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Alle Kommentare von oO JohnB oO
Das ist aber nun echt mal nen Copy-Paste Schlaufe: Schweiger/-höfer kopieren modifizierend die Amis, die Amis kopieren dann wieder die modifizierenden kopierenden Deutschen. Und täglich grüßt das Murmeltier. ;)
Diesen Film kann ich immer und immer wieder sehen, er stellt für mich einen Höhepunkt der Filmkunst dar, da er aus dem Speziellen das Ganze abzuleiten vermag.
Die Mafia ist eine Struktur, eine Maschine, die Geld umverteilt; ihr erster Antrieb ist es, dabei unauffällig zu bleiben, im Hintergund zu agieren. Sam Rothstein versteht dieses Spiel, er handelt kühl und rational, die Gesetze des Systems respektierend, jedoch...unsere Figuren sind Menschen, emotionale Wesen! Liebe, Eitelkeit, Begehren, Hybris, Neid und Gier sind die Spinnfäden, mit denen sie sich das Netz weben, in das sie sich immer mehr verstricken und aus dem sie letztlich nicht mehr entkommen können, denn dieses Netz der Emotionen steht dem System der Macht entgegegen, es ist unberechenbar, also ein Störfaktor, den das System nicht dulden kann: Der Anfang vom ENDE! Die Tragik ergibt sich aus der genialen Gegenüberstellung Scorceses von Machtstrukturen und menschlicher individueller Fehlbarkeit, welche durch emotionales Verlangen ausgelöst wird; das System kann trotz seines materiellen Überschuss dem Menschen nicht genügen, er braucht mehr: Liebe, Zuneigung, aber auch verführt die Macht des Systems schnell zur Gier nach Mehr, mehr Macht....! Jedoch ist das System kein Ort für solche Schwächen, es muss, um seine eigene Macht zu erhalten, kalt und rational funktionieren; letztlich steht niemand (!) über dem System. Es ist kein Wunder, dass die überlebende Figur am Ende, die ist, die am ehesten die Gesetze des Systems verstanden hat; für Emotionen bleibt kein Platz, wählst du Macht, dann vergiss das Andere, denn an diesem Ort musst du deine Menschlichkeit vergessen, handle kühl und berechnend, tust du das nicht, ist es dein ENDE!
Ein Film ohne Fehler, der auf allen Ebenen nur das Beste vom Besten präsentiert: Kamera, Schnitt, Sound, Drehbuch, Ausstattung, Kostüme, Darsteller und ein großartiger Dirigent, Martin Scorcese. Was ist Filmkunst, wenn nicht dieser Film?
Epochal und unerreicht!
Grausam, seine niveaulosen Zotenfilme, die in ihrer Hochglanzoptik einfach nur steril wirken, denen jeglicher Esprit fehlt, die in der Fremdschämabteilung des deutschen Films direkt neben den ganzen Otto- und Schweiger-Filmen stehen. Es gibt im deutschen Kino nur die Wahl zwischen bierernster, moralingetränkter Kost oder dieser albernen Hochglanz-Kinderkacke à la Schweighöfer.
Ich habe immer gehofft, dass mit der Verrentung von Schweiger und Co. der Horror endet, aber wenn das unser Nachwuchs ist, dann: Gute Nacht!!!
Auch meine Filmsozialisation begann letztlich in den Videotheken Berlins, die im besten Fall in ihrer Atmosphäre an eine gute alte Bibliothek erinnerten. Hier konnnte man ganz seinen Träumereien nachgehen, umgeben von unzähligen Träumen.
Naja, aber bei aller Trauer, die entsteht, wenn etwas gewohntes die Bühne räumt: Nichts ist für die Ewigkeit. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Alles kommt und geht. Warum Trauer!? Die Zeit war schön, also lasst uns daran erinnern!
Wann begann der Irrweg Nolans?
Mir ist aufgefallen, dass dies alles mit "Batman Begins" anfing, als man ihm ein Big Budget in die Hand drückte, und sagte: mach mal einen richtig großen Film. Stellt dir vor, du hast einen kleinen aber feinen Genre-Film, in den du dann so viel Luft reinbläst, dass er gerade nicht platzt. Nun läuft man über den Markt, und behauptet, dass der Ballon nicht nur besonders groß ist, sondern dass gleichzeitig der Inhalt dieses Ballons proportional zum Volumen zugenommen hat; aber wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass das Gesicht auf den Ballon zur Fratze verzerrt wurde: überdehnt und nur noch schwer zu erkennen. Ein klarer Fall von: Mogelpackung! - denn Nolan hat es nie geschafft oder verstanden, dass sein Filmkonzept nicht eins zu eins auf einen Blockbuster zu übertragen ist.
Was Nolan kann, hat er als Regisseur von "Insomnia" gezeigt: Ein Genre-Meisterwerk der Atmosphäre, welches aber auch von vielen Schultern (Drehbuch und grandiose Schauspieler) getragen wurde.
Lösung: Einfach weniger Luft, dann wird das wieder.
Ich gehe jetzt mal nicht näher darauf ein, dass weiter unten jemand Will Ferrell mit Adam Sandler verglichen hat. Aber andererseits bietet mir dies eine sehr gute Vergleichsmöglichkeit; denn während hinter Hr. Sandlers Blödelein nichts ist außer eine große konservative und reaktionäre Leere, ist bei Ferrell das Blödeln ein dadaistischer Akt, der Sinn auflöst, um die Möglichkeit zu geben, neuen Sinn zu generieren. Niveaulos, Ja!, aber dieses Ja erzeugt letztlich ein Nein!, denn schon in Anchorman entlarvt dieser übersteigerte Nonsens, die Realität. Ferrell ging hier mit einer riesigen Lupe über die Möchtergernmachos, und entlarvte so, dass da nichts ist, außer Hülle. Es ist immer wieder Schade, dass Ferrell nicht entsprechend gewürdigt wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass er nur selten sein Talent in Reinformat, wie in Anchorman, präsentiert; also immer kommerziell geschuldete Absstriche macht.
Für mich ist er ein großer Clown, und hier ist das Wort 'Clown' im ursprünglichen und künstlerischen Sinn gemeint. Ich glaube auch nicht, dass die Komik bei Ferrell ein bewußter und durchgeplanter Akt ist: Ich denke, dass er viel von der Improvisation her macht, das merkt man z. Bsp. bei Anchorman, wo es immer ganz eigenartige Szenen gibt, wo die Akteure anfangen sich gegenseitig Bälle zuzuwerfen: ab und zu fallen diese herunter, und es mag irgendwie keine Komik entstehen, bis dann auf einmal ein genialer Moment entsteht, der dich umhaut.
Wie geil ist das denn? Freude!!!
"Stattdessen kamen unterhaltsame Filme heraus, die vorgaukeln tiefe Botschaften zu vermitteln, am Ende aber im eigenen Realismus-Korsett ersticken und so viel weniger zu sagen haben, als sie gerne würden.
Genau so ist es!!! Problem erkannt. :)
Ich mag diesen Typus Schauspieler einfach, die nicht wirklich für die A-Liga taugen, dabei aber irgendwie doch auf eine verstrahlte Art A-Klasse verkörpern. Zu schräg und eigenartig sind sie, als dass sie es im Windkanal lange genug aushalten, um ergonomisch genug zu werden für die große Masse. Zwischen den ganzen Schrott, den sie drehen müssen, um ihr Konto aufzufüllen, finden sich immer wieder kleine Genre-Perlen ("Wonderland","Spartan", "Felon") . Man muss nur suchen, und sich nicht von dem ganzen Mist abschrecken lassen, den sie meist abdrehen.
Endlich mal wieder ein Film mit Will Ferrell in Reinform: Anarchie an jeder Ecke; Zoten und tiefergelegte Gags in Hülle und Fülle. Ist das niveaulos? Nein, denn wie schon in Anchorman entlarvt dieser übersteigerte Nonsens, die Realität, die selbst nur noch Nonsens produziert. Waren es bei Anchorman die piefigen, inzestuösen Männergesellschaften, die sich ins debile hinein überlebt haben, ist es nun der Wahlkampf der modernen Demokratien, der schon lange nichts mehr mit Inhalt zu tun hat, sondern nur noch mit dem Abfeuern wirkungsmächtiger Worthülsen, deren Hohlheit nur mit übersteigerter Hohlheit begegnet werden kann, so dass jedweder Sinn pulverisiert wird: denn nichts anderes passiert im Wahlkampf.
Über die letzte 10 Minuten Klischeemarmelade sehe ich gnädig hinweg; irgendwie darf man ja den zahlenden Kinogänger nicht ganz vergraulen. Wäre der Film in seiner Linie konsequenter gewesen, hätte es zum ganz großen Wurf reichen können, wie Anchorman schon einer war.
Ein streckenweiser wirklich großartiger Film. Angucken!
Ach, Alter hat gar nichts damit zu tun, ob man ein schlechter Filmmacher ist, sondern eher damit, dass natürlich ein junger Filmmacher meist noch mehr Motivation hat, sich zu beweisen, und wenn dann die Anerkennung erfolgt, kann dieser Antrieb sicherlich zurückgehen, man wird träge und zufrieden, was dann zwar meist mit dem Älterwerden einhergeht, aber nichts damit zu tun hat: das ist ein Scheinzusammenhang.
Künstler, die ihr lebenlang Suchende sind, produzieren auch im hohen Alter noch große Kunstwerke. Wer seine Suche aufgibt, weil er satt geworden ist, dem werden auch keine großen Kunstwerke mehr gelingen.
„Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.“
Sicher, eigentlich ist dieser Film nicht wirklich die Fortsetzung vom genialen Blair Witch-Vorgänger; aber was solls!?
Dieser Film punktet aber immer noch, weil er stilistisch perfekt den Übergang der 90er zu den 00er Jahren auf den Punkt bringt; dabei entsteht diese spezielle komerzialisierte PostScream-Teeniefilm-NuMetal-Woodstock99-before9.11!-Gothic-Horror-Alternative-Stimmung, ein Wimpernschlag bevor das Horror-Genre sich dann wandelte, und von nun an die Torture Filme der 70er-Jahre als Inspirationsquelle nutzte, welche in ihren besten Momenten auch eher gesellschaftskritisch ausgerichtet waren.
Sozusagen ist BlairWitch2 der dunkle BubbleGum des Horrorgenres, bevor die Welt dann aus ihrem wütend-depressiven Freudentaumel der 90er Jahre zurück auf den Boden der Tatsachen geholt wurde. Die Filmwelt hatte nun wieder einen politischen Gegner, an dem sie sich abarbeiten durfte, und konnte so ihr politisches Bewusstsein mit Mr. Moralis, George Clooney, an der Spitze komerzialisiert in Szene setzen. Die Welle der sich breitmachenden politischen Paranoia fand dann später in "The Manchurian Canidate" ihren filmgerechten Höhepunkt - sogar der immer ironische Bond wurde zu einem weitgehend humorlosen und traumatisierten Griesgram: und so ist Blair Witch2 einer diesen seltenen Genrefilme, welche genau auf der Schwelle einer Zeitenlinie entstanden sind, ohne zu wissen, dass schon eine Welle der Veränderung auf dem Weg war. Eine Veränderung, die der orientierungslosen Konsumkultur der 90er - welche gleichzeitig eine wütend-depressive Jugendkultur hervorbracht hatte, angefangen bei Nirvana bis hin zu den Vertretern des NuMetals, Filme wie American Beauty oder Fight Club waren der filmische Ausdruck dessen- ein Ende setzte. Mit 9.11 und den daraus resultierende Folgen gab es dann wieder die Scheingefechte, mit denen man sich von der ausbreitenen Sinnlosigkeit der Konsumkultur ablenken konnte; nicht dass es diese politischen Bewegungen nicht auch schon vorher gab, aber jetzt eroberten sie der Logik der Konsumkultur nach den Massenmarkt: Öko und politisch zu sein war nun cool - eine Entwicklung, die in einer der wenigen guten Szenen des Films 21 Jumpstreet ihren Ausdruck fand. Die Nerds wurden die Helden, die ehemaligen Helden die Loser. Mark Zuckerberg, Sheldon und Co. lassen grüßen.
Aus dieser Perspektive für mich immer wieder ein sehenswerter Film, weil er ganz kurz vor dieser Entwicklung steht. :)
Klassisches Erzählkino at its best. Ein Entwicklungsfilm, der in ruhigen, manchmal auch meditativen Bildern unaufgeregt und präzise die Metamorphose des inhaftierten Mariks hin zum selbstbestimmen Mann über sein Schicksal zeichnet.
"Alles fertige wird angestaunt, alles Werdende unterschätzt."
Das hat Marik mich gelehrt. :)
:D Der war bis jetzt dein Bester.
Episode I in die Nähe eines Meisterwerks zu rücken, obwohl die inhaltliche Tiefe des Films, dem des Wattenmeers bei Ebbe nahekommt, ist schon aller Ehren wert. Aber seien wir mal ehrlich, und da liegst du wieder richtig, vielleicht haben die erwachsenen Star Wars-Fanboys endlich vor Augen geführt bekommen, was für einen Quark, natürlich nur aus der Sicht eines Erwachsenen, sie als Kinder noch bereitwillig geschluckt haben.
Das war dann auch Lucas großes Problem: Viele haben insgeheim gehofft, dass er Star Wars in die Sphäre der Erwachsenenunterhaltung führt, woran Lucas aber anscheinend kein Interesse hatte, vielmehr ging es hier auch in erster Linie um eine riesige Merchandise-Maschine, die durch ihre ihr innewohnenden Prinzipien, jedweden Anspruch von vornherein ausschloss. Denn was war es denn, was Star Wars zu diesen unglaublichen Erfolg machte, auch über die Generationen hinweg? Es war der philosophische und spirituelle Erzählkern, der in den staunenden Kinderaugen, so etwas wie Lebensinn generierte bzw. eine Ahnung davon gab, dass das Leben doch ein magisches sei, und nicht so trist, wie der Alltag. Natürlich waren diese Elemente recht oberflächlich, aber dadurch auch kindgerecht aufbereitet. Diesen Traum der Kindheit pulverisierte Lucas dann mit seinem Episodenquark, weil er letztlich enthüllte, dass er schon lange kein spiritueller Suchender mehr ist, sondern schon lange von der gefräßigen Kapitalismuslogik verschlungen wurde: Ein stehengebliebener Künstler. Gerade Jar Jar Binks steht exemplarisch dafür; eine Figur, der man ansieht, dass sie von vornherein als Scheiße labernde Puppe konzipiert wurde, die mit ihrem Werse duse denn?-Gequasel, den Kinder die Kohle aus der Tasche zieht.
Michse du mich verstehen!? ;)
Also Ja!, darstellerisch ist der Film sicherlich überzeugend. Aber! die riesen Logiklöcher der Story sind aus meiner Sicht einfach nicht hinnehmbar. Schon die Ausgangssituation ist wirklich lächerlich. Die Binnenlogik des Films geht davon aus, dass Zukunft und Gegenwart miteinander verknüpft sind: eine Zeitreise bedeutet demnach, dass meine Handlungen Auswirkungen auf die Zukunft haben, wir haben also einen linearen Verlauf. Man muss dies so herausstellen, weil es ja auch Theorien gibt, nachdem eine Zeitreise, wenn sie denn überhaupt möglich wäre, ein Trip in ein paralleles Universum ist, bei dem die Handlung des Zeitreisende keine Auswirkungen auf den Ort haben, von dem aus er seine Zeitreise unternimmt.
Unter der selbst gesetzten Prämisse des Zeitreisen verliert der Film sich in unzähligen Ungereimtheiten.
Ein Looper tötet Menschen, die von einem Verbrechersyndicat aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt werden; zudem kann es vorkommen, dass er, der Looper, sein zukunftiges Ich ins Jenseits befördern muss, was als "den Loop schließen" bezeichnet wird. Sobald ein Looper den Loop geschlossen hat, wird er aus seinem Dienst entlassen und genießt die ihm übrigbleibenden 30 Jahre seines Daseins. Hallo!? Das heißt doch, dass der Mordbefehl des eigenen Ichs erst dazu führt, dass der Looper den Weg einschlägt, der dazu führt, dass er in der Zukunft getötet werden muss. Nun weiß er nun ja auch, dass er etwas machen wird, das ihm den Tod bringt, demnach könnte er mit diesem Wissen, sich doch einfach aus allem raushalten, so dass es nie dazu kommt, dass er getötet werden muss. So oder so muss die Entscheidung der Zukunft die Gegenwart beeinflußen, welche dann wieder die Zukunft verändert. Ich meine, nur eine minimale Beeinflußung der Gegenwart kann riesige Auswirkung auf die Zukunft haben. Z. Bsp. hat man nur eine Minute später Sex mit seiner Frau, welcher zum Kind führt, schafft es wahrscheinlich ein ganz anderes Spermium zur Eizelle durch, was zu einem ganz anderen Kind führt: Die Metapher des Schmetterlings, der mit seinem Flügelschlag, am anderen der Welt einen Sturm verursacht, weist darauf hin, dass sich die ganze Welt und das Universum in einer Einheit befinden: ändere ich auch nur eine Kleinigkeit, hat das Auswirkung auf das ganze System.
Ich frage mich manchmal wirklich, wer solche Drehbücher gegenliest und absegnet. Ein Story kann natürlich fantastisch sein, aber zumindest muss die Binnenlogik stimmen, damit das Geschehnis als wahrscheinlich vom Zuschauer angenommen werden kann, um so die Imagination herzustellen, die nötig ist, um in einen Film eintauchen zu können.
Looper zerschellt an der Zeitreisproblematik, wie die Titanic am Eisberg.
Bin ich hier der einzige, dem die Leere des Films sauer aufstößt?
Ja klar, wie alle stehen immer wieder ohne Antwort da, wenn ein Jugendlicher abdreht, und dabei gleich noch ein paar Mitmenschen ins Jenseits befördert; aber Bitte, warum muss die Ratlosigkeit auf einen ganzen Film ausgedeht werden, der stellenweise wie eine Parodie wirkt, wenn immer und immer wieder sinnlos Szenen aneinandergereiht werden, in denen Kevin den Soziophaten mimt?
Das ganze Feuillton im Netz überschlägt sich nun ob der großartigen Inszenierung der Regisseurin, die es sich traut, dem Zuschauer keine Antwort zu geben, aber auch wirklich 0,0 Antwort, wie es denn sein kann, dass ein Kind zum Massenmörder heranwächst. Dem Film nach kommt es einfach böse auf die Welt. Warum!?, wird sich der interessierte Zuschauer fragen. Nein! Nein! Nein!, es gibt kein Warum, versteht das doch endlich! Nichts, gar nichts: alles passiert so, als hätte es nie Wissenschaften namens Psychologie oder Soziologie usw. gegeben.
Dass ein Kind schwups-die-wups als Massenmörder auf die Welt kommt, ist ja wohl der größte Humbug, den ich je gesehen habe, aber es wirkt ja so intelligent, weil wir die Leere des Films wunderbar nutzen können, um uns selbst von solchen Taten abkapseln zu könnnen, wie es der Film in bewundernswerter Weise schafft. Das Böse ist ein Fremdkörper, mit dem wir so gar nichts zu tun haben.
Eigentlich hätte ich auch über 90 Minuten auf ein weißes Blatt Papier schauen können, und mich der Genialtät erfreuen können, wie es das Blatt doch immer wieder schafft, mir vor Augen zu halten, dass ich ein Unwissender bin - in einem Meer von Weiß und Bleiche.
Ok, das reicht.
Genau das, was du da kritisierst, ist meine Ansicht nach das Große an seinem Schauspiel: Ein Typus unserer Zeit, der sich beim Ficken im Spiegel anschaut, und dem dabei mörderisch einer abgeht, aber auch jemand der genau in diesem Augenblick in dem Spiegel eine Fratze erblickt; eine Fratze, die aus einer Spannung heraus erwächst: Er ist ein Mensch, der immer mehr Hülle ist! Dessen Gesicht zu Maske erstarrt ist, dessen Seele verschüttet ist unter einem gewaltigem Über-Ich. Diese Spannung aus kalter Fassade und der Notwendigkeit dieser Fassade menschliches Gefühl und Wärme gegenüber zu stellen, was du ja einforderst, ist es, was seinem Schauspiel eine tragische Brisanz verleiht.
Ich will nicht abstreiten, dass nicht jede Rolle zu ihm gepasst hat, aber gerade die von dir kritisierten Filme, Harsh Times, grandios unterschätzt, und American Psycho, der der perfekte Film für Mr. Bale war, sind ein zentnerschwerer Faustschlag in den Magen, der sicherlich für den einen oder anderen abstoßend sein mag, aber die Aktualität der dem Film innewohnenden psychischen Analyse zu leugnen, weil die Kälte und das fassadenartige des Schauspiels einfach nur als Unvermögen gesehen wird, wäre eine arge Täuschung, der auch Mr. Vincent Vega nicht unterliegen sollte:
Nur weil etwas nicht berührt und einen bezirzt, heißt es nicht, das es auch irrelevant oder ohne Erkenntniswert ist.
"Wer interessieren will, muss provozieren."
Salvador Dali
Insofern: Mission accomplished! :)
In der Zweitschau ein mich noch mehr überzeugender Thriller, der auf der Basis des doch sehr speziellen Genre des Thrillers die große Tragödie des Menschseins aufführt; auch ein Bewerbungsvideo Daniel Craigs für die James Bond-Reihe, wobei gesagt werden muss, dass bisher kein Bond auch nur annähernd die Spähren dieses Thriller erreicht.
Ein Beispiel, dass der doch manchmal viel geschmähte Genre-Film als Basis für das große Drama des Menschen dienen kann, dabei vergisst "Layer Cake" nie diese Tragödie um Geld und Macht, mit einem Augenzwinkern zu versehen:
""Du wirst geboren, du frisst Scheiße! Du ziehst hinaus in die Welt, frisst mehr Scheiße! Du kletterst immer höher, du frisst weniger Scheiße. Bis du eines Tages die oberste Stufe erreichst und vergessen hast, wie Scheisse überhaupt aussieht: Willkommen am Futtertrog Sohn..."
Amen.
Ich hatte bei Drive so gut wie keine Vorabinformationen, nur durch die Empfehlung eines Kritikers stieß ich auf diesen Film. Während des Films kam mir immer wieder blitzlichtartig der Gedanke, dass er thematisch doch sehr an Walhalla Rising erinnert. Als mich danach in das moviepilot-Netzwerk einklinkte und den Namen des Regisseurs las sowie sein bisheriges Filmschaffen, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Nicolas Winding Refn...ein Mann der sich mir unbekannterweise schon über einen längeren Zeitraum näherte: die fantastische Pushertriologie lies mich aufhorchen, Walhalla Rising erstaunen und Drive verstummen.
Nichts ist schöner als einen neuen Regisseur für sich entdeckt zu haben, der über die Bild-Ton-Frequenz des Films das funkt, was latent schon lange unter der bewußten Oberfläche brodelte und zum Durchbruch drängte.
thegaffer: "Kesslers Parodie in der fiktiven Büro-Comedy Obersalzberg gleicht einer Meta-Explosion, verweist sie mit ihrem Sprach-Duktus und dem Setting auf Christoph Maria Herbst als Stromberg, aber gleichzeitig auch auf dessen Rolle als Alfons Hatler in Der Wixxer, an sich auch eine Parodie, so dass wir eine Parodie in der Parodie in der Parodie… ach, machen wir weiter!"
Man könnte ja meinen, hier gehe es um den Höhepunkt deutscher Kulturgeschichte. ;D
Ich hoffe, er hat sich nach seinen letzten weichgespülten Auftritten wieder gefunden: Eine neue Hoffnung! ;)
Die goldene Himbeere für den Drehbuchautor!
Ich denke mir da mal eine mysteriöse Geschichte aus, und dann lasse ich sie mit irgendeinem hirnrissigen und zusammengesponnen Mist enden!
Oder habe ich den Subtext des Filmes irgendwie verpasst, der die hier doch recht hohen Wertungen rechtfertigt?!
Barbieland ist abgebrannt!
Der Lack ist ab, soviel ist klar. Die Welt unserer Heldin ist ein Berg voller Konsumschrott; alles voller Hochglanz, Designercouch, Designerwohnung, aber so durchtränkt von der Persönlichkeit unserer Prinzessin, dass das alles aussieht, wie eine dreckige Punkversion der propagierten Barbieglitzerwelt der Fernsehwelt: Eigentlich alles ein dreckiger Haufen Müll, unter dem sich ein gestörte Persönlichkeit versteckt, die als Ghostwriterin einer Mädchenbuchreihe genau den Schrott produziert, mit dem sie sich umgibt.
Wie treffsicher Theron hier unsere gestörte Prinzessin porträtiert, ist schon aller Ehren wert, aber das auch unser herzallerliebster Spence, Patton Oswalt, so groß aufspielt, das ist vielleicht die größte Überraschung des Films.
Ein gewaltiger Tritt in Barbies Arsch; herrlich!!!
Große Kunst wird hier sowieso nicht nominiert, sondern meistens Unterhaltungsfilme mit einem gewissen Anspruch.
Radikal künstlerisch gestaltete Filme haben andere Festivals, auf denen sie prämiert werden (Berlin, Venedig usw.).