mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 1 .5
    über Cats

    Das Ding mit den Katzen. In einem Anflug, hoffentlich nur drogeninduzierten, Größenwahns, liefert Tom Hooper den spektakulärsten Bauchklatscher seit Jahren ab. Von den Musical-Bühnen dieser Welt direkt in den Lokus grässlichster CGI-Auswüchse.

    Sir Andrew Lloyd Webber dürfte sich zunächst noch geschmeichelt gefühlt haben. Beim Anblick hat des Resultats hat er hoffentlich ein lebenslanges Adaptions-Verbot ausgesprochen. Denn merke: Nicht alles, was im Theater funktioniert, garantiert gleich einen Erfolg auf der Leinwand.

    "Cats" ist vielleicht das obskurste Musical, dass sich aus dem Stegreif anführen lässt. Aber es wurde von Millionen Menschen gesehen. Nur sorgen neben den Songs, auch die Kulissen und Maske für den Zauber, der die Welt der Jellicles erst entstehen lässt.

    Diese einfache Regel wird von der großkotzig hingerotzten Verfilmung mit selbstmörderischer Gelassenheit ignoriert. Statt in Stoff und wuscheligem Fell, wird ein All-Star-Cast in ein haarsträubendes Digital-Kleid gezwängt, dessen Umsetzung einen schockierenden Wirkungsgrad erreicht, der direkt der Twilight Zone hinter dem Uncanny Valley entsprungen ist.

    Derart detailreich, wie einfach nur abstoßend sahen bis dahin wirklich noch keine Film-Katzen aus. Und es stellt sich bereits die Frage, warum Hooper nicht gleich den Ansatz seiner animierten Kulissen konsequent weitersponn und auch noch die Figuren lieber per Rechner erstellen ließ`?

    Dann jedenfalls wäre der Welt der Anblick katzimierter Darsteller:innen wie Idris Elba, Ian McKellen, Jennifer Hudson oder Judi Dench erspart geblieben. Bei all diesen gestandenen Namen lässt sich nur ein gejaultes Wieso gen Himmel richten. Die Beteiligung von James Corden und Rebel Wilson überrascht mich, ganz ohne persönliche Abneigung, hingegen weniger.

    Und ja, Taylor Swift gibt sich als großes Zugpferd her. Ihr Auftritt ist kurz, aber prägnant maßgeschneidert. Während sie und Sir Andrew sogar ein ganz neues Lied komponierten. Was mich in meiner Funktion als Hobby-Pop-Kritiker aber nur kurz zucken lässt. Zu offensichtlich sind die Anleihen beim großen "Memories", dass sich kurioserweise in diesem Rahmen als einziger massentauglicher Hit ausmachen lässt.

    Was auch immer das Publikum anlocken wollte, es wurde in diesen Film geworfen. Nur halt irgendwie. Ob Pop- oder Filmstars. Die ganz große Digi-Trickkiste. Was diesem "Cats" hingegen völlig abgeht, ist ein begründeter Anreiz, der Katzen-Chose beizuwohnen.

    Wer sich nicht für Kakerlaken-Fressen und unzählige Charakter-Vorstellungen erwärmen kann, dem geht das Wettsingen um die Wiedergeburt völlig ab. Womit sich die hier versammelten Talente aus der Welt, des Film, des Theater und des Tanzes mit ihrem Engagement gleichsam beleidigt fühlen müssen. Sie hätten einen Anlass zur Schaustellung ihres Könnens verdient.

    Ich jedenfalls würde mich lieber als ewige Strafe in die Schulaufführung aus "Jersey Girl" versetzen lassen.

    5
    • 3 .5

      Willkommen zu unserer neuen Kategorie: "Wie zerstöre ich einen Film in unter zehn Sekunden" Erstes Anschauungsbeispiel ist "Fear of Rain". Eine Teenie-Ausgabe von "Das Fenster zum Hof". Mit dem Unterschied, dass unsere Protagonistin an Schizophrenie leidet und eine schwere Vergangenheit bewältigen muss.

      Und jetzt bereit machen, okay? Wie unsere gleichnamige Titelheldin unerhörte Vorgänge im Nachbarhaus ausmacht und sogar ausspäht, wird sie nicht müde, per Smartphone ihrem einzigen Vertrauten Nachrichten zu tippen.

      Bloß, wenn sie das schon während Paranoia-Schüben und Anfällen bewältigt, wieso benutzt sie einfach die Kamera und schießt ein Foto oder dreht ein kurzes Video? So eine Aufnahme taugt auch als Beweis, der von der Gegenseite abgejagt werden muss, selbst wenn die ganze Welt noch glaubt, unsere minderjährige Heldin sei einfach nur verrückt.

      Aber nein, so weit geht "Fear of Rain" nicht. Wie auch in anderen Belangen gibt sich dieser Psychothriller mit bereits vorformulierten Ansätzen und Versatzstücken zufrieden. Das Spielchen mit eingebildeten Personen haben wir jedenfalls schon deutlich besser aufgeführt geboten bekommen.

      Zusätzlich zum wenig innovativen Skript wird der Spannungsgehalt auch durch den Look einer Fernseh-Produktion gedrückt. Was diese maue Thriller-Show wohl nicht zu den erhofften Produktionen macht, für die Film-Mutti Katherine Heigl damals ihre TV-Karriere öffentlichkeitswirksam torpediert hat.

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      • 4

        Die Apokalypse kennt kein Erbarmen, erst recht nicht für Zweitplatzierte.

        Ein gehörloses Mädchen flieht mit seiner Familie vor den Horden prähistorischer Fledermaus-Monster mit überempfindlichen Ohren. Hatten wir das nicht irgendwie schon einmal?

        Spaß beiseite, "The Silence" hat das riesige Pech, in einer Welt nach "A Quiet Place" aufgeschlagen zu sein. Selbst wenn es eine Roman-Vorlage adaptiert, die schon vorher die Runde machte.

        Schlechtes Timing allein macht dem Film aber nicht zu schaffen. Trotz eines nennenswerten Casts, einigen durchaus atmosphärischen Momenten und nicht zuletzt, der oft genug gezeigten Übermacht des Flatter-Viehs, wird kaum etwas aus der Prämisse gemacht.

        Mit John R. Leonetti saß jemand auf dem Regiestuhl, der als Kameramann sein Handwerk verstehen mag, nach den Inszenierungen von "Mortal Kombat: Annihilation" oder "Annabelle" noch auf den großen Wurf wartet.

        Diese Gelegenheit hat er jedenfalls damit verschwendet, den Charakterkopf Stanley Tucci zu unterfordern und Kiernan "Sally Draper" Shipka die selben Erkenntnisse aus John Krasinskis überlegenem Konkurrenz-Produkt wiederkäuen zu lassen.

        Na ja, immerhin hat Shipkins Heldin im Angesicht des Weltuntergangs Zugriff auf Youtube und soziale Medien. Als gäbe gerade nichts Wichtigeres zu tun. Auch ein Symptom dieses missglückten Unterfangens. Keiner hat wohl so recht verstanden, in welche Richtung es gehen soll.

        Am Anfang ist noch Katastrophen-Kino angesagt, aber aus der Ferne betrachtet. Der subtil gemeinten, familiären Perspektive fehlt es aber an erzählerische Dichte, wie auch an logischem Handeln. Später soll es noch mit etwas Bodyhorror eklig werden, bis mit einer Gruppe fanatischer Gläubiger ein antagonistische Gegengewicht etabliert werden soll.

        Beide Vorstöße lassen den Film aber noch lächerlicher wirken. Wohl auch, weil der herausgekitzelte Willen, andere über die Klinge springen zu lassen, da schon längst bei unserer Familie nachgewiesen wurde. Finaler Insult des schauderhaften, wie unausgeglichen Machwerks ist dann noch das aufgesetzte Teen-Drama, das den Film zur Auflösung wie das Vorspiel einer dystopischen Young-Adult-Reihe wirken lässt.

        Womit "The Silence" das Wunder schafft, den ähnlich enttäuschend gestrickten "Bird Box" wie ein zweites "The Road" aussehen zu lassen. Die Verdrängung des Menschen als Spitzen-Prädator hätte mir jedenfalls aufregender vorgestellt.

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        • 5
          über Get In

          "Haus aus Sand und Nebel" trifft "Straw Dogs", Get In – Or Die Trying" zeigt uns mal wieder die schonungslos hässliche Fratze des französischen Kinos. Wie sonst ließe sich die Frage nach dem rechtmäßigen Hausbesitzer schöner klären, als mit Molotow-Cocktail und Vorschlaghammer?

          Angeblich von realen Ereignissen inspiriert, würde der Film gerne als eine Art Gewalt-Studie die Hilflosigkeit im Angesicht des scheiternden Justiz-Apparats und den ganz grundsätzlichen Fragen wie die Rolle des Mannes und seiner Hautfarbe beleuchten. Viel mehr noch wird hier allerdings extrem toxische Maskulinität zelebriert.

          Je nach individueller Auffassung blubbert "Get In – Or Die Trying" zunächst ziemlich hohl oder gerade noch so erträglich vor sich hin, bevor alles in einem Purge-mäßigen Brutalo-Finale kulminiert. Es darf schon mitgejubelt werden, wenn ausgemachte Drecksäcke um ihre Lebenszeit erleichtert werden. Gleichzeitig platzt der Plausibilitäts-Bogen beim Überspannen krachend auseinander.

          Und der Gewaltrausch demaskiert sich mit seinem Pochen auf heftige Schock-Effekte irgendwie auch selbst. Es lässt sich dennoch argumentieren, dass hier einfach nur ein inhaltlich fehlgeleiteter Zeitvertreib vorliegt, als denn ein faschistoid anmutendes Propaganda-Video zum Thema Selbstbewaffnung.

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          • 6 .5

            Nackte Tatsachen, Blutdurst und ein toter Weihnachtsmann. In David Cronebergs Frühwerk "Rabid" lässt sich bereits die Klasse des Meisters erkennen, wie auch sehr oft das niedrige Budget, mit dieser Albtraum realisiert werden musste.

            Dabei ist "Rabid – Der brüllende Tod" nicht in unseren Pandemie-Zeiten ein recht doppeldeutiges Sehvergnügen zwischen splattrigen Schabernack und diesem leicht unangenehmen Gefühl beim Anblick von Müllfahrzeugen, die als Leichentransporter zweckentfremdet werden.

            Cronenberg vermengt dabei die Blaupause von George A. Romeros "Night of the Living Dead" mit dem Motiv vampirischer Begierde (Wollust und Blut) zu einem Seuchen-Ausbruch nationalen Ausmaßes, der natürlich stets wie im Zeitlupen-Modus wirkt. Bei wenigen Mitteln musst du halt schon etwas kreativ werden. Und gelegentlich auch jene Passanten miteinbeziehen, die immer wieder in Richtung schauen. Aber das lässt sich zur Not auch als gute Trinkspiel-Grundlage nutzen.

            Wer über derlei Randerscheinungen hinwegsehen kann, erlebt mit "Rabid" einen ungewohnt intimen Blick auf ein scheußliches Horror-Szenario wie es hier zelebriert wird. Der Epidemiologien-Schocker aus Sicht der Patientin Null. Fast Kammerspiel-artig folgt Cronenberg beinahe exklusiv den Schritten seiner Hauptdarstellerin Marilyn Chambers (Star-Actrise der Goldenen Ära der Erwachsenen-Unterhaltung, ähm) und wie und wo sie immer neue Infektionsherde kreiiert.

            Dabei ist es, im Kontext betrachtet, zwar nicht immer glaubwürdig, wie Chambers Figur mit der Bürde ihres Handelns und dem doch stärker werdenden Verlangen hadert. Angesichts des unvergesslichen Anblicks ihres blutsaugenden Achsenhöhlen-Stachels (nur ein Vorgeschmack auf "Die Brut" oder "Die Fliege") lässt diese dramaturgische Ungenauigkeit allerdings auch verzeihen.

            Schließlich bewies Cronenberg bereits an diesem frühen Punkt seiner Karriere, dass Schock Value nicht alles ist. Freude am Zerkratzen von Moralvorstellungen hatte er natürlich auch, doch "Rabid" verfällt im Gegenzug auch nie ein heilloses Durcheinander von blutigen Geschmacklosigkeiten. So manche Einlage mag heutzutage nur noch belustigend wirken. Rückblickend ließ sich der Horror dieser Visionen aber vielleicht auch nur gerade so inszenieren.

            Wie dem auch sei. Auch die Fingerübungen von Ausnahme-Künstler:innen können überraschen und halten noch so manchen Einfall bereit, auf den selbst heute nicht gleich jeder kommt. Und wer nach vorn schaut, dem fallen vielleicht die Parallelen zu Tobe Hoopers "Lifeforce" auf. Ob der Begriff Klassiker jetzt wirklich ohne Widerspruch auf "Rabid" angewendet werden kann oder nicht. Im Vergleich zu manch, nee, vielen anderen ähnlichen Nachfolgern, wirkt dieser Trip down Memory Lane wie die Begutachtung eines echten filmischen Meilensteins.

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            • 1 .5

              Einfach nur impertinent dämlich oder schon echt misogyn? Welch armseliges Zeugnis für den Rache-/Cop-Psychothriller "Anderson Falls", der gerne den hauchdünnen Grenzbereich von Recht und Selbstjustiz, geistiger Stabilität und Geistesstöung ausloten würde. Stattdessen aber mit lachhafter Erzählweise, nervtötender Küchentisch-Psychologie und einem völlig überforderten Helden aufwartet.

              Umso schlimmer, dass sich ausgerechnet Gary Cole hierfür als eine Hälfte eines Serienkiller-Gespanns hergeben durfte oder musste. Cole war vielleicht nie einer meiner absoluten Schauspiel-Helden. Aber im Gefilde der Fernseh-Unterhaltung und in kleinen, feinen Nebenrollen hat der Mann schon öfters sein teuflisch gutes Charisma und eine Wandelbarkeit bewiesen, die jenes vorliegendes Gastspiel wie einen Abstieg in die sumpfigste Unterklasse anmuten lassen.

              Bar jeglicher Vernunft und heutigen forensischen Standards, ermorden Cole und sein filmischer Kompagnon Richard Harmon eine reiche, bekannte und erfolgreiche Frau nach der anderen und kaschieren ihre Taten jeweils als Suizid. (Würg) Der Grund, warum ich das so freimütig wiedergebe ist ganz einfach. So startet "Anderson Falls" und lässt somit gleich erkennen, dass dem Film jegliche psychologische Raffinesse und grundlegendes Einfühlungsvermögen abgehen.

              Kaum verwunderlich, dass mit Shawn Ashmore auch noch ein denkbar überforderter und unpassender Racheengel besetzt wurde. Mit dem Aussehen eines Milchreis-Bubis und verkrampftem Acting lassen sich Agonie und Amok-Lust nun einmal schlecht verkaufen. Ich habe persönlich nichts gegen Ashmore. In dieser Rolle wirkt sein Gehabe allerdings permanent wie die Aufnahmen eines bockigen Kindes.

              Es war auch keine so gute Idee, die Dialoge mit Sprüchen vollzustopfen, bei denen selbst Chuck Norris zu Cannon-Hochzeiten Nein gesagt hätte. Oder Frauenfiguren zu fast wertlosen Objekten zu degradieren. Oder diese lächerlichen Comic-Ästhetik in manchen Übergängen zu benutzen, als ließe sich der ranzige Gehalt der Story aufwerten.

              Wenn es wirklich eine gute Sache an diesem Film gibt, dann ist es wohl der Score. Nicht weltbewegend, aber doch wummernd genug, damit ich dachte, jeden Moment könnte auch Ryan Gosling um die Ecke biegen. Aber "Drive" spielt halt auch in einer ganz anderen Liga. Da taucht Schrott wie "Anderson Falls" nicht einmal als Randphänomen auf.

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              • 6 .5

                Bisweilen gehen Filme unverdient unter. "The Limehouse Golem" zähle ich mal dazu. Dieses schön ausgestattete Stück Retro-Horror folgt einer Blutspur, die sich durch die dunklen Gassen des Viktorianischen Londons bis auf die Theaterbühne zieht.

                Und fühlt sich auch genau danach an. Wie ein schauriger Krimi-Abend auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Nur halt im Studio gedreht und keineswegs an die Enge von TV-Kulissen gebunden. Größtenteils jedenfalls.

                Im Grunde ließe sich der Film als unaufgeregtes "Sleepy Hollow" beschreiben. Nur ohne Höllenbaum, kopflosen Reiter und die herrlichen, theatralischen Kniffe, die Tim Burton seinerzeit einsetzte.

                Dafür setzt "The Limehouse Golem" auf gelegentlichen schwarzen Humor und bietet einen zumindest angemessenen Final-Twist, der sich gut ins Gesamtbild fügt. Es bleibt wohl eher ein Geheim-Tipp, aber dafür schon einer, der sich durchaus lohnt.

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                • 7 .5

                  Hollywood hat seinen Tarantino. Great Britain darf sich etwas darauf einbilden, Guy Ritchie hervorgebracht zu haben. Der liefert mit "The Gentlemen" eine weitere über-stilisierte Gangster-Komödie ab, die zurecht zu seinem Markenzeichen geworden sind.

                  Schlimmstenfalls ist es eine Fingerübung, bestenfalls verkörpert es ein weiteres transatlantisches Gipfeltreffen gut aufgelegten Talents, das sogar Hugh Grant aus seinem verschlafenen Romantic-Autopiloten reißt und zum vielleicht bewundernswertesten Leinwand-Wiesel der letzten Jahre mutieren lässt.

                  Aber ob Ritchie im Grunde nur Gewohnheit in seiner selbst geschaffenen Domäne zelebriert oder selbst gar nicht so wusste, welche Unterwelt-Belanglosigkeit er in eine möglichst vertrackte Erzählweise kleiden sollte, "The Gentlemen" darf zu den amüsanteren Zeitvertreib-Offerten gezählt werden. Keine Revolution, aber eigentlich schon ein Volltreffer.

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                  • 2 .5

                    Sorry, nicht alles aus den Achtzigern qualifiziert sich automatisch für ein Revival. "Der Fluch des Scarabäus", der auch "The Mind Assassins" heißt, fällt als zu Recht vergessene Angelegenheit in diese Kategorie.

                    Was wiederum auch ein wenig überrascht. Liest sich die Synopsis, mit sinistren Geheimbünden, weltweiten Katastrophen und dem plötzlichen Ableben hochrangiger Politiker so, als hätte Dan Brown das Drehbuch für einen Roland Emmerich verfasst.

                    Mit dem, von Ropert Ginty verkörperten, Korrespondenten Murphy fährt der Film sogar einen Alkohol-liebenden Helden auf, der auch schon mal mit Botschafter-Gattinnen im Bett landet. Das genaue Gegenteil also von züchtigen und belesenen Heroen der Marke Robert Langdon.

                    Nützt allerdings alles nix. Unser Exterminator muss sich nämlich durch einen ziemlich unfokussierten Film kämpfen, bei dem sich wirklich niemand darum geschert hat, aus dutzenden unterschiedlicher Ingredienzen einen halbwegs verständlichen Plot zu basteln.

                    Wieso Rip Torn als böser Ober-Priester gleichzeitig besessen und irgendwie was mit Nazis zu tun haben soll, wieso er den Weltuntergang predigt und doch nur nach schnödem Mammon trachtet? Und wieso seine Anhänger eine ägyptische Sekte sein sollen und doch aussehen, als gingen sie auf den Karneval in Venedig, so fucking what!

                    Eine derartige Attitüde lässt einiges vergessen. Aber an diesem, in Spanien sehr günstig realisierten, Murks hat es eben nicht nur am Budget gehadert. Regisseur und Co-Autor Steven-Charles Jaffe lieferte eine wirklich gute Lehrstunde von Fehlern beim Filmemachen ab. Was umso mehr und ehrlich überrascht, wenn wir auf seine Tätigkeit als Produzent schauen. Da warten mit "Star Trek VI", "Near Dark", "Strange Days" und sogar "Ghost" Filme, von deren Qualität dieser nur träumen kann.

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                    • 4

                      Hier noch eine eilige Suchmeldung: Dem Killer aus "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" wurde seine Regenjacke gestohlen. Der Verdächtige soll sich nach Serbien abgesetzt haben, wo er hofft, dass osteuropäische Fabrikbauten als nord-amerikanische Kulisse durchgehen. Ferner soll sich der Täter Seiten aus dem Drehbuch von "Psycho II" angeeignet haben, um seine eigene kleine Genre-Übung durchexerzieren zu können.

                      Hinweise bitte direkt an die Slasher-Polizei oder lieber gleich doppelt abwägen, ob "Open 24 Hours" etwas für den individuellen Geschmack darstellt. Mir jedenfalls blieb nach 100 Minuten irgendwie die Erleuchtung aus, warum ausgerechnet dieser Film anderswo als Überraschung oder vergnügliche Mixtur unterschiedlicher Ideen gefeiert wurde.

                      Denn wenn es diesem Film an etwas fehlt, dann ist gerade besagtes, nicht unwichtiges Element von Surprise, Surprise. In puncto Schauplatz und Ausgangslage legt der Film, bei aller Vertrautheit, hingegen gut los. Es wäre dem Skript sogar noch anzurechnen, der jungen Tankstellen-Bedienung Mary und dem Stalker eine ganz eigene Background-Story anzudichten.

                      Wenn die daraus resultierenden Entwicklungen und Täuschungs-Manöver nicht so furztrocken und pflichtgemäß abgehandelt werden würden. Dann wäre es "Open 24 Hours" vielleicht gelungen, mit einem doppelbödigen Spiel von Wahn und Wirklichkeit zu punkten, dem sogar die Anleihen beim mutigsten Hitchcock-Sequel gut gestanden hätten.

                      So wie es aber nun wirklich umgesetzt wird, bremst sich der Film im Grunde permanent selbst aus. Wo Suspense in der Luft liegt, folgt gleich ein ernüchternder Fakt, dann noch einer und noch einer. Bis am Ende eben doch nur wieder die Lust am qualvollen Töten steht. Und selbst beim Ausknipsen der Mitspieler herrscht eher bewährte Routine.

                      Schönes Sinnbild ist da vor allem der stets irgendwie gleichbleibende Gesichts-Ausdruck von Hauptdarstellerin Vanessa Grasse. Und ich will das jetzt überhaupt nicht als Spitze gegenüber ihrem mimischen Talent verstanden wissen. Viel mehr zählt es zu den wenigen Aspekten, die tatsächlich bei mir hängengeblieben sind.

                      Nach einem durchaus noch interessanten Setup, bleibt "Open 24 Hours" im Schon-Mal-Gesehen-Modus stecken. Und verschenkt seine größte Überraschung bereits durch den ersten Wortwechsel zwischen Stalker und Gestalkten. Das ist zwar nicht trashig oder gefährlich stupide, aber eben auch alles andere als eine Abwechslung zu so vielen Erzählungen ähnlichen Couleurs.

                      3
                      • 3

                        Le Théâtre du Grand-Guignol, der legendäre Pariser Tempel makaberer Horror-Unterhaltung. In jedem anderen Parallel-Universum könnte ein Verweis im Namen eine Seh-Erfahrung suggerieren, die sich über Gewohnheiten und Erwartungen hinwegsetzt.

                        In unserer schäbigen Realität hingegen, erweist sich "Tokyo Grand Guignol" als ziemlich armseliges Schundwerk, dass sogar fürs Etikett "Billig" wie eine Beleidigung anmutet.

                        Vier französischen Filmemachern ist also nichts Besseres eingefallen, als zwischen U-Bahn-Stationen, verzweigten Hinterhöfen, Puffs und Yakuza-Gangstern zu tingeln? Was für ein begrenzter Nippon-Exkurs, der leider auch nur lachhafte Gedanken-Ausdünstungen wie stumme, tanzende Geister oder einen Wer-Hund in Sadomaso-Kluft bereithält.

                        Das klingt natürlich zu abgefahren, um vielleicht nicht doch zu gefallen. Aber darin besteht ja gerade die Täuschung. "Tokyo Grand Guignol" ist eine dieser komplett unausgegorenen Anthologien, auf deren Beiträge wir auch hätten komplett verzichten können.

                        Für eine schräge Liebesgeschichte zwischen einer Geisterjägerin und ihrer Beute fällt die Philosophie, dank Waldorf-mäßigen Gehopse, zu dämlich aus. Während die "Bekehrung" eines frauenverachtenden Arschlochs im Freudenhaus auch nicht niveauvoller ausfällt. Zu schlecht die Zoten, zu ideenlos "verspielte" Einwürfe wie die Geschichte um den treuen Hachiko oder kurze Anime-Ausflüge.

                        Das geht schließlich so weit, dass eine Hauptfigur lediglich auf Merkmale wie ihr langes schwarzes Haar, den roten Mantel und Saufen reduziert wird, was wiederum jede Anteilnahme am schaurigen Geschehen eliminiert.

                        Einzig die Eröffnungs-Geschichte ragt ein bisschen aus dem Pfuhl heraus. Zumindest weist die Zeitschleifen-Idee genügend erzählerische Konturen auf, die beispielsweise in einem Kurzfilm durchaus herausgearbeitet werden könnten. Wenn dann der armselige Billig-Look und die schlimmen Farbfilter (Marke: Boyband-Videos) verschwinden würden. Und die Story ihr eigenes Regelwerk mehr beachten würde.

                        Ansonsten bleibt eine klare Warnung bestehen. "Tokyo Grand Guignol" ist pure Zeitverschwendung.

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                        • 6 .5

                          Der Stinkefinger für den alten Platzhirsch Vin Diesel. "Hobbs & Shaw" markierte für Dwayne Johnson die logische Abspaltung aus der, mit großem Ego-betriebenen, Endlos-Saga von "Fast & Furious". Technisch gesehen natürlich ein Spin-off und immer noch gefangen im Teufelskreis aus Gigantomanie und Überbietungs-Komplex.

                          Jetzt kommt allerdings das große ABER:

                          So betrachtet, wirkt das Solo-Abenteuer von Johnson und Statham geradezu erfrischend kindlich naiv und verspielt. Da geben sich die Co-Stars lieber den humorvollen Spiel-regeln des Buddy-Movies hin, anstatt uns alle fünf Minuten mit der todernsten Stone Face von Vin Diesel in den Sitz hämmern zu wollen.

                          Ein astronomischer Sachschaden verkauft sich mit Neckereien jedenfalls leichter als mit endlosem Gerede über Ehre und Familiensinn. Auch wenn die bionisch verstärkten Supersoldaten direkt aus einer Cartoon-Serie gehüpft sind und viele, noch so kleine, Dialoge wie weltbewegende Cutscenes aus einem Videospiel rüberkommen, "Hobbs & Shaw" setzt dem immer wieder die Haltung, das alles bloß nicht so ernst zu nehmen, entgegen.

                          Und genau deswegen pendelt sich der Film auf einem Niveau irgendwo zwischen "FF 5 und 6" ein. Zu einem Zeitpunkt, als ich der Ur-Serie zwar jede inhaltliche Ambition weitgehend absprechen musste. Doch den Filmen immerhin noch einen ordentlichen Unterhaltungswert zuschreiben konnte.

                          Diesen doch guten Weg für einen Franchise-Boliden greift das Spin-off auf und schafft es sogar, mit der relativen Ausklammerung schneller Karren, eine gewisse Eigenständigkeit an den Tag zu legen. Wenn wir denn bereit sind, die Hypothek der Fast-Filme auszublenden.

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                          • 3 .5

                            Oh, wie fies ist das Schicksal mitunter zu uns Filmfreunden. Welchen Sinn, ja, welche Botschaft sollen sogar selbsterklärte Genre-Aficionados nur in einem Werk wie "Contracted" erkennen?

                            Dieser sehr günstig produzierte, das sei registriert, Film würde den Begriff Body-Horror, abseits aller Cronenberg- und Tetsuo-Mutationen und -Modifikationen, gerne in neue Sphären erheben.

                            Was als Resultat wirklich erzielt wird, ist ein ziemlich verpeiltes Spiel mit Ekel und Abscheu. Quasi ein filmgewordener Warnhinweis vor ungeschütztem Geschlechts-verkehr (und Nekrophilie im Allgemeinen) und sexuell übertragbaren Krankheiten. Wenn da nur nicht der Hirnschiss bei den Verantwortlichen dafür gesorgt hätte, das Geschehen mit einer Vergewaltigung beginnen zu lassen.

                            Eindeutig ein sehr ernstes Thema, wie auch das schwierige Verhältnis der leidtragenden, lesbischen Protagonistin Samantha und ihrer religiösen Mutter. "Contracted" bekommt aber keines davon wirklich hin. Dafür ist der Film schauspielerisch, wie erzähltechnisch unzulänglich.

                            Ein Niveau wie das Fanvideo einer Soap Opera ließe sich da noch verschmerzen, wenn denn nur ständig zwischen einzelnen Szenen und Dialogen irgendwelche Teile fehlen würden. So wirkt selbst die Hauptfigur, bei aller Dramatik ihrer Lage, konfus und nie wirklich zugänglich fürs Publikum.

                            Was denn, wie so ziemlich alles an "Contracted" zwiespältig daherkommt, ist der Dreh, den gesamten Film am Ende zum Vorspiel für ein weiteres Zombie-Szenario zu machen. Abgegriffen, nicht wirklich inspiriert und extrem abhängig vom jeweiligen Geschmack. Passend dazu reicht selbst das etablierte Motiv mit der Blumenzucht nur als schaler Einfall, um die Aussage "Alles Schöne muss mal sterben" mit einem Vorschlaghammer zu unterstreichen.

                            Der Rest hat außer Make-up und Würmern nichts wirklich Essenzielles zu bieten.

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                            • 5

                              Ein ultraderber Trip in die kulinarischen Riten indigener Völker. Eli Roths detail-verliebte Liebeserklärung ans berüchtigte Subgenre des Kannibalenfilms zelebriert vor allem ausgiebige Effekte-Arbeiten, wie sie Tom Savini und Co. zu ihren Hochzeiten nicht besser erdacht hätten.

                              Bis auf Roths Hang zum schwarzen Humor, für den er sich feiern und hassen lassen wird und einigen satirischen Spitzen, gibt sich "The Green Inferno" aber auch erstaunlich belanglos. Der hohle Umweltschutz ist aufgesetzt, die Figuren bleiben einem größtenteils fremd.

                              Und im Grunde verzichtet der Film auf den Kolonialismus-kritischen Anspruch, der Ruggero Deodatos "Cannibal Holocaust" wenigstens noch auszeichnete. Die Ureinwohner sind eben genau die menschenfressenden Wilden, auf die eine zivilisierte Erste Welt mit Abscheu hinabschaut.

                              Dafür gibt es einen fetten Ekel-Bonus, aber noch lange keinen Nachhaltigkeits-Preis.

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                              • 5 .5

                                Anne Hathaway und Rebel Wilson versuchen sich als zwei "Hinreißend verdorbene Schurkinnen". Auch diese Hochstapler-Komödie lebt von der Paarung zweier ungewöhnlicher Temperamente. Was in der Praxis Hathaways weltmännisches Auftreten und Wilsons Holzhammer-Humor meint.

                                Das funktioniert bei "Glam Girls" ehrlich gesagt überraschend gut. Zumindest bei Gags wie der Privatfehde mit dem stummen Butler. Leidet wiederum in Sachen Story und Unterhaltungswert. Denn viel Überraschendes passiert nicht. Bei einer Geschichte um Gaunereien und Lügengebilden dürften es dann doch ein paar Finten geben. Ansonsten verbleibt der Film sehr oft im Bereich lockere Unterhaltung ohne große Ansprüche.

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                                • 7 .5

                                  Einer dieser Filme, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass ich auf sie gewartet habe.

                                  Fünf chaotische Drogen-Fahnder übernehmen eigentlich nur zum Schein ein Hühnchen-Restaurant und landen mit einem alten Familienrezept einen ungeahnten Volltreffer. Schon die Grundidee klingt so abgefahren südkoreanisch. Auch wenn ich mal frech meine, der Stoff wäre seinerzeit etwas fürs Dreamteam Sammo Hung und Jackie Chan gewesen.

                                  Das Geschmacks-Verhältnis von Loser-Ballade, Polizei-Klamauk und dem wachsenden Hähnchen-Imperium wurde nahezu perfekt abgeschmeckt. Und selbst die Truppe zeigt sich als trefflich ausbalanciertes Underdog-Ensemble.

                                  Eine klare Empfehlung für alle, die meinen, schon alles gesehen zu haben. Asia-Fans sind sowieso an Bord. Aber bitte nicht erst bis zum angekündigten (obgleich unnötigen) US-Remake warten.

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                                  • 7 .5

                                    Jay Roach zerlegt die Troll-Fabrik Fox News und seziert den größten Skandal der letzten Jahre um eine institutionelle Belästigungs-Kultur. "Bombshell" stellt dabei einen ganz schön gewagten Griff nach den Sternen dar.

                                    Mal satirisch, gewitzt und dabei auch überraschend witzig, sofern möglich angesichts der Thematik. Was dem Film unterstellt werden kann, ist natürlich, dass er einige seiner hochgesteckten Ziele verfehlt.

                                    Dem kraftvollen Statement, dem Chef-Einpeitscher und -Ideologen Roger Ailes endlich Paroli zu bieten, darf natürlich die Frage entgegnet werden, wieso dies (auch aus Karrieregründen) so lange gebraucht hat. Oder wieso sein Abgang abgefeiert werden sollte, wenn sie doch gar keine Zeitenwende markieren sollte?

                                    Ich verbuche diese Argumente einfach mal unter der vielseitigen Betrachtungsweise des Problems, an der sich das Script immerhin versucht. Schließlich ist "Bombshell" kein reines Dramödien-Trockenfutter mit hohem Betroffenheits-Faktor.

                                    Über den ursprünglichen Ansatz hinaus, wagt es diese cineastische Aufarbeitung als einzige auf weiter Flur, die Verflechtung von Fox-Eigner Rupert Murdoch und seinem Lieblingsprojekt, eine pussy-grapschende Dumpfbacke ins Weiße Haus zu hieven. Was ja gennügend Stoff für einen eigenes Projekt liefert.

                                    Als das eine allumfassende MeToo-Denkmal wird "Bombshell" wohl nicht angesehen werden. Das wäre auch zu viel des Guten. Neben der Aufarbeitung der Affäre Roger Ailes fängt der Film aber auch den Vibe konservativer Verstocktheit und kultureller Grabenkämpfe im derzeitigen Amerika ein. Was zwar witzig klingt, doch natürlich (im realen Leben) alles andere als das ist.

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                                    • 2 .5

                                      Willkommen zu einer neuen Folge von "Wie konnten sie das nur verbocken?".

                                      Eine Vampir-Gräfin, die während einer Halloween-Feier dem Sarg entsteigt, drei Gangster, die reinplatzen und ein Hausbesitzer, der schon mit seiner blutenden Gattin überfordert ist ...

                                      Wenn da noch eine Ikone wie Kane "The Man Behind the Mask" Hodder gewonnen werden konnte, lässt das wenigstens auf eine halbwegs launige Horror-Party hoffen. Aber mitnichten. "The Good Things Devils Do" ist ein Film der drei Us: extrem ungünstig äußerst ungenügend und lässt vor allem unbeeindruckt zurück.

                                      Schauspielerisch ist es mau, die Dialoge und die Handlung sind noch haarsträubender. Höchstens der Effekt-Arbeit kann hier und da noch ein ernst gemeintes Okay zugedacht werden. Aber die stechen weniger hervor, als die Vielzahl abwertender Sprüche, die hier Frauen entgegengebracht werden. Ließe sich in einem anderen Kontext vielleicht noch als Stilmittel missverstehen, wirkt hier hingegen einfach nur beschränkt.

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                                      • 5

                                        Mein Haar bringt mich noch um!

                                        Wenn ein Film es versteht, diesen Worten eine neue Bedeutung zu verleihen, verdient er schon etwas Aufmerksamkeit. Die würde ich auch gerne als verdient bezeichnen, da "Bad Hair" eine vollkommen undenkbare Kreuzung aus Roger Cormans kleinem Horrorladen und "Die Waffen der Frauen" zu verheißen scheint.

                                        Wenn denn nur Autor, Regisseur und Nebendarsteller Justin Simien etwas mehr Sorgfalt in seine unheilige Dreifaltigkeit aus MTV-Ära, Südstaaten-Folklore und Showbiz-Satire gesteckt hätte.

                                        Der Dreh mit der Killer-Haarpracht ist witzig und die Wandlung des hässlichen Entleins zum mörderischen Schwan wird von Elle Lorraine gut verkörpert. Hätte "Bad Hair" jetzt nur einen Weg gefunden, Stilmitteln, wie seinen wahllos eingestreuten Traumbildern oder der fehlenden Logik über die Ziele des Hexenzirkels, eine halbwegs logische Funktion zuzuordnen, dann wäre das Ergebnis mehr als nur ein beiläufig erwähntes Nebenprodukt.

                                        Denn nur, weil etwas cool aussieht, heißt eben nicht, dass es auch Sinn macht. Klar, dass eine nicht gerade reißerische Story mit einigen makabren Gags aufgepeppt werden sollte. Wenn die Haare denn aber auch tote Körper übernehmen und nie klar wird, was gerade warum passiert oder einfach so aufhört, dann verläuft jede noch so gute Ursprungs-Idee im Sande.

                                        So bleibt der Horror von "Bad Hair" eben doch knapp hinter dem von echtem Spliss zurück. Sogar etwas unverdient, aber letztlich wurde hier viel Potenzial verschenkt.

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                                        • 4

                                          Die richtigen Schuhe haben ja wohl schon so manches Blutbad hervorgerufen. Da bräuchte es eigentlich keinen Schocker darüber, wenn die Szenen vom Schlussverkauf in der Edelboutique verstörend genug sind. Sahen die Südkoreaner naturgemäß etwas anders und beglückten die Welt mit "The Red Shoes".

                                          Der verspricht auf den ersten Blick ein reichlich vollgepacktes Mahl Horror-Unterhaltung. Scheidungsdrama, mörderischer Neid und paranormale Heimsuchung mit einer Prise Hans Christian Andersen als Inspiration (verrät das schlaue Internet). Das stößt uns leider bereits auf, bevor wir nach der Nährwerttabelle fragen können.

                                          "The Red Shoes" ist ein stets unschlüssig wirkendes Schauerstück zwischen "Dark Water" und eurem favorisiertem Asia-Horror mit übernatürlich langhaariger Geister-Erscheinung.

                                          Wie die, ganz und gar nicht roten, Schuhe da in ein angeknackstes Mutter-Tochter-Verhältnis reinpassen, wie immer mehr Menschen dank des Schuhwerks blutig ums Leben kommen, das ist gleichermaßen eine Empfehlung, wie auch eine Warnung wert.

                                          Bei ordentlichen 100 Minuten läuft die Drama-Tretmühle sehr träge und die zunächst parallele erzählte Horror-Schiene benötigt etwas, um echtes Interesse zu generieren. Das wussten wohl auch die verantwortlichen Köpfe und erdachten sich zwei semi-schlaue Joker, um das Ruder noch umzureißen.

                                          Beim Ausflug in künstlerische Erzähl-Gefilde mögen sich noch die Geister scheiden, beim launigen Vergießen des roten Lebenssaftes kommt zumindest teilweise etwas Freude auf. Da gibt es zwar schlecht gealterte CGI-Einsätze, aber auch Momente wie die Schaufensterszene, bei der Erinnerungen an Argentos "Inferno" aufkommen.

                                          Wenn sich diese kleine, aber spürbare Qualitäts-Steigerung denn nur fortsetzen würde. Denn beim üblen, wie auch uninspirierten Ende zeigt "The Red Shoes", dass doch eine Kunst ist, zwischen dem zu viel und dem zu wenig zu balancieren.

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                                          • 4

                                            Goldlöckchen trifft die drei Psychopathen, Rotkäppchen den geilen (Wer-)Wolf und Waisenkind Peter wird von zwei grässlichen Hexern-Schwestern als Diener großgezogen.

                                            Da ist doch ganz normale Kinder-Unterhaltung, oder? "Deadtime Stories" ist ein wahrhaft obskures Horror-Schund-Stück. Immerhin ist mit Melissa Leo eine spätere Oscar-Preisträgerin an Bord. Was, angesichts der vorliegenden Qualität der Anthologie, tatsächlich wie ein echtes Hollywood-Märchen anmutet.

                                            Hand aufs Herz. Der Vorspann ist noch das Beste an "Deadtime Stories". Schöne Idee mit dem Bilderbuch. Ein Eighties-Popsong, der Märchen mit Romero und Co. gleichsetzt und auch noch ziemlich ins Ohr geht. Wow. Könnte gar nicht besser starten.

                                            Aber schon die erste Erzählung lässt die Seifenblase platzen. Über billige Ausstattung und miese Tricks ließe sich ja noch hinwegsehen, aber zwischen den drei Stories schwingt das Pendel doch zu oft in Richtung Müll. Während der Humor nicht herrlich schwarz, sondern geradezu dumpfbackig daherkommt.

                                            Das zieht das Niveau ordentlich runter, obwohl das Konzept von "Deadtime Stories" irgendwo noch das Zeug zur Alternative zum Cryptkeeper, "Creepshow" und "Geschichten aus der Schattenwelt" gehabt hätte.

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                                            • 4

                                              Gut gemeint ist leider nicht gleich gut gemeint. Diese wichtige Lektion lernt David Gordon Green bei "Halloween Kills" auf die harte Tour und lässt uns gleich mitleiden. Packt er doch in den Mittelteil seiner Reboot-Trilogie den richtigen Micheal Myers (a.k.a. Killer Machine) in eine ziellose Zitatehölle, die so eigentlich direkt ins Niemandsland der Sequels 4,5,6 und 8 abtauchen darf.

                                              Beinahe sämtliche Stärken von 2018 werden für erzählerische Zickzackkurse und einen Nostalgietrip geopfert, von dem nur wenige originelle Ideen hängen bleiben. Wenn Green hier vor allem den Mythos von Michael Myers ausbauen wollte, so versagt er gleich in mehrfacher Hinsicht.

                                              Random Faces, die gleich alle über vergangene und gerade geschehene Ereignisse berichten wollen, gehören doch bitte auf die Mattscheibe und nicht auf die Leinwand. Einmal den Schwarzen Mann zu beschwören ist doch völlig ausreichend. "Halloween Kills" entpuppt sich allerdings als Recap-Overkill, der kaum in die Gänge kommt. Und nicht, dass uns außer Laurie Strode und ihrer Sippschaft wirklich jemand ans Herz wachsen würde.

                                              Wo Jamie Lee Curtis ziemlich unterbeschäftigt wird, tun sich die nicht wenigen bald-toten Bewohner Haddonfields durch irrational dämliches Verhalten hervor. Da haben sie schon Schusswaffen und doch wird Myers in fast zwei Stunden genauso oft getroffen. Sorry, trotz der immer noch stimmigen Atmosphäre wirkt dieser Halloween wie ein Sündenfall. Und zieht das brutale mordende "The Shape" doch beinahe aufs selbe komödiantische Niveau der blutigen Exzesse von Jason Vorhees.

                                              Nur, sollte das hier irgendwie nicht auch ein wenig unheimlich und dann beängstigend sein?

                                              Nicht ausschließen möchte ich natürlich nicht, dass "Halloween Kills" seine Anhänger:innen finden könnte. Mit homosexuellen Pärchen, aufgeweichten Rollenbildern und (immer noch) entschlossen weiblichen Charakteren ist Michael Myers endgültig im 21. Jahrhundert angekommen.

                                              Nur so richtig gekonnt witzig wie 2018 ist das nicht mehr. Und die Thematik mit einem aufgewiegelten Mob wirkt leider direkt aus den Zeiten der Kommunistenhatz aus Twilight Zone transferiert.

                                              Aber vielleicht ist mein Hauptproblem auch ganz einfach festzumachen: Es war doch eigentlich alles gesagt. Und "Halloween 2018" hätte das passende (und verdiente) Ende für Laurie und Michael geboten. Doch, solange der Rubel rollt ...

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                                              • 7

                                                Und plötzlich wird aus dem Slasher-Murmeltier ein Dimensionsspringer. Auch die Alternative Realität wirkt uns natürlich sehr vertraut. "Happy Deathday 2U" nimmt die wohl naheliegendste Marschrichtung und variiert Schauplatz und Darstellerinnen einfach um ein paar Grad.

                                                Das spart Geld, lässt die gleichen Kulissen einfach nochmals nutzen und hat natürlich den Vorteil, dass uns die Figuren nicht neu vorgestellt werden müssen.

                                                Und auch hier wieder stecken die Macher:innen "Scream" die Zunge raus. Wenn ihr schon Wiederholungs-Muster bloßstellen wollt, warum nicht gleich so aufs Ganze gehen?

                                                Sicherlich kann "Happy Deathday 2U" wegen all seiner geringen Variationen vorgeworfen werden, wahrhaft ein und de selbe Film wie der Vorgänger zu sein. Wer das aber mal beiseite schiebt und sich nur auf die immer noch unverbrauchte Heldin oder Figuren wie die Verbindungspräsidentin Danielle konzentriert, kriegt immerhin wieder etwas Unterhaltung geboten.

                                                Und mal ehrlich, um mehr geht es bei den beiden Titel auch nicht, oder?

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                                                • 7 .5

                                                  Horror made by Universal und Blumhouse. In der Regel eine Hit-and-Miss-Affäre. Oft genug ächze ich darüber. Da ist es eine regelrecht schöne Abwechslung, auch mal ins Schwärmen geraten zu dürfen.

                                                  "Happy Deathday" hat so seine Fans und Nicht-Fans. Ich zähle mich zu den Leuten, die behaupten, der Film sei doch gar nicht so schlecht. Einfaches Szenario, ziemlich optimal genutzt und vor allem nie überstrapaziert.

                                                  Ob Zeitschleifen nun noch eine echten Novität darstellen, sei mal dahingestellt. Der Film macht gerade wegen seiner Hauptdarstellerin Jessica Rothe riesigen Spaß. Die passt anfangs so gar nicht in die Heldinnen-Rolle und erweist sich im Verlauf als wahrhaft legitime Erbin von Bill Murray. Aber natürlich nimmt auch die herrlich aufgedrehte Eskalations-Spirale einen wichtigen Part ein.

                                                  Und wo es dem Babyface-Killer vielleicht an der echten Self-Awareness aus "Scream"-Tagen fehlt, sorgt das ganze Drumherum mit der Schwesternschaft für einen gesunden Humor-Overkill. Da ist "Happy Deathday" vielleicht keine Genre-Granate, keine Abrissbirne, aber er bleibt auch beim dritten Anschauen echt unterhaltsam.

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                                                    über Gotti

                                                    Paradoxon oder Frevel? Trotz Spott und Razzie-Nominierungen finde ich, dass da ein guter John Travolta in einem verdammt schlechten Film steckt.

                                                    Jedenfalls sind Travoltas Engagement und das seiner verstorbenen Frau Kelly Preston wohl das einzig Positive, dass sich über "Gotti" sagen lässt. Wenn der Film nur halb so gut wäre, wie John die meiste Zeit ernst dreinschaut, ja, dann ...

                                                    ... wären wir in einem anderen Teil des Multiverse. Sind wir aber nicht und müssen mit dem "Gotti" Vorlieb nehmen, der uns hier geboten wird. Und der ist eine Beleidigung für den Gangsterfilm und all das Talent und Klassiker, die daraus hervorgegangen sind.

                                                    Schlecht geschrieben und übel, wie seelenlos montiert. An den dümmsten Stellen sollen es Archiv-Aufnahmen richten und lassen den Low-Budget-Schinken noch billiger erscheinen.

                                                    Es war zwar klar, dass das hier nicht an Scorsese, "Scarface" oder "Black Mass" heranreichen würde. Der im Kern vergrabenen Geschichte um Gotti und das Verhältnis zu seinem Sohn, könnte durchaus noch ein Film gewidmet werden. Dann aber bitte von Leuten realisiert, die auch einen Plan haben.

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