Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 4 .5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

    Banaler Superheldenfilm von der Stange.

    Im zweiten Abenteuer des Wassermannes mit den Superkräften bekommt es dieser mit einer machtgeilen Mördertruppe aus dem alten Atlantis zu tun. Die Relikte der Atlanter werden unter dem Nordpol gefunden und mit Hilfe Black Mantas, Arthurs Widersachers aus dem ersten Teil, wiedererweckt. Dass das natürlich mit ordentlich Fratzen- und sonstigem Geballer über die Bühne geht, sollte jedem klar sein…

    Zudem schien Regisseur James Wan von der Idee beseelt gewesen zu sein, möglichst viel an Versatzstücken in seinen Streifen hinein zu verwursten. Angefangen von der real existierenden Theorie über die Relikte des alten Atlantis unter dem Nordpol (die sollen mittels der tektonischen Plattenverschiebung dorthin gelangt sein) über den Klimawandel bis hin zu visuellen Anleihen von anderen Filmen („Star Wars“, „Avatar“ und dem „Herrn der Ringe“) gab es eine Menge von bereits Bekanntem zu bestaunen. Vielleicht hoffte Wan auf die positive Wirkung des Wiedererkennungs-Effektes. Am Schluss gab es noch ein paar grauenvolle pathetische Reden über die Völkerverständigung zu hören und fertig war der hanebüchene, aber immerhin über weite Strecken kurzweilige Superhelden-Aufguss.

    Gut, dass Wan seinen Aquaman nicht allzu bierernst aufstellte und die Kämpfe immer wieder mit en passent eingestreutem Humor auflockerte. Das machte die Sache unter dem Strich zwar nur unwesentlich besser, sorgte aber für ein wenig Abwechslung.

    Jason Momoa und seine Kollegen werkten sich adrenalingetränkt und muskelgestählt durch den Streifen. Immerhin brachten sie die oberflächlichen und holzschnittartigen Figuren halbwegs ansprechend auf die Leinwand. Yahya Abdul-Metheen II spielte förmlich mit dem Mute der Verzweiflung gegen die Unplausibilität seiner Figur an und hatte zumeist Erfolg damit. Nicht einmal seine stilistisch eher peinlich gehaltene Kostümierung konnte ihn in seinem Tun bremsen, was seinen „bösen“ Kollegen nicht immer gelang. Kein Wunder, dass er am Ende die ausgestreckte Hand Momoas nicht ergriff und sich lieber in den Abgrund fallen ließ, einen dritten Teil wollte er sich dann doch nicht antun.

    Auch mit der Musik tat sich Wan schwer. Tat der blubbernde Elektrosound noch eine gewisse atmosphärische Wirkung, so sorgte die aufgedrehte orchestrale Musik der Kampfszenen, die dazu auch viel zu laut eigespielt war, in weiterer Folge für Kopfschmerzen.

    Dafür kam der 3D-Effekt gut daher. Viele Szenen wirkten tatsächlich „echt“ und man hatte wirklich das Gefühl, manche Dinge vor seinem Gesicht berühren zu können. Klasse, was für Fortschritte die Technik da gemacht hat. Wenn ich da an den eher mauen Effekt von „Kampf der Titanen“ denke, dann ist das schon mindestens zwei Klassen besser.

    Fazit: Man bekommt, was man bestellt hat, nämlich einen inhaltlich nicht der Rede werten, aber immerhin actionreichen Superhelden-Film. Innovationspreis bekommt er sicherlich keinen, aber zumindest kann man als Zuschauer der Wirklichkeit knappe zwei Stunden entfliehen. Ich persönlich hätte die Chose nach einer guten Stunde ausgemacht, danach hielt mich nur die laute Musik vom Einschlafen ab. So gesehen ist die knapp unterdurchschnittliche Bewertung der professionellen handwerklichen Umsetzung gedankt, ohne den grauenvollen Patos am Ende hätte ich sogar höher bewertet. Wem es gefällt, der soll seine Freude daran haben.

    PS. Es gibt zwei Kakerlaken zu sehen, beide werden von King Orm verspeist. Genügt das für Eudoras Kakerlaken-Liste?

    10
    • 4 .5

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

      Durchwachsener Hauptabend-Krimi.

      Eines fällt gleich zu Beginn auf, und das ist auch die größte Stärke des Films: Das sind die teils wirklich herrlichen Landschaftsaufnahmen und der toll eingefangene Lokalkolorit. Ich kann mir gut vorstellen, dass Südtirol, insbesondere die Gegend um Bozen, für manche Menschen nicht nur ein Urlaubs-Sehnsuchtsort ist. Es ist die Verbindung von rauer Bergwelt und fast schön betörend schönen Gegenden in den Tälern, die Symbiose von Althergebrachtem und Neuem und die Mischung von österreichischem und italienischem Kulturgut. Regisseurin Sabine Derflinger weiß dies gut zu nutzen und damit gewinnt der Film auch.

      Der Rest ist leider kaum der Rede wert: Ein „klassischer“ TV-Krimi, der über kein wie immer geartetes Alleinstellungsmerkmal verfügt und inhaltlich weder pfiffig noch ausgefeilt daherkommt. Wohl gelingt es Derflinger, mit ein paar eher unglaubwürdigen Wendungen zumindest keine massive Langeweile aufkommen zu lassen, doch das kann die inhaltliche Mattigkeit nur schwer übertünchen. Zudem derartige Erbschaftsdramen und der Kampf um Ressourcen jetzt auch keine weltbewegend neuen Themen sind, die die Sache in irgendeiner Form aufwerteten.

      Und auch bei den Darstellern gab es deutliche Luft nach oben. Wohl konnte unser Ermittler-Duo phasenweise glänzen, doch bei den Nebenrollen gab es mitunter Gräuliches zu sehen (und vor allem zu hören). Wenn man schon mit Darstellern von Laienbühnen arbeitet, dann sollte man sich doch bitte bei den regionalen Spielstätten umsehen, deren Mimen hätten dann zumindest den ortsüblichen Dialekt drauf. So war das gestelzte und aufgesetzte Spiel (das auf einer Bühne sicherlich passt, im TV aber eben nicht) leider gar nichts und konnte nicht nur die Wirkung nie entfalten, sondern stellenweise sogar Zahnschmerzen verursachen.

      Fazit: Kein Film, den man unbedingt gesehen haben müsste. Er bietet weder Abwechslung zum TV-Krimi-Einheitsbrei noch Spannung in irgendeiner Form. Handwerklich war er bis auf die besagten darstellerischen Schwächen halbwegs gut aufgestellt und auch die Landschaftsaufnahmen waren zum Teil echt kolossal, was jedoch keine Bewertung über dem Strich rechtfertigt. Eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung kommt für mich hin und eine Empfehlung gibt’s auch nur, wenn auf den anderen Sendern nichts Gescheites läuft.

      10
      • 3 .5
        Nospheratu99 04.01.2024, 09:08 Geändert 05.01.2024, 07:59

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

        Maue Voodoo-Zombie-Nummer.

        Im leidlich billig produzierten „Isle oft he living Dead“ (AT: Snake Pepole, Cult oft he living dead, Isle of the snake people) inszeniert Regisseur Juan Ibanez die Untoten in Prä-Romero-Manier und gesteht ihnen keinerlei gesellschaftliche Bedeutung zu. Die Wiedergänger sind auch nicht geschminkt und stellen somit die Urform der Zombies dar, die – wiedererweckt und willenlos – als willfährige Arbeitskräfte und Sexualobjekte herhalten mussten. Dies alles wird verwoben mit dem Voodoo-Kult sowie dem erwarteten Wederauftauchen eines Dämons und fertig ist die halbgare Zombie-Show.

        Es ist ja nicht so, dass man sich in einem solchen Film eine ausgefeilte Handlung, pfiffige Dialoge oder gelungene Effekte erwartet hätte, doch hier gab es schon recht wenig von allem. Vielmehr versuchte Ibanez mit Skeletten, Schlangen und schaurigem Lachen Grusel zu erzeugen, was vor dem Hintergrund des fehlenden Handlungs- und Spannungsaufbaus eher lächerlich als schaurig wirkte.

        Vor allem die fehlende Atmosphäre wog schwer. Eigentlich sollte die Chose auf einer Plantage einer Insel der Südsee spielen, doch davon sah man eigentlich nichts. Wo war der Prachtbau des Plantagenbesitzers, wo waren die Felder, wo die Baracken der Sklaven? Nichts davon war zu sehen, lediglich ein paar eher einfach gehaltene Studio-Kulissen. Dafür bekam mal elendslange Tanzszenen mit Trommeluntermalung im flackernden Feuerschein und jede Menge Skelette und Schlangen zu sehen. Das nahm sich anfangs ja sehr gut an, verbreitete mit zunehmender Laufzeit jedoch mehr Ödnis als Spannung.

        Boris Karloff ist ein Name, der seit seinem Mitwirken in „Frankenstein“ eine gute Zugkraft besitzt. In den „Snake People“, übrigens seinem letzten filmischen Auftritt, gliederte er sich jedoch in eine lange Phalanx bestenfalls mittelprächtiger Darsteller ein, die ihre schwache Performace durch den Streifen schleppten und den Figuren keine wie immer geartete Tiefe gaben. Kleine Anflüge darstellerischer Finesse machte schließlich die lausige Synchronisation umgehend wieder zunichte.

        Conclusio: „Isle of the living Dead“ ist ein als atmosphärischer Grusler geplanter, jedoch lediglich in Ansätzen als solcher umgesetzter Streifen, der seine Wirkung eigentlich nie so richtig entfalten kann. Fehlende Außenaufnahmen und mangelhaft ausgestattete Kulissen ließen kein so richtiges Südsee-Feeling aufkommen, womit die Sache wie eine der schwächeren und zudem künstlich in die Länge gezogenen „Tales from The Crypt“-Folgen wirkt. Daher nur eine dreieinhalb für Karloff und auch keine Empfehlung von mir.

        9
        • 7

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

          Ansprechender und interessanter Sci-Fi-Krimi.

          In „Rememory“ begibt sich GoT-Star Peter Dinklage mit Hilfe einer das Gedächtnis aufzeichnenden Maschine (die Erinnerungssequenzen können dann auf einer Art Bildschirm immer wieder angesehen werden) auf die Suche nach dem Mörder des Erfinders. Dabei arbeitet er neben den Traumata der Probanden auch eigene Schuldkomplexe auf, was auf Grund der „Risiken und Nebenwirkungen“ (wie es immer so schön im Werbefernsehen heißt) auch einiges an Gefahr für ihn selbst in sich birgt.

          Inszeniert wurde das durchaus spannende Puzzlespiel (der Täter wird mittels der Gedächtnisaufzeichnungen der Maschine ermittelt) ruhig und mit guter Atmosphäre. Oftmals kommt der Film als eine Art Psychodrama mit Mystery-Elementen daher, was meinen Sehgewohnheiten durchaus entgegenkommt. Freunde des eher actiongeladenen und dröhnenden Films werden hier nicht so recht auf ihre Kosten kommen und den Streifen eher als lahm und zäh empfinden. Doch für den Ratefuchs in mir war das genau die richtige Kost. Einige kleine Unklarheiten zu Anfang plausibilisierten sich erst ganz am Ende, was der Geschichte doch einiges an Würze verpasste.

          Viel an Wirkung lag auch am gut agierenden Ensemble, das einige bekannte Gesichter aufbot. Neben dem bereits erwähnten und solide abliefernden Peter Dinklage konnte man auch Julia Ormond und Anton Yelchin in seiner letzten Rolle vor seinem Unfall sehen. Gemeinsam mit Martin Donovan und Eveline Brochu lieferten sie eine geschlossene Mannschaftsleistung ab und führten ihre Figuren gut durch den Film. Auch die Synchronisation passte soweit und das hob das Niveau noch zusätzlich.

          Natürlich ist die Grundidee einer solchen Maschine totaler Humbug, jedoch immerhin ein nettes Gedankenexperiment, das ich als alter Mystery/Sci-Fi-Fan gerne zu denken bereit bin. Man hatte ja auch bei der Erfindung des EEG die Hoffnung, Gedanken in dieser Art sehen zu können, doch das erwies sich bald als frommer Wunsch, waren die Hirnwellen doch nicht mehr als eine Art cerebraler Rhythmus. Doch immerhin für die Diagnostik bestimmter Erkrankungen ist das EEG ein wichtiges Instrument.

          Fazit: Ein ruhiger, aber kraftvoller Film, der seine Stärken jederzeit ausspielen kann. Getragen von einer feinen Optik etabliert sich rasch ein spannendes Grundrauschen inmitten einer feinen Atmosphäre. Gewalt und Blut gab es nicht allzu viel, doch immerhin einiges an Mystery und narrativ passend ausgearbeiteten Ermittlungen, die das Interesse immer hochhielten. Ein durchaus gekonnter Schlussgag war das Sahnehäubchen – ob der Film bei Kenntnis dieser immer noch wirkt, dh. ob er sich für mehrere Sichtungen eignet, lasse ich mal dahingestellt, doch für eine einzige Sichtung passte es jedenfalls. Daher meine Empfehlung dafür.

          9
          • 5 .5

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            Seichte, aber immerhin unterhaltsame Popcorn-Kino-Kost.

            In der Weiterführung der Geschichte um die fünf Illusionisten schert sich Regisseur John Chu in bester Oceans…-Manier weder und Glaubwürdigkeit noch um Nachvollziehbarkeit, sondern setzt uns eine lockerleichte Hommage an den Vorgänger vor. Im Laufe der Handlung präsentiert er uns eine (fast schon zu) wendungsreiche Geschichte um Tarnung und Täuschung, wobei klarerweise mit allerhand Netzen und doppelten Böden gearbeitet wurde. Da erwiesen sich vermeintliche Pannen als Teile ausgeklügelter Pläne, wirbelten Spielkarten wild durch Hochsicherheitszonen und Regentropfen gehorchten plötzlich den Gesetzen der Schwerkraft nicht mehr. Dazwischen immer wieder klamaukiges Geplapper und pseudo-bedeutungsschwangeres Getue.

            Doch es unterhält. Indem Chu die Abenteuer der Illusionisten niemals bierernst nimmt und uns sogar den einen oder anderen Tipp mit auf den weiteren Lebensweg gibt („Den größten Fehler, den man bei Hütchenspielern machen kann, ist das Nähertreten. Wenn Sie sich ihnen nähern, haben Sie schon verloren“), verleiht er seiner Geschichte eine feine Nonchalance, die die Sache immer wieder aufwertet und inhaltliche Schwächen einigermaßen kaschiert. Die netten Ideen und der immerwährende Kampf „Technik vs. Humaner Trick“ sorgen dafür, dass der Streifen nicht abstürzt und sogar einen gewissen Charme entfalten kann. Ein paar schräge Figuren (herrlich Woody Harrelson als schräger Zwilling oder auch Lizzy Caplan) ergänzen das launige Sammelsurium.

            Womit wir auch schon bei den Darstellern wären: Chu hatte eine illustre Runde an bekannten Stars und Newcomer um sich geschart, die allesamt gut ablieferten. Michael Caine natürlich wie immer eine Bank, aber auch Daniel Radcliffe sehr überzeugend. Lizzy Caplan wie erwähnt mit einer coolen charakterlichen Schräge, die ihrer Figur sehr gut passte. Es ist diese Mischung aus komischer Skurrilität und sexy Auftreten, die ich schon bei Kat Dennings in „2 Broke Girls“ mochte. Wobei auch die Leitung ihrer Synchronsprecherin Marleen Lohse Erwähnung finden sollte, da diese eine der wenigen Synchronleitungen ist, die das Original sogar noch aufwerteten. Alle anderen solide und gut.

            Conclusio: Ein netter Zeitvertreib für zwischendurch, der mit überraschenden Wendungen zwischendurch immer wieder für Laune sorgt. Dass hier alles nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, sollte schon a priori klar sein. Damit darf man die Messlatte für Glaubwürdigkeit nicht allzu hoch legen – wenn es brenzlig wird, dann kommt uns Chu eben mit Hypnose. Doch immerhin kann der Film für zwei Stunden lockerleichte und auch niveauvolle Unterhaltung sorgen, und darum geht doch schließlich auch. Daher eine leicht überdurchschnittliche Bewertung und eine wohlmeinende Empfehlung meinerseits.

            7
            • 6 .5

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

              Vorab ein frohes neues Jahr für alle und die besten Wünsche von mir.

              Ansprechendes Abenteuer des chinesisch-hawaiianischen Meisterdetektives.

              Es ist der bislang beste Chan-Fall, den ich sah. Das Abenteuer in London beinhaltet viel von dem, was bisherigen Folgen abgeht. Die Geschichte hat Charme, Witz, Drive und bietet eine spannende Ermittlung mit einigen überraschenden Wendungen. Der Ratefuchs in mir wurde gut bedient, und obwohl meine kleinen grauen Zellen auf Hochtouren arbeiteten, wurde ich mehrere Male ordentlich aufs Glatteis geführt. Dabei blieb die Geschichte immer plausibel und glaubwürdig, was bei den geschlagenen Haken nicht einfach war.

              Dazu hatte Regisseur Eugene Forde neben dem groß aufspielenden Warner Oland ein spielfreudiges Ensemble unter seiner Ägide. Angeführt von einem soliden Ray Milland gefielen eine super-süße Drue Leyton und eine graziöse Mona Barrie. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte gut.

              Einziger Wermutstropfen war der fehlende Lokalkolorit. Von London selbst sieht man fast gar nichts, was ich gerade bei einem solchen Spielort schade finde, bietet die englische Hauptstadt doch einige sehr schöne Ansichten. Ein paar en passent eingestreute Bilder hätten dem Film gut getan, werteten diese etwa die Edgar-Wallace-Kimis der Rialto Film ungemein auf. Aber gut, man kann halt nicht alles haben.

              Fazit: Ein gut schaubarer und vor allem sehr spannender Krimi, der mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. Wenn man bei der Mördersuche gerne aktiv miträt (der unschuldig Verurteilte war es nicht, so viel sei schon einmal verraten), dann ist man hier definitiv richtig. Daher von mir eine solide sechseinhalb und eine Empfehlung für die MPiloten (und alle anderen auch) sei ausgesprochen.

              9
              • 7 .5

                Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 2.7

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                Und wie die Woche mit Melies begann und mittendrin auch von ihm handelte, so klingt sie auch mit ihm aus. Sein Schaffen umfasst insgesamt mehr als 1500 (!) Filme, von denen auch heute noch mehrere Dutzend vorhanden und zum Teil auf Youtube zu sehen sind. Schreibt man über die Anfänge des Filmschaffens, so kommt man an ihm nicht vorbei, so sehr hat er die ersten Jahre der Kinematografie geprägt. Schade, dass keine persönlichen Kommentare mehr möglich sind, Herr Melies hätte sich definitiv einen verdient. Wahrscheinlich sogar mehrere.

                Es ist diese fast an kindliche Spielfreude erinnernde Schaffenskraft, die seine Filme auszeichnet. Dabei bedient er sich meist phantastischer und surrealer Inhalte, die das Publikum staunen machen sollten. Sicherlich hat er sein Ziel oftmals erreicht, denn seine Filme fanden in ganz Europa große Verbreitung (dabei waren sein größtes Problem die Raubkopierer, die seine Werke oft illegal weitervertrieben und ihn so in finanzielle Schwierigkeiten brachten).

                Auch bei der „Meerjungfrau“ sehen wir diese naiv wirkende Kreativität. Der Film beginnt wie einer der damals beliebten Zaubervorstellungen und spinnt sich in ein surreales Verwandlungsspiel weiter, das schließlich in einem fantastischen Unterwasser-Reigen endet. Obwohl der Film keine wie immer geartete Handlung besitzt, macht es einfach Spaß, die (einfach gestrickten) Verwandlungen und Zaubertricks zu betrachten.

                Fazit: Ein kleines, aber feines Filmchen, das seinen kindlichen Zauber auch heute noch gut entfalten kann. Mit knapp vier Minuten Laufzeit ist es natürlich viel zu kurz, ich könnte mir derartige Dinge gerne auch länger ansehen. Mit meiner siebeneinhalb würdige ich die Kreativität und die verspielte Kraft, die von diesem Kurzfilm ausgeht. Er sei jedem Piloten wärmstens ans Herz gelegt, gibt es ihn gratis und in relativ guter Qualität auf Youtube.

                9
                • 2 .5

                  Die „Früher-war-alles-besser“-Woche, # 2.6

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                  Mit der Verfilmung des Monumentalwerks von Leo Tolstoi hatte sich Regisseur Griffith einer Herkulesaufgabe gestellt. Ein knapp tausendseitiges Werk in gut elf Minuten auf die Leinwand bringen zu wollen finde ich persönlich ziemlich sportlich, doch allein schon der Versuch ehrt Griffith. Dass ein derartiges Unterfangen ohne inhaltliche Kürzungen nicht möglich ist, sollte jedem klar sein und so beschränkte sich auch Griffith auf eine kleine Auswahl der wichtigsten Szenen.

                  Eine gewisse literarische Vorkenntnis sollte also schon vor der Sichtung vorhanden sein, widrigenfalls man diesen Stummfilm als wirre Aneinanderreihung de facto zusammenhangloser Szenen empfinden würde. Wenigstens die auf MP angegebene Inhaltsangabe empfiehlt es sich zu Gemüte führen, sonst wird man aus diesem Streifen denke ich nicht wirklich schlau. So gesehen KANN es dafür eigentlich keine hohe Bewertung geben, da die Sache in Wahrheit kaum Sinn ergibt (nicht mal zwischendurch eingefügte Texttafeln gab es, die waren damals wohl noch nicht „erfunden“).

                  Die zweieinhalb Punkte vergebe ich somit für den Pioniergeist Griffith´ und dessen Mut, sich an ein derart umfangreiches Werk überhaupt herangewagt zu haben. Man sollte „Resurrection“ daher weniger als narrativ stringenten Film sehen, sondern mehr als eine Art filmisch umgesetzte Szenenauswahl begreifen, die die Handlung des Buches bruchstückhaft untermalen. Vielleicht auch als eine Art Unterstützung des geistigen Auges, das sich beim Lesen die Figuren und die Schauplätze vorstellt. Mehr ist es aber auch nicht.

                  Fazit: Empfehlenswert ausschließlich für nostalgische Hardliner und Stummfilm-Freaks. Eventuell entfaltet sich mit einer schweren Hintergrundmusik (meine persönliche Empfehlung wäre hier Tschaikowskis „Schwanensee“) eine gewisse dramatische Atmosphäre, aber auch das wäre dann nur etwas für wirkliche Fanatiker der „alten Zeit“. Zumindest verschwendet man mit guten elf Minuten Laufzeit nicht viel Lebenszeit beim Schauen 😉

                  9
                  • 7

                    Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 2.5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                    Und hier hätten wir auch schon die erste True-Crime-Story der Filmgeschichte.

                    Dem Western „Der große Eisenbahnraub“ lag ein tatsächlicher Überfall von Butch Cassidy zu Grunde, der drei Jahre zuvor eine derartige Tat begangen hatte. Anders als im Film wurde Cassidy jedoch nicht gestellt und auch die Beute blieb verschwunden.

                    Regisseur Edwin Porter deutete die Geschichte jedoch mit einem „Happy End“ um, da dies seiner Meinung nach beim Publikum besser ankam. Zudem setzte er auch gleich zwei filmische Neuerungen um. Und so gab es hier einen der ersten Kameraschwenks zu sehen (bisher wurde immer eine starre Kamera verwendet), der die Szenen bei der Verfolgung der Ranger dynamischer und auch länger machen sollte. Andererseits setzte er die szenischen Schnitte so, dass zwischen zwei parallel ablaufenden Handlungssträngen hin- und hergewechselt wurde. Davon erwartete er sich eine größere Spannung (was ja auch so ist), da das Publikum „gleichzeitig“ sowohl die Handlungen der Verbrecher als auch jene der Ranger sehen konnte.

                    Interessant auch die Schlusssequenz. Da sieht man einen Schauspieler (ich glaube es ist Justus Barnes, der den Anführer der Banditen spielte), der mit seinem Revolver auf die Kamera (bzw. den Zuseher) zielt und abdrückt. Das hatte mit der eigentlichen Handlung ja nichts zu tun (zu diesem Zeitpunkt war der Bandit ja schon „erschossen“) und sollte wohl einem zusätzlichen dramatischen Effekt dienen. Die Szene wurde beim Erscheinen des Films, der übrigens beim Publikum großen Zuspruch fand und ein Erfolg war, wahlweise am Anfang oder am Ende abgespielt (manche Vorführer spielten sie sowohl an Anfang als auch am Ende ab). Sie wurde vielfach auch in Retrospektiven anderer Filme verwendet und gilt als eine Art „Klassiker“ des Western- oder Gangsterfilms.

                    Fazit: Ein klassischer Western, der das Genre mitbegründete. Auch heutzutage ist das 11-Minuten-Filmchen noch ganz gut schaubar und deswegen kann ich die Empfehlung auch reinen Gewissens aussprechen. Die sieben Punkte sind jedenfalls hochverdient, vielleicht rücke ich bei Neusichtung noch den einen oder anderen zusätzlich raus, mal sehen. Gibt’s in passabler Bild- und Tonqualität auf Youtube.

                    9
                    • 6 .5

                      Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 2.4

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                      Neuerliche Kreativbombe des Filmpioniers Melies.

                      In diesem Streifen spielt Melies eine der ersten Doppelrollen der Filmgeschichte. Indem er sich sowohl als Wissenschaftler als auch als dessen „Erfindung“ inszeniert, ist er zweimal gleichzeitig auf der Leinwand zu sehen. Dabei kippt der komisch-absurde Clip (und mehr ist es mit knappen drei Minuten Laufzeit nun wirklich nicht) von witziger zu dramatischer Stimmung. Das Ende ist weder überraschend noch unvorhersehbar, doch mit genau jener eindrücklichen kreativen Kraft inszeniert, die viele Werke Melies´ auszeichnen.

                      Gedreht wurde mittels Doppelbelichtung, einer damals bereits oftmals angewandten Technik, die immer wieder für Staunen im Publikum sorgte. Besonders phantastische und surreale Effekte konnten damit umgesetzt werden (vorausgesetzt man hatte einen dunklen Hintergrund, vor helleren kam das dann ein wenig blass daher).

                      Fazit: Eines der vielen kleinen Bonmots, mit der uns Melies auch heutzutage noch ganz gut unterhalten kann. Die kindliche Freude am Unfug macht das Filmchen immer noch schaubar. Damit rücke ich die sechseinhalb gerne heraus und spreche für den geneigten Stummfilm-Freund sowie für jene des fröhlichen cineastischen Unsinns eine klare Empfehlung aus.

                      PS. Gerade sehe ich, dass einige meiner MP-Freunde den Film schon lange vor mir wiederentdeckt haben. Da sieht man mal wieder, was für einen guten Geschmack die Leute hier haben 😉

                      10
                      • 4 .5

                        Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 2.3

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                        Und hier hätten wir auch schon die erste Torte im Gesicht der Filmgeschichte.

                        Dabei ist die Sketchreihe um den dauergrapschenden Neurotiker, der von den von ihm befummelten Damen entsprechend in die Schranken gewiesen wird, gar nicht mal so komisch. Nicht nur, dass ein derartiger Humor heutzutage natürlich gar nicht mehr geht (auch wenn er jetzt nicht explizit darstellt wird, den Damen wird „nur“ ins Gesicht oder auf die Schulter gefasst), ist es auch einfach nicht lustig. Gerade mal die entsprechenden Reaktionen der Damen könnte einem ein Schmunzeln entlocken, doch auch diese können den Humor eigentlich nicht so recht entfalten. Und so wirkt auch die besagte Torte eigentlich nicht witzig.

                        Hier wurde denke ich noch eine „richtige“ Torte verwendet, später nahm man aus steifem Rasierschaum zusammen gekleisterte Attrappen, die dafür umso mehr weißen Schaum im Gesicht zurückließen und damit auch eine „verheerendere“ Wirkung zeigten. Warum es gerade eine Torte sein musste, erschließt sich mir eigentlich nicht – es böten sich sämtliche breiigen Lebensmittel an wie Kartoffelpüree, Erbsensuppe (ach so - nein, DAS ist wieder eine andere Baustelle 😉) oder sämtliche Eintopfgerichte. Vielleicht ist es ja auch die runde Backart, die der Größe und Form des menschlichen Gesichts am ehesten entspricht.

                        Ben Turpin in einer seiner ersten Rollen machte, was zu tun war und gab seinen zwangsneurotischen Grabscher wie es sich in einem Slapstick-Film gehört. Sein Gezappel könnte man natürlich lustig finden, doch in seinen späteren Westernparodien kam es einfach besser und witziger daher. Die Damen allesamt wie es die Rolle erforderte.

                        Fazit: Muss man nicht unbedingt gesehen haben, als kinematografisch-historische Ergänzung taugt das Filmchen jedoch allemal. Alleine schon um mitreden zu können, könnte man die knapp vier Minuten opfern, auch wenn es jetzt nicht allzu brüllend komisch ist. Mit etwas Nostalgie-Bonus gerade noch leicht unterdurchschnittlich.

                        7
                        • 3 .5
                          über Spring

                          Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 2.2

                          Einer der ersten Tanzfilme der Kinogeschichte.

                          Louis Feuillade, der später zu höheren cineastischen Weihen kommen sollte, inszenierte 1909 diesen eher einfach gehaltenen Tanzfilm. Die Musik musste von einem Kammerorchester oder einem Pianisten zu den Aufführungen improvisiert werden, so gesehen ist die Leistung der Musiker fast höher einzuschätzen als jene der Tänzer.

                          Ich persönlich glaube ja nicht, dass zum einen professionelle Tänzerinnen engagiert worden waren und die Performance zum anderen mit damaligen Ballettaufführungen mithalten konnte. Das Gehopse wirkt zudem stark improvisiert und hat mich auch nicht erreicht (wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich keinerlei Affinität zu Tanzfilmen habe, auch „Footlose“, „Saturday Night Fever“ oder „Dirty Dancing“ haben einen schweren Stand bei mir). Und so machte sich beim Schauen bald Langeweile breit, was bei einem sechseinhalb minütigen Kurzfilm fast schon eine Leistung für sich ist 😉.

                          Conclusio: „Spring“ ist leider der berühmte Satz mit -x. Möglicherweise kann man mit mehr Hinwendung zu Tanzaufführungen mehr damit anfangen, mich hat die irgendwie hilflos wirkende Hopserei wie gesagt nicht gepackt. Die dreieinhalb ist das höchste, was ich mir dazu aus den Rippen schneiden kann und da ist der Nostalgie-Bonus schon mit drinnen.

                          9
                          • 8 .5

                            Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 2.1

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                            Kraftvolle Fantasy aus den Anfängen der Filmgeschichte.

                            Filmpionier Georges Melies gilt als Erfinder des narrativen Films, also des handlungsbezogenen und geschichtenerzählenden Films (einen solchen haben wir hier, daher auch wieder eine Spoilerwarnung 😊). Er nutzte dazu seine Erfahrungen als Theaterdarsteller und -regisseur, wodurch auch seine Filme eine theaterartige Optik erhielten. Eine fixe Kamera fängt immer das ganze Szenenbild ein, in dem die Darsteller ihre Figuren zur Geltung bringen. Auch die Tricks und die Kulissen erinnern an Theater, lediglich die Schnitttechnik strafft die Performance etwas.

                            In „Die Reise zum Mond“ setzte er seinem Publikum 1902 einen fantastischen Film vor, der einem nicht reale Bilder und Inhalte zeigt. Dabei bedient er sich eindrücklicher Darstellungen und surrealer Kulissen, um seine eher einfach gehaltene Geschichte publikumswirksam auf die Leinwand zu bringen. Die Bilder zeugen von kindlicher Verspieltheit und entfalten einen gesetzten Charme, der den Streifen auch heutzutage noch gut schaubar macht. Und wenn es (so wie auf Youtube hochgeladen) dann auch noch mit einer guten und passenden Musikuntermalung versehen wird, hat man einen guten Eindruck und kann sich von den Bildern auch ein Stück weit verzaubern lassen.

                            Der Film wirkt wie aus einem Guss und kommt, wie ich bereits in der Einleitung schrieb, kraftvoll daher. Die weit ausholenden Gesten der Mimen, das Bühnenbild mit seinen überdimensionalen floralen Strukturen und die naive, aber jederzeit ansprechende Geschichte bilden eine kreative Kraft ab, die man heutzutage nur mehr selten sieht und genau deswegen ihren Reiz auch heute noch gut zur Entfaltung bringen kann. Die ganze Darstellung ist rührend und witzig zugleich, somit ist der Film nicht nur aus historischer Sicht interessant.

                            Fazit: Ein großes Lob an Melies und eine fast uneingeschränkte Empfehlung an alle M-Piloten da draußen. Ich mochte „Die Reise zum Mond“ von Anfang an und finde seinen Einfluss auf das heutige Film- und Theaterschaffen hochinteressant (wenn man genau schaut, kommen einem auch in heutigen Produktionen immer mal wieder Anspielungen und Referenzen auf diesen Film unter). So gesehen steht er späteren Filmen um eigentlich nichts nach und damit kann man bei der Bewertung die Nostalgie-Brille ruhig auch abnehmen. Die achteinhalb finde ich hochverdient.

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                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                              Unterhaltsame Weihnachtskomödie.

                              Auch wenn die Vorzeichen für eine besinnliche Weihnachtsfeier der ungewöhnlichen Familie schlecht und damit jene für eine humorvolle Darbietung gut standen, blieb Helena Bergströms Inszenierung harmlos und oberflächlich. Indem sie die familiären Gräben nicht allzu tief aushebt und auch die teils schwierigen Charaktere nicht todernst nimmt, verleiht sie ihrem Film eine gewisse Lockerheit und gleitet gleichzeitig nie in dummdreiste Hanswursterei ab. Die auf Sicherheit bedachte Regiearbeit könnte man mit Fug und Recht auch schal und hohl nennen, Bergström reizt ihre Themen eigentlich kaum aus.

                              Trotzdem kann die „schöne Bescherung“ mit erdigen Figuren und gut gesetzten Gags ihre Punkte immer wieder einfahren. Ein großer Pluspunkt von Bergströms Bearbeitung ist der, dass sie nicht wertet und jeder Figur ihre Befindlichkeiten zugesteht. So hatten die Einwände des Vaters, obwohl zugegebenermaßen nur wenig empathisch vorgetragen, ebenso ihre Berechtigung wie die Bestrebungen des angehenden Elterntrios. Dass die a priori nicht friktionsfreie Familie ihre Reibepunkte gerade zu so einem Anlass fast schon genüsslich auffuhr, verwunderte natürlich ebenso wenig wie die lakonischen Einwürfe der Großmutter und die launigen Bonmots der Kinder. Ein paar platte, aber zumindest gut gesetzte Homo-Gags ergänzten die humorige Darbietung. Auch das Ende bot keine wie immer geartete Überraschung und war fast schon aufgelegt.

                              Das gut agierende und spielfreudige Ensemble hatte einen wesentlichen Anteil am Gelingen des Streifens. Bergström tarierte ihre Aufmerksamkeit gut auf alle Familienmitglieder, was dem Streifen eine Gut-Böse-Gewichtung ersparte. Und so gab es keine ausgemachten Unsympathen, auf deren Rücken man die Gags austrug, der Humor ergab sich zumeist aus der Situation und der menschlichen Unterschiede. Die Darsteller harmonierten gut miteinander und verteilten die schauspielerische Last auf vielen Schultern, was der Produktion auch guttat. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle niemanden, auch die Synchronisation auf gutem Niveau.

                              Fazit: Ein kleiner, netter Weihnachtsfilm, der mit der „schönsten“ Zeit im Jahr zwar nur am Rande zu tun hat, trotzdem aber eine angenehme Weihnachts-Stimmung vermittelt. Das versöhnliche Ende nimmt der Handlung nachträglich die Schärfe, womit er einen freundlich gestimmt in die Weihnachtszeit entlässt. Nichts Besonderes, doch zumindest eine wohltuende Abwechslung vom Kitsch anderer Produktionen zu diesem Thema. Eine Empfehlung will mir letzten Endes dann doch über die Lippen.

                              Und so bleibt mir nur noch, allen Piloten und MP-Freunden ein schönes Weihnachtsfest in familiärer Harmonie zu wünschen. Mögen die Lieder klingen, der Braten schmecken und sich alle lieb haben. 😊

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                                Nospheratu99 22.12.2023, 05:28 Geändert 22.12.2023, 05:32

                                Diesen Kurzfilm aus dem Jahre 1900 habe ich vor vielen Jahren in Rom gesehen. Dort lief er in einer Cocktail-Bar zum Gaudium der Besucher in Endlosschleife. Die Betreiber hatten in der ganzen Bar kleine Flachbildschirme aufgehängt und ließen dort zu den einzelnen Bereichen thematisch passende Filmchen ablaufen. Was an der Theke oder an den Tischen lief weiß ich nicht mehr, schenkte aber dem „unmöglichen Ausziehen“, das auf dem Bildschirm vor der Garderobe zu sehen war, meine größte Aufmerksamkeit, da dieser Film der stärkste und lustigste von allen war. Damals dachte ich ja, dass es sich um einen eigens für die Bar gedrehten und auf alt getrimmten Clip handelte, doch nun stellte er sich als tatsächlich "echt" heraus.

                                Umso mehr freute es mich, dass ich ihn nun auf Youtube wiederfand. Klar, beim zehnten Mal ansehen reicht es dann auch wieder, aber so zwischendurch sorgt der knapp zwei Minuten dauernde Clip immer wieder für Erheiterung. Zu sehen gibt es ihn hier: https://www.youtube.com/watch?v=OxVeH-MOrxg Musikalisch unterlegt wurde er mit dem „Marsch der Zwerge“ von Edvard Grieg.

                                Vor allem die Tricktechnik, also die Schnitte erscheinen hier sehr ausgereift, da sie nur wenig als solche zu erkennen sind. Und so wirkt das ständige Wiedererscheinen der Kleidung fast „echt“ und stimmig.

                                Und sogar einen Subtext gibt es - der User „J.F.Lannister“ (direkt unter meinem Kommentar) hat mich darauf gebracht. Indem sich der gute Mann seiner Kleidung nicht und nicht entledigen kann, erlebt er eine Art Sisyphus-Qualen, da er sein Tun (also das Ausziehen) immer wieder wiederholen muss und kurz vor dem Beenden der Tätigkeit immer wieder an den Anfang zurückgeworfen wird. Möglicherweise war das eine Parabel auf einen Fabrikarbeiter der damaligen Zeit, der auch die immer gleichen Handgriffe wieder und wieder tun musste und nie zu einem Ende kam. Womöglich wird auch ein Büroangestellter das Gefühl kennen, wenn der zu erledigende Aktenberg trotz seines angestrengten Bemühens nicht kleiner werden will. Irgendwie ist die ganze Sache aus diesem Blickwinkel betrachtet dann auch ein wenig gruslig…

                                Trotzdem sollte das Filmchen denke ich vor allem lustig sein und Spaß machen, also denken wir beim Ansehen besser nicht an den armen Sisyphus… 😉

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                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                  Netter Zeichentrick-Film mit einigen witzigen Einlagen.

                                  Jährlich spaltet die „schönste“ Zeit des Jahres das Volk in zwei Lager: Die Weihnachts-Kitsch-Liebhaber und die Grinches. Ich gehöre zur zweiten Gruppe, wobei ich Weihnachten per se schon mag, jedoch die Massen an gestressten Geschenk-Käufern und lallenden Weihnachtsmarkt-Punsch-Vernichtern nicht abkann. Daher erspare ich mir sowohl das eine wie auch das andere und habe meine verhaltene Freude an der Zeit und dem Fest (würde es mal ausfallen, hätte ich aber auch kein Problem damit 😉).

                                  Unser Grinch in der Geschichte hasst Weihnachten wegen unguter Kindheitserinnerungen und versucht daher die Weihnachten zu stehlen. Wobei er eigentlich ja nicht Weihnachten an sich stiehlt, sondern den ganzen, eigentlich ohnehin unnötigen Zierrat und die ebenso unnötigen Geschenke. Da hakt die Story zwar ein wenig, trotzdem kann man an dem Film schon seine Freude haben.

                                  Hauptsächlich punktet der Streifen mit ein paar en passend gesetzten und teilweise wirklich witzigen Gags, die immer wieder für Lacher sorgen. Auch wenn die Geschichte selbst jetzt nicht so der Bringer ist, mochte der von Otto Waalkes hervorragend gebrachte Wortwitz und ein paar überraschend komischen Slapstick-Szenen immer wieder Lacher generieren und damit kann man die Sache dann auch schon ganz gut abnicken (besonders die brüllende Ziege war der Hit).

                                  Gezeichnet waren unsere stereotypen Personen und das Städtchen in Lebkuchen-Optik gar nicht mal so übel, und auch die Bildqualität passte. Der Schnee sah beispielsweise relativ echt aus (wäre eventuell etwas für Eudoras-Schnee-Liste) und auch die Passagen mit den Sonnenauf- und -untergängen hatten eine wirklich gute farbliche Umsetzung. Schön zu sehen, dass die Tricktechnik da wirklich gute Fortschritte macht.

                                  Conclusio: Kein überragender, aber immerhin annehmbarer Weihnachtsfilm, der mit immer wieder aufblitzendem Humor auch ganz gut unterhalten kann. Selbst wenn der Subtext jetzt nicht so der Bringer ist, hatte mich die Sache letzten Endes dann doch erreicht. Für das geneigte Familienfilm-Publikum sei er also empfohlen.

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                                    Und wieder einen MP-Eintrag defloriert 😊

                                    Handzahmer Slasher ohne Höhepunkte.

                                    Obwohl das „Bluttheater“ über eine gar nicht mal so üble Handlung verfügt, hatten der Mord (es war nur ein einziger) und die Entführung der jungen Frau durch ihre lahme Umsetzung keinerlei schockierende Wirkung. Die Geschichte hätte als Thriller ohne Härteeinlagen womöglich eine gar nicht mal so üble Figur gemacht - warum Regisseur David Morris die Sache unbedingt als Slasherfilm aufziehen wollte, muss er mir erst einmal erklären. Vielleicht hätte man die Sache aber auch gänzlich ohne Suspence und als eine Art Neuanfängerfilm präsentieren können (die Sache mit dem Berufswechsel und dem finanziellen Abenteuer war ja ein ganz guter Einstieg) - aber gut, es ist eben nun mal so wie es ist…

                                    Dazu verschenkte der Film weiteres Potential mit einer billigen visuellen Umsetzung, schablonenartigen und unglaubwürdigen (Neben-)Figuren sowie kleineren, aber merkbaren inhaltlichen Schwächen. Die siebziger-Jahre-Optik war dem Erscheinungsjahr angemessen und bot ein paar für heutige Sehgewohnheiten unfreiwillige Schmunzler, störte jedoch weniger als gedacht. Was mich mehr abstieß war eine seltsame Grindigkeit der Bilder, beinahe jede Kulisse wirkte verranzt und abgewrakt. Auch den Kostüme haftete eine gewisse Patina an und sie hätten meiner Ansicht nach eine Wäsche vertragen können, doch womöglich war auch das ein besonderer „Charme“ des Steifens.

                                    Die Mimen agierten ohne Fehl und Tadel, wobei die Jugendlichen für mich um einen Ticken zu pubertär dargestellt wurden. Vor allem die Tochter wirkte trieb- und hormongesteuert, genauso wie der jugendliche Filmvorführer. Der Polizist ein Ausbund an Homer-Simpson-artiger Dummheit und schlechten Manieren – wenn das der Durchschnitts-Amerikaner sein sollte, dann gute Nacht. Dafür unser Hauptfiguren-Ehepaar sympathisch und angenehm.

                                    Conclusio: Ein Streifen, der wohl zu Recht in der Versenkung verschwunden ist. Dass auf Youtube über die gesamte Laufzeit nicht einmal ein einziger Werbeblock (24.000 Aufrufe in 3 Jahren) eingespielt wurde, sagt eigentlich eh schon alles aus. Ich würde gerne wissen, wie viele Seher so wie ich bis zum Ende durchgehalten haben. Gruslig wars allein wegen der schlechten cineastischen Qualität, daher nur ein halber Punkt von mir und logischerweise auch keine Empfehlung.

                                    PS. Hier passte ausnahmsweise der deutsche Titel besser als der originale („Meateater“). Wohl gab es kleine Anspielungen auf das Fleischessen, aber was das mit der eigentlichen Handlung zu tun hatte, wissen nur die Götter.

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                                      Handzahme Mystery.

                                      Trotz einer gar nicht mal so üblen Atmosphäre blieb „The Terror“ inhaltlich leider derart blass und vorhersehbar, dass der Streifen nicht so recht aus den Startlöchern kommen wollte. Zu blass waren die Figuren, die regelrecht die in die Geschichte hineingestoßen wurden, und zu schwach wurde die Handlung präsentiert, um wirklich begeistern zu können.

                                      Dabei hätte die Fabel um das schicksalsumtoste Liebespaar durchaus Potential gehabt, wenn, tja, wenn die Figuren besser eingeführt worden wären, wenn die Sache durch ein paar Hintergrundinformationen a proiri plausibilisiert worden wäre und wenn die Liebesgeschichte zu Anfang etwas mehr Raum bekommen hätte. So wirkten viele Handlungen der Protagonisten unmotiviert und nur wenig glaubwürdig. Dass der Film schnell und schludrig hauptsächlich zu dem Zweck produziert wurde, die aufwändigen Kulissen der Vorgängerproduktion „Der Rabe“ nochmals zu verwerten, sah man ihm leider an allen Ecken und Enden an.

                                      Ein noch junger und unbekannter Jack Nicholson, der hier an der Seite von Roger Corman und Francis Ford Coppola auch ein wenig Regieluft schnuppern durfte, werkte sich brav und tadellos durch den blassen Streifen, fand in seiner oberflächlichen Figur jedoch keine so rechten Möglichkeiten vor, sein Talent richtig zu präsentieren. Boris Karloff ebenfalls passend nuanciert und nicht über-outriert (wie es in Billigproduktionen leider allzu oft passiert), wie sein Film-Antagonist leider mit ähnlich engen inszenatorischen Grenzen. Die meisten Möglichkeiten fand Sandra Knight vor und nutzte diese in vielen Szenen. Alle anderen ohne gröbere Schwächen, Dick Miller ausdrucksstark und gut.

                                      Dafür hatte die Synchronisation ein gutes Händchen für die Figuren und gefiel gar nicht mal so übel. Lediglich dass Jack Nicholson nicht wie in seinen späteren Filmen von Joachim Kerzel, sondern von Oliver Rohrbeck gesprochen wurde, störte die Sache etwas. Es ist ja interessant, dass ein Darsteller, der „plötzlich“ eine andere Stimme hat, nicht mehr so wirkt wie mit einer gewohnten. Nichts gegen Rohrbeck, der seine Qualitäten später vielfach beweisen durfte (er sprach etwa Emilio Estevez im „Frühstücksclub“), aber Kerzel ist man einfach von vielen anderen Rollen Nicholsons gewöhnt.

                                      Conclusio: Ein flott produzierter und leider etwas verhunzter Streifen, der seine Geschichte nicht so recht an den Zuschauer bringen kann. Mit etwas mehr Hinwendung zu den Figuren und einer besseren Entwicklung der Handlung hätte das durchaus etwas werden können, in dieser Form wirkte es zäh und bisweilen narrativ wirr. Ein paar ansprechende Bilder und eine gute Musik machen für sich allein noch keinen guten Film aus, da fehlten inhaltlich leider sowohl die Hand als auch der Fuß.

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                                        Nospheratu99 14.12.2023, 08:43 Geändert 14.12.2023, 09:09

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                        Gut angetragene Mystery aus den späten sechziger Jahren.

                                        Die Beschreibung auf MP spoilert ja den ganzen Film - es sein dem interessierten Seher also tunlichst geraten, diese nicht zu lesen und sich möglichst uninformiert in den Streifen zu stürzen. So gesehen macht auch meine Spoilerwarnung nur wenig Sinn, ich lasse sie aber trotzdem mal so stehen…

                                        Die großen Stärken des Films sind seine Optik und die lang aufrecht erhaltene mysteriöse Stimmung. Inhaltlich ahnt man bald, wohin sich die Sache entwickelt, doch dann ist selbstredend der Weg zur Auflösung das dramaturgische Ziel. Visuell ist der Streifen auf der Höhe seiner Zeit, was knappe sechzig Jahre nach seinem Erscheinen logischerweise ein wenig altbacken daherkommt. Das stört jedoch weniger als gedacht, zumal die Handlung Ende des achtzehnten Jahrhunderts angesiedelt ist und sich auch stilistisch daran orientiert. Ausstattung und Kostüme wie aus einem Gruß, da hatte man sich sichtlich etwas gedacht. Und so mochte die gut angetragene Stimmung durchwegs gefallen.

                                        Von der Figurenzeichnung her bekam man keine übertrieben scharfkantigen Charaktere vorgesetzt, doch immerhin wandelten glaubwürdige Protagonisten durch die Handlung. Inhaltlich erinnerten manche Motive an „Rebecca“, besonders die Schwierigkeiten der frischgebackenen Ehefrau des zuvor verwitweten und in zweiter Ehe verheirateten Gutsherrn ähnelten jenen von du Mauriers Figur. Dies aber zugegebenermaßen schon recht weit hergeholt.

                                        Das Spiel der Mimen bot ebenfalls nur wenig Anlass zur Klage. Heather Sears und John Turner gaben unser zunehmend gestresstes Jung-Ehepaar jederzeit glaubwürdig und sympathisch. Joseph Tomelty sehr gut in seiner kleinen Rolle, den physisch eingeschränkten Alt-Gutsherrn verkörperte er mit Hingabe. Peter Arne nuanciert und solide, ebenso wie Ann Lynn. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation überraschend gut.

                                        Kleinere inhaltliche Unpässlichkeiten kosteten eine höhere Bewertung, doch diese anzuführen würde die Handlung zu sehr spoilern, also lasse ich dies mal außen vor. Besonders das Verhalten der Soldaten am Ende diente eher als Grundlage für ein furioses Finale als einer plausiblen Vorgehensweise. Dafür die vielen kleinen Hinweise zuvor gut drapiert, da musste man schon etwas aufpassen um der Geschichte auf die Schliche zu kommen.

                                        Conclusio: Ein gut erdachter und fein umgesetzter Mystery-Thriller, der wegen passender Protagonisten und lange hoch bleibender, mysteriöser Atmosphäre denke ich auch auf den zweiten Blick gefällt. Natürlich muss man vor allem wegen der Optik die Nostalgie-Brille aufsetzen - wenn man aber ein gewisses Faible für derartige Filme mitbringt, kann man sich von dem Streifen schon gut unterhalten lassen. Für mich hat es gestern gereicht, daher eine wohlmeinende sechseinhalb dafür.

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                                          Passabler Landkrimi.

                                          Der oberösterreichische Beitrag spielt diesmal im tiefwinterlichen Mühlviertel (eventuell wäre der etwas für Eudoras Schneeliste), wo ein Toter von einem (früh-)pensionierten ehemaligen Ermittler auf einer Eisstockbahn aufgefunden wird.

                                          Schnell entfaltet sich ein durchaus launiges, jedoch nur mäßig spannendes Verwirrspiel mit schrägen Protagonisten. Selbst wenn die Bezeichnung „Krimi“ wegen einiger angerissener Thematiken bei diesem Fall ein wenig irreführend ist, kann dieser Teil ganz gut unterhalten. Obgleich kein thematischer Nebenschauplatz eingehender betrachtet wird, macht es die Melange und ein gut aufspielender Cast.

                                          Josef Hader wirkt in diesem Streifen ein wenig schaumgebremst, was jedoch eher seiner Rolle als seinen Fähigkeiten geschuldet ist. Dem Burn-Out-belasteten Frühpensionisten hätte eine sarkastische und/oder übergriffige Art wohl nicht gestanden, da tat Regisseur Nikolaus Leytner gut daran, diesen weich und zurückhaltend anzulegen. Richtig gut gefallen hat mit das Ermittlerduo Hofstätter/Fussenegger, das das Gespann alte Füchsin/Novizin gut und mit immer wieder eingestreutem, nonchalantem Charme darbot. Erni Mangold herzig, alle anderen ohne gröbere Schwächen.

                                          Zudem möchte ich Leytner zugutehalten, die Landbevölkerung nicht als dumpfe Hinterwäldler dargestellt zu haben, sondern ihnen einen guten Schuss nachvollziehbare Menschlichkeit zuzugestehen. Diese Darstellung ist ein Pluspunkt des Streifens, ebenso wie er uns seine Nebenthemen (Gleichberechtigung, Gewalt in der Partnerschaft, Voreingenommenheit, Ungleichheiten in der Erbfolge) nicht mit dem Holzhammer eintrichtert, sondern geschickt in die Handlung einwebt. So sind diese zwar merkbar, aber mit der nötigen Zurückhaltung präsentiert.

                                          Gut gewählt waren auch die Drehorte, die viel Lokalkolorit auffuhren. Man scheint ja durch die Bank an originalen Schauplätzen gedreht zu haben, was eine liebvolle Verranztheit zur Folge hatte, die jedoch sehr anheimelnd daherkommt. On man nun mit den Schneebildern viel anfangen kann oder nicht liegt natürlich am Betrachter, bei mir hinterließen die verschneiten Landschaften jedoch einen feinen Eindruck.

                                          Fazit: Ein jetzt nicht umwerfend spannender, jedoch ganz gut schaubarer Landkrimi, der mit schrulligen Figuren und nicht allzu aufgesetzter Dramatik seine Punkte gut einfahren kann. Leytner begeht nicht den Fehler, einem in neunzig Minuten die Welt erklären zu wollen, sondern unterhält launig und inhaltlich nicht uninteressant. Eine leicht überdurchschnittliche Bewertung kommt alleine schon wegen der handwerklichen Stärken gut hin und eine Empfehlung sei den geneigten Krimi-Fan auch mit auf den Weg gegeben.

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                                            Spannender Polit-Thriller mit starkem Realitätsbezug.

                                            Es ist ja interessant, dass sich die hier gezeigten bzw. am Ende aufgedeckten Verflechtungen, Abhängigkeiten und Mauscheleien mittlerweile als politischer Alltag herausgestellt haben. Und nicht in irgendwelchen Bananenrepubliken, sondern in de facto jeder europäischen Führungsriege, von Brüssel ganz zu schweigen. Ich denke ja, dass uns Robert Harris (der Autor der Romanvorlage) zwar fiktive Figuren vorsetzt, jedoch den eigentlichen „Skandal“ damit begründet, dass diese Dinge ständig passieren – jeden Tag, in jedem Land. Die Politiker regieren am Volk vorbei und lullen dieses mit schönen Worten ein, füllen sich jedoch lediglich gegenseitig die Taschen. Und während die fröhlichen Damen und Herren Politiker sich nach den Wahlen regelmäßig in Lamentos über Politikverdrossenheit und Rechtsrucke ergehen, sinkt das Vertrauen der Menschen in die etablierten Parteien stetig. Dabei „übersehen“ sie die wahren Ursachen geflissentlich und deuten mit den Fingern gerne auf andere. Ich kann mir ja vorstellen, dass der Streifen so mach honorigem Amtsträger gar nicht in den Kram passte. Da fragt man sich unwillkürlich, ob die Verhaftung Polanskis in der Schweiz nicht ganz zufällig kurz vor der Fertigstellung des Films passierte…

                                            So gesehen kann man den Film Roman Polanskis gut und gerne als eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Verhältnisse sehen und ihn aus diesem Blickwinkel betrachtet eine gewisse Sensationslosigkeit attestieren. Dafür punktet er mit gut gewählten Drehorten und einer sich stetig steigernden Spannung. Da störten dann auch die ausufernde Laufzeit und die ein wenig wackelige Grundprämisse weniger, Polanski verwöhnt uns mit ein paar wirklich guten Bildern, gelungener Narration und trefflicher Symbolik.

                                            Und auch der Cast wusste zu gefallen. Mit Ewan McGregor stand der „Ghostwriter“ wie eine Eins und auch Pierce Brosnan war der richtige Mann in der richtigen Rolle. Olivia Williams solide und glaubwürdig, Kim Cattrall hätte gut und gerne noch ein wenig mehr Screentime vertragen. Eli Wallach sehr überzeugend in seiner kleinen Rolle, ebenso wie David Rintoul. Alle anderen ohne Fehl und Tadel.

                                            Fazit: Ein gut inszenierter und erzählter Polit-Triller, der in seiner Tragweite durchaus realitätskonform daherkommt. Leider, muss man ja sagen, denn schon langsam sehnt man sich nach integren Machthabern, die es als solche wenige gibt. Eigentlich sollte der Film als Pflichtprogramm in jedem Regierungskabinett laufen, mit anschließender Hausübung zum Thema „Warum die Wähler ihr Vertrauen verlieren“ (aber da würden dann ja eh nur die üblichen Worthülsen drinnen stehen). Daher stramme siebeneinhalb Punkte von mir und eine wohlmeinende Empfehlung für alle, „die es ja schon immer wussten“.

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                                            • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.7

                                              Und wieder einen MP-Eintrag defloriert 😊
                                              Die erste „Jackass“-Aktion der Filmgeschichte.

                                              Ob dieser Stunt tatsächlich als Inspirationsquelle für Johnny Knoxville & Co hergehalten hat, darf ernsthaft bezweifelt werden, doch bedient sich dieser (damit meine ich Knoxville) der Tradition des von Louis Lumiere 1895 gedrehten Experimentalfilms. Heutzutage wirkt es natürlich lächerlich und einfältig, doch damals war wohl die Sensation die bewegten Bilder an sich, inhaltlich war man da nicht so anspruchsvoll wie heutzutage.

                                              Ich denke ja, dass die Filme anfänglich eine Art Jahrmarkts-Attraktion und -Belustigung für das einfache Volk waren, die in Zelten und Buden gegen geringes Entgelt gezeigt wurden. Obschon die Filme natürlich teuer waren, wurden sie in großer Zahl gedreht und so erstaunten viele dieser kleinen „Wunderwerke der Technik“ die Menschen. Da sah man eben auch einem Mann zu, der mehrmals in ein aufgespanntes Tuch sprang.

                                              Eine Bewertung kann ich auch hier nicht vergeben. Heutzutage kann man mit jedem Handy und den neuen Medien fetzigere und spannendere Clips drehen und veröffentlichen. „Leider“ möchte ich noch hinzufügen, sind diese Clips doch manchmal selbstverletzend und -zerstörerisch. Wer sich auf eine kleine, cineastisch-historische Reise begeben will, der sehe auf Youtube nach. Schön, dass es ein paar dieser Kleinodien auf MP geschafft haben und kommentiert werden können…

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                                              • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.6

                                                Wenn man so will, der erste Splatter-Film der Geschichte.

                                                Der Sinn dieses Films erschließt sich mir eigentlich nicht so richtig, zeigt er doch lediglich die Hinrichtung selbst. Die geschichtlichen Hintergründe werden nicht erklärt und als beim Publikum bekannt vorausgesetzt. In den knapp dreißig Sekunden Laufzeit kniet sich die ehemalige schottische Königin auf den Richtblock und wird anschließend von einem Henker enthauptet. Der Schnitt im Film ist deutlich zu sehen, letzten Endes wird einer Puppe der Kopf abgeschlagen. Für die damalige Zeit wohl starker Tobak.

                                                Es ist ein reißerischer, auf den Effekt aufgebauter Film, der das Publikum schocken wollte und das damals wohl auch getan hat. Heutzutage wirkt die Szene (und mehr ist es ja nun wirklich nicht) natürlich kein bisschen mehr, da bleibt man mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück. So gesehen kann man das filmische Experiment Alfred Clarks aus der Sicht von 1895 natürlich als solches so stehen lassen, heutzutage ist es bestenfalls als cineastisches Zeitdokument brauchbar. Daher wieder keine Bewertung von mir und die Empfehlung ist ausschließlich der kurzen Laufzeit gedankt (man verschwendet nicht viel Zeit beim Anschauen 😉).

                                                PS. Die Darstellung ist zudem auch historisch nicht korrekt. Es gilt als überliefert, dass es ganzer drei (!) Axthiebe bedurfte, bis der Kopf Marys von den Schultern fiel. Dass die arme Delinquentin dadurch viel zu leiden hatte ist jedoch unwahrscheinlich, der erste Hieb ging in den Hinterkopf und zerstörte das Kleinhirn. Durch das Durchtrennen des Rückenmarkskanals dürfte sie in der Folge nicht mehr viel gespürt haben, außerdem dürfte sie da schon das Bewusstsein verloren haben.

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                                                • 7 .5

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                  Witzige High-School-Comedy.

                                                  Es sind die Absurditäten und die bis in lichte Höhen getriebenen Skurrilitäten des Schul-Alltags, die diese Serie ausmachen. Dass es sich um Heranwachsende dreht und in erster Linie natürlich auch für diese gemacht ist, zeigen die behandelten Themen wie schulischer Leistungsdruck, Mobbing, erste Liebeleien, Reibereien mit den anderen Familienangehörigen (wie etwa der Schwester) und natürlich die Freundschaften zu Gleichaltrigen. Dazu kommen schräge Mitschüler und ein philosophisch angehauchter Kellner im Lieblings-Diner, der sich manchmal als moralisch-seelische Stütze erweist.

                                                  Als die Serie 1995 am ORF anlief, war ich schon über zwanzig. Ich hatte meine eigene Schulzeit schon hinter mir, war aber noch nicht so lange im Erwerbsleben, dass sie zu einer sepia-farbenen Erinnerung geworden wäre. Ich konnte mich in die Grotesken des Schulalltags noch gut erinnern. Trotzdem fand ich die Serie damals nicht so prickelnd und habe sie nur aus Langeweile gesehen.

                                                  Heutzutage kann ich eigenartiger Weise deutlich mehr mit Parker Lewis, Mickey und Jerry anfangen, was ich einer nostalgischen Wehmut zuschreibe. Vielleicht bin ich aber auch nur empfänglicher für die Schräge der neunziger Jahre, die jetzt definitiv nur eine Erinnerung sind. Oder ich habe ob den dazwischenliegenden Jahren auch einfach eine größere emotionale Distanz zu meiner eigenen (Oberstufen-)Schulzeit, die damals nicht wirklich angenehm war. Es könnte aber auch sein, dass ich mich gerne mit einer Parker-Lewis´schen Leichtigkeit durch den damaligen Alltag bewegt hätte, es aber damit nie so recht klappen wollte. Eventuell ist es auch eine Mischung aus allem, jedenfalls habe ich die wenigen Folgen, die mir ein netter Freund auf DVD auslieh, mit Freude gesehen.

                                                  Die Botschaft der Serie, das Leben nicht so schwer zu nehmen und nicht alles auf die Waagschale zu legen, ist jedenfalls gut kolportiert. Es sollen Leichtigkeit und kreative Problemlösungen propagiert werden, die es in dieser Lebensphase wohl braucht. Das Reggae-Feeling täte vielen Jugendlichen heutzutage denke ich gut…

                                                  Conclusio: Die Serie ist eine warme Empfehlung für Junge und Junggebliebene, das eigene Leben nicht so schwer zu nehmen und es auch mal durch die Parker-Lewis-Brille zu sehen. Er ist die fleischgewordene Aufforderung, die Absurditäten des Alltags als solche zu erkennen und diese auch ein Stück weit der Lächerlichkeit preiszugeben. So gesehen bietet die Serie eine lockerleichte Reminiszenz an frühere Zeiten, die ich dem geneigten Seher auch gerne ans Herz legen möchte.

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                                                  • Die „Früher-war-alles-besser“-Woche # 1.5

                                                    Und wieder einen MP-Eintrag defloriert.
                                                    Der kürzeste Film, den ich je sah.

                                                    Gerade mal vier Sekunden dauert der Fall der Katze, die an den Beinen gehalten und dann losgelassen wird. Sie dreht sich im Fall und kommt schließlich mit den Beinen auf einer weichen Matratze auf. Was viele Jahre später in Ultra-Zeitlupe ebenfalls für Furore sorgte, wurde also bereits 1894 auf Zelluloid gebannt.

                                                    Es sieht ja schlimmer aus als es ist. Katzen drehen sich immer im Fallen und landen so auf ihren Beinen, zudem wurde das Verletzungsrisiko des Vierbeiners mit einer untergelegten, weichen Matte zusätzlich gebannt. So gesehen taten die Macher alles, um dem Tier keinen Schaden zuzufügen, was bei späteren Produktionen ja nicht immer geschah.

                                                    Bleibt nur die Frage, ob die Menschen damals tatsächlich für so etwas ins Kino gegangen sind. Ich kann mir das nicht so recht vorstellen, dass man damals eine Kinokarte für einen gerade mal 4 Sekunden langen Film gekauft hat. Sogar im Youtube wird er mehrmals hintereinander abgespielt, sonst lohnt ja nicht mal das Anklicken.

                                                    Und das Verfassen dieses Textes dauerte definitiv länger als der Film 😉

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