mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Na endlich, manche Geschichten kommen doch zu ihrem Happy End. Für Blur, neben Oasis das Synonym für den Britpop-Hype schlechthin, sah es 2009 wieder rosig aus. Eine große Reunion-Tour und das nicht des Geldes wegen, sondern weil alle bei Blur sich wieder vertragen hatten. Für alle, welche die Band nicht so genau kennen, ein paar Infos: Blur besteht aus Damon Albarn, Graham Coxon, Alex James und Dave Rowntree. Wobei Albarn und Coxon dank ihrer musikalischen Führungstalente immer zwangsläufig etwas mehr Beachtung geschenkt wurde. So machte Damon Albarn aus seinen Jungs Mitte der Neunziger die britische Band für alle Sinn-Suchenden, Grunge-Zweifler, Kultur-Banausen und Spaß-Liebhaber. Die hintersinnige Antwort auf den Rockstar-Status, den Mittel-Finger aufs verkrustete politische und musikalische Establishment in UK. Zum Ende des Jahrzehnts zog es vor allem Coxon Weg vom Image der vermeintlichen Comic-Truppe, hin zu Riffs und Abenteuern im Electronica-Land, die auch bei Albarn auf große Sympathie stießen.
Blur wurden zwangsläufig erwachsen und ernster, was ihre Inhalte anging. Ein Prozess, der bei den Mitgliedern aber auch Risse sorgte. Ein Werdegang, der "No Distance Left To Run", benannt nach einem ihrer schönsten Songs überhaupt, nachzeichnet. Hintergrund war natürlich die freudige Reunion und deren Höhepunkt Blurs Auftritt im Hyde Park. So sitzen die Mitglieder gelassen vor der Kamera und werfen einen Blick zurück auf ihre frühen Anfänge. Die Begegnung in der Vorstadt-Schule, der erste Versuch einer Combo-Gründung, der Startschuss für Blur und der Weg zum Ruhm. Von schlimmen Tourneen in Amerika, wo niemand einen Scheißen auf diese jungen Brit-Pupser gab, den ersten Anzeichen für alkoholische Schwächen, all diese Stolpersteine halt, die einen prägen. Aber andererseits auch im entsprechenden Alter leichtfüßiger betrachtet werden können. Woran Blur augenscheinlich zu zerbrechen drohten, war die Qual des Anspruchs an sich selbst. Schreiben wir eigentlich noch Songs zusammen? Oder entsteht aus vereinzeltem Rumgewerkel am Ende eher zufällig ein Album? Und dann die Sache mit Albarn und Coxon, die sich unaufhörlich voneinander entfernten. Da wurde aus Albarn der Kopf der Gorillaz, aus Coxon ein Indie-Rock-Wunder-Kind. Und als Blur ihr neues und bislang letztes Album aufnehmen wollten, kam Coxon nicht mehr vorbei. Es tut gut, eine Band dabei zu beobachten, wie sie einerseits die eigene Geschichte erzählt und gleichzeitig sich selbst wieder auf dem Weg zum Gipfel macht. Wie Blur hier über ihr gestörtes Verhältnis zueinander, zur Hype-Maschinerie oder einfach nur über bestimmte Songs, die ihre Karriere definierten, sprechen, ist unverkrampft. Offenherzig und gerade deswegen so berührend. Es sind richtige Emotionen im Spiel, die mal von einer Aussage und dem dazugehörigen ehrlichen Gesicht unterstützt werden. Oder auch von einem Bild, wie dem des Damon Albarn, der nach dem Song "Tender" auf der Bühne von Glastonbury einfach nur in Tränen ausbricht. Das sagt mehr als tausend Worte es je könnten. "No Distance Left To Run" ist wahrlich mehr als nur die Doku zu großen Cash-In Tour der alten Blur. Es ist alles andere als aufgezeichnete Graben-Kämpfe, wie sie Metallica ungeschönt festhalten ließen. Und doch ist Blur und Metallica bei ihren filmischen Ausflügen eines gemeinsam: Sie zeigen am Ende beide den geglückten Heilungs-Prozess einer Gruppe. Blur hatten es vielleicht nie so nötig, ihre Schwierigkeiten öffentlich auszutragen, das zeigt auch der Film. Aber sie sind offenherzig, wenn sie klar machen, die schweren Zeiten konnten sie hinter sich bringen. Es geht bei "No Distance Left To Run" weniger um die Performance, die im einzelnen von den Brit-Helden 2009 gebracht wurde. Da versteht sich diese Doku als Begleitfilm zum Konzert, mit der sie zusammen verkauft wird. Viel eher ist sie ein filmisches Denkmal einer gegenseitigen Freundschaft, die auch langes Schweigen und viele Hürden überwinden konnte. Unterhaltsam, nostalgisch und informativ, mit vielen Archiv-Aufnahmen einer Band, die sich mir eher heimlich ins Herz schlich. Aber das macht es glatt noch schöner, Blur wollten nie die nächsten Beatles ihrer Generation sein. Sie wollten immer nur aussdrucksstarke Songs machen. Und das ist ihnen öfters gelungen, als so manch anderem. Ein Glück, dass es noch echte Freundschaft gibt.
Das hat mich wirklich umgehauen: "Devil" ist der Film seit langem, auf dem M. Night Shyamalan draufsteht, aber nur bedingt drin ist. Eins vorweg, mit dem Namen des Mannes, der vor über zehn Jahren mal mit "The Sixth Sense" das Kino kurzzeitig auf den Kopf stellte, ist "Devil" so nur produktionstechnisch verbunden. Herr Shyamalan hatte vielleicht die Grund-Idee, die Inszenierung überließ er großzügig anderen. Stimmt auch nicht so ganz, Agatha Christie stand Pate für den Stoff. Trotzdem Glück für uns, denn so konnte aus "Devil" so ziemlich der Horror-Thriller werden, den die Beschreibung verspricht.
- Kleine Anmerkung des Autors: Herr Shyamalan, ich bin hier recht entgegenkommend, was ihre letzen Eskapaden angeht. Wann sind Sie endlich wieder und machen zur Abwechslung einen vernünftigen Film? -
Irgendein städtisches Hochhaus, ein Fahrstuhl, fünf Menschen, die sich vorher noch nie getroffen haben. Dann der Rumms und sie stecken fest. Per Kamera kann die Security sie wenigstens sehen und Durchsagen machen. Für Atmosphäre und den gewissen Hauch Klaustrophobie ist also gesorgt. Und als wäre die Situation für die Gruppe, zu der ein Wachmann, eine hübsche junge Frau, ein quasselnder Schmierlappen, eine alte Dame und ein stiller, etwas zerzauster Typ gehören, nicht schon genug, da bricht über sie die Hölle ein. Das sprichwörtliche Böse scheint sich zu materialisieren und bringt Dunkelheit, Schrecken und Mord mit sich. Unsere Pechvögel scheinen tatsächlich auf der To Do-Liste des Beelzebub zu stehen. Und an dieser Tatsache kann wohl auch nicht die ganz und gar ungläubige Polizei nichts rütteln, die nicht gerade zufällig im selben Haus ermittelt ...
Ja, gibt's denn so was? "Devil" ist kompakt und gestreckt, braucht nicht mal ganze 90 Minuten, um das relativ beste aus seiner spannenden Idee zu holen. Da braucht es keine überlange Anlaufzeit und erst recht müssen wir nicht lange darauf warten, dass endlich was passiert. Zeit nimmt sich der Film dagegen nicht nur für Verschnaufpausen. Er räumt vor allem der Personen-Konstellation genügend Minuten ein, um Licht ins Dunkel zu bringen. Wer sind diese fünf eigentlich? Was weiß der Latino-Wachmann, der andauernd vom Teufel spricht? Und was hat die Vorgeschichte des Detective zu tun, der eigentlich nur einen Selbstmord klären wollte? Ja okay, für geübte Zuschauer hält "Devil" eine eher überschaubare Flut an Einfällen bereit. Der Film selbst ist gut aufgezogen und sorgt immer wieder für neue Schübe an Input, Suspense oder Schocks. Beim allmählichen Entwirren des großen Rätsel-Knäuels dürfte so mancher aber sehr schnell wissen, was da am Ende kommt. Ist aber auch keine so elementare Schwäche des Films, jedenfalls empfand ich die Auflösung als sehr konsequent. Und mal ehrlich, wer hätte gedacht, "Devil" als Titel bürge nicht für den Herrn der Unterwelt? Viel wichtiger wäre da eher die Frage, ob sich dieser kleine, günstig gemachte Reißer mit echten Qualitäten erdreistet, ein hanebüchenes Heilmittel für eben jenen zu finden.
Kurzum, wer eine kurzweilige Flucht vor dem Teenie-, Übelstbillig- oder Remake-Horror-Schmu nehmen will, kann getrost zu "Devil" greifen. Hier wurde ziemlich darauf geachtet, dass eine Runde Sache daraus wird. Und auch mit relativ "kleinen" Stars lässt sich ein gut gemachtes Kammerspiel drehen, dass "Abwärts" und "Fahrstuhl Des Grauens" alle Ehre macht, nur mit einem Schuss Übernatürlichem Horror eben.
Das ist doch mal was neues: Ein südkoreanisches Horror-Märchen, das sich bei den Gebrüdern Grimm bedient und doch keineswegs ein so "märchenhafter" Film sein will. "Hansel & Gretel" von Yim Pil-Sung beginnt nicht mit den Worten "Es war einmal ..." und bietet keinen Retro-meets-Neu-Tick mit Kostümen und doofen Action-Mätzchen.
Der Held unserer Geschichte heißt Eunsu und baut nachts auf der Landstraße einen Unfall. Hilfe ist nicht in Sicht und so macht er sich auf, einen Weg durch den dunklen, verschlungenen Wald zu finden. Zum Glück trifft er bald auf das Mädchen Younghee, welches ihn zu ihrem Heim lotst, dem "Heim der glücklichen Kinder". Oh je, dabei handelt es nicht nur um ein übergroßes Kinder-Paradies voller Spielsachen, Teddy-Verzierungen oder bunter Einrichtung. Auch die beiden Geschwister von Younghee und ihre Eltern warten schon. Ein allzu bedrückendes Bild der Eintracht und Glückseligkeit erwartet unseren Helden, der bald darauf mit Freundlichkeit erdrückt wird und, natürlich, mit Ausflüchten vertröstet wird. Kein Telefon, der Schnee macht den Weg in die Stadt zu gefährlich. Ja ja, kennen wir schon und doch kommt alles 1.) anders als erwartet und 2.) viel bizarrer, als man denkt. Die strahlenden Eltern lassen bei einem Streit die Fassade bröckeln und sind am nächsten Tag einfach verschwunden. Jetzt soll sich Eunsu um die Kinder kümmern und dem kommt bald der Verdacht, dass die lieben Kleinen nicht ganz so harmlos sind, wie ihr Lächeln vorgibt.
Puh, klingt ja ganz interessant und doch etwas gradlinig vorhersehbar? Stimmt in gewisser Weise und doch bringt "Hansel & Gretel" damit seine wahren Absichten lediglich in Stellung. Neben Eunsu finden sich nämlich bald mit dem schmierig wirkenden Diakon Byeon und dessen Frau zwei weitere Irrlichter ihren Weg zum Haus. Und ab da entfaltet der Film erst recht seine ganzen Stärken. Wird vom Märchen-verwandten Grusel ein wenig zum Schocker und schließlich zum beinharten Drama.
ACHTUNG!!! Ich wage es gar nicht, weiter zuschreiben. Wer den Film noch sehen will, sollte das HIER NICHT LESEN: "Hansel & Gretel" unternimmt im letzten Akt eine geradezu irre Kehrtwende. Denn klar, die Kinder verfügen über unheimliche Fähigkeiten und erteilen den bösen Erwachsenen gerne eine grausige Lektion. Doch der eigentliche Hammer des Films ist die Offenbarung, wer diese Kinder sind und woher sie und ihre Gabe kamen. Zu diesem Zeitpunkt offenbart sich der Film als fürchterliches Trauma dreier Waisenkinder, die sprichwörtlich durch die Hölle gegangen sind. Es sind Szenen unangenehmster Intensität, wenngleich auch mal nur andeutend. Aber sie lassen den vermeintlichen Horror in einem ganz anderen Licht erscheinen. AB HIER DARF WIEDER EINGESTIEGEN WERDEN!!!
Jepp, wer "Hansel & Gretel" gesehen hat, wird mich verstehen, wenn ich jetzt sage: Dieser Film gehört im Sammler-Regal gleich neben Del Toro's "The Devil's Backbone" und "Pan's Labyrinth". Will hier keine Kinder zu bloßen Grusel-Gestalten wie seine asiatischen Kollegen aus "Dark Water" oder "The Grudge" machen. Und ist damit folglich auch kein Horror-Schocker derselben Sorte. Das Grauen wird hier nicht (so oft) durch abstruse Bilder von entstellten Opfern verdeutlicht. Es schleicht sich viel mehr heran und wird unter einer süßlichen Kunst-Idylle zum Brodeln gebracht. Deshalb wäre es falsch, "Hansel & Gretel" als Horror-Film zu empfehlen. Wenn, dann nur mit dem Anhang Drama. Eine Bezeichnung, die nicht jeden verlocken kann. Ist auch überhaupt nichts verwerfliches dran. Wer für derartige Stoffe aber was übrig hat, wird mit einem sehr empfehlenswerten Strudel belohnt, wie er so filmisch nur noch selten zustande gebracht wird.
"Lemmy should be a verb!" - Right, Lars Ulrich.
Ein Film über den einzig wahren Lemmy - den Mann, der Rock 'N' Roll wie kein anderer verkörpert. Wie heißt es so schön? 49% Motherfucker, 51% Son Of A Bitch!!! "Lemmy", das ist mehr als ein filmisches Denkmal for the Man. Es ist ein beeindruckendes Schaulaufen der Größen, die sich hier oft wie jugendliche Fanboys über das wandelnde Phänomen Kilmister äußern dürfen. Greg Olliver und Wes Orshoski haben sie alle bekommen für ihre Doku: Slash, Metallica plus Jason Newstead, Ian Scott von Anthrax, Ozzy, Alice Cooper, Dave Grohl, Henry Rollins, Joan Jett, Steve Vai, Dave Navarro, Billy Bob Thornton, Dee Snider, Nikki Sixx, Mick Jones von The Clash, Jarvis Cocker, Ice-T, Mike Inez, Fast Eddie Clarke und und und ...
Was für eine Wundertüte an Gast-Stars, das setzt neue Maßstäbe. Und ist dennoch kein schwaches Speichellecken. Eher eine Erleuchtungs-Hilfe zum Rock und für alles Aufrichtige, wofür er stehen sollte. Wer noch kein Motörhead-Fan ist, wird es nach Genuss des Films garantiert sein. Es ist eine wahre Freude, Lemmy dabei zuzuschauen, wie er einfach nur er selbst ist. In seinem vollgepackten Appartement, das ein Museum werden sollte. Wie er tourt und die Welt mit seiner Musik ein bisschen besser macht. Wie er den Bass von einem braven Tieftöner-Begleitinstrument zum coolsten überhaupt macht, wie er als Gast-Star neben David Duchovny Serien wie "Californication" veredelt, Whiskey wie andere Wasser säuft, Zigarette nach Zigarette vernichtet, Bands wie The Darkness als F***en brandmarkt. Oder wie er dabei nur ein einfacher, ruhiger Typ geblieben ist. Ein lustiges Gemüt, das gern einarmige Banditen bearbeitet und einfach nur seinem Lieblings-Schuppen abhängt. Wie der Rocker Lemmy auch ein liebender und stolzer Vater ist, der sehr ernst übers Leben sinnieren kann. Viel krassen Mist hat's da auch gegeben. Nie begeht "Lemmy" dabei den Fehler, allzu rührselig zu werden oder seinem Haupt-Darsteller jetzt was heraus kitzeln zu wollen. Wenn Herr Kilmister über Drogen spricht, klingen da heftige Schicksalsschläge an und doch ist der Typ kein Vorzeige-Beispiel für einen gesetzten, cleanen Lifestyle. Der Film portraitiert und ergründet den Warzen-Gott und liefert nebenbei ein schickes Biopic ab, denn Weggefährten des Mannes, der auch mal nur Ian Kilmister war und bei den Rockin' Vickers, Hawkwind spielte oder Roadie für Hendrix war, kommen auch zu Wort. Ich muss jedoch herausstellen, nur die deutsche Fassung gesehen zu haben. Da fehlen, je nach Aussage, zehn bis fünfzehn Minuten mit Panzerfahrt und Kriegs-Devotionalien. Der gute Lemmy sammelt nämlich viel von dem Scheiß und das heißt auch viele Hakenkreuze, SS-Abzeichen und so weiter. Wird hierzulande nicht gern gesehen, deshalb klang das bei meiner Schnitt-Fassung nur durch. Kacke, das stimmt. Macht aber nichts, geht ja schließlich um Lemmy. Und die volle Ladung Lemmy bekommt man auch so geboten. Als Doku und Denkmal eine längst überfällige Würdigung, die prima unterhält und auch den ein oder anderen tiefgründigen Moment bereithält. Wer jetzt nach einem besseren Film über Lemmy schreit, der soll ihn gefälligst selber drehen. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss unbedingt Ace Of Spades reinlegen.
Willkommen zum ultimativen Gummi-Horror - der erste Killer-Reifen-Film überhaupt rollt über uns hinweg ... Du meine Güte, da denke ich erst, "Rubber" wird vielleicht der nächste durchgeknallte Geheimtipp für Fans des Absurden, Irrealen, des Kinos außerhalb der Radspur. Und dann zieht Regisseur Quentin Dupieux alias Mr. Oizo diesen Klotz von einem Meta-Ebenen-Schlocker auf. Und gibt einen Scheiß auf Erwartungs-Haltung oder Seh-Gewohnheiten ...
"So, ihr audio-visuell verzogenen kleinen Pisser. Dann schnallt euch mal an. He he."
Brechen wir doch gleich die vierte Wand und lassen den Lieutenant zum Publikum sprechen. Irgendwas über reine Willkür als filmisches Stilmittel, während ein Fatzke mit Brille Ferngläser an eine Gruppe Zuschauer verteilt. Die wiederum sollen das baldige Geschehen ihrerseits als Vorstellung verfolgen. WTF, OMG, was soll das denn? Und es passiert erstmal nichts? Na gut, dann erhebt sich der Reifen, was wiederum vom "Film-Publikum" kommentiert wird, denn "Rubber" startet ziemlich wortlos. Okay, ihr denkt, da spoilert mikkean typisch drauflos. Aber seid gewarnt, dieser Film definiert Adjektive wie durchgedreht, beknackt, drogen-induziert und wahrscheinlich auch beschissen, mit Inbrunst neu. Das Tempo wird voll gedrosselt, während der Glotzer-Trupp los plappert und der eigentliche Star des Films, der Reifen, aus dem Dreck aufersteht und los rollt. Bis er schließlich doch was zum Platzen bringt. Und es wird nicht bei Kaninchen bleiben ...
Sogar eine Lovestory kommt ins Spiel, denn unser Reifen folgt fasziniert einer Mieze hinterher, die an ihm vorbeifährt. Irgendwann wird's zu einem halben Splatter-Streifen. Klar, dass irgendwann die Polizei aufkreuzt und dem Serienmörder-Reifen nachstellt ...
Mal ehrlich, bis bei "Rubber" wirklich was passiert, fordert er vvvviiiiieeeeeeeeeeelllllll Geduld und guten Willen. Aber gerade dieser Umstand macht ihn auch so faszinierend. Was hier aus einer oder mehrerer Brainstormings herausgekommen ist, übersteigt das Standard-Pensum an Konvention. Für Bilder und Musik hat Dupieux auch ein Händchen, was "Rubber" schon zu mehr als dem üblichen Trash macht. Der bezieht ja seinen Charme gerade aus dem Umstand, dass wenig Talent und Budget eben schrecklich komische Filme entstehen lässt. Bei "Rubber" hingegen unterstelle ich mal "vorsätzlichen Gesetzesbruch" ;-) Rein ironisch natürlich. Ist ja auch mal was, statt endlosem Tabubruch/Schock-Momenten tolldreiste Wirrwarr-Story und Reifen-Shit. Natürlich, im Grunde hätte ein Kurzfilm gereicht. Hätten bestimmte Elemente ruhig im Papierkorb landen können. Andererseits, würde "Rubber" ansonsten auch derart unsere Gemüter bombardieren können? So überladen, doch simpel gestrickt, so unglaublich langsam und doch völlig meschugge? Und hätte man dann auch so jemanden wie Wings Hauser endlich mal wieder eine vernünftige, überraschende Rolle bieten können?
Kann ich mir schwer vorstellen. Ist andererseits auch völlig okay, "Rubber" Scheiße zu finden. Es gibt echt zu viele Faktoren, die das rechtfertigen. Ich sag deshalb: Wirrer und doch ganz und gar einzigartiger Film, der manche begeistert und amüsieren kann. Wenn nicht, auch egal.
Von den Grauen vergangener Tagen ... kann man auch heute noch verblüfft werden. Beinahe 30 Jahre musste "Ein Kind Zu Töten" im Exil verbringen. Der allmächtige Index bemächtigte sich dieses kleinen Juwels von Narciso Ibáñez Serrador und das erscheint mit dem heutigen zeitlichen Abstand wiederum völlig abstrus. Zumindest extrem überzogen, denn Serrador gelang hier ein ziemlich einmaliges, filmisches Experiment. "Ein Kind Zu Töten" ist nicht wie jeder andere (spanische) Horrorfilm der Spät-Siebziger. Erzählt wird die Geschichte des englischen Touri-Pärchens Tom und Evelyn, die es auf eine kleine abgeschiedene Insel vor der spanischen Küste verschlägt. Im vermeintlich lärm- und trubelfreien Idyll ist es jedoch schon von Anfang an viel zu ruhig. Ein paar Kinder hier und da, aber keine Spur von ihren älteren Mitbürgern. Der Groschen fällt natürlich irgendwann, auf gar schreckliche Art und Weise. Sämtliche Erwachsene wurden von den Kindern ermordet, in einem schauerlichen Wahnsinn zwischen Blutdurst und Spieltrieb haben sie sich zusammengerottet. Und auch natürlich sind sie nun hinter Tom und Evelyn her ...
Mann, was für ein interessanter Streifen, da erscheint das Verbot von damals wie ein schlimmes Verbrechen. "Ein Kind Zu Töten" ist mitnichten ein billig gemachtes, reißerisches und überzogenes Skandal-Filmchen, das mit großer Tagline und angedrohtem Moral-Verstoß zwangsläufig enttäuscht, verstört oder anekelt. Tatsächlich steckt sehr viel Sorgfalt in seiner Umsetzung. Bevor es überhaupt losgeht, zieht der Film einen größeren Rahmen, indem ein Überblick über die grauenhaften Kriege des zwanzigsten Jahrhunderts und dem jeweiligen Leid von Kindern geboten wird. Und auch danach steigt Narciso Ibáñez Serrador nicht effekthascherisch ein. Seine Gangart ist geradezu kontrolliert, fängt die beängstigende Stille und Leere der Ortschaft ein. Nur um dann mit dem ersten Kind gleich zu schocken, dass eine Gewalttat unter lautem Lachen begeht. Und je mehr sich die Lage für das Protagonisten-Pärchen zuspitzt, je mehr grauenhafte Spuren des blutigen Wahnsinns sie finden, desto mehr wächst auch der moralische Konflikt. Darf man ein Kind töten, weil es vermeintlich gestört oder aggressiv handelt? Ein Glück, dass Serrador diesen Aspekt so lange es geht aufzieht. Eben weil seine Kinder-Schar sehr ambivalent auftritt und keineswegs wie eine verkorkst dreinschauende Truppe kleiner Psychos herum marschiert. Da wird mal bedrohlich kühl geguckt, dann wieder kichernd und schallend laut gelacht. Bei einer Sequenz zeigen die Kleinen sogar spielerischen Eifer: Eine Tür aufzubrechen wird da wie in einem Sport-Parkur gemeistert. Zusammen anpacken, alles absuchen, Räuberleiter bilden. Gerade weil die Kinder einige Facetten an den Tag legen, erscheinen sie umso bedrohlicher. Und überzeugender als sagen wir, der untote Tross von "Die Nacht Der Reitenden Leichen Teil 10." Sie sind eine nur konsequente Weiter-Entwicklung der Artverwandten aus "Das Dorf Der Verdammten." Vielleicht auch wirkt es aber deswegen so gut, weil der Survival-Kampf unseres Pärchens im Gegenzug angemessen reduziert ist. Wenige Locations gut ausgenutzt, als blind durch das Städtchen zu hetzen. Minimalismus at its best, auch beim Einsatz der tatsächlichen Gewalt. Ja, "Ein Kind Zu Töten" ist in gewisser Weise der Film, der "Kinder Des Zorns" gerne gewesen wäre. Eine schockierende, aber nicht maßlos ausgeschlachtete Vision eines Kinder-Mini-Staats, in dem die Erwachsenen zum Freiwild erklärt wurden. Da haut es einen, gemessen am Alter des Films, schließlich noch heftig um, wenn unsere Gehetzten eben doch noch dem Titel gerecht werden müssen, um zu überleben. Ein wahrhaft interessanter, vielschichtiger und kompetent gemachter Genre-Vorstoß, an dem sich ruhig alle böse blickenden Satansbraten der späteren Jahre messen lassen sollten.
Yeah, Liam Nesson spielt Karneval und zieht sich das Rächer-Cape von Charles Bronson über. Ein ehemaliger "Profi", geschieden und sein Kind über alles liebend, hetzt nach Paris. Denn da haben ruchlose Bad Guys seine Tochter verschleppt. Wow, so knapp kann "96 Hours" alias "Taken" zusammengefasst werden. Ich sollte aber noch den zweiten Teil der Story erwähnen: In der Stadt der Liebe räumt der Profi unter schmierigen Anzug-Trägern, Menschen-Händlern, Drogendealern und Zuhältern auf. Es werden keine Gefangenen gemacht. Die Knochen dürfen splittern, die Bastarde zu Tode geröstet, aufgeschlitzt, abgeknallt oder über den Haufen gefahren werden. All in the name of Love und im Zeichen gnadenlos einfältiger Feindbilder. Vom verachtenswerten Grinsemännel mit Geld, albanischen Mafia-Gangstern und zuletzt dem nach Jungfrauen lüsternen, verfetteten Scheich - eine Parade der simplen Malen-nach-Zahlen-Bösewichte. Kein Wunder, hat ja auch Luc Besson mitgeschrieben und produziert. So fällt der Film ganz im Sinne seiner bekannten Action-Reißer aus: Gut choreografiert und fotografiert, ernste Themen vorgeschoben und dann gnadenlos die Krawall-Schraube hochgedreht. Jetzt sollte man Besson oder Mann im Regie-Stuhl, Pierre Morel, nichts vorwerfen, was Hollywood schon vor Jahren eingeführt hat. Und die Menschenhandel-Thematik ist leider eine sehr reale, schockierende Gewissheit, die jedoch eher blauäugig aufgegriffen wurde und dann noch, natürlich, mit einem Happy End versehen wurde. Könnte das Publikum ja schockieren oder überfordern, wenn unser Liam am Ende nicht sein Versprechen einlösen kann. Immerhin muss ich gestehen, dass Nesson als eine durchaus gute Figur als Action-Held macht. Hätte ich vom Mann, der sowohl Schindler als auch den Darkman so wunderbar greifbar verkörperte, nicht anders erwartet. Großer Pluspunkt, er muss sich nicht auf Gebieten zum Affen machen, die ihm körperlich nicht liegen würden. Wo ich hingegen eher enttäuscht wurde von der restlichen Besetzungs-Gesinnung. Famke Janssen als nur heulende Ex-Frau zu verpflichten, ist schon schändlich. Wo liegt denn da die Herausforderung? Und die bösen Jungs sind entweder hübsche Köder oder hässliche Gestalten, von denen man nicht mal auf der Straße angesprochen werden will. Da erscheint es uns schon als Erleichterung, wenn die endlich das Zeitliche segnen. Tja, so hat Luc Besson den Amis wohl wieder mal erfolgreich Coca Cola verkauft. Und man kann ihm deswegen nicht mal rügen, so läuft das Geschäft halt. Kurzum, als Reißer überzeugt "96 Hours" handwerklich - er wirkt wie eine komprimierte "24"-Staffel, die Kiefer Sutherland hätte drehen sollen. Mit der einfachen Hau-Drauf-Taktik so eine ernste Thematik abzuhandeln, hinterlässt schon einen komischen Nachgeschmack. Am besten Verstand und Gewissen ausschalten, dann macht es durchaus Laune.
"Cut, cut, cut, CUT verflucht noch mal!!!" - So stelle ich mir die Reaktion in den Räumen der Sende-Anstalt vor, die "My Bloody Valentine - ehemals 3D" für die Ausstrahlung zurecht stutze. Macht nichts, von eigentlich sämtlichen blutigen Einlagen drainiert, vom lächerlichen Dritten-Dimensions-Optik-Schmu befreit, offenbart sich die wahren Qualitäten des Films. Öde Handlung, platte Figuren mit schrecklichen belanglosen Hintergründen und Geschichten, dämliche Twists, es war nur einer, bereits meilenweit am stinkigen Geruch erkennbar. Und nichtmal als Neuverfilmung/Modernisierung eines bereits reichlich schwachen Slashers vermag der blutige Valentinstag irgendetwas zu reißen. Das kleine Einmaleins des Horrors wird geradezu lächerlich abgehandelt, passend zur Besetzung mit TV-Gesichtern wie Kerr Smith (aus "Dawson's Creek", aber reichlich unsympathisch) oder Jensen "Supernatural" Ackles (schalt ich jetzt erst recht nicht ein!). Besonders Ackles überzeugt rein gar nicht im Versuch, psychisch geplagten Größen wie Anthony Perkins schauspielerisch nachzueifern. Und wo wir grade vom Fernsehen sprechen, "My Bloody Valentine" wirkt von Anfang bis Ende wie ein mittelprächtiges TV-Filmchen, was ja bekanntlich jeden Horror-Effekt im Keim ersticken kann. Es ist schon schändlich, dass sich hier ausgerechnet der kultige Tom Atkins die Zeit vertreiben musste, er hat doch so viele legendäre Auftritte absolviert. ... Und bevor ich es vergesse: Die fehlenden Gore-Einlagen habe ich mittlerweile auch noch studiert. Keine Überraschungen, viel übertriebener Schwachsinn. Wie immer, Blut um des Blutes willen, egal, ob hier Kleinwüchsige geröstet werden, Blondinen von der Kauleiste abwärts den Körper verlieren. Es ist und bleibt eine Parade sich aus dem Leben verabschiedender Allerwelts-Gesichter. Selbst als Quickie-Gemetzel für den leeren Magen eine reichlich fade Kost. So wie es sich auch mit echten Valentinstag-Grußkarten verhält. Manche davon sind nur ärgerliche Massen-Produkte, die nur auf der Oberfläche Herzchen schmücken. Höchste Zeit, sich wieder auf die wahren Tugenden des Ganzen zu besinnen.
Holterdipolter, Swooosshhh, Kawumm und wow!!! Da sind wir wieder, grade noch rausgerissen aus dem Silvester/Neujahrs-Wurmloch, das alle Logik, Ordnung, Langeweile, Trübsinnigkeit, Arbeitseifer, Verpflichtungen und Altjahres-Stress absorbiert und in den Wahnsinns-Mixer schmeißt. Was passiert ist, keine Ahnung - war halt "Hangover 2"! Ob nun Tänzerinnen mit Extra-Behang, Dealer-Äffchen, Gangster-Stress, unfreiwillige Gesichts-Verzierungen, böse Russen, stockschwingende Mönche, grimmige Schwieger-Väter, nervige Cops und und und - Ich wage es gar nicht auszusprechen, aber dieser Film übertrumpft seinen Vorgänger. Jedenfalls bringt er doch glatt tote Säue zum Platzen, sprichwörtlich. Todd Phillips muss rein gar nichts am Konzept oder dem Erfolgs-Rezept ändern, dennoch ist's etwas mehr als ein Quasi-Remake. Diesmal will ausgerechnet Ed Helms alias der ruhige und kontrollierte Stu heiraten. Und das in Thailand. Klar, dass es da keinen einfachen Junggesellen-Abschied geben wird. Man kann beim Vorlauf eigentlich schon den Countdown zum Chaos mitzählen, dann kommt das bereits erprobte Auf-Und-Ab. Mal ist's etwas ruhiger, Bäng!!!, Riesen-Gag, dann wieder Ruhe und Bäng!!!, eine echte Chaos-Sequenz. Okay, "Hangover 2" erfindet nicht das Rad neu, ist kein Über-Beispiel auf dem Sektor der Fortsetzungen. Macht aber verdammt viel Spass und weiß mit vielen überdrehten Einfällen zu begeistern. Dazu zähle ich vor allem die Entscheidung, Ken Jeong als Mr. Chow einen großen Part zu spendieren. Er war sowieso das heimliche Highlight des Erstlings und fordert vom restlichen Team Bradley Cooper oder Zach Galifianakis einiges an Elan ab. Zusätzlich erobert Äffchen Crystal glatt unsere Herzen , denn das kleine Geschöpf ist einfach putzig und macht Rauchen auf der Leinwand plötzlich wieder cool. Aber reden wir doch vom wesentlichen, der Film ist wirklich nicht schlecht. Zwar immer noch unbarmherzig beknackt, wild durchgeschüttelt und, Ehrensache, sinn- und logikfrei - dafür aber gut gemacht. Macht sich vor allem beim Timing deutlich, da überraschen mehr Gags durch ihre teils unmöglichen Einfälle und das belebt "Hangover 2" mehr noch als den Vorgänger. Und, es gibt zwei, drei tolle Besetzungs-Einfälle wie den Cameo von Nick Cassavtes und Paul Giamatti, der sich seines Auftritts in diesem Film keineswegs zu schämen braucht. Für eine wahnwitzige Wahnsinns-Komödie ein sehr unterhaltsames Spektakel, dass jede abgewrackte Party aufpeppen kann. Und jeden langweiligen Abend sowieso. Auf einen dritten Teil würde ich zur Not aber auch etwas länger warten, wir wollen es ja nicht ausreizen.
"Leichen, frische Leichen!!! Top-Qualität, alle nahezu natürlich verstorben!!! Keine Fragen von der Polizei zu befürchten! Leichen, frische Leichen. Schneiden Sie sie auf, machen Sie Ihren Medizin-Studenten eine Freude. Ob Fuss-Exponate, Köpfe oder Hände. Wir haben weiße, schwarze, kleine und große, alt und jung!!!"
Was für eine Überraschung, John Landis bereitet uns nach allzu vielen Jahren der Abstinenz einen leckren Leichenschmaus. Schön schwarzhumorig, top besetzt und garantiert unamerikanisch. Wäre ja auch noch schöner, wenn das heutige Hollywood aus zwei der legendärsten und verschriensten Leichen-Händlern der Geschichte zwei dumme Sunny-Boys machen würde. Dieses Privileg sollte ja dem britischen Kino vorbehalten sein und so darf sich Landis als Gast in der alten Welt austoben. "Burke And Hare" wandelt auf den Spuren solcher Klassiker wie "Ruhe Sanft GmbH" und zeigt uns Simon Pegg und Andy Serkis als glücklose Kumpane und Gelegenheits-Gauner. Keine Geschäfts-Idee will so richtig fruchten, doch da ereilt einen Pensions-Gast von Hare's Frau einem Gottes Geschenk gleich der frühe Tod. Und da die Story uns in die Universitäts-Stadt Edinburgh entführt, wo gleich zwei große anatomische Akademie um frische Kadaver wetteifern, bietet sich plötzlich die Chance überhaupt. Bar auf die Hand für frisch erhaltene Objekte, da hilft man auch ziemlich schnell selbst nach. Oder versucht es auch mal weniger glücklich. Das klingt schon viel versprechen, richtig? Ist auch verdammt komisch und nicht nur Landis bester (und erster) Film seit Jahren. "Burke And Hare" macht Stinker wie "Beverly Hills Cop III" oder "Blues Brothers 2000" fast vergessen. Zumindest erweist dieser Stoff den unnachahmlichen Qualitäten des Filme-Machers alle Ehre. Da wird der makabre Handel und die Beschaffung von Ware verblichener Art zur schön schrägen Komödie, obwohl die echten Burke und Hare wohl wenig zu solchen Sympathie-Trägern getaugt hätten. In diesem Falle kommen "die Teile der Geschichte, die erfunden sind" (siehe Vorspann) eben jener trefflich zur Hilfe. Denn wie sollte es anders sein, Simon Pegg alias William Burke handelt schon bald nicht mehr aus Eigennutz. Er verliebt sich unsterblich in die wunderschöne und talentierte Isla Fischer, äh, Ginny. Die war mal im physischen Rollenspiel tätig, träumt aber von einer Theater-Karriere. Gott, wie romantisch. Da wird einem doch warm um den grabkalten Herz-Muskel. Ganz nebenbei ist "Burke And Hare" auch der wunderbar genussvolle Machtkampf um zwei hypokratische Gockel, die so treffend von Tom Wilkinson und Tim Curry portraitiert werden. Ist sowieso nicht nur unglaublich gut geschrieben, sondern auch besetzt und gespielt. Wie nicht anders zu erwarten, hat Landis auch ein paar Cameos zu bieten. Da macht Sir Christopher Lee eigentlich nur den tollen Anfang. Und hab ich schon erwähnt, dass das Helden-Gespann Pegg/Serkis grandios ko-agiert. Eine Freude ihnen zuzuschauen. Ja, Hollywood hat John Landis vielleicht abgeschrieben, der Film an sich hat ihn nicht vergessen. Ist auch besser so, denn "Burke And Hare" wird auf diesem Wege zu mehr als einer schwarz-humorigen kleinen Makaber-Geschichts-Stunde in Sachen Medizin. Das hier ist eine gelungene romantische Komödie / ein Schauer-Comedy-Gesellenstück, das oder die man so wohl nicht mehr von Landis erwartet hätte. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass es kleinere Tempo-Makel zu verkraften gibt, dass es ein bisschen was Vorhersehbares gibt - so what? Die Gags sind allesamt klasse und da bleibt der Film durchweg auf hohem Niveau. Auch für Nicht-Briten oder Schotten ein gruselig lustiges Vergnügen. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss den Spaten schwingen gehen. Bin da auf eine lukrative Geschäftsidee gekommen ...
Alles muss ein Ende haben, Harry Potter erlebt es sogar als Double Feature. Zehn Jahre nach den anfänglich noch eher knuffigen Hogwarts-Zauberspektakeln kämpft die Garde um Potter im Teenie-Alter nun endgültig und für alle Zeit gegen Lord Voldemort. Wird ja auch höchste Zeit, denn nie stand es finsterer um unseren Helden. Ohne Umwege und nervige Flashbacks knüpft Regisseur David Yates an die Ereignisse der ersten Hälfte an. Und tatsächlich erweist sich die Entscheidung, ein Buch zu splitten, als absolut richtig. Erzähl technisch gesehen war "Harry Potter 7: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1" die ideale, da auch tempomäßig ruhige, Vorbereitung für das epische Schlachten-Getümmel, in das sich Teil 2 fantastisch bildgewaltig und epochal stürzt. Ist ganz ehrlich, ein ziemlich fettes Spektakel, bei dem für Kindereien kein Platz mehr ist. Als Zuschauer ist man gerade deswegen ja auch mit den Helden mitgealtert. Worauf man sich zum grande finale einstellen sollte? Ein direktes Anknüpfen an die Horcruxe-Suche und eben ein groß aufgezogener Kampf, der uns dahin führt, wo alles ja mal angefangen hat. Von einigen bekannten und lieb gewonnenen Mitstreitern müssen wir uns ebenfalls verabschieden, da bleibt das Feeling der späteren Jahre konsequent. Aber keine Panik, niemand wird verschlissen, dafür wird gesorgt. Und wenn Alan Rickman in seiner bravurösen Verkörperung von Severus Snape die ganze Bandbreite und Geschichte dieser Rolle offenbart, schließt sich auch auf gelungenem Wege der Kreis zu sämtlichen Ereignissen zu und vor Beginn der Harry Potter-Reihe. Welch törichte Schmach, jetzt nach Schwach-Stellen suchen zu wollen. Ob vor oder hinter der Kamera hat jede/r Beteiligte nur das Beste gegeben und ich steh dazu, auch ohne bisher eine von J. K. Rowling beschriebene Seite gelesen zu haben: Die Potter-Filme sind mit das beste, was im Genre produziert wurde. Und auch ein, vom Hype und den Milliarden-Gewinnen abgesehen, Groß-Ereignis, in dem viel Herzblut steckt. Denn, wie viele weitere Kinder-/Teenie-Fantasy-Märchen mussten wir in den letzten Jahren erdulden? Nichts gegen die bestimmt ganz tollen Vorlagen dieser filmischen Missetaten. Beim Umgang mit dem Harry Potter-Stoff wurde ja durchgängig vorsorglich und adäquat bei der Umsetzung umgegangen. Da sollte es nicht verwundern, dass eben das Finale den Spagat zwischen Multiplex-Bombast und Fantasy-Mär produktionstechnisch spielerisch und charakterbetont einfühlsam und auch ergreifend meistert. Die Krone hat sich Herr Potter redlich verdient, bin mal gespannt, ob es im kommenden Jahrzehnt überhaupt jemand schafft, da qualitativ heranzukommen. In diesem Sinne, lang lebe Hogwarts. Schön war die Zeit mit euch, wir sehen uns zum ersten jährlichen Film-Marathon wieder.
Wow, die Welt der Zukunft ist vielleicht ein Scheiß-Haufen. Gigantische Mall-Komplexe und ein Meer aus Wolkenkratzern finden sich ganz den Vorbildern "Metropolis" und "Blade Runner" entsprechend gleich neben verslumten Siedlungen, in denen ja doch ein nicht unerheblicher Bevölkerungs-Anteil Zuflucht sucht. Ist halt nicht alles Brave New World und nach der Grundstimmung lernen wir auch gleich den neusten Auswuchs des zukünftigen Konsum-Wahns kennen: Cyber-Organe. Heute leasen und überleben, morgen abzahlen oder ein Repo Man kommt und holt das Teil wenig zimperlich aus Ihrem Körper. Zugegeben, die Idee ist nicht neu und auch der erste Blick offenbart: Hier hat jemand fleißig bei den Großen des Genres abgeguckt. Und diesen Trend setzt die mal grimmige, mal nur blutig lärmende Dystopie-Mär fleißig fort. Wenn ausgerechnet Jude Law und Forest Whitaker als old buddies dem ruppigen Geschäft nachgehen, ist's mal finster-humorig wie bei "Robocop", wird gehetzt wie bei "Total Recall" oder auch ähnlich lecker am Körper herumgewerkelt. Dann sehen die Karren und andere Spielereien wieder so geleckt aus wie bei neueren Sci-Fi-Ausflügen der Marke "Minority Report" oder "Die Insel". Und noch was hat man hier übernommen, die Dramaturgie ist nicht ganz ausgeglichen. Da kann man noch so viel auf Herz und Nieren prüfen, ein Repo Man entdeckt sein Gewissen, nachdem er sein Herz sprichwörtlich eingebüsst hat. Kaum haut es den von Frau und Kind verstoßenen Jude Law aus den Latsche, da dreht sich seine Weltsicht. Wenn man selber so ein Cyber-Herz in sich trägt, schneidet es sich halt weniger leicht bei anderen. Schließlich bleiben ihm und seiner neuen Gefährtin, Alice Braga als abgewrackte Sängerin und halbes Ersatz-Teillager, nichts weiter übrig, als dem ehemaligen Arbeitgeber das Geschäft zu vermiesen. Seien wir ehrlich, "Repo Men" offeriert eine gute Grund-Idee, die jedoch ziemlich durchgeschüttelt wird. Einmal setzt man uns ein etwas unförmiges Drama vor, dann wird's zur Gesellschafts- und Konsum-Kritik und schließlich geht alles im Action-Gewitter blutig baden. Das wird oft durch die CGI-Blutmassen geschmälert, ist also genau so unecht wie der Großteil des Settings, zitiert dann aber auch recht launig die grandiose "Tunnelschlacht" aus "Oldboy". Launig ist auch ein gutes Wort für die Haupt-Darsteller, denn obwohl Law, Whitaker und auch Liev Schreiber es allesamt besser können, lässt erst ihr Einsatz diesen halbgaren Brei zum guilty pleasure werden. Eines, bei dem man doch dranbleibt und irgendwann feststellt, dass das ganze Geld hier doch recht ansehnlich angelegt wurde. Nur beim augenscheinlich von "Brazil" abgeschauten Schluss überwiegt ein fader Bei-Geschmack, zumindest bei ausgemachten Cineasten und Sci-Fi-Fans. Aber na ja, die Welt oder das Genre verändern wollte "Repo Men" wohl sowieso nie. Den Mambo können wir ruhig einmal tanzen, das macht durchaus sogar Spass. Für eine clevere Reflexion der Idee vom fiesen Organhandel lassen wir vielleicht anderen den Fortritt.
Puh, ich hatte schon eine Wette angenommen, diesen Kommentar nicht mehr 2011 reinstellen zu können. Dieses Jahr sollte aber nicht ohne ein echtes Highlight enden. Wir sprechen hier ja von einer der am längsten erwarteten Comic-Adaptionen (inklusive vieler, teils charmanter, teils unbeholfener Vorgänger-Versuche) und dem besten 3D-Film seit "Avatar" - ja , das sage ich jetzt laut. Vergesst den missratenen Rest. Sorry, lieber "Thor", du machst aber auch flach richtig viel Spass. Wo waren wir gerade? Ach ja, bei den Abenteuern von Tim und Struppi. Wer Comics liebt, wird schon über das dynamischte Duo seit Batman und Robin gestolpert sein. Und nun, nach Jahren der Versprechen, holen sie Jackson und Spielberg auf die Leinwand. Klar, dass hier schon die Erwartung der Superlative mitschwingt, der Gedanke an einen echten Knaller, der die Messlatte für alle Nachfolgenden höher schraubt. Machen wir uns nichts vor, "Die Abenteuer von Tim und Struppi" ist das nicht ganz geworden. Aber wenigstens einer dieser Filme, für die man noch ungestraft das Wörtchen Event verwenden kann. Weil eben alles daran stimmt, weil er immensen Spass macht und dabei einfach klasse ausschaut, mit kleineren Abstrichen. Zu schade, dass wir jede Saison durch immer mehr Müllfelder waten müssen, bevor so ein (kleines oder großes) Leuchtfeuer daherkommt. Wenn der Mainstream doch nur öfters so schön wäre. Denn bei der Suche nach dem teils mörderischen Rätsel des Einhorn-Modell darf sich Tim rühmen, hier als Franchise nicht versaut zu werden. Man denke nur an den durch drei mehr als nur fragwürdige Mega-Blockbuster besudelten Blick auf eine Transformer-Actionfigur! Brrh. Dem beugt das Team Jackson/Spielberg schon dadurch vor, dass sie viel von dem reinnehmen, was mich an der Lektüre eines Tim und Struppi-Abenteuers so erfreut. Und ich bin auch nicht der Über-Fan, was vielleicht auch zu einem gesünderen Verständnis für die Gangart des Streifens führt. Denn der Weg vom ersten Anhaltspunkt, zum erstem Mord, dem Beginn des Abenteuers auf einem Frachtschiff bis nach Afrika und wieder zurück nach Europa ist durchaus schnell, vermengt die Comic-Vorlage und setzt auch auf einige großangelegte Action-Sequenzen. Aber was soll's? Ging "Jäger Des Verlorenen Schatzes" nicht auch in eine ähnliche Richtung? Der Indy-Zauber wirkt ja auch heute noch und bringt ebenso konsequent Unterhaltung und Bombast zusammen. Und ja, hier brilliert Spielberg wie nur wenige es können. Da haben Kinder und Erwachsene gleich viel zu bestaunen und mitzufiebern. Schließlich springen wir hier von Kontinent zu Kontinent, von Taschendieben zu finsteren Ober-Fieslingen und selbst einmal quer durch die Zeit, von Generation zu Generation. Und wann hat ein Real(?)film es schon mal an sich, dass man über die tolle Performance von Jamie Bell, Andy Serkis, Nick Frost, Simon Pegg oder Daniel Craig schwärmen kann - ohne auch nur eines ihrer Gesichter vor Augen gehabt zu haben? Denn bei diesem Comic-Film sehen die Figuren einfach nur wie leibhaftige, plastische Figuren aus. Und das ist immerhin eine reife Leistung, die sich so manches CGI-Werk zum Vorbild nehmen sollte. Wenn dies der Beginn einer Reihe sein sollte, so bin ich schon jetzt gespannt. Vielleicht bürgen die großen Namen der Macher dafür, dass hier eine ähnliche gute Serie rauskommt wie damals, ein gewisser Archäologie-Professor zum ersten Mal zu Hut und Peitsche griff. Kam schließlich auch jedes Mal ein fettes Bonbon der Unterhaltung raus.
Ein Kurzstrecken-Ticket für die Action-Sackgasse bitte. Wenn schon der Name Tony Scott auf einem "Pelham"-Remake prangt, gilt es, diesen Film bitte mit Vorsicht genießen. Sie stolpern nämlich gleich in ein Loch, das größer ist als der zwischen Bahnsteigkante und Wagentür. Eine Handvoll durchorganisierter Thugs reißt sich einen kompletten U-Bahnzug unter den Nagel und beginnt die Stadt zu erpressen. Millionen gegen die schwindende Unversehrtheit der Passagiere. Und ausgerechnet ein einfacher und keineswegs sorgenfreier Allerwelts-Angestellter sitzt am Mikro und wird zum Quasi-Vermittler zwischen den Geiselnehmern und den Behörden. Klingt ja gar nicht so schlecht, was? Immerhin hat es das Pelham-Szenario schon 1974 zu einem Thriller-Klassiker gebracht, dank des unvergessenen Walter Maltthau. Eine missglückte TV-Modernisierung konnte auch der großartige Vincent D'Onfrio nicht retten. Das Original entstammt natürlich einer gänzlich anderen Zeit und setzte seine Unterhaltungs-Prioritäten noch an Stellen, die man heute gerne gleich nach der Logik aus dem Konzept streicht. Ist ja auch in Ordnung, the times the are a changin, oder so ähnlich. An das Krach-Boom-Bäng haben wir uns ja gewöhnt. Was jedoch auch nicht bedeuten sollte, dass wir uns als Zuschauer die Linse immerfort mit flashigen Lichtern, vielen, sehr vielen Schnitten und einer erzwungenen Über-Dramatik zu kleistern lassen müssen. Und das ist nunmal das Feld, auf dem sich Tony Scott wohl König der Könige nennen darf. Ganz ehrlich, Michael Bay und Co. sind dagegen lediglich verzogene kleine Kinder, die im Action-Sandkasten wüten und gerade ein paar gutgemachte Momente hinkriegen. Herr Scott ließ ja schon in "Top Gun" Kampfjets megageil starten, da haben die Scheißer noch in die Windeln gemacht. Allerdings hat Herr Scott auch nur ein paar wirklich gelungene Filme am Start. Denn oftmals überstrahlen die optischen, hektischen Mätzchen einen guten Stoff bei ihm zu deutlich. Und dieses Dilemma macht auch aus "Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3" nicht mehr als ein wenig überraschendes Fabrikat aus dem Action-Unterhaltungs-Bausatz. Denzel Washington als Mister Normal, mit Abgründen und keiner reinen Weste, aber ganz der besorgte und geliebte Familien-Vater und Mitmensch. Einer, der Knöpfe drückt und dann sehr schnell seine kommunikativen Fähigkeiten auf Geiselnehmer und Überredungskunst umschulen muss. Einer, der am Ende sogar zur Waffe greift/greifen muss? Ja, Menschen in Extrem-Situationen, dass lieben wir und deshalb ist Washington ja auch der Haus-Darsteller für diese Scott-Vehikel. Aber so wie der Ticket-Kauf ist auch diese Charakter-Zeichnung wenig überraschend. Mehr Spannung bringt da schon John Travolta rein. Nicht etwa, weil er wiedermal das Schwein raushängen lassen kann. Nein, eher dadurch, dass er uns einen Blick auf den vermeintlich wahren Zustand seiner Haarpracht erhaschen lässt. Da kann er noch so viel dementieren. Na ja, zugegeben, beide Herrn sehe ich dann doch ganz gerne, wenn Stoff und Umsetzung stimmen. Im Falle der "Pelham" ist beides halt sehr routiniert und da wir auch nicht einer durch-psychologisierten Verhandlung beiwohnen, rasen immer wieder ein Geld-Transport durch die Straßen oder besorgte Blicke und Worte durch den Raum. Wobei es sich leider als wenig hilfreich erweist, dass Tony Scott angespannte Momente zwischen zwei, drei Figuren aufzuziehen versteht, die Lage oder gar die Existenz der Geiseln uns in diesem Zuge aber leidlich wenig interessiert. Bis auf Kanonen-Schwenken und dann ganz böses Abfeuern sind die wahren Opfer der Entführung eher winselnde Kollateral-Schäden. Vielleicht bin ich auch zu abgebrüht, keine Ahnung. Aber das menschliche Dilemma fechtet Scott hier mehr über seinen Protagonisten Washington und seinem Herausforderer Travolta aus. Ist ja kein schlechter Vorsatz, aber dann bitte mit mehr als dem üblichem Telefon-Anruf bei der Ehefrau, dem Versprechen, noch Milch nach Hause mitzubringen. Oder auch dem schnell verpuffenden Moment, indem sich endlich die beiden Kontrahenten gegenüberstehen. So, das war's, der Zug ist abgefahren. Die Luft ist raus, war wahrscheinlich ein Tick zu viel des guten. Denn der Film ist es eigentlich gar nicht wert. Und den nächsten Tony Scott werde ich mir bestimmt auch reinziehen. Keine Ahnung warum. Jeder hat ja so seine Schwächen.
Zum Fest der Liebe ... ach, vergesst das. Was für ein fauliger Braten ist das denn? Der verkorkste Bruder von Santa Claus ruiniert neben seinem Leben auch fast den heiligen Abend. Hätte vielleicht Potenzial, diese doch sehr einfach formulierte Idee. Wird nur von eben so wenig vom eingesetztem hohlen Füll-Material aufgebessert. Die Besetzungs-Liste liest sich noch am besten. Vince Vaughn spielt weniger, bringt den Kotzbrocken von Nichtsnutz damit wohl aber mehr als würdig rüber. Paul Giamatti als Santa, herrje ... tiefer das Talent wohl nicht sinken kann. Beim nächsten Mal wieder, okay? Dann noch Kevin Spacey, den man wohl nur noch in Arschloch-Rollen (wenn er sie dann durchhalten dürfte!!!) aus dem Theater rausholen kann. In Nebenrollen Rachel Weisz, Kathy Bates oder der "Comedian" Jeffrey Dean Morgan - andere Projekten dürften bei solchen Namen wohl die Tränen in die Augen steigen. Bei "Fred Claus" hilft dieses Besetzungs-Gold dagegen gar nicht, denn die Gags sind zu platt, die Handlung auch mit dem großen Rührseligkeits-Twist zum Schluss zu vorhersehbar. Einen Pluspunkt verteile ich höchstens für die anonymen Geschwister, bei denen sich Frank Stallone und Stephen Baldwin mit ansatzweise selbstreferentiellen Gags vorstellen. Aber auch nur andeutungsweise. Tja, hier wollte wohl jemand den nächsten "Bad Santa" hinlegen, der Film macht es jedoch selbst deutlich. Es kann halt nur einen wahren geben. Bestenfalls Futter für die Feiertags-Endlos-Wiederholungs-Maschinerie.
Zum Fest der Liebe setzt es Hiebe: Es schmerzt mir das Herz, es kracht zwar mehr, doch es gut um die Ehr' - So wie dieser Reim ist auch "Lethal Weapon 4" nicht ganz rund. Kam er zu spät, waren die Dreharbeiten zu lustig? Nein, nein, wir reden hier von keiner Katastrophe. Dieser Abschluss ist durchaus würdig fürs Lethal-Erbe und beschenkt Riggs und Murtaugh am Ende auch mit einer großen Wundertüte Familien-Glück. Beim finalen Schnappschuss darf ruhig zum Taschentuch gegriffen werden. Davor heißt es aber, Triaden verkloppen, sich (nicht) zu alt für diesen Scheiß fühlen. Denn ist vorbei, wenn der hyper-agile Jet Li mit seinem unmöglichen Schwanz zur Strecke gebracht wurde. Ja ja, der Spaß steht nun mal an erster Stelle, deshalb kann "Lethal Weapon 4" nicht mehr ganz mit seinen Vorgängern mithalten. Ein wenig "Zu-viel-Gefühl" schleicht sich bei dieser Episode ein. Ob nun die Dual-Schwangerschaften bei Riggs/Murtaugh, inklusive Schwiegersohn undercover, die selbstlose Hilfe für eine chinesische Immigranten-Familie oder das Heckmeck mit den dubiosen bösen Buben aus dem Reich der Mitte. Immerhin wird das Asia-Flair nicht ganz zum Selbstzweck ausgebeutet, dafür sorgt allein der Name Corey Yuen als Choreograf. Ein aber muss sein, es fängt emotional an (und hört auf), dazwischen klimmt der Film dann doch eher von einer groß-angelegten Sequenz zur nächsten. Wäre für einen Streifen billigeren Kalibers ein arger Negativ-Punkt. Für den letzten "Lethal Weapon" bedeutet dass ausnahmsweise einen lächerlichen Kratzer auf der Weste. Drum lasst es knallen und krachen, zum Feste hagelt es viele Action-Sachen. Der toll bebilderte Abspann sorgt schließlich fürs richtige Familien-Feeling. Und darum geht's auch irgendwie bei Weihnachten. Die Alternative zum Last Christmas-Dauer-Marathon. Frohes Fest!!!
Zum Fest der Liebe setzt es Hiebe: Beim dritten Türchen wird's sonst für jede Serie recht trübe. Hier zerfetzt es einem aber die Rübe!!! They did it again, und herzlichen Glückwunsch, das Team schlägt sich bei der großen Drei recht wacker. "Lethal Weapon 3" ist sicherlich eines der wenigen Tri-Quels, das nicht ganz frei von Wackeln, aber doch mehr als nur solide ist. Ob nun Donner, Gibson, Glover, der erblondete (!) Pesci, Joel Silver und der ganze Rest vom Team, allen ist die Freude an diesem Spektakel anzusehen oder zu merken. Da ist es eher nebensächlich, dass der Plot um einen bösen Ex-Cop und seine Waffenschmuggel-Geschäfte nicht so ganz vor Funken übersprüht. Macht alles nichts, immerhin gibt es hier gleich zwei Mega-Explosionen am Stück, viele großartig choreografierte Kollateral-Schäden und mit Rene Russo eine schlagartige Power-Traumfrau auf Augenhöhe. Auch ohne Festtags-Deko und bei prallem Sonnenschein die fette Komplettierung der "Lethal Weapon"-Reihe. Und wahrscheinlich einer der Hit-Filme der Schützen-Vereine. Mehr Staub und Krümel hat wohl nur Rambo hinterlassen. Der hat aber nur einen wirklich fetten Film abgeliefert. Drei zu eins für Riggs und Murtaugh!!!
Zum Fest der Liebe setzt es Hiebe: Hoppla, da flitzen südafrikanische Schweine durch die Stadt, doch Riggs und Murtaugh machen sie alle platt!!! Hoppla, der Beweis ist erbracht, Sequels können das Original doch übertrumpfen. "Brennpunkt L.A." gefällt mir persönlich einen Hauch besser als das Original. Dank noch großartigerer Action-Sequenzen, einem fiesen Diplomaten-Arsch als Bösewicht, den leider nur knapp bemessenen Glücks-Momenten für Riggs durch Patsy Kensit und dem "Okay, Okay, Okay,Okay"-Einstieg des unvergleichlichen Joe Pesci (ja, er kann auch anders!) fegt der zweite Teil alle Erwartungen und Messlatten hinweg. Selbst der Einsatz von "Knocking On Heaven's Door" zum Schluss ist ganz und gar unpeinlich. So gut wird man heute bei Blockbustern selten unterhalten. Es zerbersten Fenster und Aquarien, Abdeck-Planen werden besudelt, Krugerand gehen in Flammen auf und am Hafen-Dock bricht die Hölle los. Und dabei gehört höchstens Gibson's Frisur ins Eighties-Museum. Drum lasst euch dieses Schmankerl untern Tannenbaum legen. Es wird bombig, mit Santa's Segen.
Zum Fest der Liebe setzt es Hiebe: Oh, lieber lieber Weihnachtsmann - Mel Gibson ist heutzutage sehr arm dran. Scheidung, Gezeter und a ganz üble Sprach, drum sehn ich mich
nach ... Der fetten Glanzzeit des Actionskinos!!! Den Inbegriff des Buddy-Movies und ein ganz
fetter Festtags-Braten. Hier kracht es noch gewaltig und dank Superman-Flughelfer Richard Donner hat das Spektakel sogar noch Hirn und richtig Emotion. Mensch Mel, wie du den
selbstmordgefährdeten Draufgänger und Witwer Riggs rüberbringst, was für eine Leistung. Und nicht minder klasse, Danny Glover als Familienvater und Quasi-Pensionär Murtaugh, du warst nie zu alt für diesen Scheiß. Ach ja, worum es eigentlich geht? Zwei ungleiche Cops raufen sich zusammen, um gegen einen Drogendealer-Ring organisierter Ex-Vietnam-Veteranen vorzugehen. Die Sache wird verdammt persönlich und liefert nebenbei Gary Busey die wohl beste Psychopathen-Rolle seiner nicht immer lichten Karriere. Ein paar pulverisierte Straßenzüge und eliminierte Bad Guys später sieht die Leinwand den Beginn einer der bewegendsten Männer-Freundschaften überhaupt. Da wird einem doch warm ums Herz und selbst der ungenießbare Braten von Murtaugh's Frau flutscht nur so runter. Ein guter Start für den etwas anderen Festtags-Marathon und eine gewaltige Erinnerung an eine der besten Action-Reihen. Leise rieselt der Schnee, lautstark fliegt der Scheiß in die Luft!!!
Burn, you motherfuckin' Piece of Shit!!! Burn!!! - Und den Flammen-Werfer weit aufgedreht auf den stereotypen Abschaum New Yorks halten. "Exterminator 2" hält, was der Name verspricht. Die Straßen sind dreckig und unterbelichtet, die Nacht böse und finster, darum lieber zu Hause bleiben. Ansonsten wird man schnell Opfer so durchgeknallter Creeps, die auf Rollschuhen Mädchen entführen, um sie mit Stoff voll zu pumpen, zu missbrauchen und schlimmeres ... Gefährliche aufgedrehte Punks, die greise Kiosk-Besitzer für ein paar Dollar abknallen. Ja, das Szenario könnte schlimmer nicht sein. Diesen Film hätte der Tourismus-Verband damals, Anfang der 1980er Jahre, ruhig als Warnung vor dem New York-Besuch zeigen können. Aber andererseits, die Gerechtigkeit lauert manchmal schon hinter der nächsten Ecke. Wenn Robert Ginty als geplagter und über-engagierter Vietnam-Veteran zur Schweißer-Maske und dem Flammen-Werfer greift. Dabei erscheint er in den eher belanglosen zwischenmenschlichen Momenten wie ein begossener Pudel, aber einer der die Straßen reinigen will. Machen wir uns nichts vor, "Exterminator 2" ist ein kleines, billiges Exploitation-Vergnügen. Sinn und Verstand werden ausgelagert, dafür heißt es rein mit den bösen Fatzken, mit dem noch jungen Mario Van Peebles als Ober-Bösewicht und sogar John Turturro als Statist. Und das naive Finster-Bild der Straße und Unterwelt auf ein paar plakative Sequenzen auswelzen. Die Opfer sind hilflos und müssen Höllenqualen durchleiden, da schmort schon mal ein abgeschossener Helikopter-Pilot in den Flammen. Immerhin könnte man dem Film neben dem Vorsatz des Kopf- und Augen-Schmerz-Zufügen einen leichten Hang zur Selbst-Ironie unterstellen. Im urbanen Krieg läuft Van Peebles als verhinderter "Mad Max"-Bösewicht rum und der Soundtrack ist ein lustiges Gedudel, das häufig nach Commodore 64 klingt. Schon irre, wenn nur die Action-Szenen nicht so schlicht shitty umgesetzt wären und das Drehbuch auf mehr als einem Stück Butterbrot-Papier Platz gefunden hätte. Ach ja, ein Menschenleben ist hier auch nicht viel wert. Sagen wir es mal so, "Exterminator 2" atmet den tumben Duft seines Jahrzehnts. Preiswert und limitiert gemacht, ziemlich reißerisch mit starken Übertretungen in die hirnlose No Go-Zone und einer mehr als fragwürdigen Moral und Gesinnung. Andererseits kann man das auch mal gesehen haben, um es zu glauben. Kann, müssen muss man es nicht.
Wir schreiben das Jahr 1999 ... Wegen des Millenium-Bugs predigen manche den Welt-Untergang in den Straßen, andere verlieren wegen "Star Wars Episode 1" ihren Glauben ans Genre. In die Blockbuster schleicht sich immer mehr digitale Grütze - doch ein Film beweist in dieser Saison, dass das Kino immer noch funktioniert. Ein großartiger Thriller, das Gipfel-Treffen zweier Legenden. "Righteous Kill", das heißt: Al Pacino und Robert De Niro als Partner vereint auf der Leinwand. Vier Jahre nach "Heat" dürfen wir beide als gleichberechtigte Partner erleben. Zwei Cops auf der Fährte eines Serien-Killers, der böse Typen aus dem Weg räumt. Das ist wie für beide gemacht und ein handwerklich packend umgesetztes Spektakel ...................................................................................................................................
Zu dem es so leider doch nicht gekommen ist. Wir springen mehr als zehn Jahre ins Hier und Jetzt und erleben einen kleinen, unaufgeregten B-Film. Was noch eine Dekade vorher zum Event gereicht hätte, sieht sich heute in einer Zwangsjacke. Schlichter Plot, spartanische Ausrichtung und viel zu viel aufgesetztes ... irgendwas. Was auch immer Jon Avnet geritten hat, einen überragenden Beitrag zum Thriller-Genre hat er mit "Righteous Kill" leider nicht abliefern können. Nicht mal De Niro und Pacino, die schon genug Spielfreude aufblitzen lassen, vermögen es rumzureißen. Schließlich müssen sie als alte hard-boiled Säcke noch tough, Sex-aktiv und spöttisch rüberkommen. Was leider ziemlich nervt, denn so kommt weder Spannung ins mörderische Spiel, noch stellt sich überhaupt eine Crime-Story-Atmosphäre ein. Schlimm genug, dass ausgerechnet ein 50 Cent hier als Aushilfs-Gangster von den beiden Großen des Kino hochgenommen werden darf. Blöd, dass De Niro hier eine abgehalfterte Sex-Geschichte mit einer zu jungen Kollegin durchhecheln muss. Und dass sich rein gar nichts am "Wer-kann-nur-überfällige-böse-Jungs-mit-Reimwidmung-killen"-Ratespiel lustvoll konzipiert und letztlich realisiert anfühlt. Gute Thriller erlauben sich kein Gramm Fett zu viel, aber dafür schön verwirrende Schlenker. Ein bisschen mehr Suspense als das doofe Namens-Raten, welches wirklich nur unerfahrenen Zuschauer oder Leuten mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom Überraschung entlocken kann. Oh je, einige Jahre nach "Heat" hätte dieser Film mit mehr Initiative und Esprit sprudeln können. Ein echtes Ereignis, als denn nur der leidlich große Bruder von "Law And Order", was Niveau und Machart angeht.
Das ist wahrlich schade, denn wo De Niro UND Pacino draufsteht, wäre früher eben echt was drin gewesen. Aber diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei. Heul.
Sorry Nora Ephron - was soll das denn? Machen wir uns doch nichts vor, Ihren letzten Volltreffer hatten Sie mit "Schlaflos In Seattle", hoffnungslos romantisch, verkitscht, aber auch wirklich mitreißend. Und seither? Drehen und Schreiben Sie lieber richtigen Murks wie "Verliebt In Eine Hexe" oder "Lucky Numbers" - Filme, für die man einen Waffenschein bräuchte. Oh je und jetzt "Julie Und Julia" - gleich zwei Frauen-Schicksale in einem. Das eine gehört Julia Child, der begeisterten Koch-Mutter der amerikanischen Nation und eigentlich hätte ihr angerissener Werdegang schon für einen Streifen gereicht. Aber nee, weil eine gewisse Julie Powell mit Neurosen, Burnout, verirrter-Generations-Attitüde und was weiß denn ich noch, auf die glorreiche Idee kam, ihre Leben ein Jahr lang nach dem Kochbuch von Frau Child auszurichten und es Blog-wirksam zu zelebrieren, sehen wir nun einen Jeckyll and Hyde-Clon. Zwei Lebenslinien also, eine darf den Tortenboden liefern, die andere wird als Schoko-Creme draufgeschmiert. Da trifft es ganz gut, dass "Julie Und Julia" so rein gar nichts existenzielles serviert, sondern vorrangig schön garniert wurde. Meryl Streep überzeugt als Miss Child am meisten, denn ihr steiniger Weg zur gefeierten Veröffentlichung wird durchaus gewitzt und spielfroh aufbereitet. Wäre da nicht dieses Gegenwarts-Anhängsel. Oh Gott, da scheint Nora Ephron geradezu aufzublühen. Sie lässt Amy Adams da alles durchleben, woran die moderne, starke Frau wachsen kann. Sinn-Krise, Zweifel am Talent - man reiche mir bitte den "Du-Bist-Lisa-Simpson-Zettel", den könnte sie gut gebrauchen. Denn bis zum Happy End muss man viel durchstehen, was leider den Genuss stark schmälert. Ein stark romantisiertes Welt-Bild zum Beispiel, die Hoffnungen und Träume einer Träumerin, mit deren Vision ich mich nur schwer arrangieren kann. Liegt aber auch daran, dass das Nach-Eifern der Koch-Rezepte an sich kein Schöpfungs-Akt ist, sondern eher reines Kopieren. Für mich wäre das nichts, aber auch so ist "Julie Und Julia" ein ansonsten eher zähes Filmchen. Gerade auch, weil wie bereits angemerkt, die Child-Hälfte für ein rundum sorgfältigeres Menü hätte aufbereitet werden können. So wird der Mangel an Fokus, vollständigem Esprit und Koch-Magie mit viel Sahne kaschiert. Aber so ein schön beleuchteter Haufen schmilzt im Schmalz-Licht Hollywoods sehr schnell dahin.
Aus dem Leitfaden "1001 Rezepte fürs blutig-schauderhafte Halloween":
Rezept #1978: "Halloween" á la Carpenter
"I Want My Halloween!!!" - Oh du wunderbare Ode an den Schrecken, du schwarze Liebes-Erklärung an das Grauen, das tief im Herzen der Sicherheit lauert. Du Entzauberer der Vorstadt-Idylle und Sinnbild des Slasher-Films. Wie kann dieses Jahr nur vorbeiziehen und dieser Klassiker, dieses allzeitige Meisterwerk lässt sich nirgendwo im Programm blicken? Da läuft doch was schief, das ist kein vollwertiges Halloween. Schon zu Kindertagen war dieser Film was ganz besonderes, wurde zum Inbegriff der Furcht. Gab dem Schwarzen Mann ein Antlitz, ohne Gesicht wohlgemerkt, und ließ mich immer tiefer unter die Bettdecke kriechen. Auch als Teenie ging dieser Thrill nicht verloren - John Carpenter's "Halloween", das ist es. Der einzig wahre Schocker, makellos in seiner sinistren Schönheit. Das unbekümmerte Kinderfest macht er für immer zunichte, ebenso wohl jedes nachbarschaftliche Gemeinschafts-Gefühl oder die Unbeschwertheit des Babysittens. Ich glaube, erst mit diesem Film und Jamie Lee Curtis großem Spiel/Überlebenskampf wurde der Begriff Scream Queen geboren. Erst mit "Halloween" erkannten die Produzenten, dass man Teenies von unheimlichen Killern jagen lassen kann und dass Leute dafür Geld zahlen wollen, ums zu sehen. Davor gab es schon Prototypen, danach regnete es Blutfontänen, abgetrennte Köpfe oder Leichen - wann aber überzeugte ein Film schonmal dadurch, dass er alles und wieder nichts zeigte. Das hier ist Carpenter's ganz eigenes Pendant zu Hitchcocks legendärer Duschszene, im Filmformat. Hier wird gestochen, gewürgt und doch in ganz schnellen Schnitten ausgespart. Ein Muster-Beispiel filmischer Raffinesse eben. Fürs Horror- oder Slasher-Genre kann die Bedeutung von "Halloween" nicht deutlich genug hervorgehoben werden. Zu jener Zeit war es Leuten wie Carpenter halt wichtiger, eine gute Geschichte zu erzählen. Und was für eine unheimliche, schlimme und nervenzerrende, in der auch schon der Gegenspieler Michael Myers, der große Donald Pleasance als Dr. Loomis stark psychotische Tendenzen aufweist. Nicht nur fürs Genre eine Erdbebengleiche Neu-Definition, auch dem Kürbis-Fest hat "Halloween" seinen Stempel aufgedrückt. Jetzt muss ich nur noch mein Video-Tape finden, dann ist der Abend perfekt.
Aus dem Leitfaden "1001 Rezepte fürs blutig-schauderhafte Halloween":
Rezept #1981: "The Howling" á la Dante
Heute bleibt die Küche kalt, wir gehe in den Werwolf-Wald. Hab ich den Gag schon mal gebracht? Egal - auf den Spirit kommt es an. So wie Werwolf-Horror á la Joe Dante, einem meiner liebsten modernen Schocker des nur vermeintlich brachliegenden Genres. Fast zeitgleich wie Landis "American"-Klassiker entstanden, kann "The Howling" richtig selbstbewusst sein eigenes Revier markieren. Da geht es als Horror-Thriller um den Serien-Killer Eddie los. Dessen Festnageln endet blutig und beschert dem Objekt seiner Begierde, der Fernseh-Journalistin Karen (Dee Wallace Stone - hier für E.T. entdeckt worden) Panik-Attacken und Alpträume. Hilfe verspricht eine Betreuung in der Therapie-Siedlung von Doktor Waggner. Da ist es schön idyllisch und ruhig, wäre da nur nicht das Geheule bei Nacht. Ah, zu dumm, schon fällt ein Wolf oder so ein wilder Hund Karen's Mann an, der bald darauf seinen vegetarischen Prinzipien entsagt und etwas ungestümer wird. Muss ich den großen Knall jetzt schon vorwegnehmen? Warnung: Spoiler-Alarm. Doktor Waggner alias Patrick "Mr. Steed" Macnee hat sein Rudel einst davon überzeugt, sich in Menschen-Gestalt an die neue Zeit anpassen zu können. Aber wie so oft, ist bei einigen der Urtrieb stärker als jede Vernunft. Dafür kackt "The Howling" gepflegt und hintersinnig auf die alten Wolfs-Mythen. Na ja, nicht immer, Silber ist eben doch schon Goldwert. Rob Bottin durfte sich hier ein Jahr vor "The Thing" am Wolfsmenschen austoben und schuf mit wenig Budget immer noch beeindruckende Effekte. Diese Klauen, diese Kiefer, wow. Dazu das spannende Script, dass trotz aller deutlichen Anzeichen die ein oder andere Überraschung parat hält. Außerdem krönt "The Howling" ein Mega-Ende. So eine Art "Network" des Horrorfilms, wo eine unfassbare Live-Schalte von der gleichgültigen Nation nur müde abgetan wird. Oh je, wir sind wohl immer noch in der Spoiler-Zone. Macht nichts, trotzdem immer noch ansehen. Joe Dante gelang hier ein Genre-Hit, der immer noch Bestand hat und mit viel fiesem Hinterwitz den Medien und Verhaltensforschung und deren Irrglauben auf die Pelle rückt. Halt so richtig was bissfestes. Ach ja, dass "The Howling" richtig gut ist, zeigt auch die Endlos-Reihe, die im Fahrwasser des Namens entstand. Ich kenne nur den grottigen zweiten Teil mit Christopher Lee. Am besten von allem die Hände lassen. Zu Halloween nur vom besten naschen.
Aus dem Leitfaden "1001 Rezepte fürs blutig-schauderhafte Halloween":
Rezept #1984: "Night Of The Comet" á la Eberhardt
Wenn es dann ans Beute-Plündern geht, empfehlen wir ein schön düsteres Ambiente wie in "Night Of The Comet" - die schrill coole Eighties-Variante von "I Am Legend", wahlweise die Buch-Vorlage von Richard Matheson oder die etwas gekrümmte Will Smith-Umsetzung. Bei diesem Film ist alles dabei: die Katastrophe, die Zombies, mörderische Wissenschaftler, das Neon-Licht, urzeitliche Videospiele, Pop-Hymen, das Haar-Styling. Aber nicht verzagen, bevor sich einem der Magen wegen der Zeitreise umdreht, kommt auch schon auf den Geschmack. Da flitzt erst ein Komet nach ganzen fünfundsechzig Millionen Jahren (Was war da noch mal? Was mit Dinosauriern oder so?) an der Erde vorbei und sorgt für die kosmischte Show überhaupt und dann ist unser Globus über Nacht zum lebensfremden Red Planet geworden. Nur noch lose Klamotten und Staub. Und statt eines Testosteron-getränkten Macho-Werks der Marke Charlton Heston dürfen hier zwei ungleiche Schwestern Omega-Girls spielen. Da haben wir die leicht aufgedrehte Sam und ihre große Schwester Reggie, schlagkräftig und mit losem Mundwerk. Ach ja, dieses Gespann tobt sich im post-apokalyptischen Kalifornien so richtig aus, wären da nur nicht die übrig gebliebenen Freaks, die lieber mutierten als zu Staub zu zerfallen. Weniger Schocker als eine schrille Teenie-Endzeit-Version und dennoch, der vergessene Streifen unterhält bestens. Außerdem genießt er in seiner Heimat Kult-Status, da gibt es ja auch das Buch zu lesen, das hier wahrscheinlich sehr frei interpretiert wird. Aber was soll's - hier geht es um den Spaß-Faktor. Und in dieser Hinsicht ist "Night Of The Comet" einer der ansehnlichsten Eighties-Beiträge. Die Zombies erscheinen mitunter in so krassen Schauer-Visionen, die von John Landis "American Werewolf" inspiriert scheinen. Der freche Teenie-Geist wirkt rückblickend zwar etwas antiquiert, aber ist immer noch schön respektlos, was die Ernsthaftigkeit der Ereignisse betrifft. Denn wohin sollte es denn als erstes gehen, wenn alles Leben ausgelöscht sein und die alte Ordnung nicht mehr existiert? Na in die Mall natürlich, komm lass uns den Schuppen plündern!!! Alles schräg, alles bunt und irgendwie auch im Geiste Romeros und anderer Endzeit-Alpträume, dabei aber herrlich widerspenstig. Für Trekkies gibt es sogar Robert "Commander Chakotay" Beltran vor seinen Voyager-Tagen zu entdecken. "Night Of The Comet" ist eine dieser echten Überraschungen eines Jahrzehnts, aus dem neben so vielen guten auch schreckliche Geschmacks- und Genre-Verbrechen entstammen. Aber keine Angst, dieses Schmankerl gehört zur ersten Kategorie, echter Geschmack kennt halt kein Verfallsdatum.