Strackymandias - Kommentare
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Alle Kommentare von Strackymandias
Alles Filme deren Kamera herausragend ist (Revenant habe ich zwar noch nicht gesehen, aber die trailer waren atemberaubend). Würde mich für Bridge of Spies freuen, wäre aber mit jedem gewinner zufrieden.
Wunderbar geschrieben, du hast meine volle Zustimmung! Miyazaki-san ist mein absoluter Lieblingsregisseur, Mononoke und Totoro gehören für mich zu den besten Filmen aller Zeiten. Alles Gute zum Geburtstag, du Meister der Träume!
PS : Wieso nennst du Nausicaä seinen "sozusagen ersten Film"? Zählt das Schloss von Cagliostro für dich nicht?
Oscar-Special, Part 2: Carol
Kaum habe mich meine Jahresbestenliste arrangiert, so muss ich sie auch schon wieder revidieren. Ich habe nämlich heute Abend „Carol“ gesehen, einen Film, den ich eigentlich vorrangig sehen wollte, da er bei den Filmpreisen so umfangreich vertreten ist und mich interessierte, was es mit diesem Kritikerliebling auf sich hat. Bei der Thematik des Filmes, einer zum Scheitern verurteilten (lesbischen) Liebe im Amerika der 50er-Jahre, hatte ich einen typischen Oscar-Anbiederer mit Holzhammer-Moral oder zumindest einen „Edel-Langweiler“ erwartet, jedoch nicht, dass mich der Film so beeindruckt. „Carol“ ist nämlich ein warmer, sehr subtiler und filigraner Liebesfilm, ein wunderschönes Kleinod, welches in jeder Facette der Filmkunst glänzt. Da wären zum einen die großartigen Hauptdarstellerinnen Rooney Mara und Cate Blanchett. Besonders Mara war nie besser, als in ihrer Rolle als junge, unerfahrene, unsichere Therese Belivet und es ist ein Jammer, dass sie oft als Nebenrolle gewertet wird, ist sie doch ganz klar die zweite Hauptrolle des Films. Auch Cate Blanchett ist mehr als überzeugend, obgleich ihr Charakter nicht gerade zugänglich ist. Vor allem am Anfang wirkt sie recht gekünstelt und verschlossen, wie man sich eben eine amerikanische Middle-Class-Lady der 50er-Jahre vorstellt. Doch wie im Verlauf der Handlung beide Charaktere durch ihre Beziehung miteinander aufzublühen scheinen (und sei es nur für kurze Zeit) ist ergreifend, ohne jeglichen Kitsch oder klischeehafte Tränendrücker-Momente. Sowieso ist die Grundstimmung des Filmes weniger hochdramatisch, als vielmehr verträumt, einer lebhaften Erinnerung gleichend, was durch das Setting im Winter mit tänzelnden Schneeflocken und sogar durch das verwendete Filmmaterial selbst, den recht körnigen, unruhigen Super-16mm-Film, unterstrichen wird.
Auch die Präzision der Inszenierung ist auffallend. So wirkt jeder Frame so perfekt durchkomponiert, dass er beinahe als Edward-Hopper-Gemälde durchgehen würde. Zudem ist die Ausstattung makellos, die 50er-Jahre scheinen fast greifbar, anders als in „Bridge of Spies“, welcher zwar fantastisch aussieht, aber auch etwas künstlich überhöht. „Carol“ hingegen ist ein bodenständiger Film, ein Merkmal, welches man auch in der Filmmusik von Carter Burwell („Fargo“, „True Grit“) wiederfindet, welcher sich wieder typisch Burwell-esk präsentiert: dunkel, samtig mit viel Cello, Klavier und Klarinette. Dieses Jahr dürfte der langjährige Coen-Stammkomponist seine erste Oscar-Nominierung erhalten und tatsächlich würde ich ihm den Preis auch gönnen, gegen den 87-jährigen Altmeister Ennio Morricone (dieses Jahr vertreten mit „The Hateful Eight“) wird er sich aber wohl nicht durchsetzen können.
„Carol“ ist ein Film, der mich überrascht hat und für den ich große Bewunderung empfinde, schließlich ist er nicht nur handwerklich überragend, hat eine der besten Filmmusiken des letzten Jahres und tolle Darstellerinnen. Er schafft es, die Geschichte einer gleichgeschlechtlichen Beziehung natürlich zu erzählen, ohne dass sie zu einem Political-Correctness-Plädoyer verkommt, nicht zu unterscheiden von gemischtgeschlechtlichen Beziehungen in anderen Filmen. Eine kleine Revolution im amerikanischen Kino!
Recht sichere Nominierungen (9):
Bester Film (u.a. Christine Vachon)
Beste Regie (Todd Haynes)
Beste Hauptdarstellerin (Cate Blanchett)
Beste Nebendarstellerin (Rooney Mara)
Bestes adaptiertes Drehbuch (Phyllis Nagy nach dem Roman „The Price of Salt“ von Patricia Highsmith)
Beste Filmmusik (Carter Burwell)
Beste Kamera (Edward Lachman)
Bestes Kostümdesign (Sandy Powell, 3-fach Oscar-prämiert, u.a. für „The Aviator“)
Bestes Szenenbild (Judy Becker)
Recht sichere Auszeichnung: Nebendarstellerin (Rooney Mara)
Mögliche Auszeichnungen:
Kostümdesign (Konkurrent: Cinderella, ebenfalls von Powell)
Szenenbild (Konkurrent: Mad Max)
Drehbuch-Adaption (Konkurrenten: Steve Jobs und Room)
Verdient, aber unwahrscheinlich: Regie und Musik
Tighte Liste, auch wenn mich Spy etwas irritiert.
Sehr schön, dass Ex Machina und Inherent Vice so gut vertreten sind.
15/15 :D
War aber knapp, da ich bei Selma geraten habe.
Zur 14. Frage: Nicht mehr lange :-)
Habe jetzt auch den neuen Murot-Tatort gesehen. Echt nicht uninteressant, hat mich von der Story und der "Filmmusik" an den diesjährigen Oscar-Gewinner "Birdman" erinnert, nur natürlich ohne dessen visuelle Brillanz. Alle beteiligten Schauspieler spielen herrlich und man sieht, dass jeder mit Spaß bei der Sache ist, es gibt allgemein recht viel Humor, u.a. viele Seitenhiebe auf andere Tatort-Produktionen. Das Mindfuck-Ende fand ich auch interessant, ganz verstanden habe ich es jedoch nicht. Die Klasse eines "Im Schmerz geboren" erreicht "Wer bin ich?" nicht, aber unterhaltsam war er auf jeden Fall. Beim nächsten Murot werde ich definitiv wieder einschalten.
Ja, sehr nice. Mikkelsen wäre auch genial, habe ihn erst vor ein paar Tagen in "Die Königin und der Leibarzt" bewundern können.
Zunächst eine kleine Warnung: Da ich sowieso davon ausgehe, dass jeder Interessierte den Film bereits gesehen hat, werde ich in meiner Kritik auch etwas auf die Handlung eingehen. Grundlegendes wird zwar nicht gespoilert, Empfindliche sollten den Text vielleicht doch lieber auslassen. Da ich auch schon vor einer Woche mein Kurzfazit der ersten Sichtung abgeliefert habe, habe ich auch keine Rücksicht auf eine angemessene Länge genommen und meine bisher längste Kritik abgeliefert. Ihr könnt ja zum Fazit springen (mir doch egal). Viel Spaß!
Es besteht kein Zweifel, dass „Star Wars“ eine der einflussreichsten Filmreihen aller Zeiten ist. Beinahe jeder Mensch kann etwas mit dem Namen anfangen, erkennt einzelne Charaktere, wie Chewbacca oder Darth Vader, oder kennt die ikonische Filmmusik von John Williams, unabhängig davon, ob er jemals einen Star-Wars-Film gesehen hat. Sowohl bei Filmkritikern, als auch bei Millionen von Fans sind die Originalfilme (also mittlerweile Episode 4-6) hochangesehen. Bereits 1999 waren die Erwartungen groß, als mit „Die dunkle Bedrohung“ der erste Teil einer neuen Star-Wars-Trilogie startete, welche die Vorgeschichte der alten Filme erzählen sollte. Federführend war hier George Lucas, Erfinder des Universums, der hier erstmals komplette Freiheit bei der Produktion des Filmes genoss. Dass er bereits 1997 die unsäglichen Special Editions verbrochen hatte, welche den alten Filmen neue Computer-Effekte hinzufügte, hätte ein Indikator sein können, was man von der Prequel-Trilogie zu erwarten hatte. So war Episode I eine inkohärente Mischung aus albernem Kinderfilm, strunzlangweiligen Politikdebatten und klinischer CGI, Episode II furchtbarer Kitsch, mies geschrieben und schlecht gespielt und Episode III schließlich ein recht unterhaltsames Effektspektakel, welches jedoch nie an die Magie der alten Filme herankam.
Vernichtend waren die Reaktionen von Fans und Kritikern, gespalten die Meinungen bezüglich des Plans von Disney, nach dem Aufkauf von LucasFilm im Oktober 2012 eine neue Star-Wars-Trilogie ohne Mitwirken von George Lucas zu produzieren. Doch spätestens, als erstes Material veröffentlicht wurde und sichtbar war, mit welchem Aufwand, welcher Detailverliebtheit und mit wie vielen Sets und praktischen Effekten hier gearbeitet wurde, wich die Angst der Vorfreude. Durch ein äußerst geschicktes Marketing von Disney und Regisseur J.J. Abrams, der bereits „Star Trek“ sehr unterhaltsam rebootete (und selbst dort stilistisch schon näher an einem Star-Wars-Film war), wurde ein Hype aufgebaut, der in der Kinobranche beinahe beispiellos ist. Auch an den Einspielergebnissen (mittlerweile schon weit über eine Milliarde Dollar weltweit) sieht man, welche Star-Wars-Begeisterung derzeit herrscht. Und das auch nicht unbegründet, schließlich war die Ur-Trilogie des Franchise einer der größten Meilensteine des Blockbusterkinos, eine Reihe, welche Einflüsse aus jeglicher zeitgenössischer Popkultur hatte und daraus etwas noch nie dagewesenes schuf: Ein Gemenge aus Samuraifilm mit Schwertkämpfen und alten weisen Meistern, Märchen mit Monstern, Schurken, Prinzessinnen und Zauberkräften und natürlich Western mit einem der berühmtesten Revolverhelden der letzten 40 Jahre, Han Solo. „Star Wars“ war für Millionen von Kindern weltweit ein Aufruf, über den Tellerrand zu schauen, sich in ferne Galaxien zu träumen. Man wollte als Raumpilot fremde Planeten besuchen, als Jedi-Ritter die Prinzessin retten oder im X-Flügler das Imperium besiegen.
Kaum eine Filmreihe hat jemals so einen großen Einfluss auf jugendliche Filmfans ausgeübt und nun war es an der Zeit, dass eine Fortsetzung dieser Kultreihe in den Kinos anlaufen sollte. Eigentlich konnte der Film an seiner Erwartungshaltung nur scheitern. Und ja, natürlich ist der Film kein Meisterwerk geworden. „Das Erwachen der Macht“ hat nicht den filmhistorischen Stellenwert der alten Filme, aber wer das ernsthaft erwartet hat, der ist selbst daran schuld. Was ich allerdings guten Gewissens sagen kann, ist dass die siebte Episode der Reihe ein extrem gelungener Blockbuster ist, der wunderbar unterhält, handwerklich herausragend ist und sich nach viel Herzblut und vor allem wieder nach „Star Wars“ anfühlt.
Es ist beeindruckend, wie gut J.J. Abrams es geschafft hat, einen zeitgemäßen Film auf dem modernsten Stand der Technik zu schaffen, der sich dennoch stilistisch perfekt in die Urtrilogie einfügt. Wieder gibt es einen Lauftext-Vorspann, in dem wichtige Wörter in GROSSBUCHSTABEN geschrieben werden, wieder gibt es echte Schauplätze statt Greenscreen-Kulissen, wieder gibt es die typischen „weichen“ Schnitte (sog. „wipes“, ein Effekt, den sich George Lucas von Akira Kurosawa abgeschaut hat). „Chewie… wir sind zu Hause.“, sagt Han Solo in einer Szene. Wie recht er doch hat!
Auch bei der Handlung erkennt man viele Elemente, welche bereits aus den früheren Filmen bekannt sind: BB-8, der Astromech-Droide des berühmten Rebellenpiloten Poe Dameron (Oscar Isaac, „Inside Llewyn Davis“) kann auf dem Wüstenplaneten Jakku mit geheimen Daten über den Aufenthaltsort des verschwundenen Luke Skywalker nur knapp der „Ersten Ordnung“ (einem Überbleibsel des Imperiums) entkommen, Dameron wird vom finsteren Kylo Ren (Adam Driver) entführt. Nachdem er von diesem gefoltert wurde kann er, dank der Hilfe des desertierten Sturmtrupplers FN-2187 (John Boyega, „Attack the Block“), den er kurzerhand Finn tauft, von Rens Sternzerstörer entkommen, wird jedoch über Jakku abgeschossen und stürzt zusammen mit Finn ab. Im Glauben, dass Poe beim Absturz ums Leben kam, macht sich Finn auf die Suche nach BB-8 und trifft dabei auf die junge Schrottsammlerin Rey (Newcomerin Daisy Ridley). Gemeinsam mit BB-8 flüchten beide von Jakku und begeben sich auf ein ungeahntes Abenteuer, in dessen Verlauf sie auch auf einige bekannte Figuren treffen.
Natürlich klingt vieles sehr vertraut. Wieder ein kleiner Droide mit Geheiminformationen (wie damals R2-D2), wieder ein Wüstenplanet (wie damals Tatooine), wieder ein finsterer Schurke (wie damals Darth Vader), wieder ein Jugendlicher mit großen Träumen (wie damals Luke), usw. Im weiteren Verlauf treffen wir noch auf einen uralten, zwergenhaften Weisen (wie damals Yoda), es gibt einen Twist bezüglich des Verwandtschaftsverhältnisses einer Figur und natürlich gibt es wieder einen Todesstern, mit Gräben, in welchen sich X-Flügler Dogfights mit Geschütztürmen und TIE-Jägern liefern (nur heißt die gigantische Basis hier Starkiller, so wie Luke in Lucas‘ erstem Drehbuchentwurf heißen sollte, und ist so groß, wie ein Planet).
Man könnte sich darüber beschweren, wie unoriginell dass doch alles ist und dass der Film doch mehr Remake, als wirkliche Fortsetzung ist. Damit würde man jedoch den Kern der Sache verfehlen. „Star Wars“ war schon immer Poesie, die sich gereimt hat (um den Kritiker Devin Faraci zu zitieren), man kann sich daran stören oder man kann sich wohlig an die Klassiker erinnert fühlen. Und schließlich weicht der Film auch in einigen entscheidenden Punkten vom Original ab. Die interessantesten Neuerungen betreffen dabei die drei neueingeführten Figuren Finn, Rey und Kylo Ren. Finn ist nicht nur der erste schwarze Hauptcharakter eines Star-Wars-Filmes, er ist auch der erste Sturmtruppler, dem eine Charakterzeichnung zuteilwird und der Emotionen zeigt. Mit der äußerst sympathischen Rey, deren Schauspielerin Daisy Ridley wohl die größte Entdeckung des Filmes ist, wird uns ein starker, wehrfähiger, aber auch verletzlicher und schlichtweg feinfühlig gezeichneter weiblicher Charakter präsentiert, weit entfernt von typischen Genre-Klischees. Der interessanteste, neue Charakter ist jedoch zweifellos der Schurke Kylo Ren, der sich zunächst als finsterer Sadist präsentiert, ganz im Stil seines Idols Darth Vader. Ein mutloserer Filmemacher hätte es vermutlich dabei belassen und ich zolle dem Drehbuchautoren Lawrence Kasdan, Regisseur J.J. Abrams und LucasFilm großen Respekt, dass sie aus Kylo Ren den Charakter gemacht haben, der er ist: Ein innerlich zerrissener, emotional instabiler Jüngling, gefangen im Kampf zwischen heller und dunkler Seite der Macht. Kylo Ren ist ein Schurke, der seine Maske nicht aus gesundheitlichen Gründen trägt, sondern um seine Jugend und Unerfahrenheit zu verbergen. Ja, er ist ein mächtiger Machtnutzer, aber seine Ausbildung ist längst nicht abgeschlossen. So steht er auch im ständigen Wettstreit mit dem ebenfalls noch recht jungen General Hux (Domnhall Gleeson, bekannt aus „Ex Machina“ oder als Bill Weasley u.a. aus „Harry Potter und der Feuerkelch“), einem wunderbar psychopathisch gespielten Anhänger der „Ersten Ordnung“ dessen große Rede nicht unbeabsichtigt an die aggressive Propaganda des Dritten Reiches erinnert.
Bei einer solchen Menge an Charakteren, sowohl starken Neuzugängen, als auch alten Gesichtern, wie einem blendend aufgelegten Harrison Ford oder einer botoxgeschädigten und daher weitestgehend emotionslosen Carrie Fisher, kann natürlich nicht jeder Schauspieler die Screentime bekommen, die er verdient hätte. So wird ein Mime, wie Max von Sydow nach der einleitenden Szene sofort aus dem Weg geräumt, die „The Raid“-Stars Iko Uwais und Yayan Ruhian (auf die ich mich sehr gefreut hatte), dürfen mal kurz auftauchen und indonesisch reden, bevor sie von kugelförmigen Tentakelmonstern, den Rathtaren, gemampft werden (oder hoffentlich nicht, so ganz ersichtlich ist das nicht) und Gwendoline Christie, bekannt als Brienne of Tarth aus „Game of Thrones“ darf als „Chrometrooper“ Cpt. Phasma nicht einmal ihr Gesicht zeigen. Hoffentlich werden ein paar der Charaktere in den folgenden Teilen weiter ausgebaut, vielversprechend sind sie jedenfalls, genau wie der ultraknuffige Rollroboter BB-8, der liebenswerteste Neuzugang neben Rey. Und auch hier zeigt sich wieder eine Stärke vom Geheimniskrämer J.J.: Anstatt das Pulver im ersten Teil zu verschießen, lässt er genau an den richtigen Stellen Freiraum zu Spekulation und liefert einem gerade genug Brotkrumen, um sich seine eigenen Theorien zu bilden. Ach, es ist so schön, wieder einmal gespannt zu sein, was im nächsten Teil passieren wird :D
So sehr die Charaktere Spaß machen und toll geschrieben sind, kann ich dennoch den Kritikern bezüglich der Handlung in gewissem Maße zustimmen. Am Handlungsverlauf ist nichts originell oder unerwartet und vieles kennt man so schon. Wenn es also einen Kritikpunkt an „Das Erwachen der Macht“ gibt, dann ist es die Handlung, die filmische Umsetzung ist nämlich makellos.
J.J. Abrams hat bisher keinen Film geschaffen, der sich stilistisch so rund anfühlt, angefangen von den herrlichen Schauplätzen (u.a. Abu Dhabi, Lake District, sowie Forest of Dean im UK und Skellig Michael vor der Westküste Irlands), über die Kostüme, das herrliche, vorwiegend handgemachte Aliendesign und die dezenten und gerade daher brillanten Computereffekte, bis hin zur Beleuchtung. Man achte einmal darauf, an welchen Stellen blaues oder rotes Licht dominiert und wie geil die Lichtschwerter ihre Umgebung beleuchten. Apropos Lichtschwerter: Wie krass waren denn bitte die Lichtschwertkämpfe? Ohne viel Akrobatik bekriegen sich hier Menschen, die sich tatsächlich einfach töten wollen. Salti und Luftsprünge, wie in den Prequels sucht man hier vergeblich, dennoch wirkt jeder Kampf trotz seiner Erdung perfekt choreografiert und gefilmt. Wie auch bei der Flugaction lässt J.J. hier Wackelkamera, Schnittgewitter und sogar seine geliebten Lensflares außen vor und liefert übersichtliche, aber dennoch mitreißende Actionszenen mit wunderschönen, langen Trackingshots. Hammer! Ich war zwar vom 3D-Effekt bei der ersten Sichtung sehr enttäuscht, das lag aber vermutlich am Kino, denn bei der Zweitsichtung in Dolby 3D war ich hin und weg. Wie hier Funken und Schneeflocken durchs Bild tänzeln, Lichtschwerter aus der Leinwand ragen und einem die Spitze eines Sternzerstörers entgegen fliegt, ist die perfekte Nutzung des Formates. Wenn ihr die Gelegenheit habt, eines der wenigen Kinos zu finden, die Dolby 3D anbieten: Nutzt es! Im regulären RealD 3D kann man sich den 3D-Effekt jedoch schenken, da er kaum positiv auffällt, sondern das (sowieso stellenweise schon recht dunkle) Bild noch dunkler und unschärfer macht und den stolzen Kinopreis weiter in die Höhe treibt.
So geil die Action auch ist, ich hätte mit etwas weniger auch leben können. Das Pacing ist schon recht straff, ein paar mehr Verschnaufpausen (à la Dagobah in „Das Imperium schlägt zurück“) hätten gut getan. Die hohe Geschwindigkeit lässt den Film allerdings nicht holprig wirken, er hat schon einen tollen Flow. Gerade die erste halbe Stunde gehört zu den besten Anfängen eines Star-Wars-Filmes, definitiv besser als die Tatooine-Passagen der Originaltrilogie und fast auf dem Niveau der Hoth-Schlacht in „Das Imperium schlägt zurück“. Auch das Finale ist (trotz der parallelen zu Episode IV) pures Gänsehautmaterial und ich kann meine Begeisterung bezüglich des finalen Lichtschwertkampfes nicht oft genug betonen.
Über Story, Charaktere und Inszenierung habe ich nun bereits ausführlich besprochen, eine wichtige Zutat des Erfolgsrezeptes „Star Wars“ war jedoch stets die geniale Filmmusik vom legendären Komponisten John Williams, der auch Episode VII wieder vertonte. Leider gibt es hier kein neues Leitmotiv vom Wiedererkennungswert eines „Imperial March“ oder eines „Binary Sunset“, aber wer wäre davon ausgegangen? Williams verwendet erwartungsgemäß viele Motive der alten Filme, webt allerdings gekonnt auch neue Themen ein, wie z.B. das wunderschöne „Rey’s Theme“, das beinahe an Joe Hisaishi erinnert. Dank der typischen Williams-Staccato-Streicher und –Fanfaren in den Actionszenen kommt typisches Star-Wars-Feeling auf und was verlangt man mehr? Man muss auch sagen, dass sich der Ansatz, Filmmusik zu komponieren in den letzten 40 Jahren stark verändert hat, weg von der klassischen leitmotivischen Methode, wie sie z.B. noch ein Howard Shore („Herr der Ringe“, „Hobbit“) verfolgt, hin zu einem stilistisch runderen Werk. Und wie gelungen Williams Klangteppiche eigentlich sind und wie perfekt der Musikeinsatz an einigen Stellen das Geschehen auf der Leinwand unterstützt, fiel mir erst bei der Zweitsichtung auf. Wer also von der Filmmusik zunächst enttäuscht war: Hört euch den Soundtrack mal isoliert an und schaut den Film noch einmal mit mehr Fokus auf der Tonkulisse.
Fazit: Während ich beim ersten Mal noch stark mitgefiebert habe und für zwei Stunden komplett in einer weit entfernten Galaxie versunken war, konnte ich bei der Zweitsichtung mehr auf die inszenatorische Raffinesse achten. „Das Erwachen der Macht“ ist nicht nur ein äußerst unterhaltsamer Blockbuster, er ist inszenatorisch beinahe perfektes Popcornkino mit wunderschönen Bildern, detailverliebter Ausstattung, handgemachten Effekten und so viel klassischem Star-Wars-Feeling. Klar, abgesehen von den coolen Charakteren gibt die Story nicht viel her, vieles kommt einem sehr bekannt vor und mit dem Ausklammern des Expanded Universe werden auch einige nicht einverstanden sein. Geht man jedoch mit angemessenen Erwartungen an den Film und vergisst den ganzen Hype, kann man kaum enttäuscht werden und wird im besten Fall mit zwei angenehmen Stunden Kindheitserinnerungen und Nostalgie belohnt. Wer bis jetzt mit dem Universum nichts anfangen konnte, wird aber durch den Film auch nicht bekehrt werden.
In dem Sinne: Möge die Macht mit euch sein und guten Rutsch!
Oh Mann, zu viele interessante Filme. Ich werde mir im Januar erstmal Revenant und Hateful Eight anschauen, evtl. auch noch Carol. Im Februar schaue ich dann, was von The Big Short, Brooklyn, Anomalisa und Creed bei mir noch läuft. Vermutlich werde ich mir Brooklyn anschauen, aber die vier reizen mich eigentlich alle.
Wer ist The General? Meint ihr damit Hux?
Wow, das gefällt mir ja mal richtig. Könnte glatt meine Jahresbestenliste sein, wenn Victoria nicht drin wäre und Birdman weiter oben wäre. Mann, bin ich langweilig! :D
Schon krass, dass hier der Name "Kylo" nicht analysiert wird, der ist ja wohl am offensichtlichsten :D
Es ist interessant, wie unter mir einige Leute versuchen, aus dem Misserfolg von Steve Jobs Schlüsse über die aktuelle Kinomentalität abzuleiten. Fakt ist, dass sich a priori wohl kaum jemand für einen Film mit dem Titel "Steve Jobs" interessiert, außer dessen Apple-Gefolge, zumal es in den letzten Jahren schon einen Spielfilm mit Ashton Kutcher gab (der nicht besonders gut aufgenommen wurde), sowie mehrere Dokumentarfilme. Dass der Film von Danny Boyle ist, nach einem meisterhaften Drehbuch von Aaron Sorkin und dass hochkarätige Schauspieler mitspielen, ist für die meisten kein sehr ausschlaggebender Punkt, sich den Film anzusehen, was ich auch nachvollziehen kann. Ich konnte andere Leute auch erst für den Film interessieren, nachdem ich meinte, dass Jobs da sehr kritisch behandelt wird.
Klar, es ist immer leicht, die Schuld am Misserfolg guter Filme auf die "bösen" Franchises zu schieben, in den meisten Fällen ist hier aber schon recht gut sichtbar, wieso ein Film gefloppt ist, sei es an einem öden Trailer (Blackhat), ordentlicher Negativwerbung (Fantastic Four), einem gigantischen Budget (Jupiter Ascending) oder schlicht der mangelnden Qualität des Filmes (Mortdecai).
Ex Machina, Mad Max, Star Wars, Martian, Jurassic World und alle sind zufrieden, oder?
Eine Liebeserklärung an die B-Filme der 80er, wie eine Kreuzung aus BMX-Jugendfilm und Mad Max. Ein verweister Comic-Nerd-Teenager überlebt dank selbstaufgestellter Überlebensregeln a la "Zombieland" in der postapokalyptischen Zukunft (dem fernen Jahr 1997). Ein dauergrinsender Freundschaftsroboter, ein Armdrück-Champion, ein Totenkopfmaske tragender Henchman mit Kreissägenwerfer am Handgelenk und über all dem der wundervoll flirrende Synthwave-Soundtrack von Le Matos.
Das könnte alles furchtbar platt und trashig sein, aber dank schön ekliger Gore-Effekte mit handgemachten Blutfontänen (z.B einer tollen Schädeldecke-Abschraub-Sequenz), viel Liebe zum Detail und einer (für eine Indie-B-Film-Hommage) überraschend hochwertigen Inszenierung ist "Turbo Kid" ein Film, der seine Prämisse perfekt nutzt und 90 Minuten lang großartige Unterhaltung bietet. Das Schönste ist aber, dass der Film unter all dem Blut und Gekröse, den schlechten One-Linern und zweifelhaften Schauspielleistungen auch eine ganze Menge Herz besitzt.
Dafür gibt es 8/10 Roboterküsse im Blutregen!
Eine sehr angenehme Entführung in den Urlaub an der französischen Küste. Auch wenn "Die Ferien des Monsieur Hulot" nur eine recht zusammenhangslose Ansammlung von Sketchen ist und die Musik abwechslungsreicher hätte sein können, ist der Film einfach ein höchst sympathischer Spaß. Hervorragend gefilmter visueller Humor, unvergleichbares Sounddesign und geniales komödiantisches Timing.
Naja, 14/20. Ich war aber tatsächlich der Überzeugung, es gäbe in den Prequels auch gelbe Lichtschwerter. Habe die aber zugegebenermaßen seit langer Zeit nicht mehr gesehen.
Keinen einzigen gesehen :D
Bin mir bei meiner Top 4 etwas unsicher, in welcher Reihenfolge ich sie positionieren würde: Birdman, Whiplash, Star Wars und Alles steht Kopf. Die werde ich mir in den nächsten Wochen nochmal anschauen, um zu einem eindeutigen Urteil zu kommen. Als meinen Lieblingsfilm habe ich aber schonmal Birdman markiert.
Für mich drittbester der Reihe. Nicht perfekt, viele Angriffspunkte und leidet generell an zu hoher Erwartungshaltung und unmenschlichem Hype. Für mich hat er aber vieles richtig gemacht. Wahnsinnig unterhaltsam, sympathische Charaktere, tolle Bilder, aber auch viel Action (zuviel?) und recht gehetzt. Werde ihn mir garantiert nochmal innerhalb der nächsten Wochen ansehen. Es wird auch noch einen längeren Text von mir geben, momentan aber erstmal nur soviel. Und anschauen wird ihn sich eh jeder, der die alten Filme mag und die werden auch ihren Spaß haben.
Habe davon Ex Machina (fantastisch), A Most Violent Year (Sehr schön) und End of the Tour (faszinierend) gesehen. Da kann ich definitiv zustimmen, den Rest schaue ich bei Gelegenheit, besondern Steve Jobs, Raum, The Walk und The Look of Silence interessieren mich, evtl. auch Das Salz der Erde und Ich seh, ich seh.
Mmmh, ja das gefällt mir sehr gut! Peter Gabriel im Soundtrack, Hugh Jackman und Taron Egerton mit Riesenbrille, dazu dieser wunderschön furchtbare 80s-Look und aus der Schmiede von Marv Studios. Bin dabei!
Mmh, ist halt kein Star Trek mehr und die Musik ist unpassend, aber unterhaltsam sieht es ja aus.
Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß.
Aber mal im Ernst: Wieso eigentlich nicht. Könnte evtl. in eine andere Richtung gehen, als die anderen Märchenremakes, die zur Zeit die Kinos fluten.
Den habe ich schon vor ein paar Tagen gesehen. Verdammt gut, ich will diesen Film jetzt sofort!