Seraph - Kommentare

Alle Kommentare von Seraph

  • 9 .5
    über Shogun

    Das Finale lässt mich offen gestanden etwas ratlos zurück.

    Ich habe selten eine Serie so sehr gehyped und Woche für Woche verteidigt wie Shogun. Ich war hin und weg, von Minute 1 an. Verliebt, verschossen...ich war mir sicher, es zieht in meine ewige Top 3 ein. Beispielzitate dazu von mir aus den letzten Wochen in privaten Chats zu Freunden:

    "Shogun ist die geilste Scheiße seit geschnitten Brot"
    "Diese Serie ist einfach nur pures Gold"
    "Locker fünfzig tattoowürdige Zitate pro Folge"
    "Könnte sich auf eine Stufe mit Game of Thrones für mich mausern"
    "Extrem doppelbödig, komplex und voller Spannung"
    "Der Score von Atticus Ross ist ein Ohrenschmaus"
    "Absolute premium Folge: zwei mal fast geheult, Angst gehabt, geschaudert, mitgefiebert, geil geworden...alles. Absolut unklar."
    "Aktuell sehr nah an einer 10 von 10"

    Doch dieses ereignisarme Ende lässt mich mein bisheriges Urteil überdenken und die Gesamtwertung erst einmal von 9.5 auf 9.0 senken.

    Bei allen anderen Folgen habe ich mehr Emotionen gespürt. Bei allen anderen Folgen gab es für mich mehr Lehren für's Leben. Mehr überragende Kostüme. Mehr denkwürdige Zitate. Mehr Gewaltausbrüche. Mehr Moneyshots. Dies alles lässt die letzte Folge ziemlich vermissen. Alles plätschert in einem noch viel langsameren Pacing als die ganze restliche Serie vor sich hin und man fragt sich, wann denn der große Klimax endlich kommt. Die Entladung, auf die man nun seit Wochen lang gewartet und draufhin gefiebert hat. Aber diese kommt nicht. Nie.
    Die Gesamtheit wird in einem Kunstgriff aufgelöst, mit dem man sich viel Budget spart. Sehr viel. Und solche Kniffe mag ich persönlich einfach nicht so gern. Ich hätte lieber die angesprochene Entladung gesehen, gern in seiner vollen Blüte und über die komplette Folge hinweg. So endet Shogun auf eine gewisse Art und Weise ein bisschen mit "blue Balls". Lange am Edgen gewesen für relativ wenig Outcome. Schade und eine echt bittere Pille für mich.

    Ich kann daher unter dem Strich nur hoffen, dass dieser Abschluss vielen anderen Menschen weitaus besser gefällt als mir. Weil hier ist man wirklich komplett anti-Mainstream gegangen, in jederlei Hinsicht. Oh man.
    Was machst du nur mit mir, Shogun? So viel Spannung, so viel Tragik, so viel Epik, so viel Kultur...und das alles für diese verpuffende Silvesterrakete.

    Naja wie dem auch sei. Zweifelsfrei trotzdem sehenswert und nahezu uneingeschränkt jedem zu empfehlen. So geht Fernsehen.

    MfG 9 atemberaubende Meisterwerkboliden auf der Zielgeraden abwürgen

    13
    • 7

      Ich fand ihn erstaunlich lustig, muss ich zugeben. Hat mich mit dem dynamischen Duo an Cartouches Seite sehr oft an die Bud Spencer/Terrence Hill Filme oder später Face und BA vom A-Team erinnert. Und vor allem die Szene auf dem Schlachtfeld war ja wohl zum Schießen komisch. Aber das ist natürlich völlig subjektiv.

      Das Frauenbild in dem Film fand ich beispielsweise wiederum grausam, also dahingehend ist er in meinen Augen sehr schlecht gealtert. Cartouche nimmt sich was er will und wird sehr oft extrem übergriffig. Frankreich, ja... Zeitkolorit, I know... Aber das geht heute trotzdem nicht mehr so durch. Da können die beiden Frontrunner-Mädels noch so zeitlos schön sein und zum Anschmachten einladen.

      Belmondos Schauspiel geht für mich auch nicht so wirklich klar. Er hat in der Regel genau zwei Gesichtszüge auf Lager: trotziger Schmollmund und leicht dümmlich-treues Lächeln mit sichtbaren Zähnen. Beim Rest definiert er sich nahezu rein über Körperlichkeiten. Finde ich schade und erinnert mich bisweilen ungemütlich an moderne Schönlinge wie Reynolds oder Gosling, die auch nicht die besten Charakterdarsteller sind und sich oft zu viel auf ihren Göttergenen "ausruhen" ( - trotz zugegeben vereinzelter individueller Höhepunkte wie beispielsweise Deadpool oder Drive). Naja wie dem auch sei. Man muss ja nicht jeden Schauspieler mögen, auch wenn er Legendenstatus hat.

      Insgesamt trotz des Gelbstiches schöne bunte Bilder und viel kurzweiliger Klamauk mit gutem Pacing für so einen "alten Schinken"; mir war jedenfalls zu keiner Minute langweilig. Die Kritikpunkte von oben halten ihn aber von hohen Wertungen ab und lassen mich nur bei einer 7 zurück.
      MfG

      23
      • 6 .5

        Obgleich er nur hundert Minuten geht, war er leider ein wenig langatmig. Speziell im ersten Drittel ist mir das aufgefallen. Man kommt schlecht rein, kaum Charaktere sind sympathisch oder relatierbar, und das Wort "Adressen" wird derart übertrieben oft benutzt, sodass es einen irgendwann nur noch nervt. Dieses ständige Gemeckere der angestellten Verkäufer über ihre Arbeitsumstände gefällt mir obendrein auch nicht besonders. Das erinnert nur zu gut an ähnlich gelagerte Kollegen im Hier und Jetzt der realen Welt, die einfach Tag für Tag nur das Schlechte sehen können und wollen, anstatt sich endlich umzuorientieren oder mal zu versuchen, einen Perspektivwechsel zu betreiben und aus dieser ewigen Hassspirale auszubrechen. Es ist nicht alles schlecht, auch für die Arbeitenden im vorliegenden Film nicht. Aber ich schweife ab.

        Ich habe mich jedenfalls auch im Voraus zu sehr vom Cast beeindrucken lassen und daher insgesamt leider mehr erwartet. Vor allem mehr als endlose Dialoge um Arbeitsumstände (s.o.), Verkaufstelefonate, sowie persönliche Beleidigungen, die ungewöhnlich stoisch hingenommen werden (und dadurch minimal unrealistisch wirken). Darüber hinaus war die deutsche Synchro schlecht und ich hätte im Nachhinein betrachtet viel lieber O-Ton schauen sollen; Baldwin hatte nur eine einzige Szene im ganzen Film aka wurde nach seiner überragenden Rede einfach verschwendet; und Arkin ging gegen Spacey, Harris, Pacino und natürlich Lemmon komplett unter. Das liegt aber fairerweise auch ein wenig an der Rolle; sein Charakter ist ja sehr vertrottelt und durcheinander angelegt. Naja wie dem auch sei.

        Manchmal war es pointiert, Pryce war abgesehen vom Main Cast stark in seiner Nebenrolle, die Kameraarbeit war erstklassig und der Schluss hat mir auch sehr gut gefallen. Aber Glengarry Glen Ross bleibt leider unter dem Strich trotzdem ein Film, den ich nicht auf Krampf nochmal sehen muss. Da hat jeder einzelne Mime in seiner Vita schon stärkere Eintrage vorzuweisen imho. Besonders gegen andere, ähnlich gelagerte Kammerspiele fällt er ab, welche mehr mitreißen aka weitaus fesselnder sind. Sowohl vom Pacing als auch den Dialogen her, wohin sich alles so entwickelt.

        Daher insgesamt 6 bis 6.5/10 von mir für Glengarry Glen Ross.
        MfG

        20
        • 7 .5

          Wunderbar erdiger Film, überragend porträtiert von Newcomer Dominic Sessa, Herz und Seele Da'Vine Joy Randolph sowie Altmeister Paul Giamatti. Wer überhaupt auf die Idee kommt, sich eine matte Kontaktlinse einzusetzen und diese dann auch noch die gesamten Drehmonate über drin zu lassen aka die Tortur bis zum bitteren Ende durchzuziehen, hätte in meinen Augen allein dafür schon den Oscar verdient gehabt. Aber es hat nicht sollen sein und dann geht das eben auch in Ordnung. Dennoch wünsche ich es Giamatti, dass er in seinem weiteren Leben und Schaffen irgendwann mit dieser Ehre bedacht wird. Er spielt sich hier nämlich buchstäblich die Seele aus dem Leib. Und an seiner Rede bei den Globes merkt man, wie viel Respekt er vor dem Lehrerberuf hat und wie sehr er verstanden hat, was da tagtäglich an vorderster Front für Grabenkämpfe ausgefochten werden.

          Minimale Wermutstropfen: Es passiert über die gesamte Lauflänge hinweg betrachtet nur relativ wenig und äußerst viele Umstände werden nur angedeutet und nicht weiter verfolgt. Das ist aber irgendwie erfrischend anders und daher bleibt The Holdovers amüsant genug, um nicht in die Langeweile abzudriften.
          MfG 7,5 Empfehlungen für jedermann

          23
          • 7

            Das genaue Gegenteil von The Man from Earth: nämlich Style over Substance. Hier sind wunderbare Kamerafahrten drin, eindrucksvoll eingefangene Stillleben in Fotoform, unglaublicher Ton und Tonschnitt, interessante schauspielerische Leistungen...aber am Ende bleibt es narrativ sehr leicht auf vier Ebenen heruntergebrochen. Der Film besteht aus genau:

            40% Ballerei
            40% Fotografie
            10% Dialogen
            10% Autofahrten

            ...das war's. Es gibt nahezu überhaupt keine Hintergründe, warum das überhaupt passiert, was hier passiert. Wer sich auf politische Machtspiele und detaillierte Infos wie beispielsweise in Syriana gefreut hat, wird hier bitter enttäuscht werden. Man erfährt null darüber, warum der Präsident sein eigenes Volk bombardiert hat, wie es dazu überhaupt kommen konnte, wer die erste Aggression gestartet hat, wer die Drahtzieher waren, was ihre Motive waren, wie es zu Verhandlungen zwischen Texas und Kalifornien kam, wo das ganze Geld für den Militärapparat herkommt, wer die Unterstützer sind, warum so viele Menschen dies Zuhause auf ihren Farmen anscheinend ignorieren können obwohl überall die Straßen von zahlreichen Autowracks gesperrt sind, und so weiter und so weiter. Es gibt einfach zu viele Inkonsistenzen, zu viele Fragen, zu viele "loose ends", wie man so schön sagt. Es ergibt kein stimmiges großes Ganzes.

            - "Ja, aber: Garland will doch nur die Presse kritisieren Seraph!! Das ganze Ding ist ein riesiger Unterbau für die Zurschaustellung der Scheinheiligkeit von Fotografen, die immer nur auf der Suche nach dem nächsten verkaufbaren Schuss sind, die sensationsgeil und ohne Skrupel jegliches menschliches Leid vermarkten würden, wenn es ihnen Einkommen und Reichweite bringt!" - Das ist leider nur zum Teil richtig. Denn dann würde man nicht so viel Geballer zeigen. Nicht so viele Menschenrechtsverletzungen. Keine Fernsehübertragungen von Polizeigewalt. Keine angezündeten people of colour. Keine Leichenberge, ...

            ...Das sind ALLES politisch motivierte Taten, keine journalistisch motivierten Taten. Ein Journalist sagt nicht: "Hier, nimm' mal die M4A1 und erschieß' den da drüben mal, sieht bestimmt cool aus!", nein. Die Sehen so etwas bzw. Fahren hin, und halten halt einfach drauf, no matter the consequences. Das ist etwas völlig anderes. Es muss demnach also einen Grund gegeben haben, weswegen Person A die Person B erschossen hat. Und dieser Grund ist im Film qua Prämisse politischer Natur. Aber woher sollen wir wissen, ob das gerechtfertigt ist, wenn uns kein narrativer Unterbau dafür gegeben wird? Wow, im Auto sagen sie mal drei Sätze darüber. Das - reicht - nicht. Nope. Wer das behauptet, macht sich selbst Illusionen, das schwöre ich. Der lebt einfach den Style over Substance und keult sich einen beim Taschenbillard auf das Geballer und die technische Überlegenheit, wie alles gefilmt und festgehalten ist. Dass die Zeit UND die Musik still steht, wenn die Kamera klickt. Dass die Explosionen wuchtig gemacht sind. Dass das Dolby Atmos Soundsystem einem das Trommelfell perforiert, wenn wieder jemand eine Gatling auspackt. Alles schön und gut, alles toll, alles richtig. Aber eben nicht zielführend für einen Film. Das ist wie Matrix, bloß man lässt die Einführung von Morpheus weg. Sieht cool aus, macht Bumm, hat aber keine Seele. So habe ich mich beim Schauen gefühlt.

            Ja, es ist eine gute Kritik an Pressefotografie, da stimme ich zu. Und audiovisuell ist das hier absolut weltbewegend, auf so viel kann ich mich ebenfalls einigen. Aber mit zwanzig, dreißig Minuten mehr Laufzeit und Drehbuchfleisch dran, hätte das hier ein zeitloses Meisterwerk werden können. So ist es eben nur ein Road Trip von moralbefreiten Leuten mit dem gleichen Hobby, der zufällig während apokalyptischer Zustände stattfindet. Erklärungen dafür? Pustekuchen.

            MfG 7x dein Potenzial auf einen absoluten Evergreen verballern (Garland TM)

            20
            • 8

              Großartiges Kammerspiel, das weder durch seine schauspielerischen Leistungen, noch durch seine technische Finesse glänzt, sondern ein überragendes Drehbuch auffährt. Man möchte einfach immer weiter zuhören. Man möchte wissen, wie es weitergeht und vor allem, wie es endet. Die anderthalbe Stunde ist pures philosophisches Gaspedal und vergeht wirklich wie im Flug. Für mich persönlich noch einen klitzekleinen Ticken stärker als Der Gott des Gemetzels, welcher zuvor meine liebste Theaterstückverfilmung darstellte.
              Schaue ich mir sehr gern bei einem knisternden Kaminfeuer erneut an. Zeitlos.
              MfG 8 paradoxe Gedankenspiele zelebrieren

              22
              • 6 .5

                Wenn man ihn in die Oscars mit reinnimmt und als Besten Film nominiert, läuft man dann nicht Gefahr, genau das blind nachzuplappern und vorzuleben, was der Film eigentlich persiflieren will? Vorurteile? Aka dieses heuchlerische Anbiedern an politische Korrektheit, die mittlerweile in Hollywood basically zu einem eigenen Stereotyp verkommen ist?
                Welcher Film mit großem Budget hatte denn zuletzt riesige Einnahmen und hat dann noch zahlreiche renommierte Preise abgesahnt, wo der gesamte Main Cast aus nur Weißen bestand? Korrekt, gar keiner. Weil es so etwas gar nicht mehr großartig gibt. Und wenn es noch gedreht wird, hat es entweder keine große Brieftasche, nimmt keine Milliarde ein oder holt keine 5+ Oscars. Das würde sich die heutige Gen Z Audience doch niemals verzeihen (respektive eingestehen), und die scheinheilige newschool-Academy gleich erst recht nicht!? Also musst du American Fiction mit seinem diversen Cast und "woken" Zeitgeist-Thema ja quasi automatisch nominieren. Dass er dann "nur" Bestes Adaptiertes Drehbuch gewinnt, bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Ding ist durch. Wo Jeffrey Wright sich hier Best Actor Chancen ausgemalt haben will mit seiner ehrenlosen Trauerspielminen-Reaktion beim Loss gegen Cillian Murphy, bleibt mir ein absolutes Rätsel. Da hätte Paul Giamatti noch tausendmal mehr Chancen gehabt. Und Wrights Rolle war nun wirklich nichts besonderes, abgesehen von ein wenig Stimme-Verstellen hier und da. Er hatte für mich sogar in einer kleinen Serienrolle wie beispielsweise in Westworld mehr Impact und Gravitas. Naja wie dem auch sei. Ich will eigentlich gar nicht so sehr ramblen.

                Fakt ist für mich, dass sich der Film meines Erachtens nach für intelligenter hält, als er eigentlich ist. Er prangert unter anderem ein Generalisieren von farbiger Literatur an sowie vertritt eine stereotype Stigmatisierung von Weißen als absolute Vollidioten, die people of colour nur zutrauen, biedere Groschenromane mit Ghettoslang schreiben zu können, was selbstverständlich Quatsch ist und definitiv nicht der Realität entspricht. Weder, dass farbige Menschen nicht qualitativ hochwertig schreiben können, noch, dass alle Weißen so denken/sind. Denn nicht mal viele sind so. Aber eine laute Minderheit wird eben stärker wahrgenommen als eine stille, graue Masse, die einfach mitschwimmt und für sich allein vor sich hin konsumiert. Daher bleibe ich dabei: der Regisseur lässt sich dafür heizen, hier den neuesten, geilen Satirescheiß gedreht zu haben, wird aber nicht dafür nominiert, dass er einen überragenden Film gedreht hat, nein - sondern nur, weil die Gesellschaft nicht anders kann als ihn zu nominieren, da sie ansonsten wieder als anti-woke verschriehen worden wäre.
                Eigentlich eine traurige Welt, in der wir mittlerweile leben, ganz ehrlich...

                Was soll's. Man kann mit dieser Satire slash Tragikomödie sicherlich seine helle Freude haben, ich persönlich fand sie nur "grundsolide" und etwas zu sehr Oscarbait. Ich habe schon weitaus traurigere Dramen gesehen, weitaus lustigere Komödien und vor allem weitaus bissigere Satiren. Dass es den Film in sehr ähnlich gelagert schon einmal in viel, viel besser gab mit "Thank You For Smoking", kehren die meisten Rezensenten ebenfalls unter den Tisch. Schade eigentlich, da der Streifen wesentlich pointierter ist.
                MfG wohlwollende 6,5 Meta-Enden dranpappen, damit noch etwas mehr passiert als 3 starke Dialoge

                17
                • 6 .5

                  Charmanter, actionreicher Kultfilm mit leider recht schlecht gealtertem Frauenbild. Definitiv besser als sein modernes Prime-Remake, aber auch nur ein stückweit.
                  MfG 6,5 Roundhouse-Kicks von Primaballerina Swayze (RIP!)

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                  • 6

                    "Und, wo kommst du her? Erzähl' mal ein bisschen von dir!"
                    - Gyllenhaal: *kommentarloses, verschmitztes Grinsen in die Leere*

                    = Basically jede zweite Szene :D

                    Man erfährt literal einen Scheißdreck über ihn oder irgendwelche Hintergründe, außer dass er ein ex-Kämpfer ist, der jemanden getötet hat. Aus Rückblenden, welche als Albträume getarnt sind. Wow. Sonst steckt nicht viel drin im Drehbuch außer paar böse Buben, einige halbgare Pläne und viel Haudrauf.

                    McGregor ist mit seinem totalen Overacting Gott sei Dank ein großer Lichtblick in diesem Streamingvehikel auf Autopilot, so verrückt und überzeichnet darf er gern öfter auftreten. Expendables 7 oder Fast & Furious 18 dann quasi ;) Spaß beiseite. So wurde man wenigstens unterhalten. Aber die Seele des Originals wurde hier schon ein ganzes Stück weit herausgerissen.

                    Tl;dr? Gerade noch okay schaubar für Gyllenhaal-Fans an einem verregneten Sonntag.
                    MfG 6 Jack Reacher-Schellen

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                    • 7
                      über Damsel

                      Kurzweiliges Hirnaus-Popcornmärchen nach Schema F mit mäßigem Drehbuch, dafür aber top OST und starker Drachen-CGI. Quasi Dragonheart als Mädchenedition.
                      Kann man machen und ist nicht ganz so schlecht wie von den Kritikern verschrien; man hat aber auch nicht viel verpasst, wenn man es auslässt. Eingefleischte Millie Bobby Brown Fans, die ihren nächsten Schuss bis zur finalen Stranger Things Staffel überbrücken müssen, können hier durchaus ein Auge riskieren.
                      MfG 7 Smaug Fakes kennenlernen

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                      • 9 .5
                        Seraph 09.03.2024, 00:29 Geändert 09.03.2024, 00:42

                        Villeneuve zeigt einmal mehr, dass er Science Fiction verstanden hat; wenn nicht sogar "durchgespielt" hat. Ich hatte bei Enemy, Arrival und der Blade Runner Fortsetzung schon immer ein gutes Gefühl; aber dass er sich derart in den Regieolymp begibt, vor allem was dieses Genre anbetrifft...chapeau.

                        Er versteht es einfach durch und durch, atemberaubende Setpieces zu konstruieren und dort Gadgets einzusetzen, die so realistisch aussehen und anmuten, als könnte es sie wirklich irgendwann mal geben und als erkläre sich ihre Funktionsweise a priori aus der puren Existenz heraus. Sei es der kleine rhythmische Klopfer im Sand, die zitternden Schutzschilde, Extraktionsnadeln, Wasserabsauger, selbstfliegende und den Raum ausleuchtende Taschenlampen, die neu eingeführten "Jetpacks" mit dem angenehm klickenden Geräusch wenn man sie deaktiviert, die neuen, etwas größeren Ornithopter, oder gar die riesigen, mannigfaltigen Raumschiffe. Gerade als das majestätische Weltraumgefährt des Imperators zum ersten Mal gezeigt wurde, ist mir buchstäblich die Kinnlade runtergeklappt. Dieser riesige, kreisförmige, silberne Korpus mit der perfekten Reflexion der Berge und der Sanddünen darauf sah nicht aus wie ein VFX-Effekt, sondern wie ein reales Objekt aus der echten Welt. Einfach tausend Stunden lang an hundert Hochleistungsrechnern gerendert, so ungefähr. Was die Special Effects Leute demnach hier auch geleistet haben, ist meines Erachtens nach bemerkenswert. Dagegen sieht der letzte Marvelfilm oder die neue Avatarserie auf Netflix aus, als hätte ich sie Mitte der Neunziger fix an meinem 3/86er im dunklen Kämmerlein zusammengezimmert. My goodness. Augenschmaus Dune (2).

                        Schauspielerisch sind hier die meisten Mimen auch über jeden Zweifel erhaben, egal ob Pugh, Ferguson, Skarsgård, Butler, Zendaya, Bardem oder natürlich Chalamet. Einzig Walken schwächelt ein bisschen, hat aber in seinem Leben fairerweise schon genug überragende Glanzleistungen abgeliefert, daher hat er sich das Päuschen hier redlich verdient. Außerdem ist der Imperator sowieso eher eine Mischung aus Politiker und Marionette als wirklich relevanter Bösewicht. Naja wie dem auch sei.

                        Über Ton, Tonschnitt und dergleichen zu sprechen, brauchen wir bei Hans Zimmer denke ich eigentlich fast ebenfalls nicht mehr. Der Mann versteht sein Handwerk wie kein Zweiter und ist seit Jahrzehnten eine fest etablierte Größe in Hollywood. Hier legt er eines seiner Meisterstücke ab und packt auf Dune 1 nochmal eine ganze Schippe Soundeffekte, Epik und Bombast obendrauf. "Die Stimme" wird wieder atemberaubend beängstigend eingesetzt, die Laserwaffen knallen wie nichts Gutes und die Explosionen reißen einen förmlich aus dem Kinosessel. Vom Dröhnen der monumentalen Sandwürmer sowie den altbekannt-einprägsamen Main Themes der Melodikabteilung des Scores ganz zu schweigen.

                        Ich bin jedenfalls heiß wie Frittenfett auf Teil 3 und hoffe, er liegt vom Pacing her genau zwischen dem sehr langsamen Teil 1 und dem schon eher vollgepackten und stressig-durchgerannten Teil 2 hier (was auch meinen einzigen wirklichen Kritikpunkt darstellt, warum ich keine 10 vergebe). So oder so auf jeden Fall nahe an der Unhatebarkeit das Teil. Paar Szenen sind dem aggressiven Cut zum Opfer gefallen, sicher, aber das ist bei der Lauflänge auch verständlich. Fünf Stunden Rohschnitt hätten den Mainstreamgucker nicht im Kinositz gehalten.

                        MfG 9.5 neue Spitznamen an Paul "Muad'Dib Usul Mahdi Lisan al Gaib Kwisatz Haderach" Atreides Harkonnen vergeben

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                        • 4 .5

                          The Meg (1) war ein herrlich bekloppter Film. So unrealistisch und quatschig, dass er mit seinen wuchtig-übertriebenen Actionszenen und kessen One Linern von Statham mit ein paar Freunden zu dem ein oder anderen Kaltgetränk definitiv als kultiger Partyklassiker durchgehen konnte; analog beispielsweise zum Fast & Furious Franchise, den ersten paar Transformers-Einträgen oder der Bad Boys-Reihe. Was Regisseur Ben Wheatley und seine drei eher unbekannten Drehbuchautoren aber nun aus dem Sequel gemacht haben, erschließt sich mir in keinerlei Weise.
                          "Ja, der Erste hat bei 230 Millionen Kosten 530 Millionen wieder eingespielt, davon allein 153 nur in China - lass' die Fortsetzung mal komplett auf China anpassen!". Gesagt, getan. Ein chinesischer Hauptdarsteller an der Seite von Statham, ein chinesisches Kind an der Seite von Statham, massenweise Gadgets, mehr und andere Monster (obwohl es um einen Hai geht!), und so weiter. Richtig traurig. Den Weggang von Jon Turteltaub (Cool Runnings, National Treasure) merkt man sofort, an allen Ecken und Enden. Somit ist The Meg 2 eine reine Reißbrett-Geldmaschine geworden und funktioniert dann nicht einmal als solche:

                          - er ist VIEL zu lang
                          - er ist VIEL zu boring
                          - es gibt kaum Haie zu sehen
                          - die Story ist, gelinde gesagt, bekloppt
                          - vorherrschend sind oft sehr maue Effekte (Stichwort "Dinos" :D)
                          - es gibt Deus Ex Machinas und Faketode wohin das Auge blickt
                          - plus wir haben hier ein absolut käsiges, hässlich animiertes Overkill-Finale, gegen das das Ende von Aquaman 1 wie ein Kindergeburtstag auf Hochglanzfotopapier aussieht...

                          Tl;dr? Dringend meiden das Teil. Hätte nicht gedacht, dass ich so bald einen Film sehen werde, der schlechter als Expendables 4 sein wird. Aber das Urteil hier war leicht. Leider.

                          MfG 4,5 reine Gnadenpunkte für Stathams Nahkämpfe mit menschlichen Gegnern

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                          • 8

                            Echt keine Ahnung, warum ich hier zwei mal geheult habe wie ein kleines Baby haha. Manchmal holt einen Mainstream eben doch mehr ab als die Arthouse-Kracher, idk.

                            David Harbour ist in Gran Turismo eine absolute Wucht und die perfekte Besetzung für eine Vaterfigur, die der junge Protagonist nie so wirklich hatte. Extrem witzig, einfühlsam, unterstützend, sich Zeit nehmend...so wünscht sich wohl jeder seinen eigenen Paps.

                            Orlando Bloom bleibt eher blass und dient vor allem zu Beginn krass offensichtlich zum alleinigen Exposition Dumping, speziell für die ahnungsloseren Schauenden ("Was ist eine Playsi?"). Und der Satz "du musst dich committen" ist meines Erachtens nach erstens kein korrekter Ausdruck, zweitens (vor allem in der hier benutzten Häufigkeit) grenzwertig cringig und drittens mehr Anglizismus, als sogar ich ihn mir zu Benutzen getrauen würde ;D Oder vielleicht doch nicht - entschuldigt mein letztes Festhalten an den Pappstrohhalm der Jugend, der bei mir so langsam dahinschrumpelt...
                            MfG 8x mit dem Auto abheben

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                            • 7

                              Starker Cast, überragende Kamera, tolle Musik, sehr viel Stimmung, philosophische Diskurse, kreative Ideen... insgesamt aber leider locker eine halbe Stunde zu lang; daher zieht er sich vor allem im Mittelteil und dritten Viertel wie Kaugummi. Das Ende gibt dann Gott sei Dank nochmal Gas, löst aber nicht alle Versprechen ein und somit bleibt ein saurer Nachgeschmack im Mund. War Leave The World Behind die investierte Zeit wirklich wert?

                              Ich persönlich würde das aktuell mit "ja" beantworten. Dies ist aber unglücklicherweise nur ein knappes "ja" und nochmal würde ich ihn mir keinesfalls ansehen. Ich kann sogar verstehen, wenn man ihn nicht mag. Trotzdem hat Netflix hier meines Erachtens nach seit längerem mal wieder etwas Schaubares abgeliefert.

                              MfG 7x von den Obamas produziert werden

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                              • 7

                                Äußerst witzige Ansammlung extrem skurriler Einzelszenen und Theaterskits. "Film" im Sinne von feature movie würde ich das eher nicht nennen, riesiger Ensemblecast hin oder her.

                                Für absolute Wes Anderson Puristen.

                                MfG 7x "Ich packe meinen Koffer" mit berühmten Persönlichkeiten spielen

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                                • 6 .5

                                  *SPOILER*

                                  In irgendeiner Welt gibt es eine Version von diesem Film, die auf eine der vier folgenden Weisen endet:

                                  1. Sandra Hüller öffnet eine versteckte Tür in der Wand, die den noch blutbefleckten, kantigen Holzgegenstand preisgibt, mit dem sie ihren Mann umgebracht hat, welchen sie noch ein letztes Mal wehmütig anblickt und man ein kurzes Joker-Lächeln über ihr Gesicht huschen sieht, bevor sie ihn ins Feuer wirft und somit den letzten, womöglich einzigen reellen Beweis vernichtet und somit ihre augenscheinliche Unschuld für immer und ewig zementiert. Sie hat gewonnen; sie hat alle hinters Licht geführt; sie ist der ultimative Trickster. Loki kann einpacken gegen sie.

                                  2. Man sieht (analog zum faktisch gezeigten Streitgespräch vom USB-Stick) einen Flashback der echten Szene, wie Sandra Hüller ihren Mann verprügelt, vom Balkon schmeißt und wie sie das Kantholz sofort weit hinterm Haus unterm Schnee in der Erde vergräbt, bevor ihr Sohn zurück nach Hause kommt. Quasi noch expliziter als Variante 1 und mehr Hollywood - weniger perfide und psychologisch.

                                  3. Sandra Hüllers Sohn sagt am Ende im Bett zu ihr mit leiser, devot-angsterfüllter Stimme: "Habe ich meine Rolle gut gespielt Mama? Habe ich alles richtig gesagt, so wie wir es abgesprochen und geübt hatten?" - Abblende. Man weiß quasi nicht, in wiefern das Kind involviert war, aber definitiv, dass er aktiv manipuliert wurde und seine Rolle nur gespielt hat, die Story mit dem Hund sowie dem Autofahrt-Monolog nur erfunden respektive mit seiner Mutter einstudiert hat. Der ultimative Mindfuck. Das The Sixth Sense Ende wäre ein Kindergeburtstag dagegen.

                                  4. Nach dem Abspann sieht man ein verwackeltes Handyvideo eines Nachbarn, der gerade eine Gams filmen wollte wie sie den Berg erklimmt, auf dem im Hintergrund zu sehen ist, wie jemand dem Vater einen Backstein an den Kopf wirft und jener daraufhin vom Balkon fällt. Danach tritt aus dem Schatten des Raumes langsam der Sohn hervor und schaut nach unten auf die Leiche, bevor er wieder rausrennt und so tut, als würde er ihn selbst finden. Er konnte das versehentliche Vergiften des Hundes mit der Aspirinkotze und dadurch fast Sterbens von Snoop, seines einzigen Freundes und ständigen Begleiters, nicht ertragen und wollte sich rächen. Verhindern, dass jener ihm genommen wird, v.a. auch nach dem Monolog im Auto, den der Sohn im Sinne von "kann auch sein, dass ich dir den Hund eines Tages wegnehme, wenn du dich nur noch mit ihm anstatt mit mir beschäftigst" noch zusätzlich missverstanden hat.

                                  Ich würde gern in einer dieser Welten leben. Denn alle vier Versionen fände ich besser, weitaus besser, als einen langweiligen, plainen Selbstmord oder ein "hurr durr, wir sind so artsy shmartsy, wir verraten nicht wie es war, interpretiert es bitte selbst, alles ist möglich". Das könnte ich eventuell bei einem 85-minütigen Snack ertragen, ja, nicht aber bei dem knapp 3-stündigen Mammutgängemenü hier. Viel zu viel Sitzfleisch für viel zu wenig Outcome. "Sie ist frei und es war Selbstmord, aber ganz so richtig festlegen wollen wir uns jetzt nun auch nicht, ätschibätsch!" Nope, nicht mit mir. Da können die schauspielerischen Performances noch so überragend sein. Wenn schon Gericht, dann bitte auch durchgezogen. Get it? Gericht <-> Gericht.

                                  Tl;dr?` Overhyped bis zum get no. Definitiv ein guter Film, für mich aber weit von dem Meisterwerk entfernt, zu dem es hochstilisiert wird. Justine Triets nächster Film darf gern eine Prise weniger prätentiös und einen Teelöffel weniger selbstverliebt sein.
                                  MfG 6,5 mal lieber "You can't handle the truth" rufen

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                                    Seraph 14.01.2024, 02:23 Geändert 14.01.2024, 02:38
                                    über Virus

                                    Durchaus kurzweiliger 90s Actioner, der mit leichten Horrorelementen aufwarten kann, welche aber leider erst sehr spät zum Tragen kommen. Hat man natürlich alles in Alien, The Thing & Co schon besser gesehen, sicher, aber besonders das tolle, handgemachte Kreaturendesign der Gegner macht hier Einiges wieder wett. Außerdem spielt Sutherland herrlich verachtenswert.

                                    Wer sein Hirn ausschalten kann, sollte schon einmal das Popcorn bereitlegen, denn dann ist Virus das Nachholen sicherlich wert.
                                    MfG 6.5 Cyborgspinnen

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                                      Airplane! war lustig, Snakes on a Plane war trashig, Con Air war kultig, Red Eye war wendungsreich, Non-Stop war Neeson im Alters-Routinemodus, Air Force One und Einsame Entscheidung waren grundsolide 90's Actioner. Passagier 57 mit Wesley Snipes und Turbulence mit Ray Liotta habe ich noch nicht gesehen, ebensowenig wie die vielgelobte neue Apple TV+ Serie Hijack mit Idris Elba. Habe ich etwas Namhaftes und gleichzeitig Relevantes vergessen? Egal ob dem so ist, Flightplan hat mich komplett überrascht und mir, was die "Flugzeugfilme" angeht, bisher mit Abstand am besten gefallen. Das liegt unter anderem daran, dass ich völlig ohne Erwartungen in die Sichtung gegangen bin und mich einfach voll und ganz auf die Prämisse eingelassen habe.

                                      Jodie Foster verkörpert in diesem tatsächlich mittlerweile schon knapp 20 Jahre alten Film eine Frau, die einen herben Verlust wegzustecken hat: ihr Ehemann ist aus großer Höhe gestürzt und dabei tragisch ums Leben gekommen. Sie muss jetzt zusammen mit ihrer Tochter den Sarg aus Berlin in die USA überführen, wo ihre restliche Familie wohnt und sie erst einmal gemeinsam hinziehen. Auf dem Flug passiert jedoch der nächste Schicksalsschlag: nachdem sie aus einem Nickerchen aufwacht, ist ihre Tochter spurlos verschwunden! Daraufhin betritt das Drehbuch allerlei verschiedenste Pfade und bleibt weder rein beim Drama, noch beim Thriller. Diese Ambivalenz hat mir außerordentlich gut gefallen. Irgendwann in der Mitte denkt man kurzzeitig, dass man selbst den Verstand verliert. Ich liebe so etwas und kann mich aus dem Stehgreif jetzt nur an Inception erinnern, wo ich das das letzte mal derart ausgeprägt empfunden habe. Mirrors von Alexandre Aja funktioniert gen Ende ein bisschen so ähnlich.

                                      Und was Foster angeht, so spielt sie, wie man es von ihr als zweifacher Oscarpreisträgerin erwartet und gewöhnt ist. Sie ist einfach eine "ein-Frau-Armee" und geht hier durch die Crew wie durch Butter. Sie wirkt dabei aber nie overactend, sondern stehts nachvollziehbar und glaubwürdig. Ich wäre persönlich in der entsprechenden Situation wahrscheinlich sogar noch mehr eskaliert und habe Respekt davor, wie sich ihr Charakter hier verhält.

                                      Mehr möchte ich aufgrund von potenziellen Handlungsspoilern nicht verraten. Ich bleibe aber dabei, dass ich die internationalen Kritiken (vor allem auf Rotten Tomatoes) absolut nicht nachvollziehen kann. Mir war zu keiner Millisekunde langweilig, ich kann sehr gut mitdenken und fand alles absolut glaubwürdig sowie schlüssig was hier passiert, und das Ende hat mir ebenfalls gut gefallen. Sehr starker Streifen, der mich komplett abgeholt hat und definitiv bald sogar eine Zweitsichtung bekommt.
                                      MfG 8x Panic Room "up in the air"

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                                        Seraph 27.12.2023, 01:03 Geändert 27.12.2023, 01:03

                                        Schlecht gealtert. Hat dem Rewatch jetzt zu Weihnachten leider nicht standgehalten...um 1.5 Punkte abgewertet.
                                        Ich weiß auch offen gestanden gar nicht, worüber ich da früher so viel gelacht habe. Das meiste ist eher konstruierte Situationskomik, wie wenn jemand mit einer Doppelleiter eine Etage zusammenklappt.
                                        MfG wohlwollende 6 Trostpunkte für die fairerweise durchaus gelungenen Screwball-Passagen mit der Lichterkette und dem Polizeifinale

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                                          Lieber direkt hinsetzen vorm Lesen, Schocker incoming: Hugo Cabret fand ich gruselig und sowohl bei Silence als auch bei The Irishman bin ich je 2x eingeschlafen, wodurch ich sie tatsächlich bis heute nie komplett gesehen habe.
                                          - Schande über mein Haupt!
                                          Bewerft mich mit Asche, mit Steinen, whatever. Gut möglich, dass ich ab dieser Offenbarung unwürdig bin. Absolutely possible. Aber wenigstens bin ich ehrlich und stehe zu meinen Fehlern. Nämlich an allererster Stelle zu dem Fehler, Martin Scorsese schon wieder angezweifelt zu haben. Hier nämlich on top noch mein ursprünglicher Gedankengang zu Killers of the Flower Moon:
                                          "Dreieinhalb Stunden Sitzfleisch, fünf mit Werbung sowie Hin- und Rückfahrt zum Kino, weg von der allein gelassenen Familie, mit einem De Niro weit über seinem eigenen Zenit, hundert Nebendarstellern die nur wenige Leute kennen und einem historischen Thema, über das ich weder großartig etwas weiß, noch das mich sonderlich anhebt". Und das alles aufgrund mehrerer, relativ nichtssagender Trailer. Nooo, machst du nicht. Ist es nicht wert.

                                          Nun, es stellt sich heraus, dass es das doch wert war. Und WIE!
                                          Killers of the Flower Moon, oder Flowers of the Killer Moon, wie mein Spatzenhirn ihn manchmal liebevoll nennt, ist nicht weniger als eine absolute return to form für Scorsese und De Niro, sondern gleichzeitig mit Abstand einer der besten Filme des generell überragenden Kinojahres 2023.
                                          Die Spannung ist hier zum Schneiden und ich habe im Gegensatz zu beispielsweise meiner Oppenheimersichtung nicht ein einziges Mal auf die Breitling gesehen. Kleiner Scherz am Rande, aber es war wirklich so: meine Rolex stand noch nie so still wie hier. Sie war unsichtbar. Einfach da meine Augen derart gebannt auf die Leinwand starrten und sich nicht davon lösen konnten. Ich wurde hier dankenswerterweise wirklich gebildet und ich kann nur jedem, der noch on the fence ist, empfehlen, ein Kinoticket für diesen weltbewegenden Film zu lösen. Ich kann mir nur schwerlichst vorstellen, dass ihr enttäuscht sein werdet. Das sind nämlich nicht mal die negativen Rezensionen meiner Freunde hier auf der Webseite, die sich alle nur Nitpick-Quark wie DiCaprios versteinerte Mimik (der Typ den es wirklich gab hat halt immer so geschaut) oder das tonal alternativ gelagerte Ende (so waren die Radiosendungen die es früher wirklich gab aber halt oft) aus den Rippen saugen. Zum Wegwischen! Lasst euch nicht von eurer eigenen Sichtung abbringen und habt keine Angst wie ich:
                                          Scorsese ist hier wieder ein großer Hit gelungen und er knüpft an die Serie aus makellosen Meisterwerken von vor zehn Jahren an, als wäre nichts gewesen.

                                          Wichtiges Stück Zelluloid. Wichtig und richtig.

                                          So, ich bin dann mal Silence und The Irishman zu Ende schauen. Abbitte leisten. Um Vergebung bitten.
                                          MfG 9 tödlich interessante Geschichtsstunden, die einen die Patek Philippe vergessen lassen (beide schlechten Puns intended)

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                                          • 8 .5

                                            Potzblitz, Blitzpotz - was war da denn los?! Animationen und zeichnerische Finesse des Todes, die einem wie ein Feuerwerk um die Augen und Ohren trommeln; top Musik, super Sidekicks und Eastereggs, gute Ideen, wunderbar kreativer und nachvollziehbarer Bösewicht...
                                            Das Teil hat nur aus drei Gründen keine 10er-Wertung bekommen:
                                            Erstens hat es mich emotional nicht komplett abgeholt; Zweitens finde ich persönlich die Zweiteilung ätzend und hätte es lieber als One Take gehabt; und Drittens hatte ich in den ersten rund zehn Minuten echt kurz Angst, dass ich Epilepsie bekomme. Die derart hyperschnellen Schnitte und Kamerafahrten hier waren schon echt super grenzwertig für meine armen Boomersynapsen, holy moly. Also da wäre fast ein Beruhigungstee nötig gewesen.

                                            Sei es, wie es sei: ich freue mich jetzt jedenfalls wie ein Schnitzel auf die zweite Hälfte und kann es wirklich kaum erwarten. Schade dass sich die Produktion durch die ganzen Streiks jetzt so sehr verzögert hat, dass wir wohl leider sogar bis 2025 warten müssen, jüngsten Quellen zufolge.
                                            MfG 8.5x die Melodie von Spiderschwein pfeifen

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                                            • 8 .5

                                              Das Script hält sich vor allem im Finale für wesentlich intelligenter als es ist und es wird extrem(!) viel mit natürlichem Licht gearbeitet, wodurch einige Innenraumszenen leider sehr dunkel geraten sind; und doch hatte ich meine helle Freude mit Saltburn.
                                              In 4:3 gefilmt, zeigt sich hier vielmehr ein Arthousedrama als eine Komödie. Drei extrem tabulose Szenen, die die Grenzen des guten Geschmacks nicht nur touchieren, sondern definitiv mutig überschreiten, sorgen aktuell keinesfalls grundlos für Aufruhr im Netz. Hier werden zweifelsfrei Leute aus dem Saal gehen respektive die Fernbedienung händeringend nach ihrer feuerroten Taste absuchen. Was bleibt, ist dann am Ende doch wieder das, was ich schon seit Jahren predige: Barry Keoghan.

                                              Er war schon in Eternals der absolute Scenestealer, der in jeder Sekunde Screentime die er dort hatte dutzende Hollywoodstars einen nach dem anderen in ihre jeweiligen Schranken gewiesen hat - um nicht zu sagen, deklassiert hat. Er war mit weitem Abstand das Beste an The Banshees of Inisherin. Und all seine Nebenrollen bisher waren ebenfalls überragend vorgetragen: Chernobyl, Dunkirk, The Batman, The Green Knight, The Killing of a Sacred Deer, und so weiter.
                                              Diesen Jungen vergisst man nicht. Und hier hat er sich schonmal ein frühes Denkmal gesetzt. Oliver Quick wurde ihm auf den Leib geschrieben und dadurch kann Keoghan seine gesamte schauspielerische Finesse und Bandbreite abrufen.

                                              Für mich persönlich ist er derzeit ein absolutes Phänomen. Sicherer mehrfacher Oscarpreisträger in der nahen Zukunft, wenn ich wetten müsste. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut an Leo, der schon von kleinauf ein ähnlicher Workaholic war und alles dafür getan hat. Man schaue sich an, wo jener jetzt steht und wie weit er es gebracht hat...aber Barry ist besser. Diese Mannigfaltigkeit an Emotionen, es ist fast wie Theater...er kann einfach alles spielen und verdient jeden Lobpreis.

                                              Noch weitaus überzeugender als Promising Young Women. Emerald Fennel hat ihren Peak erreicht und wird mich wohl mit ihrem nächsten Streifen hoffentlich wieder erden. Sonst wäre der Term Wunderkind angebracht.

                                              Sehempfehlung, alleine schon, um sich über die Tabuszenen austauschen zu können! Ist kostenlos auf Prime.
                                              MfG 8.5 Steine aus dem Bach fischen

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                                                MfG 6x sinngemäß Jeremy Jahns zitieren

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                                                • 7 .5

                                                  Nach Zweitsichtung um 0.5 Punkte aufgewertet.
                                                  Ich habe ihn das letzte mal heimlich als Kind gesehen, wofür ich natürlich noch viel zu jung war.
                                                  Positiv ist mir bei dieser erneuten Sichtung das Ende aufgefallen, das ich nun endlich verstanden habe. Auch die zahlreichen Horrorelemente, welche sich in die Krimi-meets-Thriller Handlung einweben, haben mir gut gefallen. Als Kind habe ich da bestimmt weggeschaut oder mir die Hand vor die Augen gehalten.
                                                  Wie würde Spencer Gilbert sagen? "It hold's up". Auch heute noch sehr gut schaubar.
                                                  MfG 7.5 nachgestellte Morde

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                                                    über Wish

                                                    Wir hatten heute Weihnachtsfeier von der Arbeit und waren vor einem Kneipenbesuch im Kino zu Wish, da ein Kollege bisher noch keinen einzigen Disneyfilm gesehen hatte, was man hiermit ändern wollte. Ich habe nicht jeden Output dieser Riesenreihe gesehen, kenne aber doch relativ viele, um mich persönlich gut genug auszukennen. Dennoch wollte ich Wish eigentlich ursprünglich auslassen, da mich weder die Trailer, noch das Thema, noch die Vorabstimmen im Netz überzeugen konnten. Daher hatte ich keinerlei Erwartungen und bin absolut neutral und fair in die Sichtung gegangen.

                                                    Wish hat an und für sich eine sehr spannende Prämisse: was wäre, wenn man in einem Land völlig kostenlos und sicher leben könnte, beschützt von einem Zauberer, der ab und zu einem Bürger einen sehnlichen Wunsch erfüllt? Würde man das machen? Sicherlich, ich denke schon. Es hat ja kaum Nachteile. Alles vor Ort sieht wunderschön aus, das Essen ist mannigfaltig und reichlich, die Bürger scheinen glücklich zu sein und die ständigen Wunscherfüllungen lassen die Träume vieler Leute wahr werden. Aber eben nicht aller. Und da kommt Asha ins Spiel. Diese ist der Meinung, jeder sollte doch selbst an seinen Träumen arbeiten und diese zu verwirklichen versuchen, plus findet es unfair, dass rein der Magier über die Erfüllung oder Nichterfüllung entscheiden darf. Er begründet es jedoch seinerseits damit, dass manche Wünsche zu gefährlich sind und er einfach nur um jeden Preis dem Land dienen möchte und dieses schützen will, da er schon einmal eine große Tragödie miterleben musste als Kind, aufgrund dessen er seine gesamte Familie verloren hat.

                                                    Wäre man bei diesem interessanten Dilemma geblieben und hätte sich Zeit genommen, alle Seiten der jeweiligen Argumente zu beleuchten und auszuarbeiten, hätte das ein richtig guter Film werden können. Sozialkritisch, philosophisch, kreativ... einfach wow.

                                                    Diesen Weg hat man aber leider nicht eingeschlagen. Man dachte bei Disney, man macht es sich einfach, in dem man den Zauberer nach und nach völlig überschnappen lässt und ihn sich nach und nach nicht nur gegen sein Volk, sondern auch gegen seine eigene Frau richten lässt. Er wird wahnsinnig und nur immer böser und böser. Kein Anflug von positiven Grautönen mehr, keine klugen Prämissen mehr, nur noch Schwarz, Tiefschwarz und noch pechschwärzer. Das ist eine absolute Holzhammermethode, um dem Publikum auch ja einzutrichtern, dass er der Bösewicht ist und dass jede andere Sichtweise außer Ashas die absolut falsche ist. Das stimmt aber streng genommen ja gar nicht. Denn mit seinem ursprünglichen Argument hat er ja völlig recht: Es ist mit Sicherheit manchmal wichtiger, utilitaristisch zu handeln, auch wenn dadurch nicht jedes einzelne Individuum einer Gesellschaft vollständig glücklich werden kann. Vor allem in einer Machtposition heraus mit Verantwortung über hunderttausende von Menschen. Aber seien wir mal ehrlich: Ist das überhaupt möglich? Kann jeder hier bei uns, in der "echten Welt", sich immer jeden Lebenstraum erfüllen? Meiner Erfahrung nach lautet die Antwort: Mitnichten. Sogar eher die Wenigsten. Daher haben es die Leute in diesem fiktiven Land Rosas eigentlich sogar sehr gut, weil sie auch mit körperlicher oder geistiger Benachteiligung noch Dinge erreichen können, die sie sonst eigentlich niemals schaffen würden. Und das lässt Wish leider völlig außer Acht. Individualität wird groß geschrieben und in dem man den Zauberer derart schwarzmalt, radiert man sofort jeglichen Anflug von Nuanciertheit weg.
                                                    Hier wurde demnach unendlich viel Potenzial liegen gelassen. Denn die besten Bösewichte sind doch die, deren Motivation man verstehen und auf eine gewisse Art und Weise nachvollziehen kann. Nicht diejenigen, die völlig überschnappen und das klischeehafte reine/pure Böse werden. Naja wie dem auch sei.

                                                    Die vorgetragenen Lieder in Wish sind teils nicht nur uneinprägsam, sondern sogar schwach gewesen. Allen voran das Duett zwischen Asha und Magnifico hat überhaupt nicht funktioniert. Nichts bleibt im Ohr, alles hat man nach dem Aufstehen aus dem Kinosessel sofort wieder vergessen.

                                                    An der Witzfront das Gleiche. Ich habe zwei bis drei mal sehr laut und auch herzhaft gelacht, ja, aber die restlichen rund 40 bis 50 Witze (davon locker 30 vom Sidekick) verpuffen absolut im Nichts und sind eher krampfig-unlustiger Boomer-Humor als wirkliche Gassenhauer wie damals von Mushu, Dschinni & Co.
                                                    Bei einem Film zum Hundertjährigen Jubiläum von Disney erwartet man da einfach etwas mehr Qualität und Feingefühl. Bei manchen Kalauern habe ich mich echt gefragt, ob da international überhaupt jemand drüber lacht? Bei uns im Kinosaal war jedenfalls größtenteils absolute Totenstille dahingehend, was sehr bezeichnend ist.

                                                    Abschließend möchte ich noch die deutsche Synchro kritisieren, welche mit dem Casting von Hazel Brugger, die ich eigentlich ansonsten total mag, hier offen gestanden ziemlich ins Klo gegriffen hat. Erstens klingen ihre Aufnahmen nicht so professionell und als hätte sie ihre Lines irgendwo in einem anderen Studio aufgenommen als der Rest der Besetzung von der Abmischung her; Zweitens kann sie leider nicht singen; und Drittens versucht sie dauerhaft auf Krampf, ihren Schweizer Dialekt zu unterdrücken, was ihr aber unglücklicherweise nicht immer vollends gelingt und daher oft zu unglücklichen, unidiomatischen Konstruktionen kommt, die ein nativer deutscher Sprecher so nie intonieren würde. Sie spricht zwar keine der Hauptrollen, kommt aber häufig genug vor, dass es einem negativ auffällt und dann doch immer mal wieder aus der Immersion reißt. Unschön. Das können dann leider auch keine Legenden wie beispielsweise Alexander Doering (der reguläre Sprecher von Henry Cavill/Oscar Isaac/Patrick Wilson/Sam Worthington) rausreißen, welcher hier fairerweise wirklich eine Sahnevorstellung abgibt.

                                                    Von weiteren kleinen Negativdetails wie dem viel zu kindischen Kirby-Alleskönner mit dem unkreativsten Namen 2023 für irgendeine Filmfigur ("Stern" für einen Stern) mal ganz zu schweigen.

                                                    Wäre da nicht der absolut wunderschöne Animationsstil, der Wish unter dem Strich wirklich nochmal über die Ziellinie rettet, wäre die Wertung viel schlechter.
                                                    Es wurde hier wirklich viel vermurkst von Disney und ich kann niemandem den Kinogang raten, außer vielleicht völlig eingefleischten Fans, die wirklich alles vom Konzern mit der Muttermilch aufgesaugt haben und ein prall gefülltes VHS/DVD-Regal davon Zuhause stehen haben.
                                                    MfG 6x belanglos angepasste Mainstreamsachen schauen

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