Roldur - Kommentare
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Alle Kommentare von Roldur
1. Bester Film
Mad Max: Fury Road
2. Bestes Drehbuch
Steve Jobs
3. Beste Regie
Mad Max Fury Road
4. Beste darstellerische Leistung
Michael Fassbender (Macbeth), Joel Edgerton (The Gift)
5. Beste Technik (Sound, Kamera, usw.)
Macbeth
6. Wichtigster Film
Beasts of no Nation
7. Bestes Popcorn-Kino
Star Wars VII
8. Bester Soundtrack
John Williams - EP VII
9. Bester Filmcharakter
Kylo Ren (EP VII)
10. Bestes Filmpaar
Michael Fassbender / Marillon Cotillard
11. Bester Look
Ex Machina
12. Bestes Feel-Good-Movie
Me and Earl and the Dying Girl
13. Beste Direct-to-DVD Veröffentlichung
Spring - Love is a Monster
14. Bester Genre-Film
It Follows
15. Sonderpreis: Kreativster Film
The Lobster
Wenn ich an Filme aus Österreich denke, dann kommen mir automatisch Michael Haneke und Ulrich Seidl in den Kopf. Die beiden sind natürlich auch bekanntere Repräsentanten des Ösi-Kinos. Aber auch Filme wie „Michael“ oder „Ich Seh, Ich Seh“ bestärken den Eindruck bei mir, dass die Österreicher extremes Kino drauf haben. Aber noch vor „Funny Games“, noch vor „Das weiße Band“ kam Gerald Kargls „Angst“.
Frisch aus der Justizanstalt Stein entlassen macht sich „Der Psychopath“ (Erwin Leder) auf in ein neues Leben. Nein, eigentlich ist das falsch. Nach 10 Jahren Haft will er endlich sein nächstes Opfer finden, foltern und töten. Er kann eben nicht aus seiner Haut. Bei der ersten Gelegenheit sucht er sich ein abgelegenes Haus um dort sein Werk zu vollbringen.
An die Lebensgeschichte des Serienmörder Werner Kniesek angelehnt, nimmt sich Kargl einen bestimmten Moment aus dessen Leben und formt ihn zu einem Fallbeispiel. Wir verbringen 75 Minuten an Seite eines Killers der keinerlei Reue verspürt. Durch Zbigniew Rybczyńskis experimentelle Kameraarbeit, Klaus Schulzes elektronischen Soundtrack und eine bemerkenswert eiskalte Off-Stimme, bekommen wir einen unangenehm intimen Einblick in den Akt des Tötens. „Der Psychopath“ tötet aus purer Lust, aus dem Wunsch heraus endlich wieder etwas zu spüren.
Statt durch emotional entlastende Momente Trost zu spenden, blicken wir 75 Minuten in eine graue, trostlose und unendlich morbide Welt, die man so schnell wie möglich wieder verlassen möchte. Erwin Leder spielt den Psychopathen als eine getriebene, gequälte Kreatur, bei der man sich fragt wie es dazu kommen konnte, ob eine Realität so fern der eigenen existieren kann (oder sollte?).
Unangenehm. Das ist wohl wirklich das Schlagwort von „Angst“. Nicht umsonst bezeichnet Gaspar Noé Kargls Film als Meisterwerk. Gerade die Kamera erinnert stark an Noés niederschmetternde Werke. Wobei Kargls in einer Disziplin ganz klar die Nase vorn hat, er erhält eine kaltschnäuzige, nahezu unmenschliche Distanz. Während des ganzen Films, der im Endeffekt nichts weiter als eine sehr ausgewalzte Mordsequenz zeigt, beschleicht einen das Gefühl der Unmoral. Die ekelerregende Gewissheit, dass man gerade etwas sieht, das man vielleicht hätte nie sehen sollen. „Angst“ ist ein filmgewordener Abgrund, aus dem man so schnell nicht herauskommt.
Die Frage ist natürlich: Warum sollte ich mir „Angst“ denn anschauen, wenn der Film quasi nur negative Gefühle hervorruft? Eine Frage, die man sich tatsächlich stellen kann. Da ich das Medium Film aber nicht als pures Unterhaltungsmedium ansehe, hat mich „Angst“ durchaus fasziniert. „Angst“ macht vor allem spürbar, wie angenehm distanziert wir sonst filmische Gewalt wahrnehmen. Egal wie abstoßend brutal die Szenerie nun sein mag, wir haben immer einen bezug zur Realität. „Angst“ fühlt sich zu real, zu nah an, als dass man sich dem Geschehen entziehen könnte. Ein wahrhaft angsteinflößender Film, den ich wohl nie wieder vergessen kann.
„Die Angst in ihren Augen und das Messer in ihrer Brust. Das ist die letzte Erinnerung an meine Mutter.“
Zunächst einmal muss ich festhalten, dass ich mich nicht als Noah Baumbach-Experten beschreiben kann. Ich weiß, dass er gelegentlich mit Wes Anderson zusammenarbeitet, kenne die Titel seiner Filme, habe jedoch außer jetzt „Frances Ha“ keinen davon gesehen. Ein Neustart also.
Frances Halladay (Greta Gerwig) hätte wohl bei ihrer Berufswahl besser aufpassen sollen. Die junge Tänzerin lebt mit ihrer besten Freundin Sophie (Mickey Sumner) in einer WG mitten in New York. Langsam droht Frances in die Arbeitslosigkeit zu rutschen, während ihre Freundin Sophie andere Wege geht und Frances zum Umzug zwingt. Eine ganze Reihe an Problemen, mit denen sich wohl jeder Mitt-Zwanziger irgendwann auseinander setzen wird oder gesetzt hat.
Sowieso hat Noah Baumbachs „Frances Ha“ ein gutes Gespür für interessante Themen. So ist Zukunftsangst für eine ganze Generation an Mittelklasse-Twens ein durchaus wichtiges Thema. Wer weiß, was man nachher mit seinem Studium macht. Sollte man wirklich seinen Träumen nachgehen, statt sich lieber auf einen sicheren Job zu stützen? Frances sieht sich mit genau dieser Situation konfrontiert und muss ernsthaft befürchten, dass ihre Freunde ihr langsam entwachsen.
Das klingt ja alles so, als ob „Frances Ha“ ernsthaft etwas zu erzählen hätte. Das ist leider nicht der Fall. Nachdem der Film sein Konstrukt offengelegt hat, wird dem Thema nichts mehr hinzugefügt. Statt einer stellenweise poetischen Odyssee in die Psyche eines frustrierten Zwanzigers wie in „Oh Boy“, müssen wir uns irgendwann auf das hingebungsvolle Schauspiel von Greta Gerwig verlassen. Es scheint tatsächlich so, als ob Baumbach zwar etwas erzählen möchte, das Ziel aber nie wirklich vor Augen hatte. Klar, ein Film braucht nicht zwangsläufig ein erzwungenes Ende oder Ziel aber irgendwo braucht er schon Struktur. Die hat „Frances Ha“ leider nicht und macht es sich damit leider unnötig schwer. Verdammt oft war ich nah dran das Interesse zu verlieren, was angesichts der Tatsache, dass der Cast wirklich etwas Bemerkenswertes leistet, wirklich schade gewesen wäre.
Es ist vielleicht etwas hart zu sagen, dass die Stimmigkeit von „Frances Ha“ hauptsächlich der Tatsache zuzuschreiben ist, dass die Darsteller hier wirklich bei der Sache waren. Sicher will Noah Baumbach hier vieles erreichen, weiß nur eben nicht so richtig wie. Bei so einem sympathischen Kuddelmuddel an Dialogen und Begegnungen muss dann eben doch eine helfende Hand dahinter sein um die Klasse eines „Manhattan“ zu erreichen, mit dem „Frances Ha“ letztendlich nur die Farbe teilt. Unterhaltsam ist der Film dennoch und weit entfernt von einem Reinfall, denn alleine die herrlich natürlichen Charaktere machen den Film sehenswert und die gelungenen Dialoge tun ihr Übriges. Absolute Empfehlung für denkfaule Studenten (wie mich), die um 3 Uhr Nachts noch Lust auf Unterhaltung mit Hipster-Filter haben um sich dabei derbe intelligent vorzukommen. Man will sich ja dann eben doch nicht allein vorkommen, wenn man Bedenken hat, was die Zukunft angeht.
„I'm so embarrassed. I'm not a real person yet.“
Bevor man sich einem Film wie „Das Erwachen der Macht“ nähert, muss man einen Begriff klären: „Fanservice“
Dieser Begriff setzt seit jeher manche „Dr. Who“-Fans in Aufruhr, machte Teile der grandiosen „Sherlock“-Serie zu einer schnöden Blödelei und kostete auch J.J. Abrams „Star Trek: Into Darkness“ einiges an Glamour. Aber ist Fanservice von Grund auf falsch? Im Prinzip hängt dahinter ja ein ritterlicher Grundgedanke. Wir geben den Fans das, was sie wollen. „Star Wars VII“ ist so ein Fall und mir wurde Nostalgie noch nie so wohlriechend und gut arrangiert zu Tisch gebracht.
Da heute schon der kleinste Furz als Spoiler angesehen wird, versuche ich mich am Anfang des Kommentars mit Spoilern zurückzuhalten und werde den spoilerhaltigen Teil markieren.
J.J. Abrams hat wohl die undankbarste Aufgabe erhalten, die man als Regisseur erhalten kann. Nachdem Lucas die Prequel-Trilogie grandios in den Sand gesetzt hat, muss er sich zu den originalen Meisterwerken zurückbesinnen und zugleich neuen Stoff liefern. Die Fans wollen ihren „Star Wars“ wieder düster und dreckig. Weg von der klinischen Langeweile eines Coruscant, nieder mit dem Jedi-Rat, zurück in die brennende Hitze, die klirrende Kälte und ab in brachiale Weltraum-Schlachten. Wir wollen „Star Wars“ wieder fühlen, die kindliche Euphorie wieder nach oben schwemmen, wir wollen fünf Mal ins Kino rennen!
Kann Abrams all' diese Erwartungen erfüllen. Verdammt, ja! Das kann er! Er ist dabei eben nicht sonderlich originell aber mal ehrlich: Wollte ich das bei „Star Wars“ jemals?
„Das Erwachen der Macht“ ist nicht nur eine Entschuldigung, vielmehr ist der Film eine Erinnerung. Eine Erinnerung daran, dass eine Space-Opera auch heute noch im „Star Wars“-Universum funktioniert, dass wir uns nicht auf „Marvel“ verlassen müssen, dass wir uns auf die kommenden Kino-Jahre freuen können.
Mit Rey, Finn und Poe Dameron werden ganz wunderbare neue Charaktere etabliert, denen man gerne zusieht, die teilweise sogar stärker sind als manche Kadetten aus dem Original. Ich hab' die Jakku-Bewohnerin Rey sogar so lieb, dass ich jede Sekunde mit ihr genossen habe. Und wer Angst davor hat, dass Kylo Ren ein bloßer Vader-Abklatsch ist. Keine Angst. Er ist so viel mehr. Und selbst wenn Ren bald enttäuschen sollte, da ist schließlich noch General Hux, der von Domnhall Gleeson mehr als genial auf die Leinwand gebracht wird.
ACHTONG! ACHTONG! SPOILER!
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Auch ich, als absoluter Ober-Fanboy mit rosaroter Brille und Lichtschwert in der Hand, kann die Unkenrufe verstehen.
Tatsächlich hat „Das Erwachen der Macht“ eine sehr, sehr ähnliche Handlung wie „Eine neue Hoffnung“, so ähnlich sogar, dass man locker „Remake!“ schreien könnte. Da sollte man sich aber etwas auf eine gemütliche Couch setzen und darüber nachdenken wie originell eigentlich die Handlungen der ersten Trilogie waren. Richard Marquands Abschluss der originalen Trilogie war im Prinzip auch „nur“ Episode IV mit ein paar Extras. Für mich war nie der Plot das ausschlaggebende Kriterium einen „Star Wars“ gut zu finden, vielmehr waren es die Figuren, die Sets, die Action und vor allem das Universum drumherum. Ich will der realen Welt für ein paar Stündchen entkommen, ich will gebannt sein.
Klar, auch ich habe geschluckt, als mir ein weiterer, größerer Todesstern gezeigt wurde. Aber das war schnell wieder vergessen, als ich Kylo Ren zusehen durfte, wie in seinen kurzen Auftritten die gesamte Anakin-Misere aus Teil 3 um ein vielfaches verbessert.
Ohnehin ist Kylo Ren eine tolle Figur. Entgegen meiner ursprünglichen Befürchtungen ist Ren ein vielschichtiger Charakter. Han Solos gebrochener Sohn, dessen Vergangenheit (noch) im Dunkeln liegt. Warum will er auf Biegen und Brechen wie sein Großvater sein? Durch Adam Drivers überzeugende Performance erhält Ren ein Gesicht und zerbricht nicht unter dem massiven Druck ein zweiter Darth Vader zu sein. Außerdem gäbe es da ja noch den Obernazi General Hux, der sich mit seiner Goebbels-Rede direkt in mein Herz katapultiert hat. Das klingt jetzt vielleicht falsch aber ich finde es schön, dass Abrams sich endlich traut das Imperium (First Order) direkt mit den Nazis in Verbindung zu setzen. Das mag plakativ sein, für mich hatten diese Riefenstahl-Momente aber die volle Wirkung. Und Domnhall Gleeson ist meiner bescheidenen Meinung nach, die perfekte Besetzung für diese Rolle. Er hat sogar Potential einen kylo Ren zu übertrumpfen, was zuvor keinem Todesstern-General an der Seite von Vader gelungen ist. Über Snoke lässt sich noch nicht viel sagen aber zumindest lädt der olle Glatzkopf schon zum Rätseln ein.
Jetzt aber mal zum Wichtigsten Teil: Han Solo.
Wie Solo und Chewbaccs in die Geschichte eingeflochten sind, das hat zunächst einmal Respekt verdient. Harrison Ford ist besser aufgelegt wie jemals zuvor und Peter Mayhew hat sich über die Jahre kaum verändert (lustig, ne?). Dass seine Character-Arc dann mit dem Unvermeidlichen endet, das hätte wohl jeder vorhersehen können. Mal sehen ob er dann später auch als Machtgeist auftreten darf, wie einst Ben Kenobi. Ob ich das schlimm fand? Auch das kann ich mit „Nein“ beantworten. Sein Tod war dramaturgisch absolut notwendig und war in Anbetracht von Rens zukünftiger Entwicklung absolut notwendig. Außerdem ist Ford hier wirklich toll gewesen, ist doch schön, wenn er sich auf diese Weise von seiner Rolle verabschieden kann.
Es ließe sich noch sicherlich mehr zu den einzigen Entscheidungen in der Handlung sagen, das sprengt jedoch den Rahmen. Auch wenn Abrams nicht sonderlich viel Mut beweist, er hat aus „Star Wars“ wieder das gemacht, was ich immer haben wollte. Vielleicht bin ich altmodisch und sehne mich lediglich nach der alten Trilogie. Aber was solls?
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ACHTONG! ACHTONG! SPOILER ENDE!
Wenn ich die letzten 20 Minuten eines Films mit Tränen in den Augen verbringe, dann weiß ich, dass J.J. Abrams seinen Job richtig gemacht hat. Ich erkenne die Fehler,so wie ich sie auch schon bei der alten Trilogie erkannt habe. „Star Wars“ waren schon immer Filme, bei denen ich so einiges entschuldigt habe. Bitte erwartet von mir keine distanzierte und bösartige Abrechnung mir Abrams vermeintlich mutlosem Auftakt. Ich kann in dieser Hinsicht nur meinen Lieblingsfilm „Magnolia“ zitieren:
„My name is Donnie Smith, and I have lots of love to give.“
Ja, ich habe Liebe zu geben. Ich habe eine alte Liebe wieder entdeckt. Eine Liebe so groß, dass ich die finalen Minuten des Films geheult habe wie ein Schlosshund. Ich war endlich wieder zu Hause. Nachdem mich Lucas aus meiner liebsten Erinnerung gerissen hat, bin ich endlich wieder da. „Star Wars VII“ hätte vielmehr den Titel „Eine neue Hoffnung“ verdient. Denn jeder Gedanke an meine gestrige Kinoerfahrung sorgt für ein breites Grinsen. Wenn es ein Film schafft, dass keiner auf sein Handy sieht, jeder vor Ehrfurcht auf die Leinwand starrt und alles mit einem Applaus endet, dann ist das pure Magie. Da kann ich keine giftige Skepsis in mein Herz lassen, da will ich hemmungslos feiern. Mr. Abrams, ich möchte Sie nun zum Ritter schlagen!
„I was raised to do one thing... but I've got nothing to fight for.“
Und mit Richard Marquand auf dem Regiestuhl geht die erste „Star Wars“-Trilogie ihrem Finale entgegen. Einem Finale mit unübersehbaren Stärken aber auch den ersten Schwächen, die sich vor allem in der Prequel-Trilogie noch viel härter gezeigt haben.
Zu den eindeutigen Stärken von Marquands Finale gehören die abwechslungsreichen Schauplätze, die weit dynamischer sind als die ihrer Vorgänger. Endor und Tatooine bieten schier endlose Möglichkeiten zur Interaktion und werden auch ausreichen mit denkwürdigen Momenten gefüllt.
Langsam rennt alles seinem Ende entgegen. Das Geheimnis um Lukes Vater ist gelöst, Han Solo hat Bock Leia zu befruchten und Jar-Jar hat seinen geistigen Vorgänger gefunden. Wie mitgenommen ich von den hochemotionalen Ereignissen des Finales noch war, das hat mich dann doch überrascht. Vor allem die letzte Konfrontation zwischen Darth vader und Luke ist mir immer wieder eine Krokodilsträne wert, egal wie unterschwellig sexuell die Bemerkungen des Imperators auch sind. Das kann meine innige Liebe zu Darth Vader nicht zerstören. Auch George Lucas gruselige Nachbearbeitung nicht.
Auch „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ leidet nicht an der schleppenden Dramaturgie von Lucas Auftakt, sie ist sogar der actionreichste der drei Teile. Ohne die nervigen Slapstick-Einlagen der Ewoks wäre Marquands „Star Wars“ auch mindestens genauso toll wie sein Vorgänger. Es ist vor allem auch erstaunlich wie viele Schlüsselszenen aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ in den Kopf kommen, wenn man an die Trilogie als Gesamtwerk denkt. Denkwürdig ist auch, wie beliebt doch einige Charaktere sind, die dann doch erstaunlich wenig in den Filmen vorkommen. Man denke nur an Boba Fett, der nicht halb die Screentime hatte, die ich intern noch abgespeichert hatte.
Reden wir aber nicht weiter um den heißen Brei herum. „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ist ein perfekter Abschluss einer perfekten Trilogie. Da habt ihr den hemmungslosen Beweis für meine emotionale Befangenheit in Hinblick auf die „Star Wars“-Trilogie. Wehe J.J. Abrahms enttäuscht mich morgen...
„You couldn't bring yourself to kill me before and I don't believe you'll destroy me now.“
Endlich darf ich über meinen liebsten „Star Wars“ schreiben. Nicht dass ich schon oft genug betont hätte, dass ich fast alle mag, möchte ich hier nochmal eine Lanze für „Das Imperium schlägt zurück“ brechen.
Was Irvin Kershner mit dem zweiten „Star Wars“ gemacht hat, ist bis heute einzigartig im Franchise. Er hat sich einen gewissen Grad an Hoffnungslosigkeit erlaubt. Sein Film ist düsterer und zeitgleich spannender als Lucas Auftakt. Was zum einen an den unwirtlicheren Handlungsorten (Hoth) liegen mag, andererseits aber eben auch an der zunehmenden Erstarkung des Imperiums. Man sieht als Zuschauer viel Unglück ins Auge. Während Luke bei Yoda rumeiert, scheint es bei den Rebellen bergab zu gehen. Man fragt sich mit zunehmender Laufzeit ob Luke vielleicht ein falscher Hoffnungsträger ist.
Ohnehin ist „Das Imperium schlägt zurück“ ein Film fernab von der Aufbruchsstimmung des ersten Teils. In Lucas Film hab es Kriege zu schlagen aber eben auch zu gewinnen, hier kann man sich nicht in der Gewissheit wiegen, dass eines Tages alles gut wird, wenn man denn den Nachfolger nicht kennen würde.
Im Gesamten ist mit diesem Film, mal abgesehen von den bereits genannten „Star Wars“-Qualitäten, die ohnehin die alte Trilogie ausmachen, ein außergewöhnliches Stück für einen Blockbuster gelungen. Kershner entwickelt die Charaktere weiter, gibt ihnen Macken und erforscht zeitgleich deren emotionale Beziehung. Jetzt nicht auf dem Niveau eines Charakterdramas aber nicht ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Das mag zum einen an den tollen Darstellern liegen aber auch daran, dass man den Charakteren mehr Raum lässt. Der Zweikampf zwischen Darth Vader und Luke wäre ohne die emotionale Komponente nicht halb so intensiv.
„Das Imperium schlägt zurück“ ist zweifelsohne ein Meisterwerk. Kershner lässt keine Langeweile aufkommen, verlässt sich weiterhin auf Lucas kreative Meisterleistung und stimmt hier einen erwachseneren Ton an, der dem Ursprungsmaterial sehr zugute kommt.
„You like me because I'm a scoundrel. There aren't enough scoundrels in your life.“
George Lucas Auftakt zur Sterne-Trilogie kann man wohl als eine Art Grundstein bezeichnen. Hier läuft noch nicht alles so rund wie in Irvin Kershners und Richard Marquands Nachfolgern, jedoch fasziniert das detailliere „Star Wars“-Universum wie eh und je.
Sei es nun Luke Skywalkers Heimat Tatooine oder die furchteinflößenden grauen Schluchten des Todessterns, Lucas wusste damals wie man den Zuschauer in eine Welt ziehen kann. Selten hat mich ein Film auch heute noch so in seinen Bann gezogen. Ganz egal wie emotional verklärt ich gegenüber „Star Wars“ bin, noch nie hat ein anderer Sci-Fi-Film dieses spezielle Gefühl des puren Eskapismus erzeugt, wirklich nie.
Dramaturgisch lässt der erste Teil noch etwas zu wünschen übrig. Nach einem wirklich überzeugenden Auftakt verrennt sich Lucas etwas im Finale und lässt so bei der letzten Schlacht um den Todesstern einiges an Potential liegen. Wenn man eine derart detaillierte Einführung bekommt, sich in wunderbaren Sets wie der Cantina-Bar verlieren kann, dann sollte man eine spektakuläre Schlacht wie hier am Ende nicht so schnell abfrühstücken.
Letztlich ist das aber alles Kritik auf höchstem Niveau. Lucas zeigt viel Feingefühl in der Erschaffung seiner Welt und nimmt sich überraschend viele Bösartigkeiten für einen Kinderfilm heraus. Ende der 70er traute man den 6-12 Jährigen wohl noch Bar-Schlägereien und abgetrennte Körperteile zu. „Star Wars“ etabliert ein raues, hochinteressantes Universum und ganz nebenbei noch eine ganze Reihe an toll geschriebenen Charakteren, die man genau sowenig sterben sehen möchte wie unseren Protagonisten Luke. Perfekte Blockbuster-Unterhaltung eben.
„Hokey religions and ancient weapons are no match for a good blaster at your side, kid.“
Bei Filmen über reale Serienkiller muss man immer vorsichtig sein. In der ganzen Suppe an moralisch grenzwertigen Machwerken, gibt es nur ganz selten ein Kleinod wie z.B. „Henry – Portrait of a Serial Killer“. Der Serienmörder Fritz Haarmann verschuldete in den 20er Jahren den Tod von 24 jungen Männern. Mitte der 90er versuchte sich Romouald Karmakar an „Der Totmacher“, in dem Götz George Fritz Haarmann verkörpert.
Ein kleiner Raum, ein hässlicher Tisch, vor den Fenstern nur eine Mauer und im Raum befinden sich lediglich Fritz Haarmann (Götz George), Prof. Dr. Ernst Schultze (Jürgen Hentsch) und ein Stenograf (Pierre Frankh). Diesen Raum werden wir während der folgenden 110 Minuten nicht verlassen, wir sind Fritz Haarmann restlos ausgeliefert. Die Handlung besteht lediglich aus einer Befragung durch Dr. Schultze, welcher Haarmanns Schuldfähigkeit feststellen soll.
Bei derartigen Grundvoraussetzungen, macht man sich ja zunächst einmal sorgen. Wie soll ein simples Gespräch über fast zwei Stunden tragen, sehr ich mir jetzt über die ganze Zeit nur den hoch erhobenen, typisch Deutschen, Zeigefinger an? Nein und Nein. „Der Totmacher“ ist, um alle bösen Vorahnungen zu zerschlagen, ein höchst intensives Meisterwerk.
Eigentlich versuche ich mich mit solchen Worten zurückzuhalten, aber alles andere wäre bei Karmakars Film eine Untertreibung. Ein ähnlich gutes Kammerspiel habe ich seit „Die 12 Geschworenen“ nicht mehr sehen dürfen. So ein Film steht und fällt mit der Leistung seiner Darsteller und Jürgen Hentsch ist schon grandios. Götz George jedoch ist unfassbar. Was der Mann hier abliefert ist beängstigend und tragisch zugleich. Ein einzelner Satz aus Georges Mund hat ungeahnte Auswirkungen auf mich, die ich vorher nicht vermutet hätte. Hier treffen Naturgewalten aufeinander. Das pure Gespräch ist nervenaufreibender als man es jemals mit einer bloßen Darstellung von Haarmanns Taten erreichen könnte. Beim bloßen Gedanken an manche Szenen, läuft es mir jetzt noch kalt den Rücken herunter.
Am Rande der Gespräche erfährt man auch noch einiges über die Nachkriegszeit, die politische Radikalisierung vor dem zweiten Weltkrieg und das zerrüttete Rechtssystem. Auch Dr. Schultze schafft es nicht durchgehend die Contenance zu halten. Immer öfter gerät er in moralische Untiefen, die auch ihn in ein falsches Licht rücken. „Der Totmacher“ verweigert dem Zuschauer einen einfachen, moralischen Rückhalt und bietet Fritz Haarmann nicht als bloßes Ziel an, stellt ihn manchmal sogar als äußerst sympathisch dar. Karmakar achtet auf Details, erzählt mit Nebensätzen ganze Geschichten, und lässt den Film damit vielschichtiger werden, als man es bei dem Thema für möglich halten würde.
„Der Totmacher“ ist nicht nur ein Musterbeispiel für herausragende darstellerische Leistung oder einen hochspannenden Thriller, er ist vielmehr ein detailreiches, höchst unangenehmes Zeitdokument. Also ja, „Der Totmacher“ ist ein Meisterwerk. Anstrengend auf jeden Fall, dafür aber nicht weniger sehenswert.
"Das ist nicht viel, so'n Mensch. Sone Aktentasche unterm Arm."
Was passiert, wenn einem Mensch jegliches Gewissen fehlt? Die Frage haben sich schon einige Filme gestellt, jedoch wenige sind der Antwort so unangenehm nahe gekommen, wie James Francos „Child of God“.
Spätestens seit „Interior. Leather Bar.“, sollte den meisten Zuschauern klar sein, dass Franco anscheinend keine Lust auf einfache Stoffe hat. Mit „Child of God“ verfilmt er nun also einen Roman von Cormack McCarthy („No Country for Old Men“).
Lester Ballard (Scot Haze) hat genug von der Gesellschaft. Eigentlich hatte er schon immer genug davon. Als er aber von seinem Grundstück vertrieben wird, hat er die Schnauze voll. Er schnappt sich seine Siebensachen und besetzt eine Hütte an der Dorfgrenze. So ganz ohne Heizung und Nahrung scheint das erstmal anstrengend. Aber wofür hat Lester denn auf eine Flinte gespart?
Aus eigener Tasche finanziert, inszeniert James Franco hier einen zutiefst merkwürdigen Film. Mit Lester Ballard zerrt Franco einen Charakter in den Mittelpunkt, den man vielleicht nie wirklich kennenlernen wollte. Ballard ist ein Tier, eine regelrechte Bedrohung. Gesellschaftliche Konventionen kennt er nicht, er will nur überleben. Und seinen Spaß haben.
Scott Haze ist großartig. Nie gerät der Charakter Lester in die Untiefen der Lächerlichkeit, Haze schafft es alle Schlaglöcher großflächig zu umschiffen. Vielmehr kreiert er zusammen mit Francos Regie, eine fast schon dokumentarische Atmosphäre. Das lässt mich zwar manchmal seltsam teilnahmslos zurück, erzielt aber dennoch seine Wirkung.
Im Prinzip schaut man in „Child of God“ einem Raubtier bei der Arbeit zu. Das ist weder besonders schön gefilmt, noch angenehm anzusehen. Vielmehr ist Francos Film eine richtige Aufgabe. Ballard ist unzähmbar, er wehrt sich so vehement gegen eine Sozialisation, dass ich nicht selten Mitleid verspürt habe. Und das dürfte anhand seiner Taten eigentlich schwer fallen.
Es ist schwer einen Film wie „Child of God“ schmackhaft klingen zu lassen. Viele werden die
ersten 40 Minuten vermutlich entweder gelangweilt oder angeekelt durchstehen und dann erbost aufgeben. Wenn man sich aber auf die konsequente, schmuddelige Atmosphäre einlässt, dann kann „Child of God“ eine große Faszination für das Unzähmbare im Menschen erzeugen. Die finalen Szene gibt dem Film nochmal eine ganz besondere Note, die ich hier schwer beschreiben kann, mich aber sehr mitgenommen hat.
Wer sich zufällig mal in der Lage wieder findet, dass er Lust auf extrem sperriges, ungewöhnliches Kino hat, der sollte „Child of God“ eine Chance geben und einen festen Magen mitbringen. Eines kann man auf jeden Fall sagen:
James Franco hat Eier aus Stahl.
„Get off my fuckin' property!“
Was tun, wenn die eigene Tochter verschwunden ist? Vor allem dann, wenn man nicht mal mehr wirklich weiß, wie sie eigentlich aussah. Akikazu (Kôji Yakusho) steht vor ebendiesem Problem. Nachdem er seine Frau fast getötet hat, ist der Kontakt zur Familie etwas still geworden. Mit seinen Fähigkeiten als Ex-Cop will er nun seine Tochter finden, um zumindest einmal etwas Gutes zu tun. Denkt er.
Tetsuya Nakashima hat mit „Confessions“ einen richtig tollen Film abgeliefert, nachdem ich „The World of Kanako“ aka „Kawaki“ auf dem Fantasy-Filmfest verpasst habe, musste ich das nun dringend nachholen. Und siehe da, „Kawaki“ ist tatsächlich ein äußerst interessanter Film geworden.
Akikazu ist ein unsympathisches Arschloch. Jeder Charakter in diesem Film ist einem kranken Hirn entsprungen. Mit niemandem kann man sich wirklich identifizieren, denn nahezu jede Person ist zutiefst verachtenswert. Toll eigentlich, denn da macht es sich Nakashima nicht leicht. Mit Akikazu, der von Kôji Yakusho kongenial verkörpert wird, haben wie eine äußerst kontroverse Person als Protagonist. Über die Laufzeit wird Akikazu weder geläutert, noch zeigt er irgendeine Form von Reue. Er wächst sich nicht, schwitzt aus allen Poren, säuft wie ein Loch und schreckt auch vor blutigen Auseinandersetzungen nicht zurück. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Je tiefer Akikazu in die Welt seiner Tochter eindringt, desto tiefer wird auch der Zuschauer in diesen stinkenden Moloch aus Wahnsinn und Blut gesogen. „Kawaki“ ist, auch wegen seiner anstrengenden Inszenierung, eine regelrechte Tortur. Nakashima hat in seinen subjektiven Stakkato-Schnitt zwar sehr viel Mühe investiert, erschwert den Zugang zum Film damit aber enorm. „Kawaki“ könnte man mit einem viel zu schnellen Zug gleichsetzen, bei dem man jederzeit den Halt verlieren kann, wenn man sich nicht krampfhaft festklammert. Gerade die Party-Montagen waren mit ihrer schrillen Art eine Aufgabe für all' meine Sinne zur gleichen Zeit. Und ich bin Shion Sono bunte, poppige Art gewöhnt. Das hier ist die pure Übertreibung. Ich will damit nicht sagen, dass ich diese Idee verdamme, die Nakashima hier umsetzen wollte. Ich verstehe auch den Zweck der total übersteuerten Party-Szenerie, eine angenehme Erfahrung würde ich das trotzdem nicht nennen.
Was mich jedoch wirklich stört, ist die Nebenhandlung um einen gemobbten Jungen. Die Geschichte aus Kanakos Mittelschul-Zeit fährt jedes erdenkliche Klischee einer klassischen Mobbing-Geschichte auf und salzt diese lediglich mit einigen Übertreibungen. Irgendwo bin ich auch übersättigt von Bild eines sensiblen, dünnen Japaners, der von seinen Mitschülern gehasst wird. Das hab' ich mittlerweile schon viel oft gesehen, als das mit das noch an die Nieren gehen könnte. Bei diesem Charakter hab' ich mich ohnehin seltsam distanziert gefühlt. Ich wollte immer wieder zur Handlung von Akikazu zurück, dessen Darsteller auch bedeutend bessere Arbeit geleistet hat.
„Kawaki“ ist sicher ein Film, dem man eine Chance geben sollte. Manche werden ihn mit Lob überschütten und das kann ich absolut nachvollziehen. Einige werden ihn hassen aber auch das ist vollkommen verständlich. Ohne den großartigen Hauptdarsteller hätte ich, zugegebenermaßen, Schwierigkeiten gehabt diesem Blutbad zu folgen. Der Film ist eine ultrabrutale Dauerbeschallung, die an die Nerven geht, wenn man sich nicht darauf einlässt. In einer anderen Stimmung wäre ich vielleicht begeistert gewesen, heute wurde ich überrollt.
Alle Jahre wieder kommt ein Film von Steven Spielberg. Mittlerweile ist das Urgestein Spielberg aber leider kein Garant mehr für durchgängig gelungenes Kino. Da diesmal aber die Gebrüder Coen maßgeblich beteiligt waren und Tom Hanks oft eine sichere Nummer ist, habe ich mal einen Blick gewagt.
Es ist Anfang der 60er Jahre. Der Anwalt James B. Donovan (Tom Hanks) bekommt durch eine unglückliche Verkettung von Zufällen einen heiklen Auftrag. Er soll nach Ostberlin reisen und dort einen Austausch regeln. Der UDSSR-Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) soll gegen den Amerikaner Francis Powers (Austin Stowell) getauscht werden. Beide gerieten zuvor in Gefangenschaft, während Donovan sogar zuvor als Abels Anwalt fungierte. Es beginnt eine mühsame Verhandlung zwischen zwei zutiefst verfeindeten Systemen zum Höhepunkt des kalten Krieges und das auch noch hinter der Berliner Mauer, ungemütlicher kann die Lage kaum werden.
Als die ersten Aufnahmen auf die Leinwand projiziert wurde war mir bereits klar, dass ich mir diesen Film gerne ansehen werde. Spielbergs Cinematograph schafft mit seinen bestechend professionellen Aufnahmen sofort eine gewisse Atmosphäre, die durch die toll ausgestatteten Sets noch drückender wird. Wenn Donovan in den eisigen, grauen Straßen Ostberlins umherstreift, dann kann man die Kälte regelrecht auf der Haupt spüren. „Bridge of Spies“ ist eine optische Wucht sondergleichen.
Durch das Coen-Drehbuch bekommen wir auch gleich noch eine wunderbare Einführung zu jedem Hauptcharakter. Das langsame, aber trotzdem treffsichere, Tempo eines typischen Coen-Films bemerkt man an jeder Ecke. Für einen fast gänzlich über Dialoge funktionierenden Film wie „Bridge of Spies“ kommt nur seltenst Langeweile auf. Das liegt zum einen an der beeindruckenden optischen Verpackung aber auch an dem gut aufgelegten Cast, bei dem vor allem Mark Rylance als Rudolf Abel heraussticht. Die zurückhaltende und dennoch präzise Performance sucht in „Bride of Spies“ ihresgleichen, denn Rylance spielt selbst Hanks mühelos an die Wand.
Spielbergs neuester Film macht vor allem eines: Er funktioniert tadellos. Jedes Element greift ineinander und kommt zu einem spannenden, runden Ergebnis. Viel mehr als man nach „Lincoln“ erwartet hatte. Klingt toll, oder?
Wäre da nicht diese nervige, stereotypisierte Darstellung der Sowjets. Jeder Russe muss ein bisschen schmieriger sein als die Amis, jede Handlung etwas fieser. Wenn die Amis rücksichtslos sind, dann sind die Russen eben noch etwas rücksichtsloser. Dazu bieten viele Nebencharaktere eine sehr einfache Projektionsfläche für negative und positive Assoziationen. Die Verteilung von Charaktermerkmalen bei guten Amis, faulen Amis und bösen Russen fühlt sich an wie zweimal gegessen. Zu rechtschaffen ist mir Tom Hanks Charakter, zu wenige Kanten bieten seine Mitmenschen. Lediglich Rylance verleiht seinem Charakter etwas mehr Tiefe. Nach all' den Jahren hätte ich Spielberg etwas mehr Feinfühligkeit im Bereich der Graustufen zugetraut, vor allem weil „Bridge of Spies“ genügend Potential für eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem kalten Krieg gehabt hätte. Durch das schnulzige Ende und die böse, bösen Russen wurde mir diese Hoffnung leider zerschlagen.
Aber egal wie negativ der letzte Absatz jetzt klingen mag, „Bridge of Spies“ ist beileibe kein schlechter Film. Vielmehr ist diese Zusammenarbeit von Spielberg mit dem Coens ein herrlich gediegener, wunderschön in Szene gesetzter Film, den man sich sogar im Kino ansehen sollte. Hätte man es sich in Sachen Sympathieverteilung etwas von der typischen Hollywood-Vereinfachung freigemacht, dann hätte es „Bridge of Spies“ sicher in höhere Wertungssphären geschafft.
„Aren't you worried?“
„Would it help?“
Für Leute, die mit Knecht Ruprecht sozialisiert wurden, steht nun eine neue Dimension der Angst auf der Tagesordnung. Mit dem „Krampus“muss mein keine Angst mehr haben mit der Rute verprügelt zu werden, man wird gleich in den Höllenschlund gezogen. Die Österreicher haben einen kranken Sinn für Humor. Wir können uns aber erst einmal beruhigen, denn der Krampus schlägt zunächst einmal in Amerika zu. In einer spießigen Vorstadt-Siedlung. Wo auch sonst?
Tom (Adam Scott) und Sarah (Toni Collette) organisieren, wie jedes Jahr, ein Familientreffen zu Weihnachten. Eigentlich hat da niemand mehr wirklich Spaß dran, vor allem weil der andere Teil der Familie ein fieser Sauhaufen ist. Sarahs Schwester Linda (Allison Tolman) bringt ihren ganzen Clan, zusammen mit ihrer unerträglichen Tante Dorothy (Conchata Ferrell), mit. Als das Weihnachtsfest seinen negativen Höhepunkt erreicht, hat auch Sarahs Sohn Max die Schnauze voll und verliert seine letzte Hoffnung in eine harmonische Weihnacht. Mit dem zerreißen seines Wunschzettels ruft er jedoch eine sehr finstere Gestalt auf den Plan.
Nach „Trick r' Treat“ beweist Michael Dougherty erneut, dass er viel Liebe zum Genre im Blut hat. Während die erste des Films noch im Bereich der schwarzen Weihnachts-Comedy zu sehen ist, wird „Krampus“ später zum waschechten Creature-Horror. Wenn der Himmel dunkel wird und in der Nachbarschaft der Strom ausfällt, dann ist der „Krampus“ mit seinen Gehilfen unterwegs.
Jetzt erstmal einige Sachen, die ich an „Krampus“ richtig toll finde:
Zum einen verlässt sich Dougherty sehr wenig auf CGI und arbeitet in großen Teilen mich echten Puppen, was im Creature-Design sehr positiv zu Buche schlägt. Dass er sich hierbei auf eine österreichische Sage stützt, macht das Thema noch sehr viel interessanter. Die Erzählung aus der Sich des kleinen Max unterstützt die Märchen-Anmutung der Handlung noch weiter. Statt billiger Jumpscares bekommen wir viel Spaß und richtig gruselig aussehende Kreaturen.
Die tolle Ausleuchtung sowie die ungewöhnliche Kameraarbeit tun ihr Übriges um „Krampus“ zu einem atmosphärischen Highlight zu machen. Manchmal erinnern die schiefen Kamerawinkel sehr an Sam Raimis Horror-Meisterwerke und beschwören nicht selten deren atmosphärische Dichte herauf. Auch die Darsteller, darunter übrigens Wienerin Krista Stadler als Ösi-Oma, scheinen sichtlich Spaß an der Sache gehabt zu haben. Wenn die bösen Geister der Weihnacht hier ihr Unwesen treiben, erinnert das in seinen besten Momenten an Joe Dantes „Gremlins“.
Was man „Krampus“ vielleicht vorwerfen könnte ist, dass er hin und wieder etwas lautstark daherkommt. Statt dem subtilen Grusel viel Platz zu lassen, wird „Krampus“ oft zu einem optischen Dauerfeuer ohne große Schockmomente. Ich empfand' das nicht als wirklich störend, bei diesen Kreaturen wären nächtliche Angstzustände aber drin gewesen. Den Anspruch hat „Krampus“ aber nicht und darauf muss man sich eben einlassen.
Irgendwo ist „Krampus“ eine sehr gelungene Mischung aus klassischem Creature-Horror und einem urigen Vorstadt-Märchen. Michael Dougherty schafft, für einen Horrorfilm, bemerkenswert interessante Charaktere, die natürlich klischeebehaftet sind und zeigt eine große Liebe zum Detail. Sei es die furchteinflößende Aura des Krampus oder der melancholische Blick der Schneemänner, die Optik grenzt an Perfektion. Dass dem Film dann in den letzten paar Minuten etwas die Puste ausgeht ist nichts weiter als eine Fußnote. Neben dem „Babadook“ bisher mein Horrorfilm des Jahres.
„Saint Nicolas is not coming this year!“
Dass gute Horrorfilme eher von subtilen Schockmomenten profitieren, dass sollte jedem Genre-Fan klar sein. Echte Angst entsteht nicht im Blutbad, sie schleicht sich heimlich an und raubt einem den Schlaf. Nur wie „subtil“ darf ein Horrorfilm sein? „The Innkeepers“ hat da für einige Zuschauer wohl die Grenze überschritten, andere wiederum feiern ihn als Meisterwerk. Nach (wirklich tollen) Filmen wie „The House of the Devil“ oder „The Sacrament“ habe ich mich nun an „The Innkeepers“ gewagt...
Ti West hat ja schon mit „The House of the Devil“ bewiesen, dass er sich gerne mal an klassische Stoffe heranwagt. Mit „The Innkeepers“ haben wir es also mit Hotel-Horror à la „Shining“ zu tun. Claire und Luke sind beide Angestellte im Hotel „The Yankee Pedlar“. Da das altehrwürdige Gebäude in naher Zukunft geschlossen werden soll, müssen die letzten Tage entsprechend genutzt werden. Da bietet es sich an, mal das uralte Geheimnis des Hotels zu lüften. Luke behauptet, er habe hier schon mehrere Male einen Geist gesehen.
Zunächst einmal mutet „The Innkeepers“ eher wie ruhigerer Kevin Smith-Film an. Ganz im Stile von „Clerks“ und Co., langweilen sich Claire und Luke an der Rezeption, schlagen sich mit nervigen Hotelgästen herum oder trinken sich besinnungslos. Hin und wieder wird dann eben noch nach einem Geist gesucht, wo ist da schon der große Unterschied?
Wer keinen Spaß an einem langsamen, charaktergetriebenen Film hat, der wird sich die ersten 70 Minuten richtig gedulden müssen. Ti West baut hier extrem langsam Spannung auf, bis er sie dann schlagartig entlädt. Das ist dann auch verdammt unheimlich, nur manchen dürfte bis dahin die Geduld vergangen sein. Wer also kein Bock auf Slacker-Comedy mit etwas Horror hat, der sollte hier die Finger von lassen.
Ich bin aber nun einmal ein großer Fan von beiden Genres und habe mich außerdem sofort in Sarah Paxton verliebt. Da hatte „Innkeepers“ also schon gute Karten. Aber auch Ti West beweist hier mal wieder große Liebe zum Genre, die man kaum übersehen dürfte. So viel Liebe sogar, dass diese sich im besten Fall auf den Zuschauer übertragen sollte. Bei mir hat das geklappt. So soll das sein.
Am Ende ist „The Innkeepers“ keine leichte Nummer. Für Horrorfans dürfte er zu langsam sein, für Comedy-Fans zu ernsthaft. Ein Fan der älteren Smith-Filme ist hier an genau der richtigen Stelle. Ich hatte richtig Spaß und habe mich letztlich wirklich gegruselt. Trotzdem ist „The Innkeepers“ nicht Ti Wests Opus Magnum, dafür hat er mich nicht genug gepackt. Egal wie creepy das Finale auch sein mag, davor geht dem Film zu oft die Puste aus um sich mit „The House of the Devil“ vergleichen zu können. Wer also wirklich Geduld hat und nicht zwangsläufig in Horror-Stimmung ist, der sollte „The Innkeepers“ dringend mal ausprobieren. Ich war durchgehend amüsiert, was in diesem Genre selten vorkommt.
„Pessimism is just a higher form of optimism. If you expect nothing from people, then you go through life being pleasantly surprised.“
Zuerst einmal vorneweg: Während ich vor einigen Jahren schon Schwierigkeiten hatte, einen Zugang ins Bond-Universum zu bekommen, versuche ich es dieses mal erneut. Bevor ich mir „Spectre“ im Kino ansehe, werde ich mir alle Craig-Bonds zu Gemüte führen, koste es was es wolle.
Da ich in der Bond-Reihe sehr wenige Vorkenntnisse besitze, schreibe ich heute einfach mal schnell drauf los. Vorhang auf:
Nach einem Einsatz in Prag, erhält Bond frisch seinen Doppelnull-Titel. Einige Jahre später jagt er einen Bombenleger, bei dessen Liquidierung er halb Uganda in die Luft sprengt. Ob das jemandem geholfen hat? Man weiß es nicht. Jedenfalls scheint das M nicht sonderlich zu jucken, denn nun darf er sich mit dem gefährlichen Börsenspekulanten „Le Chiffre“ anlegen, der sich einiges an Geldsorgen eingehandelt hat. Seine letzte Rettung scheint ein Pokerspiel zu sein, welches Bond unbedingt gewinnen muss.
Also, vom Plot her reißt „Casino Royale“ keine Bäume aus. Jedoch schafft es Regisseur Martin Campbell bereits in der ersten Sequenz wahre Wunder auf die Flimmerkiste zu zaubern. Die Actionszene zu Beginn ist derart dynamisch und kunstvoll inszeniert, dass ich applaudieren könnte. Die schnellen Schnitte wirken nie überhetzt, die gesamte Umgebung wird zu Waffe und die Stuntmen müssen wirklich zeigen, was sie können. Wahnsinn, so muss Action aussehen. Auf diesem Niveau ist übrigens jede Actionszene angesiedelt, die eindeutig den Höhepunkt des Films darstellen. Zusammen mit Mads Mikkelsen, der den fiesen, aber irgendwie doch verzweifelnden Schweiß-Svend, Entschuldigung, Le Chiffre, verkörpert. Das wäre ja alles wunderbar, hätte der Film nicht so viele Tiefen. Die vielleicht auch aufgrund meiner fehlenden Bond-Erfahrung zu erklären sind.
Aber mal im Ernst Bond-Fans: Wie kommt ihr mit diesem gnadenlosen Sexismus klar. Noch nie habe ich Eva Green derart verschwendet gesehen. Dagegen war sie ja selbst in „300: Rise of an Empire“ (0/10 übrigens) eine selbstbewusste, emanzipierte Frau. Hier wird sie zunächst als eigenständige, wenn auch sehr klischeehafte, Persönlichkeit eingeführt, nur um sie dann später als Damsel in Distress zu verheizen. Dabei versaut Campbell noch den durchaus ansprechenden Twist und lässt ihn zu einer Klischeenummer verkommen. „Aber das gehört nunmal zu einem Bond dazu, Mensch“ - Das macht es für mich aber nicht besser. Es ärgert mich einfach und wird jemandem wie Eva Green nicht gerecht.
Interessant war es übrigens, dass man Bond hier als eine Art gebrochene Kampfmaschine konzipieren wollte. Eine tragische Figur unter einer unzerstörbaren Oberfläche. Das klappt auch in Ansätzen, jedoch war mir das nie wirklich konsequent genug, auch wenn ich Daniel Craig als eine exzellente Besetzung ansehe.
Ohne seine geniale Action und Mikkelsens tragischen Bösewicht, wäre „Casino Royale“ eine ziemliche Nullnummer von Film, die ich sehr schnell wieder vergessen hätte. So ist er ein gut funktionierender, viel zu langer, Actionfilm, der mir Sorgen bereitet. Warum? Vielleicht bin ich einfach nicht Bond-kompatibel. Da hilft nur eine Schocktherapie. Es folgen drei weitere Teile.
„If the only thing left of you was your smile and your little finger, you'd still be more of a man than anyone I've ever known.“ (gruselig, oder?)
Was kann man schon von deutschem Amateur-Splatter erwarten? Eine Szene die überfüllt ist mit Persönlichkeiten wie Andreas Schnaas, Olaf Ittenbach oder Jochen Taubert. Eigentlich ist es ganz schlimm, dass Jörg Buttgereit regelmäßig mit diesen Koryphäen in einen Topf geworfen wird. Nicht, dass die drei Originale unsympathisch wären, die haben aber leider außer viel Blut und miesen Darstellern nichts zu bieten. Nach „Nekromantik“ war ich schon begeistert, bei „Der Todesking“ bin ich jetzt überzeugt, dass Buttgereit genau meinen Geschmack trifft.
An sieben Wochentagen versucht sich „Der Todesking“ an schwierigen Themen wie Suizid, Amoklauf und Eifersucht. Jeder Wochentag erhält eine Episode, die nichts miteinander zu tun haben, lediglich Aufnahmen einer verwesenden Leiche halten das Geschehen zusammen. Das könnte jetzt unfassbar prätentiöser und lustlos gespielter Quatsch sein, den man lediglich auf kontrovers getrimmt hat. Nach „Nekromantik“ hatte ich das aber nicht erwartet und bin erneut heilfroh diesen Film gesehen zu haben.
Bereits in den ersten Minuten hat mich der Film gefangen. Die schwermütige, distanzierte Stimmung zieht in ihren Bann. Obwohl ich im Prinzip nur Menschen beim sterben zusehe, bin ich interessiert. Ich wundere mich über die fatalistische Stimmung im Film, bin fasziniert von Buttgereits großartiger Kameraarbeit. Diese feinfühlige, tiefschwarze Stimmung kann mir kein Laiendarsteller zerstören. „Der Todesking“ trieft vor morbider Atmosphäre. Aber eben doch nicht auf diese kranke, ekelhafte Art.
Buttgereit erlaubt den Blick in die letzten Minuten in graue Berliner Blockbauten. Der Film zeigt ein eintöniges, hoffnungsloses Berlin. Weit entfernt von kosmopolitischen Ruf, den die Hauptstadt heute genießt. Eine wahrhaft apokalyptische Stimmung, die mir die eigene Vergänglichkeit vor Augen geführt hat. Die Welle an Emotionen, die „Der Todesking“ in mir ausgelöst hat, mit der setzt sich niemand gerne auseinander. Aber gerade deswegen ist der Film so toll, weil er so total unangenehm ist. Er ist so roh wie „Nekromantik“, man kann fast die Kratzer im Zelluloid zählen. Aber bei all' der gezeigten Gewalt, bei der ganzen Melancholie hat „Der Todesking“ einen zutiefst menschlichen Kern. Obwohl mancher Dialog, aufgrund mäßiger Darsteller, wirklich heruntergeleiert klingt, kann man stets die Intention dahinter erkennen. Trotz augenscheinlicher Zusammenhanglosigkeit verliert Buttgereit nie den Fokus, treibt mich immer tiefer in dunkelste Ecken meines Verstands, nur um mich mit einem der schönsten finalen Sätze der Filmgeschichte wieder in die Welt zu entlassen. Wieder so ein Film, der mich prätentiös werde lässt, aber ich kann eben nicht aus meiner Haut.
„Der Todesking“ ist kein effekthascherischer Splatterfilm, er ist vielmehr ein humanistischer Film. Da wo „Nekromantik“ tiefe, verzweifelte Liebe zeigt, beschäftigt sich dieser Film mit dem Todestrieb, auf eine Art, wie ich sie noch nie erlebt habe. Er hat einen wunderschönen Soundtrack und hat mich in seiner Kreativität und optischer Finesse mehr als überrascht. Die Brücken-Episode u,das Konzert mit Bela B. und der Schlussatz werden mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Wer keine panische Angst vor Experimentalfilmen hat der sollte sich „Der Todesking“ dringend ansehen.
„Der Amokläufer ist der Märtyrer der Postmoderne.“
Wenn man sich die Ereignisse des Jahres 1971 in der Stanford University ansieht, ist schnell klar, warum der Stoff bereits drei Mal verfilmt wurde. Kyle Patrick Alvarez versucht sich nun an der vierten Verfilmung und auch der ersten, die sich versucht an die wahren Ereignisse zu halten. Also keine Toten, nur emotionale Folter. Ob das für einen Thriller reicht?
24 Studenten der Stanford University nahmen im Jahre 1971 an einem Experiment teil. Für 15 Dollar am Tag sollte ein teil der Männer den Gefangenen spielen, der andere Teil die Wärter. Unter einer ständigen Überwachung, soll nun also ein Gefängnisalltag simuliert werden. Wie schnell sich die gegebene Macht aber auf die Psyche der Wärter auswirkte, damit hätte wohl niemand gerechnet.
Bereits nach 20 Minuten von Alvarez 120 Minütigen Werk ist klar, dass man keine reißerischen Zusatz-Szenen braucht, um eine unangenehme Atmosphäre zu erreichen. Statt sich nur auf die Leiden der Gefangenen zu konzentrieren, legt er einen viel stärkeren Fokus auf die Experiment-Leiter. Diese haben in den vorangegangenen Verfilmung eher wenig Screentime gehabt, dabei waren diese ebenfalls stark an der Eskalation beteiligt. Ohnehin versteht sich dieser Film viel mehr als eine sachlichere Version der Vorgänger. Statt brutalen Thriller-Elementen und einfacher Schwarz-Weiß-Malerei, erforscht Alvarez viel mehr die Graustufen. Das macht „The Stanford Prison Experiment“ ungleich verstörender.
Durch zahlreiche Nahaufnahmen sind wir immer nah am Geschehen, näher als man es gern hätte. Noch immer macht mich der Stoff unglaublich wütend. Wütend darüber, wie schnell Menschen zu einem derartigen Verhalten fähig sind, wütend über die fehlenden Eingriffe der Leiter. Durch einen sehr guten Cast aus Jungdarstellern wie Keir Gilchrist, Tye Sheridan, Thomas Mann und Ezra Miller ist „The Stanford Prison Experiment“ auch durchgehend spannend. Gerade in der ersten Hälfte dreht Miller derart auf, dass er es locker mit Bleibtreus sehr guter Performance in „Das Experiment“ aufnehmen kann.
Mit der bereits vierten Verfilmung des gleichen Stoffes begibt sich Alvarez auf gefährliches Gebiet. Jedoch hat „The Stanford Prison Experiment“ einiges mehr zu bieten als eine thematische Verlagerung in die 70er. Er schuf die ruhigste, damit aber auch die mutigste Verfilmung. Durch starke Darsteller und die Konzentration auf das Wesentliche wird „The Stanford Prison Experiment“ zwar ein minimalistischer aber kein unspannender Film. Abgesehen von dem abgehackten, etwas holprigen Einstieg und dem, der Realität geschuldeten, leicht antiklimaktischen Ende, ist Alvarez ein richtig starker Film gelungen, der durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Manch' einem dürfte „The Stanford Prison Experiment“ sogar besser gefallen als das deutsche Original.
„But under no circumstances whatsoever, will you physically assault the prisoners in any way.“
Ich muss Vega in diesem Fall Recht geben. Ich bin mit den schlimmsten Befürchtungen reingegangen und war positiv überrascht. Auch wenn trank nie die Qualitäten seiner offensichtlichen Vorbilder erreicht, ist "FF" erfrischend anders. Für manche vielleicht langweilig, aber da wär' ein guter Film gewesen, wenn man das Finale nicht so in den Sand gesetzt hätte. So bleibt er immerhin interessant. Sehr schade drum, denn ich glaube dass Trank einiges auf dem Kasten hat.
Wer das große Glück hatte in seiner Schullaufbahn den Leistungskurs im Fach Englisch zu belegen, der wird um Shakespeare wohl nicht herumgekommen sein. Manche hatten wohl auch die große Ehre sein Werk „Macbeth“ zu lesen. Ich wurde mit diesem Glück gesegnet und war, zu meiner Überraschung, ziemlich angetan. Nun kommt Shakespeares epochales Stück, mal wieder, auf die Leinwand. Justin Kurzel, eigentlich ein ziemlicher Regie-Neuling, hat die Ehre in Roman Polanskis und Orson Welles Fußstapfen zu treten.
Ab jetzt wird mein Kommentar leichte Spoiler enthalten, wer also „Macbeth“ nicht gelesen hat, der sollte vielleicht Abstand nehmen. Wobei die Kenntnis des Stückes dem Filmgenuss nicht schadet.
Wir befinden uns im mittelalterlichen Schottland. Macbeth, dem Than von Macdonwald, erscheinen drei Hexen während einer zerstörerischen Schlacht, die ihm die schottische Krone vorhersagen. Er berichtet seiner Frau von diesem Vorfall, welche fortan mit ihm den Mord an König Duncan plant. Nach der erfolgreichen Tötung des Königs verfällt Macbeth in eine Mischung aus Machtgier und Paranoia, eine Mixtur, die viele Menschen das Leben kosten wird.
Nach dem zutiefst verstörenden Film „Die Morde von Snowtown“ war ich unheimlich gespannt auf Kurzels Verfilmung von „Macbeth“. Nach der Verkündigung, dass Michael Fassbender und Marillon Cotillard die Hauptrollen übernehmen würden, waren meine Erwartungen bereits in astronomische Höhen geschossen. Ich wurde nicht enttäuscht.
Noch nie war Schottland derart gruselig, noch nie habe ich derart tote Augen gesehen. Jede Sekunde in Kurzels Macbeth ist erfüllt mir einer Morbidität, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. „Macbeth“ als zutiefst verstörter Kriegsveteran, gefangen in unendlicher Angst vor Verlust. Fassbenders Darstellung ist atemberaubend und in Kombination mit Kurzels düsterer Cinematografie geradezu furchteinflößend. Viele haben sich über die undeutliche Aussprache beschwert, jedoch dürfte jede fehlende Textzeile wunderbar in den Gesichtern abzulesen sein.
Kurzels „Macbeth“ ist ein sehr bildgewaltiger Film. So bildgewaltig, dass man ihm einen falschen Fokus vorwerfen könnte, da er ja schließlich auf einer literarischen Vorlage basiert. Dieser „Macbeth“ transportiert wohl nicht jeden Dialog in seiner reinsten Form, ist aber auf emotionaler Ebene eine wahre Offenbarung. Ich habe mich nach diesem „Macbeth“ elend gefühlt, als ob etwas in mir abgestorben wäre. Ein heftiger Vergleich, aber Kurzels Filme scheinen diese Wirkung auf mich zu haben. Auch „Snowtown“ hat mich schon sehr bestürzt.
Im Übrigen sollten noch einige Dinge nicht unerwähnt bleiben. Zu dem nahezu perfekten Mix aus finsterer Poesie und Fontänen aus Blut, gehört nämlich nicht „nur“ Fassbenders Performance, die ganze Riege aus britischen, schottischen und französischen Darstellern gibt alles. Cotillard zum Beispiel ist als Lady Macbeth zwar nicht ganz die bösartige Furie, die man aus so mancher Theaterversion kennt, verleiht ihrer Rolle jedoch mit ihrem zurückhaltenden Spiel eine ganz neue Ebene.
Die komplette Vielfalt an Gedanken meinerseits zu „Macbeth“ lassen sich unmöglich so kurz zusammenfassen, am Ende bleibt die Begeisterung. Der rote Abspann, die finalen Szenen und die gesamte Atmosphäre des Films haben mich in eine andere Welt transportiert und Jed Kurzels kongenialer Soundtrack hat mir den Rest gegeben. Trotz einem etwas zähen Weg zum Finale, bleibe ich verliebt zurück und möchte jedem raten einmal einen Blick in die abgründigste Version von „Macbeth“ zu werfen.
„Life's but a walking shadow. Honor. Love. Friends. But in there's death. Curses.“
Und alle Jahre wieder kommt ein pädagogisch sehr wertvoller Film um die Ecke geschlichen. Ein Film den ganze Reihen von Lehrern im Unterricht zeigen und freudige Reaktionen der Schüler erwarten. Dass die Hälfte dabei aufs Handy glotzt oder einfach schläft, das gehört dabei zum guten Ton. Aber ist „4 Könige“ ein Film, der wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte?
Die Handlung dreht sich um ein paar junge Erwachsene in einer Psychiatrie. Fedja (Moitz Leu), Alex (Paula Beer) und Lara (Jella Haase) sind nicht die besten Freunde, bis der aggressive Timo aus der geschlossenen Anstalt in ihren Alltag eindringt. Der attraktive Glatzkopf macht den Drei erst Angst, macht jedoch schneller eine Entwicklung durch, als man es für möglich hält. Werden die vier etwa noch zu besten Freunden?
„4 Könige“ ist ein Film über Zusammenhalt, das Anderssein und letztlich über die alltäglich Leiden verstörter Kinder. Kann man so einen Film böse sein? In diesem Falle eigentlich nicht, denn Regisseurin Theresa von Eltz hat das Herz am rechten Fleck, das merkt man. Auch die, durch „Fack Ju Göhte“ bekannte, junge Schauspielerin Jella Haase steckt alles in ihre Rolle. Aber bei all' dem Herzblut hat wohl niemand über Originalität nachgedacht.
Der Film spult lediglich ein Programm ab, welches spätestens seit „Einer flog übers Kuckucksnest“ bekannt sein sollte. Man hat schon gefühlt tausende Produktionen mit ein und demselben Inhalt gesehen. Dazu gibt sich zwar jeder Darsteller Mühe, leider geraten dabei aber auch einige an ihre Grenzen.
Jella Haase spielt im Prinzip nur eine harmlosere Version ihrer Chantal, Fedja und Alex haben eh' nicht viel zu sagen und Timo beschäftigt sich den Hauptteil des Films mit aggressivem Stieren und unkontrolliertem Schlagen und Brüllen. So als ob man grade mal auf „YouTube“ die Worte „Aggressive Zwangsstörung oder so“ eingegeben hätte. Danach sieht das dann auch aus, denn überzeugt hat das zu keiner Sekunde.
Der einzige Kniff, den Von Eltz sich erlaubt, ist es, den Film an Weihnachten spielen zu lassen. Die allgemeine Traurigkeit am mutmaßlich fröhlichsten aller Feste ist ein interessantes Thema und rettet den Film vor dem Totalausfall.
Am Ende ist „4 Könige“ kein ärgerlicher Film. Man merkt ihm an, dass man einen Film für mehr Toleranz kreieren wollte, einen Film für mehr Verständnis in der Gesellschaft. Ich habe so etwas nur leider schon zu oft gesehen und konnte außer mittelmäßigem Schauspiel und Schnee-Setting nichts Neues im Film erkennen. Ich sehe schon die Schulklassen vor mir, die dann im Unterricht „4 Könige“ ansehen müssen und sich fragen werden: Sind Filme nur dann pädagogisch wertvoll, wenn darin viel geschwiegen wird?
„Lara, was vermisst du an Weihnachten?“
Super sympathischer Film mit einer ebenso sympathischen Crew. Was ich schon auf dem FFF erfahren durfte, das wird hier wieder bestätigt. Mir völlig unverständlich, warum die Reviews zu "Stung" derart unterirdisch ausfallen.
Horror-Oktober #9:
Vor zwei Jahren haben sich so einige Zuschauer über den schwachen Plot von „Pacific Rim“ beschwert. Mir hat das den Spaß an dem großangelegten Action-Spektakel nicht zerstört, dass ich mich einmal an Gullermo del Toros Optik satt sehen könnte, dass hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
Edith Cushing (Mia Wasikowska) will Schriftstellerin werden, hat nur in Sachen Liebe alle Hände voll zu tun. Nimmt sie jetzt den knackigen Dr. Alan McMichael (Charlie Hunnam) oder den mysteriösen Thomas Sharpe (Tom Hiddleston). Will sie in einer Arztpraxis versauern oder rote Erde von einem alten Gemäuer kratzen? In jedem Fall kann sich Edith auf Ärger gefasst machen. Da hat sie Glück, dass die Geister in dieser Geschichte wohl nur eine Metapher sind.
Nach dieser dürftigen Zusammenfassung einer noch dürftigeren Handlung, fange ich nun aber erst einmal mit dem positiven an.
Schon am Nachnamen der Hauptrolle, kann man del Toros Liebe zum klassischen Horror aus dem Hause Hammer erkennen. Folgerichtig sehen wir also einige, stilechte viktorianische Kleider über die Leinwand huschen. In Sachen Optik ist „Crimson Peak“ über jeden Zweifel erhaben. Der Film atmet die Atmosphäre alter Horrorfilme. Das namensgebende Haus könnte fast als Hauptcharakter durchgehen, so eindringlich ist seine Präsenz. Was kann bei del Toros optischem Talent und diesem Cast dann eigentlich noch schiefgehen? So einiges, wie ich schmerzhaft feststellen musste.
So schön wie „Crimson Peak“ auch aussieht, so leer ist der Film leider überall sonst. Die Handlung um Geister, gefährliche Liebschaften und Verrat, würde eigentlich genug hergeben um Spaß zu machen, lähmt aber eher mit verheerendem Leerlauf. „Crimson Peak“ ist schnulzig, die Darsteller wirken gelangweilt und die ganze Chose wird gegen Ende sogar unfreiwillig komisch, was traurigerweise sogar der unterhaltsamste Teil des Films war. Warum man „Crimson Peak“ als Horrorfilm vermarktet hat ist mir auch ein Rätsel, denn die Geister haben im Prinzip keinerlei Einfluss auf die Handlung und sind zu keinem Zeitpunkt gruselig. Nett gemacht aber sicher nicht furchteinflößend. Man erfährt auch nie so richtig was für eine Metapher die Geister jetzt sein sollen. Mit Edith Funktion als Schriftstellerin verleiht man dem Film lediglich einen Meta-Anstrich, der durch seine seltene Nutzung aber im Nichts verpufft.
Nachdem mich das Production-Design fasziniert hat, hatte „Crimson Peak“ leider nichts weiter zu bieten. Für trashigen Spaß ist der Film zu langweilig, für einen Horrorfilm zu ungruselig und für eine Romanze zu flach. Ohne die grandiosen Bilder wäre der Film nichts weiter als seichtes Sonntags-Vormittags-TV nur mit mehr Blut und weniger Farbfiltern. Kann man sich getrost schenken. Folgendes Zitat sollte man also wörtlich nehmen:
„Hüte dich vor Crimson Peak!“
Verdammt, „Black Mass“ ist ein außerordentlich gut gespielter Film. Nicht nur Johnny Depp brilliert eigentlich in jeder Sekunde seiner Screentime, auch Kevin Bacon, Peter Saarsgard und Adam Scott, geben eine herrlich raue Performance ab, die super in einen spannenderen Gangsterfilm gepasst hätte.
James „Whitey“ Bulger ist der fieseste Motherfucker in South Boston. Nachdem er 9 Jahre in Alcatraz verbracht hat, wird er zum erfolgreichen Kleinganoven und geht für sein Dasein gerne mal über Leichen. Gleichzeitig ist er liebender Familienvater, hat einen Bruder in der Politik und ist Spitzel für das FBI. Dass er seinen FBI-Freund Connolly (Joel Edgerton), mit dem er aufwuchs, damit schamlos als Sprungbrett ausnutzt, ist ihm dabei völlig egal. Innerhalb der 80er Jahre steigt Bulger zum größten Syndikats-Boss Bostons auf, während ihn niemand aufhalten kann.
Wenn der Hauptdarsteller eine gefühlt 5 Meter dicke Maske trägt, dann sollte man sich ja öfter mal in Acht nehmen. Hier hat es sich ausgezahlt. Die eisblauen Augen des blassen Glatzkopfs Bulger (Johnny Depp) können den Zuschauer das Fürchten lehren. Immer wenn er zu sehen ist, scheint der Raum kälter zu werden. Einige Momente mit Whitey sind derart intensiv, dass man wirklich froh ist, dass Depp hier alles zeigt, was er kann. Nur auf eine gewisse Art und Weise, reichte mir das nicht. Nein, „Black Mass“ ist beileibe kein schlechter Film, jedoch blieb er für mich so blass, wie die Haut seines Hauptcharaktesr.
Bei all ' seinen positiven Seiten nämlich, fühlt sich „Black Mass“ einfach muffig an. Wie ein Mantel, der zwar noch immer geil aussieht, aber bereits oft getragen wurde und heute nach Mottenkugeln riecht. Ich hatte auch gute Zeiten mit dem Mantel, kann den Geruch aber nicht mehr ignorieren. Obwohl „Black Mass“ gute Vorsätze hat, musste ich mich mit sehr viel Leerlauf auseinandersetzen. So detailliert, der innere Kampf von Joel Edgertons Charakter auch beschrieben wird, so wenig kann ich seine Loyalität gegenüber Bulger nachvollziehen. Ist eir ein bloßer Nutznießer oder einfach nur naiv? Das sind eigentlich interessante Fragen, die aber gerade durch Edgerton nicht besonders abwechslungsreich porträtiert werden. Nämlich abgesehen von diesem Konflikt, gibt sich der Film mit Standardware zufrieden. Man versucht verzweifel Bulgers Charakter zu umrahmen und ihn durchgehend beängstigend wirken zu lassen, obwohl Depp das schon ganz alleine geschafft hätte. Durch seine bloße Präsenz hat mir Depp mehr Angst eingejagt, als in allen obligatorischen Interview-Szenen mit seinen Kumpanen. Ich finde Bulger nicht unheimlicher, nur weil das zusätzlich noch 20 Mal erwähnt wird. Das kostet den Film Tempo, lässt ihn zu einseitig werden.
Gerade nach „Crazy Heart“, bin ich sicher, dass Scott Cooper mehr zu erzählen hätte. Die Erkenntnis, dass James Bulger ein übler Dreckskerl war, die reicht für 122 Minuten nicht. Man kann „Black Mass“ natürlich trotzdem gut ansehen. Wer von dürftigen Rahmenprogramm absehen kann und sich dem grandiosen Schauspiel Johnny Depps vollkommen ausliefern möchte, der wird hier seinen Spaß haben. Ich war zu abgelenkt vom Rest, um hier einen wirklich guten Film herauslesen zu können.
Abschließend noch ein Zitat aus einer der besten Szenen im Film:
„You were just saying? "Just saying" gets people sent away. "Just saying" got me a nine-year stretch in Alcatraz, you understand? So, "just saying" can get you buried real quick.“
Horror-Oktober #8:
Wer sich ein wenig mit dem kanadischen Regisseur David Cronenberg beschäftigt hat, der wird wissen, dass der große, weißhaarige Kerl meistens seine Drehbücher selbst schreibt. Dass das auch mal weniger gut ausgehen kann, hat 2011 „Eine dunkle Begierde“ unter Beweis gestellt. Wenn ein Film dann noch nach einem Stephen King-Roman verfilmt wurde, dann sollte man gleich zweimal vorsichtig sein. Aber ich vertraue einfach auf Cronenberg und Christopher Walken.
Nach einem Unfall hat Johnny Smith plötzlich seltsame Erscheinungen. Er kann die Zukunft, teilweise auch Vergangenheit, fremder Menschen sehen. Schnell wird er bekannt als „Der Mann mit dem zweiten Gesicht“. Als er durch einen Zufall ein schreckliches Ereignis in der Zukunft sieht, beschließt er etwas an seiner Vision zu ändern.
Wie von Cronenberg nicht anders zu erwarten, schafft er der etwas statischen King-Geschichte das nötige Leben einzuhauchen. Man muss das kalte Spiel der Figuren mögen, denn es gehört schon einiges an Gewöhnung zu fast 100 Minuten mit Christopher Walken. Wer sich aber auf die zurückhaltende Art des Films einlassen kann, der wird letztlich belohnt.
Während ich Anfangs zwar interessiert war, der langsame Erzählfluss meine Geduld aber oft auf die Probe gestellt hat, war ich am Ende durchgehend gespannt. Ab dem Auftreten von Martin Sheens Charakter wird die Geschichte zwar etwas plakativer, dafür erhält sie aber ungeahnte politische Dimension, die durchaus verstören kann.
Cronenbergs Adaption von „Dead Zone“, aus der später soga eine Serie gemacht wurde, ist damit zwar nicht wirklich Horror, aber ein hochspannender Thriller mit Horror-Elementen. Düster und elegisch schieben sich die Bilder über meine Flimmerkiste, und ich weiß mal wieder warum der Mann mein Lieblingsregisseur ist. Nicht sein bestes Werk, aber noch immer ein sehr guter Film mit einem eindringlichen Soundtrack von Michael Kamen, der eine nicht weniger beeindruckende Arbeit als Howard Shore abliefert.
"Bless me"? Do you know what God did for me? He threw an 18-wheeled truck at me and bounced me into nowhere for five years! When I woke up, my girl was gone, my job was gone, my legs are just about useless... Blessed me? God's been a real sport to me!“
Ich hätte mir wirklich eine bissige Satire erhofft. Aus Timur Vermes witzigem, aber etwas zahnlosem, Buch eine Art böseren Hitler-“Borat“ machen. Mein Gott, was habe ich daneben gelegen. Dabei sollte ich als jemand, der „Feuchtgebiete“ mochte, doch eigentlich alles mögen. Dachte ich, bis heute Abend.
Polit-Satire ist ja immer so eine Sache. Gerade wenn man ein größeres Publikum ansprechen will, dann setzt man sich schnell mal zwischen zwei Stühle oder gar mehr. David Wnendts Mischung aus realen Aufnahmen und gescriptetem Material lässt nun also Hitler in das moderne Berlin zurückkehren. Oder nach Sylt? So sicher war ich mir da manchmal nicht mehr.
Dass der neuerdings aufkeimende Rechtsruck nichts Schönes ist, das sollte jedem bereits bewusst sein. In Sachen „PEGIDA“ oder der sogenannten „Flüchtlingskrise“ könnte „Er ist wieder da“ seinen Finger also tief in die Wunde drücken. Denn an Aktualität fehlt es ihm nicht. Bereits nach 15 Minuten stellt sich aber eine ganz andere Marschrichtung heraus. Hitler als Klamauk, der mit erhobenem Zeigefinger das Offensichtliche predigt.
Das Rezept ist einfach. Man stelle einen stammelnden NPD-Idioten vor die Kamera und entlocke ihm fremdenfeindliche Aussagen. Wie entlarvend. Wie subversiv.
Die Frage ob denn so etwas wie der Nationalsozialismus noch einmal in Deutschland möglich wäre, schwebt natürlich über dem ganzen Film. Eindeutig kann man das natürlich nicht beantworten. Das haben auch schon einige Filme mehr oder weniger gut versucht. Der plakativste Versuch ist jedenfalls „Er ist wieder da“ gelungen. Denn der gibt sich lieber mit dümmlichen Witzen und gelegentlichen Einblendungen von „Interviews“ aus. Die Frage ist bei Alledem natürlich was denn hier wirklich real war. Denn genau das ist auch nicht immer auszumachen. Vor allem der „Einbruch“ in die Bundeszentrale der NPD ist eindeutig gescripted und verliert damit jegliche Aussage. Der Film ist wie ein Witz ohne Pointe, den man verzweifelt auf zwei Stunden strecken wollte.
An einer Stelle im Film werden sogar Witze vorgelesen. Wenn man sich zugunsten einer Meta-Wichserei dann noch weit von der Vorlage entfernt und einen Pseudo-Fight-Club Twist einbaut um noch das hippe Cineasten-Publikum abzugreifen, dann ist ein Punkt erreicht an dem ich selten angelange. Statt dem Publikum einen Spiegel vorzuhalten, so wie man es anscheinend vorhatte, wird das niedrigste Humorzentrum im Hirn bedient. Mut- und zahnlose Provokation damit die Kasse klingelt. Ohne neue Ideen und ohne jemals nachdenklich zu stimmen. Lediglich die letzten zwei Minuten lassen etwas wie Bösartigkeit durchblicken, das bleibt leider auch der einzige Lichtblick. Dabei ist Oliver Masucci als Hitler nicht verschenkt, der Kerl kann was. Ich verbleibe wütend und enttäuscht. Ansonsten einfach „Borat“ gucken, denn der ist im kleinen Finger schön scharfzüngiger und satirischer als Wnendts Machwerk.
Wenn ein Star in seiner eigenen Biographie mitmischt, dann kann da schnell mal was schiefgehen. Das geht von selbstverliebter Augenwischerei bis hin zu einem mutlosen Abspulen vergangener Meilensteine. Da ich Nick Cave wirklich sehr gerne mag, wollte ich natürlich „20,000 Days on Earth“ mal sehen.
Wir erleben einen fiktiven Tag in Nick Caves Leben. Mittlerweile lebt der gealterte Musiker in Brighton und arbeitet mir Warren Ellis an einem neuen Album. Wir sehen einen Tag voller Begegnungen, während Cave immer wieder über seine Kunst sinnieren darf.
„20,000 Days on Earth“ ist eigentlich näher an einem Jarmusch-Film dran, als an einer klassischen Biographie. Das ist aber auch gut so. Ian Forsyth und Jane Pollard machen Caves Werk fühlbar, bilden es nicht einfach nur ab. Schaffen einen 97-Minütigen Strom aus genialen visuellen Ideenund purer, melancholischer Poesie. Natürlich nicht frei von Prätention. Aber so ist Nick Cave eben, wer diesen Teil seiner Kunst nicht mag, der wird hier keinerlei Spaß haben.
„20,000 Days on Earth“ ist kraftvoll und schwer zugleich. Ein außergewöhnlicher Musikfilm, der mich wirklich überrascht hat. Während der Film Anfangs noch eine Richtung sucht, diese aber nicht richtig zu finden scheint, entwickelt er sich schnell zu einer wirklich ergreifenden Reflektion über Caves leben. Manche Szenen erhalten leider in Anbetracht der tragischen Umstände dieses Jahres einen besonders düsteren Anstrich.
Wer sich also auf mutmaßlich prätentiösen Kunst-Kitsch einlassen kann, sich auf Gast-Auftritte von Kylie Minogue, Warren Ellis und Ray Winstone freuen kann und mehr über Caves Auffassung seines Werkes erfahren will, der ist hier wirklich gut bedient. Das Ende gehört zum besten, was der Musikfilm zu bieten hat und überschattet selbst die kleinen Fehler des Filmes. „20,000 Days on Earth“ endet mit purer Schönheit, was will man mehr?
„My biggest fear is losing memory because memory is what we are. Your very soul and your very reason to be alive is tied up in memory.“