Nonkonformist - Kommentare

Alle Kommentare von Nonkonformist

  • Obwohl noch ziemlich jung habe ich einen ausgesprochenen Geschäftssinn und helfe mir und meinem Wegbegleiter dadurch durch schwere Zeiten.

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      Nonkonformist 14.08.2018, 18:44 Geändert 14.08.2018, 18:46

      Ich habe gerade zum ersten Mal seit langem wieder einen ausführlichen, vielleicht sogar guten Kommentar geschrieben, einen über Krzysztof Kieslowski, seinen Stellenwert als Humanist und Gegenpol einer Gesellschaft, die nach immer mehr Perfektion strebt. Über sein Bild des Menschen - denen, die noch Emotionen haben und verletzbar und emotional, eben noch menschlich sind.
      Die noch Fehler haben, deren Fehler allerdings keine Schwäche, sondern ein Zeichen ihrer Individualität sind, weil wir eben nicht sind wie die Illusion von Perfektionismus, irgendwo zwischen Fitness-Influenzern, Travel-Blogs und Beauty-Kanälen, die alles zeigen außer das echte Leben.

      Dann habe ich mich verklickt und jedes einzelne geschriebene Wort verloren. Die Abrundung eines auch ansonsten schrecklichen Tages, an dem nicht mehr viel bleiben wird außer eine heiße Dusche und viel Schlaf. Ich bin wie sie und deshalb hätten Kieslowski und die Charaktere in seinen Filmen es verstanden. Manchmal sind die Dinge eben einfach nicht gut, verlaufen sich in die falschen Wege, so sehr man sich auch dagegen wehrt. Wie bei Tomek, der wie so viele Charaktere in Kieslowskis Filmen nach etwas sucht, was er nicht findet, sich nur noch mehr verletzt, als er aus seiner Verletzbarkeit austreten möchte. Das Leben ist eben meistens nicht wie Hollywood und soziale Medien es suggerieren. Es ist echt.

      Ein kurzer Film über das Leben.
      Kein Kommentar, aber immerhin ein paar Wortfetzen.

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      • Achkomm, du hast doch die Kommentare nur nicht verstanden ;)

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        • Nonkonformist 08.08.2018, 14:56 Geändert 17.08.2018, 17:57

          1. In den letzten Jahren/Jahrzehnten wurden unglaublich viele Fantasy-Welten von unterschiedlichen Autoren erschaffen.
          Welche ist deine liebste?
          - Keine. Ich weiß gar nicht wieso, aber alles was ich lese (oder sehe) muss den größtmöglichen Bezug zum echten Leben haben, um für mich interessant zu sein.

          2. Kannst du dir eine eigene Welt erschaffen? Wie sähe diese aus?
          - Jedes Mal, wenn ich mit Musik in den Ohren in meiner Hängematte liege, bin ich in meiner eigenen Welt. Meine Welt wäre also voll von friedlichen Menschen, die in ihren Hängematten liegen. Ist doch auch was schönes.

          3. Was hältst du eigentlich von Elfen, Orks und Halblingen? Wie ist dein Verhältnis zu Fantasy? (Falls dich das Thema überhaupt nicht interessiert, entschuldige ich mich für die obigen Fragen.^^)
          - Entschuldigung angenommen

          4. Was für einen Computer besitzt du, welches Betriebssystem hat er und bist du zufrieden damit?
          - Ich versuche vergeblich die Relevanz dieser Frage zu erkennen. Next one please...

          5. Glaubst du, dass Laptops in der Allgemeinheit schleichend durch Smartphones und Tablets ersetzt werden?
          - Privat schon, in der Geschäftswelt sind Laptops nicht durch Smartphones oder Tablets ersetzbar. Für mich subjektiv sowieso nicht.

          6. Wie stehst du zu Twitter, Instagram und Co.?
          - Ich nutze Instagram mittlerweile recht gerne und teile da auch gerne mal die ein oder andere Aufnahme, die ich in der Natur mache, merke aber auch, dass man sehr aufpassen muss, wen man sich ins "Boot holt" um nicht von Werbung, Selfies und anderen Nichtigkeiten überflutet zu werden. Zu Twitter habe ich keinerlei Bezug.

          7. Auf welchen sozialen Netzwerken bist du unterwegs?
          - Instagram und Facebook - gelegentlich.

          8. Welches Youtube-Video würdest du gern hier und jetzt mal empfehlen?
          - Ich empfehle - unabhängig von Youtube - morgens zum Frühstück das Album "I Love You" von Malakoff Kowalski, mittags zum gut durch den Tag kommen eine Prise Helge Schneider und abends zum Einschlafen eine Folge "Medical Detecitves".

          9. Fühlst du dich eher jung oder alt?
          - Das kommt auf die Tagesform, die Uhrzeit, den Ort und die Menschen, die mich umgeben an.

          10. Würden andere dich eher jünger oder älter einschätzen?
          - Äußerlich jünger, innerlich älter. Yin & Yang.

          11. Wie ist dein Verhältnis zum gegenwärtigen Wetter?
          - Jetzt gerade sind 25 Grad, wolkig, kein Regen, keine Sonne. Das finde ich sehr angenehm. Die Hitze der letzten Tage hingegen war es allerdings nicht.

          12. Was tust du gegen die jährliche Mückeninvasion?
          - Gibt es die? Ich hatte die letzten Jahre immer Probleme damit, wurde dieses Jahr aber gefühlt noch nie gestochen. Ich bin wohl leider nicht mehr attraktiv genug. Schade.

          13. Wie viele Mückenstiche hast du im Moment?
          - 0,0.

          14. Mit welcher Art Mensch lohnt es sich für dich zu diskutieren?
          - Menschen, die etwas zu sagen und eine eigene Meinung haben, die sie auch argumentativ fundieren können. Menschen mit ähnlichen Interessen oder solche, die etwas interessantes in ihrem Leben haben, Erfahrungen, Träume, Interessen, die für mich vollkommen fremd aber faszinierend sind. Menschen mit Lebenserfahrung, die reden nachdem sie nachgedacht haben und denen man gerne und stundenlang zuhören könnte.

          15. Über welche Themen redest du gern?
          - Ich bin da sehr ambivalent und glaube, dass man am meisten für das Leben lernt wenn man ein guter Zuhörer ist und sich vor keinen Themen verschließt. Subjektiv rede ich gerne über kulturelle Themen oder philosophiere, doch fühle mich auch wohl wenn ich merke, dass jemand wirklich etwas mit Leidenschaft erzählt, Erlebnisse oder Meinungen, die er teilen mag. In den Worten vieler Menschen liegen Schätze an Erfahrung, wenn man ihnen nur einmal richtig zuhört.

          16. Welches Wort hat den besten Klang?
          - Tohuwabohu.

          17. Hast du jemals Tagebuch geschrieben oder tust es noch?
          - Nein, nie. Nur viele Geschichten, die aneinandergereiht ja auch irgendwie das Auf und Ab des Lebens aufzeigen.

          18. Jemand gibt dir ein Notizbuch und sagt, du sollst es füllen, egal, mit was.
          - Gerne. Ich würde das Tohuwabohu meiner Gedanken rauslassen, möglicherweise auch auf die Gefahr hin nicht zusammenhängende, philosophische Phrasen herunterzuschreiben. Dazu male ich ein schlecht gezeichnetes Bild von irgendetwas positivem - einem Baum mit einer Sonne oder so. Für das Kind in uns und das kleine Lächeln zwischendruch.

          19. Welche Zeitschriften hast du mit 14 gelesen?
          - Mit 14 vermutlich keine. In meiner frühen Kindheit immer Micky Mouse, dann lange nichts. Heute am ehesten GEO.

          20. Wie alt warst du, als du feststelltest, dass du nun erwachsen bist? Und wie hast du das festgestellt?
          - Was, ich bin erwachsen?

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            Nonkonformist 18.07.2018, 11:41 Geändert 18.07.2018, 12:21

            Ich stand vor einigen Jahren zum ersten Mal in jenem urigen Antiquariat am Ende der kleinen Seitenstraße, während der Regen draußen die Menschen von den Straßen trieb. Es war ein frischer Sommertag, meine letzten großen Sommerferien und viel Zeit, die ich mit mir und unterschiedlichen Kunstformen verbrachte. Es war kein einfaches Antiquariat, in dem Bücher meterhoch gestapelt und aneinandergereiht wurden, es war mehr wie ein kleines, leicht eingestaubtes Nest, mit einer kleinen Auswahl an Schallplatten im Hinter- und allerlei Sachbüchern und Fotobänden , die Bezug nahmen auf große Fotografen und Malern, im Vordergrund.

            Längst hatte ich den Film für mich entdeckt, der viele Kunstformen, die Musik, die Fotografie, das Theater, vereinte, doch wirklich richtig mit der Kunst eines Fotografen hatte ich mich zuvor nie auseinandergesetzt. Fast achtlos ignorant überflog ich die zahlreichen Bildbände, bis ich (vermutlich eher zufällig) auf eines stoß, dass Robert Doisneaus Aufnahmen beinhaltete. Ich sah vielleicht zwei, drei Fotos, kam nicht viel weiter, und wusste, dass mich mit Doisneau auseinanderzusetzen, wie später beispielsweise auch mit Cartier-Bresson, unumgänglich zu sein schien. Die einfachen Leute, keine künstlich inszenierten Aufnahmen, schwarz-weiß - jene Objekte meiner Begierde.

            Noch heute sitze ich häufig mit einer Tasse Tee und ein wenig Jazz auf meiner Dachterasse - oder liege optimalerweise in meiner Hängematte - lasse die Melancholie milder Sommerabende auf mich scheinen und stöbere in jenem fantastischen Werk, das auch mit den vorbeiziehenden Jahren nicht uninteressanter, sondern wie ein guter Wein, nur immer besser und besser wird.

            Clémentine Deroudille erzählt in ihrem Werk über ihren Großvater, über den großen Fotografen, Humanisten und Freund - um es mal mit dem Originaltitel zu sagen - und gewährt uns ein paar Einblicke in den Mann hinter der Kamera.

            Jetzt zu sehen auf ARTE (unter abweichendem Titel):
            https://www.arte.tv/de/videos/061669-000-A/robert-doisneau-fotograf-humanist-freund/

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              Nonkonformist 04.07.2018, 18:18 Geändert 04.07.2018, 18:21

              ARTE verwöhnt uns wieder mit ein paar interessanten Filmen.
              Jetzt jeweils für drei Monate online sind u.a.:

              "Die Liebe am Nachmittag" (Eric Rohmer):
              https://www.arte.tv/de/videos/083037-000-A/liebe-am-nachmittag-von-eric-rohmer/

              "Laurence Anyways" (Xavier Dolan):
              https://www.arte.tv/de/videos/048568-000-A/laurence-anyways/

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              • Nonkonformist 30.06.2018, 21:07 Geändert 01.07.2018, 16:22

                Trotz meiner oft ruppigen Art schlummert in mir ein liebevoller Mensch, der häufig fast mit einer kindisch-verträumten Art Faszination für skurille Dinge zeigt.

                1.Tipp:
                Auf meiner aktuellen Reise umgibt mich u.a. ein junges Ehepaar.

                2.Tipp:
                Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit auf einem Schiff.

                • Meine zahlreichen Bekanntschaften sind nur stumme Schreie nach ein wenig Liebe in einer Welt umgeben von den heruntergekommenen Hinterhöfen einer Großstadt.

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                  • Nonkonformist 27.06.2018, 11:43 Geändert 27.06.2018, 20:30

                    Die Sprache meiner Wahlheimat zu sprechen fällt mir schwer,
                    ihre Literatur kenne ich dafür umso mehr.

                    Tipp 1:
                    Zwar halten sich meine Wegbegleiter stets für viel schlauer,
                    doch bring' ich sie ans andere Ende der Gefängismauer.

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                    • Nonkonformist 25.06.2018, 15:20 Geändert 25.06.2018, 16:21
                      über Janosch

                      Zufälle.

                      Wenn ich aktuell feststellen muss, dass ich weniger Filme schaue, hat es auch damit zu tun, dass ich häufiger Fußball schaue. Ich habe mich immer für Fußball interessiert, mag aber keine Fankulturen, nicht die Skandale und das viele Geld, die damit einhergehen. Ich mag die Underdogs, Island vor allem, finde es auch aber interessant, einen Fußballzwergen zwischen den vielen großen Fußballnationen begrüßen zu dürfen.

                      Panama.

                      "Ach, wie schön ist Panama". Zwischen den vielen Verdrängungen meiner Kindheit blieb zumindest dieser Satz noch in meinem Kopf, ebenso wie die Zeichnung der beiden Hauptcharaktere, und den großen Namen JANOSCH auf dem Cover, fälschlicherweise davon ausgehend bei Janosch handele es sich um die Hauptfigur und nicht um den mittlerweile 87-jährigen Autoren - Horst "Janosch" Eckert.

                      Manchmal führen mich solche Zufälle zu Themen, mich meine Wissbegierigkeit dahin mich mit (oftmals auch vollkommen banalen) Inhalten auseinanderzusetzen. Also las ich ein wenig, nicht in einem seiner Bücher, sondern über ihn, den Autoren eines Buchs, das ich in meiner Kindheit las und an das ich auf seltsame Weise wieder erinnert wurde. Der Mann, der sich Janosch nennt, sagt über sich selbst, dass er ein wenig autistisch sei, sich oft wünscht wie ein Maulwurf untertauchen zu können, er sein Panama-Werk hasse und es nur entstanden sei aus der künstlerischen Verzweiflung, im Alkoholrausch, wie so viele seiner Werke.

                      Er wirkt wie ein zurückgezogener, selbstkritischer, fast demütig wirkender Mann, der ungemein mehr zu sein scheint als der Erzähler humorvoller Kindergeschichten. Das war er auch nicht, hat er doch abseits seiner bekannten Werke auch über sich, seine Kindheit geschrieben. Über die häusliche Gewalt die ihm wiederfuhr, über das, was er nie ansprechen konnte, wenn er nicht gerade betrunken und voller Wut vor seiner Schreibmaschine saß. Das, was vielleicht auch deshalb nie in einem größeren Rahmen bekannt wurde, da es sich so schwer mit seinen kindgerechten Geschichten gedeckt hätte.

                      Er scheint Licht und Schatten zu sein, wie einer der das Leben mag, aber auch voller Ängste steckt. "Ich arbeite nicht gerne", sagt er. "Am liebsten liege ich den gesamten Tag in meiner Hängematte". Sogar Anleitungen, wie man am besten in ihr zu liegen habe gibt er, dass eine Hängematte nicht einfach nur ein Gegenstand wäre.

                      ""Denn die Sonne scheint, ich ärgere mich über gar nichts, was will ich mehr!"

                      Im Fernsehen schießen drückend überlegende Engländer das sechste Tor gegen das deutlich unterlegene Panama. "Haaarry Kaaane" brüllt der Reporter, ich schalte ab. Während ich aufstehe denke ich, wie recht er doch hat, wie vernünftig er ist, schnappe mir meine Kopfhörer und lege mich auch wieder in meine Hängematte. Ach, wie schön ist Panama.

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                        Nonkonformist 25.06.2018, 00:10 Geändert 25.06.2018, 09:10

                        Ich erinnere mich an die Mutter des besten Freundes meiner Kindheit. Erinnere mich, wie sie immer glücklich wirkte, immer lebhaft, lebendig, immer alles gab, für sich und für ihre Familie, auch wenn sie so wenig hatte, was es zu bewahren galt. Häufig wenn ich zu ihnen kam und Gioannis noch beim Fußball war, bat sie mich Platz zu nehmen, nahm sich Zeit für mich, fragte wie es mir geht und ob ich kurz gucken könne, wo Melina ist. Sie renne immer umher, sodass man sie ständig aus den Augen verliere. Meist rannte sie dann auf dem kleinen Marktplatz vor ihrem Restaurant umher, spielte mit den anderen Kindern im Innenhof oder versteckte sich als sie aus der Ferne sah, wie ich mit dem Rad näher kam. "Gerrit, da bist du ja" schrie sie dann häufig aus der Ferne, sobald ich sie entdeckte hatte, fast als habe sie mich erwartet. Da war ich, nur der beste Freund einer ihrer beiden Kinder, doch immer behandelt als wäre ich selbst ein Teil jener kleinen Familie. Dauerte es wieder einmal länger, kam irgendeines der Familienmitglieder her und brachte mir Pommes, einfach so, weil sie mich kannten und wussten, dass ich ihnen dafür dankbar war. Auf Giaonnis zu warten hieß immer auch Pommes zu bekommen, jedes Mal, auch aber zu sehen, wie wunderbar der Familienzusammenhalt und menschliche Wärme nach außen hin funktionierte.

                        Zwölf Jahre vergehen in denen vieles passiert und sich fast alles verändert hat. Giaonnis, Melina, ihre wunderbaren Eltern, zogen wenige Jahre nach jenen wunderbaren Erlebnissen weg, mehrere tausend Kilometer davon zurück in die Heimat, ausgelöscht aus meinem Leben. Keine Pommes, keinen besten Freund, keine menschliche Wärme mehr. Und doch waren sie plötzlich alle wieder da, erweckt für einen kleinen Moment, als die Gedanken floßen, erweckt durch die einzigartige Magie des Kinos. Anna Magnani ist eine Wucht, eine Frau, so lebendig, so voller Kraft auf dem Bildschirm, dass es mich gleich zurückwarf, mich zurückbrachte in diese wunderbar sorgenlose Zeit. Nie hat mich eine Schauspielerin allein durch ihre Präsenz so verzaubert, ausgenommen Gena Rewlands vielleicht, doch gab es hier ganz unweigerlich auch sofort Gedanken an eine Frau, die mit ihrer unglaublichen Kraft erschreckende Parallelen zu jener mir bis dato fremd gewesenen Schauspielerin aufwies. Nein, das war keine Schauspielerin, das war Leidenschaft, menschliche, authentische Leidenschaft, so erschreckend realistisch, dass von Schauspiel zu reden fast einer Abrkennung jener Kunst gleichkommt.

                        Pier Paolo Pasolini hat es sich und seinen Zuschauern niemals leicht gemacht, nie Konventionen erfüllt oder sich in irgendeiner Weise dafür interessiert, ob man das was man machen will, auch so machen kann, ob es Erwartungen erfüllen, erfolgreich, etwas interessantes sein könnte. Nicht immer waren sie das, für mich jedenfalls, begeisterte mich seine Bildsprache doch auch ein ums andere Mal noch so sehr, blieb die Faszination für die Geschichten dann doch eben leider oft auf der Strecke. Nicht aber hier, bildet "Mamma Roma" neben dem Vorgänger "Accattone" doch das, was ich an dem italienischen Kino der Nachkriegsjahre generell stets so sehr bewunderte:

                        Kino wurde im Neorealismus bedingt durch die Umstände ganz unweigerlich nicht zu einem kommerziellen Produkt, sondern zu einer Kunstform, eines Ausdrucksform einer Generation, die aus dem Leid des Krieges etwas fruchtbares machen wollte. Virtuosen wie Visconti, De Sica oder vor allem Rossellini waren es, die mit Kunst das Schrecken verarbeiten wollten, mit den Kameras auf die Straße gingen, die einfachen Leute aus dem Volk und ihre alltäglichen Sorgen zeigten, weggingen von dem großen Glanz der großen Filmwelt Hollywoods. Pasolini war zu jung um Teil der Bewegung zu sein, greift aber die minimalistischen Mittel jener Tage auf, um in seinen beiden ersten Filmen die mit den einfachsten aller nur denkbaren Mittel das Leben der untersten Unterschicht aufzuzeigen. Dreckig und roh, so grässlich unmenschlich, dass man darin fast schon wieder eine Eleganz, eine Schönheit, zweifellos aber eine ganz eigene, später in dieser Form in seinem Werk noch anders, in perfektionierter Form, wieder auftauchende Bildsprache, die den Werken ganz eigen ist, erkennen kann. Eigenwillig und befremdlich mag sie daher kommen, diese Kraft in den Bildern, die Inbrust in jener Anna Magnani, die sich unvergesslich macht und Paoslinis Werk erhebt in Sphären, die im Zeitalter des Perfektonismus und der Massenprodukten, so wunderbar erfrischend einzigartig wirken.

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                          Es gibt Themen, über die kann man nicht einfach sprechen. Es ist ethisch schwer vertretbar sie aus dem nichts, ohne tiefere Hintergrund einfach so zu dem Inhalt eines Gesprächs zu machen. Es gibt viele Worte für das Beenden des eigenen Lebens: Suizid, Freitod, Selbstmord. Viele Worte für ein Thema über das nie viele Worte verloren werden. Etwa 10.000 Menschen im Jahr nehmen sich in Deutschland das Leben, mehr als durch Verkehrsunfälle oder übermäßigem Drogenkonsum. Woher kommt dieser starke Drang in einem Menschen zu sterben oder treffender, nicht mehr leben zu wollen? Wie erklärt er sich oder treffender, kann er sich und seine Entscheidung erklären? Muss er das? Und warum wird das Thema bei all der Gegenwärtigkeit noch immer tabuisiert?

                          Vielen geht es vermutlich so. Irgendwann in unserem Leben haben wir auch schon mal von einem Menschen mitbekommen, der freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Ein guter Freund, ein flüchtiger Bekannter, Nachbar, Arbeitskollege oder schlimmstenfalls sogar ein einges Familienmitglied. Auch ich kenne solche Leute und konnte mich nicht dagegen auflehnen mich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Tod. Was kommt dann eigentlich nach dem Leben, was passiert mit uns? Ist es danach wirklich besser als das Leben und wie negativ müssen die Gedanken zum eigenen Leben verlaufen, dass man nichts mehr sieht, keine Hoffnung, kein Signal mehr, das einem zeigt, wie wundervoll das Leben doch eigentlich ist.

                          Willst du als das nicht mehr sehen, nie wieder? Den Sonnenaufgang am morgen, und den -untergang am Abend? Nie wieder ein lachendes Kind auf der Straße spielen und die Bäume blühen sehen? Nie wieder Musik hören, gute Bücher lesen, den Geschmack der Kirschen schmecken?

                          Vielleicht gibt es gar keine Antworten auf all' diese Fragen.

                          Wie will man einen Menschen verstehen, wenn man nicht sein Leben lebt, seine Gedanken teilt, seine Schmerzen spürt? Wie will man... all' das verstehen?

                          Ein Auto fährt durch verlassene Landschaften irgendwo im Iran. Wir wissen nicht viel über ihn, fast nichts, außer, dass er seinem Leben ein Ende bereiten will. Er gehen will, endgültig. Langsam fährt er durch eine Gegend, ebenso wunderschön wie leer, wie die Metapher eines Lebens, das so viel mehr sein könnte, als es ist. Einen letzten Gefallen möchte er bekommen, nichts schwieriges, anstrengendes, nichts, für das er nicht bezahlen würde, nur ein paar Steine, ein paar wenige Steine auf seinem toten Leib. "Begrab mich, das ist alles. Mehr will ich nicht." So wenig - und doch so viel.

                          Wir lauschen den Gesprächen, hören die Fragen und Bedenken, Diskussionen über die Vertretbarkeit einer solchen Entscheidung. Kann und darf man das machen, wie ist das mit dem Himmel und der Hölle, ist es vor Gott zu rechtfertigen, ist es nicht feige und möchte er denn nie wieder die Schönheit des Lebens sehen?

                          Wir bekommen keine Antworten, wir bekommen Schweigen als Aufforderung uns selbst Antworten zu liefern. Wenn keiner in der Gesellschaft spricht, müssen wir die Dialoge hierzu mit uns selbst ausmachen, unsere eigenen Vorstellungen von Moral, Ethik und Religion erforschen. Uns selbst erforschen. Uns auseinandersetzen mit einem Thema, das wir viel zu gerne, viel zu offensichtlich vermeiden.

                          "Der Geschmack der Kirsche" ist wie viele Kiarostami-Werke ein Film bei dem man nie weiß, ob man nun Schauspiel oder Dokumentation sieht. Ob man Meinungen oder Texte, Skripte oder Improvisation geliefert bekommt. Vermutlich letzteres, ist doch in jeder Pore die Authentizität, die Ehrlichkeit jener Szenen spürbar. So, als sei es bei dem Film immer auch darum gegangen, dass er für sich selbst Antworten finden wollte, endlich einmal Menschen zwingen wollte, sich zu dem Thema zu äußern. Und sie reden, und wir hören, wir ordnen ihre Gedankengänge, ihre Ansätze, bleiben dann fasziniert zurück, leise grübelnd, nicht wissend, was denn nun richtig oder falsch ist, uns fragend, ob es richtig und falsch überhaupt gibt, erkennend, dass das Kino uns nicht pauschal auf alle Themen klare Antworten liefern, uns manipulieren und in eine Richtung lenken kann. Das Kino viel mehr kann, uns verzaubern und zum Nachdenken anregen kann, die uns deutlich macht, dass wir auch nur kleine, unbedeutende Lebewesen sind, die nur dieses eine Leben haben, das so wahnsinnig wertvoll ist, dass wir es nie aus den Augen verlieren sollten.

                          Der Sonnenaufgang.
                          Das Blühen der Bäume.
                          Der Geschmack der Kirschen.
                          Leben.

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                            Nonkonformist 18.06.2018, 10:15 Geändert 18.06.2018, 11:31

                            - 01 - Aufzeichnungen aus dem Kellerloch -
                            Als ich 16 war entschloss ich in den Keller zu ziehen. Es war der größte und leiseste Raum im Haus, gut ausgebaut, nicht wie die Keller in den Elternhäuser von Bekannten, sondern mit Fenstern und Heizung, gefließt und tapeziert, nur eben unterhalb der Welt, die mich umgab. Sah ich aus dem Fenster sah ich keine Straße, ich sah Baumspitzen, Vögel, den Himmel ohne sonst besonders viel mit zu bekommen. Ich hörte es nicht, wenn es gewitterte, hörte nicht, wenn die Nachbarn Partys feierten und auch war es ein leichtes vollkommen auszublenden, ob es denn nun Tag und noch hell oder bereits Nacht und schon dunkel war. Trotzdem, oder gerade deshalb, beneidete man mich, da der Raum der vermutlich schönste im Haus war, im Winter in einer ertragbaren Kühle, im Sommer stets so frisch, dass ein geruhsamer Schlaf garantiert war. Ich war hier unten allein, mein Reich und Rückzugsort, Fluchtpunkt an so vielen Tagen, in denen ich in Büchern wälzte und Filme sah, nächtelang Musik hörte und meine eigenen Aufzeichnungen aus dem Kellerloch begann.

                            Es war nicht immer ruhig in diesen Tagen. Einen Ort zu haben, an den ich mich zurückziehen konnte, war nicht nur deswegen mein Wunsch, da ich schon immer ein Einzelgänger gewesen war, sondern auch, um mich vor den zunehmenden Problemen im Umfeld zu schützen. Die häufigen Streitereien zwischen meinen Eltern fanden in diesen Tagen ihre Höchstformen, lauter und zäher, mit mehr Inbrust geführte Diskussionen an jedem Abend, vor denen ich nur schwer zu flüchten im Stande war. Oft drehte ich die Musik oder Filme lauter, an schöneren, wärmeren Tagen schnappte ich mir oft unbemerkt meine beiden Adidas-Sneakers und schlich mich heraus, drehte unzälhlige Runden um den Block oder durchstreifte die nahe gelegenen Wälder, in denen ich mich so heimisch fühlte. Die Welt um unser zuhause war ein fantastischer Ort, inmitten unzähliger Wälder und Waldwege, Seen und Felder, grüne, prächtig strahlende Natur, so weit das Auge reichte. Es gab nur ihn, diesen Kontrast zwischen dem dunklen Verlies im Keller und der Schhönheit der Natur.

                            Freunde hatte ich in jenen Tagen nur wenige. Schon während der Schulzeit umgaben mich selten viele Menschen, doch mit dem Ende jener Phase gingen auch die letzten Überbleibsel zunehmend entferntere Wege. Ich war allein, verbrachte Tage und Nächte Zeit ohne sozialen Interaktionen zu folgen, verkroch mich in meine eigene Welt, ohne zu wissen, dass die selbst gesuchte Einsamkeit irgendwann einmal auch ein Fluch werden könne. Zu oberflächlich schienen mir die Aktivität der meisten, erfüllte es doch nicht meine Gier nach der Kultur, der Natur, dem Leben, sich stetig nur mit Feiern irgendwelcher mir fremd gebliebener Partys auseinanderzusetzen. Immer häufiger entschuldigte ich mich, fragte doch einmal jemand nach, ob ich mitkommen wolle, spürte, dass es mich nicht mehr dürstet mich nächtelang volltrunken an Orten aufzuhalten, an denen ich mich nur noch fremder, noch weniger als Teil dieser Gesellschaft fühlte.

                            - 02 - Das verlorene Wochenende -
                            Etwa 63 Stunden lagen zwischen dem Moment, in dem ich die Firma, für die ich seit Anfang des Jahres arbeite, verließ um mich ins Wochenende zu verabschieden und jenem, in dem ich aus selbigen zurückkehrte. Viel war in der Zwischenzeit eigentlich nicht passiert. Menschen hatte ich in dieser Zeit nicht getroffen, jedenfalls nicht bewusst, begegnete ich ihnen in den kurzen Momenten, in denen ich meine Wohnung verließ, nur zufällig, meist knapp grüßend, auf der Straße. Wieder einmal habe ich ein Wochenende verloren, irgendwo zwischen zwei Filmen, die ich halbherzig schaute, ein paar mittelprächtigen Fußballspielen, etwas Musik und sehr viel Schlaf. Wie nur waren die Tage schon wieder verstrichen, wunderte ich mich, mich nicht wirklich einsam, aber doch entfremdet fühlend, war das ganze Wochenende allein zu sein, doch längst mehr Normalität als die Ausnahme. Ich war allein, wieder einmal.

                            Etwa 2014 begann, was mir heute oft Möglichkeiten nimmt. Zwei meiner verbliebenen Freunde zogen weg, nicht etwa in die Nachbarstadt, sondern mehrere hunderte Kilometer von hier entfernt, raus aus dem kleinen Dorf in die Welt, sie als Beginn einer Kette, die mir auch die letzten sozialen Kontakte raubte. Ich bin ein Geist geworden, einer der bei Stadtfesten durch die Straßen läuft, die er seit 26 Jahren kennt, ohne auch nur einem Menschen zu begegnen, dessen Gesicht ihm geläufig vorkommt. Mich grüßen die Menschen nicht, denn sie kennen mich nicht. Ich bin nur ein Steppenwolf, ein zurückgezogener Herumtreiber, aus dem Kellerloch in das Dachgeschoss, hoch katapultiert, um unten zu bleiben. Gottes einsamster Mann, gefangen zwischen Genie und Wahnsinn, bei dem der Wahnsinn offenbar langsam seine Überhand zu nehmen scheint. Ich bin Gerrit, 26, habe einen mittelprächtigen Bürojob in einem mittelprächtigen Leben, bin ein bisschen autistisch, ordentlich, doch chaotisch unentschlossen, Kulturfreund und Kulturbanause, Menschenfreund und Misanthrop, glücklich allein und unglücklich einsam, tierlieb, doch ohne Haustiere. Ich bin der, der da oben am Fenster steht. Der hinausguckt in die Welt, noch immer die Bäume und Vögel betrachtet, aus einer Zeit in der er überaus emotional war mittlerweile weitestgehend emotionslos geworden ist, der mit den verlorenen Wochenenden, der immer alleine ist, der Filme liebt, aber immer seltener welche sieht, der in den Wäldern wandern möchte, die nun nicht mehr vor der eigenen Haustür sind.

                            Mittelmäßigkeit. Vielleicht bin ich angekommen in einer Form der Mittelmäßigkeit, fernab der großen Emotionen. Hat man keine Menschen um sich herum, kann man das ganz gut vermeiden, sind Enttäuschungen und Verletzungen durch andere doch genauso fern wie menschliche Wärme oder gar Liebe. Man ist einfach nur noch, doch lebt nicht mehr. Man verliert jeden Tag 24 Stunden Lebenszeit mehr, in denen wieder nichts passiert. Man sieht wie die Welt um einen hastet, wie sich die Gesellschaft in Cafés und Restaurants zusammenpfercht, alle auf einen Haufen quetschen, immer und überall, während man selbst unerkannt vorbeiläuft, das Leben vorbeiläuft ohne zu grüßen. Ich bin es, der aus dem Kellerloch. Hinauf gekommen, um herunter zu gehen. Willkommen in meiner Welt.

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                            • Mit einem mir bis dato fremd gewesenen Mann suche ich, nachdem ich bereits mit ihm um die halbe Welt geflogen bin, mit Hilfe eines einzigen Fotos nach dem Haus meiner Großmutter.

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                                Nonkonformist 26.05.2018, 00:39 Geändert 26.05.2018, 01:09

                                Vielleicht ist die Zeit vorbei, der Zug auf den ich nie aufgesprungen bin, längst abgefahren. Hunderte Texte habe ich geschrieben, so viele, dass es mich oft selbst erschreckt, tage- und nächtelang Gedanken zu Papier gebracht für nichts, für das kleine bisschen Glück des Augenblicks. Vielleicht waren manche Texte ganz gut, voller Leben, ich weiß nicht, nur, dass die Abstände zwischen den Zeilen größer werden, ich mich entferne von dieser brotlosen Kunst. Einmal, nur einmal noch einen guten, einen letzten guten Text schreiben, ich sein, mehr schreiben als die uninspirierten Gedankenfetzen der letzten Wochen. Das wäre es doch.

                                Es ist dunkel geworden. Die nächtliche Stille ist eingekehrt, nur unterbrochen von dem leisen Wortrausch in der Ferne redender Menschen, sonst nichts, Stille. Über mir biegen sich die Silhouetten der Kieferbäume im leichten Wind, der zart an meinen nackten Füßen kitzelt. Wenn man genau aufpasst merkt man die kleinen Bewegungen, die der Wind auslöst, wie er mich schaukeln lässt in dieser nimmerkühlen Nacht. Seit fast zwölf Stunden liege ich hier, habe meine Hängematte nur verlassen, als mein Magen seinen eigenen kleinen Rebellen herausließ, mich der Hunger überkam, nur um dann hierher zurück zu kehren. Wieder habe ich einen Tag meiner rar verfügbaren Urlaubstage mit der Muße verbricht. Ich tue ja nie etwas, wie mein Nachbar einmal fälschlicherweise zu erkennen glaubte, ich tue ja nichts, ich bin nur da. Dann liege ich eben den ganzen Tag da in meiner Hängematte, beobachte die sich verändernden Tageszeiten, das Aufgehen, Wandern, Untergehen der Sonne, der langsame Beginn des Mondes, Schichtwechsel am Firmament. Ich mache ja nichts.

                                300 Seiten habe ich heute gelesen, 300 Seiten Inspiration, Aussteigerromane, wie immer eigentlich. Klar, "Der große Gatsby" war literarisch groß und auch Kafka war es, doch erst bei Thoreau, Emerson, Kerouac und Dostojewskis bittersüßem "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" finde ich meine innere Ruhe, meine Muße und Nonkonformität, den Glauben daran, nicht alleine auf dieser weiten Welt zu sein. Nie war ich alleine, nicht jedenfalls wenn ich es physisch war, immer schon war ich ein ausgesprochener Einzelgänger, jenes seltsame Kind, das lieber alleine auf das einsame Tor schoß anstatt sich zu den anderen zu gesellen und mit ihnen zu spielen. Vielleicht bin ich manchmal ein wenig autistisch, wie einer der wenigen Menschen, die mich etwas besser kennen, einmal richtigerweise feststellte. Ich suchte nie den Abstand zu Menschen, um mich von ihnen, sondern um mich nicht von mir selbst zu distanzieren, war nie ein größerer Misanthrop als ich Philantrop war, nur eben einer, der nicht besonders gut in eine Gesellschaft passt.

                                Wann habe ich eigentlich angefangen mit all dem aufzuhören?
                                Ich erinnere mich an die Zeit vor etwa sechs Jahren als ich zum ersten Mal "Dharma Bums" las, zum ersten Mal überhaupt seit Jahren wieder intensiver zu lesen begann. Es war die Zeit in der ich anfing ein wenig aus der Norm zu fallen, Freundschaften zu bröckeln anfingen, die ich fortan mit Literatur, Filmen und Musik zu füllen wusste. Auf "Dharma Bums" folgten schnell weitere Werke, "On the Road", Bukowski, Sachbücher über fernöstliche Philosophien und der mangelhaften gesellschaftlichen Wertschätzung gegenüber der Muße. Vielleicht war ich zumindest darin schon ganz gut, Müßiggänger zu sein, Tage, Wochen nichts zu tun außer da zu liegen und zu lesen, abends einen kleinen Spaziergang zu machen und zu erkennen, dass ich nur so zu meiner inneren Ruhe finden kann. Menschen wurden mir immer schneller lästig, gar nicht, weil sie keine Inspiration oder Denkansätze lieferten, sondern zumeist weil ich mich bereits nach kurzer Zeit wieder nach der physischen Einsamkeit, nach mir sehnte.

                                Häufig spaziere ich nachts in warmen Sommernächten, wenn ich wieder einmal schlaflos in meinem Bett liege, wie ein Herumtreiber durch die düsteren Straßen, sehe im Dunkel der Nacht oft aus der Ferne die Silhouette der grell leuchtenden Fernseher, Bildschirme so weit das Auge reicht, immer und überall, zu jeder Tageszeiten, so nichtig sie auch erscheinen mögen. Mein Fernseher ist die Natur, der Vogel an der Spitze des Baumes, der im Nest sein Kindchen schützt, umherfliegt auf der Suche nach etwas Essbaren, die noch immer leicht im Wind schaukelnden Spitzen der Kieferbäume untermalt durch die santen Töne des kleinen Zugs an meinem Fuß. Ich träume noch, werde nie aufhören, nie aufhören zu träumen, das Leben zu spüren nichts zu tun, nie aufhören noch mehr Blätter zu füllen und noch mehr Zeit der Muße zu widmen. Hastet nur, sucht nur was auch immer ihr in eurem stetigen Drang nach Beschleunigung zu finden erhofft, ich mache weiterhin nichts, weil es mich weiter bringt, viel weiterträgt auf der Reise die nie endet.

                                Stille.

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                                  Jetzt für kurze Zeit (leider nur auf deutsch) umsonst zu sehen in der Mediathek von Tele5:
                                  https://www.tele5.de/videos/spielfilme?v=9736

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                                  • Acht Punkte für "Die unschuldigen Zauberer", wunderbar. Mich würden deine Gedanken zu diesem viel zu unbekannten Film (der ja schon länger auf meiner Lieblingsfilmliste zuhause ist) interessieren? :)

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                                    • Nonkonformist 19.05.2018, 08:55 Geändert 19.05.2018, 09:39

                                      Nach der Rückkehr an den Tatort wurde der Strom abgestellt, was nun meine Flucht verhindert. Zu allem Ärger wird zudem mein Auto von ein paar abenteuerlustigen Jugendlichen entwendet.

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                                        Nonkonformist 17.05.2018, 20:26 Geändert 17.05.2018, 20:38

                                        Schon seit ein paar Monaten schwebte die Sehnsucht in meinem Kopf herum "Ghost Dog" endlich einmal wieder zu sehen. Zu lang ist es her, habe ich diesen unter Jarmuschs Filmen doch gewiss seit dem Tag in dem ich seine (damalige) Gesamtbox von Arthaus, Ende 2014, kaufte, nicht gesehen. Die Gründe für meine Sehnsüchte sind dabei eindeutig und wenig schwer zu erkennen, fasziniert mich doch noch immer das Zentrum des Films, das "Hagakure" sehr, die Thematik zwischen Demut vor dem Leben, das Spirituellen daran, im Kopf eines - im richtigen Moment - kaltblütigen Killers. Auch, die Musik, ist Hip-Hop doch die Sprache, die Kultur mit der ich groß geworden bin, die mich mehr als mein halbes Leben begleitet und dann auch dieses Dach auf dem der "Ghost Dog" zu hausen scheint, seine Tauben, die Einsamkeit, die Nächte, jede dieser Szenen, an die ich jedes Mal denken muss, seitdem ich Ende letzten Jahres diese Wohnung mit der 40m² großen Dachterasse bezogen habe. Es ist der Weg des Samurai...

                                        Keine Frage, "Ghost Dog" ist nicht einer der besten Filme Jarmuschs. Für mich jedenfalls nicht, auch wenn er in meiner Wertungsskala noch weiter klettert und es zweifellos faszinierendes in diesem skurillen Werk gibt. Die langen Kamerafahrten faszinieren mich, die Häuserfassaden, der Dreck, der Schnitt hin zu den Vögeln am Firmament, eine Welt irgendwo zwischen GTA und der Schönheit der kleinen Dinge, ein Jarmusch zurück zu seinen Wurzeln, Häuserfassaden wie in Permanent Vacation, Stranger than Paradise, Down by Law oder Mystery Train. Eigentlich waren sie immer da, sie und diese Leere mitten zwischen dem vielen Leben. Die Spiritualität des Hässlichen, die Schönheit der Schattenseiten. Ghost Dog. Und dahinter?

                                        Stolz trohnt der Samurai, doch verlassen und demütig, gefangen in einem Käfig und gleichermaßen frei wie die Tauben, die ihn umgeben. Ganz leise fliegt er davon....

                                        Doch wie schafft es ein Mensch zu morden, ohne verrückt zu werden?
                                        ""Dinge von geringer Bedeutung sollten ernsthaft angegangen werden.""

                                        Und so bringt uns Jarmusch ganz still und leise einen Film auf die Leinwand, der eigentlich ein Actionfilm sein könnte, würde er sich nicht derart nonkonformistisch dafür einsetzen, dem Film lieber etwas mehr Seele, denn Actionszenen zu verleihen. Er sich nicht dagegen sträuben einen Killer als blutrünstigen Mörder, sondern als Menschen dazustellen, einen schweigsamen, "stille Wasser sind tief"-Poeten, einen... Samurai.

                                        Hagakure
                                        "Hinter den Blättern"
                                        Weitersehen.
                                        Weiterdenken.
                                        葉隠

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                                          Nonkonformist 10.05.2018, 13:29 Geändert 10.05.2018, 13:37

                                          Vielleicht ist "Zabriskie Point" der treffendste Beweis für die zunehmende Veränderung (m)eines Filmgeschmacks, Gemütszustands, Lebens. Michelangelo Antonioni ist, da bin ich mir ziemlich sicher, der beste Regisseur, den das Kino bisher je gesehen hat, ein verkopfter Virtuose, der dennoch stets den Blick für den Puls seiner Zeit hatte. Welcher Film könnte das besser beweisen als der 1970 erschienene "Zabriskie Point", den Abgesang auf die Hippie-Kultur, das Erbe der 68er-Generation, die so kurz und prägnant war.

                                          Möglicherweise bin ich so etwas wie ein Hippie, ein Herumtreiber, jemand, der fast sein ganzes Leben nur Bücher über soziale Außenseiter, Aussteiger, Träumer gelesen hat, der Kerouac und Thoreau verschlingt, seit Jahren täglich The Doors, Neil Young oder Creedence Clearwater Revival hört, irgendwie eine besondere Vorliebe hat für das Anderssein in einer Gesellschaft, der es oft an Lockerheit, zwischenmenschlicher Wärme und pazifistischeren Grundwerten fehlt. Vielleicht ist das alles eine sehr naive, verträumte Gedankenwelt, wie es auch die gesamte 68er-Bewegung war, etwas was nur kurz funktionieren und dann schmerzhaft an seinen Werten zerbrechen muss, aber die einzige Gedankenwelt, die für mich funktioniert.

                                          Mein Bedürfnis immer mehr zu schauen, jeden Filmklassiker dieser Welt zu schauen, wird immer geringer, vermutlich auch, da auch das nach vielen Jahren intensivem Interesses seine Reize einfach verliert, wie in einer Beziehung, die zunehmend nur auf Gewohnheit denn Liebe basiert. Die alteingesessen wird, mit immer wenigen Innovationen, immer weniger Reiz, fast alltäglich. Ich liebe das Kino der Truffauts und Kieslowskis, der Viscontis und Kurosawas, und werde sie immer lieben, doch schaue ich mein Filminteresse in den letzten Monaten an, gleicht es immer mehr der Literatur, der Musik, die ich seit Ewigkeiten verschlinge.

                                          Wenders, Herzog, Godard, Jarmusch oder Antonioni sind die, die am ehesten verbleiben, weil auch ihre Figuren heimatlose Herumtreiber sind, sie wie Tiere in einem Käfig in der Gesellschaft gefangen sind, doch stetig den Wunsch haben auszubrechen, zu wüten, weil deren Konventionen endlich aufgebrochen werden müssen. "Zabriskie Point", Pink Floyd, bunte Farben im melancholischen Grundton, freie Liebe... vielleicht ist der oft am meisten belächelte Film Antonionis gerade der, der mich immer mehr überzeugt.

                                          Meine letzte Filmbestellung, meine erste seit Monaten, macht das deutlich, diese wieder aufsteigende Liebe zu Roadmovies, Träumern, der nicht mehr ewigen Suche nach perfekten Filmen. Was ist schon perfekt, wer braucht schon Perfektion? Lieblingsfilme vereinen vielleicht genau das, die Symbiose einer perfekten Inszenierung und einem Inhalt, der einen gnadenlos beschäftigt. Etwas, das zwischen dem unperfekten, aber subjektiv so interessanten "Into the Wild" und den perfekt inszenierten, für mich jedoch weitestgehend so belanglosen Filmen eines Stanley Kubrick steht. So ein wenig zumindest.

                                          "Stille Tage in Clichy", "Two-Lane Blacktop" und Barbet Schroeders "More" liegen jetzt hier, dazwischen Dokus über den Bhutan, Hinduismus, die Beatles oder Scorseses siebenteilige Reihe über die Geschichte der Blues-Musik. Dazwischen: Schallplatten, jede freie Minute Schallplatten, Neil Young, den ganzen Tag, die langen Wanderungen durch die Natur, die Freiheit ich zu sein, wenn ich frei habe, frei bin, gute Bücher und eine Ausgeglichenheit seit Wochen. Vielleicht passt da einfach kein Bergman, kein Dreyer oder Bunuel mehr rein.

                                          Doch egal wie viel perfekter viele Filme auch sein mögen, wie lange sich die Kritiker darüber noch echauffieren möchten:
                                          "Zabriskie Point" ist gut, so gut.
                                          Für mich jedenfalls und das ist, am Ende des Tages, eben immer noch das, was am meisten zählen muss.
                                          Ich träume mich dann wieder mal weg.
                                          Bis bald, liebe Welt.

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                                          • "Mai 1962, der erste Friedensmonat nach sieben Jahren Algerienkrieg. Was ist davon in der französischen Hauptstadt zu spüren? Regisseur Chris Marker liefert einen essayistischen Querschnitt durch die Bewusstseinslage der Pariser Bevölkerung."

                                            - Jetzt, gemeinsam mit "La Jetée - Am Rande des Rollfelds" in der ARTE Mediathek.

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                                              Nonkonformist 30.04.2018, 22:17 Geändert 16.08.2018, 15:10

                                              Reden wir einmal über das Kino, unsere große gemeinsame Liebe.
                                              Ich schreibe oft Worte, oft nachdem ich Filme gesehen habe oder mit einigen Filmsequenzen im Hinterkopf, spreche jedoch selten direkt über Filme. Ich umschreibe sie, projeziere sie auf das Leben, suche mir die Kernstücke der Realität in ihnen heraus, weil ich genau das am Kino liebe, die Realität, die Nähe zu dem, was uns täglich umgibt.

                                              Selten kommt es vor, dass sich zwei derart namenhafte Regisseure der selben Thematik widmen, gar noch den selben Titel verwenden, kein Geheimnis aus der erneuten Bearbeitung des selben Inhalts machen und das Endergbnis (auch in Sachen Qualität) sich derart unterscheidet wie in diesem Fall. "Tagebuch einer Kammerzofe", 1946 verfilmt von einem der größten französischen Regisseure aller Zeiten, Jean Renoir, achtzehn Jahre später erneut aufgegriffen von dem wohl bekanntesten spanischen Regisseur überhaupt - Luis Bunuel.

                                              Paradoxerweise verbindet diese beiden so ungleichen Regisseure dieses Werk, ebenso wie sie in meiner kleinen Filmwelt etwas kurioses verbindet. Ich mag Renoir, ebenso wie ich Bunuel mag, kenne von beiden sämtliche (Kern-)werke und habe mich umfassend mit ihrer Filmografie (insbesondere in Bunuels Fall mit derzeit rund 20 Filmen) befasst. Und doch sind es immer zwei Regisseure geblieben, die mir auf irgendeine Weise fremd geblieben sind, die mir nie wirklich nahe gegangen sind, so verzaubernd, echt, wichtig ihre Filme auch sind. Ich habe keinen Lieblingsfilm von Renoir, nicht mal einen den ich wirklich nicht mag, auch wenn "Tagebuch einer Kammerzofe" hier wohl am ehesten den Titel zugeschoben bekommen müsste, und sehe ähnliche Problematik auch in dem umfassenden Werk von Bunuel. Meine drei liebsten Filme von ihm, "Viridiana", "Die Vergessenen" und eben "Tagebuch einer Kammerzofe" (, das er entscheidend besser auf die Leinwand brachte) sind allesamt wirklich großartige Filme, auch weit über den objektiven Eindruck hinaus, doch haben auch sie mich nie in die Lage versetzt, in die mich irgendeines der Werke der vielen Regisseure von denen ich eine derart hohe Anzahl an Filme gesehen habe, versetzt haben.

                                              Wie verdeutlicht sich die Liebe zum Kino?

                                              Ich liebe die Einfachheit, den Minimalismus im Leben, ebenso wie im Kino, schaue mir lieber die LowBudget-Werke großer Poeten an als mich mit den überteuert produzierten Filmen einer Industrie zu befassen. Vielleicht rührt daher meine Liebe zu Debütfilmen, die bei vielen Regisseuren mit zu den besten ihres Werkes gehören, trotz, nein, gerade wegen ihrer unperfekten Einfachheit. Nie war Truffaut besser als bei seinem Debüt, nie Terrence Malick oder Darren Aronofsky.

                                              Vielleicht stört mich das an Renoir, der sich zwar immer den einfach Leuten widmete, der Realist und Humanist war, aber in "Tagebuch einer Kammerzofe" letztendlich leider zunehmend den Eindruck vermittelt einfach zu viel auf einmal zu wollen. Ein Film überladen von Schauspielern und Statisten, Dialogen, reingepresst in 83 Minuten, die einen letztendlich nur wenig glücklich zurücklassen - insbesondere wenn man Bunuels Werk im Vergleich hierzu betrachtet.

                                              Ich liebe das Kino der kleinen Töne, die viel aussagen ohne groß auf Dialoge bauen zu müssen, wie "Im Lauf der Zeit", "Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen" oder "Stranger than Paradise". Noch nie war ich ein Freund dialogreicher Filme, gab wenn überhaupt Eric Rohmer oder Woody Allen die Genehmigung dazu, wenn ich denn einmal in der richtigen Stimmung war, kann jedoch die an Screwballkomödien erinnernde Aneinanderreihung von Sätzen, Sätzen, unendlich vielen Sätzen auch in diesem Fall nicht ausreichend folgen, oder möchte es letztendlich einfach nicht.

                                              Und dann ist da auch die große Liebe zu ebenso großen Schauspielerinnen, den Anna Karinas, Catherine Deneuves oder Jeanne Moreaus dieser Welt. Jener Jeanne Moreau, die Bunuels Kammerzofe war, die Ihr Ausdruck, Intensität, Leben verlieh. Ihr eine Seele, Gefühl, einen Charakter gab, während Paulette Goddard, allen Respekt ihrer Person gegenüber zum Trotz, hier wirkt wie Ihre vielen Kollegen: gefangen in einem Wirrwarr und dem Ausdruck, dass hier primär ausdruckslos und mit wenig subtilen Mitteln versucht wird das Leid jener Kammerzofe auf die Leinwand zu bringen.

                                              Vielleicht entdecke ich ihn irgendwann, diesen Renoir-Film, der mich nachhaltig verändert, sehe einen seiner Filme plötzlich in einem anderen Licht und spüre, dass ich bisher schlichtweg etwas übersehen habe. Dieser aber, dieser wird es ganz sicherlich nicht sein. Leider.

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                                              • Nonkonformist 26.04.2018, 12:01 Geändert 26.04.2018, 13:46

                                                Ist die Person Klaus Kinski heutzutage in den Medien, wird er meist auf seine cholerischen, exzentrischen Momente reduziert. Klaus Kinski, das ist der, der Filme nur des Geldes wegen machte, der Unberechenbare, der seine Wut und seinen Hass immer und überall kundzutun versuchte. Ich aber sehe in Kinski einen Missverstandenen, eine sehr sensible Seele für die es einfach keinen Platz in unserer Gesellschaft und in den Medien zu geben schien. Einen feinfühligen und durchaus intelligenten Menschen, entzürnt durch das fehlende Verständnis für seine Ansichten, ein Perfektionist gefangen zwischen Größenwahn und Selbsthass, den er auf andere überträgt. Stunden- und tagelang wütete er laut Herzog, an dessen Aussagen man vereinzelt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, auch zweifeln darf, oft grundlos. Grundlos? Gewiss sind seine Ausbrüche zumeist viel zu ausgeprägt, viel zu inbrünstig, doch die zunehmend gewollte Provokation Kinskis in den Medien um genau das entfachen ist eine Persiflage auf eine Person, die nie wirkte, als wolle er für das stehen, für das er (auch postum) zunehmend stand.

                                                Claudia Cardinale, Kinskis Partnerin in "Fitzcarraldo" erkannte in Kinski auch die verzweifelten Rufe eines hypersensiblen Außenseiters, der für sie vor allem eine liebevolle, ja fast zärtliche Person, war. Sein Perfektionsdrang, die oft "grenzenlose Blödheit" der Gesellschaft waren es, die ihm einen Stempel aufdrückten, der sich sicherlich auf die negativsten aller Charakterzüge eines zweifelsfrei schwierigen Charakters beschränken. Aussagen wie "Ich spiele nicht, ich bin das - verstehen sie? - und deswegen bin ich Nichts" und "Ich kenne nur einen nicht, und der bin ich" machen die in ihm verborgene Selbstkritik und Selbstzweifel deutlich, die vielen Ängste, die er in sich trug und die oft explosionsartig entladen werden mussten, wenn er nicht mehr konnte, die Qual in ihm zu groß, das Missverständnis zwischen ihm und der Welt zu weitreichend war. Was bleibt ist ein falsches Image, eine Person mit einem Medienbild, das (s)eine Verachtung verdient und dem es eindeutig an Differenziertheit mangelt.

                                                Ich sehe Klaus Kinski als Mensch, nie als Schauspieler. Vielleicht war er letzteres nicht einmal, so wie auch Herzog (in seinem Fall wohl fragwürdiger) von sich behauptet nie ein Regisseur gewesen zu sein. Kinskis Schauspiel hat mich nicht einmal sonderlich angesprochen, noch nie, die Filme in denen er mitspielte waren für mich nie geprägt durch ihn, eher dadurch, in seinem Gesicht zu erkennen, wie es hinter dem Schauspieler, es in dem Menschen in ihm aussieht.

                                                "Ja, ich habe Gewalt in mir, aber keine negative. Wenn ein Tiger seinen Dompteur zerreißt, so sagt man, der Tiger sei gewalttätig und jagt ihm eine Kugel in den Kopf. Meine Gewalt ist die Gewalt des Freien, der sich weigert, sich zu unterwerfen. Die Schöpfung ist gewaltsam. Leben ist gewaltsam. Geburt ist ein gewaltsamer Vorgang. Ein Sturm, ein Erdbeben sind gewaltsame Bewegungen der Natur. Meine Gewalt ist die Gewalt des Lebens. Es ist keine Gewalt wider die Natur, wie die Gewalt des Staates, der eure Kinder ins Schlachthaus schickt, eure Gehirne verblödet und eure Seelen austreibt!"

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                                                  Ich habe häufig gesagt, dass ich nie streamen werde, nie etwas für mich über die Silberscheiben geht, die in meinem Regal stehen und nur das echte Liebe zum Kino sei. Abgesehen davon Filme dann wirklich im Kino zu sehen natürlich, was ich zugegeben, ohnehin noch nie sonderlich viel gemacht habe - nicht zuletzt da sich die Möglichkeiten auf dem Dorf schnell erschöpfen.

                                                  Ende April 2018.
                                                  Ich besitze Prime und Netflix, nutze Youtube mittlerweile als eine meiner Hauptquellen für Filme und habe mir in diesem Jahr bisher maximal eine handvoll neue Filme ins Regal gestellt. Zugegeben schaue ich heute weniger Filme als noch vor einem Jahr, als ich mit jeder Gehaltszahlung überlegte welche Filme diesen Monat in mein Regal wandern und oft dreistellige Eurobeträge für Großbestellungen ausgab. Vielleicht aber auch ist mir das Geld wichtiger geworden, ich jemand, der genauer guckt wofür er sein Geld investiert und immer nur verfügbares Geld in neue Filme zu investieren sich langfristig nicht ausreichend rentiert.

                                                  Warum aber habe ich eigentlich Prime und Netflix?
                                                  Manchmal kommen die Situationen anders als man denkt. Als ich mir Anfang des Jahres Prime holte in dem Glauben, die 69€ im Jahr würden sich schon lohnen und ich das umfassende Angebot ausreichend nutzen, unterlag ich einem Irrtum. Nur selten nutze ich die Möglichkeiten, nicht zuletzt, weil die meisten der Filme, die interessant erscheinen, mir bereits bekannt sind, ich letztendlich doch zu wenig Zeit habe um Filme zu schauen und mir meine heißgeliebte Übersicht schlichtweg über weite Strecken fehlt. Prime is wirrwarr, eine nie endende Nicht-Übersicht, die nur durch gezielten Suche zu einem Ziel führt, das selten jenes ist, was man erwartet hat.

                                                  Immerhin stimmt die Auswahl im Großen und Ganzen, ist es doch auf der anderen Seite genau das, was Netflix für mich so gnadenlos uninteressant macht. Durch den glücklichen Zufall zwei Tage nach Beginn meines Prime-Abonnements von einer Freundin gefragt zu werden, ob ich ihren Netflix-Account mitnutzen möchte, erschloss ich so gleich binnen weniger Stunden beide Möglichkeiten. In der Theorie jedenfalls, wäre Netflix nicht ein auf Serien und Massen getrimmter Anbieter, der mir auch nach mehreren Monaten nahezu gänzlich fremd bleibt.

                                                  Was also bleibt auf meiner Suche nach meinem Kino, dem sich den Massenmedien ausreichend entfernt bewegenden Leinwandbildern, die mich begeistern?
                                                  Die guten, noch immer vertrautesten und ehrlichsten Silberscheiben oder aber, wie es zuletzt bei mir üblich wurde, die Mediathek von ARTE und der größte "Streamingdienst" der Welt: Youtube. Nicht einmal immer in schlechter Qualität, nicht einmal immer ohne die Option Untertitel auszuwählen, werden hier ganz ohne Kosten, ohne nervige Abonnements Filme in großen Mengen angeboten - auch für den sich abseits bewegenden Kinoliebhaber wie mich. Ich streame also nun, irgendwie. Seit ein paar Monaten lebe ich davon gut, merke, dass viele was ich mir sonst kaufen wollen würde auch durch die oben genannten Möglichkeiten ihren Weg zu mir finden oder es oft gar nicht verkehrt ist sich in Geduld zu üben und zu warten, bis sich ein anderer Weg erschließt.

                                                  Das Kino ist unergründlich, so oder so.

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                                                  • Nonkonformist 14.04.2018, 20:21 Geändert 14.04.2018, 20:36

                                                    Schauspielerinnen:
                                                    Gena Rowlands in "Eine Frau Unter Einfluss"
                                                    Anna Magnani in "Mamma Roma"
                                                    Ana Torrent in "Züchte Raben"

                                                    Schauspieler:
                                                    Maurice Ronet in "Das Irrlicht"
                                                    Carlo Battisti in "Umberto D."
                                                    Timothy Spall in "All or Nothing"

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