Nospheratu99 - Kommentare
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Alle Kommentare von Nospheratu99
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Plumper Sci-Fi-Horror um todbringende Pflanzen.
Indem das Regie-Duo Sekely/Francis die Romanvorlage John Wyndhams („Die Triffids“) zu großen Teilen außen vor lässt und den gesellschafts- und wissenschaftskritischen Inhalt zu einem reinen Überlebenskampf degradiert, werteten sie einen an sich interessanten Stoff zu dumpfer Fluchtaction ab. Ebenso enthielten sie sich einer Erklärung für das Erblinden und das Auftauchen der sich bewegenden Pflanzen. Somit sehen wir bei den „Blumen des Schreckens“ einen zwar gut ausgestatteten, inhaltlich jedoch beliebigen Gruselfilm, der sein Potential zu eigentlich keiner Zeit richtig ausspielen kann.
Der gesellschaftskritische Ansatz wurde lediglich ein einziges Mal aufgegriffen (die wenigen Sehenden in Person der geflohenen Sträflinge nutzen ihren physischen Vorteil gegenüber den Blinden in Person der Bewohner des Blindenheimes und vergehen sich an den Frauen), was jedoch auch nur dem dramatischen Effekt dienlich war und die eigentliche Aussage entsprechend verwässerte. Ansonsten wurden die Aussagen der Geschichte und diese selbst weitgehend ignoriert.
Dazu verhedderten sich Sekely und Francis immer wieder in den eigenen Regularien und ließen die Pflanzen im Laufe des Films offenbar an Fähigkeiten dazugewinnen. Man könnte dies auch als laufenden Erkenntnisgewinn der Überlebenden interpretieren - ich würde jetzt aber nicht so weit gehen dies als tatsächlich intendiert zu betrachten. Die Bekämpfung mittels Meersalzwassers setzte einen schwachen Schluss- und Kontrapunkt hinter die nur wenig plausible Handlung.
Howard Keel, Janina Faye und Nicole Maury bugsierten ihre Figuren soweit so gut durch den Streifen, scheiterten am schwachen Drehbuch und der einfach gestrickten Handlung ebenso wie Jeanette Scott und Kieron Moore. Eigentlich fühlten sich die passablen Leistungen der Darsteller sowie die aufwändigen Kulissen und Effekte fast schon als eine Art Verschwendung an, da die inhaltliche Komponente leider völlig danebenging. Es ist sicherlich nicht leicht, ein derart komplexes Buch in neunzig Minuten zu verfilmen, doch irgendwie hätte ich mir eher eine metakritische Bearbeitung als eine Horroraction gewünscht. Da machte die 1981 gedrehte Serie denke ich mehr Sinn, da sich diese wohl die Zeit nahm, die komplexe Handlung und die Aussagen stärker in den Vordergrund zu rücken.
Fazit: Die inhaltliche Beschneidung tat der Sache nichts Gutes und blendete die Metaebene (die ja das eigentlich Interessante des Stoffes darstellt) völlig aus. Und so bleibt ein verstümmelt wirkender Film, der außer einer handwerklich aufwändigen Umsetzung eigentlich kaum etwas bietet. Dafür vergebe ich auch die viereinhalb Punkte, mehr hat sich dieser Streifen eigentlich nicht verdient. Eine Empfehlung will mir auch nicht so recht über die Lippen.
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Lausiger Alien-Horror-Trash.
Das größte Manko dieses Streifens ist die Optik – selten sah ich derart einfache Effekte, die sogar für die damalige Zeit visuell versagten und gegenüber anderen Filmen abfielen. Schon die anfänglichen Sequenzen mit dem Raumschiff machten deutlich, dass man es hier mit einer unterfinanzierten B-Produktion zu tun hatte. Die gezeichneten Szenen mochten zumindest noch stilistisch gefallen, jedoch jene aus dem Inneren der Kapsel und dem Cockpit schon weniger. Vor allem das Monster hatte ein schon fast peinliches Erscheinungsbild, zudem war offenbar, dass hier ein Kamerad in einer Pappmache-Maske steckte. Und auch die Kulissen in und um die Forschungsstation versagten in ihrer Einfachheit jeglicher Wirkung.
Zumindest mühten sich die Mimen um eine halbwegs glaubwürdige Darstellung und hatten damit zum Teil auch Erfolg. Dennoch wollte die Geschichte in diesen irgendwie seelenlos wirkenden Kulissen nicht so recht in die Gänge kommen. Zwar verströmten die Landschaftsaufnahmen eine nette Sommerfrische-Atmosphäre, alles andere blieb jedoch völlig ohne Eindruck. Und so nahmen sich die Bemühungen des darstellenden Personals zwar ambitioniert, unter dem Strich jedoch leider genauso lächerlich wie die Maskerade des Monsters an.
Dabei hätte die Geschichte um das heilsversprechende Alien durchaus Potential gehabt. Man muss sich vor Augen halten, dass der Film in Zeiten der Anfänge des kalten Krieges gedreht wurde. Damals bedachte der Kommunismus die Westmächte mit lebens- und weltanschaulichen Lockungen, die sich auf den ersten Blick für das einfache Volk natürlich gut anhörten. Dass man diesen Dingen mit einer Portion gesunder Skepsis begegnen sollte, war wohl die Kernaussage des Streifens. Letzten Endes vernichteten die Menschen das Monster aus Angst vor Versklavung, die sie aus den Ankündigungen des Aliens herausgehört zu haben meinten. Das Motto „Wenn etwas zu schön ist um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch“ griff hier höher als die Heilsversprechen.
Fazit: Ein bestenfalls bemühter Streifen, der hauptsächlich an seiner einfachen und billigen Umsetzung scheitert. Trotz einer gar nicht mal so üblen Geschichte und motivierten Darstellern kam der Film wegen der begrenzten Ausstattung nicht über Trash-Niveau hinaus. Dabei lieferte er die Vorlage für einige andere Alien-Streifen (das Heranwachsen des Aliens-Ableger im menschlichen Körper gab es ja später mal in einem Klassiker – ich komm nur grad nicht drauf, wie der heißt … 😉), blieb selbst jedoch unter dem Radar der meisten Cineasten. Mehr als eine zweieinhalb rücke ich dafür nicht heraus und auch eine Empfehlung gibt’s ausschließlich für Trash-Freunde.
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Halbgarer Thriller von der Stange.
Bela Lugosi dürfte in den vierziger Jahren geradezu wie am Fließband gearbeitet haben – eine derartige Flut von zweitklassigen Horror- und Psychothrillern ist mir in kaum einer anderen Darsteller-Vita untergekommen. Wobei man natürlich sagen muss, dass er - ähnlich wie seine Genrekollegen Vincent Price und Boris Karloff – auf Grund seines Auftretens für derartige Produktionen natürlich prädestiniert schien. Es ist diese Mischung aus weltgewandter Manier und raubtierhaftem Blick, die ihn und seine Figuren prägt. Auch einem Anthony Hopkins ist diese Melange zu eigen, womit er wie die oben genannten Herren sein Paradefach gut ausfüllt.
In diesem Streifen spielt Lugosi den Besitzer eines herrschaftlichen Anwesens, auf dem mysteriöse Morde geschehen. Auslöser dafür scheint eine geisterhafte Frauengestalt zu sein, die jeweils kurz vor den Morden nächtens auf dem Grundstück umherwandelt.
Einige der Hintergründe sind dem Zuschauer von Anfang an bekannt, womit schon bald klar wird, wohin die Reise geht. Regisseur Joseph Lewis hält mit den Fakten auch nicht lange hinter dem Berg, womit sich für das Publikum bald nicht mehr die Frage stellt, wer hinter den Morden steckt, sondern wie derjenige enttarnt wird. Dies geschieht soweit gut erzählt, hält jedoch kaum Spannung bereit. Zumindest gab es ein wenig schaurig-schöne Atmosphäre, diese jedoch lediglich in Ansätzen.
Inhaltlich und darstellerisch schien alles auf den Star Bela Lugosi zugeschnitten, der jedoch besonders in den Psycho-Szenen seine Probleme hatte. Da überspielte er oft gräulich, was dem Ganzen leider keine gute Note bescherte. Seine Kollegen dafür ausgewogen und für ihre Figuren glaubhaft. Vor allem John McGuire stahl Lugosi ein ums andere Mal die Show, aber auch Polly Ann Young süß und in jeder Szene passabel. Clarence Muse stilsicher als Butler.
Fazit: Ein bestenfalls durchschnittlicher Grusler, der am ehesten für zartbesaitete Seher und Filmnostalgiker geeignet scheint. Allein die schaurig-schöne Aura, die solch alte Schinken hauchzart umflort, rettete den Streifen vor dem totalen Absturz und somit hat mich die gute Stunde Laufzeit nicht gereut. Eine Bewertung leicht unter dem Strich trägt der Darbietung soweit so gut Rechnung und eine Empfehlung will mir auch nur mit Vorbehalt über die Lippen.
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Alternative, jedoch durchaus ansprechende Charakterstudie.
Dieses Stück Zelluloid als Krimi zu bezeichnen, halte ich für grundfalsch. Zwar geht es um einen Mord und die daraus resultierende Gerichtsverhandlung, doch Regisseur Gonzalo Tobal konzentriert sich weder auf den Mordfall oder die Verhandlung selbst, sondern setzt sich mehr mit den Figuren und ihren Seelenleben auseinander. Dabei geht er der Frage nach, was so ein Prozess mit den Menschen und ihrem Umfeld macht, wie es ihnen dabei ergeht, welche Zweifel, welche Motive sie haben und wohin derartige Dinge führen. Die kriminalistischen Fakten werden zwar thematisiert, jedoch nur soweit, als sie für die Darstellung der inneren Befindlichkeiten dienlich sind.
Dass eine juristisch und taktisch qualitative Verteidigung natürlich Geld kostet und diese Kosten auch eine Oberschichts-Familie an ihre Grenzen bringt, ist ja nichts Neues. Da wurden mit strafrechtlich wackeligen Verfolgungen schon Existenzen zerstört, und das trotz erfolgtem Freispruch. Da gibt es auch in Ö in jüngster Vergangenheit einige Beispiele, vor allem auf politischer Ebene (gegen missliebige Aktivisten wird ja gerne so vorgegangen). Und so musste sich die Familie nicht nur von ihren Ersparnissen, sondern auch von einem Zweithäuschen trennen.
Doch vorrangig ging es Tobal um die seelischen Belastungen. Zwar unterstützt die Familie ihre angeklagte Tochter Dolores nach Kräften, doch leidet das Familienleben eben auch ein Stück weit mit. Der jüngere Bruder zeigt bald Zeichen der emotionalen Vernachlässigung und auch der Tochter geht nach einem nervenaufreibenden Fernsehauftritt (in Südamerika dürften Mordprozesse noch stärker ausgeschlachtet werden als in Europa) bald die mentale Kraft aus. Eine eher freudlose Liebesbeziehung bietet auch nur wenig Erbauliches.
Und so schleppt Hauptdarstellerin Lali Esposito ihre Protagonistin schwermütig und mit ihren inneren Konflikten hadernd durch den Streifen. Sie trägt den Film fast ganz alleine, wobei ihr von ihren Kollegen auch ganz gut zugearbeitet wird. Positiv fielen mir noch der Darsteller des Anwalts, der des Vaters oder die beste Freundin auf. Auch die Synchronisation passte.
Ein wieder einmal großes Ärgernis war die tonale Abstimmung. Warum man die Stimmen derart leise einspielen musste, erschließt sich mir in keiner Weise. Ich hatte die Wahl, mir entweder von der brüllend lauten Musik die Ohren klingeln zu lassen oder die Darsteller nicht zu verstehen. Das ist mir schon in einigen anderes Filmen negativ aufgefallen, bei denen ich ständig mit der Fernbedienung herumhantierte und mich den ganzen Film über ärgerte.
Fazit: Wer einen klassischen Krimi erwartet, ist hier definitiv falsch. Den entsprechenden Fans sei hier klar abgeraten, die Beweissuche und -auslegung nimmt hier nur einen kleinen Teil der Handlung ein. Es ist eher eine Charakterstudie einer Mordangeklagten, wobei Frage nach Schuld oder Unschuld nur am Rande beantwortet wird. Eine Empfehlung sei daher eher für das Drama-Publikum ausgesprochen, die werden sicherlich die größte Freude an dem Streifen haben. Für mich hatte es größtenteils gepasst, lediglich die Tonmischung war ein Graus, dafür ziehe ich einen ganzen Punkt ab.
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Banaler Grusel.
Trotzdem die Geschichte um den Jungfrauen-anzapfenden Wissenschaftler einen gewissen klassisch-naiven Charme versprühte, machte der Film unter dem Strich keine so richtig gute Figur. Vor allem die Dialoge mäandrierten zwischen Dummheit und verkrampften Erklärungsversuchen rund um die unplausible Handlung. Das ließ die Figuren leider mal um mal als hirnverbrannte Dorfdeppen dastehen, gerade mal Bela Lugosis Sir-haftes Auftreten bewahrte ihn vor dem Absturz. Dass das eigenartige und abweisende Verhalten des Ehepaars Lorenz als exzentrisch verharmlost wurde, sorgte zwar für den einen oder anderen unfreiwilligen Schmunzler, ließ die Inszenierung jedoch ordentlich Schlagseite erfahren.
Dabei kann man gegen die Regiearbeit Wallace Fox´ nicht viel sagen. Zumindest wurde die seltsame und zudem vorhersehbare Geschichte narrativ und rhythmisch einwandfrei vorgetragen, womit man zumindest immer bei der Sache blieb. Das Verhalten und die Motive der Figuren hingegen grenzten schon fast ans Groteske. Möglicherweise waren derartige Handlungen in den USA der vierziger Jahre Gang und Gäbe, doch irgendwie glaube ich daran nicht so recht. Was etwa das Schlafen in Särgen mit dem Rest der Handlung zu tun hatte, erschließt sich mir ebenso wenig wie die Loyalität, mit der die beiden Söhne der „Hexe“ (was macht sie denn dazu?) dem Doktor anhingen. Aber gut, genau nachdenken sollte man über so einen Streifen wohl ohnehin nicht.
Dafür fuhr Wallace eine schaurig-schöne Atmosphäre auf, die den klassischen Trash-Stoff ein wenig aufwertete. Dazu entfaltete die aristokratische Nonchalance Bela Lugosis ebenso ihre Wirkung wie der herzige Charme Luana Walters. Tristam Coffin tat alles in seiner Macht Stehende um die unglücklichen Sätze, die ihm das Drehbuch in den Mund legte, im Brustton der Überzeugung darzubieten, schaffte dies jedoch nur in Ansätzen. In diesem Zusammenhang möchte ich nun eine Lanze für die Arbeit der Synchronstudios brechen, deren Arbeit ich oftmals und inbrünstig kritisiere: Manchmal ist das Original auch nicht besser (Anm. ich sah den Film mit Untertitel).
Fazit: Eine ambitionierte Leistung von Regie und Darstellern scheiterte an einer unglaubwürdigen und flachen Geschichte, einem einfältigen Drehbuch sowie am seltsamen Verhalten der Figuren. Freunden von klassischen Trash-Produktionen wird bei der Chose sicherlich wärmer ums Herz als es bei mir der Fall war, womit ich den Streifen zumindest für diese Seher-Gruppe empfehlen kann. In jüngeren Jahren war mein Faible für derartige Stoffe noch stärker ausgeprägt als heutzutage, damals hätte ich sicherlich höher bewertet als jetzt. Obwohl ich den Film jetzt nicht in die Tonne treten würde, kommt eine Bewertung über dem Strich nicht in Frage.
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Belanglose, aber immerhin nette Familienserie aus den Achtzigern.
In einer Zeit steigender Scheidungsraten sowie sinkender Eheschließungen und Geburten wollten die Macher den Menschen wohl wieder richtig Lust auf Familienleben machen. Anstatt egoistische Selbstfindungs- und -erkennungstrips auszuleben sollten die Menschen wieder zu den traditionellen Lebensformen der Altvorderen animiert werden. Zudem sollte die Vereinbarkeit von Familie und Karriere propagiert und den Menschen Mut auf ihrem Lebensweg gemacht werden.
Dazu wurde das Leben mit und in der angeheirateten Familie angenehm und rückschlagsfrei dargestellt. Kleinere Probleme untereinander und mit den Kindern wurden leicht gelöst, längere Streitereien oder Trotzphasen gab es de facto nie. Auch finanzielle Probleme oder von außen herangetragene Schwierigkeiten wurden mit Nonchalance und Lockerheit abgearbeitet, wodurch man sich auf die angenehmen Dinge des familiären Zusammenseins konzentrieren konnte.
Das verlieh der Serie zwar nur begrenzte Glaubwürdigkeit, aber zumindest eine lockerleichte Note, die die Folgen eigentlich immer ganz gut schaubar machten. Latent vorgetragener Humor, der jedoch nie ins Klamaukige oder Dummdreiste abglitt, ergänzte die Sache soweit so gut. Mit einem Wort: Die Familie zeigte die angenehmen Seiten des Ehelebens mit Kindern und damit war es auch gut.
Viel lag an dem sympathischen Gespann Peter Weck und Thekla Wied, die die Eltern mit unerschütterlichem Optimismus und herzerwärmender Selbstverständlichkeit brachten. Ihre Serien-Kinder Julia Biedermann, Timmo Niesner und Tarek Helmy agierten in der selben, lockerleichten Manier und passten sich der Machart gut an. Alle anderen ohne gröbere Schwächen.
Die paar vor Kurzem auf Sat1 Gold gesehenen Folgen kamen wegen der altbackenen Optik nicht mehr ganz so prickelnd wie damals daher und konnten ihren launigen Charme nur mehr begrenzt ausspielen. Man sieht der Serie an, dass sie für die achtziger Jahre gemacht war und das wog schwer. Sie war halt damals (und wohl auch nur da) einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Fazit: Ein gut schaubares, hauptabend-gerechtes Heile-Welt-Programm, in dem es zwar mit dem Realismus nicht weit her ist, dem es aber mit Charme und Lockerheit gut gelang, die positiven Seiten des (Familien-)Lebens zu zeigen und vom tristen Alltag ein wenig abzulenken. Mit angenehm sympathischen Darstellern gelang eine wohltuende Figurenzeichnung, die in eigentlich jeder Folge gefiel. Heutzutage wirkt es zwar nicht mehr ganz so gut wie damals, für eine fröhliche Reminiszenz und ein kurzfristiges „zurückbeamen“ ins damalige Lebensgefühl taugt es aber allemal.
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Ansprechende Serie aus den guten alten Siebzigern.
Manche von Danny Wildes Sprüchen könnten die humorbefreiten Woken unten uns in der Sekunde in Schnappatmung verfallen lassen, besonders der Umgang mit den Damen hatte manchmal etwas Schlagseite. So gesehen ist die Serie ein klassisches Kind ihrer Zeit – damals konnte man noch reden, wie einem der Schnabel gewachsen war und das tut unseren beiden Helden auch heutzutage noch gut. Rainer Brandt veredelte die Serie mit seiner oftmals vom Original weit abweichenden Synchronisation, was aber mitunter wirklich komisch daherkommt. Und selbst wenn man für Derartiges in der richtigen Stimmung sein muss (auch das eine oder andere Promille im Blut ist definitiv kein Nachteil) so können Brett Sinclair und Danny Wilde ihre Zoten zumeist an den Zuseher bringen.
Interessant ist ja, dass es vielfach Treppenwitze sind. Manchmal haben wir in launiger Freundesrunde mehr Spaß beim Rekapitulieren der Witze als beim direkten Schauen. Das ist insofern interessant, als dass sich die 2 in eine lange Phalanx an Filmen eingliedert, die viel mit Wortwitz arbeiten, der sich einem oft erst beim mehrmaligen Schauen so richtig erschließt. Die Gags sind mitunter derart verdreht und überraschend, dass man sie erst sickern lassen muss, bis sie ihr launiges Potential entfalten. Dazu kommen natürlich die flapsigen und schnoddrigen Sprüche, die zwar nicht immer treffsicher sind, in der richtigen Stimmung aber dann doch zünden.
Natürlich sind die Kriminalfälle inhaltlich nicht der Rede wert, manchmal grenzen die Handlungen der Bösen wie auch unserer Helden schon ans Absurde. Doch immerhin wird die Chose mit einem gewissen Augenzwinkern präsentiert, was die Sache unter dem Strich dann gut dastehen lässt. Auch die aufwändige Optik weiß zu gefallen und schafft eine angenehme Atmosphäre, die die Abenteuer der beiden gut trägt.
Dass sowohl Tony Curtis als auch Roger Moore Komik können, hatten sie damals bereits hinreichend bewiesen, und auch hier radelten sie stets stilsicher durch die Folgen. Es macht einfach Spaß, ihren Kalauern zuzusehen, die launigen Sprüche anzuhören und ihrem immer mit großem Ernst vorgetragenen Unsinn beizuwohnen. Dazu wurden meist passende Nebenfiguren gecastet, die die Widersacher auch gut mimten. Dass der latent skurrile Humor bei den Amerikanern durchfiel, verwundert nicht, die mögen die Torte lieber direkt im Gesicht.
Fazit: Zugegeben, als junger Mensch mochte ich die beiden Abenteurer mehr als heutzutage, wo ich für die 2 in der richtigen Stimmung sein muss. Dennoch bescheren mir allein die fröhlichen Reminiszenzen an vergangene Tage manchmal einen unterhaltsamen Abend und das macht es letztlich ja aus. Die Folgen gibt es in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube, somit auch eine Empfehlung dafür ausgesprochen sei.
PS. Der Algorithmus von MP hat meine Bewertung wieder einmal exakt vorausgesagt. Das Ding wird mir langsam unheimlich...
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Actionreiche Historien-Verfilmung.
Die im antiken China spielende Geschichte ist das fast schon übliche Feigenblatt vor Äktschn, Äktschn und nochmals Äktschn. Unsere Protagonisten kämpfen sich mit Martial Arts quer durch das Reich der Mitte und schrecken dabei auch nicht vor ausuferndem Gemetzel zurück. Mit Schwertern, Lanzen oder auch nur mit bloßen Fäusten werden die Gegner malträtiert, die sich auch ohne große Gegenwehr zu leisten brav verdreschen und abstechen lassen. Dabei stehen unsere dreizehn Söhne nicht nur zahlenmäßig übermächtigen Banditenarmeen, sondern auch internen Konflikten gegenüber.
Hatten die Kämpfe zu Anfang noch ein gewisses Flair, so verloren die stilistisch immer wiederkehrenden Martial-Arts-Einlagen im Laufe des Films ihre Wirkung immer mehr. Bisweilen hatte ich zudem das Gefühl, dass manche Szenen in andere Kämpfe (die zudem vor der immergleichen Kulisse stattfanden) einfach einkopiert und wiederholt wurden. Das machte einen billigen und schwachen Eindruck, da es lediglich dazu diente, die Laufzeit zu verlängern. Dazu wurde vielfach mit Tricks gearbeitet – manche Szenen physisch de facto unmöglich, doch in Fantasy-Martial-Arts-Filmen ist Plausibilität ja keine Grundvoraussetzung.
Dabei schien bei der Sache schon auch ein gewisser Aufwand getrieben worden zu sein. Die wenigen Kulissen waren relativ reich geschmückt und detailliert gestaltet. Da war man offenbar doch mit einem gewissen Herzblut bei der Sache und damit sah es zumindest nicht auf den ersten Blick nach Low-Budget aus.
Auch der Cast setzte sich aus brachbaren Darstellern zusammen, die mitunter nicht nur fürs Draufhauen gecastet worden waren, sondern in einigen Szenen sogar plausibel ablieferten. Der Hauptdarsteller etwa konnte in einigen Szenen doch eine gewisse darstellerische Leistung abliefern, was nicht allen seiner Kollegen gelang. Dazu machte er auch bei den Kampfszenen eine gute Figur und damit gewann sein Protagonist ungemein.
Ansonsten gab es viel sinnleeres Hauen und Stechen, in dem gefühlte Myriaden von Soldaten den Tod fanden. Zumindest wurde alles handgemacht und mit ordentlich Komparserie-Manpower gearbeitet. So gesehen werden die Liebhaber der emotionalisierten Martial-Arts sicherlich auf ihre Kosten kommen, als gestandener Cineast könnte man nach einer dreiviertel Stunde ausmachen, da kam außer ordentlich Fratzengeballer eigentlich nicht mehr viel.
Fazit: Für diesen Streifen bin ich definitiv das falsche Publikum. Die adrenalingetränkten Kämpfe versursachten bald eine lähmende Müdigkeit, die die an sich gar nicht mal so schlechte Machart auch nicht vertreiben konnte. Ein klassischer Eastern mit allem was dazugehört um einen Kampfsport-Freund glücklich zu machen, nicht mehr und auch nicht weniger. Für die gut choreografierten Kämpfe und die ansprechenden Kulissen vergebe ich vier Punkte, mehr ist da für mich nicht drin.
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Fröhlicher Achtziger-Jahre-Fantasy-Spaß.
In „Big Trouble in Little China“ zeigt uns Carpenter seine humorige Seite. Und die kann auch knappe vierzig Jahre nach ihrem Erscheinen ihre Punkte immer noch locker einfahren. Carpenters Streifen atmet den Odem der Zeit wie viele andere Produktionen dieses Zeitraums. Indem er seine Figuren locker-lässig durch die Szenerien wandeln lässt, verleiht er seinem Streifen eine coole Nonchalance, die die in keiner Phase ernst genommene Handlung launig vorantriebt. Ein echtes Gefahrenpotential wird niemals aufgefahren, womit genug Zeit für lockere Sprüche („Bist du bereit?“ – „Soll das ein Witz sein? Ich bin schon bereit geboren!“) und coole Actioneinlagen bleibt. Und so kämpfen und kalauern sich Kurt Russell und Dennis Dun durch die Szenerien, was oftmals für verschmitztes Grinsen sorgt.
Es ist diese locker-lässige und latent trashige Attitüde der achtziger Jahre, die den Streifen aus dem Morast der Langeweile erhebt. Indem Carpenter weder seine Figuren der Lächerlichkeit preisgibt, noch seinen Streifen in dümmliche Kasperliade abgleiten lässt (zumindest weitgehend), entfaltet sich eine wohltuende Atmosphäre, in der man mit Jack und Wang gut mitfiebern kann. Sie meistern alle Schwierigkeiten locker und cool, und so soll es sein. Die Damen leider nicht mehr als optischer Aufputz, aber das war damals eben so.
Gefallen haben mir auch die handgemachten Effekte, die allesamt weder fadenscheinig noch billig, jedenfalls aber immer kreativ daherkamen. Besonders die Blitze und das Affenmonster hatten es mir angetan. Irgendwie wirkte alles aus einem Guss, auch die verranzt-grindige Optik wusste zu gefallen.
Klar, die Handlung ist natürlich der letzte Blödsinn und auch die Figuren verhielten sich nicht immer nachvollziehbar. Trotzdem kann der Streifen unterhalten, allein schon das latent launige Grundrauschen macht Spaß. Es wird nicht lange gefackelt, man tut, was zu tun ist und wenn einem wer blöd kommt, dann gibt’s Ärger (für denjenigen). Da wird auch vor übernatürlichen Wesen nicht halt gemacht, auch die bekommen ihr Fett ab.
Fazit: Auch wenn sich viel gegen diesen Film sagen lässt, so machte die Sichtung letztens auf Tele5 (wo sonst? 😉) durchaus Spaß. Der trashige Charme, gepaart mit coolen Figuren und gut ausgestatteten Kulissen gefiel auch nach vierzig Jahren noch. Ich würde den Streifen jetzt nicht als Meilenstein bezeichnen, aber immerhin als immer wieder gern gesehene Jugend-Erinnerung. Eine solide sechs trägt der Chose ganz gut Rechnung, und empfehlenswert ist er für das geneigte Publikum natürlich auch.
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Schwacher Genrebeitrag.
In „Rendezvous zum fröhlichen Tod“ nimmt sich Regisseur Juan Bunuel (der Filius des „großen“ Lois Bunuel) des Poltergeist-Phänomens an. Auf einem schönen, aber abgelegenen Anwesen ereignen sich unmittelbar nach dem Einzug neuer Bewohner seltsame und gefährliche Ereignisse, die bald schon lebensbedrohliche Dimensionen annehmen. Rund um die außergewöhnlichen Ereignisse webt Bunuel eine laue Geschichte, die die Vorkommnisse eher schlecht als recht unterfüttern. Irgendwann kommt es zu einer (trotz des hohen Bodycounts ebenfalls lauen) Eskalation und dann ist der Film zu Ende.
Das einzig interessante Detail ist das Vermengen des Poltergeist-Phänomens mit der sexuellen Reifung der Tochter zu einer Lolita-artigen Verführung. Die unheimlichen Vorgänge gehen letzten Endes mit der pubertierenden Tochter einher, die davon selbst auch erst gegen Ende des Films erfährt. Damit spielt Bunuel mit der Urangst von Eltern vor dem Erwachsenwerden der Kinder, insbesondere der Mädchen, deren körperliche und seelische Veränderungen sich stärker bemerkbar machen als jene der Jungs.
Ansonsten gab es viel Leerlauf und matte Effekte. Die meisten Schockeffekte wurden mit Nylon-Fäden erzeugt, an denen Haushaltsgegenstände durch die Kulissen gezogen wurden und damit ein „Eigenleben“ vortäuschten. Aber auch Schnitttechnik und subtile Effekte wurden eingesetzt, was jedoch ebenso schwach daherkam wie alles andere.
Einzig die netten Aufnahmen des Hauses und der Gegend konnten punkten. Landschaftlich machte der Film schon etwas her und zumindest diese wurde atmosphärisch fein eingefangen.
Neben einem Haufen mir unbekannter Darsteller bekam man einen jungen und bärtigen Gerard Depardieu zu sehen, der jedoch ebenso wie seine Kollegen kaum Akzente zu setzen imstande war. Er bekleidete mit dem Tonassistenten eine Nebenrolle und wurde am Ende effektvoll aus dem Streifen stranguliert. Die Synchro mit ein paar bekannten Stimmen (Tommy Piper etwa, der sprach später den Alf, oder auch Werner Abrolat, der sprach den Tjure in der Anime-Serie „Wickie und die starken Männer“) und auf passablem Niveau.
Fazit: Ein uninteressanter Spukhausfilm, der mich lediglich in der Oben-Ohne-Szene von Yasmine Dahm begeistert hat. Ansonsten viel inhaltlicher Leerlauf und matte Effekte, auch die an sich gar nicht mal so üble Atmosphäre um das Haus konnte die Sache nicht herausreißen. Unter dem Strich nicht der Rede wert – dass der Streifen weitgehend in der Versenkung verschwunden ist, verwundert nicht weiter. Ohne den Namen Bunuel würde er wahrscheinlich wohl nicht mal synchronisiert worden sein.
Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 3.7
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Zum Abschluss der Woche sah ich den Thriller „Suspense“ von Regisseurin Lois Weber. Sie ist die erste weibliche Filmemacherin und setzte in ihrem Filmdebut eine neuartige Schnitttechnik ein. Indem sie das Bild in mehrere kleinere Fenster teilte, konnte sie tatsächlich gleichzeitig ablaufende Handlungsstränge zeigen und erhoffte sich damit eine Steigerung der Spannung. Dazu verwendete sie die herkömmliche Schnitttechnik, die zwischen den Handlungssträngen hin- und hersprang.
Eine ausgefeilte Handlung gab es in den knapp zwölf Minuten klarerweise nicht zu sehen, doch immerhin plausibilisierte Weber die Geschichte soweit, dass man sie als in sich geschlossen betrachten kann. Dazu spitzte sie die Sache gegen Ende auf wenige Sekunden zu, wobei sie die Schnittfrequenz stetig erhöhte um tatsächlich „gleichzeitig“ an zwei Spielorten zu sein. Dieser Technik befleißigten sich später viele ihrer Berufskollegen, wobei sie ein gewisser Herr Alfred Hitchcock zur formvollendeten Perfektion bringen sollte. Nur selten hakte die Narration der Schnitte, was jedoch angesichts des Alters des Streifens nicht weiter tragisch ist (bei der Autoverfolgungs-Sequenz etwa fuhren die beiden Wägen fast gleichauf, um einen Schnitt später einen deutlichen Abstand voneinander zu haben…).
Die Mimen taten, was sie konnten und setzten ihre Gesten gut. Weder wirkte es ausufernd und übertrieben, wie man es in einigen anderen Filmen dieser Zeit sieht, noch zu sparsam und daher unplausibel. Es war genau richtig und damit gewann der Film ungemein. Man kann die Figuren ein Stück weit nachvollziehen und damit war die Aufgabe gut erfüllt – man bedenke, dass die Protagonisten amerikanische Stereotypen darstellten.
Fazit: Ein interessantes Stück Filmgeschichte, das allein schon wegen der damals neuartigen Schnitttechnik sehenswert ist. Obschon es keine wie immer geartete Tiefe erreicht, kann er auch für den gelernten Suspense-Schauer von Interesse sein, allein schon um bei Filmhistorikern mitreden zu können. So gesehen mag die fünf vielleicht ein wenig knausrig erscheinen, doch letzten Endes ist der Streifen eben, was er ist…
Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 3.6
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Charmanter Slapstick-Spaß.
Trotz einer dramatischen Grundprämisse (mittelloser Junge schlägt sich eher schlecht als recht durchs Leben, reiches Mädchen soll um eine Erbschaft gebracht werden) wird die Handlung launig und leicht vorangetrieben, womit die Laufzeit wie im Fluge vergeht. Frische Ideen und witzige Einfälle lockern die eindimensionale Handlung soweit auf, dass man das Geschehen mit durchgehendem Interesse verfolgt.
Man könnte die Gags auch mit Fug und Recht dumm und einfältig nennen, doch sorgte die charmante Darbietung immerhin dafür, dass man mit diesem Film nicht allzu streng ins Gericht geht. Dazu lieferten uns Harold Lloyd und Mildred Davis ein zuckersüßes Hauptdarsteller-Pärchen ab, das man von Anfang bis Ende gern hatte und dem man den guten Ausgang auch gönnte. Somit kann man gegen diesen Streifen eigentlich nichts Schlechtes sagen und die Chose wohlwollend abnicken.
Inszeniert wurde vom Regieduo Goulding/Roach in bester Slapstick-Manier, wie sie damals en vogue war. Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen diese Art des physischen Humors, aber wenn, dann muss sie gut vorgetragen sein. Eine gewisse Nonchalance ist auch nicht verkehrt. Während die Figuren Chaplins manchmal hinterfotzig daherkommen und der Charme damit ein wenig auf der Strecke bleibt, machen Goulding und Roach eigentlich alles richtig. Wir haben ein klares Gut/Böse-Schema, womit man den Bösen die Tritte auch gönnt und die Handlungen der Guten auch befürwortet.
Conclusio: Ein kleiner, netter Streifen, der keinem weh tut und auch heute noch für den einen oder anderen Lacher zu sorgen imstande ist. Besonders die kleinen, nett-witzigen Versteckspielchen und das lustige Gehüpfe machten einfach Spaß und darum geht es in so einem Filmchen letzten Endes ja auch. Leider zu Unrecht ein wenig in der Versenkung verschwunden, daher meine wärmste Empfehlung für alle jungen und junggebliebenen M-Piloten da draußen: https://www.youtube.com/watch?v=Ke93XN0F82s
Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 3.5
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Manche nennen diesen Film ein Drama, andere einen Horrorfilm, wieder andere einen Psychothriller. Tatsächlich scheint eine Klassifizierung schwer, ich würde ihn als Mysterydrama mit übernatürlichen Elementen ansehen. Man könnte es genauso gut auch als Allegorie auf Drogensucht sehen, wobei die geraubte Statuette („Die Leute sagen, sie macht Kranke gesund und Traurige fröhlich. Als ich sie sah, zog sie mich sogleich in ihren Bann. Ich musste sie einfach haben“) als Sinnbild für die Wirkung der Droge steht. Anfangs wird ihr Einfluss noch als positiv und angenehm empfunden, später offenbart sich ihre zerstörerische Kraft. Und so wird aus einem lebensfrohen Menschen ein psychisches Wrack, das ausschließlich mit der Droge existieren kann.
Ausschlaggebend für die Deutung ist für mich dabei die Frist der sieben Jahre. Diese wird von vielen Experten als jener Zeitraum angesehen, in dem der exzessive Missbrauch zum Tod führt. Wie im Film wird das Ableben schließlich von dem Menschen verursacht, der einem „der Liebste ist“ - nämlich man selbst und seiner Unfähigkeit, sich dem schädlichen Einfluss der Droge zu entziehen.
Zudem verhält sich unser Protagonist Graf Greven wie ein Drogensüchtiger. Er lebt sämtliche Facetten des Lebens exzessiv aus und schont weder Körper noch Psyche, womit er einem Menschen gleicht, der unter der aufputschenden Wirkung der Droge steht. Der psychische Zusammenbruch gipfelt wie prophezeit im vorzeitigen Tod des Grafen.
Wiene erzählt seine nicht immer logische Geschichte (warum etwa retourniert der gute Graf die Statue nicht, wenn er doch um deren schädlichen Einfluss weiß – klar, mit der Drogen-Deutung macht es Sinn, dass er sich ihrer nicht entledigen kann, doch ohne die Meta-Ebene bleibt diese Frage unbeantwortet) stringent und rhythmisch ausgewogen. Auffallend sind die vielen Texttafeln, die die Handlung schlüssig erklären (müssen), was jedoch für das Verständnis unumgänglich ist.
Die Performance der Mimen ist wie immer in solchen Filmen schwer einzuschätzen. Ich denke jedoch, dass die Regieanweisungen in einer für diese Zeit passenden Art und Weise umgesetzt wurden und kann die Darstellung daher abnicken. Jedenfalls wirkt es auch heute nicht über die Maßen outriert oder übertrieben gestelzt. Vor allem die Nebendarsteller, die ja die Befindlichkeiten ihrer Figuren nicht so dramatisch (pantomimisch) darstellen mussten, wirkten ausgewogen und solide.
Conclusio: Ein auch heutzutage noch gut schaubarer Stummfilm, der in den folgenden Jahren thematisch sicherlich oftmals ähnlich umgesetzt wurde. So gesehen kann man ihn als gelungen befinden und auch handwerklich scheint er passend. Es ist halt die sw-Stummfilm-Optik, die – trotz Restaurierung – etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt. Das will ich dem Streifen aber nicht notwendigerweise ankreiden und bewerte leicht über dem Strich. Eine Empfehlung sei für cineastische Nostalgiker jedenfalls ausgesprochen.
Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 3.4
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Das Ende einer Ära.
In den „Abenteuern des Baron Münchhausen“ (eigentlich sind es ja eher alkoholgetränkte Visionen) setzt uns George Melies einen seiner letzten kreativen Ausbrüche vor, danach gingen in seiner Film-Produktions-Firma leider bald die Lichter aus. Mangelnde Anpassungen an die Veränderungen eines prosperierenden Filmmarktes und auch produktionstechnische Starre wogen bald schwerer als inhaltliche und visuelle Kreativität.
In diesem Film bot er noch einmal alles auf, was seine Filme bislang so besonders gemacht hatte. Aufwändige Kostümierung und Kulissen, eine vielfältige und abwechslungsreiche Handlung sowie eine flotte Narration ließ die knapp zwölf Minuten Laufzeit wie im Flug vergehen und qualifizierten den Streifen für mehrfache Sichtungen. Ich „musste“ ihn mir sogar mehrmals ansehen um das ganze kreative Potential auch erschöpfend in mich aufnehmen zu können und entdeckte bei jeder Sichtung tatsächlich immer etwas Neues.
Umso trauriger liest sich Melies´ weiterer Werdegang. Ob es nun an den Fehlentscheidungen in der Vermarktung seiner Werke lag (die Brüder Lumiere etwa gingen vom Verkauf der Filme ab und entschieden sich für einen Verleih, was den filmischen Werken deutlich mehr Verbreitung brachte. Zudem zogen sie sich von der künstlerischen Ebene zurück und konzentrierten sich auf die kaufmännische Verwertung der Filme. Den kreativen Prozess legten sie in die Hände werksvertraglicher Künstler) oder an seiner Weigerung produktionstechnischer Neuerungen (bis zum Schluss arbeitete Melies mit einer starren Kamera ohne Schwenks oder Zoom), lasse ich mal dahingestellt, womöglich war es auch eine Mischung aus beiden. Wobei ich persönlich denke, dass die kaufmännischen Fehler schwerer wogen.
Und so zieht dieser Streifen eine Art tricktechnischer Bilanz über all seine Werke davor und zeigt uns eine phantastische Vision kreativer Vielfalt. Wie bisher lässt sich Melies in keiner Weise beschränken, weder was humorige Einwürfe, noch die visionäre Bilderflut betrifft. So gesehen KANN man fast nicht anders, als diesen Film abzufeiern. Für Interessierte gibt es ihn auf Youtube mit toller Musikuntermalung: https://www.youtube.com/watch?v=ZCmaAfAdVpA . Ob diese original ist, weiß ich nicht, sie passt jedenfalls gut dazu.
Fazit: Ein auch heutzutage noch witziger und gut schaubarer Stummfilm, der seinen Charme immer noch gut ausspielen kann. Es ist wirklich schade, dass Melies bald darauf geschäftlichen Schiffbruch erlitt, wer weiß, was danach noch alles gekommen wäre. So gesehen möchte ich den Film allen MPiloten wärmstens ans Herz legen, es lohnt sich wirklich.
Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 3.3
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Herzige Liebeskomödie mit grotesken Anflügen.
In diesem Film deutete Regisseur Ernst Lubitsch seinen eigenen humoristischen Stil ein erstes Mal an. Die Mischung aus Wortwitz („Warum wirfst Du mit einem Haufen Zeitungen nach mir?“ – „Weil die Vasen schon alle kaputt sind!“) und skurriler Situationskomik, die in diesem Film die Handlungsweisen der oberen Zehntausend persiflierten, machte immer wieder Laune. Und auch wenn der Humor relativ einfach gehalten ist und (klarerweise) ein wenig wie aus der Zeit gefallen wirkt, so zauberte die „Austernprinzessin“ einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.
Viel hing an dem zuckersüßen Spiel von Ossi Oswalda. Obwohl ihre Figur anfangs völlig unsympathisch daherkommt, nimmt ihr das herzig-charmante Lächeln Oswaldas später die Schärfe. Sie bringt das verwöhnte Millionärs-Töchterlein mit einem Grenzgang zwischen Genie und Wahnsinn, wobei sie jedoch immer auf der stilsicheren Seite bleibt. Damit stiehlt sie ihren Kollegen Victor Jansen, Harry Liedke und Julius Falkenstein zwar weitegehend die Show, schafft es dabei aber, den Film fast alleine zu stemmen.
Es ist das alte Spiel um Liebe, Lust und Leidenschaft, das, garniert mit gesellschaftlichen Seitenhieben, schrägen Figuren und groteskem Humor, immer wieder punkten kann. Die frivolen Anflüge führten damals sogar zu einem Jugendverbot, was heutzutage natürlich lächerlich wirkt. Trotzdem kann man den lockerleichten Streifen für nahezu alle Altersklassen empfehlen - ich denke, dass sowohl jung als auch alt ihre Freude daran haben können (ein gewisses Faible für so alte Schinken ist natürlich Voraussetzung).
Fazit: Ein alter, aber immer noch herzerwärmend komischer Streifen, der mit skurrilem Humor und sogar Wortwitz (in einem Stummfilm!) punkten kann. Das wirkt oftmals anspruchs- und gehaltvoller als die reinen Slapstick-Filme aus Übersee, weil man oftmals MIT und nicht ÜBER die Protagonisten lacht. Dieser kleine, aber feine Unterschied hebt den Streifen deutlich über das filmische Niveau der damaligen Zeit und qualifiziert ihn trotz seines Alters (das man ihm auch deutlich ansieht) für eine hohe Bewertung.
Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 3.2
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Und hier hätten wir auch schon die erste „echte“ Zeichentrick-Figur der Filmgeschichte.
Eigentlich ist dieser Film ja Making-Of und der Film in einem. Es wird sowohl die Geschichte um die Kreation von Gertie, als auch die Produktion des Trickfilms gezeigt. Gertie ist also, wie wir nun wissen, das Ergebnis einer gewonnenen Wette und die erste bewegte Comic-Figur der Film-Historie.
Natürlich die die Zeichnung einfach und den damaligen Möglichkeiten geschuldet, dennoch entfalten ihre Tricks und die Tanzeinlage einen gewissen kindlichen Charme. Und selbst wenn keine wie immer gearteten Ansprüche gestellt und erfüllt werden, so ist das Schauen zumindest nicht langweilig. Welch Potential im Medium Trickfilm steckte, sollte später jedoch erst ein gewisser Herr Walt Disney erkannt haben.
Ansonsten ist zu diesem kleinen Filmchen eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass es aus filmgeschichtlicher Sicht natürlich interessant ist. Das macht es dann auch schaubar, zumindest um beim Fachsimpeln mitreden zu können.
Fazit: Ein Streifen, den jeder Cineast kennen sollte - auch wenn eigentlich nicht viel dahintersteckt, ist allein das Potential, ein ganzes Genre aus der Taufe gehoben zu haben, eine Sichtung wert. Eine Bewertung fällt natürlich schwer. Einerseits ist die Sache natürlich einfältig und simpel, andererseits hat sie eine große Bedeutung. Eine salomonische Fünf erscheint mir angemessen.
Die „Früher-was-alles-besser“-Woche # 3.1
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Einer der ersten Filme von und mit Charlie Chaplin. Er hatte bereits im Jahre davor mit „Der Tramp“ für Aufsehen sorgen können. „Das Pfandhaus“ war zwar kein direkter Nachfolger, hatte jedoch ähnlichen Erfolg wie „Der Tramp“. Dass der Darsteller auch Regie und Drehbuch (eigentlich eine konzeptuelle Aufstellung, „echte“ Dialoge gibt es ja keine) übernahmen, dürfte in den Anfängen der Filmgeschichte durchaus üblich gewesen sein. Womöglich waren diese Aufgaben bei einem sw-Stummfilm noch leichter unter einen Hut zu bringen.
Im „Pawnshop“ bietet uns Chaplin clownesken Slapstick, der heutzutage schon oft kopiert wurde und somit keine wie immer geartete Neuigkeiten bietet, dennoch immer noch gut unterhalten kann. Über den physischen Humor kann man finde ich immer wieder lachen, was beim Wortwitz oftmals nicht so ist. Und so hatten auch die Szenen mit der Leiter ihre Lacher, auch wenn man derartiges schon oft gesehen hat. Und auch sonst machten die Hampeleien durchaus Spaß.
Chaplin versteht es, die Chose mit einer gewissen Nonchalance zu bringen. Er wirkt mit seinen übergroßen Schuhen, der Ballonhose, seinem eigenartigen Gang und dem gummiartigen Spazierstock wie ein Clown, der seine Possen oft auf Kosten anderer reißt. Eigentlich ist sein Charakter ja nervig und auch ein Stück weit unsympathisch, aber irgendwie kann man ihm am Ende dann doch nicht böse sein. Mit Schirm, Charme und Spitzkick in den Allerwertesten laviert er seine Figur durch den Film und wirkt mal hilflos, mal hintertrieben und mal sympathisch-naiv. Damit spielt er mit den Gefühlen des Zusehers, der letzten Endes ja weiß, dass alles nur Spaß ist.
Nur wenige Sequenzen fallen ein wenig durch. Die Szene mit der Uhr beispielsweise war nur wenig komisch, da sie zum einen kaum die Dynamik der anderen Sequenzen entfalten kann und zum anderen reichlich sinnbefreit daherkommt. Das fiel gegenüber dem Rest ein wenig ab.
Fazit: „Das Pfandhaus“ bietet 32 ganz vergnügliche Minuten, die bis auf wenige Sequenzen wie im Flug vergehen. Ein wirklich gut choreografierter und zeitlich abgestimmter Slapstick, der auch gekonnt sein muss. Für eine Sichtung zwischendurch und um etwas Abwechslung vom üblichen Filmprogramm zu bekommen ist der Film durchaus eine Empfehlung wert.
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Herziges Roadmovie.
In „791 KM“ treffen fünf gestrandete Zugreisende in einem Taxi aufeinander und fahren quer durch Deutschland. Dass sich auf engstem Raum Reibepunkte und menschliche Dramen ergeben, liegt auf der Hand. Und so erleben unsere fünf Reisenden nicht nur eine Achterbahnfahrt der Gefühle, sondern auch eine Auseinandersetzung mit sich und den anderen.
Tobi Baumann werkt sich durch gesellschaftliche Entwicklungen, seelische Abgründe und persönliche Schicksalsschläge, springt dabei im Minutentakt von Thema zu Thema, changiert ebenso schnell zwischen Humor und Drama und lässt sich unsere Reisenden aneinander abarbeiten. Er scheut weder klischeehafte Dialoge noch sozialkritische Banalitäten, ja, sogar ein wenig romantischen Kitsch und Tränendrüsen-Drückerei fährt er auf. Dabei stellt er uns seine unterschiedlichen Figuren soweit so gut vor, und lässt die bunte Reisegesellschaft ihre Verschiedenartigkeit auch nett ausleben. Dabei geraten seine Figuren niemals in die Gefahr einer ernsthaften Dekonstruktion, auch wenn sie von ihren charakterlichen Schwächen ein wenig vor sich hergetrieben werden. Richtig in die Tiefe geht es dabei nicht, doch zumindest emotional zu Sache.
Aber er unterhält. Durch die rasche Abfolge verschiedener angerissener Themen kommt kaum Langeweile auf. Baumann gönnt unseren Protagonisten nur wenige Verschnaufpausen, sogar Spätnachts wird diskutiert. Er ist sich nicht zu schade, Stärken in Schwächen zu verwandeln und umgekehrt. Dafür gewinnt man die Figuren im Laufe der Handlung ein Stück weit lieb und fühlt mit ihnen mit. Da sah ich im Kinosaal schon das eine oder andere verstohlene Tränchen fließen.
Iris Berben und Joachim Krol waren die richtigen Mimen am richtigen Ort. Die beiden trugen ihre jüngeren Kollegen gut durch den Film, mit ihrer Erfahrung stand der Streifen recht gut dar. Wobei die jüngeren Kollegen ihr Potential auch gut ausspielen konnten und mit den arrivierten Darstellern gut mithalten konnten.
Conclusio: Nicht so der ganz große Wurf, aber immerhin eindreiviertel Stunden passable Unterhaltung. Selbst wenn sich Baumann billiger emotionaler Tricks bediente, machte er inszenatorisch einiges richtig und brachte seinen Streifen passabel durch die Laufzeit. Die Kinokarte hat mich nicht gereut.
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Unspektakulärer Werwolf-Film.
Gerade in der ersten Hälfte wirkt der Streifen eher wie ein Krimi - wobei der Zuseher natürlich weiß, dass kein menschlicher Mörder, sondern ein Werwolf gejagt wird. Der Mord an einem jungen Mädchen stellt den Scheriff eines kleinen Südstaaten-Kaffs vor einige Herausforderungen, wobei sich die wahren Hintergründe den Protagonisten erst in Laufe der Handlung eröffnen. Dazwischen sieht man die klassischen, regionalen Standesdünkel und lernt die Figuren ein wenig kennen. Das kommt zwar jetzt nicht unbedingt nervenzerfetzend daher, schaffte aber zumindest eine halbwegs passable Südstaaten-Krimi-Atmosphäre.
Dabei enthält sich Regisseur Daniel Petrie jeglicher Gesellschaftskritik. Die Geschichte hätte durchaus auch Stoff für die Rassenthematik geboten, doch diese wurde de facto ignoriert. Dafür gab es eine Betrachtung der gesellschaftlichen Schichten, die jedoch eher wehmütig beleuchtet als wirklich angeprangert wurden. Auch die prekäre Situation der einfachen Leute wurde nicht wirklich gezeigt.
Wesentlich schwerer wogen jedoch die billige Maskerade und die sensationslose Machart. Petrie schien sich auf eine hauptabendgerechte Inszenierung verlegt zu haben, die dem Film nicht sonderlich gut zu Gesicht stand. Die Maske des Werwolfs war einfach und fast schon peinlich – gut, dass er nicht oft im Bild war. De facto alle Gewalt spielte sich abseits der Kamera ab und auch das Filmblut dürfte keinen allzu großen Posten im Drehbudget ausgemacht haben. Das verlieh der Chose etwas Seichtes und Oberflächliches, da kein Genre wirklich bedient wurde. Für Sozialkritik war es zu wenig bissig, für Horror zu wenig zeigefreudig und für die Spannung zu wenig eindrücklich inszeniert. Also von allem ein bisserl und in Summe eigentlich nichts.
Die an sich guten Leistungen der Darsteller (vor allem das Wiedersehen mit Geoffrey Lewis freute mich) rettete den Film vor dem Absaufen im Trash-Tümpel und auch die Synchronisation war in Ordnung. Zumindest wurden einem nachvollziehbare Figuren vorgesetzt, die man sich in Echt auch so vorstellen kann. Lediglich am Ende wackelten die Darstellungen etwas – so etwa ging die Akzeptanz, dass es sich um einen Werwolf handelt, zu lockerleicht und friktionsfrei über die Bühne. Entweder sind die Menschen in den Südstaaten generell abergläubischer als sonst wo oder so obrigkeitshörig, dass sie jede noch so hanebüchene Erklärung ihrer Vertreter einfach so akzeptieren.
Conclusio: Ein locker nebenher schaubarer Grusler, der zwar nicht schlecht inszeniert und gespielt war, sich durch seine handzahme Machart jedoch in keiner Weise in den Gehirnwindungen festkrallt. Er ist wie ich schon sagte hauptabendgerecht, und das ist für einen Horrorfilm kein gutes Attribut. Zu wenig von allem lassen mich eine Empfehlung ausschließlich für zartbesaitete Seher aussprechen und eine Bewertung weit unter dem Strich vergeben.
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Wegweisender Kriminalfilm mit interessanten Stilmitteln.
Fritz Lang, damals bereits Regie-Star einer prosperierenden Filmindustrie, setzte auch mit „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ einen Meilenstein der Filmgeschichte. Interessant ist der Film auf mehrere Arten und Weisen:
Erstens ist der eigenartige Mix aus Stumm- und Tonfilm zu beachten. Nach minutenlangen Phasen der Stille ertönt plötzlich ein Pfeifen oder ein Schrei, der wie ein Messer in die Tonlosigkeit davor schneidet. Es wirkt, wie wenn man aus der Düsternis ins helle Sonnenlicht tritt – ein unangenehmer Wechsel, der die Sinnesorgane umso stärker reizt. Es ist eine Technik, die Lang zwei Jahre später im „Testament des Dr. Mabuse“ erneut einsetzte. Und auch heute noch bedient sich der eine oder andere Regisseur daran.
Zweitens war die schlussendliche Hinwendung zum Täter neu. Die bisherigen Krimis konzentrierten sich auf die Investigationen und die Überführung, die Frage nach den Motiven wurde meist lapidar mit grundsätzlicher krimineller Energie (etwa bei Gangstern) oder klaren Antrieben wie Eifersucht, Habgier oder Neid erklärt. Einen krankhaften psychischen Hintergrund gab es selten bisher gar nicht. Zudem lieferte der reale Hintergrund einen zusätzlichen Bürgerschreck.
Drittens stellte Lang die Organisation der Verbrecher effizienter und wirkungsvoller dar als den langsamen und irgendwie trägen Polizeiapparat. Auch hatte die „Gerichtsverhandlung“ der Gangsterbande mehr Geradlinigkeit als die offiziellen Verhandlungen. Dafür lautete das Urteil gleich dem des staatlichen Gerichts, da wie dort stand die Todesstrafe. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Eigenarten das damalige Publikum verstörte und auch das Vertrauen in die Ordnungsmacht der Polizei einigermaßen untergrub. Dass die Nazis damit nichts anzufangen wussten, war klar.
Peter Lorre gab uns einen herrlichen Psycho, wie er im Buche steht. Nach außen harmlos und bieder, merkte man als Zuseher doch bald, wie es unter der Oberfläche brodelte. Sein Babyface tat das Übrige und somit war der Wolf im Schafspelz fertig für die Leinwand. Alle anderen auf dem Niveau der Zeit. Da wurde generell stärker gespielt, mit kräftigeren Gesten und lauterer Stimme. Kleine und unscheinbare Zeichen suchte man weitgehend vergebens, diese durfte allein Lorre auffahren. In einer Nebenrolle kann man auch einen Theo Lingen am Anfang seiner Karriere bewundern.
Fazit: Ein sehr interessantes Stück Filmgeschichte, das mit gewissen Abstrichen auch heutzutage noch ganz gut schaubar ist. Die visuelle Umsetzung zieht einen früher oder später in ihren Bann und auch die Spannungsschraube wird stetig angezogen. So gesehen komme ich sowohl an einer Empfehlung als auch an einer hohen Bewertung eigentlich fast nicht vorbei. Und auch filmhistorisch ist der Streifen durchaus wertvoll.
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Dunkle Poe-Adaption.
Das auffälligste Merkmal dieses Streifens waren seine dunklen Bilder. Kaum ein Detail war zu erkennen, das Meiste verschwamm in einer schwarzen Masse. Das wirkte beim Schauen anfangs mühsam, erst später hatte ich mich damit abgefunden, mochte es aber auch dann immer noch nicht so recht. Dabei fragte ich mich den ganzen Film über, ob das schlechtem Filmmaterial geschuldet oder von Regisseur Jack Hill so beabsichtigt war.
Wobei ich die Idee mit den unheimlichen und mörderischen Puppen gar nicht mal so übel fand, doch leider wollten diese keine wie immer geartete Gefahrenlage schaffen. Im Wesentlichen krankte es daran, dass ihren Bewegungen nur wenig Dynamik innewohnte, bei gleichzeitiger schlechter Positionierung. Man hätte bei den Mordszenen die Ausweglosigkeit der Protagonisten stärker zeigen sollen, doch irgendwie wirkte es so, als könne man den mechanischen Angreifern immer relativ leicht entkommen, es aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht tun. Das rückte die Sache leider in schiefes Licht (das es zudem auch nur in Ansätzen gab) und entfaltete kaum gruselige Atmosphäre.
Zudem wirkten die Dialoge oftmals lahm und mitunter sogar dumm, was ich jedoch eher der grottigen Synchronisation zuschreibe als dem Originaldrehbuch. Mitunter boten die Gespräche sogar eine gewisse unfreiwillige Komik, die einige Szenen in ihrer Wirkung konterkarierten. Damit wirkte der Streifen zwischendurch immer wieder als Parodie seiner selbst, und das ist für einen waschechten Horror natürlich tödlich.
Boris Karloff tat, was in seiner Macht stand, hatte dabei jedoch ebenso wenige Möglichkeiten wie seine Kollegen. Die im Halbdunkel gesetzten Handlungen und eine deswegen auch kaum erkennbare Mimik waren einfach nicht so recht sichtbar – eigentlich hätte man den ganzen Film mit mechanischen Puppen drehen können und es wäre kaum aufgefallen. So gesehen kann man die Leistungen des darstellenden Personals nicht bewerten und daher lasse ich es auch.
Fazit: Dass dieser Streifen in der Versenkung verschwunden ist, verwundert nicht. Nicht einmal der Name Karloff sorgte für Zündstoff, da war leider von Anfang bis Ende Düsternis und Unschärfe. Schade um das inhaltliche Potential, mit etwas mehr Licht hätte es sicherlich besser gewirkt. Die zweieinhalb vergebe ich für die Geschichte und Karloff, mehr kann ich für diese Produktion beim besten Willen nicht tun. Eine Empfehlung gibt es auch ausschließlich für Hardcore-Fans Karloffs und Trash-Enthusiasten.
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Lahmer und wirrer Psychohorror.
Der auf einer Geschichte Edgar Allan Poes basierende Film „Black Cat“ sollte wohl mit mysteriös angehauchter Handlung und einer unheimlich inszenierten Katze für Spannung sorgen, schafft dies jedoch in keiner Phase. Dazu gesellten sich inszenatorische Mängel wie lieblos gestaltete Kulissen, schlechte Ausstattung und seltsame Schnitte, die das Machwerk gemeinsam mit unpassend agierenden Mimen und einer grauenvollen Synchronisation leider über weite Strecken ins Katzenklo traten.
Gerade mal gegen Ende machten ein paar Wendungen die Sache noch halbwegs interessant, zündeten aber auch nicht in der Weise, dass sie das Gesamtwerk noch retten hätten können. Zu sehr war die Adaption bereits in den Tiefen der Wirrnis versunken um die Kohlen noch aus dem Feuer zu holen. Und so blieb beim Abspann ein reichlich abstruser Katzen-Horror, der zusammen mit den oben beschriebenen Schwächen seine intendierte Wirkung leider verfehlte.
Dabei haben die Stoffe Poes denke ich durchaus das Potential, auch heute noch für unheimliche Auren sorgen zu können. Wie es geht, bewies etwa das Regieduo Argento/Romero in dem Episoden-Grusler „Two Evil Eyes“, in dem auch die Geschichte mit der Katze verwendet wurde. Obwohl die beiden sicherlich bessere Möglichkeiten hatten als Regisseur Rodunsky in diesem Streifen, hätte man denke ich auch mit einem geringeren Budget etwas daraus machen können. In dieser Form blieb es nicht mal Stückwerk.
Fazit: Das ging leider in die Hose. Ich könnte jetzt nicht mal sagen, was man für ein Gelingen hätte anders/besser machen können, mir erschien es von vorne bis hinten vermurkst. Die grottige Synchronisation ließ auch noch den Rest von vorhandenem Potential gnadenlos absaufen. Gerade mal das Ende rettete das Ding vor einer glatten Null, mehr als magere anderthalb Pünktchen möchte ich hier nicht vergeben. Eine Empfehlung gibt es logischerweise auch keine.
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Spannender und atmosphärisch dichter Kurzfilm.
Oft wird der Kurzfilm als eine Art Übungsfeld für Nachwuchsregisseure (miss-)verstanden, die sich in der kurzen Laufzeit für höhere Weihen qualifizieren können. Dabei ist ein gut gemachter Kurzfilm wesentlich mehr als eine Vorstufe zum Langfilm und kann auch in kurzer Zeit viel an Wirkung auffahren.
So auch hier. In „Hochzeitstag“ hält sich Regisseurin Tatjana Brzakovic nicht mit langen Vorreden auf und befährt bereits in den ersten beiden Minuten ordentlich die Suspence-Schiene. Dass bei den Figuren auf Stereotypen zurückgegriffen werden muss, liegt hinsichtlich der knappen Einleitung natürlich auf der Hand, was für den geneigten Cineasten jedoch weniger störend daherkommt als gedacht. Trotzdem überrascht Nina Kunzendorf später mit einer Eiseskälte, die einen dann doch etwas unangenehm frösteln lässt.
Die dramatischen Szenen im Wald konterkarieren die anheimelnde Landschaft einigermaßen, was der Atmosphäre jedoch durchaus dienlich ist. Ich verfolgte die Geschehnisse mit einer Mischung aus Abscheu und einer gewissen Faszination. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Charaktere machte letzten Endes doch Laune und qualifiziert den Streifen durchaus für mehrfache Sichtungen. Dabei hatte auch die „Rollenbilder-Umkehr“ (harte Frau – weicher Mann) etwas zu bieten.
Fazit: Ich mag ihn einfach. Trotz oder gerade wegen seiner kurzen Laufzeit ein zwischendurch immer wieder gern gesehener Gast in meinem DVD-Player. Und so möchte ich ihn auch gerne anderen MPiloten wärmstens empfehlen undA ans Herz legen. Kurz und knackig wird eine Geschichte mit zwar nur wenig überraschendem, aber dafür knallharten Ende präsentiert, die man für sich auch ganz gut stehen lassen kann. Eine kleine, aber feine Kurzfilmperle.
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Gut anzusehender, inhaltlich jedoch beliebiger Katastrophen-Film.
Anders als Roland Emmerich in „2012“ setzt Regisseur Ric Waugh nicht ausschließlich auf ausuferndes Desaster, sondern nimmt sich auch ein wenig seiner Figuren an. Er zeigt uns ein gespaltenes Ehepaar, das im Zeichen des Überlebenskampfes wieder zusammenwächst und zu sich findet. Manchmal sind es eben äußere Widrigkeiten, die einen wieder zusammenschweißen. Und während sich unsere kleine Familie auf den Weg in den rettenden Bunker macht, muss sie sich mit den Aktionen ihrer Mitmenschen auseinandersetzen, die es nicht immer gut mit ihnen meinen. Dass der Mensch des Menschen Wolf ist und sich im Angesicht der Gefahr jeder der Nächste, ist keine umwerfend neue Erkenntnis, und auch hier erweisen sich die anderen Überlebenswilligen als die mitunter größere Gefahr als das Naturereignis.
Leider klammert Waugh den spannendsten Teil der Geschichte aus. Klar, das Katastrophenspektakel ist natürlich sehenswert, doch nach der überstandenen Erstgefahr im Bunker wartet ein noch längerer Weg auf unsere Protagonisten als der hinein in den Schutzraum. Der Wiederaufbau einer Welt mitsamt Gesellschaftsordnungen wäre der für mich wesentlich interessante Teil (abgesehen von der Bewältigung der psychischen Traumata) der Geschichte gewesen, aber sei´ s drum.
Dafür sehen wir ein sympathisches Protagonisten-Paar. Gerald Butler und Morena Baccarin hatten mich stets auf ihrer Seite und auch wenn ihre Figuren nur wenig charakterlichen Tiefgang erfuhren, so kamen sie zumindest so weit ansprechend daher, dass ich mit ihnen mitfiederte. Zudem gelang es Waugh, bald eine bedrohliche und spannende Atmosphäre zu etablieren, in der sich die beiden gut bewegten. Am coolsten fand ich jedoch Scott Glenn. Nicht nur, dass er den knorrigen Herrn Papa gut brachte, fand seine geerdete Figur Gefallen bei mir. Roger Dale Floyd sehr gut in seinen wenigen bedeutsamen Szenen. Auch die Synchronisation auf gutem Niveau.
Fazit: Eine visuell gut gestaltete Zerstörungsaction nebst ansprechend geführtem Überlebenskampf, jedoch auch nicht mehr als das. Emmerich zeigte vor, wie Weltuntergang aussehen kann und daran orientierte sich auch Waugh. Und auch Überlebenskampf haben wir schon dramatischer und eindrücklicher erlebt, doch immerhin langweilt einen Waugh nicht. Ansonsten jedoch nichts Besonderes und in keiner wie immer gearteten Form Erwähnenswertes. Ein paar gute Schauwerte und passable Darstellerleistungen zeigen, dass handwerklich gut gearbeitet wurde und das alleine ist mir schon die fünf Punkte wert.
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Interessanter Selbstfindungs-Trip aus Fernost.
Die Reise ist in diesem Film weniger als eine physische als eine in das eigene Selbst zu verstehen (eigentlich hat sie für unsere Hauptperson eine Doppelbedeutung). Der unbekümmerte und egozentrische Sohn eines Unterwelt-Bosses treibt es bei einer seiner Eskapaden zu weit und wird in eine Art Exil verbannt. Dort trifft er auf eine Gruppe trommelnder Mönche und schließt sich ihnen an, was sein Weltbild nachhaltig verändert. War das Trommeln (er spielte Schlagzeug in einer Pop-Band) bisher eine Art Wutventil für ihn, findet er nun die wahre innere Bedeutung des rhythmischen Schlagens heraus.
Die asiatischen Umgangsformen sind für einen Europäer oftmals verwirrend und fremdartig. Einerseits agieren sie oft sehr outriert, mit weit ausholenden Gesten und schon fast fratzenartiger Mimik, andererseits wieder oft sehr sparsam im physischen Ausdruck, womit sie manchmal fast wie mit roboterartiger Gleichgültigkeit agieren. Darstellerisch macht das manchmal den Eindruck laienhafter Über- oder Untertreibung (und wirkt dadurch in einigen Szenen unpassender Weise unfreiwillig komisch), doch diese Ausdrucksformen scheinen zumindest in einigen Teilen Asiens tatsächlich der „normale“ Umgang miteinander zu sein. Das verhagelt in manchen Filmen die Wirkung einigermaßen und damit kommen diese nicht immer gut daher.
„Die Reise des chinesischen Trommlers“ ist jedoch ein Stück weit „europäisch“ inszeniert und gespielt, wodurch er auch in einigen europäischen Filmfestivals gezeigt werden konnte. Die „überspielten“ Szenen hielten sich in Grenzen, womit der Film auch für den europäischen Filmgeschmack passend daherkommt. Er erreicht jedenfalls eine gewisse Tiefe und charakterliche Prägung, die ihn gut schau- und die Figuren nahbar machen.
Das Ensemble lieferte gut ab. Viel hing klarerweise an Jaycee Chan, der die Wandlung vom jugendlichen Hallodri zum achtsamen Mönch gut umsetzte. Da passten sowohl Gestik wie auch Mimik und optische Erscheinung, eine runde und reife Leistung. Großes Lob auch an die Mönche, die sich größtenteils selbst spielten und auf der Leinwand gut wirkten. Alle anderen ohne gröbere Schwächen, nicht einmal die Synchronisation patzte.
Conclusio: Ein trotz einiger brutaler Szenen angenehmer und gut schaubarer Streifen, der zeigt, dass sich jeder Mensch ändern kann und nicht zwangsläufig das Produkt seiner Umwelt sein muss. Dass das Loslösen von scheinbar alternativloser Rollenprägung natürlich nicht ohne Reibungspunkte (vor allem mit seinem persönlichen Umfeld) passieren kann ist klar, umso interessanter ist die Wandlung zu beobachten. So gesehen finde ich diesen Streifen hochinteressant und möchte ihn allen MPiloten gerne ans Herz legen. Die vergleichsweise zurückhaltende Bewertung ist allein den kulturellen Unterschieden geschuldet, die das Asia-Kino halt so mit sich bringen.