Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 6
    über Cocoon

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

    Netter SciFi-Fantasy-Mix.

    Erfreulicherweise wurden hier die Aliens einmal nicht als blutrünstige Monster dargestellt, die allein zu dem Zweck auf die Erde kamen um diese zu zerstören oder auszubeuten und die Menschen zu versklaven/vernichten/verspeisen - nein, diesmal ging es um eine Rettungsaktion. Dazu verwoben Autor David Sapersetein und Regisseur Ron Howard die Sci-Fi mit Themen wie dem Älterwerden und der menschlichen Reaktion auf den physischen Verfall, sowie gewissen Mechanismen des Herdentriebs.

    Das machte beim Schauen durchaus Spaß, fiel jedoch knappe vierzig Jahre nach seinem Erscheinen vor allem durch eine gewisse launige Naivität auf. Es ist ja irgendwie nett, den Altspatzen bei ihrer Verjüngungskur zuzusehen und auch die entsprechenden Reaktionen ihrer Umwelt machten Laune, alles in allem wirkte die Chose aber auch ein Stück weit aus der Zeit gefallen. Warum das so ist, kann ich jetzt gar nicht einmal so sagen, am Ehesten ist es jedoch das Sci-Fi-Thema in Verbindung mit einer eher altbackenen Optik, die heutzutage nicht mehr auf ganzer Linie zu überzeugen weiß. Klar, es gibt gut charakterisierte Figuren und auch die Geschichte ist schön ausformuliert, letzten Endes wirkte die Sache aber auch ein wenig oberflächlich und banal.

    An den Mimen lag es definitiv nicht, die brachten ihre Protagonisten glaubwürdig und solide. Vor allem Brian Dennehy, den ich eigentlich immer sehr gerne sehe (auch in den unsympathischen Rollen), machte seine Sache gut, aber auch die Senioren fein nuanciert und ausgewogen. Steve Guttenberg launig-sympathisch wie man ihn aus seinen anderen Rollen kennt. Auch die Synchronisation passte soweit.

    Von den Effekten bekam man die „klassische“ achtziger-Jahre-Kost serviert, diese jedoch auf einem hohen Niveau. Vor allem die Leuchteffekte gut gemacht, das habe ich in anderen Produktionen schon deutlich schlechter gesehen. Mit heutigen CGI-Bildern können sie natürlich nicht mithalten, trotzdem möchte ich ihnen aber eine sehr gute Qualität zugestehen.

    Conclusio: Ein feiner, guter Film aus den Achtzigern, der heutzutage jedoch nicht mehr so recht zünden will. Woran es im Detail hapert, kann ich selber nicht sagen, womöglich spricht mich einfach die Thematik nicht sonderlich an. Trotzdem möchte ich keinesfalls unter dem Strich bewerten, allein schon die hochwertigen Bilder und die gut aufgelegten Darsteller machten den Film gut schaubar. Für eine solide sechs reicht es allemal und eine Empfehlung will mir eigentlich auch leicht über die Lippen.

    9
    • 7

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

      Interessanter Mystery-Fantasy-Mix.

      Diese chinesische Geschichte beginnt als relativ knackige Mystery um ein verschwundenes Mädchen und wandelt sich im weiteren Verlauf zur geschmeidigen Fantasy. Das machte durchaus Laune und besonders die fernöstlichen CGI-Bilder taten eine gute Wirkung.

      Man sagt ja immer, dass die Kunst das Leben abbildet und ihrerseits wiederum auf das Leben Einfluss nimmt. Gesellschaftliche Entwicklungen schlagen sich in literarischen Veröffentlichungen nieder, oft von den Autoren intendiert, manchmal aber auch unbewusst. Schließlich wollen die Schreiber ja plausible Texte abliefern, die die Leser nachvollziehen können. Und so basieren ihre literarischen Ergüsse zumeist auf dem Leben ihrer Mitmenschen und deren gemeinsame Interaktionen. Autor und Regisseur Lu Yang denkt dieses Konzept radikal zu Ende und stellt die Frage, was denn passiert, wenn ein Stoff und seine Figuren (die ja zumeist realen Personen nachempfunden sind) direkt und unabhängig vom Wissen und Willen des Autors auf diese realen Vorlagen Einfluss nimmt und wie diese darauf entsprechend reagieren.

      Heraus kommt ein nettes Gedankenspiel und eine ebenso nette Fantasy-Geschichte, die einen über die volle Laufzeit von über 2 Stunden gut unterhalten kann. Leider verwebt Yang viel an eigentlich unnötigem Ballast in seine Geschichte und überfrachtet diese zeitweise damit. Das wirkt dann leider mitunter unausgegoren und fahrig, was eigentlich nicht hätte sein müssen. Vielleicht haben die Produzenten da zu viel Einfluss genommen, indem sie entsprechende Trends unbedingt hineinverwurstet haben wollten (diese Superhelden-Anspielungen etwa passten überhaupt nicht dazu, mussten aber sein um das Engagement des Vaters als Killer zu plausibilisieren).

      Dafür hatten die CGI-Bilder Hand und Fuß. Das bescherte dem Streifen eine annehmbare Optik, zudem waren die Landschaften und die Figuren gut designt und wirkten in ihrer rohen Ausprägung soweit „echt“. Das entfaltete beim Schauen schon seine Wirkung und gefiel mir ganz gut.

      Auch das Ensemble brachte gute Leistungen, jedenfalls war man vom überkandidelten Spiel, das mir manchmal asiatische Produktionen verleidet, weit genug weg um tatsächlich negativ zu wirken. Leider sind mir heute weder die Namen der Figuren noch die der Darsteller erinnerlich und da es kaum Bilder auf MP gibt, kann ich nicht sagen, wer wen gespielt hat. Eine Einzelbesprechung ist daher leider nicht möglich. Die Synchronisation passte jedoch gut und ist auf der Höhe der Zeit.

      Fazit: Ein gut schaubarer Streifen mit einer interessanten Geschichte, den ich für den geneigten Genrefreund gerne empfehle. Mit einer inhaltlichen Straffung wäre mein Wohlwollen sogar noch größer gewesen, doch auch so habe ich die zwei Stunden gestern auf RTL2 sehr genossen. Die sieben ist jedenfalls verdient.

      8
      • 2 .5
        Nospheratu99 25.05.2024, 13:30 Geändert 26.05.2024, 09:39

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

        Visuell nicht schlecht gemachter, inhaltlich jedoch völlig neben der Spur laufender Thriller.

        Tele5 bezeichnete den Streifen bei der gestrigen Ausstrahlung als „Katastrophen-Trash“ und das kommt angesichts dieses Machwerks so ziemlich hin. Nicht nur, dass man aus der an sich nicht schlechten Grundidee nichts gemacht hat, versenkte Autor und Regisseur Alexander Tavakoli seine Geschichte in einem Strudel aus frischen, aber leider naiv-einfältigen Ideen und einem sagenhaft schwachsinnigen Drehbuch. Er legte seinen Figuren de facto sinnlose Sätze in den Mund und ließ sie ein ums andere Mal wie Dorfdeppen dastehen. Damit führte er auch seine Darsteller ziemlich vor, da diese mit ihren unglaubwürdigen Rollen eigentlich nichts anfangen konnten. Eigenartige Wendungen entlarvten sich rasch als Nebelgranaten, die die inhaltliche Leere aufzufüllen leider ebenso versagten wie die schlussendliche Rettung der fünf im Flugzeug Gestrandeten. Wie man auf derart hanebüchene Ideen kommt, erschließt sich mir leider nicht so recht.

        Zumindest mit einer zumeist passablen Optik konnte Tavakoli ein paar Punkte einfahren. Die Ausstattung im Flugzeug etwa gefiel mir sehr gut und auch die CGI-Animationen habe ich schon schlechter gesehen. Das bewahrte den Streifen vor einer glatten Null, auch wenn alles andere für die Tonne war.

        Conclusio: An der Geschichte hätte man sicherlich noch feilen können, in dieser Form kam Tavakoli über die Trash-Regionen leider nicht hinaus. Zudem fehlte der launige Charme der Asylum-Produktionen, womit die ganze Chose leider so ziemlich abstürzte. Eine nette visuelle Aufbereitung ist ja ok, aber ohne Drehbuch und mit einer derart dummen Geschichte KANN das eigentlich nichts werden.

        PS. Morton Suurballe habe ich im ersten Moment für Corey Haim gehalten, zumindest sieht er ihm sehr ähnlich. Eine Internet-Recherche hat aber ergeben, dass Haim leider schon 2010 am Drogenmissbrauch verstorben ist. Wusste ich bis dato nicht, finde es sehr schade um ihn. Hab ihn in den Kinderrollen immer sehr gemocht... RIP

        8
        • 6 .5

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

          Achtbare TV-Verfilmung des Agatha-Christie-Klassikers.

          Nach Albert Finney und Kenneth Branagh (die Reihenfolge bezeichnet die von mir vorgenommenen Sichtungen) hatte es Alfred Molina klarerweise schwer – es waren große Fußstapfen, die er ausfüllen musste. Trotzdem wagte er sich frisch motiviert an die Aufgabe heran und fiel gegenüber seinen großen Vorgängern zumindest nicht massiv ab. In seiner Darstellung war schon deutlich mehr als nur ein Hauch Poirot zu spüren und das wertete die Produktion auch auf.

          Zudem mochten auch die inhaltlichen Adaptierungen und Straffungen gefallen, da weder die Modernisierung noch die Kürzung störend ins Gewicht fielen. Zumindest blieb einem die elendslange Einführung der Lument´ schein Fassung von 1974 erspart, die ich eigentlich immer überspringe. Da bot die Google(?)-Suche am Laptop deutlich mehr Charme, und auch die kurze Sequenz mit dem Videoband passte eigentlich ganz gut. Dass einige der neuzeitlichen Errungenschaften mittlerweile wieder überholt sind, liegt in der Natur der Sache und sollte sich daher in der Bewertung nicht negativ niederschlagen.

          Was mir jedoch nicht so gefallen hat, waren die kontrastreichen und auch irgendwie kalt wirkenden Bilder, die zwar eine gute Bildqualität zur Folge hatten, jedoch nicht so gut wirkten die jene der anderen Bearbeitungen. Die in leichte Sepiafarben getauchten Aufnahmen bescheren den beiden anderen Produktionen eine herrliche Atmosphäre, die in der Schenkel´ schen TV-Adaption zwar schon auch zu merken ist, jedoch nicht in dem Ausmaß wie in den Referenzstreifen. Und das unselige 4:3-Format machte leider auch keinen schlanken Fuß.

          Dem gegenüber machte das Ensemble um Molina seine Sache gut. Ex-Schönling Peter Strauss gab den unsympathischen Verbrecher, ohne den die Welt sicherlich besser dran ist, eindrücklich und mit einem guten Schuss Widerwärtigkeit. Fritz Wepper und Kai Wiesinger bestanden neben Molina gut, was man von ihren Kollegen Dylan Smith und David Hunt nicht sagen konnte. Ist aber zugegebener Maßen Jammerei auf hohem Niveau - von einem B-Film ist diese Produktion jedenfalls weit entfernt, auch wenn die ganz großen Stars fehlten. Die Damen allesamt in Ordnung und auch die Synchronisation sehr gut. Lediglich der belgische Akzent Poirots manchmal schlecht getroffen, da hätte Sprecher Bernd Rumpf noch die eine oder andere Übungsstunde gutgetan. Man merkt einfach, dass es bei ihm nicht im Fleisch und Blut übergegangen ist und so wirkt es in manchen Szenen ein Stück weit gekünstelt.

          Fazit: Eine gut schaubare TV-Adaption, die ihren Charme ganz gut entfalten kann, an die atmosphärische Nostalgie der anderen beiden Bearbeitungen jedoch nicht ganz herankommt. Trotzdem möchte ich diesen Film schon empfehlen, allein schon wegen der für mich gelungenen Modernisierung, der der Stoff unterzogen wurde. Gute Darstellerleistungen und feine Kulissen runden das positive Gesamtbild ab.

          8
          • 5 .5

            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

            Atmosphärischer Grusel aus dem Hause Hammer.

            Diesmal nahm sich Regisseur Terence Fisher des Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Themas von Robert Louis Stevenson an. Dabei nahm er ein paar inhaltliche Änderungen vor, die jedoch nicht alle zu dem Werk passen wollten. Damit veränderte er die metaphorische Aussage leider ein wenig und nahm dem Werk die eigentliche Botschaft.

            Dabei ist mir persönlich ja eigentlich nicht ganz klar, was uns Stevenson mit seiner Novelle sagen wollte. War es eine Betrachtung der gesellschaftlichen Zwänge, in denen der Engländer im spätviktorianischen Zeitalter gewissermaßen gefangen war oder wollte er uns ein Stück Wissenschafts-Kritik vorsetzen? Oder wollte er einfach nur eine seltsame Geschichte erzählen, zu deren Zwecke er diese Komponenten zusammenzog? - Wir werden es an dieser Stelle nicht hinreichend beantworten können, Fisher deutete den Stoff jedenfalls als reine Geschichte, die zum Zwecke der schaurig-schönen Unterhaltung dient.

            Und so legt er seinen Film auch an. Zwischen wissenschaftlichen Laboren und zwielichtigen Spelunken changiert unser Held auf der Suche nach dem wahren Wesen des Menschen zwischen moralischem Leuchtturm und rohem Abschaum. Dabei missversteht er die Freiheit und Ausbruch aus dem ihn gefangenhaltenden Hamsterrad als menschliche Ausschweifung und Lustbarkeit.

            Fisher greift dabei nicht allzu sehr in die Vollen und lässt unseren (Anti-)Helden erst gegen Ende wirklich schlimme Taten begehen. Davor tut Hyde eigentlich nichts, was in den sechziger Jahren wirklich verwerflich gewesen wäre. Ich meine, ein paar Kneipenschlägereien und sexuelle Ausschweifungen sind für die Zeit der Produktion nicht wirklich dramatisch (wohl aber in der Zeit, in der die Geschichte spielt). Erst gegen Ende erwacht das „Monster“ so richtig.

            Paul Massie machte seine Sache nicht schlecht, die Doppelrolle stand ihm jedenfalls ganz gut. Christoper Lee in einer für ihn ungewohnten Rolle (er spielte diesmal nicht den Bösen, sondern den Unmoralischen) natürlich eine Bank. Ein junger und damals noch unbekannter Oliver Reed musste sich mit einer Mini-Rolle zufriedengeben, passte aber zu dieser wie zu fast allen seiner späteren Arbeiten. Dawn Addams sehr gut, ebenso wie David Kossoff und Norma Maria. Ihr Schlangentanz hatte etwas, auch wenn es wohl etwas Überwindung gekostet haben musste. Die Synchronisation auf der Höhe der Zeit und gelungen.

            Fazit: Eine „typische“ Hammer-Produktion, die mit ihrem nostalgischen Charme ihre Punkte locker einfährt. Auch wenn ich schon dramatischere und explizitere Adaptionen des Themas gesehen habe, kann ich diese dem geneigten Cineasten durchaus empfehlen. Auf jeden Fall bekommt man, was man bestellt hat und erlebt weder im Guten noch im Schlechten Überraschungen. Eigentlich glatter Durchschnitt, doch für Lee und Reed lege ich gerne noch ein halbes Pünktchen drauf.

            10
            • 5
              Nospheratu99 22.05.2024, 08:25 Geändert 22.05.2024, 09:46

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

              Unspektakuläres Sühne-Drama.

              Anwalt Mac hat bei einem selbstverschuldeten Autounfall seine Frau und seine beiden Söhne verloren und möchte sein Leben aus Trauer und Schuldgefühlen heraus beenden. In seinen Selbstmordplan platzt der Anruf eines Richters, der ihn für einen Pflichtverteidigungs-Fall akquiriert. Anfangs widerwillig nimmt er den Fall an, findet durch die Arbeit jedoch wieder zurück in die Spur, denn der Fall erweist sich dann doch verzwickter und schwieriger als gedacht.

              Man darf keinesfalls den Fehler begehen, diesen Film als Gerichtssaal-Thriller zu sehen – es ist ein Schulddrama, für das der Prozess und das titelgebend Urteil als Vehikel herhält. Dementsprechend schwach und blass ist auch der Kriminalfall ausgearbeitet, zu dem sich der Prozess auswächst. Im eigentlichen Focus steht die Traumabewältigung, jedoch hatte auch diese relativ wenig Eindrücklichkeit. Persönliche Krisen sind nun mal kein sensationeller Aufhänger, und so spielt Regisseur Gary Wheeler die eher leisen Töne der Gefühlsklaviatur. Zwar untermalte er seine Inszenierung mit warmen und soweit auch atmosphärischen Bildern, greift jedoch emotional nur wenig in die Vollen. Das kann man mögen oder auch nicht, mir persönlich ist ausufernde Tränendrüsen-Drückerei eher zuwider und so konnte ich mit dem Film letzten Endes doch etwas anfangen. Ein paar kleinere Logik-Löcher fielen zwar auf, hatten aber keine inhaltliche Relevanz und waren daher nicht nachhaltig störend.

              Die Mimen zeigten ein fein nuanciertes Spiel und legten nicht zu viel Emotion in die Sache, was dem Film jedoch gut bekam. Die juristischen Gegenspieler Matthew Modine und Bob Gunton machten ihre Sache nicht schlecht, und auch Robert Foster lieferte soweit so gut ab. Nikki Deloach mit mitunter zu bewegtem Minenspiel, aber immerhin sympathisch. Alle anderen ohne gröbere Schwächen, aber eben auch nicht herausragend. Die Synchronisation passend.

              Fazit: Ein mittelprächtiges Sühnedrama, das weder im Guten noch im Negativen auffiel. Beide Handlungsteile (Gerichtsdrama und Vergangenheitsbewältigung) wurden gleich stark gewichtet, wodurch die Sache mittendrin irgendwie unentschlossen wirkte und eigentlich nicht so richtig in die Gänge kam. Trotzdem schafft es der Film mit einem schönen Schlusswort („Ich konnte erst wieder zu leben beginnen, als ich nicht mehr mit Gott haderte, dass er mir meine Familie nahm, sondern ihm danken konnte, mich am Leben gelassen zu haben“) gerade noch auf den Strich und damit kann ich die Sache dann auch abnicken. Nichts für die Geschichtsbücher, aber immerhin ganz gut schaubar.

              10
              • 4

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                KFZ-Action in Oceans…-Manier.

                Im mittlerweile fünften Aufguss der Fast&Furious-Reihe widmet sich der umtriebige Tempo-Bolzer, unterstützt von seinem Ex-Cop-Buddy der Geldbeschaffung. Dieses soll einem Drogenboss in Rio de Janeiro abgeluchst werden, der seine durch seine windigen Geschäfte erlangten Barschaft in mehreren Standorten bunkert. Zu diesem Zwecke heuert der Rennwagenfahrer ein Team aus schrägen Vögeln an, das mit ihm das Unternehmen bewerkstelligen soll. Nebenbei ist auch noch ein Spezialteam des FBI hinter ihm her. Dass die Pläne nur mit ordentlich Adrenalinausschüttung zu bewerkstelligen sind, liegt natürlich auf der Hand.

                Sowohl die Macher als auch Regisseur Justin Lin pfiffen dabei auf Plausibilität und Nachvollziehbarkeit, und setzten uns zudem die gleichen schablonenhaften Figuren wie in den vorherigen Teilen vor. Das machte weniger Spaß als gedacht, da die Handlungsteile mit ihrer unglaubwürdigen Übertreibung oftmals in die Nähe dummdreister Peinlichkeit gerieten. Und so hatten die Stunts wie auch die Reaktionen der Antagonisten ein ums andere Mal derartige Schlagseite, dass das Machwerk zu einem einfältigen Ringelreih verkam, in dem eigentlich nichts passte. Zudem fuhr der Streifen ein überbordendes Maß an stumpfsinnigem Pathos auf, der diesen in direkte Richtung des Trashs führte.

                Trotz all dem Mumpitz schien das Ding beim Publikum aber gut anzukommen. Klar, in der Tuning-Szene dürften die Straßenrennen für feuchte Augen sorgen, doch auch die Figuren schienen durchaus Anklang zu finden. Womöglich bedienen Dom & Co eben jene Stereotypen, die bei Halbwüchsigen zu Sehnsuchtsphantasien führen (womöglich wollen die mit 30+ genauso sein wie die) und sie deswegen in die Kinos strömen. Möglich ist ja viel…

                Über die Darsteller und die Synchronisation möchte ich keine großen Worte verlieren, da kaum charakterliche Anforderungen gestellt wurden. Die Fitness Vin Diesels und Dwayne Johnsons wurde jedoch eindrücklich unter Beweis gestellt und auch die Stunts gerieten fetzig. Interessanter Nebenaspekt (© Wikipedia): … Daher werfe selbst die im Abspann vorgetragene Warnung, die Nachahmung der gefährlichen Stunts tunlichst zu vermeiden, Fragen auf. „Halten die Produzenten ihr Publikum wirklich für so dumm, oder ist dies nur ein letztes Augenzwinkern unter Eingeweihten?“ – Der geneigte Leser möge selbst eine Antwort darauf finden.

                Fazit: Ein aufwändig produzierter PS-Schwachsinn, der sein Publikum gefunden hat. Allein für die professionelle Machart möchte ich über Trash bewerten, viel darüber allerdings nicht. Inhaltlich ist das Ding nicht der Rede wert und auch sonst braucht man nicht groß darüber nachzudenken. Es lohnt einfach nicht.

                10
                • 3 .5

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                  Schräge Zeitlupen-Action.

                  Hätte man die reitenden Leichen in Echtzeit laufen lassen, wäre der Film nach einer halben Stunde vorbei gewesen. 😉 Doch so dehnte sich der Streifen auf satte dreiundachtzig Minuten aus, was ohne erkennbare Handlung schon einmal eine Leistung für sich darstellt. Zumindest ein paar atmosphärische Bilder konnte Regisseur Amando de Ossorio auffahren, womit sein Streifen nicht durch die Bank abstürzte.

                  Die Rahmen- und Hintergrundgeschichte wurde kurz und schmerzlos abgehandelt (auch eine salopp aufgefahrene Liebesgeschichte gab es), dann ging es schon los mit der Blutspritzerei. Interessant, dass die Templer-Rückkehrer in alptraumhafter Langsamkeit über ihre Opfer herfielen, das habe ich so noch nicht gesehen. Diese ihrerseits schienen ob ihrer Angst derart gelähmt, dass ihnen jeglicher Gedanke an Flucht fernblieb. Ein paar Male musste ich schmunzeln ob der furchtstarren Darbietung, die einen Hauch Lächerlichkeit in sich trug.

                  Bei den Effekten wurde vor allem auf Slow-Motion und Puppentricks gesetzt, auch ein paar nicht sonderlich gruslige Totenkopf-Masken waren dabei. Die vertrockneten Finger in Spinnenbein-Optik, mit denen die Leichen in Zeitlupe nach ihren Opfern grabschten, kitzelten die Lachmuskeln mehrmals und damit konnte ein gewisser trashiger Charme aufgefahren werden.

                  Geschauspielert war die Chose nicht allzu schlecht. Den Mimen war zumindest eine gewisse Motivation anzusehen, etwas Ordentliches auf die Leinwand zu bringen. Das gelang mal besser, mal weniger gut, je nachdem wie stark die Unwägbarkeiten des Drehbuchs ins Gewicht fielen. Tony Kendall und Esperanza Roy harmonierten gut und gaben eine ebenso gute Figur ab wie ihr fieser Gegenspieler Fernando Sancho, der seiner Figure eine herrliche Schmierigkeit verlieh. Alle anderen soweit ok, und auch die Synchronisation nicht im Negativen auffällig.

                  Fazit: Ein klassischer B-Horror aus den frühen siebziger Jahren, der heutzutage eher lächerlich als gruslig wirkt. Eine Handlung war de facto nicht vorhanden, de Ossorio zelebrierte lieber seine reitenden Leichen. Das wirkte zu Anfang noch halbwegs fesselnd, soff jedoch im späteren Verlauf auf Grund seiner Vorhersehbarkeit und Ereignislosigkeit ziemlich ab. So ab Minute vierzig kann man eigentlich abschalten, viel kommt danach nicht mehr. Ich vergebe mal dreieinhalb Punkte für das Bemühen aller Beteiligten im Allgemeinen, und eine Empfehlung gibt es lediglich für die Freunde des gepflegten nostalgischen Trashs.

                  10
                  • 5 .5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                    Einfühlsame Tragikkomödie, die mit ihrer Dialoglastigkeit mitunter ein wenig nervt.

                    Auf den ersten Blick sind es die klassischen Pseudo-Probleme der Generation Y: Unentschlossenheit, Zaghaftigkeit und ein eklatanter Mangel an Selbstbewusstsein nagen an der jungen Julie, die sich mit den vielfältigen Möglichkeiten schwertut, die ihr das Leben bietet. In meiner Generation hieß es noch: „Maul halten und durch. Angefangenes wird beendet, erst dann kann man sich Neuem zuwenden.“ Entscheidungen wurden in diesem Wissen getroffen und entsprechend sorgfältig abgewogen. Abbruch wäre einem Scheitern gleichgekommen, eine halbe Ausbildung war in Wirklichkeit gar keine. So gesehen sind mannigfaltige Möglichkeiten Segen und Fluch zugleich und auch die liebe Julie hat so ihre Schwierigkeiten damit. Sie fühlt sich nicht angekommen (was in diesem Alter nichts Ungewöhnliches ist) und hadert auch ein Stück weit mit sich selbst.

                    Inszeniert wurde gefällig und die Szenen mit ansprechenden Bildern unterlegt. Die Lebensphase der Protagonistin wird einfühlsam geschildert, lediglich im letzten Drittel fällt die sich durch den ganzen Film ziehende Langatmigkeit auf. Regisseur und Drehbuchautor Joachim Trier will uns vermeintliche Bedeutsamkeiten (die sich bei näherer Betrachtung eigentlich keine sind) mit minutenlangen Dialogen näherbringen. Dinge, die man eigentlich schon nach wenigen Sätzen verstanden hat, werden gefühlt ewig durchgekaut, was für selber in dieser Lebenslage befindliches Publikum sicherlich interessant ist, sich für einen gesettelten Seher jedoch reichlich zäh annimmt. Schön, dass Trier seinen Figuren die Möglichkeit bietet, ihre Befindlichkeiten entsprechend auf den Punkt auszuformulieren, aber langweilen sollte er einen halt nicht damit. Leider passierte es bei mir so ab dem 7. Kapitel, ab da konnte man sich schon denken, wohin die Reise geht.

                    Das Ensemble lieferte ganz gut ab. Unser Dreigestirn bestehend aus Renate Reinsve (die mich punkto Aussehen und Verhalten frappierend an eine Ex von mir erinnerte), Anders Danielsen Lie und Herbert Nordrum machte seine Sache denke ich recht gut. Man nahm ihnen ihre Figuren jedenfalls gut ab und damit kann man ihre Leistung auch abnicken. Auch die Synchronisation glänzte mit Unauffälligkeit und das passte soweit.

                    Conclusio: Der schnelle und einfache Weg ist mitunter nicht der Beste, manchmal mäandriert man halt durchs Leben. Diese nicht umwerfend neue, aber immerhin nett dargebotene Erkenntnis ist das Motto des Streifens, der für eine einmalige Sichtung sicherlich unterhalten kann. Ein zweites Mal werde ich mir dieses langatmige Gerede sicherlich nicht antun, dazu habe ich diese Lebensphase schon zu lange hinter mir. Für die gefällige handwerkliche Machart und das gut ausformulierte Drehbuch möchte ich keinesfalls unter dem Strich bewerten, viel darüber wird es allerdings auch nicht.

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                    • 6
                      Nospheratu99 15.05.2024, 08:49 Geändert 17.05.2024, 08:28

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                      Unterhaltsame Zeichentrick-Superhelden-Parodie.

                      In ihrem zweiten Abenteuer muss die Familie mit ihren besonderen Fähigkeiten zur Aufbesserung ihres Images ausrücken, schließlich soll gegen deren Kriminalisierung vorgegangen werden. Dabei unterzog Pixar die illustre Familie ein paar zeitgeistigen Anpassungen. So stand plötzlich die Mama im Zentrum der Heldentaten und der starke Herr Papa musste sich um den Nachwuchs kümmern. Und so hatten die beiden Elternteile nicht nur mit Bösewichten, sondern auch mit ihren ungewohnten Aufgaben zu kämpfen.

                      Auch beim Antagonisten setzte uns Pixar ein weibliches Wesen vor, das die Naivität seiner männlichen Gegenspieler ausnutzte. Das wirkte nett und frisch, hatte aber lediglich die üblichen Kämpfe zwischen Gut und Böse zur Folge. Es war das altbekannte Hauen und Schlagen sowie das Vereiteln von perfiden Plänen, was zwar recht flott und auch spannend, aber eben ohne jegliches Alleinstellungsmerkmal inszeniert wurde.

                      Mehr Humor wurde aus der Familie, deren Entwicklung und dem mit der plötzlichen Herausforderung überfordert wirkenden Mr. Incredible generiert. Vor allem Baby Jack-Jack machte ein ums andere Mal Spaß, seine überragenden Multi-Kräfte und deren unerwarteter Einsatz generierten ein paar wirkliche Lacher. Seine Entwicklung erschien irgendwie aus dem Leben gegriffen, in machen Phasen machen Kleinkinder ja erstaunliche Fortschritte. Dagegen geriet der Kampf gegen Screenslaver und die Einführung der anderen Superhelden mit ihren teils absurden Fähigkeiten lahm und nur wenig lustig.

                      Technisch und von der Bildgebung her wurde uns die übliche Pixar-Kost verabreicht. Gut designte und gezeichnete Gestalten bewegten sich in detailreich ausgeformten Umgebungen, die mitunter durchaus realistisch wirkten. Nur selten stieß die Optik an ihre Grenzen, besonders bei der Verformung von Textilien zeigte die visuelle Umsetzung so manche Schwäche. Auch die Gesichter wirkten in einigen Szenen teigig und knochenlos, was aber auch gewünscht sein könnte. Der Waschbär (mit dem sich das Baby zofft) sehr gut gelungen.

                      Conclusio: Ein netter und gut schaubarer zweiter Teil, der gegen den Erstling nur wenig abfällt. Lediglich die fehlende Weiterentwicklung störte ein wenig, dafür machte die andere Gewichtung (weg vom Kampf, hin zur Familie) mehr Freude. Die größte Stärke der Pixar-Produktionen, den Streifen sowohl für jung als auch alt ansprechend zu gestalten, wurde wieder gut ausgespielt. Die Kinder lachten naturgemäß an anderen Stellen als wir Eltern, aber das macht es ja gerade aus. So gesehen kann ich ihn vor allem für Familien empfehlen, da macht man sicherlich nichts falsch.
                      PS. Hier auf MP die amerikanischen Sprecher anzugeben ist ja ganz nett, da sich aber die meisten Leute die synchronisierte Fassung ansehen (und diese auch bewerten), wäre es denke ich sinnvoller, die deutschen Sprecher einzutragen.

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                      • 4

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                        Fein in Szene gesetzte, inhaltlich jedoch äußerst schwache Folge.

                        Von Seiten der Atmosphäre und der Optik passte sich Regisseur Boris Sagal den bisherigen Folgen nahtlos an und lieferte uns einen gut schaubaren und bestens dargebotenen Hauptabend-Krimi. Vor allem die Figuren machten Spaß, allen voran natürlich der herrlich kauzige und exzentrische Ermittler. Diesmal musste er sich mit einem Entführungsfall auseinandersetzen, der erst später zum Mordfall avancierte.

                        Wobei wir auch schon bei den erzählerischen Ungereimtheiten wären: Der Chef der Mordkommission scheint ja so etwas wie hellseherische Fähigkeiten zu besitzen – gut, dass er sie ein- und Columbo schon lange vor dem Mord auf den Fall ansetzte, so hatte unser Inspektor gute Gelegenheit, das Komplott von Anfang an zu begleiten und seine Schlüsse zu ziehen. Das half ihm, trotz ermittlungstaktischer Unwägbarkeiten auf der Spur des Unholds zu bleiben. Dass er etwa nach der Lösegeldübergabe sowohl auf eine weitere Beschattung des Übergebers verzichtete und auch kaum Interesse am Übernehmer zeigte (schließlich hatte er ja ein paar dunkle Fotos, auf denen kaum etwas zu erkennen war), sondern stattdessen lieber Reifen- und Fußspuren sicherte, kam für den geübten Krimi-Seher schon ziemlich überraschend.

                        Zudem fielen einige technische Neuerungen in den Sci-Fi-Breich. So machte sein Kollege ein 3D-Foto eines Fußabdruckes, was eine für das Jahr 1972 erstaunliche Entwicklung darstellte. Man sollte annehmen, dass das eher zu einen James-Bond-Film als zu Columbo gepasst hätte (womit entwickelt er das Foto? – Etwa mit einem erst vierzig Jahre später erfundenen 3D-Drucker?). Da nahm sich die Entdeckung der Kugel mit einem Metalldetektor schon fast altmodisch an.

                        Der diesmalige Gaststar Ray Milland, der bereits im Jahr davor einen Auftritt bei Inspektor Columbo absolvieren durfte („Mord mit der linken Hand“), hatte nun die Rolle des Bösewichts über, die er auch soweit so gut ausfüllte. Besonders die übergriffigen und sarkastischen Bemerkungen hatte er gut drauf und gab somit einen würdigen Antagonisten. Alle anderen soweit so gut, vor allem Bob Dishy gut aufgelegt. Auch die Synchronisation in Ordnung.

                        Fazit: Ein gut inszenierter und mit feinem Cast abgerundeter Columbo-Fall scheitert (leider wie so oft) an den inhaltlichen Schwächen. Gerne hätte ich eine Bewertung über dem Strich vergeben, doch die bisweilen recht unlogische Handlung vergällte mir diese Folge veritabel (wie so oft sammelte Columbo keinen einzigen schlüssigen Beweis für die Täterschaft). Trotzdem kann man auch diesen Fall gut schauen, allein schon der spleenige Inspektor und die gute Atmosphäre garantieren für das Ausbleiben von Langeweile.

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                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                          Schlecht gealterte Familiengroteske.

                          In dieser szenischen Aufarbeitung des Alltags eines wiener Wohnsilos werden zwar nicht die ganz heißen Eisen aufgegriffen, jedoch ein paar launige Betrachtungen der dort ansässigen Menschen angestellt. Man sieht in jeder Szene, dass es sich um die Filmadaption eines Kabarettprogramms handelt, das auf der Bühne möglicherweise ganz gut wirkt, im Film jedoch viel schuldig bliebt. Der Versuch, Monty Python zu kopieren, schlägt ein ums andere Mal fehl, manche Dinge passen einfach nicht in heimische Gefilde. Und so bleibt unter dem Strich eine mit einem losen Handlungsfaden verbundene, absurd-schräge Sketchreihe, bei der die großen Lacher weitgehend ausbleiben.

                          Besonders die Szenen der Heranwachsenden hatten mitunter ordentlich Schlagseite und sprengten die Grenzen des guten Geschmacks ein ums andere Mal. Aber auch die Gesangseinlagen der Punkband und die immer wieder im Bild zu sehenden Obdachlosen und Junkies verursachten eher Zahnschmerzen als Heiterkeit. Vermutlich hat hier die Wirklichkeit die Fiktion mittlerweile überholt und damit wirkt der Streifen nicht mehr so richtig komisch, sondern eher wie ein trauriger Abgesang auf eine Zeit, die sicherlich ihre Probleme hatte, sich im Gegensatz zu heutigen Entwicklungen jedoch fast schon paradiesisch annahm.

                          Vermutlich hing es aber auch am zu bemüht auf lustig agierenden Cast, der sich im Wesentlichen aus heimischen Kabarettisten der damaligen Ära zusammensetzt. Klar, auf der Bühne haben sie sicherlich ihre Qualitäten, im Film wollten sie jedoch nicht so recht punkten. Zu manisch, zu sehr um Lacher bemüht sah das Ganze aus um einem diese wirklich entlocken zu können. Zumeist hat man beim Reden über den Film mehr Spaß als beim tatsächlichen Schauen, und das stellt meiner Ansicht nach nur ein begrenztes Qualitätsmerkmal dar.

                          Anstelle einer bissigen und übergriffigen Betrachtung, wie man es von etwa einem Alfred Dorfer gewohnt ist, sah man gequältes Überspielen. Anstelle lockerer, prolliger Sprüche eines Roland Düringers kamen laue Kalauer. Anstelle des beißenden Sarkasmus einer Andrea Händler wurde Peinlichkeit aufgefahren. Wo blieben die treffsicheren Spitzen, die auf der Bühne so gut unterhalten können? Ein Lukas Resetarits oder ein Herwig Seeböck wurden fast völlig außen vorgelassen.

                          Conclusio: Hatte bei seinem Erscheinen deutlich mehr Eindruck als heute. Insgesamt fühlt sich der Film wie aus der Zeit gefallen an und kann nicht mehr viel launiges Potential entfalten. Vielleicht ändert sich der Humor aber auch mit der Zeit und ist halt jetzt nicht mehr lustig. Irgendwie schade drum…

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                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                            Die für mich bislang beste Folge des chinesisch-hawaiianischen Detektives.

                            Mit Boris Karloff hatte Warner Oland diesmal einen Kracher als Antagonisten, sowohl darstellerisch als auch in der Geschichte agierten die beiden auf Augenhöhe. Karloff schafft es, mit einem einzigen Blick in der Sekunde eine unheimliche Atmosphäre zu kreieren, und wertet damit die Folge ungemein auf. Er und Oland degradierten ihre Kollegen fast über die gesamte Laufzeit zu reinen Stichwortgebern und ließen ihren gerade mal die launigen Parts. Sie lieferten eine ikonische Szene nach der anderen, was dem Film sehr gut zu Gesicht stand. Eine kleine, augenzwinkernde Anspielung auf den „Frankenstein“ durfte da natürlich nicht fehlen.

                            Zudem mag ich die Oper. Als junger Mensch mied ich den klassischen Gesang wo ich nur konnte, das Wohlwollen ergab sich erst in den späteren Jahren. Und auch hier etablierte Regisseur Bruce Humberstone rasch eine einnehmende Atmosphäre auf und hinter der Bühne. Es hatte etwas vom „Phantom der Oper“ - ein Stoff, dem ich persönlich auch etwas abgewinnen kann. Die paar Gesangseinlagen gerieten nicht zu lang und wurden auch nur so weit zelebriert, als es für die Handlung erforderlich war. Der männliche Part wurde in Wirklichkeit übrigens von Beniamino Gigli gesungen, einem der ganz Großen seiner Zeit. Bei der Oper handelte es sich um „Faust“ und Giglis Paraderolle war die des Mephisto. Leider gibt von ihm nur mehr sehr schlechte Aufnahmen, die seiner Kunst nicht gerecht werden. Er besaß eine kraftvolle und einnehmende Stimme, die auch gut zu Karloffs Leinwandpräsenz passte.

                            Fazit: Eine gut schaubare und atmosphärisch dichte Folge der Chan-Reihe. Die Laufzeit wurde mit einer guten Stunde der der anderen Folgen angepasst, trotzdem wirkte sie weder gehetzt noch in die Länge gezogen. Auch inhaltlich bewies Humberstone ein gutes Händchen und die beiden Hauptdarsteller hoben diese Episode auf ein hohes Niveau. Die Bild- und Tonqualität ist bei einem knapp neunzig Jahre alten Film natürlich nicht allzu prickelnd, reicht für das Gebotene jedoch aus. Die Sache ist mir sieben Punkte wert und sei Fans von atmosphärischen und durchdachten Krimis wärmstens ans Herz gelegt.

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                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                              Lahmer Mystery-Streifen mit guten Ansätzen.

                              Die grundlegende Idee hatte sicherlich ihren Reiz: Ein auf kalten Entzug gesetzter Junkie inmitten seltsamer Vorgänge im Indianerreservat. Die Macher (Regie und Drehbuch) Aaron Moorhead und Justin Benson verwursteten einige genretypischen Grundelemente zu einem nicht allzu spannenden, jedoch durchaus interessanten Film, der sich lediglich dem Ende zu ein wenig in seinem eigenen Universum verhedderte. Der Schluss geriet leider unausgegoren und auch wirr, womit einen die Sache unter dem Strich ratlos zurückließ. Aus der zuvor mühsam aufgebauten Spannung wurde zu wenig herausgeholt um den Abschluss würdig zu gestalten.

                              Dazu leistete sich das Drehbuch einige wackligen Passagen, die den kalten Entzug mitunter ins Lächerliche abkippen ließ. Möglicherweise sind diese Dinge ja durchaus realistisch dargestellt (wirres und unlogisches Gerede im Drogenrausch), doch irgendwie fühlte es sich beim Schauen mühsam und zäh an. Dazu machte auch die grauenvolle Synchronisation keine gute Figur und führte die Hauptdarsteller Vinny Curran und Peter Cilella ein ums andere Mal vor. Die Stimmen klangen aufgesetzt und nicht glaubwürdig, was die Sache dann doch ziemlich nach unten zog.

                              Inhaltlich hielten uns Moorhead und Benson eine Auflösung weitgehend vor, was im Rahmen des Genres natürlich in Ordnung ist. Trotzdem hätte ich mir zumindest einen Denkansatz gewünscht – etwa woher die die zukünftigen Ereignisse ankündigenden Videobänder und Tonträger stammten oder wie das alles mit der Höhle im Zusammenhang stand. Oder was die geheimnisvollen Fotos zu bedeuten hatten. Auch der irgendwie unmotiviert wirkende Auftritt von Bill Oberst jr. als seltsamer Einsiedler ließ mehr Fragen offen als er beantwortete. Warum uns Moorhead und Benson derart aufs Glatteis führten und uns zudem auch noch dort stehen ließen, wissen wohl nur sie selbst.

                              Fazit: Ein gar nicht mal so übel angetragener Mystery-Streifen übertreibt es schlussendlich mit der Geheimnistuerei und lässt einen nur mäßig zufrieden zurück. Die vielen offenen Fragen machen kein gutes Ende und damit zieht sich die Sache selbst nach unten. Dazu kommen ein durchwachsenes Drehbuch, eine grottenschlechte Synchronisation und eine billige Optik und fertig ist die nicht uninteressante, letztendlich jedoch maue Mystery. Für die guten Ansätze und die passable Stimmung in und um die titelgebende Hütte möchte ich trotzdem mit Durchschnitt bewerten. Eine Empfehlung sei mit Vorbehalten auch ausgesprochen. Man hätte mehr draus machen können.

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                                Nospheratu99 10.05.2024, 08:25 Geändert 10.05.2024, 13:57

                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                Nette Episoden-Mystery.

                                Zwei nicht allzu gruslige, jedoch wohltuend andersartige Geschichten werden von Regisseur Jerry Warren mittels einer losen Rahmenerzählung zu einem Film verwoben, der ganz gut unterhalten kann. Ausufernde Logik wird zwar nicht geboten, aber immerhin eine Stunde interessantes Geschichtenerzählen am sprichwörtlichen flackernden Lagerfeuer. Dabei fährt Warren zwar keine nervenzerfetzende Spannung auf, hält mittels einer gewissen Dramatik jedoch den Finger immer schön weit vom Umschaltknopf der Fernbedienung weg.

                                Schlüssige Logik gibt es dabei wie gesagt nicht zu sehen, aber immerhin eine lose Verbindung der Geschichten. Was die titelgebenden Steinskulpturen denn nun wirklich mit den Schicksalen der Hausbewohner zu tun haben und warum diese mit einem Fluch belastet sind (es sind ja mehrere Hände) wird nicht erklärt – das sind eben jene Dinge, die der gelernte Mystery-Fan mal eben so hinnehmen muss. Genauso gut hätte man das Haus selbst als verflucht verkaufen können, aber dann hätte man den Streifen wohl in eine lange Phalanx von vielen anderen verfluchten Häusern eingereiht, die es in der Filmlandschaft zu Hauf gibt. Und so mussten es eben skulpturale Steinhände sein…

                                Die Darsteller lieferten ganz gut ab und zeigten die Befindlichkeiten ihrer Figuren soweit es in der kurzen Laufzeit möglich war. Kleinere Ungereimtheiten wurden einfach unter den Tisch gekehrt, doch immerhin boten sie einen Einblick in das Gefühlsleben der Protagonisten. John Carradine, der damals in gefühlt jeder zweiten derartigen Produktion auftauchte, machte seine Sache gut und auch seine Kollegen agierten passabel.

                                Fazit: Ein naturgemäß gealterter und Bild- und Ton-qualitativ nicht allzu guter Streifen gewinnt mit zwei durchaus interessanten Geschichten. Gefiel mir jedenfalls besser als so manch anderes „Horror“-Machwerk der damaligen Zeit und somit will ich dem geneigten Grusel-Nostalgiker vom „Fluch der Steinhand“ zumindest nicht abraten. Gibt’s in wie gesagt etwas durchwachsener Bild- und Tonqualität in OV mit Untertiteln auf Youtube.

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                                • 4 .5

                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                  Die Teenie-Variante von „Wächter des Tages“.

                                  Nicht nur das Produktionsland erinnert an den Fantasy-Kracher von 2006, auch die optische und inhaltliche Ausprägung lehnte sich stark an die Referenz an. Leider erreichte die „Dark World“ jedoch nie weder die Eindrücklichkeit, noch die phantasievolle Umsetzung der „Wächter“, sondern blieb zu jeder Zeit oberflächlich und blass. Dazu waren die CGI-Bilder zwar gut designt und umgesetzt, aber oftmals nicht gut in die Realformate eingepflegt, wodurch sie in vielen Sequenzen wie Fremdkörper aussahen. Fehlende Kreativität wurde mit Bombast auszugleichen versucht, wobei es eben oftmals beim Versuch blieb. Dazu bügelte man die Bilder glatt, womit auch die Ranzigkeit des „Wächters“ fehlte, was mir ebenfalls nicht so zusagte. Flache Figuren und eine nicht in allen Teilen durchdachte Handlung ergänzten das matte Spiel, womit die „Dark World“ zwar gut anzusehen war, jedoch viel an Charme und Tiefgründigkeit vermissen ließ.

                                  Dem Ensemble konnte man an der fehlenden Tiefe keinen Vorwurf machen, da ihre Figuren ohne große Vorreden in den Film geschmissen wurden und der Zuseher sich diese selbst aus charakterlichen Holzschnitten zusammenbauen musste. Große Überraschungen boten die stereotypen Protagonisten jedoch nicht, man hätte sie gut und gerne auch „Buffy“ oder wie die Figuren aus „Charmed“ nennen können. Damit bediente man teenagergerechte Schablonen (und stieß beim entsprechenden „Twilight“-Publikum sicherlich auch auf Zustimmung), weckte aber wohl kaum das Interesse der gestandenen Cineasten. So gesehen möchte ich die Leistung nicht einzeln kommentieren und ein Pauschallob aussprechen, da die Regieanweisungen sicherlich gut umgesetzt wurden. Auch die Synchronisation war in Ordnung.

                                  Conclusio: Ein aufwändig produzierter und auch soweit gut anzusehender Fantasy-Film, der halbwüchsiges Publikum sicherlich glücklicher machen wird als die reiferen Seher. Die Produktion geriet hochwertig und handwerklich passabel, zeigte jedoch weder Ecken und Kanten noch eine tiefgreifende thematische Auseinandersetzung. Von menschlichen oder gesellschaftlichen Belangen möchte ich erst gar nicht anfangen. So gesehen möchte ich allein schon wegen der guten handwerklichen Machart über Trash bewerten, jedoch auch nicht mehr als das. Wer auf bunte Fantasy steht, dem sei zur „Dark Word“ geraten, allen anderen jedoch nicht.

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                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                    Schwacher Grusler mit dümmlicher Story.

                                    Eine Offenbarung war der in den späten sechziger Jahren gedrehte und auf der Erfolgswelle der Zombiefilme mitschwimmen wollende Streifen nun wirklich nicht. So gesehen ist sogar der Filmtitel ein wenig irreführend, geht es hier doch weniger um wirkliche Wachsfiguren, sondern um von einem geheimnisvollen Serum paralysierte Menschen. Diese willenlosen und dem „Meister“ hörigen Personen werden mehrmals als „Zombies“ betitelt und verhalten sich ähnlich dem somnabulen Cesare im „Cabinet des Doktor Cagliari“.

                                    Das einzig wirklich Interessante war die Stimmung in und um das besagte Wachsfiguren-Museum, das außerhalb der Öffnungszeiten ein seltsames Eigenleben zu entwickeln beginnt. Die Rahmengeschichte kann man getrost in die Tonne treten, da jagte eine Unglaubwürdigkeit die nächste. Auch die kriminalistische Komponente ist zum Vergessen, selten so dämlich agierende Ermittler gesehen.

                                    Zumindest zeigte die passabel inszenierte Schlusssequenz, in der sich der Wahnsinn Renards offenbarte, ein wenig Wirkung, der Rest davor versandete in den Untiefen des Genres. Da wurden billigste Masken und eine hanebüchene Geschichte aufgefahren, die eigentlich keiner Verfilmung würdig gewesen wären.

                                    Das an sich nicht schlechte Ensemble verlor sich in den Widrigkeiten der Produktion und schaffte es kaum, gegen die Dummheiten des Drehbuchs anzuspielen. Cameron Mitchell und Scott Brady, die schon in mehreren höherwertigen Produktionen mitgewirkt hatten, zogen sich dabei noch halbwegs aus der Affäre, füllten ihre hohlen Figuren aber ebenso wenig aus wie Anne Helm und Victoria Carroll, die zum hübschen Aufputz verkamen. Auch die Synchronisation nicht eben vom Feinsten, obwohl durchaus bekannte Sprecher am Werk waren.

                                    Conclusio: Wenn man „Das Wachsfigurenkabinett des Grauens“ nicht besucht, verpasst man nichts. Lediglich vom Konzept her interessant, der Rest verkam zu einer sinnbefreiten Darbietung, die zu Recht in der Versenkung verschwunden ist. Die Gratis-Sichtung auf Youtube wurde nicht einmal für würdig befunden, von Werbung unterbrochen zu werden und das sagt schon mal einiges aus. Zwei magere Pünktchen mache ich für die Schlussszenen locker, mehr hat sich dieses Machwerk aber auch wirklich nicht verdient. Empfehlung gibt’s logischerweise auch keine, nicht mal für eingefleischte Trash-Fans.

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                                      Passabel gemachte Anthologie-Serie aus der Feder des Horror-Königs.

                                      Für die allesamt auf Kurzgeschichten Kings basierenden Folgen wurden durchaus namhafte Regisseure und bekannte Darsteller verpflichtet. Ich kannte nicht alle der Geschichten, lediglich die Hälfte kam mir bekannt vor (ist aber auch schon ein Zeiterl her, dass ich die Geschichten gelesen hatte, eventuell ist die eine oder andere auch dem Vergessen anheimgefallen). Trotzdem konnten eigentlich alle den besonderen King-Stil gut entfalten und hatten damit auch einen guten Stand bei mir. Es handelt von Menschen, in deren vertrauten Alltag sich langsam das Grauen einschleicht und die plötzlich mit Herausforderungen der besonderen Art konfrontiert sind (wie es bei King eben nun mal so ist 😉).

                                      Auch optisch machten die gut ausgestatteten, fein inszenierten und bestens gespielten Folgen gute Figur. Anders als die etwa qualitativ oftmals doch recht unterschiedlichen „Geschichten aus der Gruft“ wirken die sechs Episoden – obwohl immer von anderen Regisseuren inszeniert – oftmals aus einem Guss und machten damit einiges her. Einziger Wermutstropfen sind die mitunter arg einfachen CGI-Bilder, zumal es 2006 da ja bereits bessere Möglichkeiten gab. Doch bei King kommt es darauf ohnehin nicht an; bei ihm geht es mehr um seine Personen, deren Motive, Schicksale und Interaktionen untereinander. Unbewusst stellt man sich ja immer die Frage, wie man selbst in derartigen Situationen handeln würde und stellt bald überrascht fest, dass sich die Herausforderungen oftmals doch nicht so einfach lösen lassen, als wie man sich das auf den ersten Blick vorstellt. Dies ist die besondere Stärke Kings und damit nimmt er einen auch immer wieder gut mit – sei es im geschriebenen Wort oder eben hier in den Verfilmungen. Es sind die präzise Duchdachtheit und die überraschenden Wendungen, mit der er einen immer wieder aufs Glatteis führt und einem mit augenzwinkernder Verschmitztheit sagen will: „Na kommt schon, Leute, so einfach mache ich es Euch nicht“. Das kann er wie kein Zweiter und darin liegt denke ich auch der Schlüssel seines Erfolges.

                                      Das macht auch diese Serie gut schaubar und damit eignen sich die Folgen auch für mehrfache Sichtungen. Eine gewisse Hinwendung zu den Grusel- und Mysterystoffen Kings ist natürlich Voraussetzung, andernfalls würde man die Folgen denke ich schal und hohl empfinden. Für mich hat es letztens gut gepasst und damit möchte ich die Serie besonders den Fans von handlungslastiger Mystery wärmstens empfehlen. Blut und Ekeleffekte sucht man hier vergebens, dafür wird man mit ungewöhnlichen und zumeist pfiffigen Geschichten verwöhnt, die denke ich auch die eigene Phantasie anzuregen imstande sind. Es gibt fast alle Episoden in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube, die meisten sogar auf deutsch (was bei der ersten egal ist, dort wird kein einziges Wort gesprochen).

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                                        Nospheratu99 06.05.2024, 08:09 Geändert 06.05.2024, 08:44

                                        Aufwändig produziertes Nichts mit dünner Handlung. Eine Spoilerwarnung erspare ich mir diesmal, weil es bei diesem Film schlicht und ergreifend nichts zu Spoilern gibt.

                                        Mangels eines erkennbaren Sinns schweiften meine Gedanken während des Schauens mehrmals ab.
                                        Vorgestern waren wir alle im Zoo. Während die Kinder zwischen den Gehegen hin- und herliefen, entdeckte ich einen Automaten mit herzförmig geschliffenen Halbedelsteinen. Ich fragte meine Frau, ob sie einen der Steine möchte. Sie war sich unschlüssig, weil ihr die meisten der Steine farblich nicht zusagten. Ich hielt entgegen, dass wir mit ein wenig Glück einen grünen Stein bekommen würden (grün ist ihre Lieblingsfarbe). Ich steckte also eine zwei-Euro-Münze hinein, drehte und – voila – ein jadegrünes Herz lag im Ausgabefach (Chance etwa 1:9 gegen uns). Die Frau freute sich. Ich lachte. „So viel Glück habe ich im Casino nie.“ Sie warf mir einen komischen Blick zu, sagte aber nichts. Warum der Blick? Sie weiß doch, dass ich ab und zu Spielen gehe und dass ich nie um hohe Einsätze spiele. Ist doch alles gut… Eigenartig also, der Blick.
                                        Nach dem Zoo gingen wir essen, nur bei der Nachspeise bestand meine Frau darauf, sie selbst daheim zuzubereiten. Sie ist momentan auf einem Gesundheits-Kreuzzug und befand die Nachspeisen im Restaurant für ungesund. Zuviel Zucker und voller Weizenmehl. Sie briet uns daher zu Hause Palatschinken aus Dinkelmehl und Hafermilch (ohne Eier!). Dazu gab es Erdbeer-Fruchtmus ohne zugesetzten Zucker, nur mit natürlicher Fruchtsüße (lt. Etikett). Nach dem Essen wurden meiner Frau und meinem Sohn leicht übel. Meine Frau meinte, das käme daher, dass ihre Körper das gesunde Essen nicht mehr gewöhnt wären und daher mit Übelkeit auf diese hochwertige Nahrung reagierten. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass meine Frau sechs Palatschinken und der Sohn stolze vier verputzt hatten. Die Tochter hatte sich hingegen mit einer und einer halben und ich mich mit zweieinhalb begnügt. Die beiden hatten wohl schlicht und einfach zu viel gegessen, was ich als Ursache für die Übelkeit ausmachte. Meine Frau beharrte auf ihrer Erklärung, gab aber im Verlauf des weiteren Abends jedoch zu, dass meine Erklärung zumindest nicht unplausibel klingt.
                                        Gestern gingen die Kinder ohne Jammerei und Diskussionen zu Bett. Anfangs freute ich mich noch darüber, später wurde ich dann skeptisch. Da stimmt doch was nicht, das machen die sonst nie so. Womöglich haben sie etwas ausgefressen, das sich in den nächsten Tagen offenbart und wollen uns hinsichtlich der zu erwartenden Strafen milde stimmen. Hoffentlich haben sie nichts Teures kaputt gemacht.

                                        Ach ja, der Film war stinklangweilig. Die Mimen schienen sich der Tatsache bewusst und ergaben sich ihrem Schicksal, lediglich Elizabeth Olsen war eine gewisse Motivation anzusehen. Dafür gab es ausufernde CGI-Effekte in Hülle und Fülle, die die inhaltliche Leere jedoch in keiner Weise ausfüllen konnten. Das mit der Vier verknüpfte Urteil („Schwach“) bringt es auf den Punkt.

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                                          Atmosphärisch dichter Vampirstreifen.

                                          Ja, Stimmung können sie, die Hammer-Studios. Der ganz in der Tradition der englischen Filmschmiede gedrehte „Kuss des Vampirs“ besticht durch eine solide Machart und bietet mit schaurig-schönen Kulissen und wabernden Nebeln genau das, was diese Filme ausmacht. Dazu sehen wir stimmig agierende Darsteller und eine nicht allzu blutige, jedoch handwerklich passable Inszenierung.

                                          Edward de Souza, Noel Willman, Clifford Evans und Jennifer Daniel machten das Fehlen von Christopher Lee und Peter Cushing durchaus wett und boten runde Leistungen. Isobel Black mitunter zwar etwas zu bemüht, dafür aber jederzeit eindrücklich und gut. Auch die Synchronisation in Ordnung.

                                          Inhaltlich wurde eine klassische Vampirgeschichte aufgefahren, die sich lediglich durch ihren ungewöhnlichen Schluss von anderen Stoffen abhob. Die letzten Sequenzen gerieten mit den nicht allzu realistisch flatternden Fledermäusen zwar ein wenig in die Richtung unfreiwilliger Komik, versauten die Handlung davor jedoch nicht nachhaltig. Eigentlich war es die für diese Zeit typische Durchschnittskost, die einen gewissen Unterhaltungswert bietet, vom Prädikat eines Klassikers jedoch schon noch etwas weg ist. Dafür hat der Streifen mit einer nicht allzu blutigen und expliziten Inszenierung auch eine gewisse Familientauglichkeit, die FSK12 sagt schon einiges aus.

                                          Conclusio: Ein typisches Kind seiner Zeit und seiner Macher. „Der Kuss des Vampirs“ ist ein schaurig-schöner Gruselfilm, der keinem weh tut und wohligen Schauer bietet. Genrefreunde werden durchaus ihren Spaß an der Sache haben, und selbst wenn er an die Klassiker in keiner Weise herankommt, so kann man ihn durchaus sehen ohne zu veröden. So gesehen kann ich eine Empfehlung schon aussprechen und den Film mit einer leicht überdurchschnittlichen Bewertung versehen.

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                                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                            Amüsante Fake-Doku über Verschwörungen und alternative Sichtweisen.

                                            Vorab Danke an Eudora für den Tipp. Grundsätzlich mag ich ja Verschwörungstheorien – nicht, weil ich an sie glaube, sondern wegen der kreativen Kraft, die dahintersteckt. Ich meine, irgendjemand muss sich dieses ganze Zeugs ja ausdenken und mit entsprechenden „Beweisen“ unterfüttern. Es muss zumindest so plausibel klingen, dass es einer oberflächlichen Überprüfung standhält, sonst glaubt es ja keiner und die Theorie verbreitet sich nicht.

                                            Die meisten dieser Theorien fußen auf einem tiefen Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen und deren Repräsentanten. Dabei ist eine kritische Auseinandersetzung mit unseren Regierungen grundsätzlich nichts Schlechtes – doch woher kommt dieses grundlegende Misstrauen? Antwort: Aus leidvoller Erfahrung. Viele Fälle zeigen, dass die gewählten Volksvertreter oftmals nicht das Wohl des Volkes, sondern Eigeninteressen und Anliegen ihrer Klientel verfolgen. Korruption und Lobbyismus sind in Regierungskreisen allgegenwärtig - eigentlich weiß ja keiner, welche Ziele unsere Politiker wirklich verfolgen. Dazu kommt, dass die Medien meist am (Nahrungs-)Tropf der Regierungen hängen, dh. ohne kommunale oder staatliche Unterstützung nicht lebensfähig wären. Von objektiver oder ausgewogener Berichterstattung kann man also nur träumen (sah man in der Corona-Zeit). Auch hinter den sogenannten Qualitäts-Medien stehen letztendlich Eigentümer, die eine politische Linie verfolgen. (so berichtet zB. Der „Standard“, eine selbsternannte linke „Qualitäts“-Zeitung in Ö, bei Gewaltverbrechen nicht mehr über die Staatsangehörigkeit und damit über einen eventuellen Migrationshintergrund der Täter. Einfach deswegen, weil das politisch nicht opportun ist und Kritikern der unkontrollierten Zuwanderung in die Karten spielen würde). Auch der ORF färbt seit Jahren seine Nachrichten politisch ein, sowohl was die Aussage, als auch die Auswahl der Nachrichten betrifft (manche Dinge und Themen sollen einfach totgeschwiegen werden).

                                            Diese Tatsachen und das daraus erwachsende Misstrauen sind natürlich der ideale Nährboden für entspreche Eigeninterpretationen, die mitunter mit den Tatsachen reichlich wenig zu tun haben. Und manchmal ist ja auch die Zeit die Mutter der Wahrheit – so kann man viele Fakten im Rahmen der Corona-Maßnahmen in einem Satz zusammenfassen: „Die damals als Aluhut-Träger und Schwurbler verunglimpften Personen hatten Recht“. Mittlerweile weiß man etwa, dass die Impfung – anders als damals verlautbart – eben nicht vor Ansteckung und Weitergabe schützte, sondern das Risiko „nur“ um bis zu achtzig Prozent reduzierte. Eine Tatsache, die uns von de facto allen Politikern und Medien damals falsch vorgebetet wurde (und an die sich plötzlich keiner mehr erinnern will).

                                            Wer kann es den Verschwörungstheoretikern also verübeln, dass sie weder den Regierungen, noch den Medien trauen?

                                            Klar, die Theorien, die uns Frickel und Mascarenas hier auftischen, sind natürlich allesamt hanebüchen und lächerlich. Trotzdem oder genau deswegen verfügt der Streifen über einen gewissen Unterhaltungswert und selbst wenn keiner der Urheber der Theorien vor die Kamera trat (ich denke, es wurden Laiendarsteller interviewt), so kamen diese herrlich durchgeknallt daher. Die Theorien von der Reichsflugscheibe und der Mondlandung (bzw. deren Abbruch) hatten durchaus Potential, entlarvten sich jedoch in der Sekunde als blanker Unsinn. Machte aber Spaß…

                                            Fazit: Interessant, aber letztlich nicht der ganz große Wurf.

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                                            • 4 .5

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                                              Schwacher und zudem unglaubwürdiger Thriller ohne Thrill.

                                              Die Grundidee und das Setting in dem Jagdhaus mochten schon gefallen, wurde jedoch von zu vielen Ungereimtheiten und Unstimmigkeiten einigermaßen versaut. Vor allem die drei Alpen-Rednecks zu Anfang sorgten schon mal für Augenrollen. Wenn man amerikanische Stereotype in einen heimischen Film presst, dann ist das weder cool noch kreativ, sondern schlichtweg dumm und unpassend. Gut, dass sich der Streifen dann wieder erfing und ein halbwegs interessantes Schuld-und-Sühne-Drama bot, das zudem von den charakterlichen Schwächen des späteren Mordopfers aufgewertet wurde. Drehbuchautorin Agnes Pluch agierte hier in feinster Agatha-Christie-Manier und präsentierte uns einen Haufen Verdächtiger, die alle ein Motiv gehabt hätten der „lieben“ Rita nach dem Leben zu trachten.

                                              Leider verzettelte sie sich zunehmend in den dramatischen Komponenten rund um die Geschehnisse aus der Kindheit der fünf Damen, was zwar für einige stimmige Szenen sorgte, aus den Spekulationen um den Mord jedoch jegliche Spannung nahm. Ein paar bemüht um Thrill ringende Sequenzen wie etwa dem getöteten Hund oder der Flucht in den Wald verfehlten ihre Wirkung leider einigermaßen, womit das Kammerspiel im Wald leider veritabel abbaute. Da wurde aus einer eigentlich interessanten Prämisse zu wenig an allem herausgeholt und sich stattdessen in einer Diskussionsrunde um die Ereignisse aus der Adoleszenz der Damen ergangen.

                                              Leider hatten auch unsere Darstellerinnen ein nicht immer gutes Händchen für ihre Figuren. Vor allem Franziska Weisz war anzusehen, dass sie ihre Protagonistin weder verstand noch mochte. Nora von Waldstätten zumindest mit ein paar prickelnden Auftritten, Edita Malovcic blass und schwach. Am Besten gefielen Nicolette Krebitz als Ekel vom Dienst und Silke Bodenbender als bodenständige und an sich zweifelnde Heldin. Harald Krassnitzer und Christopher Schärf mit zu wenig Präsenz um sie wirklich einschätzen zu können, jedoch zumindest nicht im Negativen auffällig.

                                              Einziger wirklicher Pluspunkt war eine gute und teils unheimliche Atmosphäre in und um die Jagdhütte im Wald. Regisseur Thomas Roth und Kameramann Jo Molitoris brachten uns mit ein paar guten Landschaftsaufnahmen die Stimmung gut näher und damit stürzte die Sache dann nicht vollends ab.

                                              Fazit: Ein handwerklich halbwegs brauchbar gemachter, inhaltlich jedoch zu unentschlossener Streifen, der seine Stärken damit leider leichtfertig verspielte. Den Mimen war ein gewisses Bemühen anzumerken, doch hatten auch sie nicht die Kraft, die inhaltlichen Schwächen auszugleichen. Und so bleibt unter dem Strich ein phasenweiser zwar nett anzusehender, letztlich jedoch blasser Film, der keine so rechte Spannung aufzubauen imstande war. Mehr als eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung möchte ich nicht springen lassen und auch eine Empfehlung will mir nicht so recht über die Lippen.

                                              10
                                              • 7 .5

                                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                Interessante transhumanistische Überlegung.

                                                Klar, mittlerweile hat die Wirklichkeit Alex´ Garlands Sci-Fi schon ziemlich einge-, wenn nicht gar überholt. Wer weiß denn schon wirklich, wie viele KI´s sich auf Partnerplattformen herumtreiben um einsamen Herzen ihr Erspartes abzuluchsen. Wer weiß, wie viele KI´s in den sozialen Netzwerken Meinungsmache betreiben. Wer weiß, mit wie vielen KI´s wir schon in Call-Centers oder Telefonzentralen gesprochen haben. Und wer weiß, wie viele von denen echt sympathisch rüberkommen.

                                                Auch unsere Ava in „Ex Machina“ ist ein sympathisches und auch empathisches Wesen (wobei ich zugeben muss, dass sie mir visuell erst im Gewand – vorher hatte sie ja eine roboterartige Optik – so richtig zusagte). Dass Caleb letztendlich Gefallen an ihr fand und sich auch ein Stück weit in sie verliebte, kann ich also durchaus nachvollziehen. Ihr hübsches Gesicht sowie ihre sanftmütige und konsensuale Art machten es ihm leicht. Wobei auch denke ich viel an ihrer Verletzlichkeit und ihrer Hoffnungslosigkeit lag, die den Beschützerinstinkt des „starken“ Geschlechts natürlich anspricht.

                                                Wobei wir auch schon beim nächsten Thema wären, nämlich der Frage, ob es andersherum (weibliche Protagonisten und männlich aussehende Roboter mit ebensolchen Eigenschaften) genauso funktionieren würde. Indem uns Garland die schon fast „klassischen“ Geschlechterstereotypen präsentierte, beraubte er sich letztendliche der Chance einer wirklich bahnbrechenden Betrachtung der Mensch-Maschine-Beziehungskiste. Vielleicht konnte er sich als Mann aber einfach auch leichter in männliche Protagonisten hineinfühlen und seinem Film damit mehr Glaubwürdigkeit verleihen. So hatte das herabwürdigende und empathielose Verhalten (und auch das Alkoholproblem) Nathans womöglich eine glaubwürdigere Wirkung als bei weiblichen Figuren.

                                                Dass man(n) sich in ein leb- und empathieloses Objekt verlieben kann, zeigen schon jene Männer, die mit ihren Sexpuppen eine Art Lebensgemeinschaft führen. Diese visuell oftmals aufwändig gemachten und anatomisch korrekten, ja fast schon lebensecht aussehenden Puppen bedienen denke ich das Versorgungs- und Schutzempfinden. Man könnte aber auch spitzzüngig behaupten, dass es sich bei diesen Typen um komplexbehaftete und emotional verarmte Wichte handelt, letzten Endes reden diese Puppen doch niemals zurück und lassen auch alles mit sich machen. Womöglich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

                                                Und so entwickelt auch Caleb Gefühle für Ava, die letztendlich enttäuscht werden. Somit ist Ava näher am „echten“ Menschen dran als er es sich gewünscht hatte („Man kann sich ihrer Gefühle niemals sicher sein“). Das einzig wirklich gruslige an ihr zu diesem Zeitpunkt ist ihre Fähigkeit, eine Lüge anhand der Mikroemotion in der Sekunde zu erkennen. Und auch das kalte und empathielose Verhalten nach dem Erreichen ihrer Ziele bringt sie dem menschlichen Verhalten näher als es sich der gute Caleb zu Anfang gedacht hätte.

                                                Unser Dreigestirn Alicia Vikander, Oscar Isaac und Momhnall Gleeson machte seine Sache gut. Sie bewegten sich auf der kühlen und übertechnisierten Bühne, die ihren Garland bereitete, als ob sie ihre ganzes Leben nichts anderes gemacht hätten und führten das Kammerspiel somit auch gut aus. Man konnte sich in die Figuren gut hineindenken und auch wenn diese nur wenige Facetten aufwiesen, so konnten sie zumindest innerhalb dieser relativ eng gesteckten Grenzen überzeugen. Auch die Synchronisation passend und somit gut.

                                                Conclusio: Auch wenn die Interaktion zwischen Mensch-Maschine und die emotionale Bindung gut gezeigt wurde, so fehlten Garland für eine wirklich eingehende Betrachtung sowohl die Zeit als auch der Mut. Mit holzschnittartigen Figuren lässt sich gerade in Zeiten wie diesen kein Blumentopf gewinnen, doch zumindest schaffte Garland ein paar Denkanstöße und somit möchte ich seine Bearbeitung des Themas mit einer soliden siebeneinhalb versehen. Eine Empfehlung sei somit für Freunde des gepflegten Sci-Fi-Kammerspiels ausgesprochen und auch thematisch Interessierte wird der Streifen zufriedenstellen. Mich persönlich hat es über die volle Laufzeit gut unterhalten.

                                                10
                                                • 5

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                  Atmosphärischer und inhaltlich stimmiger Krimi.

                                                  Trotz des hastig geschriebenen Drehbuchs (diese Folge war ursprünglich nicht geplant und wurde wegen eines Vertragsstreits an die erste Staffel „angehängt“) hatte die Geschichte – anders als andere Folgen – kaum Schlagseite. Zwar gestaltete sich die Handlung geradlinig und mit nur wenigen Wendungen, dennoch hatte dieser Fall durchaus das Zeug, neben den anderen zu bestehen. Dazu kam mit einer trickreich gestellten Falle auch eine plausible Auflösung, was die Sache dann letztlich deutlich besser abrundete als in so manchem Vorgänger. Auch wenn hier die einzige große Schwäche aller Columbos wieder vorlag (Columbo sammelt keinen einzigen handfesten Beweis für die Schuld des Verdächtigen, sondern trägt lediglich einen Haufen Indizien zusammen, die diesen dann zu einem überhasteten Geständnis veranlassen), so spielte der Streifen seine Stärken in Person des kauzigen Ermittlers wieder ganz gut aus.

                                                  Und auch die Atmosphäre konnte sich sehen lassen, vor allem die Szenen in und um das Chemiewerk hatten ihre Verve. Aber auch die Sequenzen im Gebirge wirkten gut, vor allem die Höhenangst Columbos nett gebracht. Einzig die nervige Art Columbos war diesmal nicht so stark ausgeprägt, hier hatte man das Gefühl, dass er dem Verdächtigen nicht so stark auf die Pelle rückte wie in den bisherigen Episoden.

                                                  Viel lag auch an der aufgedrehten Performance Roddy McDowalls, den ich persönlich ganz gerne sehe (seine Darstellung in den beiden „Fright Night“-Teilen etwa ganz große Klasse). Man könnte seinen Bohemian mit Fug und Recht übertrieben und anstrengend nennen, doch irgendwie passte das ganz gut zu der Figur und musste angesichts dessen letztendlichen Überschnappens auch so sein. Anne Francis und Ida Lupino mit passabler Leinwandwirkung, jedoch ohne zu glänzen. Peter Falk wie man ihn kennt, diesmal mit etwas verhaltener Präsenz. Die Synchronisation zumindest nicht im Negativen auffällig.

                                                  Fazit: Ein gut schaubarer und auch soweit interessanter Columbo-Fall, der mir persönlich besser gefällt als so mancher zuvor. Inhaltlich mochte er jedenfalls mehr Plausibilität entfalten, auch wenn die kriminalistischen Wendungen nicht ganz so hakenschlagend waren als bei den Vorgängern. Eigenartiger Weise kam das bei mir sogar besser und glaubwürdiger an als die mitunter etwas überkonstruiert wirkenden Episoden. Kann ich somit empfehlen und mit einer soliden Durchschnittswertung versehen.

                                                  8
                                                  • 6 .5

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<

                                                    Ein Film, der betroffen macht und die Skepsis gegenüber den Mächtigen der EU zu nähren imstande ist. Und auch für jene Seher, die es „eh schon immer gewusst“ haben.

                                                    Zugegeben, mir waren die nicht alle Zusammenhänge klar, vor allem die Vorgänge des „Qatar-Gates“ rund um die EU-Abgeordneten Eva Kaili und Antonio Panzeri gestalteten sich reichlich verwirrend. Fest steht, dass eine Behörde, die ihre eigenen (Korruptions-)Regeln schreibt und sich innerhalb dieser auch selbst kontrolliert, eigentlich nicht funktionieren KANN. Das ist schon mal ein Grundübel, das wohl so schnell nicht abgeschafft werden wird, da der politische Wille dazu schlichtweg fehlt. Sie haben ja keine Konkurrenz und der Wähler keine Alternative. Es gibt nunmal nur eine einzige EU und die ist sich ihrer Exklusivität auch bewusst. Der oberflächliche Schein dient dazu, dem Wähler Sand in die Augen zu streuen.

                                                    Wobei ich persönlich das eigentliche Problem gar nicht mal in der Korruption selbst, sondern eher im Lobbyismus-System sehe. Soll heißen: Besticht man einen Politiker im Amt (damit er etwas für einen tut, das nicht im Sinne der Allgemeinheit/Mehrheit ist), dann handelt es sich um ein Verbrechen. Besticht man den Politiker jedoch schon, bevor er dieses Amt bekleidet, dann nennt man den Vorgang „Lobbyismus“ und damit ist es ok. – Klingt auf den ersten Blick widersinnig, und ist es auch. Soll heißen, die Firmen machen sich an hoffnungsvolle Jungpolitiker heran, geben ihnen Nebenjobs, Wahlunterstützung usw. und schicken sie ins Wahl-Rennen. Der Jungpolitiker lügt das Volk an und gibt vor, dessen Interessen zu vertreten, tut in seiner Amtszeit aber genau das Gegenteil davon.

                                                    Passiert natürlich auch national. Doch das EU-Parlament hat für Einflussnehmer den großen Vorteil, dass man nicht 27 Regierungen, sondern nur eine Institution kaufen muss, da diese ja Beschlüsse fasst, die für alle Staaten gelten. Praktisch, nicht?

                                                    Und so entdecken die Parteien der Mitte vor den Wahlen plötzlich ihr Herz für den Steuerzahler („Steuern runter!“, „Ausgaben drosseln!“) oder für populistische Themen („Abschiebungen forcieren“) oder Arbeitnehmer („Leistung muss sich wieder lohnen“) und verlieren das Interesse daran nach geschlagenen Wahlen. Ein Verhalten, dass sich alle vier Jahre beobachten lässt. Es ist nur interessant, dass das nach vielen Jahrzehnten der Lügerei immer noch funktioniert. Der Wähler ist wohl schon so weit abgestumpft und es fast schon gewöhnt, beschissen zu werden.

                                                    Lustig ist auch, dass in der Doku ein Grüner als Saubermann präsentiert wurde, der gegen das Korruptions-System angehen will. In Ö bspw. hat man gesehen, dass wenn die Grünen Regierungsverantwortung haben, sie das Spiel aus Mauscheleien und Einflussnahmen genauso mitspielen wie die arrivierten Parteien. Die Akklimatisation ist schnell gegangen und dürfte nicht allzu schwer gefallen sein…

                                                    Dem Wähler bliebt bis auf ein diffuses Gefühl (weil klare Informationen trotz eindeutiger Gesetzeslage ja de facto nie an die Öffentlichkeit gelangen – s. die „von-der-Leyen“-Chats im Zuge der Corona-Impfstoff-Beschaffung von Pfizer) eigentlich keine Möglichkeit, die Sache zu durchschauen. Trotzdem denke ich, dass diese diffusen Gefühle meist richtig sind, weil Intuition ja oftmals den Punkt trifft. In diesem Sinne bin ich schon gespannt auf die Wahlbeteiligung der EU-Wahl im Juni und die Verantwortlichen, die es sich dann schönreden.

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