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Ich bin ein gigantischer Fan des Found Footage Genres, und Exhibit A ist ein Film, der so gut wie fast niemand sonst mit dem Genre umgeht. Die Prämisse mit dem Beweisvideo ist nicht neu, aber dafür simpel und elegant. Vor allem wenn es so durchgehend und kohärent ist und eine brutal geerdete Geschichte erzählt, statt sich auf Geistern oder Dämonen auszuruhen. Eine Lüge aus Scham, die sich immer weiter dreht und irgendwann zu seiner ganz eigenen Note des Wahnsinns wird. Ich würde jedem, der Found Footage Filme mag, empfehlen den Film anzuschauen! Ab hier gibt es Spoiler.
Der ganze Film spielt sich im Beweisstück A ab, dem Video was man zu sehen bekommt. Statt einen Found Footage Film mit mehreren Kameras und Perspektiven zu haben, hat man hier EINE Videoaufnahme die organisch genutzt wird und im vorliegenden Fall auch eine eigene Rolle spielt. Keine Trixereien, keine Schnitte oder ähnliche Verzerrungen. Es gibt nur eine Aufnahme, die überschrieben wird, was aber auch innerdiegetisch Sinn ergibt. Es beginnt damit, dass die Tochter eine neue Kamera bekommt, nachdem der Vater den alten Fotoapparat ausversehen kaputt gemacht hat. Und jeder, der seine erste Kamera in der Hand gehalten hat, werden die ersten Aufnahmen bekannt vorkommen. Man filmt alles um einen herum, während alle etwas peinlich berührt durch die Gegend schauen. Auch auf der Fahrt zu einem potentiellen neuen Zuhause wird aus Langeweile etwas herumgespielt und verschiedene Filter ausprobiert. Auch dass der Bruder die Kamera klaut, die Aufnahme kurz stoppt und dann ausversehen wieder laufen lässt, wobei es zu der zuvor genannten Aufnahme kommt, die überspielt werden soll, ist absolut glaubhaft. Es wird auch toll mit der Mise en scene gespielt, wo Dinge ausversehen gefilmt werden, die im Kontext der Geschichte relevant sind, aber der Person hinter der Kamera gerade egal ist.
Und so lernt man auch die ganze Familie schnell kennen. Die melancholische und schüchterne Tochter, der hormonell getriebene Sohn, die enthusiastische Mutter und dem Goofball von ihrem Vater. Man bekommt auch schnell ein Gefühl der Familiendynamik, von dem Hoffen auf eine Beförderung, dem Wunsch nach etwas Neuem, oder etwas, das nicht fernab ist, aber dennoch unerreichbar scheint. Wie die Tochter sich kein Gehör machen kann, wie der Sohn nur das macht, was ihm gerade in den Sinn steht, und wie der Vater seinen Humor als seine stärkste Waffe im Arsenal betrachtet. Nicht nur ist er ein Fan und Sammler von alten Komikern, er bringt auch am liebsten alle um ihn herum zum Lachen. Ein recht idyllisches und typisches Familienleben, das eines Tages aus den Fugen gerät, als der Vater nach Hause kommt und sagt, dass er endlich die Beförderung hat. Die Mutter ist voller Energie und möchte so schnell wie möglich das alte Haus loswerden, um ein neues Leben zu beginnen. Aber etwas scheint nicht zu stimmen. Er verhält sich plötzlich suspekt, und statt sich zu freuen, ziehen Zweifel tiefe Furchen in sein Gesicht. Statt das Loch im Garten zu füllen, möchte er eines draufsetzen und einen Pool im Garten anlegen. Er sagt, das mache er, um den Wert des Hauses zu steigern, aber es ist klar, dass er nur noch mehr Zeit rausschinden möchte. Es wird auch nicht besser, als ein Kollege von ihm plötzlich im Geld schwimmt. Die sonst so fröhlich lockere Art des Vaters wandelt sich. Als die Kinder beim Graben helfen, fällt der Bruder rückwärts in das Loch. Da wittert der Vater eine Chance einer lustigen Videoaufnahme, mit der man vielleicht noch etwas Geld bei einem Fernsehsender bekommen könnte. So wiederholen sie den Stunt immer wieder, bis das Lachen endgültig weg bleibt. Der zuvor so unbelastete Humor des Vaters bekommt eine dunklere Note. Es wird klar, dass er nicht nur gerne unterhalten möchte, sondern es auch als ein Mittel ist, unangenehme Situationen zu überspielen. Die Tochter hat sich das selbe Verhaltensmuster angewöhnt, als sie unter einem Tisch entdeckt wurde und sagte “Das ist alles nur ein Scherz", um der Scham oder irgendwelche Konsequenzen zu entgehen. Hat die Tochter die Kamera zuvor noch genutzt, um passiv über ihre Liebe zur Nachbarin zu sprechen, möchte sie ab jetzt ihren Vater filmen, um ihm zu zeigen, wie er sich verändert hat. Ein Archetyp, der mir seit der “Schwarzen Katze” von Poe tief im Knochenmark sitzt. Man merkt, wie verzweifelter er wird, mit einem Sack voller Rubbellose, die sichtlich keinen Erfolg hatten. Auch wenn irgendwann der Pool gefüllt ist, hört er nicht auf sich ein immer tieferes Loch zu graben. Er und sein Kollege wurden scheinbar angegriffen, wobei er noch glimpflich davon gekommen ist. Als an einer BBQ Party der Kollege den Vater zur Rede stellen möchte, zerfällt das zerrüttete Gerüst endgültig. Die Tochter möchte ihrem Vater helfen und die Wahrheit kommt ans Licht.
Nach einer schwangeren Pause im Band merkt man, das es ein Paradigma Verschiebung gab. All die Lügen des Vaters sind aufgedeckt worden, und seine Familie ist zurecht wütend auf ihn. Mit seinen Lügen hat er nicht nur die Gefühle der anderen verletzt, sondern die Zukunft der ganzen Familie in gefahr gebracht. Doch der größte Verrat empfindet der Vater von seiner Tochter. Er kann sich keinen anderen Grund vorstellen, warum seine Tochter das machen sollte, als purer und ungebremster Hass. Eine unfassbare Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist, da er doch alles richtig stellen wollte und es vielleicht auch noch geschafft hätte. Die Tochter macht genau das Richtige, und sagt ihm, dass sie ihn immer noch liebt, dass alles gut wird und man das zusammen durchstehen wird. Wenn seine Tochter ihm verzeihen kann und endlich all seine Geheimnisse offen gelegt sind, muss er für ein Equilibrium und Gerechtigkeit alle anderen Geheimnisse offenlegen. Erst so können alle frei sein und sie werden als Familie so stark wie noch nie zuvor hervortreten. Alles, was er sagt, macht in seiner Logik Sinn. Leider fehlt es ihm an Empathie, weswegen sich alles inzestuös um ihn selbst windet, ohne das er es merkt. Er möchte helfen! Und so filmt er einen Dildo, zaubert ein schweres Beweisstück aus einer alten Tasche. Im Zimmer des Sohnes findet er Drogen und ein Sexvideo, das der Sohn mit der Nachbarin aufgenommen hat. Im Zimmer der Tochter bricht er ein Schloss auf, um ihre Obsession über die Nachbarin offen darzulegen. Das ganze eskaliert immer weiter, bis der Rest der Familie richtige Angst um ihr Leben bekommt. Und das Streitgespräch gibt einem Gänsehaut, die ich seit Hereditary nicht mehr verspürt habe. Von unfassbarer Nähe und Ehrlichkeit, die einen davor unsichtbare ewig weite Kluft aufmacht. “[Mutter] Telling everybody I was pregnant when I hadn't even decided whether or not I wanted to keep it!” “[Vater] I did that because I was happy!” “[Mutter] You liar! You did it so I couldn't back out!” und “[Vater] How come I'm the baddy when you killed our child?” “- [Mutter] Because you're the bloody bastard, that I couldn't turn to, when I had to make the hardest decision of my life!”. Etwas scheint für immer zerbrochen, weswegen er sich das Leben nehmen möchte. Und so hätte er verschwinden können, ein letztes Mal seine Familie verstören und dann ist endlich Schluss. Doch da kommt seine Tochter, und macht genau das richtige, ihm Mut zuzusprechen, zu zeigen das sie ihn immer noch liebt. Doch bei ihm kommt nur an, das sein Sterben nur noch mehr Trauer mit sich ziehen würde. Deshalb muss er sie jetzt mitnehmen, damit sie diese furchtbare Realität nicht miterleben müssen. Und was dort gezeigt wird, ist brutal. Ich finde, dass die verstörendsten Szenen diese sind, die ununterbrochen die grausige Tat zeigen. So ist das langsame und qualvolle ersticken so viel effektiver als jeder Saw oder Scream kill. Man kann nichts machen, als das grausame Schauspiel zu schauen, das einen verzweifelt, mit einer kleinen Hoffnung der sich beschlagenen Kamera zurücklässt. Das Strand Video am Schluss zeigt noch einmal die ganze Ironie daran. Es würde mich auch nicht wundern, wenn sich der Vater anschließend übergeben hätte, um sich der Polizei zu stellen. Das würde dem ganzen die perfide Krone aufsetzen.
Ich liebe diese realistisch und geerdete Darstellung von einer sich entwickeltenden Psychischen Krankheit die so verdammt geschickt mit den Found Footage Genre erzählt wird. Die Lüge die erst aus Scham entstand und durch Scham vertieft wird (in einer Szene wirkt es so, als ob er endlich die Wahrheit sagen möchte, bis er traurig auf seine Kinder schaut und “zu ihren gunsten” weiter lügt), treibt ihn immer weiter zu verzweiflung, mit immer extremeren Taten um das ganze doch noch irgendwie Recht zu biegen. Ich liebe auch, wie ein Tag sich apokalyptisch anfühlen kann, aber es dann doch weitergeht. Wie die Tochter sagt “It’s okay. Dad? It'll be alright, you know? It’ll be fine.” Selbst wenn der Vater im Gefängnis landen sollte, wird man damit zurechtkommen. Und nur weil der Vater so viele Fehler begangen hat, heißt das nicht, dass nicht die Hoffnung da ist, den alten, geliebten Vater zurückzugewinnen. Aber mit ihm ist nicht mehr zu reden, er ist so festgefahren in seinen Gedanken, darin, dass er doch alles gut meint, alles für sie getan hat und auch damit zeigt, dass er ALLES für sie machen würde. Außer vielleicht einfach mal zuzuhören und seine eigene Schuld einzugestehen. Selbst der Selbstmord versuch am Ende, ist keine wirkliches übernhemn von Verantwortung, als eine Flucht nach vorne. Er kann bis zum Ende nicht einfach zuhören, da hilft es auch nicht, das er immer wieder sagt, das er es Verstehen möchte. Er hat ein absolutes Unverständnis was andere Menschen angeht, vor allem weil er so in die Ecke gedrängt wird. So springt er immer wieder zu neuen Schlüssen, die in ihrer eigenen Logik Sinn ergeben, aber mit einem Blick von außen natürlich wahnwitzig wirken. Deswegen sollte man Männern emotionale Kernkompetenzen beibringen. Denn manchmal geht es eben nicht weiter, manchmal kann man nicht alles ganz einfach reparieren. Doch wenn man fest daran glaubt, dann ist es kein Wunder, dass es einen immer weiter in den Wahnsinn treibt.
Ich liebe diesen Film! Als Found Footage Fan bin ich hellauf begeistert. Die Geschichte ist auch so einfach wie brillant und spricht auf so geschickte Art und Weise Themen an, die mich immer erreichen. Ich kann verstehen, dass bei vielen anderen der Film nicht dieselbe Wirkung haben wird, aber ich bin unfassbar froh, dass ich dieses Kleinod gesehen habe.
Ich bin ein großer Found Footage Fan! Wenn es richtig gemacht wird, kann es so unfassbar authentisch und nahbar sein. Aber es ist auch ein Genre, das bei den kleinsten Fehlern leicht auseinanderfallen kann. Hier wird das Genre etwas auf den Kopf gestellt, bzw. eine Ebene über die nächste, über die nächste, über die nächste, über die nächste und über die nächste gestülpt. Ich weiß dass das etwas übertrieben klingt, aber ich werde es erklären. Enthält Spoiler!
Butterfly Kisses möchte ein anderer Found Footage Film sein. Statt das man einfach mit den gefundenen Bildmaterial konfrontiert wird, geht es auch um die Person, die den Film gefunden hat und nun aufbereiten möchte. Während der Finder das macht, wird er von jemand anderem gefilmt, der den Prozess dokumentieren möchte. Das klingt schon etwas viel beladen, aber wenn man jede dieser drei Dimensionen nimmt und sie noch auf verschiedene Ebenen aufgeteilt, wird es schnell unübersichtlich. Die gefunden Aufnahmen bestehen hierbei aus zwei Ebenen: Die eine, wo man annimmt, dass die Aufnahmen echt sind, und die andere, die das Video als Projekt von Filmstudenten versteht, bei dem auch gerne mal getrickst werden darf. Dann gibt es den Aufbereiter der Aufnahmen, einen verkappten Künstler Gavin York, der einst ein Filmschaffender werden wollte, aber jetzt sein Geld via Hochzeitsaufnahmen verdient. Er ist besessen davon, dass die Aufnahmen echt sind und möchte das allen beweisen. Aber auch hier gibt es noch andere Ebenen, davon, wie fest er daran glaubt, wie er mit Widerstand umgeht und auch vor gewissen Manipulationen nicht zurückschreckt. Gespannt über diese ist die Dokumentation und quasi der Film, den wir zu sehen bekommen. Auch hier kommt irgendwann mal die Frage auf, wie viel überhaupt echt ist, und womit man die Authentizität vielleicht zerstört hat. Das ganze wird nur noch konfuser, wenn all diese Dimensionen innerdiegetisch ständig durchleuchtet und verändert werden. So gibt eine weitere Ebene in der Dimension der Original Filmaufnahmen natürlich neue Aspekte in den anderen Dimensionen auf. Sowas kann man auch machen, es kann auch großartig inszeniert sein, dass alles irgendwie fantastisch zusammenfließt. Aber die Konflikte auf den Dimensionen sind allesamt dieselben, was den Film am Ende irgendwie fad anfühlen lässt.
Es wird auch nicht besser, durch die Art und Weise, wie uns die Informationen gefüttert werden. Kann man den Originalaufnahmen noch eine gewisse Authentizität zuschreiben, ist der Werdegang von Gavin anstrengender zu verarbeiten. Es ist mutig, einen Protagonisten zu gestalten, der so unsympathisch ist. Gavin sagt einmal, dass es ihm um die Wahrheit geht, nur um dann bei den kleinsten Widerständen zu seiner Hypothese zusammenbricht. Seine Aggression und Arroganz gegen alle andere, war etwas zu viel. Ich verstehe, dass die Filmemacher die Perspektive eines Filmschaffenden zum Erörtern nehmen wollten, aber da es sich bei all den Dimensionen um Filmschaffende handelt, wird es zu schnell zu konfus. Dabei finde ich die Idee richtig gut! Hier wird die Narrative des Films mit echten und authentischen Aspekten verbunden. Den sehr vielen Gesichter, die man dort sieht, sind echt: Der Autor mit seiner Weird Series, der Film Professor, ein berühmter Editor, die Sound-Menschen und der Regisseur von Blair Witch Project. Würde es nur um die kräuseligen Schwarz Weiß aufnahmen gehen, würde das doch auch schon reichen. Die Ebene mit Gavin ist einfach etwas zu viel des guten. Ich verstehe, dass er denkt, dass er alles noch irgendwie richten kann, dass er das Ruder noch rumreißen kann, auch wenn es schon zu spät ist. Es ist ähnlich wie in Exhibit A, nur viel schlechter umgesetzt. Inklusive dem Ende, das dann mit Bilder aus einer Psychatrie einen Schlussstrich ziehen möchte, aber dann all die interessanten Konflikte dahin nichtig machen.
Ich glaube, es wäre einfacher gewesen, wenn wir die letzte Dimension mit Erik weglässt oder zumindest abändert. Und am besten auch die den ersten Film von den Filmstudenten zu lösen. Es könnte immer noch echt oder fake sein, aber ein Filmschaffender reicht fürs erste. Gavin sollte sich selbst dabei filmen, um die Wahrheit zu dokumentieren. Lasst es auch gerne bei dem selben Ende, bei dem er sich so missverstanden fühlt und das Experiment wiederholen möchte. Und nachdem er verschwunden ist, findet Erik das Filmmaterial und macht daraus diesen Film. Das hätte allen mehr Fokus gegeben. Vielleicht mit extra Interviews geführt von Erik, die Gavins Motivation im Nachhinein in Frage stellen. Was wenn Erik das Mädchen aus dem Originalfilm getroffen hätte, und tatsächlich herauskommt, dass es irgendwie Fake ist. Lasst von mir aus auch gerne, dass Feldman damals verschwunden ist und keiner weiß was passiert ist. So hätte man Gavin zu einem tragischen Charakter machen können, der langsam den Wahnsinn verfällt mit der Option, dass auch wenn etwas davon Fake war, sich doch eine düstere Wahrheit dahinter versteckt. Mit dem Aufarbeiten der Film Materialen hätte man auch toll erörtern können, wie viel kreative Freiheit man sich als Schaffender einer Dokumentation geben darf. Das ganze auf so vielen Dimensionen und Ebenen war einfach zu viel.
Aber kommen wir noch zu den Horror-Elementen. Peeping Tom ist eine wirklich gute Idee. Spätestens seit den Weeping Angels finde ich die Idee von einem Monster, das sich nur bewegt, wenn man nicht hinschaut, richtig stark. Das Beschwörungsritual ist auch ne gute Idee. Ein Wesen, das sich in der Peripherie bewegt, bei der man sich eine Stunde lang höllisch konzentrieren muss und das Gehirn irgendwann durchdreht. Selbst wenn es ihn nicht gibt, wäre das effektiv! Er ist auch richtig gut inszeniert, vor allem die Idee, das Wesen in der Kamera zu fangen. Ich mochte auch die Art und Weise, wie sie Peeping Tom und seine Kräfte näher kennenlernen und irgendwann merken, dass man nichts machen kann, um ihn zu stoppen. Aber leider geht das im strukturellen Meta-Chaos unter.
Aber ich hatte dennoch Spaß mit dem Film. Die Idee ist gut, aber irgendwie haben sie sich bei der Umsetzung verloren. Wenn man Spaß an dem Genre hat, kann man sich den Film gerne anschauen. Aber wenn man nichts mit Meta-Narrativen und Found Footage anfangen kann, dann macht einen Bogen um diesen Film.
Ich bin sehr hin und hergerissen von dem Film. Ich liebe das Found Footage Genre. Es kann unfassbar authentisch und nahbar sein, aber dafür fällt es schnell zusammen, wenn sich irgendwelche Ungereimtheiten auftun. Zum Großteil ist der Film kohärent, aber es gab ein paar Dinge, über die ich nicht hinweggekommen bin. Dem Film fehlt auch etwas Fokus, mit vielen Fragezeichen bis zum Ende. Aber ich konnte mich von manchen Aspekten des Films nicht entziehen. Denn auch wenn das meiste ziemliche Standardware ist, gibt es ein paar herausragende Elemente, die mir wirklich gut gefallen haben.
Aber fangen wir mit der Prämisse an. Man folgt einem kleinen Team, das aus zwei Priestern und einem Techniker besteht, die Zwischenfälle für die Kirche untersuchen, um zu schauen, ob es sich tatsächlich um Göttliche Intervention handelt oder ob es ein einfacher Betrug ist. Gray schlägt als erstes an dem Treffpunkt seine Lager auf. Er ist ein Techniker durch und durch und hat den Job angenommen, weil er das tun kann, was er liebt, gut bezahlt wird und vielleicht ein paar interessante Sachen erleben kann. Er ist genauso wie man sich einen etwas abgehalfterten ITler vorstellt: Effektiv, wenn es um Technik geht, aber ungehobelt in allen anderen Bereichen. Als nächstes taucht Deacon auf. Ein Mann, der diesen Job schon seit einer Weile macht und etwas zermürbt davon ist. Am liebsten trinkt er, um seine Sorgen zu vergessen. Irgendwann taucht auch der letzte im Bunde auf: Mark. Ein sehr wissenschaftlich fokussierter Priester, der am liebsten mit dem ganzen Zauber Unfug aufräumen möchte. Ich mochte sehr, wie geerdet die Charaktere sind. Ich glaub jeder kennt einen Grey, Deacon oder Mark. Kann sein, dass der Nachbar, den man ab und an Hallo sagt, ein Grey oder Deacon ist. Das lässt alles viel authentischer wirken. Man trifft dann noch den Priester, der alles losgetreten hat, Vater Crellick. Ein tiefgläubiger Christ der inmitten des Films zu der realisation kommt, das wenn es kein Wunder von Gott ist, es etwas viel verstörendes sein muss. Die Kirche und das temporäre Zuhause der Ermittler wird mit Kameras ausgestattet und jeder im Team muss ständig eine Kamera tragen, damit es keine Löcher in der Ermittlung gibt. Das funktioniert wunderbar für einen Found Footage Film, da es alles Sinn ergibt. Wo es für mich etwas auf die Schnauze gefallen ist, war der Schnitt. Denn wenn man dieses Videomaterial gefunden hat und es bearbeitet, hätte niemand einen Grund, so früh anzufangen (ausgenommen der Aufnahme in Brasilien). Das war einzig und allein dafür da, um dem Zuschauer ein besseres Gefühl für die Charaktere zu geben. Und in dieser Hinsicht hat es funktioniert, nur als Found Footage gibts etwas Abzug. Ab hier gibt es Spoiler!
Dass es sich nicht um einen 0815 Auftrag handelt, findet das Team schnell heraus. Etwas stimmt in dieser Kirche nicht. Nicht nur bei der Aufnahme der Taufe, sondern auch live. Von weinenden Sarkophagen, Wesen, die durch die Wände kriechen, von weinenden Babys und übernatürlichen Kräften. Auch außerhalb der Kirche passieren sonderbare Dinge. Eine Gruppe Jugendliche schleicht sich die ganze Zeit herum, wahrscheinlich um dem Team Angst einzujagen. Und bei dem Schaf ist es mir wirklich kalt den Rücken runtergelaufen. Und es war auch so zufriedenstellend, als Deacon einen eins aufs Fressbrett gegeben hat. Ich mochte auch die Atmosphäre in dem kleinen Ort, die nicht gerade einladend ist. Die Szene, als sie aus dem Pub geworfen wurde, war richtig stark. Was aber sehr schade ist, ist, dass das eine nichts mit den anderen zu tun hat. Die Kirche hat eine interessante Lore, die wirklich tief geht. Aber es wird niemals auch nur angedeutet, das das irgendwas mit den Jugendlichen oder den anderen Volk in dem Dorf zu tun hat.
Dafür ist aber das meiste um die Kirche sehr stark. Es ist ein Slowburner, weswegen man etwas Geduld mitbringen muss. Aber für das Finale lohnt sich das abermals. Es ist schön, wie skeptisch sie an die ganze Sache herangehen. Die ganze Charakter-Dynamik ist interessant, vor allem wenn sie sich gegen die Autorität stellen, um das Mysterium doch noch zu lüften. Dabei ist die Lore herrlich simpel und effektiv gestaltet, mit einem Tagebuch, das in kürzester Zeit alles sagt, was gesagt werden muss. Ich LIEBE es, dass die Kirche auf einem Hügelgrab steht. Hügelgräber sind ein Zeichen von menschlicher Entwicklung und Zivilisation. Älter als die meisten Geschichten und vor allem älter als die meisten Götter. Es ist ein Geniestreich, ein Hügelgrab mit einer Kirche oben drauf zu benutzen. Denn die Christen waren sich nicht zu fein, auch einfach alte Kultstätten oder Feiertage zu übernehmen, um die Assimilierung reibungsloser zu machen. Und was sich unter der Kirche befindet, ist verstörend. Ein weit verzweigtes Tunnelsystem, das teilweise wie eine Halle, und andererseits gerade mal etwas größer als ein Mensch ist. Dort finden sie Käfige und einen Opferaltar, in dem scheinbar kleine Kinder für ein altes Wesen geopfert wurden. So ist es auch kein Wunder, dass das Hügelgrab erwacht ist, als eine Taufe stattfinden sollte. Denn es ist nicht nur ein Tunnelsystem an sich, was unsere Protagonisten langsam und schmerzhaft erfahren müssen, als sie aus einem Loch nicht mehr herauskommen und von Säure zersetzt werden.
Mew-Tu Mew Furious
Ich erinnere mich nur noch wenig an den Film. Damals war ein absolutes MUSS dafür ins Kino zu gehen. Nicht nur wegen der speziellen Pokemon Karte, die man bekommen hat, sondern auch weil es ein richtiges Event war. Das kleine Spiel und der Anime hat es tatsächlich ins Kino geschafft. Ich war damals 11 Jahre alt und ich weiß noch, dass Pikachu super süß war, das Mewtu das coolste ist, was ich je gesehen habe und dass das Ende einfach richtig doof war. Wer weiß warum gerade jetzt, aber es war mal wieder Zeit den Film nochmal anzuschauen.
Bevor ich loslege, muss ich sagen, dass wir die japanische Version angeschaut haben, die sich teilweise scheinbar sehr stark von der englischen und auch der deutschen Version unterscheidet. Und was man natürlich auch dazu sagen muss, ist, dass es ein Film für Kinder ist. Aber dennoch finde ich es ehrenwert, dass sie versuchen, eine tiefere Geschichte zu erzählen. Den Anfang mit Aitwo, den Startern und Baby Mewtu fand ich ganz schön wie auch traurig. Der geistige Tod war toll inszeniert und die Leere und Wut die Mewtu danach empfunden hat, ebenfalls. Außerdem ist Mew wirklich niedlich und ich liebe ihr nonchalantes Verhalten. Ich fand selbst Satoshi (Ash) und seine Truppe unterhaltsam, mit einem kurzen Kampf zu beginn. Und ich weiß nicht ob es Nostalgie ist, aber Team Rocket hat mir auch super gefallen. Die Vikinger mit Galionsfigur am Anfang und dem lustigen Rätsel raten im Keller “Who’s this Pokemon?". Ich mochte auch die Architektur auf Mewtus Insel. Eine Mischung aus Nausicaä, Gaudi und H.R. Geiger. Und einige der Kämpfe sind auch wirklich toll inszeniert. Glurak gegen Glurak rockt immer noch und Mewtu hält sich wirklich nicht zurück.
Leider hat der Film auch einige Schwächen. Auch wenn ich die Motivation von Mewtu verstehe, ergibt sein Plan immer noch keinen Sinn. Wenn es eine Hetze gegen die Klone geben würde, dann würde es Sinn ergeben. Aber es geht ihm ja viel mehr UM den Sinn. Wer ist er? Wo ist er? Und allen voran, warum ist er? Da gefällt mir die nicht japanische Version tatsächlich etwas besser. Und dann natürlich der Elefant im Raum: Der Film macht leider nur mäßig Spaß beim Zuschauen, vor allem wenn fast alle ihre Erinnerungen am Ende verlieren. Leider ist auch das Pacing nicht so großartig. Hat es am Anfang noch einen ganz guten Drive, bewegt sich zum Finale alles etwas träge.
Der Film ist natürlich kein Meisterwerk. Aber er hat coole Aspekte. Das Schloss, ein paar der Kämpfe und Mewtu an sich sind schon sehr cool. Aber Erzählerisch wird einem nicht so viel geboten, was aber auch nicht schlimm ist. Ich habe ehrlich gesagt erwartet das der Film um einiges schlechter gealtert ist.
Hell House LLC ist ein fantastischer Found Footage Horrorfilm. Mit ganz simplen Mitteln wird hier etwas einfaches, aber unfassbar effektives erschaffen. Die Review enthält Spoiler.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Es dreht sich um ein abgehalftertes Hotel mitten in der Pampa, das von einer Gruppe von motivierten jungen Leuten zum Schauplatz einer richtig tollen Show werden soll. Was damals bei der Eröffnung passiert ist, wird erst einmal wunderbar durch ein YouTube Video gezeigt, das einer der ersten Gäste aufgenommen hat. Man sieht gruselige Puppen und wilde Lichter zu einem atmosphärischen Klangkulisse. Es wirkt alles etwas cheap, aber doch ganz nett. Doch manche Schreie klingen anders als die vom Band und viel zu schnell macht sich eine Panik breit. Und hier hat der Film mich schon erwischt. Eine recht mondäne Szenerie, die plötzlich viel zu real und gefährlich wird. Den Geister hier, Geister da, aber eine richtige Massenpanik kann unfassbar tödlich sein. Und genau das Gefühl macht sich in der Panik breit, wenn man nicht mehr weiß wohin man rennen soll, geschweige denn, was passiert. Alle normalen Funktionen im Hirn werden überschrieben mit dem Mantra: Fight or Flight or Freeze. Und die meisten Flüchten. Es ist Wahnsinn, wie effektiv diese Szene auf mich gewirkt hat, weil es so eine reale Gefahr ist. Eines Tages taucht eine der Organisatoren wieder auf und stimmt einem Interview zu, bei dem sie ein Haufen Tapes übergibt. Und erst danach erfährt man Stück für Stück, was sich dort wirklich zugetragen hat, wie es langsam hochgekocht und dann auf diese brutale Art und Weise sein Ende gefunden hat. Dabei ist die Struktur richtig gut! Das Zusammenspiel von Nachrichtensendungen zu der Zeit, Interviews und den verschiedenen Bildmaterialien, fließen richtig gut zu einem Guss zusammen.
Wenn man sich die Tapes anschaut, merkt man auch gleich eine starke Anspannung in der Gruppe, bevor sie das Hotel überhaupt betreten haben. Diese Anspannung bleibt auch bis zum Schluss, was viele Szenen auf eine positive Art und Weise unangenehm macht, rein von der Charakter-Dynamik. Der Aufbau für das Horrorhaus geht wunderbar voran, aber etwas scheint nicht zu stimmen. Figuren, die eigentlich stocksteif sind, bewegen ihre Köpfe oder gar den ganzen Körper. Ihre weibliche Kollegin Kate Schlafwandelt bei Nacht und verhält sich sonderbar.
Die Horrorelemente sind interessanterweise immer gruselig. Es gibt keine nervigen Jumpscares, sondern langsam aufkochende Szenen, die einen mit langen Strecken von Ungewissheit quälen. Es tut auch SO verdammt gut, das die Leute sich nicht gegenseitig erschrecken möchten. Man weiß immer ungefähr wer alles da ist, und das es niemand von ihnen sein kann, was die Gruselszenen so unfassbar effektiv machen. So wachen z.B. in einer der ersten Nächte alle gemeinsam auf, sodass es etwas Fremdes sein muss. Und das macht den Film so potent! So werden selbst Szenen wie die Tour durch das Gruselkabinett bei voller Beleuchtung irgendwie spannend. Man weiß wirklich nicht, was als nächstes passieren wird. Und das muss man erstmal hinbekommen. Denn im Licht sieht das Gruselkabinett nicht mehr wirklich gruselig aus, aber die Spannung bricht nicht ab. Man fühlt sich teilweise absolut hilflos. Man weiß nicht, was die Clowns vorhaben, aber allein da sie da stehen, sich bewegen und man keine Antwort darauf hat, macht es verstörend. Apropos Antwort, ich mag auch, dass der Grund für das Haunting einfach und schnell durchgezogen wurde. Kult, Mutter und Tochter verschwinden und ein Mann erhängt sich. Mehr braucht man nicht! So ist der Grusel ständig erhalten geblieben, ohne in irgendwelche verqueren Theorien ins Stocken zu raten. Und dann noch der Grund, warum sie nicht einfach die Zelte abbrechen können. Simpel und effektiv.
Und dann kam abermals die Eröffnungsnacht! Diesmal kennt man das Haus besser und sieht neue Filmaufnahmen, die das Geschehen noch anders beleuchten. Das hat wunderbar funktioniert! Vor allem, weil der Ursprung der Massenpanik immer noch nicht wirklich klar ist, auch wenn man es sich jetzt denken kann. So wird auf dem eh schon zuvor verstörenden Ereignis noch eins drauf gesetzt, mit den Schicksalen der Veranstalter und sonderbaren Kutten Gestalten, die mir tatsächlich gut gefallen haben. Wieder einmal, simpel und effektiv. Ich finde die erweiterung mit den Journalisten wäre nicht nötig gewesen, hat den Film aber auch nicht geschadet.
Als bekennender Found Footage Fan, hat der Film mich auch voll begeistern können. Es gibt eigentlich keine Momente, wo man sich fragt: “Warum filmt ihr jetzt?”. Natürlich mit so ein paar Ausnahmen, das man vielleicht die Kamera nicht ausgeschaltet hat, aber das ist voll Valide. Auch das alles in diesem Jahr aufgezeichnet werden soll, damit man es für das nächste Jahr etwas leichter hat, funktioniert. Die Szenen, wenn sie panisch in dem Haus rumrennen und dabei keuchen, war hier irgendwie effektiver als sonst. Auch das Verstecken unter der Decke hat mir richtig Angst eingejagt. Dazu die wirklich tolle Struktur in Form einer Dokumentation, welche bis zum Schluss aufrecht erhalten bleibt und dem Film ein hauch von Authentizität gibt. Es ist auch schön, dass sie die Mittel haben, manche Frames anzuhalten und dem Zuschauer das zu zeigen, was zuvor nur vage erkennbar war. Handwerklich ist der Film kein Meisterwerk, schafft es aber dennoch mit ein paar entscheidungen richtig effektiv zu sein.
Wenn man auf Found Footage Horror steht, sollte man sich Hell House LLC auf jeden Fall anschauen. Erwartet nicht dass dort das Rad neu erfunden wird, aber lasst euch voll auf die Geschichte ein und genießt die Gänsehaut.
Das erste Omen ist ein Film, der viel besser ist, als man es erwartet. Die Trailer und Werbung hat mir den Eindruck vermittelt, dass man hier einen einfachen und recht lieblosen Horrorfilm aufgetischt bekommt. Aber stattdessen bekommt man einen astreinen Horrorfilm, der wunderbar als Prequel für das Franchise funktioniert und auch sehr stark auf eigenen Füßen steht. Mit einer Geschichte, die doch mehr zu bieten hat und einer super starken Inszenierung, die von Sorgfalt und Gänsehaut Momenten geprägt ist.
Schon in der ersten Szene merkt man gleich, dass man in einem Omen Film steckt. Die Arbeiter auf dem Dach mit der bedrohlichen Blick nach unten. Von zwei Pfarrern, die miteinander reden und sich dann vor dem fallenden Glas schützen müssen. Dann legt der Film los. Man folgt einer jungen Amerikanerin, die ihr Gelübde in Italien ablegen möchte und dabei in einem Waisenheim für Mädchen arbeitet. Dass sie etwas auf ihren Schultern trägt, merkt man früh und so findet sie schnell einen Zugang zu einem verstörten Mädchen. Von hier an beginnt ein Plot um die Erschaffung des Antichristen, um der Kirche wieder ein Fundament zu bieten, von mysteriösen Bündnissen für das Wohl der Welt.
Handwerklich ist der Film grandios. Etwas, das ich wirklich nicht erwartet hatte. Es ist Wahnsinn, dass sie alles aus dem Medium herausholen. Von wunderbar filigranen und detailreichen Kostümen, zu starken Sets, die wahrscheinlich größtenteils vor Ort aufgenommen wurden. Zu dem großartigen Sound Design und der Musik, die mich mehr als nur einmal zum Stocken gebracht hat. Auch die Schauspieler machen allesamt eine tolle Figur, ganz vorne natürlich Nell Tiger Free als Schwester Margaret. Der Schnitt ist auch sehr geschickt und schafft manchmal fantastisch fließende Übergänge. In Kombination mit der wirklich gut durchdachten Kamera, wird selbst in kleinen Szenen viel herausgeholt. Ich bin auch ein großer Fan der Mise en Scene, die teilweise wirklich geschickt Informationen in der Szene verpacken, die dann mit neuem Kontext ganz andere Dimensionen erreicht. The First Omen ist aber nicht nur von den Omen Filmen beeinflusst, man merkt auch eine kräftige prise Suspiria drin. Kein Wunder bei dem Thema und der Location. Aber keine Sorge, so ganz wegdriften, wie es Suspiria teilweise macht, tut dieser Film nicht.
Ab hier gibt es Spoiler.
Der Plot ist sehr clever aufgebaut und bietet auch einige Überraschungen. Ich mochte den ersten Horror Moment in Italien, der erst mal etwas flach anfängt, aber dann sich zu einer wunderbaren Spiegelung der Geschichte und Charaktere entwickelt. Es geht auch um den schönen Spagat zwischen psychischer Verzerrung aufgrund von Trauma und dem anderen Horror, der in der Stadt schlummert. Auch die Clubszene ist toll inszeniert, das erste mal als ein letzter Schluck von Normalität, bis hin zu der grausigen schwängerung, die großartig durch die Inszenierung etwas grausiges im Kopfkino loslöst, ohne explizit zu werden. Im Allgemeinen gibt es wirklich fantastische Bilder in diesem Film. Wenn sie nach der Clubnacht aufwacht und ihr Gesicht wie eine Sonne, deren schwarze Strahlen wie Krakenarme nach außen greifen. Oder auch die Erkenntnis, dass sie nicht nur zu spät sind, sondern auch etwas extrem wichtiges Übersehen haben, war super stark. Genauso auch die Verwandlung nach dem Unfall, die durch die länge der Szene den Zuschauer eine Ungewissheit hochkochen lässt. “You’re the bravest girl….”
Ich mag, wie die Zeit, in der der Film spielt, inszeniert wird. Mit klaren Protesten gegen den Säkularismus, der auch vor gewalt nicht zurückschreckt. So ergibt es in seiner eigenen perfiden Art und Weise, warum der Kult den Antichrist hervorbringen möchte. Um wieder an Macht zu kommen, muss man den Menschen etwas geben, das nur die Katholische Kirche bieten kann. Auch die Rituale der Kirche und deren Perversion werden hier so fantastisch in Szene gesetzt. Das auf den Boden legen und sprechen in Zungen hat ihr Vorhaben einfach noch eine größere Gravitas gegeben. Genau so auch das Ende, das sich problemlos an das Original anschließt und dann doch etwas offen lässt. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird!
Das erste Omen ist ein Film, den ich fast durch das schlechte Marketing links liegen gelassen hätte. Ich bin aber sehr froh, dass ich es nicht gemacht habe! Denn der Film ist eine wunderschön gestaltete Geschichte, die auf der Mikro- wie auch Makro-Ebene funktioniert.
Ich kann mir den Elevator Pitch gut vorstellen: Midsommar trifft Paranormal Activity! Und ich kann garantieren, dass der Produzent ganz große Augen bekommen hat und dem anderen Fahrgast ohne eine Sekunde zu zögern sein Portemonnaie ins Gesicht geworfen hat. Und an sich ist das Konzept ganz gut. Eine Dokumentation bietet sich auch fantastisch für Found Footage an. Damit kann man eine kohärente und auch ästhetisch ansprechende Narrative aufbauen. Aber für eine gute Dokumentation muss man was zu erzählen haben. Der Vorwand ist am Anfang noch dabei, aber er verliert sich viel schneller als einem Lieb ist.
Es fängt damit an, dass Margot mehr über ihre biologische Mutter herausfinden möchte. Durch DNA-Analyse hat sie einen Verwandten gefunden, der ihr helfen möchte, Zugang zu der Amishen Familie ihrer Mutter zu finden. Und am Anfang ist es noch ganz gut. Man bekommt ein Gefühl für eine sonderbare Gemeinschaft. Gerade hier hätte der Dokumentationsstil ganz gut gepasst, aber stattdessen fangen sie an kopflos in der Gegend herumrennen ohne Sinn und Verstand. Als Margot das Zimmer ihrer Mutter mitten in der Nacht besucht, habe ich gedacht, dass sie es macht, weil die Familie nichts sagen möchte. Aber direkt am nächsten Tag erzählt der Patriarch alles und hat dabei auch valide Antworten auf jede Frage. Im Allgemeinen hat es mich extrem gestört, wie respektlos die Besucher waren. Frag doch erstmal Samuel, ob er euch zu der Kirche führt, anstatt euch dahin zu schleichen. Und wenn er euch einen guten Grund gibt warum ihr das nicht solltet, dann hört auf ihn. Ihr seid auf Gäste auf diesem Land. Wenn es etwas Besonderes gibt, das die Höflichkeit übertrumpft, dann kann ich das noch verstehen. Aber welcher Psychopath bricht in eine Kirche ein, um sich dann mit einem Flaschenzug in ein rituelles Loch runter zu lassen, obwohl man keine Ahnung hat, was da unten ist? Es gibt auf einem Bauernhof auch manchmal Geburten und wenn diese Missbildungen sind, geht man halt Pragmatisch damit um. Und wenn es dann noch eine fremde religiöse Ansicht gibt, kann es auch sein, dass man solche Missbildungen irgendwie in der Kirche “reinigt”. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die ständige Respektlosigkeit irgendwann mal Konsequenzen hat, außerhalb das sie von Samuel angemotzt werden. Vielleicht übertreibe ich auch dabei, aber gerade wenn man eine Dokumentation macht, hätte ich mir mehr Neutralität, Empathie oder zumindest Hinterfragen gewünscht. Das hätte den Film auch so viel interessanter gemacht. Wenn man die Gruppierung, ihre Lore und Traditionen nachvollziehen könnte. Natürlich sind sie keine einfache Glaubensgemeinschaft, wir wissen das, weil wir einen Horrorfilm anschauen. Aber die drei Außenstehenden hatten keine Ahnung. Ich war dann immerhin sehr froh, als es eine klare Unterscheidung zwischen den normalen Amish und dieser Gruppierung gab, denn sonst hätte man diese Respektlosigkeit nicht überbieten können.
Dann kommen wir mal zur Inszenierung. Ich fand es ganz gut, das sie sich nicht komplett dem Found Footage Genre verschrieben haben. Es gibt ein paar Szenen die man mit ein oder zwei Kameras nicht so aufnehmen hätte können, aber das ist auch okay. Dafür bekommt man teilweise richtig ästhetische Aufnahmen geboten. Aber leider fehlt die Atmosphäre. Das liegt vor allem an den teilweise schäbigen Horror-Elementen. Warum sollte eine Kamera einen Tinnitus bekommen? Woher kommt plötzlicher der Stinger Sound? Und warum sieht das GCI so grottig aus? Vor allem am Ende, inmitten des brennenden Chaos, wirkt es plötzlich ganz billig. Von den lachenden Mann ohne Augen, zum brennenden Bauer, und leute die Buh schreien, fühlt es sich eher wie eine Halloween Show an, als ein Horrorfilm mit einem sicherlich nicht all zu kleinen Budget.
Der Film funktioniert auch nicht als Teil der Paranormal Activity Serie. Die Paranormalen Aktivitäten sind hier nicht wirklich vorhanden. Ich glaub ich wäre auch gnädiger gewesen, wenn es ein eigener Film gewesen wäre. Das Universum wird dadurch auch nicht wirklich erweitert, sondern eher mit einer ganz fremden Geschichte aufgebläht. Die Idee von Asmodeus und den Opfern die ihm in Schacht halten ist an sich ganz gut, wird aber nie wirklich gut ausgearbeitet. Und dann hat man diesen coolen Shot am Schluss von Samuel, der sich mit den gestohlenen Streifenwagen im Licht der Sirene auf die Welt aufmacht. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, wie es weitergehen wird, aber ich glaube, das ist auch gar nicht so schlimm.
Als ich angefangen habe, alle Paranormal Activity Filme anzuschauen, war ich überrascht, wie kompetent die meisten von ihnen sind. Aber irgendwann musste es ja passieren, aber warum auf so eine grausige Art und Weise? Seitdem der Abspann mit dem nervigen Brummen über meinen Bildschirm flimmerte, habe ich mich gefragt, ob es irgendwas an dem Film gibt, was ich mag. Die Antwort sollte via der Bewertung klar sein.
Nachdem all die Filme die Lore etwas aufgebaut haben, wollen die Filmschaffende mit Ghost Dimension einen Abschluss finden. Statt etwas Frisches zu zaubern, wie es in “The Marked Ones” der Fall war, werden hier alle alten Rezepte nochmal lauwarm aufgekocht. Es hilft auch nicht, dass gerade Paranormal Activity sich wirklich nicht für 3D anbietet, was sie unbedingt irgendwie reinquetschen wollten. Etwas, was wahrscheinlich im Kino schon nicht beeindruckend war und ohne den Effekt nur noch nervig wirkt. Jetzt fragt man sich, wie man einen Film voller unsichtbarer Wesen interessant in 3D machen kann? Entzaubert Tobi, indem er zu einem sonderbaren Fadenwesen wird! Somit wird eine der größten Stärken von Paranormal Activity hier einfach in die Tonne geschmissen. Statt unsichtbaren Horror, wird man halt von einer schwarzen Hand durchbohrt, die BUUUUHUHUU in die Kamera winkt.
Einiges was ich in den letzten Filmen noch locker Verzeihen konnte, wird hier auf die Spitze getrieben. Ich liebe das Found Footage Genre und wenn es gut gemacht wird, gibt es weniges was so immersiv und authentisch wirkt. Aber die Suspension of Disbelief kann dabei viel leichter gebrochen werden. Wenn man sich ab und zu fragt: "Warum filmt ihr jetzt?” kann es noch okay sein. Aber wenn man nur selten eine Antwort darauf bekommt und sie einfach weiter macht, geht es einem irgendwann auf die Nerven. Die Idee mit der speziellen Kamera ist gut, auch wenn alles viel zu explizit inszeniert wird und dadurch total viel an Spannung verliert. Aber die meisten Aufnahmen dazwischen machen einfach keinen Sinn. Ich versteh auch nicht warum ihm niemand glaubt, wenn er so krasses Filmmaterial hat. Ich habe auch das Gefühl, dass die Filmemacher den Fokus viel zu sehr auf das Ausarbeiten der Hintergründe gesetzt haben und dabei komplett vergessen haben, dass die Geschichte und Charaktere die das Rausfinden auch interessant sein sollten. Und das was man herausfindet, macht es auch nicht besser. Die Motivation der Hexen ist immer noch nicht klar und das sie von einem schmierigen Typen angeführt werden, ist auch enttäuschend. Ich mochte das der Kult irgendwie Misandriesch ist ganz gut und kohärent durch die Filme. Warum sie es für irgendein Typ über den Haufen werfen, verstehe ich nicht. Oh, und man sieht Tobi und er bekommt einen Körper. Aber ich glaub danach hat auch kein Hahn gekräht, bzw beim ersten Blick auf Tobi diesen wunsch bereut. Alles was Paranormal Activity so interessant gemacht hat, wird hier gnadenlos in den Sand gesetzt. Dadurch baut sich gar keine Atmosphäre auf. Keiner der Horrorelemente außerhalb von Jump Scares funktionieren. Und durch die feste Form von Tobi fehlt auch in diesen Szenen an Anspannung und dem panischen Absuchen des Bildes.
Etwas, das mich auch gestört hat, und da würde mich interessieren, ob es anderen auch so geht, aber das Haus war viel zu groß! Es war so schön, dass sie in “The Marked Ones” die Räumlichkeiten kleiner gemacht, aber dafür den Radius über die Wohnung hinaus erweitert haben. Das Haus in diesem Film ist perfide groß. Das Wohnzimmer ist größer als meine ganze Wohnung! Mit einer gigantischen Küche, die bis zum Bersten gefüllt ist. Konnte man sich noch mit dem Paar im ersten Film identifizieren, fehlt das hier komplett. Es hilft auch nicht, dass die Charaktere allesamt so schwach sind. Die Serie ist nicht bekannt für starke Charaktere, aber sie haben sich zumindest immer Mühe gegeben, selbst den flachen Charakteren etwas Flair zu geben. Dazu gehört auch, wie sie sich verhalten. Als Vater wäre ich schon viel früher mit meiner Familie aus dem Haus gestürzt. Und als der Priester ihnen EINEN nützlichen Hinweis gibt, dass sie den Dämonen nicht beachten sollten, da es ihn nur stärker macht, gehen sie voll in den Overdrive. Apropos Priester, ich habe keine Ahnung, wo sie den her hatten, aber er hat seine Rolle so unfassbar creepy gespielt. Ich war froh, als er dann endlich gebissen wurde. Lasst den nicht zu nah an niemanden ran.
Die Paranormal Activity Serie hat so ihre Höhen und Tiefen, aber dieser Film fühlt sich wie ein Anschlag auf das Franchise an. Eine Toxic Pill die das Franchise auslöschen soll, so wie es einst Staffel 8 für Game of Thrones getan hat. Der Film macht nichts gut, es sei den man steht auf schlonzige 3D Effekte und holprige Antworten, die niemand gebraucht hat. Spart euch das!
Paranormal Activity bewegt sich aus der weißen Suburbia und erzählt eine etwas andere Geschichte. Statt subtiler Einflussnahme, wird es diesmal direkter. Der Film beginnt mit Aufnahmen der Abschlussfeier einer High School. Da Jesse die Kamera so gut gefallen hat, handelt er einen guten Preis aus und fängt an, alles um ihn herum zu filmen. Etwas, das gerade am Anfang sehr gut funktioniert, weil es immer schön stimmig ist. Die GoPro durch den Lüftungsschacht ist ne richtig gute Idee, von der ich mir noch mehr gewünscht hätte. Dabei gelingt dem Film das, woran PA4 gescheitert ist, es baut eine richtige Atmosphäre auf. Die Szene in der Kirche, von der Zeremonie bis zur Flucht Hals über Kopf, ist stark inszeniert. Ich find die Idee mit Simons Says als Kommunikationswerkzeug auch richtig gut, simpel und effektiv. Auch die Wohnung von Ana ist toll inszeniert, allen voran der sonderbare Keller mit den verdammten Plastikvorhängen. Ich mochte auch die Verwandlung von Jesse. Was mit dem spielerischen Testen der neuen Fähigkeiten begonnen hat (was einen Chronicle Vibe hatte), entwickelt sich zu etwas grausigen. Sein Herz wird verdunkelt. Mir hat auch der erste Ausbruch in dem kleinen Supermarkt richtig gut gefallen. Von der übertriebenen Reaktion von Jesse, zu dem verstörten und verletzten Blick des Jungen, der gerade noch durch den Laden geschmissen wurde. Und obwohl ich schon einige Horrorfilme gesehen habe, in denen auch die Grausamkeit von manchen Charakteren beleuchtet wird, fand ich die Tierquälerrei an der Decke wirklich verstörend. Es erinnert mich auch an “The Black Cat” von Edgar Allan Poe, eine Geschichte, die mich nachhaltig beeinflusst hat. Aber in typischer Paranormal Activity Art und Weise, wird es mir gegen Ende zu viel. Ich fand das realitäts biegende Element und die Türe ne coole Idee. Auch bleiben die Hexen immer noch verstörend, in Zahl und Unbeirrbarkeit. Nur beim Dämonenwesen mit Fratzen wird es mir zu viel. Aber immerhin bringen sie frischen Wind in die Geschichte, durch zwei Gang Mitglieder, die auch nicht davor zurückschrecken, mit einer Schrotflinte kurzen Prozess zu machen.
Es ist schön, dass der Film etwas mehr getrennt von den Vorgängern ist. Vor allem in der Familienkonstellation und der Dynamik der Charaktere. Es war dann toll, kurz Katie und Kristie als Dämonenkinder zu sehen, oder die Box mit all den Videoaufzeichnungen. Aber es wurde mir dann eindeutig zu viel, als man hanebüchen den Aspekt der Kindesentführung überall auf der Welt mit einbeziehen möchte: Es wäre auch ohne das gegangen. Und es wäre auf jeden Fall auch ohne Ali gegangen, die Tochter aus dem zweiten Teil. Ich habe zuerst gedacht, dass es Zusatzszenen für die Extended Edition war, aber nein, es gehört zum Core Film. Und die Szenen mit ihr sind viel zu kurz und schwach. Exposition auf die faulste Art und Weise. Ich hätte es auch viel interessanter gefunden, wenn sie die Informationen über das Haus am Ende des Films via Hinweise in Ana’s Wohnung gefunden hätten, anstatt es ihnen via Telefonanruf mitgeteilt wird. Ich hatte auch das Gefühl, dass all diese Szenen reingeschrieben werden mussten, um eine klare Verbindung mit den Vorgängern aufzubauen, aber das Herz der Filmemacher nicht wirklich an der Idee hingen.
Natürlich kann ich es auch nicht lassen, auf einen kleinen Found Footage rant zu gehen. Es ist ein fantastisches Gerne, das mit einfachen Mitteln extrem effektiv ist und sehr authentisch wirken kann. Aber es ist auch ein Genre, das sehr schnell zerfällt, wenn man damit schludert. Und auch wenn der Einsatz der Kamera gerade am Anfang noch richtig stark ist, fragt man sich gegen Ende immer wieder: Warum filmt ihr eigentlich? Meistens wird gefilmt, damit man etwas anderes beweisen kann, aber hier filmen sie einfach weil es zum Teil des Filmes gehört. Das hat mich wirklich gestört und auch auf jeden Fall das Erlebnis getrübt.
Ich habe die Extended Edition angeschaut und muss noch ein paar Worte dazu verlieren. Die Szenen, die damals rausgeschnitten wurden, sind nicht weltbewegend. Aber gerade als sie unter der Falltüre sind und jemand plötzlich die Treppe runter steigt und einfach nur ins Leere starrt, hat mich gestört. Ich hab mich gefragt, ob sie die Lichter von ihren Geräten noch an haben oder nicht, und als die Kamera mal nach rechts dreht, sieht man das alles schön erleuchtet ist. Das hat die Immersion irgendwie gebrochen. Und auch als Jesse fragt, “Is she gone?” obwohl man keine Ahnung hat, was für ein Geschlecht die Person hat, nur das danach gesagt wird “I think it’s a Lady” ist so ein grober Schnitzer, dass ich verstehe, dass sie es nicht in den Theatrical Cut aufgenommen haben.
Aber ansonsten ist es ein netter Horrorfilm, der die Lore der Paranormal Activity Reihe etwas erweitert, ohne sich wirklich zu weit hinaus zu lehnen. Es ist schön, dass sie die Formel des Franchises nehmen und immer weiter spannen. Aber irgendwann muss es auch mal einen Punkt geben. Den obwohl der Film ganz nett ist, fühlt sich die Formel langsam etwas abgestanden an.
So gehen die paranormalen Vorkommnisse in die vierte Runde. Diesmal tatsächlich das erste mal nach vorne und nicht nach hinten geblickt. Es geht um eine vierköpfige Familie, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als gegenüber eine sonderbare Familie einzieht und sie plötzlich auf den kleinen Billie aufpassen müssen. Billie ist auffällig; nicht nur in der Art und Weise, wie er spricht oder sich bewegt, sondern auch durch die Dinge, die er sagt. Was erst mal einfach nur sonderbar wirkt, entwickelt sich im Verlauf des Filmes zu etwas Gefährlicheren.
Durch den kleinen Schritt nach vorne verändern die Filmschaffenden auch das klassische Setup. Statt klassischen Kameras, die immer mitlaufen, werden jetzt überall Laptops aufgestellt, die das ganze beobachten sollen. Genauso wird auch viel via aufgezeichneten Online Gesprächen geknobelt und gequatscht. Und es gibt noch eine Neuigkeit, dank der X-Box Kinect, welche im Nachtsichtmodus überall kleine Pünktchen verteilt. Die Dynamik im Haushalt ist interessant: die Ehe der Eltern steht auf der Kippe und auch wenn sie es verheimlichen wollen, machen sie keinen wirklich guten Job dabei. Alex ist die ältere Tochter und steckt mitten in der Pubertät. Und der jüngste, Wyatt, ist eigentlich ein sehr nahbares und glückliches Kind ist, wandelt sich durch Billi als Emulgator in etwas anderes.
Und auch wenn ich durch die interessante Geschichte und sympathischen Charakteren Spaß mit dem Film hatte, versagt er leider auf einer ganz essentiellen Ebene. Es fehlt einfach die Atmosphäre. Gerade bei einer Filmreihe wie Paranormal Activity, die vor allem durch ihre verstörende und nervenaufreibende Atmosphäre besticht, ist das natürlich katastrophal. Aber ein paar mal ist es mir doch kalt den Rücken runtergelaufen (vor allem wenn es um das Messer oder irgendwelche Gestalten im Wohnzimmer geht). Aber leider war das eher die Ausnahme. Der Film hat einfach einen schwereren Start, da Tropes wie das Creepy Kid, das mit einer unsichtbaren Kraft zusammenarbeitet, im letzten Teil so viel besser inszeniert wurde. Durch die schwächere Atmosphäre fühlt sich vieles in dem Film redundant an. Aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keinen Spaß mit dem Film hatte. Es ist ein ganz nettes Horrorerlebnis, dem leider das besondere an der Paranormal Activity Reihe fehlt.
Natürlich muss ich auch noch etwas zu dem Found Footage Genre sagen. Ich finde, der Film geht an vielen Stellen nicht ganz so gut mit dem Gerne um. Es ergibt keinen Sinn, dass wenn die Kameras der Laptops ständig aufnehmen (was ja an sich schon eine Unmenge von Daten sind), sie die Uhrzeit nur in der Nacht angezeigt werden. Das ist ne Kleinigkeit, die mich aber wirklich gestört hat, weil es auch schöner war, in den neuen Szenen immer gleich einen Kontext zu haben. Auch gab es ein paar Momente, wo man sich gefragt hat, warum filmst du das jetzt? Aber der Rest war so gut gemacht, dass es mich dann auch nicht wirklich gestört hat. Was ich tatsächlich störend fand, war das Ende. Ich bin kein Fan von Dämonen Katie mit verzerrter Fratze. Der Blick auf die ganzen alten Hexen war toll, aber gerade der letzte Sprung hat bei mir ein unzufriedenes Gefühl zurückgelassen.
Ich erinnere mich, dass ich den Film früher schon mal gesehen habe, und er mich nicht abgefangen hat. Tatsächlich funktioniert der Film am besten, wenn man die Vorgänger gelesen hat und etwas Kontext hat. So wird zum Beispiel aus einer kurzen Foto-Op später das Bild, das die Familie aus dem zweiten Film wiedergefunden hat und dann mit Brandmalen im Dachboden versteckt.
Dabei will Paranormal Activity 3 das Rad nicht neu erfinden. Klassische Tropes wie Creepy Kinder, einen Geist der nur mit ihnen interagiert und das bekannte langsame Hochkochen der paranormalen Erscheinungen sind nichts Neues. Aber sie werden richtig gut genutzt und bringen den bis jetzt besten Paranormal Activity Film auf die Leinwand. Gerade was das Pacing angeht, ist der Film wirklich gut. Die Szenen gehen manchmal schon fast schmerzhaft lange, wodurch die Spannung immer weiter aufgebaut wird. Durch Dinge wie die schwankende Kamera, wird richtig gut mit dem Frame und den Informationen darin gespielt. Ich mag die Obsession und Spiellust des Vaters, der auch gerne mal innoviert, um mehr Informationen zu bekommen. Er schaut sich das Bildmaterial auch ständig an und entdeckt die verstörenden Szenen, anstatt dass sie einfach auf einer Festplatte vor sich hin rotten. Ich finde es einfach schöner, wenn der Charakter aktiv versucht, Lösungen oder zumindest Hinweise für das, was dort stattfindet, zu finden.
Dem eher vagen Schrecken aus den ersten zwei Teilen wird diesmal etwas mehr Struktur gegeben. Nicht nur durch den Namen Toby, sondern auch durch die Interaktion mit Kristie. Das erste staubige Auftauchen, nachdem alle panisch den Raum wegen des Erdbebens verlassen haben, zieht auch immer noch richtig gut. Auch der Geist mit dem Bettlaken ist überraschend effektiv. Und als Kristie gesprungen ist, und man ihren Aufprall nicht hört, hat es bei mir zu einem Gänsehaut-Moment geführt.
Handwerklich ist der Film klasse. Klar, ist die Bildqualität etwas zu gut für 1988, aber daran hab ich mich gar nicht gestört. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Vor allem bei den Kindern. Das Sounddesign ist ebenfalls richtig gut gelungen, so wie es in einem Horrorfilm sein soll. Auch solche Kleinigkeiten, die der Fernseher im Schlafzimmer angeht, um den Lärm von oben zu erdrücken, war wirklich clevert. Das Ende wird dezent angeteasert und führt dann auch zu einem gelungenen Finale. Ich verstehe nur nicht, warum ihm die Kamera da so wichtig ist, wenn alles irgendwie zusammenfällt. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt der Lore der Serie neues Futter.
Von den drei Paranormal Activity Filmen ist dieser bis jetzt der beste. Die Atmosphäre ist durch die sehr starke Inszenierung äußerst effektiv. Der Film betritt kein neues Gebiet, geht aber sehr gut mit den Tropes um und bietet ein irgendwie verstörendes Erlebnis.
Ein Jahr nach dem großen Erfolg von Paranormal Activity kam der zweite Teil in die Kinos. Diesmal mit einem größeren Budget und einer kohärenten Geschichte. Das Paar aus dem ersten Teil taucht am Rande auf, aber an sich geht es um eine vierköpfige Familie, die von etwas sonderbarem verfolgt wird. Zeitlich vor dem ersten Teil beginnt es hier mit der Geburt des Sohnes Hunter und legt dann erst richtig los, als ihr Haus eines Tages verwüstet wird.
Und hier taucht der erste große Unterschied zum ersten Teil auf: Sicherheitskameras. Der erste Teil war nur auf eine Ansicht fokussiert, das wird durch neues Material gefüttert, das sich die Bewohner auch kaum anschauen. Dazu gibt es eben die klassische Handkamera, die schön den Fokus auf das, was passiert, gerichtet ist, aber sie haben manchmal keinen Grund, die Kamera in der Hand zu halten. Dass sie es für das Chaos herausziehen, oder die Tochter damit spielt, ergibt ja noch viel Sinn. Aber wenn die Mutter ein krasses Gespräch mit ihrer Schwester hat und dabei nicht aufhört, sie direkt ins Gesicht zu filmen. Sowas zieht mich immer aus der Erfahrung raus. Deswegen ist das Genre, so simpel wie es auch erscheinen mag, manchmal sehr kompliziert, weil eine einfache Frage wie “Warum filmt sie das?” den Vorhang fallen lassen kann. Das Ganze wird auch besser, als die Tochter eines Abends ausgesperrt wurde und nun alles filmen möchte, um ihrem Vater beweisen zu können, was ihr widerfahren ist. Aber auch wenn es störend war, hat es den Film nicht ruiniert. Die Feinheiten des Genres werden weiterhin gut genutzt, um eine wirklich starke Atmosphäre aufzubauen. Das funktioniert so gut, weil jede Nacht am Anfang gleich abläuft, mit denselben Bildern, die einem auf die neue Erfahrung eichen soll. Und man kann sich dem Sog der Atmosphäre nicht entziehen. Man fühlt sich immer unwohler, während man das Bild nach irgendwelchen Veränderungen durchsucht. Ähnlich wie im ersten Film, wird hier langsam die Temperatur erhöht, bis man plötzlich in einem Siedend heißen Hottub springt. Dazu das immer sonderbare Verhalten der verschiedenen Bewohner, von der Paranoia der Mutter bis zur Angst der Tochter. Die Szenen im Keller sind auch wirklich sehr gut gelungen, mit einer Bedrohlichkeit, die schon seit Anfang des Films aus der Türe durch sickert. Die Erweiterung der Geschichte ist auch gut, mit nicht so überraschenden Gästen am Ende.
Vielleicht liegt es daran, dass ich den ersten Teil zu oft gesehen habe. Aber der zweite Teil hat die Atmosphäre meiner Meinung nach besser eingefangen, auch wenn er sonst mehr Schwächen hat.
Wer meine Kritiken schon länger liest, weiß das ich ein großer Fan des Found Footage Genres bin. Ich finde, gut gemacht, gibt es wenige Genres, die so intensiv und authentisch wirken. Es sind auch oftmals Filme, bei denen mit harschen Limitationen wirklich großartige Konzepte entstehen. Paranormal Activity ist einer dieser Filme. Mit einem Budget von 15.000 Dollar und einer cleveren Idee entstand ein Film, der fast 200 Millionen Dollar eingenommen hat. Steven Spielberg beschreibt den Film als eine der gruseligsten Erfahrungen, die er je hatte. Und ich kann es auch verstehen. Vor allem damals war sowas wirklich unfassbar effektiv. Klar gab es davor schon das Blair Witch Project, aber dieser Film hat das Unbekannte und Böse auf so eine mondäne Art und Weise nah gebracht. Allein dafür muss man den Film Respekt zollen. Aber das ist immer noch eine Subjektive Kritik von mir und leider hat der Film durch ständige Hommagen und Parodien (ähnlich wie beim 360* Sprung aus Matrix) leider viel des frischen Glanzes von damals verloren. Es ist immer noch besonders, aber man hat sich leider etwas daran satt gesehen.
Aber das macht den Film noch lange nicht schlecht. Denn das, was Orin Peli dort geschaffen hat, ist großartig. Die Prämisse ist einfach und effektiv und auch gut umgesetzt. Das Found Footage Genre wird fantastisch genutzt. Der Kommentar zu Beginn des Filmes stimmt einen schon gut ein. Und die Kamera hat auch einen aktiven Sinn und Zweck in dem Film, der auch gut genutzt wird und die Immersion nicht brechen lässt. Gerade bei sowas brechen oft Found Footage Filme für mich, wenn nur gefilmt wird, um den Plot voranzutreiben, ohne einen Sinn und Zweck warum man zur Kamera greift. Der Horror wird auch langsam eingeführt und treibt vor allem das Kopfkino sehr an. Die Schauspieler sind natürlich nicht die besten, genauso auch die Dialoge, aber alles fühlt sich natürlich genug an. Es wird auch bis zum Ende nicht wirklich klar, was das Wesen ist und was es möchte. Das macht es auch effektiv, weil man einfach nicht weiß warum es gerade die beiden erwischt hat.
Aber ja, leider hat der Zahn der Zeit etwas an den Film genagt. Man kann den Film Historischen Aspekt natürlich nicht nehmen, aber dadurch, dass er einer der ersten des spezifischen Supernatural Horror ist, und mit jedem Mal anschauen etwas mehr an Glanz verliert, springt bei mir am Ende doch nur eine 6 raus.
Final Destination 5 schüttelt die Schande des letzten Teiles ab und versucht etwas Neues und ich finde, es gelingt ihnen. Sie kommen nicht an den ersten Film ran, dieser hat einfach den Vorteil des frischen Konzepts und einer überraschend ausgearbeiteten Welt. Aber meiner Meinung nach ist es der zweitbeste Film der Serie.
Der Klamauk aus dem letzten Teil ist nirgendwo mehr zu sehen. Aber CGI hat nicht vor diesem Film halt gemacht. Auch wirkt die erste Katastrophe nicht ganz so viszeral wie in den ersten paar Teilen. Aber es funktioniert! Der Zerfall der Brücke ist toll inszeniert, mit ein paar richtig fiesen Überraschungen. Ich bin auch froh, dass es diesmal wieder eine geschlossene Gruppe ist, anstatt irgendwelche fremden Menschen. Das lässt den Film und die Beziehung zwischen den Charakteren besser fließen. Und es ist auch schön, dass sie sich auch viel Zeit für die Rube-Goldberg-Morde nehmen, die auch hier wieder zu überraschen wissen. Dieser Verdammte Nagel auf der Balken hat mich wahnsinnig gemacht und hatte eine ganz andere Wirkung als erwartet. Ich hab auch nichts dagegen, einen Charakter als absolutes Arschloch zu inszenieren, nur um ihn dann auf brutale und perfide Art und Weise umzubringen. Von knackenden Knochen, zum Nadelkissen, entkommt er noch den Flammen, um von Buddha besiegt zu werden.
Aber das Wichtigste, was der Film macht, ist die Lore zu überarbeiten. Anstatt dass man dem Tod ein Schnippchen schlägt und dann erst mal nach hinten geschoben wird, muss man einen Tausch vornehmen. Ich finde es auch gut, dass es, bis auf das gelungene Finale, nie tiefer erörtert wird. Der Rest passiert, wie es passiert. Auch zu sagen: Es wird kommen wie es kommen wird, ich sollte mich deswegen nicht stressen, fand ich sehr gut. Und ein Aspekt, der mich in allen Teilen irgendwie gestört hat, wird hier auch viel klarer gemacht. Endlich keine Visionen mehr, sondern nur ein Herausfinden der Reihenfolge. Es ist auch nichts Neues, dass einer der Charaktere durchdreht. Es ist ein Trope der sich gut anbietet und deswegen auch gern genommen wird. Hier, mit der Lore änderung, ergibt es aber noch mehr Sinn. Peters Obsession ist so viel mehr nachvollziehbarer. Ich mochte auch, wie sein innerlicher Konflikt dargestellt wird, dass er nicht einfach irgendjemand umbringen kann. Warum es gerade Molly sein muss, war mir nicht so klar, aber das passt schon. Und dann noch das Ende, das endlich erklärt hat, warum alle so altbackene Handys hatten. Es würde sich so anbieten, dass jeder Film mit einer großen Katastrophe endet und der nächste Film dort beginnt.
Der fünfte Teil der Reihe, der ein ordentlicher Teil der Serie ist, der sich endlich mal in Zurückhaltung übt und die Lore etwas auffrischt. Wenn man nicht alle Final Destination Filme ansehen möchte, würde ich den ersten und diesen Empfehlen.
The Final Destination ist ein Kind seiner Zeit. Ein Film, der nur entstanden ist, um Leute in 3D zu begeistern. Und vielleicht bin ich dem Film nicht ganz fair gegenüber, da ich ihn in klassischen 2D gesehen habe, aber wenn wir mal ehrlich sind, glaube ich, das macht keinen großen Unterschied.
David R. Ellis sitzt nach dem zweiten Teil wieder im Regiestuhl und genießt diesmal scheinbar mehr Freiheiten als zuvor. Denn so viele Aspekte, die gerade den ersten Film so gut gemacht haben, werden hier aus dem Fenster geworfen. Statt grausige und verstörende Tode wird man mit Klamauk zugemüllt. Zugegeben, das hat auch was. Ohne jegliche Vorwände wird hier schonungslos mit Trash herumgeworfen. Das hätte auch funktionieren können und es gibt ein paar Ideen, die mir auch ganz gut gefallen haben. Aber an sich ist The Final Destination eine absolute Katastrophe.
Fangen wir erstmal mit den Schauspielern an. Der erste Teil hat mich noch echt mit starken Schauspielerischen Leistungen überrascht und Teil 3 hatte immerhin Mary Elizabeth Winstead. Keine Ahnung warum sie sich hier entschieden haben, nur die schlechtesten Schauspieler zu casten. Es gibt Pornos die besser geschauspielert werden als The Final Destination. Bei den Todesszenen strengen sich alle an, aber alles davor klingt als ob sie den Dialog zum ersten mal hören. Und auch wenn ich nichts gegen Cheesy Horror haben, wird es hier so lächerlich das gar nichts mehr zieht. Von den schrottigen Explosionen zu den ranzigen CGI funktionieren die Unfälle nur noch zur lächerlichen Belustigung, aber selbst dafür ist es teilweise zu schwach und langweilig. Ich mochte die Schnitzeljagd im zweiten Teil, die hat noch irgendwie Sinn ergeben und hat es spaß gemacht mitzurätseln, was es wohl sein wird. Hier gibt es stattdessen schrottige und viel zu ausführliche CGI Visionen, die den Spaß aus den Szenen heraussaugen. Eine der stärke der Serie, sind die Kreativen Rube Goldberg Maschinen des Todes, die einen gerne auch mal an der Nase lang führen. Es gibt ein paar von ihnen, aber z.B. der erste Tod an dem Rassisten, wird kurz angedeutet und ist dann viel zu schnell vorbei.
Die Charaktere sind auch flach wie noch nie zuvor. Ich habe auch das Gefühl, dass die jungen Leute erst mal als Highschool Kids gecastet werden, nur dass sie später in voll ausgestatteten Apartments zusammenleben. Ich mochte das Ding mit dem 3D Kino, weil es irgendwie schön referenziell ist. “WOW, 3D ist so echt, dass man bei den Explosionen aufpassen muss”, aber da hört es leider schon auf. Wobei, ich möchte, dass der eine Typ sich nicht umbringen kann, was etwas ist, womit man spielen kann. Aber mehr kam dann leider nicht mehr.
Dabei ist der Film nicht zwingend langweilig. Die Kernaspekte der Serie sind vorhanden, aber werden so lieblos abgearbeitet. Und selbst die größte Stärke, die Kills, fallen hier überraschend schlecht aus, weil alles so cartoonish wirkt. Der Film wurde dafür gemacht, an den Kinokassen leuten das Geld mit einem schlechten, aufgesetzten Gimmick aus der Tasche zu ziehen.
Und nur damit ich es nicht ungesagt lasse, ist die Szene im Pool echt etwas geschmacklos und trifft für mich genau den Ton, den “The Final Destination” treffen wollte.
Final Destination 3 - Der Film der Jugendliche alles vermiesen möchte
Der dritte Teil der Final Destination Serie erfindet das Rad nicht neu. Aber es findet nicht nur mit dem Regisseur wieder einen Weg zu den alten Wurzeln, es bastelt an der Formel herum, um ein klareres Erlebnis zu geben. Anstatt von vagen Visionen, hat man jetzt Bilder mit sonderbaren Verzerrungen, die als undeutliche Warnung wahr und ernst genommen werden. Die neue Struktur macht den Film und den Plot klarer und unterhaltsamer. Eine richtige Schnitzeljagd des Todes.
Typischerweise kennt man fast niemanden aus dem Cast. Aber der erste Name hat mich dann doch aufhorchen lassen: Mary Elizabeth Winstead. Aus einer Zeit, in der sie noch kein bekannter Name war. Und man muss auch sagen, sie strengt sich sehr an. Man spürt das Drama und ihre Gefühle durch ihr Schauspiel. Nur schade, dass ihr Charakter so schlecht geschrieben ist. War Alex im ersten Film down aber aktiv, ist sie nur down. Auch die Beziehung zwischen Kevin und ihr hat mich jetzt nicht wirklich abgehoben. Das zieht den Film leider runter. Denn der Rest ist wirklich gut gelungen. Die Todesarten sind super unterhaltsam und kreativ. Ich mag auch, dass das alles nur passiert, weil sich Wendy einmischen möchte. Ein schönes auf den Kopf stellen des eigenen Tropes. Man hat auch das Gefühl, dass die Filmschaffenden sich gedacht haben: Was gefällt Teenagern so und wie kann man es ihnen vermiesen? Achterbahn, Sonnenstudio, Feuerwerk und Feste. Sie sind auch teilweise wieder richtig schön inszeniert. Mit vielen Missdirects und brutalen Finalen, die einen auch gerne mal überraschen. Von fallenden Klingen zu schmetternden Hämmern.
Der dritte Teil findet wieder etwas zu der Stärke des ersten Films zurück, der aber durch die sehr mittelprächtigen Charaktere, auf denen etwas zu viel Fokus gelegt wird, nicht an das Original herankommt.
Final Destination ist eine Filmreihe, die man schnell versteht. Die Prämisse ist so einfach und klar und gibt den Filmschaffenden viel Raum, etwas eigenes daraus zu machen. Dem Tod wird ein Schnippchen geschlagen und nun versucht er, diesen Fehler auszumerzen und die überlebenden Nacheinander auszuschalten.
Statt eines Flugzeugabsturz gibt es diesmal einen gewaltigen Unfall auf der Straße. Mit einer Szene, die wahrscheinlich eine ganze Generation verstört hat. Denn das, was Jaws für Haie war, ist Final Destination 2 für Holztransporter. Der ganze Aufbau für den Unfall ist wirklich gut gelungen, und der Unfall an sich ist auch wirklich verstörend. Die Baumstämme hüpfen über den Asphalt, ein Auto kracht in das nächste, ein Mann wird beim lebendigem Leibe verbrannt. In diesen Szenen ist der Film einfach Stupid & Fun. Auch die fatale Entscheidung, die Pasta aus dem Fenster zu werfen, um von einer gefahr zur nächsten zu stolpern, ist großartig. Genau so das fast ersticken durch einen Fisch und das anschließende zerquetschen ist super! Es gibt auch ein paar richtig schöne Szenen, wie die Explosion im Krankenhaus, am Ende des Filmes oder die Paranoia an der Tanke, die immer abstruser werden.
Aber das ist nicht der ganze Film. Ich habe mich erst gefreut, dass man sich viel Exposition sparen, da es der zweite Teil ist. Meine Theorie am Ende des ersten Teils passt auch hier rein. Aber irgendwie wollen die Filmemacher dann viel zu viel. Statt Spaß mit dem Wahn zu haben, wird alles viel zu dick aufgetragen. Auch das ständige Raten und Verschieben der Motivation oder des Vorgehens des Todes nervt mit der Zeit. Ich fand es erst ganz cool, dass Clear wieder da ist. Sie wird toll eingeführt durch die lange Liste an Dinge, die man nicht dabei haben sollte. “Is she dangerous?” “No, seht thinks you are!” ist halt einfach gut. Aber ihre Art, vor allem in der Verbindung mit der neuen Protagonistin, nervt einfach nur. Auch bin ich einfach kein Fan von Holzhammer Exposition wie das Durchkämmen von Artikeln im Internet. Es braucht keine Unmengen von Erklärungen und Twists. Und auch wenn es an sich ganz ulkig ist, dass all die neuen Überlebenden nur noch leben, wegen den Dingen, die im letzten Film passiert sind, nimmt es einfach viel zu viel Zeit ein und zerrt das Pacing immer weiter runter. So funktioniert Final Destination für mich am besten in Erinnerung. Man denkt an den Truck mit Holz, an die brennenden Mozzarella Sticks, die Tauben und so, und dann ist gut. Das Anschauen ist teilweise echt anstrengend und die Ergebnisse nicht wirklich belohnend.
Final Destination ist nicht umsonst ein fester Bestandteil im Horrorfilm-Genre. Ähnlich wie Saw und Paranormal Activity ist das Kernkonzept einfach so gut, dass es auch nicht wundert, dass ein Film nach dem nächsten rauskommt. Was erst als potentielle Folge für die X-Files begonnen hat, hat sich zu einem neuen Horror Franchise entwickelt, mit dem Fokus den Zuschauer an der Nase herumzuführen und überraschende und absurde Unfälle zu inszenieren.
Das Konzept ist dabei so einfach wie genial. Wenn es jemand schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, hat das Konsequenzen. Um das Paradox wieder hinzubiegen, müssen die Überlebenden ihr Leben lassen. Und zwar in derselben Reihenfolge, komme was wolle. Und hier merkt man auch, dass die Filmemacher viel Spaß beim Austüfteln der Todesarten hatten. Es ist nie einfach nur ein einfacher Unfall oder Sturz, es ist immer ein Rube Goldberg Maschine des Todes. Auch wenn sie in den späteren Filmen die Absurdität noch etwas mehr aufdrehen, bieten sie hier doch auch einiges.
Ich hatte den Film auch ganz anders im Kopf. Viel kitschiger und ramschiger. Denn auch wenn der Film ganz klar Ende der 90er, Anfang der 2000er entstanden ist, steht er doch auf eigenen Füßen. Es wird überraschend viel Show Don’t Tell angewendet, indem man nur durch die Atmosphäre und die Mise-en-Scene Informationen an den Zuschauer gibt, anstatt es einfach in Dialogen zu erörtern. Das funktioniert zum Teil großartig, weil die Atmosphäre teilweise wirklich stark ist, aber manchmal fühlt man sich auch etwas verlassen. Zum Beispiel seine Flugangst am Anfang fand ich sonderbar inszeniert, mit einem Haufen unklaren Symbolen und eigentümlichen Einstellungen. Aber ich sehe es eher als Sprungbrett für den Wahnsinn, den Alex anschließend verfällt. Und auch wenn ich ihm nicht ganz folgen konnte, bis zum Absturz, war die Szene dennoch großartig inszeniert. Natürlich kommt es nicht an den Absturz von Castaway ran, aber für ein 2000er Horrorfilm war das wirklich stark. Mit einer sehr guten Kamera, die auch gerne mal kurz auf die Schokokügelchen auf dem Boden fokussieren um zu zeigen wie wild es zu geht. Mir ist auch echt das Herz in die Hose gerutscht, als sich plötzlich die klaffende Wunde im Stahlvogel aufmacht, bis hin zur grausamen Verbrennung des Protagonisten. Es schlägt einen fantastischen Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Überzogener Darstellung. Etwas das sich auch durch die anderen Tode zieht. So abstrus auch das erhängen in der Badewanne ist, es ist fantastisch inszeniert, mit aufplatzenden äderchen in den Augen und dem verzweifelten Versuch sich irgendwie retten zu können. Auch die anderen Todesarten sind herrlich abstrus: Von vorbeifliegenden Schrapnell, zu einem Feuer und fliegenden Klingen, die dann alle in der Explosion untergehen. Mittendrin hat man einen Auswuchs des “Magical Negro” als ein mysteriöser Leichenbestatter, der extrem surreal mit den Kids umgeht. Ob er nun der Tod ist oder einfach nah bei ihm steht, wird nicht klar.
Der andere Aspekt ist der Wahnsinn von Alex, der sich auch bald auf die ganze Gruppe ausweitet. Als eine Art Cassandra, wird ihm eine Schuld gegeben, wofür er nichts kann. Aber der Wahnsinn nimmt immer weiter zu. Wenn die Lehrerin telefoniert und sagt “Just looking out my own front yard makes me feel nothing but fear” und dann steht da der Psycho, ist das schon echt lustig. Auch als er sich einschließt, um alles sicher zu machen, verlieren sie ihren Humor nicht. Als er einen Haken findet, muss er nur lachen: “Rusted… tetanus… nice one, I overlooked it.” Der Film ist natürlich auch sehr konstruiert, was er aber für seinen Vorteil nutzt. Es ist alles so dick aufgetragen,dass man einfach Spaß damit hat. Manchmal kosten sie die Tode richtig aus, andere Male kommt einfach ein Bus ins Bild und die Sache hat sich gegessen. Es hilft auch, dass alle Charaktere so überzogene Tropes sind. Billy ist ein Doofus und ständig mit seinem Fahrrad am falschen Ort zur falschen Zeit. Er ist einfach so lustig und perfekt von Seann William Scott gespielt. Aber auch der komische Rock und Roller Carter hat etwas. Auch wenn ich ihn nie ganz verstanden habe, sein Fokus darauf, dass er sein Leben entscheidet, etc. Keine Ahnung, wie er darauf kommt, alle fast zu töten und sich dann auf die Schiene zu stellen. Schön fand ich, dass in dem Moment, als er sagte, ich nehme jetzt mein Schicksal in die Hand und komme hier raus, er nicht mehr rauskommt. Auch ein schönes Detail, das er sich eingpisst hat, ich glaube mir wäre es nicht anders gegangen.
Handwerklich ist der Film überraschend gut. Klar ist es ein Kind seiner Zeit, aber dennoch bietet es teilweise eine sehr gute Atmosphäre und spielt auch geschickt mit den Stilmitteln. Die Schauspieler sind auch viel besser als erwartet, in solchen Szenen wie der Trauerfeier mit der Rede oder dem schnellen Verfall der Lehrerin. Musik und Ton sind ebenfalls gut gelungen. Und das Drehbuch sowie die Inszenierung baut eine spannende Geschichte auf, die sich nicht ganz so ernst nimmt, aber dennoch wuchtig ist. Allein dass man erst mal mit der Survivor Guilt der Überlebenden umgeht, anstatt gleich in das Chaos zu starten, fand ich richtig gut. Denn das Überleben einer Katastrophe kann manchmal ganz sonderbare Auswirkungen auf den Geist haben. Die Regeln sind auch bis zum Ende nicht klar, aber ich hab eine Theorie:
Der Mensch hat eine fantastische Fähigkeit, und zwar das Erkennen und Zuordnen von Mustern. Diese Fähigkeit wird bei Krankheiten wie Schizophrenie aufs Extreme gedreht, sodass plötzlich alles im Universum ein Zeichen ist, das man erkennen und dechiffrieren muss. Und genau das macht Alex auch durch. Er sieht überall Zeichen und Symbole und wenn etwas passiert, kann er all diese sauber zusammenlegen, um eine passende Narrative zu entwickeln. Und ich glaube, dass es zumindest in diesem Film sich ähnlich verhält wie beim Beobachten von Quanten Partikeln, bei denen es ein Unterschied macht, ob man sie beobachtet oder nicht. Am Ende geht es den drei Überlebenden eigentlich ganz gut. Nur als sie wieder zusammen sind und Alex abermals davon anfängt, beginnt der Fluch von Neuem mit einem tollen Stinger fürs Ende. Wenn man einfach sein Leben weiterlebt, dann wird man auch irgendwann sterben, aber man muss davor nicht in Angst kauern. Es ist Wahnsinn, der die Realität dann einfach überlappt. Und ich hätte es sehr gefeiert, wenn es wirklich nur der Wahn von Alex wäre, der dann Dinge tut, die genau das Chaos auslösen, das er verhindern möchte. Aber das ist auch in Ordnung.
Ich finde, man kann immer noch erkennen, dass der Film eigentlich mal eine X-Files-Folge sein sollte. Die Cops haben eine ganz ähnliche Energie wie Mulder und Scully und die Geschichte würde sich auch wunderbar für eine starke Folge eignen. Aber ich bin froh, dass sie darüber hinaus gegangen sind und einen sehr unterhaltsamen und auch viel besseren Film erschaffen haben, als man erwartet hätte. Mit einer einfachen Prämisse und einer Geschichte, die sich nicht wirklich ernst nimmt. Ich war durch und durch unterhalten und habe es wirklich nicht erwartet.
Only Lovers Left Alive ist ein richtiger Jim Jarmusch Film. Der Style, die Kamera, die Inszenierung ist Jim Jarmusch pur. Eine Momentaufnahme und Erörterung der mystischen Wesen Vampire.
Adam ist depressiv. Er sitzt in seiner heruntergekommenen Bude in Detroit und vertreibt sich seine Zeit mit dem Machen von Musik. Eve liebt das Leben und genießt die Nächte in Algerien. Doch sie macht sich Sorgen um Adam und bucht zwei Nachtflüge, um ihm beizustehen. Zusammen erkunden sie wieder die Liebe zum Leben, bis das plötzliche Auftauchen der Schwester von Eva alles durcheinanderbringt. Aber die Geschichte ist auch gar nicht wichtig. Denn es geht eher um Vibes und die werden toll eingefangen. Von dem Umgang mit Technologie, den verschiedenen Weltsichten und entspannenden Fahrten durch die Nacht. Es ist auch schön, wie implizit alles ist. Sie sind Vampire, aber es ist nie wirklich klar, was für Vampire. Wenn sie unterwegs sind, sind die Sonnenbrillen auf der Nase und die Hände in passenden Stoffen gehüllt. Ein Vampir kann auch einfach so in ein Haus kommen, aber scheinbar bringt es Unglück. Blut hat auch verschiedene Qualitäten. Von 0 Negativen, die einen scheinbar richtigen High bekommen, bis zu verdorbenem Blut, das Vampire töten kann. Und der Titel, der am Ende nochmal an Bedeutung gewinnt.
Was mir am besten gefallen hat, waren die Gespräche über den Sinn des Lebens. Ich verstehe Eves Aufregung, dass er Adam das nach all den Jahren immer noch nicht verstanden hat. Selbst Obsession ist der Tod, und wenn man die Schönheit der Welt nicht erkannt hat, muss man nochmal hinschauen. Auch den Umgang mit Musik bei Adam fand ich sehr cool. Er versucht mit allen möglichen Mitteln eine Klangkulisse aufzubauen. Dass er im klassischen Sinn schöne Musik erzeugen kann, zeigt er ja mit der Geige. Aber es geht dabei mehr um den Ausdruck, den er versucht zu finden, und der sich eher in der Kakophonie erschließt. Ich mochte auch ihre Sicht auf die Gesellschaft. Für jemanden, der so viele Imperien aufsteigen und Fallen gesehen hat, schockt sie nichts in der Welt. “Have the water wars started yet? Or is it still about the oil?”
Handwerklich ist der Film gewohnt gut. Das Spiel von Kamera und Schnitt wird wunderbar genutzt, um die Vibes voranzubringen. Von den drehenden Betten, zu den sich rotierenden Tonträgern. Auch der Style ist so perfekt von Jim Jarmusch. Ich liebe es, wie Tilda Swinton, Tom Hiddleston, John Hurt und Mia Wasikowska aussehen. Keine Ahnung was sie mit den Haaren gemacht haben, aber es funktioniert wunderbar. Dazu die schöne Darstellung von dem zerfallenen Detroit, dem fremden Algerien, die Wohnungen der Charaktere.
Only Lovers Left Alive ist ein wirklich sehr schöner Jim Jarmusch Film, der nur so von seinem Charm und Witz trotzt. Als Vampirfilm finde ich ihn auch sehr gelungen, mit einer etwas reduzierten, aber dafür tiefgehenden Erörterung über dieses Wesen und das Leben an sich.
Ich muss zugeben, dass ich etwas kritisch gegenüber der Civil War stand. Ich bin nicht der größte Alex Garland Fan. Viele seiner Filme sind sehr hit or miss für mich. Vor allem wenn es um Konzepte geht, wie in Ex Machina oder Extinction, versagt er meiner Meinung nach des Öfteren. Aber Civil War ist nicht nur gut, es ist ausgezeichnet. Die Kritik enthält Spoiler.
Der Film spielt in unserer heutigen Zeit. Der Präsident der Vereinigten Staaten liegt im Clinche mit den Western Forces, die scheinbar hauptsächlich aus Kalifornien und Texas bestehen. Scheinbar ist der neue Präsident so eine Gefahr, dass selbst diese zwei gegensätzlichen Bundesstaaten sich zusammen tun, um ihn zu stoppen. Die Fronten verlaufen überall in den USA und die Gewalt schwappt ständig über. Von Selbstmordanschlägen, zu Folterungen und systematischen Ausrottungen. Doch der Konflikt scheint sich dem Ende zuneigen, als die Western Forces immer näher an Washington, D.C. herankommen. Mittendrin hat man ein Kriegsfotografie-Duo, einen alten Hasen und eine blutjunge Frau, die mit ihren Fotos die Welt verändern wollen. Ähnlich wie zum Beispiel bei Apocalypse Now, ist der Film viel mehr ein Roadmovie mit dem Fokus auf verschiedene Situationen, statt einem starren Voranarbeiten zu einem Ziel. Aber ein Ziel haben sie: Den Präsidenten fotografieren und Interviewen, bevor der Konflikt endlich vorbei ist. Zusammen macht sich diese Crew auf den Weg. Dabei reist man durch das Amerika, das man aus Bildern kennt. Grüne Felder, dichte Wälder, kleine und große Städte. Aber etwas ist anders. Alles ist so leer. Die Straßen, die Wohnungen, selbst die Tiere haben scheinbar die Flucht ergriffen. Das macht dann solch einfache Dinge wie Tanken zu einem lebensgefährlichen Vorhaben. Denn auch wenn der Konflikt grob gesehen klar ist, mit zwei Fraktionen, die gegeneinander kämpfen, verfliesen diese Grenzen in der Realität. Wer ist ein richtiger Amerikaner und wer nicht? Kämpft man hier um einen großen Sieg, oder nur ums nackte Überleben. Selbst die Uniformen sagen nicht viel über die Motivationen der Menschen aus, die inmitten des Konfliktes ihre düsteren Trieben freien Lauf lassen. Mit der Waffe in der Hand werden sie zu Herren von Leben und Tod. Und das ist eine Anspannung, die sich durch den ganzen Film zieht. Ob man direkt in den Konflikt verwickelt ist, oder man versucht die Augen zuzumachen, während die Kugeln und Bomben nur ein paar Kilometer weit entfernt fliegen. Besonders bemerkenswert wird es, wenn sie eine neutrale Stadt betreten, die sich aus den Konflikten raushält. Wie in einer Folge der Twilight Zone, haben die Bewohner dort das Privileg, Vögel lauschen zu können und nicht um ihr Leben zu bangen. Dabei sieht man von kleineren Konflikten, bis hin zu großen Operationen, ein weites Spektrum des Krieges.
Bilder können die Welt verändern. Denn der Job ist nicht für jedermann. Kriegsfotografen sind mitten im Geschehen, mit einem gewissen Sonderstatus auf dem Schlachtfeld, das in der Hitze des Gefechts aber auch verblassen kann. Das Berufsfeld wird hier auch schön abgedeckt. Mit der Veteranin, die sich schon längst einen Namen gemacht hat. Diese Konflikte gehören für Lee schon zum Alltag. Sie drückt alles, was ihre Arbeit stören könnte, runter. Der Fokus liegt auf dem Überleben und den richtigen Bildern. Weswegen sie auch in einem Sniper Shootout die grüne Wiese genießen kann. Eine Mischung aus jahrelangem perfektionieren ihrer Kunst und Adrenalin-Sucht. Diese wird aber abrupt abgebrochen, als eine junge Fotografin dazu kommt. Statt sich nur um sich und ihren Partner zu kümmern, ist dieses neue Talent da, was Lee mehr als nur einmal an sich selbst erinnert. Vor allem wenn Jesse Emotionen zeigt, zerreißt es sie innerlich. Es ist eine wunderschöne Zärtlichkeit, die sie seit vielen Jahren verloren hat. Etwas Menschliches, das Jesse ständig verhärten lassen muss, um zu überleben. Währenddessen bricht etwas in Lee, weswegen sie am Ende quasi zerschellt. Jesse selbst möchte mit ihren Bildern die Welt verändern. Ihre Familie steckt kollektiv den Kopf in den Sand und möchte nichts von dem Konflikt hören. Das darf so nicht sein! Um in die Fußstapfen ihrer Ikonen zu steigen, wagt sie sich heraus und muss viel über Krieg und die Menschen lernen. Mit ständigen Zerreißproben an grässlichen Dingen, die man nie wieder vergessen kann. Die Leichtigkeit, mit der Menschen andere Menschen quälen und töten. Die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges, bei denen keine Rechtfertigungen und Grauzonen existieren. Ihre Naivität bringt eine ganz andere Sichtweise zu den Konflikten. Darunter auch Joel, der Assistent von Lee, der Konflikte braucht, um etwas zu spüren. Mit einem kühlen Kopf innerhalb der Situationen erkennt er auch Jesse für das, was sie ist, und möchte sie unterstützen. Denn es braucht Nachwuchs, denn richtig alt wird man in den Gewerbe nicht. Eine Ausnahme ist Sammy, der schon längst die Reißleine hätte ziehen können, doch da er nichts anderes kennt, alles für seinen Job gibt, bis zum bitteren Ende.
Es ist sehr clever von Garland, den Konflikt in Amerika spielen zu lassen. Nicht nur fühlt sich ein Bürgerkrieg näher an, als ob es einem Lieb ist. Er versetzt den Konflikt und die Grausamkeiten in einen Kontext, mit denen die meisten etwas anfangen können. Denn auch wenn sie auf eine menschliche Art und Weise funktionieren, fühlt sich der Krieg in Vietnam, Korea, im Nahen Osten oder der Normandy vor 80 Jahren befremdlich an. Hier wird diese Distanz aufgelöst. Von heute auf morgen kann man nicht einfach in die Nachbarstadt fahren. Kleine Handlungen wie Einkaufen oder Tanken können zur lebensbedrohenden Zerreißprobe werden. Selbst inmitten von nirgendwo kann ein Heckenschütze auf einen warten. Jegliche wohlfühlende Rückzugsorte sind verseucht mit Tod und Paranoia. Das Ganze wird noch komplexer durch die Unklarheit des Krieges. Früher gab es einfach zwei glorreiche Heere, die gegeneinander angetreten sind, hier sind die Linien viel gröber gezeichnet. Der ganze Film hat auch ein sehr stark postapokalyptisches Gefühl. Nur statt Zombies oder Aliens, sind es Nachbarn und Freunde, die ihren Verstand in dem Konflikt verlieren. Für mich, als Weißbrot, das sehr stark von westlichen Einflüssen zehrt und lebt, gibt dieser Film und dieser Konflikt eine unfassbare Nahbarkeit, die sich nicht bestreiten lässt.
Aber nicht nur das war ein Geniestreich. Den Film aus der Perspektive von Kriegsfotografen zu zeigen ist großartig! Sie sind genauso nah an dem Konflikt dran und setzen jede Sekunde im Feld ihr Leben aufs Spiel. Und das, was sie bieten, ist unfassbar wichtig. Es ergibt schon Sinn das der Vietnamkrieg so eine starke Reaktion ausgelöst hat. Frühere Konflikte wurden durch die verschiedenen Parteien aufgehübscht, in kleinen Clips der Wochenschau. Im Vietnamkrieg wurde eine Wahrheit hinter der Propaganda gezeigt, der die Leute erschüttert hat. Durch die Bilder dieser Menschen wird aus den kalten Statistiken und trockenen historischen Ereignissen greifbare Szenarien. Die Unantastbarkeit der Informations Hochburg wird gebrochen und zeigt die Hässlichkeit dahinter. Auch wenn sie versuchen die Grausamkeiten der WElt zu zeigen, steckt noch mehr dahinter. Das wurde toll in dem Foto von Jesse gezeigt, als Lee durch die Opfer des Attentats Fotografiert, statt die Situation zu verarbeiten oder in irgendeiner anderen Art und Weise zu helfen. Hier schlägt der Film einen fantastischen Bogen zur und mit Ästhetik. Wie man so schön sagt “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte”. Und Bilder können die Welt verändern, wenn sie einen richtig erreichen. Der Mönch, der sich im Protest angezündet hat, die kreischenden Kinder, die auf den Feldern in Vietnam vor der unendlichen Gefahr davonrennen, sind atemberaubende, unsterbliche Bilder. Die überwältigende Verzweiflung, wenn man einen sterbenden Kameraden in den Armen hält, ein komplett leerer Parkplatz mit einem abgestürzten Helikopter. Diese Bilder und ihre Ästhetik ist wichtig, denn genau das ist es, was uns Menschen anspricht. Etwas, das nicht nur die Realität zeigt, sondern auch für etwas Größeres steht. Vor allem wenn es mit einer Narrative verbunden ist. Und das ist auch ein großes Problem in der Darstellungen von solchen Grausamkeiten. Haneke hat zum Beispiel nicht unrecht, wenn er Steven Spielberg und Schindlers Liste kritisiert, indem die Vergasung der Juden auf so eine Ästhetische und dadurch auch irgendwie Manipulative Art und Weise Darstellt. So bringt man vielleicht das Gefühl den Zuschauer näher, aber es ist schon auch irgendwie ein Affront gegen die wahren Verbrechen und Opfer. Aber hier wird es fantastisch genutzt, im vollen Wissen der Kraft dieser Bilder. Nachdem Sammy getroffen wird, fahren sie in Slowmotion durch einen brennenden Wald. Die Funken bieten einen wunderschönen Tanz in der Nacht. Die verzweifelte Kakophonie im Auto hört man nicht, man sieht nur die Verzweiflung in ihren Gesichtern. Man wird von der Schönheit inmitten der Grausamkeit schier gefangen genommen. Ein Symbolbild für den Konflikt, für das, was sie gerade erlebt haben und auch für das ganze Leben von Sammy, das langsam aus seinem Körper weicht. Diese paradoxe Anmut und Symbolcharakter verschmelzen mit der grausigen Realität. So wirkt dieser Verlust nicht nur für die Geschichte im Film schwer, sondern fühlt sich auch größer an, als nur die Summe seiner Teile. Auch die Stille, die im Film immer wieder großartig eingesetzt wird und meiner Meinung noch effektiver war als ein klassischer Tinnitus auf den Ohren, wird ebenfalls großartig genutzt. Besonders stark nochmal am Ende, als eine Kollegin ihr Leben für eine andere gibt, und so kurz vor dem Ziel zu Boden fällt. Auch die Szene im Weißen Haus, mit einem Foto, das das Ende des Konflikts in wunderschöner Klarheit darstellt. Von grinsenden Menschen um einen gerade getöteten Tyrann. Ein Bild, das Geschichte schreiben wird und zum Ankerpunkt der Erinnerungen wird, wenn man darüber spricht.
Handwerklich ist der Film grandios. Die Bilder, die sie auf die Leinwand zaubern, sind atemberaubend. Von der Natur Amerikas, zu den Schlachtfeldern und den Orten in der Mitte, die sich aus dem Konflikt heraushalten. Die Ästhetik wird, wie zuvor schon angesprochen, fantastisch inszeniert und implementiert. Mit einem richtig guten Schnitt, einem starken Soundtrack und einem unfassbar gutem Sound Design werden Szenen zum Leben erweckt, die mich noch lange verfolgen werden. Die brutale Kakophonie bringt einem das beengende Gefühl der Konflikte auf großartige Art und Weise näher. Besonders aber die Momente der Stille sind die brutalsten, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Schauspieler sind ebenfalls gut durch die Bank gut. Kirsten Dunst bringt die abgehärtete, durch Inneres abtötende Kriegsfotografin fantastisch zum Leben. Wagner Moura beweist abermals, was er drauf hat, vor allem nach dem Tod seines Kollegen. Stephen Henderson hat mich bis jetzt noch nie enttäuscht und bringt mit seinem Alter und Erfahrungsschatz etwas Besonderes zum Team bei. Cailee Spaeny macht ebenfalls einen fantastischen Job, als Spiegelbild einer jüngeren Lee, als naive, aber wissbegierige und unfassbar mutige und hungrige Fotografin. Und Jesse Plemons muss man natürlich auch erwähnen. Er taucht nur in einer Szene auf, bringt aber das brutale Gefühl der willkürlichkeit des Krieges und der Macht der Waffe verdammt gut rüber. Mit einer Szene, wie man sie vielleicht schon öfters gesehen hat. Vom Bösewicht, der auch willkürlich tötet zu den Massengräbern. Aber noch nie auf so eine Art und Weise. Die Hoffnungslosigkeit, die sich in der gesamten Szene breit macht, ist erdrückend und erschütternd.
Alles zusammen machen Civil War zu einem Eindrucksvollen Film, der auf wunderbar verstörende Art und Weise den Horror des Krieges und der Menschen inmitten der Tage. Ein beeindruckendes Meisterwerk, das in einem Genre, das schon so viele Meisterwerke sein Eigen nennt, herausstechen kann.
War Dogs nimmt sich eine interessante, wahre Geschichte und inszeniert sie großartig, zu einer Art “Wolf of Wall Street" für Waffenhändler. Eine Unterhaltsame und bissige Kritik an Krieg und Kapitalismus.
Man folgt dem strauchelnden David, wie er von einem Job zum nächsten hetzt, ohne wirklich nach oben zu kommen. Das ändert sich, als er einen alten Freund wieder trifft, Efraim, der sein Geld mit dem Verkauf von Waffen an das US-Militär verdient. Zusammen fliegen sie immer höher, bis die Sonne ihre Flügel aus Missachtung schmelzen lässt.
Handwerklich ist der Film klasse. Das unterhaltsame Drehbuch, der flotte Schnitt und die passende Musik lassen den Film großartig an einem vorbeifließen. Die spannenden Szenen sind spannend und die lustigen Szenen sind lustig. Und die Schauspieler machen auch durch die Bank einen fantastischen Job. Allen voran Jonah Hill, der hier seinen typischen Charm und Witz ausspielt, nur dass hier manchmal einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Er spielt den manipulativen Psychopathen großartig. Efraim ist ein absolutes Monster, das seine Nische gefunden hat. Ohne irgendwelche Moralvorstellungen kann er als Waffenhändler aufblühen. Er verliert auch jeglichen Bezug zur Realität, scheffelt mehr Geld als er wahrscheinlich jemals gebrauchen könnte, und bekommt einen Anfall, wenn er noch ein paar Cents rausholen könnte. Sie machen schon so viel moralisch fragwürdige Dinge, das der Sprung zum Rebranding tatsächlich nicht so weit ist. Ich mochte auch die späteren Konflikte zwischen David und Efraim. Die Dynamik ändert sich schlagartig und die Entschleierung haut auch richtig rein. Eine Reevaluierung von einer lebenslangen Freundschaft, die zeigt, dass Efraim nicht nur für andere eine Maske aufhat, sondern auch für seinen besten Freund.
Die Comedy ist klasse. Efraim ist ein perfekter Charakter dafür, mit seiner adaptiven Art und Weise kann er einen immer wieder überraschen. Und auch wenn eigentlich klar ist, das dies keine Helden sind, fühlt sich der Rush endlich in Bagdad angekommen zu sein, auch richtig gut an. Außerdem ist der Film auch eine schöne Erörterung des Militärisch Industriellen Komplexes und die abgründe des Kapitalismus. Passend dazu die Zitate welche immer wieder eingeblendet werden, die perfekt den nächsten Abschnitt beschreibt. Man versteht, warum sie es machen, denn der Krieg wird auch ohne die zwei Krümmel Fressenden Ratten vonstatten gehen, also warum dann nicht Krümel essen? Schnell wird das Herz von Geld umhüllt und das Geschäft mit dem Tod gamifiziert. Und das ist so in der Natur des Menschen. Ob es das Handeln mit Waffen ist, oder ein Spiel auf dem Handy, bei dem immer größere Zahlen aufploppen. Unser Hirn liebt es! Je größer die Zahlen, desto mehr Glückshormone werden ausgeschüttet. Denn das, was die beiden sind, sind Hustler. Profit um jeden Preis, Maximierung als Maxim. Hätte Efraim den Typen bezahlt, würde er wahrscheinlich immer noch zufrieden oben in der Kapitalistischen Hierarchie leben.
Ein unterhaltsamer und sehr gut gemachter Film, der mit seiner abstrusen Art und Weise nur mal wieder zeigt, wie Wahnsinn die echte Welt sein kann. Und für jemanden, der keine Ahnung von Waffenhandel hat, war es faszinierend zu sehen, wie das ganze funktioniert und wie die beiden das System gut hustlen konnten. Und weil ich es sonst nicht unterbringen kann, liebe ich die Szene, als die beiden noch einen Joint geraucht haben, bevor sie sich der US Bürokratie stellen. Ich glaub ich hab noch niemanden so high in einem Film gesehen. Auch nur ein sehr schönes Beispiel, wie man manchmal ohne Skrupel und Scham nach oben fallen kann, wenn man die richtige Nische findet.
In A Violent Nature ist ein interessanter Film, der mich leider nicht so abgehoben hat. Ein klassischer Slasher, der auch kein Hehl daraus machen möchte, dass er ein klassischer Slasher ist. Das, was den Film besonders macht, ist die Perspektive.
Am Anfang des Filmes fühlt sich etwas wie Begotten an. Eine verfallene Hütte im Wald, mit langen statischen Aufnahmen. Ein paar Jugendliche tauchen rein akustisch auf, nehmen sich ein Medaillon und verschwinden wieder. Schnell wird klar, warum die Kamera sich nicht bewegt hat. Sie ist statisch auf dem Killer geblieben. Eine Ansicht, die vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber doch etwas besonderes gibt. Wenn der große Mann durch den Wald stampft, verwirrt aber gezielt, hat das was. Die Natur wird auch wunderschön eingefangen. Diese Shots sind es, was den Film irgendwie besonders machen. Ich wünschte mir, sie wäre strikt dabei geblieben. Denn auch wenn er dann bei den Teenagern ist, steht er meistens im Hintergrund, aber oftmals gerät er auch aus dem Frame, was ich schade finde. Der Film hat mich auch etwas verloren, als er den Typ mit Kopfhörern ermordet hat. Der erste Mord war noch in gewisser Weise Notwehr (mit einem wunderschönen Übergang), wird ab hier klar das er einfach nur wild morden wird. Vielleicht war meine Erwartung auch einfach zu hoch. Etwas weniger stumpfer Slasher und mehr Frankensteins Monster. Eine Kreatur, die missverstanden wird und deshalb zu Gräueltaten bewegt wird. Teilweise wird das auch aufgebaut, mit Bezug zur Feuerwehr. Aber das geht mir leider nicht weit genug. Bei einigen der Mordszenen frönen sie dem ganzen auch zu viel. Hat der erste Schlag noch richtig wucht, beginnen nach dem dreißigsten Schlag die Gedanken zu wandern. Selbst wenn man davon schockiert sein sollte, treiben sie es so weit, dass man es kaum noch beachtet. Ein gutes Beispiel ist der Spalter, der plötzlich so viel Zeit einnimmt. Das ergibt Sinn, wenn der Fokus die ganze Zeit auf dem Killer gewesen wäre. Dann hätte man das Spektakel im Ganzen zeigen müssen, ohne flippige Cuts und schnellen Wechsel zu dem nächsten potentiellen Opfer. Aber für mich war es da schon zu spät. Gefangen hat der Film mich beim Gespräch am Ende und dem spannenden Zwischenstopp, der ein interessantes Ende zurücklässt.
Handwerklich ist der Film recht gut. Die Cinematographie ist teilweise herausragend und der Flair und Atmosphäre von klassischen Slasher wird auch gut eingefangen. Inklusive einer Menge Gewalt und Blut. Die Schauspieler spielen dementsprechend auch alle überzogene Archetypen, was hier auch gut aufgeht. Aber für mich, der Slasher meistens eher langweilig findet, hat der Film kein neues Verständnis für das Genre gegeben. Im Allgemeinen weiß ich nicht, was die Filmemacher eigentlich aussagen wollten. Wahrscheinlich soll der Killer eine modern geschaffene Naturgewalt sein, die sich unnachgiebig bis zu seinem Ziel durchfrisst. Ein tiefer menschlicher Trieb, der sich gewaltsam entlädt. Aber sicher bin ich mir da nicht.
It Lives Inside ist das Regiedebüt von Bishal Dutta. Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, dass ein interessanter Film, mit Fokus auf das Leben eines Mädchens mit indischem Hintergrund. Mit einem Wesen aus Indien, das nun in Amerika sein Unwesen treibt. Eine Geschichte über Culture Clash, mit einem Blickwinkel, den man sonst nicht so oft sieht. Stattdessen bekommt man einen drögen, uninspirierten Horrorfilm. Wenn man IRGENDEIN Standart Horrorfilm gesehen hat, kann man diesen Film getrost überspringen.
Keiner der Charaktere ist in irgendeiner Art und Weise interessant, den Dämon mit eingeschlossen. Es wird grob gewisse Kulturellen Konflikte angesprochen, aber niemals vertieft. Auch der Konflikt mit ihrer Mutter wird nie wirklich entwickelt. Sie ist halt ein Teenager, die ihre eigene Freiheit haben möchte. Die Mutter erinnert sich wohlig an alte Feiertage und möchte das, ohne ihrer Tochter irgendwie zuzuhören. Wenn sie aufgelöst zu ihr kommt, wird sie nur angeschrien. Und der Wandel am Ende wirkt dann auch nicht erarbeitet. Der Dämon in dem Film gehört zu der Kategorie von Horror-Monster, die ich absolut verachte. Es gibt keine wirkliche Motivation für das Monster. Die Kräfte des Wesens schwanken ständig und auch ist es einfach extrem inkonsistent in seinem Handeln. Und dann gibt es noch die Sünde von Albträumen in Horrorfilme, die, wenn sie schlecht gemacht sind, jegliche Spannung und Immersion aus einem Film rauben können. Handwerklich hat der Film auch einige Probleme. Es gibt ein paar Nette Szenen und Einstellungen, aber diese fallen flach wenn der Film sich nicht wirklich mühe gibt. Ein Mädchen stampft durch den Regen, um komplett trocken zu sein. Mit einem Rucksack aus dem ständig Blut tropft, um ein frisch gewaschenes und getrocknetes Stück herauszuholen.
Leider macht der Film gar nichts Interessantes. Ich denke selbst als Fan von simplen Horrorfilmen wird einem schnell langweilig. Keine der Richtungen, die interessant sein könnten, wird eingeschlagen. Es ist ein Regie debut, deswegen kann man auch etwas nachsichtig sein. Aber alleinstehend ist der Film leider nicht gut.
Ich fand “We’re all going to the world fair” großartig und bin froh, dass sich Jane Shoebrun mit diesem Film noch überflügelt. I Saw The TV Glow ist wieder eine coming of age Geschichte, über Einsamkeit, Nostalgie, Flucht in die Phantasie und die zermürbende Kraft eines unerfüllten Lebens. Die Review enthält Spoiler!
Im Kern geht es um unseren Protagonisten Owen. Ein Junge, der sich nicht wirklich in der Welt oder verstanden fühlt. Er hat eine ihn liebende Mutter und einen Vater, der beide scheinbar misshandelt und wie eine verstörende Figur über ihm und seiner Mutter hängt. Auch in der Schule findet er keinen wirklichen Zugang, bis er eines Tages auf Maddy trifft und mit ihr über die Show “The Pink Opaque” eine tiefe Freundschaft aufbaut. Auch Maddys Zuhause scheint zerrüttet zu sein, mit einer Mutter, die man niemals sieht. Sie muss weg, sonst wird sie sterben. Ein Gedanke, der dann doch zu gruselig wird und Owen Hals über Kopf flüchten lässt. Jahre später taucht Maddy wieder auf und versucht Owen von ihrer Wahrheit zu überzeugen.
Aber nur die Geschichte zu erzählen, reicht nicht. Man muss sie sehen. Die Inszenierung ist so wunderschön, zärtlich, verstörend wie auch zermürbend. Justice Smith ist gut in dem, was er macht, aber hier überflügelt er sich selbst. Er spielt den verwirrten und missverstandenen Autist auf großartige Weise. Ist er bei sozialen Interaktionen stocksteif, spiegelt sich beim Anschauen der Serie sein Innenleben in der Mimik wider. In den Szenen, wo die Verzweiflung von Owen besitzt, ergreift, ist auch mein ganzes internes Warnsystem losgegangen. Es hilft halt auch, dass teilweise fantastische viszerale Szenen auf die Leinwand gezaubert werden. Eine herrliche Symbiose von Kamera, Set, Licht, Musik und Schauspiel. Ein Paradebeispiel ist die Szene, als Maddy in dem Zelt die Wahrheit ausgepackt. Die Sternbilder schweben um sie herum, während sie einen eindrücklich betrachten. Die Kamera zieht immer weiter zurück, als ob man langsam eine Realitätsschicht abträgt. Es fühlt sich an, als ob man seinen Körper verlässt und in der Astralebene ihr weiter zuhört. Die ganze Szene ist so fesselnd und wird erst gebrochen, als die Phantasie zu weit geht. Aber auch der Übergang danach, als plötzlich die Aspect Ratios wechseln und alles auf den Kopf stellt, ist unfassbar gut dargestellt. Genauso auch das zermürbende Ende, das mir die Haare zu Berge stehen lassen hat.
Ich mochte “The Pink Opaque”. Eine Mischung aus Goosebumps, Are You Afraid of the Dark und Buffy, bei der jeder versteht, was damit gemeint ist. Man kann auch verstehen, woher die Obsession kommt. Durch ständiges Wiederholen und -kauen der Geschichte und Charaktere kann der Mensch gar nicht anders, als alles immer weiter zu spinnen. Als Jugendlicher kann man sich dieser Immersion noch mehr hingeben und die dort dargestellten Gefühle erleben. So ist der Eisverkäufer ein verstörendes Monster in Erinnerung, nur um dann als Cheesy und Schlocky Kinderunterhaltung entlarvt wird. Eine brutale Dissonanz, vor allem wenn man sich früher so stark damit identifiziert hat. Und da ich auch zur Generation gehöre, konnte ich da auch mitfühlen. Aber nicht nur Gruselshows passen in diese Schablone, ich habe es doch sehr gefeiert, als plötzlich geisterhafte Pete und Pete auf der Straße standen. Eine Geschichte über Nostalgie und ungestüme Gefühle der Jugend.
Aber das ist ja nicht alles, was die Pink Opaque in dem Film repräsentiert. Es ist etwas Freiheit für Maddy und Owen, um aus dem grauenhaften Umfeld eine Zuflucht zu finden. Das ist etwas, was es schon immer gab und immer geben wird. Eine gewollte Flucht in die Phantasie. Ähnlich wie schon bei “We’re all going to the World Fair” spielt auch hier das Zugehörigkeitsgefühl einer Subkultur eine wichtige Rolle. Es ergibt auch Sinn, dass diese Geschichte dann die Kids so anspricht. Das Überkommen von unzähligen Problemen, immer mit einem Mitstreiter an der Seite, auch wenn man in echt weit voneinander entfernt lebt. Eine Freundschaft, die auch wirklich schön erzählt wird, von der verstörten und misstrauischen Maddy und dem Asexuelen Owen. Die Szene, als sie ihm den Geist auf den Nacken zeichnet, ist so wunderschön gestaltet, ohne jemals irgendwie sexuelle Untertöne hervorzurufen. Eine Zärtlichkeit und Berühren zwischen zwei verletzten Seelen als menschliches Grundbedürfnis. Aber darüber hinaus sind sie in der Lore der Pink Opaque auch für immer damit verbunden. Etwas, das Owen Angst macht und zur Flucht nach vorne bewegt.
Das Spiel mit den zwei Realitäten ist auch großartig inszeniert. Wirkt der Gedanke am Anfang noch lächerlich, weichen die Grenzen bis zum großen Bruch immer weiter durch. Die übergestülpten Realitäten verfliesen und lassen die Reue in Owen immer weiter aufkochen. Das macht die erste Flucht auch so herzzerreißend, womit Owen mit vielen Jahren Einsamkeit bezahlen muss. Er weiß nicht, was er vom Leben möchte, und wählt dann lieber die quälende Complacency. Etwas, das ihn langsam ersticken lässt. Die brutale Entschleierung zieht seine Schlieren bis zum Ende durch. Ein Paradigmenwechsel, der alles auf den Kopf stellt und neu kontextualisiert. Eine verstörende Alternative, die von der Mondänität erdrückt wird, bis er nicht mehr atmen kann. Der Zusammenbruch am Schluss hat mir wirklich das Herz gebrochen.
Handwerklich ist der Film eine Wucht. Die Filmemacher verstehen es mit der Kamera umzugehen, wie welche Bilder auf einen Wirken und wie man diese nutzen kann, um noch tiefer in den Film einzutauchen. EIn paar Beispiele habe ich ja schon genannt. Eine Szene, die mir auch sehr gut im Gedächtnis geblieben ist, war, als in Handschrift steht “The survivors fled underground, living in fear of the machines that now ruled the Earth”. Anschließend sieht man Owen einkaufen, in der Gemüseabteilung unter der Dekoration vergraben. Das Drehbuch ist wunderbar vielschichtig und wird durch das großartige Handwerk formvollendet. Das Spiel zwischen den zwei Realitäten wird wirklich großartig inszeniert. Inklusive den Verlauf des Filmes. Mit einer Bandeinlage dazwischen, welche das Thema des “Folge” noch einmal vertieft. Das Casting ist auch sehr gut gelungen. Über Justice Smith habe ich ja schon geredet. Fred Durst als verstörende Vaterfigur ist großartig! Nicht nur hat er diese aggressive Ausstrahlung, er selbst ist auch ein Symbolbild eines gewissen Typen Mensch, der unseren Protagonisten das Leben zur Hölle gemacht hat. Aber besonders hervorheben muss ich Brigette Lundy-Paine. Man hat schon viele junge Schauspieler verstörte Rollen spielen gesehen, aber sie geht noch weit darüber hinaus. Die Szene in dem Zelt ist absoluter Wahnsinn und wird so großartig von ihr und dem Szenenbild getragen. Wie sie beginnt die Geschichte zu erzählen, während die Sternbilder über sie fahren. Abstraktes zusammenlegen von Himmelskörpern, die durch den Drang nach Narrative im Menschen gekennzeichnet werden. Wenn ihre Geschichte weiter aufgeht, legen sich die Bilder über die Himmelskörper und machen alles so viel greifbarer und realer. Genau so eine Erfindung wie es vielleicht The Pink Opaque ist, oder die Realität in der wir uns befinden. Bis hin auf das bedrohliche Kriechen. Eine Meisterleistung!
Der Unzuverlässige Erzähler wird auch großartig genutzt. Nicht nur in den zuvor beschriebenen verfliesen zwischen den Realitäten, sondern vor allem auch am Ende. Den was jetzt die Wahrheit ist, weiß weder Owen, noch der Zuschauer. Jemand der sagt, dass er jetzt in einer verzerrten aber echten Realität lebt, hat genauso recht, wie die Meinung, dass Maddy recht hatte und er in dem Grab eine Wiedergeburt erfahren hätte. Das muss man erstmal hinbekommen. Eine Erörterung über das Erwachsenwerden, über die Kraft von Geschichten und den verpassten Chancen. Für mich ist es auch eine Geschichte über die Trans Erfahrung, dem verstörenden Gefühl im falschen Körper zu stecken. Nicht nur in der Androgynen Art von Maddy, sondern auch in dem Genderswap von Owen.
I Saw The TV Glow ist eine wunderschöne, verstörende wie auch todtraurige Geschichte, die vom Zuschauer erwartet, dass man mit ihr interagiert. Mit genügend Raum, um sich selbst zu betrachten, und trotz der Ferne zur eigenen Realität, sich in diese reinzuversetzen. Ein gutes Werk spiegelt etwas im Zuschauer wider und lässt jeden etwas anderes herauslesen. Dieser Film macht dies mit Bravour. Was für ein Kleinod!
Hit Man ist ein super unterhaltsamer Film der alten Schule. Das vor allem durch die Geschichte, die Dynamiken und Schauspieler glänzen.
Gary Johnson ist ein Psychologie Professor, der ein ziemlich ruhiges und zufriedenes Leben führt. Er liebt seinen Job und das merkt man auch. Seine Augen fangen an zu glänzen, wenn er über Psychologie redet und er teilt sich sein Zuhause mit den zwei Katzen Ego und Id. Nebenbei hilft er der Polizei als Technikfreak beim Schnappen von Leuten, die Auftragskiller anheuern wollen. Eines Tages muss er als Killer hinhalten, da der Kollege, der das sonst macht, suspendiert wurde. Und da macht sich etwas ganz neues für ihn auf. Der eigentlich eher schüchterne Professor entwickelt sich innerhalb von Sekunden zu einem eiskalten Killer, zu einem sonderbaren Freak oder aggressiven Killer, wie man sie aus Filmen kennt. Er macht den Job so gut, dass er die Rolle des Killers für die nächste Zeit übernehmen muss. Mit etwas Vorbereitung und ein paar Kostümen kann er jeden Ding fest machen. Bis er an einem schicksalhaften Tag auf eine Frau trifft, die er davon überzeugt, lieber nichts zu machen. Die beiden fangen eine Affäre an, bei der Gary dauerhaft die Rolle des Killers Roy annimmt.
Ich kannte bis jetzt Glen Powell nur peripher, aber mit der Rolle des Gary Johnson hat er mich voll überzeugt. Es ist zum wegwerfen komisch wie tief er in die anderen Rollen eintaucht. Passenden zu seinem Stoff, den er unterrichtet: Das Selbstbild und wie dieses Formbar ist. So ist es auch schön, dass er am Ende nicht Gary oder Roy ist, sondern etwas Neues dazwischen. Adria Arjona war auch großartig! Die Chemie zwischen den beiden ist unfassbar stark und ansteckend. Der Rest des Castes weißt auch keine Schwächen auf. Von den Teammitgliedern, dem suspendierten Cop, bis hin zu den Leuten, die einen Auftragskiller suchen.
Der Film schafft auch einen tollen Spagat zwischen Spaß und Ernst, der niemals den Fokus verliert. Es ist einfach ein super unterhaltsamer Film, der das Rad nicht neu erfindet, aber alles, was er sich vornimmt, mit Bravour abliefert. Ich wünschte mir fast, es würde den Film als Serie geben, mit einem neuen Fall jede Woche und einen interessanten, übergreifenden Plot über die Staffel.