mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
"Geschichte wird gemacht. Es geht voran ..." Es gibt sie also doch noch, die großen epischen Dramen der Traumfabrik, die noch mehr auslösen wollen als Schluchz-Attacken und erhöhten Taschentuch-Verbrauch. Clint Eastwood, der große Elder Statesman des US-Kinos zeigt mit "Invictus" wieder mal, wie gute bedeutsame Filme funktionieren können. Was fährt er da nicht alles auf, um Nelson Mandelas Weg zur Einigung Südafrikas durch den Sport aufzubereiten. Massen-Szenen im Stadium, verschwitzte Rugby-Matches, bei denen jede angespannte Sehne greifbar wird. Jubel-Momente im Cape Town und die vielen leisen Schulter-Schlüsse zwischen Schwarz und Weiß. Das schöne und absolut begrüßenswerte an "Invictus" ist seine geglückte Intention, hier keinen reinen Sportfilm abzuliefern, und auch nicht in ein reines Historien-Drama abzudriften. Sport kann Grenzen niederreißen, auch innerhalb von Völkern, allein diese Botschaft kann der Film selbst Nicht-Rugbyfans vermitteln. Und auch der Bedeutung des World Cup 1995 für Südafrika wird Eastwood's Regie-Handhabung angemessen gerecht. Was natürlich bei den Fähigkeiten des nun schon 81-jährigen nicht verwundern dürfte. Und selbstverständlich von der Über-Besetzung Morgan Freeman's als Nelson Mandela nur bestätigt wird. Okay, hier muss natürlich eingeräumt werden, dass "Invictus" sicherlich nicht jedermanns Sache sein kann. Für die einen ist es zu viel des (ja nicht vermeidbaren) Pathos, der Gut-Menschlichkeit, für die anderen ist sportlich vielleicht zu mitreißend gemacht. Aber auch wenn die Assoziationen bequem naheliegend sein dürften, halte ich den Rugby World Cup von damals für das südafrikanische Sommermärchen oder Äquivalent zum Wunder von Bern. Selbst wenn es hier für eine Nation um mehr als nur ein Länder-Match ging. Ja, "Invictus" setzt dem Anliegen Mandelas, sein zerrissenes Land zu einen, ein Denkmal. Mit allen Größen und kleineren Makeln, sei es nun die relative Dominanz Mandelas, bei der die Spieler unter Matt Damon's Leistung als Team Captain Pienaar auf relative einfache Gesten des Annähern und wachsender Beliebtheit bei der ganzen Bevölkerung, etwas in Abseits geraten. Aber andererseits wäre auch ein reines Biopic über den Werdegang Mandelas trotz Freeman nicht das erste gewesen. Ich für meinen Teil sehe in Eastwood's Film auch eine kleinen Denkanstoß fürs eigene Volk, dass mit der Präsidentschaft Obamas immerhin in einer ähnlichen Situation steckte. Trotz aller Bekundung zum Fortschritt, Blockaden im Kopf gibt es immer noch genug. Da ist Sport als Grundlage gemeinsames Interesses eben doch ein erfreuliches Bindemittel dar. Vereinfacht gesagt, Clint Eastwood hat in seinem Alter ein glücklicheres Händchen für die ganz großen Emotionen und Spektakel, die viele seiner jüngeren Kollegen regelmäßig überladen an die Wand krachen lassen. "Invictus" passt da zu jener Art von Filmen, die noch packen können und dabei ihr überaus positives Menschenbild nicht mit aller Gewalt in die Köpfe der Zuschauer einhämmern.
"Partner für eine lebenslange Männer-Freundschaft gesucht" - Ach, wer will dieses Geplänkel in "Trauzeuge Gesucht" schon ernsthaft als Beziehungs-Leitpfaden verwenden. Eine harmlose 08/15-Geschichte über das Auf und Ab zwischen Buddys, Verlobten, Singles, und streitfreudigen Eheleuten ... mit dem wahren Hulk Lou Ferrigno als Gast-Star. Ach Mensch, das ist die Art von Film, der zwei langweilige Stunden etwas verfliegen lässt. Und eigentlich nur einem Zweck dient: Die noch nicht überzeugte Welt endlich zu "Rushifizieren"!!! Rush rules und macht so manch überflüssiges Detail erträglich. Da krieg ich gleich wieder Lust auf ein bisschen Tom Sawyer ...
Leave the roach man!!! Kiffer-Comedy darf nicht sterben, auch wenn sie immer wieder grenzwertig ausfällt. Einem Film wie "Half-Baked" kann ich leider keine Krone aufsetzen, auch wenn einige Szenen (im Original) mir schon den ein oder anderen Lachanfall entlocken. So verhält es sich auch bei "Ananas Express", mit dem Seth Rogen, Judd Apatow und Evan Goldberg das wohl ultimative Kiffer-Joint-Venture erschaffen wollten. Drei Birnen, ein Gedanke - Cheech und Chong beerben und zeitgleich etwas Vintage Action-Comedy-Geist mit einfließen lassen. Wiederum startet Rogen den Film als Quasi-Loser mit einer ernsthaft gestörten Selbst-Wahrnehmung. Gern viel kiffend spielt er einen prolligen Amts-Zusteller, der mit einem High School-Girl geht und plötzlich einen mächtigen Drug Lord beim Morden erwischt. Als einziger Zeuge flüchtet er sich zu seinem Dealer, den James Franco unheimlich glaubhaft zugedröhnt gibt. Er hat ja wohl im wahren Leben einige Erfahrung damit. Von da an taumeln die zwei in manchmal irrwitziges, sinnentleertes und überladenes Action-Komödchen. Ein Film, bei dem irgendwann die Ausgangs-Situation keine Rolle mehr spielt und einer kleinen Revue des Vor-allen-Leuten-als-bekiffter-Dödel-durchfallen-und-dann-Läuterung-schwören-Schemas weicht. Moralische Integrität ist also auch irgendwo im Blättchen eingerollt worden. Leider leichte Unterhaltung, die damit trotz toller Besetzung ziemlich ins Straucheln kommt und mich nach der ersten Stunde schon fast nicht mehr interessierte. So wenig ich am Duo Rogen/Franco, ihren Verfolgern Gary Cole, Rosie Perez - die nach Jahren wiedermal in den Perdita Durango-Gang schaltet, Kevin Corrigan und Craig Robinson als tolles Schläger-Gespann auszusetzen habe, so ernüchternder fällt für mich die Klasse des Geschehens aus. Was noch launig beginnt, mündet am Ende in einer Action-Parade, die ganz okay ausfällt. Aber eben auch nur einen Sinn zu haben scheint, die sich verflüchtigende Geschichte aus dem Halbschlaf zu bomben. Wenngleich das auch recht ansehnlich ausfällt. "Ananas Express" kann dabei nicht als völlig misslungen, sehr langweilig oder ganz und gar im Universum der Dunst-Köpfe verwurzelt bezeichnet werden. Auch clean gibt es durchaus lustige Momente, doch auch nicht viel aussagekräftiges. Grundsätzlich folgt er den Spuren solcher Filme wie "Kopfüber In Die Nacht", wo eben auch der Rahmen sehr lose für viele Gast-Auftritte und Einlagen gesponnen wurde. Nur stellt es "Ananas Express" damit vor das unlösbare Dilemma, ein mehr als zwiespältiges Vergnügen zu sein. Will man nun eine Figur sehen, die am Ende eben nur derangiert und doch lustig ins Auto steigt. Oder vielleicht etwas mehr Substanz und Hintersinn, wie es ein Film, in dem irgendwo auch um eine vermeintliche Superdroge geht, auch möglich gewesen wäre. Letztlich blieb es bei viel Rauch um Nichts, was niemanden ernsthaft schadet. Aber eben auch kein Glanzlicht in der Comedy-Unterhaltung darstellt.
Hinterkaifeck, in der Nacht zum 1. April 1922: Auf dem Einödhof werden die Mitglieder der Bauernfamilie Gruber und deren Magd brutal ermordet. Darunter auch der gerade zweijährige Sohn der Grubers. So bestialisch das Verbrechen, so mysteriös und ungelöst ist es bis zum heutigen Tage ein schauerliches Stück deutscher Kriminal-Geschichte. Und erst mit "Tannöd", nach einem umstrittenen Bestseller, und "Hinter Kaifeck" rollten zwei Produktionen die Geschehnisse direkt (und indirekt) auf. Mit letzterem versucht sich Regisseurin Esther Gronenborn an einem gar großen Schuhwerk und vermag es leider nicht auszufüllen. "Hinter Kaifeck" will alles sein: Ein stark geschriebenes Crime-Drama, ein Mystery-Märchen mit bröckelnder Sicherheit, wo Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Schummriges deutsches Genre-Kino vor hinterländlicher Kulisse, angereichert mit der Mystik altdeutscher, regionaler Bräuche. Mitsamt auffallender Star-Power, ganz gleich, ob man persönlich Fan von Benno Fürmann und Alexandra Maria Lara sein mag. Aber all diese Versprechungen laufen ins leider zu erwartende Leere. "Hinter Kaifeck" bezieht sich auf die realen Ereignisse lediglich, um einen Nährboden für ein besonders verquarktes Geschichtchen vom Stadtmensch zu erzählen, der sich in der fremdenfeindlichen Provinz wiederfindet. Und der in einer besonderen Art und Weise mit dem Verbrechen auf dem Bauernhof in Verbindung steht. Hah, ich glaube, Frau Gronenborn führt uns ganz schön an der Nase herum. Da geht es mit gruseliger Stimmung los, ist die gesamte Farbgebung düster, trist und bedrohlich fern jeglicher städtischer Sicherheit. Sind die Menschen auf dem Land alle wenig zutraulich, verräterisch verschworen und sowieso unsympathisch. Aber das alles spielt sich so wie die verunglückte Dramaturgie lediglich auf eingefleischtem Fernseh-Niveau ab. Und die mysteriöse Verbindung zum Bauernhof wird mit lächerlichem Wiedergeburts-Geplänkel aufgezogen und mündet dann, zur wenig glaubhaften Überraschung mit der Erkenntnis, dass unser Protagonist die totgeblaubte Zarentochter, äh, der totgeglaubte Bauernsprössling ist. Nicht schimpfen, der Film ist es sowieso nicht wert. Da mögen sich Fürmann und Lara noch so abmühen, "Hinter Kaifeck" bleibt hinter den Erwartungen zurück und bietet lediglich ein kleines Schauerstündchen auf Sparflamme. Auch als DVD-Premiere hätte dieser Filme keinerlei Begeisterungs-Stürme auslösen können. Was letztlich umso enttäuschender ausfällt, ist die Tatsache, dass "Hinter Kaifeck" nur ein Film vor Kulisse eines großen Mysteriums ist. Einer, der dieses nicht ernsthaft ergründen will, sondern lediglich ausbeutet. Für Freunde echter Kriminal-Geschichte damit ein rotes Tuch und für uns andere sowieso. Denn es gibt dutzendfach bessere Produktionen, die irrwitzigere Plots um ein vielfaches spannender und/oder unterhaltsamer aufbereiten. Somit also nur kurzweilige Langeweile, leider.
Mal sehen, die guten alten 80er - war ich zu jung, um was zu aktiv zu erleben. Und doch zehre ich bis heute von all den großartigen Künstlern, die damals der Musik ihren eigenen Stempel aufdrückten und den fantastischen Nachzüglern wie der Grunge-Welle (Zähne-Knirschen!) erst den Boden bereitet haben. In good ol' Britain ist es vor allem jemanden namens Alan McGee zu verdanken, dass im Underground eine Welle ihren Anfang nahm, die später die ergraute Dinosaurierschaft des Pop ablösen sollten. Vom kleinen Kellerstudio, dem vermeintlichen Selber-Platten-Verpacken bis zum Siegeszug durch die US-Charts, den größten englischen Festival-Geländen: Hier ist irgendwie alles drin und fasziniert umso mehr, denn Creation Records durchlebte in weniger als zwanzig Jahren so ziemlich alles vom Rock 'n' Roll-Party-, Drogen- und Größenwahn-Exzess. Und konnte das doch stets mit unglaublichen Acts belegen. Eine kleine Auswahl: The Jesus And The Mary Chain, Primal Scream, My Bloody Valentine, Super Furry Animals, Saint Etienne, Swervedriver, Teenage Fanclub bis hin zu Oasis. Wer sich an die seligen Tage des aufregenden Musikdaseins zurückerinnern will oder einfach auf fantastische Alternative Musik steht und ein paar Klassiker kennen lernen möchte, der sollte sich ruhig mal die Geschichte des Labels reinziehen. Die wird von MacGee, seinen engsten Mitstreitern, Mitgliedern beinahe aller Label-Acts und Anhängern der Musikpresse informativ und unterhaltsam aufbereitet. Da gibt es keine langweilige oder gar ruhige Minute. Eine kleine, verschrobene Doku, die offenherzig erzählt und kommentiert wird. Mit allem Wahnwitz, jedem Mittelfinger und dem doch eintretenden Kuschelkurs mit den Majors, jedem Nervenzusammenbruch und Drogenkollaps. "Upside Down" macht auf spaßige Art und Weise klar, wie ein leider schon eingestampfter kleiner Laden enormen Anteil daran hat, dass die Charts eben doch nicht in den kalten Händen von Genesis und Co. geblieben sind. Und das ist ein wunderschöner Verdienst, bestimmt nicht nur für meine Ohren.
Schon vor "Team America" war klar, was für ein cooler Hund Alec Baldwin doch ist. Und seine damalige Angetraute Kim Basinger konnte anno 1994 ihr erotisches Über-Image aus den Achtzigern noch voll aufziehen, ohne peinlich zu wirken. Was beide aber geritten hat, sich ausgerechnet an der explosiven Spannung zwischen Steve McQueen und Ali MacGraw zu versuchen, bleibt ein großes Rätsel. Roger Donaldson leistete sich erst dieses vollkommen unnötige Update des Sam Peckinpah-Klassikers, und versenkte ein Jahr später gleich noch "Species". Immerhin hat er sich danach rehabilitieren können, was "Thirteen Days" oder "The World's Fastest Indian" belegen. Über "The Getaway" '94 lässt sich jedenfalls nicht viel interessantes sagen: Wer ein weiteres Argument für überflüssige Remakes sucht, bekommt hier ein schwergewichtiges. Durchaus gut besetzt - es tummeln sich James Woods, David Morse, Philip Seymour Hoffmann, Jennifer Tilly und Michael Madsen darin, aber über mehr als eine Nineties-Video-Clip-Aufbereitung des Stoffes kommt der Film nicht heraus. Was umso ärgerlicher wirkt, da eben alle Coolness hier eindeutig aufgesetzt wurde. Und selbst wenn die Laufzeit des Originals mit ein paar Minuten unterschritten wird, der Film ist eindeutig zu lang(weilig).
Welch schöne neue Welt: Auf den Straßen der Zukunft begegnen einem nur lebendig gewordene, hübsche Schaufenster-Puppen-Wesen. Sie sind die materialisierten Avatare des Second Life, deren menschliche User derweil im Halbschlaf als aufgedunsene Faltenberge dahinvegetieren. Da darf auch Bruce Willis wieder ganzes Haar haben und einen blonden Pudel auf dem Kopf spazieren tragen, während er als FBI-Agent Fälle löst. Eines muss ich "Surrogates" lassen, bei der Besetzung und dem Make Up leistet der Film ganze Arbeit. Bei so vielen schönen Gesichtern dürften selbst die Casts von Jugend-Serien der Traumfabrik neidisch werden. Wie unnatürlich schön die doch alle sind, dank Überbeleuchtung, Filtern und den ganzen anderen Post-Production-Tricks. Natürlich darf neben der optischen Breitseite die Story nicht vergessen werden. Da geht es natürlich wiedermal um diese scheinbar perfekte Welt, in der nur wenige Ungläubige nicht ihr Dasein mit einem Surrogate upgraden wollen. Und in der das Verbrechen von einst vermeintlich ausgemerzt wurde. Kann ja eigentlich niemand sterben, wenn eh nur Blech-Buddys die Straßen säumen. Bis eben ein Mord an zwei Surrogates gleichzeitig deren Usern das Leben kostet. Ein Fall für Bruce Willis, der sich der Sache annimmt und natürlich eine Verschwörung aufdeckt, die wiederum das gesamte Dasein der Menschheit bedroht. Bei aller Liebe, irgendetwas an "Surrogates" stimmt nicht so ganz. Alles an diesem Sci-Fi-Konstrukt wirkt so automatisiert und vorjustiert, als würde man einen Starbucks-Kaffee trinken. Es sieht doch gut aus, hat inhaltlich viel Potenzial, aber doch verläuft der Film wie eine gut geölte Maschine, was natürlich ganz dem Thema angepasst wirkt. Aber auch keinen großen Raum für besondere Überraschungen lässt. Da haben wir den angeschlagenen Held, der darunter leidet, dass seine depressive Frau sich ihm rein körperlich entzieht. James Cromwell - wer sonst? - der wie schon bei "I, Robot" den Vater der gesamten technologischen Entwicklung spielt, und erneut von den Ausmaßen der eigenen Schöpfung erdrückt wird. Die kompetente Partnerin für Willis, die Radha Mitchell, langsam meine Genre-Frau Nummer Eins, wie immer trefflich ausfüllt. Und dann doch sehr ereignislos aus dem Skript geschrieben wird. Ja, das war ein Spoiler, aber kein Grund zur Sorge. Gerade geübte Zuschauer sollten bei "Surrogates" keine großen Spannungs-Sprünge erwarten. So innovativ die Technologie im Film auch aufgezogen wird, so geerdeter sind Dramaturgie und Inszenierung. Bis zum alles entscheidenden Showdown lässt Regisseur Jonathan Mostow zwei, drei große Action-Sequenzen vom Stapel und würzt das Drumherum mit einigen passenden Zwischenmenschlichkeiten, oder nicht, je nachdem, wer gerade seine Hülle vorschickt oder nackt bleibt. Dabei wäre jetzt zu leicht, "Surrogates" als unterentwickelten Nachzügler von "Blade Runner" oder Minority Report" abzustempeln. Wie schon erwähnt, die Story hat enormes Potenzial und verdient die Bezeichnung Thriller durchaus. Nur wirkt dieser knapp anderthalbstündige Film zu verdichtet und vielleicht auf Vorsicht getrimmt, um wirklich für frischen Wind zu Sorgen. Da wird brav der Krimi-Teil abgehandelt, die große Verschwörung addiert und schnell landen wir auch beim teilweise moralisch-philosophischen Finale. Bei dem darf Bruce Willis übrigens einen Moment lang in die Liga von Snake Plissken und Co. vordringen. Andererseits sollte noch erwähnt werden, dass der Film ja auf einer mehrteiligen Comic-Serie basiert. Vielleicht gibt es da noch Aspekte zu entdecken, die hier verloren gegangen sind. Wie auch immer, "Surrogates" ist Genre-Unterhaltung nach Maß, ein paar Gramm zu wenig, ansonsten wurde überschüssige Fett-Gramme relativ gut ausgespart. Jedoch wird man das Gefühl nicht los, dass für eine packende Geschichte eine falsche Fährte mehr recht passend gewesen wäre. Denn vom mitreißenden, verstrickten Vorzeige-Sci-Fi-Thriller ist der Film eben einige Etappen zu weit entfernt.
Vorurteile, verkalkte Vorstellungen, Schubladen-Denken ... Was an solchem Mauerwerk gesprengt werden kann, das wird von "Angel's Egg" mit einer unheimlichen Leichtigkeit hinweggefegt. Und das von einem Film, für den der Begriff Anime viel zu lapidar und sträflich herabwürdigend erscheint. Wer sich an diesen Animations-Film heranwagen will, der sollte sich im klaren darüber sein, dass hier nicht belangloses wie Unterhaltung im Vordergrund steht. Im Gegenteil, Ausnahme-Talent Mamoru Oshii ersann zusammen mit dem Künstler Yoshitaka Amano anno 1985 diesen faszinierenden Bilder-Reigen vollen Symbol-Gehalts und inhaltlich schwerwiegender Tragweite. Da darf es auch nicht verwundern, wenn jemand für diese Art von einzigartigen Erlebnis mehr als drei Anläufe braucht, um einen halbwegs vernünftigen Kommentar niederzuschreiben. Worte, Worte bedarf es in der Welt von "Angel's Egg" nämlich gar nicht vieler. Es ist eine karg finstere Umgebung, eine menschenleere Schöpfung irgendwo im Stasis-Feld des kosmischen Nichts. Dort irgendwo senkt sich ein bleiches Mädchen herab. Ihre Haut und ihr Haar wirken so rein wie Porzellan. Sie hütet ein Ei, das je nachdem die symbolisierte Unschuld, Hoffnung oder mehr verkörpert. Und seine Bedeutung wird umso klarer, als der Soldat den Weg des Mädchens kreuzt ...
Keine Frage, mit "Angel's Egg" hat Mamoru Oshii bereits eine Klasse erreicht, für die so manch andere Jahre benötigen. Es war sein dritter abendfüllender Film und gleichzeitig verkörpert dieser einen riskanten Bruch mit sämtlichen Erwartungen. Kommerziell sicherlich ein Himmelfahrts-Kommando, Zuschauer mit einer Bilderwelt zu konfrontieren, bei der sie mehr als nur konsumieren müssen. Und bei der jede Denkarbeit am Ende eben nicht mit einem zufrieden stellenden Abnicken des großen Geschichtenerzählers belohnt wird. Egal, welche Schluss-Folgerungen man aus dem Geschilderten auch ziehen kann, man bleibt wie die Ödnis in einer eigenen Sphäre verhaftet. Was aus diesem Film aber keineswegs ein verkrampftes, unsympathisches Kunst-Vehikel macht, für dessen Genuss nun ausführliche Exkurse in Semiologie und Philosophie von Nöten wären. "Angel's Egg" bezieht seine Schönheit und seinen Reiz aus vielen kleinen Details, für die es gar keiner Vorbelastung wie Vorlagen-Studium (eines Romans oder den Werken Amanos) bedarf. Interessanterweise halte ich dies sogar für Oshiis reduziertesten Film. Wenig Dialoge, dafür viele Gesten und Ausdrücke, die in den Gesichtern der beiden Protagonisten zu lesen sind. Diesen Stilmittel bleib der Regisseur ja immer treu, konnte aber das Publikum aber auch inhaltlich etwas überfordern. Siehe die quasi überfrachteten Dialoge in "Ghost In The Shell 2". Für jeden, der sich gerne ernsthaften Beispielen des Animationsfilms widmen möchte, ist "Angel's Egg" sowieso einer der, im Westen äußerst vernachlässigten, Einträge für die To Do-Liste. Vielleicht findet sich aber auch bald mal ein mutiger Sender, der auch ohne gehetzte Synchro vor einer Ausstrahlung nicht zurückschreckt. Arte, ich schiele in deine Richtung.
Mir egal, ob die sich jetzt ganz fröhlich im erhofften Geldsegen ganz dolle liebhaben ... The Crow ist in mehr als einer Hinsicht ein Klassiker, da bedarf es nicht noch eines mauen Flattervogels, um uns daran zu erinnern.
Ich sage nur: Happy Birthday Ernest.
Clint Eastwood, der große alte Mann des amerikanischen Kinos und das Jenseits. Das klingt viel versprechend, sogar äußerst viel versprechend. Denn Eastwood ist nicht nur ein Garant für Qualität, sondern auch für ein ganz spezielles Talent. Ein Talent Geschichten zu erzählen, die in ihrem Plot und bei uns als Zuschauern tiefer wühlen als sonst. Das machte aus "Mystic River" mehr als nur einen Thriller und ein Sühne-Drama, aus "Gran Torino" mehr als nur einen Film über veraltete Vorurteile und ziviles Engagement. Selbst dem verpönten Kriegs-Genre hat Eastwood mit "Flags Of Our Fathers" und "Letters From Iwo Jima" mehr als nur Schlachten-Bilder abgewonnen. Kein gutes Zeichen, erst die verdienten Errungenschaften eines Regisseurs aufzuzählen, bevor man ein weiteres Werk näher betrachtet. "Hereafter" macht es uns dieses Mal aber auch wahrlich nicht leicht. Da ergründen gleich drei Figuren durch die Wirrungen und Schicksalsschläge ihres irdischen Daseins die Spur zum Leben danach. Die französische Fernseh-Journalistin Marie wird Opfer der Tsunami-Katastrophe und ertrinkt beinahe. Für ein paar Minuten findet sie sich in einer merkwürdigen Sphäre wieder, schwebt von Zeit und Raum losgelöst, ist im Einklang mit dem Universum ... Und findet danach nicht mehr so leicht ins alte Leben wieder. - In London muss der 12 Jahre alte Marcus miterleben, wie sein Zwillings-Bruder tödlich verunglückt. Als wäre das Leben im Sozialbau und mit der drogenabhängigen Mutter nicht schon schwierig genug. Das Jugendamt reißt den Kleinen an sich. Der wird schwer zugänglich und verfolgt jede Möglichkeit, mit seinem Bruder nochmals in Kontakt treten zu können. - Und in San Francisco lebt der medial veranlagte George bescheiden als Fabrik-Arbeiter. Zu groß die Bürde, einen Zugang zur Welt der Verstorbenen zu haben. Zu schmerzlich, niemanden nur so berühren zu können, denn schon das reicht, um deren tote Verwandte und Freunde bei sich zu haben. - Es sind diese drei Schicksale, die "Hereafter" in über zwei Stunden zusammen zu bringen versucht. Und das besser, da ehrlicher gespielt, als eben konzipiert. Besetzungstechnisch hat Eastwood wiedermal einen Volltreffer hingelegt. Matt Damon braucht sich nicht zu schämen, als vermeintlicher Star knüpft er an die Tage des "Good Will Hunting" an. Die Französin Cécile de France darf es ruhiger angehen lassen als noch bei "High Tension" und die Debütanten Frankie and George McLaren bieten die vielleicht schmerzlichste Vorstellung des ganzen Films ab. Sehr still, zurückgezogen und geradezu unbelastet verleihen sie ihren Zwillings-Figuren eine angemessene Kontur. Bei seinen Geschichten offenbart sich aber schnell die große Tragik von "Hereafter". Eigentlich versucht hier ein Film, gleich drei Stück in sich zu vereinen. Und scheint dabei auch immer wieder da richtige Maß für die Aufmerksamkeit aller Aspekte zu verlieren. Da werden drei Leben von diesem Gedanken bestimmt, dass etwas auf uns wartet, wenn wir sterben. Nun, dafür vernachlässigt es "Hereafter" dann aber schon, jede Geschichte gleich stark zu erzählen. Das Medium George dient mehr als Kitt für die zwei anderen Story Lines und findet das Ende seiner Plage dann doch nur in so etwas trivialem wie einer Liebesgeschichte. "Hereafter" möchte die Existenz des jenseitigen Lebens so sanftmütig wie möglich als tröstende Tatsache etablieren. Ein Seelenpflaster für unsere diesseitigen Sorgen vor dem Tod. Das ist löblich und keineswegs verächtlich, auch wenn ich von Anfang an keinen so tiefgründigen Film erwartet habe. Es verhält sich eigentlich so wie zu Zeiten von "Ghost - Nachricht Von Sam". Akzeptiere deinen Glauben, es gibt wohl Jenseits - hier noch schön aufgezeigt. Aber etwas wirklich wesentliches fehlt dann doch. Vielleicht wollte sich Eastwood hier auch nicht beweisen, uns keinen Zweifler-Film vorlegen. Sein "Hereafter" sieht das Jenseits schnell als Tatsache an und will den Millionen von Leuten, ob Esoteriker, Leichtgläubige und Religiöse, nicht schmerzhaft vor den Kopf stoßen. Ist, wie gesagt, löblich und nett. Doch es hätte nicht unbedingt einer ganzen Wagenladung Schicksale benötigt, um diese Sichtweise darzulegen. Gerade den Zwillingen Marcus und Jason hätte vielleicht ein eigener, natürlich anders artiger gestrickter Film, besser gestanden. Dann wären auch die weltpolitischen Geschehnisse, die hier immer wieder anklingen, vielleicht nicht so merkwürdig fremdes Schmuckwerk geblieben. Es hat schon beinahe was von verschenktem Potenzial, wenn ich es mir recht überlege. Alles in allem reicht es für mich bei "Hereafter" nicht zur Höchstnote. Dafür steckt einfach zu viel drinnen, dass es einem schwer macht, dieses Gesamt-Paket zu lieben. Es ist wie gesagt, ein ganz anrührendes Trauer-Stück, entfaltet aber merkwürdig geringe Mitfühl-Qualität. Andere können hier auch schon von argem Schmalz sprechen. Ist auch so ganz richtig, denn wie gesagt, "Hereafter" ist nicht der nächste wegweisende Film zur letzten Grenze, die wir alle mal überschreiten werden müssen. Dafür steckt zu viel zwischenmenschliches Geplänkel drin und das konnte auch ein Alt-Meister wie Eastwood bestenfalls nur versöhnlich abmildern und versüsst aufbereiten.
Dies ist die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft ... Eines Tages stolpert der junge Brian im Big Apple über Aylmer. Eine kleine parasitäre Kreatur, die sich gern an ihre Freunde anschmiegt, ein bisschen in deren Nerven-Zentrum rumsaugt und einen speziellen Saft zum Austausch absondert. Brian freut es jedenfalls riesig, denn er schwimmt sprichwörtlich im gleißenden Licht und kommt so einer neuen Bewusstseins-Ebene Schritt für Schritt näher. Was soll's, wenn er seinen kleinen Freund da durchs Nachtleben New Yorks schleppen soll und berauscht gar nicht mitbekommt, dass Aylmer Gehirne als Leibgericht verputzt ...
Was für ein Film! Bei dieser Grundidee wundert es kaum, dass Regisseur Frank Henenlotter auch für die "Basket Case"-Trilogie und "Frankenhooker" verantwortlich zeichnete. "Brain Damage" erfüllt so ziemlich jede Erwartung (und mehr), die man mit diesem Wissen an diesen Streifen stellen kann. Das hier ist Low Budget, aber nie billig, stellenweise ziemlich krass und vor allem, wieder mal "more than meets the eye". Aylmer sieht aus wie eine vertrocknete Kackwurst, versteckt sein fürchterliches Maul gerne hinter einem harmlosen Muppet-ähnlichen Gesicht und wird auch noch von der amerikanischen Horror-Ikone John Zacherle gesprochen. Der hat so eine schöne angenehme Stimme, dass es unserem Brian zunächst gar nicht einfällt, ihre Symbiose-Beziehung zu hinterfragen. Ja, Aylmer möchte mehr als nur das Stadttreiben erleben. Er bohrt sich mal etwas heftig in einen Schädel oder sorgt für den wohl widerlichsten und fiesesten Movie-Blow-Job aller Zeiten (so sehenswert wie einfach nur wicked). Und selbst als Brian sich seiner passiven Mit-Schuld bewusst wird und von seinem überschaubaren Social Life isoliert, lässt sich Aylmer seinen Wirt nicht so leicht nehmen. Henenlotter ist ein wirklicher interessanter Filme-Macher, das beweist "Brain Damage" in seiner gesamten, äußerst unterhaltsamen, Laufzeit. Ähnlich abgedreht wie einst sein "Basket Case", dessen Protagonist samt Körbchen kurz auftaucht, und genauso irgendwie auch tiefgründig. Denn "Brain Damage" versteht sich auch als Schilderung eines fatalen Sucht-Problems. Der gute Aylmer wirkt also nicht umsonst unheimlich stimulierend auf die Hirnwindungen des Protagonisten. Und ganz nebenbei erleben wir auch einen Nebenstrang im Plot. Ein heruntergekommenes Rentner-Pärchen, welches Aylmer zunächst ein Heim bietet. Beide geschminkt für einen Ed Wood-Film und absolut verrückt nach ihrer Sekret-Ladung vom guten Aylmer. Da werden sogar Hirne auf dem Teller serviert, um den kleinen milde zu stimmen. Boah ey, das ist echt schräg. Wer mit der Henenlotter-Materie nicht vertraut und trotzdem neugierig sein sollte, darf kein billiges Splatter-Schlachtfest erwarten. Dafür ist "Brain Damage" wahrlich ein Film mit viel Hirn. Hier wird nicht einem Opfer nach dem anderen die Kopf-Schüssel entleert, wäre auch zu langweilig. Im Gegenzug geben sich Henenlotter und sein Darsteller Rick Hearst einige Mühe, den langsamen Verfall des Brian überzeugend zu schildern. Hier erinnert "Brain Damage" durchaus an Cronenberg's "Naked Lunch", beide Fälle von ganz besondereren Trips, die ihren Helden viel abverlangen. Und uns als Zuschauer etwas ganz eigenes kredenzen. Eines muss ich Frank Henenlotter lassen, er hat nicht viele, aber dafür sehr eigene Filme gedreht. "Brain Damage" ist da keine Ausnahme und im Vergleich zu seinen Genre-Kollegen ein einzigartiges Ding. So was hätte ich persönlich höchstens von Troma erwartet, nur etwas dümmlicher und billiger. Wie schön, dass ein kleiner origineller Film aus dem ausklingenden Jahrzehnt der 80er Jahre auch heute noch so frisch und unverbraucht rüberkommt.
Buah Ha ha ... It's The End Of The World As We Know It And I Feel Fine!!! Lasst mich das gleich korrigieren, I Feel Bad, den "Das Ende Der Welt" ist ein haarsträubend schlechter Katastrophen-Weltuntergangs-Sci-Fi-Müllhaufen. Hier kommt alles zusammen, billigste Kulissen, unglaublich lahme Effekte und überhaupt, die Welt geht in diesem Film nur in Schnipseln aus anderen Filmen unter. Wird doch tatsächlich jede Überschwemmung, jeder Vulkan-Ausbruch und jedes Erdbeben auf alten Mattscheiben präsentiert. Pfui, und dann ist da noch die unerklärliche Präsenz von Sir Christopher Lee. Mann, er hat ja auch für Hammer nicht immer Meisterwerke abgedreht, aber das übersteigt ja alles. Lee "darf" hier als Priester vor unheimlichen, mörderischen Ereignissen erschrecken. So was wie wackelnde Münztelefone und explodierende Wasserleitungen, bis er von einem roten Licht-Strahl erfasst wird ... Und plötzlich eine Schar Nonnen zu einer geheimen Anlage führt. Dort nämlich steht eine lachhafte Apparatur, ein billigster Stargate-Vorläufer. Da wirkt selbst der gute alte Time Tunnel wie eine technische Meister-Leistung. Oh je, und durch die winkt Lee, der jetzt übrigens ein Alien ist, seine Schafe. Ja, die Erde wird schon sich selbst überlassen. Doch einen ungläubigen Wissenschaftler und seine Gespielin, will er am Ende ja doch noch mitnehmen. - Häh? Ich gebe ehrlich zu, diesen Film kann man nicht ernst nehmen. Zu viel Bullshit und dann noch grauen erregend schlecht zusammengepanscht. "Das Ende Der Welt" ist wirklich einer der schlimmsten Filme, die ich bisher durchleiden musste. Als Spitzenreiter der Cinematic Badness angepriesen und irgendwie auch ein bisschen thematisch Vorfahre von "Knowing". Doch keineswegs wirklich überzeugend, nicht mal als Trash. Es ist schon ein Jammer, Christopher Lee zuzusehen, wie er mit Würde und Anstand total dämliche Sätze über die Verdammnis der Menschheit, die Rückkehr zur wahren Heimat und so weiter, vorträgt. Gott, das ist wahrhaft gruselig schlecht. Nur für Hartgezogene und Schmerz-Unempfindliche Freunde des schlechten Geschmacks. Ich glaube sogar, bei dem Unfug Roger Corman schallend lachend zu hören. Selbst er hätte das besser (und billiger) hinbekommen.
Happy Birthday "Beat" Takeshi!!!
Das ganze Gerede um ein "Twilight"-Cast-geplagtes Ami-Remake, das auch noch in Neu New York spielt??? Oh Mann, da flüchte ich mich doch lieber glatt in die Arme des einzig wahren Originals.
"Akira" ist für mich mehr als nur gewaltiges Animations-Spektakel - von westlichen Kritikern gern mit "Blade Runner" in eine Reihe gestellt. Für mich ist dies der Film, der alles auf den Kopf stellte, was ich vorher unter Zeichentrick und Comic verstand. Wie alt war ich da, keine Ahnung. Aber "Akira" knallte mir Anfang der Neunziger als Trailer um die Ohren. Und ließ mich ab da nicht mehr los. Es war, als hätte jemand eine Granate ins Land von Captain Future (ich hab's noch geschnitten erlebt!), Spider-Man und Co. geworfen ... Und als hätte alles niedliche, verharmlosende und naive einfach atomisiert.
Schon neunzig Sekunden oder so ähnlich reichten da schon, um all die kinderfreundlichen Trick-Abenteuer auch meiner Marvel-Helden, plötzlich nichtig erscheinen zu lassen. Ein paar Jahre vorgespult, da ergatterte ich "Akira" endlich auf Video. Was für ein Erlebnis und es reißt mich immer noch mit.
Was Katsuhiro Otomo hier als erfahrener Geschichten-Erzähler, aber auch als Regie-Debütant hier leistete, ist wirklich beachtlich. Erst lässt er Tokio durch die Atombombe zerstören, dann wird es in Sekunden zur unheimlichen Metropolis. Ein städtischer Moloch aus High Tech, futuristischer Architektur und viel optischen Blendwerk. In den Straßen prügeln sich protestierende Studenten mit der Polizei, predigen geistige Führer den baldigen Untergang und den Verzicht auf alle Technik. Und die Motorrad-Gang um das junge Raubein Kaneda liefert sich eine Schlacht mit ihren Erzfeinden, den Clowns. Die blutige Hetzjagd findet in den Ruinen der Altstadt aber ein jähes Ende. Kanedas Kumpel Tetsuo hat einen Unfall, an dem ein kindsgroßer Greis Schuld zu haben scheint. Aus dem Nichts aufgetaucht und umgehend von einer Armada Militär-Helikopter wieder eingesackt. Und den Verletzten Tetsuo nehmen sie auch gleich mit.
Was für ein Auftakt, die ersten fünfzehn Minuten von "Akira" toppen so manch anderen Klassiker. Kein Wunder, denn "Akira" ist auch heute noch ein mitunter schnelles, fetziges Sci-Fi-Epos, in dem der Animationsfilm seine realen Konkurrenten das ein oder andere mal spürbar überholt. Bei seiner Suche nach Tetsuo stößt Kaneda schließlich auf mehr als die vermeintlichen Geheim-Experimente. Otomo verarbeitete in gewisser Weise Jugend-Drama, Gang-Kämpfe, Weltuntergangs-Szenarios, menschlichen Größenwahn und beinahe tödliches Bestreben nach göttlicher Allmacht. Es ist schließlich die Kehrseite der technischen Perfektion, die Neo-Toyko am Ende verschlingen wird.
Manipulation an allen Ecken, davon gibt es in "Akira" genug. Politik und Militär schlagen sich im Parlament die Köpfe ein, im Geheimen wird an Kindern rumgedoktert, während politische Revoluzzer nur zu Marionetten-Zwecken von Putschfreunden gelenkt werden. Ziemlich heftig was? Ja, "Akira" erschließt sich vielleicht nicht so, wie jeder andere Film. Wir erleben vieles aus dem Blickwinkel des Rowdies Kaneda, der mit Politik und Revolte nicht allzu viel am Hut hat. Und doch will er seinen Freund Tetsuo zunächst aus einem zu gut gesicherten Krankenhaus-Komplex befreien. Doch sein Kumpel ist inzwischen nicht mehr der alte, seine Gedankenkraft kann echte Zerstörung bewirken. Und ein Name spukt ihm peinigend durch den Kopf: "Akira".
Keine Panik, Otomo ist hier ein großer Wurf gelungen. Der verlangt zwar einiges ab, wenn man die Manga-Vorlage nicht kennt oder im Genre nicht ganz heimisch ist. Auch ich sah zuerst den Film und las anschließend die heute vergriffene erste Auflage der Mangas. Viele Aspekte mussten für den Film geopfert werden. Kein Scherz, da wo "Akira" zu Ende geführt wird, gibt es dort noch erheblich mehr zu lesen. Aber die Grundsäulen der Geschichte wurden in dieses Mammutwerk von einem Erwachsenen-Animationsfilm sehr treffend übertragen.
Es gibt wirklich berührende Momente, Szenen echter Freundschaft und dem üblen Scherz des Schicksals, der Kaneda und Tetsuo da gegeneinander antreten lässt. Aber auch bei der Herkunft Akiras baut Katsuhiro Otomo mit einem tollem Kunstgriff ein stilles Drama ein. Eines, das nur zeigt und dabei arg an die Nieren und das Gewissen geht. Siehe oben genannter Themen, die "Akira" da in der menschlichen Natur abhandelt. Für einen vermeintlich so alten Film des nicht digitalen Film-Zeitalters verströmt er immer noch eine gewaltige Ladung frischer Lebendigkeit und Vorausdenkens. Hoffentlich ist er nicht zu prophetisch, auf jeden Fall sind die Animationen keineswegs steril und erst recht nicht veraltet. Die bombastischen Szenen der Zerstörung, die mit einem ebenso wuchtigen Soundtrack - der einen modern orientierten Score mit traditionellen Chören verbindet - untermalt wurde, dürfte keinen kalt lassen.
Ein weiteres stimmiges Puzzlestück zum Triumph dieses überaus wichtigen Werks. Wie passend, dass "Akira" damals auch von westlichen Medien und Vertrieben entdeckt wurde. Als viel gepriesener Einstieg in eine fremdartige Zeichentrick-Kultur lief "Akira" ja auch in deutschen Kinos. Warner Brothers sei Dank, der Name prangt auch auf meiner alten VHS!!! Welch seltenes Glück, einen, nein, den Anime überhaupt dann auch immer wieder in seiner ursprünglichen deutschen Synchro hören zu dürfen. Da tummeln sich viele Stimmen, die bis Heute noch bekannt sind. Und sich um Klassen besser geben, als die spätere Splendid-Garde bei den Manga Video-Präsentationen. Selbst wenn viele Kenner immer noch monieren, dass hier damals viele Begrifflichkeiten und Sinn-Inhalte verzerrt und geschmälert wurden. Den Absprung auf die spätere DVD-Neubearbeitung hab ich noch nie gewagt. Ist aber nicht die Gefährdung eines Kindheitstraums, sondern wie so oft pure Geldfrage.
"Akira" habe ich mittlerweile auch schon im japanischen Original mit Untertiteln gesehen, auf Englisch, wo die Flüche wesentlich fieser sind als auf Deutsch. Er ist jedes Mal ein echtes Erlebnis, dass mich innerlich wieder zum begeisterten Kind macht, das am liebsten jedes Bild und Detail aufsaugen, fotografieren und abspeichern möchte. Ist mir so zwar nicht möglich, aber eine gute Ausrede, diesen Film fast jährlich an einem selbsterdachten Feiertag erneut aufleben zu lassen. Mag sein, dass diese Wertschätzung nicht für jeden nachvollziehbar sein wird, wenn er oder sie dann "Akira" mal sehen wird. Für mich jedoch wird er immer dieser eine ganz besondere Film bleiben. Jener, der mir zeigte, dass es neben quakenden Enten und fröhlichen Mäusen, neben freundlichen Spinnen aus der Nachbarschaft und fliegenden Cape-Trägern eine völlig andere Welt gibt. Eine, die einem das Hirn durch die Mangel drehen kann und sprichwörtlich bewusstseins-erweiternd wirkt. Es sollte sowieso jeder mindestens einen Film-Schatz wie diesen sein Eigen nennen dürfen. Ja, ich weiß, es sind immer mindestens zehn. Aber zu denen gehört für mich persönlich eben auch "Akira".
Puh, das war jetzt aber ein Wiedersehen nach ganz langer Zeit. Früher, da mussten wir noch länger darauf warten, dass ein Film auf VHS rauskam. Hey, weiß ja jeder. Was ich sagen wollte ist folgendes, "Mad City" fand in den guten alten Tagen seinen Weg aus der Videothek in meinen Rekorder ... um danach etliche Jahre vergessen zu werden. Jetzt war es einfach mal an der Zeit, sich zusammenzusetzen und zu schauen, wie Medienkritik und Gewissensappelle anno 1997 so aussahen. Puh, ein wenig unentschlossen oder antiquiert wirkt das ganze schon. Da haben wir Dustin Hoffman als Fernseh-Journalisten Max Brackett, der in der Provinz versauert. Gerne hätte er eine richtige Mords-Story an der Angel, schließlich war er vor Jahren in New York tätig. Im Abseits zu stecken tut schon weh, aber wie durch ein Wunder geschieht etwas. Ein simpler Bericht über die Etat-Kürzungen eines kleines Museums entwickeln sich zum Knüller. Während einer Pinkelpause von Brackett taucht der gefeuerte Museums-Wärter Sam Baily alias John Tavolta auf. Mit gezogener Waffe und einer Tasche voller Dynamit möchte er um seinen alten Job "bitten". Ungünstig, denn neben seiner Chefin unternimmt auch grade eine Klasse kleiner Kinder einen Ausflug. Das Geisel-Drama kann beginnen und Brackett steckt exklusiv mittendrin, statt nur dabei zu sein. Als Baily dann noch aus Versehen seinen schwarzen Ex-Kollegen anschießt, kommt die Sache so richtig in Gange. Plötzlich fallen Sender aus dem ganzen Land in die kleine Gemeinde ein und bringen den ganzen Medienzirkus mit. Volksfest-Atmosphäre mit Schaustellern, Liedermachern, aussagefreudige Neo-Nazis, Sam Baily wird anfangs zum Star. Einer, mit dem viele mitfühlen. Ist er doch ein reichlich erfolgloser Familien-Vater, der seine Frau und die Kinder liebt. Doch die Stimmung kann ebenso schnell kippen, dass "Mad City" sehr deutlich. Hier geht es nur vorrangig um eine menschliche Tragödie, die ungünstig eskaliert. Viel mehr legt Regisseur Costa Gavras viel Wert darauf, uns die Hetzjagd der Sender und Reporter zu schildern. Da sitzen sie wie die Ass-Geier und warten nur auf so einen durchgeknallten Typen wie Baily, der im Grunde ja eigentlich wie ein hilfloses Kind nur um sich tritt. Was sie wollen, das ist ein Spielball, den man kneten und formen kann. Am besten noch eine Leine drum und dem Publikum vorführen. Aus Baily machen sie anfangs einen Sympathie-Träger, klar, reiten wir die Welle. Doch sobald immer mehr Eltern der Geisel-Kinder zu Wort kommen, machen ein paar Schnitte hier und da, aus einer kleinen Recherche das Portrait eines potenziellen Serien-Mörders. Was für ein verachtungswürdiger Irrsinn, für den Gavras neben Hoffman auch Alan Alda als abgebrühten Profi gewinnen konnte. Hoffmann, Alda und auch der gutherzige Robert Prosky als Chef des Lokalsenders, machen ihre Sachen mehr als gut. Vielleicht ist das auch nur Teil der Routine echter Könner, aber ich wage zu behaupten, "Mad City" wäre ohne derart hochkarätige Darsteller eher verpufft. Bei John Travolta muss ich schon sagen, dass seine Performance ein wenig wankt. Manchmal ist das schon fast parodistisch, oder zumindest zu dick aufgetragen, um wirklich mitten ins Herz zu treffen. Aber andererseits zähle ich diesen Film noch zu seinen besten in den ausgehenden goldenen Neunzigern, wo "Pulp Fiction" dem Mann einen beachtlichen Karriere-Schub ermöglichte. Mal so ja auch nicht immer beim ultra-coolen Bösewicht aus "Face/Off" oder "Broken Arrow" verweilen. Was also bei den Akteuren noch glänzt, bleibt auf Seiten Costa Gavras ein netter Versuch. Aber auch ein äußerst blauäugiger Blick aufs Geschehen und die Hoffnung, beim Zuschauer was auszulösen. Da hat "Mad City" seine größte Schwäche zu verbuchen, es ist ein ansatzweise bissiger Film. Aber auch kein "Network" oder ein weiterer "Schlagzeilen". Wahrscheinlich wollte man auch hier nicht die Hand beißen, die einen füttert. Jay Leno und Larry King haben immerhin Gast-Auftritte. Gavras, der ja auch mit "Music Box" oder "Der Stellvertreter" unschöne Themen intensiv aufarbeitete, outet sich in gewisser Weise als Tourist in Hollywood. Er hat ein Gespür für das, was falsch läuft, aber er ist wiederum auch abhängig von den Geldgebern. Klar, dass ein Big Budget-Film nicht das eigene System bombardiert. "Mad City" hätte wohl schon durch einen Robert Altman inszeniert werden müssen, um ein fieseres Bild der Medien zu zeichnen. Und die sind heute ja noch wesentlich schlimmer, als damals, Ende der Neunziger Jahre. Warum dann aber die gute Bewertung, mikkean? Hm, liegt wohl daran, dass ich auch an das Gute im Menschen glaube und jeder Medien-Schelte gern eine Chance gebe. Mich persönlich erinnert der Film äußerst positiv an den großen Klassiker "Reporter Des Satans". Da macht "Mad City" seine Sache sehr gut. Denn Hoffman gibt nur oberflächlich betrachtet den blutgierigen Journalisten. Mit der Zeit scheint er der einzig Vernünftige im ganzen Trubel zu sein. Gerade weil er die Mechanismen alle nur zu gut kennt, erlaubt er uns auch einen ziemlich interessanten Blickwinkel aufs Geschehen. Vielleicht ist es auch die pure Nostalgie, die diesen nicht ganz so erfolgreichen, aber gutmütigen Film meine Sympathie entlockt. Gefällt mir auch irgendwie besser als "Wag The Dog", der war zwar fieser, aber auch verrückter überzeichnet. Bei "Mad City" hätte eigentlich stehen müssen: Demnächst auch in Ihrer Stadt. Das wäre auch heute noch zutreffend.
Das ist er also, der Schocker des ausgehenden Jahres 2011. So schlimm und abartig, dass die britische Zensur-Behörde freudig die Klinge zucken musste. Derart gefährlich für den Zuschauer, dass er in Australien verboten wurde ... Willkommen zur Full Sequence, willkommen zu "The Human Centipede II"!!! Leute, ihr wisst, dass ich ein großes Herz fürs Genre habe. Und den ersten Teil habe ich damals sehr genossen, als übertriebenes Filmchen mit surrealer Idee, teuflisch aufgelegten Mad Scientist und dem gewissen Hang zur lustigen Vorhersehbarkeit. Was Tom Six bei seiner First Sequence hoch angerechnet werden konnte, das war sein Hang zur guten Umsetzung und dem Hang zum geschmacklichen Vorstoß. Leuten den Arsch aufzureißen und jenen mit dem Mund anderer zu verbinden, wie sollte man das ernst nehmen? Und so machte Six selbst keinen Hehl daraus, seinem Konzept einige schräge und teilweise offensichtlich belustigende Ergebnisse zu entlocken. Und jetzt kommt's dicke, denn ich muss mich durchaus verdutzt äußern über diese Fortführung des menschlichen Tausendfüßlers. Es ist kein Film geworden, denn man empfehlen will. Kein Streifen, der per se einen Wesenszug wie Unterhaltung ausstrahlt. Für seine "Human Centipede II" hat sich Six selbst ins Kindes-Alter zurückversetzt und plündert das Süßigkeiten-Geschäft der Abartigkeit, des Ekels, des grenzenlosen Tabubruchs. Ja, noch mehr Füsse für die Centipede, noch mehr Mäuler, in die gekackt werden können. Und als Krönung ein Protagonist/Antagonist, der neben seinen Handlungen schon durch seine äußere Erscheinung als Mega-Creep par excellence die Bühne betritt. Der offensichtlich stark gestört perverse Parkhaus-Wächter Martin hat einen riesigen Knall. Er liebt Tom Six "The Human Cenipede", der immerzu in seiner Flimmerkiste läuft. Und zu dem er eifrig Hand an seinem Wiener-Würstchen anlegt. Sick, sick, sick. Wäre jetzt schon garantierter Stoff für was fieses. Kommt aber noch mieser, denn Martin steckt in verstörend aufgedrehten Lebens-Umständen und hat das krasse Vorhaben entwickelt, Tom Six Film Wirklichkeit werden zu lassen. So dürfen wir ihn zunächst dabei beobachten, wir er sich Ausgangs-Material für seine Centipede beschafft. Mit Brecheisen, dem brutalen Anschießen eines Pärchens vor deren weinendem Kind und schließlich, als Krönung, Miss Ashlynn Yennie. Die einzige Überlebende des ersten Teils darf sich selbst spielen und wird zum Kopf des künstlichen Ungetüms, welches Martin da unbeholfen rustikal und rücksichtslos zusammenzimmert. Was ist da nur in Tom Six gefahren? Ich hatte von seinem Sequel alles andere als das erwartet. Kein schwarz-weißes Skandal-Filmchen wie dieses hier. Mal abgesehen von den herzlichen Braun-Tönen, ja, es wird hier ausgiebiger geschissen, bietet sich dem Zuschauer hier ein reiner Stinkefinger an die Erwartung. Kein ausgewählt durchdachter Plot, nur eine simple Ausgangs-Idee und viel, sehr viel improvisiert wirkendes Laien-Theater des Grauens. Ganz klar versucht Six hier, seine eigene Form des Torture Porn zu schauerlicher Größe zu verhelfen. Was leider gänzlich daneben geht, denn "The Human Centipede II" macht seiner Illusion selbst in den ersten Film-Minuten jede Chance kaputt, hier noch etwas ansprechendes herauszuholen. Das Monster Martin ist wahrscheinlich der einzige Glücksgriff, denn Laurence R. Harvey, ein vermeintlich unbekannter Performance-Künstler, ist einfach nur abstoßend. Doch möchte ich abermals bezweifeln, dass ihm so etwas wie eine Kult-Karriere bevorsteht. Denn auch sein "Spiel" ist wie der Rest des Films ein überhebliches, nein, maßloses Wildern in Fäkalien, zermatschten Föten oder einfach nur dickem Kunstblut. Es kann schon keinen unangenehmen Effekt geben, wenn das Publikum einem solchen Treiben beiwohnen muss. Eines, dass sich die Möglichkeit offen lässt, eh nur ein perverser Tagtraum zu sein und eines, dass ohne rechte Dramaturgie einfach nur Scheiße und Blut übereinander schichtet. Falls Six im Geheimen darauf spekuliert hat, sein Werk mit sagen wir, "Die 120 Tage von Sodom" von Pasolini vergleichen zu können und diskutieren zu lassen, so hat er gänzlich versagt. Denn "The Human Centipede II" fehlt es an der Reflexion der gezeigten Gewalt, dem großzügig bebilderten Grauen, wenn wir es dann so nennen wollen. Hier gibt es nur eine relativ lustlose Idee, den ersten Film ins wahre Leben zu tragen. Lustlos, weil gnadenlos schlimm vergeigt. Warum hat sich Six nicht mehr am offenkundig besser geschriebenen Drehbuch des Vorgängers orientiert, anstatt sich an naiven und übertriebenen Szenen des Missbrauchs, Horror-Mütter und dem wahrlich beschissenen Leid der Tausendfüßler-Opfer zu stürzen. Ist das nun Kunst um der Kunst willen, die reichlich danebengeht? Der Todesstoß für den guten Geschmack, der mal wirklich den Bock zum Gärtner macht? Keine Ahnung, wirklich. Denn letztlich muss ich sagen, ist dies ein wahrhaft auf krass getrimmter Film, der nicht unterhalten kann oder will. Ein billiges Werk, so uneffektiv derbe und anspruchslos, dass es zu nicht mehr als der Empfehlung "Nur für ganz Mutige" reicht - mit leichtem Anhang: Alle, die darauf verzichten, einen Horror-Film mit Story, Intensität, echten Schocks und echter Qualität zur längeren Berühmtheit können. Schade, denn alles zu zeigen zu wollen und zu können, ist eben doch ein gewaltiger Unterschied.
Drei, zwei, eins ... Boom!!! "Wedlock", das ist eine schöne Erinnerung vergangener Tage. Früher habe ich diesen kleinen, kompetenten Future-Thriller sehr gerne verfolgt und ja, die Magie wirkt auch Heute. Kaum zu Glauben, HBO produzierte diese fiese "Flucht In Ketten"-Variante, die antike Fesseln durch hinterfotzige Hight Tech-Halsbänder ersetzt. Je zwei Insassen des "Camp Holliday" Knasts sind miteinander verbunden, natürlich rein Anonym. Wer fliehen will, sollte seinen Partner also kennen, denn sonst lassen die Wedlocks Köpfe platzen. Sehr effektiv, außer für Rutger Hauer, der hier tatsächlich eine echte Parade-Rolle ausüben darf. Als betrogener Juwelen-Dieb mit viel Grips landet Hauer hinter Gittern und wird eher unfreiwillig von Mit-Sträfling Mimi Rogers befreit. Die Flucht wiederum wird dadurch angeheizt, dass der Direktor großes Interesse daran, dass Hauer die gestohlene Beute seines letzten Coups aufsucht. Denn die hatte er trotz Verrat gut verstaut. Okay, mehr sollte ich nicht verraten. "Wedlock" ist trotz Mini-Budget mehr Sci-Fi als so manche Videotheken-Leiche. Stilsicher erzählt und braucht sich als überzeichnete Knast-Ausbruchs-Geschichte nicht hintern den vermeintlichen Old School-Klassikern zu verstecken. Hauptsache, man sieht die blutig-schönen Kopf-Einlagen, von denen es immerhin zwei, drei gibt. Hat aber auch so durchaus Köpfchen, dieser kleine feine Film.
Beinahe ein Jahrhundert Familien-Geschichte, gekreuzt mit der Geschichte Amerikas. Pop-Kultur meets welt-politischer Entwicklung als Animationsfilm - ist das Wahnwitz? Ja, aber wem sonst außer Ralph Bakshi hätte man so ein faszinierendes Mini-Epos wie "American Pop" zugetraut? Mini deshalb, weil der Werdegang einer russisch-jüdischen Emigranten-Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts an, eben nicht endlos ausgebreitet wird. Schon der Vorspann ist ein kleines Meisterwerk, verbinden sich Skizzen und fantastische Bilder der Zukunft, der Gegenwart und Vergangenheit (Öl-Krise, die Beatles und Elvis' Rock 'N' Roll-Revolte, Watergate ...). Es ist fast schon das gezeichnete Äquivalent zur "Watchmen"-Einleitung. Und danach lässt Bakshi seiner Kunst freien Lauf. Mal startet er das Geschehen als Stummfilm in Russland, lässt das arme Amerika der Einwanderer auferstehen, oder die Schlachtfelder des Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die steife Nation, die von der Rock-Musik aufgerüttelt wird und schließlich durch Vietnam, die Bürger-Proteste und das LSD-Zeitalter erschüttert wird. Und zu jeder Zeit ist es ein jeweiliges Mitglied der Familie Belinksy, das mehr oder minder am Soundtrack mitwirken darf. Oder auch nicht. "American Pop" ist ein begeisterter Spiegel des amerikanischen Zeit-Geschehens. Es verbinden sich persönliche Dramen wie der unterdrückte Glaube, der einst erst zur Vertreibung aus Russland beitrug. Der Wille, sein Talent nicht zu verschwenden, sich mit Musik zu verwirklichen oder eben dazu gedrängt werden, dies zu unterlassen. Dabei bleibt Bakshi stets aber auch unverkennbar Bakshi, da er sich hier nicht gleich zum vollwertigen Geschichten-Erzähler mausert, der allen gefallen muss. Gerade die Kritiker monieren bei diesem Film immer, dass oftmals das persönliche Drama zu kurz kommt oder oft genug doch nur im Drogensumpf endet. Zumindest im letzten Drittel des Films, der Übergang der 60er zu den 70er Jahren, orientiert sich dabei stark am Niedergang Janis Joplins oder den Junkie-Beobachtungen Lou Reeds. Als Fan darf ich aber auch verraten, dass "American Pop" als vermeintlich minderwertigeres Kunstprodukt göttliche Momente bietet, um die sich "Real"-Filme im Oskar-Rennen gegenseitig totschlagen würden. Es gibt solch erhabene Szenen, die eigentlich Film-Geschichte hätten schreiben müssen, wenn jemand mit Eiern in der Hose Bakshi ein zweistelliges Millionen-Budget zur Verfügung gestellt hätte. Aber zurück zu den Stärken des Films, der immerhin Hendrix aus dem Totenreich holt. Dann nämlich, wenn zu seinem "Purple Haze" doch glatt eine Fixxer-Sex-Szene steigt. Was für ein Wahnsinn. Genauso wie der gesamte Soundtrack - ein Hammerwerk, mit den Doors, Bob Seger, George Gershwin und so weiter und so weiter. Und wartet ab, bis einige dieser Nummern von den Protagonisten selbst vorgetragen werden. Richtig gelesen, das "Glee"-Konzept, schon drei Jahrzehnte vor dieser Show besser und eindringlicher vorgemacht. Wartet nur auf Jefferson Airplanes unsterbliches "Somebody To Love", das alle Facetten der Sechziger abdeckt. Die Euphorie, die Begeisterung, der Protest, die Napalm-Rauchschwaden und das Schießen auf die eigene Zivil-Bevölkerung. Ein Hammer, für dessen Wucht allein "American Pop" einen Sonder-Status verdient hätte. Abseits seiner schrullig-eigen Fantasien von bumsfreudigen Katern oder kiffenden Zauberern hat Ralph Bakshi doch tatsächlich einen ernsthaften Zeichentrick-Film vorgelegt. Einer, in dem viel steckt, vielleicht nicht so viel, wie noch drin gewesen wäre, aber genug, um heute noch umzuhauen. Ich kann diesen Film, der leider hierzulande weitgehend unbekannt ist, uneingeschränkt empfehlen. Er ist keineswegs so engstirnig, vernachlässigend gemacht oder kann nicht so fesseln, wie er es gerne würde. Nein, "American Pop" ist ein pompöses, glitzerndes Experiment, wie es danach nie wieder versucht wurde. Jedenfalls ist er der laute, auch dreckig ernste Bruder von Disney's "Fantasia", dass jeden Fan waschechter Songs (gefühlte und gelebte Musik eingeschlossen) begeistern dürfte.
Ein Hoch auch Ralph Bakshi!!!
Nichtmal Photoshop kann die Lustlosigkeit von Tommy Lee Jones wegretouchieren. Ich hoffe ja, er bekommt demnächst wieder mehr Wertschätzung fürs Talent, als so miese Rohrkrepierer, die er nur fürs Geld runterkurbelt.
It's the incredible Return of Rainn Wilson!!! Nach seiner Spitzen-Leistung in "Super" lass ich mich doch gern auf einen Film wie "The Rocker" ein. Ein Komödie über einen wahnsinnig talentierten Drummer, der einst von seiner eigenen Band rausgeschmissen wurde. Und der seither daran knabbert und sich als nicht wirklich kompatibel mit 7-to-9-Jobs erweist. Kurzum, ein ziemlicher Loser, der plötzlich aber für die Schulband seines Neffen einspringt und es damit tatsächlich wieder ins Rampenlicht schafft. Es klingt nicht sonderlich aufregend, hat aber Charme. Was Rainn Wilson aus seiner Rolle manchmal rauskitzelt, bereitet durchaus Vergnügen. Da gibt es eine schöne Tour-Sequenz, bei der viele Rockstar-Marotten von Keith "Ich-schmeiß-den-Fernseher-durch-Fenster" Moon, der Goldene Gott aus "Almost Famous" oder natürlich auch Groupie-Orgien ihr Fett wegkriegen. Aber höchste Warnung, "The Rocker" stammt aus dem Dunstkreis von Shawn Levy. Dieser liefert selbst mal Knüller ab, macht sie aber durch Stinker wie das "Pink Panther"-Remake oder "Im Dutzend Billiger" fast zunichte. Leider schlägt auch The Rocker" in die Kerbe familienfreundlicherer (kein Schreibfehler) Filme, die vielleicht gute Darsteller wie hier Emma Stone, Christina Applegate oder Jane Lynch bieten. Andererseits sich selbst ein gewaltiges Bein stellen, weil sie ihren eigenen Qualitäten nicht über den Weg trauen. Da hätte es zum Beispiel etwas ruppiger sein dürfen, sobald Wilson der Teenie-Band beitritt, verwandelt sich der Film zunehmend in einen Klamauk fürs jugendliche Publikum. Klar, als Möchtegern-Rockstar, der in den 80's steckengeblieben ist, muss der Kerl heutzutage ja als schräg betrachtet werden. Aber hier verschiebt sich auch der Fokus von der eigentlichen Haupt-Figur, was "The Rocker" auch zur herzlosen Fingerübung macht. Da darf ich mich noch bei Wilsons Terminator-inspirierten Rauswurf bei seiner alten Band Vesuvius (das ist ihr Name!) vor Lachen nicht einkriegen, um mich später zunehmend mit seinem etwas nervenden Prozess des Erwachsenwerdens rumzuschlagen. Was daran vor allem nervt, in den deleted scenes befinden sich die wahren Glanzstücke des Films, deren alternatives Ende für mich viel mehr Sinn gemacht hätte. Und wer kam eigentlich auf die Idee, mit Pete Best - den Mann, der von Ringo Starr bei den Beatles vertrieben wurde - einen absolut passenden Cameo aufzuziehen, dessen Wortinhalt rausgeschnitten wurde? Deshalb ist "The Rocker" ein relativ kurzweiliges Vergnügen in Sachen Comedy, das zu oft den Beat nicht halten kann. Das viele passende Gags verschiesst, weil es sich nicht zwischen Zielgruppe und Insider-Fest nicht entscheiden konnte. Und ein Film, der einiges an Potenzial ins Bonus-Material-Reich verbannen musste. Erwartet also nicht zu viel, aber auch keinen zu schlechten Film. Es gehen Licht und Schatten also Hand in Hand, was nichts neues ist. Und auch garantiert nicht nervt. Nur berauschen kann es auch nicht. Für die volle Dröhnung empfehle ich da eher Filme wie "24h Party People."
Das der dickliche und kaum erkennbare Seth Rogen mal mein Wochenende-Highlight sein würde!!! Sachen gibt's, aber "Shopping-Center King" hat sich diese temporäre Auszeichnung redlich verdient. Ist dieser durchgeknallte Kollege von Kevin James "Der Kaufhaus Cop" eine äußerst derbe Angelegenheit, die sich Dreck um Political Correctness schert. Dass es unser "Held" Ronnie zum Chef der Mall-Sicherheit gebracht hat, grenzt an ein Wunder. Rogen legt sich ziemlich ins Zeug, um diese wandelnde Zeitbombe darzustellen. Ein fluchender, rassistische Beleidigungen spuckender, von Schusswaffen besessener Soziopath. Das kommt also raus, wenn es in der Birne zusammenkracht und die Mund-Barriere versagt. Ein größeres Wunder nur, dass Ronnie nicht der einzige Ausnahmefall in seinem natürlichen Habitat ist. Ein ebenso Militia-begeistertes asiatisches Zwillings-Pärchen und sein schräger Latino-Kumpel ergänzen die Shopping-Männer des Gesetzes. Was für eine geballte Ladung, da waren einige Lacher einfach vorprogrammiert, aber "Shopping-Center King" hat mit den Figuren allein sein Potenzial noch lange nicht verschossen. Da geht es um einen gerissenen Dieb, der nach Ladenschluss zuschlägt, so krankes Personal wie die sehr dümmliche und abstoßende Kosmetikerin Brandi (Ideal-Besetzung Anna Faris, wie kriegt sie das nur hin?), den Psycho-Cop, den nur Ray Liotta so darstellen kann. Und ja, einen feisten Nackt-Flitzer, der gleich zu Anfang des Films für dessen höhere Altersfreigabe garantiert. Größtes Minus wäre vielleicht die relative Ziellosigkeit des Ganzen, die zeitweise zu Tage tritt. Aber diesen Umstand macht so manches Highlight wie die Verhaftung des Drogendealer-Kids oder der Schluss gut wett. In diesem Punkt ähnelt der Film ja auch irgendwie "Napoleon Dynamite", der auch viel von seinen skurrilen Typen profitierte. Da verkrafte ich auch, dass so ein Hammer-Song wie "Where Is My Mind" nicht von den Pixies, sondern irgendeiner Coverband kam. Passte trotzdem und hell yeah, diese verkackte Mall-Cop-Scheiße macht verdammt noch mal irgendwie Spass. Mehr jedenfalls als ein Tritt in die Eier oder die meisten anderen Ami-Komödchen. Dürfte öfters so sein. Bad Taste mit Geschmack, besser als die x-te Wiederholung eines fragwürdigen Friedberg/Seltzer-Meisterwerks (würg!).
An die Herren Friedberg und Seltzer: Hm, wie sag ich's bloß?
Vielleicht mit Vorschlägen zukünftiger Filmtitel:
Bullshit Movie
The Audience's Wrath Movie
Headless Producers Movie
Killing Spree Movie
Cheap Shit Movie
HATE Movie
FUCK Movie
WASTED MOVIE
Puke Movie
Hammer On Your Head Movie
Simple Paycheck For Wrecked Actors Movie
There A Movies That Are A Thousand Times Better Movie
No Way Movie
Never Too Drunk To Make That A Failure (Again) Movie
Don't Watch Till The End Movie
Back 2 Film School Movie
Incorruptible Viewer Movie
Makes You Wanna Kill Yourself Movie
Not Even For Free Movie
No More Patience Movie
Just Leave It Movie
Get A Life Movie
Can't Stand You Movie
As Funny As A Funeral Movie
No Talent Movie
Friedberg And Seltzer SUCK!!!
Sue Pro Sieben Movie
The Greatest Disappointment Movie Even In 2D!!!
Get it???????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????
Normalerweise sollte man einen Film zu Ende schauen, bevor man ihn bewertet ...
... hier hätte ich aber am liebsten die Mattscheibe zerschlagen. Seid also gnädig mit mir.
"A true story" ... Edward Zwick scheint mir einer dieser Filme-Macher, die ein Faible für vergessene Helden und Geschichte haben. Oder für Kulturen, die uns aus Ignoranz oder eigener Verdrossenheit verschossen bleiben. Bei "Glory" waren es die Farbigen Soldaten des Bürgerkriegs, das hässliche schwarze Afrika in "Blood Diamond" und seine immer noch weiße Ausbeutung, das mystische Japan in "Last Samurai". Und natürlich "Ausnahmezustand", jenen prophetischen Thriller, mit dem Zwick einige Jahre vor dem 11. September auf das Klima der Angst und Ohnmacht warf, mit dem wir heute doch tatsächlich leben müssen. Okay, eines zeichnet Zwicks Werk leider auch aus, seine Filme haben höchst interessante Themen und zugleich viele Schwächen. Nicht immer packend genug erzählt, so manche Charakter-Zeichnung arg stereotyp oder ungenügend, um wirklich eine emotionale Bindung mit dem Publikum zu erlauben. Ja, das alles trifft leider auf "Defiance" zu. Die Geschichte der Bielski Partisanen, ein Trupp jüdischer Widerstands-Kämpfer und Lebensretter. Und im Kern auch die Story dreier Brüder, die sich in den Kriegsjahren mit schmerzlichen Verlusten und Lebens-Entscheidungen konfrontiert sehen. Da geht es um die Frage, wie viel Menschen kann man in einem Wald-Camp unterbringen und organisieren? Schließt man sich der russischen Armee an und wie bröckelig oder ausweglos ist so ein Pakt? Geradezu interessant auch der Aspekt, ob Glauben und Willen zur Friedfertigkeit mit dem Drang zum Überleben und dem vermeintlichen Töten vereinbar ist. Hier macht es sich "Defiance" aber schon zu Beginn sehr leicht. Kriegsfilme kennen wir ja alle und wenn nicht, wird es das nachgestellte Leid der armen Land-Bevölkerung durch die Nazis schon richten. Weinende Kinder werden weinenden Müttern aus dem Arm gerissen, Menschen von lachenden Soldaten getreten und erschossen. Schließlich fällt es uns so nicht schwer, Daniel Craig, Liev Schreiber und schließlich Jamie Bell beim bewaffneten Vorgehen gegen die Invasoren oder ihre schmierigen, verlogenen Kollaborateure zu beobachten. Sicher, diese Kritik klingt vielleicht leicht gleichgültig oder abgeklärt, jede Meinung ist jedoch subjektiv. Und ich bin alles andere als ein herzloses Scheusal. Ich konnte mich bei "Defiance" einfach nicht des Eindrucks erwehren, dass hier ein wichtiges Anliegen, eine wichtige Geschichte mit schwarz-weißer Dramaturgie und drainierter Horror-Bildsprache plattgemacht wurde. Die Farben trist, die Gegend immerzu strahlend wie ein Friedhof an einem dunklen Wintertag. Wären da nur die inneren Konflikte der Gruppe oder den Bielski Brüdern selbst nicht so lähmend vorhersehbar oder auch spürbar gleichgültig. Ich wage es gar nicht anzusprechen, aber Tarantino gelang es wiederum bei seiner Groteske "Inglourious Basterds", einigen Figuren mehr Kontur zu verleihen und so ein gesteigertes Interesse an ihrem Schicksal zu garantieren. Edward Zwick hat bei "Defiance" jedoch mehr auf eine dröge Aufmachung gesetzt. Man könnte auch von einem Vorschlaghammer des Leids sprechen. "Wie kriegen wir das so wie bei "Schindler's Liste" hin, nur mit Dauer-Feuer und einem unwürdigen Dasein im Wald?" - Ich möchte ja nichts böses unterstellen, aber so in etwa schwebt mir die Geisteshaltung bei der Umsetzung vor. Eine grausige Schippe hier, krasses Gemetzel da ... Nur der Kern der Geschichte, der mich interessiert hätte, gerät dabei ins Abseits. Es ist, all die wahren Ereignisse und Schicksale mal bei Seite geschoben, so lediglich ein Film übers Überleben in einem sehr schlimmen Film. Überleben im Sinne: Greif zur Waffe und sorg für Gerechtigkeit, wenngleich nur ein bisschen.
Womöglich wollte Zwick ganz bewusst auf die vielen Tricks der Rührseligkeit, der schummrigen Musik oder der groß pathetischen Szenen verzichten, mit denen Spielberg dieses Thema aufbereitet hätte. Das ist verständlich, aber auch keine Entschuldigung für einen Film, der letztlich zu viel des guten bietet, um wirklich ins tiefere Bewusstsein vorzudringen und Fragen zu provozieren. An einer frühen Stelle des Films bemerkt Craig, er sehe immer noch die von ihm gerichteten Leichen eines Verräters und seiner Söhne. Äußerst schnell abgehandelte Gewissensbisse sind es da. Ich bezweifle, dass "Defiance" als Film eine längere Wirkung besitzt.