999CINEASTOR666 - Kommentare

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    999CINEASTOR666 25.05.2021, 11:10 Geändert 01.06.2024, 17:59

    Last Girl Standing / US / 2015

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Wie ergeht es einem Final Girl eigentlich, nachdem der Abspann gelaufen ist? LAST GIRL STANDING beschäftigt sich mit dieser interessanten Frage, mit der sich bisher kein Film ernsthaft auseinandergesetzt hat. Eine interessante Frage verdient eine interessante Antwort, doch in dem Punkt versagt LAST GIRL STANDING kläglich.

    Nach einem appetitanregenden Beginn, in Form eines Slasherfilm-Finales mit allem drum und dran, folgt ein ödes Psychodrama. Das Drama scheitert insbesondere daran, dass die einzige Überlebende unsympathisch, nervig und unzugänglich ist.

    Camryn (AKASHA VILLALOBOS) arbeitet nunmehr in einer Wäscherei und kriegt von ihren Kollegen und ihrem Vorgesetzten Rückhalt. Sie zeigen Verständnis, für die traumatisierte, junge Frau, die bei dem Massaker all ihre Freunde verloren hat. Obwohl sie den maskierten Psychokiller, der sie einst durch den Wald gejagt und in Todesangst versetzt hat, in die ewigen Jagdgründe beförderte, sieht sie sich nicht nur in ihren Albträumen von ihm verfolgt. Sie hat das ungute Gefühl, dass das Böse zurück ist und sich an ihre Fersen geheftet hat.

    Ob Camryn allmählich den Verstand verliert oder sie und ihre neuen Freunde abermals in Gefahr schweben, ist fortan der Aufhänger. Das unausgegorene Drehbuch, die fehlende emotionale Bindung und der lausige Spannungsbogen sorgen allerdings dafür, dass das müde erzählte Verwirrspiel zur Geduldsprobe wird. Spätestens nachdem Camryn zum dritten Mal hysterisch durch die Kulisse springt, ist der Geduldsfaden arg in Mitleidenschaft gezogen.

    Das Finale gestaltet sich so, wie man es die ganze Zeit angedeutet bekommen hat, sodass der Überraschungseffekt auch in die Röhre schaut. Zumindest kriegt der Gorehound an der Stelle noch etwas geboten. Der ernste Tenor wird nämlich beiseite geschoben und die Traumabewältigung reißerisch ausgebeutet, in Form von Blut und Gedärm.

    Fazit: LAST GIRL STANDING fasst allen Mut zusammen und versucht, dem in die Jahre gekommenen Slasher-Subgenre neuen Wind einzuhauchen. Das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ist zweifelsfrei ein guter Ansatz. Bedauerlicherweise scheitert das Experiment an seiner Trägheit, Unentschlossenheit und der ad absurdum geführten psychologischen Komponente. Was bleibt, ist ein halbgarer Versuch, an dem sich die Geister scheiden werden.

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      999CINEASTOR666 23.05.2021, 20:57 Geändert 23.05.2021, 20:58

      Killer Kate - Rache ist Familiensache (OT: Killer Kate!) / US / 2018

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      "Ein Spaß für die ganze Familie"

      Als ich KILLER KATE - RACHE IST FAMILIENSACHE abgespielt habe, habe ich nicht gewusst, dass es sich um eine Schwarze Horrorkomödie handelt. Ich habe es jedoch prompt auf dem Schirm gehabt, da die Stimmung aufgelockert ist, wie mein Kopfkissen vor dem Zubettgehen, als der Clan, der Plan und die Rollenverteilung vorgestellt werden.

      Weil das Airbnb-Business die Motelbranche ruiniert, plant eine Vetternwirtschaft Schlagzeilen zu machen. Da kommt ein Junggesellinnenabschied wie gerufen, um mit einem Massaker medienwirksam Staub aufzuwirbeln. Schön blöd, dass die mordlustige Sippe nicht gerade aus den hellsten Leuchten besteht und die Schwester der Braut obendrein ein toughes Miststück ist.

      Nachdem nach einer Dreiviertelstunde das Geplaudere über alte Zeiten vorüber ist und die Mischpoke die Unterkunft und Party stürmt, kommt Schwung in die Bude. Es gibt einige blutige Einlagen, die auch nicht zu zaghaft sind. Aufgrund des ironischen Untertons, sind sie allerdings nicht allzu hart anzuschauen.

      Handwerklich geht KILLER KATE - RACHE IST FAMILIENSACHE in Ordnung und auch die Darsteller sind akzeptabel. Zum Glück nimmt sich der Horrorthriller nicht allzu ernst, denn dafür fehlt es ihm an Horror und Thrill. Auch mit Lachsalven sieht es mau aus, eine handvoll Schmunzler sind aber schon drin.

      Fazit: KILLER KATE - RACHE IST FAMILIENSACHE ist nicht der ganz große Wurf, weil der Streifen in allen Belangen ein bis zwei Schippen drauflegen hätte müssen. Obwohl er nicht mit den Big Playern im Game mithalten kann, fühlte ich mich dennoch kurzweilig unterhalten, weil die Chose ganz launig gedeichselt ist.

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        999CINEASTOR666 22.05.2021, 16:41 Geändert 22.05.2021, 16:45

        Breeder - Die Zucht (OT: Breeder) / DK / 2020

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Meine Bewertung schockiert mich selbst über alle Maßen und vielleicht muss ich sie irgendwann revidieren. Die erste Stunde hat mich nämlich wenig begeistert, mit ihren unterkühlten, diskreten, drögen und langwierigen Eheproblemen und Geschäftsgebahren.

        Als sich die entführten, gebrandmarkten, im Keller einer Fabrik wie Zuchtvieh gehaltenen und von einem perversen Frauenhasser gedemütigten und gequälten Versuchskaninchen allerdings aus ihren Käfigen befreien und vom Anblick toter Babies wutentbrannt zum Angriff blasen, wurde meine Vorliebe für den Exploitationfilm geweckt und auf Trab gehalten.

        Auch BDSM-Enthusiasten*innen kommen derweil auf ihre Kosten, in Form von Fesselspiele, Peitschenhiebe per Gürtel und Natursekt-Duschen.

        Hinzu kommt außerdem, dass dieser dänische Raubbau-Thriller allem Anschein nach die Kosmetikindustrie und ihre Tierversuche sowie die Genforschung und den Jugend- und Schönheitswahn kritisch beäugt und auswertet.

        Der Aufhänger ist nämlich eine illegale Biohacking-Testreihe, die ewige Jugend verspricht, weil die leitende, skrupellose Wissenschaftlerin den Alterungsprozess als Krankheit betrachtet, die unter allem Umständen bekämpft werden muss. Ihr Klientel ist demnach in die Jahre gekommen, aber derart mächtig, stinkreich und eitel, dass das grausame Experiment am Ende unter den Teppich gekehrt werden kann.

        6,5 Golden Showers

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          999CINEASTOR666 22.05.2021, 10:21 Geändert 22.05.2021, 10:22

          Unsichtbare Bedrohung - In the Quarry (OT: En el pozo / AT: In the Quarry) / UY / 2019

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Dorfschönheit Alicia (PAULA SILVA) lebt seit einiger Zeit in der großen Stadt. Am abgelegenen Steinbruchsee will sie mit ihren Kindheitsfreunden Tincho (RAFAEL BELTRÁN) und Tola (LUIS PAZOS) chillaxen und hat ihren urbanen Macker Bruno (AUGUSTO GORDILLO) angeschleppt. Zwischen Schwimmen, Sonnenbaden, Grillen, Kicken, Biere kippen, Kiffen und Angeln, ist die Stimmung zunächst locker-flockig. Allerdings treten vermehrt Spannungen und Unstimmigkeiten auf, als der krankhaft eifersüchtige Bruno registriert, dass das Landei Tincho ein Auge auf die bildhübsche Alicia geworfen hat und sie mit seinen Blicken förmlich auszieht. Das geschieht nicht grundlos. Die beiden haben hinter dem Rücken von Bruno tatsächlich etwas am Laufen, wie man später erfährt.

          Schnell steht fest, dass der sonnige Nachmittag am kühlen Nass, seinen Höhepunkt in einer Eskalation finden wird. Der Film macht es sich nämlich ziemlich einfach, indem er die Rollen eindeutig verteilt und dem Städter den Schwarzen Peter zuschiebt. Die Konfrontationen finden vordergründig auf verbaler Ebene statt, in Form von Meinungsverschiedenheiten über das Landleben, Jagen und Fischen. Der einzige, der die Anspannung ein wenig löst, ist der lebenslustige und positiv denkende Tola, der ständig versucht, seine weitaus jüngere Ische Paola (NATALIA TARMEZZANO) mit dem Handy zu erreichen.

          Obwohl ein knappes Stündchen ins Land ziehen muss, bevor die Pferde mit allen durchgehen, vergeht sie wie im Fluge, weil die Hitzigkeit immer weiter ansteigt. Eigentlich passiert nicht allzu viel, doch das Brodeln unter der Oberfläche ist anregend genug, um kurzweilig zu sein. Das liegt wohl auch daran, dass dieser uruguayische Beziehungskiller kompetent inszeniert ist, die raue, sonnendurchflutete Naturkulisse atemberaubend anmutet und die Mimen durch die Bank überzeugend sind.

          Nichtsdestotrotz langt es mir nur zum Durchschnitt, da die Eskalation gut und gerne früher in Gang gesetzt und auch ein, zwei Gänge höher geschaltet hätte werden können. Sie wird an dem Punkt nämlich recht überhastet abgehandelt, sodass es ihr an Intensität mangelt. Darüber hinaus werden auch nicht alle Aspekte und Faktoren tiefgehend erforscht und vollständig aufgeklärt.

          5 Schmuckschildkröten

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            999CINEASTOR666 20.05.2021, 07:29 Geändert 11.06.2021, 19:07

            Growl - Er riecht deine Angst (OT: Cuerdas / AT: Ropes / Prey) / ES / 2019

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Auch wenn die "deutsche" Betitelung und das Cover-Artwork dazu verleiten, tut man gut, bloß keine falschen Erwartungen zu hegen. GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST ist nämlich in erster Linie ein minimalistisches, kammerspielartiges, behutsam erzähltes, perfides wie sensibles Familiendrama, das Wert auf Gefühle und Befindlichkeiten legt und durch Thriller- und Tierhorror-Elemente aufgewertet wird.

            Nach einem schweren Autounfall ist Elena (PAULA DEL RIO) querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Das Verhältnis zu ihrem Vater Miguel (MIGUEL ÀNGEL JENNER) ist nicht das Beste. Er war dem Alkohol verfallen und hat sie vernachlässigt. Er ist sichtlich mitgenommen und geläutert. Er versucht, es wieder gut zu machen und hat ein altes Landhaus behindertengerecht umbauen lassen. Die Arbeiten sind allerdings noch nicht beendet.

            Zudem hat Miguel einen Hund beschafft, der Elena bei Alltäglichkeiten helfen soll. Elena ist der Kläffer jedoch herzlich egal. Da ihr Leben ihrer meiner nach nicht mehr lebenswert ist, hat sie einen Suizidversuch hinter sich. Ihr Vater konnte ihr die Pillen jedoch rechtzeitig aus dem Mund nehmen.

            Bei der Begehung des Hauses, wird der beste Freund des Menschen von einer Fledermaus verletzt. Bevor Miguel den Vierbeiner zum Tierarzt fahren kann, erleidet er auf dem Grundstück einen Herzinfarkt. Elena muss hilflos mitansehen, wie ihr alter Herr verendet. Sie hofft nun doch, auf die Hilfe des Hundes, doch er reagiert aggressiv. Offensichtlich hat ihn die Tollwut gepackt. Elena ist in dem großen Haus auf sich allein gestellt, hat keine Möglichkeit zur Kommunikation und muss sich nahezu bewegungsunfähig gegen eine wild gewordene Bestie erwehren.

            Ja, ein klein wenig fühlt man sich an CUJO erinnert. Ob das Absicht oder Zufall ist, kann ich nicht hundertprozentig sagen. Egal, was der Fall ist, letztlich geht GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST seinen eigenen Weg.

            Aufgrund der beschriebenen Gegebenheiten ist GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST kein rasantes Actionfeuerwerk oder eine blutige Hetzjagd, besitzt aber eine packende und dichte Atmosphäre und unfassbar intensive Spannungsmomente.

            Auch auf emotionaler Ebene weiß GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST, zu fesseln. Das liegt zum einen am überzeugenden und glaubwürdigen Spiel von PAULA DEL RIO und zum anderen daran, dass ihrer Figur im Laufe dieser ausweglos scheinenden Lage immer mehr Tiefe verliehen wird. Im Verlauf bekommt der Zuschauer nämlich immer wieder Details zugespielt, was damals geschehen ist. Elena wird von Schuldgefühlen geplagt, die sich in Einbildungen ihrer verstorbenen Schwester gestalten, die ihrem zynischen und resignierten Verhalten ungeschönt den Spiegel vorhält, sie aber auch bestärkt, die Hoffnung nicht aufzugeben.

            Auch die Szenen mit dem Hund besitzen Überzeugungskraft. Die Angriffe werden zwar absichtlich ein wenig kaschiert, man hat aber dennoch nicht den Eindruck, dass ein liebes Hündchen nur spielen will. Man kriegt es schon mit der Angst zu tun.

            Zugegebenermaßen ist im Mittelteil etwas Leere vorhanden. Die Entschädigung folgt allerdings auf dem Fuß, denn das letzte Drittel geht steil bergauf und hat mich zu dieser Bewertung bewegt.

            6,5 tollwütige Frettchen

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            • 6 .5
              999CINEASTOR666 18.05.2021, 07:31 Geändert 18.08.2021, 15:48

              The Curse of Dracula (OT: The Curse of Valburga) / SI / 2019

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Bei dem Filmtitel, habe ich schlimmes befürchtet, doch wurde positiv überrascht. Selbstverständlich existiert eine Reihe hervorragende Vampirfilme, aber sie sind nicht zwingend meine liebsten mythologischen Gestalten. Von der Schlusspointe abgesehen, wütet hier allerdings kein gruftiger, adliger Blutsauger.

              In der Dorfkneipe unterbreitet Marjan (JURIJ DREVENŠEK) seinem Bruder Bojan (MARKO MANDIČ) und einem befreundeten Sicherheitsfachmann eine betrügerische Geschäftsidee. Das nahe gelegene Schloss Valburga soll als Touristenfalle dienen. Als Aufhänger hält die erfundene Geschichte eines Fluches her, dass der ehemalige Besitzer der Cousin von Graf Dracula und kein Kind von Traurigkeit gewesen ist. Unter der ersten Reisegruppe befinden sich, ein deutsches, ununterbrochen Dosenbier saufendes Ehepaar, drei Gruftis, zwei Satanisten und ihr Handlanger sowie ein russischer Anal-Porno-Produzent inklusive zwei Darstellerinnen. Das Anwesen ist allerdings nicht allzu verlassen wie gedacht. Seit dem Zweiten Weltkrieg hausen dort Kannibalen und ihr Fast Food kommt diesmal frei Haus.

              Filmregisseur TOMAŽ GORKIČ hat bereits 2015, mit dem an WRONG TURN angelehnten Backwood-Horror IDYLLE - HIER HÖRT DICH NIEMAND SCHREIEN, unter Beweis gestellt, dass sein Heimatland willens und in der Lage ist, einen Genrefilm auf die Beine zu stellen.

              Bei THE CURSE OF DRACULA handelt es sich um eine Horrorkomödie, weshalb man hier und da ein Auge zudrücken kann, weil sich die schwarzhumorige Chose eben nicht allzu ernst nimmt, einige selbst-ironische Kommentare hinterlässt und einige Vorurteile über Slowenien ausräumt.

              Dass das Budget überschaubar gewesen sein muss, sieht man an einigen Stellen, allerdings wird das bestmögliche aus den Gegebenheiten herausgeholt. Die Darsteller scheinen ihren Spaß gehabt zu haben und geben sich Mühe. Die meiste Kohle ging aber mit Sicherheit für die Effekte drauf. Ein uniformierter Menschenfresser mit einer modifizierten Kreissäge sorgt für eine blutige Hatz durch die Gänge des Anwesens und diese hat durchaus die eine oder andere Überraschung parat.

              Die Gewalttaten sind das eigentliche Kernstück des Films und erklären auch die hohe Anzahl von Charaktere, die lediglich als Opferlämmer herhalten. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, dass die Brutalität hinten heraus gemildert wird, weil die Kamera plötzlich nicht mehr schonungslos draufhält.

              Erstaunlich, überraschend und unkonventionell empfand ich auch, wie erbarmungslos und konsequent der Streifen ist. Ich hätte zumindest damit gerechnet, dass der betrügerische Ideengeber Marjan als Hauptprotagonist fungiert, dem man die Daumen drücken soll, doch letzten Endes gibt es keine Überlebenden.

              Fazit: THE CURSE OF DRACULA ist wahrlich kein Geniestreich, aber durchaus unterhaltsam, wenn Stereotype auf die Schippe genommen und über die Klinge befördert werden. Die Späße sind zwar platt, aber dafür stimmt der Blutzoll.

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              • 8 .5
                999CINEASTOR666 16.05.2021, 17:05 Geändert 22.05.2021, 12:53

                Orphan - Das Waisenkind (OT: Orphan / The Orphan / Esther) / US/CA/DE/FR / 2009

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                Wenn man so frei ist, seine Filmografie einzusehen, kommt man zum Schluss, dass auf den spanischen Filmregisseur JAUME COLLET-SERRA Verlass ist.

                Obwohl ich mich selbst nicht festnageln will, ist ORPHAN - DAS WAISENKIND wohl das strahlendste Juwel seines bisherigen Schaffens. Denn dieser Psychothriller ist über die Maßen spannungsgeladen, emotional aufwühlend und hat eine Auflösung, die in Schockstarre versetzt und Langzeitwirkung besitzt.

                Darüber hinaus wird die Handlung außergewöhnlich stringent, dicht und konzentriert erzählt, sodass die nahezu zwei Stunden Laufzeit wie im Fluge vergehen. Außerdem ist das Werk kompetent inszeniert sowie mit einigen atmosphärischen Spitzen und einem stimmungsvollen Klangteppich ausgestattet.

                Der aber wohl ausschlaggebendste Punkt ist die damals erst 12-jährige ISABELLE FUHRMAN, die das Waisenmädchen Esther brillant verkörpert. Ein Satansbraten durch und durch, obwohl sie zur Abwechslung und erfreulicherweise mal keine Ausgeburt der Hölle ist, mit übersinnlichen Fähigkeiten.

                Sie spielt Esther herausragend Angst einflößend, unberechenbar berechnend, eiskalt und mit allen Wassern gewaschen. Diese creepy Performance legt den Grundstein, für das Mitfiebern. Denn auch die Adoptivfamilie weiß, zu überzeugen: Ob VERA FARMIGA als skeptische, unter einer Totgeburt leidende und ehemals alkoholkranke Mutter, oder PETER SARSGAARD als überforderter Vater, oder ARYANA ENGINEER als kleine, taubstumme und beeinflussbare Tochter.

                Man nimmt sich ausreichend Zeit, für saubere Figurenzeichnungen und emotionale Momente, die für spätere Entwicklungen enorm wichtig sind, wenn der zunächst liebevolle Umgang ins Negative kippt.

                Fazit: Adoptiv-Albtraum, der für Horrorfilm- Liebhaber zum Pflichtprogramm gehören sollte. Selbst wenn man von der genialen Wendung immer noch vorbelastet ist, erschüttert sie wieder und wieder.

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                • 2 .5
                  999CINEASTOR666 15.05.2021, 16:52 Geändert 27.06.2021, 21:58

                  Thriller - Blutbad an der Compton High (OT: Thriller / AT: Vengeance) / US / 2018

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  Bei einem reißerischen Filmtitel wie THRILLER - BLUTBAD AN DER COMPTON HIGH, hegt man Erwartungen, die dieses Hood-Laientheater, hinter dem BLUMHOUSE PRODUCTIONS steckt, bedauerlicherweise nicht ansatzweise erfüllt. Dieser in der Black Community der US of A angesiedelte Wannabe-Slasher ist wohl der blutärmste Schlitzerfilm, den ich je gesehen habe. Das ist in doppelter Hinsicht jammerschade, da Compton nicht nur als ein Vorort der kalifornischen Millionenstadt Los Angeles, sondern auch für Bandenkriminalität und Gangsta-Rap bekannt ist.

                  Eine Randgruppe in den Mittelpunkt zu stellen macht aber immer noch keinen guten Film. Insbesondere, wenn das schauspielerische Niveau den Eindruck macht, als wurden Ghettokids von der Straße geholt und vor die Kamera verfrachtet. Ein paar dürftige Anweisungen reichten aus und der Rest wurde improvisiert. Darüber hinaus stechen einige eindeutige Fehlbesetzungen ins Auge. Bspw. eine rattenscharfe, kurvenreiche Latina als Lehrerin und Autoritätsperson. Ebenso ROBERT FITZGERALD DIGGS – den meisten als Hip-Hop-Guru RZA vom WU-TANG CLAN bekannt – als Direktor der Compton High.

                  Wenn nicht gerade viel Zeit das Zeitliche segnet, für belanglose Teenie-Probleme und nerviges Blabla, erinnert THRILLER - BLUTBAD AN DER COMPTON HIGH in seinen "besten Momenten" an eine schwache Mischung aus PROM NIGHT - DIE NACHT DES SCHLÄCHTERS und HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS. Allerdings weiß das Verwirrspiel um die Identität des Täters im Hoodie, weder zu packen noch zu begeistern und wenn der Killer das Messer schwingt, wäre ein Brot damit schmieren aufregender. Wer unter der Kapuze meuchelt, interessiert am Ende auch nicht mehr und ist auch nicht wirklich überraschend und schockierend.

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                    999CINEASTOR666 14.05.2021, 19:31 Geändert 15.05.2021, 01:10

                    Die Nacht der lebenden Loser (AT: Night of the Living Dorks) / DE / 2004

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Philip Fleisch­ha­cker (TINO MEWES), Wurst (MANUEL CORTEZ) und Konrad (THOMAS SCHMIEDER) sind die Loser an ihrer Schule. Als das gemobbte Trio bei einem lächerlich-laienhaft ausgeführten Voodoo-Ritual vorbeischneien, bei dem die örtlichen Gruftis eigentlich KURT COBAIN von den Toten zurückkehren lassen wollen, ändern sich ihre "Leben" drastisch. Nach einem Crash mit raumübergreifendem Großgrün, erwachen sie im hiesigen Leichenschauhaus und fristen fortan ihr Dasein als pubertierende Zombies. Der Schock sitzt tief, doch ist nur von kurzer Dauer. Denn bärenstark und so ganz ohne Erschöpfungszustände und Schmerzempfinden, lässt es sich angenehm scheinleben. Dummerweise verliert der brave Philip seine wichtigsten Körperteile, Wurst richtet sich mit Sex- und Alkoholsucht zu Grunde und Konrad entwickelt problematische Rache- und Essensgelüste. Ihnen bleiben nur 36 Stunden, um den "Fluch" zu brechen. Zum Glück hat die süße, in Philip verknallte und jungfräuliche Gothic-Maus Rebecca (COLLIEN FERNANDES) Ahnung von Schwarzer Magie und das Nekrono­mikon zur Hand.

                    Deutscher Teenie-Klamauk trifft auf Zombie-Horror in dieser gut gelaunten, unfassbar sympathisch-naiven Genre-Persiflage. Der Humor ist zwar nicht immer hochgradig-niveauvoll und feinsinnig-subtil, aber auch nicht derart derbe und vulgär, dass man sich vor den Kopf gestoßen fühlt. Durch den Charme, verführen selbst die plattesten Gags irgendwie zum Schmunzeln. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr zur angestrebten Zielgruppe gehöre, konnte ich mich in die Zeit zurückversetzen, als ich noch zur angestrebten Zielgruppe gehörte, sodass mir gefallen hat, wie turbulent, einfallsreich und kurzweilig diese untote, rollige wie drollige Pennäler-Klamotte doch ist.

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                      999CINEASTOR666 13.05.2021, 16:30 Geändert 06.05.2025, 15:06
                      über Run

                      Run – Du kannst ihr nicht entkommen (OT: Run) / US/CA / 2020

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Filmregisseur ANEESH CHAGANTY stellte bereits 2018 mit dem Mysterythriller SEARCHING eindrucksvoll unter Beweis, dass er ein Händchen dafür hat, Stoffe spannungsgeladen umzusetzen. Die Handlung von SEARCHING spielt sich ausschließlich auf Desktop-Monitore ab. Derart minimalistisch ist RUN – DU KANNST IHR NICHT ENTKOMMEN zwar nicht, dennoch tragen sich abermals packende Szenen auf beengtem Raum zu.

                      Man muss schon zugeben, dass der Filmtitel ziemlich gehässig ist, wenn man genauer über ihn nachdenkt. Denn weg-rennen ist für die 17-jährige Chloe Sherman (KIERA ALLEN) nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Sie ist an den Rollstuhl gefesselt und von weiteren Gebrächen gezeichnet. Ihre Helikopter-Mutter Diane Sherman (SARAH PAULSON) isoliert sie von der Außenwelt und unterrichtet sie von daheim. Als Chloe eines Tages ein Medikament entdeckt, dass auf ihre Mutter ausgestellt ist, wird sie misstrauisch und stellt Nachforschungen an, um möglicherweise hinter ein dunkles Geheimnis zu kommen.

                      Auch wenn die Prämisse für Chloe perfide ist, aufgrund ihrer eingeschränkten Bewegungsfreiheit, ist sie nicht auf den Kopf gefallen. Sie ist technisch begabt und konstruiert Hilfsmittel für den Alltag. Weil sie trotz ihrer Handicaps auf ein College will, um ihren eigenen Lebensweg zu bestreiten, und sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt, fungiert sie einwandfrei als Sympathieträgerin. Hinzu kommt, dass man ihr die Rolle nicht grundlos abnimmt, denn KIERA ALLEN sitzt auch im wahren Leben im Rollstuhl. Der Langfilmdebütantin wird zudem körperlich einiges abverlangt, denn die Recherche gestaltet sich schwieriger als gedacht, angesichts der Isolation und dass alsbald ordentlich Bewegung ins Spiel kommt. Auch SARAH PAULSON nimmt man das psychotische Muttertier ab. Hin und wieder ist sie gar etwas drüber, aber das passt, damit der Showdown eine umso bittersüße Note trägt.

                      Es sticht zwar ungemein früh ins Auge, dass die Story nicht taufrisch ist – weswegen der Verlauf vorhersehbar, statt überraschend ausfällt – dennoch reißt der Spannungsbogen nicht ab, da immer wieder für Impulse und Aktionen gesorgt wird. ANEESH CHAGANTY ist es wieder einmal gelungen, mit verhältnismäßig einfachen Mitteln, einen sehenswerten Suspense-Thriller zu realisieren, der sich darüber hinaus eindeutig vor MISERY verneigt.

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                      • 6 .5
                        999CINEASTOR666 12.05.2021, 16:17 Geändert 06.07.2022, 14:07

                        Grabbers / GB/IE / 2012

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Polizistin Lisa Nolan (RUTH BRADLEY) reist aus Dublin mit der Fähre an, um zwei Wochen lang für einen Kollegen einzuspringen und dem trinkfesten Gesetzeshüter Ciarán O’Shea (RICHARD COYLE) unter die Arme zu greifen. Eigentlich ist nie viel los im beschaulichen Küstenort. Als jedoch Walkadaver an den Strand gespült werden und Inselbewohner verschwinden, ist die Kacke mächtig am Dampfen.

                        Vielleicht liegt das Glück der Iren darin, dass sie zur Erkenntnis gekommen sind, dass Alkohol eine Lösung ist. Deswegen wird in dieser Horrorkomödie auch der Druckbetankung zelebriert, um außerirdischen, blutdurstigen Grabschern Einheit zu gebieten, die sich auf einer kleinen irischen Insel niedergelassen haben und die kauzigen Dorfbewohner drangsalieren.

                        GRABBERS hat mich irgendwie an INSEL DES SCHRECKENS (1966) erinnert. Auch einige Referenzen zum ALIEN-Franchise sind mir aufgefallen. Ob diese mit voller Absicht oder reiner Zufall sind, kann ich leider nicht beurteilen.

                        Die raue Landschaft ist ein Augen umschmeichelnder Austragungsort, um die Invasion der Tentakel-Blutsauger aufs Trockene zu setzen. Ein versoffener Fischer hat geniale schwarzgebrannte Schnapsideen, ein eingebildeter Meeresforscher stellt fachmännisch das Geschlecht fest und selbstverständlich kommt sich das ungleiche Cop-Duo bei alledem auch noch näher.

                        Weil herausgefunden wird, dass die Besucher aus einer fremden Welt allergisch auf den Alkoholspiegel im Blut reagieren, werden die Insulaner kurzerhand zum Saufgelage im hiesigen, urigen Pub eingeladen und kommen auch nur, weil alles umsonst ist.

                        GRABBERS ist eine amüsante Sause und hat auch einige Schmunzler auf Lager, zum Totlachen war mir aber nicht zumute. Die Attacken der Grabscher hätten auch gut und gerne öfter und blutrünstiger frequentiert und ausfallen dürfen. Kurzweilig, drollig und charmant ist die Chose aber allemal.

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                          999CINEASTOR666 11.05.2021, 10:19 Geändert 11.05.2021, 10:20
                          über Rituals

                          Rituals (AT: Creeper / The Creeper / Das Ritual / Rituale des Grauens) / CA/US / 1977

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          RITUALS wurde einem lange Zeit nicht gerade hinterhergeworfen und war eher ein Insider-Tipp.

                          Dass RITUALS von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE beeinflusst ist, ist darüber hinaus nicht von der Hand zu weisen. Um eine dreiste Kopie, handelt es sich aber beim besten Willen nicht.

                          Wer auf einen konsequent präsenten Killer und dementsprechend auf eine Reihe blutige Kills hofft, ist bei RITUALS zudem an der falschen Adresse.

                          RITUALS macht es einem zwar nicht leicht, doch wenn man sich auf ihn einlässt, kriegt man einen frühen Backwood-Slasher geboten, inklusive surreal anmutender Survival-Elemente und einer Atmosphäre und Stimmung, deren man sich schlichtweg nicht entziehen kann. Zum Teil ist die Aura gar dichter und grimmiger als die der Inspirationsquelle.

                          Wir begleiten eine Gruppe älterer Herren mit Doktortitel, bei einem abenteuerlichen Ausflug in die Wildnis. Erste Spannungen lassen nicht lange auf sich warten. Als ihre Stiefel spurlos verschwinden und sie das Gefühl bekommen, dass jemand ein perfides Spiel mit ihnen treibt, bricht die  grüne Hölle los.

                          Der Weg zurück in die Zivilisation ist kein leichter. Der Psychoterror ist enorm und geht weniger vom Verfolger aus, als von den Ärzten selbst. Sie diskutieren hitzig, brüllen aggressiv, haben unschöne Meinungsverschiedenheiten und werden sogar handgreiflich. Es brodelt unter der Oberfläche und Themen wie Ärztepfusch und scheußliche Kriegserfahrungen werden zur Sprache gebracht. Die Verzweiflung steht ihnen in die Gesichter geschrieben und sie stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Durch das Misstrauen, die verdrängte Wut und die Schatten der Vergangenheit gerät die eigentliche Bedrohung beinahe zur Nebensache.

                          Die eindrucksvollen Naturaufnahmen gleichen teilweise aus, dass man nur spärliche Informationen über den grässlich entstellten Veteran erhält, der die gestandenen Männer jagt. Auch wenn bei RITUALS weder brutal vergewaltigt noch grausam massakriert wird, heben die erfahrenen Darsteller das Szenario auf ein packendes Niveau, mit ihrem emotionalen und realistischen Spiel.

                          Obwohl RITUALS tief in die Abgründe der menschlichen Seele hinabsteigt und das Trauma einer ganzen Generation widerspiegelt, kann ich nicht mehr Punkte springen lassen, da die Erzählung ziemlich unaufgeregt ist und weil das ständige Gezanke anstrengt und extrem aufs Gemüt schlägt.

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                            999CINEASTOR666 09.05.2021, 10:37 Geändert 04.06.2023, 10:18

                            Ballad in Blood - Nackt und gepeinigt (OT: Ballad in Blood) / IT / 2016

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                            Regie-Altmeister und Mondofilm-Mitbegründer RUGGERO DEODATO hat nach 23 Jahren eine Auszeit vom Ruhestand genommen, um BALLAD IN BLOOD - NACKT UND GEPEINIGT zu inszenieren.

                            Das Drehbuch basiert lose auf dem Aufsehen erregenden Mordfall MEREDITH KERCHNER. Der medial ausgeschlachtete Fall ist der breiten Masse allerdings besser bekannt, unter dem Namen einer mutmaßlichen Mittäterin, und zwar AMANDA KNOX, die den Beinamen „Der Engel mit den Eisaugen“ bekommen hat.

                            Dass der Fall als Inspirationsquelle diente, findet jedoch keinerlei Erwähnung, sodass sich infolgedessen nicht um Korrektheit geschert wird. Da der Fall darüber hinaus nie hundertprozentig aufgeklärt wurde, konnte beim Schreiben des Drehbuchs der Fantasie freien Lauf gelassen werden. Fiktion und künstlerische Freiheit sind die Stich- und Schlagwörter.

                            BALLAD IN BLOOD - NACKT UND GEPEINIGT ist demnach eine schwammige, spekulative und irgendwie anmaßende Fallbesprechung samt halbherzigem Faktencheck, ein Drogen verseuchter und deshalb selten rational handelnder Suspense-Thriller und ein groteskes Gorefest inklusive Sleaze für lüsterne, alte Böcke.

                            Dieser krude Mix ist zwar arg gewöhnungsbedürftig, hat mich aber letzten Endes auf unerklärliche Weise wahnsinnig fasziniert. An vielen Stellen wirkt dieses Spätwerk unbeholfen und desorientiert, als würde es keiner klaren Linie folgen. Als lieblos hingerotzt, kann man es aber nicht bezeichnen. In unregelmäßigen Abständen blitzt zweifelsohne ein berauschender Hoffnungsschimmer durch und zum Schluss ist das reißerische, schizophrene und holprig erzählte Ganze tatsächlich irgendwie schlüssig. Spannungsgeladen ist das wirre und zugedröhnte Herausfinden, was letzte Nacht geschehen ist, zwar nicht, öde wird es aber nie.

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                              999CINEASTOR666 07.05.2021, 07:26 Geändert 13.04.2025, 20:18

                              Voces – Die Stimmen (OT: Voces / AT: Don't Listen) / ES / 2020

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                              Eine Familie in einem großen, alten, abgelegenen, renovierungsbedürftigen, doch bildschönen Haus, in dem sich merkwürdige Dinge ereignen. Wem kommt das bekannt vor?!

                              VOCES – DIE STIMMEN beginnt mit einer toll gefilmten Tötungssequenz. Danach geht der Streifen allerdings auf Nummer sicher und spielt die alte Leier ab. Auch wenn aus zahlreichen Inspirationsquellen geschöpft wird, findet man auf diesem filmischen Recyclinghof noch brauchbares. Denn einige unerwartete Wendungen steuern der Konventionalität und Formelhaftigkeit entgegen, als ein Parawissenschaftler einer Hexe auf die Schliche kommt, die sich rächen will, für das, was ihr bei der Inquisition angetan wurde.

                              Obwohl VOCES – DIE STIMMEN zur Schau stellt, was man schon etliche Male gesehen hat, kreiert er letztlich etwas halbwegs Eigenständiges. Darüber hinaus ist das Hexenweib ein fieses Miststück, das kein Happyend zulässt.

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                                999CINEASTOR666 06.05.2021, 07:01 Geändert 13.05.2023, 13:53

                                Evidence - Auf der Spur des Killers (OT: Evidence) / US / 2013

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                                Die Polizei steht vor einem Rätsel. An einer verlassenen Tankstelle in der Wüste von Nevada werden mehrere Leichen und zwei Überlebende aufgefunden. Anhand der Aufnahmen von Handkameras und Mobiltelefone, versuchen die Ermittler zu rekonstruieren, was geschehen sein könnte.

                                Der Film ist demnach in zwei Stränge eingeteilt: Bei der Rahmenhandlung sichten und analysieren die Cops die stark beschädigten Aufnahmen, um Hinweise zu finden. Die eigentliche Handlung ist jedoch der Tathergang: Eine mehr oder weniger wild zusammengewürfelte Gruppe hat einen Unfall mit einem Shuttlebus und sucht Hilfe bei der ehemaligen Tanke. Dort treibt sich allerdings ein Killer in Schweißermontur herum, dessen bevorzugtes Mordwerkzeug demzufolge ein Schweißgerät ist.

                                Als Zuschauer schlüpft man baldigst selbst in die Rolle des Ermittlers. Man versucht, eins und eins zusammenzuzählen, achtet auf Details und durchleuchtet mögliche Motive. Es werden allerdings immer wieder falsche Fährten gelegt, während der Killer relativ grob zur Sache geht. Allerdings wird vieles der Fantasie des Betrachters überlassen. Das liegt auch am Bildmaterial selbst: Vieles geschieht im Halbdunkel oder per Nachtsichtfunktion. Zusätzlich gibt es Bildfehler und extremes Gewackel. Wer kein Freund von Found Footage ist, wird damit seine Probleme haben. Mir hat es durchaus gefallen.

                                Ab einem bestimmten Punkt ist zu bemerken, dass die Handlung auf einen Höhepunkt zusteuert. Auch wenn dieser vielleicht etwas weit hergeholt ist, ist er wunderbar grimmig und zynisch. Die Schlusspointe ist herrlich garstig und perfide und lässt den Ratefuchs blöd aus der Wäsche gucken.

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                                  999CINEASTOR666 04.05.2021, 12:37 Geändert 04.05.2021, 12:38
                                  über The Lie

                                  The Lie (OT: Between Earth and Sky) / US / 2018

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                                  Wie weit würden Eltern gehen, um ihre Kinder zu be-schützen?! Das ist die zentrale Frage, mit der sich THE LIE beschäftigt. Tatsächlich ist THE LIE eine Neuverfilmung. Und zwar vom 2015 veröffentlichten deutschen Spielfilm WIR MONSTER von SEBASTIAN KO. Da ich das Original noch nicht gesehen habe, kann ich leider keine Vergleiche ziehen und bitte dahingehend um Nachsicht und Verständnis.

                                  Nachdem die Teenagerin Kayla (JOEY KING) ihre Freundin Brittany (DEVERY JACOBS) im Streit von einer Brücke geschubst hat, raufen sich ihre voneinander getrennt lebenden Eltern Jay (PETER SARSGAARD) und Rebecca (MIREILLE ENOS) wieder zusammen. Anstatt zur Polizei zu gehen, entschließen sie, die Straftat zu vertuschen, um ihre Tochter vor der Justiz zu bewahren und ihr Leben nicht zu zerstören. Sie entwerfen in dieser unerwarteten und beispiellosen Ausnahmesituation ein wackeliges Lügenkonstrukt auf einem porösen Fundament.

                                  Wenn man sich nur schwer in die emotionale Lage und ins Denken der Eltern hineinversetzen kann, stört man sich an den naiven bisweilen irrationalen Verhaltensweisen und Nachlässigkeiten. Ich habe die nicht immer allzu klugen und gut durchdachten Entscheidungen allerdings unter Verzweiflung und Überforderung verbucht. Insbesondere als der Vater von Brittany vor der Tür steht und unbequeme Fragen stellt, da er allem Anschein nach einen Verdacht hegt.

                                  Da es sich um ein sensibles Familiendrama handelt, gilt Zurückhaltung in mehreren Bereichen. Das Erzähltempo ist behutsam, die Optik ist grau und trist und das Schauspiel reserviert. Entweder packt einen die trostlose Prämisse und schlägt zielführend aufs Gemüt oder man langweilt sich zusehends zu Tode. Das hängt womöglich ganz von der Empathie des Zuschauers ab.

                                  Zugegebenermaßen wäre es wünschenswert gewesen, wenn Regisseurin VEENA SUD aus der Geschichte dramaturgisch mehr herausgeholt hätte, bspw. durch brenzligere Situationen und/oder moralischen Überlegungen. Schlussendlich folgt aber noch eine Wendung, die dem einen oder anderen wohl oder übel heftig gegen den Kopf stößt, aufgrund ihrer Abstrusität und Unwahrscheinlichkeit, doch eine derart zynische Note trägt, dass sie mir gefallen hat.

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                                    999CINEASTOR666 02.05.2021, 14:54 Geändert 02.05.2021, 14:55

                                    The Vigil - Die Totenwache (OT: The Vigil) / US / 2019

                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                    Bereits der Einstieg hat mich irritiert bzw. fragend zurückgelassen. Anstatt es vernünftig auszuformulieren, muss man sich selbst zusammenreimen, dass es sich allem Anschein nach um Aussteiger einer jüdisch orthodoxen Glaubensgemeinschaft handelt, die völlig weltfremd sind, weil sie von der großen, bösen und vulgären Welt außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft ferngehalten bzw. geschützt worden sind. Einer der möglichen Gründe für solch einen Ausstieg, spielt im späteren Verlauf noch eine zentrale Rolle, und zwar bei der beititelgebenden, traditionellen Totenwache, für ein verstorbenes Mitglied der Gemeinde.

                                    Üblicherweise wird die Totenwache von Verwandten oder Freunden abgehalten. Wenn sich jedoch niemand findet, springen auch Fremde ein, für eine entsprechende Entlohnung. Da kommt unser Hauptprotagonist Yakov Ronen (DAVE DAVIS) ins Spiel, der der Gemeinschaft seit einem einschneidenden, antisemitischen Erlebnis, bei dem er seinen kleinen Bruder verloren hat, eigentlich den Rücken kehren wollte, doch aufgrund von Geldnöten, das Jobangebot annimmt.

                                    Eigentlich verspricht er sich, eine ruhige Nacht. Doch nach kürzester Zeit bemerkt er, dass im Haus des Verstorbenen etwas nicht mit Rechten Dingen zugeht und die nächste Verwirrung erhält Einzug. Obwohl Yakov als verstört, introvertiert, ängstlich und unsicher dargestellt wird, lässt er sich von den seltsamen und wirklich unheimlichen Geschehnissen nicht ins Handwerk pfuschen, bei denen ich längst das Weite gesucht hätte. Erst als ihm die Witwe erklärt – die ihm als hochgradig dement vorgestellt wurde – dass ihr Mann Zeit seines Lebens von einem Mazzik drangsaliert wurde, verlässt er das Haus, um Rat einzuholen bzw. Hilfe zu organisieren. Der Dämon vereitelt das jedoch, indem er ihm immer stärkere Schmerzen zufügt, desto weiter er sich vom Haus entfernt.

                                    Da sich der Dämon am Verlustschmerz, an der Angst, der Trauer und den Schuldgefühlen seiner Opfer labt, wird Yakov bewusst, dass er sich dem Trauma der Vergangenheit stellen muss, um sich von der Pein zu befreien, bevor er von ihr verschlungen wird. Den Mazzik loszuwerden, geschieht und gelingt dann recht schnell, einfach und unspektakulär. Das Grande Finale hat mich arg enttäuscht und im Stich gelassen. Die Enttäuschung schlägt sich letztendlich auf meine Bewertung nieder. Dass ich gelegentlich verunsichert wurde und auch nicht konsequent Hochspannung herrscht, hätte ich verschmerzen können, da die Atmosphäre unfassbar unbehaglich ist und die Gruselmomente echt effektiv sind. Doch dass der Höhepunkt dann derart einfallslos und profan ausfällt, ist jammerschade.

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                                      999CINEASTOR666 01.05.2021, 10:47 Geändert 01.05.2021, 22:07

                                      The Rental - Tod im Strandhaus (OT: The Rental) / US / 2020

                                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                      Ohne Rücksicht auf Verluste, nehme ich gleich vorweg, THE RENTAL - TOD IM STRANDHAUS ist kein Oberhammer. Aber immerhin ein Thriller, der mit der Zeit immer düsterer verzwickter, abgründiger und bösartiger wird. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass es sich um das Regiedebüt von DAVE FRANCO handelt, ist sein Einstand ordentlich, statt ein Schlag ins Wasser. Der kleine Bruder von JAMES FRANCO, den man für gewöhnlich vor der Kamera in meist lustigen Rollen agieren sieht, lässt Talent auf dem Regiestuhl erkennen, weshalb man nur auf mehr von ihm hoffen kann.

                                      THE RENTAL - TOD IM STRANDHAUS spielt schon früh mit der Erwartung, dass der Wochenendtrip in ein schickes, gemietetes Strandhaus ein böses Ende nehmen wird. Bereits bei der Schlüsselübergabe, bereiten Rassismusvorürfe ein ungutes Gefühl. Der Zuschauer wird jedoch lange zappeln gelassen. Denn bevor es zur Misere kommt, spielt sich der Kurzurlaub als eine Art Beziehungsdrama ab. Neben Unsicherheiten, droht vor allem eine Affäre alles zu zerstören.

                                      Der Fokus liegt lange auf der Ausarbeitung der Figuren. Da eine gute Wahl bei der Besetzung getroffen wurde, sind die Performances überzeugend. Erfreulich ist darüber hinaus, dass es sich nicht, wie üblich, um spätpubertäre Teens handelt, sondern um Mitdreißiger, die mitten im Leben stehen. Obwohl man schlussendlich eingestehen muss, dass sie sich auch nicht unbedingt reifer und überlegter aufführen und anstellen.

                                      THE RENTAL - TOD IM STRANDHAUS ist ein Slow Burner. Merklich steuert der Plot auf einen Kulminationspunkt zu. Wenn der Weg dorthin anregend gestaltet ist und die Klimax lohnenswert ausfällt, ist das Abwarten kein Problem. Infolgedessen werden Fremdenfeindlichkeit und Voyeurismus eingebracht, doch nur oberflächlich angekratzt, anstatt konsequent angegangen zu werden. Obwohl diese Aspekte mit Sicherheit hilfreich gewesen wären, um für Thrill zu sorgen, liegen die Schwerpunkte auf einem Seitensprung, Eifersucht und der Vertuschung einer Straftat.

                                      Das ist aber noch längst nicht alles. Man hat es sich nicht nehmen lassen, eine Überraschung bereitzuhalten, die allerdings nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Der Übergang vom Beziehungsdrama samt Thriller-Anleihen zum klassischen Slasher erfolgt abrupt und ist ebenso schnell wieder vorbei, wie er begonnen hat. Weder die Kills fallen besonders kreativ oder explizit aus noch der Überlebenskampf erzeugt erwähnenswerten Nervenkitzel oder packende Intensität. Was das Ganze jedoch mit sich bringt, sind ein Haufen ungeklärte Fragen, die bei einer möglichen Fortsetzung beantwortet werden könnten.

                                      THE RENTAL - TOD IM STRANDHAUS ist inszenatorisch wie handwerklich solide. Zudem ist er durchaus atmosphärisch geraten und hat fähige Darsteller zu bieten. Letzten Endes birgt das Drehbuch dann aber doch zu generische Genreware, die aber immer noch sehenswert ist, wenn man mit nicht allzu hohen Erwartungen herangeht.

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                                        999CINEASTOR666 29.04.2021, 10:17 Geändert 01.05.2021, 13:07

                                        I See You - Das Böse ist näher als du denkst (OT: I See You) / US / 2019

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                                        Ich habe I SEE YOU - DAS BÖSE IST NÄHER ALS DU DENKST lange Zeit gemieden bzw. vor mir hergeschoben, weil ich die Befürchtung hatte, dass es sich wieder einmal um einen öden Gruselschinken handelt. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

                                        Familiendrama trifft auf Haunted House sowie Home Invasion bzw. Phrogging und letzten Endes Serienkiller-Thriller. I SEE YOU - DAS BÖSE IST NÄHER ALS DU DENKST spielt mit den Erwartungen des Zuschauers und unterwandert sie, denn nichts ist, wie es den Anschein macht.

                                        Die Kombination von unheimlichen Geschehnissen und Familienzerwürfnissen ist nichts Neues oder Besonderes, weshalb mich die erste "Hälfte" nicht wirklich gecatcht hat. Dass zwischenzeitlich Ermittlungen laufen, um einen verschwundenen Jungen, wertet die erste "Hälfte" zwar auf, doch weil die Polizeiarbeit eher nebensächlich verläuft, ist die Aufwertung nur geringfügig.

                                        Der Fokus liegt nämlich weiterhin auf den familiären Problemen. Die einzelnen Familienmitglieder bemerken zwar, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, sie sind jedoch zu sehr mit sich selbst und dem zerstörten Famienglück beschäftigt, um sich entsprechend um die merkwürdigen Ereignisse zu kümmern.

                                        Auch wenn die erste Wendung nicht revolutionär ist, wird es interessant als sie einsetzt, weil sie breit ausgerollt und näher beleuchtet wird. Die zweite Wendung hätte es meines Erachtens nicht unbedingt gebraucht, weil sie nicht besonders gut sitzt und weil man es sich an der Stelle relativ einfach macht. Als man zum Schluss noch eine dritte Wendung aus dem Hut zaubert, wird scheinbar vorausgesetzt, dass man nicht genauer darüber nachdenkt oder zu sehr an Zufälligkeiten stört.

                                        Trotz alledem ist I SEE YOU - DAS BÖSE IST NÄHER ALS DU DENKST ein interessanter Genremix, der mit einer gelungenen Atmosphäre, überzeugenden Schauspielleistungen und einigen Twists überrascht. Ich würde jedoch behaupten, dass ... ein Film ist, der beim ersten Mal am besten funktioniert, weil dramaturgisch zu sehr auf den Aha-Effekt abgezielt wird, der bei einer Zweitsichtung logischerweise verpufft.

                                        6,5 grüne Taschenmesser

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                                          999CINEASTOR666 27.04.2021, 13:43 Geändert 27.04.2021, 15:35

                                          Runaway - Spinnen des Todes (OT: Runaway) / US / 1984

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                                          Unter der Regie von MICHAEL CRICHTON entsand RUNAWAY - SPINNEN DES TODES. Dabei handelt es sich nicht um ein Creature Feature, sondern um einen schlecht gealterten Science-Fiction-Cop-Thriller.

                                          Obwohl TOM SELLECK, KIRSTIE ALLEY und GENE SIMMONS das Ensemble ausschmücken, sind ihre Figuren schlichtem Naturell und werden weder grottenschlecht noch herausragend verkörpert.

                                          Auch wenn die Kritik an den Gefahren moderner Technologien ein interessantes Gesprächsthema ist, ist die Story nicht wirklich mitreißend, weshalb die Spannungsbogen eher flach ausfällt. Gerade im Mittelteil wird sich zu sehr auf Nebensächlichkeiten beschränkt und der Unterhaltungswert gibt bedauerlicherweise nicht mehr als Mittelmaß her.

                                          Die Einsätze der Spezialeinheit zur Überwachung von defekten Roboter sind eher unfreiwillig komisch. Denn die elektronischen Helfer werden schlichtweg zerdeppert, wofür man nicht wirklich die Polente benötigt.

                                          Der Bösewicht, der für die Umprogrammierung zu Killerroboter verantwortlich ist, kommt viel zu kurz und kommt nicht über Szenen hinaus, bei denen er entweder zur Waffe greift oder über seine kriminellen Machenschaften faselt. Mehr Action hätte dem Geschehen gut getan, denn die wenigen Gewaltakte sind eigentlich ansehnlich und nicht allzu harmlos.

                                          Beim Showdown gibt es auch keine direkte Konfrontation. Magnum kämpft nämlich gegen Säure sprühende Roboterspinnen, während er mit Höhenangst an einem offenen Aufzug baumelt, auf einer Wolkenkratzer-Baustelle. Natürlich kriegt der Tech-Terrorist am Ende unspektakulär sein Fett weg und der Sieg wird mit Knutscherei gekrönt.

                                          Abschließend ist zu sagen, dass mögliches Potenzial meines Erachtens nicht zur Gänze ausgereizt wurde, das sich in der Bewertung festigt.

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                                            999CINEASTOR666 26.04.2021, 06:22 Geändert 26.10.2022, 22:25

                                            Terror in der Oper (OT: Opera / AT: Im Zeichen des Raben / Dario Argento's Opera / Terror at the Opera) / IT / 1987

                                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                            DARIO ARGENTO gilt als Ikone des Giallo und Horrorfilms. Stilprägend und einflussreich, bis zum heutigen Tage. Ich habe mittlerweile einige seiner viel beachteten Hauptwerke gesehen und sein Status wird mir allmählich immer schleierhafter. TERROR IN DER OPER ist dafür ein perfektes Beispiel. Auch wenn ich bewusst keine Erwartung hatte, habe ich vielleicht unbewusst auf etwas Umwerfendes gehofft, doch wurde bitterlich enttäuscht.

                                            Was ich zu sehen bekommen habe, spottet jedweder Beschreibung: Kinematografische Verspieltheit für völlig profane Szenen. Nervtötender und nicht enden wollender Operngesang. Hölzernes oder völlig überzogenes Schauspiel. Völlig weltfremde Verhaltensweisen, der schlampig und naiv skizzierten Figuren. Die großartig-theatralisch inszenierten Quälereien und Morde wurden durch völlig unpassende Rockmusik zunichte gemacht. Die Wendung, das Motiv und die Schlusspointe sind total Banane.

                                            Ein greifbares und wirkungsvolles Whodunit und damit einhergehende Suspense haben sich leider nicht eingestellt, aufgrund genannter Defizite. Hier hat nichts so recht zusammenpassen wollen. Das oft gelobte Stilbewusstsein hat auf mich den Eindruck gemacht, als hätte DARIO ARGENTO einfach alles in einen Topf geworfen, was ihm gefällt. Um wieder eine Koch-Metapher auszupacken: Wenn man all seine Lieblingsgerichte in einen Topf wirft, wie Forelle nach Müllerin Art, Eisbein mit Sauerkraut, Chicken Döner und Schwarzwälder Kirschtorte, wird daraus keine kulinarische Köstlichkeit, sondern eine geschmackliche Katastrophe.

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                                              999CINEASTOR666 25.04.2021, 14:22 Geändert 25.04.2021, 14:23

                                              Shadow in the Cloud / NZ/US / 2020

                                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                              Was zum Gremlin ist das denn für ein Mumpitz? Ich stehe auf B-, Trash- und Exploitationfilme. D. h. ich kann vieles verschmerzen, auf die leichte Schulter nehmen und auch mal ein Auge zudrücken. Aber SHADOW IN THE CLOUD ist selbst mir zu stupide. Hier hat nichts so recht zusammengepasst und am Ende habe ich mich komplett veralbert gefühlt.

                                              Ein knappes Stündchen schaut man CHLOЁ GRACE MORETZ dabei zu, wie sie in einer Geschützkabine hockt und chauvinistische, despektierliche, sexistische und frauenfeindliche Sprüche über sich ergehen lassen muss. Zwischendurch verscheucht sie eine überdimensionierte Fledermaus und ballert eine japanische Flugente vom Firmament.

                                              Nach der Geduldsprobe ist plötzlich ein Baby an Bord. Zum Augenrollen und Kopfschütteln war mir zumute, als ein Crewmitglied die uneheliche Vaterschaft anerkennt, obwohl er weder von der Schwangerschaft noch vom Plan seiner Äffare wusste.

                                              Besonders furchtbar ist allerdings, als eine mitreißende, dramatische Darbietung völlig zunichte gemacht wird, als eine komplett überzogene, mit schlechten CGI ausstaffierte und physikalisch unmögliche Actionsequenz folgt.

                                              Zu guter Letzt kann sie der Geschützkabine entkommen, ein paar Mannen gehen drauf, eine Bruchlandung wird hingelegt und die restlichen Überlebenden spazieren schlichtweg davon.

                                              Keine Ahnung, worin der Sinn und Zweck dieser hanebüchenen Handlung und ihrer kruden feministischen Botschaft besteht? Was mir das geben und sagen wollte?

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                                                999CINEASTOR666 21.04.2021, 14:34 Geändert 21.04.2021, 15:56

                                                Death Game - Du bist der Nächste (OT: Pledges) / US / 2018

                                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                Drei Mädels und drei Jungs werden entführt und in ihrer Unterwäsche mitten im Wald ausgesetzt. Es handelt sich um ein Aufnahmeritual einer Studentenverbindung. Die Aufgaben der Anwärter geraten jedoch bald zu blutigem Ernst, denn es treibt sich eine fremde Macht im Dickicht herum, die ihnen nach den Leben trachtet ...

                                                Die Stereotype verteilt diese kostengünstig inszenierte Horrorkomödie gleich zu Anfang selbst, womit sie Selbstironie unter Beweis stellt. Die Klischeefiguren sind selbstverständlich dumpfbackig, aber nicht derart peinlich und albern, dass ich genervt wurde. Ganz im Gegenteil konnten sie im Laufe der Zeit immer mehr Sympathiepunkte sammeln, als sie bspw. am Lagerfeuer Wahrheit oder Pflicht spielen oder über ihre Motivation sprechen, bei einer Studentenverbindung aufgenommen zu werden.

                                                Ich denke, dass es generell von entscheidendem Vorteil ist, mit den Charakteren warm zu werden, da man sie zunächst einmal näher kennenlernt, bevor es zur Sache geht. Zwar wird immer wieder eine Bedrohung angedeutet, durch eine verzerrte Egoperspektive und seltsame Geschehnisse, aber noch nicht in die Vollen gegriffen.

                                                Wenn es soweit ist, wird viel in einen Topf geworfen, doch nicht lange genug auf der Herdplatte gelassen, sodass es letztlich nur halbgar ist. Ein mysteriöser, dunkler Nebel, ein Geistermädchen und ein Verbindungsmitglied, das nach und nach zu einem Monster mutiert, sind zwar keine Haute Cuisine für den anspruchsvollen Gaumen, aber stillen dennoch den Hunger. Entschuldigt die Metaphern.

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                                                  999CINEASTOR666 20.04.2021, 14:24 Geändert 20.06.2021, 10:10

                                                  Red Screening - Blutige Vorstellung (OT: Al Morir la Matinée) / UY / 2020

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                                                  Echt jammerschade! Die Bewertung fällt bereits wohlwollend aus. Ich hätte diesen uruguayischen Neo-Giallo gerne mehr gemocht, weil er unfassbar gut gemacht ist. Stylisch, Genre-affin, mit Liebe zum Detail, atmosphärisch dicht, gory, respektvoll würdigend, statt primitiv abkupfernd. Doch er kämpft bedauerlicherweise des Öfteren mit Ereignislosigkeit.

                                                  Das relativ einfallslose Drehbuch ist zweifelsfrei ein Schwachpunkt, doch die hervorragende Inszenierung gleicht diesen bestmöglich aus, da man realisiert, dass da jemand sein Handwerk versteht und Ahnung von der Materie hat. Das Setting scheint zum Beispiel nicht zufällig gewählt, sondern wie eine Hommage auf DÄMONEN 2 von LAMBERTO BAVA und TERROR IN DER OPER von DARIO ARGENTO.

                                                  Dass der psychopathische Killer bis zum Schluss ein Fremder bleibt und sein einziges Motiv zu sein scheint, Appetit auf eingelegte Augen zu haben, ist halb so wild. Allerdings sind auch die restlichen Figuren nur leicht skizziert, die die Spätvorstellung einer Splatterversion des Frankenstein-Stoffs besuchen. Einzige Ausnahme ist die Hauptprotagonistin, die den Platz ihres gesundheitlich angeschlagenen Vaters einnimmt und den Film vorführt. Bloß nicht zu früh gefreut, dabei handelt es sich nämlich auch nur, um ein paar konturierende Striche mehr.

                                                  Die schludrigen Figurenzeichnungen verleiten dazu, dass einem die Schicksale der Mordopfer relativ egal sind. Sie sind schlichtweg Opferlämmer, die für möglichst explizite Kills herhalten. Diese Kills haben es aber immerhin in sich, wenn Kehlen aufgeschlitzt, Köpfe durchbohrt und Augen herausgerissen werden. Selbstverständlich sind die Effekte handgefertigt und können sich sehen lassen. Chapeau an dieser Stelle.

                                                  Mit der Logik nimmt es der Streifen allerdings auch nicht allzu genau. Denn es ist schon schwer vorstellbar, dass in einem Kinosaal Besucher massakriert werden und es kein Schwein mitbekommt. Aber da will ich mal nicht so sein, weil das Kunstblut ordentlich fließt.

                                                  Auch wenn RED SCREENING - BLUTIGE VORSTELLUNG nicht fehlerfrei ist, können Freunde des italienischen Genrekinos – speziell Gialli – ihre Freude haben und in alten Erinnerungen schwelgen.

                                                  6 Augäpfel

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                                                    Todes-Date / CA / 2004

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Um ihre unterkühlte Spezies zu erhalten, weil ihre männlichen Artgenossen restlos ausgestorben sind, tarnen sich in dieser erotisch angehauchten Science-Fiction-Horrorkomödie ultra-hässliche Alien-Schnepfen als mega-heiße Blondinen und bezirzen notgeile College-Boys. Es gibt da nur einen Haken an der Sache: Die Tentakel-Techtelmechtel gehen dummerweise tödlich aus, weil die Herren der Schöpfung beim Schnackseln schockgefrostet werden.

                                                    Der Genremix, der handlungstechnisch SPECIES auf AMERICAN PIE - WIE EIN HEIßER APFELKUCHEN treffen lässt, hat mir durchaus gefallen. Aus der Absurdität der Prämisse und dem ironischen Spiel mit Klischees und Stereotype, wird der Humor abgezapft. Die Erotik ist allerdings prüde und beschränkt sich auf Szenen in Unterwäsche. Da der Liebesakt im Grunde eine Verzweiflungstat der Verführerinnen aus einer anderen Welt ist, ist sogar für etwas Dramatik, Reue und Moral gesorgt.

                                                    Musikalisch wird das Treiben stimmungsvoll und launig unterlegt und da das Ganze im winterlichen Kanada gedreht wurde und die Kamera die verschneite Landschaft exzellent einfängt, wird die wunderschöne wie lebensbedrohliche Kälte förmlich spürbar.

                                                    Abzug gibt es beim Gewaltgrad. Blutvergießen und eklige Einlagen sind äußerst spärlich gesät. Im Gegenzug sind die praktischen Effekte ganz ansehnlich, wie auch das Make-up der extraterrestrischen Schicksen. Leider finden auch CGI Verwendung, die qualitativ nicht der Hammer sind. Zum Glück aber nur selten.

                                                    Für einen netten, kleinen Filmabend reicht dieser B-Movie völlig aus, denn auch das Schauspiel aller geht voll in Ordnung und die Figurenzeichnungen sind sympathisch, naiv und liebenswert.

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