenngleich auch etwas schatten-durchtränkter, Counterpart. Einer, der Versuchung und Erleuchtung sucht, aber eben auch viel dreinredet, um rauszukommen. Und seine Frau erst, ein heißer Feger. Ein Teufel im Bett und tagsüber Kinder-Gärtnerin. Hi Hi, eine echte Traum-Rolle für die gute Milla. Ganz ehrlich. Diese Konstellation verspricht viel, schlägt sich eigentlich mehr als wacker und leidet dann doch unter den ausgelassenen Möglichkeiten dieses kleinen Films. Als Drama kann "Stone" jedenfalls nicht ganz überzeugen. Dafür will er viel zu viel Zeit von uns Zuschauern und lässt auch die eigentliche Natur des ganzen Dramas zu sehr im Dunkel. Damit es halbwegs als Thriller zu vermarkten war, muss zum Schluss eben nicht aufgelöst werden, ob nicht doch hier kriminelle Absichten hinterm Konstrukt stecken. Oder ob es eben nur alles das längst überfällige Hirngespenst eines geplagten Mannes ist. Bis wir aber unser Urteil über das Wesen von "Stone" fällen können, sind manche von uns wahrscheinlich schon eingeschlafen.

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                  • 7

                    Wow, da geht man zur Schule und prompt marschiert eine Vertretungs-Lehrerin herein. Und die ist fies, mieser als besserwisserisch, allwissend, kann Gedanken lesen und drillt ihre Anvertrauten bis zum geht nicht mehr. Alles im Namen der Erziehung? Von wegen, die blonde Ulla kann kein Mensch sein, auch wenn sie von der menschlichen Überlegenheit durch Liebe und Mitgefühl spricht. Tatsächlich ist Ulla eine Farmersfrau, die durchs "Men-In-Black"-Treatment gegangen ist und nun ein Alien bewirtet. Schon schräg, da wird sie auch ziemlich bald von den aufgeweckten Rackern enttarnt und dennoch schafft sie es, die Kinder in den Augen der Erwachsenen ständig zu diskreditieren. Sind ja bloß Kinder. Und mit denen hat Ulla noch etwas ganz besonderes vor ... "Alien Teacher" ist ein amüsantes Lebenszeichen vom "Nightwatch"-Mastermind Ole Bornedal, das er in den Fängen Hollywoods so wohl nicht hätte abliefern können. Der Film ist eine gut ausbalancierte Grad-Wanderung zwischen Jugendfilm, Sci-Fi- und Horror-Elementen. Wobei letztere nicht im Vordergrund stehen und der Film trotz düsterer Farbgebung ziemlich unblutig bleibt. Da wird vielleicht mal ein Huhn verdeckt zerrissen, aber was in Dänemark noch für größere Kinder freigegeben wird, soll hierzulande lediglich Ab 16-jährigen zugänglich gemacht. Führt jetzt eh in die Enge, erwartet bloß keinen bierernsten "Faculty"-Verschnitt, "Alien Teacher" wandelt das Motiv leicht verdaulich und zugänglich ab. Behandelt seine jungen Helden aber immer auf Augenhöhe und nimmt deren Ängste und Belange ernst. Wie beim eigentlichen Widersacher Ullas, Jesper, der streitet, obwohl er noch den Tod seiner Mutter nicht verkraftet hat. Die Darsteller machen ihre Sache allesamt ziemlich gut und sorgen erst recht für den nötigen Esprit der teilweise schräg lustigen Szenen. Und auch Alien Paprika Steen hält die Sache wunderbar am Laufen. Gerade die kindliche Märchen-Natur der Erzählung (die Einleitung vor allem) sorgt außerdem dafür, dass "Alien Teacher" als ungewöhnliche Unterhaltung für Zwischendurch einige Abwechslung mit sich bringt. Genre-Zutaten wie Aliens, Kidnapping und bedrohlich schwebende Kugeln können also durchaus in kinderfreundlichen Filmen verwurzelt sein. Ein echter Geheimtipp.

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                    • 7

                      Sein wir mal unbequem und verdammt subjektiv mürrisch ... Filme wie "Veronika Beschließt Zu Sterben" haben es wahnsinnig schwierig. Sie adaptieren ein Buch, das nicht allzu große Wellen schlagen durfte. Sind relativ stark besetzt, verbleiben aber für viele im Grenz-Bereich zwischen belanglosem Indie-Kram, selbstbeweihräucherndem Selbstfindungs-Drama und werden meist für ihre offensichtlich verwässerte positive Message abgewatscht. Ja ja, so aufregend wie ein Rosamunde Pilcher-Marathon unter Vollnarkose. All diese negativen Schwingungen und Vor-Verurteilungen sind auch bei "Veronika Beschließt Zu Sterben" nachvollziehbar und können auch verziehen werden. Jeder soll nur das schauen, worauf er Lust hat. Und wenn es nicht klick macht ... Aber wenn es klick macht, wenn du merkst, dass hier echt was in dir berührt wird, dann passt es. Deshalb breche ich eine Lanze und sage, dieser kleine Film stellt definitiv eine der besten Karriere-Entscheidungen von Sarah Michelle Gellar dar. Er ist besser und kohärenter als "The Grudge 1 und 2" oder das überladene Puzzle "The Air I Breathe". Gellar spielt Veronika, ein fleißiges Büro-Bienchen im Arbeitstrott. Schicke Wohnung, angemessene Kleidung, einige Status-Symbole. In den ersten fünf Minuten werden Veronikas Äußeres und Inneres hart kontrastiert. Da funktioniert sie, lächelt unter Kollegen, arbeitet ihren Stapel ab. Und doch lebt sie allein und hält diesen Monolog über die fatale Einbahnstraße, die auch sie vor Ewigkeiten eingeschlagen hat. Allerdings steht Veronika an einem Punkt, wo sie dieser Existenz entfliehen will und so folgt sie dem Vorsatz des Titels. Aber eine Bombe lässt sie noch ab, ein gepfeffertes Pamphlet an ein Mode-Magazin soll ihr Vermächtnis werden. Dann kommt die süße Dunkelheit, der sanfte Hauch des Loslassen, das Federbett der Ewigkeit. Werden wir mal nicht so schnulzig, auch Veronika muss in Sachen Selbstmord noch ihren Freischwimmer absolvieren. Denn es geht schief und zu allem Überfluss erwacht sie dort, wo vermeintlich Gestörte Leute wie sie gerne abgeladen werden. Die Klapsmühle ist nun ihr neues Zuhause. Wie schön. Einziger Lichtblick scheint die niederschmetternde Diagnose der Ärzte zu sein, nach der Veronika doch ein baldiger Tod bevorsteht. Herzmuskel-Schwächung als Resultat starker Überdosierung mitsamt Schock-Reaktion des Körpers oder so ähnlich. Ihre letzten Wochen oder Monate soll Veronika als nun hinter den Mauern dieser Anstalt verbringen. Und spätestens da schwelgt nun in einer ruhig voranschreitenden Gangart. Bleibt entspannt und macht doch so langsam aus dem Geist, der Veronika bisher war, behutsam wieder einen Menschen mit eigenen Träumen, Wertvorstellungen und entlockt ihr damit auch den Lebenswillen, der lange brach lag. Okay, diese Art von Film ist nicht für jedermann was. Was vielleicht daran liegt, dass nicht jeder für die Thematik empfänglich ist. Nicht jeder Streifen mag, die relativ überschaubar und irgendwie auch vorhersehbar ausfallen müssen. Da eben hier eine menschliche Komponente im Vordergrund steht und diese allzu oft unsere Tränenkanäle, Gemüter und Geduldsfäden drainiert. Wenn sie eben wie ein Holzhammer zuschlägt, zu viel und zu dick aufträgt oder das rechte Maß für ausgewogene Inszenierung verpassen. Bei diesem Film war ich nach ein paar Trailern sehr interessiert und muss gestehen, mich hat es gut unterhalten. Für die Botschaft wurde ich von Minute zu Minute empfänglicher, was auch an Sarah Michelle Gellar liegt. Nach fünf Minuten war ich an ihrer Figur stark interessiert, selbst wenn die Bissigkeit zunehmend abnimmt. Als so schläfrig und belanglos empfinde ich "Veronika Beschließt Zu Sterben" nicht, er ist zurückgenommen und unaufdringlich. Weniger ist in Sachen eben auch mal mehr. Dabei betone ich abermals, wer ihn am Ende nicht gut findet, darf seinem Geschmack natürlich völlig frei nachgehen. Wer ihn dann interessiert findet, erlebt ein kleines gutes Rührstück, eine Geschichte über wiederentdeckte Freude auch unter bösen Vorzeichen. Selbst wenn er am Ende vielleicht nur das sonst unsägliche Nachtprogramm der Dritten aufhellen darf, dort läuft gerne viel zu viel belangloserer Schrott.

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                        Ja, Erfolg macht eben blutdürstig ... So war es auch kein Wunder, dass "The Descent 2" eben doch das Licht der Welt erblicken durfte. Nur plagt auch dieses Sequel die vermeintliche Crux aller Fortsetzungen: Der Schöpfer des ersten Teils wirft nur produktionsbedingt ein Auge auf die Angelegenheit. Es gibt ein Minimum an Neuerungen und die Blaupause des ersten Teils lässt sich auch hier mühelos über die Handlung stülpen. Dabei ist der Wille von "The Descent 2", der Machart des Vorgängers gerecht zu werden, gleichzeitig größte(r) Stärke und Schwachpunkt. Die nur halbwegs glückliche Sarah schafft es als einzige der Gruppe, dem Grauen lebendig zu entrinnen. Es folgen eine angestrengte riesige Rettungs-Aktion im County und erfolglose Verhör-Versuche des traumatisierten final girl. Doch es dauert natürlich nicht lange und schon wird Sarah vom Sheriff mitgeschliffen. Wie schön, zusammen mit einem kleinen Rettungstrupp stößt sie abermals ins Reich der Crawler vor. Es ist mal laut, mal schnell und blutig (eklig). "The Descent 2" weiß genau, wo die Stärken des Erstlings lagen und knüpft dort an. Was in den besten Momenten zu schnell ruppigem Thrill führt und sogar ein, zwei Wiedersehen mit den Überresten der Heldinnen vom Vor-Abenteuer bereithält. Auf der anderen Seite reicht es somit aber nur zu - entweder moderatem (wir sind ja schon vorgeschult) oder je nach Sichtweise, annähernd gleichem Spannungs-Verlauf führt. Da sind die Geschmäcker ja verschieden, ich drehe dem Film daraus keinen Strick. Für mich jedenfalls fällt "The Descent 2" spürbar ab und punktet am Ende mit nur einem nennenswerten Twist (nicht das Ende!!!). Und auch der leitet sich konsequenterweise vom Spurenfolgen des Vorgängers ab. So bleibt unterm Strich ein streitbares Sequel, dass nicht mehr ganz so frisch daherkommen kann und nur ein paar Zutaten zum Rezept hinzufügt. Wie die etwas unnötige Folklore-Anreicherung der Crawlers oder eben die relative Vorhersehbarkeit der Geschehnisse. Das muss nunmal zum Punkt-Abzug führen. Andererseits befriedigt auch der zweite "Descent" Horror-Freunde mit dem Hang zu üblen Einlagen und überhaupt, ist der Produktionsstandard Gott sei Dank auf Augenhöhe zum Original. Billige Ramsch-Ware mit einer 2 oder 3 im geklauten Titel gibt es ja schon zur Genüge.

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                          Was, noch nicht bewertet? Kann nicht wahr sein! Holen wir gleich nach ... Bitte festhalten, es geht tief, sehr tief bergab bei "The Descent". Und zwar direkt ins Angst-Zentrum. Neil Marshall sorgte mit diesem Schocker für eine kleine Sensation. Er ist britisch, er ist gut(!!!), spannend und wird gegen Ende zunehmend heftiger blutiger. Ach ja, äußerst preisgünstig produziert wurde er auch. "The Descent" erzählt von einer Höhlen-Wanderung, die eine kleine Gruppe bester Freundinnen unternimmt. Im Fokus stehen vor allem Sarah, die bei einem tragischen Unfall Ehemann und Tochter verliert und ihre BFF's Beth und Juno, der Adrenalin-Junkie der Truppe. Die Einführung der Figuren-Konstellation gelingt Marshall schon recht gut, denn immerhin beginnt "The Descent" ähnlich krass wie sagen wir, "Das Grauen". Und auch die Wartezeit auf den Horror-Part vergeht relativ schnell. Dann nämlich dringen die Frauen statt in ein imposantes Höhlen-System in den sprichwörtlichen Höllenschlund vor. Die so genannten Crawlers hausen dort im Dunkeln und heißen ihr Fressen mit offenen Krallen und Mäulern willkommen. Im Angesicht des blanken Terrors wird unsere Frauen-Truppe natürlich auch bald von inneren Zwistigkeiten heimgesucht. Besonders, wenn ruchloser Überlebenswille auf schwache Gemüter treffen oder Freundschaften nicht ganz so aufrichtig wie gedacht waren ... - "The Descent" ist vielleicht keine Erneuerung des Genres. Aber er ist ein ernst gemeinter Schocker ohne Schnörkel, der vor allem durch die Gangart begeistert. Da gibt's nicht viel heiße Luft drumherum, nach einem bisschen Spass und Figuren-Zeichnung geht es relativ zügig zur Sache. Und in den Höhlen, die trotz Studio-Nachbau beklemmend wirken, zieht Marshall eine kleine Tour de Force ab, die wirklich zuschnappt. Da beißen sich nicht nur die Crawler in unserem Fleisch fest, sondern eben auch teilweise die Spannung und die Klaustrophobie. Zugegeben, im Grunde ist "The Descent" irgendwie "Alien" auf der Erde ohne Raumschiffe, aber die beschworenen Parallelen in Sachen Schock-Wirkung sind mitunter gar nicht so hochgegriffen. Im ganzen Slasher-, Zombie- und Remake-Zirkus ist so ein unerklärlicher Schrecken aus und in der Tiefe immer noch eine nette Abwechslung.

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                            Etwas obskures aus der Reihe "Before They Were Stars": 1998 war Neil Marshall noch nicht die neue Brit-Sensation, die Genre-Filme galore zustande brachte. Da fertigte er ein Script für diesen späten Tarantino-Nachzügler an. "Killing Time" der Name und es scheint, als hätten nicht nur die Figuren im Film ihre Zeit totzuschlagen ... Was tut ein nicht ganz so sauberer Brit-Cop, wen er einen "unantastbaren" Mafioso loswerden will? Er holt sich eine schöne, italienische Killerin ins Land. Die versteht zwar kein Englisch, wartet aber im Hotel auf ihren Einsatz. Das klingt jetzt schon mal halbblöd und unterhält genau so nur bedingt den geneigten Zuschauer. Wie gesagt, Marshall führte nur die Feder, ausgeführt hat mit Bharat Nalluri ein relativ unbeschriebenes Second Unit Director-Blatt. Vielleicht Pech für diesen Film, andererseits auch relativ egal, denn "Killing Time" kommt nie so recht über das Früchen-Stadium eines Films hinaus. Da wird auf Seiten des Cops relativ viel rum palavert, während die Italo-Killerin Englisch paukt und aufdringliche Hitman oder auch Concierges liquidiert. Nicht gerade der Reißer unter den Brit-Thrillern und erst recht nicht ein wirklich erwähnenswerter Tarantino-Nachahmer. Als Frühwerk wahrhaft obskur, aber eben auch nicht besonders erwähnenswert. Zumal auch unter der Ägide eines, gut aufgelegten, Guy Richie, diese Idee lediglich zu einem Subplot gereicht hätte.

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                              800 Baby, Time for Celebration. Wir polieren die Kettensägen und lassen die Dinger kreisen. Das ist keine Symphonie, es ist ein Ballett des Grauens. Schaurig-faszinierend und gleichsam furchterregend konsequent schonungslos, ab- und andersartig. "The Texas Chainsaw Massacre" ist nicht weniger als der Archetyp, die Geburtsstunde des Terrorfilms. Eine Urgewalt des Horror-Genres die ich hier in aller Bewunderung würdigen will. Denn nach etwas über einem Viertel-Jahrzehnt unter juristischem Verschluss hat sich Tobe Hooper's Alptraum-Vision des benachbarten amerikanischen Hinterland-Wahnsinns von jeglichen Zensur-Fesseln befreit. Und treibt so hiesigen Horror/Kino-Liebenden bestimmt. Freudentränen in die Augen und Freuden-Sprungkraft in die Fuss-Gelenke. Lassen wir also Korken knallen und Motorsägen röhren. Leatherface is back und beweist in vielerlei Hinsicht, das unübertreffliche Original nicht totzukriegen sind. Ob nun schlechte Sequel, Prequels, Wannabe-Remakes oder realitätsferne Kontrollbehörden und Zensur-Ausschüsse, keiner kann der Säge etwas anhaben. Und so besticht "The Texas Chainsaw Massacre" auch heute noch, fast vierzig Jahre nach seiner Entstehung, als schauderhafte Perle des neuen amerikanischen Horrorfilms. Selbst wer den Film noch nie gesehen hat, dürfte wissen, dass irgendwie ein kettensägen-schwingendes Ungetüm mit Menschenhaut-Maske und seine kranke Sippe hier eine große Rolle spielen. Und vielleicht noch, dass in einer frühen Vorwegnahme unzähliger Verschnitte, eine Truppe zeitgenössischer Jugendlicher irgendwie in deren Fängen geraten. Kurzum, das stimmt soweit, irgendwie. Ausschlaggebend für den Erfolg, die Wirkung dieses Films ist auch nicht das Ausmaß seines Plots. Der ist schön überschaubar, wird heraufbeschworen, nähert sich im beängstigenden Detail und schlägt dann eine Richtung ein, wie sie so nur selten so hervorragend realisiert wurde. Mit knapp 300,000 Dollar übrigens. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, der Tobe Hooper's nahezu perfekte Horror-Mär einerseits zur kreativen No Budget-Überleistung macht, als diese noch möglich waren und andererseits damit dieses spottbillige Filmchen in den Orbit katapultiert. Von da aus wird er wohl noch einige Dekaden auf die ganzen Spätzünder und bemühten Kopien blicken, die seinem Vorbild nacheifern. Aber weswegen wird der gute mikkean plötzlich so anmaßend und hebt einen Schinken auf den Sockel? Ich werde es euch verraten. Mit "The Texas Chainsaw Massacre" verbinde ich zur Abwechslung kein Erlebnis der sofortigen Erleuchtung, kein lähmendes Erstarren des wohligen Gruseln oder sonstige heiligen Momente der Erstbetrachtung. Dieser Film fand seinen Weg zu mir, da war ich verdammt minderjährig, unbefangen, noch ein ganzes Stückchen unreif und vor allem wissbegierig. Soll heißen, Horrorfilme zog ich mir rein, weil ich alles sehen wollte und meine Phantasie kaum Geschmacksgrenzen kannte. Nur kam der Stoff damals größtenteils aus dem Fernsehe und war bedeutete somit oftmals Eurotrash. Da versprach die Sichtung einer Kopie des Original-Tapes des "Kettensägenmassakers" ein Highlight zu werden. So unvergesslich wie das erste verheimlichte Schmuddelheft, der Wechsel von Fix und Foxi zu Spiderman. Diese Liga halt. Nur war das vermeintliche Massaker ein ganz anderer Film, der mein Hirn unter- oder überforderte. Rückblickend betrachtet wohl beides. "The Texas Chainsaw Massacre" ist halt kein blutrotes Splatter-Fest, bei dem sich der Zuschauer im Minutentakt übergeben oder die Augen ausstechen will. Es ist nicht der perverseste Schocker aller Zeiten und macht, wenn überhaupt, von den Möglichkeiten der Kettensäge eigentlich wenig Gebrauch. Damals war dieser merkwürdige Film mit seinem drögen Getue, dem Gekreische und blöden Synthie-Gedudel nicht wirklich was für mich. Auch wenn ich "Die Nacht Der Lebenden Toten" oder "Halloween" ihrer ähnliche spartanische Ausrichtung wegen schon mochte. Kurzer Sprung, die Jahre verstrichen und scheinbar hatte Leatherface doch die Saat gesunder Faszination in mir gepflanzt. Das Texas-Grauen wurde zu einem interessanten Studien-Objekt. Die übermäßig krude Zensur in der BRD, das Fandom, das degenerierte Hinterwäldler bei Jung und Alt auslosen oder die erschreckende wenig glamouröse Karriere des Tobe Hooper. Wie auch immer, "The Texas Chainsaw Massacre" wuchs in meinen Augen zu einem verdammt guten Film, dem gerade auch durch damalige Verleiher viel Schaden zugefügt wurde. So musste ich auch lernen, dass es tatsächlich noch ein paar Handlungs-Minuten gab, die hierzulande einfach abgesägt wurden. War sonst halt zu langweilig, dieses "Blutgericht In Texas", genau wie der Soundtrack. Der ist nun endlich wieder hergestellt und erweist sich als akustisches Äquivalent zum cineastischen Grauen, dass dieser Streifen heute noch so entfaltet wie kaum ein anderer. Und beim erwartungsvollen zweiten Ansehen konnte ich diese Lektion in Sachen Horror endlich neu entdecken, aufsaugen und ungemein fasziniert studieren und nun als das würdigen, was sie eben ist. "The Texas Chainsaw Massacre" ist ein Schocker, der von so manchen Darstellungen des Genres heutiger Zeit weit entfernt und dennoch nagt er am Nerven-Kostüm. Nicht wegen unausstehlicher Suspense, sondern weil er mit einem mickrigen Budget und wahnsinnig viel Ideen-Reichtum einen Blick dorthin wirft, wo man sonst nur auf die Tube drückt und dem komischen Volks durch die Scheibe zuwinkt. Auch ohne die zum Teil vor deutschen Gerichten beschworenen Zerteilungen und mehrminütigen Blut-Panschereien ist "The Texas Chainsaw Massacre" ein ungemein konsequentes Spektakel des Terrors. Eben auch, weil Hooper's Bösewichte denkbare Auswüchse einer Bevölkerung sind, die im Niemandsland zwischen Blindflecken der Landkarte und der übrigen Gesellschaft sind. Typen, die sich wahrscheinlich auch heute noch rumtreiben, wo eben keine Texas-Flagge weht und es keinen Hillbilly-Kitsch zu betrachten gibt. Und so ist auch der Leatherface von 1974 kein übergroßes, entmenschlichtes Schreck-Gespenst mit Legenden-Status. Es ist ein grunzendes, unterbelichtetes Etwas, ein Mensch ohne richtiges Gesicht, der nur irgendwie einen Haushalt managt. Wenn das nicht irre ist, weiß ich auch nicht. Bei all den Beleidigungen und Verleumdungen, die sich Tobe Hooper und sein Werk haben anhören müssen, so denke ich, spiegeln diese letzten Endes wiederum nur die versteckten Perversionen und Triebe unserer Gemeinschaft wider. Die sieht sich gern fernab jeglicher steinzeitlicher Barbarei, doch da schlummert immer noch etwas in uns. Ist so ein Film dann pervers? Höchstens perfide, weil er mit klugen künstlerischen Mitteln ein (Zerr)Bild (?) der Randgebiete unserer Natur, den Wilderungen des Horrors, zeichnet. Da können auch Kritiker bis Heute so viel motzen und niedermachen wie sie wollen. "The Texas Chainsaw Massacre" ist einer DER Wegweiser seines Genres. Ein Muster-Beispiel für riesengroße Schatten, die von da an auf einer gesamten Industrie lasten. Drei Mal wurde dieser Film fortgesetzt, zwei Mal in diesem Jahrtausend neuaufgelegt. Ungezählt bleiben all die Verneigungen, Hommagen und ungelenken Abklatsche, die Leatherface's Fussstapfen folgen wollten. Wer diesen Film nun absolut jungfräulich sehen darf - und trotzdem ein Horrorfreund sein sollte, wird feststellen, dass hier eine ungemeine Initial-Zündung erfolgte. Wie oft wurde das Setting denn eigentlich nachempfunden? Wie viele Scream Queens und Teenie-Trupps stöberten von da an im dunklen Terrain des (un)maskierter Schlächter-Mörder? Das hier ist gewissermaßen the real thing, der blue print, das Original. Ein Klassiker, der diese Bezeichnung verdient und seither eben wiederum völlig unerreicht blieb. THE SAW IS FAMILY ... GOD BLESS THE SAW.

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                                Wenn es eine ultimative Form der Empfehlung gibt, dann diese: Bei "Walk Hard" wäre ich vor Lachen fast gestorben. Lag es nun an den letzten ekligen Ausläufern einer Lungen-Entzündung? Vielleicht, aber Tatsache ist, dass diese durch einen wahnwitzigen Film beschwört wurden. Es hat schon einige Jahre gedauert, bis ich endlich die turbulente Lebens-Geschichte des Dewey Cox erleben durfte. Was soll ich sagen, jede Sekunde des Wartens hat sich gelohnt. Der Film ist umso vieles besser, als ich mir je hätte erträumen können!!! -
                                Vergessen wir dazu zwei Dinge im Vorfeld: Erstens, der komödiantische Ballast, den der Name Judd Apatow so für gewöhnlich mit sich bringt. Und zweitens, die starre "Wir-machen-den-Bigger-than-Live-Kult-samt-Plage-und-Erlöser-Motive" Konstruktion der meisten Biopics musikalischer Idole. Denn "Walk Hard" haut so ziemlich alles genüsslich und gekonnt (das schließt sich tatsächlich nicht aus) in die Pfanne, was den Herren Johnny Cash, Ray Charles oder Bob Dylan im Namen der Leinwand-Verehrung zugemutet wurde. Dewey Cox durchlebt nämlich eine einzigartige Karriere, mit der er alles und jedem trotzt. Sei es sein schuldbelastetes Gewissen, nachdem er als plumper und etwas ungeschickter armer Farmers-Sohn seinen begnadeten Mozart-Verschnitt von einem Bruder beim Spielen halbiert hat. Die Missgunst des Vaters, die erzürnte Autoritäten der Kirche und Schule. Das Gesetz, weil Drogen nunmal gut tun. Oder weil er die berechtigte Frage stellt, ob Bigamie bei Berühmten nicht doch erlaubt sein sollte. Und letztlich sogar die Natur, denn neben all den Trips und dem Stress findet Dewey sogar noch Gelegenheit einen ganzen Wohnblock von Nachfahren zu Zeugen. Das muss man einfach gesehen haben, wenn man mal wieder richtig Ablachen will und/oder sich nebenbei über die Manierismen des Musik-Betriebs amüsieren will. Da gibt es Rabbis als Musik-Mogule, üble lebenserhaltene Karriere-Maßnahmen wie schlechte Sketch-Shows oder auch die am wenigsten überzeugenden Argumente gegen Crack/LSD/Angel Dust/PCP- und sonstigem Stoff-Gebrauch. "Walk Hard" sorgt in jeder Minute für gute Laune, weil er auch keine simple Verball-Hornung eines bestimmten Genres und dessen prominenter Vertreter wie "Walk The Line" darstellt. John C. Reilly erweist sich als Ideal-Besetzung des armen und doch auch gnadenlos durchgeknallten Dewey Cox, weil er diese Rolle nicht zum Selbst-Zweck aufträgt. Er lebt diesen Typen und zeigt wiedermal, dass er doch das Zeug zum handfesten Leading Man hat. Und was soll ich sagen, haltet beim Anschauen die Augen weit geöffnet, denn es hagelt Gast-Auftritte. Da sind Jack White als überdrehter Kung-Fu Elvis oder Eddie Vedder als himself und trotzdem selbstironisch, nur die Spitze des Eisbergs. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir doch Harold Ramis als Rabbi, WTF? Und wartet nur die Fab Four ab. Die Liste lässt sich mühelos fortsetzen und beweist, dass Judd Apatow über seinen Schatten springen kann. Anstatt abermals ein Drehbuch über komplizierten Beziehungs-Stuss, vernunft-resistente Kinder im Männerformat, traurige Jungfrauen oder ähnlichen Kram zu schreiben, haben er und Regisseur Jake Kasdan sich lieber in die Vorbilder und Musik-Geschichte vertieft. Ein Zug, der durch seine Liebe zum Detail zum Ausdruck kommt. Da gibt Dewey Cox sein eigenes Walk Hard zum Besten, weil es sein Lebensmotto darstellt. Und wenn er nicht mehr cashig sein will, schreibt er offenherzige, unverständliche Lieder über die wilden Zeiten der 60er. Und sieht nur zufällig wie Dylan aus, weil er eben auch Brian Wilson sein kann und Streicher, Afrika-Chöre und Didscheridoo-Ensemble übereinander häuft. Und ganz nebenbei erfindet Cox auch noch den Punk. Da wäre es wirklich zu fad gewesen, hier nur das übliche Schaulaufen der Apatow-Jünger zu veranstalten. Besetzungs-technisch gesehen ist "Walk Hard" nämlich ein großer Wurf geworden, der dem tollen Script gerecht wird. Ich mag es gar nicht aussprechen, aber "Walk Hard" gehört mit zum Besten, was die arg lädierte und festgefahrene Witz-Fabrik Hollywood die letzten Jahre so hervorgebracht hat. Hand aufs Herz. Und man kann ihn genießen, ohne stapelweise Rolling Stone-Jahrgänge oder Biografien gewälzt zu haben. Wer bisher kein Fan von Musiker-Filmen war, wird es durch diesen werden.

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                                  "Glaubensfrage", ohne mich hier als Oberster Richter aufzuspielen, erscheint mir als deutscher Titel ein bisschen pathetisch aufgeblasen. Ist es doch der Zweifel, der die zentrale Rolle im Drama von John Patrick Shanley einnimmt. Ganz gleich, wer nun in der Rolle der Mutter Oberin Aloysius oder ihres Vorgesetzten Pater Flynn steckt. Der Zweifel steckt hier im Detail, setzt sich fest in Herz und Verstand, pickst beständig wie ein Dorn und provoziert hier einen Krieg der Wörter, der Anschuldigungen, der Verleumdung, der Glaubensmodelle und Wert-Vorstellungen. Ein Glück, dass John Patrick Shanley sein eigenes, mit dem Pulitzer gewürdigtes, Werk selbst auf die Leinwand transferieren durfte. Und, ein wenig widersprüchlich klingend, hier eine famose Besetzung abgreifen konnte. Dabei meine ich nicht, dass jeder hier hätte Schauspielern hätte können, sondern, dass bei "Doubt" ganz klar eines vor allen anderen Aspekten überzeugt: die Worte. Die sind glänzend durchdacht, verleihen den beiden Gegenpolen Kontur und fesseln den Zuschauer ohne überspitzte Inszenierung. Denn "Doubt" ist im besten Sinne Theater im Kino-Gewand. Konzentriert sich auf je einen Schauplatz/eine Bühne und die Protagonisten, die dort gerade interagieren. Und warum setzt sich der Zweifel in einer katholischen Schuleinrichtung Mitte der 1960er Jahre? Ist es, weil hier erstmals ein schwarzer Schüler aufgenommen wird. Liegt es daran, dass sich ihm der vermeintlich gutmütige Pater Flynn mehr als angemessen annimmt? Oder ist dies alles nur die Wahn-Vorstellung einer naiven, unsicheren jungen Ordens-Schwester? Die mit einem Verdacht der Mutter Oberin die nötige Munition liefert, den progressiven Pater aus der Anstalt zu verbannen? Zweifel, er lauert in dieser Geschichte an jedem Ort und lässt dank, ganz klar, fantastischer Dramaturgie auch uns Zuschauer letztlich im Dunkel über die wahren Ausmaße des Geschehens. Was nur den Boden bereitet für ein exzellentes Stück altertümlicher Unterhaltung. Also Handy aus, Facebook zugesperrt und mal alle Sinne auf den Bildschirm konzentrieren. Wenn "Doubt" hier von einem Traum-Ensemble zum Leben erweckt wird. Keine Frage, Meryl Streep wurde geboren für die Rolle der Mutter Oberin. Da wirkt jede, auch überzogene Lobhudelei gleich angemessen. Und auch Amy Adams passt durch ihre Art perfekt in die Rolle der Schwester James. Sie schluchzt wie keine andere, setzt den Zweifel erst in die Welt und verzweifelt schließlich zunehmend selbst an der eigenen Unvollkommenheit. Mal ehrlich, auch wenn Adams immer ein bisschen rehäugig daherkommt, hier ist das mehr als angebracht. Auch Viola Davis hat in ihrem, etwas kürzeren, dennoch ungemein wichtigen Part, die Möglichkeit zu glänzen. Und wenn wir vom weiblichen Besetzungskader abrücken, landen wir bei dem Mann, der kann, wenn er gelassen wird. Hier sogar im sehr guten Rahmen. Philip Seymour Hoffman, schafft es, seinen Pater Flynn denkwürdig zu präsentieren und Meryl Streep in jeder Hinsicht Paroli zu bieten. Ein kleines, lautstarkes Werk, dass hoffentlich nicht zum aussterbenden alten Eisen gehört. Ist in einfach nur zu empfehlen.

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                                  • 6 .5

                                    Da macht sich Ben Affleck schauspielerisch gesehen öfters zum Lieblingsobjekt des Spotts, dabei schlummert ein echtes Regie-Talent in ihm. Was hat der Mann für Nerven, gleich beim Spielfilm-Debüt der Klasse eines Clint Eastwood nachzueifern. Moment, bevor jetzt die Alarm-Glocken losgehen, "Gone, Baby, Gone" umgibt wirklich ein starker Hauch "Mystic River". Mag es am Schauplatz liegen oder eher daran, dass Dennis Lehane jeweils Autor der Roman-Vorlage war. In der Tat legt Affleck mit diesem Thriller ein starkes Stück vor. Wohl erlesen die Besetzung in diesem bedacht voranschreitendem Film über das vielleicht schlimmste aller Verbrechen. Und dazu noch ohne unnötige Hektik, geschweige denn allzu gewollte "große Momente", wie sie uns gerne mal in den Rachen geschoben werden. Auf den Spuren der verschwundenen Amanda bleibt Affleck gut getimt und zeigt nebenbei, dass es nichts schlechtes heißen muss, wenn ein Bruder inszeniert und der andere schauspielert. Der andere Affleck, Casey nämlich, macht keine so schlechte Figur, beim Versuch, dieses Crime-Drama neben Größen wie Morgan Freeman und Ed Harris zu bestreiten. Selbst dann, wenn es wirklich ätzend wird. Vordergründig verfolgen wir das Verschwinden eines kleinen Mädchens aus ärmsten Verhältnissen. Und das wie sich zeigt, nicht ganz unbeeinflusst vom Lebensstil der Mutter ist, die gern im Klein-Kriminellen-Morast datet. Und obwohl die Polizei unterm Medien-Echo viel Tatendrang verspricht, kommt die Ermittlung durch die Privat-Ermittler Patrick (Casey A.) und Angie, so gut wie eigentlich immer, Michelle Monaghan. Immerhin ist Patrick mit dem Sumpf bestens vertraut, hat Kontakte und schon bald scheint die kleine Amanda kurz davor, wieder nach Hause zu kommen. Aber die Dinge laufen eben nicht immer so leicht ab, daran lässt "Gone, Baby, Gone" nicht einen bitteren Zweifel. Denn wenn wir den Fokus vom Thriller-Geschehen ein wenig verrücken, wird aus dem Film ein komplexeres Moral-Stück. Das vermeintliche Kidnapping entpuppt sich - ACHTUNG! LEICHTER SPOILER - gar als Versuch, einem Kind ein besseres Leben zu ermöglichen. Mal ehrlich, das ist schon harter Stoff, fernab von blutig triefenden Mörderjagden. Wenngleich auch "Gone, Baby, Gone" letztlich ein wenig krankt. Und das an der Art, wie das Thriller-Gewand für den wahren Kern, ein bisschen hinterm dem steht, was Affleck mit "The Town" einfach besser gelang. Dort mag es moralisch gesehen nicht ganz so tiefgründig zugehen, aber es herrscht eine größere Konsistenz beim Spurt durch die kriminellen Abgründe. Jedenfalls halte ich "The Town" handwerklich für eine Steigerung zu einem sehr guten Film, der anfangs Spannung verspricht und dann mehr berührt als das Adrenalin-Zentrum. Nicht perfekt, sicher nicht. Und doch ist "Gone, Baby, Gone" ein wahrhaft überraschendes Werk geworden. Vermutlich ein weiterer Beleg für das Regie-Werk, zu dem Ben Affleck noch fähig sein wird. Ich bin jedenfalls gespannt.

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                                    • 7

                                      So schmerzhaft diese Erkenntnis auch immer wieder ist: Das Leben ist halt kein Comic! Und nicht jeder Film über einen maskierten Helden ist ein millionenschweres Action-Spektakel oder eine bitterböse Abrechnung mit der Ideal-Vorstellung vom glänzenden Comic-Retter. Und genau deswegen mag Woody Harrelson's Darstellung als "Defendor" nicht jeden sofort für sich gewinnen. Denn statt hier als tiefstimmiger Pendant zum dunklen Ritter herum zu hüpfen oder als Ober-Loser alle Hemmungen fallen zu lassen, orientiert sich sein Arthur Poppington eher an Filmen wie "Rain Man" oder "Ich Bin Sam". Hier rächt sich also kein soziopathischer Hanswurst brachial an der verhassten Gesellschaft. Arthur Poppington ist ein zurückgebliebener Normalo, der vom Verlust der Mutter geprägt ist und sich aus den Erzählungen seines Großvaters, dem guten alten Fernseher und Comics eine eigene Welt zusammengebaut hat. Nachts beschmiert er sein Gesicht, klebt ein D auf seinen Pulli und schwingt den Knüppel gegen alle Bösen. Auf der Suche nach dem ominösen Captain Industry schmeißt er außerdem Murmeln und Wespen-Gläser nach seinen Feinden. Kaum zu glauben und irgendwie nicht so komisch, um sich darüber nur als Parodie zu amüsieren. Tatsächlich ist "Defendor" kein überlauter Reißer und Political Correctness-Killer wie "Kick-Ass" oder eine launige Indie-Granate wie zuletzt "Super". Dieser Film liebt seinen vermeintlich beschränkten Helden zu sehr, um die Idee des Comic-Helden als Entschuldigung für schwarzen Humor und viel In-die-Fresse-Gekloppe auszubeuten. Da überrascht es auch nicht, dass der Held in einer jungen Nachwuchs-Nutte eine Gefährtin findet oder letztlich nicht viel gegen einen realen Gangsterboss ausrichten kann. Jepp, "Defendor" versucht sich eher an der Grad-Wanderung zwischen Comic-Hero-Gone-Real-Vorstellung und Drama. Was angesichts des relativ geerdeten Handlungs-Verlaufs auch enttäuschend sein kann. Andererseits verfügt der Film auch über genügend Herz und Verstand, um in der Gestalt seines wahrhaft traurigen Helden ein Zeichen für Courage und Mut zu setzen. So klein und bedeutungslos dieser Arthur auch erscheinen mag, er strebt nach dem, über was Christopher Nolan seinen Batman gerne sinnieren lässt. Die Entscheidung, sich nicht mehr fremd bestimmen zu lassen von bösen Kräften und vermeintlich stärkeren Umständen. Okay, klingt vielleicht zu verträumt. Aber nichtsdestotrotz sage ich mal, dass "Defendor" das Herz am rechten Fleck trägt. Ganz so wie Harrelson's tolle Darstellung. Für einen kleinen Comic-Hero-Streifen ohne große Comic-Action echt nicht schlecht. Diesem "Defendor" könnte man glatt einen Graphic Novel spendieren.

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                                      • 2 .5

                                        Oh Mann, ich weiß gar nicht, was mich an "All Inclusive" am meisten beschämt. Die geringe Gag-Dichte einer belanglosen Romantic-Comedy über Paare in der Sackgasse-Krise oder die Tatsache, dass ich mir einen solchen Urlaubstrip nach Bora Bora erst nach Organverkauf annähernd leisten kann. Was hat Vince Vaughn nur geritten, sich seine Ferien für best Buddies und Co. von einem Filmstudio finanzieren zu lassen? Und dafür, nur so als Grundlage, ein beachtenswert jämmerliches Etwas als Drehbuch zu verkaufen? Ist nur so ein Gedanke, aber im Urlaub haben Leute wie Ridley Scott bessere Finger-Übungen abgedreht. "All Inclusive" dagegen fühlt sich wie eine überproduzierte Mogelpackung an. Ein Film, dessen einziger Existenzgrund lediglich die Aussicht auf Sonne, Strand und Luxus war. Für die Darsteller wohlgemerkt und die - namentlich vor allem Herr Vaughn, ebenso Produzent und Co-Autor, Jason Bateman und Jon Favreau, legen einfach die Beine hoch und spielen auf Autopilot. Nervtötend eintönig, relaxt und selbstgefällig witzelnd über Beziehungsstress, missglücktes Wichsen oder Guitar Hero, Mann, ist der Film schon alt!!! Und auch die Damenwelt tut sich hier keinen großen Gefallen, sich jeweils als Ehe-Partner zur Verfügung zu stellen. Kristen Bell ist hier völlig fehl am Platz und lässt mich tief erschüttert zur "Veronica Mars"-Box greifen und auch Malin Akerman verspielt wiedermal jeden "Watchmen"-Kredit. Was treibt sie bloß in diese Romcoms? Und überhaupt, wie sollen zwei drei lichte, humoristische Momente die fade Idee von vermeintlich glücklich/unglücklichen Paaren im Paradies-Tempel der Paar-Beratung ohne Fun und Party auf eine vernünftige Laufzeit jenseits der zwanzig Minuten strecken? Wenn schon Herr Vaughn erst noch lernen muss, dass Jungs, die im Baumarkt immerzu auf Ausstellungsklos gehen müssen, nicht zu lustigen Running Gags taugen. Oh weh, so schön auch das Meer glitzert, so hell und einladend das Strand-Panorama. So leblos und unlustig gespielt dieses Projekt. Das Genre an sich mag ich nicht verdammen, die Qualität dieser Schlaftablette hingegen schon. Auch wenn Vince Vaughn als Komödiant immerzu neue Filme erfinden muss, um den stets selben Charakter zu verkaufen, hier hätte er echt im eigenen Land bleiben müssen.

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                                        • 6 .5

                                          Drei Deppen spielen Entführung für Anfänger, irgendwo am Arsch der britischen Welt und müssen bald feststellen, dass die Rache eines knallharten Gangsterbosses nicht mal das Schlimmste ist, was einem auf dem Lande begegnen kann ...
                                          Gute Laune inklusive!!! Das mag wohl das Motto von Paul Andrew Williams gewesen sein, als er "The Cottage" ersann. Und der Funke springt wahrhaft schnell über. Eigentlich könnte dieser Film auch "The British Chainsaw Massacre" oder "Die Drei Stooges Auf Der Splatterfarm" heißen. Da stolpern Reece Shearsmith aus dem Comedy-Ensemble The League of Gentlemen und Andy Serkis in einen gnadenlos dämlichen Coup. Serkis als halbwegs erfahrener Krimineller zwingt sein Weichei von einem Bruder zur Entführungs-Beihilfe. Doof nur, dass Serkis' Figur keine Ruhe kennt, sein Bruder sich verplappert und dass die Geisel, Gangster-Tochter Tracey, beide eigentlich mit Leichtigkeit ausknocken kann. Oh Mann, startet schon mal komisch und ist gerade wegen Serkis, der glänzend aufgelegt ist und sich richtig reinsteigert, eine kleine Freude. Aber wofür stünde schon das Wörtchen Horror in der Bezeichnung Horror-Comedy, wenn nicht irgendwann etwas horrormäßiges starten würde? Horror, ne eher ein schöner Splatterhappen, den uns "The Cottage" bald serviert. Da liegt nicht weit entfernt eine Farm, deren Warnschild vom unbefugten Betreten wahrhaft ernst zu nehmen ist. Das müssen jedenfalls unsere Möchtegern-Kidnapper und ihr Opfer schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Aufgepasst!!! Hier werden Extremitäten durchtrennt, Köpfe abgerissen und aufbewahrt, Gedärme durch die Luft geschleudert - kurzum, es kommt Freude auf. Ist das sinnfrei? Ist da nicht jede Idee so ganz neu? Ist das hier ganz große Kunst? Ja, ja und ein na ja, nehmt es einfach nicht ernst. Denn "The Cottage" ist ein handwerklich gut gemachtes kleines Stück Horror/Comedy, das unbedarft amüsieren will und dabei gar keine schlechte Figur macht. Jedenfalls punktet der Film allein durch die treffsichere Besetzung und deren Spiellaune. Ist halt was zwischendurch, und dabei nicht ernst zu nehmen. Auch wenn Regisseur Paul Andrew Williams auf der anderen Schaffensseite durch lang nachwirkende Filme wie "London to Brighton" glänzt, die spaßige Seite der frohen Horror-Unterhaltung liegt ihm auch. Und wie der Regisseur dürfen wir Zuschauer auch mal unser Gemüt und unseren Schädel kurz durchlüften, bevor wir wieder in ernste Gefilde abtauchen und über die dunklen Aspekte des Lebens sinnieren.

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                                          • 8

                                            Zu welchen Höhen ein Animationsfilm fähig ist, wenn es mal nicht um entlegene Königreiche, strahlende Prinzen oder singende Tiere gehen muss. René Laloux verstand es wirklich, unglaubliche Bilder zu kreieren, die beeindrucken, faszinieren, wohlige Schauer generieren, die Augen verzaubern und gleichzeitig das Gehirn auf Trab halten. Und ganz lange nachwirken. "Der Phantastische Planet" bildet da keine Ausnahme. Gerade mal drei Lang-Spielfilme konnte Laloux während seiner Karriere realisieren. Was im Gegenzug durch die Ideenvielfalt ausgeglichen wird, hier gibt es viel zu entdecken, sehr viel. Schon die ersten Minuten schleudern uns auf eine irreale Welt, in der die Menschen nur winzige Spielbälle anfangs recht unheimlicher blauer Riesen sind. Da flüchtet eine verängstigte Frau vor der Gewalt blauer Hände, die sie umher schubsen, umstoßen, aufheben und fallen lassen. Sie in Panik um das Kleinkind, das sie bei sich trägt. Und dann haucht die Frau ihr Leben aus, wie sich herausstellt, war sie Spielobjekt dreier Kind-Vertreter der Rasse der Draag. Sehr nett, aber das Kind überlebt und wird daraufhin zum Haustier von Tiva, einer ebenfalls noch jungen Draag. Ja, wir befinden uns auf einem fremden Planeten in einer fernen Zeit - Vergangenheit, Präsenz oder Zukunft? Ähnlich wie, vielleicht sogar noch radikaler als beim "Planet Der Affen" sind die Verhältnisse umgedreht. Der Mensch ist nur eine mickrige Lästigkeit, deren Population von der vorherrschen Rasse der Draag in Zyklen sogar durch chemische Säuberungen reduziert wird. Der Mensch als hilfloses Ungeziefer, dem jegliches Wissen von Technologie und Wissenschaft fehlt, ein beunruhigendes Bild, das Laloux wie kein zweiter hier behandelt. Unser glückliches Kind/Haustier wird übrigens Terr getauft und lernt über die Jahre, was sich für ein braves Etwas gehört, welch gefährlicher Ort allein der Vorgarten der Draag für Winzlinge sein kann, aber auch einiges über das Wissen seiner Besitzer. Genug, um eines Tages Reißaus zu nehmen und sich den freien Artgenossen anzuschließen. In der Freiheit und Gemeinschaft seiner Rasse findet Terr auch seine Bestimmung. Er bringt das kostbare Gut der Aufklärung mit und unterrichtet die wilden Menschen. Aus abergläubischen Wilden wird so langsam eine gebildete Neuform der Menschheit. Eine, die sich nicht mehr von den Draag zerquetschen und verfolgen lässt. Aber die sind sich der Gefahr durch die wissenden Kleinen längst bewusst und planen den Genozid. Keine Frage, "Der Phantastische Planet" ist irgendwie schwerwiegender Stoff. Wer sich nicht nur einwickeln und rein unterhalten lassen will, findet in diesem fast dreißig Jahre alten Juwel faszinierendes Futter für die Sinne und den Verstand. Da kann auch die sichtbar gealterte Qualität der Animation den Genuss nicht trüben. Die Welt der Draag ist ein ungemein faszinierender, wie erschreckender Ort. So kann man sich bei keiner Pflanze sicher sein, ob sie nicht gleich doch einen Tentakel oder sonst was ausfährt und sich ein Menschlein schnappt. Vom Dasein der Menschen ganz zu Schweigen. Wie Ratten flüchten sie vor den Füssen der blauen Ungetüme, organisieren ihr Überleben in Höhlen und im Gewächs von Parks. Aber das Leben im Draag-Haushalt ist auch nicht gerade ein Zucker-Schlecken. Wer möchte schon gerne beleidigende Fetzen tragen und telepathische Bestrafung fürchten? Aber René Laloux wäre nicht René Laloux, wenn es den Menschen nur so ergehen müsste. "Der Phantastische Planet" steckt voller Hintersinn und Schauwerten, denen das Altern eigentlich nichts anhaben kann. Sieht das heute noch so gut aus wie ein Disney-Klassiker aus dem selben Zeitraum? Drauf geschissen, was zählt ist der Inhalt und die Magie der Bilder. Klar hat sich das Medium (Animations-)Film seither stark weiterentwickelt, doch die Qualität der Gedanken hinter der Handlung und den Zeichnungen ist genau wie die Welt der Draag von Zeit und Raum irgendwie losgelöst. Was bedeuten schon dreißig Jahre, wenn seither nicht ein Film an die komplexen Strukturen dieses Werks herangekommen ist? Und seid beruhigt, "Der Phantastische Planet" ist keineswegs überfordernd, selbstverliebt philosophisch oder hilflos verstrickt in psychedelische Wahnträume, die keiner durchsteigen könnte. Er ähnelt mehr einem spannenden Sci-Fi-Märchen, der Vision einer Welt, die vielleicht weit entfernt Wirklichkeit ist oder es noch werden wird. Ein Film wie kein zweiter, bitte eine Chance geben.

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                                            • 6

                                              Alles Zeitschleife oder was? - Im Bermuda Dreieck ist was faul, das wissen wir nicht erst seit Gestern. In "Triangle" versucht sich Christopher Smith an einen etwas anderen Horror-Schocker, der dem Mysterium um die Gefahren der offenen See einige neue Facetten abgewinnen will. Und dem das durchaus gelingt.
                                              Für Jess ist das Leben nicht einfach. Ihr Sohn ist autistisch und verlangt viel Aufmerksamkeit. Eine Ablenkung von den alltäglichen Anforderungen bietet sich bei einem Segeltörn mit ihrem Freund und dessen Bekannten. Doch schon nach kurzer Zeit zieht ein Sturm auf, schlagen Wellen gegen den Bug und wird das kleine Grüppchen arg durchgeschüttelt. Zum Glück taucht aus dem Nichts dieser Dampfer auf, auf den man sich schnell retten kann. Aber warum ist niemand an Bord und wieso werden alle durch Botschaften zum Theater gelotst, wo plötzlich Schüsse fallen und das Morden losgeht. Puh, da sind kaum zwanzig Minuten vergangen und schon wird kompakt hinterrücks gemordet und verfolgt und dann bleibt Jess übrig und bekommt vom obligatorischen Maskenmann (oder der Maskenfrau) eine Aufforderung zum Töten. Häh? Und dann geht das ganze von Vorne los? Jess wird Zeuge, wie sie und der Rest der Gruppe das Schiff betreten ... Spätestens hier erweist sich "Triangle" zum Headshrinker und lässt die grauen Zelle erstmal Purzelbäume schlagen. Anfangs jedenfalls und das sorgt für eine vergnügliche Abwechslung. Dann lässt es Christopher Smith durchblicken, Jess ist in einer Zeitschleife gefangen und durchlebt das selbe Prozedere immer wieder. Und wie fies, es gibt nur eine Möglichkeit, da raus zu kommen. Ja ja, die maskierte Person hatte schon recht ... Thou shall kill lautet die Devise. Das Leben ist ein Höllenkreis und bei "Triangle" zeigt sich dieser auch schon mal von einer gekonnten Grusel-Seite. Tatsächlich hat sich Christopher Smith nach dem verunglückten "Creep" deutlich verbessert. Wenn Horror ernst schon nicht geht, dann eben lustig wie in "Severance" und nun auch gewitzt ernst wie bei "Traingle". Hier zeigt Smith einen kompetenten Regie-Stil, der einerseits die Daumenschrauben andreht, aber auch den ein oder anderen logischen Patzer zu verdauen hat. Es ist halt nicht alles gradlinig packend in "Triangle" und wird auch mal verwirrend verwirrend (keine unbeabsichtigte Doppelung). Doch am ehesten noch logischer als eine "Lost"-Folge ist das Zeitkonstrukt, in dem sich Mord und Totschlag wiederholen. Was bleibt ist ein kleiner Reißer, der mit einigen CGI-Mängeln hadert und mit einigen größeren Häh-Momenten beim Zuschauer kämpft. Aber insgesamt doch über genügend Pluspunkte verfügt, um mehr als nur das Übliche "Schnell-versteckt-euch-vor-dem-Maskenkiller-Schema"-Schema auffährt. Damit allein schlägt er den sonst dominierenden Slasher-Verschnitten ein gewaltiges Schnäppchen.

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                                              • 3 .5

                                                Ende letzten Jahres stieß auf diese tolle Kolumne mit dem Titel "Actors Who Hate Movies". Darunter, welch Überraschung!, Katherine Heigl, Sinnbild des blonden Dummchens. Hoffnungslos romantisch, quirlig von Kopf bis Fuss, in einer guten Spitzen-Position und dennoch mit Macken, die jeden Mister Right-Kandidaten bisher vergrault haben. Hm, wie es scheint, hat Frau Heigl ihre Nische gefunden. Jetzt braucht es nur noch ein männliches Gegengewicht. Einer, der all diese wirren, nervigen Mätzchen dreist karikiert und unterminiert. Dem wandelnden Zugekniffenen Hintern mal die Leviten liest. Jemand wie Gerald Butler, der in "Die Nackte Wahrheit" einen auf Charlie Sheen-Azubi macht und den bärtigen Saukerl mimt. Genau den Typen, den Frau Heigl anfangs noch so abstoßend findet und den sie am Ende eben doch scharf findet ... So weit, so schläfrig träge und grauenhaft vorhersehbar. Im Original heißt der Film ja "The Ugly Truth", und die Wahrheit dieses Films ist es nun mal, dass er eine dröge Rom-Com ist, wie sie jährlich im Dutzend produziert und schnell vergessen werden (dürfen). So schmutzig auch Butler's Figur auf Heigl's Charakter wirken mag, bis auf einige Penis-Hot Dog-Vergleiche, vibrierende Unterhöschen und etwas Götterspeise-Wrestling bleibt alles besorgniserregend blas und über der Gürtel-Linie. Eben nichts besonderes, was im Einerlei des Genres für frischen Wind und etwas Schwung sorgen könnte. Dafür sorgt schon die übervorsichtige Inszenierung von Robert Luketic. Alles im gemäßigten Malen-nach-Zahlen-Gang, der schon daran zweifeln lässt, ob sich der (womöglich) zugetragene Spass am Set auch auf den Zuschauer übertragen lässt. Denn auch romantische Pärchen-Abende können bisweilen durch so viel filmischen Zuckerguss arg ins Stocken kommen.

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                                                • 5 .5

                                                  Baz Luhrmann ist kein Freund kleiner Filme. Im besten wie im schlechten Sinne walzt er die Liebes-Erklärung an die eigene Heimat zu einem bildgewaltigen Epos aus. Da bleibt kein Platz für Demut, alles muss Blockbuster-Standards erfüllen und gleich möglichst ein wenig steigern. "Australia" ist Luhrmann's "King Kong". So wie Peter Jackson es schon mit dem Kult-Monster hielt, so greift Luhrmann auf so gut wie alle Tricks des Filme-Machens zurück, um Ausstattung, Settings, Bombardements, Romanze und Natur-Zauber derart überwältigend aufzuziehen. Nicole Kidman ist die schöne Anzieh-Puppe, die dank blassen Teint und Botox, die verwöhnte britische Lady gibt und dann zur unerschrockenen, liebenswerten Frau wird. Nein, ich schätze Frau Kidman sehr, sie wird der Rolle mehr als gerecht. So wie auch Hugh Jackman alles gibt, um als Crocodile Dundee-meets-Bogart-Kreuzung zum Ideal des wackeren, gutherzigen Outback-Juwels stilisiert wird. Schauspielerisch kann an "Australia" ebenso wenig moniert werden wie an der technischen Seite des Films. Hier sorgen alle vor und hinter der Kamera für gewaltig schöne Bilder. Und auch hier ziehe ich Vergleiche zu Jackson's "King Kong", denn auch dort wurden Zeit-Kolorit, Kulissen-Bauten und überhaupt alle Kniffe derart stark umgesetzt, so dass jede Frage nach Sinn von Remakes, Überlänge und den berühmten Gramm Fett zu viel, eigentlich beim Anschauen ausgeschalten wurden. So verhält es sich nun auch irgendwie bei Baz Luhrmann. "Australia" ist eine Love Story der alten Hollywood-Schule, will die Magie der 30er und 40er Jahre beschwören, wird zu einer Art "Australian Queen" und schließlich zum großen Kriegsdrama. Es geht um die Bomben der Japaner, die rassistischen Vorurteile der Kolonial-Menschen gegenüber den Aborigines, den Funkenflug, wie er sich aus anfänglicher Abneigung nur zwischen Leinwand-Traumpaaren entwickeln kann. Ist das bei 165 Minuten vielleicht zu viel des guten? Jein, denn "Australia" ist ein mega-großer Film, der viel Sitzfleisch abverlangt und sicherlich nicht jedem (männlichen?) Zuschauer die selbe Rührseligkeit entlocken kann. Am ehesten erdrückend ist die Tatsache, dass dieser Film in jeder Sekunde aus jeder Pore das Gefühl verströmt, hier soll ganz großes Kino gemacht werden. Und na ja, nicht jedem mag so eine ungehemmt ausgelebte Zielstellung gefallen. Vielleicht auch, weil die Verwendung/Neuprägung von Over The Rainbow als Hoffnungs-Hymne nicht ganz der Magie gerecht wird, die Baz Luhrmann einen regelrecht aufdrückt. Gott sei Dank muss man nicht Fan jeder großen Film-Romanze sein.

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                                                  • 6 .5

                                                    Ein düsteres Leben im Bildausschnitt, davon berichtet "Freeze Frame". Ein wahrhaft interessanter Thriller, deren Protagonist das stets wachsame Auge von Big Brother noch mit offenen Armen empfängt ...
                                                    Sean Veil ist ein kläglicher Anblick. Von grauenhafter Paranoia übermannt, lebt er jede Sekunde seines Lebens in vollkommener Überwachung. Selbstgewählt und gesteuert übrigens. Vor Jahren wurde er auf einem Spaziergang Zeuge eines schrecklichen Familien-Dramas. Nach mehreren gehörten Schüssen drang er in ein Haus ein und fand dort einen Ort des Grauens vor. Seine Hilfe kam zu spät und auch seine Unschulds-Beteuerung überzeugte niemanden. Von Polizei und Medien wurde Veil zum Mörder abgestempelt, allein der Mangel an Beweisen ließ das Opfer einer Hetz-Kampagne auf freien Fuss verbleiben.
                                                    Nun fristet der psychisch ernsthaft angeschlagene Sean sein Dasein in einem Bunker, den er mit Kameras ausstaffiert. Und auch vorm eigenen Körper macht er nicht halt. Wenn es hinausgeht, werden Linse und Mikrofon umgeschnallt. Jeder Augenblick seines Lebens muss Sean aufgenommen und archiviert wissen. Nie wieder soll es eine Lücke geben, eine Möglichkeit, die noch immer schlummernden Blut-Hunde, die ihn festmachen wollen, mit Futter zu versorgen. Ganz schön kafkaesk, oder? Tatsächlich ist "Freeze Frame" sowohl inhaltlich, wie auch optisch eine schiere Ausnahme-Erscheinung im ewigen Thriller-Meer. Da ist es Autor und Regisseur John Simpson, der komischerweise nichts mehr gedreht hat seither, gelungen, mit einer relativ simplen und doch krassen Idee, für viel Suspense zu sorgen. Sehr gekonnt nutzt er dabei unsere Sehgewohnheiten und verdreht diese durch den Blickwinkel der ganzen Kameras, die Sean folgen. Freeze Frames, Wackeln und kleinere Störungen inbegriffen. Dazu diese stets irgendwie beklemmenden Settings, der Film spielt größtenteils in dunklen geschlossen Räumen. Wo totale Kontrolle ja begünstigt wird. Und dies sind nur die Grundlagen, inhaltlich gibt es natürlich auch etwas mehr zu bestaunen. Denn wie schon erwähnt, ist Sean Veil zwar freigesprochen worden, doch es gibt immer einen Ermittler, der solch dubiose Fälle nicht ruhen lassen will. Und so ist die Gefahr, der Veil mit seiner kompletten Exposition vorbeugt, gar nicht so unsichtbar und unglaubwürdig. Zumal Sean bald schon wieder im Zielfaden der Polizei landet und sich seine Techniken der Dokumentation als nicht immer zuverlässig erweisen.
                                                    Keine Frage, "Freeze Frame" ist was für Leute, die sich etwas vom geschönten Pfad schmeichelhafter Bilder trennen möchten. Nein, hier geht es nicht um erhabene Hochnäsigkeit. Als ziemlich spartanische Billig-Produktion ist der Brit-Schocker aus dem Jahr 2004 stilistischer Vorläufer der "Paranormal Activity"-Welle, die dereinst mit "Blair Witch Project"-Doku-Spielchen begann. Und Haupt-Darsteller Lee Evans, der sonst eher für leichtbekömmliche Rollen vor die Kamera trat, erweist sich als furioser Akteur für den Grenzgang zwischen Paranoia und Psychose. Vom Komiker ist nichts übrig geblieben, Evans reißt keine Witze. Er füllt die Rolle beängstigend gut aus, von der ersten Einstellung an. Und hier liegt auch der Reiz von "Freeze Frame". Mit dem Typen stimmt doch was nicht, sagen wir Zuschauer uns. Erst nach und nach erfahren wir, woher Sean's Wahnsinn stammt. Und ob er überhaupt das Opfer einer Verleumdung war. Jetzt folgt leider ein fettes ABER: Bis zur Zielgeraden verlässt das Script dann doch der Wille zur Einheitlichkeit. Spätestens am Ende des zweiten Akts wird das Spannungs-Gerüst von einigen unglücklichen Einfällen torpediert. Denn die Auflösung, die Genesis des Grauens, welches die Hauptfigur hier einholt, erweist sich als eher banal. Und leider weniger packend als das, was uns zu Beginn des Films vorgesetzt wurde.
                                                    Das heißt wiederum nicht, dass "Freeze Frame" wie so oft viel versprechend anfängt und dann gnadenlos über die eigene Unbeholfenheit stolpert. Nein, als ganzes weiß der Film schon zu überzeugen und zu fesseln. Nur zum Schluss wollte Simon seiner Geschichte vielleicht doch ein wenig zu viel entlocken. Und eben da dürften auch Thriller-Freunde am Ende leicht verdutzt dreinschauen, weil eben alles auch zu simpel aufgelöst wird. Aber na ja, wir wollen uns hier nicht an Kleinigkeiten aufhängen. Ein Review bleibt ein Review, ein Kommentar ein Kommentar. Ich habe "Freeze Frame" das letzte Mal vor drei Jahren gesehen und ihn seither immer im Hinterkopf behalten. Denn so was kommt nicht alle Tage um die Ecke. Nur Heute wie damals denke ich, hätte der Film einen besseren Schluss verdient.

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