mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 6
    über Armored

    It's a Heist but with a twist: Die vermeintlichen Good Guys wollen selber in die Kasse greifen. Nichts wirklich neues, aber auch nichts wahrhaft schlechtes. Nimród Antal knüpft mit seiner zweiten US-Arbeit an das Schema an, das alle seine letzten Arbeiten beherrschte. Guter Cast, maue Ideen wenigstens gut aufbereitet. Sein Handwerk versteht Antal wahrhaft. Die Story wird kurz und knapp aufbereitet und wenn die Dramaturgie auch dünn und vorhersehbar wird, Antal kann wenigstens Dampf machen und uns inhaltliche Defizite vergessen machen. Das war zuletzt bei "Predators" der Fall (doll besetzt - aber nutzlose Charaktere, lange Zeit nix los, dann ordentlich Radau) und schon bei "Motel" (abgegriffene Grund-Idee, aber schön beklemmend und durchaus packend). "Armored" also ist ein quick'n'dirty Kracher und erinnert mich jedenfalls stark an "Reservoir Dogs". Große Namen - Jean Reno, Laurence Fishburne, Matt Dillon mischen sich mit gestandenen wie Fred Ward oder auch verpatzten Durchstartern wie Skeet Ulrich. Die Security-Meute plant das perfekte Verbrechen und will sich am transportierten Geld bereichern. Klar, dass alles schief gehen muss ...
    Und mündet im rustikalen verlassenen Industrial-Ambiente in einem Katz-und-Maus-Finale. Das ist nicht wirklich neu, spartanisch produziert, aber auch nicht schlapp inszeniert. Nach der gewohnten Einführungszeit auf Sparflamme und dem vermeintlich gelungenen Coup-Auftakt reißt "Armored" das Ruder in Richtung jeder gegen jeden und alle gegen dich. Das macht Spass, wird nicht ausgedehnt und überzeugt auch durch die gut aufgelegten Stars. Wenngleich auch der Film durch die Gefahr des Schnell-Vergessens bedroht scheint, als kurzes, handfestes Vergnügen leistet er sich keine größeren Patzer.

    6
    • 9
      über V/H/S

      Wwasss? Sechs zum Preis von einem? Wicked Sick!!!

      Imagine this:

      Ein Haufen nichtsnutziger Dödel hat nichts besseres zu tun, als sich selbst zu filmen. Beim Häuser-Demolieren, beim Bumsen oder sie drehen abstoßende Clips mit erzwungenen Busen-Blitzern. Dumm nur, dass Leben auch was kostet. Und wie schön, dass einer von ihnen eines Tages mit einem Jobangebot ankommt. Brecht in das Haus eines alten Sacks ein und stehlt eine Videokassette. So einfach und Stoff für ein neues Homevideo. Eigentlich ...
      würde der alte Mann nicht tot im Sessel liegen, vor einer Fernseher-Wand, umgeben von lauter Rekordern und Kassetten. Unsere wagemutigen Dödel haben jedenfalls nichts besseres zu tun, als besagtes Video zu finden und durchstöbern dabei die Tape-Sammlung.

      Und hier beginnt der Spass erst richtig ...

      Wenn man auch schon alles im Horror-Genre gesehen hat. Wenn jedes Jahr die selben Erfolgs-Formeln und Ideen nochmals gestreckt und recycelt werden ... Egal, denn "V/H/S" fühlt sich so gut an. Abgesehen von der Rahmen-Handlung tummeln sich allerlei schöne Einfälle in den Short Stories: wortwörtliche Männer-Fresser, mal wieder coole Spuk-Häuser, Exorzismen, Opfergaben, Teenie-Schlächter ... es gibt ultrafiese Lovestorys, paranormale Aktivitäten, die echte Spannung erzeugen. Let's put it simple - ein scharfes Paket.

      Weil man es genießen kann, wie die Outsider-Talente Adam Wingard, David Bruckner, Ti West, Glenn McQuaid, Joe Swanberg und Radio Silence den angestaubten und oft gebrauchten Bausteinen und Zutaten frisches Leben einhauchen. Und Gott bewahre, vielleicht sogar etwas neues, da so noch nie probiertes schaffen. Jetzt nicht durchdrehen, wenn ihr es anders empfindet. Ich für meinen Teil fand die Herangehensweise an fast jede Geschichte als locker, cool, garstig, schön böse, schnörkellos und - besser als beim Großteil der Horror-Eskapaden, die uns in den letzten Jahres um die Ohren geschlagen wurden.

      Warum nicht einfach mal kurz, nasty und respektlos sein? Auch wenn die einzelnen Segmente untereinander etwas schwanken. Die Gesamtheit macht's wett. Ich sage es nochmals: Im Geiste aller Geschichten aus der Gruft und aller Creepshows - "V/H/S" gehört mit zum besten, unterhaltsamsten und kreativsten, was Horror in den letzten Jahren passiert ist.

      7
        • 7
          über Salt

          Okay, es ist schnieke Action drin und La Jolie macht durchaus eine ansehnliche Figur. Von "Salt" habe ich mir wesentlich schlimmeres erwartet. Die Handlung über russische Schläfer-Super-Agenten, zunächst undurchschaubare Attentats- und Weltkriegs-Pläne? Da erweist sich der Film als leider nicht ganz so ergiebig. Dafür drückt Regisseur Phillip Noyce ordentlich auf die Tube und lässt fürs Logik-Hinterfragen nicht viel Zeit. Immerhin ist Noyce ein kleiner Veteran im Spy-Action-Genre und legte einst mit "Die Stunde Der Patrioten" und "Das Kartell" die Quasi-Urahnen von Jason Bourne und Co. vor. Was soll's also, wenn sich das Agenten-Karussell schnell dreht, "Salt" bietet viel Old School-Flair und verpasst dem Kalten Krieg einen knalligen Epilog, der die Wirklichkeit verblassen lässt.

          6
          • 7

            Abstruse Frisuren, Videogame-Optik-Einschlag und dann noch ein waschechter Gerichts-Thriller - geht das denn? Alter, wir sind hier doch in Japan und außerdem ist es ein Takashi Miike. OMG? WTF? - SO FUCKING WHAT!!!

            "Ace Attorney" lotet mal wieder die Grenzen aus. Als Videospiel-Adaption überträgt es das Konzept trickreicher Gerichts-Verhandlungen auf die Leinwand. Im zukünftigen Japan stehen sich Straf-Verteidiger und Staats-Anwälte in höchstens dreitägigen Verfahren gegenüber. Hier müssen Beweise stechend überzeugen, die Zeugen-Befragung muss knallharte Fakten zu Tage fördern. Sonst gibt es statt Konfetti-Regen (ja genau) nämlich den ultimativen Schuldspruch. Und ausgerechnet der noch unbedarfte Anwalt Phoenix Wright findet sich plötzlich für seinen ersten wichtigen Fall in den Hallen der Justiz wieder. Hat er doch bisher mehr Glück als Verstand gehabt und kleine Lokal-Vergehen verhandelt. Da gibt es gleich eine ganze Reihe tougher Nüsse zu knacken. Wie im zugrunde liegenden Game erstreitet sich Wright seinen Weg durch mehrere Runden - von der Ermittlung bis zur Zeugen-Vernehmung vor Gericht oder dem entscheidenden Moment, wo Fakten seine Thesen untermauern. Was da lustige Manga-Maskottchen, alte Freunde und jetzige Kontrahenten, Papageien im Zeugenstand oder gar Hellsehen damit zu tun haben, kann und will ich gar nicht in Worte fassen. "Ace Attorney" ist ein überbordendes Erlebnis, genial krank, weil hier fast alle mit irren Frisuren und Kostümen herumrennen, weil es so viele irre/irrsinnig lustige Einschübe gibt und weil Miike das Ruder doch fest genug in der Hand hält, um hier am Ende einen beinahe klassischen Gerichts-Thriller mit wirklich spannender Geschichte zu erzählen. Wenn natürlich auch im überfrachteten Setting der Videogame-Zukunft. Nach über zwei Stunden Laufzeit ist man einfach kirre, aber auch wahnsinnig gut unterhalten.

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            • 8 .5

              Der Film für alle, die 2012 das Ende herbei zittern ... oder für diejenigen, die sich an einem Realfilm-Äquivalent solcher Anime-Anthologien wie "Memories" oder "Robot Carnival" erfreuen können.

              Drei Geschichten über mögliche und auch unmögliche Endzeit-Träumereien. Da haben wir im Angebot:

              1. Eine Love-Story zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Yoon Seok-woo, Depp der Familie und trotzdem als Laborhilfe fürs Militär tätig, verliebt sich in die schöne Kim Yoo-min. Es funkt, aber leider auch auf biologische Weise, denn in einem genial verrückten Zufall sorgt der Abfall der Wohlstands-Gesellschaft für deren Untergang. "Brave New World" heißt das schrille erste Segment. Eine Mischung aus Love- und Horror-Story. Es gibt viel zu Lachen, sehr viel. Gleichzeitig macht der Urban-Zombie-Alptraum George A. Romero alle Ehre. Ich fand's einfach nur geil ...

              2. "Heavenly Creature" - die südkoreanische Antwort auf "I, Robot" und Co. Oder besser ausgedrückt, einer der seltenen Fälle, bei der Geschichten um künstliche Intelligenz nicht im Action-Sumpf untergeht. Ausgerechnet Kim Ji-woon ("A Bittersweet Life", "A Tale Of Two Sisters" und "I Saw The Devil") gibt sich hier den leisen und nachdenklichen Tönen hin. Passt aber auch, denn es geht um einen künstlich geschaffenen Tempelhelfer, der eine Seele entwickelt und die Erleuchtung erlangt ... Nicht jedermanns Geschmack, aber alles andere als öde oder über-philosophierend ...

              3. Zum Schluss das Irrste, Wirrste und überhaupt, bis über die Grenze hinaus schrägste seit langem. "Happy Birthday" heißt es, als die kleine Park Min-seo eine Billard-Kugel des Vaters kaputtmacht und online einen Ersatz bestellt. Das Geschenk für Papi kommt auch, nur das damit urplötzlich "Armageddon" Wirklichkeit zu werden droht ...

              Alles klar? Wenn nicht, einfach anschauen und genießen!!! "Doomsday Book" ist fantastisches Asia-Kino zwischen Sci-Fi, Horror, Groteske, Medien-Satire, religiösen Motiven, Ernst und Humor, Blut und Lachern ... Drei unterschiedliche Geschichten, jede interessant (in meinen Augen) und wiedermal eine echte Überraschung aus Südkorea. Fickt die Endzeit, fickt die Konvention, "Doomsday Book" ist das filmische Überraschungs-Ei des Jahres!

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              • 8

                Jedes Jahr verschwinden rund 800 000 Kinder in den Vereinigten Staaten. Mehr als eintausend von ihnen ohne jede Spur ... In der heruntergekommenen Gemeinde Cold Rock ist diese Statistik nicht nur eine Aufzählung von Zahlen. Die ehemalige Minen-Arbeiter-Kleinstadt wird seit Jahren von einem Schreck-Gespenst ihrer Kinder beraubt. Ohne Ankündigung, ohne ersichtliche Spur schlägt das schwarzgehüllte Monster zu. Polizei und FBI stehen der grauenhaften Verbrechens-Serie hilflos gegenüber. Aber würde in diesem miefigen Tümpel des White Trash-Milieus, zu dem Cold Rock verkommen ist, auch freiwillig einen Fuss setzen? Und ist diese Mythenfigur nicht bloß eine Einbildung der geplagten Anwohner, ein Weg, das Unfassbare greifbar zu machen? Auch Julia, Arzt-Witwe und Kranken-Schwester in Cold Rock, kann an den Tall Man nicht so recht glauben. Schlägt sie sich doch mit weitaus realeren Missständen herum. Bis zu jenem Abend, als das Monster in ihr Haus eindringt und vor Julias Augen ihren Sohn entführt ...

                Das ist er also, "The Tall Man", Pascal Laugier erster Film seit "Martyrs". Es schien schwer, dieses mehr als doppelbödige und abgründige Werk irgendwie zu toppen, geschweige denn, ihm einen würdigen Nachfolger auf Augenhöhe zu verpassen. Aber ich lehne mich aus dem Fenster und sage: Laugier hat es geschafft und ganz anders, als vermutlich von den meisten erwartet. Das beginnt schon mit dem Umstand, dass "The Tall Man" eine englisch-sprachige Produktion darstellt und mit Jessica Biel eine bekannte Darstellerin auffährt. Und jedem Unkenruf zum Trotz bekräftige ich meine Meinung zugleich und kann Miss Biel nur beglückwünschen. Sie überzeugt voll und ganz. Ihre bisherigen Ausflüge ins Horror-Fach waren ja eher schwachsinnig bis unterirdisch ("Blade Trinity" und das "Texas Chainsaw Massacre"-Remake :( ). Das alles verblasst gemessen an der facettenreichen Darstellung, die Biel hier vorlegt. "The Tall Man" profitiert wie gesagt von Geldern aus Amiland und Kanada. Und wie noch zu erwarten, startet der Film in einem schicken Düster-Look mit erdrückenden dichten Wäldern, der starren und hoffnungslosen Atmosphäre des verregneten Cold Rock. Das alles führt uns auf quasi vertrautem Terrain dann an eine Hetzjagd oder nennen wir es Überlebenskampf. Hier erinnert der Film mit seinem Tempo an "Jeepers Creepers" und doch, hat uns Pascal Laugier hier schon in der Tasche. Denn mit einem leicht verdaulichen, action-beladenen Horror-Reißer hat er nichts am Hut. "The Tall Man" packt uns dann mit einem Würgegriff, wenn wir schon denken, alles durchschaut zu haben. Genau dann nämlich wird es wahrhaft unangenehm und krass. Wie schon in "Martyrs" betrachtet Laugier die schlimmste, da wehrloseste Opfer-Gruppe, unsere Kinder. Und ja, auch "The Tall Man" weist mehr als einen Twist auf, der ihr vermeintliches Schicksal in eine unerwartete Perspektive rückt. Dabei begnügt sich Laugier keineswegs damit, einem größeren, englischsprachigen Publikum noch einmal die selbe Chose zu verkaufen. Dem "Martyrs"-ähnlichen Motiv der Kindes-Entführung ringt er in "The Tall Man" eine vollkommen neue Seite ab. Auch, weil es Laugier als Filme-Macher vorzieht, nicht auf die selben bluttriefenden Ingredienzen zu setzen. "The Tall Man" ist nämlich nicht die nächste Splatter-Granate, dafür ist er zu clever. Die wahren Magen-Verstimmungen setzen dann ein, wenn der Streifen seine gesamte Bandbreite offenbart. Ich wiederhole nochmals, für ein derart böses und vertracktes Script braucht es nicht unbedingt wahllos eingestreute Grausamkeiten. Wenn überhaupt, "The Tall Man" ist Horror in einer seiner grundlegendsten Bedeutungen, als seelische Grausamkeit. Gerade bei diesem Thema auch eine extrem wichtige Komponente. Für Pascal Laugier ist "The Tall Man" also mehr als eine starke Fortführung seines Oeuvres, ein überzeugend stark und dicht gemachtes Schauer-Filmchen als Einstieg im US-Markt. Handwerklich und inhaltlich erweist er sich als kleines und großes Meister-Stück. Mal laut, dann leise und schleichend, damit das Gift besonders böse wirken kann. Wenn das Genre doch nur immer so überzeugen könnte ...

                7
                • 6

                  Es ist komisch, von diesem Film hab ich mir ziemlich wenig erwartet. "Remember Me" - der Versuch des Robert Pattinson, sich von seinem schwülstigen "Twilight"-Image zu emanzipieren. Mal keiner Bella Liebe übers Grab hinaus zu schwören, mal keinem gestähltem Werwolf-Bub böse Blicke zusenden. Lassen wir das, denn tatsächlich überrascht "Remember Me" als wahrscheinlich bester schauspielerischer Vorstoß von Herrn Pattinson - jedenfalls gemessen an dem, was ich bisher von ihm sehen durfte. Worum es geht? Im Grunde genommen ist es ein verzwickter Film. Ein Drama, das uns unsere Liebsten fester drücken lässt. Und wir ihnen umso deutlicher sagen, wie sehr wir sie doch lieben, weil jeder Tag doch der letzte sein kann. Jedes gemeinsame Mal das letzte. Das ist es auch, was "Remember Me" in einem ziemlich verblüffenden Finale sehr brutal und weitestgehend unerwartet formuliert. So wie das reale Horror-Ereignis, auf welches sich dieser Film bezieht, urplötzlich über unser Leben einbrach. Bis dahin verläuft "Remember Me" als eine tragische gefärbte Romanze zwischen dem desillusionierten Tyler und seiner Kommilitonin Ally. Diese Liebe erblüht aber aus einem reichlich merkwürdigen Grund - es geht um Rache am Cop-Vater von Ally. Das Setup erscheint also etwas dümmlich, genau wie so manche zwischenmenschliche Misere in diesem Film. Und dabei geht es im Grunde überall um die Unfähigkeit, seine Gefühle offen und frei auszusprechen, den Schmerz zu teilen. Also eigentlich nichts neues, wenngleich von einem guten Cast, zu dem auch ein Chris Cooper oder Pierce Brosnan gehören, nicht schlecht gespielt. Da haben wir auch den offensichtlichsten Schwachpunkt von "Remember Me": Ohne die fatalen letzten zehn Minuten wäre es ein Drama-Film wie es schon manch anderen gibt. Vielleicht erhebt das bittere Finale, welches erstaunlich überraschend daherkommt, diesen Film erst über das Gros, lässt ihn aus dem Mittelmaß ambitionierter Routine-Filme emporsteigen. Wenn auch "Remember Me" im Endeffekt eher nur okay bleibt. Er streckt uns Pattinson-Zweifeln und Hassern mutig den Mittelfinger entgegen. Das ist ja auch schon was.

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                  • Nnnneeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnn!!!! Disney, hör endlich auf damit, unsere Kindheits-Erinnerungen mit Füßen zu treten. Was soll das eigentlich werden, Inglorious Basterds für Kids?

                    • 8 .5

                      Wenn "Donnie Darko" und Cronenbergs derbste Body-Horror-Ausflüge ins Bett steigen würden, dann könnte ein Nachwuchs wie "Excision" dabei herauskommen. Was hat dieser Film nicht alles, was ist er nicht alles ... Meet Pauline. Ein verpickeltes Teenager-Mädchen mit fetten, schludrigen Haaren und dem absonderlichen Wunsch-Traum, einmal Chirurgin zu werden. Yeah, Pauline ist nicht gerade das coolste und beliebteste Chick an ihrer High School. Aber das ist noch ihr geringstes Problem. Paulines Pubertät findet nämlich in der schlimmsten Suburban-Hölle statt, mit ihrem gottesfürchtigem, strengen Mutter-Monster als Vorsteher. Dad ist keine Hilfe, lediglich dem Sonnenschein der Familie, der kleinen Schwester Grace fühlt sich Pauline noch verbunden. Aber Grace's Zeit ist leider wegen ihrer kranken Lunge limitiert. Und was kommt sonst auf den Zuschauer zu? Ein echter Wahnsinns-Film. Was Richard Bates, Jr mit "Excision" so vorlegt, sucht schon seinesgleichen. Derbe Zwiegespräche mit Gott, sex- und splatter-durchtränkte Lust-Träume der hormongesteuerten Pauline - diese lassen Lady Gaga's Videos übrigens Bibel TV-züchtig erscheinen. Es wird in aufgeschnittenen Leibern gewühlt, Wände mit Blutfontänen besudelt, Föten zum Platzen gebracht - es ist ein Fest. Dabei erweist sich Pauline als Verkörperung von H.P. Lovecraft's "The Outsider", ist irgendwie einfühlsam, sozial aber unterentwickelt/gehemmt, ist mal böse und doch alles andere als ein Creep. Hier brilliert mit Hauptdarstellerin AnnaLynne McCord eine, die zwar auch schon das Flittchen gab, aber bisher hauptsächlich beim Schöne-Welt-Grusel-Verschnitt "90210" einen Heimat-Hafen innehatte. Kaum zu glauben, beweist McCord doch mehr als nur Mut zur Hässlichkeit, das ist schon echtes Schauspiel. Ziemlich irre, und passt übrigens bestens zur Riege der kultigen Besetzung. Ex-Porno-Star Traci Lords als Mutter, Malcom McDowell als Lehrer oder John Waters als Pfarrer. Ich meine, John Waters, John Waters?????? Darüber hinaus wandert "Excision" nicht ziellos auf den Lebens-Pfaden seiner Protagonistin und ihren krassen Träumereien umher. Mit der Zeit kristallisiert sich eine wirkliche tragische Geschichte heraus, die Paulines Ambitionen härter und fieser als gedacht wahr werden lässt ... Okay, ich sage nicht mehr. "Excision" muss gesehen werden, so geil ist dieser Film. Verdammt geil und wahnsinnig abgedreht erdacht, gedreht und auf den Zuschauer losgelassen. Um im Bild zu bleiben, wenn "Exision" ein Skalpell ist, das am Zuschauer angesetzt wird, so sprudelt das Blut nur gewaltig und unverdrossen aus uns heraus. Ein Strom voller Eindrücke und genial kranker Einfälle, wie sie dieses (und nächstes) Jahr wohl kaum in einer derartigen Intensität und Wildheit auf uns einwirken werden. Ein dolles Ding, in jeder Hinsicht.

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                      • 7 .5

                        Die Schule ist ein Schlachtfeld. Folge der Hierarchie oder werde gnadenlos und brutal gefügig gemacht. Wisse also immer wer der du bist. Ein Teil der dummen Schweine-Herde oder einer der Wach-Hunde, welche die Ferkel mit harter Hand führen. Um dieses, von den Lehrkräften stillschweigend geduldete, Kasten-Wesen zu sprengen musst du schon ein böser Mensch werden. Nein, böser als das. Werde ein Monster, ein sie heimsuchender Fluch ... Wow, es geht immer wieder anders. "The King Of Pigs" stellt die südkoreanische Auffassung eines Anime dar und geht alles andere als auf Nummer sicher. Klein war das Budget, wie es heißt. Und so nimmt sich der Film die Freiheit heraus, mal keinen populären Stoff zu adaptieren. Das hier ist psychologisch dichtes Erzähl-Kino, eine schonungslose Abhandlung und Öffentlich-Machung von dem, was Schule (nicht nur) in Süd-Korea bedeutet. Ein täglicher Spießruten-Lauf, ein stetes Bombardement von geschmacklosen, erniedrigenden Übergriffen älterer und reicher Mit-Schüler, die als Aufseher ihre Klassen terrorisieren. Was die Lehrer noch als kleine Hand-Greiflichkeiten abtun oder ignorieren, mündet dann in geschwollenen Gesichtern, blauen Flecken und gemarterten Seelen. Davon können vor allem die Freunde Kyung-Min und Jong-Suk ein Liedchen singen. Auch fünfzehn Jahre nach Schul-Ende nagen die Seelen-Narben dieser Zeit an ihnen. Beider Leben ist jeweils ziemlich abgefuckt, aber das ist nur der Anfang. Denn zu Beginn lädt der scheinbar gemachte CEO Kyung-Min seinen alten Weg-Gefährten Jong-Suk aus heiterem Himmel zum Essen ein. Zum Schwelgen in Erinnerungen, an die Zeit, als das herrische Wüten der Hunde immer schlimmer wurde und sich plötzlich der unscheinbare Mit-Schüler Chul zum König der Schweine mauserte. Weil er den anderen - und besonders unseren beiden Freunden - vorlebte, dass man die Bestien nur dann besiegt, wenn man brutaler als sie wird. "The King Of Pigs" ist also alles andere als ein normaler Unterhaltungs-Streifen. Ungewohnt verschachtelt pendelt der Film zwischen den Geschehnissen im Hier und Jetzt und den Dingen von damals. Dabei erweist sich die Dramaturgie als wirklich gut ausgeklügelt, spielt (auch nach einem krassen Start) nicht gleich alle Trümpfe aus. So abartig das Thema auch mitunter ist, erst zum Schluss erweist sich "The King Of Pigs" in seiner gesamten Bandbreite als multidimensionale Psychogramm, Abhandlung von (lang unterdrückter und erduldeter) Gewalt und verweist auch, als bitteres Zerrbild, auf die Weiter-Führung der Schul-Hölle im Erwachsenen-Leben. Harter Tobak also und gewiss nichts für die kleinsten. Bei "The King Of Pigs" wird die Gewalt nicht nur in aller Deutlichkeit dargestellt, auch Katzen-Freunde sollten ganz tapfer sein (oder gleich ganz wegsehen). Nein, auch die schamlosen Erniedrigungen an den wehrlosen Schülern durch ihre Klassen-Kameraden werden aufgezeigt. Da wird immer wieder jemand am Schritt gepackt, soll seinen Schniedel herzeigen, wird Schwuchtel geschimpft, mit Pisse überschüttet. Bei so viel gezeigtem Schmutz erscheint es umso richtiger, dass der Animations- und Zeichen-Stil die Figuren eher hässlich aussehen lässt. Jedenfalls heißt es Kuller-Augen good-bye und bitte keinen Anime-Kitsch. Mitunter wird auch das jeweilige Umfeld stilisiert, was einerseits budget-bedingt sein mag, aber andererseits auch den Fokus nicht von den Figuren ablenkt. Klasse, dass es ausgerechnet ein animierter Film schafft, während der gesamten Spielzeit nicht von seinen Figuren abzulenken. Und vor allem handgezeichnetes und 3D-Effekte vernünftig unter einen Hut zu bekommen. Tja, was bleibt da noch zu sagen? Es gibt eine absolute Empfehlung für jeden Anime-Fan, der sich ins unbekannte und abstoßende stürzen möchte und kann. Und sowieso für jeden, der sich auch von harten Stoffen fesseln lässt. Diese animierte Kunst-Projekt dringt tief in die Psyche geschundener (Kinder-)Seelen ein und erinnert manchmal an ähnliche Real-Werke wie "Stand By Me". Nur wirken die nicht so bitterböse nach. Eine echte Überraschung, dieser "The King Of Pigs" und ein großer Zug, das in dieser Form animiert aufzubereiten.

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                        • 3
                          über Fall 39

                          Boo Boo Boo - Ein Grund mehr, warum Bridget Jones keine Kinder kriegen sollte. Gruselige Kinder und das Horror-Genre, eine unheilige Bindung, die wohl für die Ewigkeit gemacht scheint. Wie viele von ihnen werden uns noch heimsuchen? Wie viele böse Blicke sollen uns noch die Nacken-Haare aufstellen und Gänsehaut-Attacken verpassen? Und wie oft, ja wie oft wird uns diese einfache Rechnung "Kleines-Kind-beherbergt-den-Teufel-im-Leib" weitere zahme Schock-Versuche aufbürden? Denn wie so oft, erweist sich "Fall 39" als eine handzahme Brise Horror-Luft, die im Major-Studio-Gewand nichts wirklich neues und auch nichts wirklich blutrünstiges oder schockierendes wagen will. Renee Zellweger als ultimative Verkörperung des Gut-Menschen und der Unschuld überhaupt nimmt sich als Sach-Bearbeiterin des grausigen Falls der kleinen Lilith an. Deren Eltern verhalten sich reichlich komisch, creepy mäßig und wollen die Zehnjährige am Ende sogar im Ofen schmoren lassen. Alter, nachdem Lily schließlich gerettet scheint und bei Zellweger alias Emily ein neues Heim findet, geht der Spaß bald los ... Und wir Zuschauer fragen uns leider, wann denn endlich mal neues passiert. Denn "Fall 39" spult doch allzu bekannte Scare Tactics ab: Komische Anrufe mit noch komischeren Stimmen ("Ring"anyone?), Morde, die unter Trance-artigem Verhalten begangen werden. Ja, sogar das plötzlich feindselige Zuhause, bei dem es Kratzt, Knirscht, Möbel - genau, das Bett! - ruppen lässt. Und auch die kleine Teufelin Lily - vom ängstlichen kleinen Kind zum besserwisserischen Miststück und manipulativem Dämon. Es hätten ruhig einige Facetten mehr sein können. Wobei sich Grusel-Kind Jodelle Ferland schon reinkniet und, mit ihrem Werdegang als Beleg, den Horror langsam zu verinnerlichen scheint. Auch optisch kann man Regisseur Christian Alvart keine so großen Vorwürfe machen. Atmosphäre kann der Mann herbeizaubern, sogar diese packenden Schocks - ich will das Wort nicht mehr schreiben müssen! - untermalt mit allem was nötig ist. Musik, Schnitt - wenn, ja wenn es nur nicht Auto-Piloten-Modus laufen würde und nicht alles von diesem hundertmal gesehen Flair umgeben wäre. Da mag es auch nicht helfen, dass sich mit Bradley Cooper die "Star-Power" ein wenig ausbreitet und Ian McShane kurze Zeit mit auf Dämonen-Jagd geht. Denn ihre Figuren werden ziemlich brachial und ungenutzt aus dem Geschehen entfernt, was die Gesamt-Wertung unterstreicht. "Fall 39" ist leider nicht das große Horror-Kino geworden, wie immer, wenn ein großes Studio sich in diesem Metier versucht. Die wirklich denkwürdigen und nachträglich anhaltenden Vorstöße bieten die kleinen Produktionen. Wer will schon den Rest seines Zelluloid-Lebens immer zu die selben Zutaten durchkauen müssen?

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                          • 6 .5

                            Das Grauen geht um im Dörfchen Arga ... Ist es ein Zombie? Oder Vampire? Ach bitte, das ist so 2011!!! Artenvielfalt könnte ein Motto vom diesjährigen Fantasy Filmfest lauten. Also bitte, lasst die Meute heulen. "Game Of Werewolves", dieser Titel lässt doch keine Zweifel aufkeimen, hier geht es um die bösen Brüder des besten Freundes des Menschen. Wie blöd, dass es den wenig erfolgreichen Nachwuchs-Autor Tomás ins kümmerliche Arga verschlägt. Aber na ja, er ist ja auch ein Mariño, jene Gutsherren-Familie, die vor hundert Jahren die pelzige Bedrohung entfesselt hat. Genau hundert Jahre übrigens, denn Tomás wurde zu einem bestimmten Zweck von der verschlossenen Dorf-Gemeinde eingeladen. Schreit nicht gleich nach revolutionärer Wolfs-Unterhaltung, was? Aber jetzt bloß nicht gleich die Zähne fletschen, "Game Of Werewolves" ist alles andere als ein Stinker. Im Gegenteil, der Film ist ein spaßiger Knallfrosch im Wolfspelz. Schön atmosphärisch steigt der Film ein und weckt Erinnerungen an solche Wolfs-Klassiker wie "Der Fluch Von Siniestro", ohne die gleich durch den Kakao zu ziehen. Überhaupt, an dieser Stelle sage ich es klipp und klar: "Game Of Werewolves" ist ein wirklicher knalliger Party-Kracher, ein lustiges Horror-Fest, für das man sich nicht erst volllaufen lassen muss oder seine Lacher durch die Gruppen-Dynamik Gleichgesinnter Kumpels rechtfertigen muss. Hier darf nach Herzenslust über eine Flut gut getimter Späße gelacht werden. So wie die herbeigerufene Polizei, die doch lieber "Gossip Girl" gucken würden und dummerweise letztens die Schieß-Übungen geschwänzt haben. An den Taten des Wunderhundes Vito, der sich zum vierbeinigen Leinwand-Held des Jahres mausert. Oder darüber, wie das Aufheben eines uralten Fluchs einen mehr als den kleinen Finger kosten kann (Ihr werdet schon sehen, wovon ich rede!). Und doch, "Game Of Werewolves" ist alles andere als die spanische Antwort auf proletenhafte Horror-Verballhornungen. Die Geschichte wird dauerhaft ernstgenommen und auch zu Ende gedacht/gebracht. Wohlig also das Gefühl, dass der Werwolf-Stoff nicht als schale Entschuldigung für derbes, sinnloses Getue herhalten musste. Auch wenn sich natürlich immer noch der Vergleich zu "Shaun Of The Dead" aufdrängen mag. Wenn wir uns auf die Wechsel-Wirkung von gleichzeitiger Parodie und Hommage verlegen. Im Grunde genommen funktioniert "Game Of Werewolves" wie ein leicht upgedateter Horror-Stoff der alten Schule oder aus der goldenen Ära des ernsten Grusels, bei dem nicht jede etwas unzeitgemäße Marotte gleich der Lächerlichkeit preisgegeben wird oder in Grund und Boden parodiert wird. Und außerdem macht der Film aus mir endgültig einen Fan vom "Mad Circus"-Star Carlos Areces, der als Freund von Tomás brillieren darf. Also, lasst Köpfe und Arme durch die Luft fliegen, eine bissige Meute Werwölfe mit alten Benz-Modellen überfahren und dabei noch jede Menge Spass haben.

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                            • 1 .5

                              Nicht nur schlecht gewitzelt, grässlich rührselig gemenschelt oder einfach nur unerträglich platt ... Bei "Verrückt Nach Steve" erlebe ich seit langem mal wieder die wohl lupenreinste Definition vom Kino zum Fremdschämen. Weil: die Besetzung - Hallo? Was hätte mit einem wirklich guten Drehbuch FÜR EINEN ANDEREN FILM alles daraus werden können? Aber nö. Stattdessen schwanken sich alle durch einen ätzend klebrigen Brei aus Comedy, Stalker-Romanze und Sensations-Journalismus-Satire. Benebelt von schlechten Klamotten, Reißbrett-Eigentümlichkeit und ganz viel Lustlosigkeit. Beinahe so, als hätten alle Beteiligten mittendrin einfach aufgeben. So verkappt die Ansätze zur Medien-Schelte sind oder so erfrischend die Geschichte über einen besessenen Love Interest mal gewesenen wäre ... Dieser Auswurf der Traumfabrik ist ein wahrhaft magenverstimmendes Sauerdrops oder wahlweise gleich der stinkende Kack-Haufen im Garten, der sich nur mühsam abkratzen lässt. BEI DIESEM FILM STEIGT DIE ANGST, DIE VORLIEGENDEN CHANCEN MAL GEGEN DEN KONVENTIONELLEN STRICH ZU BÜRSTEN EXPONENTIELL ZUM SCHEUSSLICH SCHRILLEN OUTFIT DER HAUPTDARSTELLERIN. BÄH.

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                              • 8 .5

                                Bobby Liebling - einst priesen manche ihn und seine Band Pentagram als düstere US-Alternative zu Black Sabbath, bewunderten seine Texte als das beste im Rock seit den Doors. Nun, vierzig Jahre später, vegetiert das übergangene Genie, die vernachlässigte Hardrock- und Heavy Metal-Ikone auf der Couch im Haus seiner Eltern dahin. Ein Leben voller Crack und anderer Drogen, sowie persönliche Querelen haben Liebling in ein Schreck-Gespenst verwandelt. "Last Days Here" bietet also jedem, der all die, als Hochglanz-Doku getarnte, Denkmal-Errichtung und Egomanie der Pop-Welt gründlich satt hat, ein gehöriges Stückchen Realitäts-Nähe. Protagonist Liebling gibt ein wahrhaft schauerliches Bild, lebt in schlimmsten Umständen und pult sich vom Wahn zerfressen, Parasiten würden seinen Körper bewohnen, das Fleisch von den Knochen ... Und doch, "Last Days Here" ist kein perverses Machwerk, das seine Hauptfigur bloßstellt oder gar beim qualvoll langsamen Ableben begleitet. Initiiert wurde das Projekt vom enthusiastischen Platten-Narr und Nachwuchs-Manager Sean Pelletier. Der hatte seine bedingungslose Liebe zu Pentagram zufällig entdeckt und versucht nun seit geraumer Zeit, Liebling ins Leben zurückzuholen. Immerhin entdeckt der Underground diese vergessene Musik mittlerweile und der Ruf nach mehr wird laut. Ja genau, eigentlich wandelt diese Doku spürbar auf den Spuren von "Anvil! - The Story Of Anvil" und kann sich die ein oder andere Macke nicht verkneifen. Als Mischung aus ergreifendem Drama und "Vergessener-Held-kehrt-ins-Rampenlicht-zurück"-Mythos will "Last Days Here" vielleicht sogar zu viel. Warum nicht die Band-Geschichte, Drogen-Marter und Gast-Stars wie Bewunderer und Pantera/Down Stimm-Wunder Phil Anselmo auftreten lassen? Der ein oder andere Kniff wirkt sogar direkt von anderen gefeierten Filmen des Genres geborgt. Was auch am immer mehr verzweifelnden Pelletier spürbar wird, der mit Liebling durch alle Höhen und Tiefen geht und sein weniges Erspartes gleichzeitig in Flammen aufgehen sieht. Aber, es ist nicht diese Seite des Films, die mich fasziniert. Ein reiner Marketing-Streifen wäre ja nichts so besonderes. Viel relevanter ist das Portrait von Bobby Liebling, der sich mühsam und unter größter Pein ins Leben zurück kämpft. Und dahinter steckt nicht allein die Verlockung des Geldes, nach einem sehr bedrückenden Einstieg verknallt sich Liebling doch glatt und wird wieder annähernd zu dem Menschen, den frühe Promo-Shoots zeigen. Wäre da nur nicht die Ungewissheit, dass dieses Hoch schnell ins Gegenteil abdriften kann. Und auch Bobby ist nicht so weggedröhnt, dass er sich seiner Misere nicht bewusst wäre. In wirklich erstaunlich intimen Momenten entlockt er selbst eine nüchterne Lebens-Bilanz oder zeigt, dass vieles einfach nur Getue darstellt und er doch ein Mensch wie jeder andere sei. Wenn er dann doch nicht einfach jeden Menschen - ob nun Mit-Musiker oder Freund - grausam anpissen und vertreiben würde ... Worauf ich einfach hinaus will, ist die Tatsache, dass "Last Days Here" einerseits eine Doku im "Anvil"-Stil darstellt. Abgewrackter Typ rafft sich auf und will endlich die Früchte seiner Arbeit ernten. Nothing wrong with that, aber auch nicht mehr einzigartig in seiner Inszenierung. Wichtiger jedoch erscheinen mir die Momente, in denen Bobby Liebling als das gezeigt wird, was er abseits der Bühne ist: Ein gequälter Mensch, der sein eigenes Leben fast weggeschmissen hat. Da kann das Finale ihn zu kitschiger Musik endlich auf der Bühne zeigen wie es will, das rettet Bobby nicht allein. Was ihn eigentlich vor dem Aufgeben bewahrt, das fängt "Last Days Here" trotzdem ein und verlässt somit immer wieder den sicheren Weg einer kurzweiligen Dokumentation. Das mag kalkuliert durchdacht, in jenen beinahe bedrückenden Momenten ist dieser Film aber aufrichtig, ungeschönt und echter als jedes andere "inszenierte" Junkie-Drama, bei dem Haupt-Darsteller der Reputation wegen in den Dreck eintauchen.

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                                • Ach Tony, ein bitterer Abschied ... Der erste starre Moment nach dieser Meldung dauerte lange ... Wenn ich an deinen letzten Schritt denke ... weiß nicht, filmreif würde ich sagen ... und doch jeden unpassenden Anflug von Ironie wegsperren ... Mach's gut Tony

                                  • Farewell my friend ...

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                                    • Ironische Äußerungen? Klar, dass der X-Box-Robocop über seinen Amiga-Vorgänger lustig machen muss. Wie viele unnötige Remakes wollen sich eigentlich noch quasi cool an ihrer eigenen Nicht-Relevanz vorbei schummeln? Ich bleibe nicht nur skeptisch, sondern feindselig.

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                                      • 6 .5

                                        Ihre Eltern haben sich in ein vermeintliches Idyll zurückgezogen. "Hey, people now. Smile on your brother. Let me see you get together. Love one another right now" - die Verheißungen von Love and Peace sind schon verhallt, dennoch versteifen sich die Erwachsenen der Spät-Hippie-Kommune von Isley (Rutger Hauer!!!) verkrampft auf die Verheißungen von freier Liebe, der Absage an Besitz und Politik. Für die Teenager im Camp ist dieser Ort aber alles andere als ein Paradies. Anti-autoritär und freigeistig war ihre Erziehung, ihre Zukunft jedoch ist eher düster und bedrohlich wie der Grund eines Pistolenlaufs. In "Happiness Runs" zeichnet Regisseur und Autor Adam Sherman das biografisch-gefärbte und vor allem ernüchternde Bild einer Jugend-Clique, die von ihren komatös dahinsiechenden Eltern allein gelassen wurden. Manche zeigen bedrohliche psychopathische Tendenzen, die anderen nehmen das vorgelebte Verhalten ihrer Erzeuger als Einladung zum Rum-Huren und wer sich nicht mit Alkohol und Drogen den Verstand betäubt, kann in dieser fatalen Einöde nur verzweifeln. Als Portrait einer verdammten Jugend, die sogar außerhalb ihrer Generation verrotten muss, weiß "Happiness Runs" einen wirklich zu ködern. Sherman kann sich auf einen guten Cast verlassen, in dem sogar ein "Alt"-Star wie Andie MacDowell platz gefunden hat, und präsentiert mitunter starke, aussagekräftige Bilder. Leider hat man das Gefühl, dass der Film auch unterhalb seiner Möglichkeiten bleibt. Ein wenig dümpelt das Geschehen schon dahin, an anderer Stelle hätte man sich vielleicht mehr Mut gewünscht. So kratzt das ziellose Toben der Teenies zwischen Sex, Gewalt und Drogen oft genug nur an der Oberfläche. Unter der Führung eines Gregg Araki oder Larry Clark hätte daraus ein weitaus verstörender Seelen-Trip werden können. Ein kleiner, schonungsloser Film, der sich etwas mehr ins Bewusstsein brennt, anstatt wie ein Drogenrausch irgendwann merklich abzuklingen.

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                                        • 7
                                          über Pulse

                                          Das nenn ich mal monströs ... Was als schauerliches Horror-Kino mit geisterhaften Erscheinungen und verstörenden Selbstmorden beginnt, nimmt mit etwas Anlauf den Hochsprung zum Endzeit-Szenario. "Pulse" schleicht sich an den Zuschauer heran, indem er zunächst vertrautes Japano-Horror-Terrain bedient. Bei knapp zwei Stunden Laufzeit kann es sich der schließlich gar nicht so gewohnte Film aber erlauben, immer wieder den nächsten Schock zu verzögern, vorzubereiten ... Und dann eben spätestens nach der Hälfte vom Grauen in beengten Kleinraum-Wohnungen in den städtischen Ausnahme-Zustand zu wechseln. Das macht aus "Pulse" mehr als nur einen gewöhnlichen Asia-Schocker. Aber auch eine Lektion in Sachen Aufmerksamkeit und Mitdenken. Eine vollkommen runde, rationale Auflösung oder Erklärung umschifft der Film. Sorry, wenn jemand etwas anderes erwartet. Doch jeder, dem "The Ring", "Ju-On:The Grudge" oder "Dark Water" kennt, wird bezeugen, dass unsere asiatischen Kollegen gerne in ambivalenten, manchmal verträumten Andeutungen schwelgen und keine Analyse benötigen. "Pulse" jedenfalls bildet da keine Ausnahme und bietet einen interessanten Kommentar zur Entfremdung des Individuums im Internet-Zeitalter und der beängstigenden Übernahme der von uns so geliebten Tele-Kommunikations-Wege. Selbst mit über zehn Jahren auf dem Buckel faszinieren die Atmosphäre und der Mut, einfach mal den typischen Horror-Grusler um eine Dimension zu erweitern. Sicherlich, ein wenig zu lang ist der Film schon ausgefallen. Aber was soll's, eine mutwillige Straffung hätte womöglich auch dem Zauber des ganzen geschadet.

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                                          • 1

                                            Quo Vadis Collega? - Donnerbehangener Himmel, Massenmord und KZ-Szenarios vor traumhaft schöner Natur-Kulisse. Und ein Haufen Jugendlicher, die als Guerilla-Truppe gegen die unbarmherzigen Invasoren aufbegehrt ... Puh, idealer Stoff also für ein haarsträubendes Stückchen Teenie-Wartime-Drama. Quasi die unbefangene, auf Hochglanz getrimmte Aussi-Fassung von "Die Rote Flut" - einem reaktionären Stück Leinwand-Scheiße, das ich gern als Hassfilm führe. Und wie soll ich es sagen, "Tomorrow, When The War Began" hat trotz dreißigjährigem Abstand zur unsäglichen Eighties-Kommunisten-Hetze nicht sonderlich viel dazu gelernt. Die Jungs und Mädels sind alle so hübsch, keine doofen Landeier, können sogar anpacken, haben iPods und Handys ... sind also das Ebenbild ihrer Hollywood-Kollegen. Vorzeige-Archetypen modelartiger Pappkameraden, die in einer Extrem-Situation, wie der feindlichen Übernahme ihres Heimatlandes, plötzlich jeglichen Herz-Schmerz, Sex-Appetit, religiösen Eifer, Model-Traum und jeden Anflug von Unfug-Stiftung in der Adoleszenz hinter sich lassen (können). Der Überlebens-Wille steckt doch jedem von ihnen im Blut und deshalb organisieren sie sich Waffen und ähnliches, und organisieren einen bewaffneten Widerstand, der gegen die unmenschliche Übermacht vorgeht. Geht's noch? Ich hatte ja, nennen wir es nicht gehofft, ähm, herbeigesehnt, dass dieser Film nicht so übel ausfallen würde. Diese Rechnung geht leider nicht auf. "Red Dawn" wurde seinerzeit mit einer gehörigen Portion System-Verachtung (gegenüber der Sowjetunion), der Selbst-Verliebtheit ins eigene Recht, Waffen zu tragen und viel falschem Patriotismus realisiert. "Tomorrow, When The War Began" hingegen stellt eine dieser heißbegehrten Jugendbuch-Adaptionen dar. Eine dieser Leinwand-Auswertungen, die von Studios mit Gewinn-Sucht angefertigt werden. Und hier findet sich schon der erste offensichtliche Schwachpunkt des ganzen Unternehmens: Eine Art TKKG-Nachwuchs-Soldaten-Abenteuer, in dem die bösen, nicht näher definierten asiatischen Aggressoren zurückgeschlagen werden? Bei dem der Krieg wie ein vergnüglicher Nachmittag auf dem Spielplatz aussieht? Oh je, denn Selbst-Reflexion und Wahrnehmung der "Helden" gegenüber ihrer "Mission" ist, gelinde gesagt, sehr moderat ausgefallen. Wie schon bei den martialischen Macho-Kino der 80er scheint die Rechnung gelautet zu haben, lieber das Hirn ausschalten, dafür die Action aufdrehen. Und genauso frage ich mich, warum eine Übermacht mit solch ausgeprägtem technischen Wissen lieber eine Million Soldaten in ein fremdes Land einfallen lässt und seinen Ehrgeiz nicht in wissenschaftliche Bahnen lenkt, die der eigenen Bevölkerung vielleicht den nötigen Wohlstand sichern? Aber überhaupt verärgert an diesem Film einfach die Tatsache, dass "Tomorrow, When The War Began" einen reißerischen Sachverhalt kreiert, der mit seiner hochnäsigen Unbedarftheit alte Feindbilder wiederbelebt und sich dabei wie ein blödes Videospiel gebärdet. Und das alles, um es noch mal zu betonen, nach einer Buch-Vorlage. Einem vermutlich ebenso ärgerlichen literarischen Versuch, sich in einer zweifelhaften Reihe mit "Twilight" oder "The Hunger Games" wieder zu finden. Mit den so erfolgreichen Hits, die sich Mythen und Motive vornehmen, ohne über deren Potenzial nur einmal nachzudenken.

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                                              Und ewig schleichen die Nazi-Zombies: Harte Söldner-Truppe in osteuropäischem Krisen-Gebiet suchen eine geheime verlassene Forschungsstätte und finden schließlich untote deutsche Soldaten ... Och nö, eigentlich hatte ich gehofft, "Outpost" würde wenigstens eine Art solider B/C(?)-Movie werden. Zusammengeklaut, strunzdoof aber wenigstens halbwegs lustig. Doch leider, leider: Funktioniert das "Predator"-Motiv mit abgebrühten harten Kerlen, die auf eine rücksichtslose Bedrohung treffen, nicht - weil die Typen einfach zu eindimensional und uninteressant ausgefallen sind. Nicht eine der Figuren weiß mich wirklich ein wenig für ihr Schicksal zu begeistern. Damit passen sie bestens zu den Nazi-Zombies, die lediglich nur auf abschlachtende Buh-Männer reduziert werden. Da greife ich doch lieber wieder zu "Dead Snow", bei dem die bösen Deutschen mit wesentlich mehr Humor präsentiert wurden. Wenn man schon so einen Mist wie "Outpost" verzapft, sollte man sich doch lieber gleich dem trashigen Irrsinn verschreiben. Und nicht so einem langweiliges Rum-Geballer in dunklen Billig-Sets. Da kann ich ja auch gleich bei meinen Ego-Shootern bleiben.

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                                                Nein, nein, nein ... "A Nightmare On Elm Street" hat wirklich all meine Befürchtungen erfüllt. Wiedermal wird der Name einer kultigen Vorlage geschändet, weil der Inbegriff des modernen Remakes sich nicht mehr mit Motiv- und Namens-Diebstahl begnügt. Heute muss alles viel schicker, viel düsterer und böser sein oder wird zumindest so beworben. Da bildet die Vergewaltigung des Mythos von Freddy Krueger keine Ausnahme. Eine Besetzung schöner Jugend-Gesichter der Post-90210-Ära wird von der Neu-Auflage der Horror-Ikone heimgesucht. Wobei leider das ewige runter geratterte Mantra vom Nicht einschlafen wohl eher dem Zuschauer zugewandt scheint. Der hat nämlich kaum was zum fürchten. Zu unspannend und vorhersehbar verläuft das alles. Und oft erscheinen die ach so packenden Momente der Wahrheits-Findung und diese Flashbacks so theatralisch bedeutsam wie in einer Hochglanz-Teenie-Serie. Ach bitte, da kann auch der professionell anmutende Düster-Look nicht viel beitragen. Ebenso wie der Umstand, dass sich mit Jackie Earle Haley ein echtes Schwergewicht den Klingen-Handschuh von Ur-Gestein Robert Englund überstreift. Sein Können und seine "Hingabe" an die Rolle versiegen nämlich, weil der Film diese Figur nicht zu nutzen weiß. Ist Krueger nun der brutale Traum-Killer oder wird ihm überraschenderweise ein Hauch von tragischer Unschuld angedichtet? Diese Möglichkeit wäre durchaus mal spannend gewesen, bleibt aber arg unterhalb der Möglichkeiten. Weil ein fieses, rücksichtsloses Schreck-Gespenst immer noch moralisch verträglicher scheint, als ein rachsüchtiges Selbst-Justiz-Opfer. Was die restliche Garde betrifft, so bleibt leider auch hier jedes schauspielerische Talent lediglich Makulatur. So schön ein Wiedersehen mit Clancy Brown auch ist, so schön sich Rooney Mara auch fürchten kann. Nichts, rein gar nichts an diesem "Remake"/Reboot vermag es, uns mehr als nur einen seltsam leblosen Horror-Videoclip zu präsentieren. Und das ausgerechnet unter der Regie von Samuel Bayer, der immerhin mit "Smells Like Teen Spirit" und anderen Musikvideos echte Glanzstücke auf seinem Konto verzeichnen kann. "A Nightmare On Elm Street" fasst erneut das schändliche Tun seiner Produktionsfirma Platinum Dunes und Hollywood im allgemeinen zusammen: Das beschworene Dilemma der ausgetrockneten Traumfabrik, die jeglichen neuen Ideen-Funken im Keim erstickt und sich lieber anschickt, jeden erdenklichen Klassiker vergangener Tage aufzumotzen, umzuschreiben und wieder zu beleben - und dabei im Wahn nach ein paar Dollarn in Kauf nimmt, eine weitere Kult-Ikone damit zu beerdigen. Oder sich selbst das Grab zu schaufeln. Der echte Horror geht leider von der Drohung aus, dass sich dieser Umstand nicht zu schnell ändern wird.

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                                                  Vater-Mutter-Versöhnung, Brandstiftung, die wahre Liebe, die Bewältigung einer gewalttätigen Beziehung, Selbstfindung, Tierschutz und Krebsdrama - "The Last Song" hat wahrhaft einige Strophen zu viel ...

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                                                    "Das Herz macht, was es will" - Diese Weisheit erhält in "Das Schwarze Herz" eine blutig-fiese neue Bedeutung. So kann es einem glücklichen Rezipienten eines Spender-Herzen schon mal passieren, dass er vom fremden Organ ferngesteuert wird. Terry, alleinerziehender Vater und klarer Normalo-Typ, leidet nämlich unter echtem Herzrasen und verfolgt eine gar blutige Spur zurück zu einem grauenhaften Verbrechen. Dabei wird aus dem guten Terry schon bald auch ein echter Killer. Und das alles wegen seiner neuen Pumpe ...
                                                    "Das Schwarze Herz" weiß dabei nicht so recht, ob er nun etwas mehr als spannungsgeladenes Thriller-Kino sein will oder ein etwas verstrickter Revenge-Schocker. Jedenfalls ist die Abwandlung des Edgar Allen Poe-Motivs recht gut gelungen und hebt dieses insgesamt unterhaltsamen B-Movie über die endlosen Weiten schlechterer Videomarkt-Veröffentlichungen. Bisweilen sogar fies und mit einem sehr bösen Twist ausgestattet, täuscht der Film über so manches Manko hinweg. Für die wirklich langweiligen Stunden eine echte Alternative zum Vergammeln.

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