Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 4 .5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

    Atmosphärischer, von der Synchronisation jedoch leider ziemlich versenkter Werwolf-Streifen.

    Inhaltlich stark an den „Hund von Baskerville“ angelehnt, entfaltet das „unsterbliche Monster“ bald eine schaurig-schöne und mysteriöse Atmosphäre, die eigentlich den ganzen Film über hoch bleibt. Trotz einer relativ kurzen Laufzeit von gerade mal einer guten Stunde nimmt sich Regisseur John Brahm erst einmal die Zeit, uns seine Figuren vorzustellen und eine angenehm rätselhafte Stimmung aufzubauen. Das half zwar nicht ganz über die Ereignislosigkeit der ersten vierzig Minuten hinweg, ließ das Interesse an der letztendlichen Auflösung aber stetig steigen. Diese gestaltete sich leider relativ banal und nur wenig überraschend, schloss den Film aber so weit so gut ab.

    Die Maske war auf der Höhe der Zeit und zeigte uns einen „normalen“ Werwolf, wie wir ihn bereits in einigen anderen Produktionen bewundern durften. Die recht flotte Rückverwandlung wurde mit einer gekonnten Überblendung umgesetzt, die ich schon schlechter gesehen habe. Highlight des Streifens waren aber die detailreich und liebevoll gestalteten Kulissen. Obwohl der Film denke ich zur Völle und Gänze im Studio entstanden ist, überzeugten sowohl die Landschaften als auch die Innenaufnahmen und schufen eine ansprechende Atmosphäre, die die inhaltliche Schwächen ganz gut kaschieren konnte.

    Komplett von der Rolle leider wieder einmal die Synchronisation, die den Film in ihrer Lieblosigkeit völlig konterkarierte. Es fehlten sowohl die Tontechnik als auch passende Sprecher, und manche Sätze wurden erst gar nicht gesprochen (in einer Szene sieht man Heather Thatcher gestikulieren und Lippenbewegungen machen, hörte aber – nichts, Stille). So gesehen ist die Leistung des darstellenden Personals eigentlich nicht wirklich einschätzbar, am gesprochenen Wort liegt nun mal viel an Wirkung.

    Fazit: Ein an sich gar nicht mal so übler Streifen, der mehr mit seiner Atmosphäre als einer überraschenden Geschichte punktet. So gesehen war das Grusligste daran die lausige Synchronisation, die das Ding leider ziemlich nach unten zog. Eigentlich eine fünf bis sechs, für die miese Synchro ziehe ich aber was ab. Wenn sich jemand daran aber nicht stört, dann kann man den Film letzten Endes doch empfehlen. Allzu viel erwarten sollte man sich halt nicht, für wohligen Grusel sorgt die stimmungsvoll vorgetragene Geschichte aber allemal.

    7
    • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.4

      Und hier hätten wir auch schon den ersten Striptease der Filmgeschichte. In diesem, zur damaligen Zeit wohl aufregenden Werk sehen wir ein Ehepaar in der Hochzeitsnacht. Der Film wurde im heutigen Ungarn gedreht, das damals noch zu Österreich gehörte (oder Österreich zu Ungarn, wie es Herr Orban erst kürzlich formulierte), daher wird als Produktionsland AT ausgewiesen.

      Das Rätsel, ob sich die Dame denn tatsächlich gänzlich entkleidete, wurde wohl auf den verloren gegangenen vier Minuten des Filmes gelöst. Da es diese jedoch offenbar nicht in die heutige Zeit geschafft haben, wird man es wohl nie schlüssig beweisen werden können.

      Auf Film gebannte, schlüpfrige Szenen haben im neuen Medium nicht lange auf sich warten lassen. Bereits 1896 (also acht Jahre nach der Patentanmeldung der bewegten Bilder) erfreute eine unbekannte Darstellerin den Specht im Manne mit dem Ablegen ihrer (Ober-)Bekleidung. Ob der Film damals Wellen schlug oder gar einen Skandal auslöste, ist nicht bekannt. FSK-Wertungen gab es damals nicht, es werden also Jungs allen Alters in die Kinos geströmt sein um das Schauspiel aus der Nähe zu betrachten.

      Für mich bleibt lediglich die Erkenntnis, dass den Damen damals sehr kalt gewesen sein dürfte – was die Gute so alles am Leibe trägt, damit verreist eine andere für drei Wochen. Allein schon deswegen lohnte der kleine Ausflug in die sexuellen Phantasien anno 1896. Dafür gibt es wie für die anderen Vertreter der cineastischen Pionierleistungen keine Bewertung, der geneigte M-Pilot möge doch bitteschön auf Youtube schauen und sich selbst ein Urteil bilden.

      Kleiner Spoiler vorab: Man sieht KEINE Hupen 😉

      7
      • 5 .5

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

        Plump inszenierte, jedoch letztendlich relativ spannende Menschenjagd.

        Vor allem die Dialoge im ersten Drittel lassen rasch erahnen, wohin die Reise gehen wird und worum es sich beim „gefährlichsten Raubtier von allen“ handelt, das der verrückte Graf vor die Flinte bzw. seinen Bogen bekommen will. Trotz einer knappen Laufzeit von gerade mal einer Stunde wirkt die Narration zu Anfang schwerfällig und zäh, erst ab dem Beginn der Jagd kommt etwas Dynamik in die Sache (und selbst da erst mit dem Einsatz der Hunde). Damit macht das Regieduo Schoedsack und Pichel ihrem Film selbst das Leben schwer, ein wenig mehr Hinterlist hätte hier nicht geschadet.

        Dass die Sache letzten Endes doch noch gut wurde, lag an einem fein aufspielenden Ensemble. Angeführt von einem herrlich diabolisch grinsenden Leslie Banks legte das gejagte Pärchen Faye Wray (sie war es übrigens, die Richard O´Brian im Eröffnungssong der „Rocky Horror Picture Show“ besang) und Joel McCrea ein paar gute Auftritte hin und bewahrte den Streifen vor dem Kentern. Wray, die später als Scream Queen Karriere machen sollte, gab eine Kostprobe ihrer späteren Profession als gefährdete Schönheit, die es zu retten gilt.

        Ansonsten gab es die „übliche“ Genrekost, die jedoch erst in späteren Produktionen so richtig auf die Spitze getrieben wurde. Mehr als eine Vorreiterrolle kann man diesem Film daher leider nicht zugestehen - selbst wenn dieser auf dem Niveau der damaligen Zeit ganz passabel daherkam, so hinterlässt er heutzutage eine relativ blasse Spur. Das möchte ich ihm jetzt nicht notwendigerweise ankreiden, dennoch überzeugte er eben nicht durchgehend.

        Fazit: Ein keinesfalls schlechter, in letzter Instanz jedoch eher holpriger Streifen, der erst in der Schlussphase erst so richtig in die Gänge kommt. Somit taugt er mehr als filmhistorische Ergänzung denn als abendfüllende Unterhaltung, doch zumindest kann er sich an die Fahnen heften, ein cineastisches Untergenre geschaffen zu haben. In meine leicht überdurchschnittliche Bewertung lasse ich diese Bedeutung gerne einfließen, ohne diese wäre es wahrscheinlich darunter gewesen. Eine Empfehlung gibt’s auch ausschließlich für Filmnostalgiker.

        7
        • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.3

          Spezialeffekte anno 1896.

          In diesem Kurzfilm, der seiner Bezeichnung mit einer guten Minute Laufzeit auch alle Ehre macht, sehen wir eine Zaubervorstellung, in der eine Dame erst verschwindet und dann in Teilen wieder auftaucht (erst nur ihr Skelett, später auch der Rest). Es ist eine Hommage an die beliebten Zaubervorführungen der damaligen Zeit, konkret jene des Theatre Robert Houdin (heutzutage nennt man solche Veranstaltungen richtigerweise „Illusions-Shows“).

          Gearbeitet wird mit der Schnitttechnik, die mittels „Hüpfen“ von einer Szene in die andere bei gleichzeitiger leichter Veränderung des Bühnenbildes dem Zuseher vorgaukelt, dass bestimmte Dinge oder Personen plötzlich verschwinden oder wieder auftauchen. Heutzutage macht man das mittels Überblendungen oder gleich mittels CGI, damals jedoch hatte man lediglich die Schnitttechnik zur Verfügung.

          Obwohl die Schnitte immer als solcher erkennbar sind (und zudem einmal auch recht schleissig umgesetzt), hat der Streifen schon seinen Charme und ich denke, dass sich damals der eine oder andere schon von dieser Vorführung hat verzaubern lassen. Ich persönlich kann mir einen Kinobesuch anno 1896 überhaupt nur schwer vorstellen – dass jemand für gerade mal siebzig Sekunden eine Eintrittskarte kauft, ist für mich nur schwer vorstellbar. Vielleicht wurden ja mehrere derartige Filme am Stück gezeigt.

          Eine Bewertung ist wie immer schwer und daher enthalte ich mich dieser auch hier. Für eine nette Reminiszenz an frühere Tage taugt das Filmchen allemal. Es gibt ihn auf Youtube – dem geneigten Seher sei er daher wärmstens angeraten.

          7
          • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.2

            Dieser Ultra-Kurzfilm aus dem Jahre 1895 gilt als der erste Vertreter des Slapsticks. Slapstick ist ja seit jeher ein physischer Humor, der zumeist mit Schadenfreude und Situationskomik spielt. So auch hier: Man zieht die Erheiterung aus der ungewollten Dusche, die den beiden Protagonisten zuteilwird.

            Jetzt ist der Slapstick als solcher nicht unbedingt die ausgefeilteste und feinsinnigste Satire unter den Komödien. Indem man die Figuren selbst der Lächerlichkeit preisgibt, erlaubt man keinerlei Identifikation mit ihnen und führt sie gewissenmaßen auch vor. Auch hier haben wir eine relativ einfache Charade, die weder besonders pfiffig noch in irgendeiner Weise einfallsreich daherkommt. Dennoch haben sich viele andere Filmemacher dieser Form der Publikums-Erheiterung angenommen. Und damit wohl aus der Not ein Stück weit eine Tugend gemacht, denn Wortwitz kann man in einem Stummfilm wohl nicht wirklich gut darstellen.

            So gesehen kann man Regisseur Louis Lumiere trotzdem eine filmische Pionierarbeit zugestehen. Ohne seine Vorarbeit hätten Darsteller wie Ben Turpin, Buster Keaton und auch Charlie Chaplin, die den Slapstick erst so richtig salonfähig machten, einen wohl deutlich schwereren Stand gehabt. Allein schon die Tatsache, dass sein Filmchen eben nicht im Mahlstrom der Zeit verschwunden ist, sondern auch heute noch von Menschen gesehen wird, hebt ihn über viele zweit- und drittklassige Regisseure späterer Dekaden hinaus.

            Ebenso wie bei vielen anderen filmischen Experimenten aus den cineastischen Anfangsjahren ist eine Bewertung aus meiner Sicht nicht möglich. Einerseits wäre es den Machern und den Darstellern gegenüber nicht fair (sie hatten ja kaum die Möglichkeiten ihrer Nachfolger), andererseits ist der vor mehr als hundert Jahren en vogue gewesene Humor heutzutage nicht fassbar ohne die Menschen ihrer Zeit abzuqualifizieren. Daher enthalte ich mich einer numerischen Einschätzung auch bei diesem Stück Filmgeschichte.

            9
            • 7

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

              Achtbarer Film über die Auswüchse menschlichen Wollens.

              Leon ist ein Schriftsteller und möchte abliefern. Um seinem Text den nötigen Feinschliff zu verpassen, fährt er mit einem Freund in das abgeschiedene Sommerhaus von dessen Mutter. Hier erhofft er die für seine Arbeit notwendige Ruhe zu finden, doch wegen zwei dort bereits anwesender Personen klappt das nicht so richtig.

              Womöglich ist es ja ein Zeichen der Zeit, dass Menschen um sich kreisen und de facto blind für das sind, was um sie herum passiert. Wie Leon konzentrieren sie sich so auf ihre Angelegenheiten, dass alles andere an Bedeutung verliert. Leons Irrweg ist ja bereits in den ersten Szenen erkennbar: Beim Schreiben geht es eben nicht allein um die Texte, sondern um die Menschen, über die man schreibt und natürlich auch jene, für die man schreibt. Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold beschreibt Leons Erkenntnisprozess langsam und präzise, erst die Bedrohung durch das nahende Feuer und dessen Auswirkungen lassen ihn die Augen öffnen.

              Die Liebesgeschichte wird bestenfalls angedeutet, entfaltet jedoch gerade deswegen mehr Eindrücklichkeit als es wilde Sexszenen auszudrücken imstande sind. Man beobachtet das sich langsame Annähern der beiden mit zunehmendem Interesse. Das lässt die tragischen Schicksale der Menschen um sie herum zwar fast schon zur Banalität verkommen, kann aber seine Wirkung schon entfalten.

              Thomas Schubert und Paula Beer machten ihre Sache gut und gaben das Liebespaar in spe ausgewogen und harmonisch. Ich fragte mich ja mehrmals, was die gute Nadja an dem griesgrämigen Miesepeter findet, aber offenbar sind die menschlichen Anziehungskräfte über derartige „Lappalien“ erhaben. Langston Uibel leider oftmals zu bemüht und damit in vielen Szenen zu verkünstelt um wirklich zu überzeugen, er war leider der Schwachpunkt in diesem Film. Enno Trebs und Matthias Brandt in Ordnung.

              Auch mit seinen Drehorten und den Kulissen hatte Petzold ein gutes Händchen und setzte uns ein paar schöne Bilder der Ostseeküste vor, die Felix´ Arbeiten natürlich plausibel erscheinen ließen. Es war eine gute Mischung aus Normalität und atmosphärischer Wohltat, die das Geschehen fein untermalte.

              Conclusio: Ein offener, warmherziger Film, der denke ich auch beim zweiten Mal Schauen gefällt. Mit einer einfachen, aber alles andere als flachen Geschichte, guten Figuren und ansprechenden Drehorten hat er die Pflicht erfüllt und auch die inhaltliche Kür konnte gefallen. Obwohl derartige Filme jetzt nicht mein bevorzugtes Genre sind, kann ich diesen hier auch Nicht-Romantikern empfehlen, da Kitsch und Schwülstigkeit gottlob weitgehend außen vorgelassen wurden. Die sieben ist jedenfalls hochverdient.

              9
              • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.1

                Der erste Gruselfilm und wie er das Genre prägte.

                Dass sich die Menschen im vorvorigen Jahrhundert vor dieser Darstellung wirklich gegruselt haben, darf man denke ich wohl ebenso in Zweifel ziehen wie dass es sich um eine ernsthafte Produktion gehandelt hatte. So gesehen sollte man wohl eher von einem experimentellen Grusel-Lustspiel sprechen, das würde den Kern wohl eher treffen.

                Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass der Film irgendwie im Zeitraffer abgespielt wirkt. Ich frage mich beim Ansehen auf YT, ob es an den technischen Voraussetzungen lag oder hat man das absichtlich getan hat – etwa um mehr Dynamik in die Sache zu bringen oder es humoristisch aufzuladen? Jedenfalls gibt es andere, spätere Produktionen, die diese Rasanz nicht hatten und damit mehr dramatischen Effekt erzielten, als es unser „Teufelshaus“ tut.

                Trotz einer sehr bescheidenen Laufzeit von gerade mal drei Minuten lieferte Regisseur und Hauptdarsteller Georges Melies einige Stilmittel ab, die auch in späteren Produktionen Einsatz fanden. Eine Fledermaus als Boten künftigen Unheils; ein plötzlich auftauchendes Skelett als Schockeffekt (auf gut Neudeutsch auch als „Jumpscare“ bezeichnet); in weiße Bettlaken gehüllte „Geister“, die den Helden bedrohen; eine ätherisch schöne und dem Willen des Teufels (zombiehaft) gehorchende Verführerin; das Kreuz als Bann des Spuks; und nicht zuletzt ein zwergenhafter Homunculus als willfähriger Diener des Bösen.

                Dies alles bekommt man von Melies im Sekundentakt präsentiert, womit ich seinen cineastischen Versuch durchaus als geglückt bezeichnen möchte. Wiewohl ich die Bezeichnung „Horrorfilm“ jetzt nicht als passend erachten würde, kann ich dem geneigten Nostalgiker diesen Kurzfilm gerne ans Herz legen, und sei es lediglich als Ausflug in die Anfänge der Filmkunst.

                Bleibt jetzt nur noch die Frage nach einer Bewertung. Diese gestaltet sich schwer – ein solches Filmchen ist nach heutigen Maßstäben de facto nicht zu bewerten, und daher lasse ich es auch. Wohl aber kann man die Bedeutung als Experimentalfilm und dessen Wirkung auf folgende Produktionen würdigen, schon allein deswegen lohnt eine Sichtung. Dass es hier nicht tierisch ernst zugeht und auch keine nervenzerfetzende Spannung geboten wird, sollte ja a priori klar sein.

                8
                • 5 .5

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                  Und wieder einen MP-Eintrag defloriert :-)

                  Bedrückender TV-Krimi.

                  Angeblich beruhen die „Briefe aus dem Jenseits“ auf einer wahren Begebenheit. Sollte sich das wirklich so zugetragen haben, so war das natürlich eine schlimme Sache. Nicht nur, dass der Vermisstenfall an dem seelischen Befinden der Familie zerrte, kamen schließlich auch Ermittlungspannen und ein seelischer, vermutlich auch sexueller Missbrauchsfall hinzu.

                  Dabei war die Geschichte nicht leicht zu erzählen. Dass das dysfunktionale Vater-Tochter-Gespann mit dem Vermisstenfall irgendetwas zu tun hat, war von Anfang an klar (der kriminalistisch geschulte TV-Ratefuchs erkennt das sofort – warum würde man die sonst ins Bild holen), ebenso dass sich bei der damaligen Suche auf die einfachste und naheliegendste Spur gestürzt wurde, was sich später als Fehler herausstellen sollte. Warum Regisseur Niki Stein jedoch die internen Kabbeleien in seinen Fall hineinverwurstete, war mir nicht klar, zumal sie mit der Wiederaufnahme rein gar nichts zu tun hatten. Es ist wohl eine Art Modeerscheinung der letzten Jahre, polizeiinterne Grabenkämpfe oder persönliche Probleme der Beamten in die Handlung zu integrieren. Das soll wohl einen Schuss Realismus in die Ermittler-Figuren bringen und/oder sie menschlich plastischer machen… wie auch immer, wenn das in de facto jedem TV-Krimi so ist, nutzt sich dieser Kniff irgendwann mal ab. Hier störte er ein wenig, ich persönlich hätte anstelle der Streitereien gerne mehr über den Fall und die (damaligen) Ermittlungen erfahren.

                  Das darstellende Personal lieferte plausibel ab. Heino Ferch wie man ihn kennt als raubeiniger Ermittler mit dem Herz am richtigen Fleck (auch so eine genretypische Schablone, der man sich seit Götz Georges Schimanaski gerne bedient – oft kopiert, aber nie erreicht). TV-Krimi-Urgestein Manfred Zapatka eindrücklich und gut. Laszlo Kish sowohl in den auf alt getrimmten, als auch den Sequenzen als jüngerer Mann überzeugend. Am Besten agierte für mich Franziska Wulf als traumatisierte Tochter, wobei ihre Rolle auch jede Menge darstellerisches Potential bot.

                  Conclusio: Ein mittelprächtiger TV-Hauptabendkrimi, der einen Blick durchaus lohnt. Eine gewisse Affinität zum Genre sollte zwar vorhanden sein, dennoch kann der Krimi sowohl handwerklich als auch inhaltlich ein leicht überdurchschnittliches Niveau halten. Eine eher peinlich gehaltene Szene mit bemüht wirkendem Gendern (damit die Woken nichts zu meckern haben) blieb die einzige und somit nicht nachhaltig störende. Kann man ansehen, muss man aber nicht.

                  10
                  • 3 .5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                    Spannungsarmer und beliebiger Grusler.

                    Was für ein Titel – den Streifen „MUSSTE“ ich mir ja fast schon ansehen. Erwartet hatte ich mir nicht allzu viel, doch unter dem Strich war es dann doch relativ wenig. Trotz einer relativ knapp gehaltenen Laufzeit von einer guten Stunde schleichen sich nach einem gar nicht mal so üblen Beginn rasch Längen ein. Nach knappen zwanzig Minuten war klar, wohin die Reise gehen würde, der Rest war nur mehr reine Makulatur. Regisseur Alex Nicol bemühte sich dann noch um eine fulminante Schlusssequenz, doch leider konnte diese die Kohlen nicht nur nicht aus dem Feuer holen, sondern wirkte in ihrer zu gewollten Rasanz fast schon peinlich. Die Visionen?/übernatürliche Erscheinungen? des titelgebenden Schädels gestalteten sich lächerlich und somit erlitt die ganze Chose dann ziemlichen Schiffbruch.

                    John Hudson und Peggy Webber werkten sich brav durch den Streifen, besonders Webber hinterließ zu Beginn einen guten Eindruck. Alex Nicol, der zusätzlich zur Regie auch eine Rolle übernommen hatte, gab den behinderten Gärtner ambitioniert, jedoch ohne größeren Eindruck zu hinterlassen. Russ Conway und Tony Johnson solide.

                    Die Effekte waren einfach und entbehrten jeglicher Wirkung. Doppelbelichtungen gab es ja schon seit nahezu dem Beginn des Filmschaffens und ein paar sich ankündigende Jumpscares sorgten auch nicht für mehr Furore. Dafür hatte die Musik ein paar ansprechende Einlagen zu bieten - ich denke, die könnte auch in einem Konzertsaal für sich alleine gut wirken.

                    Fazit: Kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss, obwohl der Titel schon mal nicht schlecht gewählt war. Eine banale Geschichte wurde flach umgesetzt und wirkte deswegen trotz teils hingebungsvoller Darstellerleistungen nicht so richtig. Eine Empfehlung möchte ich eigentlich nicht aussprechen – das Beste an dem Film ist eigentlich der Titel 😉. Die Dreieinhalb Punkte vergebe ich für Webber und die Musik.

                    12
                    • 4 .5

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                      Anschaulich inszeniertes Nichts.

                      Auch einem Edgar Wallace gehen einmal die Ideen aus, so zu sehen im „Geheimnis des gelben Grabes“. Nicht dass andere Stoffe Wallaces (sowohl die des Vaters als auch jene des Sohnes) eine umwerfend hohe Glaubwürdigkeit gehabt hätten, doch das was hier zu bestaunen war, entbehrt schon einer gewissen Logik. Zudem trat die Geschichte zwischen den Morden und der letztendlichen Auflösung durchgehend auf der Stelle, daran änderten auch sämtliche ins Leere laufenden Ermittlungen nichts.

                      Zumindest hatte sich Regisseur Armando Crispino Mühe gegeben, uns die maue Geschichte wenigstens optisch ansprechend aufzubereiten. Die inhaltliche Leere versuchte er mit eimerweise Filmblut und viel nackter Haut zu kompensieren, zudem wurden die Morde in Stile eines Slashers á la „Halloween“ oder „Freitag der 13.“ präsentiert. Außerdem verwöhnte er das Auge mit ein paar wirklich stimmungsvollen Drehorten und auch die Toskana durfte ihre malerischen Stadtansichten in ein paar Szenen schön ins Licht rücken. Damit schaffte er eine zumindest passable Atmosphäre, die die inhaltliche Ödnis zwar nicht ganz übertünchen konnte, aber zumindest für ein wenig Urlaubsflair zu sorgen imstande war. Seine Regiearbeit könnte man mit Fug und Recht als klassische Siebziger-Jahre Inszenierung bezeichnen, viele andere seiner Kollegen bedienten sich diesem Stil (das fand ich persönlich irgendwie nett).

                      Das darstellende Personal agierte ebenfalls im Stil der Zeit, mitunter etwas schwülstig, aber immerhin passten sie sich damit den Gegebenheiten der Dekade an. Horst Frank durfte zur Abwechslung einmal nicht den eiskalten Bösewicht, sondern einen brühwarmen Ballett-Choreografen geben – eine Aufgabe, die er mit sichtlicher Freude meisterte. Alex Cord und Samantha Eggar solide und glaubwürdig, wenn auch manchmal nach heutigen Gesichtspunkten etwas zu überkandidelt. Bei sämtlichen Auftritten von Enzo Tarascio überlegte ich mir, wo ich den schon mal gesehen hatte. Am Schluss fiel es mir dann ein, er mimte den Sheriff in „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (Bud Spencer und Terence Hill). Alle anderen mit Licht und Schatten, jedoch ohne gröbere Schwächen. Auch die Synchronisation in Ordnung.

                      Fazit: Der Streifen stand ganz im Zeichen des oftmaligen Kampfes „Inhaltliche Leere vs. Schöne Umsetzung“ und lieferte ein Unentschieden mit leichten Vorteilen der Leere. Die Mimen spielten brav gegen die Tatsache an, dass größtenteils einfach nichts passierte. Das vergrämte den Ratefuchs in mir ein wenig, womit das Pendel bei der Bewertung eher in die niedrige Hälfte ausschlug. Dafür kann der Streifen durch seine passable Optik jedoch für zumindest ein wenig mediterranes Flair sorgen – wem das reicht, der wird sicherlich seine Freude an dem Ding haben, womit für ebenjene Seher eine Empfehlung ausgesprochen sei.

                      8
                      • 5 .5

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                        Launige Beziehungsbetrachtung mit Altersunterschied.

                        Schon ganz zu Beginn beschlich mich der Verdacht, dass es sich bei dem „neuen Freund“ um kein Drama in diesem Sinne, sondern eher um eine Art Komödie handelt. Zumindest schildert uns Regisseur Dustin Loose die Ereignisse mit einem lockerleichten Unterton, der die anfängliche Erwartungshaltung schon einmal ein wenig brach. Damit relativierten sich das Overacting und die nervös-launige Darstellung von Luis Nitsche und Karin Hanczewski im weiteren Verlauf ein wenig und bereiteten die Bühne für ein kurzweiliges Kammerspiel aus falschen Fährten, Lügen und Misstrauen. Ein paar alkoholinduzierte sexuelle Anspielungen ergänzten die unterhaltsame Melange.

                        Besonders interessant war ja die Grundhaltung der Figuren und deren Beziehung zueinander. Am Ende fragte ich mich nach den Beweggründen von Phillip, sich mit Henriette einzulassen. Versteht mich bitte nicht falsch, Corinna Harfouch ist jetzt zwar kein Sahneschnittchen, aber auch mit Ende sechzig eine durchaus attraktive Frau. Dennoch stand der latente Vorwurf im Raum, dass Phillip eben mehr als ein ausschließlich romantisches Interesse an ihr hatte. Was wiederum die Frage nach ihrer Motivation aufwarf. Nutzte sie ihn etwa mit der Lockung pekuniärer Zuwendungen sexuell aus? Umgekehrt (also bei der Konstellation alter Mann – junge Frau) wäre der Vorwurf natürlich im Raum gestanden, in dieser Form wurde diese Frage bestenfalls indirekt gestellt. Besonders als sich die in anfänglicher Euphorie gewälzten Heiratspläne zerschlugen, kam bei mir der Verdacht des auf eher körperlichen Basis fußenden Interesses ihrerseits auf. Aber gut, möglicherweise sehe ich das jetzt ein wenig zu eng…

                        Wie auch immer, unsere drei Mimen lieferten in dem theaterartig inszenierten Kammerspiel gut ab. Zwar hatten sie zu Anfang wegen der nicht glücklich gewählten Werksbeschreibung (Drama) einen etwas schweren Stand, da tat ich ihr launiges Spiel als schlechte Darstellung ab, erst später „rehabilitierten“ sie sich. Klar, die großen Lacher blieben aus, dennoch entfaltete ihre Interaktion eine Reihe heiterer Situationen, die mit gut erdachten und gespielten Dialogen eine launige Verve entfalten konnten. Somit müsste man den „neuen Freund“ eigentlich ein zweites Mal sehen um sein ganzes Potential erkennen zu können.

                        Conclusio: Ein Film, der in seiner Machart wohl keine klare Genrezuschreibung erlaubt. Man könnte ihn sowohl als gekonntes Spiel mit der Erwartungshaltung des Zusehers belobigen, ihn mit dem gleichen Recht aber auch mit dem Prädikat „nicht Fisch, nicht Fleisch“ in die Tonne treten. Für mich hat es gestern auf 3Sat halbwegs gepasst, womit ich die fünfeinhalb Punkte gerne aus dem Köcher ziehe. Mit einer anderen Werksbeschreibung (zB. „Spielfilm“) wäre dem Werk mehr gedient gewesen.

                        6
                        • 7 .5
                          Nospheratu99 27.11.2023, 08:28 Geändert 27.11.2023, 11:41
                          über Kalt

                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                          Juristisch belastete Traumabewältigung.

                          In diesem eindrücklich inszenierten und stark gespielten Drama geht es um eine Kindergarten-Pädagogin, die nach einer Unachtsamkeit und daraus resultierenden Todesfällen von Kindern mit diesem Trauma leben muss. Dabei muss sie sich nicht nur seelischen, sondern auch juristischen Konsequenzen stellen.

                          Es ist ja nur schwer zu verstehen, dass derartige Situationen genauso wie jene von kriminellen Schwerverbrechern abgehandelt und mit demselben Strafmaß bedroht werden. Das Gesetz kennt da nur wenig Relativierung und auch wenn ein Richter die Schwere natürlich abwägen muss, steht man bei einer Verurteilung eben als Krimineller da. In den gleichen latenten Gefahrensituationen befinden sich übrigens auch Ärzte, Kranken- und Altenpfleger - ja sogar Fahrer von Rettungswägen stehen im Rahmen ihrer Tätigkeit mit einem Bein im Gefängnis. Dass sich vor diesem Hintergrund und gemeinsam mit einer langwierigen Ausbildung mit nur geringen Verdienstmöglichkeiten immer weniger Menschen für diesen Berufsweg entschließen, kann ich schon nachvollziehen. Für die Gesellschaft und die Betroffenen ist das natürlich fatal, zumal oftmals die juristische Unterstützung fehlt und derjenige den Mühlen der Justiz hilf- und schutzlos ausgeliefert ist.

                          Regisseur Stephan Lacant inszenierte sein Schuld- und Sühnedrama düster und eindrücklich. Die seelischen Befindlichkeiten werden mit harten Kontrasten und dunklen Farben untermalt. Das drückt beim Schauen zwar ziemlich aufs Gemüt, kolportiert die psychische Belastung, unter der die Pädagogin zu leiden hat, aber sehr eindrucksvoll. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Dame in einer ländlichen Gegend lebt und arbeitet, in der jeder jeden kennt und sich die Sache schnell herumspricht. So wird auch ihre Familie rasch in den Strudel der Ereignisse hineingezogen.

                          Viel Wirkung erzielte auch das intensive Spiel von Franziska Hartmann. Ihr dringen die Schuldgefühle förmlich aus jeder Pore, womit man mit ihrer Figur richtig mitleidet. Ihre Empathie wird zum Bumerang, die mangelnde Abgrenzung zieht sie in einen Abwärtsstrudel, den nicht einmal der sie unterstützende Ehemann stoppen kann. Hartmann wurde von ihren Kollegen auch sehr gut unterstützt, die das intensive Spiel ebenso zur Schau stellten wie sie.

                          Conclusio: Ein starker Film, der den Finger auf eine offene Wunde legt und die juristischen Fehlentwicklungen ebenso aufzeigt wie die Trauerbewältigungsprozesse. Obwohl eine behördliche Aufarbeitung natürlich wichtig und sinnvoll ist, behindern die juristischen Verteidigungsmechanismen jene der menschlichen Schuldbewältigung (einerseits musst du deine Unschuld beweisen und das auch nach außen tragen, andererseits sich auch den Schuldgefühlen stellen – dass so mancher an diesen Diskrepanzen zerbricht, ist menschlich nachvollziehbar). Gute Leistungen der Mimen und eine eindrückliche Inszenierung garnieren das Lebenskrisen-Drama und machen es aufwühlend und intensiv. Eine klare Empfehlung sei daher ausgesprochen, die siebeneinhalb Punkte finde ich hochverdient.

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                          • 5

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                            Der erste Kinofilm und wie er die Welt veränderte.

                            Er gilt als der erste vor zahlendem Publikum gezeigte Film. Ich fragte mich beim Ansehen, ob irgendjemand der auf dem Film zu sehenden Menschen geahnt hat, was das Kino später für Milliarden Menschen bedeuten sollte. Die Verbreitung der in dieser Fabrik hergestellten Fotoplatten war ja ziemlich weit fortgeschritten, womit das Potential des Mediums „bewegte Bilder“ ja eigentlich auf der Hand liegen hätte sollen. Oder wurde es etwa als neumodischer Firlefanz abgetan, den man in Wirklichkeit ja eh nicht braucht und der als kurzfristige Modeerscheinung bald wieder in der Versenkung verschwinden würde?

                            Nun ja, so genau wird man diese Frage wohl niemals beantworten können. Wahrscheinlich haben sich nicht mal die kolportierten 28 zahlenden Besucher Gedanken über das Potential gemacht, das in den bewegten Bildern schlummerte. Ihre Reaktionen waren, wenn man zeitgenössischen Berichten glauben schenkt, durchaus zwiespältig. Als gesichert gilt, dass die Reaktion der Flucht vor dem herannahenden Zug wohl eine Erfindung der Geschichte war. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die laufenden Bilder doch einen gewissen Eindruck hinterlassen hatten.

                            Was die 28 Besucher wohl zu 5D gesagt hätten? 😊 – Ich glaube, die wären ziemlich geflasht gewesen…

                            Fazit: Ein kleines, nichtssagendes Filmchen, das doch eine so große historische Bedeutung hat. Die Bewertung fällt schwer, sowohl eine zehn mit Herz als auch eine glatte Null wären argumentierbar. Somit vergebe ich mal eine salomonische Fünf und rate Interessierten zu einem kurzen Blick auf YT (das Filmchen dauert gerade mal zwei Minuten).

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                              über Rambo

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                              Actionreiches Antikriegs-Drama.

                              John Rambo ist ein traumatisierter Vietnam-Veteran, wie es sie vermutlich zu Tausenden in den USA der achtziger Jahre gab. Viele zogen aus Heimatliebe in den Krieg und kehrten desillusioniert und psychisch belastet wieder zurück. Ihre im Kampf erlernten Fähigkeiten nutzen ihnen in der Heimat nichts (mehr), viele schlugen sich als Gelegenheitsarbeiter oder Sozialhilfeempfänger durch ihr zerrüttetes Leben. Ihr Schicksal wurde vielfach totgeschwiegen, auch der Film „Rambo“ konnte erst nach vielen Widerständen von Warner Bros. (man dachte erst, dass das Publikum nicht bereit für einen solchen Film sei, schließlich war der Vietnam-Krieg erst wenige Jahre zuvor beendet worden) realisiert werden. So gesehen kann man „Rambo“ eine Vorreiterrolle in der Aufarbeitung der jüngsten Geschichte zugestehen.

                              Zumindest wird die Gewalt nicht ausufernd verherrlicht, sondern Rambo als Opfer der Gesellschaft und der regionalen Gesetzesordnung gezeigt. Indem er zu seinen Taten gewissermaßen gezwungen wird, kann sein Verhalten weitgehend als Notwehr gedeutet werden. Das feindselige Verhalten des Sheriffs löst alte Verhaltensmuster aus und auch die Medien hatten ihren Anteil an der zunehmenden Eskalation der Ereignisse. Schade nur, dass man sich nicht deutlicher von den Kriegsereignissen distanziert hatte, was wohl ein Zugeständnis an jene darstellte, die den Vietnamkrieg als gerechtfertigt ansahen.

                              Inszenatorisch wurde der Spagat zwischen Action und Figurenzeichnung geschafft. Auch wenn die Figuren ihre Motivation gleich einem Schild vor der Brust vor sich hertragen, so waren sämtliche Handlungsweisen immer plausibel und klar. Auch die rhythmische Narration passte. Zudem wurde die Umgebung kalt und abweisend gezeigt, was die Stimmung auch entsprechend unterfütterte.

                              Von Seiten der Darsteller konnte man auch nicht meckern. Ein damals schon recht auftrainierter Sylvester Stallone antagonierte mit einem gut aufgelegten Brian Dennehy (der schien die Polizisten-Rolle irgendwie abonniert zu haben, eigentlich sah ich den nie etwas anderes spielen). Richard Crenna etwas zu überdramatisch in seinen Auftritten, was jedoch so gewollt zu sein schien. Alle anderen ohne Fehl und Tadel und auch die Synchronisation hatte ein gutes Händchen für die Figuren und deren Befindlichkeiten.

                              Conclusio: Ein Antikriegsfilm, der mit der Gewalt jedoch etwas zu sehr liebäugelt, um als „echte“ Genreproduktion durchzugehen. Wobei man das auch wieder als eine der gesellschaftlichen Widersprüche der USA interpretieren könnte. Irgendwo zwischen Kriegs-Abkehr und Dolchstoßlegende angesiedelt mäandriert der Streifen durch gesellschaftliche Untiefen und Niederungen. Mit einer klareren Aussage bzw. Positionierung hätte es ein wirklich großer Film sein können, so blieb er zu indifferent und somit „nur“ eine sieben. Kann man für das geneigte Publikum aber bedenkenlos empfehlen.

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                                über Push

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                                Erstaunlich ruhiger Action-Film.

                                Ausufernde Verfolgungsjagden und wilde Schießereien gab es in „Push“ weniger zu bestaunen, dafür widmete sich Regisseur Paul McGuigan seinen Figuren und deren Motiven. Obwohl er sich mitunter an Stereotypen bediente, hatten die Pro- und Antagonisten dennoch eine gewisse Kontur und Tiefe. Dazu serviert er uns verranzte Drehorte und windschiefe Ansichten Hongkongs, die die Handlung jedoch ganz gut unterfütterten.

                                Apropos Handlung: „Push“ bedient sich der Tradition von Agenten- und Spionagefilmen, wobei sich die Parteien nicht mit hochgerüsteter Technik, sondern mittels übersinnlicher Fähigkeiten belauschen und bekämpfen. Das wirkte auf Grund der Vielzahl der Fähigkeiten vor allem zu Anfang relativ wirr und undurchsichtig, mit Fortdauer kam ich jedoch mehr und mehr in dem Streifen an und damit klärte sich dann auch einiges auf.

                                Interessant auch die Produktionsnotizen hinsichtlich der Kameraarbeit, wo an realen Orten mit quasi versteckter Kamera gedreht wurde. Die Statisten waren zumeist normale Passanten, die mehr oder weniger unwissentlich als Darsteller auftraten (ist das überhaupt erlaubt?). Lediglich die Autoverfolgungsjagden wurden von Bluescreens gedreht, alles andere ist „echt“ (und so sieht es dann auch aus).

                                Chris Evans und Dakota Fanning verkörperten ihre Antihelden mit Leidenschaft und Hingabe. Camilla Belle zart und zerbrechlich wie es ihre Figur verlangte. Djimon Hounsou für einen Bösewicht fast schon zu sympathisch, leidglich Neil Jackson strahlte so etwas wie ungute Kälte aus. Da wirkten die Triaden deutlich raubeiniger und auch gefährlicher. Auch die Synchronisation zumindest nicht im Negativen auffällig.

                                Fazit: Ein von der Inszenierung her ungewöhnlicher „Action“-Film, der lediglich an seiner Inhaltlichen Beliebigkeit scheitert. Zwar halte ich die Kritiken („billiger Abklatsch von Akte X“) ein wenig hart, die grundsätzliche Intention dieser aber für gerechtfertigt. Trotzdem ist „Push“ nicht uninteressant und auch halbwegs gut schaubar, womit ich leicht überdurchschnittlich bewerte und eine Empfehlung für Freunde ungewöhnlicher Filme auch ausspreche.

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                                • 6 .5
                                  Nospheratu99 23.11.2023, 10:35 Geändert 24.11.2023, 08:25

                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                  Netter Kurzfilm aus den Anfängen der Filmkunst.

                                  Dieses gerade mal zwei Minuten dauernde Filmchen wurde von Filmpionier Georges Melies 1903 gedreht. Er übernahm auch die Hauptrolle. Die Tricktechnik bestand aus Schnitten und Doppelbelichtungen, die gar nicht mal so übel daherkommen. Eine echte Handlung ist in Ansätzen vorhanden, doch damals bestand die Sensation noch hauptsächlich darin, dass es überhaupt bewegte Bilder zu bestaunen gab, die zudem auch noch einen fantastischen und leicht grusligen Inhalt hatten. So gesehen ist meine Spoilerwarnung natürlich als Scherz zu verstehen 😉

                                  Heutzutage fürchtet man sich wohl nicht mehr so richtig und auch die Geschichte wirkt ein wenig mau, aber als filmhistorisches Dokument ist der kleine Streifen immer noch brauchbar und einen launigen Charme verströmt er auch. So gesehen ist es schön, dass man ihn im Jahre 2023 noch sehen und seine Freude daran haben kann.

                                  Eine Bewertung ist schwer – objektiv betrachtet ist er natürlich lächerlich und aus der Zeit gefallen. Man muss sich ein wenig auf so etwas einlassen und versuchen, es aus den Augen eines Menschen vor 120 Jahren zu sehen (was zugegebenermaßen nicht leicht ist). Gelingt es einem, so kann der Film eine gewisse herzige Nonchalance auch heutzutage noch entfalten und ein wenig Abwechslung vom TV-Einheitsbrei liefern. Und da er auch damals schon eine der wohl besseren Produktionen darstellte, lasse ich einmal wohlmeinende sechseinhalb Punkte da.

                                  Falls einer der Piloten Interesse hat, es gibt eine kolorierte und restaurierte Fassung hier: https://www.youtube.com/watch?v=2lst9T3a_tQ

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                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                    Gar nicht mal so übler SciFi-Horror aus den fünfziger Jahren.

                                    Gleich zu Anfang fällt auf, dass der Streifen in Farbe gedreht wurde, was zur damaligen Zeit nicht bei allzu vielen Produktionen gemacht wurde. Und auch sonst ist der „Blob“ keinesfalls der Trash-Kracher, für den ich ihn Anfangs hielt. Klar, die Idee mit dem schleimigen Batzen, der Menschen absorbiert, ist natürlich alles andere als glaubwürdig, trotzdem kann der Film mit einer ernsthaften und plausiblen Machart, plastischen Figuren und guten Darstellerleistungen seine Punkte locker einfahren.

                                    Ein paar nicht allzu sattelfeste Wendungen störten weniger als gedacht (so wurde Steve erst geglaubt, als er das das Hupkonzert auf dem Hauptplatz veranstaltete, und das trotz der Tatsache, dass bis dahin außer ihm niemand den Blob gesehen hatte – man fragt sich, warum gerade jetzt?) und auch das Urvertrauen der Amerikaner in ihre Armee ist durchaus interessant. Nach vielen Fehlschlägen der Bekämpfung wurde das Ding vom Militär kurz und schmerzlos in der Arktis entsorgt und gut ist es. Ohne einen einzigen Soldaten zu Gesicht zu bekommen ist die letztendliche Befreiung von der interstellaren Bedrohung den Machern gerade mal ein paar Sätze und einer lockeren Szene mit einem Fallschirmabwurf wert. Gleich einer göttlichen Fügung löst die Armee das Problem mit einem Fingerschnippen und gut ist es.

                                    Viel hing auch an der achtbaren Performance von Steven McQueen (damals ließ er sich noch mit ausgeschriebenem Vornamen akkreditieren), der seine Figur stilsicher und solide durch die Geschichte trug. Aneta Corsaut als seine Freundin verkam zum optischen Aufputz, ihrer Figur wurde lediglich die Bedeutung einer Stichwortgeberin zugestanden (vermutlich hing das mit dem damaligen Frauenbild zusammen). Alle anderen soweit in Ordnung, auch die Synchronisation passte.

                                    Die Tricks wurden wohl mit einer Art Plastilin gemacht, die in manchen Szenen zäh, manchmal viskoser durch die Szenerien fließen durfte. Man sah die Masse nicht oft, aber wenn, dann war die Illusion zumeist gelungen. Den Fressvorgang mit der Zersetzung der Körper hatte man ausgespart und erst gegen Schluss sah man den Tricks ihre Künstlichkeit an, als der Blob das Diner umschlossen hatte.

                                    Fazit: Der „Blob“ ist filmisch deutlich mehr als die Trash-Granate, als die ich sie a priori gesehen hätte. Mit einer guten Narration, plausiblen Figuren und passablen Darstellerleistungen kann der „Blob“ trotz einer eher seltsamen Grundidee durchaus punkten, womit ich für das geneigte Publikum auch eine Empfehlung aussprechen möchte. Für zumindest eine einzige Sichtung ist der Unterhaltungswert gegeben und so vergebe ich durchschnittliche fünf Punkte.

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                                      Nospheratu99 21.11.2023, 08:02 Geändert 21.11.2023, 08:25

                                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                      Charmante, unter dem Strich jedoch misslungene Wallace-Neuverfilmung.

                                      Der Stoff wurde von Arthur Brauner bereits 1968 unter dem Titel „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ verfilmt. Warum er nur neun Jahre später eine Neuauflage in Angriff nahm, erschließt sich mir eigentlich nicht wirklich, zumal das Remake das ohnehin schon relativ schwache Original qualitativ sogar noch unterbot.

                                      Vor allem die räudige Optik ließ das Werk nicht gut dastehen. Die Bilder wirkten oftmals in der Gosse gedreht, sogar das aristokratische Schloss machte einen ranzigen Eindruck. Dazu gesellten sich noch handwerkliche Schwächen wie eine miserable Bildqualität (manche Filter derart mies, dass ich mir mehrmals die Brille putzte, ehe ich draufkam, dass es nicht daran lag), dumme Dialoge und fertig war der Schuss ins Knie. Die lockerleichte Machart bescherte der Produktion zwar einen latent trashigen Charme und bot damit ein paar Lacher auf, inhaltlich wurde die Sache aber eher schlecht als recht vorgetragen. Da hinterließ die ernsthafte Produktion von 1968 auf ihrem bescheidenen Niveau deutlich mehr Eindruck.

                                      Regisseur Jesus Franco orientierte sich an der Tradition der Rialto-Verfilmungen und versuchte sich an deren Weiterentwicklung im Stile der siebziger Jahre, scheiterte damit aber kläglich. Der „Todesrächer von Soho“ konnte trotz ein paar netter Aufnahmen des touristischen London nicht einmal eine passable Atmosphäre auffahren, zu stark war der Stilbruch zu den übrigen Drehorten erkennbar.

                                      Fred Williams und Luis Morris war eine gewisse Unbekümmertheit anzumerken, die zwar nicht immer passend war, dem Film aber eine lockerleichte Nonchalance verlieh. Vor allem Morris konnte auf der Haben-Seite ein paar wirklich gekonnt gesetzte Lacher verbuchen, dazwischen aber viel sinnbefreites Geblödel (synchronisiert wurde er übrigens unverkennbar von Hans Clarin, der viele Jahre später einem Zeichentrick-Klabauter seine Stimme leihen sollte). Siegfried Schürenberg ein Schatten seiner selbst, fiel vor allem durch Lustlosigkeit auf und konnte niemals die Verve seines „Sir John“ erreichen. Lediglich Horst Tappert und Barbara Rütting überzeugten, diese aber weitgehend allein auf weiter Flur.

                                      Fazit: Empfehlenswert ausschließlich auf Grund seines trashigen Charmes, wegen kriminalistischen Interesses braucht man sich dieses Streifen nicht anzusehen. Womöglich war Brauner schon bei Drehbeginn klar, dass die Zeit der Wallace-Filme vorbei war und so suchte er den Stoff wohl ins Lächerliche zu ziehen, was diesem leider nicht so Recht zu Gesicht stehen wollte. Unter dem Strich bleibt eine Verfilmung, die es meiner Ansicht nach nicht gebraucht hätte. Es hätte mich ja interessiert, was zeitgenössische Kritiker zu diesem Stück Zelluloid zu sagen hatten; doch dass so gut wie nichts darüber zu finden war, sagt meines Erachtens auch schon wieder etwas aus. Mehr als dreieinhalb Punkte möchte ich nicht springen lassen, Wallace hin oder her.

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                                        Nospheratu99 20.11.2023, 08:28 Geändert 20.11.2023, 09:09

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                        Verfremdetes Heldenepos.

                                        Es sei einem jedem Filmschaffenden natürlich zugestanden, Stoffe kreativ umzudeuten und uns immer wieder frische Versionen bekannter Inhalte zu präsentieren, doch was Regisseur Otto Bathurst hier abliefert, hatte mit dem Original gerade einmal den Namen gemein. So gesehen war die Verwendung der Figuren eher ein Marketinggag als eine ernsthafte Bearbeitung des Stoffes. Zudem schien Bathurst mehr daran gelegen zu sein, ausufernde Action und wuchtige Bilder zu zeigen als eine Geschichte zu erzählen, was seine Produktion in einen zweifelhaften Winkel schob.

                                        Und so wurde aus Nottingham Forest ein düsterer Gothic-Slum, in dem die Reichen ein bourgeoises Lotterleben führten, während die Arbeiter im Prekariats-Sumpf versanken. Die Geschichte mutierte zu einer Graphic Novel, die außer bombastischen Schauwerten und ausgewalzter Action eigentlich nichts bot. Sowohl die Laufzeit selbst als auch die Darsteller waren weitgehend verschenkt, die Geschichte hätte man genauso gut in irgendeiner fernen Galaxis oder einer düsteren Zukunft spielen lassen können. Nur wenig erinnerte an die englische Legende, sowohl inhaltlich als auch charakterlich.

                                        Taron Egerton und Jamie Foxx konnten einem beinahe schon leid tun - so viel verschwendetes Potential auf einen Fleck zu sehen machte einen schon fast traurig. Beide sind ja eigentlich gute Charakterdarsteller, warum sie sich für diese Hampelei hergaben, wissen wohl nur sie selbst. Besonders bei Egerton ist es mir schon bei ein paar Filmen aufgefallen, dass er seine Fähigkeiten zumeist nur wenig auslotet. Womöglich hat man die beiden mit einem schönen Scheck geködert und als Staraufputz missbraucht. Alle anderen in Ordnung, auch die Synchronisation passte.

                                        Die Effekte waren natürlich allerfeinst und auch bei der Optik hatte man nichts dem Zufall überlassen. Auf inhaltliche Komponenten wurde wie auf historische Genauigkeit gepfiffen, es ging um Spektakel und düsteren Bilderrausch. Zumindest diese Vorgaben wurden erfüllt und so sehen wir ein gut in Szene gesetztes Nichts, das wohl seine Zuseher fand und bei seiner Veröffentlichung den Popcorn-Verkauf in den Kinos wohl ordentlich befeuert hatte. Unterhaltsam war es zumindest zu Beginn, erst später inflationierten sich die Sequenzen soweit selbst, dass das Interesse weitgehend erlahmte. Zwei Stunden Hauen, Stechen und tausende abgeschossene Pfeile sind definitiv zu viel.

                                        Conclusio: Klassisches Popcorn-Berieselungs-Kino mit bekannten Figuren und schöne Bilder im flackernden Kerzenschein, nicht mehr und nicht weniger. Inhaltlich vernachlässigbar und nach einer dreiviertel Stunde hat man eigentlich alles gesehen, was es zu sehen gab. Die leicht unterdurchschnittliche Bewertung trägt der professionellen Produktion Rechnung und auch eine Empfehlung gibt es ausschließlich für das Action-Publikum.

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                                          Nette, unter dem Strich jedoch banale Agentenparodie.

                                          Die Anspielungen auf unseren guten „James Bond“ sind natürlich unübersehbar, Regisseur Kevin Donovan hat sich den Agenten mit der Lizenz zu Töten als das zu parodierende Objekt erkoren. Seine Wahl erscheint natürlich naheliegend und insofern auch nachvollziehbar, als dass die Filme mit dem britischen Geheimagenten durch ihre Gigantomanie bereits den Keim der Persiflage in sich tragen. So gesehen ist es natürlich leicht, gerade sie als Vorlage heranzuziehen.

                                          Der „Tuxedo“ braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen, erst nach guten zwanzig Minuten ist die Ausgangslage soweit geklärt, sodass sich darauf eine launige Handlung entfalten kann. Diese bietet neben vielen Referenzen und Querverweisen einige gute und einige (wenige) schlechte Gags, die die nette Grundstimmung jedoch ganz gut unterfüttern. Klar, die Sache mit dem Anzug, der seinem Träger Superkräfte verleiht, ist natürlich völliger Quatsch, doch zumindest die Basis für einige ganz gute Lacher. Besonders das überrascht-bestürzte Gesicht Chans, das er während seiner Stunts durchgehend zur Schau stellt, machte Laune, aber auch einige gekonnt-witzige Slapstick-Einlagen sorgten immer wieder für Lacher. Dazwischen jedoch leider viel Leerlauf, die mit humorigen Kabbeleien unserer beiden Agenten zu füllen versucht wurde, was jedoch nicht immer gelang. Die letztendliche angedeutete Liebesgeschichte nett, aber belanglos. Zumindest bot die Geschichte insofern eine kleine Überraschung, indem Chan der Kontakt zum Love Interest trotz hohem Aufwand nicht gelang.

                                          Chan und Love-Hewitt machten ihre Sache nicht schlecht, vor allem letztere überraschte mit einem bisher nicht von ihr gekannten komischem Talent, das ihrer Figur gut zu Gesicht stand. Chan wie man ihn kennt als netter Junge von Nebenan, der irgendwie in für ihn nicht kontrollierbare Ereignisse hineingezogen wird und diese nun mit lustiger Verzweiflung zu bewältigen versucht. Von Peter Stormare hätte ich gerne mehr gesehen als die paar Kurzauftritte, seine schrägen Figuren suchen ihresgleichen. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, jedoch nicht mehr als Aufputz bekannter Gesichter. Die Synchronisation unauffällig und somit abzunicken.

                                          Conclusio: Eine nette kleine Komödie, die keinem weh tut und für einen entspannten und launigen Abend nach einem harten Arbeitstag genau das Richtige ist. Hohe kinematografische Kunst wird nicht geboten, aber zumindest ein paar lustige Slapstick-Einlagen, die durchaus für Laune sorgen können. Für eine höhere Bewertung als das Mittelmaß waren diese jedoch zu dünn gesät. Eine Empfehlung möchte ich für Familien und Freunde leichtgängiger Unterhaltung aussprechen.

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                                            Banaler und zudem auch schwacher Tier-Horror.

                                            Es ist ja nicht so, dass man sich bei einem in der Versenkung verschwundenen B-Filmchen aus den siebziger Jahren große cineastische Offenbarungen erwarten würde, doch diese Chose war dann doch reichlich mau. Es war in eigentlich jeder Szene zu sehen, dass die titelgebenden Klapperschlangen (im Original heißt der Streifen „Rattlers“) entweder Gummidinger waren oder durch Schnitttechnik in die Szenen eingearbeitet waren. Das ließ eigentlich nie ein wirkliches Bedrohungsszenario entstehen, wodurch die Sache weitegehend an mir vorbeilief. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass die Dreharbeiten durchgängig ohne Tierquälerei stattgefunden hatten und das war zumindest ein kleiner Pluspunkt. Dass Tiere für diesen Schmus auch noch hätten leiden müssen, wäre natürlich doppelt bitter gewesen.

                                            Zudem sehen wir eine seichte und in weiten Teilen vorhersehbare Geschichte sowie holzschnittartige Figuren. Lediglich ein paar nette Landschaftsaufnahmen der Wüste und halbwegs passabel agierende Darsteller hielten mich vom Abschalten ab, retteten das Ding jedoch nicht vor dem weitgehenden Absturz. Und auch die ungelenke Liebesgeschichte hatte keine wie immer geartete Wirkung.

                                            Sam Chew jr. als sympathischer Schlangen-Experte und Elisabeth Chauvet als feministische Fotografin gaben ein nettes Hautdarsteller-Gespann ab, dem man das Überleben auch wünscht. Dan Priest und Donald Gold als Militärangehörige ohne darstellerische Möglichkeiten, der Rest ohne gröbere Schwächen, allerdings auch nicht herausragend. Die Synchronisation zumindest nicht im Negativen auffällig.

                                            Conclusio: Ein reichlich schwacher Vertreter seiner Art, der wohl zu Recht in der Versenkung verschwunden ist. Lediglich auf Youtube hatte man Erbarmen mit dem Ding, grub es wieder aus und stellte es zur freien Sichtung ohne Werbung rein. Mehr als zweieinhalb Punkte ist es mir nicht wert, diese vergebe ich für die Landschaftsaufnahmen, die Mimen und die halbwegs passable Synchronisation. Eine Empfehlung will mir nicht so recht über die Lippen, daher lasse ich diese auch.

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                                            • 5 .5

                                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                              Nette Edgar-Wallace-Verfilmung.

                                              „Der Fluch der gelben Schlange“ bietet mit wabernden Nebeln und schönen Ansichten von London nicht nur eine nette Wallace-Atmosphäre, sondern bietet mit ein paar exotischen Schauplätzen auch ein wenig Asia-Flair. Wie in den anderen Adaptionen auch musste man mit ein paar Unwägbarkeiten und auch einigen seltsamen Wendungen leben, dafür war der Humor besser und lustiger. Auch wenn Eddie Arendt seine Kasperliaden für meinen Geschmack etwas zu oft auffahren durfte, so hatten seine Einlagen wenigstens nicht die ausufernde Dummheit anderer Filme, sondern eine spleenige Nettigkeit, die es dann erträglich machte.

                                              Die Geschichte selbst bot die „übliche“ Wallace-Kost, latent unglaubwürdig und logisch nicht immer so ganz nachvollziehbar, dafür leicht verdaulich und bekömmlich. Trotz ein paar ans Hanebüchene grenzende Wendungen kann man der Chose einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, und auch die schaurig-schöne Stimmung der Rialto-Produktionen konnte Regisseur Gottlieb ganz gut reproduzieren.

                                              Mit Joachim Fuchsberger, Eddie Arendt, Werner Peters und Pinkas Braun hatte Produzent Brauner ein paar Lichtgestalten der Wallace-Produktionen an Bord holen können, die ihre Aufgabe auch ganz gut erfüllten. Dazu gab Brigitte Grothum eine herzige Unschuld vom Lande, und auch Charles Regnier durfte seine ganze Schmierigkeit auffahren. Die Maske Brauns mit Luft nach oben, vor allem die nach hinten getapten Augenwinkeln optisch nicht immer überzeugend. Beim Dreh muss das zudem ziemlich unangenehm gewesen sein, diese mit Klebeband verzerrten Lider schmerzen im Laufe der Zeit doch. Aber gut, für die Kunst zu leiden ist eben das Schicksal der Künstler 😉.

                                              Natürlich war die darstellerische Gesamtleistung wie immer übertrieben und überspielt, aber das kennt man von anderen Produktionen der damaligen Zeit bereits zur Genüge. Es gehört irgendwie dazu und auch wenn es in dieser Form mitunter an Selbstparodie grenzt, so entfaltete es über die gesamte Laufzeit gesehen doch seine Wirkung. Dafür enthielt man uns die Auflösung vor, ob Cliff und Joan letztendlich geheiratet haben oder nicht, das letzte Wort hatte wie so oft Arendt.

                                              Fazit: Ein ganz gut schaubarer Wallace, der zwar nicht an Klassiker wie das „indische Tuch“ oder die „toten Augen von London“ heranreicht, unter dem Strich für eine einzige Sichtung aber ganz gut unterhalten kann. Ob der Humor passend ist oder nicht, ja, daran scheiden sich die Geister, ich persönlich sehe die Sache zwiespältig. Summa summarum kann ich eine Empfehlung dann doch aussprechen - man bekommt, was man bestellt hat und wenn man weiß, was auf einen zukommt, dann passte es auch. Eine leicht überdurchschnittliche Bewertung halte ich für angemessen.

                                              10
                                              • 5 .5

                                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                Mittelprächtiger Giallo.

                                                Auch ein Dario Argento hat einmal klein angefangen. In seinem Regiedebut verfilmte er einen Kriminalroman von Frederic Brown, einem damals bereits etablierten Sci-Fi- und Kriminalautor. Obwohl die Geschichte durchaus ihren Reiz hatte und auch der Spannungsbogen gekonnt aufgebaut war, fehlte der Umsetzung die Eindrücklichkeit und Dichte späterer Arbeiten Argentos leider in vielen Belangen. Zudem ist es bei diesem Stoff auch mit den inhaltlichen Plausibilitäten nicht weit her, was die Sache unter dem Strich kaum von anderen Krimis dieser Zeit abhob.

                                                Vor allem die Motive des Helden, sich derart kopfüber in die eigenen Ermittlungen zu stürzen, bleiben im Dunkeln. Da hätte Argento etwa dessen doppelte Bedeutung als Zeuge und mutmaßlicher Verdächtiger stärker herausarbeiten können. In dieser Form lastete auf seinen Schultern nur wenig Ermittlungsdruck, er stellt seine Nachforschungen aus Interesse?/Draufgängertum?/Helfer der Polizei? an, oder erhoffte er sich etwa Inspiration für seine schriftstellerischen Ambitionen? – Tja, wir werden es wohl nie schlüssig klären können. Da hatte die letztendliche Erklärung der Täterschaft deutlich mehr Zugkraft.

                                                Zudem wirkten die launigen Einschübe eher störend als erheiternd. Argento orientierte sich dabei wohl an den Arbeiten Vohrers für die Rialto-Verfilmungen von Edgar Wallace, die ebenfalls immer wieder eingestreute Lacher boten und damit mitunter auch übertrieben. Obschon sich der Humor bei den „schwarzen Handschuhen“ in gewissen Grenzen hielt, wirkte das Gesamtwerk unter dem Strich nicht stimmig. Er brach die an sich nicht allzu schlecht aufgebaute Atmosphäre zwischenzeitlich immer wieder und störte wie gesagt mehr als dass er den Film bereicherte.

                                                Die Mimen werkten solide und eigentlich auch immer glaubwürdig. Tony Muscante zeigte uns einen draufgängerischen Hobby-Ermittler und punktete durch seine sympathische Darstellung. Er harmonierte gut mit Suzy Kendall und Enrico Salemo. Ein Wiedersehen mit Gruselgesicht Reggie Nalder (er verkörperte den Auftragsmörder, der Sam durch die dunklen Gassen und den Autobusparkplatz jagt) erfreute mich ebenso wie der Kurzauftritt von Mario Adorf, der leider etwas zu schräg ausfiel. Werner Peters als brühwarmer Antiquitätenhändler ebenfalls zu launig angelegt um Wirkung zu erzielen. Alle anderen soweit in Ordnung, auch bei den Nebenrollen fielen keine Schwachstellen auf. Die Synchronisation passte soweit. Gut, dass die sich deutschsprachigen Darsteller selbst synchronisierten.

                                                Fazit: Ein gelungener, wenn auch nicht restlos überzeugender Regie-Auftakt Dario Argentos. Mit einer durchaus interessanten Geschichte, passabler Narration und gekonntem Spannungsaufbau hatte er die Hausaufgaben gemacht, scheiterte jedoch ein wenig bei der Kür. Das Streichen des Humors und gleichzeitiger stärkerer Hinwendung zu seiner Hauptfigur hätte mir persönlich mehr behagt, doch diese Stilisierung war damals wohl en vogue. So gesehen belasse ich es bei einer leicht überdurchschnittlichen Bewertung und spreche eine Empfehlung für nostalgisch gepolte Giallo-Freunde gerne aus.

                                                9
                                                • 4 .5
                                                  Nospheratu99 15.11.2023, 08:57 Geändert 15.11.2023, 12:53
                                                  über Vier

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                  Klischeebehafteter Etikettenschwindel.

                                                  Im mittlerweile zweiten Landkrimi aus Niederösterreich - hier verschlägt es den Zuseher ins Kamptal – ist der Titel nicht Programm. Indem Regisseurin Marie Kreutzer den Kriminalfall rasch und humorlos abhandelt und sich dann auf die Vergangenheitsbewältigung der Protagonisten stürzt, setzt sie uns anstelle eines Krimis ein waschechtes Familiendrama vor. Das wäre per se ja nichts Schlechtes, wenn sie diesem wenigstens eine ordentliche Portion Nachvollziehbarkeit mitgegeben hätte. Leider arbeitet sie mit vielen, meiner Ansicht nach bereits überholten Bildern ländlichen Zusammenlebens und versucht damit Dramatik zu generieren.

                                                  Ich will ja nicht bestreiten, dass das Leben am Land, wo „jeder jeden kennt“ (bereits das halte sich für fragwürdig) ein anderes ist als in der Anonymität der Großstadt, doch kommt mir die Sache mit Anpassung und Ausgestoßen-Sein übertrieben und letzten Endes fadenscheinig vor. Und an Flüche glaubt man meiner Ansicht nach nicht einmal in den hintersten Winkeln der Alpen mehr. Dass die Landbevölkerung gerne als konservativ, rückständig und hintertrieben dargestellt wird, sollte ich aus österreichischen Produktionen mittlerweile ja schon kennen, dennoch fällt es mir immer wieder negativ auf. Da wird mit menschlichen Einstellungen dramaturgisches Kleingeld gewechselt, die es meiner Erfahrung nach in dieser starken Ausprägung nicht mehr gibt. Auch das letztendliche Aufeinandertreffen von Mutter und Sohn entlarvt sich schnell als dramaturgische Nebelgranate - Kreutzer wollte ihrem eher mauen Stoff vor dem Ende wohl schnell noch einen Knalleffekt mitgeben und scheiterte damit leider veritabel. Weniger wäre hier wohl deutlich mehr gewesen.

                                                  Die Mimen agierten soweit so gut. Manuel Rubey natürlich eine Bank, seine Bildschirmpräsenz ist unbestritten. Das Duo Regina Fritsch und Julia Richter funktionierte gut, und auch Susanne Michel lieferte gut ab. Lediglich die Nebenrollen oftmals unpassend und mit zu aufgesetztem Dialekt um restlos zu überzeugen.

                                                  Mit dem Lokalkolorit hielt sich Kreutzer ein wenig zurück, dennoch werden ein paar nette Aufnahmen der Gegend um den Kamp geboten. Das Kamptal ist eine ganz ansprechende Gegend, wohl jetzt nicht DER touristische Hotspot, aber im Sommer immer einen Ausflug wert. Die großen Attraktionen wie etwa die Burgruine Gars oder die Rosenburg wurden jedoch ausgespart, diese hätten der Produktion aber ohnehin nur geringen Mehrwert beschert.

                                                  Conclusio: Ein andersartiger Hauptabendkrimi, der allein schon auf Grund des alternativen Ansatzes interessant ist, jedoch (wieder einmal) an der klischeehaften Darstellung und seiner Selbstgerechtigkeit der Landbevölkerung gegenüber scheitert. Warum man diese immer latent negativ konnotieren muss, erschließt sich mir eigentlich nicht so recht – wohl ein Zeichen der Zeit, das die Abgehobenheit der (städtischen) Kunstszene wieder einmal anschaulich demonstriert. Ansonsten ist der Teil durchaus schaubar, allzu viel erwarten sollte man sich aber nicht.

                                                  10
                                                  • 2 .5

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                    Die Trash-Version von „Tarantula“.

                                                    Der drei Jahre nach dem Tierhorror-Klassiker entstandene Streifen wartet mit ähnlichen Schnitt-Effekten auf und präsentiert uns die Monsterspinne optisch gut gelungen. Der gekonnte Einsatz von Modellen und größenverschobenen Aufnahmen (eine echte Tarantel durfte durch Spielzeugstädte spazieren), die dann in die anderen Aufnahmen kopiert oder im Hintergrund abgespielt wurden, brachte einen fast perfekten Illusionseffekt. Gerade mal die Schlusssequenz in der Höhle wollte nicht so recht gelingen, aber davor hatten die Bilder schon Hand und Fuß.

                                                    Leider war es das aber auch schon mit den Parallelen zu „Tarantula“, denn inhaltlich unterschied sich Bert Gordons Streifen deutlich von seinem Vorbild. Zwar konnte er mit einer relativ kurzen Laufzeit von einer guten Stunde Längen weitgehend vermeiden, bot jedoch keinerlei Erklärungen und auch das Verhalten der Protagonisten gestaltete sich in eigentlich kaum einer Sequenz glaubwürdig. Die kindlich-naive Vorgehensweise der Helden schien lediglich dem Effekt zu dienen - was die Handlung nicht schleunig vorantrieb, wurde entsprechend gekürzt. So gesehen schien die Geschichte lediglich als Feigenblatt für ein Effektspektakel zu bieten, was die inhaltliche Komponente leider weitgehend in den Untiefen der Drittklassigkeit stranden ließ.

                                                    Und auch der deutsche Titel suggerierte, dass es sich hier um einen Nachfolger von „Tarantula“ handelt; Parallelen, die auch gewünscht zu sein schienen. Gordon schien stilistisch auf dem Referenzfilm aufzubauen und gewisse inhaltliche Kenntnisse beim Publikum vorauszusetzen. Somit verzichtete er darauf, die biologischen Grundsätze wiederzukäuen und setzte bei seiner Spinne rein auf den visuellen Effekt.

                                                    Die Darsteller mühten sich redlich durch den Film und zeigten auch Ansätze von solidem Spiel, fanden in ihren schablonenhaften Figuren jedoch kaum Entfaltungsmöglichkeiten. Ed Kemmer erklärte förmlich mit dem Mute der Verzweiflung gegen die hanebüchenen Film-Fakten an, konnte seiner Figur jedoch keine wie immer geartete wissenschaftliche Autorität verleihen. June Kenney und Eugene Persson zumindest mit einem Schuss jugendlicher Unbekümmertheit, Gene Roth bemüht aber glücklos. Die Synchronisation zumindest nicht im Negativen auffällig, lediglich die seltsamen Geräusche, die die Spinne ausstieß, ließen zu wünschen übrig.

                                                    Conclusio: Die Trash-Fraktion wird wegen einiger unfreiwillig komischer Einlagen sicherlich ihre Freude an dem Streifen haben. Gordon nimmt seinen Film zu hundert Prozent ernst und das ist im Zusammenhang mit dümmlichen Dialogen und seltsamen Verhaltensweisen natürlich DAS gefundene Fressen für Schefaz-Freunde. Ansonsten bekam man ein paar sehendwerte Bilder einer Riesenspinne, die auch das einzige Highlight der Produktion darstellten. Dafür und für die Synchro lasse ich auch die zweieinhalb Punkte springen, mehr hat sich dieser Trash nun wirklich nicht verdient.

                                                    9