Seraph - Kommentare

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  • 6 .5
    Seraph 14.01.2024, 02:23 Geändert 14.01.2024, 02:38
    über Virus

    Durchaus kurzweiliger 90s Actioner, der mit leichten Horrorelementen aufwarten kann, welche aber leider erst sehr spät zum Tragen kommen. Hat man natürlich alles in Alien, The Thing & Co schon besser gesehen, sicher, aber besonders das tolle, handgemachte Kreaturendesign der Gegner macht hier Einiges wieder wett. Außerdem spielt Sutherland herrlich verachtenswert.

    Wer sein Hirn ausschalten kann, sollte schon einmal das Popcorn bereitlegen, denn dann ist Virus das Nachholen sicherlich wert.
    MfG 6.5 Cyborgspinnen

    21
    • 8

      Airplane! war lustig, Snakes on a Plane war trashig, Con Air war kultig, Red Eye war wendungsreich, Non-Stop war Neeson im Alters-Routinemodus, Air Force One und Einsame Entscheidung waren grundsolide 90's Actioner. Passagier 57 mit Wesley Snipes und Turbulence mit Ray Liotta habe ich noch nicht gesehen, ebensowenig wie die vielgelobte neue Apple TV+ Serie Hijack mit Idris Elba. Habe ich etwas Namhaftes und gleichzeitig Relevantes vergessen? Egal ob dem so ist, Flightplan hat mich komplett überrascht und mir, was die "Flugzeugfilme" angeht, bisher mit Abstand am besten gefallen. Das liegt unter anderem daran, dass ich völlig ohne Erwartungen in die Sichtung gegangen bin und mich einfach voll und ganz auf die Prämisse eingelassen habe.

      Jodie Foster verkörpert in diesem tatsächlich mittlerweile schon knapp 20 Jahre alten Film eine Frau, die einen herben Verlust wegzustecken hat: ihr Ehemann ist aus großer Höhe gestürzt und dabei tragisch ums Leben gekommen. Sie muss jetzt zusammen mit ihrer Tochter den Sarg aus Berlin in die USA überführen, wo ihre restliche Familie wohnt und sie erst einmal gemeinsam hinziehen. Auf dem Flug passiert jedoch der nächste Schicksalsschlag: nachdem sie aus einem Nickerchen aufwacht, ist ihre Tochter spurlos verschwunden! Daraufhin betritt das Drehbuch allerlei verschiedenste Pfade und bleibt weder rein beim Drama, noch beim Thriller. Diese Ambivalenz hat mir außerordentlich gut gefallen. Irgendwann in der Mitte denkt man kurzzeitig, dass man selbst den Verstand verliert. Ich liebe so etwas und kann mich aus dem Stehgreif jetzt nur an Inception erinnern, wo ich das das letzte mal derart ausgeprägt empfunden habe. Mirrors von Alexandre Aja funktioniert gen Ende ein bisschen so ähnlich.

      Und was Foster angeht, so spielt sie, wie man es von ihr als zweifacher Oscarpreisträgerin erwartet und gewöhnt ist. Sie ist einfach eine "ein-Frau-Armee" und geht hier durch die Crew wie durch Butter. Sie wirkt dabei aber nie overactend, sondern stehts nachvollziehbar und glaubwürdig. Ich wäre persönlich in der entsprechenden Situation wahrscheinlich sogar noch mehr eskaliert und habe Respekt davor, wie sich ihr Charakter hier verhält.

      Mehr möchte ich aufgrund von potenziellen Handlungsspoilern nicht verraten. Ich bleibe aber dabei, dass ich die internationalen Kritiken (vor allem auf Rotten Tomatoes) absolut nicht nachvollziehen kann. Mir war zu keiner Millisekunde langweilig, ich kann sehr gut mitdenken und fand alles absolut glaubwürdig sowie schlüssig was hier passiert, und das Ende hat mir ebenfalls gut gefallen. Sehr starker Streifen, der mich komplett abgeholt hat und definitiv bald sogar eine Zweitsichtung bekommt.
      MfG 8x Panic Room "up in the air"

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      • 6
        Seraph 27.12.2023, 01:03 Geändert 27.12.2023, 01:03

        Schlecht gealtert. Hat dem Rewatch jetzt zu Weihnachten leider nicht standgehalten...um 1.5 Punkte abgewertet.
        Ich weiß auch offen gestanden gar nicht, worüber ich da früher so viel gelacht habe. Das meiste ist eher konstruierte Situationskomik, wie wenn jemand mit einer Doppelleiter eine Etage zusammenklappt.
        MfG wohlwollende 6 Trostpunkte für die fairerweise durchaus gelungenen Screwball-Passagen mit der Lichterkette und dem Polizeifinale

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        • 9

          Lieber direkt hinsetzen vorm Lesen, Schocker incoming: Hugo Cabret fand ich gruselig und sowohl bei Silence als auch bei The Irishman bin ich je 2x eingeschlafen, wodurch ich sie tatsächlich bis heute nie komplett gesehen habe.
          - Schande über mein Haupt!
          Bewerft mich mit Asche, mit Steinen, whatever. Gut möglich, dass ich ab dieser Offenbarung unwürdig bin. Absolutely possible. Aber wenigstens bin ich ehrlich und stehe zu meinen Fehlern. Nämlich an allererster Stelle zu dem Fehler, Martin Scorsese schon wieder angezweifelt zu haben. Hier nämlich on top noch mein ursprünglicher Gedankengang zu Killers of the Flower Moon:
          "Dreieinhalb Stunden Sitzfleisch, fünf mit Werbung sowie Hin- und Rückfahrt zum Kino, weg von der allein gelassenen Familie, mit einem De Niro weit über seinem eigenen Zenit, hundert Nebendarstellern die nur wenige Leute kennen und einem historischen Thema, über das ich weder großartig etwas weiß, noch das mich sonderlich anhebt". Und das alles aufgrund mehrerer, relativ nichtssagender Trailer. Nooo, machst du nicht. Ist es nicht wert.

          Nun, es stellt sich heraus, dass es das doch wert war. Und WIE!
          Killers of the Flower Moon, oder Flowers of the Killer Moon, wie mein Spatzenhirn ihn manchmal liebevoll nennt, ist nicht weniger als eine absolute return to form für Scorsese und De Niro, sondern gleichzeitig mit Abstand einer der besten Filme des generell überragenden Kinojahres 2023.
          Die Spannung ist hier zum Schneiden und ich habe im Gegensatz zu beispielsweise meiner Oppenheimersichtung nicht ein einziges Mal auf die Breitling gesehen. Kleiner Scherz am Rande, aber es war wirklich so: meine Rolex stand noch nie so still wie hier. Sie war unsichtbar. Einfach da meine Augen derart gebannt auf die Leinwand starrten und sich nicht davon lösen konnten. Ich wurde hier dankenswerterweise wirklich gebildet und ich kann nur jedem, der noch on the fence ist, empfehlen, ein Kinoticket für diesen weltbewegenden Film zu lösen. Ich kann mir nur schwerlichst vorstellen, dass ihr enttäuscht sein werdet. Das sind nämlich nicht mal die negativen Rezensionen meiner Freunde hier auf der Webseite, die sich alle nur Nitpick-Quark wie DiCaprios versteinerte Mimik (der Typ den es wirklich gab hat halt immer so geschaut) oder das tonal alternativ gelagerte Ende (so waren die Radiosendungen die es früher wirklich gab aber halt oft) aus den Rippen saugen. Zum Wegwischen! Lasst euch nicht von eurer eigenen Sichtung abbringen und habt keine Angst wie ich:
          Scorsese ist hier wieder ein großer Hit gelungen und er knüpft an die Serie aus makellosen Meisterwerken von vor zehn Jahren an, als wäre nichts gewesen.

          Wichtiges Stück Zelluloid. Wichtig und richtig.

          So, ich bin dann mal Silence und The Irishman zu Ende schauen. Abbitte leisten. Um Vergebung bitten.
          MfG 9 tödlich interessante Geschichtsstunden, die einen die Patek Philippe vergessen lassen (beide schlechten Puns intended)

          29
          • 8 .5

            Potzblitz, Blitzpotz - was war da denn los?! Animationen und zeichnerische Finesse des Todes, die einem wie ein Feuerwerk um die Augen und Ohren trommeln; top Musik, super Sidekicks und Eastereggs, gute Ideen, wunderbar kreativer und nachvollziehbarer Bösewicht...
            Das Teil hat nur aus drei Gründen keine 10er-Wertung bekommen:
            Erstens hat es mich emotional nicht komplett abgeholt; Zweitens finde ich persönlich die Zweiteilung ätzend und hätte es lieber als One Take gehabt; und Drittens hatte ich in den ersten rund zehn Minuten echt kurz Angst, dass ich Epilepsie bekomme. Die derart hyperschnellen Schnitte und Kamerafahrten hier waren schon echt super grenzwertig für meine armen Boomersynapsen, holy moly. Also da wäre fast ein Beruhigungstee nötig gewesen.

            Sei es, wie es sei: ich freue mich jetzt jedenfalls wie ein Schnitzel auf die zweite Hälfte und kann es wirklich kaum erwarten. Schade dass sich die Produktion durch die ganzen Streiks jetzt so sehr verzögert hat, dass wir wohl leider sogar bis 2025 warten müssen, jüngsten Quellen zufolge.
            MfG 8.5x die Melodie von Spiderschwein pfeifen

            20
            • 8 .5

              Das Script hält sich vor allem im Finale für wesentlich intelligenter als es ist und es wird extrem(!) viel mit natürlichem Licht gearbeitet, wodurch einige Innenraumszenen leider sehr dunkel geraten sind; und doch hatte ich meine helle Freude mit Saltburn.
              In 4:3 gefilmt, zeigt sich hier vielmehr ein Arthousedrama als eine Komödie. Drei extrem tabulose Szenen, die die Grenzen des guten Geschmacks nicht nur touchieren, sondern definitiv mutig überschreiten, sorgen aktuell keinesfalls grundlos für Aufruhr im Netz. Hier werden zweifelsfrei Leute aus dem Saal gehen respektive die Fernbedienung händeringend nach ihrer feuerroten Taste absuchen. Was bleibt, ist dann am Ende doch wieder das, was ich schon seit Jahren predige: Barry Keoghan.

              Er war schon in Eternals der absolute Scenestealer, der in jeder Sekunde Screentime die er dort hatte dutzende Hollywoodstars einen nach dem anderen in ihre jeweiligen Schranken gewiesen hat - um nicht zu sagen, deklassiert hat. Er war mit weitem Abstand das Beste an The Banshees of Inisherin. Und all seine Nebenrollen bisher waren ebenfalls überragend vorgetragen: Chernobyl, Dunkirk, The Batman, The Green Knight, The Killing of a Sacred Deer, und so weiter.
              Diesen Jungen vergisst man nicht. Und hier hat er sich schonmal ein frühes Denkmal gesetzt. Oliver Quick wurde ihm auf den Leib geschrieben und dadurch kann Keoghan seine gesamte schauspielerische Finesse und Bandbreite abrufen.

              Für mich persönlich ist er derzeit ein absolutes Phänomen. Sicherer mehrfacher Oscarpreisträger in der nahen Zukunft, wenn ich wetten müsste. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut an Leo, der schon von kleinauf ein ähnlicher Workaholic war und alles dafür getan hat. Man schaue sich an, wo jener jetzt steht und wie weit er es gebracht hat...aber Barry ist besser. Diese Mannigfaltigkeit an Emotionen, es ist fast wie Theater...er kann einfach alles spielen und verdient jeden Lobpreis.

              Noch weitaus überzeugender als Promising Young Women. Emerald Fennel hat ihren Peak erreicht und wird mich wohl mit ihrem nächsten Streifen hoffentlich wieder erden. Sonst wäre der Term Wunderkind angebracht.

              Sehempfehlung, alleine schon, um sich über die Tabuszenen austauschen zu können! Ist kostenlos auf Prime.
              MfG 8.5 Steine aus dem Bach fischen

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              • 6

                No Hard Feelings hat drei, vier richtig starke Lacher drin, die echt zum Brüllen sind. Der Rest der gut hundertminütigen Vorstellung rieselt ansonsten eher ereignisarm an einem vorbei. Hier ist nichts drin, was man nicht anderswo schon in zahlreichen RomComs genauso oder gar besser gesehen hätte. Cringe wechselt sich mit Langeweile ab. Highlights sind höchstens noch das (Gott sei Dank nicht nachsynchonisierte!) Pianosolo von Andrew Barth Feldman sowie das Blankziehen von Nitro. Insgesamt trotzdem forgettable - in ein paar Tagen weiß ich literal nichts mehr von dem Film, so viel ist sicher.
                MfG 6x sinngemäß Jeremy Jahns zitieren

                20
                • 7 .5

                  Nach Zweitsichtung um 0.5 Punkte aufgewertet.
                  Ich habe ihn das letzte mal heimlich als Kind gesehen, wofür ich natürlich noch viel zu jung war.
                  Positiv ist mir bei dieser erneuten Sichtung das Ende aufgefallen, das ich nun endlich verstanden habe. Auch die zahlreichen Horrorelemente, welche sich in die Krimi-meets-Thriller Handlung einweben, haben mir gut gefallen. Als Kind habe ich da bestimmt weggeschaut oder mir die Hand vor die Augen gehalten.
                  Wie würde Spencer Gilbert sagen? "It hold's up". Auch heute noch sehr gut schaubar.
                  MfG 7.5 nachgestellte Morde

                  20
                  • 6
                    über Wish

                    Wir hatten heute Weihnachtsfeier von der Arbeit und waren vor einem Kneipenbesuch im Kino zu Wish, da ein Kollege bisher noch keinen einzigen Disneyfilm gesehen hatte, was man hiermit ändern wollte. Ich habe nicht jeden Output dieser Riesenreihe gesehen, kenne aber doch relativ viele, um mich persönlich gut genug auszukennen. Dennoch wollte ich Wish eigentlich ursprünglich auslassen, da mich weder die Trailer, noch das Thema, noch die Vorabstimmen im Netz überzeugen konnten. Daher hatte ich keinerlei Erwartungen und bin absolut neutral und fair in die Sichtung gegangen.

                    Wish hat an und für sich eine sehr spannende Prämisse: was wäre, wenn man in einem Land völlig kostenlos und sicher leben könnte, beschützt von einem Zauberer, der ab und zu einem Bürger einen sehnlichen Wunsch erfüllt? Würde man das machen? Sicherlich, ich denke schon. Es hat ja kaum Nachteile. Alles vor Ort sieht wunderschön aus, das Essen ist mannigfaltig und reichlich, die Bürger scheinen glücklich zu sein und die ständigen Wunscherfüllungen lassen die Träume vieler Leute wahr werden. Aber eben nicht aller. Und da kommt Asha ins Spiel. Diese ist der Meinung, jeder sollte doch selbst an seinen Träumen arbeiten und diese zu verwirklichen versuchen, plus findet es unfair, dass rein der Magier über die Erfüllung oder Nichterfüllung entscheiden darf. Er begründet es jedoch seinerseits damit, dass manche Wünsche zu gefährlich sind und er einfach nur um jeden Preis dem Land dienen möchte und dieses schützen will, da er schon einmal eine große Tragödie miterleben musste als Kind, aufgrund dessen er seine gesamte Familie verloren hat.

                    Wäre man bei diesem interessanten Dilemma geblieben und hätte sich Zeit genommen, alle Seiten der jeweiligen Argumente zu beleuchten und auszuarbeiten, hätte das ein richtig guter Film werden können. Sozialkritisch, philosophisch, kreativ... einfach wow.

                    Diesen Weg hat man aber leider nicht eingeschlagen. Man dachte bei Disney, man macht es sich einfach, in dem man den Zauberer nach und nach völlig überschnappen lässt und ihn sich nach und nach nicht nur gegen sein Volk, sondern auch gegen seine eigene Frau richten lässt. Er wird wahnsinnig und nur immer böser und böser. Kein Anflug von positiven Grautönen mehr, keine klugen Prämissen mehr, nur noch Schwarz, Tiefschwarz und noch pechschwärzer. Das ist eine absolute Holzhammermethode, um dem Publikum auch ja einzutrichtern, dass er der Bösewicht ist und dass jede andere Sichtweise außer Ashas die absolut falsche ist. Das stimmt aber streng genommen ja gar nicht. Denn mit seinem ursprünglichen Argument hat er ja völlig recht: Es ist mit Sicherheit manchmal wichtiger, utilitaristisch zu handeln, auch wenn dadurch nicht jedes einzelne Individuum einer Gesellschaft vollständig glücklich werden kann. Vor allem in einer Machtposition heraus mit Verantwortung über hunderttausende von Menschen. Aber seien wir mal ehrlich: Ist das überhaupt möglich? Kann jeder hier bei uns, in der "echten Welt", sich immer jeden Lebenstraum erfüllen? Meiner Erfahrung nach lautet die Antwort: Mitnichten. Sogar eher die Wenigsten. Daher haben es die Leute in diesem fiktiven Land Rosas eigentlich sogar sehr gut, weil sie auch mit körperlicher oder geistiger Benachteiligung noch Dinge erreichen können, die sie sonst eigentlich niemals schaffen würden. Und das lässt Wish leider völlig außer Acht. Individualität wird groß geschrieben und in dem man den Zauberer derart schwarzmalt, radiert man sofort jeglichen Anflug von Nuanciertheit weg.
                    Hier wurde demnach unendlich viel Potenzial liegen gelassen. Denn die besten Bösewichte sind doch die, deren Motivation man verstehen und auf eine gewisse Art und Weise nachvollziehen kann. Nicht diejenigen, die völlig überschnappen und das klischeehafte reine/pure Böse werden. Naja wie dem auch sei.

                    Die vorgetragenen Lieder in Wish sind teils nicht nur uneinprägsam, sondern sogar schwach gewesen. Allen voran das Duett zwischen Asha und Magnifico hat überhaupt nicht funktioniert. Nichts bleibt im Ohr, alles hat man nach dem Aufstehen aus dem Kinosessel sofort wieder vergessen.

                    An der Witzfront das Gleiche. Ich habe zwei bis drei mal sehr laut und auch herzhaft gelacht, ja, aber die restlichen rund 40 bis 50 Witze (davon locker 30 vom Sidekick) verpuffen absolut im Nichts und sind eher krampfig-unlustiger Boomer-Humor als wirkliche Gassenhauer wie damals von Mushu, Dschinni & Co.
                    Bei einem Film zum Hundertjährigen Jubiläum von Disney erwartet man da einfach etwas mehr Qualität und Feingefühl. Bei manchen Kalauern habe ich mich echt gefragt, ob da international überhaupt jemand drüber lacht? Bei uns im Kinosaal war jedenfalls größtenteils absolute Totenstille dahingehend, was sehr bezeichnend ist.

                    Abschließend möchte ich noch die deutsche Synchro kritisieren, welche mit dem Casting von Hazel Brugger, die ich eigentlich ansonsten total mag, hier offen gestanden ziemlich ins Klo gegriffen hat. Erstens klingen ihre Aufnahmen nicht so professionell und als hätte sie ihre Lines irgendwo in einem anderen Studio aufgenommen als der Rest der Besetzung von der Abmischung her; Zweitens kann sie leider nicht singen; und Drittens versucht sie dauerhaft auf Krampf, ihren Schweizer Dialekt zu unterdrücken, was ihr aber unglücklicherweise nicht immer vollends gelingt und daher oft zu unglücklichen, unidiomatischen Konstruktionen kommt, die ein nativer deutscher Sprecher so nie intonieren würde. Sie spricht zwar keine der Hauptrollen, kommt aber häufig genug vor, dass es einem negativ auffällt und dann doch immer mal wieder aus der Immersion reißt. Unschön. Das können dann leider auch keine Legenden wie beispielsweise Alexander Doering (der reguläre Sprecher von Henry Cavill/Oscar Isaac/Patrick Wilson/Sam Worthington) rausreißen, welcher hier fairerweise wirklich eine Sahnevorstellung abgibt.

                    Von weiteren kleinen Negativdetails wie dem viel zu kindischen Kirby-Alleskönner mit dem unkreativsten Namen 2023 für irgendeine Filmfigur ("Stern" für einen Stern) mal ganz zu schweigen.

                    Wäre da nicht der absolut wunderschöne Animationsstil, der Wish unter dem Strich wirklich nochmal über die Ziellinie rettet, wäre die Wertung viel schlechter.
                    Es wurde hier wirklich viel vermurkst von Disney und ich kann niemandem den Kinogang raten, außer vielleicht völlig eingefleischten Fans, die wirklich alles vom Konzern mit der Muttermilch aufgesaugt haben und ein prall gefülltes VHS/DVD-Regal davon Zuhause stehen haben.
                    MfG 6x belanglos angepasste Mainstreamsachen schauen

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                    • 5 .5
                      Seraph 16.12.2023, 22:18 Geändert 16.12.2023, 22:18

                      Danke an die User JokerReviews, Framolf, Davo_Rojo, Babastars, Azular, Italianfan85, Ecto1, countcount, smartbo, VisitorQ, Mawi09, Bandrix, RappScallion, christian.van.der.sanden, CrangTheMan, yandere, BrodiesFilmkritiken, dean.lindo, AKS und wen ich gerade vergessen habe, die den Film auch eher mittelmäßig bewertet haben. Ich dachte schon ich wäre der Einzige der das so sieht, nachdem ich von drei meiner engsten Vertrauten gehört habe, dass No One Will Save You in ihren persönlichen Top 5 des Jahres wäre.

                      *ab hier harte Spoiler*

                      Mir hat es nicht so gut gefallen, dass die Aliens so schwach animiert waren, so "standardmäßig" aussahen vom Creature Design her, dass die Hauptdarstellerin nicht wenigstens ab und an zu sich selbst gesprochen hat, dass man diesen verquasten dramatischen Unterbau in die Sci-Fi Home Invasion mit hineinbasteln musste sowie dass das Ende einen derart thematischen Bruch gezeigt hat. Lasst Brynn von mir aus sterben oder weiter diesen Traum leben in welchem Maude wieder lebt, aber das fröhliche Tanzen zusammen mit den ganzen Klonen sowie Menschen mit Parasit im Hals, nur weil sie vorher von ihrer Heimatstadt verstoßen wurde und niemand mehr mit ihr reden wollte...ich weiß ja nicht so recht. Passt für mich thematisch eher weniger zu einem selbsterklärten Horrorfilm.

                      Tl;dr: Man kann es mit "show, don't tell" auch übertreiben.
                      MfG 5.5 mal laut Ausatmen

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                      • 6 .5

                        Alle wichtigen Evil Dead-Traditionen werden eingehalten, es sind viele praktische Effekte enthalten, die Schauspielerriege inklusive aller Kinder macht ihre Sache wirklich zauberhaft und die gesamten technischen Kategorien wie Kamera, Schnitt, Score, Direction, Kostüme, Make-Up/Maskenbild usw. sind auch alle prima gelungen, aber irgendwie möchte der Funke trotzdem nicht richtig überspringen. Warum? Weil mir dieser fünfte Erguss einfach für einen Splatterfilm zu wenig schockierende Kills hat und mir für einen Horrorfilm nicht gruselig genug ist.
                        Es gibt nur ein paar vereinzelte Jumpscares und die sind alle nicht der Rede wert oder sogar eher kaltlassend. Mit dem Necronomicon wird zu wenig interagiert. Einige der Motive sind relativ dreist aus anderen Filmen wie z.B. Shining geklaut, und einiges mehr. Es gibt leider zu viele Abzüge in der B-Note.
                        Man kann Evil Dead Rise sehr gut anschauen, keine Frage, aber die ganzen Vorschusslorbeeren kann ich nicht so wirklich nachvollziehen. Dann lieber nochmal Talk to Me, der zwar auch einige Probleme hatte, aber wenigstens sowohl richtig ekelige Szenen (Sohn), als auch markerschütternd angsteinflößende Szenen (Schlafzimmer) besitzt.
                        Generell ein sehr schwaches Jahr in Sachen Horror für mich. Naja vielleicht Infinity Pool in den nächsten Tagen noch was raus...
                        MfG 6.5 Wallpaper-artige Filmtiteleinblendungen

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                        • 9

                          Ein Freund sagte mir neulich, er wüsste nicht, was Aronofsky ihm mit "The Whale" sagen möchte. Daher habe ich jetzt hier mal drei Messages für mich herausdestilliert, die der Film meines Erachtens nach sehr gut und gleichzeitig auch glaubhaft herüberbringt:

                          1. "Kümmere dich gewissenhaft um deinen Körper". Beginnen wir mal mit dem buchstäblichen Elefanten im Raum (was ich nicht despektierlich meine), nämlich der extremen Adipositas unseres Protagonisten. Es wird mehrfach deutlich herübergebracht, dass Charlie in einer lebendigen Hölle gefangen ist. Er kann kaum aufstehen, geschweige denn ohne Hilfe stehen. Einfachste Dinge des Alltags wie Kochen, Waschen oder gar Toilettengänge sind ein Graus für ihn. Die Ausdauer ist genauso am Boden wie die eigene Kraft, der Blutdruck ist über den Wolken und das Herz macht nicht mehr lange mit...
                          Soweit sollten wir es auf gar keinen Fall mit unserem eigenen Körper kommen lassen. Selbst wenn wir von Natur aus sehr faul und sportmuffelig sind, alkoholabhängig sind oder gar fresssüchtig sind: Charlie lebt ein bedauernswertes, grausames Leben, das wir uns nicht zum Vorbild nehmen sollten. Wir müssen unbedingt vorher aufwachen, die Notbremse ziehen und uns ärztliche Hilfe holen. Oder, wenn es noch nicht so weit fortgeschritten ist mit der Fettleibigkeit, mehr auf unsere Ernährung sowie körperliche Betätigung in der Freizeit achten. Denn kein Mensch kommt ohne Bewegung aus und bestimmte Endorphine werden auch nur bei jener überhaupt erst vom Gehirn freigesetzt. Daher sollten wir unsere fleischliche Hülle, die Letzteres sowie unsere Organe schützt, hegen und pflegen, so gut es uns zeitlich gesehen nur möglich ist.

                          2. "Behalte dir ein positives, wertschätzendes Mindset bei". Charlie ist ein nach außen hin äußerst höflicher, freundlicher und offener Mensch, der für jedermann stets ein liebes Wort übrig hat. Rührend baut er seine Studenten auf, denen er immer wieder Motivation zuspricht, sie aufmuntert und sie antreibt, Großes zu erreichen. Mutig zu sein. Ehrlicher zu werden. Einfach die beste Version ihrer jeweiligen Selbst zu erreichen. Vor allem, was das Schreiben angeht, Charlies Fachgebiet. Auch zu seiner Tochter, die er jahrelang nicht gesehen hat, verhält er sich so. Er geizt nicht mit Komplimenten, hat immer ein offenes Ohr für sie und ist mittlerweile (im Gegensatz zu seiner eher hedonistischen, egozentrischeren Vergangenheit) ehrlich daran interessiert, sie näher kennenzulernen und zu unterstützen.
                          Sätze wie "du bist wunderbar" werden von vielen Menschen heutzutage nicht mehr ausgesprochen, einfach weil sie sich dafür schämen oder sich gar nicht erst trauen, diese zu äußern. Charlie wird seinerseits jedoch nicht müde, diese mantraartig zu wiederholen, bis sich der Gegenüber auf jeden Fall irgendwann auch wirklich wertgeschätzt fühlt und diese tollen Aussagen annehmen kann. Jener Umstand ist besonders aus seiner Situation heraus betrachtet bemerkenswert. Nicht nur, weil es ihm gesundheitlich so derart schlecht geht, sondern vor allem auch, weil er ständig nur belächelt, bemitleidet oder sogar offen angefeindet respektive beleidigt wird. Die wenigsten würden in so einer Position noch derart positiv, gütig und wohlwollend durch's Leben gehen - "while staring death in the face"..."in the face of defeat"...kurz vor dem eigenen, endgültigen Ende quasi. Von daher kann man denke ich mit Fug und Recht behaupten, dass Charlie eine gute Seele ist/ein gutes Herz besitzt, wie man so schön sagt; und es nichts Negatives ist, wenn man sich so eine Herangehensweise an das Leben trotz aller Hürden und Hindernisse nicht nehmen lässt (um nicht ggf. einem dauerhaften Nihilismus oder gar einer ernsten Depression zu verfallen...).

                          3. "Familie bzw. sein eigen Fleisch und Blut sollte man niemals ganz aufgeben, es kann sich am Ende doch alles immer wieder zum Guten wenden". Egal ob man keinen Kontakt mehr mit seinen Großeltern hat, die Mutter alleinerziehend ist, die Schwester einen hasst oder man sich mit seinem Kind entfremdet hat - The Whale zeigt eindrucksvoll, dass es am Ende des Tages immer noch Hoffnung gibt, und man sehr viele alte Fehden beseitigen kann und mit Vergebung sehr weit kommt im Leben. "Die Zeit heilt alle Wunden" und "lass' erstmal Gras über die Sache wachsen" sind nicht umsonst oft dahergesagte Kalendersprüche. Nicht, weil es in Wirklichkeit Binsenweisheiten sind, die einem eigentlich gar keinen Wissenszuwachs bringen und redundant sind, sondern weil sie final dann eben doch stimmen und man sich öfter auf sie zurückbesinnen sollte.
                          Wenn jedenfalls eine Tochter, die von ihrem Vater für eine tabuisierte Liebelei verlassen wurde und ihn seit neun Jahren nicht mehr gesehen hat aka einen Großteil ihrer Kindheit nun ohne ihn verbringen musste, jenem faulen, fettleibigen, verlotterten Elternteil vergeben kann, können wir auch unsere Oma anrufen, die weggezogen ist und seit 20 Jahren kein Wort mit uns gewechselt hat, weil wir damals aus versehen ihren Wellensittich haben wegfliegen lassen. You get the idea.
                          ---

                          The Whale ist sicherlich kein Allheilmittel und hat nicht die Lösung für jegliche Probleme auf dieser Welt parat, absolut nicht. Auch Charlie hat Fehler und Schwächen, und davon nicht zu wenige - definitiv. Aber das haben wir alle und daher ist es löblich, dass er trotz all jener noch derart positiv bleibt, von innen heraus strahlt und in der Lage ist, sich für seine Taten zu entschuldigen und mit seiner Familie auszusöhnen.

                          Mir hat der Streifen jedenfalls persönlich außerordentlich gut gefallen, mir viel gegeben und reiht sich locker in meinen Top 3 dieses Jahres ein. Ich wollte ihn am Folgetag der Sichtung direkt noch einmal schauen, aber meine bessere Hälfte, der ich ihn zeigen wollte, hatte leider keine Zeit und jetzt ist meine Leihperiode bei Prime ausgelaufen. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die Zweitsichtung, wenn er dann mal kostenlos wird oder ich ihn gekauft habe.
                          Dicke Heimkinoempfehlung (pun not intended!).
                          MfG 9x auf den Eimer Chicken Wings verzichten

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                          • 6 .5
                            Seraph 13.12.2023, 13:02 Geändert 13.12.2023, 13:14

                            Grundsolider Teil mit zwei alles überragenden Szenen: Ghostface im Supermarkt mit Pumpgun sowie gen Ende der letzte wehmütige Blick auf die Maske. Intensiv bis ins Mark. Der Rest ist eher langweiligerer Natur und der Großteil der Kills ist auch entweder nicht so grafisch oder nicht so schockierend wie in Teil 5. Darüber hinaus wird hier ein ums andere Mal an der Glaubwürdigkeitsschraube gedreht. Leider ist dabei die Mutter kaputt gegangen und der Suspension of Disbelief endet. Denn nicht alles kann nur eine leichte Fleischwunde sein, irgendwann muss auch mal jemand seinen Stichwunden erleiden. Und das ist hier leider wieder nicht so häufig der Fall wie im letzten Franchiseeintrag. Schade eigentlich; ich dachte, sie seien endlich mal konsequenter geworden.

                            We'll see wie es nun im Teil 7 weitergeht, wo ja nun die halbe Besetzung gekündigt wurde oder selbstständig abgesprungen ist. Anschauen werde ich ihn mir trotzdem, erwarten jedoch nicht mehr viel.
                            MfG 6.5 flackernde Ubahn-Lichter

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                              Durchschnittlich witziges Buddymovie mit grauenvoller deutscher Synchro im Fahrwasser eines Hangover, das aber nicht mal die Qualität dessen zweiten Teils erreicht. Auch den sehr artverwandten Bridesmaids fand ich wesentlich lustiger.

                              Klar, Joy Ride hat ein paar wenige sehr derbe Stellen drin und gelacht habe ich auch hier und da - vom "aus dem Kinosessel rutschen vor Feiern" war ich aber sehr weit entfernt. Obgleich möglicherweise gut gemacht, hätte ich auch die emotionalen Momente gen Ende persönlich überhaupt nicht gebraucht. Hier wollte der Streifen meiner Ansicht nach zu viel. Eine Buddy Comedy muss nicht gleichzeitig auch noch RomCom, Drama und Coming of Age Story sein...

                              Pluspunkte gibt es für die tollen Naturaufnahmen vom chinesischen Hinterland, den unaufdringlichen Score, die vielen popkulturellen Referenzen sowie die schauspielerische Leistung der vier Leads. Hsu kriegt schon früher oder später noch ihren Oscar, da mache ich mir gar keine Sorgen.

                              Wer penistechnisch eine niedrige Schmerzgrenze hat (Sausage Party & Co) und generell sehr schnell zum Kichern zu animieren ist, kann hier ruhig mal einen Blick riskieren. Ansonsten kann man ihn alles in allem betrachtet wohl leider doch auslassen. Schade um das Geld.
                              MfG 6.5 Tüten Koks im Arsch

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                                Besser als unser User Filmmarco es gesagt hat, kann man es meines Erachtens nach nicht zusammenfassen. Er spiegelt meine Gedanken nach der Erstsichtung 1:1 wider. Von daher habe ich ihn gefragt, ob ich ihn zitieren darf, was er dankenswerterweise bejahte. Von daher nun hier die meinerseits faulste Kurzrezi des Jahres:

                                "Da ist wahrscheinlich wieder so leicht das Problem mit der Erwartungshaltung. Der Film wurde nun doch schon ziemlich gehypt. "Bester Horrorfilm des Jahres, der letzten Jahre" etc. bekam man zu lesen und zu hören, [sodass] ich mich automatisch auf ein absolutes Brett vorbereitet hatte. Wie man an meiner [7er-Bewertung] sehen kann, fand ich den Film dann auch ziemlich gut, aber halt auch nicht so [stark], wie ich nach den ganzen begeisterten Stimmen erwartet hätte. Die Story selber ist dann doch ziemlich generisch und gab es so oder so ähnlich schon dutzende Male. Gefallen hat mir die Figurenzeichnung, da man es hier mit sympathischen Charakteren zu tun hat und eben nicht den typischen Teeniedummies die einen irgendwann nur noch auf den Sack gehen. Hier liegt für mich der stärkste Aspekt der Films. Alleine schon wenn die beiden [Protagonisten] zu Beginn des Films im Auto bei Sias "Chandelier" mitgrölen, hatten sie schon einen Platz in meinem Herzen. Kommen wir zum nächsten Punkt, dem Gruselfaktor. Hier hat mich "Talk to me" leider so gar nicht gekriegt. Es gibt eine Szene, als [Mia im] Dunkeln in Richtung Schlafzimmertür schaut und sich dann etwas aus der Ecke herausbewegt, was man die ersten 2 Sekunden noch gar nicht wahrgenommen hat. [Diese Szene war] schon recht spooky (...) [und hat mir top gefallen]. Sonst war da nicht wirklich viel, was mich zum Schaudern gebracht hätte. Was etwas härtere [bzw. brutalere] Szenen betrifft, blieb mir auch nur die "Bruder-Seance-Tischkante-Auge"-Szene in Erinnerung, die dann allerdings wirklich unangenehm ist. Das Ende ist (...) [durchaus] gelungen (...). Alles in allem ein (...) [sehenswerter] Horrorfilm, der sich aber hauptsächlich durch seine sympathische Charakterzeichnung definiert, in Punkto Horror dann aber doch zu wenig [Neues] präsentiert. [Positiv anmerken möchte ich hier als kleine Zäsur noch das Fehlen von Jumpscares.]"

                                Ganz genauso ging es mir auch. Danke für diese super zutreffende Meinung.
                                MfG 7x Hände schütteln

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                                  über Babylon

                                  Mitreißender Film, der die Liebe zum Kino mit jeder Pore atmet und zelebriert. Ja, man braucht definitiv Sitzfleisch für Babylon und das Narrativ dieser quasi-Geschichtsstunde ist nicht immer ganz konsistent, aber das machen die wunderbare Musik, die tolle Kamera und die überschwängliche schauspielerische Leidenschaft, die Robbie, Pitt & Co hier in den Ring werfen, locker wieder wett.
                                  Auch äußerst witzige Szenen haben es in den Streifen geschafft, die einen herzhaft laut auflachen lassen, obgleich viele davon die grenzen des heutigen guten Geschmacks sprengen werden. Wer also zu zartbesaitet ist, sollte sich hiervon lieber fernhalten: es sind allerlei verschiedenste Körperflüssigkeiten im Spiel.

                                  Danke Hollywood, mit all deinen Sonnen- wie Schattenseiten...

                                  MfG 8.5 Ausraster von P. J. Byrne im Wolf of Wall Street-Style, nachdem er zum tausendsten Mal die erste Tonfilmszene nachdrehen lassen hat

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                                    Seraph 22.11.2023, 02:43 Geändert 22.11.2023, 02:44

                                    Grundsolider Streifen, der imho zu Unrecht so wenig einspielt. Ich habe mich jedenfalls sowohl inner-, als auch außerhalb des MCUs schon schlechter unterhalten gefühlt. Die Witze sitzen auf jeden Fall, die Chemie der drei Leads miteinander stimmt, viele der Effekte sind klasse und Eastereggs gibt es auch jede Menge. Vor allem die Mid Credit Scene entschädigt für die relativ lange Wartezeit und lässt auf nächstes Jahr hoffen.
                                    Überdies funktioniert Kamala Khan hier ironischerweise viel besser als in ihrer eigenen Serie und auch die innere Zerrissenheit von Monica Rambeau kommt im Drehbuch sowie Minenspiel durch. Einzig Captain Marvel höchstselbst bleibt etwas blass und wird hauptsächlich aufs Draufhauen und gut-Aussehen reduziert. Damit kann ich aber problemlos leben. Ganz so politisch korrekt, wie er gemacht wird, ist er nämlich nicht und über ein paar Plotholes kann ich wohlwollend drüber hinwegsehen.
                                    MfG 7 Ronan the Accuser Fakes

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                                      Seraph 13.11.2023, 20:13 Geändert 13.11.2023, 21:19

                                      David Fincher ist wohl mein Lieblingsregisseur. Ich kenne Leute, die würden hier ohne mit der Wimper zu zucken Kurosawa, Bergman, Tarr, Tarkovsky, Fellini, Godard, Welles, Ozu, Truffaut, Hitchcock & Co nennen. Aber das sind dann halt auch tendenziell prätentiöse Filmstudenten, die ihrem neuen Prof unbedingt eine 1,0 aus dem Nacken leiern wollen. Und keine Otto-Normal-Konsumenten, die sich auch mit der mainstreamigeren, moderneren Garde aus Spielberg, Coppola, Scorsese, Kubrick, Cameron, Nolan, Villeneuve, Tarantino, Chan-Wook, Lynch, Coen, Malick, Scott, Iñárritu, Aronofsky, Cronenberg, Joon-Ho & Co zufrieden geben würden. Und das finde ich schade. Denn Fincher hat in meinen Augen eigenhändig sieben der besten Filme aller Zeiten erschaffen: Sieben, The Game, Fight Club, Benjamin Button, The Social Network, Verblendung und Gone Girl. Viele zählen hier auch Zodiac noch mit rein, welchen ich persönlich aber "nur" 'sehr gut' fand. Alien 3 und Panic Room fielen für die meisten aus dem ein oder anderen Grund etwas ab, sind aber nichtsdestotrotz immer noch sehenswert.

                                      Umso größer war demnach meine Vorfreude, dass Fincher nach seiner zehnjährigen Serien- & Biopicpause mal wieder einen fiktiven Spielfilm dreht. Umso größer waren die Erwartungen an einen Film mit Michael Fassbender, der mit seiner Rollenauswahl aktuell gefühlt gar nicht falsch liegen kann, vor allem nicht nach den überragenden Performances in Shame, X-Men: First Class, Steve Jobs und Alien: Covenant. Gerade diese vier sind gefühlt wie auf ihn zugeschnitten und zeigen ihn nahezu jede zweite Minute der gesamten Screentime. So auch hier in The Killer. Alle Zeichen standen demnach auf Meisterwerk. Was dann aber kam, war eher Verschnittware...

                                      Wieso konstatiere ich als Protagonist in der ersten Szene des Filmes in einem inneren Monolog aus dem Off, dass "Glück nicht existiert", und zwanzig Sätze später: "das nenne ich doch mal eine glückliche Fügung"? Denn wenn Glück nicht existiert und das eine der eigenen Grundmaximen ist, dann kann es für einen auch keine glücklichen Zufälle geben. Das ist nur eine der mehrfach auftretenden, eklatanten Drehbuchschwächen, die mir bei meiner gestrigen Erstsichtung aufgefallen sind. Selten war Fincher so sehr "style over substance".
                                      Klar, Stil war ihm schon immer wichtig und seine Bildsprachenkomposition ist auch hier wieder eindeutig ihm zuordenbar. Aber es kommt gesamtheitlich eher so rüber, als wolle man auf Krampf eine neue Kultfigur etablieren, anstatt wirklich tiefen Sinn in die Mono- und Dialoge zu legen. Es wird sehr viel schal dahergelabert, ohne dabei aber wirklich gebildet zu sein. Fassbender mimt einen namenlosen Killer, der so imperfekt ist, wie jeder andere Durchschnittsmensch auch. Nur leider stilisiert ihn Fincher in seiner darauf folgenden Rachestory zu einem derart coolen, abgeklärten Superhelden-Machertypen hoch, dass es einfach kein stimmiges Bild ergeben will. Kaputt oder ganz? Und Fassbender erreicht auch nie die Coolness zum Beispiel ​eines Clooney in The American oder Willis in Der Schakal. Ganz zu schweigen von Alain Delon in Le Samouraï, auf den es ja auch mehrere indirekte Anspielungen gibt. Zwischen diesen vier Charakteren liegen meines Erachtens nach Welten.

                                      Apropos Welten. Spätestens seit den M:I- und Bond-Franchises darf natürlich was Actionfilme angeht ein häufiges Reisen nicht fehlen. Und das ist auch das, was man hier in The Killer die meiste Zeit über sieht: Fassbender steigt nach dem Checkin in ein Flugzeug, fliegt, kommt an, wird begrüßt, mietet sich ein Auto, fährt sehr lange herum, beschattet random Leute, steigt in ein Flugzeug, fliegt, kommt an, wird begrüßt, mietet sich ein Auto, fährt sehr lange herum, beschattet random Leute, und immer so weiter und immer so weiter. Dieses Konzept wiederholt sich so oft, dass man durch die Ausweiskontrollen bei den Flughäfen und Mietautofirmen circa 20 Namen von Fassbender kennenlernt und er locker 40 der 120 Minuten nur Auto fährt. Ihr dürft es gern nachstoppen. Absolut übertrieben und unendlich repetitiv. Nahezu einschläfernd. Und ich liebe Slow Burns!

                                      Product Placement ist der nächste Scherz. Als direkt zu Beginn fast gleichzeitig für Audi und McDonald's geworben wird, befürchtete ich schon, dass es extrem dreist wird. Gott sei Dank hat sich das im Laufe des Films aber etwas beruhigt und gemäßigt. Dennoch ist es mir sauer aufgestoßen...

                                      ...gleichsam wie die Musik im Film. Wenn ich schon Trent Reznor und Atticus Ross im Boot habe, zwei der fähigsten Personen im Business aktuell, die unter anderem mit The Social Network schon ein zeitloses Meisterwerk an OST hingelegt haben, dann kann ich den Score nicht so hinrotzen, wie es hier getan wurde. In ein, zwei Szenen werden gute Beats und Klangstrukturen benutzt, der Rest ist entweder Stille oder 12(!) Songs von The Smiths. Are you kidding me? Also ich verstehe es ja, dass der Killer die Band mag und sie gerne beim Arbeiten hört, daher ja auch seine "Work Playlist". Aber selbst im Flugzeug kommt die Band sehr oft, wo er ja schläft und sich ausruht, aka Freizeit hat. Das ist für mich dann keine Arbeit. Daher passt es erneut nicht wirklich ins Bild und wird einfach overused, um eine Art Meme zu kreieren. Ja, er ist halt der eiskalte Smiths-Killer. Wowzies. Echt ein top Trademark geschaffen. Wird sich über die Zeiten hinweg halten und noch in dreißig Jahren zitiert werden, in einem Atemzug mit Travis Bickle vor dem Spiegel und Tony Montana mit seinem Maschinengewehr. Hint: wird es nicht. Es will nur Kult sein, ist es aber nicht.

                                      Am allerdeutlichsten wird es bei den unglaublich lächerlichen und definitiv völlig(!) unnötigen Kapiteleinblendungen. Noch nie hat jemand wie Fincher, der über so viel Können und Renommee verfügt, gleichzeitig so dilletantisch Tarantino kopiert, ohne es richtig zu machen. Es gibt hier keinerlei Zeitsprünge, Rückblenden, alternative Erzählperspektiven, narrative Tricks, andere Viewpointcharaktere - gar nichts. Es ist eine zusammenhängende, stringente Handlung von einem einzigen Protagonisten, die nacheinander abläuft. So wie in jedem anderen Film ohne Kapitel auch. Wozu brauche ich da also Kapitelmarken? Ich meine, ist die Audience bescheuert und kann sich das inhaltlich gesehen nicht selber zusammenreimen, was da gerade passiert? Muss man der 'Generation Netflix', die gar nicht mehr weiß, was reguläres Kabelfernsehen ist, wirklich jeden Bullshit drei mal vorkauen? I doubt it. So degeneriert sind wir als Zuschauer nun auch wieder nicht. Also bitte tut als Regisseure auch nicht so, als wären wir es und müssten jederlei narrativen Zusammenhang mit dem Babylöffel zugefüttert bekommen. Gott im Himmel.

                                      Über die fast komplett verschwendete Tilda Swinton reden wir besser gar nicht erst. Sie hätte auf jeden Fall mehr Screentime bekommen dürfen und schon eher eingebaut werden sollen. Ihre Rolle war amüsant, hat Pfiff reingebracht und hätte sicher noch die ein oder andere interessante Hintergrundgeschichte zum Vorschein kommen lassen.

                                      Ich habe sicher etwas vergessen, aber ich belasse es jetzt einfach mal dabei. Ich bekomme jedenfalls schon wieder Blutdruck, wenn ich an diesen selbstverliebten Schund zurückdenke.

                                      Tl;dr: Ich habe Fincher als Perfektionisten kennen- und lieben gelernt. Als jemanden mit eindeutiger zelluloidtechnischer Handschrift. Und diese Handschrift ist hier in The Killer handwerklich gesehen definitiv erkennbar, auf jeden Fall: Kamerafahrten, Farbfilter, Schnitte...alles da. Aber nicht Finchers Perfektionismus. Leider nicht. Denn das Drehbuch ist bedeutungsschwanger, obwohl es hohl ist; suggeriert Action und Drive, obwohl es lahm ist; möchte cooler Kult sein, obwohl es Durchschnittsware vom Fließband ist.

                                      The Killer ist ein zu langer, eintöniger, mäßig spannender Fließband-Rachefilm mit sehr wenig tatsächlicher Action, extrem repetitiver Musik und einem schwachen, uninspirierten Ende ohne jede Eier.
                                      Definitiv und mit weitem Abstand Finchers schlechtester Streifen. Ein "Glück" (haha), dass Fassbender sich einmal mehr die Seele aus dem Leib spielt und das Ding hier mit stoischer Yoga-Präzision gerade noch so vom Eis der unter 5.0-Bewerteten holt.
                                      MfG #10JahreohnegutenFilm

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                                        Seraph 01.11.2023, 01:41 Geändert 01.11.2023, 01:43

                                        Unspannend, ereignisarm, skurril. Und dennoch liebe ich ihn. Elizabethtown ist mein Guilty Pleasure von Cameron Crowe. Ich meine, jeder mag Almost Famous, Jerry Maguire oder Vanilla Sky. Oder zumindestens die meisten. Aber die wenigsten mögen Elizabethtown, oder kennen ihn überhaupt. Dabei hat er allerlei Vorzüge, die sich leicht herausarbeiten lassen.

                                        Der Soundtrack allein schon ist derart hervorragend und dann auch noch wunderbar organisch in die Filmhandlung eingewoben, dass es eine Wonne ist. Hier kommt Crowes musikalischer Sachverstand seiner Roadiezeit sowie natürlich seinen Jahren beim Rolling Stone Magazine absolut heraus. Ob dann die fiktive Band "Ruckus" den alltime Klassiker Freebird von Lynyrd Skynyrd schmettern dürfen, oder man gen Ende beim Roadtrip den Klängen von Rock'n'Roll, Blues oder Alternative (Wheat - Don't I Hold You) lauschen darf - es ist immer top auf die aktuelle Handlung zugeschnitten und fängt einfach sehr gut die passende Stimmung für die aktuelle Szene ein.

                                        Viele der Witze sind herrlich komisch und zum totlachen ungestellt - genau wie das echte Leben. Keinesfalls so konstruiert und lakonisch-sarkastisch wie bei Fargo & Co, aber eben auch bei weitem nicht so fäkal-pubertär wie bei den meisten Sandler/Stiller/James-Vehikeln jüngerer Tage. Einfach organisch und mitten aus dem Leben gegriffen eben. Sei das Alec Baldwins selbstironisch-verzweifeltes "I cry a lot lately", Susan Sarandons aberwitzige Autoreparatur, das allseits bekannte Vorstellen entfernter Verwandter und Bekannter auf einer Beerdigung, oder die überragende Szene von Orlando Bloom mit dem betrunkenen Bräutigam in der Nacht vor seiner Hochzeit. Absoluter Chef's Kiss.

                                        Und da haben wir noch nicht einmal von der Tragik angefangen. Du hast auf Arbeit komplett versagt, daraufhin verlässt dich deine oberflächlich-selbstsüchtige Freundin und dann stirbt während einem Selbstmordversuch auch noch dein Vater. Wie sagt De Niro in Heat? "When it rains, it pours". Und so etwas hat jeder von uns auf die ein oder andere Art und Weise schon einmal erlebt. Dass man am Boden ist, und dann passiert noch etwas Neues, erneut Beschissenes. "Warum ich?". "Wieso jetzt?". Klassische Fragen, die man sich dann stellt. Und unser somit relatierbarer Protagonist stellt sie sich auch. Aber er steht für seine verbliebene Familie ein, lässt alles stehen und liegen und organisiert die Beerdigung und alles drumherum. Dies ist rührend gespielt und bei den gedanklichen Rückblenden auf seinen Vater fragt man sich nicht nur einmal, ob man nicht genug Zeit mit seinen eigenen Eltern verbringt. Wie alt sind sie nun doch schon geworden, wo sind nur all die Jahre hin? Es klingt so bescheuert und so klischeebeladen, aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, dann ist es genau so. Exakt so. Als Kind wollen alle schnellstmöglich groß werden, älter werden, 18 sein. "Machen können, was man will". Dann, wenn es soweit ist, kommt die große Ernüchterung: es ist keine Kohle da. Also Nebenjobs pumpen neben dem Studium. Aber man will ja auch noch ein bisschen leben. Feiern, Durchmachen, Sex haben...und so weiter. Also kündigst du irgendwann wieder, wechselst den Studiengang, schmeißt die Uni vielleicht sogar, und findest dich ein paar Jahre später in einem Beruf wieder, den du ursprünglich eigentlich gar nicht machen wolltest. Spätestens mit 30, 35, wenn dann die ersten Katertage länger als einen Vormittag dauern, der Rücken sich regelmäßig meldet und das Bierbäuchlein über dem früher so strammen Sixpack hinüberlugt, fragt man sich dann doch irgendwann notwendigerweise, wo diese scheiß Zeit eigentlich geblieben ist. "Noch einmal jung sein"...jaja. Das Alter hat noch nicht einmal richtig begonnen, und wir Vollidioten schmettern schon solche Floskeln. Traurig eigentlich. So wie Elizabethtown in seinen besten Momenten.

                                        Aber zum Glück ist da eben noch die Liebe. Hachja, die Liebe. Kirsten Dunst spielt hier eine anfänglich recht aufdringliche, eher zu nerviger Rastlosigkeit neigende Flugbegleiterin, die unseren Protagonisten trotz Boyfriend nicht aus dem Kopf zu bekommen scheint. Im Laufe des Films lernt man ihre charakterlichen Qualitäten aber definitiv zu schätzen und kommt als heterosexueller Mann wohl nicht umhin, auch ein wenig ins Schwärmen für sie zu verfallen. Zu intelligent, zu witzig, zu ehrlich, zu outgoing, zu hübsch, zu pointiert geschrieben, als dass man ihren tollen on screen Charakter ignorieren könnte. Wenn es so eine Person im echten Leben geben würde, wäre sie meines Erachtens nach ein wunderbarer Mensch, mit dem jeder gern Zeit verbringen würde. Quality time, wie man heutzutage so schön sagt. Warum? Weil sie einem auch Qualität bietet. Sie gibt jedem Gespräch Bedeutung, lässt einen ausreden, ist stets ehrlich neugierig, begeisterungsfähig, offen, lustig, motivierend, gebildet, kreativ, hat Geschmack und steht wohl immer hinter einem. Eine komplette Person, die es so wohl nicht geben wird. Denn wir alle haben Schattenseiten. Schwächen, Probleme, Neurosen, you name it. Und das ist auch gar nicht schlimm. Denn das macht uns einerseits eben menschlich und andererseits gibt es unter anderem dafür ja auch Filme. Dass man für eine Weile aus der Realität fliehen kann. Da darf es dann schon einmal ein so überzeichnet "perfekter" Charakter sein, wie Dunst ihn hier mimt. Kann ich mit leben.

                                        Ich entfliehe dem Alltag jedenfalls gern mit Elizabethtown und werde es wieder tun. Dann wohl in meiner ~Zehntsichtung.
                                        Gut, dass die Playstation 5 überhaupt noch DVDs abspielt haha.
                                        MfG 8.5 mal Rustys Schweigevideo von Michael Bay

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                                          Seraph 18.10.2023, 01:30 Geändert 18.10.2023, 01:53

                                          *enthält Spoiler*

                                          Eine tolle Idee, die auch zum Nachdenken anregt...für einen Kurzfilm. Über 100 Minuten trägt sich das Ganze leider definitiv nicht. Woran das liegt? An dem unentschiedenen Drehbuch. Es spielt keine Rolle, wie die literarische Vorlage gelagert ist. Wichtig ist, was du auf der Leinwand daraus machst. Am besten wäre gewesen, man lässt es rein als Kammerspiel á la Der Gott des Gemetzels ablaufen. Dann hätte sich alles in den Köpfen der Leute abgespielt und auch als Zuschauer hätte man sich irgendwann auf eine Seite schlagen müssen. Am Ende hätte man es wunderbar mit einer rückblickenden Montage auflösen können. Aber nein, es musste ja unbedingt ein Genreeintrag werden. Dann doch bitte aber konsistent!

                                          Entweder man geht also die Horrorroute und zeigt mehr grausam-eklige Morde aka Props, oder man geht die Actionroute und zeigt mehr Naturkatastrophen aka CGI. So low budget wie es hier gemacht wurde mit einem extrem schockierenden Mord und dem ganzen Rest offscreen plus 3x kurz für eine Minute den Fernseher anmachen, war es nichts Halbes und nichts Ganzes. Viel zu viel schales Geplapper, gepaart mit sinnlos inkonsequenten Fluchtversuchen. Kein Grusel und keine oha-Effekte. Auch die zahlreichen Rückblenden braucht kein Mensch und nehmen nur Momentum aus der sich sehr selten anbahnenden Spannung.

                                          Nope, hat mich sehr enttäuscht das Teil, vor allem nach all den Vorschusslorbeeren. Einzig die schauspielerische Leistung einiger Protagonisten holen die Wertung hier in positive Gewässer zurück.

                                          Achja und PS: Ein M Night ohne einen Twist ist für mich kein M Night, da sollte es imho auch keine zwei Meinungen geben. Das ist, was ihn ausmacht, was ihn auszeichnet. Womit man rechnet und worauf man hofft. Und was einen dann komplett aus den Socken haut. Klar kann das auch schiefgehen so wie bei The Happening oder Lady in the Water, absolut. Aber andererseits werde ich die Erstsichtungen von Unbreakable, The Sixth Sense, The Village, Old und The Visit nie vergessen. Never.

                                          MfG 6 apokalyptische Ponyreiter

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                                            über Barbie

                                            Weird, verrückt, kreativ. Und am Ende des Tages einfach eine Ode an die Frauen.

                                            Diese sei euch auch vollends gegönnt, liebe Frauen. Ihr habt sie verdient. Denn die in Barbie angesprochenen Probleme in unserer Gesellschaft sind leider definitiv real. Nur ob man sie nun gar so krampfhaft politisch korrekt darstellen muss, das weiß ich nicht so ganz genau. Aber nun gut, der Erfolg gibt ja am Ende des Tages recht. Und davon hat Barbie reichlich. Dies freut mich außerordentlich für Greta Gerwig, da ich unter dem Strich bei meiner Sichtung sehr oft und herzhaft gelacht habe. Daher werde ich den Kinobesuch auch guten Gewissens weiterempfehlen; allein schon wegen der Matrix- und 2001-Referenzen.
                                            MfG 8.5 Wrestling-Meerjungmänner, von denen ich nicht kenough bekommen kann!

                                            Looking forward to UNO-The Movie in 2026 😍

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                                            • 8

                                              "Darf es etwas mehr Hack sein?"

                                              The Sadness im Uncut markiert eine tabulose Schlachtplatte, die Seinesgleichen sucht. Selten habe ich menschliche Abgründe in solch einer schockierenden Konsequenz gesehen. Die Gesellschaftskritik kommt für mich persönlich hierbei genug durch; gleichermaßen wie die leisen Töne. Der kanadische Regisseur Rob Jabbaz versteht auf jeden Fall sein Handwerk und auch das von ihm verfasste Drehbuch weiß trotz der vielen viszeralen Grenzübertretungen zu Gefallen. Es sind die großen Werte im Leben wie Liebe, Güte, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, die einen hier fesseln und an die beiden Hauptfiguren binden. Letztere versuchen in dem puren Chaos der Handlung beide stets nur, das Richtige zu tun. Aber was ist das Richtige, inmitten einer ungezügelten Pandemie geradezu apokalyptischen Ausmaßes? Sollte man versuchen, *jeden* zu retten? Oder ist die eigene Haut, das eigene Überleben nicht erst einmal wichtiger und schützenswerter als das Leben anderer? Fremder? Wo endet Altruismus und wo sollte man notwendigerweise utilitaristisch handeln? Eine spannende Thematik, die hier zugegebenermaßen äußerst fleischeslüsternd sowie blutrünstig auf die Leinwand gebannt wurde.

                                              The Sadness strahlt unter dem Strich einfach eine ihm ureigene Faszination aus - ganz so richtig kann ich jene selbst kaum erklären...
                                              Seht und urteilt am besten selbst - natürlich möglichst mit einem Kotzeimer nebendran, falls ihr über einen eher schwächeren Magen verfügt so wie ich.
                                              MfG 8 Köpfe zermatschen

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                                                Seraph 06.08.2023, 00:06 Geändert 06.08.2023, 00:07

                                                *enhält leichte Spoiler*

                                                Pros:
                                                + Ezra Miller spielt trotz seiner privaten Eskapaden erneut ohne Fehl und Tadel
                                                + sehr viele der zahlreichen Gags zünden total und sind sogar echte Brüller
                                                + die emotionalen Momente treffen einen hart und schonungslos (Taschentücher einpacken!)
                                                + jede Cameo ist ein neuer Aufschrei und Fanservice GALORE aka "done right"
                                                + hohe Rewatchability durch sehr viele kleine Details, auf die man achten kann
                                                + überragendes Ende (hätte ich ihn im Kino gesehen, wäre ich wahrscheinlich johlend aufgesprungen und mehrere Sitzreihen nach vorne gestiegen)

                                                Neutral:
                                                ~ Supergirl geht in Ordnung, ist aber nicht überragend und hat recht wenig Screentime
                                                ~ es ist diskutabel, wie hoch die Stakes sind -> für manche ist das hier ein nichtiger Sturm im Wasserglas und anderen reicht das Drehbuch dahingehend völlig aus (es gibt arge Parallelen zu Dr. Strange 2!)

                                                Cons:
                                                - teils sehr schwaches CGI bei den Deep Fakes für die Gesichter
                                                - mäßiger Showdown gegen Zod
                                                - Aftercredit-Szene ist absoluter Murks & braucht man nicht für Sitzenbleiben
                                                - mehrere Batman-Szenen wirken extrem unglaubwürdig von der Agilität her (vor allem für Keatons Alter)
                                                - generell macht Batman sehr oft immer die gleichen fünf Sachen: Umherfliegen, Boxen, Shurikens werfen, Sachen explodieren lassen & mit seinem Cape einen Schutzschild bilden -> das ist leider extrem repetitiv und nicht nur wenig originell, sondern vor allem sehr schade was die Variabilität eines so gadgetversessenen, reichen Privatdetektivs angeht (der müsste doch mehr in Petto haben und hatte er in jedem vorherigen Batmanfilm auch!)

                                                Unter dem Strich bitter, dass The Flash derart krass am Box Office flöten gegangen ist. Hat er meines Erachtens nach definitiv nicht verdient so ein Einspielergebnis. Aber gut, das ging ja vielen anderen Filmen diesen Sommer durch das prall gefüllte Überangebot an Blockbustern ebenfalls so, wie zum Beispiel Dungeons & Dragons, 65, Shazam 2, Indy 5, M:I 7, Haunted Mansion, Ruby Gillman, usw.
                                                Selbst Elemental, Arielle, Fast X und Transformers 7 blieben hinter den Erwartungen zurück. Man kann sich als Konsument eben leider nicht fünfteilen. Und zudem gesellen sich noch die Fakten hinzu, dass mit Sicherheit jeder mehr als ein einziges Hobby hat sowie nur über eine einzige Brieftasche mit einem Geldwert X darin verfügt. Anders gesagt: Man kann weder Zeit noch Moneten einfach so aus dem Nichts erschaffen.

                                                Somit kann man sich als Comicfan jetzt wohl nur konkludierend wünschen, dass James Gunn den Reboot so anlegt, dass das gesamte neue DCU keine automatische Totgeburt wird. Und dass der nächste Flash-Ableger zusätzlich zu einer tollen, glaubhaften Schauspielleistung erneut gleichermaßen ansprechenden Witz wie emotionale Zugänglichkeit enthalten wird. Was ich offen gestanden bezweifeln möchte...
                                                MfG

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                                                  *SPOILER*

                                                  Einfach nur stark. Ich meine, der Mann ist 61 und liefert hier noch erste Sahne Fischfilet ab. Ohne Wenn und Aber. Stets und beständig. Er haut sich in die Stunts wie kein Zweiter derzeit. Und wenn dann die mit Abstand am meisten vermarktete Szene des ganzen Films - der Motorradsprung - nicht mal die beste Actionszene des Streifens ist, na dann hat man alles richtig gemacht. Der Bourne-eske Flughafen und vor allem der Uncharted-angelehnte Zug toppen das nämlich nochmal locker.

                                                  Von mir aus hätte man sogar das einleitende U-Boot, den post-einleitenden Wüstenquatsch gegen gesichtslose No-Names und die lächerliche Verfolgungsjagd des Mittelteils in Rom sein lassen können, das hätte den Film merklich gestrafft. Aber langweilig war er dennoch zu keiner einzigen Sekunde. Ich würde sogar direkt nochmal reingehen, obwohl ich das echt selten sage und noch seltener dann auch wirklich mache. Das letzte Mal war vor anderthalb Jahren zu The Batman und davor ist es ewig her.

                                                  Noch etwas Interessantes an die Negativfraktion zum Bedenken: in welchem Film der letzten ~20 Jahre kam es schon einmal vor, dass wir VIER sehr starke, wichtige Frauen im Cast hatten, die auch alle viel Screentime hatten? Ich kann mich persönlich außer bei "Women Talking" jetzt auf Anhieb tatsächlich an gar keinen erinnern: Oceans 8 war nämlich ein schlechter Witz und die grausame "feminine only" Ghostbusters-Vermurksung noch viel schlimmer. Dead Reckoning I hingegen gibt uns Pom Klementieff, Vanessa Kirby, Rebecca Ferguson und Hayley Atwell - alle mit Sprechrolle, alle mit eigenem Arc, alle gut geschrieben sowie toll dargestellt, alle ohne dass es aufgesetzt oder erzwungen wirkt vom Studio her...was will man mehr? Da soll sich nochmal einer beschweren, es gäbe keine starken Frauenfiguren im Bewegtbild.

                                                  Und dass man dann noch einen der Hauptcharaktere des Franchises ohne doppelten Boden sterben lässt...?! Chef's kiss, wirklich. Genau solches emotionales Gravitas habe ich mir mal für einen Mission: Impossible Teil gewünscht. Meist blieb doch alles sehr konsequenzlos.

                                                  Für Dead Reckoning Teil 2 erhoffe ich mir einen noch kerniger aufspielenden Bösewicht, mehr reale Gefahr durch die Entität und vor allem mehr Masken. Die zwei diesbezüglichen Szenen hier in DR1 waren genauso vorhersehbar wie lächerlich leider.

                                                  MfG 8 Punkte für das Jahr der krassen Action: 2023 (John Wick 4, Extraction 2, Fast X, M:I 7, tbc...)

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                                                    Seraph 01.08.2023, 01:12 Geändert 01.08.2023, 01:16

                                                    Es ist leicht, Transformers abzulehnen und blind zu haten. "Müll für Kinder", "CGI Käse", und so weiter. Aber was Steven Caple Jr. (Creed 2) hier mit seinem ersten Franchiseeintrag zu schaffen vermocht hat, war Michael Bay in allen seinen fünf Einträgen nicht gelungen: einen relatierbaren menschlichen Charakter einzuführen. Während Shia LaBeauf nur ein Sandwich aus hyperaktivem Tölpel und kindlichem Staunen war, markierte Mark Wahlberg immer bloß den Oneliner-schießenden, kopflosen Macho-Draufgänger ohne jeden Sinn für Mimik oder Delivery. Man hat sich somit eigentlich immer nur über die nächste Arsch-, Flaggen-, Explosions-, Roboter- oder Comedic Relief-Szene (Tucci! Turturro!!) vorgefreut, nie aber so wirklich mit den Protagonisten mitgefiebert. Hier in Rise of the Beasts ist es anders. Obgleich Dominique Fishbacks "Elena Wallace" als Universalgenie zugegebenermaßen komplett untergeht und definitiv ein wenig mitgeschliffen wird, ist es der eher für seinen Gesang bekannte Anthony Ramos, der uns hier mit "Noah Diaz" endlich eine Figur an die Hand gibt, hinter der wir stehen können. Für die wir mitbangen können. Denn nie wurde sich für einen menschlichen Charakter in der Transformers-Reihe so viel Zeit genommen.

                                                    Wir erleben ihn wie er Musik hört, technische Gerätschaften zusammenlötet, an Autos schraubt, schief gehende Vorstellungsgespräche hat, und sich trotz allem immer für seinen kleinen Bruder aufopfert, welcher scheinbar unheilbar krank ist. Noah übernimmt die Vaterrolle im Haushalt, von welchem wir nicht wissen, ob der Vater abwesend ist, tot ist, oder die Familie verlassen hat. Das ist rührend, kommt von Herzen und ist toll geschauspielert. Die Chemie zwischen ihm und seiner Mom stimmt genauso wie zu seinem besten Freund Reek. Aber vor allem in den Szenen zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder Kris geht einem das Herz auf. Das kleine Kind so derart leiden zu sehen und nichts für ihn tun zu können, weil man systemisch ausgegrenzt wird (Geld), gesellschaftlich ausgegrenzt wird (Migrationshintergrund), sozialisationstechnisch schon von Vornherein ausgegrenzt wird (in arme Verhältnisse hineingeboren) und man dann nicht mal eine Chance bekommt, dort wieder herauszukommen und die Familie monetär unterstützen zu können (private Vorgeschichte in der Army), ist mehr als hart. Es hat mir persönlich einmal mehr aufgezeigt, wie privilegiert wir es hier als Weiße in Deutschland mit unserer guten Schulbildung und unseren in der Regel oft fair bezahlten Berufen eigentlich haben. Ein scheiß Transformers-Film macht mir das noch einmal derart klar!

                                                    Da geraten die ganzen validen Kritikpunkte, die andere Leute vorbringen und ich durchaus objektiv betrachtet absolut anerkennen kann (wie zum Beispiel das zerschnittene Overkill-Finale, die unsinnigen Twists und Logiklöcher, das Exposition-Dumping, der 08/15-Plot, die schlechte deutsche Synchro, der ein oder andere grenzwertige Witz oder die kramphafte politische Korrektheit des Scripts) völlig aus dem Fokus. Ich kann sie nahezu gesamtheitlich außer Acht lassen. Warum? Weil ich mit dem Franchiseeintrag einfach nur meinen Spaß hatte und voll auf meine Kosten kam.

                                                    Dies liegt aber nicht nur an dem guten Charakterarc für unseren Protagonisten und dem obig angedeuteten Breathing Room, welchen das Script ihm gibt, sondern noch an einer anderen Tatsache. Nämlich dem Umstand, dass der Film als quasi-Prequel im Jahre 1994 angesiedelt ist. Caple Jr. ist nahezu genau gleich alt wie ich und atmet als in den 80ern Geborener und in den 90ern Aufgewachsener die Kultur dieser damaligen Zeit wie kein Zweiter. Permanent hören wir alte Rap-Legenden wie Biggie, Tupac & Co aus den Kinoboxen, Mirage verarscht mit einem Meta-Seitenhieb auf "Marky Mark and the Funky Bunch" unseren Liebling Mr. Wahlberg und Bumblebee haut die legendärsten Zitate aller Zeiten raus; unter anderem von Scarface, Die Hard, They Live! sowie A Few Good Men's weltbewegendes "YOU CAN'T HANDLE THE TRUTH" in einer überragend dazu passenden Szene. Noch nie wurde Bee so stimmungsvoll eingesetzt.

                                                    Achja, und unser Regisseur kennt Beast Wars. Und wie er Beast Wars kennt. Meine fucking Kindheit. Wohlwissend, dass die Zuschauer mit einer Transformersriege aus beispielsweise Dinobot, Terrorsaurus, Tarantulus, Depth Charge, Rampage, Tigerhawk, Inferno, Quickstrike, Waspinator und Rattrap überfordert wären, konzentriert er sich hier rein auf Optimus Primal und Airazor und führt als Sidekicks einzig Cheetor und Rhinox ein. Das reicht auch völlig aus und macht jeden der Maximals greifbarer und ausdrucksstärker. Mit Schaudern erinnert man sich hier an die ganzen Baby- und Kindertransformers aus den letzten paar Franchiseeinträgen zurück, auf welche hier Gott sei Dank verzichtet wurde. Auch die Dialogzeilen stimmen. Wenn Primal "Maximize!" ruft, geht mir ohne Spaß eine Gänsehaut durch den ganzen Körper. Über die Hälfte des prall gefüllten Kinosaals kapiert solche Anspielungen gar nicht. Sie wissen nicht, was sie hier an vorlagentreuem Fanmaterial bezeugen dürfen. "Perlen vor die Säue" hat man früher gesagt. Aber sei es drum. Ich will eigentlich auch hier niemanden aus meiner Freundesliste angreifen, die das Teil verrissen haben.

                                                    Tl;dr: Man kriegt was man erwartet? Eben nicht. Klar gibt es wieder einige Schwächen, ohne jede Frage. Aber es gibt eben auch sehr viele Stärken. Wem die 90s Nostalgia, die ganzen popkulturellen Referenzen, die Beast Wars-Nerdmanie sowie die Relatierbarkeit des Hauptcharakters nichts geben, der erfreut sich hoffentlich wenigstens an den zahlreichen erstklassigen Transformationen und Slow Motion-Kämpfen über die gesamten ersten zwei Drittel hinweg, in welchen man endlich mal problemlos erkennen kann, wer gerade gegen wen kämpft oder wer inwiefern verwundet wird. (Ich schließe hiervon das übertriebene Hordenfinale explizit aus.)

                                                    Ein Film von Fans für Fans. Gut, dass er wenigstens in China ordentlich Monetas eingenommen hat. BRB meinen ganzen Stolz, meine Primal-Actionfigur vom Speicher, wieder hervorkramen, damit ich mit ihr spielen und mich wieder wie ein behüteter Sohn in meinem Kinderzimmer fühlen kann.
                                                    MfG 7x "ROLL OUT" brüllen.

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