Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

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    über XXY

    Dieser Film hat mich wirklich überzeugt. Insbesondere weil er niemals ins Melodramatische abdriftet und dem Zuschauer etwas Freiraum in der Interpretation läßt. Auch ist der Film thematisch sehr vielschichtig und gleichzeitig eher unkompliziert.

    Fast mehr als die Figur der Alex faszinierten und interessierten mich der Vater (Problematik der Entscheidung über das Leben des Kindes) sowie der Junge Alvaro (ebenfalls eine Identitätsfindung). Beide Schauspieler (Ricardo Darín aus "Nine Queens" bzw. Martín Piroyansky) waren großartig. Aber natürlich war Inés Efron als Alex herausragend.

    Insgesamt fand ich "XXY" erheblich besser als Lucía Puenzos zweiten Film "El niño pez", der auf der Berlinale 2009 lief.

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    • 7 .5

      Ich fand "Anything Else" eigentlich ziemlich nett und unterhaltsam. Auch die Darsteller passten meiner Meinung nach ganz gut zu ihren Charakteren. Und Woody Allens Sprüche sind wie immer klasse...

      Natürlich hat Allen schon bedeutendere Filme gedreht, aber als nette Abwechslung kann man sich "Anything Else" schon anschauen. Ich find die Geschichte weder dünn noch uninteressant, aber kann auch verstehen, wenn andere die Allen'sche Erzählweise nicht mögen. Ich find's toll.

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      • 8 .5

        "Into the Wild" kann ziemlich bewegend sein. Und das ist noch milde ausgedrückt. Besonders das Ende hat mich stark aufgewühlt. Da wurde mir erst wieder richtig bewusst, dass alles auf einer wahren Begebenheit beruht. Das liess alles nochmal viel stärker wirken.

        Ich bin sehr froh, dass eben jemand wie Sean Penn sich des Themas annahm. Jemand anderes hätte sich der Geschichte vielleicht anders genähert und auf bestimmte Details verzichtet, die ich so herausragend an "Into the Wild" erachte. Das Beste am Film ist die Tatsache, dass er das "Aussteigen" oder "Davonlaufen" nicht kitschig romantisiert, sonders sich eher kritisch und subtil hinterfragend dem Thema annimmt. Trotzdem spricht der Film irgendetwas in einem an, das wahrscheinlich in jedem von uns versteckt liegt: Der Wunsch der Freiheit, die Anziehung der Natur, das einfache Leben. Sicherlich haben die meisten gedacht, dass man sowas mal selber machen sollte (mit dem Hintergedanken, dass es ja leider doch nie dazu kommen wird).

        Auch wenn die Figur des Chris/Alex manchmal als übermenschliche Lichtgestalt erscheint, zeigen besonders die Figuren um ihn herum, dass nicht alles so perfekt ist, wie er sich das Leben vorstellt. Seine Motivation, die ihn herumtreibt und in der "normalen Welt" nicht zur Ruhe kommen lässt, ist zum einen sicherlich im Elternhaus begründet. Aber das kann nicht alles sein. Seine Schwester verhält sich ja auch ganz anders als er (auch wenn sie es mehr als nachvollziehen kann). Oftmals wird im Film klar, wie egoistisch und dumm er sich verhält, was er leider erst ganz zum Schluss versteht. Das bricht einem fast das Herz (entschuldigung für diese Floskel, musste aber sein)!

        Im Gegensatz zu manch anderem, finde ich die unchronologische Erzählstruktur in diesem Fall sogar wichtig und richtig. Zunächst hat man den (noch) verklärten Blick auf das Aussteigertum. Man weiss, dass Chris in Alaska ankommt und dort seinen "Magic Bus" findet. Doch nach und nach, durch Rückblicke und insbesondere durch die Gespräche mit den anderen Figuren, bröckelt diese Fasade einer schönen Idee, und man bekommt einen anderen Blick auf die Figur und seine Ideale. Doch Chris versteht noch immer nicht... Leider erst als es viel zu spät ist!

        Besonders die Off-Erzählungen von Jena Malone (die Schwester Carine) und die Interaktion mit den Randfiguren Rainey & Jan, Tracy und insbesondere Ron Franz fand ich ausgesprochen gut. War nicht sogar Hal Holbrook für den Oscar als bester Nebendarsteller für diesen Film nominiert? Er hätte ihn mehr als verdient [Javier Bardem hat den Preis für "No Country for Old Men" aber auch gerechtfertig erhalten].

        "Into the Wild" ist möglichweise die bisher beste Regiearbeit von Sean Penn, obwohl ich auch "Das Versprechen" ziemlich gut fand ("Crossing Guard" und seine Kurzgeschichte in "11'09''01 - September 11" leider eher weniger). Ich hoffe, dass er noch viele Filme drehen wird. Dass ein guter Schauspieler auch ein klasse Regisseur sein kann, hat ja nicht zuletzt Clint Eastwood bewiesen.

        Sean Penn hat für die Film nicht nur eine Gruppe herausragender Schauspieler zusammengestellt, sie passen auch einfach alle perfekt zu ihren Rollen (ohne, dass ich jetzt die tatsächlichen Menschen kenne). Catherine Keener (Jan), Brian Dierker (Rainey), Hal Holbrook (Ron Franz), Marcia Gay Harden & William Hurt (die Eltern), Jena Malone (Schwester) und alle anderen sind einfach wundervoll (sogar Vince Vaughn). Besonders hervorheben möchte ich aber Kristen Stewart. Ich kannte sie bisher nur aus "Panic Room", aber in "Into the Wild" ist sie einfach umwerfend.

        Außerdem hab ich mich sehr über den Kurzauftritt von Thure Lindhardt gefreut. Der Däne, bekannt aus "Tage des Zorns" oder "Kleiner Soldat" (Berlinale 2009), hat hier sicherlich seinen ersten Auftritt in einem US-Film.

        Aber natürlich steht und fällt alles nur mit einem Hauptdarsteller, da die Figur des Chris/Alex einfach so zentral ist. Und mit Emile Hirsch, hatte Sean Penn einfach einen Glücksgriff. Hirsch hat eine Präsenz auf der Leinwand wie schon lange keiner mehr. Teilweise hat er etwas von einem John Morrison. Aber auch die Tatsache, dass er für das Ende des Filmes ca. 20kg abnahm, ist schon beeindruckend.

        Auch wichtig für den Film sind natürlich die tollen Landschaftsbilder und die Kameraführung überhaupt. Auch dafür hat Penn ein gutes Händchen bewiesen. Eric Gautier, der so wunderschöne Filme wie "Die Reise des jungen Che" fotografierte, hatte ja mit sowas schon seine Erfahrungen.

        Zum Schluss muss ich noch (als alter Pearl Jam-Fan) erwähnen, wie toll ich die Songs von Eddie Vedder fand. Sie passen einfach grossartig zum Film.

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        • 6

          Nach den wirklich tollen Stone-Filmen "JFK" oder "Nixon" hat man ja so seine Hoffnungen, wenn mal wieder ein US-Präsidenten-Film von Oliver Stone kommt. Aber die Grundidee für sein neues Werk ist leider einfach zu dünn. "W." kann inhaltlich einfach nicht überzeugen. Lediglich die Vater-Sohn-Beziehung als Aufhänger: Für mich zu wenig!

          Aber trotzdem fand ich den Film sehr interessant. Hab mich zumindest nie gelangweilt. Und manche Szenen waren ja schon irgendwie unterhaltsam. Besonders wenn bekannte Zitate von Bush in die Dialoge einflossen.

          Die Darsteller waren wirklich schon sehr gut. Besonders Josh Brolin, der ja selbst aus Texas kommt, überzeugte mich absolut in seiner Interpretation des George Bush. Auch James Cromwell als Bush sr. und Jeffrey Wright als Colin Powell waren klasse. Und Richard Dreyfuss war grandios als Dick Cheney: Näher kann man Cheney nicht kommen. Selbst die Nebenrollen waren super besetzt: Stacy Keach oder Ellen Burstyn sind da besonders hervorzuheben. Nur die Darstellung von Ioan "Mr. Fantastic" Gruffudd als Tony Blair hat mich wenig an die reale Person erinnert.

          • 5 .5

            "Das Begräbnis" hat mir leider überhaupt nicht gefallen.

            Trotz der wirklich grandiosen Besetzung (Vincent Gallo, Annabella Sciorra oder Isabella Rosselini gehören zu meinen Lieblingsdarstellern) wirkte alles irgendwie unecht und blass. Besonders Benicio Del Toro war mir zu eindimensional. Super fand ich die kleine Nebenrolle von John Ventimiglia (bekannt als Artie aus "Sopranos").

            Inhaltlich konnte mich "Das Begräbnis" nicht packen. Obwohl ich schon sagen muss, dass besonders die Thematisierung der Stellung der Frau in der Mafiagesellschaft schon sehr interssant war. Auch die Männerfiguren waren an sich betrachtet recht gut angelegt. Aber irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dass das alles zusammen ein rundes Werk ist. Außerdem fand ich das Ende nicht gut. Viel zu theatralisch und pathetisch. Schade.

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            • 3 .5

              Gruselfilm ohne Biss für Kinder.

              Typisch einfallslose Idee verpackt in einer oberflächlichen Ökogeschichte. Der erhobene Zeigefinger des Oberlehrers ist quasi zu spüren.

              Die Monsterpuppen kann man leider nur belächeln (aber wenigstens sinds keine unterklassigen Computeranimationen).

              Interssant: Der damals vielleicht 10-jährige Emile Hirsch.

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              • 2 .5

                Leider eine riesige Enttäuschung.

                Als Comic-Fan hat man ja so seine Lieblinge. Und "Generation X" aus dem Mutantendunstkreis der X-Men gehört bei mir definitiv dazu. Die ersten Hefte von Scott Lobdell und Chris Bachalo waren schlichtweg genial.

                Aber diese "Verfilmung" macht einfach alles kaputt. Miese Computereffekte der niedrigsten Stufe, komplett alberne Charaktere, die ihren tollen Vorlagen nie gerecht werden können, und total schlechte Darsteller.

                Selbst ein Matt Frewer klamaukt nur doof wie ein billiger Jim-Carrey-Verschnitt rum. Unsäglich.

                • 6 .5

                  Thomas Vinterberg, der ja bisher für dänische Dogma-Filme bekannt war, machte hier einen US-amerikanischen Film, der ja eher genau das Gegenteil von Dogma ist. Was ich an sich ja garnicht verkehrt finde, aber leider hat mich "It's all about Love" irgendwie nicht wirklich angesprochen. Die Atmosphäre gefällt mir irgendwie nicht. Liegt aber auch größtenteils vielleicht an den Computeranimationen.

                  Die Aussage hat mich durchaus erreicht, aber sie "manifestiert" sich jetzt auch nicht so stark in meinem Kopf, als dass es mich noch Stunden nach dem Film beschäftigt.

                  Die Schauspieler mag ich allesamt. Aber die Figuren, die sie spielen, wirken irgendwie nicht echt für mich. In dieser Hinsicht finde ich den Dogma-Stil dann doch schon besser.

                  • 1 .5

                    Ich glaube, aus der Sache hätte man mehr machen können. Aber so ist der Film schon ziemlicher Schrott. Irgendwie erinnerte mich alles an die "Qualitäten" eines Uwe Boll!

                    Die Schauspieler sind schlicht und einfach unbegabt, die Figuren nur trashig, die Charakterisierungen lächerlich und bei manchen Szenen saß ich ungläubig vorm Fernseher und konnte nicht fassen, wie schlecht ein Film sein kann.

                    Beispiel 1: Während die Freundin, in die er schon seit Jahren heimlich verliebt ist, nebenan im Sterben liegt, hat er Sex mit dessen Freundin. Was soll das?

                    Beispiel 2: Ein Hund zerfleischt eines der Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes. Aber der Köter war doch garnicht krank, oder?

                    Beispiel 3: Irgendwann werden noch irgendwelche Hinterwäldler eingebaut, die aber sofort ohne ersichtlichen Grund dahingemetzelt werden. Sinnfrei!

                    Beispiel 4: Die Polizei erschießt einfach einen der Kerle.

                    Ich könnte noch dutzende solcher Sachen aufzählen...

                    Niemals wurden die "besseren" Ideen während des Filmes wirklich ausgenutzt. Da wird irgendwas angefangen, aber alles verläuft sich im Nichts... Furchtbar unbefriedigend! Und das Ende ist einfach nur Blödsinn!

                    Vor jeder Szene dachte ich, jetzt kommt aber mal was Gutes. Aber nix war's. Der Film ist von vorne bis hinten einfach nur schlecht. Und ich meine, so richtig mies. Wie ich es geschafft habe, den Film zu Ende zu schauen, ist mir echt nicht klar.

                    • 8

                      Susanne Bier in Amerika. Eine für sie typische Geschichte (ähnelt ja schon sehr ihrem "Brothers") mit amerikanischen Themen.

                      Biers Figuren sind einfach lebensnah und echt. Toll!

                      Die Schauspieler in "Things We Lost..." sind super. Eigentlich mag ich Halle Barry nicht so sehr, aber hier konnte sie mich durchaus überzeugen. Del Toro war absolut klasse (auch wenn ich Nikolaj Lie Kaas in quasi der selben Rolle in "Brothers" besser fand). Die Nebendarsteller sind ebenfalls toll; bis in die kleinste Randfigur.

                      Leider war das Ende etwas flach. Klar sollte Hoffnung aufkommen, aber ein fades Happy End muss ja auch nicht sein. Vielleicht sollte Susanne Bier wieder weiter in Dänemark drehen.

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                      • 3

                        Gleich vorweg: Der Film ist Mist!

                        1.Die Handlung an sich ist schon wirklich schwach. Hatte gedacht, dass es wenigstens etwas spannender wäre, aber eigentlich ist die ganze Geschichte schon sehr dünn. Da wird lediglich eine hanebüchene Verschwörungstheorie total unrealistisch als "mögliche Wahrheit" verkauft. Ich finde es erschreckend, dass es Menschen gibt, die darauf reinfallen und glauben, der Roman/Film hätte auch nur den kleinsten Bezug zur Wirklichkeit. Außderdem sind die Rätsel leider allesamt lahm. Und das Ende ist leider sehr erahnbar. Naja, liegt sicherlich größtenteils am Roman. Aus einer schwachen Geschichte kann selbst der beste Drehbuchautor oder Regisseur kein Meisterwerk zaubern. Aber Akiva Goldsman steht ja auch nicht für sowas ("I Am Legend", "I, Robot", "Lost in Space" oder "Batman & Robin"). Naja, und Ron Howard mag ich ebenfalls nicht.

                        2.Auch die filmische Umsetzung lässt sehr zu Wünschen übrig. Die Computeranimationen sind eher blass und leblos. Überhaupt passen sie nicht in diesen Film. Irgendwie konnte mich die Atmosphäre überhaupt nicht packen.

                        3.Viele Szenen sind ganz banal und einfach Effekthascherei. Die sinnlosen Action-Verfolgungsjagden, der widerlichen Selbstgeisselungen und die pathetischen Rückblenden in die Vergangenheit der Figuren. Überhaupt sind die Figuren sehr oberflächlich. Da werden einfach alberne Eigenschaften wie Platzangst als Charakterisierung verwendet. Das ist doch wirklich lächerlich. Ausserdem verhalten sich die Figuren teilweise überhaupt nicht so, wie es zu ihnen passen würde.

                        4.Eigentlich liesst sich die schauspielerische Besetzung zunächst sehr gut: Jean Reno, Audrey Tautou, Alfred Molina, Jürgen Prochnow, Ian McKellan. Klingt ja wirklich toll. Aber tatsächlich spielen sie alle sehr emotionslos und platt. Ist mir besonders bei Alfred Molina und Jean Reno aufgefallen. Einziger Lichtblick: Jürgen Prochnow.

                        5.Das "Schlimmste" am ganzen Film: Die furchtbare Frisur von Tom Hanks. Nein, im Ernst: Hanks ist und bleibt in meinen Augen ein schwacher Schauspieler. Er wirkt immer so blass und hat keine Präsenz. Totale Fehlbesetzung!

                        Fazit: Typischer Hollywood-Quatsch, der auf einem furchtbar blöden Roman basiert. Diesen Film werde ich ganz sicher nie wieder anschauen.

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                        • Ein kleiner Fehler:
                          "East Palace, West Palace" von Zhang Yuan aus dem Jahre 1996 war der erste Film aus der Volksrepublik China mit explizit homosexuellem Thema.

                          • 6 .5

                            Eigentlich ist "Young Adam" ein ganz passabler Film. Die Story ist ganz interessant und die Schauspieler sind allesamt super (ich liebe den schottischen Akzent einfach). Der Film basiert auf einem Roman, der wahrscheinlich ziemlich genial ist.

                            Leider kann der Film mich stellenweise nicht überzeugen. Die ersten 20-30 Minuten fand ich ziemlich gut. Danach hatte ich das Gefühl, ich würde in bestimmte Denkmuster gepresst. In vielen Szenen wurde die zu vermittelnde Aussage extrem "unübersehbar" dem Zuschauer in den Schädel gehämmert, quasi mit dem Vorschlaghammer. Das Offensichtliche ist hier auch das Gewollte. Manchmal hätte ich mir ein etwas subtileres Schauspiel gewünscht; was ich nicht den Schauspielern sondern mehr dem Regisseur vorwerfe.

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                            • 8 .5

                              Ein grossartiger Vertreter der französischen Nouvelle Vague mit wundervollen Mono- und Dialogen als der Feder von Marguerite Duras ("Der Liebhaber"), die wie keine Zweite das Wesen menschlicher Gefühle begreift und in Worte zu packen weiss.

                              Der Film entstand als französisch-japanische Co-Produktion. Sowohl Darstellern als auch Crewmitglieder stammen aus beiden Ländern. Gerade der Einblick in die japanische Gesellschaft der 50er-Jahre hat mich stark interssiert.

                              Im Grunde ist der Film dreigeteilt: Zunächst gibt es einen quasi-dokumentarischen Rückblick auf die Folgen der Atombombe. Dieser Teil ist unglaublich eindringlich und hat wirklich tolle Textzeilen. Er ist der mit Abstand beste Teil des ganzen Filmes. Dann gibt es die Liebesgeschichte einer französischen Frau mit einem japanischen Mann. Und in Rückblicken wird eine unglückliche Liebe dieser Frau zur Zeit des Weltkrieges in Frankreich dargestellt. Während der erste Teil für sich steht, sind die anderen zwei Elemente in sich verzahnt, was es unglaublich interessant und spannend macht.

                              Der Film enthält einen Satz, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht: Die Frau antwortet auf die Frage, warum sie sich für Hiroshima so stark interessiert, dass "man nur durch genaues Betrachten hinter die Dinge sehen und sie so begreifen kann". Dies ist (zumindest für mich) eines der großen Geheimnisse der Kinokunst.

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                              • Bis in die späten 1970er-Jahre drehte Im Kwon-taek hauptsächlich rein kommerzielle Unterhaltungsfilme jeglicher Genres (Kriegs- und Actionfilme oder Melodramen). Danach beschäftigten sich seine Filme vor allem mit der Gesellschaft und der Geschichte seiner Heimat Korea. Die Filme wurden ernster und tiefgründiger. Sein Lebenswerk bietet eine Fülle an detaillierten Einsichten in politische oder zwischenmenschliche Problematiken, wobei er sich pro Film meistens auf einen einzigen Aspekt konzentriert und diesen bis ins kleinste Detail zerlegt und untersucht. Dabei interessieren ihn in erster Linie immer zunächst die Menschen.

                                Ich hatte das Glück, 2005 an einer 2,5-stündigen, kleinen Diskussionsrunde (ca. 30 Leute) teilzunehmen, wo Im Kwon-taek anwesend war und für persönliche sowie fachliche Fragen offen stand. Er war zu diesem Zeitpunkt in Berlin, da er im Rahmen der Berlinale 2005 für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet wurde. Im Kwon-taek ist ein unglaublich liebenswürdiger, schüchterner und zurückhaltender Mensch. Ich bin von seinen Filmen, aber auch von ihm persönlich sehr begeistert.

                                Filme wie "Sibaji - Die Leihmutter", "Jokbo", "Chukje - Festival" oder "Chihwaseon - Im Rausch der Farben und der Liebe" (mit Choi Min-sik in der Hauptrolle) werden mir immer viel bedeuten.

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                                • 5

                                  Dieser Film ist sowohl inhaltlich als auch filmisch meilenweit von dem entfernt, was ich von Susanne Bier bisher kannte (z.B. "Open Hearts", "Nach der Hochzeit" oder "Brothers").

                                  "Gnadenlose Verführung" (ziemlich dämlicher deutscher Titel; warum nicht wie im Original einfach "Sekten"?) ist mehr oder weniger ein konventineller Psychothriller, der atmosphärisch vielleicht etwas an Ole Bornedals "Nattevagten - Nachtwache" erinnert. Genervt haben mich die ständigen Mystery-Elemente.

                                  Sofie Gråbøl, die ja auch in "Nattevagten" mitspielte, ist als Hauptfigur Mona schon ziemlich gut. Ellen Hillingsø, die Monas Freundin Anne spielt, hat mir auch gut gefallen. Ganz toll fand ich den kleinen Gastauftritt von Ulrich Thomsen ("Adams Äpfel" oder Biers "Brothers"), der ja inzwischen auch international recht erfolgreich ist.

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                                  • 4

                                    Da ich Gaspar Noés "Irreversible" als filmisch ziemlich gut empfand, wollte ich auch "Menschenfeind" sehen. Aber leider kann mich dieser Film nicht begeistern.

                                    Die grundsätzlich negative und ausgesprochen pessimistische Welteinstellung ist mir zu krass. Normalerweise kritisiere ich immer Leute, die in Filmen ein hoffnungsvolleres Ende verlangen. Aber hier geht mir Noé zu weit. Manche Szenen sind mir einfach zu widerlich.

                                    Mich sprach "Menschenfeind" einfach nicht an. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen...

                                    • 8

                                      "Die innere Sicherheit" hat sicherlich zurecht den Deutschen Filmpreis 2001 gewonnen (auch wenn ich "Der Krieger und die Kaiserin" von Tom Tykwer ebenfalls sehr mag). Der Film beschäftigt sich eben nicht mit dem politischen Hintergrund der Geschichte. Das hätte mich persönich auch garnicht interessiert. Am Anfang des Filmes störte mich das Setting sogar noch einwenig, aber man muss ja die Handlung schließlich irgendwie motivieren und ab einem gewissen Punkt spielt es auch keine zentrale Rolle mehr.

                                      Regisseur Christian Petzold konzentriert sich hier auf eine kleine Familie, die unter großem Druck von aussen steht, sodaß untereinander Spannungen auftreten. Diese Gruppe hält aber trotz gewisser Ausbruchsabsichten bis zum bitteren Ende zusammen. Es ist eine Geschichte von Zerrissenheit, Aufopferung und nicht zuletzt Liebe.

                                      Besonders herausragend empfand ich die Figur der Clara (die Mutter). Bei ihr spürt man am stärksten das Hin-und-her-gerissen-Sein. Sie muss für den Zusammenhalt der kleinen Familie kämpfen, auch wenn dies bedeutet harte Entscheidungen zu treffen. Es gibt grossartige Mutter-Tochter-Szenen, die unglaublich einfühlsam sein. Dies verlangt natürlich nach fantastischen Darstellern. Von Julia Hummer, die hier gerademal 15 Jahre alt war und die Tochter Jeanne spielt, wusste ich aus "Gespenster", dass sie es sehr gut versteht, Petzolds Figuren zu verkörpern. Aber wirklich die beste schauspielerische Leistung kommt von Barbara Auer. In diesem Film glänzt sie aussergewöhnlich.

                                      Weniger gut fand ich die Besetzung der Nebenrollen. Besonders Bilge Bingul als Jeannes Freund Heinrich (leider, leider: am Anfang fand ich ihn noch toll, zum Ende hin kann er mich nicht überzeugen) und Bernd Tauber als Hans' Kumpel Achim möchte ich hier erwähnen. Bei ihren Dialogen stört mich einfach irgendwas. Generell gefallen mir die Szenen, in denen weniger geredet und mehr mit Körpersprache "erzählt" wird, erheblich besser.

                                      Toll ist allerdings, dass bestimmte Dinge einfach nur angedeutet werden, z.B. die Beziehung zwischen Clara und Klaus oder der soziale Hintergrund von Clara und Hans. Ausserdem werden die Sequenzen, die zu sehr von der Familiengeschichte ablenken könnten (z.B. der Banküberfall), genial eingebaut. Das hat mir wirklich sehr gefallen.

                                      Fazit: Guter und beeindruckender deutscher Film von einem der besten Regisseure. Ich kann nicht anders, als Petzolds Filme zu bewundern und zu geniessen. Dabei spielt es keine Rolle, was das eigentliche Thema ist. Schlussendlich geht es einfach immer um Menschen.

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                                      • 8 .5

                                        Als ich das erste Mal las, dass Wong Kar-wai einen Film in Amerika drehen will und auch noch Norah Jones die Hauptrolle spielen soll, machte ich mir große Sorgen. Aber ich wurde eines Besseren belehrt! "My Blueberry Nights" ist im wirklich grossartig gelungen. Er schafft es einfach, seine Magie auch in einem amerikanischen Film zu entfalten.

                                        Das Rezept ist einfach: Seine typische Erzählweise in melancholische und wunderschöne Bilder packen; dazu tolle Darsteller. Super! Und Norah Jones war wirklich überzeugend; Jude Law auch. Auch die Nebendarsteller waren allesam toll. Lediglich Tony Leung hat mir etwas gefehlt :)

                                        Irgendwie hoffe ich, dass "My Blueberry Nights" auch diejenigen Zuschauer für Wong Kar-wai begeistern kann, die bisher an asiatischen Filmen nicht interessiert waren. Er ist einfach ein Meister. Wer diesen Film mag, wird "Chungking Express", "In the Mood for Love", "Fallen Angels" oder "Happy Together" sicherlich auch mögen und möglicherweise sogar lieben.

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                                        • 9

                                          Ja, der Christian Petzold kann schon gute Filme machen. Das hat auch "Jerichow" wieder gezeigt. Er ist ein Meister darin, mit purer Emotion eine Geschichte zu erzählen. Und das sind immer Geschichten, die in der realen Welt angesiedelt sind: Durchschnittsmenschen mit all ihren Fehlern in einem realen Umfeld.

                                          Petzolds Charakterstudien werden durch die Schauspieler grandios unterstützt. Dabei müssen sie noch nicht einmal viel sprechen. Man fühlt einfach und versteht alles. Der Dialog soll nichts erklären, das tuen die körperlich ausgedrückten Gefühle. So verhalten sich Menschen nun einmal.

                                          Kinokunst, ja sogar -magie, pur!

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                                          • 8 .5
                                            über Yella

                                            Nachdem ich kürzlich "Gespenster" von Christian Petzold gesehen hatte, wollte ich unbedingt noch andere Filme von diesem Regisseur sehen. Und mit "Yella" wurde ich nicht enttäuscht.

                                            Im Nachhinein betrachtet ist der Film herausragend. Die Art und Weise, wie dem Zuschauer Gefühle vermittelt werden ist schlicht genial. Zumindest mir erging es so, dass ich intuitiv die entscheidenden Aussagen "gefühlt" (aber nicht konkret verstanden) habe. Da ist etwas, das sich dem Logischen und Fassbaren entzieht, aber auf emotionaler Ebene einschlägt wie eine Bombe.

                                            Natürlich ist Nina Hoss fantastisch in dieser Rolle. Ohne ihr wäre der Film wohl nicht das, was er geworden ist. Aber die wirklich große Stärke des Filmes liegt in der Art und Weise wie Petzold (und auch sein Kameramann) das Geschehen dem Zuschauer näher bringt. Da ist eine körperliche und räumliche Präsenz, die so unglaublich stark empfunden wird. Ich weiss nicht, wie ich es anders beschreiben soll...

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                                            • 6 .5
                                              über 19

                                              Ich kann mich mit "19" nicht wirklich anfreunden. Ich mag den Stil einfach nicht. Einfach am Computer die Aufnahmen zu überarbeiten, um so ausgewaschene, graudominierte und grobkörnigere Bilder zu erzeugen, ist mir zu einseitig und oberflächlich.

                                              Irgendwie ist der Film typisch für die japanische Underground-Filmszene; wenn auch etwas besser als viele solcher "Auswüchse"... Die Figuren stehen ausserhalb der in Japan vorherrschen gesellschaftlichen Ordnung. Sie verhalten sich so ganz anders als es von ihnen erwartet wird: Rebellion, Gewalt, Sinnlosigkeit usw.

                                              Insgesamt ist die schauspielerische Leistung recht gut, finde ich.

                                              Hauptdarsteller und Regisseur Kazushi Watanabe spielte z.B. ebenfalls eine Hauptrolle in Shutaro Okus "Kain no matsuei" (Berlinale 2006). In diesem Film herrscht absoluter Pessimismus in tristen Bildern, der teilweise in sinnloser Gewalt mündet. Ich mag diese Sicht- und Arbeitsweise einfach nicht. Nicht ganz so schlimm ist es in "19". Dort gibt es zwischendurch wenigstens auch mal hoffnungsvolle oder erleichternde Momente. Auch das Ende ist gleichzeitig ernüchternd wie hoffnungsvoll. Das ist mal ein wirklicher Pluspunkt und versöhnt einwenig.

                                              • 9 .5

                                                "Gespenster" ist für mich einer der besten deutschen Filme überhaupt. Ich wusste garnicht, dass hierzulande so wunderbare Filme gemacht werden. Er ist genau das, was ich so sehr mag.

                                                Der Film konzentriert sich auf die Figuren. Die Handlung ist eher zweitrangig. Es geht eben einfach um Menschen.

                                                Die Gespräche sind - im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Filmen - "lebensecht". Das was geredet wird, ist eher indirekt. Das Gesagte soll nicht Aussagen sondern lediglich Gefühle transportieren. Hier zeigt sich wieder, das nicht einzig Wörter nötig sind. Das Physische der Darsteller ist allein schon aussagekfäftig. Wenn dann die Darsteller auch noch so grandios sind wie Julia Hummer und Sabine Timoteo... Toll!

                                                Aber auch die Bilder an sich erzählen und zeigen eine Menge. Man beobachtet als Zuschauer einfach das Geschehen. Ich mag sowas einfach sehr. Was ich ebenfalls mag, sind die Steadicam-Bilder. Sie wirken einfach viel "lebensnaher" und realistischer. Der Kameramann ist nicht so eingeschränkt, die Bilder sind nicht so stark verwackelt und den Schauspielern gibt es wohl auch mehr Platz und Freiheit.

                                                Auch die Schauplätze sind irgendwie ein wichtiger Bestandteil des Filmes. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass ich aus Berlin bin, aber die Präsenz der Orte empfand ich als ausgesprochen stark.

                                                Fazit: Ein großartiges Meisterwerk.

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                                                • 6 .5

                                                  Leider ein vergleichbar schwacher Film von Steven Soderbergh, obwohl die Darsteller (insbesondere Jesse Bradford als Aaron) durchaus überzeugen und die Kamera toll ist.

                                                  Stellenweise erinnert der Film sehr an die erste Hälfte von "Es war einmal in Amerika" von Sergio Leone.

                                                  Mich störten einfach die immer mal wieder vorkommenden Hollywood-Klischees. Besonders zum Ende hin wurde es etwas nervig, da sich alle Probleme wunderschön unrealistisch in Luft auflösen und die unterschiedlichen Konflikte und zwischenmenschlichen Beziehungen Aarons (zum Vater, zum Freud Lester oder zu den zwei Mädchen) ins Nichts führen.

                                                  Fazit: Wer tolle Schauspieler (Adrien Brody, Elizabeth McGovern, die junge Katherine Heigl oder Jeroen Krabbé) in tollen Bilderm sehen möchte, ist hier gut aufgehoben.

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                                                  • 10

                                                    'This Charming Girl' von Lee Yoon-ki ist einer der wunderbaren koreanischen Filme, die mein Interesse an asiatischen Filmen im allgemeinen und koreanischen im speziellen geweckt haben. Als ich 'Yeoja, Jeong-hye' erstmals bei der Berlinale 2005 gesehen habe, war ich begeistert. Noch selten habe ich so etwas nahezu "perfektes" gesehen. Wenn ich jemals einen eigenen Filme drehen würde, er sähe wahrscheinlich so aus wie diese unglaublich grossartige Charakterstudie.

                                                    Die einfühlsame Nähe zur Hauptfigur, die kleinen Alltagssituationen, die unglaublich schöne Ruhe in den Bildern (die Kameraarbeit ist fantastisch), aber gleichzeitig eine tiefer liegende Problematik, die zunächst schwer fassbar ist, das ist es, was mich so sehr begeistert...

                                                    Kim Ji-soo als die junge Postangestellte Jeong-hye ist wundervoll. Zuvor spielte sie, soweit ich weiss, hauptsächlich in den typischen, koreanischen TV-Serien mit. Dies ist ihre erste ernsthafte Hauptrolle. Trotzdem machte sie ihre Arbeit richtig gut!

                                                    Inzwischen habe ich den Erstlingsfilm von Lee Yoon-ki ein zweites Mal im Kino gesehen und empfand ihn auch drei Jahre später (und mit dem Wissen um die Handlung) immer noch als vervorragend. Dieser Film weiss mich einfach zu fesseln. Und er beschäftigt einen noch eine Weile, nachdem man den Kinosaal verlassen hat.

                                                    Auch die folgenden Filme von Lee Yoon-ki fand ich toll; besonders 'Ad Lib Night' war grossartig. Aber 'This Charming Girl' ist eindeutig sein bester Film.

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