slangbanger! - Kommentare

Alle Kommentare von slangbanger!

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    slangbanger! 02.01.2017, 22:01 Geändert 02.01.2017, 22:02

    Aleksey Germans "Trydno Byt Bogom". Das sind Bilder, die man so schnell nicht wieder vergisst. Und damit sind keine kotverschmierten Fratzen gemeint, sondern beispielsweise direkt die erste Szene sieht aus wie ein monumentales Gemälde. German spielt ganz offensichtlich mit gefühlt unendlich vielen Details und irgendwie wird man die, sich teils wiederholenden Bilder nicht leid. Inmitten minutenlanger wundervoller Plansequenzen verewigen sich dreckige, radikale Bilder und denkwürdige Choreographien. Der dreckigste Film, den ich bis dato gesehen habe. Und das sicherlich nicht zum letzten Mal.

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    • slangbanger! 30.12.2016, 21:49 Geändert 30.12.2016, 22:09

      Auf diesem Weg möchte ich allen Leuten in meiner Freundesliste einen wunderbaren Start ins Jahr 2017 wünschen. Ich wünsche euch allen viele positive Überraschungen im neuen Filmjahr und natürlich auch im privaten Lebensalltag. Und ich hoffe, dass die positiven Überraschungen im nächsten Jahr -als Wiedergutmachung für dieses Jahr- überwiegen. Auch möchte ich mich zum Abschluss bei allen bedanken für die Zeit, die der/die ein oder andere sich genommen hat um meinen unqualifizierten Gedankenerguss zu lesen und mit mir zu diskutieren. Es hat mir Spaß gemacht. Ich hoffe auf einen gesunden Textaustausch im nächsten Jahr. Happy New Year undso.

      Ich bin dann mal weg. Silvesterpunsch trinken und solche Sachen. ;-)

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        Zurzeit (bzw. schon seit längerem) bin ich inmitten der "Min-Kamp"-Reihe vom norwegischen Autor Karl Ove Knausgard angelangt. Dieser schreibt darin fast ausschließlich über sein Leben, oder persönlich ausgewählte Lebenssituationen, welche hauptsächlich in Schweden und Norwegen seinen Lauf nehmen. Durch die streng ins Detail gehende Schreibweise Knausgards wird man direkt in (s)eine teils düstere, kühle und trotzdem lebensbejahende Mittelschicht Skandinaviens gesogen. Diese Umgebung und wie sie von Knausgard beschrieben wird, ist einer von vielen Gründen, aber vermutlich einer der wichtigsten, warum ich seine Bücher zurzeit verschlinge. Aus diesem Grund konnte "En man som heter Ove" auch direkt bei mir punkten. Das ganze Spektakel spielt inmitten einer solchen Umgebung, besser gesagt auf einem Hof, in einer Einfahrt, wo sich eben genau diese "Mittelschicht" aufhält, unter sich ist und wo hören- und sehenswerte Geschichten entstehen. Trollige Charaktere und sehr witzige Alltagssituationen, verpackt in einer eher sterilen und dunklen Grundstimmung. So funktionieren Tragikomödien für mich meistens am Besten. Dabei vergisst der Film jedoch nicht auf sozialkritische Aspekte und Themen aufmerksam zu machen, ohne das jedoch offensichtlich oder penetrant dem Zuschauer um die Ohren zu hauen. Ein Feel-Good Movie der besonderen Art.

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        • slangbanger! 15.12.2016, 22:42 Geändert 15.12.2016, 22:44

          Wäre absolut keine Schande einzig und allein "On the nature of daylight" mit einem Oscar zu versehen. Das Lied (wie so einige andere Songs von Richter) ist nicht von dieser Welt. Allerdings, sollte Max Richter wirklich einen Oscar in die Hände bekommen (und es sei ihm um Kanyes Willen gegönnt), werden die Ticketpreise in Zukunft vermutlich noch steigen. Dann kommen wohl wieder Es3et-Schnitten auf Toastbrot am Ende des Monats auf den Speiseplan. Macht nix.

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            slangbanger! 15.12.2016, 22:25 Geändert 15.12.2016, 22:25

            Gerade gestern in einer Vorlesung mit dem Thema "Wie Star Trek die Welt veränderte" live von selbsternannten Trekkies ganze zweimal gesteckt bekommen, dass der erste Teil der misslungenste aller Teile sei, einmal wurde er sogar als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten betitelt. Das ist bei Weitem natürlich kompletter Humbug, betrachtet man ihn sich mal ohne große Erwartungen an ausufernde Actionszenen oder Weltraumschlachten. "Star Trek - The Motion Picture" hat eine angenehm ruhigere Handschrift, ist (audio)visuell äußerst beeindruckend und kann sich auch mit einer geradlinigen Storyline sauber über Wasser halten. Natürlich kann ich da auch "schlechtes" entdecken, aber dieser Film wird garantiert nicht seinem "Ruf" gerecht.

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            • 9 .5

              Wer gerne emotional leidet, der sollte auf keinen Fall diese herzliche, eigentlich schon herzzerberstende Serie umgehen. Auch jetzt noch, ganze 6 Stunden nachdem ich das Finale gesehen habe, ist mein Gemüt immer noch angekratzt, wenn ich nur daran denke, bekomme ich direkt eine Gänsehaut und wenn ich jetzt "Breathe me" von SIA hören würde, würde mein Herz wohl sofort wieder stehen bleiben und ich selbst wieder in dieses Loch fallen, dass mich vor 6 Stunden schon so mächtig übermannt hat. Ich hab wirklich geheult wie ein Baby und gezittert wie Espenlaub im Sturm. Es fühlt sich an, als wäre einem etwas wichtiges genommen worden. Ein purer, unaufhaltbarer und zutiefst trauriger Abschied. Lena Dunham sagte wohl einmal, dass sie beim Finale mehr weinte als bei jeder Beerdigung. Auch ich hatte in etwa dieses schlimme Gefühl. Aber so ist das mit "Six Feet Under" eben. Die Serie befasst sich intensiv mit dem Leben und mit dem Tod. Und das - soweit ich das beurteilen kann - so real und intensiv wie keine andere Serie. Alle Gefühlslagen, Lebensphasen, Alltagssituationen und Lebensschicksale werden aufgefasst und durchlebt. Das schmerzt hin und wieder, macht auch immer wieder mal glücklich. Auf- und ab, wie im echten Leben. Aber das Finale übertrifft dann wirklich ALLES. So ehrlich, so ergreifend, so schmerzlich! Ich hab immer noch einen ganz dicken Klos im Hals. Und trotzdem stell ich mich der Frage: Ist das jetzt alles nicht total "glimpflich" ausgegangen? Ich meine, das ist doch einfach nur das Leben, wie es jedem begegnet. Eben die Zeit, die nun mal vergeht. Und trotzdem tut es weh. Ich Sensibelchen muss mir glaub' erstmal eine Woche Urlaub nehmen.

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              • 9 .5

                Seit einer geschlagenen Woche schiebe ich jetzt die allerletzte Folge vor mir her. Wahrscheinlich wird morgen der große Tag kommen. Doch eigentlich bin ich noch geschädigt vom Ende der zehnten Folge. Irgendwie fühle ich mich noch nicht bereit dazu. Ich meine, man lebt da über einen langen Zeitraum mit einer Familie zusammen, gewöhnt sich an sie, lernt sie lieben, trauert und fühlt mit ihnen, lacht mit ihnen und fühlt sich in derer eigentlich deprimierenden Umgebung auf einmal pudelwohl. Und dann soll das auf einmal alles vorbei sein? Unvorstellbar.

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                • 5 .5

                  Was das Visuelle betrifft, hat David Yates mit "Fantastic Beasts" nochmal einen großen Sprung nach vorne gemacht. Das hektische Knuddelmonster-Spektakel ist in (fast) allen Belangen etwas für's Auge. Seien es die teleportierenden Sprünge der Hauptdarsteller, Katherine Waterston wenn sie mal wieder goldig guckt (♥) oder das finale Böse in seiner mächtigen CGI-Gestalt. Alles wirkt verdammt ausgereift. Das Harry Potter-Prequel macht mit seinen knuddeligen Biestern natürlich alles richtig, allen voran Dan Fogler, und weiß das Publikum gekonnt mit Witz und netten Ideen auf seine Seite zu ziehen. Leider erscheint mir im Gegenzug die Story ziemlich bis sehr löchrig, bedenkt man die massig vorhandenen Logikfehler, die dem Film schon ab den ersten fünf Minuten anhaften. Manche Sachen scheinen willkürlich eingebaut, nur um einen gewissen Effekt zu erzielen, welcher dann aber im Nachhinein für Kopfschütteln sorgt. Und "Fantastic Beasts" ist vor allem eines: maßlos überladen. Vielleicht mit ausnahmslos tollen Ideen, aber wo bleibt die Wirkung wenn die Zuschauer damit erschlagen werden. Ein kleines bisschen Ruhe, eine Atempause, hätte dem Film vermutlich sehr gut getan. Aber hab ich schon erwähnt, wie süß Katherine Waterston hier mal wieder ist? Ja? Ok.

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                    Verglichen mit seinem Vorgänger, macht "Origin of Evil" diesmal ein kleines bisschen mehr richtig, schafft es jedoch nicht wirklich ein guter Film zu sein. Gerade die Optik hat sich bemerkbar verbessert und der Gesamteindruck des Drehbuchs scheint diesmal, zumindest bis zur ersten Hälfte, wesentlich runder, zumal das namensgebende Brett nun endlich mehr in den Vordergrund tritt. Regisseur Flanagan bedient sich allerdings nur altbekannter Stilmittel um einen gesunden Grusel aufzubauen, was ihm Dank ebendieser fürchterlich ausgelutschten Mittel zu keinem Zeitpunkt gelingt. Was sich recht stimmig, fast schon goldig als Atmosphäre aufbaut, wird durch irgendwann sekündliche Schläge in die Streicher (Filmmusik war selten nerviger), billig am Computer generierte Gesichter (weiße Augäpfel und Mund aufgerissen wie beim Zahnarzt) und/oder eine minutiös von Genrefreunden abgekupferte und zusammengewürfelte Stoyline, ganz von selbst vernichtet. Am Ende bleibt wirklich gar nichts hängen. Und irgendwie hatte ich das Bedürfnis mein Smartphone rauszuholen und mich zu vergewissern, dass ich hier keinen modernen Joe Dante-Film sehe. Gerade die Optik und das Feeling erinnerte nicht selten an das "The Hole"-Disaster, wobei Dante es wenigstens schafft, billige Effekte und eine laue Story gut zu verpacken oder gar zu beabsichtigen. "Ouija 2" will ja tatsächlich gruseln und schockieren und macht sich gleichzeitig vollkommen lächerlich damit. Als dann noch die Horrorfilm-Requisite Lin Shaye nach dem Abspann ins Bild huschte musste ich sogar laut lachen.

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                    • slangbanger! 19.11.2016, 13:58 Geändert 19.11.2016, 14:44

                      Das gleiche Gefühl hatte ich auch bei meinem ersten Mal mit "Under the Skin". Großartiger Kommentar zu einem großartigen Film von einem meiner Lieblingsregisseure. Schade, dass Jonathan Glazer nicht öfters abliefert. Klar, auf solche kleinen Meisterwerke wartet man gerne etwas länger, aber zeitlich liegt zwischen seinen Filmen leider doch immer eine riesige Distanz.

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                        slangbanger! 18.11.2016, 16:37 Geändert 26.11.2016, 11:03

                        "Scorpio Rising" ist beim besten Willen alles andere als ein unterhaltender Film. Aber das will er auch gar nicht sein. Kenneth Anger zielt mit seinem avantgardistischen Werk ausschließlich darauf ab, mit alten Traditionen und Klischees zu brechen, eingeprägte und vorgefertigte Bilder im Kopf des Zuschauers zu verdrehen um letztenendes mit so einigen Konventionen abzurechnen. Durchgehend macht er das mit einem gesunden Hauch Ironie und Provokation. Wer sich also auf der Suche nach einer kurzen, rasanten Biker-Story befindet, der wird sie hier nicht finden. "Scorpio Rising" bedarf es einer ausgeprägten und fundierten Analyse um Spaß daran zu haben. Er muss regelrecht in sämtliche Einzelteile zerlegt und detailiert analysiert werden. Dafür ist er da! Ein kurzer Film mit einer gehörigen Portion Symbolik. Schwere Kost, die nicht jeder genießen wird oder kann, aber ein extrem wichtiges Stück Zelluloid, vor allem damals für Amerika und sein eingeprägtes Bild des "Ideal" des starken Mannes.

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                          slangbanger! 16.11.2016, 00:50 Geändert 16.11.2016, 00:52

                          Auch wenn ich kein großer Fan von Sergio Leones Filmen bin, kann ich dieser kleinen Genreperle ihren kultigen Gehalt keinesfalls absprechen. Spätestens beim Erklingen von "The Ecstasy of Gold" tritt auch bei mir die extremste Gänsehaut (des Todes) ein, die sich wirklich über die gesamte Laufzeit der besagten Szene am Friedhof hält. Danke, Ennio Morricone, an der Stelle. "Il Buono..." ist durchgehend großartig bebildert und bietet immer wieder kleine Spannungsmomente, die sich zwar üblicherweise dann doch meist in irgendwelchen Schießereien gipfeln, aber deren Verläufe trotzdem angenehm zu verfolgen sind. Also da sei jegliche Negation meinerseits mal beseite gelegt, das hier ist wirklich ein toller Film. Meiner Meinung nach Leones stärkster.

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                            Zwar hat mich der Film nicht so sehr bewegt, wie es bei Dmitrij funktioniert hat, aber der Text von ihm darüber ist einfach nur göttlich. Die 5-10 Minuten zum Lesen sind es absolut wert. Einer meiner absoluten Lieblingstexte. Welch grenzenlose, leidenschaftliche Hingabe. Ich wünschte Lynch himself könnte ihn lesen.

                            http://www.moviepilot.de/movies/inland-empire/comments/136547

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                            • 9 .5

                              Es wurde eigentlich schon alles über "The Elephant Man" von David Lynch gesagt, alle positiven Aspekte mehrmals erläutert und man ist sich weitgehend einig. Alles absolut zurecht natürlich. Und es gibt eigentlich nicht viel mehr hinzuzufügen, denn man würde nur durchgekautes wiederholen und zum Nachplapperer degradiert werden. Dem bin ich mir durchaus bewusst. Trotzdem sehe ich mich irgendwie doch gezwungen diesen Film zu kommentieren, alleine schon deshalb, um meine absolute Freude an diesem Werk aufzuschreiben, in die Welt zu posaunen. "The Elephant Man" hat auch direkt in mein Herz getroffen. Volltreffer! Und wohl am meisten erstaunt bin ich letztendlich über die Tatsache, dass ausgerechnet Lynch diesen Vorzeigefilm über Menschlichkeit gedreht hat. Nicht Spielberg, nicht Schlöndorff, nicht Iñárritu oder sonstwer. Nein, der Meister des Surrealismus dreht einen der besten Filme über die Menschlichkeit und dessen Gegenstück. Klar, allzu abwegig ist es natürlich auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass in seinem kompletten Œuvre der Mensch (und seine Ängste) eine wichtige Rolle spielen, mal auf einzelne Figuren fokussiert, mal sind diese nur schabloniert dargestellt. Aber eben nicht so, wie es in diesem dramatischen, auf realen Ereignissen basierenden Werk abgehandelt wird. Der Ekel und die Abneigung weicht der Faszination und der Neugierde. Sollte man sich dabei selbst ertappen, wie man John Merrick (unglaublich gespielt von John Hurt) anfänglich nur wegen seines Äußeren verabscheut, wird man sich im Laufe der Zeit eingestehen müssen, dass er wohl das menschlichste Wesen unter den Menschen ist. Zumindest in seiner Geschichte ist er das mit großem Abstand.

                              Ein Film, der bewegt, berührt, verändert und zu Tränen rührt. Und das Ende, auch wenn es nur interpretiert ist, könnte nicht besser sein. Ein Rückzieher aus dem Leben, den man verstehen kann. Und trotzdem möchte man weinen, weil man die wirkende Grausamkeit vieler Menschen eines Andersartigen gegenüber, der so anders gar nicht ist, und die auch in unserer Zeit leider immer noch existent ist, einfach nicht fassen kann. Merrick, ich für meinen Teil, ich liebe dich!

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                              • slangbanger! 05.11.2016, 00:05 Geändert 05.11.2016, 01:18

                                Auch von meiner Seite aus ein ganz großes DANKE an die Community, die mich zu diesem grandiosen Preis gevotet und natürlich auch an die Redaktion, vor allem Andrea, die das Ganze überhaupt möglich gemacht hat. Ich hab typischerweise wieder wenig bis gar nix gecheckt und dachte es geht eigentlich nur um 3 Plätze. Umso erfreuter war ich dann doch noch meinen Usernamen zu lesen und auch die ein- oder anderen mir bekannten Namen unter den Gewinnern zu sehen. Und im Grunde seid ihr alle Teilnehmer Gewinner, da ihr überhaupt die Motivation aufgebracht habt etwas zu schreiben, euch Gedanken gemacht und den Lesern eine Freude bereitet habt. Glückwunsch an ALLE.
                                Der Voodoo-Messerblock bekommt natürlich einen Ehrenplatz in unserer Küche, egal ob meine Freundin was dagegen hat. Foto folgt. :-)

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                                  slangbanger! 04.11.2016, 14:28 Geändert 04.11.2016, 15:53

                                  Ingmar Bergmans bahnbrechender Rape-and-Revenge-Film aus dem Jahre 1960, ebnete damals den Weg in neues Gefilde und diente u.a. Wes Cravens Meisterwerk "The Last House on the Left" als Vorlage und Inspiration. Die Entwicklung der Geschichte in "Jungfrukällan" ist schockierend und gleichzeitig packend mit anzusehen. Ein unkonventionelles, erschreckendes, gewohnt meisterhaft inszeniertes Werk über die Rache eines Vaters, authentisch und ergreifend dargestellt von Max von Sydow, dessen Augen bei der totalen Erkenntnis hypnotisierend funkeln und einem regelrecht Angst einjagen. Für Bergman, der sich in seinen Filmen stets auf die Psychologie des Menschen fokussiert und sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen auseinandersetzt, war dieser Film und damit die Setzung des Grundsteins für ein komplett eigenes Genre, wohl nur eine logische Konsequenz und Handlung. Auch heute noch, nach über 55 Jahren, weiß dieses Werk zu schockieren, faszinieren und regt zum Nachdenken an. "Jungfrukällan" verlangt regelrecht, dass man sich positioniert, sich mit der Situation auseinandersetzt und nicht nur stumpf alles hin nimmt, wie es geschieht. Ein - wieder einmal - großartiger Bergman.

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                                    slangbanger! 25.10.2016, 20:55 Geändert 25.10.2016, 21:01

                                    Mein Großvater war großer Verehrer des klassischen Westerns. Und zwar der Größte den ich bis dato kenne. Praktisch lief nichts anderes auf der Flimmerkiste, wenn er auf seinem gemütlichen Ledersessel davor saß. Einmal (und da reden wir heute noch drüber) standen die Zeugen Jehovas vor seiner Tür und wollten mit ihm über Gott sprechen und die erste Frage, die ihm in den Sinn kam war: "Wo war Gott als John Wayne starb?" Ja, genau so vernarrt war er in dieses Genre. Also war es nicht weiter verwunderlich, dass auch meine ersten Begegnungen mit dem Medium Film in besagtem Western-Genre stattfinden sollten. Nur zu gut kann ich mich daran erinnern, wie ich auf Opas dickem Bauch lag, dieser sich beim schweren Atmen auf und nieder bewegt und mich alsbald in den Schlaf gewiegt hat. Und ich kann mich noch daran erinnern ihn gefragt zu haben, warum er denn praktisch immer den gleichen Film schaut. Irgendwie waren diese Geschichten im wilden Westen immer vom gleichen Ablauf geprägt. Einsamer Cowboy kommt in ihm feindselig gesonnenes Städtchen, trifft auf Verbündete, trifft auf Rivalen, es gibt eine Bar-Schlägerei, Cowboy verliebt sich und am Ende kommt der Showdown, meistens in Form eines Duells. Warum er genau diese Eintönigkeit geliebt hat, erklärte er mir nicht bzw. eher stumpf. "Weil ich eben genau das sehen will. Ich weiß worauf ich mich da einlasse."

                                    Mein Opa hätte "In a valley of violence" gemocht. Da bin ich mir sicher. Einfach weil der Film so konventionell ist und dem Genre nichts Neues hinzufügt. "Lone Ranger" oder "Cowboys & Aliens" hätte er abgelehnt. Aber diesen hier hätte er gemocht. Ti West bricht diesmal also auch nicht mit den Konventionen, wofür er allerdings bekannt ist und das ist äußerst schade. "In a valley of violence" ist nicht innovativ, wie es "The House of the Devil" für das Horrorgenre war und rattert die altbekannten Western-Klischees per Checkliste ab. Es ist ein guter Film, allerdings kein wirklich guter West. Die Enttäuschung ist gerade deshalb so groß, weil man genau die Kehrseite erwartet hat.

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                                      slangbanger! 24.10.2016, 11:37 Geändert 24.10.2016, 11:39

                                      Die - nicht geringen - negativen Kritiken zu "Swiss Army Man" kann man hier ausnahmsweise mal absolut verstehen und ich selbst bin auch schwer überrascht von mir, weil ich diesen Film so hoch bewerte. Aber warum überhäufe ich ihn mit so vielen Punkten? Daniel Radcliffe flatuliert eigentlich die ganze Laufzeit über und es wird ziemlich viel über Masturbation und Kacke gesprochen. Hier und da wiederholen sich unwichtige Themen, so dass es normalerweise schon anfangen sollte zu nerven. Aber trotzdem war ich schwer begeistert. Warum? Ich denke, weil der Film mich recht früh da getroffen hat, wo er bei vielen Zuschauern noch nicht mal ansatzweise hinkommt. Unter all den Flatulenzen, der Skurrilität und Absurdität, die "Swiss Army Man" anhaftet, steckt natürlich Tiefgang und Sinn. Das ist klar. Aber genug um damit jeden Zuschauer zu erreichen? Keineswegs! Ich würde behaupten, manche durchbrechen noch nicht einmal die Hülle um zum eigentlichen Kern des Filmes zu kommen. Warum auch? Es wird ja nur gefurzt, rumgealbert und überhaupt wird das Ganze mit einer gehörigen Portion Blödsinn angereichert. Wo soll sich da bitte dieser "Tiefgang" verstecken und in welcher Weise sollte mich so etwas schwachsinniges berühren? Die Prämisse, die der Betrachter für den Film mitbringen sollte, ist nicht gerade leicht umzusetzen, da er an manchen Stellen so überdreht, absurd und gar fantastisch ist. Aber die Prämisse wäre eben den Film so zu nehmen wie er nun letztendlich ist. Da spricht eine Leiche und sie springt durch die Lüfte, sie benutzt die Druckwelle ihrer ausweichenden Gase um sich auch auf See fortzubewegen und spendet dazu noch jede Menge Trinkwasser. Ich meine, der Titel spricht es ja schon deutlich an, aber DAS ist doch einfach total bescheuert.

                                      Das mit den Fürzen und warum sie in diesem Ausmaß im Film existieren müssen, haben zumindest mal die Regisseure Kwan und Scheinert im Interview ein wenig erläutert. Grundgedanke war hierbei auch mal wieder kein Geniestreich. Jeder Mensch pupst und fast jeder Mensch schämt sich dafür dies in der Öffentlichkeit zu tun. Aber warum eigentlich? Es macht doch Jeder. Im Prinzip ist das eigentlich eine simple "Darm mit Charme"-Erkenntnis. Wenn man sich aber wirklich mal überlegt, wie oft wir die Entscheidung treffen müssen WO, an welchem Ort, wir letztendlich diesem Trieb widerstehen, dann wird schnell klar, wie viel eigentlich nichtiges und und winziges im Leben eine Entscheidung von uns abverlangt und das Tag für Tag. Diese Betrachtungsweise finde ich schon wieder recht interessant. Mache ich es jetzt oder mache ich es gar nicht? Aber ich muss es doch machen und warum kann ich es nicht einfach gleich hier machen? Die Regisseure haben ihre Entscheidung längst getroffen, denn sie machen einfach. Der Gedanke, eine flatulierende Leiche als Motorboot zu benutzen ist zwar nicht von dieser Welt, aber es wird einfach "wahr" gemacht. Und es ist eigentlich nur eine logische Konsequenz, denn der Protagonist "Hank", gespielt vom großartigen Paul Dano, ist einsam. Nicht dieses "Meine Freundin hat mich grad verlassen"-Einsam, sondern eben so richtig alleine gelassen. Und richtig einsame Menschen träumen viel. Hank illusioniert sogar, denn er ist zudem auch noch am Verhungern. Zumindest denkt er das. Seine Mutter ist tot, sein Vater schenkt ihm wenig bis keine Beachtung (schön dabei die Szene in der Hank seinem Vater dicht ans Auto folgt und nicht von ihm gesehen wird) und auch mit dem Knüpfen sozialer Kontakte will es partout nicht klappen, weil Hank einfach nicht den Mut fassen kann auf Leute zuzugehen. Und da kommt "Manny" ins Spiel. Die furzende Leiche. Auf sie geht er doch zu. Wegen ihr verschiebt er sogar seinen geplanten Suizid. In ihr versucht Hank einen Sinn für sein Leben zu entdecken. Eine solch bittere Einsamkeit, die jemanden dazu bringt sich mit einem toten Körper anzufreunden, das hat mich berührt. Ob Manny nun die ganze Zeit pupst oder einen ziemlich abnormalen Wackelständer bekommt, das ist jetzt völlig egal. Damit kann ich leben. Jetzt hat mich die rührende Geschichte, der Tiefgang und die eigentliche Pointe erreicht und direkt ins Herz getroffen. Hank kümmert sich um die Leiche, möchte ihr das Leben zeigen, von dem er sich selbst ausgeschlossen fühlt und aus welchem er sich letztlich auch vollständig verabschieden wollte. Er will nicht einsehen, dass Manny tot ist, er will ihn am Strand zuvor gerettet haben. Er will mit ihm lachen, weinen, masturbieren und Quatsch machen. Alles was man mit einem echten Freund eben so macht. Denn Hank kannte das Gefühl einen Freund zu haben zuvor noch nicht. Und ausgerechnet sein erster wahrer Freund ist tot. Das sind Erkenntnisse und das sind Geschichten, die mich berühren. Das sind Momente, bei denen mir leicht die Tränen kommen. Jedes Mal, wenn man sieht, wie Hank sich an Manny erfreut, sollte man eigentlich denken, wie absurd das Ganze doch ist und er solch eine abnormale Handlungsweise bitte unterlassen soll. Aber im Gegenzug freut man sich lieber darüber, wie Hank sich an der Leiche erfreut, neuen Mut fürs Leben tankt und überhaupt wieder ins Leben findet. Der Film bringt mich lange zum Nachdenken und während ich das hier aufschreibe, fällt mir immer mehr dazu ein. Aber das formt sich dann alles zu einem komplett chaotischen Gedankengang, den vielleicht nur ich selbst verstehen kann. Und deswegen bekommt "Swiss Army Man" die hohe Punktzahl von mir. Weil er mich berührt, mich zum philosophieren anregt und mich zum Nachdenken bringt.

                                      Jetzt muss ich mir noch anschauen, wie Daniel Radcliffe als Hornträger und dann als verdeckter Ermittler bei den Neonazis agiert. Und wenn er das auch gut macht, hat er mich als neuen Fan gewonnen. Hier hat er herzergreifend gespielt. Von Paul Dano erwartet man es ja nicht anders.

                                      Ich habe im Text ganz oft "Eigentlich" geschrieben. "Swiss Army Man" ist nämlich eigentlich ein bescheuerter Film, aber eigentlich liebe ich ihn. Diesen Film muss ich unbedingt nochmal schauen und dann lässt sich bestimmt noch mehr hineininterpretieren.

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                                        slangbanger! 13.10.2016, 03:13 Geändert 15.10.2016, 01:20

                                        Genau wie Friedrich Murnau und Robert Wiene damals 10 bis 12 Jahre zuvor, schaffte auch der großartige Carl Theodor Dreyer Angst und Schrecken geschickt ins Medium Film einzupflanzen. Schreckensverzerrte Gesichter, grimmige Blicke und angsteinflößende Figuren, gepaart mit mysteriösen Schattenbildern und einer alptraumhaften Filmmusik, komplettieren den Wahnsinn dieses spannenden Klassikers von 1932. Die Umsetzung mag aus heutiger Sicht betrachtet vielleicht eher stumpf und banal wirken, jedoch blickt man tiefer, spürt man deutlich die unverkennbare Raffinesse des Regisseurs im Umgang mit dem teils psychologischen, teils physiologischen Horrors und dem Einsatz der damalig vorhandenen Mitteln. Über die Jahrzehnte hinweg hat schon der (mal milde ausgedrückt) Ein-oder Andere Film über Vampire seine Daseinsberechtigung erlangt. Alles was man über Vampire wissen muss, wurde zum mindestens hundertsten Male geklärt. Betrachtet man "Vampyr" erst im späteren Alter, so wie meine Wenigkeit, nachdem man schon gefühlt alle Filme um Blutsauger gesehen hat, erzählt dieser Film auch nichts mehr, was man schon längst nicht wüsste. Malt man sich aber mal aus, man hätte diesen Film in der damaligen Zeit gesehen, noch bevor Vampire in die Mode kamen, kommerzialisiert oder zu einem erotischen Objekt degradiert wurden und auf einmal im Sonnenlicht anfingen zu glitzern, kann man sich in etwa vorstellen wie schreckenserregend dieser Film wohl gewirkt haben muss. Auf mich hat er zum Glück noch heute diese Wirkung. Und wenn ein Film, der vor 84 Jahren gedreht wurde, noch solch einen Sog auf einen Menschen der heutigen Zeit bewirkt, dann kann man eigentlich nur noch von einem Meisterwerk sprechen. Das hat Dreyer geschafft. Ein kleines Meisterwerk des Horrors.

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                                        • Ich will auch ein Ranking zu den Filmen dieses fabelhaften Herren machen. Wenn es einer verdient, dann er. Denn irgendwie stehen ja doch ("fast") alle Filme gemeinsam auf der Eins. Ambitioniert, meistens frech und verspielt, magisch und tiefgründig. Ein einzigartiger und großartiger Regisseur. Bin zurzeit wieder ganz schlimm auf Schmusekurs mit ihm.

                                          1. "Edward Scissorhands"
                                          2. "Big Fish"
                                          3. "Ed Wood"
                                          4. "Batman Returns"
                                          5. "Mars Attacks!"
                                          6. "Sweeny Todd"
                                          7. "Batman"
                                          8. "Miss Peregrines Home"
                                          9. "Frankenweenie 2016"
                                          10. "Beetlejuice"

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                                            slangbanger! 06.10.2016, 23:22 Geändert 06.10.2016, 23:29

                                            Tim Burton ist und bleibt ein Magier. Und zwar einer der Unverzichtbarsten. Auch sein neuestes Werk stellt dies ein weiteres Mal unter Beweis. Wenngleich es auch in der "modernen Welt" angekommen ist, in der Smartphones ("let us take a selfie"), Macbooks und Technosongs stark präsent sind, wird man eines wohl nie vermissen müssen: die Magie. Auch in "Miss Peregrine's Home for Peculiar Children" wimmelt es nur so von Skurrilität, Fantasie, Kitsch und der ganz berühmten und einzigartigen Burton-Magie.

                                            Der 0.7 Sekunden-Cameo von Burton himself ist witzig und Eva Green ist wahrhaftig göttlich und durchweg bezaubernd. Ein "Burton", auf den ich sehnlichst gewartet habe.

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                                              slangbanger! 25.09.2016, 11:48 Geändert 25.09.2016, 13:26

                                              Ich wusste, dass ich diesen Film lieben werde. Der entzückende Independent-Streifen aus Neuseeland bedient sich zwar altbekannter Motive aus vergleichbaren Produktionen, bspw. aus der Wes Anderson-Schmiede, hält sich jedoch mit seiner charmanten Art und dem grandios eingesetzten Witz stets über Wasser, ohne zum billigen Abklatsch zu mutieren und kann locker in der Liga eines (z.B.) "Moonrise Kingdom" mitspielen. Ist man anfangs noch skeptisch gegenüber der Hauptfigur und stellt sich sogleich auf das berühmte Nervensägengeplapper vom Problemkind im Film ein, liegt man hier direkt falsch. Ricky Baker nervt nicht. Zumindest ich hatte ihn, nach wenigen Minuten und der eben erwähnten ersten Skepsis, direkt ins Herz geschlossen. Er macht es einem aber auch wirklich leicht. Ein herzerwärmender Film mit zahlreichen skurrilen, denkwürdigen Charakteren.

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                                                slangbanger! 20.09.2016, 13:03 Geändert 13.10.2016, 00:42
                                                über Vikings

                                                Meine derzeitige Bewertung bezieht sich auf die ersten 2 Staffeln. Was erwartungsvoll und vielversprechend anfängt, verstrickt sich zunehmends von Folge zu Folge mehr ins unübersichtliche Chaos. Ständig werden Zwiste unter einzelnen Charakteren gestreut, die überhaupt keinen Sinn ergeben, nur um vergebens damit eine Spannung aufzubauen oder aufrecht zu erhalten. Auch werden einzelne Figuren sehr spontan wieder aus der Geschichte genommen, in dem man sie sterben lässt, wenn der prognostizierte Werdegang ebendieser Figuren ein wenig im Sumpf der Langeweile versinkt, statt sie klug in die Geschehnisse mit einzubauen. Nach dem Motto: "Keine Ahnung, was wir für die Figur noch einplanen könnten. Lassen wir sie einfach sterben!" Das funktioniert natürlich mal, wird aber nach der dritten Wiederholung schon anstrengend. Der Serie lässt sich allerdings eine gekonnte und meisterlich inszenierte Choreographie der Schlacht- und Kampfszenen zugute halten, die es wahrlich in sich hat. Und immer wieder lässt sich ein kleiner Hoffnungsschimmer durchringen, der eine Verbesserung der zukünftigen Storylines verspricht. Wie wenn ein origineller Drehbuchautor sich die ganze Arbeit im Schichtwechsel mit seinem Praktikanten teilt. Ich kann mir vorstellen wo die Serie hin möchte. Ich sehe praktisch das Ziel. Doch ist es meiner Meinung nach noch weit entfernt. Und weiter geht's mit Staffel 3...

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                                                  slangbanger! 16.09.2016, 02:34 Geändert 13.10.2016, 00:44

                                                  Wer behauptet das Horrorgenre wäre schon längst gestorben, der hat seine Rechnung frühzeitig ohne die Kollegen Green, West, Zombie, Saulnier und neuerdings Fede Alvarez gemacht. Die hohe vorgelegte Messlatte wird vielleicht nur selten erreicht, dennoch gibt es immer wieder Hoffnung, Überraschungen und frischen Wind, so geschehen mit dem zu recht gehypten Psychothriller "Don't Breathe". Thematisch ein absolutes Brett, hat der Film nach dem ersten Viertel bis zum Abspann alle Zuschauer - zumindest in der von mir besuchten Vorstellung - in deren Sitze gepresst und sprichwörtlich den Atem geraubt. Es gibt eigentlich nicht nur einen einzigen Showdown, sondern so gesehen gleich drei. Dabei schafft es Alvarez non-stop zum Mitfiebern zu animieren und hat auch schon gleich in der Mitte des Filmes eine kleine Überraschung parat. Ein Film über den man Tage später noch erzählen kann...

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                                                    slangbanger! 09.07.2016, 22:54 Geändert 09.07.2016, 22:57
                                                    über Hair

                                                    Noch nie zuvor habe ich mir so sehr die "neue" Bewertungsfunktion von mp gewünscht, wie nach der Sichtung dieses Films. Seit ein paar Jahren bin ich absoluter Fan des Bühnenstücks und konnte auch dieses Jahr mal wieder in den Genuss kommen es nochmal sehen zu dürfen. Kein Musical (bis auf Rocky Horror wahrscheinlich) haltet mich non-stop musikalisch wie choreographisch bei solch exzellenter Laune wie der wilde "Flower Power"-Trip "Hair" von Gerome Ragni und James Rado. Dieses Wunderstück schafft es nämlich zwischendurch immer wieder in richtige Blödheit und Fremdscham abzudriften, nimmt sich von Anfang an auch gar nicht so ernst, lässt seine skurrilen und liebevollen Charaktere rumblödeln und rebellisch auf die Bühne stampfen, aber macht zum Schluss dann etwas Unglaubliches: es rührt den Zuschauer! Der Spaß ist vorbei und es endet mit ernsteren und erwachsenen Tönen. "Let the Sunshine in" heißt es, aber eine dunkle Wolke schwebt dann über den Protagonisten. Ein absoluter Gänsehautmoment.

                                                    Vergleicht man den gleichnamigen Film mit dem herausragenden "Hippie-Musical" tut man ihm natürlich Unrecht. Storytechnisch findet man große Unterschiede und auch weniger eingebundene Charaktere im Film als auf der Bühne. So ist beispielsweise das Ende völlig verdreht und auch Handlungsstränge diverser Personen werden auf einmal von ganz anderen Charakteren - mit ganz anderen Frisuren - performt. Auch ist das Musical noch um einiges bunter und schriller als sein Leinwandstück. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, bleibt vermutlich eine Frage des Geschmacks. Ich beispielsweise kann mir jetzt nicht vorstellen, dass wirklich Alles und Jeder bunt war in den 60er Jahren, aber finde, dass es auf der Bühne einfach ästethischer rüberkommt mit all diesen farbigen Kutten, Batikklamotten, Perücken und Halsketten. Die filmische Version ist ein bisschen dunkler und schlichter, aber deshalb wahrscheinlich realistischer und authentischer. Und jetzt vergleiche ich ihn doch und tue ihm Unrecht. Es ist ein sehr schöner Film, mit tollen kleinen Momenten, die man nicht vergisst. Zwar kommt es einem manchmal vor als wäre mit einfachsten Mitteln und Budget gearbeitet worden und auch manche Platzierungen einzelner Songs sind sehr fragwürdig und trüben die Stimmung, doch sobald man sich wieder nach Original-Drehbuch richtet, versöhnt sich der Film wieder schnell mit dem Fan. Eigentlich hat dieser Film so viele Schwächen, aber ich liebe ihn. Sehr sogar. Objektiv betrachtet hat er maximal diese Punktzahl verdient, aber insgeheim müsste er eigentlich rechts bei den Herzen stehen. Neue Bewertungsfunktion möge kommen.

                                                    https://www.youtube.com/watch?v=3Pu-SPjtk68 <3

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