mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

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    Die ironischen Zufälle des Lebens. Als ich "I Still Believe" vor einiger Zeit durchleben durfte, machte ich mir die Notiz "Love Story für die junge Christen-Generation". Und nun konkurriert das tragische, wahre Drama um einen gläubigen, angehenden Singer-Songwriter und seine krebskranke Liebste, bei seiner Erst-Ausstrahlung doch tatsächlich mit Ali MacGraw und Ryan O'Neal.

    Wenn das nicht als himmlischer Wink zu verstehen ist. Aber auf keinem Fall sollte dieser Zufall als göttlicher Einschaltbefehl missdeutet werden. "I Still Believe" ist ein wandelndes Glaubens-Bekenntnis, bei dem religiöse Ergebenheit aus jeder Pore strömt.

    Im größten Leiden die Hoffnung nicht zu verlieren, ist eben nicht nur der Grundsatz des Optimismus. Auch die modernen (amerikanischen) Christen erklären sehr gerne in Erzählungen wie diesen, dass sie trotz allem Trost in der Vorstellung finden, dass Gott doch einen Plan für uns hat und eigentlich alles nicht so böse gemeint ist.

    Die Klammer ist auch deshalb so wichtig, weil "I Still Believe" beinahe schon einen Einblick in eine christliche Parallel-Gesellschaft gibt. Eine Welt, in der es vom Elternhaus und der Kirche gleich auf den Campus mit dem großen Kruzifix geht, wo alle guten Kinder vor verderbende Einflüsse bewahrt sind.

    Und selbst dann, wenn ich mich persönlich zurückhalte und keinen persönlichen Glaubens- und Wertstellungen auf den Schlips treten will, bleibt ein gewaltiger Schmachtfetzen und Zellstoff-Vernichter übrig. Geradezu beleidigend naiv und schon verblendet.

    Ein Werk, dass sich augenscheinlich am Goldrausch der Doomed Romance beteiligt. Trotzdem berücksichtige ich in meiner Bewertung, das es beim christlichen Entertainment noch sehr viel schlimmer, bekehrender und verpeilter geht.

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    • 4

      Ein trauriges Beispiel aus der Reihe "Ich habe Probleme, bin aber eigentlich doch ganz glücklich". Anderthalb Stunden darf Alicia Silverstone zwischen großer Sinnkrise zum 40. Geburtstag und der Hochzeit ihres Bruders mit einem verhassten, französischen Starlet, pendeln.

      Weil "Die Hochzeit meines Bruders" nicht zu teuer war, ist der Film auf wenige Räumlichkeiten begrenzt und zeigt in aller schonungslosen Offenheit, dass Filme wie dieser unter ihren belanglosen Dialogen leiden. Vorausgesetzt natürlich, dass sie schlicht öde, fahrig und absolut nicht erhellend sind.

      Teilweise lässt sich ein Biss erahnen, der zwischen Problemen mit der eigenen Wahrnehmung, einem ziemlich erfolgreichen Bruder und einer nervigen, bald angeheirateten Sippschaft, aufkommen könnte. Doch selbst dann, wenn der Braut Molly auf den Hochzeitskuchen geschüttet wird, verbleibt der Puls der Zuschauerschaft im Dämmerzustand.

      Es ist am Anfang nicht perfekt, mittendrin wird es kompliziert, dann aber wieder ist am Ende alles gut??? Vielleicht gehören Hochzeiten wirklich zum romantischen Happy End, Filme darüber könnten allerdings schon verboten werden.

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      • 6 .5

        Korea während der Joseon-Dynastie: das Volk leidet unter Hunger und Seuchen, die herrschende Klasse verschanzt sich hinter hohen Mauern und frönt politischen Ränkespielen. Willkommen zu "Monstrum", Südkoreas Quasi-Antwort auf "Pakt der Wölfe".

        Gut, dass sich für diese Mischung aus actionreichem Historien-Drama und blutrünstigem Bestiarium einige Zeit genommen wurde. Mit dem Effekt-Standard der frühen Nuller-Jahre hätte dieser Film scheitern müssen. Anno 2018 wird zwar deutlich, dass hier nicht aus Hollywoods Trickkiste geschöpft werden konnte, aber immerhin kann sich die titelgebende Bestie sehen lassen.

        Beim Rest sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Typisch für Südkorea, lebt die Geschichte vom Pathos aufrechter Helden, die für all jene Geknechteten einstehen, die von rücksichtslosen Machthungrigen wie Vieh ausgenutzt und ermordet werden. Richtig innovativ ist das nur bedingt und fühlt sich trotz 105 Minuten Laufzeit, bisweilen schon etwas einschläfernd an.

        In Sachen Handwerk überzeugt "Monstrum" allerdings schon und fährt, neben guten Kampfszenen, vor allem ein schön bombiges Finale auf. Halb geglückt ist eben auch halb gewonnen.

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        • 5 .5

          Na, was denn? Direktes Sequel oder doch nur "Train to Busan Presents"?

          Wie denn auch sei, "Peninsula" hatte das große Glück, als Zombie-Heist-Movie Zack Snyder auszustechen und auf beinahe allen Ebenen vorzuführen. Doch auch Yeon Sang-ho war bei seinem Horror-Ausflug nicht vor qualitativen Abstrichen gefeit.

          Eine hohe Anzahl an Beißern, schnelles Tempo und ein überschaubares Story-Gerüst waren natürlich auch die Pfeiler von "Train to Busan". Aber in seinem eigenen, rasant erzählten Kontext, geht bei "Peninsula" einfach die Empathie flöten. Kann sein, dass es Konzessionen an den Massengeschmack liegt oder auch an der überproportionalen Erweiterung des Spielfelds.

          Fakt ist, dass uns die Enge der Zugabteile irgendwann von selbst dazu brachte, beim Vorgänger selbst blasseren Figuren beim Überlebenskampf mitzufiebern. In dieser Hinsicht hinkt Yeon Sang-ho jedenfalls seinem eigenen Standard hinterher.

          Und es hilft auch nicht, das Publikum mit einem extra langgezogenen Dramatik-Finale (mit der doppelten Dosis an Aufopferungs-Bereitschaft) und äußerst durchwachsenen CGI-Tricks von seinen guten Absichten überzeugen zu wollen.

          Bei all dem Bashing von fragwürdigen, kreativen Entscheidungen, sollte dennoch nicht der Unterhaltungswert vergessen werden. Beim abartigen Zombie-Run oder bei den Fertigkeiten des kessen Geschwisterpaars trumpft der Filme einige echte Stärken auf. Zudem ist die Grundstimmung fast so cool wie bei Snake Plisskens "Einbruch" in New York.

          Bei nur einer verschenkten Hälfte ist es natürlich tragisch, dass "Peninsula" so viel schlechter ausgefallen ist. Ohne die Hypothek der Vorläufer, bleibt schon ein flotter Zeitvertreib übrig.

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          • 4

            Megan Fox als Star eines filmgewordenen Aufschreis gegen organisierte Wilderei und die Gräueltaten von al-Shabaab. Regisseurin und Co-Autorin M. J. Bassett nutzt diese Gelegenheit, um gleich zwei moderne Plagen des afrikanischen Kontinents anzuprangern. "Rogue (Hunter)" segelt allerdings zu sehr unter der B-Film-Flagge, um Spielraum für echten Tiefgang bei Message und Raffinesse zu garantieren.

            Das fängt schon beim humanistischen, wie naiven Gedanken an, dass bezahlte Krieger genügend Herz und Zeit haben, um Missionsziele für ausgedehnte Rettungs-Aktionen über den Haufen zu werfen. Und gipfelt schließlich im wirren Final-Chaos, bei dem eine islamische Miliz andauernd in alle Richtungen ballert, obwohl sie nur gegen drei bewaffnete Recken vorgehen.

            Richtig rocken will diese Mischung aus großem Herz unter kugelsicheren Westen jedenfalls nur dann, wenn die Natur sich ins Geschehen einmischt. Vorrangig in Gestalt einer hinterlistigen, wie durchschnittlich animierten CGI-Raubtier-Dame.

            Deren Attacken lassen "Rogue" dann aber auch sehr schnell zu einem bedingt unterhaltsamen "Predator"-Klon mutieren. Statt an- wie bedächtiger Tuchfühlung wie bei "Der Geist und die Dunkelheit", ergeht sich das Muster in schneller Reduktion der Teilnehmer und präsentiert eher billige Beißer-Gags.

            Schon ein wenig enttäuschend, weil gerade der Einstieg ziemlich brutal aufs widerwärtige Tiermord-Geschäft blickt und offen gesprochen, die meisten Emotionen hervorruft. Megan Fox nimmt ihre Rolle als gestählte Anführerin auch noch relativ ernst und sollte Michael Bay unverzüglich zum Hörer greifen lassen.

            Für eine echte Heirat zwischen realer Problematik, Action und Tier-Horror, hätte allerdings auf vielen Ebenen mehr investiert werden müssen.

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            • 6

              Es war einmal eine Assistentin mit großen Träumen und eine alternde Soul-Diva auf dem Karriere-Abstellgleis. Bis aus dem unscheinbaren Mäuschen eine echte Producerin wird und der Stern der stimmgewaltigen Ikone endlich wieder zu glitzern beginnt, braucht es bei "The High Note" beinahe zwei Stunden Laufzeit.

              Viele Minuten Lebenszeit, bei denen es auch immer wieder auffallen kann, dass eine Mischform aus Cinderella-Erzählung, Showbiz-Satire und, simpel gesagt, Musikfilm, auch unfokussiert, unentschlossen und bisweilen sogar unlustig wirken kann.

              Es hat allerdings keiner behauptet, dass "The High Note" einfach nur Komödie oder Romanze wäre. Ich könnte hier ja eine erbitterte Debatte darüber anstoßen, warum auch Biopics über Musik-Legenden nicht nur einer Genre-Passform entsprechen. Oder ich könnte einfach behaupten, dass es Filme gibt, die manchmal etwas Einfühlungs-Bereitschaft voraussetzen.

              "The High Note" ist weder besonders glitzernd, noch indie-mäßig tiefgründig und lebensverändernd. Der Film ist was und wie er ist. Manchmal schön oberflächlich, bisweilen preist er die Kraft "echter, gefühlter" Musik an und er war für mich schon wegen Ice Cubes Performance als Persönlicher Manager das Einschalten wert. Ach, was sage ich. Allein wegen der Stelle, wenn er das Stück Kuchen essen will.

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              • 2
                über Awoken

                Ein weiterer Beleg für die These, sich lieber nie mit Klassikern messen zu wollen. Der australische Wissenschafts- und Dämonengrusler "Awoken" quetscht mit seinen Querverweisen zu echten Krankheitsbildern, Mockumentary-Einlagen und Okkultismus-Motiven, gleich drei Bezugsquellen in ein Körbchen.

                Aber runterrechnen lässt sich das Anliegen vor allem auf den Versuch, sich im Weißkittel der Formel "Bleib wach, sonst bist du tot" zu nähern, die Wes Craven einst in "A Nightmare On Elm Street" so großartig simpel, wie nachhaltig effektiv aufgestellt hat.

                Und, oh, große Überraschung, "Awoken" landet nicht auf Augenhöhe mit Freddy Kruegers Geburtsstunde. Auch wenn die Handlung geradezu eifrig umständlich bis kindlich naiv erzählt wird. Von letaler Insomnie, zu geheimen Schlaflaboren und auffallend schlecht versteckten Kisten mit Videokameras und Tapes, die praktischerweise das grausige Schicksal der Eltern enthalten.

                Es mag fies und vernichtend klingen, weil dieser Film vielleicht doch einigen Leuten da draußen gefallen kann. Ich gehöre nicht dazu. Denn auf mich wirkt "Awoken" vor allem peinlich. Der worn down Look und ein nerviges Übermaß an Dunkelheit, lassen das Geschehen wie eine unbeholfene Billig-Produktion wirken, selbst wenn der Horror aus Down Under ordentlich budgetiert gewesen sein mag.

                Die eigentliche Handlung lässt weder Raum für echte Schocks, noch eine Ahnung echter Kreativität aufkommen. Mit der Videokiste wird ein Gimmick eingeführt, dass zwar viele erzählerische Pflichtfelder abarbeitet, im gleichen Zug aber auch so unelegant den finalen Twist vorwegnimmt, dass hier schon von regelrechtem Story-Vorkauen gesprochen werden kann.

                Weil die zu verdauenden Brocken aber auch nicht die frischeste Horror-Ware darstellen, macht "Awoken" kaum Spaß. Sondern kommt tatsächlich sehr einschläfernd daher, was angesichts der Geschichte schon sehr ironisch anmutet.

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                • 7
                  mikkean 07.07.2022, 00:15 Geändert 07.07.2022, 00:19

                  Ja, das ist doch mal eine Premiere. Ein südkoreanischer Thriller ist nicht Original, sondern Remake. Und macht sogar Lust auf die Vorlage.

                  Nein, ich kannte "Retribution" bis jetzt noch nicht. Was auch gar nicht hinderlich ist. "Hard Hit" ist selbsterklärend, geht schnell in die Vollen und wird von mir trotzdem auch als eigenständiger Film bewertet.

                  Die Unterschiede oder Alleinstellungsmerkmale eines "Atemlos vor Angst" werden vielleicht nicht erreicht. Dafür wird eine bereits bekannte Prämisse durchaus unterhaltsam aufbereitet. Denn seien wir ehrlich, Südkorea, okay?

                  Wer das jetzt versteht, weiß schon die Hälfte. Trotz einiger dramaturgischer Stolpersteine (irrationale Ehefrauen, teils nerviges Verhalten der Kinder) ist "Hard Hit" ein recht schnörkellos erzählter Reißer, der selbst den Bogen zum Melodram schafft. Und angesichts der gesellschaftlichen Sitten, der Geschichte vom bestraften, ruchlosen Kapitalisten einen passenden Rahmen bietet.

                  Und ich muss es noch betonen. Dieser Titel, "Hard Hit" wirft mich irgendwie zurück in die goldige Ära, als Hongkong-Actioner das hiesige Videotheken-Angebot erweiterten und bereicherten. Damals mussten Film-Namen keine Lyrik bieten, sondern einfach reinhauen. Glücklicherweise erfüllt "Hard Hit" diese Anforderung und ist gleichzeitig immer noch gut durchdacht.

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                  • 2 .5

                    Es wäre eigentlich anzunehmen, dass die Verpflichtung gestandener Mimen wie Gary Oldman und Emily Mortimer ehrgeizige Filmemacher*innen anstacheln würde. Ja, falsch gedacht. Bei "The Ship", der im Original nur "Mary" heißt, muss das Böse schon weit unterhalb der Oberfläche gesucht werden.

                    Jedenfalls jenes Böse, dass im Horror auch als Grauen bezeichnet werden kann. Der Rest ist einfach böse schlecht, böse öde und verdammt einfallslos. Dabei verspräche das vage an "Totesstille" erinnernde Szenario durchaus einige Möglichkeiten. Ein Boot mit ominöser Vergangenheit, eine Familie irgendwo abgetrieben auf dem Meer ...

                    Gab es jetzt natürlich schon einige Male. Grundlegend etwas einzuwenden gibt es bei "klassischen" Motiven ja aber auch nicht viel. Wenn sie denn mit unserer Erwartungs-haltung zu spielen verstehen. Das schafft "The Ship" jedoch nie.

                    Statt wachsender Spannung breitet sich schnarchende Langeweile aus. Die Hexen-Story ist nicht aufgesetzt, sie wurde nicht einmal ausgearbeitet. Viel zu oft ergeht sich der Film im Abkupfern gängiger Klischees wie unheimlicher Kinder, die gruselige Bilder krakeln und dich mit leeren Blicken anstarren. Standard-Kniffe, die inzwischen zum Genre-Einmaleins gehören und schon wesentlich besser eingesetzt wurden.

                    Eine Schande, da sowohl Mortimer, als auch Oldman durchaus ihre Erfahrungen mit dem Fantastischen mitbringen und hier glatt auf Autopilot spielen durften. Sollte sich hier wirklich mal jemand kurz erschrecken, muss das schon als Betriebsunfall eingestuft werden.

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                    • 4

                      Huch, ist's im Dark Web aber dunkel. Hat mal jemand ein Streichholz?

                      Ursprünglich war ich wirklich versucht, dem zweiten "Unknown User" für seinen Verzicht auf paranormale Heimsuchungen gebührend zu honorieren. Aber dann hielt ich den Film komplett durch und musste mir eingestehen, dass hier weniger Thrill aufkommt, als viel mehr typische Mausclick-Hysterie ausgelebt wird.

                      Ja, ja, ich weiß. Es ließe sich argumentieren, dass jeder sinistre Schachzug lange vorab geplant und vorbereitet wurde. Wer sich allerdings ins Tempo der Echtzeit-Erzählung einfühlen will, könnte aber auch meinen, dass hier das Autoren-Team von "Aktenzeichen XY" beim Blättern einer Computerzeitschrift zu viele Energydrinks gekippt hat.

                      Wenig schmeichelhaft ist zudem die Tatsache, dass sich beinahe jeder Schock frühzeitig abzeichnet und einer zu vertrauten Routine folgt. Also, irgendwo ablegen oder doch deleten?

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                      • 7

                        Ein bisschen "E.T.", ein Herz für den Artenschutz und ein flauschiger Titelheld, in dessen Fell du dich unverzüglich eingraben willst. Bei "Everest - Ein Yeti will hoch hinaus" erwischt DreamWorks Animation mal wieder die genau richtigen Knöpfe.

                        Das mag sich alles erst auf den zweiten Blick offenbaren, unter einer sehr vertraut wirkenden Oberfläche steckt allerdings viel Liebe fürs Detail, kulturelle Wertschätzung und ein wunderschöner Soundtrack.

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                        • 5

                          Aus unserer losen Reihe "Traumrollen für Jessica Chastain":

                          Es lässt sich wohl nicht abstreiten, selbst schlafwandelnd würde uns Frau Chastain vermutlich schauspielerisch den Atem rauben. Da kann eine durchschnittlich geschriebene Ballade eines wehmütigen Todesengels auch nichts dran rütteln.

                          "Code Ava - Trained to Kill" bieten noch einen reißerischen Verleih-Titel und mit John Malkovich, Colin Farrell und Common sogar namhafte Unterstützung. Ja, sogar Joan Chen wurde noch reingeschmuggelt.

                          Ansonsten bietet die x-te "Nikita"-Kopie/Hommage (ähem) nicht mehr als den gewohnten Plot einer Killermaschine, die sich selbst auf der Abschussliste wiederfindet. Chastain verkörpert das noch unerschütterlich ernsthaft, kann aber nur so weit emotional in die Rolle eintauchen, wie ihr das oberflächliche Script etwas zur Hand reicht.

                          Und eben das geschieht viel zu selten. Wenigstens macht die Story einen Schlenker in Richtung Schwester und Ex-Freund unserer Auftragsmörderin, was deren fehlende emotionale Tiefe etwas ausgleichen kann. Wenigstens innerhalb dieser aufgeblasenen 97 Minuten. Ansonsten bleibt das Niveau in allen Belangen eher im Kinder-Planschbecken stecken.

                          "Atomic Blonde" und "The Villainess" müssen also nicht um ihre Position bangen, für den Rest taugt es wenigsten zum Lückenfüller mit ungenutztem Potenzial und einer glänzenden Heldin, die trotzdem Besseres verdient hätte.

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                          • 4 .5

                            Robert De Niro zieht wieder in den Krieg. Für eine flächendeckende Krankenversorgung, eine bessere Wertschätzung der älteren Bevölkerungsgruppe, für eine Abschaffung des ZDF-Einschlaf-Fernseh-Garten?

                            Welch ehrenhaftes Ziel mag De Niros größter Feldzug nach "Die durch die Hölle gehen" wohl verfolgen? Ach so, es geht um ein lumpiges Zimmer. Sad Emoji.

                            "Immer Ärger mit Grandpa" könnte glatt als Beleg für gleich zwei Thesen herhalten: Erstens, unsere Ikone Robert muss wirklich jeden Schrott drehen. Und zweitens, eine angeblich Zielgruppen-gerechte Spaß-Rakete kann auch ganz gezielt an jener vorbeischießen.

                            Für den Opa-Enkel-Krieg konnten zwar noch Uma Thurman, Christopher Walken, Cheech Marin und sogar Jane Seymour mobilisiert werden, über weite Strecken wirkt der Schlagabtausch der Generation dennoch ermüdend harmlos und humorbefreit.

                            Irritierend könnte auch das Porträt der Alten- und Jungen-Fraktion wirken. Klischees und angedichtete Naivität waren fürs Drehbuch eben vonnöten. Das bringt "Immer Ärger mit Grandpa" in die wenig beneidenswerte Bredouille, sein Erwachsenen- wie Kinder-Publikum möglicherweise simultan zu unterfordern.

                            Da kann es höchstens nur ein wenig trösten, dass diese Produktion nicht so aussieht, als wäre sie ernsthaft für die Leinwände dieser Welt, als denn die Untiefen der VOD-Einöde konzipiert worden. Ach, wackerer Robert De Niro, das haste nicht verdient.

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                            • 7 .5

                              Killer gegen Killer, eine bekannte Formel mal radikal (wenn auch nicht neu) erdacht.

                              "Deliver US From Evil" beweist mal wieder auf erstaunliche Art und Weise, dass gegenseitiges Zuhören und friedliches Miteinander eben doch nicht so viel Freude bereiten wie erbitterte Verfolgungsjagden und eine astronomisch hohe Zahl an verursachten Kollateralschäden.

                              Wäre aber auch einfach eine Verschwendung, wenn sich die beiden Protagonisten dieses Film gewordenen Adrenalinschubs nicht an die Gurgel gehen würden. Plot-technisch bewegt sich das Wechselspiel von Kidnapping-Thriller, Racheschwur und ein bisschen Melodram, natürlich nicht gerade auf Pulitzer-Niveau.

                              Dank der richtigen Attitüde und südkoreanischem Talent zündet der Film in der Regel an den richtigen Stellen und bläst mit brennendem Eifer alle störenden Fragen nach Logik, Überlänge und inhaltlicher Innovation hinweg. Vielleicht ist das nur kurzweilige Action-Unterhaltung, dafür jedoch in Reinkultur.

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                              • 5 .5

                                Sieh an, ist der Stifler erwachsen geworden. Seann William Scott lässt in "Bloodline" all den pubertären Kram aus "American Pie" (und andere Blödeleien) weit hinter sich zurück. Ja, gut. Er hat das schon zuvor versucht, aber nicht so eindringlich wie hier.

                                Die titelgebende Blutlinie könnte nämlich auch von der Verwandtschaft mit gut getarnten Psycho-Killern wie "Dexter" und "Mr. Brooks" entspringen. Als deren geistiger Sprössling gibt Scott den ganz besonders engagierten Vertrauenslehrer Evan.

                                Der ist nicht nur ein empathischer Zuhörer, er räumt auch gern all die schäbigen Väter aus dem Weg, die mit Trinksucht, Schlägen oder sexuellen Übergriffen seine Schützlinge verkorksen.

                                Es lässt sich hier schon sagen, dass die Idee so gut wie limitiert ist. Bei knapp anderthalb Stunden fehlt es an "Bloodline" nicht an blutigen Details, aber an inhaltlicher Raffinesse. Dem Thriller fehlt es an überzeugenden Haken und das Psycho ist eher der Küchentisch-Psychologie entlehnt. Könnte aber auch daran liegen, dass nicht nur Seann William Scott allein eine gewisse Lücke zu seinen Co-Darstellerinnen klaffen lässt.

                                So bleibt es ein sehr geradliniger Reißer, der seine Zuschauerschaft eher mit der Nase aufs Offensichtliche stößt, als sie mit unterschwelliger Erzählkunst zu fesseln. Als Imitation großer Vorbilder unterstelle ich "Bloodline" hingegen immer noch einen deutlichen Unterhaltungswert als so manch anderer lebloser Genre-Kopie.

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                                • 4

                                  Und ewig grüßen die Körperfresser: Im Gegensatz zu "The Faculty" besinnt sich "Life-Snatcher/Assimilate" auf eine klassische Adaption von Jack Finneys Pod-Horror.

                                  Kleinstädtische Kulisse, zahmes Tempo und jugendliche Heroen, die bis auf Smartphones und Youtube, über keinerlei nennenswerte Eigenschaften verfügen, um ein generelles Mitfiebern rechtfertigen zu können.

                                  Und würden genannte Hilfsmittel aus der Dramaturgie entfernt, wären diese Bodysnatchers nichts weiter als eine seltsam leblose Kopie von Don Siegels Erstverfilmung. Irgendwie ironisch, vor allem aber löst sich die Erinnerung an diesen Aufguss schneller auf als die assimilierten Opfer.

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                                  • 4

                                    Wie "Final Destination", nur als App. Oder doch nicht so ganz. Bei "Countdown" steckt eine dämonische Präsenz hinter verwinkelten Quellcodes und echt testamentarischen Lizenzvereinbarungen.

                                    Aber selbst dunkle Mächte bewahren den Film nicht vorm Abstinken. "Countdown" geht den Weg aller Final-Klone und verheddert sich im eigenen Regelwerk. Wo James Wong seinerzeit richtig erkannte, dass der Wettlauf mit dem Tod wie Schach in der vierten Dimension funktionierte, vernachlässigt auch dieses Werk lieber die eigene Logik zugunsten seiner Schock-Effekte.

                                    Nach der vierten oder fünften diabolischen Intervention ist "Countdown" nicht mehr schön fies, sondern einfach nur noch platt vorhersehbar. Da muss schon ein Exorzismus-Priester reingepackt werden und das Böse selbst darf sich zu guter Letzt materialisieren.

                                    In einem Finale, dass direkt wie aus "Happy Deathday" kopiert wirkt, zerbröselt dann natürlich die Grundprämisse und der letzte Winkelzug im legendären Fünf-Sekunden-Fenster könnte schon als beleidigend naiv erachtet werden.

                                    Selbiges trifft zudem auf den Umgang mit dem Thema sexuelle Belästigung bei schrägem Machtgefälle zu. Gute Idee, schlechte Kniffe. Also im Grunde schon verzichtbar. So mies ist "Countdown" selbst zwar nicht, für mehr als das untere Mittelfeld reicht es allerdings auch nicht.

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                                    • 3 .5

                                      Wehmut und Altersmilde gehören sicherlich zu den gängigsten Begleiterscheinungen einer langen und illustren Film-Karriere. Beim großen Jackie Chan sind es hingegen bisweilen nur noch Fremdscham und Kopfschütteln.

                                      Seien es seine politische Verbrüderung mit der Kommunistischen Partei oder einfach nur ziemlich unwürdige Projekte, die den lachhaften Standard chinesischer Studios offenlegen und sich mit dem Bashing westlicher Staaten Chan selbst als entzaubern.

                                      Auch "The Knight of Shadows" ist ein weiterer Streifen, in dem unser Jackie (altersbedingt?) lieber den Märchel-Onkel und Dämonen-Wächter gibt. Ein wenig Akrobatik schwingt immer noch mit, wie so vieles andere saugen die CGI- und Studio-Kulissen im Grunde sämtlichen Zauber auf.

                                      Das wird auch beim Umgang mit der Geschichte deutlich. Die könnte anfangs noch Fans von "A Chinsese Ghost Story" locken, verliert aber schon vor dem letzten Akt komplett an Bedeutung. Wer da wen irgendwie mal geliebt hat oder retten wollte, geht in einem fast komplett animierten Dauer-Finale unter.

                                      Aber wenn schon aus dem Rechner, dann bitte nicht gleich alle Hauptfiguren wie aus einem Playstation-Titel aussehen lassen. Noch so eine Sache, die besonders Giganten Marvel deutlich besser handeln können.

                                      Ob hier nun chinesischen Mythen gehuldigt oder ein Gegenangebot zur Hollywood-Ware gemacht werden sollte, "The Knight of Shadows" ist auf jeden Fall gescheitert. Bitte Jackie, besinne dich deiner alten Stärken oder dreh einfach bessere Dramen. Das kannst du besser.

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                                        Drei einfache Worte: "The Lego Movie". Das durfte die Zirndorfer Spielzeug-Schmiede doch nicht auf sich sitzen lassen.

                                        "Playmobil - Der Film" ist das Ergebnis dieses Racheplans, der um Zeit, Ansehen und den Klingelbeutel einer zeitgenössischen Käuferschaft buhlt. Und wer das Konkurrenz-Produkt betrachtet, wird schon frühzeitig ausmachen, warum dieses Vorhaben nicht aufgehen konnte.

                                        Okay, überraschenderweise konnte hier Anya Taylor-Joy verpflichtet werden. In der Einleitung wird erst gesungen, dann fließen Tränen. Ja, und danach erfolgt der Sprung in eine bunte Spiele-Dimension, die für die Kleinsten genau richtig dimensionert ist und dem Regelbuch aller Weltenwander-Abenteuer ohne größere Aufregung huldigt.

                                        Was dem hingegen so ziemlich abgeht, ist die Fantasie an sich. Ein ganz elementaler Baustein, der eben in keinem Karton mitgeliefert wird. "Playmobil - Der Film" lässt die Gelegenheit eines echten Brand-Happening großzügig vorbeiziehen.

                                        Ganz zahme Zitate und überschaubare Story-Abschnitte, statt eines überbordenden Feuerwerks der Vorstellungskraft. Wo Lego natürlich seinen eigenen Katalog abfeierte, aber dazu noch ein alters-unabhängiges Plädoyer für die Lust entfesselter Spiellust bot, begnügt sich Playmobil mit einem nur aufgeblasenen Kinderfilm.

                                        Keine große Moral, keine Inspiration. Für das sklavisch anvisierte Zielpublikum bleibt es wenigstens ein overkill-freies Vergnügen. Auch ein Sieg, wenn auch ein leiser.

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                                          "Get Out" und die Folgen. Mit bitterbösem Humor und scharfsinniger Schreibe hat Jordan Peele den Genre-Begriff nachhaltig erschüttert. Und weil Diversität, Repräsentation und Social Awareness mittlerweile zu den Grundvokabeln der Industrie mausern, will auch Paramount Pictures da in nichts nachstehen.

                                          Mit "Body Cam" wird uns deshalb ein echt aufgeladener Horror-Ansatz offeriert. Vor verregneter Finster-Kulisse und nach einem erneuten Freispruch in Sachen Polizei-Gewalt, dreht jemand den Spieß einfach mal um und zieht Cops der Reihe nach aus dem Verkehr.

                                          Mary J. Blige geht als angeschlagene Streifenpolizistin der Sache auf den Grund. Der Verlust des eigenen Sohnes schmerzt immer noch stark, die brutale Ermordung von Kollegen:innnen will aber auch aufgeklärt werden. Aber jetzt nicht bloß überrascht tun, wenn die Tätersuche auf übernatürliche Pfade führt.

                                          Schließlich will "Body Cam" sein Gütesiegel-Versprechen erfüllen und gleichzeitig seinen besagten Themenkatalog abarbeiten. Nichts gegen einzuwenden. Gerade für die US-Gesellschaft könnte die Handlung wie ein Messer in einer nie verheilenden Wunde anmuten.

                                          Oder aber fast als naive Provokation. Wir wollen den Film hier mal nicht in der Luft zerreißen. Allerdings muss "Body Cam" schon mangelnde Vorstellungskraft unterstellt werden. Jedenfalls ist die Tätersuche so zielgerichtet unspannend, wie der Plot schließlich uns auf eine Verschwörung lenkt, die von falschem Corpsgeist und der üblichen Angst vor Repressalien gespeist wird.

                                          Pures Schwarz-Weiß-Denken, statt echter Vorstöße in neue Richtungen. Garniert wird das 08/15-Geschehen höchstens von einigen blutigen Details und einem Rache-Phantom, das wie eine Mischung aus Jason Vorhess und einem WWE-Mitglied anmutet. Ein beleidigend rührseliges Erlösungs-Motiv parodiert zudem alle hochgesteckten Ziele.

                                          Im schlimmsten Fall ist das nicht einmal Zeitverschwendung oder gar bösartig ärgerlich. Aber eben alles andere als wirklich clever geschrieben. Für die spürbaren Ambitionen lässt "Body Cam" sein Potenzial schon recht früh auf der Strecke und hinterlässt keinen tiefen Eindruck.

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                                          • 4 .5

                                            Spannungs-Profi Philip Noyce meldet sich nach langer Zeit zurück und entdeckt gleichzeitig den Thrill an der verbotenen Frucht der erotischen Liasion.

                                            Rechtswidrig und unerwünscht, weil die beteiligten Parteien nicht schon anderweitig vergeben wären. Sondern, weil sie als FBI-Agent und Informantin gleichzeitig auf entgegengesetzten Seiten der Justiz operieren.

                                            "Above Suspicion" ist denn auch kein rein fiktives Verwirrspiel zwischen den Bettlaken. Erzählt wird die durchaus reale Beziehung der Kleinstadt-Kriminellen/Dealer-Freundin Susan Smith zum karrieregeilen Ermittler Mark Putnam.

                                            Die sollte beide aus dem versifften und wirtschaftlich niedergegangen amerikanischen Hinterland rausbringen, endete jedoch für eine Seite tödlich. Und machen wir uns nichts vor, bei all der Tragik derlei Begebenheiten, haftet der Story immer noch der klebrige Film aus Sensations-Journalismus und Drama-Hunger des Kabelfernsehens an.

                                            Selbst einem erfahrenen Regisseur wie Noyce will es nicht gelingen, dem Stoff eine neuartige Dimension abzuringen, die uns aus dem Kosmos verkappter Existenzen und reiner Selbstsüchtigkeit hieven würde. Ob da nun Johnny Knoxville den lokalen Drogenbaron mimt, dem seine Ex Emilia Clarke geistig gesehen einiges voraus hat. Der Film bietet nichts, was wir so nicht auch schon anders erzählt bekommen haben.

                                            Selbst beim eigentlichen True-Crime-Drama, namentlich die wachsende Obsession des Spitzels Susan zu ihrem FBI-Gönner, springt nur ein müder Funke über. Was keineswegs an mangelnder körperlicher Interaktion liegt. Es lässt sich nur nicht entscheiden, ob Clarkes Figur nun besonders klug oder auch dämlich sein soll, weil sie wirklich auf eine Liebschaft mit ihrem Gönner hereinfällt.

                                            Vielleicht lässt "Above Suspicion" uns auch nur deswegen so kalt, weil die Melodie und die Moral der Geschichte so altbekannt daherkommen, wie Noyce Erzählweise geradezu überraschungsarm und uninspiriert ausfällt. Da sind wir doch schon Aufregendes gewöhnt.

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                                            • 1 .5
                                              über Cats

                                              Das Ding mit den Katzen. In einem Anflug, hoffentlich nur drogeninduzierten, Größenwahns, liefert Tom Hooper den spektakulärsten Bauchklatscher seit Jahren ab. Von den Musical-Bühnen dieser Welt direkt in den Lokus grässlichster CGI-Auswüchse.

                                              Sir Andrew Lloyd Webber dürfte sich zunächst noch geschmeichelt gefühlt haben. Beim Anblick hat des Resultats hat er hoffentlich ein lebenslanges Adaptions-Verbot ausgesprochen. Denn merke: Nicht alles, was im Theater funktioniert, garantiert gleich einen Erfolg auf der Leinwand.

                                              "Cats" ist vielleicht das obskurste Musical, dass sich aus dem Stegreif anführen lässt. Aber es wurde von Millionen Menschen gesehen. Nur sorgen neben den Songs, auch die Kulissen und Maske für den Zauber, der die Welt der Jellicles erst entstehen lässt.

                                              Diese einfache Regel wird von der großkotzig hingerotzten Verfilmung mit selbstmörderischer Gelassenheit ignoriert. Statt in Stoff und wuscheligem Fell, wird ein All-Star-Cast in ein haarsträubendes Digital-Kleid gezwängt, dessen Umsetzung einen schockierenden Wirkungsgrad erreicht, der direkt der Twilight Zone hinter dem Uncanny Valley entsprungen ist.

                                              Derart detailreich, wie einfach nur abstoßend sahen bis dahin wirklich noch keine Film-Katzen aus. Und es stellt sich bereits die Frage, warum Hooper nicht gleich den Ansatz seiner animierten Kulissen konsequent weitersponn und auch noch die Figuren lieber per Rechner erstellen ließ`?

                                              Dann jedenfalls wäre der Welt der Anblick katzimierter Darsteller:innen wie Idris Elba, Ian McKellen, Jennifer Hudson oder Judi Dench erspart geblieben. Bei all diesen gestandenen Namen lässt sich nur ein gejaultes Wieso gen Himmel richten. Die Beteiligung von James Corden und Rebel Wilson überrascht mich, ganz ohne persönliche Abneigung, hingegen weniger.

                                              Und ja, Taylor Swift gibt sich als großes Zugpferd her. Ihr Auftritt ist kurz, aber prägnant maßgeschneidert. Während sie und Sir Andrew sogar ein ganz neues Lied komponierten. Was mich in meiner Funktion als Hobby-Pop-Kritiker aber nur kurz zucken lässt. Zu offensichtlich sind die Anleihen beim großen "Memories", dass sich kurioserweise in diesem Rahmen als einziger massentauglicher Hit ausmachen lässt.

                                              Was auch immer das Publikum anlocken wollte, es wurde in diesen Film geworfen. Nur halt irgendwie. Ob Pop- oder Filmstars. Die ganz große Digi-Trickkiste. Was diesem "Cats" hingegen völlig abgeht, ist ein begründeter Anreiz, der Katzen-Chose beizuwohnen.

                                              Wer sich nicht für Kakerlaken-Fressen und unzählige Charakter-Vorstellungen erwärmen kann, dem geht das Wettsingen um die Wiedergeburt völlig ab. Womit sich die hier versammelten Talente aus der Welt, des Film, des Theater und des Tanzes mit ihrem Engagement gleichsam beleidigt fühlen müssen. Sie hätten einen Anlass zur Schaustellung ihres Könnens verdient.

                                              Ich jedenfalls würde mich lieber als ewige Strafe in die Schulaufführung aus "Jersey Girl" versetzen lassen.

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                                              • 3 .5

                                                Willkommen zu unserer neuen Kategorie: "Wie zerstöre ich einen Film in unter zehn Sekunden" Erstes Anschauungsbeispiel ist "Fear of Rain". Eine Teenie-Ausgabe von "Das Fenster zum Hof". Mit dem Unterschied, dass unsere Protagonistin an Schizophrenie leidet und eine schwere Vergangenheit bewältigen muss.

                                                Und jetzt bereit machen, okay? Wie unsere gleichnamige Titelheldin unerhörte Vorgänge im Nachbarhaus ausmacht und sogar ausspäht, wird sie nicht müde, per Smartphone ihrem einzigen Vertrauten Nachrichten zu tippen.

                                                Bloß, wenn sie das schon während Paranoia-Schüben und Anfällen bewältigt, wieso benutzt sie einfach die Kamera und schießt ein Foto oder dreht ein kurzes Video? So eine Aufnahme taugt auch als Beweis, der von der Gegenseite abgejagt werden muss, selbst wenn die ganze Welt noch glaubt, unsere minderjährige Heldin sei einfach nur verrückt.

                                                Aber nein, so weit geht "Fear of Rain" nicht. Wie auch in anderen Belangen gibt sich dieser Psychothriller mit bereits vorformulierten Ansätzen und Versatzstücken zufrieden. Das Spielchen mit eingebildeten Personen haben wir jedenfalls schon deutlich besser aufgeführt geboten bekommen.

                                                Zusätzlich zum wenig innovativen Skript wird der Spannungsgehalt auch durch den Look einer Fernseh-Produktion gedrückt. Was diese maue Thriller-Show wohl nicht zu den erhofften Produktionen macht, für die Film-Mutti Katherine Heigl damals ihre TV-Karriere öffentlichkeitswirksam torpediert hat.

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                                                  Die Apokalypse kennt kein Erbarmen, erst recht nicht für Zweitplatzierte.

                                                  Ein gehörloses Mädchen flieht mit seiner Familie vor den Horden prähistorischer Fledermaus-Monster mit überempfindlichen Ohren. Hatten wir das nicht irgendwie schon einmal?

                                                  Spaß beiseite, "The Silence" hat das riesige Pech, in einer Welt nach "A Quiet Place" aufgeschlagen zu sein. Selbst wenn es eine Roman-Vorlage adaptiert, die schon vorher die Runde machte.

                                                  Schlechtes Timing allein macht dem Film aber nicht zu schaffen. Trotz eines nennenswerten Casts, einigen durchaus atmosphärischen Momenten und nicht zuletzt, der oft genug gezeigten Übermacht des Flatter-Viehs, wird kaum etwas aus der Prämisse gemacht.

                                                  Mit John R. Leonetti saß jemand auf dem Regiestuhl, der als Kameramann sein Handwerk verstehen mag, nach den Inszenierungen von "Mortal Kombat: Annihilation" oder "Annabelle" noch auf den großen Wurf wartet.

                                                  Diese Gelegenheit hat er jedenfalls damit verschwendet, den Charakterkopf Stanley Tucci zu unterfordern und Kiernan "Sally Draper" Shipka die selben Erkenntnisse aus John Krasinskis überlegenem Konkurrenz-Produkt wiederkäuen zu lassen.

                                                  Na ja, immerhin hat Shipkins Heldin im Angesicht des Weltuntergangs Zugriff auf Youtube und soziale Medien. Als gäbe gerade nichts Wichtigeres zu tun. Auch ein Symptom dieses missglückten Unterfangens. Keiner hat wohl so recht verstanden, in welche Richtung es gehen soll.

                                                  Am Anfang ist noch Katastrophen-Kino angesagt, aber aus der Ferne betrachtet. Der subtil gemeinten, familiären Perspektive fehlt es aber an erzählerische Dichte, wie auch an logischem Handeln. Später soll es noch mit etwas Bodyhorror eklig werden, bis mit einer Gruppe fanatischer Gläubiger ein antagonistische Gegengewicht etabliert werden soll.

                                                  Beide Vorstöße lassen den Film aber noch lächerlicher wirken. Wohl auch, weil der herausgekitzelte Willen, andere über die Klinge springen zu lassen, da schon längst bei unserer Familie nachgewiesen wurde. Finaler Insult des schauderhaften, wie unausgeglichen Machwerks ist dann noch das aufgesetzte Teen-Drama, das den Film zur Auflösung wie das Vorspiel einer dystopischen Young-Adult-Reihe wirken lässt.

                                                  Womit "The Silence" das Wunder schafft, den ähnlich enttäuschend gestrickten "Bird Box" wie ein zweites "The Road" aussehen zu lassen. Die Verdrängung des Menschen als Spitzen-Prädator hätte mir jedenfalls aufregender vorgestellt.

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                                                    über Get In

                                                    "Haus aus Sand und Nebel" trifft "Straw Dogs", Get In – Or Die Trying" zeigt uns mal wieder die schonungslos hässliche Fratze des französischen Kinos. Wie sonst ließe sich die Frage nach dem rechtmäßigen Hausbesitzer schöner klären, als mit Molotow-Cocktail und Vorschlaghammer?

                                                    Angeblich von realen Ereignissen inspiriert, würde der Film gerne als eine Art Gewalt-Studie die Hilflosigkeit im Angesicht des scheiternden Justiz-Apparats und den ganz grundsätzlichen Fragen wie die Rolle des Mannes und seiner Hautfarbe beleuchten. Viel mehr noch wird hier allerdings extrem toxische Maskulinität zelebriert.

                                                    Je nach individueller Auffassung blubbert "Get In – Or Die Trying" zunächst ziemlich hohl oder gerade noch so erträglich vor sich hin, bevor alles in einem Purge-mäßigen Brutalo-Finale kulminiert. Es darf schon mitgejubelt werden, wenn ausgemachte Drecksäcke um ihre Lebenszeit erleichtert werden. Gleichzeitig platzt der Plausibilitäts-Bogen beim Überspannen krachend auseinander.

                                                    Und der Gewaltrausch demaskiert sich mit seinem Pochen auf heftige Schock-Effekte irgendwie auch selbst. Es lässt sich dennoch argumentieren, dass hier einfach nur ein inhaltlich fehlgeleiteter Zeitvertreib vorliegt, als denn ein faschistoid anmutendes Propaganda-Video zum Thema Selbstbewaffnung.

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