Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

  • 6 .5

    "La Vie en Rose" ist sicherlich nicht das beste Biopic, das die Kinowelt je gesehen hat. Zumindest die erste Stunde konnte mich nicht wirklich packen. Viel zu herkömmlich und routiniert gedreht...

    Aber ab einer Schlüsselszene ist der Film grandios. Diese Szene dauerte einige Minuten, wurde an einem Stück gedreht und im Film nicht geschnitten. Dabei handelt es sich um ein einschneidendes Erlebnis im Leben von Edith Piaf. Und irgendwie veränderte sich danach für mich auch der Film. Endlich kann man mit ihr fühlen. Dies gipfelt dann im ergreifenden, emotionalen Ende.

    Marion Cotillard war wirklich toll in der Darstellung der Piaf. Natürlich wird der Oscar gerne an solche Rollen vergeben, bei denen der Darsteller sich stark verwandeln muss. Insofern war dieser Film geradezu prädestiniert dafür. Nichtsdestotrotz überzeugte Cotillard mich absolut.

    Fazit: Guter Film mit guten Darstellern, der schwach beginnt aber stark endet.

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    • 6 .5

      Tja, "Pandorum"... Der Beginn hat mich extrem fasziniert. Die Ausgangssituation hätte besser nicht sein können. Zwei Menschen, kein Wissen über das Warum, Wann oder Wo, unklare technische Probleme und Dunkelheit. Das provoziert geradezu beklemmende Klaustrophobie und Hochspannung.

      Aber dann mischen sich plötzlich Elemente aus Horrorfilm (was noch okay wäre, wenn es sich nicht nur auf billige Schockeffekte beschränken würde - ähnlich wie in "Event Horizon") und Martialarts-Action (für mich komplett deplaziert) dazu. Und das stört doch gewaltig. Die nervenaufreibende Spannung ist einfach dahin. Naja, Paul W.S. Anderson hat mitproduziert; was soll man da auch erwarten...

      Das Visuelle an "Pandorum" ist toll. Obwohl ich bei ca. 50
      Prozent aller Szenen dachte, ich sei in einem Alien-Film. Und tatsächlich sind viele Dinge zu finden, die scheinbar aus den ersten 3 Alien-Filmen abgeschaut sein könnten. Ist das Tatsache, Zufall oder einfach eine Notwendigkeit aus der Handlung? Keine Ahnung, aber es gibt auch Szenen, die nicht nur optisch an die SciFi-Filme mit Sigourney Weaver erinnern.

      Was die eigentliche Handlung angeht, hat der Film so seine Schwächen. Eigentlich ist die Idee, Menschen in einer bedrohlichen Umgebung nach dem Warum suchen zu lassen, grandios. Leider werden in "Pandorum" dem Zuschauer aus meiner Sicht recht plump die Hintergründe nähergebracht. Die Geschichte selber ist okay, aber einfach einen Irren alles erklären zu lassen (wobei mir nicht ersichtlich ist, woher der das überhaupt alles wußte), ist schlichtweg blöde... Das Ende mit seinen Überraschungen ist auch in Ordnung, nur die letzten Bildern waren mir doch etwas zu übertrieben.

      Und noch etwas zu den Darstellern: Ben Foster die Hauptrolle zu geben, war für mich super ausgewählt. Ich mag ihn sehr, da er eine meiner Lieblingsfiguren in der Serie "Six Feet Under" spielte. Er ist inzwischen älter geworden und wirkt erwachsenener. Er hat in "Pandorum" eine sehr starke physische Präsenz, die auch nötig war, um die Ereignisse glaubhaft aus seiner Sicht verfolgen zu können. Toll gemacht!

      Irgendwie passt meiner Meinung nach Dennis Quaid nicht wirklich in dieses Genre. Nicht das er schlecht war (eigentlich sogar ziemlich gut)...

      Der Rest der Schauspieler war leider eher schwach. Naja, man hätte viele der Figuren sowieso lieber einfach besser weglassen sollen...

      Der Film hat mir - und das ist ein ganz großes Plus - allerdings aufgezeigt, wie sehr mich doch düstere Science-Fiction-Filme wie "Alien" oder "Sunshine" faszinieren und begeistern können. Und deshalb bekommt auch "Pandorum" eine noch recht gute Bewertung von mir.

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      • 7
        über Subway

        "Subway" war Luc Bessons erst zweiter Langfilm (nach "Der letzte Kampf"). Und schon hier ist sein etwas surrealer Stil sehr stark ausgeprägt. Die Art, wie er die Figuren in Szenen setzt (z.B. lange ungeschnitte Kamerafahrten oder das Reinzoomen auf die Personen), ist schon hier unverkennlich.

        Wirklich erstaunlich ist das Staraufgebot. Neben den tollen Hauptdarstellern Isabelle Adjani und Christopher Lambert (der lustigerweise im Vorspann falsch geschrieben wurde), sind in Nebenrollen Jean-Hugues Anglade und Jean Reno zu bewundern. Auch der Auftritt von Michel Galabru als Inspektor ist toll. In klitzekleinen Gastrollen sind sogar Regisseur Luc Besson (als U-Bahn-Fahrer) und Eric Serra (als Bassist), der für fast alle Besson-Filme die Musik komponiert hat, zu sehen.

        Der Film hat eine sehr eigene Atmosphäre. "Subway" ist eine Mischung aus Film Noir und punkiger New-Wave-Kunst, die aber leider etwas zu temporär ist. Die Musik, die Frisuren und Kleidungen sind extrem 1980er. Außerdem ist die Handlung zweitrangig. Es geht eher um skurile Figuren.

        Was der Film aber auf jedenfall schafft, ist Lust auf Luc Bessons Meisterwerke "Im Rausch der Tiefe", "Léon - Der Profi" oder "Nikita" zu machen.

        Fazit: Wer mit dem frühen Stil von Luc Besson klarkommt, ist bei "Subway" gut aufgehoben.

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        • 10
          über Samaria

          "Samaria" ist einer von nur ganz wenigen Filmen, von denen ich behaupten würde, dass sie mich im allgemeinen und meine Sichtweise auf die Filmwelt im speziellen wirklich verändert haben. Der Film hat mich 2004 extrem beeindruckt. Niemals davor - aber auch niemals wieder danach - verliess ich ein Kino mit einem derartigen Gefühl von Ergriffenheit. Es war wie eine Offenbarung für mich. Danach hatte ich zum Beispiel absolut kein Interesse mehr an amerikanischer Einheitskost. Ich entdeckte quasi eine neue Welt für mich. Seither habe ich viele ähnliche Filme aus Korea (darunter fast alle vom "Samaria"-Regisseur Kim Ki-duk), aber auch Japan, China, Südamerika oder Europa, gesehen. Trotzdem bedeutet "Samaria" mir immer noch sehr viel und hat für mich niemals an Kraft und Faszination eingebüsst.

          Ich kann garnicht wirklich in Worte fassen, warum mich "Samaria" so stark berührt. Die gesamte Darstellungs- und Erzählweise des Filmes ist unglaublich herausragend für mich. Die Bilder brannten sich mir auf ewig ins Gehirn. Die Musik, auch wenn sie nur sparsam eingesetzt wurde, ist noch immer umwerfend. Die Stimmungen, die der Film vermitteln kann, sind so extrem stark.

          Ich liebe "Samaria" einfach...

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          • 7

            Ich habe bisher lediglich "Dumplings" von Fruit Chan in der Langfassung gesehen. Und nicht die Version aus "Three Extremes".

            Ich fand den Film eigentlich ziemlich gut. Und das, obwohl ich normalerweise kein Freund von Ekelfilmen bin. Aber Fruit Chan ging meiner Meinung nach nicht zu weit. Tatsächlich empfand ich die Abtreibung als das mit Abstand schlimmste am ganzen Film. Naja, und vielleicht die letzte Szene...

            Die drei Hauptdarsteller waren super. Am interessantesten empfand ich die Figur der Mrs. Lee; super dargestellt durch Miriam Yeung Chin Wah. Die Leistung von Tony Leung Ka Fai ("Der Liebhaber") war gut. Die Rolle als untreuer und moralisch schwacher Mann passt einfach zu ihm. Zu Bai Ling möchte ich nicht viel sagen... Vielleicht nur, dass mir ihre grellbunten Hosen gefallen haben :)

            Inhaltlich ist die Thematisierung des Schönheitswahns und auch des Aberglaubens (Schwalbennester zu essen oder Tiger- und Elefantenteile als Potenzmittel etc.) in der chinesischen Gesellschaft äußerst interessant. Auch eine gewisse Kritik an der Ein-Kind-Politik der Volksrepublik China war da versteckt. Natürlich bilden diese Themen lediglich die Ausgangsbasis für einen (wahrscheinlich) nicht allzu ernst gemeinten und eher subtilen Horrorfilm, der auch durchaus unterhalten will. Das Drehbuch stammt von Lillian Lee, die unter anderem den Roman und das Drehbuch zu Chen Kaiges "Lebewohl, meine Konkubine" schrieb.

            Super zum Film passen natürlich die tollen Bilder von Christopher Doyle. Sein Stil ist für mich einfach so typisch für die Art von Hongkong-Filmen wie ich sie mag. So wird auch ein Film wie "Dumplings" zu einem visuellen Fest...

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            • 7 .5

              "Somersault" erzählt eine wirklich gute Geschichte. Ich persönlich mag einfach solche Charakterstudien. Und die Figur der Heidi ist sehr interessant: ihre Naivität, Verzweiflung, aber auch Liebenswürdigkeit bringen sie dem Zuschauer sehr nahe.

              Manchmal hätte die Regisseurin mit der Figur und der Geschichte etwas weniger zurückhaltent umgehen sollen. Irgendwie ist mir der Film an manchen Stellen noch etwas zu zahm. Deswegen kann ich auch keine höhere Bewertung für "Somersault" abgeben... Außerdem fehlte mir am Anfang etwas. Irgendwie ist Heidi in der ersten wichtigen Szene noch sehr ungenau und unbegreiflich. Man beginnt erst etwas später sie zu verstehen.

              Was neben den tollen Darstellern (Abbie Cornish beeindruckte in einer ähnlichen Rolle bereits in "Candy") mir aber an dem Film am stärksten imponiert hat, war die Kamera. Die Bilder sind wirklich meisterlich. Der Umgang mit Farben und Kontrasten ist wunderschön und spiegelt die jeweilige Stimmung der Situation wieder. Aber nicht nur mit der Kamera selber wurde das getan. Auch mit den Farben von Gegenständen wurde gearbeitet. Wirklich wunderbar.

              • 8 .5

                "Tony Takitani" ist die Verfilmung einer gleichnamigen Kurzgeschichte vom japanischen Autor Haruki Murakami. Von Murakamis Werken wurde bisher nur wenig in Filme verwandelt, was ich persönlich als sehr schade finde, da ich sein Werk sehr schätze. Aber nächstes Jahr soll ja "Norwegian Wood", einer meiner Lieblingsromane von Murakami, in die Kinos kommen...

                Als ich "Tony Takitani" das erste mal las, fand ich es garnicht so überragend. Inzwischen sehe ich das anders: Die Erzählung zählt zu Murakamis besten Kurzgeschichten. Ich brauchte wohl erst etwas Abstand, um diese Geschichte wirklich wertzuschätzen. Außerdem haben mich Romane einfach immer mehr interessiert als Kurzgeschichten.

                Tja, nun also zur Verfilmung... Bei Verfilmungen ist es ja immer etwas problematisch; insbesonderse wenn man die Vorlage so sehr mag, wie ich in diesem Fall. Aber "Tony Takitani" von Jun Ichikawa hat mich mehr als überzeugt. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, das dies eine der besten Literaturverfilmungen überhaupt ist. Was Jun Ichikawa hier geschaffen hat, ist ganz einfach "Poesie in Bildern", literarisches Kino der Meisterklasse. Der Regissuer versteht einfach sein Handwerk. Das merkt man bei jeder Szene von neuem...

                Es ist einfach grandios wie der Film die Geschichte erzählt (obwohl ich mir vorstellen kann, dass es nicht jedem so geht). Man ist als Zuschauer dazu aufgefordert, "zwischen den Bildern" zu sehen, um die Ereignisse zu begreifen.

                Die Kombination der Bilder mit der Musik ist so unglaublich schön. Wie die Kamera die Figuren zeigt grandios. Die Verschmelzung einzelner Sätze des Erzählers mit den Dialogen einfach toll. "Tony Takitani" hat mich sowohl inhaltlich wie auch stilistisch komplett begeistert.

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                • 5 .5

                  "Musa - Der Krieger" ist für Genrefans sicherlich ganz gut. Die Geschichte ist okay und die Bilder sind stellenweise recht gut (bis auf die Nachtaufnahmen, bei denen man leider wenig erkennen kann). Die Schauspieler fand ich teilweise sogar richtig toll. Und Zhang Ziyi ist, naja, Zhang Ziyi eben...

                  Leider hat mich der Film nicht packen können. Die erste Stunde hat mich überhaupt nicht interessiert. Zum Ende hin wurde es besser (ab dem Moment, wo die Festung erreicht wurde). Aber insgesamt empfand ich "Musa" für mich persönlich als etwas langweilig.

                  Trotzdem kann man sich den Film mal anschauen!

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                  • 6 .5

                    Da ja "A Hole in my Heart" oft mit Filmen wie "Ken Park"
                    von Larry Clarke oder "Menschenfeind" von Gaspar Noé verglichen wird (liegt wohl daran, dass sie allesamt in der KinoKontrovers-DVD-Reihe erschienen sind), wollte ich den Film lange nicht sehen. Ich befürchtete, dass "A Hole..." ähnlich negativ oder ekelhaft sein würde. Da der Film allerdings von Lukas Moodysson ("Lilja 4-ever") stammt, konnte ich mich doch durchringen, ihn mir anzuschauen.

                    Was das Widerliche anbelangt, so ist der Film es schon ziemlich. Es gibt einfach Dinge, die ich nicht in Filmen sehen will. Aber zum Glück treibt Moodysson es nicht zum Äußersten (wie es eben Clark oder Noé tuen würden). Die schlimmsten Dinge bleiben glücklicherweise aus.

                    Auch wenn "A Hole in my Heart" scheinbar sehr negativ wirkt, so bricht trotzallem manchmal ein Fetzen Schönheit hervor. So zum Beispiel, wenn die Matthäus-Passion zu hören ist oder einer der Protagonisten vom Spazieren in der sonnenüberfluteten Natur träumt. Auch ist im Gegensatz zur sichtbaren Trostlosigkeit eine gewisse kleine Hoffnung in den Figuren zu spüren. Wenn ich ihre Handlungen beobachte, schäme ich mich stellenweise dafür ein Mensch zu sein. Sie alle sind in gewisserweise Stereotypen, auf gewisse Eigenschaften reduzierte Prototypen, die aus dem einen oder anderen Grund Aussenseiter oder Verlierer darstellen. Damit stehen sie für mich jedoch nicht für "die gesamte Menschheit".

                    Fazit: "A Hole in my Heart" ist nicht der beste Film von Lukas Moodysson (vielleicht sogar der schwächste), aber sicherlich erheblich besser als alle Werke mit denen er unglücklicherweise verglichen wird.

                    • 7 .5

                      Eigentlich tue ich mich mit Komödien immer etwas schwer. Aber "Julie & Julia" ist wirklich toll. Er ist weder albern noch banal ohne zu kompliziert zu werden. Es ist eine einfache, schlichte Geschichte, die durch unglaublich sympathische Figuren erzählt wird.

                      Das Drehbuch (basierend auf realen Ereignissen) ist wundervoll. Es erinnert mich in gewisserweise an "The Hours". Die Art und Weise, wie die unterschiedlichen Erzählebenen miteinander verwoben werden, ist schlicht aber großartig.

                      Die Schauspieler sind grandios. Meryl Streep ist - wie immer eigentlich - hundertprozentig überzeugend. Sie hat einfach das gewisse Etwas, das ihre Darstellung so herausragend macht. Es sind die Kleinigkeiten in ihrem Spiel, die mich so faszinieren... Und Stanley Tucci ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Seine Figur ist so unglaublich sympathisch und liebenswürdig.

                      Überhaupt gefällt mir die Rolle der jeweiligen Ehemänner. "Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann!" Toll!

                      Bon appétit.

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                      • 6

                        Eigentlich erwartet man etwas Großes, wenn Elizabeth Taylor und Richard Burton in einer Tennessee-Williams-Verfilmung zu sehen sind. Diese Erwartungen kann "Brandung" nicht erfüllen...

                        Leider ist "The Milk Train Doesn't Stop Here Anymore", auf dem "Brandung" basiert, ein eher schwaches Theaterstück von Williams. Zwar versucht der Film, etwas aus dem Stoff herauszuholen; aber leider will ihm das nicht recht gelingen.

                        Es liegt sicherlich nicht an den schauspielerischen Darbietungen von Taylor und Burton. Besonders Elizabeth Taylor spielt in meinen Augen großartig.

                        Aber irgendwie wirkt alles merkwürdig und etwas künstlich; jedoch trotzdem interessant...

                        • 5

                          "Palmetto" ist ein ziemlich durchschnittlicher Thriller, der inhaltlich eher langweilig ist. Und das Ende ist einfach nur schwach. Was Volker Schlöndorff dazu getrieben hat, diesen Film zu machen, bleibt mir ein Rätsel.

                          Immerhin haben mir die Schauspieler in den Nebenrollen gut gefallen. Chloë Sevigny, Michael Rapaport und besonders Gina Gershon sehe ich immer wieder gern.

                          Leider macht die eher schlechte Synchronisation es dem Zuschauer ziemlich schwer. Also lieber im Originalton anschauen.

                          • 7
                            über 9

                            Eigentlich ist "9" ein ganz netter Animationsfilm. Die Geschichte ist wirklich gut. Nur leider haben mir die Sound-Effekte nicht gefallen. Sie sind größtenteils etwas matt und blass. Besonders die Schreie des Monsters wirken viel zu schwach. Aber die Atmosphäre ist toll und die Animationen sind natürlich spitze.

                            Ich werde mir den Feature-Film (immerhin 79 Minuten lang) anschauen. Da werden die Stimmen von Elijah Wood, John C. Reilly, Jennifer Connelly, Crispin Glover, Martin Landau und Christopher Plummer zu hören sein. Ich bin mal gespannt, was handlungstechnisch aus "9" herausgeholt wurde. Vielleicht reichen ja auch die 11 Minuten des Kurzfilmes und eine Langfassung ist überflüssig...

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                            • 8

                              "Jenseits Der Wolken" ist das Spätwerk von Michelangelo Antonioni. Es entstand 10 Jahre nach seinem schweren Schlaganfall, der ihm fast komplett das Sprachvermögen nahm. Trotzdem realisierte er noch einen letzten Film; zumindest die vier kurzen Episoden. Die Rahmenhandlung stammt von Wim Wenders.

                              Insgesamt ist "Jenseits Der Wolken" ein etwas melancholischer Film über Begegnungen, Entdeckungen, Enttäuschungen. Und immer stehen Frauen im Zentrum. Zugleich aber auch die unterschiedlichen Orte, an denen die jeweiligen Geschichten stattfinden. Die Stimmungen, die von den Plätzen ausgehen, sind wunderbar von Antonioni eingefangen worden. Dabei wählte der große Regisseur oftmals vernebelte Straßen, die trotzdem eine unglaubliche Präsenz haben.

                              Die einzelnen Sequenzen sind teilweise meisterlich komponiert und wunderbar geschnitten. Es gibt Bildeinstellungen, die an einem Ort ruhen. Dann bewegen sich die Figuren ins Bild hinein oder hinaus. Wenn es nötig ist, gibt es einen Umschnitt und man betrachtet das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel. Häufig benötigt es weniger Worte, um die Episoden zu verstehen. Man erfühlt sie eher.

                              Obwohl die einzelnen Geschichten wenig bis garnichts mit einander gemein zu haben scheinen, und sie sich teilweise stark unterscheiden, sind sie doch irgendwie auch miteinander verbunden. Bestimmte Gefühle und Erlebnisse werden wunderschön variiert. Dazu benötigte es guter Darsteller. Antonioni brachte ein grandioses Staraufgebot zusammen.

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                              • 8 .5

                                Normalerweise traue ich mich ungern an Kritiken zu Klassikern der Kinowelt. Aber da es zu "Zabriskie Point" hier noch nicht viel gibt, will ich mich trotzdem mal versuchen...

                                "Zabriskie Point" hat in erster Linie grandios schöne Bilder. Das kann man sicherlich ohne Frage behaupten. Trotzdem war der Film damals ein großer Flop. Das lag sicherlich an den hohen Erwartungen, die an Michelangelo Antonioni gestellt wurden. Nach "Die Nacht" von 1961 oder "Blow up" von 1966 hatten möglicherweise viele Zuschauer andere Vorstellungen. Außerdem stand das amerikanische Kino damals am Anfang eines Umbruchs.

                                Aus meiner heutigen, persönlichen Sicht finde ich, dass "Zabriskie Point" nach "Beruf: Reporter" von 1975 Antonionis zweitbester Film ist. Ich liebe den Stil einfach. Ist "Zabriskie Point" ein missverstandenes Meisterwerk? Vielleicht... Es wurden dem Film linksradikale und anti-amerikanische Aussagen vorgeworfen. Ich sehe darin vielmehr einen Versuch, den Geist der damaligen Zeit einzufangen. Und das ist Antonioni durchaus gelungen.

                                Die beiden Hauptdarsteller Mark Frechette und Daria Halprin (die übriegens ein paar Jahre mit Dennis Hopper verheiratet war) machen ihre Sache - obwohl sie nur Laien waren - doch eigentlich recht gut. Und Rod Taylor in einer kleinen Nebenrolle zu sehen, ist wirklich super. Irgendwie ist er für mich ein Symbol der 50er und 60er Jahre, und passt damit perfekt in seine Rolle. Leider ist der kleine Auftritt von Harrison Ford verloren gegangen; es wäre wirklich interessant gewesen, ihn zu sehen...

                                Aber der eigentliche Star des Filmes ist die grandiose Landschaft. Zabriskie Point ist ein Naturschauspiel. Bizarre Gesteinsformationen wurden durch starke Erosion erschaffen. Dieses wunderschöne Gebiet wurde durch Michelangelo Antonioni beeindruckend auf Film gebannt. Aber auch die restlichen Landschaftsaufnahmen sind wunderschön.

                                Die Musik spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle. Antonioni wählte eher ruhige, aber trotzdem emotionale Songs von Pink Floyd, The Grateful Dead oder den Rolling Stones, um sein Werk zu untermalen. Aber er setzte sie nur spärlich ein. Damit "verkommt" das Werk nicht zu einem Rockkonzert...

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                                • 6 .5

                                  Ein Film, der mich etwas ratlos zurücklässt. Nicht weil ich ihn nicht verstanden hätte... Ich weiss einfach nicht, was ich von ihm halten soll.

                                  Je länger ich über ihn nachdenke, desto besser gefällt "The Night Listener" mir. Die Atmosphäre ist dem tatsächlichen Thema gut angepasst, die Schauspieler sind durchweg spitze, die kleinen Witze am Rande fand ich echt lustig (Sandra Ohs Hineinsteigern in Vermutungen war köstlich). Die Konsequenz, mit der hier gearbeitet wurde, beeindruckt mich tatsächlich.

                                  Trotzdem passt es irgendwie auch nicht. Wird hier ein ernstes Thema hinter einer - oberflächlich betrachtet - banalen Mysterygeschichte versteckt, oder ist es eher anders herum? Will man einem Thriller einen scheinbar bedeutenden Hintergrund geben? Ich weiss es einfach nicht... Manche Dinge erscheinen mir einfach etwas plump; andere wieder ganz anders.

                                  • 8

                                    "Der wilde Schlag meines Herzens" hat eigentlich eine tolle Idee, aber irgendwie ist genau diese Idee auch zunächst das Problem des Filmes. Die zwei Welten, in denen die Hauptfigur agiert, passen nicht zu einander. Zumindest nicht für diesen speziellen Charakter. Wenigsten das Ende ist wieder sehr versöhnlich; die Konsequenz aus Toms Erfahrungen passt perfekt zur Figur. Aber gerade dieses Scheitern, gibt dem Film eine unglaubliche Stärke... Im Nachhinein betrachtet, ist diese Idee dann doch wieder genial!

                                    Was mich an diesem Film aber wirklich begeisterte, sind die Nebenhandlungen: die Beziehung zur Frau seines "Kollegen", oder die Probleme mit seinem Vater. Es gibt einige wunderbare oder -volle Szenen, die jede für sich ein Genuß sind.

                                    Auch wenn der Hauptdarsteller kein Sympathieträger ist (soll er ja auch nicht sein), so ist ihm in diesem Werk trotzdem eine aussergewöhnlich gute Leistung gelungen.

                                    Ist "Der wilde Schlag meines Herzens" eigentlich ein Remake von "Finger - Zärtlich und brutal" mit Harvey Keitel? Zum Glück habe ich den irgendwo auf Video und werde ihn mir demnächst nochmals anschauen...

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                                    • 7 .5

                                      In "In den Süden" geht es zunächst einmal um Sextourismus. Der leicht dokumentarische Stil des Filmes ermöglicht es dem Zuschauer, selbst zu beurteilen. Es wird niemand vorverurteilt oder menschliche Entscheidungen als offensichtlich falsch dargestellt. So erfährt man etwas, über die Menschen. Was sind das für Frauen? Wieso machen die Männer so etwas? Welche Vor- und Nachteile haben beide Seiten von dieser Art Beziehung? Dabei empfand ich es als sehr positiv, dass es von vornherein nicht als typisches "Problem" lateinamerikanischer Länder begriffen wurde, sondern der Film sich lediglich auf eine konkrete Gruppe von Menschen auf einer bestimmenten Insel (Haiti) zu einer gewissen Zeit (70er Jahre) beschränkt.

                                      Aber dann geht der Film auch noch tiefer. Universellere Themen wie Macht, Genuß und Begehren werden aufgegriffen. Ab einem gewissen Punkt handelt es sich nicht mehr nur um ein reines Arbeitsverhältnis zwischen den Menschen. Natürlich wird dabei auch das Elend der zwei Welten mit einander verglichen. Während die Männer aus einer sozial benachteiligten Welt stammen, handelt es sich bei den Frauen eher um sexuelles und gefühlsbetontes Leiden. Die einen brauchen Geld, die anderen aufgrund ihres Alters oder Aussehens Liebe. Es handelt sich also um ein Geben und Nehmen, vom dem beide Seiten profitieren.

                                      Zudem beschäftigt sich "In den Süden" auch mit Gewalt, wobei diese glücklicherweise eher subtil dargestellt wird.

                                      Ich persönliche finde die Auswahl der unterscheidlichen Charaktere sehr gelungen. Sie bilden einen guten Ausgleich untereinander. Sie sind alle irgendwie grundlegend verschieden, auch wenn sie teilweise die gleiche Bedürfnisse haben. Auch die Darsteller sind größtenteils sehr gut. Charlotte Rampling ist toll wie immer, obwohl ihre Rolle eher stark aber unsympathisch (zu Beginn), und schwach aber mitleidserregend (zum Ende hin) ist. Beides stellt sie hervorragend dar. Auch die anderen Schauspieler fand ich gut gewählt.

                                      Nicht ganz verstanden habe ich die Figur des Albert. Der Butler/Kellner/Mädchen für alles scheint eine Art Rahmenfigur zu sein, die alles zusammenhält.

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                                      • 7

                                        Normalerweise mag ich Hongkong-Actionfilme nicht, aber "Eye in the Sky" ist da eine Ausnahme. Obwohl er fast genauso hektisch und für ungeübte Zuschauer zu Beginn unverständlich erscheinen muss, hat der Film einen gewissen Charme, dem ich mich nicht entziehen kann. Die Figuren sind sympathisch, die Handlung durchaus interssant und spannend erzählt, und die Action hält sich auch in Grenzen. "Eye in the Sky" ist nicht ganz so extrem klischeebehaftet wie andere HK-Thriller.

                                        Der Film erinnert mich einwenig an einen großen Vertreter seines Genres, auch wenn dieser eigentlich etwas ganz anderes ist (klar, Hongkong und Hollywood sind verschiedene Welten): "Heat" von Michael Mann.

                                        Die Hauptdarsteller Tony Leung Ka-fei (der andere Tony Leung wär mir allerdings lieber) und Simon Yam sind nicht nur in Asien große Stars. Ich freu mich immer, sie schauspielern zu sehen. Besonders interessant ist die Figur von Simon Yam, der extra für diesen Film etwas zugenommen haben muss.

                                        • 8

                                          "Before Night Falls" ist eine künstlerische Verfilmung der gleichnamigen Autobiographie von Reinaldo Arenas. Und ich möchte "künstlerisch" betonen, da vom Buch größtenteils die Handlung genommen und in wunderbar ästhetische Bilder verpackt wurde. Dazu kommen grandiose schauspielerische Leistungen von Bardem (Oscarnominierung absolut verdient gewesen) und Martinez; plus tolle Gastauftritte von Depp, Wincott und Penn (den ich beschämenderweise beim ersten Mal nichtmal erkannt hatte).

                                          Nachdem ich den Film das erste Mal gesehen hatte, holte ich mir das Buch. Der Film machte mich neugierig. Und ich wurde belohnt: "Bevor es Nacht wird" ist ein unglaublich emotionales und faszinierendes Porträt eines Aussenseiters in einer feindlichen Umgebung (egal, ob unter Batista, Castro oder in den USA). Absolut lesenswert!

                                          Leider fehlt dem Film die Atmosphäre des Buches und insbesondere die Stärke der Anklage an das kubanische Regime unter Castro. Die Person Reinaldo ist im Buch viel lebendiger, lebensfroher, aber auch drastischer in der Bewertung der Welt. Außerdem wurden im Film die besonders schockierenden Dinge (z.B. Verleumdungen und Verrat durch Freunde, Folter, Verfolgung etc.) etwas unter den Teppich gekehrt, was den kritischen Blick eher abschwächt. Was im Film garnicht erwähnt wird, ist Arenas Kritik an der westlichen Wahrnehmung der kubanischen Revolution. Nachdem er in die USA ausreisen konnte, wurde er geradezu beschimpft und angegriffen für seine Haltung. Auch in dieser Hinsicht fehlt dem Film eine konsequente Umsetzung.

                                          Trotzdem bleibt "Before Night Falls" ein wunderbarer Film, der es durchaus verdient hat, ihn sich mehrmals anzuschauen. Und sei es lediglich wegen Bardem und Depp...

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                                          • 7

                                            "Brot und Rosen" hat mir alles in allem sehr gut gefallen.

                                            Der Film hat eine klare, soziale Aussage, die allerdings für meinen Geschmack manchmal übertrieben zum Ausdruck gebracht wird: Übertreiben, weil zu viele Aspekte beleuchtet werden, die dann nicht immer detailliert genug behandelt werden können. Da werden alle erdenklichen Dinge, die irgendwie mit dem Thema in Verbindung gebracht werden können, benutzt. Maya wird von gewalttätigen und vergewaltigenden Gangstern ins Land geschnuggelt, wo sie sich dann illegal aufhält. Ihre Schwester musste sich jahrelang prostituieren, um Geld für die Familie heranzuschaffen. Die ausländischen Putzkräfte werden von einer großen Firma ausgenutzt und sogar extrem unter Druck gesetzt. Ein Freund muss jahrelang sparen, um sich das Geld für ein Studium leisten zu können. Maya stiehlt in Not Geld, etc... Stellenweise etwas zu plakativ!

                                            Trotzdem finde ich die Umsetzung spitze. Besonders die Tatsache, dass in dem Film nicht ausschliesslich Englisch gesprochen wird, sondern selbst in ziemlich wichtigen Szenen die Muttersprache Spanisch, macht den Film realistischer. Auch die Art und Weise, wie die Figuren miteinander umgegangen sind, fand ich sehr interessant und hat mir sehr gefallen.

                                            Auch wenn ich jetzt die Hauptdarstellerin Pilar Padilla nicht immer 100-prozentig überzeugend fand, sind die Schauspieler ganz gut und passen perfekt zu ihren Rollen. Adrien Brody ist wie immer sehr sympathisch und gut. Ausserdem gibt es kleinere Gastauftritte von Tim Roth, Ron Perlman, Chris Penn oder Benicio Del Toro.

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                                            • 8 .5
                                              über Junta

                                              "Junta" ist ein sehr ambitionierter und wichtiger Film über ein weiteres, dunkles Kapitel der Menschheit.

                                              Obwohl der Film das Thema Verschleppung, Folter und Ermordung von ca. 30.000 Menschen während der Militärdiktatur in den späten 70er Jahren in Argentinien (stellvertretend für ein weltweites Problem) anpackt, kommt er trotzdem ohne eine explizite Darstellung von Gewalt oder Missbrauch aus. Das muss man dem italienisch-chilenischen Regisseur Marco Bechis hoch anrechnen.

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                                              • 7 .5

                                                "Sieben Mulden und eine Leiche" ist durchaus interessant. Der Film weiss zu fesseln. Man ist die ganze Zeit bei der "Sache". Es ist absolut faszinierend, in der realen Geschichte eines Menschen oder vielmehr einer ganzen Familie zu stöbern. Und dies geschieht hier natürlich im wahrsten Sinne des Wortes: stöbern!

                                                Aber eigentlich konzentrierte ich mich beim Schauen fast mehr auf die Persönlichkeiten der Söhne...

                                                Der Film hat jedoch auch seine Probleme. Die Art und Weise, mit der der Filmemacher sich dem Thema nähert ist sicherlich fragwürdig. Zumindest ist es ziemlich abstossend und unsympathisch. Zumindest für mich. Ich hatte irgendwie nie das Gefühl, dass die Söhne wirklich trauerten. Nur zum Ende hin, gab es einen Moment, an dem ich an einem der zwei Brüder etwas "Selbstreflektorisches" wahrnahm.

                                                • 8

                                                  "Geh nicht fort" ist ein unglaublich emotionaler und extrem aufwühlender Film, der mich noch lange Zeit beschäftigte. Es gibt einige grandiose Szenen, die ich sowohl inhaltlich als auch visuel und stilistisch faszinierend empfand.

                                                  Oberflächlich betrachtet zeigt der Film eine geradezu häßliche Welt, was sich auch in dem Aussehen von Penélope Cruz wiederspiegelt. Die männliche Hauptfigur handelt zunächst unverständlich, kaltherzig und gewalttätig Frauen gegenüber; was ihn immer unsymphatisch erscheinen läßt. Auf der anderen Seite leidet er. Er handelt, weil er nicht anders kann. Er macht Fehler und findet niemals wirklich einen Weg, wieder aus dem Strudel herauszukommen. Dies macht den Film äußerst interessant.

                                                  Sergio Castellitto und Penélope Cruz agieren unglaublich intensiv. Allein die Art und Weise, wie sich die Cruz bewegt und italienisch spricht, ist es wert, den Film zu schauen.

                                                  Ganz toll ist der 20-minütige Kommentar der Romanautorin, der auf der DVD enthalten ist. Unbedingt ebenfalls anschauen.

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                                                  • 8 .5

                                                    "Princesas" ist wirklich ein guter Film. Er ist sowohl ernst als auch lustig, schön aber auch ambitioniert, dramatisch und manchmal auch leicht. Wunderbar! Die Musik fügt sich perfekt in den Film ein, gibt die Atmosphäre und die Gefühle der Figuren wieder und gibt "Princesas" ein gewisses Etwas.

                                                    Die beiden Hauptdarstellerinnen passen perfekt zu ihren Rollen. Besonders Candela Peña, die ich bisher nur aus "Alles über meine Mutter" kannte und in "Princesas" die etwas naive und traurige Caye verkörpert, ist grandios. Als würde sie garnicht spielen; einfach nur sein... Aber auch Micaela Nevárez (Zulema) ist toll.

                                                    Besonders interessant an diesem Film empfand ich die Gespräche zwischen den Frauen und die Darstellung ihres Alltages, ohne ständig in irgendwelche Klischees abzudriften. Manchmal wurde es allerdings ein klitze-kleines bisschen zu sehr Unterhaltungskino, aber das ist okay.

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