Roldur - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+22 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+20 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+18 Kommentare
-
MurderbotMurderbot ist eine Science Fiction-Serie aus dem Jahr 2025 mit Alexander Skarsgård und David Dastmalchian.+17 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Roldur
106 Minuten. Christopher Nolan („Interstellar“) macht endlich wieder einen „kurzen“ Film. Ein Kriegsfilm. Mit Harry Styles.
Dünkirchen ist umzingelt. Nahezu 400.000 englische Truppen sitzen hier fest, hinzu kommen abertausende Franzosen. Während der Feind immer näher rückt, muss England an allen Ecken und Enden sparen um sich auf die bevorstehenden Schlachten vorzubereiten. Es startet eine der größten, von zivilen Rettungsschiffen unterstützten, Evakuierungen des 2. Weltkrieges.
Ein Pilot (Tom Hardy), Infanteriesoldaten (u.A. Fionn Whitehead), zivile Helfer (u.A. Mark Rylance) und traumatisierte Flüchtige (u.A. Cillian Murphy). „Dunkirk“ hat keine echten Hauptcharaktere, keine wirklichen Dialoge und keine klassische Charakterentwicklung. Er ist ein Kriegsfilm im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne sich überflüssigem Pathos herzugeben, zeigt er uns Angst, Eskalation und Stress durch die bloße Situation. War „Son of Saul“ vor 2 Jahren noch die schreckliche Einladung in das innere eines Konzentrationslagers, ist „Dunkirk“ das Äquivalent auf dem Schlachtfeld. Doch hier entsteht Gewalt durch Dringlichkeit, durch alptraumhafte Soundkulisse und teils sogar verstörende Kameraarbeit. „Dunkirk“ ist kein Film der platzenden Köpfe, dennoch dürfte er die intensivste Filmerfahrung im Kino seit „Mad Max: Fury Road“ darstellen.
„Dunkirk“ ist angenehm reduziert. Kein einziges mal werden „Die Deutschen“ erwähnt, denn hier bleibt keine Zeit zum Reflektieren. Man stelle sich die Treppenszene aus „Panzerkreuzer Potemkin“ vor und strecke diese über 106 Minuten. Christopher Nolan steckt wirklich junge Akteure in Uniformen und dreht die gesamte Truppe durch den Fleischwolf (und ja, nicht einmal Harry Styles nervt), während Tom Hardy die Lüfte regiert und in atemberaubenden Weitwinkel-Aufnahmen erbittert mit seinem Treibstoff kämpft. Wenn Wasser durch Einschusslöcher dringt und röhrende Bomben auf den Strand prasseln, dann braucht es auch keine Dialoge mehr. Hoyte van Hoytemas suggestive Kameraführung tut ihr Übriges und verwandelt klischeebeladene Kriegsbilder in gruselige Momentaufnahmen aus Feuer und Metall.
Ein weiterer Hauptdarsteller dürfte Hans Zimmers mechanisch wummernder Soundtrack sein. Während ich sonst gelegentlich Probleme mit Zimmers Musik habe, hat „Dunkirk“ einen fast perfekten Soundtrack und passt perfekt in die bedrohliche Soundkulisse des Gesamtwerks. In den richtigen Momenten verleitet Zimmers Soundtrack regelrecht zum Nagelkauen.
„Dunkirk“ ist ein äußerst bedrohliches, technisch brillantes Schlachtengemälde. Ein Film, der mit den Stärken Nolans spielt und seine Schwächen radikal eliminiert. Befreit von ekelhaftem Patriotismus, fokussiert auf pure Angst. „Dunkirk“ bietet jetzt schon die beste Cinematographie des Jahres und ein Sounddesign, welches direkt aus der Hölle zu kommen scheint.
„You can practically see it from here. - What? - Home.“
„Marvel-Fans“ sind voll dabei, Übersättigte gehen längst nicht mehr ins Kino und ich sitze irgendwo dazwischen. Während „Doctor Strange“ schon akute Langeweile bei mir auslöste, kann James Gunns „Guardians of the Galaxy Vol.2“ noch Freudentränen bei mir auslösen. Als großer Fan der Raimi-Filme, hat es Jon Watts („Clown“, „Cop Car“) natürlich auch äußerst schwer bei mir zu landen.
Peter Parker (Tom Holland) alias Spider-Man wurde bereits gebissen. Onkel Ben dürfte längst tot sein und Peter lebt weiterhin bei seiner Tante May (Marisa Tomei). Von den „Avengers“ zur Fußnote degradiert und lediglich von Tony Stark gecoatcht, fängt Peter langsam an sich unnütz zu fühlen. Ein Glück, dass in Brooklyn fortan „The Vulture“ (Michael Keaton) sein Unwesen treibt.
Man kann Jon Watts nicht vorwerfen, dass er den Geist eines „Spider-Man“-Films verfehlen würde. Im Gegensatz zu Marc Webbs unsympathischem Spidey, ist Tom Holland endlich wieder die sympathische Spinne aus der Nachbarschaft. Und ja, auch Michael Keaton macht seinen Job toll. Er dürfte nach einer langen Phase von durchschnittlichen Bösewichten des „MCU“ den ersten memorablen seit langer Zeit darstellen. Er besitzt Motivation, Charakter und hat (ganz im Sinne der Raimi-Filme) einen tragischen Hintergrund. „Spider-Man: Homecoming“ hat also gute Darsteller, ordentlich Feuer unter der Haube und einen durchaus fähigen Regisseur. Was lief also schief?
„Homecoming“ will so sehr geliebt werden. Er verwendet die typische Marvel-Rezeptur aus selbstironischem Humor, extrem schnellem Tempo (hier noch schneller) und skurrilen Charakteren. Aus all' seiner Geschwindigkeit heraus, vergisst „Homecoming“ aber die Königsdisziplin, die Raimi perfekt beherrschte: Charakterzeichnung. Auch wenn Tom Hollands tollpatschige, jugendliche Art gut funktioniert, dürfen wir nur seine Oberfläche kennenlernen. Nahezu jeder Charakter bleibt erschreckend zweidimensional. Manche verkommen sogar zu bloßen Stichwortgebern. Jacob Batalon als Ned Leeds ist zum Beispiel nichts weiter als ein stereotypisches Abziehbildchen eines Highschool-Nerds. Und ganz egal wie selbstironisch Marvel damit auch umgeht, das macht seinen Charakter nicht witziger.
Auch wenn „Homecoming“ oberflächlich unterhält und ich dem Ding einfach nicht böse sein kann, zeigt sich auch bei mir langsam die Übersättigung. Der Film fühlt sich nicht wirklich wie ein Film an, sondern wie ein Ergebnis detaillierter zielgruppenorientierter Studien. „Homecoming“ wir damit erneut extrem massenkonformes Fast-Food, welches sorgfältig von jedwedem Nährwert befreit wurde. Sehr, sehr schade, denn hier war wirklich Talent mit an Bord.
„The rich, the powerful, like Stark, they don't care about us! The world's changed boys, time we change too!“
In Cannes aufgrund des „Netflix“-Logos ausgebuht, im Internet letztlich doch abgefeiert. Joon-ho Bong („Snowpiercer“) scheint wohl ganz in Amerika angekommen zu sein. Nach dem genialen „Snowpiercer“ kommt nun also die zweite US-amerikanische Zusammenarbeit des koreanischen Regisseurs. Enstprechend gespannt bin ich.
„Okja“ ist nicht nur der Name des Films, sondern auch der Name eines sogenannten Superschweins. In den bergigen Regionen Koreas aufgewachsen, geht Okja durch dick und dünn mit ihrer Besitzerin Mija (Seo-Hyun Ahn). Als Okja, die ursprünglich Teil eines Wettbewerbs war, von großindustriellen Metzgern nach Seoul gebracht wird, beschließt Mija ihr Superschwein vor dem Transport nach Amerika zu bewahren.
Grelle Satire, platte Kapitalismuskritik und vegetarische Propaganda. Alles Begriffe, die man „Okja“ auf das digitale Fleisch brennen könnte. Joon-ho Bong will in den knapp 2 Stunden Laufzeit fast alles erreichen. So wird „Okja“ zu einer äußerst rumpeligen Erfahrung.
In seinen stärksten Momenten fokussiert sich „Okja“ ganz auf seine durchaus starken und originellen Ideen und Charaktere. Die Öko-Terroristen um Paul Dano sind zwar seit „12 Monkeys“ nichts neues, überzeugen aber durch leidenschaftlich agierende Akteure und so einige witzige Einfälle. Die gesamte Schauspielriege weiß eigentlich zu überzeugen. Tilda Swinton als bösartige Konzernchefin, Giancarlo Esposito als rechte Hand des Teufels und das alles mit einer angenehmen Ambivalenz. Lediglich Jake Gyllenhaal scheint sich hier etwas zu sehr in den exaltierten Art seines Charakters Johnny Wilcox verlaufen zu haben.
Wenn zu treibender Balkan-Musik die irrsten Rettungsaktionen gestartet werden und „Okja“ seine skurrilen Charaktere sich selbst überlässt, dann hat der Film nämlich durchaus seine liebenswerten und auch sehr gut funktionierenden Momente. Bis der Film in der zweiten Hälfte eine folgenschwere Fehlentscheidung trifft.
„Okja“ möchte uns über schlechte Behandlung von Tieren aufklären, uns unsere eigene Grausamkeit spüren lassen. Statt sich aber auf originelle Weise dem Thema zu nähern, wird er zum bloßen Schockervideo. Wäre das der Ton des ganzen Films, dann wäre das kein Problem, denn manchmal kann nur durch Schock auch aufgeklärt werden, in diesem Falle aber bricht „Okja“ komplett im Ton. Joon-ho Bong lässt sämtliche Charakterentwicklung fallen, um auf den letzten Metern ordentlich mit platter Symbolik zu schocken und dabei nichts Neues zu erzählen. Die überzeichnete aber funktionierende Satire wird zur brutalen Nummernrevue und fährt sogar mit finsteren KZ-Anleihen auf. Manipulativ, unbeholfen und weit weg vom kreativen Charme der ersten Hälfte. Ich war nicht geschockt, ich war verärgert aufgrund der platten Handhabung eines eigentlich hochinteressanten Themas. Nicht weil ich mich als Fleischfresser ertappt fühlte, sondern weil ich „Okja“ mehr als Schocker-Plattitüden zugetraut hätte.
„Fuck off! We're extremely proud of our achievements. We're very hardworking business-people. We do deals, and these are the deals we do. This is the tenderloin for the sophisticated restaurants. The Mexicans love the feet. I know. Go figure! We all love the face and the anus, as American as apple pie! Hot dogs. It's all edible. All edible, except the squeal.“
Schade, mochte die erste Staffel. Dabei wäre es jetzt doch erst zum wirklich interessanten Teil der Story gekommen!
„Nach dem Chaos ist alles Musik“ - Darko Todorovic
Bereits seit 3 Jahren ist der Erfolgsfilm der Coen-Brüder nun in Serie. Unvorhergesehenes Unheil, blutige Morde und trockener Humor, suchen seitdem die Bildschirme diverser TV-Besitzer heim. Dieses Jahr scheint „Fargo“ aber die Gemüter zu spalten.
Da staunt Emmit Stussy (Ewan McGregor) nicht schlecht, als sein Unternehmen plötzlich von bisher unbekannten Dritten heimgesucht wird. Plötzlich steht ein gewisser V.M. Varga (David Thewlis) vor der Tür und verschlingt sein Unternehmen mit Haut und Haar. Als ob es nicht reichen würde, dass sein Bruder Ray (Ewan McGregor) ständig seine Briefmarke klauen möchte. Zum Glück gibt es ja Gloria Burgle (Carrie Coon), die wieder Ordnung ins Chaos bringt.
Eine graue Asche-Schicht bedeckt dieses Mal den glänzenden Schnee in Minnesota. Von Serienkiller über mafiöse Strukturen, sind wir jetzt im brutalen Power-Kapitalismus angekommen. Unterschwellige Ostblock-Symbolik, finanzieller Kontrollverlust und Neid dominieren die diesjährige Staffel. Natürlich nicht ohne den ein- oder anderen Liter Blut.
In dieser kargen Welt hat Parkplatz-Magnat Emmit Stussy mit so einigen Problemen zu kämpfen, die in dieser Staffel in dem wohl gruseligsten Bösewicht seit Langen kulminieren. Thewlis als V.M. Varga könnte direkt aus der Feder Lynchs stammen, so undurchdringlich mysteriös und finster ist sein Charakter geraten. Während Billy Bob Thorntons Lorne Malvo noch halbwegs unterhaltsam geriet, ist Varga ein ausgewachsener Widerling. Aber nicht im schlechten Sinne. Vargas pures Verhalten, rollt mir die Zehennägel nach oben. Er vereint derart viele verstörende Charakteristika, dass er jede Szene komplett für sich einnimmt. Thewlis ist, wie man es von ihm gewohnt ist, absolut brillant.
Aber neben McGregor in einer grandiosen Doppelrolle und Thewlis, kann sich auch der Rest des Casts sehen lassen. Carrie Coon scheint neben Leftovers auch höchst wandelbar zu sein und Michael Stuhlbarg (ein alter Coen-Film Veteran), darf endlich auch mal bei der Coen-Serie mitmachen. Mary Elizabeth Winstead ist natürlich ebenfalls sehr passend besetzt. Das Problem des Casts dürfte eben bloß Thewlis Charakter Varga sein, der nun wirklich jeden anderen Darsteller in den Schatten stellt. Während Thornton in der ersten Staffel noch Martin Freeman als Gegengewicht hatte, fehlt dieses hier über weite strecken.
Die dritte Staffel gefällt vor allem durch eine weniger leichtherzige, ernsthaft düstere Atmosphäre auf, die selten durch den klassischen Fargo-Humor gebrochen wird. Alles ist hier schwärzer und hoffnungsloser als in den vorangegangenen Staffeln. Damit ist die dritte Staffel aber auch ein Wagnis und schlägt erneut in eine andere Richtung aus. Man merkt erneut, dass hier ein äußerst kreatives Konzept greift, welches sich immer wieder interessante Fingerspiele erlaubt. So gibt es zum Beispiel in einer Folge einige Animationsfilm-Einsätze, die sich perfekt ins Gesamtbild einfügen. Wer schon die Aliens aus Staffel 2 seltsam fand, der wird sich hier kaum noch fangen können. Staffel 3 ist ähnlich wie ihr Antagonist: Verschroben, teilweise unverständlich und bösartig präzise.
Ein großer Wermutstropfen, dürfte aber die Zusammenführung einiger Handlungsstränge darstellen. Der Hauch von Surrealismus, der diese Staffel heimsucht, bringt damit auch seine Opfer, die vor allem auf Seiten des Nikki Swango-Handlungsstranges zu finden sind. Während ich Finale zwar als unbefriedigend aber äußerst interessant empfand, war dieses Handlungsstrang einfach mäßig zu Ende gedacht.
Am Ende darf man sich aber dennoch auf eine optisch, schauspielerisch und auch inhaltlich großartige dritte Staffel freuen. „Fargo“ ist noch immer erfrischend anders, traut sich neue Wege zu gehen und bringt einige der besten Antagonisten, die ich so kenne. Genau „Marvel“, so macht man Bösewichte!
„The problem is not that there is evil in the world. The problem is that there is good. Because otherwise, who would care?“
Die Presse überschlägt sich, die Fangemeinde ist kaum zu halten. Es scheint, als wäre „Wonder Woman“ der Phoenix, der aus der Asche des weitgehend gescheiterten DC-Universe entsteigt. Aber ist Patty Jenkins („Monster“) Film wirklich der Heilsbringer, der mir hier prophezeit wurde?
Diana (Gal Gadot) ist eine Amazone. Zusammen mit ihrer Mutter und einer ganzen Reihe an anderen, kampferprobten Frauen, lebt sie auf Themyscira. Als letzte Bastion gegen Kriegsgott Ares, schuf Zeus einst diese Insel, um dort ein unbezwingbares Volk von Kriegerinnen zu beherbergen. Mit Steve Trevor (Chris Pine) landet dann der Krieg quasi direkt vor der Tür. Naiv und von Heldenmut durchdrungen, fliegt Diana mit Steve direkt an die Front. Zumindest ist das der Plan.
Was sollte man nun erwarten nach Patty Jenkins finsterem Erstlingswerk „Monster“ und kurzen Serienausflügen wie „The Killing“? Die Trailer sahen alle nach einer sklavischen Orientierung an dem von Zack Snyder geschaffenen DC-Style aus. Aber weit gefehlt. In „Wonder Woman“ schlägt ein eigenes Herz, das nur seine Bestimmung noch nicht ganz kennt.
Weg von kalkuliertem Humor aus der Marvel-Retorte, hin zu ehrlichem Kitsch des 20sten Jahrhunderts. „Wonder Woman“ ist näher an einem „Superman“-Film mit Christopher Reeve, als an dem gängigen Marvel oder DC-Konzept. Das macht den Film zwar eine gehörige Portion kitschiger als seine Artverwandten, lässt ihn aber deutlich weniger kalkuliert erscheinen.
Jenkins nutzt die Schauspielerischen Limitierungen von Gal Gadot geschickt aus, um aus einer naiven Kampfamazone, nunja, eine etwas weniger naive Kampfamazone zu machen. Sprich, „Wonder Woman“ ist angenehm doof und verbringt angenehm wenig Zeit mit dem Setup von anderen DC-Filmen.
Etwas getrübt wird das leichtherzige Bild jedoch von den gelegentlich, sehr mäßigen, Versuchen die Gräuel des ersten Weltkriegs zu zeigen. Die sind zwar lieb gemeint, funktionieren aber nur leidlich. Hinzu kommt eine grandiose Fehlbesetzung des Ares, die ich aus Spoiler-Gründen hier aber nicht verraten kann. Diese Fehlbesetzung kulminiert in einem hochnotpeinlichen Finale, das den eigentlich gelungenen Eindruck des Films stark schmälert. Am Ende musste dann doch wieder übertrieben werden, auch wenn das zumindest im trashig-überkandidelten Ramen des Films bleibt.
„Wonder Woman“ ist gut gemeinter, ziemlich blödsinniger Mist. Aber eben der Mist, der viel Spaß macht. Die Effekte sind nicht immer gelungen, Gadots Performance ist teils zum Fremdschämen aber irgendwie stimmt auch viel. Die Chemie zwischen Pine und Gadot stimmt, Teile der Bösewichte rocken und der Soundtrack ist sehr gelungen. Allgemein kann ich den Hype zwar nicht ganz verstehen, finde aber dass „Wonder Woman“ definitiv sein Herz am rechten Fleck hat.
„It's about what you believe. And I believe in love. Only love will truly save the world.“
Alle Jahre wieder kommt eine Neuverfilmung der „Battle Royale“-Idee. Nach der Weichspüler-Version namens „Tribute von Panem“, dachten sich Greg McLean („Wolf Creek“) und James Gunn („Guardians of the Galaxy“) wohl, dass endlich wieder Knochensplitter fliegen sollten.
Irgendwo in Kolumbien steht ein Hochhaus. Darin arbeiten 80 Leute. Was diese Leute genau arbeiten? Wissen wir nicht. Sie wissen das wohl auch nicht so genau. Was wir wissen? Es kann nur einer überleben. Als die letzte eiserne Tür zufällt, heißt es: Fressen oder gefressen werden.
Ich hatte richtig Lust auf „Das Belko Experiment“. „Battle Royale“ im Stromberg-Setting? Gerne doch! Schade nur, dass so vieles an diesem Film einfach nicht funktionieren will. Ein trauriger Beweis dafür, dass Blut und Gekröse nicht immer unterhaltsam sein müssen.
Das größte Problem dürfte wohl Gunns eher mäßiges Drehbuch sein. Hier und da tritt sein lakonischer Witz zwar zum Vorschein, der Großteil der Charaktere bleibt aber überraschend flach. Einzig Gunns Bruder Sean Gunn, bekommt als Marty einen halbwegs interessanten Charakter verpasst. Tony Glodwyn ist auch ganz gut, wenn auch sträflich eindimensional geschrieben. An den Darstellern liegt das nicht, denn die geben sich alle Mühe, um sich aus dem langweiligen Geschreibsel herauszumanövrieren.
Während zu Anfang noch eine gewisse Dynamik herrscht, wird „Das Belko Experiment“ mit fortschreitender Laufzeit zu einer recht uninspirierten Schlachtplatte, die lediglich durch blutige Schauwerte bei der Stange halten kann. Aber wieso sollte mich ein gespaltener Kopf schockieren, wenn mir der getötete Charakter vollkommen egal ist? Der Film nimmt sich über weite Strecken auch viel zu ernst, um zumindest einen trashigen Charme zu versprühen.
Das Bürogebäude als Setting stellt sich auch schnell als überraschungsarm und öde heraus. Wenn man die immergleichen Zimmer das zehnte mal mit Blut beschmiert sieht, hat man auch die Schnauze voll. Und auch da kommen wir wieder auf das Drehbuch zurück. „Das Belko Experiment“ hat keine wirkliche Charakterentwicklung. Im Gegensatz zu „Battle Royale“ und von mir aus auch „Hunger Games“, sind manche Charaktere plötzlich verrückt und laufen mordend durch die Flure. Protagonist Mike Milch (John Gallagher Jr.) bekommt über die gesamte Laufzeit auch kaum einen interessanten Charakterzug.
„Das Belko Experiment“ ist leider ein sehr mäßiger Eintrag im Bereich der „Battle Royale“-RipOffs geworden. Wenn 80 Anzugträger wie Hühner herumlaufen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, dann schläft irgendwann selbst der größte Gore-Fan ein.
Und wieder einer dieser Filme. Festival-Besucher verlassen frühzeitig den Saal, müssen erbrechen und Horror-Freunde stehen schon sabbernd an der Kasse, um ihr Ticket zu lösen. Julia Ducournaus Kino-Debut ist zugleich Publikums-Schocker und Coming-Of-Age Story. Grund genug, sich den Film mal selbst anzusehen.
Frisch im Internat angekommen, muss sich Justine (Garance Marillier) der harten Realität als Außenseiterin stellen. Fiese Aufnahmerituale, exzessive Partys und eine kleine Prise Kannibalismus, sind nicht gerade angenehm für die 18-Jährige Wunderschülerin.
Irgendwo zwischen dem letztjährigen „Goat“ und David Cronenbergs psychosexuellem Body-Horror, siedelt Julia Ducournau ihren ersten Kinofilm an. Besser hätte man einen Titel kaum wählen können, denn „Raw“ beschäftigt sich ganz und gar mit der instinktiven Seite des Menschen. Dass dabei Kannibalismus in den Mix gerät, scheint da bisweilen fast nebensächlich.
Mit langen, fast schon obszönen Tracking-Shots, werden wir gleich zu Anfang in eine unwirkliche und dennoch irgendwie vertraute Welt geworfen. Schwitzende Körper reiben sich aneinander, bewegen sich im Takt der pulsierenden Musik und bilden eine enthemmte, für unsere Protagonistin aber fast schon unangenehme Masse. Ausgelöst durch eine vollkommen neue Umgebung, wird Justine nach und nach mit ihrer impulsiven, tierischen Seite konfrontiert. Dabei hat Regisseurin Ducournau stets ein Auge für brutalen Realismus. Wie abgedreht die Grundhandlung auch sein mag, man wird sich immer wieder in einer Realität wiederfinden, die dem Zuschauer durchaus vertraut sein sollte.
Auf eine ganz eigene Art und Weise beschäftigt sich „Raw“ mit menschlichen Instinkt, sexuellem Verlangen und huldigt dabei ganz nebenbei den Großmeistern des Genres. Da wird gekratzt, gevögelt und geschwitzt wie schon lange nicht mehr, ohne dabei aber in Widerlichkeiten abzurutschen oder die Charakterentwicklung der Protagonistin zu vergessen. Ohnehin bilden die gerade mal 19-jährige Garance Marillier und ihre Filmschwester Ella Rumpf ein großartiges Leinwandpaar und tragen noch weiter zum erbarmungslosen Naturalismus des Films bei.
Was „Raw“ in all' seiner schauspielerischen wie bildlichen Schönheit etwas schadet, ist das gerade zum Ende hin etwas müde Story-Korsett. „Raw“ arbeitet stellenweise geradezu meisterhaft mit Metaphorik und lässt verklebte Haare zu einem fast wichtigeren Story-Detail werden, wie irgendeine blöde Wendung, nur um final dann doch in bekannte Muster zu verfallen, die man kilometerweit riechen konnte. Das tut zwar nicht wirklich weh, raubt aber etwas von der seltsamen Schönheit, die der Film doch immer wieder aufbauen konnte.
Wer schon immer mal Lust auf einen audiovisuell beeindrucken Kannibalismen-College-Film hatte, der sollte auf dieses Leinwand-Debut dringend mal einen Blick werfen. Seit „Neon Demon“ war kein Film mehr so ungehemmt und körperlich. Dass „Raw“ nicht immer funktioniert ist da nur ein kleiner Wermutstropfen innerhalb einer seltsamen aber lohnenden Erfahrungen. Allein schon wegen Garance Marilliers beeindruckender Performance.
Was hat „Prometheus“ 2012 die Gemüter gespalten. Ridley Scott kehrte endlich ins Alien-Franchise zurück und die Mehrheit erwartete den neuen Messias des Sci-Fi-Kinos. Wir bekamen am Ende einen interessanten aber höchst durchwachsenen Film. Mit „Covenant“ will Scott zu alter Stärke zurückfinden.
10 Jahre ist es her, dass Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und ihre Crew verschwunden sind, als ein Kolonialistenschiff ganz in der Nähe ein Signal auffängt. Mitsamt Besatzung beschließt Captain Oram (Billy Cudrup) dem Siognal nachzugehen. Ob das eine gute Idee war?
Um der Geheimniskrämerei um „Alien: Covenant“ keinen Abbruch zu tun, werde ich mal nicht mehr zur Handlung erzählen. Nur so viel zur Warnung: Wer bei „Covenant“ ernsthafte Antworten auf die offenen Fragen des Erstlings erwartet, der kann sich die Kinokarte gleich sparen. Aber das ist nicht das größte Problem.
Ich dachte bereits bei „Prometheus“, dass die Handlungen mancher Charaktere komplett willkürlich und äußerst seltsam geraten sind, bis ich „Covenant“ sah. Bereits der erste Dialog des Films ist derart zum Fremdschämen, dass ich es kaum glauben konnte. Scott hat Bock auf die großen Themen wie Schöpfung und künstliche Intelligenz, ohne dabei jedoch Feingefühl für gute Drehbuchautoren oder Pacing zu beweisen. Über weite Strecken ist „Covenant“ ein überaus seltsamer Mischmasch aus „Alien“ und „Aliens“, der einfach nicht so recht funktionieren möchte.
Das größte Problem dürften wohl die überaus vergessenswerten Charaktere sein. Katherine Waterston als Ripley 2.0 ist derart uninteressant, dass man über weite Strecken des Films fast vergisst, dass sie der Protagonist sein soll. Große Teile der Crew bekommen rudimentäre Eigenschaften auf den Leib geschrieben, die über die gesamte Laufzeit ihr einziges Merkmal bleiben. Danny McBride liebt seine Frau, Billy Cudrup ist gläubig und der Rest? Den hab' ich vergessen. Einzige Ausnahme bleibt Michael Fassbander, der in einer Doppelrolle auf Biegen und Brechen versucht den Film vor dem sicheren Untergang zu retten.
„Prometheus“ hat mit all' seinen Schwächen versucht frischen Wind in das Alien-Franchise zu bringen und scheiterte auf hohem Niveau. „Covenant“ ist nichts weiter als eine müde Kapitulation vor der Fangemeinde. Eine Kapitulation die sich keinen Dreck um Originalität schert, die die guten Ideen von „Prometheus“ in einem Sturm aus mäßig glaubwürdigem CGI und überbordender Brutalität verwirft. Übrig bleiben die mies geschriebenen Charaktere und die wohl dümmsten Kolonialisten der Filmgeschichte. Und verdammt, normal geht mir Logik am Arsch vorbei.
„Alien: Covenant“ ist schlicht eine riesige Enttäuschung. Er ist weder gruselig noch interessant oder bringt das Franchise in irgendeiner Weise weiter. Der Film ist nichts weiter als eine fabelhaft in Szene gesetzte Nummernrevue, die es zu keinem Zeitpunkt schafft das Niveau der ersten Alien-Filme zu erreichen. Die Dialoge sind unterste Schublade, das Alien ist zu keinem Zeitpunkt gruselig und wir bekommen Antworten zu Fragen, die wir nicht gestellt haben. So sieht es also aus, wenn ein Regisseur ernsthafte Angst vor der Fangemeinde bekommt. Schade um Fassbender, der hier erneut brilliert und schade um Jed Kurzel, der mal wieder einen tollen Soundtrack liefert.
„We don't know what the fuck's out there.“
Nach dem 2015 nahezu vollkommen übersehenen „The Man from U.N.C.L.E“, kehrt Guy Ritchie nun also erneut auf die Leinwand zurück. Mit Charlie Hunnam („Sons of Anarchy“) im Gepäck, wagt er sich nun auch in ein ganz anderes Genre.
Nach der finsteren Machtübernahme Vortigerns (Jude Law) und dem Tod seines Vaters Uther (Eric Bana), treibt der kleine Arthur (Charlie Hunnam) orientierungslos durch England, bis er schließlich in Londinium landet. Aufgezogen in einem Bordell wird er zur Kampfmaschine mit Robin Hood-Attitüde, bis er eines Tages Excalibur aus einem Stein zieht.
Ja, die Sage um Arthus und Excalibur wurde jetzt schon 17.000 Mal erzählt. Auf eine Umsetzung durch Mr. Ritchie war ich trotzdem gespannt. Sein atemloser Erzählstil und seine schnoddrigen Dialoge sind ziemlich neu für das Fantasy-Genre und könnten hier echt frischen Wind bringen. Und ja, verdammt, das klappt auch immer wieder recht gut. Unter Daniel Pembertons treibendem Soundtrack und verworrenen Schnittmontagen, wird „King Arthur“ zu einem echten Energiebündel.
Wenn man schon Ritchies „Sherlock Holmes“-Filme für tempotechnische Eskalation hielt, dann kann man sich bei seinem neuen Werk warm anziehen. Hier wird man über die knapp 2 Stunden durch die Szenerie gepeitscht, dass es kein Halten gibt. Zum Einen lässt das die Action unglaublich dynamisch erscheinen und packt in den richtigen Szenen emotional auch ordentlich zu. Lässt aber auch viel fallen. Man kann eben nicht durchgängig in Hochgeschwindigkeit fahren und trotzdem perfekt jede Kurve nehmen. Es sei denn man ist George Miller.
Wie dynamisch Ritchies Schnittechnik auch sein mag, sie lässt nur Raum für grobe Abläufe und gönnt sich nur in den seltensten Fällen Ruhe.
Charlie Hunnam stellt hier schon das Erste Problem dar. Durch Ritchies blitzschnelle Erzählweise, bleibt kaum Zeit seinem Arthur einen echten Charakter zu heben. Dieser Arthur ist frech, gerecht, schlau, durchtrainiert und kampferprobt. Er hat keinerlei Schwächen und wird damit auch nie menschlich. So treibt sein Charakter mitsamt vielen Anderen meist an der Oberfläche und kann lediglich durch Coolness glänzen. Das funktioniert zwar über weite Strecken, lässt aber viel Potential liegen. Man denke da an „Snatch“, der durchaus auch in der Lage war seine Protagonisten als Menschen zu zeichnen. Einzige Ausnahme bildet in „King Arthur“ Jude Law, der sich als eine Art Macbeth ganz hervorragend macht und nahezu jede größere Szene für sich vereinnahmt.
Dann wäre da noch das CGI. In dieser Dynamik und Wucht wäre Ritchies Film wohl ohne den übermäßigen Einsatz von CGI nicht möglich gewesen, das bringt aber auch viele Einbußen mit sich. Immer wieder ist Arthur ein sichtbar animierter Charakter, was die Immersion ordentlich stören kann und durch regelmäßige Bildfilter-Eskalation wird das Bild gelegentlich in eine derart synthetische Ästhetik gedrückt, dass man schreien könnte. „King Arthur“ wirkt damit über viele Szenen wie ein Videospiel, im positiven wie auch negativem Sinne.
„King Arthur: Legend of the Sword“ dürfte am Ende viele Gemüter spalten. Manche werden von der totalen Reizüberflutung und dem mäßig überdachten Plot abgeschreckt sein, andere werden in genau dieser Dynamik voll aufgehen. „King Arthur“ ist ein schwer unterhaltsamer Film, der keine Sekunde langweilt aber auch sehr grob bleibt. Nicht ganz mein Geschmack aber gerade Hardcore-Fans von Ritchie oder auch Videospiel-Kenner könnten hier definitiv ihre helle Freude haben.
„I'm not getting drawn into this mess! There's an army of you, there's only one of me! I'll talk, I'm happy to talk. But there is NO WAY that I am fighting.“
Fast 3 Jahre ist es her, dass Marvel das bis dato größte Risiko wagte und eine Reihe an eher unbekannten Superhelden ins Kino brachte. Als großer Fan von James Gunn („Super“, „Slither“), war ich wirklich gespannt. Der ehemalige Troma-Schützling lenkte gekonnt an typischen Fehlern vorbei und schuf den bis dato besten Film des Marvel-Cinematic-Universe. Das soll „Vol.2“ jetzt toppen?
Peter Quill (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Rocket Racoon (Bradley Cooper) und Baby Groot (Vin Diesel) sind zurück! Während die Bande sich zunächst noch mit übergroßen Weltraum-Tentakelmonstern anlegt, nur um dann in einen Zwist mit seltsamen Goldmenschen zu geraten, darf er zu allem Überfluss auch noch seinen Vater kennenlernen. Wohin die Handlung dann geht, das möchte ich lieber im Dunkeln lassen.
„Guardians Vol. 2“ ist einer dieser Filme, bei denen sich die Geister stark scheiden. Ich war ernsthaft überrascht von den überaus gemischten Stimmen zu Gunns Sequel und kann den Großteil der Kritikpunkte nicht unterstützen, sehe sie teils nicht einmal.
Gunn hat erneut einen Film mit Herz geschaffen. Statt diesmal wieder einen McGuffin zu liefern, spinnt er seine Handlung vielmehr um die Eigenheiten seiner Charaktere und bleibt über weite Strecken des Films angenehm Abwechslungsreich und unvorhersehbar. Auch wenn nicht jeder Gag sitzt, haut die emotionale Note locker wieder alles raus. Gunns Film hat Mut zum Schmalz. Er ist bunt wie „Flash Gordon“ und wagt sich jetzt auch an das ganz große Drama. Mutig wird von Charakteren Abschied genommen und kindlich der Kitsch gefeiert. Man merkt noch immer, dass der Regisseur aus der Trash-Ecke kommt. In keinem Marvel-Film außer den Guardians, kommen die Zoten derart natürlich rüber.
Statt abgestandenem Blockbuster-Brei sah ich viele frische Ideen, überraschend wenig Anbiederung an das Publikum und sogar überaus interessante Neuzugänge und Erweiterungen. Kurt Russell fügt sich perfekt in den Cast ein, auch wenn seine verjüngte Version einfach gruselig aussieht. Auch Michael Rooker darf als Yondu ganz groß aufspielen und dürfte sogar fast das Higlight des Films sein. Der Cast ist gut aufgelegt und trägt weiterhin zur ungezwungenen, sympathisch-campigen Stimmung des Films bei. Man darf sich sogar über den ein- oder anderen wirklich gelungenen Cameo-Auftritt freuen.
Natürlich ist „Guardians 2“ wieder ein großes CGI-Spektakel und natürlich wird Baby Groot auch viel aus Marketingtechnischen Gründen in den Vordergrund gerückt aber verdammt, für mich hat es tadellos funktioniert. Über fast 140 Minuten war ich erneut unterwegs mit den vielleicht interessantesten Gestalten des Marvel-Universums, habe mit ihnen gelitten, gelacht und vielleicht sogar die ein- oder andere Mücke ins Auge bekommen.
„Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ist der erneute Beweis dafür, dass man Gunn nicht kleinkriegen kann. Er liefert viel altbewährtes, traut seinen Charakteren jedoch auch Entwicklungen zu, er nimmt sich nie zu ernst ohne dabei in das typische Marvel-Gewitzel abzudriften. Der Film baut erfolgreich auf dem Erstling auf, bietet eine ungewöhnliche Dramaturgie, tolle Dialoge und geniale Raumschiff-/Planeten-/Setdesigns. Ein kreatives Potpourri aus den Stärken des Erstlings und sinnvollen Ergänzungen. Ich scheine wohl eine anderen Film gesehen zu haben wie viele andere hier, vielleicht sollte ich zukünftig die Inhaltsstoffe meiner Cola checken lassen.
„There are two types of beings in the universe: those who dance, and those who do not.“
Wenn man das erste Mal die Eltern seines jeweiligen Partners besucht, dann kann das gruselig sein. Dass das für Horror-Material reicht, hätte ich bis nach Jordan Peeles („Key and Peele“) „Get Out“ nicht gedacht.
Als Chris (Daniel Kaluuya) sich auf den Weg zum Anwesen der Armitages macht, hat er bereits Bedenken. Als erster schwarzer Freund deren Tochter Rose (Allison Williams), glaubt er an Vorurteile und Ausgrenzung. Um Rose Erwartungen nachzukommen, besucht er nun aber dennoch ein Familienfest der Armitages, um dort vielleicht eines Besseren belehrt zu werden.
Mehr sollte man nicht wissen. Eigentlich sollte man auch den Trailer meiden. Erneut zeigt sich, dass Comedy-Regisseure auch durchaus Gespür für anderes Material haben können. In Jordan Peeles Regiedebut, wagt sich der US-Amerikanische Comedian nicht nur in ein komplett neues Genre, sondern verleiht seinem Film eine frische Mischung aus Horror, Satire und Rassismus-Drama. Damit kann man „Get Out“ fehlende Originalität schon einmal nicht vorwerfen.
Einen Rahmen bietet die exzellente, ruhige Cinematographie von Toby Oliver („Wolf Creek 2“) und eine sorgsam ausgewählte Farbpalette, die selten an die entsättigte Norm der anderen „BlumHouse“-Produktionen erinnert. Ähnlich wie „Der Babadook“, nutzt „Get Out“ seine Ästhetik um einen tieferen Einblick in die Psyche der Charaktere zu erlangen und wirft dabei nicht selten mit aufdringlichem aber funktionierendem Symbolismus um sich.
Hinzu kommt Peeles offensichtliches Gespür für Casting. Wirken Kaluuya und Williams auf den ersten Blick noch recht geleckt und durchschnittlich, beweisen die Beiden mit der Zeit eine durchaus beachtenswerte Wandlungsfähigkeit. Auch der Rest des Casts (vor allem Catherine Keener) gibt alles, um die verstörende Atmosphäre noch weiter zu unterstützen.
Es brodelt im Hause Armitage. Das ländliche Herrenhaus, kleine Details in der Ausstattung und das irre Funkeln in Dean Armitages (Bradley Whitford) Augen, lassen tief blicken. Leichtfüßig verpackt Peele in seinem Film Themen wie Rassismus und schafft nebenher auch durchaus liebenswert-witzige Sequenzen. Oftmals scheint die unheilvolle Atmosphäre wie aus Roman Polanskis „Rosemarys Baby“ geborgt, nur um dann wieder in eine ganz andere Richtung zu schwenken.
Man kann über „Get Out“ geteilter Meinung sein. Manch' einem mögen die Einfälle zu absurd sein und gerade die Freude zum Genre-Crossover, könnte so manchem das Ende versauen. Peele nutzt eben nicht nur eine Seite des Horrors, sondern breitet seine Fühler im ganzen Genre aus. So entsteht ein scharfzüngiger Mix aus originellen und althergebrachten Elementen, die ein, für mich, kohärentes Ganzes bilden. Wie bereits Romero, Polanski, Cronenberg und Carpenter beweist Peele, dass Horror nicht gleich eine stumpfe Geisterbahnfahrt sein muss, sondern durchaus (wenn auch milde) politisch sein kann.
„You know what I say? I say one down, a couple hundred thousand to go. I don't mean to get on my high horse, but I'm telling you I do not like the deer, I'm sick of it, they're taking over, they're like rats, they're destroying the ecosystem. I see a dead deer on the side of the road and I think 'That's a start'.“
Kay Cannon („Pitch Perfect“) im Serienformat? Ja, bitte! Habe ich mir zumindest gedacht und stehe damit bisher wohl recht alleine da.
Die Adaption des Romans „#Girlboss“ beschäftigt sich nun also mit dem rasanten Aufstieg von „Nasty Gal Vintage“ und dessen Gründerin Sophia Amoruso (Britt Robertson). In 13 Episoden schildert die Serie Sophias turbulentes Leben in San Francsico und die damit verbundenen Schwierigkeiten rund um ihre ungewöhnliche Persönlichkeit.
Das Ganze mag auf Anhieb jetzt nicht super originell klingen. Und ja, verdammt, Cannons Serie hat sicherlich ihre Schwächen. Zu unsicher schwankt sie zwischen Drama und Comedy, zu höhepunktarm erscheint die Handlung.
Was „Girlboss“ aber dennoch zum echten Kracher für mich machte, das war diese unbändige Energie. „Girlboss“ ist verdammt bunt und hat Darsteller, die offensichtlich Lust auf dieses Projekt hatten. Allen voran natürlich Britt Robertson („Tomorrowland) als Sophia, bei der man sich zwischen Liebe und Hass schwer entscheiden kann, bis hin zu Rupaul („Rupauls Drag Race“), der Sophia nervigen Nachbar mimt. Wenn man hier Sympathien empfinden kann, dann funktionieren selbst Kay Cannons weniger rühmliche Versuche Emotionalität zu erzeugen.
Lobend erwähnen sollte man auch die zahlreichen kreativen Episoden. Immer wieder wagt sich „Girlboss“ an Experimente, zitiert dreist „O.C. California“ oder wagt sich an direkte Woody Allen-Zitate. Gerade die „O.C. California“-Episode dürfte zu den besten der ersten Staffel gehören.
Hinzu kommt, dass „Girlboss“ seine Protagonistin durchaus ernst nimmt. Amoruso beschreibt sich in ihrem Roman als schwierige, teils unberechenbare Persönlichkeit, die mal schlagfertig und mal unglaublich verletzend sein kann. Sophia wird als Hauptcharakter nicht bloß zum Comedian, sondern schwingt oft zwischen Identifikationsfigur und Hassobjekt hin- und her. Eine Entscheidung, die manchen sauer aufstoßen könnte, Sophia aber durchaus eine real anmutende Seite verleiht.
Am Ende bleibt „Girlboss“ Geschmackssache. Vielleicht könnte ich die Serie sogar als „Guilty Pleasure“ bezeichnen. Cannon wagt sich nicht an die durchaus dramatischen Episoden in Amorusos späterem Leben (hoffentlich in Staffel 2?), die „Girlboss“ doch auf eine sehr düstere Seite ziehen könnten und kann Drama auch nicht immer funktionierend inszenieren. Aber dafür haben die Dialoge Witz, die Charaktere Charme und einige Episoden sind reichlich originell geraten. „Girlboss“ ist eine bunte Wundertüte, bei der für jeden was dabei sein kann aber nicht muss.
„You know how people flip houses? Well, I flip clothes!“
Nachdem Mark Renton alias Ewan McGregor bereits im Frühjahr in „T2 – Trainspotting“ nach Edinburgh zurückkehrte, macht sich Stefan (Lucas Gregorowicz) auf den Weg von Dubai nach Würzburg. Deutsche Komödien und Fortsetzungen. Ob das was werden kann?
Seit 2001 sind so einige Jahre vergangen. Stefan ist mittlerweile Anwalt in Dubai und versucht sich nebenher an einer Strandbar und Kai (Moritz Bleibtreu) ist, mehr oder weniger, glücklicher Familienvater. Ei geplanter Kurztrip in seine Heimatstadt Würzburg wird für Stefan jedoch zu einer weitaus längeren Odyssee als geplant.
„Lammbock“, der teil-impovisierte und langsam zum Kult avancierte Debütfilm von Chrisitan Zübert bekommt nun also eine Fortsetzung. Ich mochte das Original. Bleibtreu und Gregorowicz sind gut aufgelegt und bilden ein ungleiches, mild-unterhaltsames Pärchen. „Lammbock“ war kein großer Krach, kein besonders absurder Drogentrip, sondern einfach ein sympathisches Filmchen. Und verdammt, das ist Teil 2 auch.
Statt sich wirklich großen Themen wie dem Älterwerden zu widmen wie zuletzt „Trainspotting 2“, spinnt Zübert erneut eine kleine Geschichte um Stefan und Kai, die sich diesmal um Stefans mutmaßliche Zwangsverheiratung dreht. Der Joint wird zwar gelegentlich an eine jüngere Generation weitergereicht, dennoch bilden Bleibtreus freie Sofa-Gespräche noch immer die Höhepunkte des Films. Jetzt wird eben nicht mehr über Mehmet Scholl geplaudert, sondern über Aliens und Pyramiden. Wer das schon im ersten Teil mochte, der wird auch hier seinen Spaß haben.
Auf technischer Ebene hat „Lommbock“ natürlich zeitgemäß auch einiges mehr zu bieten. Abseits des Schweiger-Verse gibt es hier selten nervige Margarinen-Bildfilter und überlange Song-Montagen, sondern einfach sauber inszenierte Bilder. Auch wenn Kais superordentliche Designerwohnung eher wenig glaubwürdig wirkt, ist das Setdesign sonst angenehm auf die Charaktere abgestimmt. Kais Laden versinkt langsam im Müll und Stefans Leben in synthetischer Künstlichkeit.
Hoch anrechnen muss man „Lommbock“ den perfekt getroffenen Ton des Erstlings. Die Gag-Dichte ist hoch und selten geht der Zünder verloren und der Cast ist gut aufgelegt und hat augenscheinlich Bock auf den Film. Wer einfach nur mehr von „Lammbock“ möchte, der sollte dringend einen Blick wagen, denn der Nachfolger steht den Erstling in kaum einer Disziplin nach.
Martin Scorsese und Religion. Spaltete er 1988 noch sämtliche Lager mit „Die letzte Versuchung Christi“ und hetzte einige Katholiken gegen sich auf, kommt er nun 2016 mit „Silence“ um die Ecke um sich erneut dem Thema Religion zu widmen. Ein Werk, dass Scorsese offensichtlich seit der Lektüre des Romans von Endo Shusaku unter den Fingern brannte.
Die beiden portugiesischen Jesuiten Rodrigues (Andrew Garfield) und Garupe (Adam Driver) machen sich auf ins feudale Japan des Jahres 1638, um ihren verschollenen Mentor Ferreira (Liam Neeson) ausfindig zu machen. Im Japan kurz vor der Verschließung stoßen sie dabei auf massiven Widerstand und brutale Verfolgung des Christentums.
Durch erneute Zusammenarbeit mit Rodrigo Prieto („The Wolf of Wallstreet“) wird man bereits in den ersten Minuten von der visuellen Wucht von „Silence“ erschlagen. Die durchnässten, nebelverhangenen Schilffelder sind wunderschön anzuschauen und bilden eine beeindrucke Einheit mit detailliertem Setdesign und vereinnahmender Klangkulisse. Am Anfang der 160 Minuten war ich auf einen stillen, atmosphärischen Film eingestellt, der mich in eine andere Zeit entführt und mir etwas Neues zum Thema Glaube nahebringen kann.
Am Ende der 160 Minuten war ich durstig, ausgezehrt und hatte deutlich das Interesse verloren. Aber was ist passiert? Zunächst bin ich nicht besonders gläubig, was mich aber als Rezipient eines religiösen Films eigentlich nicht disqualifizieren sollte. Vielmehr halte ich Scorsese Herangehensweise an „Silence“ für fragwürdig. Funktionieren seine Off-Stimmen-Eskapaden in seinen Filmen wie „Goodfellas“ tadellos, so wäre „Silence“ mit etwas mehr titelgebender Stille durchaus gut bedient gewesen.
Aus mangelnder Kenntnis des Buches kann ich leider keine Vergleiche ziehen, halte jedoch den ständigen inneren Monolog für weitgehend unangebracht. Viele großartige Momente entfalten nicht ihre volle Wirkung, weil jeder Gedanke minutenlang vorgekaut wird bevor er zur Eruption kommt. Zumal sich Pater Rodrigues Gewissenskonflikt in oftmals gleichen Gefilden abspielt und damit sehr schnell redundant wird. Statt sich aber der visuellen und schauspielerischen Grazie hingeben zu können, wird man erneut in einen religiösen Erklärungsversuch gezwungen.
Hinzu kommt eine ganze Reihe an Szenen mit deutlich platterer Symbolik, wie man sie sonst von Scorsese gewohnt ist. Ein gewisser Moment, den ich hier nicht spoilern möchte, wurde sogar lachhaft. Manche Entscheidungen sind zwar auf eine exzentrische Weise durchaus gelungen, bilden aber in ihrer Menge keinen wirklichen Mehrwert für den Film.
Für mich wurde „Silence“ zu einer inhaltlich redundanten, übermäßig erklärwütigen Geduldsprobe. Trotz wunderbarer Bilder und einem überraschend großartigen Adrew Garfield und einem weniger überraschend großartigen Adam Driver, konnte mich der Film seltenst packen. „Silence“ hat definitiv seine Momente und sprüht gelegentlich vor grandiosen visuellen Einfällen, lässt mich nur leider inhaltlich komplett kalt. Das Ende empfand ich sogar als ausgesprochen dümmlich. Schön ist es trotzdem, dass Scorsese sich wieder nicht am Publikum orientiert sondern immer wieder sein Ding macht. Muss mir nur nicht immer gefallen.
„I worry, they value these poor signs of faith more than faith itself. But how can we deny them?“
Um das mal aus dem Weg zu schaffen: Nein, ich bin kein großer Fan des Originals. Habe ohnehin keinen sonderlich großen Zugang zu vielen Anime-Filmen, versuche es dennoch immer wieder. Da das Original mir recht wenig Einblicke in den Mikrokosmos vom Zukunfts-Tokyo bot und ich ohnehin nie von der gleißenden Intelligenz der philosophischen Anflüge begeistert war, ist die Freude über das Remake entsprechend groß.
Major ist nur noch in kleinsten Fragmenten ein Mensch. Aus einem großen Unglück gerettet, besteht ihr Körper nun größtenteils aus künstlichen Fasern. Aufgrund der daraus wachsenden körperlichen Vorteile wird Major gern zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt. Als ein gefährlicher Hacker anfängt sein Unwesen zu treiben, wird Major physisch wie auch psychisch vor eine große Aufgabe gestellt. Und eine große Frage in ihr wächst: Was bedeutet es eigentlich Mensch zu sein?
Ich weiß, dass viele den Originalfilm für seine Herangehensweise an das Thema KI zu schätzen wissen. Quasi der „Blade Runner“ unter den Animes. Mich griff die Faszination nie wirklich und es wurde vielmehr über Majors Probleme geredet, als man sie wirklich zu Gesicht bekam. Einen wirklich intelligenten Umgang mit diesem Thema braucht man auch von Ruperts Sanders (Snow White and the Huntsman) nicht erwarten. Was ich aber an Einblicken in die Welt vermisste, das bekam ich hier.
„Ghost in the Shell“ ist eine wahre Augenweide. In perfekten Bild-Ton-Kombinationen wird hier die Welt des Animes zum Leben erweckt und entsprechend erweitert. Eine grimmige, stylische Cyberpunkt-Welt, die selbst Ridley Scott teilweise feucht werden lassen sollte. Cybord-Johansson und Pilou Asbaek sind auch durchaus gut gewählt und verleihen den Charakteren sogar ein Quäntchen mehr Persönlichkeit, als im Original. Erklärungen für sämtliche Hintergründe rauben zwar leider auch viel Vorstellungskraft, werden jedoch oftmals spannend umgesetzt. Als absolute Granate kann man auch wieder mal Takeshi Kitano verbuchen, der als Aramaki kein Wort englisch spricht.
Auch wenn Sanders Film eher auf große Plakatmotive setzt, denn auf einen philosophischen Exkurs, bleibt er meist angenehm na am Ausgangsmaterial und geht bei Verändernung höchst respektvoll mit der Vorlage um. Dass da so mancher Dialog etwas dümmlich daherkommt und nicht selten in pathetische Gefilde vordringt, kann man bei der allgemeinen inszenatorischen Wucht dann auch schnell verschmerzen.
Am Ende ist „Ghost in the Shell“ leicht nachdenkliche, etwas seichte und bildlich großartige Sci-Fi-Unterhaltung. Ein Film, mit dem ich mich gerne auf das mutmaßliche Cyberpunk-Meisterwerk „Blade Runner 2049“ von Denis Villeneuve einstelle.
"Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not."
Da traut sich echt einer knapp vor „Alien: Covenant“ einen Space-Horrorfilm auf die Leinwand zu bringen? Ja, tatsächlich. „Life“ hat zwar große Namen wie Jake Gyllenhaal und Ryan Reynolds im Gepäck aber muss dennoch massiv Eier haben so kurz vor Ridley Scotts neuestem „Alien“ ins Kino zu preschen.
Als nach jahrelangem Aufenthalt im All eine Raumsonde vom Mars zurückkehrt ist die Aufregung groß. Ein paar Bewohner der ISS fangen die Sonde und stoßen auf einen ersten Beweis für Leben im All. Dass dieses, liebevoll „Calvin“ getaufte, Leben schnell zu einer tödlichen Gefahr wird, damit hat wohl niemand gerechnet.
Um das mal gleich abgehakt zu haben: „Life“ wird keinen Originalitätspreis gewinnen. Was Ridley Scott in den 70er Jahren mit „Alien“ schuf, das wird auch hier nicht seine Revolution erfahren. Vielmehr ist Daniel Espinosa („Safe House“) ein offensichtlich Genre-affiner Regisseur, der „Life“ komplett auf unbarmherzigen Thrill bürstet.
Man muss „Life“ vor allem seinen Fokus zugute halten. In seinen knapp über 100 Minuten legt „Life“ ein unglaubliches Tempo vor. Dass Dialoge zeitweise etwas pathetisch erscheinen wird bei der hohen Sterblichkeitsrate der Charaktere fast schon zweitrangig. Egal wie groß der Name, kein Protagonist ist sicher. Espinosa verschreibt sich ganz dem Weltraum-Slasher und inszeniert eine wirklich gruselige Kreatur.
Was macht „Life“ für mich so effektiv? Der Film schafft die perfekte Balance zwischen Hetzerei und brütender Stille. Hinzu kommt ein Anfangs ungreifbar-gruseliges Monster, welches mich nicht selten an Carpenters „The Thing“ erinnerte. Eine nicht nachvollziehbare Motivation, seltsame Bewegungsabläufe. Alles Zutaten, die einen guten Slasher ausmachen und in „Life“ funktionierend gemischt werden. Espinosa will für seinen Film nicht mehr als das, bleibt stets voll im Genre und vermeidet so viele Untiefen. Aber eben auch Überraschungen.
Der Cast ist auch durch die Bank gut aufgelegt. Vor allem Jake Gyllenhaal beweist erneut, dass man ihn in fast jedem Film besetzen kann und damit die ganze Chose aufwertet. Auch toll, dass der Mann auch mal in fiesen Genre-Filmchen landet.
Wer hier die neue Sensation des Space-Horrors erwartet, der sollte „Life“ besser auslassen. Nahezu durchgehend wandelt Espinosas Film auf ausgetretenen Pfaden und erlaubt sich selten große Ausreißer. Wenn man aber weiß worauf man sich hier einlässt, dann wird man seinen Spaß haben. „Life“ ist stellenweise unglaublich spannend, richtig düster, wirklich furchteinflößend und dazu noch gut in Szene gesetzt.
„Goodbye cow that jumped over the moon.“
Lautstark, bunt und menschenverachtend! Sind das Attribute, die einen Film sympathisch erscheinen lassen? Das Monsterkino wollte 2014 bereits mit „Godzilla“ zurückkehren, klappt das heute mit „Kong: Skull Island“.
Jeder Winkel der Welt ist erobert und tausendfach durchleuchtet. In den tiefsten Wirren des Vietnamkriegs schickt Bill Randa (John Goodman) eine kleine Einheit nach Skull-Island, dem letzten unerforschten Eiland der Welt. Was er dort zu finden hofft bleibt genauso rätselhaft wie die hochgefährliche Flora und Fauna der Totenkopf-Insel. Als riesige, haarige Affenfäuste beginnen ihre Hubschrauber zu zerlegen, wird auch langsam die Crew misstrauisch.
Jordan Vogt-Roberts („Kings of Summer“) ist anders als Gareth Edwards gänzlich an martialischer Monsterkloppe interessiert. Während „Godzilla“ uns ständig nur halbe Sachen zeigt, wirft „Kong: Skull Island“ uns gleich ins Geschehen. Mit verwirrendem, fast ekligem Color-Grading und Best-Of-Vietnam Soundtrack werden Soldaten in allen erdenklichen Weisen zerschrotet. Während ich Anfangs noch skeptisch war und mich das Tempo gelegentlich aus der Bahn warf, war ich irgendwann voll drin.
Skull-Island ist die Hölle. Ein fiebriger Sumpf aus Tod und verderben. Der perfekte Ort für kernige B-Film-Action mit überraschend brutalen Kills. Wenn ein Film wie „Kong: Skull Island“ sich sogar an eine Hommage an „Cannibal Holocaust“ herantraut, dann ist klar, dass da nicht viel Zeit für Charakterentwicklung bleibt. Zwischen „White Rabbit“und Kongs finsterem Blick bleibt Brie Larson eben eine nichtssagende Fotografin und Tom Hiddleston ein attraktiver Fährtensucher. Eben vollkommen auf das Spektakel fokussiert. Und verdammt, das hat Spaß gemacht.
Wenn man ganz ehrlich ist, dann ist „Kong: Skull Island“ ein fieser Vietnam-Exploiter, der sich einen Dreck um die Origins von „King Kong“ schert. Im Prinzip die Hochglanz-Variante eines „King Kong vs. Totenkopf-Monster oder so“. Die Dramaturgie rattert von sich hin und nicht jeder CGI-Effekt ist wunderschön aber „Kong“ geht nach vorne, aber so richtig. Kürzer haben sich 2 Stunden lange nicht mehr angefühlt. Wer vor ein paar Jahren Spaß mit „Pacific Rim“ hatte und gerne etwas mehr Kloppe gesehen hätte, der ist hier genau richtig. Die Inszenierung ist auch top geraten und lässt im Kampfgeschehen keine Wünsche offen.
„Kong: Skull Island“ ist überraschend entfesseltes Blödsinns-Kino, welches schamlos auf den Überresten des Superhelden-Blockbusters herumtrampelt. Wenn man will eine schmierige Erinnerung an das Kino der 70er Jahre. Dümmlich, respektlos und immer wieder daneben. Wer sich auf den Scheiß einlassen kann, wie ich, der wird großen Spaß haben.
„An uncharted island. Let me list all the ways you're gonna die: rain, heat, disease-carrying flies, and we haven't started on the things that want to eat you alive.“
Vollgesoffen, zerschunden und schlafend hängt Logan (Hugh Jackman) in einer Limousine. Die glorreichen Zeiten des Wolverine sind vorbei. Nach zahlreichen Säuberungsaktionen ist die ehemals glänzende Welt der X-Men zu einem Höllenschlund geworden, der auch die letzten von ihnen verschlucken wird. Als der urtalte Professor X (Patrick Stewart) dann aber einen neuen Mutanten entdeckt, scheint es eine letzte Aufgabe für Logan zu geben.
Zu Recht durfte man sich auf Hugh Jackmans letzten Abstecher ins X-Men-Universum freuen. Nach dem letztjährigen Erfolg von „Deadpool“ ist „Logan“ nun der zweite R-Rated (hier FSK 16) Film der neuen Generation von Superhelden-Filmen. Aber ist James Mangolds („Wolverine – Weg des Kriegers“) einfach mehr vom Selben nur brutaler? Dieses Problem hatte ich teilweise mit „Deadpool“ aber bei „Logan“ kann ich Entwarnung geben, denn Mangolds neuer Film hat weit mehr zu bieten.
Weg mit atemberaubenden Sets, CGI-Gewittern und Geschichten um die Rettung der Welt. Wolverines finaler Akt ist ein persönlicher. Ein simples, emotional aufgeladenes Roadmovie mit Schützling Laura (Dafne Keen) und Professor X im Gepäck. Ein dreckiger, hoffnungsloser Film, der zwischen seiner abstoßenden Gewalt auch Zeit findet für ruhige Momente. Mangold konstruiert einen seltsamen Spannungsbogen, der zwischen langsamer Charakterzeichnung und brutaler Eruption hin- und herspringt und sich dennoch nie falsch anfühlt. Geschickt weicht man hier typischen Superhelden-Klischees aus und erzählt eine bodenständige Story, die nur punktuell in der Fiktion endet.
Unter den Roadmovies dürfte „Logan“ wohl kaum der absolute Spitzenreiter sein aber das muss er auch nicht. Mangold kombiniert in seinem Film geschickt die Vorteile der beiden Genres, nimmt den emotionalen Hintergrund der Protagonisten, lässt uns ihre Vergangenheit spüren und spinnt eine neue Geschichte, die uns weiter in eine düstere, unangenehme Realität führt.
Auch dem Cast scheint dieser Ansatz geschmeckt zu haben. Hugh Jackman und Patrick Stewart gegen richtig auf in diesem Film, verleihen ihren Charakteren Textur und lassen sie glaubwürdiger erscheinen denn je. Eine großartige Entdeckung ist auch Dafne Keen, die trotz ihres geringen Alters nie Fremdscham-Momente kreiert und immer wieder sogar für Gänsehaut sorgt. Lobend erwähnen sollte man auch Stephen Merchant als Caliban.
Man kann sicherlich Fehler finden ins Mangolds Film. Nicht immer funktioniert das emotionale Grundgerüst und manchmal wünscht man sich dann vielleicht doch einen interessanteren Bösewicht. Aber meine Güte: Das wird zehnfach ausgeglichen. Der gesamte Cast ist grandios, jede Actionszene hat eine Wucht wie zehn Ochsen und die ausgewaschene Bildästhetik ist hässlich und wunderschön zugleich. „Logan“ kann jederzeit überkochen und wenn das passiert, dann bleibt kein Auge trocken. In der gesamten X-Men-Saga gab es kaum Actionszenen, die mit jeder einzelnen Actionszene in „Logan“ mithalten können. Und „Deadpool“ ist gewalttechnisch Kinderkacke gegen „Logan“.
Wer weniger Lust auf einen durchschnittlichen Superhelden-Film als auf ein staubiges, blutiges Roadmovie hat, der ist hier richtig. Jeder steht hier voll hinter der Sache. „Logan“ ist ruhig, wütend, laut und der beste Superheldenfilm seit Jahren, wenn man ihn denn so nennen darf. Unbedingt sehenswert und in seinem Genre einzigartig. Ein erschütternder, finsternder Abschied vom Wolverine.
„Nature made me a freak. Man made me a weapon. And God made it last too long.“
„Choose life Choose Facebook, Twitter, Instagram and hope that someone, somewhere cares (...)“
Ja, interessiert das noch jemanden? Was ist denn aus Spud, Sick Boy, Begbie und Renton geworden? Für mich war und ist „Trainspotting“ nicht „nur“ ein Film sondern ein Lebensgefühl, ein Film den ich immer und immer wieder sehen kann. Für mich wohl einer der prägendsten Filme überhaupt und ich habe den Film nicht in den 90ern gesehen. Wie auch? Also ja, mich interessiert das.
Nach dem geglückten Heroin-Deal haut Renton nach Amsterdam ab und baut sich dort ein Leben auf. Begbie wandert in den Knast, Sick Boy wird Zuhälter, Spud hängt weiterhin an der Nadel und Renton ersetzt seine Sucht einfach mit Extremsport. Als Renton dann nach 20 Jahren nach Edinburgh zurückkehrt überschlagen sich die Ereignisse. Mehr sollte man eigentlich auch nicht wissen.
So energetisch wie uns Danny Boyle in „T2 Trainspotting“ empfängt, so schnell fühlt man sich auch wieder zu Hause. Nicht weil hier einfach die zweite Version von „Trainspotting“ um die Ecke kommt, sondern weil man sofort das Gefühl hat, dass die Charaktere diese 20 Jahre wirklich erlebt haben.
War „Trainspotting“ damals noch ein vielschichtiges Generationenportrait, sammelt „T2“ die Trümmer auf und wird wehmütiger, charakterfokussierter. Mit den Darstellern ist auch der Film gealtert. Ohnehin ist das Altern wohl das zentrale Thema im Film.
Anders als die großen drogenabhängigen Pop-Ikonen der 70er und 80er sind Renton und seine Freunde nicht am Höhepunkt verglüht. Vielmehr muss sich die ehemals flippige Bande fragen, was sie eigentlich die letzten 20 Jahre gemacht haben.
„Hello Mark. So what you've been up to... for 20 years!“
Nostalgie kann gefährlich sein. Es ist ein schmaler Grat zwischen sympathischen Verweisen auf vergangene Tage und langweiligem Kopieren. Viele sahen diesen Grad bei „Star Wars The Force Awakens“ überschritten und könnten wohl auch bei „T2“ ihre Probleme haben. Aber keine Angst, da ist Danny Boyle wesentlich weniger plump.
So viele verpasste Chancen und Gelegenheiten. Statt Falten zu zählen, scheint es dann vielleicht doch angebrachter über längst vergangene Zeiten nachzudenken. Amüsiert sprechen Sick Boy und Mark über ihren ersten Schuss und vergessen dabei, dass dort ihr Unglück bereits angefangen hat. Und irgendwo entspringt der Gedanke weiterzumachen, die missglückten 20 Jahre zu vergessen und ein neues Projekt zu starten. Wie damals.
Wer sich jetzt vorstellt, dass wir knapp 2 Stunden in Ewan McGregors tränende Augen schauen, der hat sich aber geschnitten. Durch geschickten Schnitt und einen fantastischen Soundtrack schafft Boyle die perfekte Mischung aus einer depressiven Grundstimmung und gut funktionierendem Witz. Man merkt, dass alle hier richtig Lust hatten und nicht des Geldes wegen nach 20 Jahren einen Nachklapp geschaffen haben. Ewan McGregor, Ewen Bremmer, Robert Carlyle und Jonny Lee Miller geben alles, um ihren Charakteren wieder Leben einzuhauchen. Und meine Güte, wie sehr das gelingt.
„T2“ erzählt eine kleine, bösartige Geschichte über Menschen, die vor 20 Jahren viele falsche Entscheidungen trafen. Schön ist auch der größere Fokus auf Spud und Begbie, die beide ganz verschiedene Arten der Vergangenheitsbewältigung verkörpern. Begbie als rachsüchtiger Plagegeist, der einfach nicht vergessen kann und Spud als melancholischer Kindskopf, der sein fehlendes Verantwortungsbewusstsein nicht mehr auf seine Jungend schieben kann.
Ich könnte Stunden weiter darüber schreiben, warum ich denke, dass Danny Boyle mit „T2“ ein Meisterwerk gelungen ist. Sicher, „T2“ wird kein generationsprägender Film mehr werden aber er ist dennoch eine mutige, erzählenswerte Fortsetzung. Er ist rückwärtsgewandt und prescht dennoch nach vorne, ist herzzerreißend traurig und zum Brüllen komisch. Es ist schön wieder nach Edinburg zurückzukehren und nicht bloß wieder das Selbe erlebt zu haben, es war schön wieder das metallische Rattern der Schienen zu hören und nicht zu wissen wohin die Reise eigentlich geht.
Und endlich ist er da: Der Nachfolger zum 2014er Überraschungshit „John Wick“ vom ehemaligen Stunt-Koordinator/Stunt-Double Chad Stahelski. Keanu Reeves, jede Menge Kopfschüsse und stylische, ruhig gefilmte Action. Mehr davon? Immer her damit!
Zuerst hat man ihm seine Frau, dann seinen Hund genommen. Dafür musste fast die gesamte russische Mafia dran glauben. Endlich ist John Wick wieder raus aus dem Spiel. Zeit seine Waffen unter Beton zu vergraben und mit dem neuen Hund ein kuscheliges Leben zu führen. Leider alles für die Katz. Als Camorra-Clanmitglied Santino D'antonio (Riccardo Scamarcio) auftaucht und eine Schuld einfordert ist John Wick, mal wieder, zurück.
In Sachen Tempo, Action und Soundtrack war „John Wick“ 2014 ein echter Könner. Dazu kommt, dass sich der Film auf einer komplett hanebüchenen Story ausruht, die jede Ernsthaftigkeit im Kern erstickt. Für mich war genau das der Charme. Teil 2 ist ähnlich hirnentleert wie sein Vorgänger und entfesselt einen Krieg zwischen John Wick und einer ganzen Armada an Auftragskillern. Höher, schneller weiter? Dafür sind Sequels doch da!
Aber dann fängt es auch schon an zu stottern. Wo Stahelskis Erstling ein genaues Gefühl hatte für die Verteilung von Action und langsameren, plotrelevanten Szenen, hat Teil 2 da erhebliche Probleme. Immer wieder findet man sich in herausragenden Actionszenen wieder, die durch fetten Sound und originelle Sets glänzen, nur um dann in einem dümmlichen Dialog zu landen, der eindeutig zu lange dauert und mehrfach den Blick auf die Uhr wandern lässt.
Wiederholung bekannter Schemata. Das ist ohnehin eine Devise, die man in Sequels sehr oft betrachtet, die „John Wick 2“ aber gelegentlich etwas Sympathie wegfrisst. War John Wicks Schussakrobatik in Kombination mit etwas Martial-Arts 2014 noch frisch und dynamisch, kommt der Film hier oft ins Schnaufen. Manche Sequenzen, gerade zu Anfang, werden durch ähnliche Abläufe sehr vorhersehbar und schaffen es selten zu fesseln. Und da Wick ohnehin unverwundbar scheint hilft das dem Spannungsaufbau eher wenig.
In der zweiten Hälfte fängt sich „John Wick 2“ dann wieder und feuert ein Action-Feuerwerk sondergleichen ab. Bösewichte von der Resterampe (erfrischend uninteressant: Ruby Rose) treffen auf Kugeln und Hirn trifft auf Boden. Das Alles in gediegenem Ambiente und fertig ist der spaßige Hochglanz-B-Actioner. Die Leute hatten eindeutig Spaß an der Sache und der schafft es mehr und mehr über die Leinwand aufs Publikum zu schwappen. Ziemlich doof ist das allemal aber wen stört das schon wenn Keanu Reeves zwei Killer mit einem Bleistift platt macht?
Über 122 Minuten knirscht es ordentlich im Hause Wick. Man merkt, dass Stahelski in Teil 1 viele Kugeln verschossen hat und mit originellen Ideen ringt. Durch sein handwerkliches Geschick, ein motiviertes Team und tolle Drehorte wird „John Wick 2“ dennoch zu einem Muss für Fans von Action für den hohlen Zahn. Dämliche Action-Reißer sind wieder salonfähig geworden und haben auch keinerlei Anspruch intelligenter wirken zu wollen. Schön.
„The man. The myth. The legend. John Wick. You're not very good at retiring.“
The Lego Batman Movie (2017)
Da hat Batman nun einige schwere Jahre hinter sich und dann schaut Chris McKay („Robot Chicken“) um die Ecke. Statt düster brütend im Regen zu stehen, flitzt Batman im Lego-Universum nun durch LSD-Fantasien und lernt zwischenmenschliche Werte.
Jeder wäre gerne Batman, oder? Ständig die Stadt retten, superreich, supercool und Muskeln aus Stahl. Aber was macht Batman eigentlich wenn er Zuhause ankommt? Da wartet Mikrowellenfraß und ein versehentlich adoptiertes Kind. Als Joker dann erneut versucht die Stadt zu übernehmen und kurzerhand einen Dimensionsspalt öffnet, muss Batman nicht nur die Bedrohung abwenden, sondern auch lernen was es bedeutet im Team zu arbeiten.
Freundschaft, Familie und Teamwork. Erneut stehen diese Werte ganz oben auf der Liste eines „Lego“-Films. Was Emmet bereits in „The Lego Movie“ lernen durfte, da muss Batman dieses Mal durch. Und ja, das funktioniert noch. Statt ein bloßer Werbegag zu sein bietet „Lego Batman“ mehr als bloß tumbe Action und strickt um viel Getöse auch eine liebevolle Geschichte um Zusammenhalt und Toleranz.
Jetzt aber mal zurück zum Anfang. Der werte Leser wurde hier ähnlich in den Kommentar geworfen, wie ich in „The Lego Batman Movie“. Und damit wären wir schon beim größten Problem angelangt. Das Tempo. Während „The Lego Movie“ noch ein paar tiefe Atmer nahm, bevor man uns in das bunte Chaos stürzte, kommt „Lego Batman“ gleich zur Sache. Ohne Rücksicht auf Verluste fliegen mir die Steinchen und die Gags um die Ohren. Der Film hat eine derart hohe Gagdichte, dass viele allein auf Grund des Tempos nicht zünden. Stellenweise kam ich mir richtig alt vor. Der Vorteil ist: Langweile kommt nie auf. Trotz ordentlicher Laufzeit.
Da in einem Frame auch einfach so unglaublich viel passiert dürfte sich das mehrfache Sichten auch durchaus lohnen um den ganzen kreativen Aufwand aus „Lego Batman“ aufzusaugen. Man muss das hohe Tempo mögen um „Lego Batman“ vollends genießen zu können, mir war das gerade zu Anfang einfach eine Spur zu hektisch.
Die deutsche Synchro dürfte das zweite große Problem darstellen. Während David Nathan und Co. einen guten Job machen und den traditionellen Batman-Synchroncast darstellen, war Internet-Persönlichkeit „Gronkh“ als Joker eine fatale Fehlbesetzung. Seine Stimme wollte sich für mich einfach nicht in das Gesamtkonzept einfügen und riss immer wieder unangenehm aus dem Geschehen. Hier dürfte der englische Originalton aber Abhilfe schaffen und für eine klare Aufwertung sorgen.
„The Lego Batman Movie“ hat jedoch auch einige Stärken. So ist die alles umgebende Parodie auf die erzwungene Ernsthaftigkeit der jüngeren Batman-Filme durchaus gelungen und scheut sich auch nicht vor sexuellen Spannungen zwischen dem Joker und Batman. Selten wirkt der Parodie-Humor faul oder peinlich sondern trifft meist genau den Punkt. Außerdem ist Batman erneut sehr gelungen- War er schon im Lego-Movie eine der lustigsten Figuren wird er hier zu einem facettenreichen und höchst unterhaltsamen Charakter, der selbst im größten Chaos einen interessanten Fixpunkt bietet. Er ist in der Tat so gelungen, dass viele Nebencharaktere dadurch verblassen.
„The Lego Movie“ überraschte mich 2014 enorm. Als ehemals großer Lego-Fanatiker rechnete ich mit einer herzlosen Marketingkampagne und bekam einen der besten Animationsfilme des Jahres. Genügend Herz hat „The Lego Batman Movie“ definitiv auch, dafür leider aber auch so einige Fehler. Das nervige anbiedern an die „YouTube“-Generation in der deutschen Synchronisation und das extreme Tempo schmälern den Spaß etwas. Wenn ich den Film dann auch mal auf Englisch sehen kann, folgt eventuell eine Aufwertung.
„I like to fight around“
Nach einer ganzen Wagenladung von Zombie-Komödien kommt nun endlich wieder ernst gemeinter Zombie-Horror aus England. Bei Englands Historie mit Genre-Meisterwerken wie „28 Days Later“ darf man also gespannt sein.
Die Welt ist zerfallen, mal wieder. In den Ruinen unserer Zivilisation hat sich ein Pilz ausgebreitet, der rapide zum Problem wurde. Menschen werden zu „Hungries“, aktiven Sporenverbreitern mit unstillbarem Hunger nach lebendigem Fleisch. In einer Forschungsbasis wird nun eine Generation von Zweitgeborenen untersucht, die den Pilz zwar in sich tragen, sich aber dennoch meist wie Menschen verhalten.
Was Colm McCarthy („Peaky Blinders“) nach Mike Careys („X-Men: Destiny“) verwirklicht, ist weit weg von Action-Einheitsbrei der Marke „Resident Evil“. Vielmehr orientiert man sich wieder an alten Tugenden der George Romero- Filme und kreiert ein ruhiges, philosophisch angehauchtes Drama.
Statt sich aber wie in „The Walking Dead“ hauptsächlich mit zwischenmenschlichen Konflikten zu beschäftigen, geht „The Girl with All the Gifts“ weiter und stellt oftmals die Existenzielle frage. Was, wenn die Zweitgeborenen bereits die Menschheit abgelöst haben, der Kampf um das Fortbestehen der Menschheit vollkommen sinnlos ist? Fragen, die einst Dmitry Glukhovskys Roman „Metro 2033“ so interessant machten.
„The Girl with All the Gifts“ hat einen seltsamen, verschrobenen Ton, der sich stark von gängigen Zombiefilmen unterscheidet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen glänzt der Film mit Ideenreichtum und zeichnet ein abwechslungsreiches und spannendes Bild einer Apokalypse. McCarthys Film holt sich an den richtigen Ecken Inspiration und zitiert so zum Beispiel nicht selten Erfolgs-Videospiel „The Last of Us“. Aus einem Flickenteppich an Inspirationen entsteht so etwas sehr Eigenes, was immer wieder überraschen kann.
So steht und fällt „The Girl with All the Gifts“ auch mit seinen Darstellern. Mit Glenn Close und Paddy Considine hat man dann auch gleich zwei großartige Schauspieler mit an Bord, durch die die fantastische Jungdarstellerin Sennia Nanua noch heller strahlen kann. Auch Gemma Arterton weiß durch ihr nuanciertes Schauspiel zu begeistern, bleibt jedoch in Anbetracht des sonstigen Casts etwas blass.
Wer sich gerne im Genre etwas umsieht und erfrischende neue Ansätze mag, der dürfte mit „The Girl with All the Gifts“ bedient sein. McCarthys Film erfindet zwar nicht immer das Rad neu, verteilt aber neue Ideen gekonnt über das Gesamtprodukt. Hinzu kommen engagierte Darsteller, ein genialer Soundtrack seitens Tapia de Veer („Utopia“), eine dreckige aber dennoch überraschend bunte Optik und man ist fast an der Spitze des Genres angelangt.
„The Girl with All the Gifts“ ist wendungsreiche, packende Genrekost und sicher jetzt schon einer der besten Horrorfilme des Jahres.
"It's not over. It's just not yours any more"
Dan O'Bannons punkiger Comedy-Horrorfilm hat eine Fortsetzung? Ja, sogar gefühlte tausend. Während Flesh to Flesh von Joe Lamont läuft, könnte man auch fast meinen, dass Teil 2 einen ähnlichen Unterhaltungswert hat. Leider scheint Writer-Director Ken Wiederhorn weder von Dramaturgie noch von Schauspielführung etwas zu verstehen und lässt den teilweise aus Teil 1 bekannten Cast über fast 90 Minuten herumalbern. Das ist stellenweise witzig weil höchst skurril und meistens ziemlich nervig. Teil 2 wirkt wie eine wirre Nacherzählung von Teil 1 mit weniger Spaßfaktor und Kreativität.
„That's why you're dead, ass wipe. No brains and a big mouth.“
Chris Walas, seines Zeichens MakeUp-Artist in Cronenbergs „Die Fliege“, schwingt sich nun in den Regiestuhl. Mit Eric „Mr. Charisma“ Stoltz als Seth Brundles Sohn Martin im Gepäck, spielt sich „Die Fliege 2“ dieses mal in einem Forschungskomplex ab.
Drama, gruseliger Body-Horror oder nachvollziehbare Charakterentwicklung? Wer braucht das schon. Walas schenkt uns zunächst 50 zähe Minuten über Martins Entwicklung im Forschungskomplex um danach ein ekliges Schleimfest zu feiern. Zugegeben: Das Schleimfest macht Spaß und lässt ganz klar Walas Talent für MakeUp-Effekte erahnen. Außerdem ist Daphne Zuniga mehr als ansehnlich. Den Rest kann man vergessen, tut aber auch keinem weh.
„Something odd is happening to me and I don't know what it is.“