mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

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    Die-hard Fans mögen mir verzeihen. Auf den Niedergang folgte die Bankrott-Erklärung.

    Cannon war bereits Geschichte. Menahem Golan spielte dennoch ein letztes Mal die Rächer-Karte. Mit dem verheerenden Ergebnis "Death Wish V – The Face of Death". Ohne Zweifel ist der Titel noch das Beste am End-Produkt. Ohne Zweifel ist der fünfte Teil der denkbar mieseste und langweiligste Schluss-Punkt.

    Mobster in der Fashion-Welt. Geldwäsche in der Textil-Firma. Ein Minimal-Plot, der so direkt aus der Rosa-Brillen-Serienwelt von "Mord ist ihr Hobby" entlehnt sein könnte. Charles Bronson schnarcht sich durch den Film. Teilweise sind seine Stunt-Doubles überdeutlich zu erkennen.

    Mit seiner Mischung aus Pseudo-Coolness und gespielter Empörung, lockt er jedenfalls nun niemanden hinterm Ofen hervor. Ist aber auch kein Wunder, wenn dein neuester Altherren-Action-Thriller beinahe komplett im Studio spielt.

    Einzig Michael "Sohn Nummer Eins" Parks mag da als Ober-Arschloch noch einige erkennbare Akzente setzen. Während noch Robert Joy als Auftrags-Killer mit Schuppen-Fimmel und Hobby-Crossdresser eine halbwegs memorable Figur abgibt.

    Statt back to the Roots landete "Death Wish V" ohne Umweg in der Kreativ-Sackgasse. Ein schlechter Ort für gute Filme. Und ein noch mieserer Platz für Todeswünsche.

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    • 3

      Paul Kersey ist einer jener Menschen, die lieber hätten auf den Mond ziehen sollten. Müssen doch augenscheinlich alle, die ihm nahestehen, früher als später eines gewaltsamen Todes sterben.

      Aber wie lautet das Gesetz der "Death Wish"-Reihe? Willst du rot sehen, muss einer hopsgehen.

      Und weil die Cannon Group anno 1987 darum kämpfte, liquide zu bleiben, schlüpfte Charles Bronson abermals in seine Parade-Rolle. Bei "Das Weiße im Auge" sind die Verfalls-Erscheinungen dieser Zwangs-Ehe kaum noch zu kaschieren.

      Von allem kriminellen Gesocks widmet sich Bronson dieses Mal der Drogen-Mafia. Haben sie doch seine Stieftochter in spe auf dem Gewissen. Für das dazugehörige "Drama" war keine Zeit, für ein zweites Bronx-Inferno war kein Geld vorhanden.

      Stattdessen vermanscht "Death Wish 4" gleich mehrere Drehbuch-Fassungen und Ideen. Eine Art "Yojimbo" für Arme, ein kurzatmiges Investigativ-Stück über Amerikas Drogen-Problem. Selbst in seiner Vorgehensweise darf Bronson ein bisschen einen auf Geheim-Agent machen.

      Wirklich nutzen kann das alles nichts. "Das Weiße im Auge" folgt einer allzu simplen Formel, bei der lediglich das Rösten auf dem Dach vom Auto-Scooter oder die Bombe im Restaurant, zaghafte Wellen der Begeisterung provozieren. Denn am Ende geht es doch nur ums Umnieten von Bad Guys, was sich im vierten Durchgang deutlich abgenutzt hat.

      Da reißt auch einer der dümmsten und beleidigendsten Plot-Twists überhaupt das Ruder nicht mehr um. Immerhin, das Script ist so blöde, dass es das Anschauen schon wieder rechtfertigt.

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      • 4

        Der Film, nach dem die NRA Charles Bronson eine Gedenk-Medaille hätte widmen können. Mit seinem urbanen Guerilla-Krieg, markiert "Death Wish 3 – Die Rächer von New York" kurioserweise sowohl den Höhepunkt, als auch den sicheren Niedergang der Reihe.

        Von einer halbwegs reflektierten Charakter-Entwicklung bis hin zur Selbstjustiz war 1985 natürlich nichts mehr übrig. Stattdessen mutiert Bronson's Rächer Paul Kersey vollends zum reaktionärem Cartoon-Rambo. Dabei ist die zunehmend sichtbare Lustlosigkeit des Alt-Stars nicht einmal das größte Problem.

        Michael Winner konnte sich scheinbar nicht zwischen Kriegsfilm und Western entscheiden. Weshalb sich die degenerierten Thugs vornehmlich auf Feuertreppen und Dächern verschanzen, als wären wir bei "The Wild Bunch" oder den Glorreichen Sieben. Nur dass die Meute halt auf Motorrädern, statt auf Pferden, ins Viertel einfällt. Im Feuergefecht mischt sich weißer Rauch mit der Morgenluft, während die Nachbarschaft zur Hölle fährt.

        Es ist schon Wahnsinn, diesen, bis zur Schmerzgrenze potenzierten, Schwachsinn in Worte fassen zu wollen. Michael Winner zementiert quasi, dass er das Film-Handwerk verlernt hat. Oder er von der Cannon Group ausgelaugt wurde.

        Hauptsache, er konnte seine extreme Weltsicht in Kugelform gießen. Im Kampf gegen den verkommenen Bodensatz der Gesellschaft hilft eben nur die Bewaffnung der Bildungsbürger. Aber wenn Bronson den Taschendieb mit der Magnum wegpustet, muss ich trotzdem lachen.

        "Death Wish 3" zelebriert ungehemmt das Gemetzel an verkommenen Subjekten, sieht gleichzeitig aber auch nur verdammt billig aus. Müde Stunt-Arbeit gesellt sich zu blindlings gezündeten Explosionen. Dass dabei Häuser erst abbrennen und kurz vor Abspann wieder stehen, geschenkt. Dass ein Fabrik-Gelände in Brixton nicht die echte Bronx ist, ihr wisst schon.

        Aber so stupide, menschenverachtend und komplett lächerlich "Death Wish 3" auch sein mag. Irgendwo versteckt sich da auch die durchaus unterhaltsame Idee eines Films, in dem Bronson älteren Mietern gegen kriminellen Terror beisteht. Doch dafür hätte es jeden anderen Stall als Cannon benötigt.

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        • 6 .5

          Damn, eine beschwingte Zombie-Invasion im australischen Streichel-Zoo? Dank Lupita Nyong'o als Kindergarten-Lehrerin sogar mit Oscar-Power? Glaub' ich nicht ...

          ... ist aber wahr. "Little Monsters" gibt es wirklich. Und der Film funktioniert, wenn er jetzt auch nicht in unbekannte Genre-Gefilde vorstößt. Das ungewöhnliche Setting und einige gelungene Einfälle, lassen die ewigen Vergleiche mit anderen Zombie-Komödien wie ein Ding von Vor-Vorgestern wirken.

          Manchmal braucht es eben nicht mehr als gefressene Gehirne und eine aufkeimende Romanze. Und dass ich am Ende selbst bei einem tot-gespielten "Shake It Off" noch mit dem Fuß wippen würde, hätte ich nicht gedacht.

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          • 5

            Vorsicht vor Kultfilmen. Späterer Kontakt kann zu zerstörten Kindheits-Erinnerungen und niedergestreckten, hohen Erwartungs-Haltungen führen. Bei "Prom Night – Das Grauen kommt um Mitternacht" kann diese Warnung gar nicht genug betont werden.

            Seinerzeit vielleicht ein Riesen-Hit, und inzwischen als Genre-Klassiker verehrt, wirkt Paul Lynch's Slasher heutzutage schlechter gealtert als mancher seiner Zeitgenossen.

            Sollte "Prom Night" wirklich als Erster das Abschlussball-Szenario mit einem maskierten Killer vermählt haben, ist der Platz in den Geschichtsbüchern mehr als verdient. Dem gegenüber stehen allerdings auch eine nüchterne Fernseh-Ästhetik und sehr viel Leerlauf.

            Aufmerksame Horror-Fans werden nicht lange benötigen, um die, von Debra Hill und John Carpenter erdachte, "Halloween"-Blaupause zu erkennen, der Lynch's Film größtenteils treu bleibt. Das ursprüngliche Verbrechen hier, ein entflohener Perverser da, Jamie Lee Curtis und ihre Schul-Clique. Garniert noch von einem hilflosen Inspektor, der mit einem Psychologen debattiert.

            Schon für 1980 ist "Prom Night" ein Slasher, der sich viel bei erprobten Zutaten bedient. Und auch nicht mehr auffährt, als eine Darsteller:innen-Riege, die eher nach Uni-Abschluss aussieht. Zwischen High-School-Gezicke, Entjungferungs-Riten und Leslie Nielsen als Jamies Film-Daddy, geht die eigentliche Absicht ziemlich lange unter.

            Bis zum ersten blutigen Abstechen und sogar einer lustigen Enthauptung auf dem Laufsteg. Trotzdem ist der ehemalige FSK-18-Titel sehr zahm inszeniert und scheint sich mehr an "Carrie", als an Jason Voorhees orientieren zu wollen.

            Für heutige Sicht-Verhältnisse ist das mitunter zu ausholend, da "Prom Night" wie ein Krimi funktioniert. Und eben über keinen allgegenwärtigen dunklen Schatten wie Michael Myers verfügt. Kundige Zuschauer:innen dürften sich zusätzlich langweilen, da das Geheimnis um die Identität des Mörders gar keines ist.

            So bleibt ein Kultfilm, der eine "gute alte Zeit" des Horrors verkörpert. Das kann interessant sein. Angesichts seiner vielen Nachfahren ist "Prom Night" inzwischen aber etwas zu antiquiert.

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            • 5

              Zombie-Outbreak in einer kanadischen Upperclass-Enklave. Haben wir jedenfalls so auch nicht gehabt. Nennt mir doch aus dem Stand zehn andere Filme, in denen sich die letzten Nicht-Gebissenen zwischen Biokühlregalen eines Wholefoods verschanzen oder der Showdown auf einem winterlichen Golfplatz steigt.

              Leider gibt es dafür gleich ein Dutzend bessere Titel, die unterhaltsamer, blutiger und origineller zur Tat schreiten. "Brain Freeze" ist halt weder "Zombieland", noch "Dawn of the Dead". Und das trotz des Prepper-Cops, der zum Schutzengel für einen verwöhnten Nachbars-Jungen und dessen kleine Baby-Schwester wird.

              Selbst wenn die Infizierten in diesem Fall tatsächlich zu Graswesen, mit grün schimmernden Äuglein mutieren. Selbst wenn das Szenario von einem Radio-DJ kommentiert wird, der gegen woke Eliten und Andersartige wettert.

              Als Satire ist der Film zu unterentwickelt, als Zombie-Horror zu zahm und undynamisch umgesetzt. Da bleibt wirklich nur das Mitfiebern ums Baby als Hauptgrund fürs Dranbleiben übrig. Okay, das zog tatsächlich bei mir.

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              • 3 .5

                Es gibt Titel, die absolut verdient unterm Radar fliegen. Bei "Superhost" hatte jemand offenbar keinen Plan, ob die Story über ein YouTuber-Pärchen und einer blutrünstigen Vermieterin nun spannend, vielleicht sogar ironisch oder überhaupt irgendwie sinnvoll erzählt werden sollte.

                Die Zutaten wären vorhanden gewesen. Doch das Niveau bewegt sich auf dem eines Kasperle-Theaters, die Killerin spielt nervtötend und bei ihrer Synchron-Stimme will ich mir einfach nur Beton in die Ohren gießen. Selbst der Mini-Auftritt von Barbara Crampton ist ziemlich verschenkt.

                Da muss ich gestehen, war Dave Francos "The Rental" in jeglicher Hinsicht überlegen.

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                • 1

                  Untrügliche Anzeichen dafür, dass du kein Händchen fürs Filmemachen hast? Na, wenn selbst Ed Wood in der Tür steht und mit einer Liste von Verbesserungs-Vorschlägen winkt, die so dick wie das Telefonbuch ist.

                  Haare, die bei offenem Verdeck steif wie Beton sind, unsäglich schlechte Make-up-Effekte und, trotz FSK-18-Siegels, gerade einmal so brutal wie ein Kindergeburtstag. Es ist halt eine Kunst für sich, einen guten Film hinzubekommen, der lediglich vorgibt, schlecht zu sein.

                  Auch nach "Here Comes Hell" bleiben wir so weit entfernt von der erfolgreichen Verlobung des blutig, wilden Evil-Dead-Schabernacks mit der Schwarz-Weiß-Ära klassischen Horrors, wie von einer Mars-Landung.

                  • 3

                    Erst Sex-Talk, dann Gezanke in der Mädelsgruppe und schließlich schleicht noch jemand ums Haus, irgendwo im verschneiten Nirgendwo.

                    Klingt nicht gerade nach Triple-A-Unterhaltung. Und "Da waren's nur noch zwei" kann diesen Eindruck sogar noch unterbieten. Nichts gegen die Story. Was dieser ganz und gar unauffällige Thriller-Versuch aus den Niederlanden verbockt, dass er nur wie ein sehr kleiner Kieselstein im Wasser ist. Wird registriert, dann gleich vergessen.

                    Wer sich doch herantraut, wird lediglich eine Art Zuckerwatten-Plüsch-Version von "High Tension" und Co. erleben. Ist die Sache aber nicht wert.

                    • 4 .5

                      Der falsche Film fürs richtige Team. Auf seine Art löst "The 355" endlich Sylvester Stallones Versprechen ein, seine "Expendables" um ein weibliches All-Star-Team zu erweitern.

                      Hat ja lange genug gedauert. Doch dafür versammeln sich hier auch wirklich hochkarätige Vertreterinnen der Schauspielzunft, von denen einige auch bereits den Oscar im Regal stehen haben. Was den absoluten Pluspunkt von "The 355" und zeitgleich dessen größtes Manko markiert.

                      Schließlich beantwortet der Film uns vorrangig nur die Frage, wie langweilig und enttäuschend es sein kann, wenn echtes Potenzial nur halbherzig verfolgt werden.

                      Autor und Regisseur Simon Kinberg macht den Flop von "Dark Phoenix", der undankbaren Beerdigung des X-Men-Franchise, nur gerade so vergessen. Und auch nur dann, wenn er wirklich viel auf Leinwand und Mattscheibe passieren lässt.

                      Denn zwischenzeitlich übersieht er selbst die Stärken und Eigenschaften seiner Protagonistinnen. So begnügt sich "The 355" zu sehr damit, die weibliche Ausgabe von Jason Bourne und Ethan Hunt, samt Vielflieger-Meilen, Schusswechseln und Verfolgungs-Jagden zu verkörpern.

                      Wer also auf eine völlig neue Perspektive aufs Agenten-Geschäft gehofft hatte, zieht abermals die Arschkarte. Diese ereilt in diesem Fall allerdings auch alle Fans von innovativen Action-Einlagen, die Schnappatmung und Herzrasen verursachen.

                      Das Wettrennen ums Doomsday Device ist viel zu oft nur laues Standardwerk. Nie geht "The 355" den nächsten logischen Schritt und schafft wahrlich außergewöhnliche Hindernisse, gegen die sich unsere Heldinnen beweisen müssen. Oder zeigt sich willig, derlei Augenblicke zu zeigen.

                      Perfekt verkörpert wird das durch den Moment, in dem Jessica Chastain sich mit letzter Kraft am Balkonrand festklammert, mehrere hunderte Meter vom Erdboden entfernt. Und dann, ist sie einfach wieder Raum und gesellt sich zum finalen Geballer.

                      Jetzt nicht die größte Kardinalsünde. Es ist gibt aber auch einige andere storytechnische Punkte, die einfach nur aufs Erwähnen reduziert werden oder mit simpelsten Kniffen verknüpft werden. Derlei Entscheidungen lassen auch Zweifel aufkommen, ob Simon Kinberg wirklich was vom spannungsvollen Erzählen versteht.

                      Nun ja. Es ist, wie es ist. "The 355" hätte besser sein können, sein müssen und sein sollen. Den Darstellerinnen hätte ich es gegönnt. Auch, weil Spy-Action-Thriller nicht generell neue Story-Höhen erklimmen müssen. Sie sollten dennoch fokussiert genug sein, um nicht ständig mit Fragezeichen von der Handlung abzulenken. Das hat hier leider nicht geklappt.

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                      • 4

                        Zementiert da jemand seinen Abstieg in die Kreisliga? Oder zeigt Neil Marshall der Welt locker schulterzuckend, dass er ganz mit sich im Reinen ist?

                        Ich glaube zumindest, dass an Letzterem was drin ist. Wer braucht schon die großen, fancy Namen von Big Playern, einen Aliens- und Predator-Klon kannst du immer an den Mann bringen.

                        Und so abgeleitet, frech geklaut oder zusammengeborgt "The Lair" auch sein mag, Neil Marshall bietet uns den seltenen Fall einer Case Study. Das Objekt dieser Beobachtung ist nämlich jemand, der die Tradition schlechter, italienischer Rip-Offs aufleben lässt und diese, im selben Atemzug, qualitativ beerdigt.

                        Es fällt außerdem auf, dass Marshall weiterhin alles daransetzt, seiner Herzdame Charlotte Kirk (auch Co-Autorin) eine Badass-Rolle auf den Leib zu schneidern, sie nun aber auch Schweiß und Blutspritzer abkriegen lässt. Noch so eine perfekte Aura wie bei "The Reckoning" wäre bei der schleimigen, genetisch modifizierten Monster-Action auch unverzeihlich gewesen.

                        Was soll auch weiter angeführt werden? "The Lair" dürfte keine Ableger inspirieren, die Geschichts-Revision des Afghanistan-Krieges ist blauäugig und bekloppt. Die Figuren sind wandelnde Klischees, die praktischen Effekte wirken besser als jene aus dem Rechner. Aber insgesamt ist der Film für seinen finanziellen Rahmen einfach nur okay.

                        Da wird einem auch im Nachgang klar, dass Marshalls bisherige Werke nicht gerade nur feingeistige Unterhaltung und viel Tiefgang boten. Mit Ausnahme von "The Descent" hat der Kerl sich schon immer ausgetobt und dieser Tradition bleibt er treu.

                        Wir können gern eine ellenlange Liste mit den künstlerischen Versäumnissen von "The Lair" zusammenstellen oder uns einfach 100 Minuten von Ekel-Fratzen, Monster-Zungen und Bunker-Anlagen bespaßen lassen. Klingt ja auch nach einem Plan.

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                          mikkean 01.10.2023, 02:41 Geändert 02.10.2023, 17:21

                          Träumen asiatische Grusel-Phantome eigentlich von verfluchten Kameras? Oder habt ihr euch je gefragt, wie es aussehe, wenn das Regelwerk von "Final Destination" auf einen Foto-Apparat übertragen werden würde?

                          Wenn nicht, dann erübrigt sich im Grunde jegliche Diskussion über "Polaroid". Der Film gefällt euch bestimmt nur halb so gut, wie die Ideen, die ihr so haben könntet.

                          Das liegt zum einen daran, dass hier das Prinzip Malen nach Zahlen in aller Konsequenz ausgelebt wurde. Im selben Atemzug aber glatt vergessen wurde, dass Figuren, Background-Story und Settings dieses gewisse Je ne sais quoi benötigen, um nicht ganz blutleer und einfallslos zu wirken.

                          Ansonsten kommt so etwas wie "Polaroid" heraus. Eine Ansammlung hinlänglich bekannter Motive und Schock-Momente. "Final Destination" meets "Erben des Fluchs", "Akte X" (weil Mitch Pileggi mitspielt) und "A Nightmare On Elm Street". Ganze Szenen dürfen Genre-Fans da sofort ins Auge fallen. Und es ist geradezu peinlich, dass hier einfach Einfälle wie der Dia-Gag aus "IT" recycelt werden.

                          Das könnte noch als Hommage durchgehen, als filmisches Äquivalent einer Clipshow in Sachen Horror. Doch so ganz ohne eigenständige Wesenszüge wirkt "Polaroid" geradezu frech zusammengeschustert. Da hilft es auch nicht viel, dass Regisseur Lars Klevberg seine Story im trüben Farbfilter skandinavischer Krimi-Serien ertränkt. Anfangs macht das einem nur Angst, den nächsten Augenarzt vielleicht vorzuziehen.

                          Aber was sollte ich noch alles heranziehen? "Polaroid" ist der x-te Aufguss, die Kopie einer Kopie. Als solche darf nicht mehr von ihr erwartet werden. Wir Zuschauer:innen werden immerhin nicht verarscht, sondern nur gelangweilt. Was auch schon schlimm genug ist.

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                          • 3 .5

                            Leider kein Schwarz-, sondern das Schlusslicht der Filmografie von Liam Neeson. Läppische 43 Millionen Dollar hat es gekostet, diesen Versuch eines Agenten-Politik-Thrillers in Australien zu realisieren. Und es ist dennoch komplett in den Wind geschossen worden.

                            Neeson kann uns ja vieles verkaufen. Ein müder Aufguss von Verschwörungen auf höchster Ebene und Killer-Milizen im Staatsdienst möchte so gerne das Flair von "Die drei Tage des Condor" anzapfen, würde gern Action auf Augenhöhe mit "The Equalizer" bieten – das Resultat hingegen enttäuscht auf allen Ebenen.

                            "Blacklight" ist der mit Abstand langweiligste, langgezogenste und schlafwandelste Neeson-Reißer der letzten Jahre. Eine zweifelhafte Auszeichnung für einen Film, der so schnittig rüberkommt wie eine ZDF-Produktion, der seinen Star anfangs wie einen Neben-Darsteller unterfordert. Und selbst wenn es rummst, bleibt es langweilig.

                            Von all den gebotenen Einlagen ist es gerade einmal die Szene in der Küche, die am ehesten in Erinnerung bleibt. Fürs Genre ein unwürdiger Schnitt, der gleich jedes Ansehen verbieten sollte. Doch seien wir mal nicht zu brutal, Neeson-Aficionados werden vielleicht einschalten. Aber selbst sie dürften mir zustimmen, dass "Blacklight" von der Entertainment-Klasse von "Non-Stop" oder "The Commuter" meilenweit entfernt ist.

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                              Menschenhändler, die Albanien-Mafia, Flugzeugentführer und sinistre Verschwörungs-Gruppen – Liam Neeson hat sie schon alle in die Pfanne gehauen. Nun tritt er in "The Ice Road" dem unberechenbar, aufbrausenden Mütterchen Natur entgegen.

                              Okay, der kann er jetzt nicht ins Gesicht schlagen. Dafür bringt dieser frostige Klon von "Lohn der Angst" einen Hauch Abwechslung in die gewohnt routinierte Blaupause der Nesson-Vehikel. Bis jedenfalls, doch wieder ruchlose Kapitalisten-Schweine ins Zielfernrohr rücken. Dank eines Twists, der im Grunde so überflüssig ist, andererseits aber auch die gesamte zweite Hälfte des Films erst ermöglicht. Kurios und trotzdem bleiben wir dran.

                              Es lässt sich dennoch nicht von der Hand weisen, dass sich "The Ice Road" auf unterentwickelte Figuren und zu viel unterdurchschnittliche CGI verlässt. Das drückt wiederum das (ohnehin etwas überschaubare) Spannungs-Niveau und wir meinen, das legendäre, geistige Vorbild vom Olymp hinab lachen hören zu können.

                              Trotzdem, gerade auch deswegen und weil Liam Neeson uns generell kaum enttäuschen kann, nimmt "The Ice Road" irgendwie eine Sonder-Position in seinem Ouevre ein. Nicht der Knaller, aber auch nicht langweilig.

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                                Was ist bloß mit Max Landis los? Okay, ich lebe nicht unter einem Stein und habe einiges von Anschuldigungen und (Non-) Apologies mitbekommen. Als reiner Filmfan beziehe ich mich auf all die Kreativität und Versprechungen ungewöhnlicher, wie einzigartiger Ideen, die der Mann mit "Chronicle" und "American Ultra" noch großzügig zu versprühen schien?

                                Hand aufs Herz, nach "American Ultra" war davon kaum noch was zu registrieren. Kleine Pünktchen auf dem Radar. Ein ganz mieses Script für "Bright". Dramatische Pause für ein kurzes Husten.

                                Und da war noch "Shadow In The Cloud", für den Landis eine recht abenteuerlustige Mischung aus Flugzeug-Enge, Weltkriegs-Luftkampf und den Gremlin aus der "Twilight Zone" zusammenschustert. Klingt zumindest so ungewöhnlich, weil kaum jemand bisher mit so einem Einfall um die Ecke kam. Höchstens Dan O'Bannon für "Heavy Metal", kleiner Fun Fact.

                                In der Praxis ist "Shadow In The Cloud" denn auch wirklich ein recht unterhaltsam gemachter Genre-Mix, bei dem die erste Hälfte allerdings besser gelungen ist, als die deutlich lautere zweite. Regisseurin Roseanne Liang präsentiert tolle Einfälle, um mit der Enge des Flugzeugs und der wenig gastfreundlichen Haltung der männlichen Crew herumzuspielen. Aber spätestens, wenn Chloë Grace Moretz als Löwenmutter kopfüber in der Luft am Rumpf herumklettert, verliert der Film sämtliche Bodenhaftung.

                                Das mag ja auch zur Zielsetzung gehört haben. Wir reden von einem kurzen, genau abgeschmeckten, kleinen Film. Aber wenn es am Ende doch nur ums Monster-Klatschen geht, zeigt sich das Projekt auch ein wenig als Spiegelbild von Landis' Karriere. Guter Anfang, schnieke Köder und letztlich doch alles irgendwie merklich abfallend.

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                                  Kurioserweise ist es nicht immer die Geldsucht, die uns Remakes bereits erfolgreicher Filme beschert. Mit "The Ring Virus" entstand eine südkoreanische Version des Überraschungs-Hits, weil das Land zu jener Zeit einen Import-Stopp japanischer Güter aufrechterhielt.

                                  Das ist inzwischen Geschichte. Wie auch jegliche Faszination, die von diesem Projekt hätte ausgehen können. Kennern des Originals wird diese Nacherzählung schnell wie eine Eins-zu-eins-Kopie vorkommen. Neue Akzente setzen nur der Kulturkreis und Abweichungen im berüchtigten Videotape. Sonst fehlen grundlegende (Schock-) Anreize, um selbst eine echte Empfehlung als Geheim-Tipp auszusprechen.

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                                    mikkean 06.08.2023, 03:16 Geändert 06.08.2023, 03:19

                                    Ausschweifend, pervers und bis ins Mark verkommen. "The Treacherous" lässt keine Gelegenheit aus, um als versautester aller südkoreanischer Historien-Schinken in die Geschichte einzugehen.

                                    Das wirkt dann echt so, als erzählte "Caligula" die Vorgeschichte von "13 Assassins". Aber selbst Fans orgiastischer Ferkeleien könnten sich während der über zwei Stunden irgendwann langweilen.

                                    Mit nicht wenigen, sprunghaften Charakter-Entwicklungen und ständig wechselnden Zielvorgaben, verwirrt der nicht sehr überragende Film zusätzlich. Nicht, dass die Handlung eh besonders wichtig wäre.

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                                      Es klingt hart, aber es ist wahr. Horrorfilme lassen uns altern. Gestern noch habe ich bei allem Britischem nur zaghaft unter der Bettdecke hervorlugen können. Und dann, einige hundert Genre-Sichtungen später, verwandelt sich der "Totentanz der Vampire" vor meinen Augen in eine kaum schaurige Schmunzel-Nummer.

                                      Dabei atmet die Amicus-Produktion in vielen Details den Geist klassischen Horror-Entertainments "Made in Britain". Die absoluten Aushänge-Stars Christopher Lee und Peter Cushing geben sich die Ehre. Set-Design und Lichtgestaltung sind stimmig. Nur an den Storys von "Psycho"-Schöpfer Robert Bloch hat der Zahn der Zeit genagt.

                                      So wird auch das Publikum seinerzeit die Anthologie als humorvolles Spiel mit dem Grusel verstanden haben. Die adaptierten Pulp-Geschichten wirken heutzutage allerdings hanebüchener als ihnen guttut. Erst zur Hälfe findet "The House That Dripped Blood" (so der Original-Titel) langsam zu sich.

                                      Es ist denn auch kein Film für die Ewigkeit, von dem wir hier sprechen. Sondern ein Retro-Erlebnis, dass uns zurück in eine andere, unschuldigere Zeit versetzt.

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                                        Die Raumfahrt-Odyssee zum Stummschalten. Brad Pitt durchquert das All, um den Mann zu stoppen, der jegliches Leben auszulöschen droht. Klingt nicht doch sehr nach einem kosmischen "Apocalypse Now".

                                        Wie auch schon bei Francis Ford Coppola, dient die Mission lediglich als Aufhänger für eine philosophische Abhandlung über die zwiespältige Natur des Menschen. Dafür versucht sich "Ad Astra" an der Vermählung von bildgewaltiger Sci-Fi-Kunst mit bedeutungsvollen Dialog-Zeilen. Eine anspruchsvolle Mischung, von deren Ergebnis sich inzwischen auch Co-Autor und Regisseur James Gray distanziert hat.

                                        Für Publikum gut nachvollziehbar. Schließlich sehen wir uns beim überwältigenden Bilder-Reigen auch noch einem ständigen Bombardement von Voiceovern ausgesetzt. Nichts gegen deren Inhalt. Auf der Skala "gefühlter" Eindrücke, überwiegt bei "Ad Astra" der Anteil der Off-Kommentare den des gesprochenen Wortes. Was dem Film einige Male arg zum Nachteil gereicht.

                                        Braucht es denn den inneren Monolog wirklich, wenn Space-Piraten aufkreuzen? Oder, wenn sich Pitt, ganz im Raumanzug, durchs Wasser kämpft, um vor dem Abschuss an Bord eines Raumschiffs zu gelangen? Vielleicht keine Blockbuster-Sequenz, doch ein intensiver Moment, den ich so noch nicht gesehen habe.

                                        Zudem gelingt es dem eigentlich sehr nüchtern erzählten Film, bei allen Stationen und neu eingeführten Figuren, das imminente Katastrophen-Szenario teils vergessen zu machen. Während der Ausflug in unsere Zukunft nur belegt, dass wir vielleicht den Weltraum erobert haben. Aber, neben UPS und Dunkin' Donuts, die immergleichen Konflikte von der Erde exportieren.

                                        Zu wenige Menschen haben also "The Wings of Honnêamise" gesehen und sich dessen finales Friedens-Gebet zu Herzen genommen. Wie blöd. Doch auch Pitt hinterlässt auf seinem Trip genügend Leichen, sodass der Film auch gleich hätte "Brad, der Astro-Killer" heißen können. Wäre wahrscheinlich zu aufregend gewesen.

                                        "Ad Astra" sucht eindeutig Anschluss an die Ahnenreihe von Kubrick, Trakovsky oder Nolan. Der Film möchte nicht bloß Augenfutter bieten, sondern auch eine nachhaltige Gedanken-Saat streuen. Letztlich dürfte Gray's Vision darunter gelitten haben, dass eine nicht zu fordernde Geschichte mit Studio-Vorstellungen kollidierte.

                                        Als Projekt dieser Größenordnung durchaus ein spannendes Wagnis. Der Code, um die eigenen Ansprüche auch zu erfüllen, wurde hingegen nicht geknackt.

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                                          mikkean 04.08.2023, 22:10 Geändert 05.08.2023, 16:04

                                          Flopbuster – die Sommer-Edition 2023: Barry Allen und die disruptiven Auswirkungen einer vergessenen Dose Tomaten aufs Raum-Zeit-Gefüge. Schön, dass sich ein Comic-Blockbuster endlich dieser weithin unterschätzten Gefahr widmet.

                                          Doch dank denkwürdig schlechter CGI und einer lieblos gehandhabten Dramaturgie, versumpft das angepriesene Genre-Highlight in einem matschigen Teller Nudel mit Tomatensauce. Mehr noch, "The Flash" dürfte fortan als Musterbeispiel für alle inhärenten Makel des Superheldenfilms sein.

                                          Wirklich überraschen darf diese unrühmliche Ehre allerdings nicht. Andy Muschietti mag sichtlich Freude an seinen Multiversen und illustren Gast-Stars gehabt haben. Echtes Interesse daran, sie sinnvoll einzusetzen, ist bei "The Flash" kaum zu erkennen.

                                          Michael Shannon's Äußerungen über das Gefühl, mehr als Action-Figur, denn als Mime inszeniert worden zu sein, können im Nachhinein vergoldet und eingerahmt werden. Genauso geht das Popcorn-Spektakel, wie kaum ein anderes seiner Art, mit Story-Motiven und Charakteren um.

                                          Das ist umso bedauerlicher, da manche Parts der Handlung einen echten, emotionalen Kern offenbaren. Aber weder die Murder Mystery um Barry's Mutter, noch Michael Keaton's Rückkehr als Batman oder Supergirl, wird kaum Zeit eingeräumt, um über den Status reiner Requisiten hinauszuwachsen. Und immer wieder wird etwas angerissen und dann einfach die Verbindung dazu gekappt.

                                          Verdammt ärgerlich, wie auch ironisch. Da diese Geschichte doch als Warnung vor den Grenzen gottgleicher Kräfte fungiert. Nur, dass "The Flash" diese Lektion als halbgarer Sommer-Reißer selber verkörpert.

                                          Immerhin gibt es auch einige Lichtblicke, die so manche Enttäuschung etwas abmildern. Da will ich nun nicht weiter ins Detail gehen. Sie lohnen das Ansehen durchaus. Es muss jedoch klar sein, dass der Niedergang des DCEU eher noch beschleunigt wird. Die Chance, das Snyder'sche Universum würdevoll abzurunden, wurde ziemlich verkackt. Wer seine eigenen Helden aber nicht zu würdigen weiß, bekommt nur halbgare Ergebnisse gebacken.

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                                            Flopbuster – die Sommer-Edition 2023: Heute, der alte Mann dreht am Rad.

                                            Ein letztes Mal entstaubt Harrison Ford den Hut und lässt die Peitsche knallen. Das spürbare, popkulturelle Beben ist bei "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" dennoch irgendwie ausgeblieben.

                                            Aber es doch alles drin: die obligatorische Jagd an exotische Schauplätze, eine wortstarke Partnerin, ein kindlicher Sidekick, ein mythologischer MacGuffin und sogar die Nazis wollen Indy zum Abschied nochmals an den Kragen.

                                            Mit aller Fanliebe, und durch die rosarote Nostalgie-Brille betrachtet, könnte dies als würdiger, finaler Eintrag in die Sage angesehen werden. Und doch, es fehlt etwas. Die geistige und handwerkliche Federführung von Steven Spielberg und George Lucas zum einen. Zum anderen der entscheidende Funke reinster Aufregung, dieses Happening im Kinosaal erleben zu dürfen.

                                            Keine Frage, "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist ein unterhaltsamer Film. Es wird wieder schön historisch gesponnen, Fäuste und Kugeln landen vorrangig in der Fresser böser Buben. Schließlich wird sogar ein gesplittetes Ende geboten, das womöglich gar in "Inception"-Gefilde vorgestoßen wäre.

                                            Ja, wenn sich nur bei zweieinhalb Stunden nicht allzu oft der Eindruck einschleichen würde, dass jene Stimmen recht haben könnten, die in "Indy V" nur eine bloße Kopie des Achtziger-Jahre-Kanons sehen. Es stimmt schon, mit James Mangold übernahm ein vielseitiger Regisseur das Ruder. Doch irgendwie ist es ihm nicht gelungen, die Extra-Meile zu laufen, um jene außergewöhnlichen Momente zu finden, von denen selbst Spötter noch lange zehren werden.

                                            Mit viel Aufwand und drei weiteren, erfahrenen Co-Autoren, hat sich Mangold bemüht, es Lucas und Spielberg gleichzutun und einen Teil der Kindheit, beziehungsweise, kindlicher Begeisterung nachzuempfinden. Manchmal trifft das voll ins Schwarze, manchmal lässt das viel Potenzial ungeachtet liegen.

                                            Einzig eine unumstößliche Tatsache wird hier, quasi ein letztes Mal in Stein gemeißelt: Harrison Ford wurde dafür geboren, Indiana Jones zu verkörpern. Ob bei Action-Einlagen im hohen Alter oder in jenen Momenten, in denen er uns in seine müde, geschundene Seele blicken lässt.

                                            So unverdient und rein subjektiv diese Kritik auch klingen mag. Sie kann sich auch ändern. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" als eher routiniert inszenierten Blockbuster, der es vor allem geschafft hat, das Ansehen des vierten Teils nachhaltig aufzupolieren. Es ist halt schwierig mit Filmen, die dir irgendwie alles bieten und doch etwas schuldig bleiben.

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                                              Babys, die noch im Mutterleib zu Tode geprügelt werden, was für ein Mittel zur natürlichen Selektion des Publikums. Zack Parker's "Proxy" macht jedenfalls keinerlei Anstalten, sich bei zart besaiteten Seelen anzubiedern.

                                              Dies ist ein Exkurs in soziopathische Gedankenwelten. Hier dürfen wir hautnah miterleben, zu welch abstoßenden Mitteln gestörte Persönlichkeiten fähig sind, um sich die Aufmerksamkeit anderer zu verschaffen. Ein wahrhaft ungewöhnliches Horrowerk für Hartgesottene. Denn selbst ohne ausgewalzte, grafische Scheußlichkeiten, wird hier ziemlich konfrontativ aufs Moral- und Geschmacks-Empfinden losgegangen.

                                              Auf seine morbide Weise funktioniert "Proxy" allerdings. In seiner traumwandlerischen Blase ist es durchaus möglich, vom Geschehen gefesselt zu werden, was vor allem dem gar nicht üblen Schauspiel zu verdanken ist. An seine selbsternannten Vorbilder wie Stanley Kubrick kommt Parker jedoch nicht heran. Dafür bleibt der Film trotz aller Krassheit einfach nicht lange genug im Gedächtnis haften.

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                                                Herrjemine, ein weiblicher Rache-Engel im Nonnenkostüm provoziert mich zu einer außergewöhnlichen Grundsatzdebatte. Es hilft nix, da müssen wir jetzt durch.

                                                "Get My Gun" ist einerseits ein Low-Budget-Schocker, triefend vor dem Charme ranziger Bums-Motels, Vergewaltigen, drastischen Verstümmelungen. Offenkundige Verbeugungen vor Abel Ferrera und John Carpenter dienen als zusätzliche Schoko-Streusel auf dem stinkenden Kuchen.

                                                Zudem könnte sich der Film mit den Federn einer schonungslos feministischen Selbstjustiz-Phantasie schmücken. Genauso gut ließe er sich auch missverstehen als Plädoyer der Waffenlobby und als Futter für die Verfechter:innen der letalen Selbstverteidigung.

                                                Und zu guter Letzt, reden wir von einem jener Titel, bei denen die FSK heutzutage noch in die Hände klatscht und gleich fünf Minuten entfernt sehen will. Objektiv ärgerlich. Gleichzeitig darf das verkürzte Sehvergnügen durchaus als Erleichterung empfunden werden.

                                                Denn, aus welchem Blickwinkel auch betrachtet, "Get My Gun" rechtfertigt keine der naheliegenden Diskussionen. Trotz zerfetzter Hände, zermatschter Schädel und satanischer Baby-Räuberinnen, rast der Film eine geistige Einbahnstraße hinab, die uns schnell ins Wachkoma befördert.

                                                Ich moniere an dieser Stelle nicht einmal fehlende Moral-Diskurse oder charakterliche Reflexion. Was ich sagen will: dieser Film ist die reinste Zeitverschwendung. Wären der erste und letzte Akt als Bebilderung für Cannibal Corpse oder Slayer angefertigt worden, ließe sich ein milderes Urteil fällen.

                                                Aber so, für sich allein, verfehlt der Möchtegern-Aufreger jedes seiner selbstgesteckten Ziele. Und pustet sich mit seiner "Inside"-Episode jeglichen Rest Logik aus der eigenen Birne. Da kann auch ich nicht an mich halten und sage, selbst in verstümmelter Form offenbart sich hier das ganze Elend. Lieber nicht selbst nachprüfen. Ich schwöre, es gibt besseren Gewalt-Schund.

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                                                  Der Horror-Jux für die nächste Ü-60-Party. Dem blutsaugenden Ding aus dem Sumpf sollten sich alle möglichst nur im Strahlenschutz-Anzug nähern. Best-Ager als Held:innen und ein Ferienort als Kulisse, klingt ja noch nach einer recht vielversprechenden Trash-Perle.

                                                  "Bog" hingegen ist mit regelrechtem Unvermögen erdacht, gespielt und realisiert worden. Selbst fürs Erscheinungsbild-Jahr 1979 wirkt der Film geradezu aus der Zeit gefallen. Einfach alles, an jeder dargebotenen Leistung, wirkt so, als hätte es lieber anderthalb Jahrzehnte zuvor Wellen schlagen sollen.

                                                  Die Billig-Kulissen und der Monster-Anzug sind natürlich wahnsinnig grotesk. Das nervige, wie endlos wiederholte, Titellied fräst sich schnell ins Hirn wie der Song von Silver Shamrock.

                                                  Es lässt sich aber nicht verhüllen, wie erbarmungslos langweilig "Bog" an sich ist. Es darf gelacht werden, der Gag nutzt sich ziemlich schnell ab.

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                                                    Auch ein Ring-Master kann einmal daneben greifen. Hideo Nakata darf sich jetzt und für alle Zeit, verdientermaßen etwas auf seine Referenz-Titel "Ring 1 & 2" und "Dark Water" einbilden. Mit "Split Desires – Dunkle Triebe" möchte er uns aufs erotische Glatteis führen. Was ihm allerdings anders als von ihm beabsichtigt gelingt.

                                                    Herausgekommen ist ein kaum verwirrender Psycho-Thriller mit melodramatischem Touch. Wo der Film im Grunde echte Nicht-Rätsel zu bieten hat, wartet er wiederum mit lesbischen Liebesspielen, samt feuchtfröhlichem Gefummel und abgeleckten Vibratoren auf.

                                                    Japanischen Moralhütern mag da, auch wegen der Kulisse von Lutsch- und Stöhn-Geräuschen, noch die glühende Rübe durchbrennen, westliche Augen dürften hingegen kaum mit der Wimper zucken. Dafür ist Nakatas Stil so moderat, wie auch irgendwie einschläfernd.

                                                    Als Porträt eines Missbrauchsopfers mit multiplen Persönlichkeiten könnte das noch funktionieren. Doch für eine wirklich fesselnde Erzählung fehlt es an Figuren, die echte Impulse geben. Und selbst bei den eruptiven Gewaltschüben schlägt die Nadel bei "Split Desires" kaum aus. So langsam der Film verläuft, so schnell ist er wieder vergessen.

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