Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

  • 6

    Meine Vorhersage für "Kokuhaku – Geständnisse" waren 8,5. Dementsprechend habe ich mich auf ein großartiges Kinoerlebnis eingestellt und bin voller Vorfreude ins Spartenfilmkino fsk gegangen. Leider konnte mich der Film dann nicht vollends überzeugen. Gleich zu Beginn störte mich die ästhetisierte und laute Atmosphäre; und das sollte sich auch bis zum Ende nicht ändern.

    Eigentlich hat "Kokuhaku" alles was ich brauche, um einen Film genießen zu können. Eine interessante Geschichte, die sich auf raffinierte Art und Weise ausbreitet und entfaltet. Die Erzählweise, die auf unterschiedlichen Blickpunkten der beteiligten Figuren beruht, ist sicherlich für japanische Filme nicht neu, aber trotzdem immer wieder fesselnd. Dazu Charaktere, deren Beweggründe trotz einer gewissen (japantypischen?) Überzeichnung absolut nachvollziehbar bleiben. Selten waren Schilderung und Erklärung unfassbarer Gräueltaten so verständlich – ja geradezu zwingend. Dass alles zur Veranschaulichung einer Gesellschaftskritik dient, ist selbstverständlich. Und nicht zuletzt kommt der Film aus Japan; da bin ich zugegebenermaßen manchmal etwas unkritischer.

    Was mich jedoch stört ist die Überblendung der positiven Elemente des Filmes durch die für meinen Geschmack übertriebene Ästhetik. Ich bin mir aber auch bewusst, dass gerade dies viele Zuschauer zu begeistern weiß. Mich schreckt es jedoch ab. Immer wieder gab es wunderbare, tiefgründige – oder sogar wunderschön melancholische – Momente, die kurz darauf allerdings durch brachiale Ästhetik in den Hintergrund verdrängt wurden.

    Außerdem hat mir leider die Musik nicht gefallen. Nicht das es schlechte Lieder waren - im Gegenteil - jedoch trugen sie für mich nachteilig zum Empfinden der Filmatmosphäre bei.

    Mein Fazit: "Kokuhaku" überzeugt auf der Ebene des tiefgründigen und exzellenten Drehbuches. Allerdings hinterlässt der Film aufgrund seiner Form leider keinen positiven Gesamteindruck bei mir. Etwas Zurückhaltenderes, Subtileres und Eleganteres hätte mir persönlich besser gefallen.

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    • 6 .5

      Bei "Das Haus der schlafenden Schönen" habe ich das klassische Problem einer Literaturverfilmung. Nicht nur das es sich dabei um die Verfilmung eines meiner Lieblingsautoren handelt, dem Literaturnobelpreisträger Kawabata Yasunari. Viel problematischer wiegt hier jedoch die Tatsache, dass der Stoff aus meiner Sicht eher schwierig vom Medium Buch ins Medium Film übertragbar ist: Aus zweierlei Gründen. Erstens spielt sich das Geschehen eher im Kopf und in den Gedanken der Hauptfigur ab. Und zweitens bringt die tatsächliche Darstellung der Ereignisse dieses Werkes in Bild und Ton unweigerlich etwas voyeuristisches und teilweise sogar abstoßendes mit sich; was in literarischer Form eher ein kleineres Problem ist. Das war wohl auch dem Regisseur Vadim Glowna bewußt, sodass er versuchte, die Handlung manchmal etwas abschweifen zu lassen. Zusätzlich störte mich persönlich natürlich auch etwas die Verlagerung der Handlung von "Die schlafenden Schönen" aus Japan nach Deutschland. Dies ist jedoch nur inhaltlicher Natur, da mir die Bilder des nächtlichen Berlins oder die Aufnahmen der Dächerlandschaften absolut faszinieren konnten. Durchaus positiv bewerte ich auch die Atmosphäre des Filmes, die es schafft die Melancholie der Vorlage gut wiederzugeben. Allerdings fehlen dabei gewisse subtile, inhaltliche Elemente, die stark mit der sonst so patriachalisch geprägten, japanischen Gesellschaft verknüpft sind.

      Als wirklich toll empfand ich die Besetzung. Neben dem Regisseur Vadim Glowna, der gleichzeitig überzeugend die Hauptrolle spielt, sind zwei deutsche Kinogrößen zu sehen: Maximilian Schell und Angela Winkler. Aber auch Nebenfiguren wurden gut besetzt, so zum Beispiel mit Birol Ünel.

      Als kleine persönliche Randnotiz: Erst kürzlich habe ich gelernt, dass Angela Winkler, die man im Kino hauptsächlich als literarische Figuren wie Agnes Matzerath oder Katharina Blum wiederfand, tatsächlich im gleichen kleinen Örtchen wie ich geboren wurde.

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      • 7 .5
        über Themroc

        <<Ein Mann namens Themroc, der mit seiner Mutter und seiner jungen Schwester zusammen wohnt, macht sich morgens Kaffee, fährt zur Arbeit mit der Bahn, zettelt einen Streit in der Umkleide an, gerät nach einem Zwischenfall auf der Arbeit zum ersten Mal an die Polizei, und mauert sich nach einem Streit (weil er seine Schwester begehrt) mit der Mutter in ein Zimmer ein, das er daraufhin natürlich komplett zerstört. Er hat Sex mit einer schönen Nachbarin, was die Schwester sehr traurig macht, die er dann aber vor zwei Polizisten retten muss. Der Aufruhr ruft selbstverständlich ein Fernsehteam auf den Plan. Nach einem erfolglosen Polizeigroßeinsatz, eifern ihm seine Nachbarn nach, was zur vollständigen Resignation seitens der Polizei führt. Des nächtens schlägt er einen Polizisten bewußtlos und schnappt sich noch einen zweiten Gendarm, der eine schönere Uniform trägt. Das Fleisch der Polizisten wird dann von ihm, seiner Schwester und seinen symphatisierenden Nachbarn verspeisst. Eine andere junge Frau, die von seinen Taten begeistert ist, folgt ihm und zieht zu ihm und dessen Schwester. Am nächsten Morgen wird noch folgerichtig ein junger, gutgebauter Maurer verführt.>>

        Claude Faraldo Gesellschaftssatire aus dem Jahre 1972 befreit seine Figuren mittels eines Vorschlaghammers von gutbürgerlicher und zivilisierter Langeweile, sexueller Frustration und genereller Unzufriedenheit, und wirft sie in einen Zustand, der dem eines Höhlenmenschen ähnelt, zurück. Selbst vor Inzest und Kannibalismus wird in ihrem Streben nach Freiheit nicht zurückgeschreckt. Auch wenn kein einziges artikuliertes Wort gesprochen wird, so gibt es trotzallem so etwas wie Dialoge, die allerdings im Wesentlichen aus animalischen Grunz- und Schmatzlauten, Kreischen oder ähnlichen Geräuschen bestehen.

        Michel Piccoli spielt Themroc grandios. Und die damals noch blutjunge Béatrice Romand ist in ihren kurzen Auftritten (wie immer, wie ich finde) bemerkenswert präsent. Ihre mal unglaublich fröhlichen, mal zutiefst traurigen Augen ergreifen den Zuschauer sofort. Zu Beginn hatte ich etwas Probleme, in den Film hinein zu finden, was sich später allerdings änderte. Dann unterhielt mich "Themroc" vorzüglich.

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        • 5

          Von "The Invincible Iron Man" war ich ziemlich enttäuscht.

          Die Entstehungsgeschichte wurde (mal wieder) verändert. Zwar gibt es Parallelen, aber auch viele klare Abweichungen, die mich als Fan eher irritieren. Mir persönlich gefallen solche "Modernisierungen" eben nicht sonderlich. Und ich meine damit nicht, dass die Handlung in die aktuelle Gegenwart verlagert wird (der Vietnamkrieg ist ja auch wirklich schon zu lange her), sondern eher direkte Handlungsabläufe. Zum Bespiel ist hier die gesamte Geschichte rund um den Mandarin anzuführen. Eigentlich bleibt es lediglich bei der Gegenüberstellung von moderner Technik und mystischer Magie. Aber leider wurde nach meinem Geschmack dieser Aspekt dann auch nicht befriedigend genug ausgeleuchtet. Schade...

          Außerdem empfand ich generell den Handlungsablauf von "The Invincible Iron Man" als sehr unrhythmisch und unharmonisch. Da kam bei mir nicht wirklich Spass beim Schauen auf.

          Auch zeichnerisch hat mir der Film nicht gefallen. Der Zeichenstil war mir nicht originell genug. Und die Computeranimationen zwischen den klassischen Zeichentrickbildern störten mich schon sehr. Zusätzlich war ich beispielsweise vom Aussehen Pepper Potts enttäuscht. Dass in einer Realverfilmung eine Gwyneth Paltrow nicht notwendigerweise dem Charakter ähnelt, kann ich verschmerzen. Aber hier ist Pepper ja äußerlich noch weiter von der Vorlage entfernt. Wo sind die süssen Sommersprossen?

          Insgesamt muss ich sagen, habe ich das Gefühl, dass Konkurrent DC bei seinen Zeichentrickumsetzungen ein erheblich besseres Händchen beweist als Marvel (zumindest basierend auf "The Invincible Iron Man"). Ich denke, solche Zeichentrickverfilmungen sollten in erster Linie für die Fangemeinde produziert werden und nicht für ein breites Publikum. Hoffentlich ändert sich die Ausrichtung und steigert sich die Qualität bei Marvel-Umsetzungen in Zukunft da noch etwas. Das Potential ist jedenfalls ja da!

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          • 7 .5

            "Die Mondverschwörung" beginnt als kuriose, skurile, aber durchaus niedliche Satire, nur um nach und nach in immer abgründigere Gefilde abzudriften. Während die Gesprächspartner zunächst noch harmlose Esoteriker sind, kommen später Menschen mit offensichtlich verrückten (und vielleicht sogar gefährlichen?) Ansichten zu Wort. Spätestens wenn Nazianhänger interviewt werden, kann einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleiben. Da offenbaren sich wirklich Abgründe in unserer Gesellschaft...

            Es war für mich tatsächlich etwas erschreckend, wie leicht aus scheinbar harmloser Esoterik so etwas Irrationales und Fragwürdiges wie rechte Ideologien und der damit verbundenen Menschenverachtung erwachsen kann.

            "Die Mondverschwörung" überläßt größtenteils dem Zuschauer die Bewertung des Gezeigten. Also kann man sich beim Schauen auch durchaus unterschiedlichen Fragestellungen hingeben. Am Ende hat mir dann allerdings doch leider etwas an dem Film gefehlt. Irgendwie wußte ich nicht genau, was ich jetzt vom Gesehenen halten soll.

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            • 6

              "La Diagonale du Fou" ("Gefährliche Züge" oder "Duell ohne Gnade") ist streckenweise durchaus interessant. Auch die tolle Besetzung hat mir größtenteils gefallen. Besonders Jean-Hugues Anglade und Liv Ullmann in den Nebenrollen haben mich sehr gefreut. Allerdings: Der großartige Michel Piccoli bleibt für meinen Geschmack etwas blass, und der mir unbekannte Alexandre Arbatt als Gegenspieler konnte mich zu keinem Zeitpunkt überzeugen.

              Leider gibt es in dem Film immer wieder etwas lächerlichen Unsinn, der es mir schwer machte, den Film wirklich zu mögen. Dass er 1985 den Oscar für den besten Fremdsprachenfilm gewinnen konnte, ist für mich schwer nachzuvollziehen. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Geschichte von tatsächlichen Begebenheiten inspiriert wurde, und man den Film im politischen Lichte seiner Zeit betrachtet, so läßt sich zumindest das zugrunde liegende Konzept des Filmes bewundern. Doch wirklich packend oder gar fesselt wird "La Diagonale du Fou" leider niemals wirklich.

              • 7

                "Superman/Batman: Public Enemies" ist zumindest für Comicfans wirklich sehenswert. Dabei handelt es sich um die Zeichentrickumsetzung eines interessanten Storybogens von Jeph Loeb und Ed McGuinness. Die Zielgruppe besteht wohl in erster Linie aus Comiclesern und Fans, die sich bereits genügend gut mit den Ereignissen und Entwicklungen aus den Comics der letzten Jahre auskennen und generell wenig Erklärungsbedarf haben.

                Die Geschichte von "Public Enemies" ist sehr faszinierend und spannend, nur leider wurde im diesem Animationsfilm nicht dessen volles Potential ausgeschöpft. Der Film hätte durchaus etwas mehr Zeit für Storyentwicklung gebrauchen können. So geht leider alles viel zu schnell (überhaupt ist er mit nur knapp 65 Minuten viel zu kurz). Allzu stark wurde sich auf Kampf- und Actionszenen konzentriert, die jedoch durchaus gut gelungen sind. Insbesondere durch die enorme Anzahl und Bandbreite an Bösewichten und Gegnern bleibt "Public Enemies" allerdings stets interessant und unglaublich unterhaltsam.

                Der Zeichentrickstil des Filmes ist durchaus etwas an den Zeichenstil von Ed McGuinness angelehnt. Überhaupt passt Animation ziemlich gut zu Comicumsetzungen - vielleicht sogar besser als manch Realverfilmung (natürlich ist das Geschmackssache).

                Für "Public Enemies" konnten verhältnismäßig bekannte Schauspieler gewonnen werden: Clancy Brown als Lex Luther ist ziemlich gut. Während Batman und Superman von relativ Unbekannten gesprochen werden, sind in den Nebenrollen die Stimmen von Xander Berkeley, CCH Pounder oder John C. McGinley zu hören.

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                • stimmt! gerade "Swimming Pool" fehlt hier definitiv.

                  für mich zählt François Ozon ebenfalls zu den besten Regisseuren der Gegenwart. insbesondere seine Dramen finde ich unglaublich gut. außerdem dreht er mit den besten Schauspielern. ich liebe einfach seine Hauptdarstellerinnen (Charlotte Rampling, Isabelle Huppert, Valeria Bruni Tedeschi oder Jeanne Moreau). Aber auch die Männer sind super (z.B. Melvil Poupaud).

                  Meine Top 7 sähe villeicht so aus (warum eigentlich gerade sieben? naja mehr als 10 Filme hat Ozon ja auch noch nicht gemacht!):

                  7. Ricky – Wunder geschehen
                  6. 8 Frauen
                  5. Unter dem Sand
                  4. Rückkehr ans Meer
                  3. 5×2 – Fünf mal Zwei
                  2. Die Zeit die bleibt
                  1. Swimming Pool

                  • 9 .5

                    "Die rote Wüste" war der erste Farbfilm von Michelangelo Antonioni und Farbe spielt in diesem Werk eine ganz besondere Rolle. Die Bilder sind teilweise extrem stark farbgesättigt; insbesondere was das Rot anbelangt. Außerdem instrumentalisierte der Regisseur die Farbgebung auch inhaltlich, um gewisse Gefühlszustände metaphorisch oder kommentierend zu unterstreichen. Mir persönlich gefällt das wirklich sehr. Dass es Antonionis erster Farbfilm war ist umso erstaunlicher angesichts der innovativen und genialen Anwendung. Aber auch die starke neuartige Nutzung von Zoomobjektiven ist für den Film charakteristisch.

                    In "Die rote Wüste" finden sich viele typische Merkmale für Antonionis Filme dieser Zeit. So spielen zum Beispiel viele Szenen auf kargen Fabrikgeländen in nebeligen Landschaften. Da im Film keine tatsächliche Wüste zu sehen ist, ist der Titel wohl ebenfalls eine Metapher für die Kargheit und Trostlosigkeit der menschlichen Gefühlswelten. Und das Rot findet sich in vielen Szenen, die mit Erotik oder der Sehnsucht danach verbunden sind. Da wäre zum Beispiel das Innere eines Schuppens, in dem sich eine der unvergesslichen Sequenzen des Filmes abspielt, oder die Farbe eines Bettes.

                    In dem Film gibt es viele denkwürdige Szenen, die sich mir ins Gedächtnis geprägt haben. Dies ist wohl auch auf die starke Farbgestalltung in Verknüpfung mit dem Inhalt zurückzuführen. Ein Exempel dafür wäre zum Beispiel die Abschlusssequenz, in der der Sohn die Hauptfigur fragt, warum der aufsteigende Rauch gelb ist, und die Mutter antwortet, er sei giftig, doch die Vögel haben gelernt, ihm auszuweichen.

                    Monica Vitti überzeugt absolut in der Darstellung einer seelisch belasteten Frau. Ihre starke Präsenz ist für den Film ebenfalls ungemein wichtig.

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                    • 6 .5

                      Der finnische Kurzfilm "Heavy Metal" ist ein wirklich nettes, kleines Filmchen. Leider ist er für meinen Geschmack etwas zu kurz. Der Film läßt sich einfach in manchen Momenten nicht genügend Zeit. Manche Dinge geschehen aus meiner Sicht zu schnell. Da fehlt oft einfach eine Entwicklung. Aber ich bin auch kein großer Freund von Kurzfilmen. Sicher gibt es auch Zuschauer, die eine solche Art von Verdichtung begrüßen...

                      Die Stimmung und die Bilder von "Heavy Metal" gefallen mir jedoch wirklich gut.

                      • 8 .5

                        "Der Schrei" leitete 1957 meiner Ansicht nach die großartigste Schaffensperiode in Michelangelo Antonionis Karriere ein. In den nächsten Jahren folgten Filme wie "Die mit der Liebe spielen", "Die Nacht" oder "Die rote Wüste".

                        "Der Schrei" kann sicherlich als Vertreter des italienischen Neorealismus eingeordnet werden. Der Film spiegelt dabei die Lebensumstände der Nachkriegszeit aus dem Blickwinkel der Arbeiterschicht wider ohne wirklich politisch zu sein. Antonioni geht es vielmehr um die Psychologie seiner Figuren.

                        Antonionis Stil entwickelte sich bereits in die Richtung, die ihn später auszeichnen sollte. Erstmals ist mit "Der Schrei" ein Film geprägt von Wortkargheit. Es gibt auch keine oberflächlichen Erklärungen. Inbesondere überläßt der Regisseur dem Zuschauer die Aufgabe des Verständnisses der Charaktermotivationen oder der allgemeinen Aussagen des Filmes. Zusätzlich wurden trostlose, winterliche Landschaften und eher menschenleere, stille Umgebungen zu einem seiner typischen Merkmale.

                        Dass Michelangelo Antonioni erstmals mit amerikanischen Hollywoodschauspielern arbeitete, ist für mich relativ unwichtig. Zumal Steve Cochran ("Die besten Jahre unseres Lebens", 1946) oder Betsy Blair ("Marty", 1955) nicht wirklich zu den ganz großen Namen gehören dürften. Aber gerade Cochran hat in "Der Schrei" als Aldo vielleicht eine seiner besten, auf jeden Fall aber interessantesten Leistungen abgeliefert. Erwähnenswert sind zusätzlich noch Dorian Gray ("Die Nächte der Cabiria" von Fellini, 1957) und Alida Valli, die vor allem aus "Der dritte Mann" (1949) oder "1900 - Novecento" (1976) bekannt ist.

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                        • 8

                          Für mich war "The Ballad of Genesis and Lady Jaye" einer der kleinen Höhepunkte der Berlinale 2011. Dabei war es lediglich ein Film, den ich kurzfristig einfach mal mir angeschaut habe ohne wirklich informiert oder vorbereitet gewesen zu sein. Er lief zwischen zwei anderen Filmen im gleichen Kino und ich hatte nichts anderes in der Zeit vor. Aber diese Filme, an die man keine Erwartungen stellt, entpuppen sich oft als wahre Perlen.

                          "The Ballad of Genesis and Lady Jaye" kann nicht wirklich als großartiger Dokumentarfilm bezeichnet werden. Im Gegenteil: "The Ballad..." ist alles andere als eine rein dokumentarische, objektive und filmisch präzise durchdachte Studie einer bizarren Liebe. Vielmehr passt sich die Gestaltung des Filmes der Persönlichkeit und des Stiles des Musikers und Performance-Künstlers Genesis Breyer P-Orridge (ein Mitbegründer der britischen Industrialszene mit Bands wie Throbbing Gristle oder Psychic TV) an.

                          Der Film der französischen Regisseurin Marie Losier erzählt stattdessen die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe mit teils exzentrisch grotesken Begleiterscheinungen aus einer eher selbstdarstellerischen Perspektive des Musikers. Allerdings führt das zu einem sehr emotionalen und interessanten, in jedem Fall aber unterhaltsamen Seherlebnis.

                          Größtenteils besteht Losiers erster abendfüllender Film aus einer nicht unbedingt zwingenden Aneinanderreihung von persönlichen Heimvideos und künstlerischen Performances, die mit persönlichen Kommentaren und Erläuterungen von Genesis P-Orridge unterlegt sind. Dabei entwickelt der Film einen sehr eigentümlichen Erzählrhythmus, der sich der Cut-up-Technik annähert, die P-Orridges künstlerischen Stil auszeichnet. Mit Cut-up wird eine Schnittmethode in Musik, Film oder Literatur bezeichnet, die den Zufall mit einbezieht und teilweise sehr frakmentarisch daherkommt. Bekannteste Vertreter dieser Technik waren William S. Burroughs ("Naked Lunch") oder Brion Gysin, die P-Orridge sehr verehrte.

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                          • 8 .5

                            Während mich das grundlegende Prinzip eines Projektes wie "Dreileben" durchaus anspricht, so kann mich die tatsächliche Geschichte aus diesem Dreiteiler zunächst wenig begeistern. Glücklicherweise ist Christian Petzolds "Etwas Besseres als den Tod" dann aber genügend weit von dieser Haupthandlung entfernt. Das vorgegebene Gerüst bildet hier lediglich einen subtilen Hintergrund, der eher aus dem Vorwissen des Zuschauers besteht. Der hauptsächliche Verknüpfungspunkt zu "Dreileben" besteht offensichtlich aus kleineren Szenen, die sich in den anderen Filmen wiederentdecken lassen.

                            Das Positivste an dem "Dreileben"-Konzept ist für mich, dass die erzählerische Vielfalt innerhalb einer gemeinsam geteilten Welt ohne zentralem Kern es dem Regisseur ermöglicht, etwas Eigenständiges zu erschaffen. Somit kann jeder Film auch einzeln und unabhängig von den anderen Teilen gesehen werden. Für das Gesamtprojekt ist dies besonders förderlich, da jeder Film andere Schwerpunkte setzen kann, für die in einem einzigen Film niemals ausreichend Platz vorhanden wäre.

                            Bisher habe ich außer "Etwas Besseres als den Tod" noch keinen weiteren Teil der Trilogie gesehen. Anschauen werde ich sie mir allerdings schon noch. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit der emotionalen Bindung zu dem Ereignis am Ende von Petzolds Film, die weiteren zwei Filme durchaus interessant sein können, da man gewisse Dinge mit anderen Augen sehen wird.

                            Sicherlich ist "Etwas Besseres als den Tod" als TV-Produktion filmisch weniger herausragend im Vergleich zu Christian Petzolds Meisterwerken. Trotzdem war der Film hoch interessant und schön. Der Regisseur bleibt jedoch auch weiterhin seinem Stil treu. Wieder spielt ein Film in einer kleinen, ländlichen Gemeinde in Deutschland (Dreileben liegt eigentlich in Sachsen-Anhalt, wurde aber für diese Trilogie einfach mal nach Thüringen verfrachtet). Erneut kulminiert eine zarte Charakterstudie in einem emotionalen Klimax. Auch weitere seiner typischen Themen sind in "Etwas Besseres als den Tod" auffindbar.

                            Schauspielerisch ragt für mich Luna Mijovic als Ana absolut heraus. Ihre Figur ist allerdings auch die sympathischste. Anas Aktivität dominiert den Verlauf der Handlung. Ihre emotionale Instabilität, ihre dezente Naivität und umso höhere Verletzlichkeit machen es dem Zuschauer leicht, sich zusammen mit dem eher passiven und entscheidungsschwachen Zivi Johannes in sie zu verlieben.

                            Sehr interessant an den zwei Hauptfiguren ist zum Beispiel auch ihr familiärer Hintergrund, der im Film lediglich andeutungsweise dargelegt wird. Vieles findet außerhalb des Gezeigten statt.

                            Besonders toll empfand ich die Wahrnehmung der Örtlichkeiten, an denen viele Szenen stattfinden. Bestimmte Plätze tauchen immer wieder auf. Eine solche Wiederholung baut ein gewissen Gefühl von Vertrautheit auf. Und zusätzlich ist man im Verlauf des Filmes eher verunsichert, wenn plötzlich unbekannte Schauplätze zu sehen sind. Dort passieren dann auch die dramatischeren Handlungselemente.

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                            • 10

                              Der koreanische Regisseur Lee Yoon-ki wird immer mehr zu einem meiner Lieblingsfilmemacher. Nachdem mir "Yeoja, Jeong-hye - This Charming Girl" (Berlinale 2005) schon extrem gefallen hatte, wußte auch "Aju teukbyeolhan sonnim - Ad Lib Night" (Berlinale 2007) mich zu überzeugen. Lediglich "Meotjin haru - My Dear Enemy" von 2009 war etwas schwächer - wenn auch nur leicht. Aber mit "Saranghanda, saranghaji anneunda - Kommt Regen, kommt Sonnenschein" setzt Lee nochmal einen drauf.

                              Im Gegensatz zu "This Charming Girl" ist die Geschichte hier vielleicht weniger dramatisch, und auch wenn lediglich vom letzten gemeinsamen Tag im Leben zweier Menschen erzählt wird, so ist doch die emotionale Tiefe des Filmes umso ergreifender. Es geht um Dinge, die so oder so ähnlich fast jeder einmal im Leben durchgemacht hat oder Gedanken, die jeder kennt. Damit wird das Seherlebnis auch durchaus zu einer Reflektion des eigenen Selbst.

                              Und die scheinbare "Leere" bezüglich auf Dramatik ist in meinen Augen nichts anderes als realistisch. «In bedeutenden menschlichen Lagen gibt es immer etwas erschreckend und anziehend Gewöhnliches, wie immer in der Wirklichkeit.» (Sándor Márai: "Die Möwe").

                              Die Figuren werden hier mal nicht von äußeren Notlagen belastet. Es gab keine häusliche Gewalt, keine drückenden Einflüsse von außen oder ähnliches. Manchmal (oder vielleicht auch erst insbesondere) sind innere Problematiken viel dramatischer.

                              Lee Yoon-kis Stil spricht allerdings sicherlich nicht jederman an, aber für mich ist er einfach perfekt. Der Film ist trotz (oder wohl eher wegen) seiner Ruhe und Langsamkeit so unglaublich emotional ergreifend. In jedem Bild spürt man die Empfindungen der Figuren. Zurecht lief "Kommt Regen, kommt Sonnenschein" im Wettbewerb der Berlinale 2011.

                              Unterstützt wird die großartige, einfühlsame Regie von zwei unglaublich tollen Hauptdarstellern. Lim Su-jeong kennt man auch hierzulande bereits aus "I'm a Cyborg, But That's OK" von Park Chan-wook oder "A Tale of Two Sisters". Und Bin Hyun ist ein aufstrebender Jungstar in Korea. Er hatte bei der Berlinale 2011 neben "Kommt Regen, kommt Sonnenschein" gleich noch einen weiteren Film ("Man Chu - Late Autumn") im Programm. Die zwei Schauspieler liefern eine wirklich überzeugende und realistische Leistung ab.

                              Außerdem ist das Kätzchen einfach so unglaublich niedlich...

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                              • 9
                                über Pina

                                Ich will jetzt nicht auf der Welle der Euphorie reiten, die den Film "Pina" derzeit begleitet. Aber seiner Schönheit und Tiefe konnte auch ich mich einfach nicht entziehen. "Pina" ist zunächst einmal einfach wunderschön. Grandiose Bilder und tolle Musik. Das allein sorgt für einen ästhetischen Hochgenuss. Aber "Pina" ist mehr - viel mehr!

                                Wim Wenders gelingt quasi ein Spagat zwischen Einführung in ein Thema und Darstellung einer weiter und tiefer gehenden emotionalen Komponente. Ich hatte mit "Pina" meine erste ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik. Der Zuschauer, selbst wenn er von Ausdruckstanz noch so wenig Ahnung hatte, bekommt eine Idee vermittelt, wie diese so fremde Sprache Tanz gelesen werden kann. Man versteht, dass es da mehr um Erfühlen und Erahnen geht. Etwas das mich dann auch sehr stark anspricht...

                                Aber was den Film für mich wirklich herausragend macht, ist die Einsicht in die Wahrnehmungsweise und Emotionen der Tänzer selber. Man schaut nicht ausschließlich auf eine Handlung - teilweise ist das in dem Film eher zweitrangig. Der Zuschauer kann im Grunde in die Gefühlswelt der ausübenden Künstler eintauchen. Das empfinden was sie beim Tanzen fühlen.

                                Ausschlaggebend für den Film ist sicherlich aber auch die Verwendung der 3D-Technik. Ich denke, ohne diese wäre ein Film wie "Pina" schlicht und einfach nicht möglich. "Pina" war mein erster Kontakt mit 3D. Dem hatte ich mich bisher verweigert. Aber hier hat es mich einfach überzeugt. Die Räumlichkeit gibt dem Zuschauer eine ganz andere Sicht auf das Geschehen - eben nicht nur rein optisch, sondern auch auf einer ganz anderen Ebene.

                                Meine einzige Kritik wäre allerdings, dass manche Sequenzen etwas zu kurz sind. Man hat sich gerade erst in eine neue Situation eingefunden, da kommt auch schon die nächste. Vielleicht hätten auch etwas weniger Sequenzen ausgereicht, die dann nur einfach länger gewesen wären. Aber das ist meine persönliche Wahrnehmung.

                                Ich kann nur hoffen, dass der Film das große Publikum findet, dass er verdiehnt. Ich kann ihn jedem nur emfehlen. Wenn man sich einfach in den Film fallen läßt, kann man es eigentlich nicht bereuen, ihn sich angeschaut zu haben.

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                                • 7 .5

                                  "Luftschlösser" ist eine Verfilmung des Romanes gleichen Namens der spanischen Schriftstellerin Almudena Grandes. Die Betrachtungsweise und Annäherung an eine Dreiecksbeziehung - in diesem Fall am Beispiel junger Kunststudenten - findet in diesem Film auf eine (zumindest von mir) so noch nicht gesehenen Weise statt.

                                  Ich empfand die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der das Geschehen wahrgenommen wird, als besonders angenehm. Eigentlich hinterfragt "Luftschlösser" so gut wie nie die Richtigkeit der Situation. Die Personen bewegen sich schlicht aber beeindruckend und nachhaltig durch die Handlung.

                                  Die drei Hauptfiguren sind allesamt hervorragend charakterisiert, insbesondere aus psychologischer Sicht. Das sollte man eigentlich bei einer Buchverfilmung auch erwarten, wird jedoch oftmals nicht befriediegend umgesetzt. Aber Regisseur Salvador Garcia Ruiz konzentriert sich in seinem Film fast ausschließlich auf die Personen. Nebenhandlungen und eine Auseinandersetzung mit der Malerei finden zwar statt, lenken allerdings niemals von der komplexen Beziehungsgeschichte ab. Alle drei Hauptdarsteller (Adriana Ugarte, Biel Durán und Nilo Mur) liefern dabei eine gute Leistung ab.

                                  "Luftschlösser" ist ein einfühlsamer und sensibler Film, der in ruhigen und wunderschönen Bilder erzählt wird.

                                  • Ich denke zunächst, es geht in Ordnung, dass in der nächsten Zeit viel über den Oscar gesprochen und spekuliert wird. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich in den letzten Jahren immer weniger dafür interessiert habe. Das liegt einfach daran, das der Oscar einfach nicht DER Filmpreis ist. Schließlich geht es nur um die amerikanischen Filme (und die gefallen mir persönlich in der letzten Jahren immer weniger). Was ich gern hätte, wäre ein Filmpreis, der Werke aus sämtlichen Ländern der Welt mit in die Auswahl nehmen würde und nicht nur die, die auch in den USA in den Kinos liefen. Aber das ist wohl leider utopisch - weil schwer realisierbar...

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                                    • 8 .5

                                      "Le Rayon Vert - Das grüne Leuchten" ist der fünfte Film aus Rohmers Zyklus "Komödien und Sprichwörter" ("Comédies et Proverbes").

                                      Der Film erzählt von der jungen Frau Delphine, wunderbar und ergreifend porträtiert von Marie Rivière. Sie ist eine verzweifelte Frau, die sich der allgemeinen Haltung gegenüber der Lässigkeit, die ihr Umfeld (und scheinbar die gesamte Welt) an den Tag legt, und der damit schwindenden Bedeutung der Liebe, verwehrt. Sie kann und will nichts auf die leichte Schulter nehmen. Ständig muß sie sich anderen gegenüber rechtfertigen, warum sie sich verhält, wie sie es eben tut, oder warum sie zum Beispiel kein Fleisch essen möchte oder ähnliches. Spätestens beim Auftreten einer Schweden, die freizügiger und unbeschwerter nicht sein könnte, wird ein dramatischer Kontrast zwischen den unterschiedlichen Anschauung deutlich.

                                      Delphine ist eher verträumt und etwas abergläubig. Sie glaubt an das Wunder der Liebe, findet aber keinen Weg zu ihr. Sie hat allerdings die Hoffnung ihren Traummann zu finden, wenn ein "grünes Leuchten" auftritt. Dies ist ein kurzes grünes Aufflackern kurz nach Erlöschen der Sonne über dem Meer. Obwohl leider dieses "grüne Leuchten" nicht mit der Kamera eingefangen werden konnte, hat sich Rohmer keines Trickes bedient. Er läßt einfach die Reaktion der Figuren für sich sprechen.

                                      Die Idee um das "grüne Leuchten" entstammt einer Geschichte von Jules Verne, in der behauptet wird, dass ein Augenzeuge bei dessen Anblick fortan mit sich selbst und der Welt in Einklang sei.

                                      Der wunderschöne Film über Einsamkeit und Sehnsucht gewann 1986 den Goldenen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.

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                                      • Ein wirklich wunderbarer Artikel... Vielen Dank!

                                        In gewisser Weise geht es mir sehr ähnlich. Ich kann heute nicht mehr hundertprozentig sicher sagen, was meine "Initialzündung" war, aber Lynchs Filme (allem voran "Blue Velvet" und "Wild at Heart") sowie "Twin Peaks" waren auch mit an meiner Infizierung Schuld.

                                        Inzwischen habe ich mich sicherlich weiter entwickelt, aber Lynchs Filme haben trotzdem irgendwie noch immer etwas besonderes für mich...

                                        • 7

                                          "Das verborgene Schwert" ist ein wirklich interessanter und schöner Film.

                                          Ich möchte allerdings zunächst erwähnen, dass ich normalerweise kein großer Freund von Samurai-Filmen bin. Aber da ich die Filme von Yamada Yōji wirklich sehr mag (vorallem "Kabei - Our Mother" und "Otōto"), habe ich mir auch "Samurai der Dämmerung" und eben "Kakushi Ken - Das verborgene Schwert" angesehen. Ich persönlich finde, dass Yamadas Filme die besten Werke im Samurai-Genre sind (zumindest von denen, die ich kenne). Sie gefallen mir auch mehr als die von Kurosawa Akira.

                                          "Kakushi Ken - Das verborgene Schwert" thematisiert unterschiedliche Geschehnisse im Leben der Samurai aus der Zeit, als sich Japan gegenüber ausländischen Einflüssen langsam öffnet. Der Film zeigt in wunderschönen und ruhigen Bilder eine Welt im Wandel und zeichnet ein realistischeres Bild der Samurai, die ein eher weniger heroisches Leben führen. Vielmehr sind sie wegen ihrer Stellung und ihres Kodexes in vielen Dingen des Lebens eher eingeschränkt und sind gezwungen, selbst unliebsame Entscheidungen zu treffen. Zusätzlich leben sie eher in verhältnismäßiger Armut ohne Aussicht auf Verbesserung solange sie im Stande des Samurai verbleiben.

                                          Veranschaulicht werden diese Themen am Beispiel des Samurais Katagiri. Diese Rolle wird von Nagase Masatoshi verkörpert, den man zum Beispiel aus einer Rolle in Jim Jarmuschs "Mystery Train" kennt. Katagiri steht vor mehreren persönlichen Problemen. Er hat in seinem Leben bisher noch nie sein Schwert einsetzen müssen und ist jetzt gezwungen gegen einen Freund zu kämpfen. Zusätzlich ist er insgeheim in das Dienstmädchen Kie verliebt, das er aus einer unglücklichen Heirat befreit, allerdings jedoch nicht heiraten kann, da diese aus einem niederen Stande ist.

                                          Besonders stark merkt man Yamadas Filmen ein Mitgefühl für Frauen an. Das zeichnet ihn sehr aus.

                                          Fazit: "Das verborgene Schwert" ist selbst für Leute empfehlenswert, die sich nicht für Samurais interessieren.

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                                          • 6 .5

                                            "La belle endormie - Die schlafende Schöne" von Catherine Breillat ist eine eigenwillige Mischung aus "Die Schneekönigin" und "Dornröschen". Thematisiert wird zum Beispiel der Unterschied in der Wahrnehmung der Welt im Vergleich eines Kindes zu einem Erwachsenen. Vieles erscheint riesiger, schöner, aber auch gefährlicher, wenn man noch sehr jung ist. Und die Frage nach Gut und Böse oder Richtig und Falsch wird ganz anders wahrgenommen. Vieles erscheint klarer und einfacher. Später lernt man, dass die Welt weniger ideal ist...

                                            Weitere Themen, die Breillat in dem Film teilweise sehr provokant anspricht, sind die Unterschiede der Geschlechter und die sexuelle Identität der Frau.

                                            Mir persönlich hat die letzte halbe Stunde erheblich besser gefallen als der Anfang, der mir schlicht zu stark märchenhaft war. Aber dies war auch für die Geschichte notwendig und ist schließlich natürlich auch Geschmackssache.

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                                            • 8 .5

                                              In einem fiktiven Staat wird der Staatspräsident während einer Autoparade erschossen. Der mutmaßliche Schütze Daslow wird tot aufgefunden und nach einem Jahr von einer Untersuchungskommission als verwirrter Einzeltäter erklärt. Soweit ist „I wie Ikarus“ aus dem Jahre 1979 eine direkte Umsetzung der Ereignisse rund um das Attentat auf John F. Kennedy. Daslow ist ein Anagramm von Oswald, der Warren-Report wird in diesem Film Heiniger-Report genannt und weitere eindeutige Parallelen und Analogien sind beobachtbar. Schon allein bei den Bildern vom Attentat erlebt man ein Déjà-vu.

                                              Ein Mitglied der Kommission, der von Yves Montand verkörperte Generalstaatsanwalt Volney, weigert sich die offizielle Schlussfolgerung anzuerkennen und stellt weitere Nachforschungen an. In „I wie Ikarus“ ist von Anfang an klar, dass Daslow nur ein Sündenbock ist, und die Existenz einer Verschwörung steht außer Frage.

                                              Doch der Film von Henri Verneuil ist anders als „JFK – Tatort Dallas“ nicht als potentiell realistische Wiedergabe der tatsächlichen Ereignisse angelegt. Er verbindet Fakten mit offensichtlicher Fiktion. Im Gegensatz zum späteren Film von Oliver Stone gibt es in „I wie Ikarus“ kein offenes Ende. Es wird ein Abschluss gefunden, der nicht vorgibt, real zu sein.

                                              Der französische Film geht aber noch darüber hinaus. Insbesondere stellt er Fragen. Warum kann es zum Beispiel selbst in so genannten zivilisierten Staaten zu abscheulichen Taten kommen? Wieso folgen Menschen Befehlen, selbst wenn sie noch so falsch erscheinen sollten? Und kann sich ein staatlicher Geheimdienst derart verselbstständigen, dass er von der Regierung nicht mehr kontrolliert werden kann oder sogar eigenständige Entscheidungen treffen, die über das Interesse des eigentlichen Staates hinaus gehen?

                                              „I wie Ikarus“ ist ein vorzüglicher Film, der sowohl spannend als auch unterhaltsam ist. Schauspielerisch und aus handwerklicher Sicht ist er herausragend. In jedem Fall lohnt es sich sehr, den Film anzuschauen. Er hat eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient, als die Bewertungsanzahl hier aufzuweisen scheint.

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                                              • 8

                                                "Perhaps Love" von Peter Chan ist ein mal wunderschöner, mal trauriger, mal bewegender Film, wie er wohl nur aus China stammen kann.

                                                Der Film hat mir sehr gefallen. Die Idee der Tanz- und Gesangsszenen aus dem Film im Film, die als Spiegelbild der Gefühle der Charaktere konzipiert sind, ist einfach toll. Die eigentliche Grundhandlung und die Charakteranlage ist sicherlich etwas simpel, aber das tut dem Genuß keinen Abbruch - zumal man durch die vielschichtige Erzählstruktur während des Schauens in die Geschehnisse erst nach und nach geführt wird. Eine komplexe Geschichte wäre bei einem solchen Erzählstil sicherlich auch nicht unbedingt möglich.

                                                Daß die beiden Hauptfiguren von zwei Darstellern verkörpert wurden, die ich sehr mag, tat das Übrige, damit mir "Perhaps Love" so zusagte. Xun Zhou (z.B. aus "Beijing Bicycle - Fahrradiebe", "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin", "Baober in Love" oder "Verführerischer Mond") und Takeshi Kaneshiro (z.B. aus "Chungking Express", "Fallen Angels" oder "House of Flying Daggers") haben schon mit den größten chinesischen Regisseuren gearbeitet.

                                                Die Bilder von "Perhaps Love" sind spektakulär und wunderschön. Kein Wunder! Schließen waren Christopher Doyle ("In the Mood for Love" oder "Hero") und Peter Pau ("Tiger & Dragon") verantwortlich dafür.

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                                                • 9 .5

                                                  "Herbstgeschichte" ist der dritte Teil aus Éric Rohmers Zyklus "Contes des quatre saisons". Wie eigentlich immer in Rohmers wunderbaren Geschichten geht es um das Finden und die Launen der Liebe, und den damit verbundenen Unsicherheiten, Irrungen und Wirrungen. Aber im Gegensatz zu der Vielzahl seiner Filme, stehen in diesem Werk nicht junge Menschen im Zentrum. Alles dreht sich um Magali, eine wundervoll lebendige und sympathische Mittvierzigerin; wunderbar gespielt von Béatrice Romand, die schon mit "Claires Knie", "Die schöne Hochzeit" und "Das grüne Leuchten" Auftritte in Rohmers Filmen hatte.

                                                  Wie immer beobachtet Rohmer seine Figuren ohne sie zu ernst zu nehmen. Ihre Dialoge sind pointiert, aber trotzdem wahrhaftig. Das was sie sagen entspringt ihren momentanen Gefühlen, denen sie jedoch nie selbst vollständig trauen oder die sie gar verstehen können. Das gibt dem Film eine wunderschöne Leichtigkeit und Heiterkeit... Trotzdem geht er mit dem Thema Liebe nicht leichtfertig um.

                                                  Zusätzlich geht es in der "Herbstgeschichte" um weitere Fragen des Lebens, zum Beispiel des Entwurzeltseins oder Verplanztwerdens. Sowohl Magali als auch Gérard sind repatriierte Menschen, die in ihrer neuen Heimat versuchen ihren Traum eines Lebens zu verwirklichen. Da passt es gut, das Magali eine Winzerin ist und mit dem Anbau von Pflanzen beschäftigt ist.

                                                  Bei den 55. Internationalen Filmfestspielen von Venedig wurde Éric Rohmer mit dem Drehbuchpreis für "Herbstgeschichte" ausgezeichnet.

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                                                  • 6

                                                    "Spider Forest" ist eigentlich ein ganz ordentlicher Film. Es handelt sich dabei allerdings nicht im tatsächlichen Sinne um einen Horrorfilm (als der er wohl hierzulande vermarktet wurde). Es gibt lediglich zu Beginn und nur vereinzelt im Verlauf des Filmes Szenen, die typisch für asiatische Horrorfilme sind. Fans des Genres sollte also lieber ihre Finger davon lassen, da sie wohl eher enttäuscht werden dürften. Hohen Anspruch an den Zuschauer stellt der koreanische Film nun jedoch auch wieder nicht.

                                                    Die Geschichte wird größtenteils in Rückblenden erzählt, in denen nach und nach - und nicht notwendigerweise in chronologischer Reihenfolge - immer mehr Details und Hintergründe rund um einen Mordfall (und damit in verschiedensten Weisen zusammenhängenden Ereignissen) offenbart werden. Da diese Rückblenden in Form von Erinnerungen dargestellt werden, müssen diese nicht notwendigerweise als "real" hingenommen werden. Dinge, die zunächst als Tatsachen etabliert werden, können sich später auch als falsch herausstellen.

                                                    Mir gefielen Geschichte und Charaktere wirklich gut. Ich empfand "Spider Forest" als durchaus interessant und spanndend. Schauspielerisch war der Film sicherlich in Ordnung. Gefreut habe ich mich über den Auftritt von Jung Suh, die ich aus den koreanischen Dramen "Seom - Die Insel" und "Noksaek uija - Green Chair" bereits kannte.

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