SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

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    Irgendwann kommt jeder Mensch an den Punkt, an dem er einen wehmütigen Blick zurück auf alte, unbekümmerte Tage wirf. Auf Tage, an denen Chancen noch nicht vertan waren; an denen man sich noch unsterblich fühlen durfte und Träume gebären, anstatt anzusehen, wie sie zu Grabe getragen werden. „I Melt With You“ illustriert den Schmerz der Desillusion, ist aber kein Film gegen das Altwerden, absolut nicht, sondern ein Film, der sich gegen das Gefühl des Stillstands versucht zu wehren. Manche Kämpfe aber kann man nicht gewinnen, weil wir uns nun mal nicht aussuchen können, was das Leben mit uns macht. Während sich krächzende E-Gitarren auf die Tonspur legen und wie ein melancholisches Überbleibsel der Vergangenheit wirken, flehen die Charaktere in „I Melt with You“ um ihre jugendliche Naivität, verlieren sich aber im Nebel des Delirium aus den Augen. Eine Abwärtsspirale aus zerschossenen Träumen, die zeitweise durch ihre Videoclip-Ästhetik etwas abschreckt, aber dennoch fies auf die Fresse schlägt. Endstation: Midlife-Crisis, im Vorhof des Nirvana, da wo Antworten auf Fragen warten, denen wir uns doch eigentlich nie stellen wollten.

    Und? Wer wolltest Du immer sein und was ist aus Dir geworden? Tja...

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    • 8
      über Her

      Die Liebe ist weder an verschiedene Geschlechter gebunden, noch ist sie auf die körperliche Ebene angewiesen. Was zählt, ist das Bewusstsein, die Wahrnehmung, das Wesen hinter dem beflügelnden und ebenso zerreißenden Gefühl. Wer die Liebe rational erklären möchte, ihre unbändige Kraft in logische Bahnen lenken, der wird nie den Mut aufbringen, den man nun mal zum Lieben benötigt. Man muss sich nur trauen, es zulassen, die Hand ausstrecken und das Glück greifen, selbst wenn es nicht ewig währt. „Her“, dieses unfassbar sensitive Erlebnis, dieser visionäre, optisch bezirzend entrückte und doch ganz und gar im Hier und Jetzt angekommene Geniestreich, verdeutlicht das auf eine so wunderschöne und gleichermaßen reflektiert-inspirierende Weise, wie man sie in dieser durch und durch menschlich-intimen Einfühlsamkeit lange nicht mehr erlebt hat. Müsste man „Her“ mit einem Wort beschreiben, dann würde man „Echt“ wählen, denn nichts anderes ist „Her“. Jede Träne schmeckt salzig, jedes Lachen steckt an, jeder Schmerz erinnert an die eigenen Erfahrungen. Poesie.

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      • 3

        [...] Schlimm an „Frau Ella“ ist, wie er die eigentlich emotionale Thematik im generationsübergreifenden Geflecht, nämlich die Suche nach Frau Ellas großer Liebe und das Finden vom Sinn des Lebens für ihre beiden Begleiter, verschiebt, den Fokus furchtbar selbstzweckhaft auf eben diese beiden desorientierten Begleiter lenkt und die alte Dame zum zunehmend belanglosen Beiwerk degradiert. [...] Kino ohne Ecken und Kanten, ohne Mut, ohne echte Gefühle. Hier lebt die kalkulierte Massenkompatibilität. Aber wundert das noch jemanden?

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        • 6

          Die Kluft zwischen Arm und Reich führt „Cheap Thrills“ dem Zuschauer erbarmungslos vor Augen: Während sich die Bourgeoisie in der schicken Villa über den Hollywood Hills residiert, sich in ihrem materiellen Reichtum wälzt, Nasen zieht, Pillen wirft, absurde Summen für Alkohol ausgibt, müssen die Nieten aus der Arbeiterklasse jeden Tag für ihr Geld im Dreck wühlen – Und zur Belohnung wird eine Räumungsklage an die Haustür gepflastert. Klar, die Finanzkrise kommt in „Cheap Thrills“ nicht auf Samtpfoten, die Antwort auf die Frage, wie schnell die Würde des Menschen demontiert werden kann, schälen E.L. Katz, Trent Haaga und David Chirchirillo in ihrer tiefschwarzen bis abstoßenden Komödie schon verdammt ordentlich heraus. Und was als kleines Spielchen unter Alkoholeinfluss beginnt, endet in einem unbequemen, aber auf seine Weise nie unglaubhaften Psychokammerspiel der Existenzängsten und selbstgefälligen Monotonie. Die letzte Einstellung setzt „Cheap Thrills“ dann echt noch die Krone auf. Trotzdem bleibt auch diese Frage nach dem Abspann bestehen: Wie weit würde man selber in dieser Situation gehen? Ist nach der Backpfeife Schluss oder muss erst in ausgearteten Perversionen gebadet werden? Fies.

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          • 8

            […] Qualitätseinbußen in der Gegenüberstellung mit der US-amerikanischen Adaption müssen jedenfalls nicht befürchtet werden: „House of Cards – Das Original“ ist nicht nur konzentrierter in der Konzeption, sondern auch effizienter in der hervorragenden Dramaturgie. […] Wer also mal wieder Lust auf intelligentes, hochspannendes und hervorragend gespieltes Entertainment hat, der ist mit „House of Cards – Das Original“ bestens bedient. Für alles Weitere gilt ganz im Sinne Urquharts: „I couldn't possibly comment.“

            Kritik im Original [BBC-MINI-SERIE I&II]: http://bit.ly/1jBjmDX

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            • 6

              Eine Emmanuelle Seigner ist Diane Krüger mit ihrem hochnotpeinlichen Balkanakzent nun wirklich nicht; noch weniger ist Jaume Collet-Serra ein Regisseur der Hausnummer Roman Polanski, auch wenn er es gerne wäre. Kapselt man sich aber von den Querverweisen ab und lässt die referentiellen Brücken, die „Unknown Identity“ viel zu gerne schlägt, einstürzen, hat man immer noch einen größtenteils soliden, zeitweise in seiner Hektik aber auch recht ungelenk wirkenden Verschwörungsthriller. Mit dem leicht unterforderten und dadurch weniger engagiert auftretenden Liam Neeson, der, anders als der Trailer es damals noch suggerieren wollte, nicht als schnaubende „96 Hours“-Dampflok im Bourne-Modus auftritt, geht es dann durch Berlins Gassen, immer auf der Suche nach sich selbst. Die attraktive Prämisse aber bleibt schändlich ungenutzt. „Unknown Identity“ ist schon eine relativ nette Angelegenheit, hin und wieder auch mal weniger, einmal jedoch wird es richtig doll, und zwar wenn Bruno Ganz und Frank Langella aufeinandertreffen: „What if he remembers everything. What then?“

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              • 7

                [...] Dabei hat Pallières es nicht nur auf den rein historischen Scheitelpunkt abgesehen, er hat auch mit den Gebirgswälder des Süden Frankreichs einen Handlungsort gewählt, der durch seine rohe Anmut optisch bereits erschlägt. [...] In diesen Bildern kristallisiert sich die Liebe zu Filmemachern mit memorabler Bildsprache wie Werner Herzog, Akira Kurosawa und Andrei Tarkowski deutlich heraus, während sich gleichwohl die Stilistik karger Italo-Western erkennen lässt. [...] „Michael Kohlhaas“ wird zur Reflexion über Recht und Unrecht auf mehreren sozialen Ebenen und taumelt dabei in eine raue Elegie, die den aufrichtigen Kohlhaas zu einem Krieg der Prinzipien wegen zwingt, dessen liederlichen Ausmaße ihn immer wieder in tiefe Zweifel treiben. [...]

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                • 8
                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 20.03.2014, 14:21 Geändert 06.08.2016, 22:20

                  »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«

                  Teil 7
                  G...wie Gefängnisfilm.

                  [...] Sie konnten den Mann nicht stoppen, der Flügelschlag seines Schmetterlings stemmte sich vehement gegen jedes Hindernis und trieb ihn weg von den Klippen, hinaus aufs Meer, zurück ins Leben... [...]

                  [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

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                  • 8

                    [...] Schwach sind im ungemein philosophischen und feministischen „Nymphomaniac“ nicht die Opfer ihrer Gelüste, es sind die Personen, die sich und anderen zwanghaft emotionale Selbstverständlichkeit einreden möchten. In der Selbsthilfegruppe wird das illustrativ auf die Spitze getrieben: Joe besteht auf ihre Anrede als Nymphomanin, sie ist nicht sexsüchtig, sondern eine Nymphomanin. In Teil 2 hat sich die Narrative von „Nymphomaniac“ auch gänzlich vom zerstückelten Episodenhaften verabschiedet und lässt seine Maschen näher, bitterer zusammenwachsen. Wo Joe landen wird, macht uns Lars von Trier schon zu Anfang deutlich, wie sie das Leben aber in diese Situation manövrieren wird, das schmerzt und setzt einen Stich in das Herz, wie ihn nur Lars von Trier setzen kann, um dann, wenn sich die Wogen angeblich geglättet haben, wenn alle Entscheidungen getroffen sind, noch einmal zum letzten Schlag auszuholen. Mensch heißt Mensch heißt Widersprüche, das hat Lars von Trier erkannt, genau wie er richtig erkannt hat, dass manche Menschen sich nun mal mehr vom Sonnenuntergang, als von ihrem Aufgang erhoffen.

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                    • 5

                      [...] Vielmehr wird das hiesige Dasein von der emotionalen Verwahrlosung kontrolliert: Machtverhältnisse werden stetig ausgekostet, hier geht es einzig und allein darum, irgendwie am längeren Hebel zu sitzen, während sich neben den gegenseitigen Manipulationskreiseln, neben dem kontinuierlichen (Selbst)-Betrug, die Zeit damit vertrieben wird, ein faules Stück Fleisch aus dem muffigen Kadaver der Kinolandschaft zu reißen. Echte Gefühle? Bloße Behauptungen. Hollywood fickt sich selbst ins Knie. [...] „The Canyons“ dreht sich immerzu um die eigene Achse, weil sich auch diese Menschen selber nicht mehr aus diesem Teufelskreis zu helfen wissen: Eine Endlosschleife der (inneren) Leere. [...]

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                      • 8 .5

                        Lars von Trier öffnet die Pforten zu seiner Seele und der Blick in das tosende Leid seiner Person, wird zum transzendenten Spiegelbild emotionaler Zerrissenheit. „Antichrist“ bringt das bleiernen Korsett, das sich um von Triers Körper und Geist geschnallt hat, in einer radikalen Intensität zum Ausdruck, zu der nur ein aufopferungsvoller Künstler in der Lage zu sein scheint, der nicht nur sich mit seinem unausweichlichen Schmerz konfrontiert, sondern gleichermaßen den Zuschauer mit inständiger Hingabe an seiner von paralysierenden Selbsthass und tiefen Verlustängsten zerfressenden Verfassung teilhaben lässt. Chaos regiert, Satan ist unser Schöpfer und das Innenleben (Vor und hinter der Mattscheibe, versteht sich) versinkt in dichten Nebelschwaden. Symbole, Formeln und Metaphern. Jeder darf mit ihnen anstellen, was auch immer er will. Letztlich aber ist „Antichrist“ kompromissloses und durchweg von einem realen Bewusstsein behaftetes Kino, das von seinen individuellen Impressionen lebt; von dem, was es in seiner unnachahmlichen Wucht am und im eigenen Leibe auslöst. Man muss sich nur darauf einlassen, auch wenn das Atmen schwer fällt.

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                        • 6

                          [...] Seine atmosphärische Wucht zieht „Blutgletscher“ schon allein aus der erdrückenden Kulisse des Alpenpanoramas; dem kantigen Geröll, den mächtigen Eisflächen, den Flüssen, dem pfeifenden Windzügen und den gar irrational erscheinenden Weiten. Das perfekte Ambiente für einen Horror-Film, allein in Bezug der kontextualisierten Paranoia- und Isolationsbeziehung: Fulminant wird durch das inszenatorische Feingefühl die Enge und die Unendlichkeit der Räume ausgelotet. Kein Schrei kommt hier ohne Echo aus, doch dieser Widerhall strandet im Nirgendwo. „Blutgletscher“ weiß dazu die Tradition des Body-Horrors in Ehren zu halten und hält einige Ekelszenen parat, die sich vor dem frühen Cronenberg nicht unbedingt verstecken müssen. [...]

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                          • 5
                            über Krull

                            »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«

                            Teil 6:
                            F...wie Fantasy.

                            [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

                            Mit seinem Regiedebüt „Bullitt“ schrieb Peter Yates Filmgeschichte und formte Steve McQueen hinter dem Steuer seines grünen Mustangs zum verboten coolen Superstar. Versucht man sich neben diesem Klassiker ins Gedächtnis zu rufen, für welche Werke sich der 2011 verstorbene Engländer außerdem verantwortlich zeigen darf, herrscht vorerst das große Schweigen. Trotz generell solider Handwerkskunst, stand Peter Yates nie derart im (kommerziellen) Fokus, als dass man mit seinem Namen die Menschen weltweit in die Kinos hätte locken können. Mit dem Genre-Konglomerat „Krull“, der sich schon 1983 darüber im Klaren war, diese Dekade nicht ohne Abnutzerscheinungen zu überstehen, hätte Yates der Sprung in eine etwas populärere Nische innerhalb der Branche gelingen können, so vehement wie das Leinwandabenteuer doch in seinen hochgesteckten Ambitionen posiert. „Krull“ möchte sich als originärer Blockbuster definieren lassen, der den Zuschauer in seine ganz eigene Welt entführt, dabei aber visuell fortwährend in der „Star Wars“-Mythologie wildert, um daraus ebenfalls seinen Profit zu schlagen und die sagenhafte Erfolgswelle für den eigenen Vorteil auszunutzen.

                            Aber nicht nur „Star Wars“ sollte Pate stehen, Drehbuchautor Stanford Sherman schien auch das ein oder andere Mal durch das von J.J.R. Tolkien verfasste „Der Herr der Ringe“-Universum geblättert zu haben, um sich die nötige Inspiration zu verschaffen und mit den Versatzstücken aus George Lucas' Space Opera zu vermengen. Herausgekommen ist ein seltsam richtungsloses Fantasy-Märchen mit Sci-Fi-Elementen, das mit imposanten Aufnahmen (Kamera: Peter Suschitzky) und dem wuchtigen orchestralen Soundtrack von James Horner glänzt, durch seine furchtbar transparente Dramaturgie jedoch nie wirklich zur Partizipation einlädt: Man darf zusehen, man darf sich aber nicht in das Szenario einleben, dafür ist es zu gefühllos, zu konfus und letztlich auch zu schleppend in seiner Motivik präsentiert. „Krull“ ist ein phantastisches Märchen, ganz im Sinne der Gut-gegen-Böse-Dialektik verankert, und mit der typischen Botschaft im Schlussakkord besiegelt: Wenn alle Waffen sich als nutzlos erweisen, zwingt das Feuer der Liebe das größte Ungetüm in die Knie.

                            Und auch wenn sich der Blick auf die Uhr nicht vermeiden lässt, der Humor zuweilen doch reichlich deplatziert wirkt, die Menage aus sämtlichen Elementen ihre holprige Textur nicht abschütteln kann und „Krull“ aufgrund der verwöhnten Sehgewohnheiten heute eher belächelt, als bestaunt wird, hat der Film doch seine guten Momente und ein nostalgisches Flair, welches auch nicht jedem 1980er Streifen dieser Fasson vergönnt war. Allein die Episode um die „Witwe im Netz“ ist es wert, gesehen zu werden, denn genau dieser Augenblick verdeutlicht das Potenzial des Drehbuches und erweckt den Eindruck, als hätte „Krull“ tatsächlich ein tiefgreifenderes Anliegen hinter seiner plumpen Prophezeiung um das Königspaar, die der Versklavung durch das Unbeschreibliche Monster und seiner Slayer-Armee ein Ende setzt und ein Kind gebären, das zum Herrscher der Galaxie wird. Vergegenwärtigt man die Klasse von „Krull“ also, dann bleibt vieles seiner Möglichkeiten ungenutzt, doch zu harsch ins Gericht muss man mit Peter Yates' zweistündiger Fabel gewiss nicht gehen. Zum nebenbei Berieseln lassen ist der Film immer noch durchaus geeignet.

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                            • 1

                              Hört, hört, der deutsche Horrorfilm lebt! Formal amerikanisiert und penetrant auf Hochglanz geprellt, geschrieben von zwei offensichtlich lobotomisierten Urang-Utans und gespielt von vier knitterfreien Turnbeuteln (Schauspieler?), die wohl leider mal für einen Tag Freigang von der Baumschule bekommen haben. So agieren sie jedenfalls. Zur Erholung dieses filmischen Restpostens lokaler Genre-Antikultur, werde ich jetzt auch mein Zelt packen und Urlaub auf dem Campingplatz Felsenland machen. Der liegt idyllisch inmitten eines verstrahlten Militärgebietes (!) und als Verpflegung gibt es Powerade und Haschkekse (Beides Gratis!), während der böse polternde Funkturm (Der elektromagnetische Michael Myers der Oberpfalz) im Mondscheine leise Spinnen kotzt. Romantisch, besonders in 3D...

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                                [...] „Sein letztes Rennen“ jongliert mit stumpfen Vorurteilen, und während er sich in dieser Verteuflung selber doch ziemlich gut gefällt, wird der Zuschauer permanent und mit allen filmischen Mitteln zur Anteilnahme gezwungen: Seichtes Geklimper auf der Tonspur, repetitives Fokussieren von Hallervordens verheulten Kulleraugen und das ewige Suhlen in der trostlosen Verwaltung des Pflegeheimes: Jaja, der Mann, der hat es schon dolle schwer. [...] Im durchweg moralinsauren und zuweilen lächerlich manipulativen „Sein letztes Rennen“ regieren die Rentnerkarikaturen. [...]

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                                  Dan Aykroyd verwurstet „Texas Chainsaw Massacre“ zur grotesk-irrsinnige Schrottplatzachterbahnfahrt. Produktiver als die Familie Hewitt ist die Sippschaft rund um das eingefallene Fickgesicht Alvin Valkenheiser (Ebenfalls Dan Aykroyd) in jedem Fall, der Berg an Knochen jeder Couleur in und um das marode Anwesen jedenfalls lässt das vermuten. Ansonsten ist „Valkenvania“ schon ein eigenartiger Film und so penetrant auf seinen progressiven Wahnsinn ausgelegt, dass er unter diesem nicht nur zu ersticken droht, „Valkenvania“ erliegt ihm auch. Komplett. Und jedem der Beteiligten, ob Chevy Chase, John Candy oder der noch angenehm unverbrauchten Demi Moore, ist das irgendwann auch deutlich vom verwirrten Gesicht abzulesen. Es wäre aber eine dreiste Lüge, würde man „Valkenvania“ jeden Unterhaltungswert aberkennen, denn Laune macht er schon, irgendwie, auch wenn er meistens inkohärent und konfus erscheint.

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                                  • 7

                                    [...] Der materielle Reichtum hat sein bitteres Ende gefunden und Jasmine, ein vollkommen aus der Spur geratenes Häuflein Elend, versucht mittels Rückzug in den Schoße der Familie ihrer Schwester ein neues Leben zu beginnen – Ohne Erfolg. „Blue Jasmine“ bekundet die sich ständig windende Abwärtsspirale, die gläsernen, alkoholgetränkten und tablettenverstrahlten Blicke Jasmines, ihre fragilen Wahrnehmungsstörungen, ihre Neurosen und Psychosen, durch eine sozial-satirische Tonalität, die sich gekonnt durch ironische, sarkastische und zynische Spitzen verständigt und gleichermaßen die Melancholie eines zwischenmenschlichen Zerwürfnisses greifbar macht. [...]

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                                      John Carpenters Paradebeispiel für stimulierendes Spannungskino: Die Atmosphäre, zum Schneiden dick, führt selbst in den heimischen vier Wänden zu sichtbarem Atemhauch. Ein nach 100.000 Jahre befreiter extraterrestrischer Aggressor, der die 12-köpfige Besatzung einer Forschungsstation im ewigen Eis mittels Metamorphosen nach und nach dezimiert, könnte in seiner Zweifelhaftigkeit stiftenden Bedrohung kaum intensiver sein. „Das Ding aus einer anderen Welt“ ist in der dramaturgischen Justierung das offensive Gegenmodell zu Ridley Scotts „Alien“ und vermittelt die kollektive Unruhe, Panik und Paranoia innerhalb dieser Basis mit einer erdrückenden, figurativen Körperlichkeit, die in diesem expressiven Terror wirklich ihresgleichen sucht. Dazu wird hier noch jener Männlichkeitswahnsinn der 1980er-Jahre durch die schnodderig-verzerrten UND natürlich handgemachten Deformationen vortrefflich dekonstruiert. Sitzt immer noch.

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                                        [...] Es mag vielleicht eine Kunstform sein, wenn man einen mit Farbe gefüllten Eimer mit voller Kraft gegen eine Leinwand schleudert, lässt man aber eine Tintenpatrone auf einem leeren Platt Papier explodieren, macht das eben noch lange kein Drehbuch aus, wie David Grovic mit „Motel Room 13“ blendend veranschaulicht. [...] Auch wenn es schmerzt dies zu sagen, leider trifft es den Nagel inzwischen so ziemlich auf den Kopf: Es ist halt ein Film, in dem John Cusack und Robert DeNiro mitwirken. Noch Fragen?

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                                          [...] Diese psychologische und medien- wie konsumkritische Komponenten aber bleiben bloße Behauptungen und dienen als nutzloser Selbstzweck ohne jedes reflexive Profil. Genau wie die lustlos eingeschobene Lovestory, die nur dabei ist, weil dergleichen wohl immer dabei sein muss. In Wahrheit ist „Man of Tai Chi“ nur darauf aus, sich von einer Kampfszene schnellstmöglich zur nächsten Kampfszene zu hangeln, während sich das eigentliche Handlungsgerüst als dröger Trugschluss identifizieren lässt. [...] Am Ende, wenn Keanu Reeves dann auch noch grimassierend die Fäuste tanzen lassen darf, kommt „Man of Tai Chi“ irgendwann zu dem Entschluss, dass das Moderne neben dem Traditionellen eigentlich doch existieren kann, natürlich in einer rein legalen und den Spirit der Kampfkunst preisenden Art und Weise. Aha.

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                                            In elliptischer Tagebuch-Narration werden wir hier Zeuge, wie ein Film an seinen guten Vorsätzen scheitert. Objektiv soll der Blick sein, der das Geschehen hier um Natascha Kampusch und ihren Entführer Wolfgang Priklopil dokumentiert. „3096 Tage“ aber ist – bis auf wenige Ausnahme – das komplette reißerische Gegenteil, das sich um jeden Preis mit der Bestürzung des Zuschauers brüsten will. Und wenn die starren Aufnahmen allein nicht reichen, dann gibt es eben mächtig ausdrucksstarke Zeitlupensequenzen oder es wird gleich das Pianogedudel ausgepackt. Ein schockierendes Schicksal muss mal wieder herhalten, um in eine möglichst seichte Hollywoodschablone gepresst zu werden. Immerhin sind die Darsteller nicht ganz schlecht.

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                                              Eine unaufhörliche Liebe, ein letztes unerschütterliches Überbleibsel der Kindheit, ein unsterbliches Märchen, das bis heute nichts von seinem Zauber, seinem Charme und seiner Faszination eingebüßt hat: „Krieg der Sterne“ ist Eskapismus in liebevoller wie detailversessener Reinform. Da steckt das Herz und die Seele eines Künstlers drin, der hiermit wirklich all das erreicht hat, was zu erreichen ist. Mehr geht nicht, ein größeres Geschenk kann man dem Zuschauer kaum machen. Und wer Obi Wan in dieser durch die Übertechnologisierung entfremdeten Galaxie nicht mit jeder Menge Demut begegnet, der hat noch nie nachts rauf zum Sternenhimmel geschaut und sich mit leuchtenden Augen gefragt, was da oben, in der Ferne, in den Weiten der Unendlichkeit, alles möglich wäre. Heute, morgen oder eben vor sehr langer Zeit...

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                                                [...] Das Zwischenmenschliche steht ganz eindeutig im Mittelpunkt, der einfühlsame Blick hinter den Kandelaber. „Liberace“ ist dabei niemals ausschweifend, sondern betont feinfühlig und durchwandert die emotionalen Stadien von der Liebe bis zur Ernüchterung mit einer taktvollen Zärtlichkeit, die ihre Lacher, die aber nie herablassend oder böswillig auf Kosten der Charaktere gehen, gewiss mit sich bringt, wie man sie von einem Film von Steven Soderbergh wohl in dieser Form nicht erwartet hätte. „Liberace“ ist ein egozentrisches Liebes-Drama, in dem sich zwei Männer, die doch eigentlich nie wirklich erwachsen geworden sind, die schönsten, die glücklichsten Jahre ihres Lebens teilen und doch wissen, dass ihre Beziehung nicht auf Dauer halten kann. Das wohlige Gefühl der Zweisamkeit jedoch bleibt bestehen, wenn auch nur als Teil unvergesslicher Erinnerungen.

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                                                  Bisweilen wirkt diese wie frisch aus den 1970er/1980er-Jahren gerissene Hüttengaudi im Seuchendickicht zwar etwas ungelenk, man merkt Eli Roth dennoch unentwegt an, wie ambitiös er hier doch zu Werke geschritten ist und sich von den richtigen Einflüssen hat leiten lassen. Der durchaus intelligent, bissig und kreativ konfigurierte „Cabin Fever“ verbindet Exploitation, Parodie und Hommage nach Lust und Laune und wartet mit entzückenden Querverweisen und Genre-Verknüpfungen en masse auf. Ist halt ne schön fiese Perle von Geeks für Geeks. „The Green Inferno“ kann kommen.

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                                                    [...] Phillips und Muse begegnen sich – auch wenn der Titel anderes vermuten lassen möchte – dennoch auf Augenhöhe und die Verdeutlichung der Lebens- und Arbeitsumstände, der Machtverhältnisse innerhalb dieser, von Metaphorik wiederholt unterstützen, globalen Verkettung, entlädt „Captain Philipps“ auf einer ethischen Linie: Liegen die Kategorisierungen von Gut und Böse immer in den Grundlagen des Rechtssystems begraben oder zuweilen doch auch im Auge des Betrachters? Woran ist die Effizienz und Ineffizienz im Handeln der Beteiligten nun wirklich auszumachen? „Captain Phillips“ steht für ergreifenden Existenzialismus auf hoher See, Anspannung durchbebt nicht nur die Körper der Protagonisten, denn Paul Greengrass lässt seinem Film durchgehend das Wahrhaftige, in dem er seine innig geliebte Shaky-Cam nicht über die Handlung ordnet, er bestimmt sie zum erzählerischen Mittel, das die Narrative unterstreicht, intensiviert, anstatt sie in ihrer Dynamik leichtfertig zu erdrücken. [...]

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