Tobi_G93 - Kommentare

Alle Kommentare von Tobi_G93

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    Tobi_G93 15.07.2020, 17:00 Geändert 16.07.2020, 14:09

    „I wonder who the real cannibals are?“
    Puh, das war also der sagenumwobene "Cannibal Holocaust", holy Shit.
    Ruggero Deodatos 1980 gedrehter Film ist ein teilweise grenzwertiger und wahnsinnig verstörender Exploitation-Shocker, der völlig zurecht auf sämtlichen Listen der verstörendsten Filme überhaupt weit vorne zu finden ist.
    Harold Monroe (Robert Kerman), ein Anthropologe der New York University, reist in den Amazonas Dschungel, um eine verschollene Gruppe von Dokumentarfilmern zu suchen. Beim Stamm der "Yanomami" findet er deren Überreste und ihre Kamera mit entsprechendem Filmmaterial.
    Nach Rückreise sichtet er den Film und entdeckt...
    Schon das erste Drittel, in dem wir die Reise des Anthropologen in den Dschungel zu dem Kannibalenstamm und dem anschließendem "Kennenlernen" verfolgen, enthält doch so manchen deftigen Moment, bei dem man sich erstmal kurz schütteln muss. Indem sich der Anthropologe dem Kannibalenstamm anpasst, wird er von ihnen respektiert und kann deswegen das entdeckte Filmmaterial der ermordeten Filmcrew nach New York mitnehmen.
    Ab dem Moment, in dem der mitgebrachte Film von Monroe und seinen Kollegen gesichtet wird, dreht der Film dann erst richtig auf. In der Folge wird man mit einer Abscheulichkeit nach der anderen bombardiert, was mehrmals zu blankem Entsetzen führt. Höhepunkt ist dabei sicherlich das Töten und anschließende Aufschneiden einer Schildkröte, welche dabei in Wirklichkeit getötet wurde und die Szene nicht nur in dem Wissen davon puren Ekel erzeugt. Auch als Nicht-Vegetarier muss ich sagen, dass echtes Töten von Tieren im Film einfacht nicht sein muss. Das hätte man wie die weiteren auftretenden Gewaltszenen mit entsprechender Tricktechnik umsetzen sollen. Hätte sicher eine ähnliche Wirkung gehabt. Aber gut, ist passiert...
    #Spoiler#
    Im letzten Drittel stellt sich immer mehr das "weiße" Filmteam als die wahre Bestie des Films heraus, was für mich das Ganze dann definitiv gerettet hat. Andernfalls wäre das hier Rassismus pur gewesen. So gibts wenigstens nochmals eine interessante Message mit auf den Weg.
    #SpoilerOff#
    Zuletzt muss definitiv noch der Soundtrack besonders hervorgehoben werden. In den krasseren Momenten wird immer wieder ein recht beklemmender Score gespielt, was die Szenen dabei noch eindriglicher wirken lässt.
    Das Main Theme des Soundtracks ist dagegen einfach wunderschön und jetzt noch ständig im Ohr.
    Insgesamt ein echt krasser (Nur für härter Gesottene) aber auch starker Film.

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      Tobi_G93 15.07.2020, 15:52 Geändert 16.07.2020, 14:04

      "Eine reine Formalität" vom italienischen Regisseur Giuseppe Tornatore war für mich eine echte Überraschung, da ich von dem Film zuvor überhaupt noch nichts gehört habe.
      Der 1994 entstandene Film ist wohl am ehesten als Mischung aus einem Kammerspiel und leicht entrücktem Psychothriller zu sehen, der mit Gerard Depardieu und Roman Polanski in den Hauptrollen schauspielerisch vollends überzeugen kann.
      Ein seltsam verstörter und erinnerungsloser Mann (Gerard Depardieu), der sich später als der erfolgreiche Schriftsteller Onoff entpuppt, wird nachts von Polizisten aufgegriffen und ins Revier zum Verhör gebracht. Etwas verspätet trifft dann ebenfalls der Inpektor (Roman Polanski) ein, der sich nach kurzer Zeit als großer Fan des Schriftstellers outet. Schnell wittert er aber dunkle Geheimnisse in der Vergangenheit des Schriftstellers..
      Der Film ist dabei größtenteils als Kammerspiel auf dem Polizeirevier inszeniert, das den Zuseher mit toll geschriebenen Wortgefechten der beiden großartigen Hauptdarsteller bei der Stange hält, die einerseits immer wieder schwarzhumoriger, philosophischer Art sind aber vor allem im Laufe der Zeit immer bedrohlichere Züge annehmen. So etabliert der Regisseur nach und nach Psychothriller-Elemente, indem die düstere Vergangenheit des Schriftstellers immer wieder in Form von schnell geschnittenen Montagen und Erinnerungsfragmenten ergründet wird. Die mysteriöse Wirkung des Films wird dabei durch immer bizarrere Entwicklungen auf dem Polizeirevier (Stichwort Regen) weiter verstärkt, wodurch das Ganze immmer surrealere Züge annimmt.
      Spätestens durch das überraschende wie tragische Finale, wodurch die im Laufe des Films subtil etablierte Symbolik vollkommen schlüssig erscheint, wird der Zuschauer endgültig mit einem seltsam melancholischen Gefühl zurückgelassen.
      Toller Film

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      • 8 .5
        Tobi_G93 11.07.2020, 18:09 Geändert 12.07.2020, 20:47

        "To Live and Die in L.A." ist ein starker Kriminalthriller mit Actionelementen von William Friedkin aus dem Jahr 1985, der meiner Meinung nach eine der besten Arbeiten des Regisseurs darstellt.
        Der Partner des FBI-Agents Richard Chance (William Petersen) wird bei einem alleinigen Ermittlungseinsatz von dem charismatischem Gangster Eric Masters (Willem Dafoe), der auf Falschgeldhandel spezialisiert ist, erschossen. In der Folge setzt Richard zusammen mit seinem neuen Partner John Vukovich (John Pankow) alles daran, den Mörder seines ehemaligen Partners zu fassen. Dabei geraten die beiden Ermittler immer mehr an die Grenzen der Legalität...
        Atmosphärisch ist der Film enorm in seiner Zeit verankert. Die sowohl kühlen als auch fiebrigen, sehr stylischen Bilder und der flippige Elektropop Soundtrack spiegeln durchgehend die 80er Jahre wieder und erinnern an weitere tolle Thriller dieser Zeit (imo vor allem an Thief und Manhunter von Michael Mann).
        Schauspielerisch ragt vor allem die eindringliche Performance Willem Dafoes heraus, dessen Figur mit sehr charismatischen wie unberechenbaren Auftritten glänzt. Aber auch Hauptprotagonist William Petersen sowie in Nebenrollen John Turturro oder Dean Stockwell machen ihre Sache hervorragend.
        Friedkin legt hierbei die Figurenzeichnung sehr ambivalent an, auch die vermeintlich auf der richtigen Seite des Gesetzes befindlichen Figuren werden immer wieder nuanciert von ihren Schattenseiten beleuchtet. Dadurch verwischt Gut und Böse im Verlauf des Films immer mehr.
        Zuletzt muss definitiv noch das eindrucksvolle Finale hervorgehoben werden, das mit seiner brachialen Wirkung längerfristig im Gedächtnis bleiben dürfte.
        Zurecht ein Klassiker.

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          Tobi_G93 04.07.2020, 18:13 Geändert 03.07.2021, 12:58

          "Carnival of Souls" von Herk Harvey aus dem Jahr 1962 gilt als ein (nicht zu Unrecht) durchaus einflussreicher und (wohl trotzdem nicht besonders bekannter) atmosphärischer Gruselklassiker.
          Mary (Candace Hilligoss) entkommt bei einem Autounfall nur knapp dem Tod, während die drei weiteren Insassen dabei allesamt ums Leben kommen. In der Folge erscheint ihr allerdings die Umwelt seltsam bedrohlich und wird scheinbar von einem mysteriösen Mann verfolgt...
          Die absolute Stärke des Films ist die unwirklich entrückte, surreale Atmosphäre, die von ihrer alptraumhaften Stimmung immer wieder an paar Jahre später entstandene Meisterwerke wie "Repulsion" von Roman Polanski oder Nicolas Roegs "Dont Look Now" erinnert. Auch ein David Lynch dürfte durchaus von diesem Film inspiriert worden sein.
          Wie in jenen Filmen erscheint auch hier das Grauen immer wieder unvermittelt in der scheinbaren Realität in Form von seltsamen Wahrnehmungsstörungen, mysteriösen Gestalten und unerklärlich absurden Verhaltensweisen von Personen.
          Bis auf das absolut gespenstische Finale ist der Film dabei leider recht höhepunktarm inszeniert worden, was trotz der kurzen Laufzeit von ca. 80 Minuten zu einem recht trägem Sehvergnügen führt und für mich doch ein recht großes Problem darstellte.
          Insgesamt trotzdem klar überm Durchschnitt.

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            Tobi_G93 03.07.2020, 21:30 Geändert 18.07.2020, 18:41

            2003 lieferte der Franzose Alexandre Aja mit dem ultrabrutalen Psychothriller "Hight Tension" den Startschuss der berüchtigten "New French Extremety", eine Reihe wahnsinnig brutaler Terrorfilme (dieser, Inside, Martyrs, Frontiers), die in Sachen Gewalt und Radikalität teilweise neue Maßstäbe setzen konnten.
            Die Studentin Alex (Maiwenn) reist zusammen mit ihrer Freundin Marie (Cecile de France) in ihr Heimatdorf, um ihre Familie zu besuchen und dieser dabei ihre beste Freundin vorzustellen. Doch mit dem Auftreten eines scheinbar geisteskranken Killers (Philippe Nahon) beginnt eine Nacht voller Terror und Leid...
            Alexandre Ajas Beitrag zur französichen Terrorwelle ist ein richtig sattes Pfund.
            Schon der Auftakt des Filmes mit seinen düster-blaustichigen Bildern und dem bedrückend dröhnendem Score (v.a. das sich wiederholende Main Theme ist enorm atmosphärisch) kreirt eine Atmosphäre irgendwo zwischen unheilvoller Anspannung und schleichendem Terror.
            Spätestens mit der Ankunft des Killers nach ca. einem Drittel wird der Film zum knüppelhartem Terrorslasher mit einigen doch sehr expliziten Gewaltmomenten.
            Allerdings schleichen sich hier vor allem zur Filmmitte kleinere Längen ein und der Film tritt leicht auf der Stelle, was meiner Meinung nach bei einem 90 minütigem Film vermeidbar sein müsste. Deshalb hier leichte Abzüge.
            Das letzte Drittel des Film dürfte für viele der Knackpunkt sein. Mit einer (eher vorhersehbaren) Wendung im Plot dreht sich der Film um 180 Grad und steht in einem komplett anderen Licht. Ich kann komplett verstehen, dass man dem Film hierbei die zugegebermaßen vorhandenen Logiklücken und die recht simple "Waschküchenpsychologie" vorhalten kann, die filmische Umsetzung davon sehe ich aber als sehr gelungen an und habe deshalb damit wenig Probleme.
            Gerade das Finale dreht dann nochmal richtig auf und liefert mit grotesken Gewalteruptionen und beinhartem Terror ein brutales Blutbad, wo sich immer mehr die heimlichen Gefühle Maries für Alex als Ursache des Wahnsinns erweisen.
            Was unterdrückte Liebe doch alles anrichten kann.
            Guter Film.

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              Tobi_G93 02.07.2020, 17:43 Geändert 03.07.2020, 17:13

              "This is Zodiac speaking"

              Zwischen Dezember 1968 und Oktober 1969 ermordete ein Mann in San Francisco und dem regionalen Umland der Stadt mindestens fünf Personen und verletzte zwei weitere schwer. Der Täter gab sich selbst das Pseudonym "Zodiac" und sandte codierte Botschaften an die örtliche Presse, wovon einige bis heute noch nicht entschlüsselt werden konnten.
              Seine Identität wurde dabei bis heute nicht ermittelt.
              Dieser Kriminalfall diente David Fincher als Vorlage für seinen meisterhaften Thriller "Zodiac - Die Spur des Killers" von 2007, in dem er den Fall basierend auf den Romanen "Zodiac" und Zodiac Unmasked" des involvierten Karikaturisten Robert Graysmiths in fast schon dokumentarischer Form nachzeichnet und sich dadurch sogar den Konventionen des Thrillergenres entzieht.
              Nachdem sich der Film im ersten Drittel hauptsächlich um den Ablauf des Falls und dem Katz- und Mausspiel mit den Medien und der Polizei in Form der verschlüsselten Briefe konzentriert, wird im Fortlauf vor allem die Ermittlungsarbeit dreier Personen dargestellt. Sowohl der Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal), der hedonistische Journalist Paul Avery (Robert Downey Jr.) als auch der Detective Dave Toschi (Mark Ruffalo) verlieren sich im Laufe des Films auf obsessive Weise in dem Zodiac-Fall...
              Inszenatorisch ist der Film (eigtl. Finchertypisch) atemberaubend und der Cast macht seine Sache ebenso hervorragend.
              Obwohl durch die detallierte Darstellung der zähen Ermittlungarbeit bei einem Film über 2,5 Std. schnell eine gewisse Langatmigkeit eintreten könnte, gelingt es Fincher immer wieder mithilfe intensiver Spannungsspitzen dies spielend leicht zu umgehen.
              ##kurzer Spoiler##
              Ein Beispiel dafür ist der zweite Mord an einem See, dem wohl verstörendsten Moment des Films: Nachdem der Zodiac-Killer dem Pärchen in der Opferrolle einen Raubüberfall vorgetäuscht hat, fesselt er das Pärchen und sticht die Beiden kaltblütig mit einem Messer ab. Fincher bleibt hierbei jedoch wenig explizit bzw. zeigt nur die Bewegung des Zustechens und kreirt dadurch puren Horror im Kopf des Zuschauers.
              ##SpoilerOff##
              Zu solch aufrüttelnden und spannungsgeladenen Momenten kommt es im Film mehrfach, damit sich der Zuseher niemals in Sicherheit wiegen kann.
              Dadurch, dass auch der Fall im Film wie in der Realität für immer ungeklärt bleiben sollte, wird man nach dem Film mit einem unangenehm nagendem Gefühl zurückgelassen, da man dem Täter womöglich sehr nahe war, doch leider nur Indizien und keine Beweise dafür hatte.
              Manche Fälle bleiben leider für immer ungelöst...
              Fazit: Für mich zusammen mit Seven und Fight Club Finchers Bester.

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                Tobi_G93 30.06.2020, 16:26 Geändert 30.06.2020, 16:28

                "John Wick" von Regisseur Chad Stahelski aus dem Jahr 2014 ist ein aufs Nötigste reduzierter und ziemlich stylischer wie kompromissloser Actionthriller.
                Keanu Reeves spielt dabei die titelgebende Hauptfigur, den ehemaligen Auftragskiller und Kampfmaschine John Wick, absolut überzeugend. Beim restlichen Cast sind vor allem Michael Nyqvist als Antagonisten, den Gangsterboss Viggo, sowie Willem Dafoe als John Wicks ehemaliger Kollege Marcus hervorzuheben.
                Auch die Inszenierung und der Style des Films können mit vielen tollen Shots und stark inszenierten Actionpassagen überzeugen. Die Gewalt ist hierbei einer FSK 16 angemessen, es werden Köpfe durchschossen und Messer in Kehlen gerammt ohne dabei in wirklich explizite Gefilde abzudriften.
                Großer Minuspunkt ist dagegen für mich der Plot, welcher doch sehr dünn geraten ist und wenig Originalitätswert besitzt. Das hat man schon alles zigfach in ähnlichen Varianten (meist auch komplexer oder stimmiger) sehen können.
                Trotzdem konnte mich der Film mit dem Zusammenspiel aus stimmiger Atmosphäre, tollen Actionpassagen und gutem Schauspiel letzten Endes recht gut unterhalten.
                Für Actionfans definitiv eine Empfehlung.

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                  Tobi_G93 29.06.2020, 13:22 Geändert 02.06.2021, 19:47

                  Der spanische Thriller "Kidnapped" von Regisseur Miguel Angel Vivas aus dem Jahr 2010 ist ein knallharter Home-Invasion Terrorfilm, der vor allem mit enormer Authentizität und knüppeldicker Atmosphäre punktet.
                  ##leichte Spoiler##
                  Eine dreiköpfige Familie (Paar mit Tochter) beendet gerade ihren Umzug in eine neue Wohnung, als drei skrupellose Gangster in die Wohnung einbrechen, die Familie gefangen nehmen und es auf das Vermögen der Familie abgesehen haben. Allerdings kommt es bei den Gangstern schnell zu Unstimmigkeiten untereinander und entwickeln jeweils unterschiedliche Pläne. Die Familie steht vor einer Nacht puren Horrors...
                  ##Spoiler OFF##
                  Der Film ist in insgesamt 12 Plansequenzen inszeniert worden, wodurch der Film eine enorme Unmittelbarkeit erhält und durch die authentische Inszenierung ein stetiges Unwohlsein beim Zuseher erzeugen kann.
                  An gut platzierten Suspense-Momenten wird dabei mehrmals ein Splitscreen als Stilmittel verwendet, was die knüppelharte Wirkung des Films abermals nach oben schraubt.
                  Wenige Negativpunkte wären für mich die teilweise unnachvollziehbaren Handlungen auf beiden Seiten, die hin und wieder doch sehr eklatant sind und einen kurzzeitig aus dem Film ziehen können.
                  Besonderes Lob verdient dagegen das letzte Drittel des Films, das mit einigen starken Spannungssequenzen, wenigen aber sehr harten Gewaltspitzen und einem bösartig-perfidem Ende nochmals ordentlich punkten kann.
                  Für mich insgesamt ein starker Vertreter aus dem Home-Invasion und Terrorfilm Genre.

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                    Tobi_G93 27.06.2020, 12:05 Geändert 02.06.2021, 19:43

                    "Killer Joe" aus dem Jahr 2011 ist eine schwarzhumorige wie bitterböse Thrillerfarce von Regie-Altmeister William Friedkin, die qualitativ meiner Meinung nach dessen Highlights aus den 70ern (French Connection, The Exorcist) in Nichts nachsteht.
                    Der Film ist im texanischen White-Trash Milieu angesiedelt und kann als Abrechnung Friedkins mit jener amerikanischen Gesellschaftsschicht betrachtet werden.
                    Der Kleinkriminelle Chris (Emile Hirsch) ist finanziell verschuldet. Deshalb fasst er den perfiden Plan seine Mutter zu töten, um damit zusammen mit seiner Schwester (Juno Temple), seinem Vater (Thomas Haden Church) und dessen Lebensgefährtin (Gina Gershon) die Lebensversicherung zu kassieren. Hierzu engagieren Chris und sein Vater den charismatischen wie bedrohlichen Cop und Auftragskiller Joe (Matthew Mc Connaughey), um den Mord ausführen zu lassen. Als sie ihn aber nicht im Voraus bezahlen können und er der Schwester von Chris begegnet, fasst Joe seine ganz eigenen Pläne...
                    Das absolute Highlight des Films ist die schauspielerische Leistung des Casts, allen voran Matthew Mc Conaugheys, dessen Figur "Killer Joe" teilweise enorm bedrohlich und saukomisch zugleich ist, und auch Emile Hirschs Leistung verdient ein besonderes Lob.
                    Der Film ist insgesamt eher ruhig und nicht besonders temporeich, glänzt aber mit einer dichten Atmosphäre, gut (wenn auch etwas drüber) geschriebenen Charakteren und vielen fesselnden Dialogen.
                    Zum Ende hin zieht Friedkin die Zügel dann richtig an und liefert mit dem Finale eine aberwitzige Kammerspiel-Terrorshow ab, wo er in einer unfassbaren Szene für Chicken Wings eine neue wie abartige Verwendung findet.
                    Insgesamt konnte Friedkin damit seinen Ruf als Kultregisseur nach längerer Flaute (Bug ausgenommen) nochmals bestärken und lieferte mit "Killer Joe" ein verstörendes wie teilweise saukomisches Biest ab.
                    8 von 10 abgeleckten Chicken Wings

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                      Tobi_G93 26.06.2020, 09:48 Geändert 01.07.2020, 16:52

                      Lost Highway ist ein Meisterwerk von David Lynch. Der 1997 entstandene Noir-Mindfuck mit Thriller- und Horrorelementen war der erste Film Lynchs seit seinem Debüt Eraserhead, der jegliche Logik und Rationalität in seiner Handlung verweigert, was er mit Mulholland Drive fortsetzte und mit Inland Empire nochmals steigern konnte.
                      Fred (Bill Pullman) und Rene (Patricia Arquette) Maddison führen keine sonderlich gute Ehe. Sie haben sich nur noch wenig zu sagen und leben aneinander vorbei. Fred kann Rene nicht mehr sexuell befriedigen und hat mit rasender Eifersucht zu kämpfen. Ein bleicher Mann, der Mystery Man (Robert Blake) taucht auf und behauptet er wurde von Fred eingeladen und sei in seinem Haus. gleichzeitig wird das Paar von immer gruseligeren Videoaufnahmen ihres Hauses bedroht, was bei Fed zu erschreckenden Erkenntnissen führt...
                      Schon das erste Drittel des Films, welches hauptsächlich im Haus des Ehepaars spielt, ist reine atmosphärische Perfektion. Mit seinen düster ausgeleuchteten Zimmern und Gängen, dem dröhnenden Sounddesign und seltsam wirkenden Mimiken und Gestiken der Darsteller kreirt Lynch eine bedrohlich-beklemmende Atmosphäre, die die meisten Horrorfilme in den Schatten stellt.
                      ## Spoilerwarnung##
                      Nach dem ersten Drittel verwandelt sich Fred in der Todeszelle scheinbar in einen jüngeren Mann, Pete (Baltazar Getty). Dieser scheint eine Art Gegenteil Freds zu sein. Er lernt Alice Wakefield (auch Patricia Arquette) kennen, eine jüngere und durchtriebenere Version Renes. Hier ist Pete (im Gegenteil zu Fred) sehr potent und kann sowohl Alice als auch seine eigentliche Freundin befriedigen. Doch auch in dieser Version der Geschichte werden ähnliche Probleme wie im ersten Teil auftreten, was zur Rückverwandlung von Pete zu Fred führen wird.
                      Für mich geht es in Lost Highway um die Verdrängung von Schuld und der Existenz von bösen Mächten im Mensch selbst, die hier zu den schlimmen Taten Freds fühern. Der Mystery Man bringt sowohl Fred als auch Pete dazu, Gewalt auszuüben. Fred verdrängt diese Taten in der Zelle, was zu einer Art Wunschfantasie führt, die seine Taten als ein Resultat einer höheren Macht sieht und er keine Schuld hat. Doch mit der Zeit bröckelt die Fassade, der Mystery Man konfrontiert ihn mit der Wahrheit. Die Wahrheit im Film wird immer mit Videoaufzeichnungen gezeigt, die dem Mystery Man als eine Art Waffe dienen und er damit Fred immer wieder bedroht weil dieser von der Wahrheit flüchten will.
                      Oder man sieht den Film als eine Geschichte über den Pakt mit dem Teufel, der dann vom Mystery Man verkörpert werden würde. Who Knows.
                      Insgesamt ist der Film einfach eine einzigartige Erfahrung, die jedem aufgeschlossenem Filmschauer empfohlen sei.

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                      • Absolut geniale Szene, sicherlich mit der beste Jumpscare überhaupt, die verstörendste Szene in M.H. ist für mich aber eher des Ende mit dem Rentner Pärchen.

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                        • Wow, echt gut dargelegt welche Probleme auch ich mit dem Film habe...absolute Zustimmung!

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