mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 10
    über Oben

    Schon die erste Viertelstunde hätte einen Oscar verdient. Und macht umso deutlicher bewusst, welch begnadete Geschichten-Erzähler bei Pixar eine Heimat gefunden haben. Und was sie und Disney trotz Zwangsheirat irgendwie immer noch trennt.

    5
    • 2 .5

      5,5!!!!!!!!!!!! Nein, den hab ich noch nicht bewertet. Gleich mal korrigieren:

      Isch schmeiße Horst Schlämmer aus dem Bundestag. Dies hier ist leider alles andere als eine Politik-Satire, eine entlarvende Wahlkampf-Farce, ein klug beobachteter Kommentar zum Zirkus, in dem Wähler und Gewählte sich sonst so ergehen ...

      Es ist mit Abstand das schlimmste deutschsprachige Humor-Verbrechen seit langem. Unzusammenhängend arrangiert, schlecht gescriptet, billigst produziert im Grenzbereich zwischen Gut und Böse, eintönig vorgetragen von den "prominenten Gaststars", peinlichst, peinlichst, verblödend, und mit einem Wortwitz, der wohl selbst Kerkelings Fans der ersten Stunde vor Scham den Kopf platzen lässt ...

      Welch Marter, dafür auch noch eine Horde wie Gunter Gabriel, Jürgen Drews, die Effenberg, Alexandra Kamp, Bushido vor die Kamera zu zerren. Ich glaube, was hier vielleicht als Parodie aufs Polit-Geschehen gedacht war, verkam den Machern zu einem jämmerlichen Rund-Umwatschen der doofen Bürger auf der Straße, der Fernseh-Anstalten ...

      Am überzeugendsten kann ich eh nur das winkende, aber schweigsame lustige Glückshäschen einstufen. Der Rest lässt mich mit Tränen in den Augen an so großartige Versuche wie "Bob Roberts" oder die nichtgestellten Szenen aus "Borat" denken. Autsch.

      4
      • 0

        Ein eindeutiger Kandidat für den nächsten "Hassfilm"oder was??? Wenn es um den Vaterlands-Stolz und das eigene Militär geht, verlieren eingefleischte Amerikaner ja gerne die Bodenhaftung. Wir haben ja alle unsere Schwächen. Fast unentschuldbar erscheint mir dann aber der Versuch, mit "Act Of Valor" Hollywood-Glamour mit Armee-Propaganda zu vermischen. So flimmerten mir unlängst bei einem überlangen Trailer Bilder von hünenhaften Waffenbrüdern mit ihren überschicken Spielzeugen wie intelligenten Bomben, Dronen und natürlich dem gewissen Wumms aus dem Waffenschrank entgegen. Natürlich telefonieren sie alle nach Hause, wo Frau und Kinder warten, bevor sie terroristische Bedrohungen und andere stereotype Bösewichte ausschalten. Glamour soll heißen, dass "Act Of Valor" ein ganz besonderer Gestank umgibt: Dieser Krieg sieht aus wie "G.I. Joe" in echt, nur dass die Comic-Figuren keine Maske tragen und noch nicht per Jetpack durch die Luft schweben. Das hier scheint mir um ein vielfaches hohler als jedes Muskel-Schaulaufen, das Sly Stallone als Rambo für sein Vaterland veranstaltete. Und es wirkt deshalb so schmierig, weil vor jedem Kinosaal gleich eine Rekrutierungs-Stelle fürs US-Militär aufmachen könnte. Aus keinem anderen Grund dürfte dieses Navy Seals-Vehikel überhaupt vom Pentagon protegiert worden sein. Zu dumm, dass auch noch Leute mit Grips im Kopf gibt, die so einem fragwürdigen Eierschaukeln nichts abgewinnen können.

        9
        • 8

          Aus dem ewig sprudelnden Quell des Wissen namens Wikipedia:
          "(Nicolas) Roeg's films are known for having scenes and images from the plot presented in a disarranged fashion, out of chronological and causal order, requiring the viewer to do the work of mentally rearranging them to comprehend the storyline ..."

          Treffender lässt sich die Erwartung von "Walkabout" an den Zuschauer gar nicht besser beschreiben. Roeg lässt die beiden Extreme des australischen Kontinents aufeinanderprallen und lotet absolut bildgewaltig den Zustand der modernen, weißen Gesellschaft und ihre Auswirkung auf die naturgebundene Welt der Aborigines aus. Raus aus dem Herz des zivilisierten Stadt-Koloss fährt ein geschniegelter Vater seinen kleinen Sohn und die Teenie-Tochter zum Picknick ins unbewohnte Outback. Nach ein paar Minuten greift er zur Waffe und eröffnet das Feuer auf seine Kinder. Zum Glück kann das Mädchen sich und den Bruder sichere Deckung verschaffen. Da zündet Vati eben das Auto an und richtet sich selbst. Für seine Kinder beginnt nun ein Marsch zurück durch die Wildnis. Ein langer Weg will zurückgelegt werden und natürlich gibt es nur wenig Proviant. Und das tragbare Radio, aus dem immer wieder mal Übertragungen aus der bewohnten Welt erschallen. Doch dies ist kein Survival-Thriller, bei dem jetzt blutdürstige Tiere aus dem Busch springen. So wie die beiden weißen Stadt-Kinder bald schon auf dem Zahnfleisch gehen, lässt "Walkabout" ungeahnte Rettung erscheinen. Man trifft auf einen Aborigine-Jungen, der gerade seine spirituelle Prüfung durchlebt. Und auch wenn sich beide Parteien nicht auf Basis einer gemeinsamen Wort-Sprache verständigen können, verbringen sie die nächsten Tage/Wochen (?) zusammen. Erkunden die mystische Schönheit der unberührten Ödnis und stoßen auch eigenartige Ruinen, die vom erfolglosen Wirken des weißen Mannes auf diesem, ihm doch fremden und nicht eigenen Bodens zeugen. - "Walkabout" ist also alles andere als ein vermurkster Ethno-Kitsch, bei dem Probleme der Kolonial-Erben auf dem Rücken der Ureinwohner aufgeblasen werden. Allein die irrsinnige Geschichte, die Nicolas Roeg durchgängig mit teils geisterhaft schönen Fantasmen und dokumentarisch sterilen Bilder-Folgen aus unserem "zivilisierten" Kulturkreis durchbricht, fordert unsere Aufmerksamkeit auf gleich mehreren Ebenen. Da sehe ich einerseits die plakative Bedeutung als Aufbruchs-Story der Geschwister, ihre Bewährung in dieser unsäglichen Situation. Überlebens-Taktiken müssen erlernt werden, und auch die Kommunikation mit ihrem Retter. Und dann vergleicht der Film mehrmals die Lebens-Welten der beiden "Mietparteien" Australiens, zeigt zwischen der Erlegung und Zerlegung eines Kängurus auch Szenen aus dem ach so hoch entwickelten Fleischerei-Wesens. Aber auch für zwei, drei aus der Art schlagende Episoden ist sich "Walkabout" nicht zu fein. Weiß der Film seinen Fluss mit Ausflügen zu gänzlich anderen Personen und deren Tätigkeiten zu unterbrechen. Was wiederum auch das große Enigma füttert, welches dieser Film in seiner Gesamtheit darstellt. So kann ich nur sagen, dass er für mich kein reines Drama ist, kein Abenteuerfilm und kein flaches Anbiedern zweier gegensätzlicher Kulturen. Nein, für mich wirkt "Walkabout" wie eine Verquickung mehrerer Story-Fäden, die auf diesem einzigartigen Kontinent zueinander finden, verbunden durch das unerklärliche Wirken der fantastischen, und von unsichtbaren Kräften durchtriebenen, Landschaft. Ja, und es ist ein filmisches Erlebnis, dass einmal mehr klar macht, dass optische und erzählerische Raffinesse nicht erst im MTV-Zeitalter zu voller Blüte gereichten. Wer sich also wirklich auf etwas einzigartiges einlassen will und sich Erklärungen nicht auf den Silberteller servieren lassen muss, der sollte sich also selbst auf seinen eigenen "Walkabout" begeben.

          3
          • 8 .5

            Herrlich und wunderbar authentisch dieser Tag im Leben der Youtube-Welt. Reale Menschen lassen uns an ihrem Leben teilhaben. Ihrem Glück, ihrem Leid, ihren Sorgen, ihren Hoffnungen, ihrer Trauer, ihren Talenten ... Vom Milchbauern, vom Halbwaisen, vom Heirats-Antrag, vom Herz-Patienten, ja sogar die damals noch freudigen Feierlaunigen, die zur letzten Loveparade strömten und einen Tag des Grauens durchlebten ... "A Life In A Day" funktioniert deshalb so gut, weil "Archivar" Kevin Macdonald all diese Schicksale so wunderbar verdichtet auf jenen anrührenden Rundflug um die Welt. Ein tolles filmisches Experiment, das ruhig noch zwei Stunden länger gehen könnte. Und in deren Reigen wir uns auch selber gut vorstellen könnten, eben weil hier ganz normale Menschen wie du und ich im Vordergrund stehen. Ich war starr vor lauter Freude, hatte Herzklopfen, krallte meine Nägel in die Couch, konnte nicht mehr aufhören zu lachen, war bedrückt und musste mir mehr als eine Träne verkneifen, nickte anerkennend mit. Kurzum: Die Welt in einem Atemzug kann so schön sein. Und ein bisschen traurig.

            7
            • 8

              Was für ein wundervoller Titel und welch feiner Umstand, dass dieser kleine schwedische Film ihn mit einer wenig glamourösen Realität konfrontiert. Aus dem schwedischen Sozial-Bau zu entfliehen kann ein äußerst steiniger Weg sein. Für Katarina bedeutet ihr Leben vor allem die Launen der alkoholkranken Mutter zu überstehen. Oder sich immer mehr unwohl in den Armen ihres Freunds zu fühlen. Ja, Katarinas Leben scheint bedrohlich vorgezeichnet, bis sie etwas entdeckt. Sich ihr eine völlige neue Welt offenbart, dank Mozart. Die Musik zieht Katarina in ihren anfangs fremdartigen Bann. Und zeigt ihr schon bald eine neue Bestimmung, ein Job in der Oper. Hier fühlt sich Katarina richtig wohl, genießt den Erfolg, einfach ausbrechen zu können von den Problemen. Ja, sogar ein feuriger Flirt ist drin. Da funkt es doch sofort zwischen ihr und dem Dirigenten Adam. Wenn damit doch nur schon die ganze Geschichte erzählt wäre. Leider nein, denn "Die Innere Schönheit Des Universums" eröffnet für seine Protagonistin erst eine Art Himmelreich und wirft sie dann gnadenlos zu Boden. - Dramen können so einfach und unprätentiös erzählt werden. Dieses hier ist irgendwie typisch skandinavisch kühl und passt damit bestens zum stillen Aufbruch, den Katarina verfolgt. Und genau so trist und kühl das Umfeld, dem Katarina zu entfliehen versucht. Umso schöner, dass "Die Innere Schönheit Des Universums" sich nie aufs bedrohlich seichte Melodram-Niveau begibt und ein kleines Stückchen realen Lebens aufbereitet. Für einen leisen Film, der nicht übertreibt, nichts beschönigt ein tolles Erlebnis. Auch dank der tollen Haupt-Darstellerin Alicia Vikander. Wenn jetzt nur endlich unsere Öffentlich Rechtlichen von ihrem gebühren-finanzierten Euro-Krimi-Trip runterkommen könnten und mehr solche Perlen ins Programm holen würden.

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              • 7
                über Bananaz

                Wer sind eigentlich diese Gorillaz? Wo kommen die nur her, warum sind sie so merkwürdig verschroben und warum hat man eigentlich bei Damon Albarn immer ein bisschen das Gefühl, wenn er über die Motivation dieses Projekts spricht, habe das was mit Raketen-Technik zu tun? Für jeden, der dieser doch recht interessanten "Band" viel Zuneigung entgegnet, ist "Bananaz" das filmische Äquivalent zur niedergeschriebene Historie. Sonst nur nachzulesen ist doch langweilig, weshalb die recht abwechslungsreiche Doku die Schöpfer Damon Albarn und Jamie Hewlett bei den ersten wichtigen Schritten bis zum Durchstarten der Gorillaz begleitet. Dabei pendelt der Film, dank über-authentischem Zoom-Blick, zwischen Meetings, Behind-the-Scenes und Konzert-Roadmovie. Da haut man sich fast die Köpfe ein, bevor das schräg-animierte Pop-Ensemble überhaupt ein Video aufgenommen oder ein ganzes Album am Start hat. "Bananaz" klebt mit körniger Optik immer nah am Geschehen, selbst wenn Albarn sich hinter der Bühne übergibt. Gestattet aber auch einen recht ungefilterten Einblick ins Band-Geschehen, die Schöpfung und Übertragung ins reale Leben - sprich: Bühnen-Technik, Videodrehs. Erinnert so ein wenig an "Some Kind Of Monster", auch wenn es viele freuen wird, eben ohne Gruppen-Therapie. Fast nur rein auf die Musik gerichtet, aber auch mal etwas zu verquatscht. Denn reden können und wollen Albarn und Hewlett viel über die Hintergründe dieses Projekts. Was soll's, denn gleichzeitig springt der Film auch schön schnell durch mehrere Jahre "Band-Geschichte" und zeichnet den Weg vom ersten bis zum bislang letzten Album Plastic Beach nach. Inklusive Dennis Hopper, der bei Demon Days einen Gast-Auftritt absolvierte. Wie gesagt, "Bananaz" ist abwechslungsreich, wie eben die Gorillaz selbst, denn bei knapp unter neunzig Minuten artet der Film nicht aus zur großen Gebrauchs-Anleitung dieses virtuellen Pop-Gesamt-Spektakels. Auch wenn es wahrscheinlich eher Schon-Fans ansprechen dürfte.

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                • 6

                  "Meine Damen und Herren, machen Sie sich auf unser heutiges Tages-Angebot gefasst: Horror-Weihnachtsferien im Kreise Ihrer Liebsten. Fahren zum Jahres-Wechsel doch auf den abgelegenen, schwer erreichbaren Sitz Ihrer Angehörigen und erleben Sie hautnah, wie sich Ihre Kleinsten von unausstehlichen, bockigen Mist-Teufeln zu einer mörderischen Höllenbrut wandeln. Jene Art von Horror-Plagegeistern, die Ihnen, ja genau, Ihnen, mit einem Lächeln nach dem Leben trachten. In unserem besonderen Reise-Paket sind Thrill und Suspense ebenso inbegriffen wie einige feine Splatter-Einlagen - Stichwort: aufgespießte undankbare kleine Scheißer - und der vermeintlich untätige Notruf, der scheinbar ewig braucht, bis er ankommt. Lassen Sie sich dieses besondere Familien-Ambiente nicht entgehen und lösen Sie noch heute Ihr Ticket."

                  Lange hab ich gebraucht, bis ich endlich mal "The Children" genießen konnte. Einige Stimmen sprachen von einem gelungenen Grusler im Geiste von "Das Dorf Der Verdammten" oder beschworen sogar "Ein Kind Zu Töten" herauf. So viel sei verraten, auch hier müssen sich die Erwachsenen, gemeinerweise ruppig mit dem Dilemma anfreunden, die eigene Nachkommenschaft zu dezimieren. Geht aber auch nicht anders, denn der geplante Familien-Feiertagsurlaub der Schwestern Elaine und Chloe nimmt eine ganz schön fiese Wendung. Erst verhalten sich die Kinder komisch ängstlich, wollen nicht so recht zusammen spielen, dann spucken sie Blut, Husten und bald darauf wird der Haus-Kater vermisst. Und die kleinen Strolche hecken schöne neue Spiele aus, bei denen sie die Erwachsenen zum Aderlass bieten. Das alles funktioniert bei "The Children" relativ gut, wenn auch nicht ganz neu. Der Alptraum im, bereits erwähnten, abgelegenen Grundstück entfaltet sich nach etwas zäher Einführungs-Phase ein wenig klaustrophobisch, dann rasant nach Anlauf und hält moderaten Grusel-Faktor bereit. Es erscheint beinahe wie der bewusste Gegen-Entwurf der Zombie-Epidemien aus "28 Days und Weeks Later", der "Unsere-Kinder-Müssen-Infiziert-Sein"-Schocker, der sich gefühlte Welten fernab der zivilisierten Ordnung abspielt. Da erscheint es auch nicht gerade schädlich, dass einiges an den eingeführten Figuren etwas zu steril, platt und schon mal gesehen rüberkommt. Denn einige dieser Leute sterben eh bald oder ihre Züge, wie rebellisches Punk-Teenie-Töchterchen sind für die Spannungs-Kurve unerheblich. Was Regisseur Tom Shankland sowieso am besten gelingt, sind die eisig frostige Atmosphäre, in der vor allem den kleinen, teilweise süßen Kindern schnell jegliche positive Emotion und Eigenschaft flöten geht. Und diese schnellen, rauen Momente, in denen existenzielle Nöte wie Selbst-Erhaltung und Mord am eigenen Fleisch und Blut gelöst werden müssen. Natürlich fies und manchmal a bissle gory, wobei das deutsche Etikett ab 18 wohl hauptsächlich der Thematik geschuldet war, als denn der tatsächlich gezeigten Gewalt. Als aufgepeppten Nachfahren der alten Hammer-Schule, wo ja auch gern abgelegene Herren-Häuser oder dörfliche Gemeinschaften vom Horror heimgesucht wurden, weiß "The Children" den geneigten Zuschauer durchaus zu begeistern. Allerdings muss ich auch etwas SPOILERN, ALSO HIER NICHT MEHR LESEN:

                  Andererseits erscheint der Film leider auch, nach seinem relativ langatmigen Einstieg als gutes Mittel-Stück eines Schockers, bei dem einfach noch was fehlt. Vielleicht so was wie eine, wenigstens angedeutete Erklärung, Ursache. Ganz zum Schluss möchte "The Children" mit einem wohl selbst-erklärenden Bild auf das Ausmaß der Katastrophe hinweisen. Gelingt ihm aber nur bedingt, denn dann bäumt sich noch diese unnötige Ungewissheit auf, ob es eben nur Kinder oder auch ältere Menschen befallen könnte. Genau hier hätte sich doch ein packender Weg finden können, "The Children" zum Schluss einen echten Kick zu verpassen und nach gleich nach einer Fortsetzung zu schreien.

                  So bleibt der Film auch spürbar hinter den Möglichkeiten seines Stoffes zurück und verbaut sich einiges an Plot-Ideen. Als reine Schocker-Episode im Familien-Kreis muss ich auch sagen, dürfte der Film eben nicht bei jedem genug Eindruck hinterlassen. Außerdem kommt er an die Wucht der vermeintlichen Vorbilder nur in einigen Momenten heran. Was ihm aber eher zu einem vermeintlich verwässerten Schocker macht, der immer wieder Funken versprüht.

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                  • 7 .5

                    Die Franzosen bannen eben doch die besten Natur-Einblicke auf Film. Magisch, manchmal durch ein paar Off-Kommentare gestört. Rein subjektiv gesehen natürlich. Für mich könnte so eine Doku auch nur eine Einleitung und eine Schluss-Rede beinhalten. Subjektiv gesehen. Aber der Rest ist ein fantastischer Einblick alter Schule in eine Welt, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt/bleiben muss.

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                    • 4 .5
                      mikkean 21.05.2012, 15:13 Geändert 03.05.2015, 21:51

                      Oh je, Badesalz!!! Was habt ihr euch nur dabei gedacht? Ihr zählt für mich zu den lustigsten Spaßmachern der Republik, ehrlich. Bei "Das Baby Mit Dem Goldzahn" entzieht ihr euch den Repressalien der deutschen Comedy-Foltermülle, aber zu welchem Preis? Otto dreht für viel Geld stinkenden Müll, ihr dreht einfach am Rande des No Budgets. Was dem trashigen Märchen einer schlagerlosen Welt im Würgegriff des Deppen-Rocks eine merkwürdige Note verleiht. Andauernd die selben Gesichter in anderen Rollen, komische Sets am Bauernhof und im Burg-Ambiente. Dabei ist die Erzählung so blöd wie teilweise genial. Irgendwie Badesalz eben, aber in den schlimmsten Momenten auf keinen Fall vergleichbar mit ihren großen Hörspiel-Errungenschaften oder den stärksten "Abbuzze"-Gags. Mit mehr Geld hätte es vielleicht der große Wurf werden können. So erscheint die, eigentlich recht doll veräppelnde, Märchen-Persiflage leider nur bedingt zauberhaft.

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                      • 9

                        Roman Polanski: gefeierter Erfolgs-Regisseur, Genie der Erzähl-Kunst. Und verurteilter Sexual-Straftäter wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen.

                        Gern genutzte Dämonen-Fratze des ewigen Wüstlings, hässliches Aushängeschild der Ewig-Flüchtigen. Das berühmteste aller feigen Schweine, das sich der Straf-Verfolgung durch Staats-Flucht entzogen hat.

                        "Roman Polanksi: Wanted And Desired", ein Greenwashing-Porträt? Der schändliche Versuch der Revision? Mitnichten.

                        Über Roman Polanski ist derart viel geschrieben worden, dass einem schwer fällt, einen klaren, unbeschmutzten Blick auf das schändlichste Kapitel seiner Vita zu werfen. Jener Prozess, jene Anschuldigung und ihr Ausgang, der seither immer als Schatten übers Polanskis Schaffen liegt. Und während ich irgendwie belustigt auf die Banner-Werbung für "Der Gott Des Gemetzels" blicke, kommt mir in den Sinn, wie zwiespältig dieser Mensch doch ist. Und wie viel davon eigentlich auf die Projektion von außen zurückzuführen ist.

                        Roman Polanski hat ein Verbrechen begangen. Fakt. Er hatte Sex mit einer Minderjährigen, das ist gegen das Gesetz. Punkt. Daran ist nicht zu rütteln, und ich kann Herrn Polanski hier nicht reinwaschen. Er hat es getan und genau hier setzt diese außerordentlich penible Doku an. "Roman Polanksi: Wanted And Desired" überrascht mich vor allem deshalb, weil er meine nachgeborene Sicht auf den Wirbel von damals zurechtrückt. Immer wieder wurde mir eingeredet, Polanski sei ein reicher Drecksack. Ein schmieriger Künstler, der sich mit Geld aus der Affäre ziehen wollte und letztlich vor der Rechts-Sprechung durch Ausreise drückte. Immer wieder profitiert sich ein/e amerikanische/r Staats-Diener/in durch Droh-Gebärden gegen diesen Fatzke, der bloß einen Fuss auf US-Boden setzen soll. Und wer kennt nicht dieses medien-wirksame Fest-Setzen Polanski's samt Hausarrest, mit dem dieser Fall vor nicht allzu langer Zeit ins öffentliche Bewusstsein zurück gezehrt wurde.

                        Was "Roman Polanksi: Wanted And Desired" allerdings mehr als deutlich nachzeichnet, ist der fast vergessene/totgeschwiegene Umstand, dass Roman Polanski für sein Vergehen eigentlich rechtskräftig verurteilt wurde. Und dass er bereits das damals angesetzte Strafmaß absaß. Dass er das ebenfalls interviewte Opfer nicht wie in einer schmierig-brutalen Rape-Sequenz überwältigte und entjungferte. NOCHMALS: ICH WILL NICHTS VERKLÄREN UND VERTEIDIGEN, KLEINREDEN ODER SONSTIGES. Es war Alkohol und Seduktion im Spiel. Aber in meinen Augen reicht es dennoch nicht ganz zum Polanksi-Sinnbild des hässlichen Vergewaltigers. So sei noch erwähnt, dass das Opfer zum Zeitpunkt des Geschehens bereits sexuell und drogentechnisch erfahren war.

                        Und überhaupt, "Roman Polanksi: Wanted And Desired" zeichnet ziemlich verblüffend und irgendwie erschreckend den Verlauf dieses großen Prozesses nach. Wer hätte gedacht, dass der Richter ein egozentrischer Arsch war, der sich mit Medien- und Starrummel rühmte. Für ihn waren Schuldspruch und Verurteilung eher eine Frage des Prestige. Denn im Verlauf des Films wird klar, dass sich Anklage und Verteidigung schon einig waren. Dass ein vernünftiges Maß fürs Opfer und den Schuldigen Polanski gefunden wurde/werden sollte. Und wie dann dieser Mann in der Robe seine Amtsgewalt unverständlich nutzte, um den Regisseur medienwirksam klein zu machen. ICH SAGE NOCHMALS: Für das Getane habe ich kein rechtes Verständnis. Doch: Ich kann wiederum verstehen, warum Roman Polanski letzten Endes aus den Vereinigten Staaten floh.

                        Und ich bin mir sicher, dass "Roman Polanksi: Wanted And Desired" durch die teilweise minutiöse Aufarbeitung der Geschehnisse, des Prozesses und den Interviews mit Beteiligten und Amts-Nachfolgern ein abgerundetes, aber auch beängstigendes Bild der amerikanischen Rechts-Sprechung bietet. Und nebenbei ein auch einen guten Überblick über das Leben und Schaffen Roman Polanski's. Diese starke Doku beschönigt nichts, verurteilt niemanden oder erteilt Absolution. Aber sie nimmt sich Zeit, einen eigentlich zur unverschämten Schmutzwäsche und Verfolgung verkommenden Prozess ins rechte objektive Licht zu rücken.

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                        • 8

                          John Woo hat wieder Appetit, Hunger nach Großem. Lust, einfach mal wieder zu zeigen, dass er noch passionierter Filme-Macher ist. Dass Hollywood den einst so gelobten Action-Papst nicht kleingekriegt hat und dass sein Kreativ-Zentrum nicht drainiert werden kann. Wäre ja noch schöner. Mit "Red Cliff" realisierte Woo seit Jahren etwas anderes eine moderne Action-Revue. Immerhin inszenierte er ja etliche Jahre vor "A Better Tomorrow" in beinahe jedem Genre mehrere Streifen. "Red Cliff" ist ein opulentes, ausuferndes Mammut-Werk geworden. Die Aufarbeitung einer der legendärsten Schlachten chinesischer Geschichte und da mag es nicht verwundern, dass wir Europäer nur den halben Film zu sehen bekommen. Woo holt nämlich weit aus und sein Schlachten-Gemälde braucht im Original knapp fünf Stunden. Deshalb existiert "Red Cliff" auch eigentlich als Zwei-Teiler, der fürs Ausland zusammengeschnitten wurde. Aber egal, das Cineasten-Herz mag irgendwie bluten, auch wenn ich zugeben muss, als Nicht-Chinese wäre die volle Ladung schwerer zu verdauen gewesen. Worum geht es eigentlich? Vereinfacht gesagt, droht dem alten China im Jahre 208 die Übernahme durch einen Despoten. Cao Cao ist sein Name, als Premier ist er der heimliche Strippen-Zieher hinterm jungen Kaiser. Als Feldherr überrollt Cao Cao alles und jeden, denn er will die restlichen Reiche einnehmen. Deren Herrscher Liu Bei und Sun Quan lassen sich schließlich ihrerseits von der Sinnigkeit eines Bündnisses überzeugen. Am titelgebenden Red Cliff werden so die Weichen zur großen finalen Auseinander-Setzung gestellt. Keine Panik, es gibt noch mehr Aspekte und wen eine große Anzahl von Protagonisten abschreckt, kann durchatmen. "Red Cliff" hält seine Besetzung, in dieser Fassung, in Grenzen. Es gibt eine überschaubare Anzahl wichtiger Figuren und diese werden auch sehr gut eingeführt und teilweise erläutert. Ein Zug, der, per Nachbearbeitung, aber auch durch Woo's Talent als Erzähler, dem Zuschauer bestens ins Geschehen einführt. Und vor allem, dort verweilen lässt. Denn "Red Cliff" verzichtet zwar größtenteils auf die Martial Arts-Züge, die bei vorangegangenen Hits wie "Hero" und "Tiger And Dragon" den physikalischen Gesetzen und der Natur trotzen. Trotzdem umgibt auch ihn dieses Flair von Historie meets Mystik, einerseits realistische Schlachten, dafür aber auch Charaktere und Natur-Panoramen, die mit ihrem Auftreten an Opern- und Märchen-Erzählungen erinnern. Und uns westliche Zuschauer schmerzlich daran erinnern, dass unser Geschichten-Radius zuletzt viel zu lange von Robin Hoods und Legionärs- oder Gladiatoren-Mätzchen beherrscht wurde. "Red Cliff" jedenfalls versprüht in jeder Minute das Selbst-Bewusstsein eines großen Epos. Sein es nun die ausufernden Schlachten zu Wasser oder an Land, oder die ebenso ruhigen Momente, in denen die Beteiligten ruhen und über den nächsten Schachzug sinnieren. Denn auch dies ist eine weitere bemerkenswerte Stärke von "Red Cliff." Woo macht es sich nicht so einfach, ein paar riesige Kriegs-Sequenzen mit belanglosem Kostüm-Kitsch zu verbinden. Er verleiht dem ganzen eine spannende Note, indem er sich neben dem eigentlichen Kampf auf dessen Planung konzentriert. So wird "Red Cliff" zu einer echten Lektion in Sachen Kriegs-Kunst. Nie zu verkopft, nie zu trocken, nein, teilweise sogar gewitzt und ziemlich überraschend. Und wir dachten schon, John Woo fiele außer doppelter Knarren-Bewaffnung und Slo-Mo nichts mehr ein. Falsch gedacht. Man muss sie eben nur machen lassen. So setzt Woo seinem schon beispiellosen Œuvre eine beachtliche Krone auf. Was sind da schon zweieinhalb Stunden Laufzeit, mir sind sie jedenfalls kaum aufgefallen. Früher hat John Woo mit Knarren statt Kung-Fu kämpfen lassen, jetzt hat er Kehrt gemacht und einfach mal so den historischen Schlachten-Film revitalisiert. Echt beeindruckend, was kommt wohl als nächstes?

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                          • 3
                            über Legion

                            It's Apocalypse now, Dreckssau!!! Gott hasst plötzlich alles und jeden, jedenfalls uns mickrige Menschlein. Weshalb ihm nach jahrhundertlangem Irrsinn, Kriegen und sonstigem irdischen Bullshit plötzlich einfällt, uns vom Angesicht der Erde zu fegen. Und dabei lässt er seine Engels-Scharen auch einfach in uns Willensschwache fahren, damit es keine ach so teuren Endzeit-Schlachten- und Effekte in diesem leider ganz und gar nicht effektiven B-Movie gibt. Mit einem äußerst bescheidenen Budget lässt sich nunmal kein biblisches Epos schaffen, das weiß auch FX-Mann und Regie-Debütant Scott Stewart. Aus diesem Grund verlegt er sein Armageddon in ein schäbiges Wüsten-Diner, um das sich eben die Massen an Besessenen und Engels-Krieger versammeln. Ist es doch ausgerechnet die undankbare Arbeits-Stelle der nächsten Kellnerin-Maria. Wie das Leben so spielt. Wer jetzt schon die Augen rollt, sei gewarnt, "Legion" ist alles andere als ein überzeugender End-of-Days-Actioner. Der Fantasie-Anteil reicht gerade mal zu einer, knapp an der Lächerlichkeit vorbei schrammenden, Engels-Erscheinung (Gabriel erinnert mich an die alten He-Man-Actionfiguren!) und ein paar halbwegs gut realisierten Creature Effects. Hier fährt der Film mit dem gefallenen Engel Paul Bettany und Del Toro-Lieblings-Monster-Darsteller Doug Jones seine größten Stärken auf. Und verheizt im Gegenzug einige bekannte Gesichter wie Dennis Quaid derart undankbar, dass es eine echte Schande ist. Wenn es eben nicht grad Plagen und Monster regnet, begeben sich die schlicht gestalteten Figuren in einen nervigen Therapie-Modus und sondern ihre verkorksten Lebens-Beichten und Ansichten ins Leere ab. Nur um wenig später äußerst ungelenk aus dem Leben geschrieben zu werden, denn "Legion" hält auch hier das zu erwartende Zehn-Kleine-Jägermeister-Spiel parat. Wenngleich um ein vieles schlechter und überraschungsärmer. Im Großen und Ganzen vermag es "Legion" einfach nicht, uns einen guten Grund zur Wiederholung zu geben. Der mystische, religiöse Aspekt ist derart ausgelutscht und zweitrangig, dass er wahrscheinlich nicht mal fundamentalistische Christen auf die Barrikaden bringen kann. Und zweitens, klaut der Film ungeniert bei besseren Vorbildern, allen voran den ersten beiden "Terminator"-Filmen. Siehe den final shot, bei dem jetzt nur noch die Wolken gefehlt hätten. Von den Wumms-Einlagen bei der letzten Schlacht ganz zu Schweigen. So wird dieses auf Spar-Flamme gedrehte und gespielte Filmchen zu einem lächerlichen Versuch, dem ersten und besten "God's Army" zu folgen. Dieser hat nicht ohne Grund ziemlich hohe Wellen geschlagen. An dieser Stelle kann ich nur jedem empfehlen, der es noch nicht getan hat, dies schnellstens nachzuholen. Denn "Legion" scheitert letztlich daran, all das zeigen zu wollen, was diese feine Indie-Produktion anno 1994 aussparen musste. Was ironischerweise nicht zu Größe sondern bedeutungsnaher Mickrigkeit führt. Es ist eben noch nicht aller Endzeit-Tage Abend.

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                            • Ich hoffe, diese Zusammenkunft verläuft im Sande ...

                              • 8 .5

                                Da will man sich mal im Nirgendwo erleichtern, trifft man doch glatt einen alten verwundeten Kauz. Jetzt stell dir vor, du nimmst diesen Typen mit, unterhältst dich eine kleine Weile ganz mit ihm und Jahre später tauchst du im Testament von Howard Hughes auf!!! - Mit "Melvin And Howard" zeichnet Jonathan Demme gekonnt eines dieser unglaublich tragisch-komischen Märchen vom amerikanischen Traum nach. Eine Zufalls-Begegnung, die das ansonsten kaum strahlende Leben von Melvin Dummar aufhellen könnte. Die Betonung liegt auf könnte, denn dieses Märchen hat sich Hollywood nicht ausgedacht und es hat alles andere als einen romantischen Verlauf. Melvin Dummar existiert tatsächlich und versuchte viele Jahre vergeblich, eine handschriftliche Notiz als vermeintlich letzten Willen von Hughes vor Gericht anerkennen zu lassen. Eine riesige Geschichte, die Demme aber keineswegs in einer Sackgasse crashen lässt. Ihm geht es vlel mehr um die Geschichte eines kleinen Mannes, erfolglos und lange vom Unglück geplagt. Klasse, mit welchem Esprit Paul Le Mat diesen sympathischen Loser lebendig werden lässt. Sein Dummar ist kein ausgekochtes Schlitzohr, kein Mistkerl, eher der ewige "ich-hab's-doch-versucht"-Kerl. So konzentriert sich "Melvin And Howard" nicht nur auf den gewaltigen Prozess und Medien-Rummel, sondern zeichnet davor behutsam Melvin's angestrengten Lebensweg nach. Seine komplizierte Beziehung zu seiner ersten Frau, die Mary Steenburgen glänzend verkörpert. Es erscheint wie ein trauriger Witz, wie die zwei sich mehrmals finden (müssen) und sich doch irgendwie selbst zerpflücken. "Melvin And Howard" ist dennoch kein sentimentales Kitsch-Stück, auch wenn man bei der behutsamen Annäherung ein wenig nostalgisch wird. Heute würde dieser Film höchstwahrscheinlich ganz anders aussehen. Und würde sich dann vermutlich dazu hinreißen lassen, Melvin Dummar vielleicht doch als raffgieriges Arschloch hinzustellen, als denn als simple man, bei dem sich das Glück leider ziemlich oft eben nicht die Ehre gibt. Eigentlich komisch, wenn's nur nicht so traurig wäre.

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                                • 7

                                  Bei "Plastic Planet" fühle ich mich ein wenig an "Die Sendung Mit Der Maus" erinnert. So liebe Kinder, wo kommt denn eigentlich das Gift her, das euch langsam dahinsiechen lässt? Schaut gespannt rein und lasst euch überraschen! - Es liegt sicherlich auch an der etwas betulichen Erzähl-Weise, die Regisseur und Erzähler Werner Boote an den Tag legt. Nicht unsympathisch, aber manchmal auch etwas komisch. So will er eben nicht bedrohlich erscheinen, aber bei seiner Masche erscheint es auch wie ein mittleres Wunder, dass bestimmte Konzerne ihm die Tore öffneten. Teilweise jedenfalls. Bei den Redaktionen einschlägig bekannter Boulevard-Magazine wäre Boote so wohl kaum über die Probezeit hinaus gekommen. Vielleicht sind es auch die Animations-Sequenzen, die geradezu dem Kinder-Programm der Dritten Macht entsprungen scheinen. Macht aber alles nichts, denn bleiben wir beim mehr als ernsten Thema, erscheint "Plastic Planet" als erster spielfilmlanger Versuch, die Auswirkungen des Wunderstoffes Plastik zu ergründen. Das beleuchtet der Film teilweise recht gut und löst einiges an Hirn-Rattern weit nach dem Abspann aus. So wirft er wichtige Fragen auf, die im Idealfall dazu beitragen "könnten", Alternativen und Restriktiven für den ach so harmlosen Stoff zu finden. Allerdings krankt der Film ein wenig auch an der narrativen Sprunghaftigkeit, mit der Boote immer wieder von einem Ort wie der Hersteller-Quelle zum analytischen Wissenschaftler und dann vielleicht ins verdreckte Japan-Küstengebiet zu springen. Weitere Zwischenstopps eingeschlossen. Das Anliegen dieses kleinen Dokufilms ist edel, nur der Weg bis zur ersorgnis-erregenden Zukunfts-Prognose und dem Statement der Mächtigen (Industrie und Politik) erscheint doch etwas zu lang (gezogen und konstruiert). Daraus kann und will ich "Plastic Planet" aber auch keinen Strick drehen. Für den geneigten Zuschauer ist es ein weiterer Grund, sich nicht jeden Scheiß ins Haus zu holen und vielleicht mal vom Recht Gebrauch zu machen, Erzeuger und Vertreiber zu fragen, ob sie für uns wirklich immer nur das beste wollen. Bei den Haushalten, die sich für diesen Film mal komplett ent-plastinieren ließen, zeigt sich, dass unser Leben schon bedenklich stark von diesem Zeug beherrscht wird.

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                                  • 8 .5

                                    Nichts ist entsetzlicher als die Wahrheit: Der Oscar-Gewinner "The Cove" schildert in drastischer Klarheit die grausige Dimension der japanischen Walfang-Industrie. Die Treibjagd, das Schlachten, Etiketten-Schwindel, politische Manipulation und Einflussnahme. Am Ende steht sogar die Frage, ob eine von der Regierung gedeckte Wirtschaft hier nicht die eigene Bevölkerung und Kundschaft frühzeitig verseucht und ins Grab schickt. Und dabei begnügt sich der ganz und gar aufwühlende nicht damit, eine bloße Dokumentation zu sein. "The Cove" blickt schmerzlich hinter die Kulissen, deckt auf, indem seine Macher dorthin gehen, wo sich der Wahnsinn des Delfin-Schlachtens am hässlichsten zeigt. Der japanische Fischer-Ort Taiji, wo Tiere für die weltweite Exposition in Gehegen und eben den eigentlich abartigen Fleisch-Verzehr jährlich zu Zehntausenden sterben müssen. Wie sollte man nach diesem Film noch den Wunsch verspüren, nach Taiji als Tourist fahren zu wollen. Wenn dieser scheinheilige Ort voller gewaltbereiter Fischer und korrupter Beamter eher zum Synonym für den sprichwörtlichen Höllen-Schlund wird. Formale Dreh-Arbeiten werden von den Anwohnern massiv eingeschränkt. Und die titel-gebende Bucht, der Ort des Tötens, sogar noch von den Behörden innerhalb eines Naturparks abgeriegelt. Ein Grund mehr für die Macher, diese Industrie unkonventionell zu schlagen. Verdeckt und doch in aller Klarheit Mittel und Wege zu finden, das Geschehen auf Film zu bannen. Wie und ob es so klappt, das zeigt "The Cove" und verlässt damit den Weg der bloßen Bericht-Erstattung. Der Film mutiert notgedrungen, denn legal lässt sich Japan nicht ins Handwerk pfuschen, zum echten Undercover-Thriller. High Tech und athletische Aktivisten inklusive. Nur so kann es schließlich einen Weg geben, die vernachlässigte Bevölkerung auf den Wahnsinn hinzuweisen. Klingt nach ein bisschen zu viel des guten. Entgeht aber der Stolperfalle, hier ein selbstgefälliges , überambitioniertes und überteuertes Manifest vom Stapel zu lassen. "The Cove" ist nämlich auch das Monument für Ric O'Barry, einst Trainer für die legendäre "Flipper"-Ur-Serie, später selbstloser Kämpfer für Gottes Geschöpfe des Meeres. Diesem Mann zuzuhören und seine Beweggründe nachzuvollziehen, ist ein selten aufrichtiges und bewegendes Privileg. Denn O'Barry versprüht Authentizität und mahnt uns in seinem Plädoyer, dass der Mensch sich nicht erlauben darf und muss, vermeintlich mindere Kreaturen derart zu behandeln. Gerade weil er, wie er selbst zugibt, diese Industrie von Sea World und Co. aus der Taufe gehoben zu haben, schmerzt es ihn, den einstigen Willen zur Unterhalt so pervertiert zu sehen. Und zum Glück erweist sich "The Cove" als fesselnder bis eindringlicher Blick auf die Ausmaße des Walfangs und Delfin-Mordens. Kein Versuch, jemanden wie O'Barry hier als strahlenden Medien-Held und selbstgerechten Öko-Streiter zu etablieren. Davon gibt es ja zur Genüge. "The Cove" erweist sich als Glücksfall, denn er zeichnet den Weg zur Mission nach, die blutig-scheußliche Art, wie diese verachtenswerten Delikatessen auf den Tisch kommen. Und warum sich Industrie und Regierung mutmaßlich einen feuchten Dreck darum kümmern, ob die Käufer hier blankes Gift zu sich nehmen. Und überhaupt, bietet dieser Film einen ernüchternden Einblick in die Machenschaften und vermeintlichen Refugien staatlicher Gremien und Naturschutz-Organisationen. Es fällt schwer, nach diesem Film Japan und seine Machenschaften nicht zu hassen. Jedenfalls erzielt "The Cove" mehr als nur bloßes Mitgefühlt. Er bietet echte Argumente fürs Umdenken und lässt mich die Frage stellen, was könntest du eigentlich tun? Nur stummen Boykott und Konsum-Verweigerung? Oder warum fängst du nicht auch an aktiv zu helfen. Wenngleich nur am heimischen Strand. "The Cove" jedenfalls, als Film betrachtet, nur stark oder eindringlich zu nennen, wäre bloße Untertreibung.

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                                    • 9

                                      Mit Scream trommelte er als jugendlicher Tunichtgut den Punk aus den Drums, mit Nirvana gab er all dem gefälligen Pop- und Hair-Metal-Scheiß den Gnadenstoß. Und dann? Spielt Dave Grohl einfach ein paar Songs ein und muss aus einem Demo eine Band zaubern. Ta da, die Geburts-Stunde der Foo Fighters. Ladies and Gentlemen, ob Sie es wollen oder nicht. Diese Jungs halten einfach gekonnt die Flagge des Rock in Ehren. Ein paar weniger tolle Alben hin und her, sie verdienen die Anerkennung und begeistern seit neustem durchaus mit tollen Ideen, für die andere Rocker wohl töten würden. Der Weg zu ihrem letzten Glanzstück Wasting Light war lang und bietet viele, sehr viele lohnenswerte Anekdoten. Eben jenen setzt "Foo Fighters: Back And Forth" ein filmisches Denkmal, ohne weder Herrn Grohl zur Jesus-gleichen Galionsfigur zu stilisieren oder die Foos zum übergroßen, markt-dominanten Act zu machen. Auch ich fand Grohl schon immer locker und cool, das bestätigt er abermals im lockeren Interview-Rahmen. Und der ist zwar komfortabel, entlockt aber Unzulänglichkeiten und Hindernisse, die er und die anderen Jungs sich selbst einfach einräumen müssen. Umbesetzungen, schwierige Versöhnungen, beschissene Aufnahmen oder Drogen-Überdosen fallen ja nicht einfach vom Himmel. Da mag es selbst bisher wenig Interessierte überraschen, welch steinigen Weg diese Band bisher gegangen ist. Und es dürfte auch positiv auffallen, dass Herr Grohl zwar der geistige Schöpfer der Truppe ist, jedes Mitglied aber als vollmundiger, wichtiger Bestandteil angesehen wird. Soll heißen, hier kommt jeder zu Wort, selbst die ehemaligen Weg-Begleiter. Ein weiterer Verdienst für "Foo Fighters: Back And Forth", der sich als Historie gut behauptet und mit vielen Einspielern aus Konzerten, Videos und Privat-Aufnahmen begeistert. Auch Rockstars sind nur Menschen und haben an ihrem Job Spass. Immerhin schaukeln sich die Beteiligten hier nicht als bereits abgehalfterte Fettsäcke gegenseitig die Eier. Interessant auch der Einblick in die Studio-Aufnahmen, die dank Pro Tool- und Digital-Verweigerung beim letzten Album echte Freude verbreiten. Wer sonst nimmt als gemachter Mann schon in der eigenen Garage auf Band auf? Das hier ist weit mehr als ein selbstgefälliges Promo-Video, das auf Leinwand-Niveau aufgeblasen wurde. Kein schnödes Etwas, das schnell zusammengeschustert wurde. Für Fans und Nicht-Fans bietet "Foo Fighters: Back And Forth" ein offenherziges Selbst-Porträt einer Band, die viel gesehen hat und noch lange nicht abtreten will. Und das ganz ohne Therapie-Stunden, protziges Karren-Vorstellen oder sonstigem Gehabe. Irgendwie erfrischend und wohlfühlend down to Earth. Die Foos haben nie behauptet, die größte Rockband der Welt zu sein. Ist das auch nötig? Sie sind einfach ehrlich rockig und das haben sie vielen Wannabes voraus.

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                                        Cameron Diaz will nicht mehr nur lustig oder sexy sein. Nick Cassavetes versucht sich wiedermal am großen Drama. "Beim Leben Meiner Schwester" ist so ein Film, den ich nicht niedermachen will/muss und der mich trotzdem weder besonders stark mitreißt noch tiefergehend beschäftigen kann. Und dabei will er doch eine wichtige moralische Frage im kleinen Familien-Raum behandeln. Die ethische Entscheidung, Kinder zu zeugen, damit sie als Ersatz-Teillager für ihre Geschwister herhalten können. So ergeht es der kleinen Anna, die ihrer Leukämie-kranken Schwester Kate beisteht und schon von klein an zum Dauer-Gast der Ärzte und Wissenschaftler wird. Bis sie sich schließlich einen Anwalt nimmt und gegen die Eltern klagt. Keine Frage, Cassavetes hat ein Gespür für packende Stoffe, jedenfalls findet er immer wieder einen interessant klingenden Inhalt. Und genauso oft laufen ihm so manche Nachwuchs-Talente und Alt-Stars die Tür ein. Nur so richtig überzeugend wird das ganze nie. Dabei will ich nicht mal den großen Vergleich zum Vater John ziehen, dem sein Sohn eher vergeblich nacheifert. Wo liegt also hier das Problem? Es sind schöne Bilder, eine wichtige (Gewissens-)Frage zum Thema Wissenschaft und Genetik. Doch die wird hier relativ kurz verhandelt, abermals reicht es nur zur versöhnlichen Auflösung. Das Drama dreht sich nämlich vornehmlich um die Parteien innerhalb der gespaltenen Familie. Was immer wieder durch Off-Kommentare und Zeit-Sprünge aufgeschoben, erweitert und näher beleuchtet wird. Umso komischer wirkt es auf mich, dass "Beim Leben Meiner Schwester" einerseits ein Hochglanz-Drama auf Zelluloid bannt, andererseits aber keine wirkliche Antwort bietet. Stirbt nun ein Kind, weil sie sich das Geschwichterchen verweigert, hat die Mutter recht, weil sie per In Vitro Designer-Babys entstehen lässt oder kann ein Amts-Gericht derart wichtige Entscheidungen treffen? So toll auch die Jung-Darsteller wie Sofia Vassilieva und "Little Miss Sunshine" Abigail Breslin glänzen, der Film bewegt sich trotz aufgeworfener, weitreichender Fragen selten vom inneren Kreis weg. Bietet viel Herz-Schmerz, Chemo-Romantik und schöne Weichzeichner-Bilder. Es mutet insgesamt wie eine ordentlich ausgeführte Finger-Übung in Sachen Dramatik und Tearjerking an. Für die letztlich ausstehende Auseinander-Setzung mit der Moral des Handels scheint die Bürde einfach zu groß. Jedenfalls für einen relativ konservativ gestrickten Drama wie diesem hier. Bloß niemanden auf die Füße treten, nur zum Weinen bringen. Das klappt, ist für mich aber auch nur thematisch eine Ausnahme aus diesem Gebiet. Wirklich wuchtig wird es nur für Leid-Willige.

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                                        • 6 .5

                                          Helly yeah, Totgesagte leben eben doch länger. Das gilt auch für den schulden-geplagten Viel-Filmer Nicolas Cage. Um den Fiskus milde zu stimmen gab er sich für so manchen Schrott her. Oder er liefert eine so tolle Überraschung wie "Kick-Ass" ab. Und dann rast Cage mit Höllen-Eifer über die Mattscheibe. "Drive Angry" ist zuerst ein B-Movie, ein Zwischending aus dem Grenz-Bereich, in dem sich gute Handarbeit und billiger Trash gute Nacht sagen. Hier ist manches megamäßig platt, kopiert und eigentlich lachhaft zusammengeschustert. Andererseits legen sich Nic Cage und Regisseur Patrick Lussier nicht unbedingt mehr Mühe, nein, sie übertreiben nach Herzenslust. Wie sonst sollte man uns ein überbordendes Action-Flic um einen längst verstorbenen Verdammten verkaufen, der aus der Hölle ausbricht, um das Leben seiner Enkel-Tochter zu retten. Die soll nämlich von einem Haufen durchgeknallter Möchtegern-Satanisten geopfert werden. Puh, also Shakespeare ist das hier nicht. Eher noch weht in "Drive Angry" der Wind guter alter B-Unterhaltung. So handkanten-mäßige oder highkick-lastige Action, wie sie in den 1980er vielleicht mit Chuck Norris realisiert worden wäre. Wenn der dann nicht böse Terroristen oder feindliche Sadisten-Generäle ausgeschaltet hätte. Cage kann zwar keine oder nur bedingt Martial Arts, dafür darf er ballern was das Zeug hält. Teilweise mit doller Höllen-Munition. Lasst mich das klarstellen, hier betreten wir Grindhouse-Territorium. Einige Effekte sind durchaus sehenswert umgesetzt, es hagelt viele nicht jugendfreie Dialoge und wenn ein Auto beschossen wird, geht es eben gleich in die Luft. Das ist derart gnadenlos übertrieben, dass kurzweilig echt Gaudi-Stimmung aufkommt. Ein Glück, dass Nic Cage sich voll drauf einlässt. Er lässt den schlechten "Ghost Rider" hinter sich, benimmt sich wie ein angepisster untoter Erwachsener, bumst, säuft zwischendurch und jagt ansonsten Satanisten-Ärsche. Eine Art "The Crow on Wheels" und durchaus eine seiner besseren Job-Ausführungen. Fehlen nur noch eine heiße, schlagfertige Begleitung und auch der obligatorische Verfolger/Gegenspieler/das Stück Hölle auf Erden. Bühne frei für Amber Heard, die sich hier für größere Parts empfiehlt und nicht dabei nicht unbedingt nackt rumlaufen muss. Tatsächlich rundet Heard's Präsenz den Fun-Faktor ab, was auch selten vorkommt. Und wer könnte selbst auf billigeren Produktions-Niveau einen angemessenen Advokaten des Teufels und Seelen-Verwalter spielen als William Fichtner? Der Typ gibt sich nicht nur cool, er spielt selbst haarsträubende Dialog-Zeilen mit Bravur. Ich finde ihn klasse, selbst in diesem Rahmen beweist er Schneid. Was macht es da schon, dass der irdische Bösewicht von Billy Burke eher als tuckiger Jim Jones verkörpert wird. Nicht schlimm gemeint, nur deutlich nervend, dass wegen ihm so ein Aufriss gemacht wird. Aber hey, it's only Entertainment. "Drive Angry" ist ein roher Film, mit einiger kompetent gemachter Action und dieser Arsch-Haltung, die nach mächtig großen Eiern in der Hose schließen lässt. Und ja, genau so hätte kein großes Studio den Film für mehr Geld ausfallen lassen. "Drive Angry" ist laut schnell, dreckig und macht einfach Spass. Auch mit einigen schlechten Tricks. Immerhin gibt es zwei tolle Gast-Auftritte obendrauf. Wenn Herr Cage sich öfters so gefällig ins niedere B-Sleaze-Genre wirft, könnte er mich durchaus regelmäßiger zum Zuschauen bringen.

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                                          • 4 .5

                                            Bei ihrem zweiten Auftritt als Nanny McPhee hat Emma Thompson wohl ein wenig zu doll den Überblick verloren. Da sollen die Kinder von Heute vom Computer-Bildschirm und bösen Einflüssen weggeholt werden. Aber wofür? Eine altertümliche Lehrstunde in Sachen Anstand und Familien-Zusammenhalt und gute Tugenden? Wäre als Intention nichts schlimmes, nur erinnert mich "Eine Zauberhafte Nanny - Knall Auf Fall In Ein Neues Abenteuer" an eine dieser ekligen Süßigkeits-Bomben. Total überladen, überquellend an Zuckerstoff und unnötigem Tamtam. Denn das setzt dieser Film seinen kleinen Zuschauern vor. Funktionierte der Vorgänger noch eher als märchenhafte Zauberstunde, wird das Geschehen hier schon grob überfrachtet und vernachlässigt dafür die Aufnahme-Bereitschaft der Kleinsten. Hier eine widerwillige Familie-Konstellation, da die schlimme wirtschaftliche Lage der eigenen Farm. Hier eine geplagte Kriegs-Romanze, da noch mehr Erwachsenen-Probleme. Sabotage-Versuche und am Ende wirft der verschnupfte "feindliche Pilot" eine Bombe in der Pampa ab. Die natürlich von den Kids in bester "Mission Impossible"-Manier entschärft wird. So macht Kinder-Erziehung als Spaß, lasst dieses ganze Empathie-Getue einfach weg! Nein, ich hab eigentlich überhaupt nichts gegen die gute Nanny McPhee. Nur empfinde ich ihr zweites Kino-Abenteuer als zu überladen für die Kleinen. Da gaben sich alle Beteiligten so schön mühe, und doch zielt das Geschehen am Publikum vorbei. Weil es bodenständige Ansichten aus alten Tagen in ein modernes Korsett steckt. Ein bisschen wie virtuelle Zuckerwatte, gut moduliert schön anzusehen aber satt macht sie nicht.

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                                              Kennt ihr das auch? Da verfolgt dich manchmal so ein Schlagwort oder eine Redewendung auf Schritt und Tritt. Weil plötzlich jeder damit um die Ecke gebogen kommt und jeder sie oder es verwendet, um sprachlich zu glänzen. Seit neustem jedenfalls stoße ich auffällig oft auf diese eine Formulierung: ONE TRICK PONY. Und irgendwie mag ich den Gedanken, der dahinter stehen mag. Warum ich das jetzt eingangs erwähne? Mittlerweile habe ich die Angst, dass Diablo Cody so ein Pony sein könnte. Da landet sie einmal mit "Juno" einen, zugegeben etwas zwiespältigen, Treffer. Kriegt einen Oscar und wird plötzlich gehypt als neue Jugend-Versteherin. Die ach so gewitzte Beobachterin des ewigen Mysteriums "Teenie-Hirn". Nun, "Juno" konnte ich durchaus genießen. Auch wenn mich schon so manches dran gestört hat. Wenigstens die Darsteller rissen es einigermaßen raus. Für Frau Cody war nach ihrer leichtherzigen Jugend-Adoptions-Selbstfindungs-Dramödie klar, dass sie einen Teenie-Horror-Stoff nachschiebt. Okay, diesem Vorsatz wird "Jennifer's Body" formal gerecht. Jedoch plagt diesen schmerzlich schnell vergessenen Film all das Problem-Potential, welches durch eine behutsame Inszenierung bei "Juno" noch glattgebügelt wurde. Will sagen: Hier begeistert einen kein Wortwitz mehr. Diablo Cody wusste wohl selbst nicht so recht, wie sie hier die Geschichte einer Sandkasten-Freundschaft mit einer Horror-Story und unnötigen Spitzen gegen die nervtötende Indie-Mucke-Industrie vereinbaren sollte. Das heißt, im Idealfall war es Ratlosigkeit. Ich selbst werde das Gefühl nicht los, dass Frau Cody hier auf halber Strecke in Wirklichkeit kapitulierte und einfach Blatt für Blatt weiter schrieb. Auch der sogenannte Wortwitz ist lediglich rudimentär zu erkennen. Was Frau Cody ihren Figuren hier in den Mund gelegt hat, wirkt stark gestelzt und ist leider weit entfernt vom Nerv der Zeit. Eine der Eigenschaften, die bei "Juno" noch so gefeiert wurde. Sorry, aber die Kleinstadt-Gemeinschaft mit ödem Tucken- und Sex-Gerede ist einfach zu veraltet. Da hilft es auch nur wenig, dass unentwegt Songs laufen, die von ach so hippen Indie-Sternchen im Hintergrund laufen. Geradezu revolutionär wirkt da im Vergleich schon die Ausgangs-Idee des Films, aus der heißen Jennifer eine Männer-Fresserin zu machen. Einen Dämonen-Wirt, der unglaublich sexy und gnadenlos betörend den Jungs-Bestand der High-School verringert. Eines jener Leinwand-Monster, das am Ende ja nur durch einen verdutzten Boyfriend oder die beste Freundin gestoppt werden kann. Auftritt fürs relativ nerdige und uncoole Gegenstück Jennifer's, Needy. Hätte durchaus was werden können, erinnert aber gerade durch seine dramaturgische Unbeholfenheit stark an die zahllosen Teenie-Horrorschund-Stunden der Eighties. Denen hat "Jennifer's Body" echt nur zwei Stärken entgegenzusetzen: die modernen Effekte und Sex-Bombe Megan Fox. Auch wenn ihr dieser Film nicht den nötigen Boost zur ernstzunehmenden Schauspiel-Karriere bringen würde. Fox ist wenigstens knackiges Eyecandy, dem aber nur selten zugestanden wird, diesen Umstand für sich auszunutzen und etwas mit unserer Erwartungs-Haltung zu spielen. Dafür war hier eben kein Platz, was auch erklärt, dass Everybody's Darling Amanda Seyfried abermals unspektakulär durchs Geschehen dümpelt. Was ihrer neuerdings großen Beliebtheit eher schaden mag. Wer will schon immer die selben Gesichter sehen? Und überhaupt, was soll diese Idee mit den ewigen Teufels-Pakten und Bündnissen? Als Erklärung für den Erfolg von beschissenen Kapellen ist Diablo Cody auch hier etliche Jahre zu spät. Denn auch diesen, schlecht genutzten, Einfall hatten bereits andere weit davor. Also wieder viel Lärm um ein echt schwachbrüstiges Nichts. Frau Cody sollte sich also schnell einige neue Tricks aus dem Hut zaubern.

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                                                Plan A: Nervende Hitchen aus Samples, blöden Gesangs-Partnern und ätzend aufgesetzter Choreografie zusammenschustern.

                                                Plan B: Erbärmliche schlimme Filme drehen, die selbst für die Bezeichnung Rom-Com eine Beleidigung darstellen. Die lediglich von dumpf-doofen Einfällen wie Rum-Gekotze und blöder Figuren-Zeichnung leben und die selbe Masche immer und immer wieder durchkauen.

                                                Jetzt bloß nicht beleidigt sein. Ich mag J.Lo nicht leiden können, verurteile aber niemanden, der sich hier amüsiert. Persönlich kann ich La Lopez nur raten, in Zukunft keine Pläne mehr zu schmieden. Ist einfach besser für uns alle.

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                                                • 9 .5

                                                  Ist das hier der so was Kommentar zum Blockbuster-Rekord? Seit zwei Wochenenden erobert sich "The Avengers" beharrlich einen Adels-Titel nach dem anderen und das verdientermaßen. Mal abgesehen von der bevorstehenden Wiederkehr des dunklen Ritters gibt es dieses Jahr kein weiteres Comic-Spektakel, dem ich auch nur ansatzweise derart entgegengefiebert habe. Wurden meine Erwartungen, Hoffnungen und Träume nun erfüllt? -
                                                  Was soll denn diese beknackte Frage. JJJJJJJJJJJJJJJAAAAAAAAAAA und nochmals JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA. Wenn sich Hollywood sonst auf die Devise Bigger and Better verlässt, prasselt es mitunter herbe Kopf- und Augenschmerzen. Davor sind auch unsere innigst geliebten Fan-Stoffe und Kult-Figuren nicht gefeilt. Aber mit "The Avengers" zeigt sich, dass die Studios Comic-Adaptionen endlich in den Griff bekommen. Schließlich wurde auf das große Zusammentreffen der ultimativen Marvel-Heldenriege sorgsamer denn je hingearbeitet. Gab es Cameos, Anspielungen und versteckte Snippets in den allesamt tollen Abenteuern des Hulk, Iron Man und Captain America. Jetzt ist die Zeit also reif fürs Klassentreffen und dieses enttäuscht keineswegs. Bürgt doch schon der Name Joss Whedon als Autor und Regisseur dafür, dass hier mit unseren Lieblingen kein Schindluder betrieben wird. Und Herr Whedon hat als Mr. Fandome seine Haus-Aufgaben gemacht.
                                                  So schließen wir doch einfach an den Leinwand-Auftritt von Thor an: Asgard's gefallener Sohn Loki kehrt auf die Erde zurück und stiehlt den Tesseract, diese geheimnisvolle kosmische Energiequelle, aus der Obhut von S.H.I.E.L.D.. Mehr noch, dem ziemlich baffen Nick Fury macht er deutlich, dass der blaue Planet sich bald auf eine Fremd-Herrschaft einstellen sollte. Unser Loki hat sich im Exil nämlich mit den Chitauri verbündet. Und eben die will unser Ex-König nun als Anführer auf unsere Erde befördern. Eine Gefahr also, mit der weder Nick Fury, noch deren Geheim-Waffe Captain America oder Tony "Iron Man" Stark alleine fertig werden können. So lässt es sich Fury nicht nehmen, Black Widow einzuspannen, um die wandelnde Ur-Gewalt Bruce Banner in seine Wissensschafts-Dienste einzuspannen. Und auch Donnergott Thor kommt natürlich zurück, hat er doch ein gewaltiges Hühnchen mit seinem Bruder zu rupfen. Bis es jedoch zur offiziellen Gründung der Rächer kommt, vergehen erstmal einige Film-Minuten. Denn so eine bedrohliche Übermacht will sich in Gestalt Loki's natürlich in Stellung bringen und so einige Bösartigkeiten vergehen. So fehlt bis jetzt auch ein Held in meiner Aufzählung, Hawkeye ist klaro dabei. Aber auch er, ist wie unsere Super-Truppe, zunächst etwas mehr anfällig und kommt vom Kurs ab. Fürs große Finale, das mit seiner Superlative so ziemlich die gesamte "Transfomers"-Trilogie in den Schatten stellt, wird das Helden-Sextett dann vervollständigt. Ja, was soll man da sagen? "The Avengers" ist nicht weniger als die Krönung des Superhelden-Genres. Marvel holt weit aus und setzt einen donnernden Schlag, der so schwache Adaptionen wie "Fantastic Four" und "Daredevil" in die Vergessenheit des Kosmos hinwegfegt. Hier passt es einfach. Die Geschichte, interessanterweise die bessere Aufarbeitung der galaktischen Invasion per Welten-Transport (siehe "Transformers 3"), ist natürlich eher schlicht. Unsere Helden finden sich in eine erwartungsgemäß etwas vorhersehbaren Dramaturgie zusammen. Anfangs gibt es die Gefahr, dann widerwillige Paarungen bis eben am Schluss die erste Hero-Formation ihrer Art das Leinwand-Licht erblickt. Somit folgt Whedon auch dem Vorbild der bisherigen, erfolgreichen Marvel-Abenteuer. Natürlich waren die Geschichten von Iron Man und Co. meist simpel, dafür superb getrickst und gern doll gespielt. Wie in den besten Comic-Geschichten auch leben die Botschaften von Mut und Courage, Wert-Vorstellungen von Akzeptanz und Toleranz und der Besinnung aufs größere Ideal erst durch die Machart auf. Da fetzt es, überzeugen die größtenteils schon bekannten Darsteller als Verkörperung unser Helden auf. Und katapultiert die Trick-Technik letztlich die Art von Schlacht, wie sie sich Superman nur ansatzweise liefern durfte, endlich ins Kino-Zeitalter des 21. Jahrhunderts. "The Avengers" ist nicht nur der Spielplatz für ein paar große Welten-Verteidiger, das S.H.I.E.L.D. - Hauptquartier ist ja wohl das geilste seit langem gesehene Versteck. Klar, "The Avengers" distanziert sich gewollt von der Ernsthaftigkeit der "X-Men"-Reihe, dem stimmig-grimmigen Realismus von "The Dark Knight". Ja, hier sind Helden sogar nur strahlende Helden, und auch weniger als Couch-Patienten wie die "Watchmen". Aber was soll's? Wollen wir uns nicht einfach nur gut unterhalten wissen? Denn das werden wir hier. Nicht nur gibt es ein Wiedersehen mit unseren Lieblings-Figuren, minus Spider-Man, es ist genau das - positiv gesprochen - großkotzige Leinwand-Ereignis, das für zweieinhalb Stunden die Magie des Comic-Lesens entfaltet. Mit jeder neuen Seite entspinnt sich etwas fantastischeres in den Panels, entlockt es uns ein noch größeres Wow. Diese Art von Spektakel ist "The Avengers" geworden. Und Herr Whedon und seine ausgezeichnete Besetzung, bei der Hemsworth, Evans, Johansson, Renner und Jackson toll anknüpfen, während Downey Jr. abermals den Publikums-Liebling mimt, überzeugt in jeder Minute. Daneben gibt es sogar ein paar Überraschungen. So darf Mark Ruffalo als neuer Banner/Hulk wieder mehr Wissenschaftler sein, kriegt den grünen Anderen aber auch klasse hin. Und ganz nebenbei sind es Leute wie Clark Gregg als Agent Coulsen oder Cobie "Robin Scherbatsky" Smulders, die den Laden am Laufen halten. Gleichzeitig unseren Helden aber auch klar machen, dass man nicht immer nur an sich denken sollte. Ich bin einfach nur begeistert und kann nur empfehlen, sich umgehend auf "The Avengers" einzulassen. Denn machen wir uns nichts vor, ohne Leute wie Whedon hätte dieses Kino-Abenteuer auch ganz schrecklich aussehen können. Gott sei Dank jedoch ist es das lang angekündigte Einlösen eines Versprechens, das vor mehr als zehn Jahren gegeben wurde. Damals, als eben die Marvel-Helden sich nicht in billigen Kostümen und ernsthaften Effekte-Gewittern behaupten durften. So wird das Erbe von Stan Lee, Jack Kirby und all den anderen Marvel-Pionieren endlich zu wahrer Kino-Größe getragen. Ja, dieser Film ist so groß und ein Sequel bahnt sich auch schon an. Your Move, DC Comics!

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                                                    Hätte, werde, müsste eigentlich, sollte, könnte, wäre möglich gewesen ... Warum eigentlich nicht? Ein launiges Stückchen Gangster/Killer-Survival-Thriller-Movie nach Elmore Leonard, dem Hollywood einige gute Genre-Stoffe verdankt, mit einigen großen Namen. Wieso sollte das nichts werden? Tja, weil "Killshot" einer dieser raren Filme ist, der lediglich "irgendwie" geworden geraten ist. Irgendwie spannend, irgendwie skurril unterhaltend, irgendwie passabel gemacht, irgendwie markant gespielt und vor allem: irgendwie nichts sonderlich bedeutsam. Eigentlich komisch, denn die Anzeichen sprächen für einen recht netten Thriller. Grundsätzlich jagen Mickey Rourke und Joseph Gordon-Levitt als Zufalls-Bekanntschaft in der ruchlosen Killer-Welt das getrennt lebende Pärchen Thomas Jane/Diane Lane. Da wird's schmutzig, laut und ab und zu bleihaltig. Gemeinerweise scheißen unsere Gangster auch mal auf Zivilisten und massieren sogar Rentnerinnen, um zu bekommen wen oder was sie wollen. Was jetzt bei rund anderthalb Stunden noch fehlt, wäre eine Ladung wirklich packender Ideen, die das ganze abrunden. Was hilft's, dass Jane/Lane hier einen auf wehleidiges Ehe-Paar machen, die Probleme haben, dann aber undercover gehen müssen oder sogar ums eigene Leben kämpfen. Wenn das alles doch lediglich flach und irgendwie uninspiriert daherkommt. Jedenfalls ließ mich das Schicksal dieser zwei irgendwie sehr kalt. Und überhaupt, wenn die Normalos schon nur beschränkt begeistern, muss das Böse wenigstens begeistern. Okay, hier macht "Killshot" schon deutlich spürbare Anstalten und schafft einiges, irgendwie jedenfalls. Denn Mickey Rourke mutiert hier zur treibenden Kraft. Seine Leistung als Killer, dem man irgendwie Sympathy for the Devil entgegenbringen will, überzeugt oft. Kein Vergleich zu "The Wrestler", aber doch ganz okay im Schatten vom tragischen "Sin City"-Kraftprotz Marv. Und Joseph Gordon-Levitt verdient ebenfalls großen Respekt. Er geht als unberechenbarer Drecksack und Teilzeit-Partner aus sich raus. So hat er zum Beispiel keine Skrupel, Rosario Dawson als Bett-Häschen hässlich brutal zu entsorgen. Als Leinwand-Psycho und Mistkerl überzeugt er im Handumdrehen und weiß sich gegen Rourke zu beweisen. Irgendwie, das hab ich vergessen zu erwähnen. Denn schauspielerische Raffinesse und Erfahrung auf der dunklen Seite der Macht bewirken nur halb so viel, wenn die Direktion und das Skript nicht genug Klarheit vorgeben. Hier muss natürlich Verständnis aufgebracht werden. Verständnis für die Art und Stimmung von "Killshot". Unterscheidet sich dieser Film doch stark von "Get Shorty", "Jackie Brown" oder "Out Of Sight", die allesamt Krimi-Kost mit tollen Typen und/oder schrägem Witz anreicherten. So ein Film ist "Killshot" nun wirklich nicht, irgendwie. Will es aber manchmal dann doch irgendwie sein und kann es deshalb irgendwie auch nicht werden. Was nicht bedeuten soll, dass jetzt jedes Mal jemand wie Quentin Tarantino oder Barry Sonnenfeld viel skurriles rein streuen soll. Dafür funktioniert "Killshot" eher als konventioneller, straighter Thriller, irgendwie jedenfalls. Denn er über weite Strecken auch einfach zu lasch und lang geraten. Lang im Sinne von "es-passiert-einfach-zu-wenig-wirklich-interessantes". Auch deshalb passt das Attribut konventionell so gut. Manchmal können einige interessante Charakter-Züge oder ein paar Szenen den Schleier der Belanglosigkeit nicht verwehen. Schade, irgendwie.

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