Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

  • 9

    "Somewhere" war für mich tatsächlich überraschend gut. Ich hatte eigentlich weniger erwartet. Die Handlung klang für mich zunächst nicht wirklich interessant und mit dem Hauptdarsteller kann ich nicht so viel anfangen. Aber glücklicherweise bin ich dann doch noch ins Kino gegangen, um diesen Film zu schauen...

    Sofia Coppola hat sich sicherlich für den Stil des Filmes vieles bei Independent- oder Festivalfilmen abgeschaut, aber das soll mich mal nicht stören, schließlich liebe ich das "entkomprimierte Geschichtenerzählen" und eine ausgeprägte Bild-Metapher-Sprache sehr. Auf diese Weise kann man jeder Geschichte extrem viel Tiefe und Stärke entlocken. Aber natürlich nur, wenn es auch gut (aber nicht übertrieben) gespielt ist und die Charaktere interessant genug sind.

    Zu Beginn hatte ich etwas das Problem, dass Johnnys Figur alles dominiert. Ich hatte schon die Befürchtung, dass es so bis zum Ende bleiben würde. Sein Charakter allein wäre einfach nicht stark genug für einen Film. Aber glücklichweise hat Sofia Coppola das (natürlich) auch so gesehen und die Tochterfigur integriert (die einfach fantastisch von Elle Fanning verkörpert wird). Somit gewinnt nicht nur der Film an sich an Geschichte, sondern auch Johnny selbst wird damit erheblich interessanter und tiefer.

    Nach circa 30 Minuten des In-die-Geschichte-hinein-Findens hat es mich regelrecht "in den Film gesogen" und der Rest war einfach nur noch etwas, das ich als filmischen Hochgenuss beschreiben möchte.

    Ich hatte den Eindruck, die Regisseurin hat sehr viele eigene Erfahrungen in den Film mit einfliessen lassen (ich weiss, keine sehr mutige Hypothese); zumindest was das Leben in Hollywood im allgemeinen betrifft. Es gibt Gastauftritte wie zum Beispiel des Gitarrenspielers Romulo oder Momente wie der Italien-Trip, die wahrscheinlich für Leute aus dem Metier nochmal viel schöner sind als für unsereins. Aber trotzdem kann man sehr leicht einen Eindruck davon gewinnen...

    Mein Fazit: "Somewhere" ist ein Film, der mich begeisterte und im Nachhinein noch lange beschäftigt hat. Seine Wirkung hat sich sozusagen später noch weiter in mir ausgebreitet und manifestiert. Möglicherweise ist der Film Coppolas formell bester (auch wenn ich den anderen unglaublich liebe)...

    1
    • 7

      Der Abschluß von Per Flys Trilogie über die gegenwärtige dänische Gesellschaft hat mich leider etwas enttäuscht. Dies ist allerdings auch aufgrund der super Vorgänger auch nicht wirklich verwunderlich. Nach dem sympathischen Film "Die Bank" über die unterste Gesellschaftsschicht und dem grandiosen, toll besetzten und häufig prämierten "Das Erbe", das die reiche Oberschicht porträtierte, war es sicherlich extrem schwierig, einen absolut überzeugenden Abschluß über die Mittelschicht zu schaffen.

      Die grundlegende Handlung über das Treffen potentiell falscher Lebensentscheidung (mitsamt zerplatzenden Träumen, Selbstbelügen und kaputten Schicksalen) ist auch sehr interessant. Leider empfand ich persönlich das Einbetten der Geschichte in ein linksextremes Umfeld als etwas unpassend. Es ist mir etwas zu speziell, um tatsächlich als Veranschaulichung einer gesamten Gesellschaftsschicht herangezogen zu werden.

      Schauspielerisch ist natürlich auch "Totschlag" wirklich toll. Jesper Christensen überzeugt selbstverständlich in der Darstellung seines tragischen Charakters. Er trägt den Film fast allein. Aber die weiblichen Nebenrollen sind prominent besetzt: Charlotte Fich und Pernilla August. Dazu noch ein junges, unbekanntes, aber durchaus interessantes Gesicht: Beate Bille.

      • Meine Top Ten sieht für 2010 so aus:

        1. Villa Amalia
        2. A Single Man
        3. Rückkehr ans Meer
        4. Miral
        5. Drei
        6. Carlos
        7. Eine Karte der Klänge von Tokio
        8. You Will Meet a Tall Dark Stranger
        9. Orly
        10. Moon

        • 9 .5

          "Villa Amalia" hat mir einfach unglaublich gut gefallen. Und dabei hätte ich ihn fast nicht gesehen. Ich war schon ziemlich müde und hatte überlegt, den Film ausfallen zu lassen. Zu meinem Glück hab ich dies nicht getan. Und wie sich das für mich lohnen solle...

          "Villa Amalia" hat mir einfach von A bis Z gefallen. Ich kann jedoch nicht genau sagen warum. Der Film hat mich buchstäblich von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann gezogen und mich absolut fasziniert. Wahrscheinlich wird die Mehrheit dies nicht nachvollziehen können (was ich übrigens als ausgesprochen schade empfinde).

          Benoît Jacquots Film hat mich an so vieles erinnert: Zum Beispiel an bestimmte Meisterwerke der Kinogeschichte - ohne dem Film die Eigenständigkeit zu rauben. Diese Filme möchte ich jetzt hier nicht aufzählen, allein schon aus Respekt diesem Werk gegenüber, aber auch weil das nur meine persönliche Wahrnehmung ist und da sicherlich (und womöglich auch zu recht) jeder dies unterschiedlich sehen könnte und kann. Trotzdem rief "Villa Amalia" gewisse Gefühle und Erinnerungen in mir wach, wie ich sie bei eben jenen Filmen hatte.

          Allein schon die Musik in dem Film ist wundervoll, aber auch die grandiosen Bilder, und selbstverständlich die Hauptdarstellerin Isabelle Huppert. Natürlich sag ich das, weil sie für mich eine der besten Schauspielerinnen überhaupt ist, aber sie passt auch so unglaublich gut in diesen Film. Gefreut habe ich mich auch über (den inzwischen doch ganz schön gealterten) Jean-Hugues Anglade, den ich schon seit langem nicht mehr gesehen habe.

          Filme wie "Villa Amalia" zeigen mir immer mal wieder, wie großartig das Kino auch heute noch sein kann, und erinnert mich daran, dass manchmal nicht das Gesagte oder Gezeigte sondern eben das gerade Nichtausgesprochene oder das Nichtsichtbare einem Film eine unglaubliche Tiefe verleihen kann.

          2
          • 8 .5
            über Miral

            Für mich persönlich war "Miral" ein wunderbarer, großartiger, emotional ergreifender Film, wie ich ihn schon lange nicht mehr im Kino erleben durfte. Offensichtlich teilen diese Ansicht aber nur wenige Kritiker. Dem Film wird (auch hier bei moviepilot) eine einseitige anti-israelische Haltung vorgeworfen. Dem kann ich einfach nicht zustimmen. Natürlich wird die Geschichte aus Sicht der Palästinenser erzählt. Aber genau das ist doch auch richtig so: Um etwas zu veranschaulichen wird quasi exemplarisch ein Einzelschicksal beleuchtet. Die Frage muss natürlich sein, was ist dieses "Etwas"?

            Aus rein künstlerischer Sicht hat Julian Schnabel für mich eindeutig den richtigen Weg gewählt!

            Überhaupt muss man sagen, dass man den Film nicht ausschließlich aus einem rein politischen Blickwinkel betrachten sollte. Ich selbst zum Beispiel habe natürlich auch eine gewisse Meinung, aber die ist eben auch nur geprägt durch meine persönlichen Erfahrungen. Und niemand sollte vergessen, dass diese Erfahrungen fast ausschließlich aus unserer europäischen (und damit wenig involvierten) Entfernung getroffen werden. Als Konsequenz ist zwangsläufig jede Meinung in gewisser Weise einseitig - oder zumindest niemals absolut neutral. Es ist einfach nicht richtig, in einem Film wie "Miral" die tatsächliche (wenn es so etwas überhaupt geben kann) Erläuterung finden oder sehen zu wollen. Eine solch problematische Thematik erschöpfend zu durchleuchten und zu erörtern kann nicht mittels Einzelschicksalen geschehen. Und ich glaube, dass war niemals die Absicht von Julian Schnabel.

            Aus stilistischer Sicht sind insbesondere die ersten 30 Minuten herausragend. Die Einführung der Charaktere und des Hintergrundes waren einfach wundervoll. Und gerade mit der Charakterisierung der Figuren gelingt Schnabel aus meiner Sicht etwas Wundervolles. Vielleicht spielt er sogar ein wenig mit typischen Vorurteilen. Ein Beispiel: Der Vater von Miral (gespielt von Alexander Siddig) kann oberflächlich als Paradebeispiel eines arabischen Mannes gesehen werden, und gewisse Vorurteile könnte man bestätigt sehen. Aber eben jener Mann ist der vielleicht netteste und liebevollste Mensch des Filmes.

            Es gibt aber auch mehrere Dinge im Film, die eindeutig zeigen, dass es Schnabel nicht um eine Dämonifizierung der israelischen Menschen geht. Da wäre zum Beispiel Lisa (wunderbar gespielt von Stella Schnabel, einer Tochter des Regisseures). Die israelische Freundin eines Verwandten Mirals wird zunächst von dem palästinensichen Mädchen aus politischer Verblendung heraus abgeleht. Als die zwei jungen Frauen sich jedoch näher kennenlernen, ändern sich dies offensichtlich. Es gibt sogar eine witzige Szene, in der Lisa zum Essen bei Mirals Verwandten eingeladen wird.

            Und der letzte Satz des Filmes zeigt ebenfalls Schnabels hoffnungsvolle Sicht. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass einige der Kritiker den Film nicht bis zum Ende geschaut haben.

            Aber ich habe auch einige Kritikpunkte an "Miral", die ich noch ansprechen möchte. Zunächst empfand ich es als etwas merkwürdig, dass beinahe sämtliche Figuren in den Filmszenen größtenteils englisch sprechen, obwohl es tatsächlich ja arabisch darstellen soll. Aber noch viel problematischer ist für mich jedoch die Auswahl der Hauptdarstellerin. Freida Pinto ist und bleibt einfach eine indische Frau - und keine Palästinenserin. Aber zu Schnabels Ehrenrettung muss man anführen, dass sie in "Miral" wirklich fantastisch ist. Fast alle ihrer Szenen sind unglaublich stark und ergreifend.

            4
            • 8

              Mit "Alphaville" versuchte sich Kinolegende Jean-Luc Godard am Science-Fiction-Genre; genauer gesagt an einer Dystopie wie zum Beispiel "Metropolis", "1984" oder "Fahrenheit 451". Dabei beschränkte er sich allerdings nicht nur auf Genretypisches, sondern kombinierte dies experimentell mit geradezu parodistischen "Film-noir"-Elementen.

              Ähnlich wie in George Orwells Roman "1984" wird eine entfremdete Gesellschaft ohne Gefühle und Liebe aufgezeigt. Auch hier schlägt sich dies zum Beispiel in einer künstlich modifizierten Sprache nieder (was allerdings in der deutschen Synchronfassung leider stark verloren ging).

              Die Hauptfigur in "Alphaville" ist Ivan Johnson/Lemmy Caution. Die Rolle übernahm Eddie Constantine, der in früheren Kriminalfilmen die Figur des Caution bereits mehrfach verkörperte. Allerdings ist der Lemmy Caution aus "Alphaville" eher eine Parodie darauf. Der Privatdetektiv irrt eher verwirrt und ohne Verständnis durch eine fremdartige, bedrohliche Welt, was ihn in gewisser Weise sogar an Franz Kafkas Landvermesser K. erinnern läßt. Seine männliche Überlegenheit á la Philip Marlowe oder Sam Spade bringt ihm überhaupt nichts in seiner Situation. Da kamen Godard vielleicht sogar die eingeschränkten schauspielerischen Fähigkeiten des Eddie Constantine entgegen.

              Das Highlight des Filmes ist allerdings eindeutig Anna Karina. In "Alphaville" lieferte sie eine ihrer vielleicht besten Leistungen ab. Godard gab seiner damaligen Ehefrau und Muse eine starke, alles überstrahlende Präsenz. Ihre Figur der Natascha von Braun gewinnt mit ihrer Unschuld, Naivität und Schönheit den Zuschauer für sich. Damit ist es dem Film ein Leichtes seine Botschaft zu vermitteln...

              Der Film "Alphaville" gewann 1965 den Goldenen Bären auf der Berlinale und beeinflusste die Gründer der deutschen Synthie-Pop-Band Alphaville dermaßen, daß sie ihre Band nach dem Film benannten. Zu Recht wie ich finde, denn "Alphaville" ist ein großartiges Werk.

              4
              • 7

                Die relativ hohe Bewertung für "Bis Nichts Mehr Bleibt" geht allein wegen der Aussage so in Ordnung; inbesondere weil hier nicht von irgendeiner Sekte erzählt wird, sondern explizit Scientology benannt wird. Großes Lob dafür an den Fernsehsender! Außerdem war der Film auch wegen des interessanten Themas sehr fesselnd (als jemand, der damit noch nicht in Berührung kam, weiss ich leider zu wenig darüber); mir persönlich wurde zumindest niemals wirklich langweilig.

                Cineastisch kann der Film natürlich nicht brillieren; ist ja schließlich nur ein Fernsehfilm. Obwohl ich die Erzählweise dann doch ganz ansprechend fand. Leider gab es viele Kleinigkeiten, die störten.

                Und manchmal wünschte ich mir etwas mehr Detail. Viele Dinge wurden kurz angesprochen, aber dann oft nicht zu Ende verfolgt oder ausführlich genug erörtert. Viele Fragen, die sich mir stellten, blieben leider offen... Aber auf der anderen Seite ist es ja auch keine Dolumentation. Der Film schildert lediglich ein Einzelschicksal und soll nicht allumfassend das Thema aufarbeiten.

                1
                • 9
                  über Mado

                  "Mado" ist ein großartiger Film von Claude Sautet, einem der bedeutendsten Regisseure des französischen Kinos. Es ist eine intelligente Mischung aus Melodram, Kriminalfilm und Gesellschaftskritik.

                  Der Film ist geschickt und klug inszeniert: "Mado" schildert die Krise eines Mannes und erzählt zugleich eine spannende Geschichte vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise.

                  Wie in vielen anderen Filmen von Sautet steht ein durchaus als reich zu bezeichnender und im gesellschaftlichen Leben etablierter Mann im Mittelpunkt, dessen Beziehungen zu anderen Menschen (Freundin, Ex-Frau, Kollegen) beleuchtet wird. Dabei geht es inbesondere um Abhängigkeiten, Schwächen und Neuorientierungen. Dieser Mann wird brillant durch Michel Piccoli gespielt. Der großartige Charakterdarsteller ist besonders gut in vielschichtigen Rollen, und in "Mado" verkörpert er gleichzeitig nach außen präsentierte männliche Dominanz und Stärke sowie nach innen gerichtete Zweifel und Schwäche.

                  Obwohl Romy Schneider nur wenige Minuten in diesem Film zu sehen ist, so bleibt ihr Auftritt als vom Leben gezeichnete und zerstörte Frau doch hängen. Sie in einem solchen Zustand zu sehen, schmerzt fast körperlich.

                  5
                  • 7

                    "Auftauchen" ist wirklich sehenswert; hat allerdings auch Schwächen, über die ich jedoch etwas hinweg schauen möchte (aber manchmal nicht kann).

                    Felicitas Korns erster Spielfilm ist sehr mutig in der Darstellung. Die ausschließliche Sicht durch Nadjas Augen hat mir wirklich gefallen. Auch die meiner Meinung nach durchaus gute Schauspielerin Henriette Heinze verleiht dem Film Stärke. Leider ist die Figur des Darius allzu eindimensional geraten. Dieser Charakter kommt in dem Film wirklich nur schlecht weg - was ja auch nicht unbedingt schlimm ist - aber ich hab niemals so etwas wie Verständnis oder Mitgefühl zu ihm aufbauen können. Die Gewichtung in "Auftauchen" zu Gunsten der weiblichen Hauptfigur ist unter Umständen vielleicht etwas zu einseitig geraten.

                    Ich glaube, die entscheidenen Dinge an "Auftauchen" verstanden zu haben, allerdings fehlt mir an mancher Stelle die emotionale Tiefe. Ich verstehe zum Beispiel Nadjas Ernüchterung oder Verzweiflung, kann sie jedoch im Bild leider nicht sehen. Die Gefühle übertragen sich hier lediglich über die Ereignisse. Außerdem sind mir persönlich einige Situationen etwas zu klischeehaft geraten. Aber vielleicht ist das auch mal nötig...

                    3
                    • 7 .5

                      Ich hatte mir unter dem Titel "Ich bin die Andere" zunächst etwas völlig anderes vorgestellt; vielleicht so etwas wie eine Dreiecksgeschichte oder ähnliches. Aber der Film hat mich doch sehr überrascht. Und zwar durchaus positiv. Nicht, dass ich das tatsächliche Thema interessanter oder spannender finde als das erwartete. Eher ist das Gegenteil der Fall...

                      "Ich bin die Andere" ist eine merkwürdige Mischung. Inhaltlich erinnert der Film von Margarethe von Trotta an Fassbinder (klar, bei den Drehbuchverfassern) und Claude Chabrol (es gab ja sogar einen Ausschnitt mit der wundervollen Stéphane Audran aus einem von Chabrols Filmen, ich glaube aus "Der Schlachter" oder "Blutige Hochzeit"). Von der Umsetzung her hat "Ich bin die Andere" auch vieles, dass an andere große Regisseure erinnert. Die Stimmung des Werkes ähnelt stellenweise Filmen von David Lynch. Und die Szenen, die in Marokko spielen, haben etwas von Michelangelo Antonioni. In "Beruf Reporter" weiß Jack Nicholsen genauso wenig wie hier die Hauptfigur Robert Fabry, worauf er sich eigentlich einläßt; und die mehrfach gezeigte Explosion des Autos aus verschiedenen Blickwinkeln ist wohl ein offensichtliches Zitat aus "Zabriskie Point".

                      Schauspielerisch weiß der Film definitiv zu überzeugen. Katja Riemann spielt sehr überzeugend (die drei verschiedenen Persönlichkeiten sind tatsächlich verblüffend unterschiedlich; nur schade, dass die Persönlichkeit der harten und berechnenden Anwältin so wenig gezeigt wurde). Die schrägen Nebenfiguren werden wunderbar von Karin Dor, Dieter Laser und Barbara Auer verkörpert. Und die Ausstrahlung und Präsenz eines Armin Mueller-Stahl ist für "Ich bin die Andere" wirklich extrem wichtig. Ohne einen solchen überzeugenden, glaubwürdigen Darsteller der väterlichen Figur, die über allem thront und auf alle eine extreme Macht ausübt, wäre von Trottas Film möglichweise gescheitert. Über August Diehl, aus dessen Sicht die Handlung geschildert wird, kann ich nicht viel sagen. Er ist sicherlich gut für die Rolle des nahezu passiven und von seinen Obsessionen und Schwächen kontrollierten Robert Fabry, aber wirklich mögen tue ich ihn in diesem Film nicht (das soll man ja vielleicht auch gar nicht).

                      Mein Fazit: "Ich bin die andere" ist ein faszinierender und interessanter Film über eine "Amour fou" der etwas anderen Art.

                      1
                      • 8

                        "El Otro - Der Andere" stellt eine essentielle Frage: Ist man mit mit seinem Leben zufrieden oder möchte man lieber ein anderes führen? Dies wird mittels Juan auf eine sehr ruhige und nachdenkliche Art und Weise erörtert. Dabei kann man die schauspielerische Leistung von Julio Chávez gar nicht hoch genug loben. Ohne seine eindringliche, herausragende Darstellung des Mannes in der Lebenskrise wäre der Film sicherlich äußerst langweilig geraten.

                        Böse Zungen sehen dies auch sicherlich trotz Julios Leistung so. Zugegeben, "El Otro" kann aufgrund seiner Schweigsamkeit und dem gänzlichen Fehlen von Filmmusik vielleicht etwas zäh wirken. Aber gerade dies macht es dem Zuschauer möglich, über die Problematik zu reflektieren.

                        Fazit: "Der Andere" ist ein wundervoller, poetischer Film über die eigene Identität und das Finden von Lebensentscheidungen.

                        3
                        • 9

                          "Rückkehr ans Meer" ist mal wieder einer der wundervollen Filme von François Ozon. Der Franzose ist im Moment einer der wenigen aktuellen Regisseure, deren Filme mich wirklich begeistern können. Insbesondere seine Dramen faszinieren mich sehr. Die Melancholie seiner Filme hat gleichzeitig dieses Wunderschöne, dass dieses Genre so großartig macht.

                          "Rückkehr ans Meer" hat mich neben den "Ozon-typischen" Elementen sehr stark an Filme von Éric Rohmer erinnert (z.B. "Claires Knie" oder "Pauline am Strand"); nichtmal so sehr an dessen Erzählweise, sondern einfach an die Schauplätze, an denen die Figuren agieren, die Bilder und die Gefühle, die beide bei mir vermitteln. Damit meine ich natürlich insbesondere den Mittelteil des Filmes. Die Hauptfiguren bewegen sich außerhalb der gewöhnlichen Welt (eben in einem Refugium; der deutsche Titel gibt dies leider nur indirekt wieder) und entwickeln sich, bevor sie zwangsläufig wieder in die "reale Welt" müssen. Dabei hat der Zuschauer in aller Ruhe die Gelegenheit, in die Gefühlswelten der Charaktere einzutauchen, die sich nicht immer vernünftig verhalten. So kann man vielleicht etwas Verständnis für sie entwickeln. Einfach wundervoll!

                          2
                          • 7 .5

                            Stellenweise fand ich "Head in the Clouds" wirklich großartig. Einige Szenen haben mir unglaublich gut gefallen. Mich sprach besonders das Beziehungsgeflecht der Charaktere an. Insbesondere die ersten 30 bis 45 Minuten empfand ich als äußerst interessant.

                            Die drei Hauptdarsteller sind ebenfalls sehr interessant. Sowohl Charlize Theron als auch Penélope Cruz agierten sehr passend zu ihren Figuren (obwohl mir leider Penélopes Rolle etwas zu kurz kam). Was mich fast schon überraschte war die größtenteils extrem subtile Charakterisierung von Gilda (Theron).

                            Ich kann mir vorstellen, dass einige Zuschauer mit Stuart Townsend als Guy unzufrieden sein könnten. Er wirkt vielleicht etwas blass und hilflos im Vergleich zu den beiden starken Frauenfiguren. Aber gerade das ist es, was mich fasziniert. Denn tatsächlich ist er schwach; aber irgendwie auch wieder nicht. Townsend strahlt diese unglaubliche Selbstsicherheit und Ruhe aus, die diese Figur benötigt. Ich persönlich konnte mich sehr gut mit ihm identifizieren und empfand Guy während des Schauens als die interessanteste Figur des Filmes. Gilda ist auf einer anderen Ebene der zentrale Kern von "Head in the Clouds".

                            Was mich an dem Film leider etwas stört, ist das zeitliche Setting. Mir hätte die Geschichte auch schon genügt, wenn das Thema Krieg komplett weggelassen worden wäre. Das macht irgendwie aus dem Werk zwei Filme. Klar, die können natürlich auch gut zusammen passen, aber würden auch für sich allein stehend gut funktionieren. Nichtsdestotrotz war ich mit dem unglaublich starken und aufwühlenden Ende des Filmes sehr zufrieden.

                            1
                            • 7 .5

                              "Tristana" von Luis Buñuel ist eine Romanverfilmung mit sozial- und religionskritischem Hintergrund nach einer Vorlage von Benito Pérez Galdós. Der Film war 1971 für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film nominiert, konnte sich aber nicht gegen den italienischen Kriminalfilm "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger" durchsetzen.

                              Der im spanischen Toledo gedrehte "Tristana" beschäftig sich mit dem Älterwerden sowie dem schmalen Grad zwischen Liebe und Hass, resultierend aus sozialen Abhängigkeiten und Zwängen. Die etwas künstliche Erzählweise (die mir persönlich manchmal etwas zu fragmentarisch erschien), trägt jedoch stark zum Verständnis der Empfindungen der Charaktere bei. Der Zuschauer kann leicht mit ihnen mitfühlen - ohne ständig Mitleid mit ihnen zu haben.

                              Die Hauptdarsteller lieferten unter Buñuels Führung eine hervorragende schauspielerische Leistung ab. Fernando Rey verkörpertee, obwohl damals noch relativ jung, sehr glaubwürdig das Alter. Die zwanzigjährige Catherine Deneuve spielte die Tristana zunächst unschuldig und naiv, später kalt und verbittert. Ohne ihr Schauspiel wäre der Film sicher niemals so gut. Aber auch die anderen Darsteller (Lola Gaos als Haushälterin Saturna, Jesús Fernández als deren taubstummer Sohn Saturno oder Franco Nero als Maler Horacio) agierten überzeugend.

                              5
                              • 9

                                "Le Mouton Enragé - Das wilde Schaf" von 1974 ist einfach herrlich. Ein Film, der mir nie langweilig wurde und mich köstlich unterhalten konnte. So muss eine gute Komödie für mich sein. Die einzige Schwäche dieser frivolen Gesellschaftssatire - wenn man das Haar in der Suppe suchen möchte - liegt im stellenweise etwas zu stark auftretenden Voyeurismus.

                                Die Geschichte ist sicherlich extrem überzogen, aber es handelt sich hier ja auch um eine Satire. Und unter der leichten Fassade kann man auch die traurigen und ersten Seiten entdecken.

                                Das Darstellerensemble ist einfach unglaublich. Da ist jede Rolle starbesetzt. Inhaltlich dreht sich natürlich alles um die Figur Nicolas Mallet, die von Jean-Louis Trintignant verkörpert wird. Aber ihm wird beinahe die Show gestohlen von den faszinierenden Nebenfiguren (gespielt von unter anderem Jean-Pierre Cassel, Romy Schneider oder Jane Birkin). Ein wahrer Augenschmaus...

                                4
                                • 6 .5

                                  "Crocodile" war das Regiedebut des südkoreanischen Filmregisseurs Kim Ki-duk. Schon hier - unter einer rauhen, wilden Fassade - kann man einige seiner typischen Elemente finden: In erster Linie natürlich das Wasser, das immer eine große Rolle spielt (wie besonders in "Seom - Die Insel" oder "Frühlung, Sommer,..."). Aber auch seine eher amateurhaften Darsteller, Charaktere, die außerhalb der Gesellschaft leben leben, eine etwas mystische, leicht surreale Atmosphäre sowie die merkwürdige Verwendung von Tieren (in "Crocodile" wird zum Beispiel eine Schildkröte blau angemalt), machen Kims Stil aus.

                                  Mich persönlich stört allerdings an "Crocodile" die Leichtfertigkeit, mit der der unsympathische Hauptcharakter seine Verbrechen begeht, insbesondere die Vergewaltigungsszenen gehen mir da zu weit. Im Nachhinein ist alles halb so wild, aber in dem Moment fand ich es sehr befremdlich...

                                  Trotzdem ist "Crocodile" ein starker, wuchtiger Film, der es schafft aus Dreck Schönheit zu entlocken. Die Darstellung einer brutalen und erbarmungslosen Welt fesselt den Zuschauer, vielleicht genau weil es ein Frühwerk eines wilden Kinoautodidakten ist.

                                  2
                                  • 2 .5

                                    Das Beste an "Man-Thing" ist eindeutig das Marvel-Intro. Alles was nach dem Marvel-Logo kommt, hat aber leider so gut wie garnichts mit der Marvel-Variante vom "Sumpfding" gemein. Okay, es sieht ihm ein wenig ähnlich, aber auf die interessanten Seiten an Ted Sallis' Alter Ego (der Name taucht im Film tatsächlich auch mal auf) geht der Film leider niemals ein. Für jeden, den die "tatsächliche" Geschichte interessiert:

                                    Dr. Theodore Sallis ist ein junger Biochemiker, der in den Everglades an einem geheimen Projekt arbeitet (Stichwort "Supersoldaten-Serum"). Er findet jedoch heraus, dass seine Freundin Ellen Brandt ihn betrogen hat. Er zerstört seine Aufzeichnungen und injiziert sich die einzige Probe seines Serums. Bei einem Autounfall in den Sümpfen verwandelt ihn eine Kombination chemischer und magischer Kräfte in eine langsame, pflanzenartige Kreatur. Er ist fortan unfähig zu sprechen und hat nur noch schwache Erinnerungen an sein bisheriges Leben. Gleichzeitig entwickelte er die Fähigkeit - als Folge von empatischer Empfindungen gewaltiger Emotionen anderer Personen wie Ängste - Sekrete zu entwickeln, die giftig oder ätzend sind und in der Folge sogar Ellen Brandt schwer verwunden. Er zieht sich in die Sümpfe zurück, um möglichst den Kontakt mit Menschen zu vermeiden. Er wird zu einem tragischen Held, der eher zufällig unterschiedliche Verbrechens- oder Horrorabenteuer durchlebt.

                                    Auf all das wird in der "Verfilmung" allerdings niemals eingegangen. Hier ist Man-Thing lediglich ein eindimensionales Rachemonster der Natur gegen die Ausbeutung und Zerstörung der Sümpfe, das brutal Menschen ermordet.

                                    2
                                    • 7

                                      Auch wenn ich die Ansicht teile, dass in "Eine Karte der Klänge von Tokio" die Äußerlichkeiten zu dominant sind und die Charakterisierung der Figuren größtenteils angesichts der überbordenende Fülle an Japaneindrücken im Hintergrund verschwindet, hat mir Isabel Coixets Film trotzdem größtenteils gut gefallen. Was aber sicherlich mit der Tatsache erklärbar ist, dass ich diese Kultur (oder zumindest mein Bild davon) - genauso wie die spanische Regisseurin es tut - sehr liebe.

                                      Coixets Liebe für die Megametropole Tokio und alles Japanische hat aber in diesem Film die Folge, dass es sehr viele Szenen gibt, die lediglich aus Sicht eines (europäischen) Ausländers auf diese faszinierende Welt geprägt sind. Natürlich erzählt sie auch eine Geschichte, aber nur um diese als Rahmen oder Ausgangspunkt für das filmische Wiedergeben eines Gefühls zu verwenden, das man hat, wenn man als Fremder in diese Welt eindringt. Aber trotzdem ist es einfach ein Genuss, sich in diese Welt fallen zu lassen.

                                      Was aber die Geschichte selbst anbelangt, bin ich zweigeteilt. Einerseits empfand ich alles irgendwie aufgesetzt und unnatürlich, andererseits hat mir die Grundidee sehr gut gefallen. Eine solche Handlung hätte tatsächlich auch von Wong Kar-wai stammen können, dessen Filme für mich zu dem besten zählen, das die gesamte Kinowelt je hervorbrachte.

                                      Auch der eigentliche Handlungsverlauf von "Eine Karte der Klänge von Tokio" ist im Grunde genommen wirklich interessant. Zumal die beiden zentralen Schauspieler aus meiner Sicht in der Darstellung ziemlich gut sind; insbesondere Sergi López, der mich auch zuletzt in "Die Affäre" von Catherine Corsini begeistern konnte.

                                      Über die Auswahl der Musik kann man streiten. Sie erscheint sicherlich etwas willkürlich und inkohärent, aber mir persönlich hat das gefallen.

                                      Fazit: Wer sich für den Film faszinieren kann, kommt sicherlich auf seine Kosten. "Eine Karte der Klänge von Tokio" kann man wohl auch gerne häufiger geniessen. Ein großes Meisterwerk ist es dann aber doch nicht.

                                      1
                                      • 6 .5

                                        Ich habe den Film in der rekonstruierten, ursprünglichen Länge gesehen (unter dem Titel "Das Fieber steigt in El Pao") und kann deshalb lediglich zu dieser Version etwas sagen...

                                        Die Grundidee des Filmes ist äußerst interessant: Kann man eine Diktatur bekämpfen, indem man sich ins System integriert und versucht seine Machtposition für etwas Gutes zu verwenden? Und als Folge daraus: Wird man dadurch auch in seiner eigenen Haltung verändert, wenn man manchmal Entscheidungen treffen muss, die man eigentlich so niemals zulassen wollen würde?

                                        In Luis Buñuels Film über politische Machtstrukturen steht allerdings eine Frau im Mittelpunkt der eigentlichen Handlung. María Félix spielt eine starke Frau mitten in einer von Männern beherrschten Gesellschaft, die von eben jeden häufig nur als Lustobjekt wahrgenommen wird. Gemeinsam mit dem männlichen Hauptdarsteller Gérard Philipe, der hier aufgrund seines viel zu frühen Krebstodes zum letzten Mal überhaupt zu sehen gewesen war (in der Rolle des Ramón Vázquez), entstanden höchst intensive, melodramatische Szenen.

                                        Beide Hauptcharaktere befinden sich also in einer ihnen gegenüber als feindlich und bedrohlich wahrgenommenen Situation, aus der sie nicht wirklich ausbrechen können. In Momenten, in denen sie dies tun könnten, entscheiden sie sich allerdings auch dagegen. Die Konsquenz daraus ist natürlich offensichtlich...

                                        5
                                        • 8 .5

                                          "Das junge Mädchen" von 1960 ist einer der wenigen Filme, die Luis Buñuel in englischer Sprache gedreht hat. In diesem Film hat er sich auch eines eher amerikanischen Themas angenommen: Rassismus, womit der Film mich stellenweise etwas an den 1962 produzierten "Wer die Nachtigall stört" (von Robert Mulligan) erinnerte. Trotzdem wurde der Film nicht in den USA gedreht, sondern in Mexico. Obwohl Buñuel für diesen Film seinen Stil etwas dem amerikanischen Markt angepasst hat, ist jedoch trotzdem seine Handschrift noch klar erkennlich.

                                          Die Darsteller sind wirklich gut; besonders die schauspielerische Leistung des jungen Mädchens Evalyn (Key Meersman) ist sehenswert.

                                          Allerdings war "Das junge Mädchen" ein finanzieller Flop, besonders weil die Themen wie Rassismus und Missbrauch Jugendlicher eher abschreckten. Dazu kommt, dass die Figuren größtenteils nicht einfach in "gut" und "böse" kategorisierbar sind, eben nicht einfach "schwarz" und "weiß". Aber gerade dieser Punkt, macht den Film aus heutiger Sicht für mich so interessant und gut. Tatsächlich ist damit "Das junge Mädchen" einer meiner Lieblingsfilme von Luis Buñuel.

                                          8
                                          • 7 .5

                                            Beim Schauen von "Weiße Lilien" hatte ich das Gefühl, eine kafkaeske Variate von 1984 zu sehen, die von David Lynch verfilmt wurde. Ob das etwas Gutes ist, weiss ich leider selbst nicht so genau. Auf jeden Fall ist der Film äußerst interessant, wenn auch die meisten Ideen für diese Utopie irgendwie so ähnlich schonmal irgendwo auftauchten.

                                            Rein stilistisch betrachtet hat "Weiße Lilien" viel zu bieten. Sowohl visuell als auch schauspielerisch weiß der Film wirklich zu beeindrucken. Besonders mochte ich das übertriebene Agieren der Figuren. Das gab dem Film eine eigenwillige Atmosphäre. Das Ganze wurde dann noch mit einigen Verschwörungsthriller- und Horrorfilm-ähnlichen Elementen gespickt, was ich persönlich als durchaus passend empfand.

                                            Leider bleibt unter der Oberfläche des Filmes wenig übrig, das tatsächlich als neuartig und hervorragend zu bezeichnen wäre. Es geht der Utopie dann doch mehr um das Vermitteln gewisser Gefühle (wie es in solchen Filmen aber ja eigentlich immer der Fall ist). Aber das gelingt in "Weiße Lilien" vorzüglich und ist schlussendlich vielleicht auch kein großer Kritikpunkt.

                                            • 7 .5

                                              Ich empfand "Im Winter ein Jahr" als streckenweise wirklich starken, kraftvollen und bewegenden Film. Die Darsteller spielten grandios, die Figuren haben mich fasziniert, das Setting war durchaus interessant (wenn es auch vielleicht etwas plakativ wirken kann ohne dass es das tatsächlich sein will) und die Bilder sind toll.

                                              Wenn der Film nach 90 Minuten zu Ende gewesen wäre, hätte ich ihm bestimmt 9,0 Punkte gegeben. Das liegt aber nicht daran, dass mir der Film als zu lang erscheint, sondern schlicht an der Tatsache, dass die letzten 30 Minuten in meinen Augen dem Film eher schaden. Auch wenn da teilweise kraftvolle, beeindruckende Szenen dabei sind, läuft alles irgendwie auf einen "Heilewelt"-Zustand hinaus, der mich an mancher Stelle sogar etwas wütend machte.

                                              • 7 .5

                                                Als "Love Exposure" auf der Berlinale 2009 lief, hab ich ihn mir nicht angeschaut. Zu sehr hat mich Sono Sions "Strange Circus" abgestossen. Ich habe seinem neuen Film daraufhin keine Chance gegeben. Aber zu meiner Überraschung war "Love Exposure" viel besser.

                                                Der Film ist witzig, stilistisch ansprechend und extrem schräg mit hohem "Coolness"-Faktor. Er ist wirklich sehr unterhaltsam und kurzweilig. Dass der Film so lang ist, tut ihm aus meiner Sicht sehr gut. Hätte man versucht, alles in einen 2-Stunden-Film zu packen, wäre das Ergebnis viel zu überladen. Aber so hat man als Zuschauer genügend Zeit, sich auf die unterschiedlichen Charaktere einzustellen oder sich gar mit ihnen zu identifizieren. "Love Exposure" hätte auch durchaus noch länger sein können :)

                                                Die Schauspieler sind super (wenn auch inhaltlich für mich alle drei Hauptfiguren viel zu jung sind). Besonders Ando Sakura, die Koike spielte, mag ich sehr. Ich hab sie in einem Film auf der Berlinale 2010 gesehen ("A Crowd of Three"), in dem sie mir sehr gefallen hat. Und das war schließlich auch der Auslöser, warum ich mir "Love Exposure" anschauen wollte. Aber auch Nishijima Takahiro (Yu) ist ziemlich gut... Und Mitsushima Hikari (Yoko) ist einfach nur... naja... süß eben...

                                                Leider kommen in manchen Szenen dann doch immer wieder Erinnerungen an "Strange Circus" hoch. Die "unterhaltsame" Exploitation von Themen wie Kindesmissbrauch oder krankhaftem Voyeurismus geht mir einfach zu weit (deswegen kann ich auch keine bessere Bewertung abgeben).

                                                4
                                                • 9
                                                  über Unloved

                                                  "Unloved" ist nicht schön, aber sehr gut; nicht unbedingt spannend, aber absolut interessant...

                                                  Insbesondere die Thematisierung der Problematiken in der japanischen Gesellschaft ist äußerst beeindruckend: Sei es die Darstellung des alltäglichen Wettkampfes und Ehrgeizes der Menschen, oder die Fragestellung der äußerlichen Gefühlskälte zwischen ihnen. Natürlich ist dies speziell für Japan ausgerichtet, läßt sich aber auch in gewisser Weise auf die europäische Gesellschaft übertragen.

                                                  Die Verwendung von sehr ruhigen bis sogar völlig festen Kameraeinstellungen passt sehr gut zu "Unloved". Sehr gut empfand ich auch die Tatsache, dass sich während des Filmes der Sichtwinkel leicht verschiebt. Während man zunächst Mitsuko als einzig zentrale Figur hat, rückt im Laufe des Filmes noch die Sichtweise der männlichen Figuren in den Fokus. Außerdem sind die drei Hauptcharaktere sehr gut durch ihre jeweiligen Schauspieler dargestellt.

                                                  2
                                                  • 6 .5

                                                    "Babettes Fest" ist ein schöner, witziger, netter Film. Und das ist eigentlich auch schon fast alles, was man darüber sagen kann. Dass Gabriel Axels Romanverfilmung seinerzeit den Oscar als bester Fremdsprachenfilm gewann, ist nicht überraschend. Schließlich hat der Film eine klare, einfache Aussage, ein unproblematisches Ende und größtenteils sympathische Charaktere; aber eben leider nichts Kantiges oder Kritisches...

                                                    Durchaus als gut kann man die Schauspieler bezeichnen. Aber alles überragend spielt eigentlich nur die wunderbare Stéphane Audran, Ex-Frau und Hauptdarstellerin von Claude Chabrol. Bibi Anderssons Rolle fällt hingegen leider enttäuschend klein und unbedeutend aus.

                                                    2