SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

  • 4

    Vincente Minnelli hat nur ein Jahr gebraucht, um „Vater der Braut“ mit „Ein Geschenk des Himmels“ eine Fortsetzung zu bereiten; Charles Shyer hingegen ließ sich ganze vier Jahre Zeit – Und fiel trotzdem auf die Nase. Nach dem (berechtigten) kommerziellen Erfolg des Erstlings waren die Erwartungen dementsprechend hoch, und sicherlich ist „Ein Geschenk des Himmels – Vater der Braut 2“ kein Totalausfall, was erneut fast ausschließlich an Steve Martin gelegen ist, der wieder sichtlich Freude an seiner Rolle zeigt. Doch vom Esprit des ersten Teils ist hierbei über weite Strecken wenig zu sehen und das Drehbuch mischt die mannigfachen Problematiken um das verkaufte Eigenheim, die doppelte Schwangerschaft, die Wechseljahre wie die Midlife-Crisis zumeist äußerst flügellahm in das obsolete Konzept vom Traum einer 'Heilen Welt'. Die aufgewärmten Gags haben dann und wann Retorten-Charakter, Kieran Culkin als mittleres Kind ist dem Film so dermaßen egal (Ein Wink mit dem Zaunpfahl?) und dass Martin Short als extravaganter Wedding-Planer eine bedeutend größere Screentime zugesprochen bekommen wird, war abzusehen, entpuppt sich aber als vehementer Störfaktor. Nichtsdestotrotz ein erträglicher, aber sicherlich kein sonderlich guter Film.

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    • 6 .5

      Ob ein Remake des Vincente Minnelli Klassikers „Vater der Braut“ mit Spencer Tracy und Elizabeth Taylor nun wirklich Not getan hätte, sei einfach mal dahingestellt. Im Kontext der ewigen Debatten um die Daseinsberechtigung beliebiger Neuauflagen, ist Charles Shyers „Vater der Braut“ sicher eines der Positivbeispiele. Warum das so ist? Es ist dieses ungeheuer sichere Handling, mit dem sich das Drehbuch seiner Thematik widmet, ohne dabei jemals Gefahr zu laufen, in die austauschbare Gefilde der RomCom-/Familiengrütze zu rutschen. Dass „Vater der Braut“ unentwegt seinen immensen Charme versprühen und durchweg für Pläsier sorgen darf, liegt fraglos an Steve Martins energiegeladener Darbietung des George Stanley Banks. Ihm allein gehört die große Bühne, seine Mimik ist zuweilen zum Schreien und dank ihm verzeiht man dem Film die ein oder andere Rührseligkeit selbstredend. Letztlich gehört „Vater der Braut“ natürlich ohne Frage der Gattung 'Konservatives Feel-Good-Movie' an, dafür ist er aber einer der stärksten (und witzigsten) Vertreter dieser Klasse.

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      • 7

        [...] Schon bald aber blättert der Glanz von Hasumis Antlitz ab und „Lesson of the Evil“ konvertiert in ein etwas halbgares Psychogramm, welches die in Blut getränkte Vergangenheit ein Stück weit entschlüsselt und dem Zuschauer die von Hasumi ausgehende Gefahr näherbringt. Wer „Lesson of the Evil“ nicht als Gesellschafts- respektive Systemkritik lesen möchte, der verweigert sich einem Subtext, den der Film ohne Frage besitzt, diesen aber zu keiner Zeit durch plumpe Moralisierungen auf sein kontroverses Minimum reduziert. [...] „Lesson of the Evil“ denkt das inzwischen gar nicht mehr so unvorstellbare Schreckensszenario in reziproker Ausrichtung Schritt für Schritt durch und lässt in seiner eruptiven Gewalt, die im letzten Dritten an Miikes Splatter-Ausflüge gemahnen, keinen Zweifel daran, dass sich hier etwas abgrundtief Böses ganz dem Fatalismus seines Sujets verschrieben hat – Oder ist es vielleicht andersrum? [...]

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        • 7

          [...] „Wall-E“ verfügt über eine tonale Flexibilität, wie man sie in dieser Art von Film wahrscheinlich noch nicht gesehen hat: Zwischen zynischer Zukunftprognose, Zitatereigen, subversiven Technikportrait und handfester Zivilisationskritik, bleibt immer noch Platz für die einfühlsamen, die reflektierten, die – auch wenn es paradox klingen – menschlichen Augenblicke zwischen den beiden Robotern. Am Ende keimt nicht nur die frisch gepflanzte Saat in kräftigen Farben, Zuversicht keimt und sprießt ebenfalls in euphorischen Schlenkern und fidelen Schnörkeln. Der Wunschtraum einer ekstatischen Utopie leibt und lebt und wir, die Zuschauer, sind längst Teil davon, bereit, die Uhren noch einmal zurückzudrehen und dem Herzen wieder und wieder Flügel zu verleihen.

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          • Bin ich blind oder ist der "Kritik im Original"-Button nur noch dann zu finden, wenn ich die Filmseite direkt aufsuche?

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            • 4

              [...] Dumm nur, dass „A Million Ways to Die in the West“ auch mit erhobenen Haupt einzig für gelangweilte Gesichter sorgen wird. Über den zuweilen äußerst ruppigen Schnitt und den genretypischen, aber eben auch generischen Soundtrack von Joel Neely sieht man hinweg, wie inkompetent und blasiert MacFarlane allerdings seine Stars durch das Szenario schiebt, grenzt schon an – für seine Verhältnisse – Arbeitsverweigerung. [...] „A Million Ways to Die in the West“ ist abgedroschen sexistisches Kino ohne jedes Feingefühl, Pfiffigkeit oder Reibungspunkte. Ein Film, wie man ihn von Seth MacFarlne nach „Ted“ nun mal erwartet hat. Anarchistisch sieht anders aus.

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              • 5
                über Creep

                [...] Wenn dann auch Kate Opfer des labyrinthischen U-Bahn-Kaninchenbaus wird, lässt „Creep“ keinerlei Hohlräume zu, spickt die Räume, Schächte und Gänge innerhalb dieses Mikrokosmos mit einer durchweg klaustrophobische Aura. In den letzten 20 Minuten erfolgt dann eine herbe Zäsur: Das „Monster“ wird entlüftet und „Creep“ distanziert sich von seiner stimmigen Inszenierung und erlaubt dem rostigen Instrument Einzug in sein Szenario, um Blut durch Feeling einzuwechseln. Dieser epigonale Charakter bremst, ist latent lächerlich und frauenfeindlich. [...]

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                • 6

                  Die Wendeltreppe zerbricht Stufe für Stufe, der Putz bricht von den Wänden und aus den Wasserleitungen presst sich in zähflüssiger Konsistenz der braune Schnodder, bis die Türen aus den Rahmen kippen und das gesamte Anwesen in einem Schlachtfeld gleichen Umfeld aus Dreck und Gerümpel („Werden hier Raketentests durchgeführt?“) nur darauf wartet, ebenfalls in Schutt und Asche aufzugehen. Trautes Heim, Glück allein. Oder so. Wer „Geschenkt ist noch zu teuer“ (Alternativtitel: „Schadenfreude – Der Film“) gesehen hat, der überlegt sich den Erwerb einer gebrauchten Immobilie wohl sicher nicht nur zweimal – Und das ist gut so! Richard Benjamins Slapstick-Komödie ist ein wunderbar getimtes Kleinod der 1980er Jahre, das gerade durch seine beiden Hauptdarsteller so blendend aufgeht: Ein spindeldürrer Tom Hanks darf einem durch und durch geisteskranken Lachanfall zelebrieren und die großen Brüller für sich verbuchen, während Shelley Long ihm dafür durchweg gekonnt die Bälle auflegt. Das standardisierte Beziehungsgeplänkel lässt die Prämisse zum Ende etwas in Straucheln geraten, und doch ist „Geschenkt ist noch zu teuer“ ein immer wieder gerngesehener Gast im heimischen Player.

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                  • 5

                    [...] Im Inneren von „Men Behind the Sun“ verbirgt sich eine humanitäre Botschaft, etwas das uns daran erinnern lässt, dass wir alle gleich sind und „nur“ weil wir uns in Kriegszeiten befinden, müssen wir nicht vollends verrohen und zu Bestien ohne jeden Funken moralischer Instanz verkommen. Dass „Men Behind the Sun“ nicht immer sonderlich differenziert daherkommt, ist angesichts der wieder und wieder aufkommenden Debatten über das reißerische Profil des Films wirklich ein Aspekt, den man durchaus dankend annimmt, erwartet man doch eigentlich eine viel despektierliche Ausarbeitung. Schlussendlich bleibt „Men Behind the Sun“ ein zorniges, abschreckendes, nihilistisches, aber in seinen Ansätzen (manchmal auch darüber hinaus) sehr richtiges Werk, das der Perzeption seiner Rezipienten schon etwas Weitsicht abverlangt. Dafür wird man schon etwas belohnt, wenn auch nicht überwältigt.

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                    • 8

                      [...] „Hannibal“ erlaubt sich in einem Beziehungsgeflecht einen zunehmend präsenten homoerotischen Subtext, der die Bindung zwischen Hannibal Lecter und Will Graham viele neue Facette offeriert. Es mag paradox klingen, wenn Hannibal Lecter über Humanität und Ethik schwadroniert, bevor er noch um Wills Vergebung bittet, Reue verkündet, um ihm dann ein „ganz“ besonderes Geschenk zu unterbreiten, dass Hannibals Verzweiflung akkurat auf dem Punkt bringt. „Hannibal“ gewinnt endlich einen gefühlvollen Unterbau, der mehr Spannung inne trägt, als die, natürlich durch ihren Suspense ebenfalls aufregende, Hetzjagd um den Killer an und für sich. [...] Formal brauchen wir wohl nicht viele Worte über „Hannibal“ verlieren und inzwischen sind wohl alle Superlativen erlaubt, die das Wörterbuch so hergibt: In einer synästhetischen Finesse zieht „Hannibal“ den Zuschauer durch seine famosen Bildkompositionen in den Bann. Symbolisch aufgeladene Sequenzen werden durch farbliche Kontraste akzentuiert, die sich in dieser Pracht postwendend ins Gedächtnis brennen. Der Maskerade des Wahnsinns im Zentrum begegnen adäquat-kalibrierte, hochgradig stimulierende Fotografien, die letztlich durch ihre akustische Untermalung vollständig überwältigen. [...]
                      Ganze Kritik: http://bit.ly/1paijOR

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                      • 7

                        [...] Dass sich Tom Cruise mit seinen inzwischen allseits bekannten Manierismen zurückhält, zeugt von Respekt vor seiner Rolle, allerdings ist diese so eindimensional und flach gehalten, dass sich ausgerechnet Stauffenberg als stumpfe Litfaßsäule der Handlung entpuppt, die das Geschehen zusammenhält, es aber nicht dynamisch aufladen kann. Vom überzeugten Nazi und Aristokraten ist bei diesem Stauffenberg natürlich keine Spur, einzig der Saubermann mit Augenklappe darf unter pathetisch waberndem Orchester hohle Phrasen dreschen und zurück in die Denkermiene kippen. Ja, es sind oftmals nur leere Wortfetzen, die hier durch den Raum mäandern, weil der grundierte politische Kontext nicht existent ist. [...] „Operation Walküre“ ist ein sein Sujet fortwährend simplifizierender Suspense-Thriller ohne kraftvollen Nachdruck, er versucht sich redlich darum, die Thematik nicht zu trivialisieren, bleibt aber doch nur leeres, sich seiner komplexen Dimension zu keiner Zeit bewusstes Hollywoodkino.

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                        • 6
                          SoulReaver: FILMSTARTS.de 04.06.2014, 18:18 Geändert 22.05.2016, 15:43

                          [...] Anstatt diesem Wechselspiel aus Realität, Halluzinationen und der symbolhaften Traumebene einen eigenen, mystischen Reiz zu verleihen, labt sich „Hannibal“ an morbider Körperkunst. Die Mordfälle sind innovativ und bestialisch, aber sie wirken in ihrer bizarr-abstrakten Kreation nie organisch, sondern wie frisch aus dem Katalog für Wahnsinnige schabloniert. „Hannibal“ ist eine ungemein artifizielle Serie, die beinahe die Hälfte ihrer Laufzeit anstrengt, weil sie nicht weiß, wie sie sich recht nach vorne bewegen soll. [...] Glücklicherweise findet „Hannibal“ nach gut sechs verstrichenen Folgen in die Spur und kann endlich den Suspense sukzessiv ausschöpfen, der von Folge zu Folge mit zum Teil peinlich bemühten Cliffhangern versprochen wird. [...] Vor allem die auditive Suggestion durch dumpfe und verzerrende Streicher, durch mechanisches Hämmern und hölzernes Prellen lässt den Zuschauer selbst wie paralysiert durch einen luziden Traum schwelgen. [...] Die auratische Atmosphäre, die die Serie langsam dadurch heraufbeschwört, legt sich wie ein Fluch um den Zuschauer, zerrt ihn mit, um ihn dann mit einem Finale zu beglücken, das nicht auf großes Tamtam setzt, sondern in seiner Stille frösteln lässt. [...]

                          Ganze Kritik: http://bit.ly/1oWcGq2

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                          • 4

                            [...] Das Skript von Andrew Stern, so durchdacht es auch erscheinen mag, hält fortwährend Ausschau nach dem kleinstmöglichen Nenner, um daraus den größtmöglichen dramaturgischen Ertrag, der sich von Personenschwenk zu Personenschwenk summiert, zu entziehen. [...] „Disconnect“ hingegen geht es vielmehr darum, dem Zuschauer ein schwarzseherisches Abbild des Cyberspace zu unterbreiten und keine mehrwertige Parabel zu entwerfen, sondern didaktisch in pädagogischer Attitüde zu unterrichten. Ein technologiekritisches Mahnmal, das dem Internet Schlechtes wünscht, weil es in der analogen Welt nur Schmerz und Trauer verbreitet. [...]

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                            • 4

                              [...] Ganz in der audiovisuellen Tradition eines Nicolas Winding Refn versucht sich Marie daran, der Künstlichkeit eine Identität zu verleihen und dadurch das existenzialistische Mosaik mit dem freundschaftlichen Kraftakt zu verknüpfen. Refn jedoch ist ein Meister darin, die Maschen seines Klangteppichs nicht auseinanderrücken zu lassen, während Marie, ein Debütant, sicher, mit dem bloßen Abfilmen von Stroboskoplicht keinerlei Sogwirkung entfacht, keine Fotografien, in die man sich fallen lassen und einfach davon treiben möchte. [...] „Paris Countdown“ ist ein Thriller ohne Zugkraft, ohne zwischenmenschlichen Nachdruck und ohne echten Einklang zwischen seinen optischen und auditiven Reizen. [...]

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                              • 7

                                [...] Und da schleicht sich das Problem von „Wolf Creek“ ein: So echt die Charaktere auch wirken mögen, so bemüht das Skript sich auch gibt, sie nicht zu Genre-Stereotypen zu verfluchen, sie fesseln nicht und lassen die einstündige Exposition oftmals auf der Stelle traben. [...] In den australischen Weiten des Outbacks, in dem jeder Atemzug mit dem Gefühl einer endlosen Freiheit einhergeht, in dem die Einsamkeit der Wüste beinahe in einen transzendenten Zustand führt, wird die Lage dann langsam ernst. [...] Irgendwann folgt ein tonaler Bruch in der Narration, vom vergnüglichen Reisen, vom Entdeckerdrang und der Abenteuerlust bleibt nichts mehr übrig. „Wolf Creek“ wird zur nervenzerrenden Tour de Force für unsere Protagonisten und Mick zeigt, wofür er das Messer an seinem Hosenbund noch so verwenden kann [...] während „Wolf Creek“ zum Abschluss noch mit einer beachtlichen Konsequenz auffährt, die sich gewaschen hat.

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                                • 4
                                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 02.06.2014, 19:15 Geändert 17.08.2017, 19:30

                                  [...] Wenn die Charaktere eingeführt wurden, beginnt das übliche Genre-1-mal-1: Es geht hin und her, erst sollen falsche Fährten passiert werden, dann wird der Horror immer greifbarer und schließlich kommt es zum großen Finale, in dem zwangsläufig Köpfe rollen müssen und die Familienehre durch den Patriarchen wieder hergestellt wird. „Fear – Wenn Liebe Angst macht“ weiß seinen psychologischen Sockel nicht zu artikulieren, stochert in einem energielosen 08/15-Schema herum und schafft es selbstredend nicht, einen gewissen Grad der Bedrohung zu evozieren – gesetzt den Fall, man hat mehr als zehn Filme in seinem Leben rezipieren dürfen. [...]

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                                  • 1 .5
                                    über Diana

                                    [...] Zu Anfang gibt es eine Plansequenz, die Diana durch die sterilen Räumlichkeiten ihres Pariser Hotels begleitet. Irgendwann bleibt die Königin der Herzen stehen, hält inne, wirft einen Blick über die Schulter nach hinten. Die Kamera vollzieht in dieser Sekunde demonstrativ einen distanzierten Sprung zurück. Genau das ist auch die Haltung, die „Diana“ über die gesamte Laufzeit zu seiner Hauptfigur wahren wird: Abstand, ein klinisch-entrückter und durchweg katatonischer Abstand, frei von jedweder Form von Wahrhaftigkeit. „Diana“ wird zur artifiziell-aufgesetzten Seifenoper, die große Emotionen vorgibt, die anklingen lässt, dass hier eine Frau den Weg in die Freiheit sucht - Und doch kann keine einzige seelische Regung auf den Zuschauer übertragen werden. [...] Es ist schon unglaublich, in welch desaströsem Ausmaß „Diana“ gegen die Wand gefahren wurde.

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                                    • 7

                                      [...] „Sieben Jahre in Tibet“ schildert das ideologische Erwachen Harrers als spirituellen Kraftmarsch, als Geschichte über Freundschaft und politische Parabel, obgleich historische Faktizität hier kleingeschrieben wird und einige Achsen dabei verschoben werden. Interessant ist, wie „Sieben Jahre in Tibet“ trotz seiner entschleunigten, meditativen Narration nie durchhängt, sondern seine Charaktere immer packend über Wasser hält. Dabei verzichtet das Drehbuch löblich auf die obligatorische Amerikanisierung der östlichen Gepflogenheiten und versucht viel mehr, die westliche Kultur mit der Tibets zu verknüpfen, sie interagieren zu lassen: Wunderbar symbolisch in der beinahe ikonischen Szene festgehalten, in der Harrer und der Dalai Lama ihre Köpfe aneinander drücken, ihre Augen verschließen, die Zeit stillstehen lassen. Es ist ein Moment, in dem deutlich wird, dass beide Seelen eng miteinander umschlungen sind und auch nicht durch die größte Entfernung in Zukunft auseinander gerückt werden können. [...]

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                                      • 6

                                        [...] War der Erstling damals noch darum bemüht, mittels einer fast einstündigen Exposition zu vermeiden, dass die Studenten in den Hauptrollen nicht zu bloßen Stereotypen verkommen, um den folgenden Kampf ums Überleben als echte Zerreißprobe für das Nervenkostüm des Zuschauers zu manifestieren, kennt „Wolf Creek 2“ von Anfang an kein Halten mehr. [...] Greg McLean hingegen inszeniert mit „Wolf Creek 2“ knüppelhartes Genre-Kino, in dem die schwarzhumorige Note nicht fehlen darf und sich damit ganz in die Tradition grimmiger Ozploiter reiht. Allein wenn Mick bei einer Verfolgungsjagd eine Handvoll Kängurus zu „The Lion Sleeps Tonight“ überrollt, ist die Message in Richtung Tourismus doch eindeutig. [...] In seiner konzentrierten Geradlinigkeit ist „Wolf Creek 2“ wirklich eines der Highlights des Jahres 2014, so gemein, dreckig und kompromisslos wurde lange kein Blut und Gekröse mehr verteilt. [...]

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                                          [...] „True Detective“ zieht uns in ein Louisiana, das durchweg wie aus der Zeit gefallen scheint; ein Ambiente, das seine scharfen Krallen um den Zuschauer legt, aber niemals eindeutig zu verorten ist: Dieses Louisiana ist eine Illusion. Die Illusion einer verdorbenen Welt, dessen Anmut und Grazie, Wärme und Zuneigung schon lange abgeblättert ist und sich in einer ewig währenden, einer von triebhafter Maßlosigkeit geprägten Finsternis verloren hat. [...] Mit dieser Charakter-Konstellation, der verlorene Alkoholiker, der seine seelische Zerrissenheit nicht mehr verbergen kann und dem Vater von zwei Töchtern, der irgendwie versucht, die Fassade einer Bilderbuchehe aufrecht zu halten, formuliert „True Detective“ eine Antithese auf das gesamte Buddy-Segment im Kosmos von Film und Fernsehen. [...] Wer allerdings ein adrenalingeladenes Format mit brisantem Spannungsbögen und fiesen Cliffhangern erwartet, den bremst „True Detective“ in seiner ganzen Elegie aus. „True Detective“ nämlich ist viel mehr Meditation denn Entertainment, weiß aber durch seine Dynamik zwischen Rust und Marty zu fesseln, selbst in den Momenten (und davon gibt es verdammt viele), in denen nichts passiert. [...]

                                          Ganze Kritik: http://bit.ly/1wzm8BA

                                          15
                                          • 6 .5
                                            über Oben

                                            [...] Die ersten 15 Minuten von „Oben“ erweisen sich dann gleich auch als echte Großtat und übertrumpfen wohl alles, was das Studio zuvor je auf die Beine gestellt hat: In einer herzzerreißenden Montage werden wir Zeuge des gemeinsamen Glückes von Ellie und Carl, dürfen ihre Ziele im Leben kennenlernen und müssen den tiefen Schmerz ertragen, der sich nach dem Tode Ellies in Carl ausdehnt. [...] Und dennoch: Hinter seinen klassischen (und gegebenenfalls beliebigen) Mustern und einigen vertanen Chancen, ist „Oben“ eine liebenswerte und zum Teil wirklich sensible Reflexion über das Leben und den Tod, über die Jugend und das hohe Alter. Carl sieht später noch ein, dass es nie zu spät ist, um zurück ins Leben zu finden, um Freude zu empfinden und Träumen hinterher zu eifern. Genauso wie uns das Kino in der Vergangenheit abermals gelehrt hat, visualisierter Ausdruck kühnster Sehnsüchte zu sein. [...]

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                                            • 6

                                              „Black Death“ muss sich keinesfalls in die Reihe träger Medieval-Produktionen stellen, deren physische Härte letztlich (wenn überhaupt) bloße Attitüde scheint und das gesamte Sujet kläglich ungenutzt in der Stilisierung „prachtvoller Ehrenmänner“ verfallen lassen. Christopher Smith hingegen führt uns in ein von der Beulenpest gezeichnetes England im Jahre 1348. Im ganzen Land stapeln sich die Leichen, nur ein kleines Dorf im großen Moor soll von der Seuche verschont geblieben sein: Hexerei! Zusammen mit einer Gruppe kampferprobter Ritter und dem jungen Mönch Osmund reisen wir im Namen der Kirche durch die nebelverhangenen Wälder in das Herz der Finsternis. „Black Death“ beherrscht es dabei, seine übernatürliche Prämisse immer in latente Andeutungen einzurahmen, um das Geschehen, inklusive handfester Religionskritik, ambivalent zu artikulieren. In düster-besudelten Einstellungen entwickelt sich „Black Death“ zwischen exploitativen Gewaltspitzen zur nihilistischen Abrechnung mit dem Glauben und vor allem Osmund, der die Veränderung doch gesucht hat, wird mit seinen eigenen Idealen brechen, um in einem fantastischen Epilog den eisigen Atem des Todes aus seinem Konterfei emporsteigen zu lassen.

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                                              • 3

                                                [...] Bis Hannibal dann seinen alttestamentarischen Racheplan vollzogen hat und das Drehbuch ihm seine langersehnte Katharsis spendiert, vergehen viele nichtssagende und einige blutige Augenblicke. Schmerzhaft für jeden Fan der Reihe ist, wie wenig Interesse das Skript an der Figur des intellektuellen Monsters zeigt, wie wenig Aufmerksamkeit es für zwischenmenschliche Nuancen und sublime Entwicklungen es zollt. „Hannibal Rising“ kursiert einzig um das Plakative, um das Reißerische, geht jeder Inhärenz aus dem Weg und ist dramaturgisch nicht mal für den Anfängerkurs in Sachen 'Wie schreibe ich ein Drehbuch' akzeptabel. [...]

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                                                • 5

                                                  Ganze 30 Jahre mussten verstreichen, bis der (wenn überhaupt) Semiklassiker „Long Weekend“ in neuer Fasson wiederaufgegriffen wurde. Dieses Mal wurde James Blanks das Vorrecht erteilt, den Untergang des Menschen im Herzen erschütternder Allegorien und Metaphern in Szene zu gießen. Herausgekommen ist dabei ein Remake, dass sich in seiner Intention oftmals zu tendenziös zu verstehen gibt. War die Ökobotschaft im Original sicher schon naiv, bestand dafür aber immer noch die Möglichkeit, sie in ihrer vermeidlichen Aufdringlichkeit durch die Einnahme einer anderen Sichtweise etwas auszuklammern, ist diesem „Long Weekend“ die Separation zur Ehekrise fremd. Die (durchaus relevante) Moral wird dem Zuschauer immer wieder durch plakative Einzelszenen ins Gesicht geschmiert, während sich das Szenario immer weiter in das Horror-Genre verschiebt, anstatt der sublimen Mystik des Vorbildes zu frönen. Ungeachtet dessen aber ist James Blanks hier ein durch aus solides Genre-Filmchen gelungen, dass durch seine paradiesische Kulisse mal platte, gelegentlich aber auch überraschend effektive Kontraste aufstellt und James Caviezel als Yuppie-Schnösel in unberührter Natur wieder die Chance gibt, eine mehr als ordentliche Leistung abzuliefern. Nette Angelegenheit.

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                                                  • 6

                                                    [...] „Das Vermächtnis der Tempelritter“ jongliert dabei durchweg mit Chiffren und möchte den Zuschauer zum großen Rätselraten animieren. [...] Über ein Gros seiner Handlung erstreckt sich „Das Vermächtnis der Tempelritter“ dann auch mit jeder Menge Tempo und weiß durchaus zu unterhalten, auch wenn Wendungen immer absehbar bleiben und unsere Hauptdarsteller von den Bösewichten selbst aus einem Meter Entfernung prinzipiell verfehlt werden. Etwas gehemmt wird die gute Stimmung allerdings spätestens in den letzten 40 Minuten, wenn sich bereits ein ordentlichen Maß an Zufällen und Last-Minute-Rescues angehäuft haben, diese in ihrer überspitzten Integration dann jedoch nur noch störend auffallend. [...]

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