Solveig - Kommentare
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Alle Kommentare von Solveig
Inzwischen komme ich mir ja tatsächlich schon so ein bisschen wie ein stumpfer Hater vor, der gerade einen kontroversen Film (oder jene, die es unbedingt sein wollen) nach dem anderen mit einer Standardpunktzahl abwatscht.
Liebe Hanekefreunde, nehmt es mir bitte nicht übel, dass es jetzt auch Funny Games getroffen hat. Ich kenne ja Haneke inzwischen ein klein wenig und wollte eigentlich Abstand von ihm nehmen, da mich seine Filme oft einfach nur aggressiv machen und mir inhaltlich verhältnismäßig wenig zurückgeben. Da dieser Film hier aber gestern im TV-Programm lief und ich eine Inhaltsangabe las, dachte ich mir, dass dieser Film Haneke doch wie auf den Leib zugeschnitten sein müsste - vielleicht neben seinem Weißen Band dann doch mal einer seiner Filme, die mir gefallen würden. Aber ganz ehrlich? Ich fand den Film durch und durch uninteressant. Geschmerzt, provoziert oder verstört hat mich hier nichts, was ich aber an mir oft bei Filmen beobachte, die so offensichtlich auf den Gewalteffekt zielen (washalb auch so mancher Horro- oder Kontroversfilm bei mir scheitert). Dabei ließ ich mich noch soweit auf die Funny Games ein, die Wette mit Paul einzugehen, die er richtig vorhersagte, dass der Zuschauer sicher der Familie das Überleben bis zum Morgen wünsche. Bis dahin fand ich den Film auch noch durchaus spannend und meine Neugier war da. Was danach kam, wurde für mich mit zunehmender Laufzeit aber immer uninteressanter, bis mich der Film ganz verloren hat und ich ihn nach insgesamt 80 min. auch ausschalten wollte, wenn ich nicht nur vollständig geschaute Filme hier bewerten würde.
Objektiv logisch betrachtet sollte eine "uninteressant"-Wertung Haneke aber wohl freuen, oder nicht? (Meine ich jetzt auch ernsthaft, und keinesfalls ironisch, als versöhnliche Haltung.)
Huch, über Nacht hat sich hier ja einiges getan. Allgemein vielen Dank für die freundlichen Antworten - auch von Usern, mit denen ich hier auf MP (bislang) nichts "zu tun hatte".
Oh je, nur einen?
Öhm - der größte Käse wie Gansels "Die Welle" (kann den Film überhaupt nicht ab) oder RomComs mit ihren seltsamen Frauenbildern? Ja ... "Was Frauen wollen", bitte. Habe mich selten als Frau bei einem Film so fremdgeschämt.
"Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr!
Sind ihre Wege auch schwer und steil
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen
Gib dich ihr hin!
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert
Dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht,
Glaube an sie,
Auch wenn ihre Stimme deine Träume
Zerschmettern kann [...]"
- Khalil Gibran -
(Aufnehmen und) anschauen!
Sonnenaufgang - Lied von zwei Menschen
- "Was ist das für ein Film, den ihr dreht?"
- "Ein Film über den Frieden. Was könnte man in Hiroshima sonst für Filme drehen?"
Alain Resnais' Weg zu dem Regisseur, nach dem ich immer such, der mir die Filme gibt, die für mich überhaupt Grund sind, Filme schauen zu wollen; Alain Resnais zwischen Dokumentarfilmpoesie und dem Versuch, menschliches (Un)Bewusstsein abzubilden und zu verfilmen; 'Hiroshima mon amour', sowohl Spiel- als auch Experimentalfilm, Liebesgeschichte, Psychodrama und Antikriegsstreifen - und sicher auch nicht zufällig zwischen 'Nuit et brouillard' und 'L’Année dernière à Marienbad'. Mit zunehmender Laufzeit hat er mich zweitweise sogar ein ganz klein bisschen an Aspekte aus Bergmans 'Persona' erinnert, das Aufdecken unterdrückter, bald schwindender Erinnerung, Erinnerung an Person und Persönlichkeit, das Zerlegen eben jener, ein Trauma, Verzweiflung, Gebrochenheit, Isolation, Verwirrung, Einsamkeit - das Aufgeben der eigenen Person, ein totes Leben führen und vermutlich die Unmöglichkeit, gefangen im eigenen Ich das andere Ich eines Gegenübers zu sehen.
'Hiroshima mon amour' beginnt mit Dokumentarfilmmaterial und offenbart erst etwas später, dass dies ein Film im Film ist, ein Film, der in diesem Film gedreht wird. Der äußere Rahmen ist allerdings ein anderer und das mag manche Zuschauer auf den ersten Blick verwirren: es geht gar nicht mal so sehr um den Atombombenabwurf, sondern um das Gefangensein eines Menschen - hier eine französische Schauspielerin, die in Hiroshima zusammen mit einem Team einen Antikriegsfilm dreht - in zerstörter Erinnerung und einer zerstören, bedeutungslosen Persönlichkeit. Und eben dieses Gefängnis ist so dicht, dass sie ihr Gegenüber anscheinend nicht unabhängig davon wahrnehmen kann. Zu oft verschwimmt ihre Wahrnehmung: ist ihr Gegenüber ihre jetzige Affäre, der japanische Architekt, oder aber ihre große Liebe, ein deutscher Besatzungssoldat, deren Liebe nicht sein durfte und gewaltsam beendet wurde. Ist sie tatsächlich offen für das Leid anderer oder zu sehr in ihrem eigenen und in ihrer eigenen Wahrnehmung verstrickt? Sie hat doch so viel gesehen in Hiroshima - Nein! "Du hast nichts gesehen in Hiroshima."
'Hiroshima mon amour' ist ein Film mit einem ziemlich pessimistischen Ton. Er verdeutlicht die Zerstörung einer Persönlichkeit durch Traumata aber eben auch die Isolation in jener und nur geringfügiger Wahrnehmung für das Leid anderer. Für mich hat sogar der Filmtitel dadurch einen recht zynischen Beigeschmack.
"Du hast nichts gesehen in Hiroshima."
- "Hiroshima, das bist du."
- "Und du bist Nevers. Nevers in Frankreich."
Ob Frieden unter Menschen unter solchen Voraussetzungen möglich ist?
Und wo sollte man in dieser alles nach sich ziehenden Spirale beginnen, "aufzuräumen".
"Manchmal müssen wir es vermeiden über die Probleme nachzudenken, die das Leben für uns bereithält, ansonsten ersticken wir..."
Ich mag das so gern, muss ich hier doch glatt mal dalassen:
Trost
Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag,
Auch die schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.
In dem ew'gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu dir zurück.
Harre, hoffe. Nicht vergebens
zählest du der Stunden Schlag:
Wechsel ist das Los des Lebens,
Und - es kommt ein andrer Tag.
- Theodor Fontane -
Marie, ich kann hier jetzt auch etwas beisteuern, wenn Du magst.
http://www.moviepilot.de/movies/du-sollst-mein-gluecksstern-sein
Der Film ist objektiv charmant und ich verstehe, wenn man ihn mag. Mir persönlich ist er aber viel zu exaltiert und zu albern. Schade, ich wollte den gern mögen. :(
"In every job that must be done
There is an element of fun
you find the fun and snap!
The job's a game
And every task you undertake
Becomes a piece of cake
A lark! A spree!
It's very clear to see
That a...
Spoonful of sugar helps the medicine go down
The medicine go down
The medicine go down
Just a spoonful of sugar helps the medicine go down
In a most delightful way"
Naja, ich weiß nicht. Ich weiß nicht so recht, was ich von Mary Poppins halten soll.
Was macht denn eigentlich gute Kindergeschichten aus?
Gute Geschichtenerzähler für Kinder haben einen liebevoll und phantasievollen Blick auf die Welt, die sie Kindern näherbringen wollen. Das will ich Mary Poppins auch gar nicht absprechen. Aber wirklich gute Geschichtenerzähler für Kinder haben vorallem ihr junges Publikum und deren Persönlichkeitsstärkung im Blick; und die sehr, sehr guten verstehen es, Geschichten eine gewisse Vieldeutigkeit zu geben, die bereits für die Phantasie junger Kinder annehmbar und verstehbar ist. Und wenn man sich als Erwachsener diese Geschichte abermals erzählen lässt, versteht man sie Jahre später für sich anders und neu, nimmt diese auch in jedem Alter als Stärkung der eigenen Persönlichkeit und einen neu wiedergefundenen Blick auf die Welt auf. Letzteres mag Mary Poppins bei mir überhaupt nicht gelingen. Den gesamten Film über, der auch noch zahlreiche Längen aufweist, was mir die Laufzeit ungemein ermüdet, wird mir die Moral eines bürgerlichen Gutmenschentums einfach viel zu dick ins Gesicht geschmiert. Es bleibt vorallem ein recht biederer Nachgeschmak zurück.
Julie Andrews hat durchaus eine gewisse Wärme in ihrer Ausstrahlung, aber neben den sehr blassen Kinderdarstellern wirkt sie auf mich viel zu dominant, ihre Erziehung zur Phantasie ist für mich keine, um das ganz eigene Ich zu entdecken und daran zu glauben, dies auch verwirklichen zu können, sondern lediglich, die Freude an gutbürgerlichen Tugenden zu entdecken, um irgendwann artiger Bürger zu werden. Das nimmt der Geschichte in meinen Augen ein großes Maß an Zeitlosigkeit und da ich den FIlm auch ohne jegliche Nostalgiebrille der Kindheit sah, öffnete er mir nun tatsächlich die Augen für die Wunden Disneys, in die Kritiker nur zu gern ihre Finger legen: das höchste Glück ist es, irgendwann ein braver Familienmensch mit gesellschaftlichen Tugenden zu werden, die unhinterfragt kanonisiert sind.
Ich weiß nicht, ob ich hier zu streng bin, aber da Mary Poppins für mich aufgrund dieser Durchschaubarkeit eben keine wirklich sehr gut erzählte Geschichte (für Kinder) ist, kann ich ihr nicht allzuviel abgewinnen. Unterm Strich bleiben ein paar einzelne, nette Szenen mit charmant altmodischen Effekten, zwei/drei Songs, die man morgens unter der Dusche trällern kann und ein zumindest netter Dick van Dyke, dessen Naturell dem Film vielleicht besser getan hätte, wäre ihm die Hauptrolle geblieben. Insgesamt ist mir das aber zu wenig für eine im Film erzählte Geschichte, die mich unterhalten soll. Einzig für Musicalliebhaber ist mir Mary Poppins aufgrund ihrer Machart und Bedeutung für dieses Genre eine Empfehlung wert. Mehr leider nicht.
Das ist ja eine sehr bunte Liste. Gefällt mir. :)
XXY mochte ich persönlich sehr gern (8,0), obwohl ich an solche Filme auch eher skeptisch herangehe. Ist ein sehr sensibles Thema und so ein Film, von dem man sich am besten einfach treiben lässt. Bilder und Atmosphäre haben in mir ziemlich viel bewegt und mir ein Thema näher gebracht. Anstrengend fand ich ihn eigentlich nicht.
Oh, Du auch?
Ein paar Tipps merke ich mir von Deiner Liste gleich mal vor.
Na, ich bin gespannt, wie Dir Blut eines Dichters gefallen wird. Ich finde den großartig, glaube aber, dass der schon bisschen speziell ist.
"Mein Kind, du bist verrückt.
Heiraten - mit 16!
Aber du hast noch soviel Zeit.
Du glaubst zu lieben,
aber die Liebe ist etwas ganz anderes.
Man verliebt sich nicht einfach
in den Erstbesten,
den man auf der Straße trifft.
[...]
Du sprichst von Liebe,
aber was weißt du schon davon?
Bist du dir deiner Gefühle sicher?"
-
Irgendwie arg schwer, Les Parapluies de Cherbourg zu bewerten. Was es nun letztendlich wird, liegt wohl sehr daran, welche Schwerpunkte man bei der Filmrezeption für sich legt oder - das wohl Natürlichste und Menschlichste, das es gibt - in wie weit ein Film etwas im eigenen Inneren anspricht.
Die Stärke von Les Parapluies de Cherbourg ist gar nicht mal so sehr die Geschichte selbst, die eigentlich völlig alltäglich ist und an sich auch überhaupt nichts Episches oder dergleichen hat. Oder? Oder doch? Doch, die größte Stärke dieses Musicals ist es, eine Geschichte zu erzählen, wie sie wohl jeder schon einmal erlebt hat: den Zauber und die rosarote Brille der ersten Liebe, die Ausgelassenheit, Unüberlegtheit, Zärtlichkeit, Verspieltheit, Unvorsichtigkeit - was auch immer passieren mag, die Liebe wird schon alles richten, hauptsache wir haben einander.
Das ist aber noch nicht alles. Diese kleine Geschichte wird samt all der Aspekte des Verliebtseins in Les Parapluies de Cherbourg ungemein verspielt bebildert und farbdramaturgisch stilisiert. Wer sich hierauf, sowie auf die sehr gefühlsbetonte musikalische Untermalung, einlassen kann, erlebt auf sehr sinnliche Weise jene Geschichte in wunderschön, verspielter und leichtfüßiger Poesie womögliche selbst, die aus dem eigenen Leben doch so vertraut ist.
Aber Liebe ist hier auch noch mehr; all ihre unterschiedlichen Aspekte werden auch auf mehrere Personen ausgedehnt: sie ist Heimlichkeit, heimliches Sehnen, eine Chance, Verantwortung, Idealisierung, rationale Überlegung, existenzielle Absicherung, Neuanfang ... Illusion?!
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"Abwesenheit ist eine merkwürdige Sache.
Mir scheint, als sei Guy schon Jahre fort.
Wenn ich dieses Foto sehe, weiß ich nicht,
wie er wirklich war.
Das ist alles, was mir von ihm geblieben ist."
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Komm, wir gehen Arm in Arm durch die durchnässten Straßen, im prasselnden Regen;
nur du und ich, ineinandergeschlungen, unter einem Schirm von Cherbourg...
...
"Es ist vielleicht das Glück, das mich traurig macht."
Macht MP eine Ghibli-Woche? :)
Na da sollte ich die letzte sein, die darüber meckert.
Herzlichen Glückwunsch, lieber Ben. Schön, dass Du hier mal stehst. Bei der Auswahl für diese Rubrik wären ja einige Deiner Kommentare in Frage gekommen (bin erst die letzten Tage auch auf Deinen Supertext zum DRITTEN MANN gestoßen).
Zu doof: das einzige Kino, das in meiner Nähe den Film spielt, tut das zu einer unmögliches Uhrzeit, weswegen ich mich wohl leider bis zum DVDrelease damit gedulden muss. Vertreib mir die Zeit und den Miyazakihunger momentan mit seinen anderen Filmen. ;)
"Offen gestanden, ich habe das alte Wien nicht gekannt, das leichtlebige Wien des Walzertraums. Konstantinopel lag mir näher. Ich lernte Wien erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Zeit des Schwarzen Marktes kennen, auf dem mit allem geschoben wurde, was die Leute brauchten, vorausgesetzt, dass sie es bezahlen konnten. [...] Wer etwas von der Branche verstand, konnte reich werden."
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https://www.youtube.com/watch?v=2oEsWi88Qv0
Die Zither, die spielt so fein,
ein gespaltenes Wien soll der Schauplatz sein.
Schriftstellerei, ach, eine brotlose Plackerei,
bei gerissenem Handel wird man klüger und reicher sein.
Skrupel? Liebe? Anstand?
Alles Laster, die man bei ihm nicht fand.
Gewitzt und charmant
war es nur sein Schatten, der ihn bekannt.
Eine Freundschaft, ob die sie einst verband?
Oder gab es dort schon immer Abstand?
Und das Ende, das kommt durch des Freundes Hand?
Zumindest der mir eleganteste Klassiker, den ich bis dato erstand. :)
-
So, jetzt aber Schluss mit dem lapidaren Geschreibsel. Vermutlich verkaufen sich Holly Martins' wohl ebenfalls mehr zweitklassigen Wildwestromanen besser als jenes.
Ich gestehe auch, dass ich angesichts der vielen schon vor mir verfassten Kommentaren, die den Film u.a. schon analytisch genau unter die Lupe genommen haben (allein im Internet finden sich dergleichen ebenso en masse; alles in eigenen Worten in einen Kommentar hier unterzubringen würde den Rahmen sprengen), nicht allzuviel zu sagen habe, mir der Film und insbesondere Anton Karas' Zither jedoch so gut gefallen und beschwingt zurückgelassen haben, sodass ich hier ein paar Zeilen zurücklassen muss. DER DRITTE MANN ist einfach ein Klassiker, an dem für mich alles stimmt: wunderbare Figuren, die man vom Charakter her schnell zu kennen glaubt, sich dem Griff des Zuschauers mit fortgeschrittener Laufzeit trotzdem entziehen; eine stilvoll inszenierte und spannende Geschichte (wobei ich sagen muss, dass sich die Spannung für mich aus dem zeitgeschitlichen Setting des Nachkriegswiens, sowie der ethischen Fragen des Schwazmarkthandels und der Beziehung zwischen den von Joseph Cotten und Orsen Welles verkörperten Figuren aufbauten), die durch großartige und süchtig machende Bilder unheimlichen Eindruck hinterlässt - und ein wunderbares Ende, wie man es geschickter nicht hätte erzählen können und bei mir den Nachgeschmack hinterließ, wer hier eigentlich (schon wieder) (ewiger?) Gewinner und Verlierer dieser Männerverbindung zwischen Holly Martins und Harry Lime ist.
Ein einzigartiger Film, der trotz seiner eher pessimistsischen und dunklen Themen etwas sehr Beschwingtes hat und ein Film, wie er mir einfach Spaß macht - auch wenn ich nur nach Unterhaltung suche.
Mit bestem Dank an Carol Reed und seine fantastische Crew!
Ron Fricke ist einfach großartig.
Wann immer ich seine audiovusuellen Reisen antrete, geben sie mir stets das Gefühl, Zeuge von etwas sehr Erhabenem zu werden.
Chronos - Herrscher über die Zeit - Herrscher auch über unsere eigene Lebenszeit.
Nichts ist so widersprüchlich; wir teilen sie uns ein in Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monaten, ... messen sie, planen sie, legen sie fest und eigentlich ist sie es, die uns durchdringt. Wir schwimmen nur mit, gestern, heute und morgen; ein Blick zurück auf Vergänglichkeit und nur einen Moment Ewigkeit.
Manfred Poisel könnte Frickes CHRONOS sehr schön widergeben:
"Die Zeit
Karussell
im
Bildertaumel
des
Lebens
Strecke
ich
im
Flug
die
Hand
aus
Und
suche
Halt"
Oder auch Konfuzius
"Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit. "
Oder auch ich ganz einfach: ich liebe solche audiovisuellen Filmerlebnisse, die ein Gedankenkarussell in Fahrt bringen.
"Dies ist das Phantasie-Erlebnis des jungen Allan Grey, der sich in die Studien des Teufelskultus und Vampyr-Aberglaubens versenkte. Die Beschäftigung mit den Wahnideen vergangener Jahrhunderte machte ihn zu einem Träumer und Phantasten, dem die Grenze zwischen Wirklichkeit und Übernatürlichem verlorenging..."
.
Nach dieser knapp gehaltenen Exposition wirft Dreyer seinen Zuschauer eigentlich auch schon gleich in die Handlung des Films.
Aufmerksam folge ich Allan Grey, einem Studenten, den es in ein Dörfchen verschlägt, wo sich Fuchs und Hase wahrscheinlich "Gute Nacht" sagen. Der Empfang hier ist seltsam. Eine Gestalt in einer Kleidung, die sehr an den Sensenmann erinnert, steht am Ufer und läutet im gleichförmigen Klang immer wieder eine Glocke und ich überlege tatsächlich, ob er die Ankunft eines Totenschiffes ans sichere Ufer geleiten soll, denn hier in diesem Dörfchen wird es schon sehr bald Einiges zu tun geben.
Dreyer beschwört vom ersten Augenblick an eine sehr morbide Atmosphäre herauf, die gleichzeitig etwas ungemein Verführerisches an sich hat. Nur allzugern folge ich Allan an den seltsamen, allgegenwärtigen Schatten vorbei, jenem, der Erde mit einem Spaten aushebt (gräbt hier jemand ein Grab?), bin fasziniert vom Schatten eines Soldaten, der sein ganz eigenes Eigenleben führt, ehe er zu seinem Herrn zurückkehrt und sich wieder seiner Haltung und seinen Bewegungen unterwirft; und schlichtweg verzaubert und diesem Film voll und ganz erlegen bin ich, wenn Allan Grey kurz darauf einem Ball der Schatten beiwohnt, die sehr elegant zu beschwingter Musik miteinander tanzen. Carl Theodor Dreyer hat meines Wissens eigentlich immer sehr hochwertige Titel von filmgeschichtlicher Relevanz abgeliefert, aber besonders mit dem Spiel der Schatten hat er mich mit tellergroßen Augen zum Schmelzen gebracht und mich für sich gewonnen. Gewiss etwas, das ich mit Allan Grey teile und mit ihm die Erfahrung mache, dass allem Angstvollen, Dunklen, Morbiden auch eine sehr verführerische Faszination vorausgeht, die jedoch zu dem einen Schritt führt, den der Mensch lieber nicht gegangen wäre - und ich bin als Zuschauer dann doch sehr froh, noch zu merken, wie fasziniert ich bin und gleichzeitig aber die Spinne zu sehen, die auf die Fliege zukrabbelt, welche wohl auch der Schönheit eines Spinnennetzes erlegen ist.
So wird auch Grey in einen Strudel des Todes hineingezogen und muss sich diesem stellen.
Dreyer verwischt dabei - wie angekündigt - atmosphärisch und tricktechnisch wunderbar die Ebenen (hier machen auch die Kameraarbeit und Raumgestaltung einiges her; vieles wirkt in VAMPYR so, als seien die Räumlichkeiten instabil), sodass ich mir irgendwann als Zuschauer auch nicht mehr sicher bin, ob Grey träumt oder wacht. Sollte er träumen, so ist es, wie wenn man selbst im Schlaf sein Ich-Bewusstsein verliert und glaubt, das Geträumte ganz real zu erleben *SPOILER* und so wirkt es auch, wenn Grey sich selbst im Sarg liegen sieht *SPOILERENDE*.
Worauf man sich allerdings bei VAMPYR einlassen können muss: der Film ist ein seltsamer Hybrid; eigentlich ein Tonfilm, aber die Inszenierung, Maske und auch das Schauspiel sind sehr eng an Stummfilmgepflogenheiten orientiert. Die wichtigesten Informationen, die das Dorf und seine Schauergeschichte betreffen, erfährt der Zuschauer noch durch Zwischentitel. Gedreht wurde der Film außerdem schon damals auf Deutsch, obwohl kaum einer der Schauspieler die Sprache beherrschte, sondern sie im Film lediglich phonetisch imitierten. All dies wirkt auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich, trägt jedoch wunderbar zur Stimmung des Unwirklichen und Traumartigen bei.
Letztendlich war VAMPYR ebenso wie NOSFERATU wegweisend für das Genre des Horrorfilms und für dieses wunderbare, schaurig-liebevolle und intensive Filmerlebnis habe ich Dreyer lieben gelernt.
Für mich Jarmuschs bester Film.
Klein. Minimalistisch. Total sympathische Figuren. Botschaft.
Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, dann mach Limonade draus.
Wer andere zum Lachen bringen kann, muss ernst genommen werden.
Hier kann ich das sogar über Benigni, den ich in Filmen anderer Regisseure häufig anstrengend finde.
"Ich wollte einen Triumph der Seele über das Leben komponieren. Was dem möglicherweise tief bewegten Zuschauer aus den eigentümlichen Großaufnahmen entgegenströmt, wurde nicht zufällig ausgewählt." - Carl Th. Dreyer über seinen Film -
Eine Seele, was ist das schon?
In Frankreich nannte man die arme Seele Jeanne.
Zu Hause Jeanette.
Ob sie das Vaterunser könne?
Die Mutter habe es ihr beigebracht.
- "Du behauptest, dass du von Gott gesandt bist?"
- "Um Frankreich zu retten, dafür wurde ich geboren."
Vom Erzengel Michael erkoren.
Eine einfache Seele, dem Spott gefreit.
Von einer einfachen Seele die Klarheit gezeigt.
Eine einfache Seele im Hader liegt
Vertrauen
Zweifel
Zeichen und Trug
Verriss
Selbstentgleitung
und ...
Glaube?
Gewissheit?
Willensstärke?
... die Welt steht kopf.
- "Glaubst du im Stand der Gnade zu sein?"
- "Bin ich es, möge Gött mich darin erhalten.
Bin ich es nicht, so möge Gott mich darin bringen."
... und ihre Seele breitete weit ihre Flügel aus.
Flog über sie hinweg, empor - als fliege sie nach Haus'.
Was Dreyer sich hier vorgenommen hatte, setzte er 1928 in wunderbar klaren und schnörkellosen Bildern um, die es nur zu gut verstehen, ein schlichtes, französisches Bauernmädchen in seiner Einfachheit vor Theologen und Juristen bestehen zu lassen und gleichzeitig Einblicke in ihre eigene Zweifel zu gewähren. Neben den schlichten und gleichzeitig so grandiosen Kostümen und Darbietungen, die dem Film ein besonderes Gefühl der Authentizität verleihen als blicke man durch ein Fenster in Johannas Zeit, sind es vorallem die Bilder, die suggerieren, in Johannas Seelenleben hineinzublicken, welche diesen Stummfilm so imens kraftvoll werden lassen. Falconettis große Augen werden zum Spiegel ihrer Gefühlswelt. Ein vom Fanster geworfener Schatten eines Kreuzes entweicht: glaubt sie an das oder den richtigen Menschen/Gott/Weg? Eine Gewissensfrage, die auf die Probe gestellt wird - und die Passion, die den Weg des Mitleids im wahrsten Sinne des Wortes sucht, nämlich das Mit-Leiden des Zuschauers mit Johanna, wenn die Foltergeräte immer größer, schneller, malmender, zerreißend in die Nähe rücken.
Unvergesslich für mich jedoch die Inszenierung des lodernden Scheiterhaufens und die tiefe Hoffnung die aus diesen Eindrücken in Form eines zu stillenden Kindes und eines Vogelschwarms erwächst.
Unglaublich.
♥
Trotzdem geht imho nichts über die EUREKA Veröffentlichungen, die oftmals umfangreichere Extras oder zumindest ein dickes Booklet mit Hintergrundinformationen bieten. Größere Stummfilmliebe findet man leider sonst kaum - und die Importe aus England sind trotzdem auch für Normalsterbliche erschwinglich.
Aber schön, dass neben Nosferatu zwei nicht mehr ganz soooo bekannte Murnauwerke veröffentlicht werden, auch wenn "Schloß Vogelöd" eher für jene interessant ist, die sich mehr mit Murnaus Arbeitsweise beschäftigen wollen und weniger einen reinen Unterhaltungsfilm suchen.
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
Und eine schöne Listenidee. :)
"Du bist verliebt.
Dein Geseufze ist schon eine ganze Weile zu hören, Sophie.
[...] Männer sind doch immer der Grund dafür, warum wir Kummer haben.
Doch das Herz eines jungen Mannes ist wundervoll!"
"Sophie, geh nicht weg! Ich hab' dich so lieb, Sophie, bitte bleib hier."
- "Du darfst nicht kämpfen!"
- "Warum nicht? ich bin lang genug weggerannt. Ich habe endlich jemanden gefunden, den ich beschützen will, nämlich dich[, Sophie]."
Wollte Miyazaki nicht eigentlich nach seiner weit über die Landesgrenzen Japans erfolgreichen "Prinzessin Mononoke" im Filmgeschäft aufhören? Ich bin ihm jedenfalls sehr dankbar, dass er doch noch einmal schwach geworden ist und diesen Vorsatz aufgeschoben hat (***hüstel* gern darf er das noch etwas länger so handhaben**), denn gerade nach diesem entstanden die für mich zwei schönsten seiner Filme: "Chihiros Reise ins Zauberland" und "Das wandelnde Schloss", die sich meiner Meinung nach auch gar nicht mal so unähnlich sind. Über "Chihiro" soll sich Miyazaki geäußert haben, er hätte den Ansporn hierfür in den Töchtern von Freunden gefunden, "die zwar 'wie viele japanische Kinder […] von Herzen gut, aber auch schwach' waren." Der Streifen solle "Kindern Mut [.] machen, das Leben zu meistern, auch wenn es sich aus den Augen von Kindern nicht immer erklären lasse." (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Chihiros_Reise_ins_Zauberland)
Die (wohl ziemlich freie) Adaption von Diana Wynne Jones' Kinderbuch "Howl's Moving Castle" durch einen der gegenwärtig bedeutendsten Filmemacher Asiens und großen Märchenerzähler mit einer schier unerschöpflichen Phantasie funktioniert für mich im Grunde ganz ähnlich. Auch hier gibt es strak und selbstbewusst werdende Frauenfiguren, liebeswerte und/oder liebenswert skurrile Figuren, niemanden, der sich als wirklich "böse" entpuppt, überrascende Wandlungen mancher Figuren und insbesondere Szenen, deren Gestaltung auf der Bildebene soetwas wie ein psychologisch Lesart zulassen, sodass sie zu eben solchen Metaphern werden, die den inneren Zustand der Figuren erahnen lassen, wobei die Betonung meiner Aussage vorallem auf dem 'erahnen' liegt. Denn oftmals lese ich unter negativen Kritiken zu diesem Film, seine Handlung sei unverständlich, es blieben zu viele Fragen offen ("wer führt hier eigenlich warum gegen wen Krieg?")
Für meinen Geschmack macht allerdings gerade dieser Umstand den größten Reiz und Zauber dieses Films aus und meiner Meinung nach ist "Das wandelnde Schloss" ohnehin Miyazakis surrealster Film und hier gilt dasselbe wie für so ziemlich alle FIlme, die in diese Kunstrichtung zielen: man sollte sie am besten nicht rational verstehen, sondern sich einfach in sie fallen lassen können. Das "Verstehen" funktioniert dann auf einer ganz anderen Ebene, jenseits des Rationalen, das nicht immer artikulier-, aber für jeden individuell fühlbar ist. Abgesehen davon, dass ich mich in Miyazakis allzu bunter und detailreicher Phantasie pudelwohl fühle und mich in all seinen Filmen, die auf diese Art und Weise aufgemacht sind, gern länger aufhalte, um diese zu erkunden, ist es doch vorallem die tiefhumane, warme Botschaft, welche man in dieser Geschichte finden kann, die mich nach jeder Sichtung tief ein- und ausatmen lässt und ich mich danach einfach gut fühle.
Die arme Sophie, die ein recht tristes und langweiliges Dasein als Hutmacherin fristet, die meint, das farblose und langweilige Kleid passe zu ihrem greisen Ich viel besser. Sie und der Zuschauer werden im Laufe dieses Films erkennen, dass es sehr viel mehr an einem Menschen gibt, das ihn so liebenswert macht: ein warmes Herz, Hilfsbereitschaft, Spontanität, Selbstbewusstsein, Verzeihen können, Mitleid haben, über sich selbst hinauswachsen, sich aufopfern zu können für jene, die einem lieb sind und seinen eigenen, wahrhaften Wert finden, der das Wesen und somit einen Menschen selbst ausmacht. Für mich sind es wunderschöne, ans Herz gehende Szenen, wenn *SPOILER* Sophie die gealterte, nun freundliche Hexe aus dem Niemandsland mit Wasser übergießt, aus sorge, diese würde sonst verbrennen, da sie Hauros Herz nicht loslassen möchte | oder wenn Sophie Hien durch eine auftauchende Tür hinein in Dunkelheit läuft und dabei Tränen vergießt, wunderschöne Metaphern, die Beispiele dafür sind, dass der Figur der Sophie gern nachgesagt wird, sie spiegele die Moral- und Wertevorstellung des Regisseurs selbst wider. *SPOILERENDE*
Aber auch die anderen Figuren sind nicht minder interessant, um den Film zu bereichern. Als Beispiele sei die Bessesenheit der Hexe aus dem Niemandsland genannt, oder Hauro selbst, auf dem ebenso ein Fluch lastet und der im Verlauf des hier erzählten Märchens vorallem die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und den eigenen Egoismus aufzugeben finden muss.
Rundherum ein wunderschöner Film, der von seinem Inhalt und den dahinterstehenden Werten auf mich sogar noch etwas Reifer als "Chihiro" wirkt - und das oftmals als sentimental und kitschig bemängelte Ende? So sehr wie auch ich Sophie liebgewonnen habe und vorallem im letzten Drittel des Films mit ihr litt, gönne ich ihr dieses Ende einfach von Herzen, es streichelt schließlich auch mein eigenes.
https://www.youtube.com/watch?v=3iIh1V3Kpes
"There's a spark inside us
That we can all ignite
And all that's dark inside us
Will flicker into light
There's a pow'r in every breath
There's a pow'r in every note
A pow'r that starts within the heart
A pow'r that rises through the throat
And when it sails up through the air
More beautiful than any prayer!
This pow'r could right a wrong
And it will always thrill the ear
Of those who have the pow'r to hear
The magic of this song
All that's strong inside us
That tells us wrong from right
Becomes a song inside us
To chase away the night"
Oh Gott, wie sehr ich diesen Song liebe - pure Gänsehautgarantie und sogar ein bisschen feuchte Augen.
Und nicht weniger liebe ich den dazugehörigen Film; ein dickes Dankeschön an Moviepilot, diesen endlich in ihre Datenbank aufgenommen zu haben.
1991 adaptierte der ungarische Regisseur József Gémes George MacDonalds wohl bis heute bekanntestes Kinderbuch 'The Princess and the Goblin', das die Geschichte von Prinzessin Irene erzählt, die wohlbehütet und durch die feste Burg ihres Vaters, des Königs, geschützt aufwächst. Während eines unvorsichtigen Erkundungsdrangs entwischt sie eines Tages ihrem Kindermädchen und verirrt sich im dunklen, von unheimlichen Kreaturen bewohnten Wald und beginnt, vor Angst zu weinen. Doch Hilfe naht. Der Sohn einfacher Bergleute, Curdie, findet sie, ein äußerst ermutugendes, von innerer Stärke zeugendes Lied singend, und begleitet sie zurück in ihr sicheres zu Hause.
Doch hier beginnt die Geschichte erst richtig und erzählt, wie Prinzessin Irene sich allmählich vom Schloss ihres Vaters entfernt und Gefahr läuft; denn das unterirdische Königreich der Kobolde plant, die Schönheit des oberen Reichs zu usurpieren und ihren eigenen Prinzen mit Irene zu vermählen. Auf Irene wartet ein Weg, auf dem sie Gefahren zu trotzen lernen muss, ihre eigene, innere Stärke entdeckend und an das Gute zu glauben, das symbolisch durch den Geist ihrer Ur-Urgroßmutter und die Freundschaft zu Curdie in dieser Geschichte versinnbildlicht wird.
Die Geschichte mag heute an ein ziemlich einfach gestricktes Kindermärchen erinnern, ist jedoch symbolisch so schön erzählt und metaphorisch ausgearbeitet worden, sodass man in 'The Princess and the Goblin' noch immer eine zeitlose, herzenswarme und humanistische Botschaft an Wert- und Moralvorstellungen finden kann, die für's Leben stärkt. In dem oben zitierten Lied, das ebenso den gesamten Film durchzieht, ist die Botschaft dieser Geschichte imgrunde komplett zusammengefasst: es geht ums Erwachsenwerden, sich selbst zu finden, mutig durch Ängste hindurchzugehen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.
Es ist ein Jammer, dass George MacDonald außerhalb seiner Heimat heute wohl nur noch sehr wenigen Leuten bekannt ist. Wer mal exemplarisch sehen möchte, was gute Märchen für Kinder ausmacht, die grundhumanistische Wertvorstellungen, verpackt in literarischer Schönheit, vermitteln, dem sei dieser Autor und sein Œuvre wärmstens empfohlen - und dieser Film setzt eins seiner schönsten Märchen im Blick auf sein eigentliches Zielpublikum sehr souverän um, aber auch im erwachsenen Alter ist diese Geschichte immer wieder eine Tür zu meiner eigenen Kindheit und vorallem ein gutes Mittel, wenn auch ich gerade eine Zeit habe, in der es mir mental weniger gut geht.
Wunderschöner Film, auch wenn ich ihn sicher auch durch eine gewisse Nostalgiebrille sehe, gibt es für mich keinen schöneren. Schon in meiner eigenen Kindheit konnte auch das größte Disneymeisterwerk hier nicht mithalten.
Gibt wohl kaum etwas Besseres auf MP, als wenn der Kommentar eines Lieblingsfilms zum Kommi der Woche gekürt wird. Wurde ja auch Zeit, dass Du hier mal stehst. :)
Schön, schön!
War auch mein erster Sautet und gestern habe ich mir sein DIE DINGE DES LEBENS aufgenommen.
Hui, das ist ja jetzt aber eine Überraschung.^^
Der Kommi ist aber auch so schön, dass ich ihn gleich noch einmal als 'Kommentar der Woche' gelesen habe. :)
- *schluchtz* "Von uns will keiner mehr was wissen. Alle machen einen Bogen um uns. Wir sind überhaupt nur was, wenn wir ein paar tausend Lire in der Tasche haben, sonst sind wir 'nen Dreck, nichtmal im Zuchthaus wollen sie uns mehr haben. Wir sind einfach erledigt. Man ist überhaupt nichtmal fähig, selbst etwas zu übernehmen. Sogar Diebe sind heute mehr wert als wir mit unserem schmutzigen Gewerbe." *schluchtz* "Wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, würde ich etwas anderes aus meinem Leben machen."
- "Warum nimmst du es bloß so schwer? Du bist doch sonst so ein prima Kerl. Wir sind alle in Gottes Hand."
[...]
- "Was soll die Krokodilsträne, Accattone? Damit rührst du niemanden mehr. Weißt du noch die schöne Zeit, als du um Almosen gebettelt hast? Da haben deine Tränen sogar noch die Polente weich gemacht. Heut' schindest du kein Mitleid mehr damit. Deine Tränen sind zum Kotzen."
~ Accattone - Wer nie sein Brot mit Tränen aß ~
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Ich liebe ja das italienische Kino mittlerweile sehr, ganz besonders dieses jener Zeit mit all seinen Großmeistern als auch Pasolini 1961 mit seinem ACCATTONE debütierte. Entstanden ist dieser Film an Originalschauplätzen eines heruntergekommenen Vororts von Rom unter der Mithilfe der Darsteller - allesamt Laien und selbst Abkömmlinge des hier porträtierten Milieus -, die insbesondere an der Entstehung des Drehbuchs mitgewirkt haben; allen voran Franco Citti, der hier die Titelfigur mimt.
Ich weiß gar nicht ... ich liebe den italienischen Neorealismus vorallem für sein ehrliche, schmutzige Direktheit, für das Vermögen, selbst in heruntergekommen Gassen und Ruinen noch eine gewisse Poesie der Armut zu finden - und vorallem für seinen Blick auf die zu der Zeit lebenden Menschen, der mich schon in so vielen Hauptwerken sehr gerührt hat. Aber bei ACCATTONE ist es doch irgendwie anders. Gewann Fellini mit dem unendliche liebenswürdigen Charme Giulietta Masinas mein Herz oder de Sica mit seinem sehr zurückhaltenden und gleichermaßen einfühlsamen Erzählstil, so ist es doch hier bei Pasolini ein wenig anders. Was bekomme ich hier geboten?
Einen Haufen Zuhälter, die schonmal einen recht derben Umgangston untereinander anschlagen, keineswegs soetwas wie Solidaritätsbanden untereinander knüpfen und Frauen auf die Straße schicken, damit diese das Geld verdienen - welche wiederum ziemlich abgeklärt und gerissen wirken, allen voran die Figur der Amore mit ihrem ironischen Namen, eine von Adriana Asti dargestellte Prostituierte.
Ich bekomme auch keinesfalls einen so wunderschön fotografierten Film die z.B. UMBERTO D., der diesem allein schon 7 Punkte meinerseits eingebracht hätte. Nein, ich bekomme ziemlich grobe und nüchterne Bilder; nichts irgendwie Beschönigendes oder den Zuschauer ästhetisch um jeden Preis Ansprechendes, seine Sympathie dadurch pachtend. Ingesamt empfand ich ACCATTONE als sehr nüchtern und lakonisch, auffällig lediglich der strakte schwarz-weiß Kontrast der Bilder und ihre Ausleuchtung. Es ist eher unangenehm - ich meinte beim Schauen des Films die nicht sehr gnädige Sonne Italiens förmlich auf meiner Haut zu fühlen, die wirklich alles offenlegt, mitunter elenden Dreck, die groben, abgehärteten Gesichter der hier lebenden Menschen ... wie auch dennoch eine ganz eigenwillige gewisse, sehr schlichte aber gleichzeitig eben sehr nüchterne Schönheit. Und auch den Staub der Straßen meinte ich förmlich im Mund zu schmecken.
Nüchtern ist auch die Erzählweise; auf den Aufbau einer gewissen Empathie wird meines Erachtens kein besonderer Wert gelegt, dafür war mir das Milieu dieser kleinen Gauner zu zwiespältig.
Und allen voran eben Accattone, eigenlich Vittorio Cataldi, der charakterlich nicht weniger ambivalent ist und mich mit einem ganz eigenen Charme selbst um den Finger gewickelt hat, sodass ich mich am liebsten selbst zu ihm an den Straßenrand setzen möchte. *leichte Spoiler* Mensch Accattone, was soll ich bloß von dir halten? Nimmst Frau und Kinder eines inhaftierten Zuhälters bei dir auf, schickst die arme Maddalena mit einem gebrochenen Bein auf den Strich, wo sie zusammengeschlagen wird. Als sie keine Verdienstquelle mehr ist, glaubst du, wieder bei Frau und Kind unterzukommen, die du für die Zuhälterei verlassen hast, zettelst gegen deine Kumpanen einen Streit an, um deine Spaghetti mit weniger Leuten zu teilen - und dann stiehlst du noch deinem kleinen Sohn eine Kette, um der schönen Stella ein Paar Schuhe zu kaufen - dein Kind müsse sich doch schämen, so einen Lump als Vater zu haben, so war der Vorwurf. Ach ja, und Stella, dieses naive Ding - hat sie nicht irgendwie auch etwas gewiss Engelhaftes in diesem Milieu? Das noch unberührte Mädchen, das ehrlich arbeitet ... ausgerechnet sie und Accattone.
- "Wie heißt du überhaupt?"
- "Stella."
- "Is'n hübscher Name, Stella. Oh Stella, mein Stern, zeige du mir den Weg."
Dem Accattone, der nicht bei seinem richtigen Namen genannt werden will ("der Sieger"), sondern seinen Spitznamen trägt, der soviel wie 'Bettler' oder 'Vagabund' bedeutet. Stella, du ehrliche Haut, dessen Naivität ja schon fast wehtut, die sich noch vor einer Kirche bekreuzigt. Du bist eigentlich eine ganz andere Kategorie Frau als jene, die am Sraßenrand stehen, und doch bist du auf Accattone hereingefallen - oder auch nicht, wenn du schon zu wissen glaubtest, was er mit dir vor hat. Ach Stella, Stella, verübeln kann ich es dir nicht, denn auch mich hat er um den Finger gewickelt. Aber sag, hast du etwa einen gewissen Einfluss auf ihn gehabt? Hat er sich etwa doch in dich verliebt, da irgendwo in seinem Inneren? Als er das Gesicht im Schmutz am Tiber reibte, nachdem du freundlich zu einem anderen Mann warst? Dass er dich zu sich nahm und es doch mit Arbeit versuchen wollte, nachdem du dich nicht überwinden konntest, dich zu verkaufen?
Sag Accattone, suchst du etwa nach einer Erlösung? Stella? Oder Egoismus?Kann es die für jemanden wie dich denn überhaupt geben?
[SPOILER: Für mich eine der schönsten Szenen, wenn Accattone von seiner eigenen Beerdigung träumt, zu der er selbst keinen Zutritt erhält, über eine Mauer klettern muss und sieht, in was für einer Erde man ihn begraben wird - und die Frage, nach ein klein wenig Sonnenlicht.SPOILERENDE]
"Entweder gehe ich an der Welt kaputt, oder die verdammte Welt an mir."
Accattone, und trotzdem verlierst du für mich nichts von deiner faszinierenden Widersprüchlichkeit, die mich, Gott weiß warum, ungemein berührt.
Dabei hatte ACCATTONE zu seiner Zeit in Italien Publikationsschwierigkeiten; schon mit diesem Film schaffte es Pasolini, dem man später ohnehin den Stempel des 'enfant terrible' aufdrückte, bereits zu provozieren. Ach Pasolini, die Zeit war womöglich noch nicht bereit für jemanden wie dich. Ob das heute der Fall wäre?