999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Unholy - Dämonen der Finsternis (OT: The Unholy / AT: The Unholy - Dämon der Finsternis) / US/GB / 1988
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Das Böse erscheint diesmal als verführerische Rothaarige, die nicht mit ihren Reizen geizt, um eigentlich in Enthaltsamkeit lebende Priester um den Verstand zu bringen und grausam zu ermorden. Nun stellt sich die Frage, ob es ihrem geistlichen Nachfolger gelingt, fromm zu bleiben und der dämonischen Femme fatale zu widerstehen?
In der St. Agnes Kirche in New Orleans sterben wollüstige Prediger. Als Pater Michael (BEN CROSS) einen potenziellen Selbstmörder vom Sprung abhalten will, wird er selbst in die Tiefe gestürzt und überlebt, wie durch ein Wunder. Erzbischof Mosely (HAL HOLBROOK) und Vater Silva (TREVOR HOWARD) vermuten in ihm, den Auserwählten, der das Böse aus der St. Agnes Kirche vertreiben kann. Pater Michael und der Polizist Lt. Stern (NED BEATTY) stoßen auf den Nachtclubbesitzer Luke (WILLIAM RUSS), der Okkultismus zu Showzwecken einsetzt. Die junge Angestellte Millie (JILL CARROLL) bittet Pater Michael um Hilfe und begibt sich, in seine Hände.
"Anfang vom Ende"
Dieser in den Videotheken eher verramschte Dämonenhorror punktet mit Erotik, Splatter und einer Giallo'esken Inszenierung. Bedauerlicherweise tritt der Mittelteil ziemlich auf der Stelle, da sich zu ausgiebig Zeit genommen wird, das dubiose und sündige Treiben im Nachtclub zu durchleuchten. Dies gerät zwar nicht gähnend langweilig, bremst den Plot aber gewaltig aus. Erst zum Schluss steppt der Bär wieder, als sich die Abteilung für Effekte noch einmal ordentlich austoben darf.
Fazit: Eine künstlerische Ausleuchtung, weichgezeichnete Bilder, nackte Haut, Geschmodder, eine namhafte Besetzung, ein Angst und Schrecken verbreitender Soundtrack und ein Gummimonster sind Zutaten, die dem Horrorfilm-Fan schmecken, aber leider nicht ausreichen, um auszugleichen, dass die Handlung zwischen Einleitung und Finale überwiegend dröge herumdümpelt, statt auf die Pauke zu hauen.
Montclare – Erbe des Grauens (OT: Next of Kin / AT: Montclare – Haus der Schreie / Before The Night is Out / Hell House) / AU/NZ / 1982
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
MONTCLARE – ERBE DES GRAUENS ist eine paranoide Kompilation aus Spukhausfilm, Mystery- und Psychothriller sowie Slasher. Trotz überschaubaren Budgets, befindet sich die Inszenierung der australisch-neuseeländischen Koproduktion auf hohem Niveau und erinnert an gotischen Horror der 60er- und 70er-Jahre, wie auch an die (übernatürlichen) Gialli eines frühen DARIO ARGENTOS.
Es verbirgt sich etwas Grauenhaftes hinter den Mauern dieses Hauses, das dort lebt und atmet. Mit 24 Jahren kehrt Linda, die Tochter des Hauses Montclare, dorthin zurück. Sie wird Zeuge mysteriöser Geschehnisse: Ein alter Mann ertrinkt in einer Badewanne, Kerzen entzünden sich von selbst, Lichter verlöschen plötzlich, Fenster öffnen sich. Jemand hört Lindas Telefongespräche ab, eine übernatürliche Stimme ruft ihren Namen, ... und immer wieder taucht ein leuchtend roter Kinderball auf. Ein unheimlicher Beobachter treibt sie an den Rand des Wahnsinns, bis sie eines Tages sein Gesicht erkennt.
"Fesselnde Audiovisualität"
Die Kamera schwebt gespenstisch durch das Altersheim und fängt starke Bilder ein, die eine morbide wie unheilschwangere atmosphärische Dichte besitzen und von tranceartigen Klängen untermalt werden, die von KLAUS SCHULZE beigesteuert wurden. Wer Gruselmomente und albtraumhafte Szenarien liebt, zieht hier das goldene Los.
"Von nichts, kommt nichts"
Die Umsetzung ist zweifelsohne packend, das Drehbuch allerdings mitnichten. Behutsam, gemächlich und vor allem undurchsichtig geht es voran. Um gebannt vor dem Fernseher hätte sitzen zu können, geschieht schlichtweg viel zu wenig Aufregendes, Greifbares und Handfestes. Erst die letzte Viertelstunde wird tempo- und actionreich, dann ist es aber fast schon zu spät und vor allem viel zu schnell wieder vorbei.
Fazit: MONTCLARE – ERBE DES GRAUENS ist ein Geheimtipp für diejenigen, denen es nichts ausmacht, dass der Horror schleichend kommt und der Stil der Substanz vorgezogen wird. Ich habe mir jedoch etwas mehr davon erhofft.
Held / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Dass wir allmählich zu Sklaven der Technologie werden, ist inzwischen kein Aha-Erlebnis mehr. Das Internet und die entsprechenden Endgeräte sind für viele mittlerweile fester Bestandteil des Alltags geworden und kaum noch wegzudenken. Immerhin schreiben wir das Informationszeitalter, die Epoche der fortschreitenden Digitalisierung und zunehmenden Technisierung. Dies führt logischerweise auch zu Datenaustausch, Datenspeicherung und Datenauswertung. Soziale Medien schränken die Privatsphäre immer mehr ein, da man viel zu viel von sich preisgibt bzw. der Normalsterbliche vor Hackerangriffe nicht vollumfänglich geschützt ist. Viele machen sich dermaßen abhängig von der Technik, dass sie nicht mehr wissen, wie es ohne funktioniert. Sie sind süchtig danach, jede Banalität zu posten und das Gerät übernimmt das Denken für sie. Dass es noch heftiger geht, zeigt uns HELD, als das Smart Home zum Horror wird.
Emma (JILL AWBRAY) und Henry (BART JOHNSON) buchen zur Auffrischung ihrer kriselnden Ehe ein exklusives Wochenende in einer abgelegenen, automatisierten Unterkunft. Doch schon bald reagiert das Smart Home nicht mehr auf sie und die beiden sind hilflos im Haus gefangen. Ein unheimlicher Beobachter fordert sie auf, ihm bedingungslos zu gehorchen und verteilt Stromschläge, sobald sie sich widersetzen. Er offenbart, intimes Wissen über Emmas Seitensprung. Während die Situation immer weiter eskaliert, beschließt Emma, die Wahrheit aufzudecken und einen Ausweg zu finden, bevor es zu spät ist.
"Frauen an den Herd"
Was den Sinn und Zweck betrifft, bleibt HELD anfangs relativ offen und dementsprechend angenehm interpretierbar. Man stellt sich unweigerlich die Frage, wieso, weshalb und vor allem warum, sich ein unbekannter Fremder solche Mühe macht. Das Reglement ist zunächst unspezifisch, doch baldigst realisiert man, dass der Befehlsgeber ein glühender Verfechter traditioneller Geschlechterrollen ist. Insofern hat man eine leichte Ahnung, wohin der Plot gehen könnte. In welchem Ausmaß schließlich an den erzreaktionären Absichten festgehalten wird, ist aber schon ein Schock. Manch einer wird es dennoch als hanebüchen deklarieren, aber meines Erachtens ist es in ähnlicher Form gut vorstellbar, wenn ich an Sekten, Menschenhandel und Zwangsehen denke.
"Female Empowerment"
JILL AWBRAY übernimmt nicht nur die weibliche Hauptrolle, sondern hat auch das Drehbuch verfasst, das Kritik an konservativen Rollenbildern übt. Das Thema hat zweifelsohne Relevanz und hätte sich prima in einer galligen Satire getan. Bedauerlicherweise hat die Drehbuchautorin die Absurdität ihres Twists nicht erkannt und meint es, bierernst. Bis die Wendung kommt, fehlen ihr allerdings die zündenden Ideen, um den Plot variabel voranzutreiben. Das eine oder andere wiederholt sich aufgrund dessen und von packenden und nervenzerfetzenden Augenblicken, kann man nur träumen. Das Szenario gerät aber dennoch nicht langweilig oder uninteressant.
Fazit: Die Grundprämisse besitzt zweifelsohne Potenzial, das leider nicht vollends ausgeschöpft wurde, weil das Skript zu lange unkonkret bleibt und nicht brisant genug wird. Ich würde nicht sagen, dass die Intention in den Sand gesetzt wurde, aber mehr als Durchschnitt ist nicht drin, weil es an Abwechslung und Einfällen hapert, weswegen der Spannungsbogen in Mitleidenschaft gerät.
Silent Night - Und morgen sind wir tot (OT: Silent Night / AT: Cha Cha Dance) / GB / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ich trage die volle Schuld, in die Falle getappt zu sein, da ich mir im Vorfeld keine Informationen zum Film eingeholt habe. Ich habe mit einem Horrorfilm gerechnet, vielleicht noch mit einer Horrorkomödie, auch eine Schwarze Komödie bzw. bissige Satire wären nicht verkehrt gewesen. Mit gutem Willen kann man all dies auch hineininterpretieren, aber meines Erachtens ist SILENT NIGHT - UND MORGEN SIND WIR TOT nichts davon in überzeugender Weise. Aufgrund dessen fällt mir auch die Urteilsfindung unfassbar schwer. Sonst bewerte ich aus dem Bauch heraus oder mein Herz entscheidet, aber hier hatte ich keine Eingebung. Lest, welche Komplikationen es gab.
Ein gemütliches Cottage auf dem Land: Der Baum ist liebevoll geschmückt, ein köstliches Festmahl vorbereitet und der Klang nostalgischer Evergreens erfüllt die Räume. Als Nell (KEIRA KNIGHTLEY), Simon (MATTHEW GOODE) und ihr Sohn Art (ROMAN GRIFFIN DAVIS) ihre Freunde willkommen heißen, scheint alles bereit für ein perfektes Weihnachtsfest – bis auf die Tatsache, dass alle sterben werden …
"Tot oder lebendig"
SILENT NIGHT - UND MORGEN SIND WIR TOT beginnt wie ein typischer Weihnachtsfilm, doch schnell realisiert man die wachsende Hysterie, die nicht zum ausgelassenen Beisammensein passen will. Die Gruppendynamik gerät immer dysfunktionaler, bis die Bombe platzt und das Weihnachtsfest zum theatralischen und melodramatischen Endzeitdrama wird. Die Kompatibilität der einzelnen Komponenten funktioniert nur provisorisch. Der Handlung fehlt ein beständiges, ausgereiftes und durchdachtes Konzept. Auch wenn schauspielerisch keine Klagen einzureichen sind und auf zwischenmenschlicher Ebene mit Galgenhumor und garstigen Dialogen gestichelt wird, ist das Ganze nicht wirklich amüsant oder gar unterhaltsam. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn auf allem liegt eine erdrückende Schwere.
"Apocalypse now or never"
Den Grund, sich zum last Christmas zu versammeln, erfährt man nur am Rande und bruchstückhaft. Man kann das als geschicktes und gewitztes Ablenkungsmanöver betrachten, aber ich hatte den Eindruck, dass der Elefant im Raum unausgesprochen bleibt, da er ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielt. Natürlich muss nicht immer alles auf dem Silbertablett serviert werden und wenn man nicht auf den Kopf gefallen ist, kann man eins und eins zusammenzählen, aber es ist schon recht nervig und anstrengend, dass die Erwachsenen unfähig sind, der Wahrheit ins Auge zu sehen und die Karten auf den Tisch zu legen.
"Dreikäsehoch"
Nicht nur ich hatte die Schnauze gestrichen voll, sondern auch einer der Jungen im Film. Der Bursche hat kein Haar am Sack, aber will nun die Erwachsenen und somit auch das Publikum belehren, dass sie im Puff nicht zu drängeln haben. Immerhin hat das letzte Stündlein der Menschheit geschlagen, denn Giftwolken rasen über die Erde, bereit alles Leben auf dem Planeten restlos auszulöschen. Seit Monaten versucht die Regierung, per beschwichtigendem Pragmatismus, eine Verleumdungstaktik als Kampagne zu verkaufen und rät zur Exit-Pille, um einen langsamen und schmerzhaften Tod zu vermeiden. Auch wenn der Knabe der einzige ist, der mit der Faust auf den Tisch haut und gegen die Lethargie und Apathie im Angesicht von Katastrophe und Krisenzeit wettert, zerrt der Generationskonflikt und sein selbstgerechter Appell gewaltig an den Nerven.
"Letzte Worte"
Nun ja, wie kann man die Henkersmahlzeit auch genießen, wie erleichtert man den Kindern die Situation und was fängt man mit der Zeit an, die gezählt ist und einen noch bleibt? Hilflosigkeit und Gefühlschaos sind folgerichtig vorprogrammiert, während man den letzten belanglosen Debatten folgt. Für den einen oder anderen mag das sowohl spannend als auch bewegend und demzufolge kurzweilig sein, mir hat das Kammerspiel, bei dem die Masken fallen gelassen werden und angeprangert wird, leider wenig gegeben.
Fazit: Auch wenn die Öko-Botschaft und das Wachrütteln unumstritten ihre Daseinsberechtigungen haben, zunächst auf gesellschaftliche Gepflogenheiten gepfiffen wird und im weiteren Verlauf immer ernstere und düstere Töne angeschlagen werden, gerät der Stoff zu zahm, weswegen er mich bedauerlicherweise kaltgelassen hat. Die Prämisse besitzt zweifelsohne Potenzial, aber vielleicht haben sich einfach zu viele Gäste zum Festmahl getroffen, weswegen der Fokus bei jedem einzelnen nur an der Oberfläche kratzen konnte.
Truth or Dare - Manchmal kann die Wahrheit tödlich sein! (OT: Truth or Dare / AT: Truth or Die) / GB / 2012
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Seit anno Knips sind gequälte Seelen auf Rachefeldzug fester Bestandteil des Horrorfilms. Oftmals wird die immer gleiche Geschichte lieblos abgespult und die einzige Attraktion besteht darin, die meist gehirnamputierten Protagonisten möglichst grausam um die Ecke zu bringen. Auch TRUTH OR DARE - MANCHMAL KANN DIE WAHRHEIT TÖDLICH SEIN! schlägt in eine ähnliche Kerbe, aber das Rad muss ja nicht stets und ständig neu erfunden werden.
Auf einer Party beschließen Chris (JACK GORDON) und seine Clique, dem schüchternen Außenseiter Felix (TOM KANE) übel mitzuspielen. Beim Partyspiel „Wahrheit oder Pflicht“ wollen sie Felix vor allen bloßstellen. Als die Situation eskaliert, verlässt Felix gedemütigt und in Tränen aufgelöst die Party. Ein Jahr später erhalten Chris und seine Freunde überraschend eine Nachricht von Felix, der sie alle zu seinem Geburtstag in seinem Elternhaus auf dem Land einlädt. Am Ziel angekommen, erwartet die Gäste jedoch nicht Felix, sondern sein großer Bruder Justin (DAVID OAKES). Weder Chris noch seine Freunde ahnen, dass es sich beim sympathisch auftretenden Justin um einen alles andere als netten Gastgeber handelt. Justin verfolgt seinen eigenen Plan, für welchen er bereit ist, über Leichen zu gehen.
"Zugang gewährt"
Obwohl die Handlung bekannt und zum Teil vorhersehbar ist, macht dieser kleine, britische Horrorthriller vieles richtig bzw. besser als die Konkurrenz. Es fängt schon bei den Figurenzeichnungen an. Man kann zwar von Klischeefiguren reden, aber sie sind nicht zu dick aufgetragen. Sie machen nicht den Eindruck, nur nervige Staffage zu sein, die schnellstmöglich das Zeitliche segnen soll. Ihre Verhaltensweisen sind größtenteils natürlich und die Charaktere machen im Laufe der Zeit sogar Entwicklungen durch. Sie sind zwar keine geborenen Sympathieträger, aber dennoch äußerst zugänglich.
"Ausgeklügelter als gedacht"
Letztlich haben wir es mit einem Folterporno zu tun. Von denen gibt es mittlerweile einen ganzen Haufen, die stumpfer nicht sein könnten. TRUTH OR DARE - MANCHMAL KANN DIE WAHRHEIT TÖDLICH SEIN! gewinnt nun auch keinen Innovationspreis, fällt allerdings nicht allzu flach aus. Als Genrefreund fühlt man sich deswegen nicht, nach kürzester Zeit unterfordert und verliert das Interesse. Eine Schlachtplatte sollte man aber nicht erwarten. Die Quälereien halten sich in einem überschaubaren und erträglichen Rahmen, besitzen aber dennoch Wirkung, aufgrund des eindringlichen Drumherums.
"Wähle mit Bedacht"
Um die Familienehre zu verteidigen, werden keine Kompromisse eingegangen und die überschaubare Anzahl geladener Gäste wird dazu genötigt, die damaligen Ereignisse aufzuarbeiten. Wer nicht mitspielen will, hat die Qual der Wahl oder besser gesagt, die Wahl der Qual, selbst dran zu glauben oder einen der anderen Gäste zu opfern. Da die wenigsten selbstlos genug sind, sich freiwillig ans Messer zu liefern, gerät die Situation hitzig. Obwohl man sich viele Konsequenzen ungefähr denken kann, hält das Treiben spannungsgeladen und kurzweilig auf Trab, da man eben nicht genau weiß, wie weit gegangen wird und welcher Gast eventuell zum Befreiungsschlag ansetzt, Gegenwehrmaßnahmen einleitet und die Flucht ergreift.
Fazit: Mit TRUTH OR DARE - MANCHMAL KANN DIE WAHRHEIT TÖDLICH SEIN! hat Regisseur ROBERT HEATH ein klassisches Rezept mit frischen Zutaten verfeinert, das zum Schluss sogar noch mit einigen Twists überrascht, die einen grandios-bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das kammerspielartige Terrorstück keine Hochglanz-Produktion, sondern ein B-Movie ist. Wenn man seine Ansprüche dem anpasst bzw. zurückschraubt, kann man seinen Spaß haben, wenn die Gäste ums Überleben schachern.
Uncle Peckerhead - Roadie From Hell (OT: Uncle Peckerhead) / US / 2020
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Für den Durchbruch würde die Punkband Duh alles tun. Sogar auf einen Roadie aus der Hölle würden sie sich einlassen. Der dämonische Support besteht darin, Hater bei lebendigen Leibe aufzufressen. Unterkünfte mit Leichenteilen zu verwüsten hat jedoch Folgen. Lest hier nach, ob sich ein Blick lohnt.
Die aus New Jersey stammende Punkband Duh hat noch keine großen Erfolge gefeiert. Sie sind noch Lichtjahre davon entfernt, riesige Konzerthallen oder gar ganze Stadien zu füllen. Mit Demoaufnahmen und Merchandising-Artikel im Gepäck, planen Sie dennoch eine kleine Tour durch die USA. Auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz, treffen sie auf Peckerhead (DAVID LITTLETON), der einen Van hat und ihnen anbietet, ihr Roadie zu werden, für ein paar Dollars und Benzingeld. Der verwahrloste, aber überaus freundliche Kerl hat allerdings ein dunkles Geheimnis: Um Mitternacht verwandelt er sich regelmäßig für 13 Minuten in ein menschenfressendes Ding. Die Bassistin, Begleitstimme und enthusiastische Bandmama Judy (CHET SIEGEL), der bekiffte, ineloquente und homosexuelle Gitarrist und Frontsänger Max (JACK RIDDLE) und die introvertierte, etwas düstere Schlagzeugerin Mel (RUBY MCCOLLISTER) stehen der Überraschung zwiespältig gegenüber. Unter der Bedingung, die Bandkollegen nicht aufzufressen und kurz vor zwölf Uhr nachts eine Einschlafhilfe zu verwenden, beginnt ein blutiger Roadtrip.
"Gag-Fehlzündungen"
Buch und Regie stammen von MATTHEW JOHN LAWRENCE, der sein Spielfilmdebüt auch produziert hat. UNCLE PECKERHEAD - ROADIE FROM HELL ist eine absurde Horrorkomödie, mit dem Herz am rechten Fleck. Der Streifen ist ulkig, aber auch schaurig-schön. Der Humor funktioniert im Wesentlichen, aufgrund der liebenswerten Chemie zwischen den 4 Hauptdarstellern. Obwohl ich zugeben muss, dass ich das Ganze eher amüsant und zum Schmunzeln empfand, anstatt mich vor Lachen kugeln zu müssen. Das rührt wohl daher, dass mir die Pointen nicht perfekt getimt vorgekommen sind, sondern eher wie Impro-Comedy.
"Kampf um Ruhm und Ehre"
Es wird versucht, großen Wert darauf zu legen, einen möglichst authentischen Einblick in das Leben einer Band zu geben, die strugglet und hustlet, um ihre Tournee nicht abbrechen zu müssen. Das dies im Großen und Ganzen gelingt, hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass JEFF RIDDLE im wahren Leben Musiker ist und den Touralltag aus eigener Erfahrung kennt. Zusätzlich ist JEFF RIDDLE der Kopf hinter der Musik, die sowohl Duh als auch die rivalisierende Band Dominion Rising im Film spielen. Dafür haben CHET SIEGEL und RUBY MCCOLLISTER sogar ihre Instrumente erlernt, um beim Dreh nicht nur so zu tun als ob. Der möglichst authentische Einblick gerät mir im Mittelteil aber etwas zu intensiv. Womit ich meine, das der Plot auf der Stelle tritt.
"Gewalt ist eine Lösung"
Um den Leerlauf zu vermeiden oder zumindest einzudämmen, hatte man den Splatterpunk von der Kette lassen können. Über die gesamte Laufzeit betrachtet, gibt es nämlich verhältnismäßig wenig blutgetränkte Einlagen zu Gesicht. Wenn jedoch Halsabschneider, Wichtigtuer und Rowdies dran glauben müssen, gerät das Gekröse ansprechend derbe und saftig, was sich in der Altersfreigabe ab 18 widerspiegelt.
Fazit: Der kostengünstig inszenierte Streifen liefert herzerweichende Momente, Slapstick, Punkrock und handgefertigten Gore. Letzten Endes wirkt das Endprodukt zwar überwiegend charmant, jedoch arg unausgegoren. Auch wenn das nicht jedem gefallen wird, würde ich Fans von DEATHGASM oder GREEN ROOM eine Empfehlung aussprechen.
Seance / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Der kurz angebundene, schlicht geratene und leidlich aussagekräftige Filmtitel, aber vor allem das girlyhaft-schaurige Artwork des Frontcovers haben mich in erster Instanz abgeschreckt, da ich einen harmlosen und kitschigen Gruselfilm für verträumte TeenagerInnen vermutete. Als ich es wagte, doch einen Blick zu riskieren, war ich positiv überrascht, dass es sich letzlich doch um einen ernstzunehmenden Mystery-Horror handelt. Der Streifen ist zwar nicht übermäßig brutal, weswegen er eine Altersfreigabe ab 16 hat, zielt allerdings schon ein eher erwachseneres Publikum an.
Die Edelvine Academy ist ein renommiertes Mädcheninternat. Damit der Suizid der Schülerin Kerrie (MEGAN BEST) der Institution nicht als Imageschaden anhaftet, wird er als tragischer Unfall abgetan und von der Direktion totgeschwiegen. Da durch den Selbstmord ein Platz frei geworden ist, nimmt ihn Camille (SUKI WATERHOUSE) ein. Helina (ELLA-RAE SMITH) heißt Camille willkommen und macht sie mit der Hierarchie vertraut. Camille lernt schnell die Feindseligkeit der anderen Mädchen kennen und gerät an Alice (INANNA SARKIS). Trotz einer Schlägerei, die nur von der Schulleitung beendet werden kann, wird Camille Zugang zur Clique gewährt. Sie erfährt, dass Kerrie vor ihrem Freitod einer Séance beiwohnte. Da die Todesfälle nicht abreißen, fällt der Verdacht auf den Geist einer ehemaligen Schülerin.
"Aus Alt mach' Neu"
SIMON BARRETT feiert mit SEANCE sein Langfilmdebüt als Regisseur. Zuvor war er überwiegend als Drehbuchautor tätig, bspw. für YOU’RE NEXT; THE GUEST oder BLAIR WITCH. Er ist auch als Schauspieler und Produzent aktiv und hat einige Kurzfilme gedreht. Einer seiner Beiträge ist z. B. „Tape 49“, bei dem es sich um die Rahmenhandlung der Horror-Anthologie S-VHS AKA V/H/S 2 handelt. Auch das Drehbuch zu seinem Langfilmdebüt als Regisseur stammt aus eigener Feder und verarbeitet klassische Elemente, die in die Jetztzeit verlagert werden, um eine zeitgenössische Vorgehensweise gewährleisten zu können.
"Woke Me Up Before You Go-Go"
Nachdem sich die Mädels beschnuppert haben und die Claims abgesteckt sind, festigt sich das Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Weil die steife Schulleitung den Girls die Wahrheit aus Prestigegründen vorenthält, führen sie Beschwörungen durch, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Der übersinnliche Part steht nun für die rebellische Haltung gegen das erzkonservative Regime, das keine Rufschädigung duldet und die jungen Frauen in eine längst überholte Geschlechterrolle zwängen will. Auch wenn sich mit Aufmüpfigkeit und Bissigkeit zurückgehalten wird, sprechen die atmosphärisch dichten Bilder eine deutliche Sprache und auch der Soundtrack von SICKER MAN ist such a Vibe.
Fazit: Die Wokeness beschwört die Geister der Vergangenheit und die Leichen im Keller werden ausgegraben, um Vergeltung zu üben. Die Beschwörungsformeln führen leider viel zu lange und schleppend an der Nase herum, bis schließlich ans Tageslicht kommt, das dem altehrwürdigen Slasherfilm Tribut gezollt wird und auch kein hanebüchenes Motiv fehlen darf. Auch wenn sich stellenweise zu sehr an Klischees festgehalten und das Potenzial demzufolge nicht vollends ausgeschöpft wird, fühlte ich mich bisweilen an Werke wie DAS VERSTECK - ANGST UND MORD IM MÄDCHENINTERNAT oder aber auch AB IN DIE EWIGKEIT erinnert. Wem genannte oder ähnlich gelagerte Werke die Pantoffeln von den Flunken pfeffern, kann gerne sein Glück versuchen.
Sant Martí - Time to Kill (OT: Sant Martí) / ES / 2018
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Rafa (DAVID ESTANY) und Fede (GUILLEM FERNÀNDEZ-VALLS) sind auf dem Weg zu einem Rockfestival und gabeln zwei sexy Anhalterinnen auf. Als kurz danach der Van streikt, stranden sie im miefigen Kaff Sant Martí, wo es plötzlich ein maskierter Killer auf sie abgesehen hat.
"In der Kürze liegt die Würze der Fürze"
Viel mehr Worte lassen sich über die Handlung kaum verlieren, daher braucht sie auch ungefähr eine Dreiviertelstunde, bis zum ersten Gewaltakt. Davor lernt man die Figuren intensiv kennen, die zwar nicht unsympathisch sind und überwiegend bei Laune halten, aber auch nicht sonderlich aussagekräftig in Erscheinung treten. Die Charakteristika geben nicht genügend her, um die Kennenlernphase über mehr als die Hälfte der Laufzeit auszudehnen.
"Bitte lächeln"
Nach der Kennenlernphase folgt ein klassisches Slasher-Modell, bei dem ich mir unsicher bin, ob der komödiantische Anstrich beabsichtigt oder ungewollt ist. Spielt aber auch keine Rolle, solange die Pointen dem Unterhaltungswert gut tun. Dennoch fällt die Handlung hier und da über die eigenen Füße und weiß nicht so recht, wo ihr der Kopf steht. Dadurch entstehen auch ein paar ärgerliche Momente.
"Ein Stück von der Groben, bitte"
Auch wenn die Story dünn ist und des Öfteren den Fokus aus den Augen verliert, muss man den Spaniern zugestehen, dass es ihnen immer wieder gelingt, eine ansprechende Atmosphäre zu schaffen. Schmuddelig und düster wird das heruntergewirtschaftete Provinznest dargestellt und auch auf Blutvergießen muss nicht verzichtet werden. Eine Splatterorgie ist zwar nicht drin, aber die eine oder andere Sauerei kriegt man schon zu Gesicht.
Fazit: Der Cast agiert den Umständen entsprechend souverän, die Atmosphäre ist einnehmend gammlig, einige ulkige Anspielungen aufs Landleben amüsieren und die Effekte sind handgefertigt. Im Grunde ist alles vorhanden für einen soliden Backwood-Slasher. Allerdings bleibt das Resultat hinter seinen Möglichkeiten, weil es dem Drehbuch an Punch fehlt und es stur den Regeln folgt, anstatt neue Wege zu beschreiten.
Code Ava - Trained to Kill (OT: Ava / AT: Ava: Kill. Or Be Killed. / Eve) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
NIKITA; SALT; WER IST HANNA?; ATOMIC BLONDE; RED SPARROW; ANNA etc. pp. Die Liste weiblicher Tötungsmaschinen ist zwar nicht ganz so lang wie die der männlichen, aber eine kompakte Auswahl ist dennoch vorhanden. CODE AVA - TRAINED TO KILL reiht sich nun dort ein. Das Drehbuch von MATTHEW NEWTON versucht allerdings, progressive Ansätze ins Hitwoman-Genre zu inkludieren. Eine Assassina, die urplötzlich ihren moralischen Kompass justiert, Skrupel und Reue empfindet sowie mit persönlichen Problemen umzugehen versucht, hat man zumindest nicht alle Tage auf dem Screen. Selbstverständlich existiert der eine oder andere Profikiller, der einem Ehrenkodex unterliegt und Frauen und Kinder verschont, aber den fragwürdigen Beruf mit einer Art Frauendrama zu kreuzen, ist mal etwas anderes. Wie Regisseur TATE TAYLOR das Skript umsetzt, bespreche ich nachfolgend.
Ava (JESSICA CHASTAIN) ist eine professionelle, hocheffiziente Auftragskillerin, die ihre Jobs mit eiskalter Präzision erledigt. Eines Tages kriegt Ava allerdings ihren Moralischen und stellt die Zielpersonen zur Rede. Bevor sie den Abzug drückt, will sie wissen, ob es ihre Opfer wirklich verdienen liquidiert zu werden. Als einer ihrer Aufträge aus dem Ruder läuft und auch ihr Mentor Duke (JOHN MALKOVICH) nicht beschwichtigen kann, wird sie von ihrer Organisation in eine Zwangspause geschickt. Sie nutzt die Auszeit, um über Alkoholsucht, Nervenzusammenbruch und Familienzerwürfnisse hinwegzukommen. Insgeheim hat sie ihr Auftraggeber Simon (COLIN FARRELL) jedoch zum Abschuss freigegeben. Obwohl Ava mittlerweile an einer anderen Front kämpft, hat sie nun das Management im Fadenkreuz.
"Kann man machen, muss man aber nicht"
Um ehrlich zu sein, habe ich solche progressiven Ansätze im Hitwoman-Genre nie vermisst. Insbesondere, weil die klischeehafte Gefühlsduselei den Plot kontinuierlich ausbremst. Die Seifenoper-Elemente tragen Sorge, dass der Spannungsbogen immer und immer wieder den Halt unter den Füßen verliert. Aber immerhin kann JESSICA CHASTAIN und ihr Stuntdouble bei den Actionszenen überzeugen, von denen es ausreichend gibt, um am Ball zu bleiben.
Fazit: CODE AVA - TRAINED TO KILL wirkt letzten Endes recht unentschlossen, wenn er zwischen Actionthriller und Drama changiert. In seiner Gesamtheit wirkt der Stoff deshalb unfokussiert. Einzig der namhafte Cast und die solide choreografierte wie inszenierte Action verhindern, ein größeres Versagen.
Bloody Hell - One Hell of a Fairy Tale (OT: Bloody Hell) / AU/US / 2020
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BLOODY HELL - ONE HELL OF A FAIRY TALE war der Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Filmfests. Da man die Besucher nicht mit einer Gurke zur Heimfahrt antreten lassen will, hält man im Idealfall ein Sahnebonbon zurück. Ob dies mundet und die Geschmacksknospen zum Strahlen bringt oder ranzig schmeckt und im Halse stecken bleibt, bespreche ich, ohne Rücksicht auf Verluste.
Rex (BEN O'TOOLE) saß acht Jahre lang im Gefängnis, weil er bei einem Banküberfall die Räuber unsanft zur Strecke gebracht hat und eine Angestellte unabsichtlich dabei ums Leben kam. Von der Presse wird er immer noch verfolgt und von der Gesellschaft entweder als tapferer Held gefeiert oder als lebensmüder Psychopath abgestempelt, der alle Geiseln in große Gefahr gebracht hat. Rex entscheidet sich dafür, dem Trubel um seine Person entfliehen zu wollen und Amerika den Rücken zu kehren. In Finnland will er einen Neuanfang wagen. Kaum in Helsinki gelandet, wird er auch schon von Kannibalen entführt und kommt in einem dunklem Keller zu sich. Er ist mit den Armen an der Decke aufgehangen und hat bereits einen Unterschenkel verloren. Trotz Handicap, setzt er alles daran, den hungrigen Menschenfressern zu entkommen, wobei ihn seine innere Stimme berät.
"Willkommen in Hel(l)sinki"
Da Rex in der beschriebenen misslichen Lage steckt und obendrein nur noch ein funktionierendes Bein zur Verfügung hat, hängt er geraume Zeit in der Gegend herum. Wir haben es also hauptsächlich mit einem Kammerspiel zu tun. Dennoch wird es nie langweilig, da BEN O'TOOLE in einer Doppelrolle zu sehen ist. Seine Figur führt nämlich Selbstgespräche und seine innere Stimme tritt als Imagination in Erscheinung, um ihm mit mehr Rat als Tat zur Seite zu stehen. Dies gestaltet sich gleichermaßen amüsant wie interessant. Zusätzlich bekommt Rex in regelmäßigen Abständen Besuch von einzelnen Mitgliedern der kannibalistischen Sippe. Eine Besucherin ist die älteste Tochter der Finnen. Sie ist das Sorgenkind, weil sie die kulinarische Familientradition nicht weiterführen will.
"Auf einem Bein kann man nicht stehen"
Bei genauerer Betrachtung, mag die Handlung relativ dünn sein, das ist jedoch nicht weiter dramatisch, da der Fokus auf BEN O’TOOLE liegt, der seine Charaktere sympathisch verkörpert. Seine Figur Rex leidet an einer leichten Form der Schizophrenie. Äußerlich erweckt er den Anschein eines Ruhepols, doch innerlich ist er ein brodelnder Vulkan. Sein Alter Ego ist ein großmäuliger Wüterich, kann aber nicht handgreiflich werden, da er nur eingebildet ist. Das ist der Clou des Plots, aus dem sich eben der Witz zieht. Böse Zungen könnten sich dennoch über Ereignislosigkeit beschweren, ich fühlte mich jedoch nicht auf die Folter gespannt, weil BLOODY HELL - ONE HELL OF A FAIRY TALE der Balanceakt zwischen Spannung, Humor und brutaler Action gelingt.
"Die Beine in die Hand nehmen"
Dass in Rex ein Actionheld schlummert, wird dem Publikum nahegelegt, als es zu sehen bekommt, wie abgeklärt er die Bankräuber umnietet. Diese Darstellung spielt beim letzten Drittel eine entscheidende Rolle. Durch seine Fitness kann er Freiheit erlangen, durch seinen Einfallsreichtum mobil werden und durch seine strategischen Kniffe und seiner Zähheit die Kidnapper äußerst gewaltsam überwältigen, bevor er als Aufschnitt auf dem Frühstückstisch landet. Mit einem monströsen Riesenbaby hat er dabei jedoch nicht gerechnet.
Fazit: Die Prämisse steht schnell in den Startlöchern und mag auf einem Bierdeckel Platz finden, wenn man sie auf die Grundmauern herunterreißt. Allerdings wissen die Inszenierung, die Charakterisierungen und ein gewisses Maß an Tempo kurzweilig bei Laune zu halten. Zudem wird die Handlung durch einige unterhaltsame Ideen aufgepeppt und ein bewusstseinsgespaltener Antiheld als Hauptprotagonist ist eine Entscheidung, die auch noch nicht allzu oft getroffen wurde. Auch wenn man meint, schon alles gesehen zu haben, wirkt der ungewöhnliche Genremix aus Actionfilm, Entführungsthriller und Horrorkomödie letztlich ganz erfrischend.
Till Death - Bis dass dein Tod uns scheidet (OT: Till Death) / US/BG/GB / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Mit JENNIFER'S BODY - JUNGS NACH IHREM GESCHMACK feierte MEGAN FOX 2009 ihren Einstand im Horrorgenre. Mit TILL DEATH - BIS DASS DEIN TOD UNS SCHEIDET kehrt die Aktrice nun in diese Gefilde zurück. Nach einigen Kurzfilmen ist besagter Titel das abendfüllende Regiedebüt von S. K. DALE. Ob der australische Filmemacher das Drehbuch von JASON CARVEY adäquat umgesetzt hat, verraten die folgenden Absätze.
Die Ehe von Emma (MEGAN FOX) und dem erfolgsverwöhnten Rechtsverdreher Mark (EOIN MACKEN) befindet sich an einem kritischen Punkt. Obwohl der Bund fürs Leben kriselt, will Mark seiner Angetrauten einen unvergesslichen Hochzeitstag bereiten und hat das Haus am See romantisch hergerichtet. Als Emma am nächsten Morgen aufwacht, ist sie mit Handschellen an ihren Göttergatten gekettet. Nach kurzen letzten Worten, jagt er sich eine Kugel in den Kopf. Der Suizid ist Teil des perfiden Plans, sich für Emmas Untreue zu rächen. Als angeheuerte Killer ins Haus eindringen, muss Emma ums Überleben kämpfen, mit dem Leichnam ihres toten Gemahls am Handgelenk.
"Distanz ist die Angst vor Nähe"
Bedauerlicherweise wird versäumt, der Geschichte einnehmende Charaktere beizuordnen. Weil die Beziehung toxisch ist, ist das Verhalten der beiden unterkühlt, reserviert und arrogant. Aufgrund dessen entwickelt man weder großes Interesse an dem Konflikt noch streichen sie in äußerst hohem Maße Sympathien ein. Kein guter Start, wenn einem die Figuren zunächst schnurzpiepe sind. Bis man wirklich Bock auf die folgenden Ereignisse bekommt, dauert es daher einen Moment.
"Mienenspiel einer Büste"
Ich empfand MEGAN FOX noch nie als begnadetes Schauspieltalent. Mein Bauchgefühl hat mich auch diesmal nicht im Stich gelassen. Ihre Darstellung ist zwar nicht desaströs, aber zahlreiche Schönheitsoperationen haben ihre katzenartigen Gesichtszüge in Stein verwandelt, weshalb Gefühlsregungen nahezu ein Ding der Unmöglichkeit für sie sind. Einen Vorteil hat die starre Miene immerhin: und zwar macht sie einen ungerührten und hartherzigen Eindruck, als sie im späteren Verlauf zur Survival-Xanthippe wird.
"Überlebensgelübde"
Auch wenn ich bis jetzt fast ausschließlich unschöne Worte verlieren konnte, macht der Streifen seine Sache ganz anständig, sobald der kranke Racheplan loslegt, die metaphorische Fessel und Last plötzlich wortwörtlich zu nehmen sind und sich die Frage stellt, wie sich die frisch gebackene Witwe aus der absurden Lage befreien will? Als kurz darauf die Home Invasion dazukommt, wird der Thrill auch noch einmal fester angezogen, weil das Katz-und-Maus-Spiel bei Laune hält und mit ein wenig Schwarzem Humor angereichert ist. Zudem ist die Hinterbliebene kein hilfloses Opferlämmchen, sondern weiß sich effektiv zur Wehr zu setzen.
Fazit: TILL DEATH - BIS DASS DEIN TOD UNS SCHEIDET wäre hier und da zwar noch ausbaufähig gewesen, die Tour de Force gestaltet sich aber an einigen Stellen überraschend gut. Trotz einiger hanebüchener Wendungen und Logiklöcher, können Genrefreunde durchaus auf ihre Kosten kommen. Um auch dramaturgisch vollends abzuholen, hätte eine wandlungsfähigere Hauptdarstellerin jedoch mehr aus der Rolle herausholen können.
Cyst / US / 2020
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Bei den Dreharbeiten zu TROLLS WORLD - VOLL VERTROLLT, lernten sich Regisseur TYLER RUSSELL und Schauspieler GEORGE HARDY kennen. Als der Filmemacher den Teilzeit-Mimen in seiner Zahnarztpraxis besuchte und ihn im Kittel sah, wuchs die Filmidee um einen verrückten Wissenschaftler. Als augenzwinkernde Hommage an die B-Movies eines ROGER CORMAN oder von TROMA ENTERTAINMENT angedacht, ist CYST nicht der erhoffte Trash-Erfolg. Einziges Highlight sind die in Handarbeit entstanden Effekte, aber dazu später mehr.
Wir schreiben die 1960er-Jahre: Dr. Guy (GEORGE HARDY) hat den „Wegmacher“ erfunden, der die plastische Chirurgie für immer revolutionieren soll. Der Arzt lässt sich von nichts und niemanden abhalten, um das klobige Gerät an Patienten zu testen und zu beweisen, dass die Apparatur eitrige Geschwüre mit Hilfe von Lasertechnik und einer Absaugvorrichtung unkompliziert entfernt. Ausgerechnet am letzten Arbeitstag von Krankenschwester Patricia (EVA HABERMANN) geht ein Eingriff allerdings gehörig schief. Um die Patentprüfer (unter anderem GREG SESTERO, bekannt aus THE ROOM, dem schlechtesten Kultfilm aller Zeiten) von der Maschine zu überzeugen, injiziert der Doktor dem Praktikanten Preston (DARREN EWING) eine Nährlösung. Die Injektion hat jedoch ungeahnte Nebenwirkungen und aus dem Geschwür wächst ein riesiges Zysten-Monster, das nun in der Praxis Amok läuft.
"Weniger ist mehr, aber nur manchmal"
Das Drehbuch kann kein dicker Wälzer gewesen sein, denn die überraschungsarme Story ist klapperdürr und die Laufzeit beträgt gerade einmal knappe 70 Minuten. Trotz der knappen Laufzeit, quetschen sich Längen und Leeren dazwischen, weil die Story so gut wie nichts hergibt, außer der absurden Grundidee. Das macht sich bereits zur ersten Halbzeit bemerkbar, die nämlich auf ganz schön drögem Niveau herumdümpelt. Besonders einfallsreich ist das nicht gerade, ein paar stumpfe Gags versuchen aber, die Ödnis aufzulockern.
"Der neue, alte Stern am Trash-Himmel"
Nachdem EVA HABERMANN in den 90ern ihren internationalen Durchbruch mit der käsigen Sci-Fi-Serie LEXX - THE DARK ZONE feierte, spielte sie in unzähligen deutschen Fernsehfilmen und Serienformaten mit, bis sie vor kurzem wieder zu ihrer einstigen Leidenschaft zurückgefunden hat, und zwar dem Trashfilm. Dabei schreckt sie nicht davor zurück, auch Geschmacklosigkeiten über sich ergehen zu lassen. Infolgedessen spritzen ihr in CYST direkt zu Anfang zwei Schwalle Eiter ins Gesicht, die aufgrund ihrer Konsistenz und Farbgebung bestimmt nicht rein zufällig an Cumshots erinnern.
"Erschreckender Minimalismus"
Die Inszenierung macht bedauerlicherweise den Eindruck, dass sie keine Unsummen verschlungen hat. So spielt sich das Ganze an wenigen eintönigen und spärlich dekorierten Schauplätzen ab. Die kargen Räumlichkeiten lassen auch überhaupt keinen Sechzigerjahre-Flair aufkommen. Der Mangel an Budget lässt die Chose lieb- und schmucklos erscheinen und lässt das Zeitkolorit schmerzlich vermissen, aber immerhin weiß die praktische Effektarbeit zu überzeugen.
"Ekel über Substanz"
Es gibt widerwärtigen Body- und Creature Horror, es wird schleimig und blutig. Die farbenfrohe Gestaltung der monströsen Zyste lässt zudem einen drolligen Retrocharme spielen. Wenn das bunte Gummimonstrum durch die Gänge hüpft, regt das eher zum Schmunzeln an, anstatt blanken Horror zu verbreiten. Für Horror soll hier zuallererst der absurde Ekelfaktor herhalten und vielleicht noch das unterirdische Schauspiel. Aber wozu große Schauspielkunst, wenn die Handlung nur Alibi ist, alle Beteiligten nacheinander das Zeitliche segnen zu lassen, bis nur noch das offensichtliche Final Girl übrigbleibt?
Fazit: Der dünne Plot reicht kaum für einen gesamten Spielfilm aus, doch zur zweiten Hälfte steigt das Tempo und man kann zumindest einen Hauch Unterhaltungswert erahnen. Die schlichte Horrorkomödie drückt die alte Schulbank und hat als einziges Argument, eimerweise Fake-Eiter und Kunstblut parat, um nicht komplett durchzufallen. Das Ganze wirkt vielmehr wie eine Fingerübung, welche nur mit den Effekten punkten kann. Als Würdigung an Trashfilme der 60er- und 70er-Jahre, die sich zu keiner Sekunde wirklich ernst nimmt, kann man das eine oder andere Hühnerauge zwar zudrücken, zum Kultfilm langt es aber selbst bei niedriger Erwartungshaltung beim besten Willen nicht.
Trolls World - Voll vertrollt (OT: Under ConTROLL / AT: Goblin 2 / Goblin 2 - Out of Control / Goblin - Das ist echt Troll) / DE / 2020
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Filmemacher ERIC DEAN HORDES hat mit TROLLS WORLD - VOLL VERTROLLT doch tatsächlich ein teilweise durch Crowdfunding finanziertes Sequel zur 90er-Jahre Italo-Trashperle TROLL 2 realisiert. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken mag, hat er sogar das Okay von CLAUDIO FRAGASSO bekommen – dem Regisseur des originalen Nonsenses. GEORGE HARDY ist in seiner damaligen Rolle als Michael Waits ebenfalls an Bord. Ob die späte Fortsetzung aus teutonischen Gefilden ein Best Worst Movie ist oder auf der Mülldeponie entsorgt gehört, verraten die nächsten Zeilen.
Zu Zeiten des finsteren Mittelalters, ergreift ein böser Troll Besitz vom Körper der Markgräfin von Baden (DÉSIRÉE NICK) und versucht, ein Portal zu einer anderen Dimension zu öffnen. Ein Zauberer kann den Giftzwerg rechtzeitig in Stein verwandeln und das Unglück verhindern. Über die Jahrhunderte geriet die Sage in Vergessenheit, doch bei Bauarbeiten wird die Statue beschädigt und der auf Rache sinnende Troll befreit. Um unentdeckt zu bleiben, nimmt der Troll Besitz von Vanessa Majer (EVA HABERMANN) und belegt ihre altjüngferliche Cousine Helga Wolf (KATY KARRENBAUER) mit einem Zauber, der sie zur Handlangerin degradiert. Der Troll ist auf der Suche nach einem Zauberbuch, um das Portal abermals zu öffnen. Vanessas Tochter Natalja (DESIRÉE ALTIG), Dr. Fischer (HELMUT KRAUSS) und die neugierige Nachbarin Béatrice La Maitresse (CECILIA PILLADO) vermuten bereits, dass mit Vanessa etwas nicht stimmt und versuchen, mit Hilfe des Möchtegern-Magiers Vladimir Kaiser (JIŘÍ LÁBUS) das Unheil abzuwenden.
"Im Jargon der Eckkneipe"
Da der Streifen in englisch gedreht wurde, aufgrund der verschiedenen Sprachbarrieren, wurde er für den deutschsprachigen Raum nachsynchronisiert. Dabei hat man sich erfreulicherweise für eine ulkige Schnoddersynchro entschieden, wie zu den besten Zeiten eines RAINER BRANDT. Wer die Sprücheklopferei der Spencer/Hill-Filme liebt, dem werden auch hier die Radartüten glühen, wenn vom Leder gekalauert wird.
"Kindergarten-Expressionismus"
Neben den bereits erwähnten Darstellern, nehmen auch weitere bekannte Namen kleinere Rollen ein. Beispielsweise RALF BAUER als abgedrehter Bürgermeister, Schwammkopf SANTIAGO ZIESMER als genervter Nachbar und LUTZ VAN DER HORST als selbstgefälliger Fernsehmoderator. Die schauspielerische Gesamtleistung frönt dem skurrilen Overacting mit voller Absicht. Alle Beteiligten scheinen vor der Kamera ihren Spaß gehabt zu haben und albern überspitzt herum. Zweifelsfrei kann der Klamauk für den einen oder anderen zu viel des Guten sein und zum Sackgänger werden, aber ich fand es irgendwie sympathisch und charmant.
"Retro-Trend"
Da es sich um eine fickerige Fantasy-Komödie mit verschwindend geringen Horror-Anteilen handelt, finden auch Kostüme, Masken, Make-up und zahlreiche Effekte ein Zuhause. Diese sind vielleicht nicht auf Hollywood-Blockbuster-Niveau, aber werfen einen kauzigen Rückblick auf die 80er- und 90er-Jahre, der nostalgische Gefühle weckt. Gorehounds werden jedoch enttäuscht sein, denn es handelt sich dabei schlichtweg um märchenhaften Hokuspokus Fidibus, wie die Altersfreigabe ab 12 bereits verrät.
"Schnapsideen intus"
Die in Baden-Baden angesiedelte Story ist mehr oder minder klassisch gestrickt, wird allerdings mit etlichen aberwitzigen Einfällen angereichert, die zwar hier und da übers Ziel hinausschießen, aber für keine Sekunde Langeweile aufkommen lassen. Wie bei einer Trashperle üblich, sollte man natürlich kein Logik-Fascho sein oder sich auf die lange Suche nach dem Sinn begeben.
Fazit: TROLLS WORLD - VOLL VERTROLLT ist wirklich nur beinharten Trash-Aficionados mit Nerven aus Stahl zu empfehlen. Wer auf Streifen wie TROLL 2, DAS DING AUS DEM SUMPF, SORCERESS - DIE MÄCHTE DES LICHTS und ähnliche Konsorten abfährt, zieht mit diesem Quatsch das große Los.
Day 13 - Das Böse lebt gleich nebenan (OT: Day 13 / AT: Day 13 - Das Böse lauert nebenan) US / 2020
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Ende gut, alles gut! Nicht im Falle von DAY 13 - DAS BÖSE LEBT GLEICH NEBENAN. Warum, bespreche ich postwendend.
Da die alleinerziehende Mutter eine Auszeit von den elterlichen Pflichten nimmt, wurde der 16-jährige Colton Fremont zur unliebsamen Aufgabe verdonnert, in den Sommerferien auf seine jüngere Schwester Rachel (MEYRICK MURPHY) aufzupassen. Schnell überkommt ihn die pure Langeweile, doch dann bemerkt er Aktivitäten im lange leergestandenen Haus gegenüber, die seine Neugierde wecken. Aufgrund beunruhigender Beobachtungen, stellt Colton Nachforschungen an und lernt das zurückgezogen lebende Nachbarsmädchen Heather (GENEVIEVE HANNELIUS) kennen und entwickelt in Windeseile romantische Gefühle für sie. Überzeugt von den bösen Absichten ihres vermeintlichen Vaters, versucht er sie aus seinen Fängen zu befreien und entfesselt dunkle Mächte.
"Thema verfehlt"
Die Inhaltsangabe bzw. Handlungsbeschreibung spricht zunächst nicht dafür, dass der Stoff nicht zur ernstzunehmenden Gruselgeschichte taugt. Die Prämisse von DAS FENSTER ZUM HOF bzw. DISTURBIA oder THE NEIGHBOR - DAS GRAUEN VON NEBENAN mit einer Teenager-Romanze zu vermanschen, die abschließend ins dämonische Chaos stürzt, hat jedoch eher das Zeug zu einer heiteren Horrorkomödie à la MEINE TEUFLISCHEN NACHBARN. Die Absurdität der Ereignisse wurde von den Verantwortlichen allem Anschein nach nicht erkannt oder schlichtweg ignoriert, weswegen tatsächlich versucht wird, einen seriösen Suspense-Thriller aufzuführen und mit Liebesgeschwurbel sowie paranormalen Begebenheiten aufzupeppen.
"Da stimmt doch was nicht"
Meines Erachtens passt hier schlichtweg vieles nicht zusammen, ist unlogisch, unglaubwürdig und macht keinen Sinn. Bei einer Horrorkomödie wäre das nicht zwingend ein Beinbruch, da für den nächsten Gag Risiken eingegangen werden. Einen von der Mutter alleingelassenen Minderjährigen, der in den Sommerferien nichts besseres zu tun hat, als das Mädchen von nebenan semiprofessionell auszuspionieren, ist schon weit hergeholt. Ebenso seltsam scheint in jenem Moment Heathers gelassene Reaktion, als sie von der Überwachung erfährt. Am Ende macht ihr Verhalten zwar Sinn, aber dass sich die beiden überhaupt begegnen und ein Schwätzchen halten, ist auch ein grober Schnitzer, wenn man das Ende der Geschichte bedenkt.
"Was zur Hölle?"
Von den inhaltlichen Ungereimtheiten abgesehen, besitzt der Plot kaum eigene Ideen und geht relativ konventionell zu Werke. Das Ganze ist zwar ganz tauglich inszeniert und die schauspielerische Gesamtleistung ist passabel, aber zum Großteil habe ich mich gelangweilt. Eine noch niedrigere Bewertung konnte nur abgewendet werden, durch das Finale, das in Sachen Stilbruch ordentlich über die Stränge schlägt.
Fazit: DAY 13 - DAS BÖSE LEBT GLEICH NEBENAN wagt einen Genremix, der in sich unstimmig ist und dem es geraume Zeit an Höhepunkten fehlt. Dem Ganzen fehlt der Punch und die Pointe ist frühzeitig absehbar. Wie der Showdown dann verrückt spielt und sich austobt, kommt jedoch derart unerwartet, dass man mit einem grenzdebilen Grinsen davorsitzt. Zum Ausbügeln des vorangegangenen, teils unsinnigen und unoriginellen Prozederes langt es aber allemal nicht.
Old (AT: Decrepit) / US / 2021
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M. NIGHT SHYAMALAN ist Zeit seines Lebens bekannt als Garant, wenn es um Mystery, Fantasy, Science-Fiction und weirde Twists geht. Der Filmemacher mit den indischen Wurzeln changiert zwischen Bizarrerie und Trivialität, Referentialität und Innovation sowie Genie und Wahnsinn. Seine Filmografie ist von Höhen und Tiefen geprägt. Seine aktuellste Auskopplung nennt sich OLD und basiert lose auf der Graphic Novel „Sandcastle“ von PIERRE-OSCAR LÉVY und FREDERIK PEETERS. Ich bespreche, ob der Regisseur immer noch unverbrauchte Ideen am Start hat oder langsam alt wird.
Auf Empfehlung des luxuriösen Urlaubsressorts im anonymen Paradies, wird eine Gruppe vorbelasteter Touris zum Geheimtipp unter den Stränden chauffiert. Der entspannte Tag am Beach wird allerdings zur physischen und psychischen Belastungsprobe, da der Alterungsprozess in Rekordzeit vonstatten geht. Ein Entkommen scheint unmöglich und der Verdacht drängt sich auf, dass sie nicht zufällig ausgewählt worden sind, da einige unter ihnen Gemeinsamkeiten aufweisen und sie aus der Ferne beobachtet werden. Welches perfide Spiel mit ihnen getrieben wird, steht für die kränklichen Ausflügler lange Zeit nicht auf der Agenda, da sie mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben.
"Im Hier und Jetzt"
Der Grundtenor des Szenarios ist, dass unsere Zeit auf Erden begrenzt ist und man den Moment genießen soll, anstatt in der Vergangenheit zu leben oder nur Pläne für die Zukunft zu schmieden. Das Leben ist kurz und es kann für den einen früher zu Ende sein als für den anderen. Deshalb sollte man keine Zeit verschwenden, sondern die Gelegenheit am Schopfe packen und sich aufs Wesentliche konzentrieren. Der Kanon wird wenig dezent unterbreitet, aber das tut der Sache keinen Abbruch.
"Zeiten ändern dich"
Die Konstellation der Charaktere ist vielfältig und ihre Konzeptionen ebenso. Aufgrund dessen kommt keine Langeweile auf, da sie allesamt grundverschieden sind und man im Laufe der Zeit immer mehr Facetten sowie ihre existenziellen Ängste, Nöte und Sorgen grotesk präsentiert bekommt und die Panik stetig wächst. Um Möglichkeiten der Identifikation ist es allerdings schlecht bestellt, da sich die Urlauber aus gegebenen Anlass äußerst befremdlich verhalten.
"Albtraumurlaub"
Der malerische Sandstrand, die ehrfurchtgebietenden Klippen, der strahlend blaue Himmel und die unberührten Fluten bilden einen starken Kontrast zur wachsenden, unwirklichen Bedrohung. Durch das Älterwerden im rasenden Tempo kommt zudem eine enorme Dringlichkeit hinzu, durch die die Figuren schnell Lösungsansätze finden müssen, obwohl sie völlig hilf- und ratlos sind. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, der Psychoterror wird geradezu spürbar und es kommt zu tätlichen Angriffen. Die Kamera schwenkt dabei meist erst zu den Schrecken, als es fast zu spät ist. Damit soll verdeutlicht werden, dass die Zeit schneller vergeht, als uns lieb ist. Wenn man die anomalen Entwicklungen nicht zwingend logisch hinterfragt, ist das verdammt wirkungsvoll.
"Die Zeit heilt alle Wunden, oder?!"
Wenn man die Puzzleteile gewissenhaft sortiert, kann die eine oder andere angestellte Vermutung gar richtig liegen. Als die Katze aus dem Sack gelassen wird, ist sie aber dennoch überraschend faszinierend. Bedauerlicherweise wird das Ganze aber dermaßen entmystifiziert und teils rational erklärt, dass es erschreckend bemüht wirkt und kaum Raum für eigene Interpretationen bleibt. Die möglichen interessanten Gedanken, die einen in den Sinn kommen, oder philosophischen Fragestellungen, die zum Nachdenken anregen, werden demzufolge komplett ausgehebelt.
Fazit: Die melancholische wie verstörende Abhandlung über die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Lebenszeit hat seine Stärken und Schwächen. Die Protagonisten und Protagonistinnen ähneln einer Versuchsanordnung und ihre Dialoge dienen eher dem Mittel zum Zweck, krude Theorien aufzustellen und dem Betrachter den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der neue Film von M. NIGHT SHYAMALAN ist eine Herausforderung, die man annehmen muss, um ans Ziel zu gelangen. Diverse Genrefilm-Elemente werden mit atmosphärischer Dichte und einer genialen Bildsprache verfeinert und ein dramatischer wie janusköpfiger Thriller kreiert, dessen Coda leider harsch entzaubert wird.
Black Friday - Überlebenschance stark reduziert! (OT: Black Friday / AT: Black Friday!) / US / 2021
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Auch wenn der Black Friday selbst kein Feiertag ist, findet er nach Thanksgiving statt, weswegen die Feiertagsstimmung auf den Folgetag überschwappt. Deswegen kann man BLACK FRIDAY - ÜBERLEBENSCHANCE STARK REDUZIERT! ruhigen Gewissens zu den Holiday Horror Movies zählen, von denen mittlerweile eine größere Auswahl existiert und einige Feiertage beliebter sind als andere. Das Erntedankfest ist ein Feiertag, der noch nicht allzu oft im Mittelpunkt stand, weshalb die Gegebenheit noch Potenzial beherbergen kann. Wenn man den Umstand zusätzlich in eine spezielle Kulisse verfrachtet und deren Eigenheiten zum Vorteil nutzt, kann der Überlebenskampf sowohl spaßig als auch kreativ ausfallen. Ein Spielzeugladen ist solch ein Schauplatz, wo zu ungewöhnlichen Waffen gegriffen werden kann, um die Angreifer abzuwehren und fertig zu machen. BLACK FRIDAY - ÜBERLEBENSCHANCE STARK REDUZIERT! macht allerdings nicht allzu viel aus all den Möglichkeiten und Begebenheiten.
Black Friday bedeutet für die lausig bezahlten und wenig motivierten Angestellten von We Luv Toys das totale Chaos und puren Stress. Anstatt mit ihren Liebsten Thanksgiving zu feiern, lockt der Feiertagsbonus und sie schieben Nachtschicht, während ihnen rücksichtslose und von Gier getriebene Schnäppchenjäger im Kaufrausch den Spielzeugladen einrennen und die Regale plündern. Als ob der konsumgeile Ansturm nicht Strafe genug wäre, landet ein außerirdischer Parasit per Himmelskörper auf der Erdkugel und verwandelt Kund- und Belegschaft in blutrünstige Bestien. Nun heißt es, mit vereinten Kräften ums Überleben kämpfen.
"Vorsicht, wenig bissig!"
Dass die Prämisse satirisches Potenzial besitzt, ist unvermeidlich. Zwischen den wild gewordenen Mutanten und den außer Kontrolle geratenen Verbrauchern, die sich im Konsumwahn um Rabatte prügeln, sind Parallelen unverkennbar und die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen zusehends, bis kaum noch ein Unterschied auszumachen ist. Trotz dessen hält sich die Konsumkritik im Rahmen und geht über kein vernünftiges Maß hinaus. Das heißt, auch an der Stelle wurden Chancen vertan.
"Konfusius sagt, ..."
Der Sale eskaliert schnell und die übriggebliebene Belegschaft bringt sich im Personalbereich in Sicherheit, um Pläne zu schmieden. Selbstverständlich muss sich dazu getrennt werden, um auf gut Glück durch den Markt zu latschen. Dadurch wird die Herde zwar ausgedünnt, aber besonders durchdacht sind die Entscheidungen der Mitarbeiter nicht gerade. Nach einer Weile blickt man schlichtweg nicht mehr durch, was die Figuren mit ihrem Tun überhaupt bezwecken wollen und die Story plätschert recht konfus vor sich hin.
"Teilweise effektiv"
Wenn eine Horrorkomödie Reklame mit BRUCE CAMPBELL macht, hofft man auf einen schwarzhumorigen Funsplatter, der dem frühen Serienaus von ASH VS. EVIL DEAD ins Gesicht spuckt und dort weitermacht, wo die Serie endete. BLACK FRIDAY - ÜBERLEBENSCHANCE STARK REDUZIERT! tut das jedoch äußerst uninspiriert sowie weder besonders witzig noch aufregend. Immerhin wissen die Creature- und Make-up-Effekte mit viel Liebe zum Detail zu überzeugen und zum Schluss wird der Streifen sogar überraschend bizarr, als die parasitär Befallenen zum Riesenmonster fusionieren.
Fazit: Lange wird BLACK FRIDAY - ÜBERLEBENSCHANCE STARK REDUZIERT! bestimmt nicht in Erinnerung bleiben und BRUCE CAMPELL verkauft sich unter Wert, als schnauzbärtiger Filialleiter. Die Story ist generisch und es gelingt nicht, sie stringent zu erzählen. Der Entertainmentfaktor ist unterdurchschnittlich, aber immerhin hat der Streifen einen netten B-Film-Charme und ansehnliche SFX.
Malignant (AT: Malignant Man / Silvercup) / US/CN / 2021
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Das aktuellste Werk von JAMES WAN habe ich nicht in atemloser Spannung erwartet. Ja, er hat mit SAW - WESSEN BLUT WIRD FLIEßEN? einen Hit gelandet und auch CONJURING - DIE HEIMSUCHUNG sowie INSIDIOUS machen vieles richtig, obwohl die Streifen in Genre angesiedelt sind, welche keinen besonders hohen Stellenwert bei mir haben. Und ja, genannte Werke haben zu umsatzstarken Franchises geführt, doch darüber hinaus ist seine Filmografie als Regisseur recht überschaubar und durchwachsen.
Madison Mitchell (ANNABELLE WALLIS) wurde als stark traumatisiertes Mädchen von einer Familie adoptiert, die sich liebevoll um sie gekümmert hat. Als erwachsene Frau, kann sie sich an die tragischen Ereignisse vor der Adoption nicht mehr erinnern. Sie hatte mehrere Fehlgeburten und lebt in einer gewalttätigen Beziehung. Eines Tages wird sie jedoch von ihrer Vergangenheit eingeholt, als sie schreckliche Visionen quälen und lähmen, wie ihr imaginärer Freund aus Kindheitstagen brutale Morde begeht. Auch wenn sie bei den Morden in der ersten Reihe sitzt, ist sie sich nicht sicher, ob es tatsächlich geschieht oder nur Einbildung ist.
"Inspirationsquelle gesucht?!"
Wenn ich ins Blaue hinein raten müsste, würde ich glatt die dreiste Behauptung aufstellen, dass Regisseur und Co-Autor JAMES WAN Inspiration bei EVIL DEAD TRAP - DIE TÖDLICHE FALLE gefunden hat. EVIL DEAD TRAP - DIE TÖDLICHE FALLE ist ein relativ unbekannter J-Slasher aus den späten Eighties, der sich an den Stilmitteln des Giallo versucht bzw. am italienischen Gore- und Splatterfilm der 70er- und 80er-Jahre orientiert. Es ist jedoch nicht nur der fulminante Inszenierungsstil der mich an den Nippon-Brutalo erinnert hat, sondern auch der groteske wie verstörende Twist, der mit Sicherheit für einige weit aufgerissene Augen und Münder gesorgt haben wird.
"Stilmix"
Die Geschichte beginnt in einem abgelegenen Sanatorium, das imposant auf einer Steilküste thront und aus einem klassischen Gothic Horror stammen könnte. Die ersten Actioneinlagen wecken Erinnerungen an die X-MEN-Reihe, bis uns ein Zeitsprung in eine Art Haunted House-Szenario katapultiert und noch mal die Tricks und Effekte aus den Gruselfilmen des Regisseurs abgefeuert werden.
"Sein oder Nichtsein?!"
Zudem wird sich mit den besonderen Fähigkeiten von Madison beschäftigt, wodurch sie ganz oben auf der Liste der Verdächtigen landet, obwohl sie überhaupt kein Motiv für die Morde hat. Es ist ein ziemliches Wirrwarr, da zwischen Madisons Alltagsdrama, den albtraumhaften, "außerkörperlichen" Grenzerfahrungen bzw. artifiziellen Mordszenarien und der Polizeiarbeit wild umhergeswitcht wird. Der Verdacht erhärtet sich, macht aber zunächst für alle Beteiligten keinerlei Sinn. Dem Anschein nach haben die Verbrechen mit Gabriel zu tun, dem imaginären Freund aus Kindheitstagen. Die Erinnerungen an Gabriel hat Madison längst verdrängt. Die Frage steht im Raum, ob sich seine Imagination manifestiert hat oder Madison doch eine gewiefte Psychopathin ist?
"Getunte Würdigung"
Lange Zeit hat man nicht wirklich auf dem Schirm, in welche Art Horrorfilm man sich eigentlich befindet, bis sich die Reihen lichten und man checkt, dass es sich wohl um eine frisierte und modernisierte Hommage an den Giallo handelt und versucht wird, einen kultigen Killer zu etablieren, mit Metal-Matte, entstellter Fratze, Neo-Gedächtnis-Ledermantel, übermenschlicher Stärke und einem in Eigenhand geschliffenen, rituellen Dolch, mit dem er den Krebs herausschneidet und bei der Opferzahl rekordverdächtige Sphären erreicht.
"Drunter, drüber, mittendurch"
Da mir EVIL DEAD TRAP - DIE TÖDLICHE FALLE bekannt ist, habe ich die Wendung fast vermutet. Dennoch wird sie schockierend offenbart und durch ein Massaker in einer Gefängniszelle und einem Polizeirevier gekrönt, bei dem das rückwärtsgewandte Killer-Teratom furios fightet, wie ein John Wick auf XTC. Wenn man das Blutvergießen aus dem Rechner nicht zu eng sieht, ist das schon brutal choreografiert und wird per dynamischer Kamera lit eingefangen, aber ist für einen Mystery-Horror, der auf Atmosphäre bedacht ist, schon extrem over the top.
Fazit: MALIGNANT ist audiovisuell magnifik und die Action- und Splatterszenen entertainen weitläufig. Die Story hat keine flagranten Gebrauchsspuren, ist aber auch nicht nigelnagelneu. Man realisiert, dass MALIGNANT ein Film eines Horrorfans für Horrorfans ist, darum werden auch nur wenige mainstreamige Zugeständnisse gemacht. Handwerklich, schauspielerisch und technisch gibt es keine folgenschweren Beanstandungen, allerdings ist der Mittelteil stellenweise splittrig und unstet. Hinten heraus wird es zudem zu viel des Guten und zu abgedreht, worunter die Ernsthaftigkeit leidet und man mit eher gemischten Gefühlen den Abspann betrachtet.
Eat Brains Love (AT: Eat, Brains, Love) / US / 2019
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Der Filmtitel ist ein Wortspiel, jenes bereits pfiffig darauf hinweist, dass man es mit einer RomZomCom zu tun hat. Das Wortspiel setzt sich aus dem Liebesdrama EAT PRAY LOVE und dem Motiv zusammen, dass Zombies liebend gerne menschliche Gehirne essen. EAT PRAY LOVE habe ich noch nie gesehen und habe es in nächster Zeit auch nicht vor. Dafür habe ich schon einige romantische Zombiekomödien begutachtet und war gespannt, was der neue Film von Regisseur RODMAN FLENDER zu bieten hat. Immerhin hat der gute Mann DIE KILLERHAND inszeniert, der mittlerweile Kultstatus genießt und auch mir immer wieder ein Freude bereitet.
Jake Stephens (JAKE CANNAVALE) ist ein Durchschnittstyp, von dem an seiner High School kaum jemand Notiz nimmt. Eines Tages gelingt es ihm jedoch schlagartig, die Aufmerksamkeit seines Schwarms Amanda Blake (ANGELIQUE RIVERA) auf sich zu ziehen. Beide haben sich nämlich einen Zombie-Virus eingefangen, der durch Sex übertragen wird. Nachdem die beiden in der Schulkantine ein Massaker angerichtet haben, findet ein wild-romantischer Selbstfindungstrip on the Road statt. Sie sind sowohl auf der Flucht als auch auf der Suche nach einem Heilmittel. Das gestaltet sich als lebende Tote, die Hunger auf Menschenfleisch haben, allerdings nicht so einfach. Insbesondere, weil die Regierung die Teenagerin Cass (SARAH YARKIN) auf sie angesetzt hat, die übersinnliche Fähigkeiten besitzt und sich obendrein in den Untoten von nebenan verschossen hat.
"Wo die Liebe hinfällt"
Ein Slacker angelt sich seine Traumfrau. Das ist der wahr gewordene, feuchte Traum eines Jugendlichen. Dem bekifften Faulenzer fehlen zwar Erfahrungswerte und Selbstbewusstsein, aber seine Opferbereitschaft erobert das Herz der Schulschönheit. Die Liebesgefühle entwickeln sich zwar im rasanten Tempo und kratzen deshalb nur an der Oberfläche, aber man kann sich das Ganze damit erklären, dass Amanda von ihrem Ex-Freund infiziert wurde, was ein Indiz seiner Untreue ist. Amanda ist demzufolge verletzt. Ihre Enttäuschung treibt sie in die Arme eines anderen, der gerade ein ähnliches Schicksal teilt.
"Was fällt euch ein?"
Vom romantischen Anteil abgesehen, erfreut sich das Drehbuch von MIKE HERRO und DAVID STRAUSS, an der Absurdität der Ereignisse und der Skurrilität der Figuren. Neben den obligatorischen Coming-of-Age-Anleihen, generieren einige unterhaltsame Ideen Kurzweil. Beispielsweise, dass der Zombie-Virus eine sexuell übertragbare Krankheit ist oder, dass die Zombies eine Art Parallelgesellschaft gebildet haben und mit einem Augenzwinkern gar moralische Fragen aufwerfen, wenn es darum geht, den Hunger mit Menschenfleisch zu stillen. Zudem hetzt ihnen das Gouvernement eine kleine X-Men-Anwärterin auf den Hals und verfolgt insgeheim ganz eigene Pläne. Auch wenn offensichtlich der Humor die erste Geige spielt, müssen Gorehounds darüber hinaus nicht auf Blut und Gedärm verzichten.
Fazit: Wem ZomRomComs wie SHAUN OF THE DEAD, WARM BODIES oder LIFE AFTER BETH am Herzen liegen, würde ich EAT BRAINS LOVE ans Herz legen. Der Humor ist teils bissig wie die Zombies in diesem Roadmovie, die obendrein ordentlich das Blut spritzen lassen, zwischen berührenden Momenten. Obwohl der Zombie-Virus als Geschlechtskrankheit etabliert wird, ist es mit knisternder Erotik allerdings nicht weit her, doch die Spritztour ist phasenweise spritzig und witzig. Zum ganz großen Wurf langt es dennoch nicht, weil es hier und da an diesem und jenem mangelt bzw. man den einen oder anderen Einfall bereits von anderswo kennt.
Nobody Sleeps in the Woods Tonight - Teil 2 (OT: W lesie dzis nie zasnie nikt 2) / PL / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Rechtzeitig zum 27.10.2021, dem Wochenende vor Halloween, wurde die Fortsetzung zum polnischen, übernatürlichen Backwood-Slasher NOBODY SLEEPS IN THE WOODS TONIGHT vom Streamingdienst Netflix veröffentlicht. Der erste Teil hat sich über originelle Ideen und innovative Ansätze nicht den Kopf zerbrochen, um schlichtweg ausgetrampelte Pfade entlangzuwanken. Wem das Subgenre nunmehr vertraut war, dem wird die Formelhaftigkeit gallig aufgestoßen haben. Selbstverständlich wurde versucht, es dem Publikum als Persiflage unterzujubeln, indem man ein paar flache Witzchen eingeschoben hat. Um das gelassen hätte hinnehmen zu können, war das Gesabbel jedoch zu affig. Obwohl die Zahl der Toten kontinuierlich stieg, ödete das dreckige Treiben mit fortwährender Laufzeit immer mehr an. BLUTGERICHT IN TEXAS und WRONG TURN ließen zwar herzlich grüßen, aber Identifikationsmöglichkeiten, Nervenkitzel und die Chance, Daumen zu drücken, konnte man sich getrost in den Quiff schmieren. Das Sequel knüpft direkt am Vorgänger an und man erwartet zunächst das gleiche Prozedere, doch das ist nicht der Fall und zur zweiten Halbzeit, entwickelt sich die Geschichte in eine völlig bizarre Richtung. Das hat einen immensen Überraschungseffekt und beschert einen WTF-Moment nach dem anderen, ist aber auch derart gegen den Strich gebürstet, dass die Reaktionen des Publikums nicht übermäßig positiv ausfallen könnten. Lest, was ich dazu zu sagen habe.
Zosia Wolska (JULIA WIENIAWA-NARKIEWICZ) ist die einzige Überlebende des Massakers und wurde zunächst in einer Gefängniszelle untergebracht. In der Nachbarzelle sitzen die beiden verbeuelten, hünenhaften Hinterwäldler-Brüder, die für das Blutbad verantwortlich sind. Da die zwei Brutalos im Kittchen hocken, scheint das Morden ein Ende gefunden zu haben. Als weitere Leichen auftauchen, sieht sich der junge Polizist Adas Adamiec (MATEUSZ WIECLAWEK) jedoch gezwungen, dem Bösen Einheit zu gebieten. Es mangelt ihm nicht an guten Absichten und Integrität, doch es hapert an Durchsetzungskraft, weswegen er von allen herumgeschubst wird. Seine selbstsichere und scheinbar zu viele Actionfilme glotzende Kollegin Wanessa (ZOFIA WICHLACZ) macht es ihm nicht leichter und will für Recht und Ordnung sorgen, ohne auf Verstärkung zu warten. Adas fühlt sich derweil nicht wohl in seiner Haut, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
"Dein Freund und Helfer"
Anstatt eine neue Gruppe junge Leute in die Wälder zu befördern und von den aufgedunsenen, absurd deformierten Bruderherzen abschlachten zu lassen, rückt nun die hiesige Polizei ins Rampenlicht, die sich mit den Ereignissen auseinandersetzen muss. Die Figuren sind derart überzogen, dass man schnell auf dem Schirm hat, dass man sich eine Komödie reinpfeift. Da es nicht an Blut und Gedärm mangelt und das Ganze an düsteren Orten spielt, checkt man jedoch, dass der Fez im Horrorgenre angesiedelt ist.
"Auch Monster wollen geliebt werden"
Es geht zunächst recht generisch zu und man braucht etwas Geduld. Doch zur zweiten Hälfte präsentiert Regisseur und Co-Autor BARTOSZ M. KOWALSKI einen Bruch auf Handlungsebene, mit dem selbst erfahrene Genrefans nicht rechnen würden. Eine übernatürlich-monströse Romanze, die sich zum entstellten Beziehungsdrama mausert, mag nicht jeden Geschmack treffen. Das ist vielleicht nicht spannend, aber doch derart andersartig und ungewöhnlich, dass ich es mit Interesse verfolgte.
Fazit: Das Sequel lockt auf die falsche Fährte, um die Erwartung des gemeinen Horrorfans zu unterwandern. Anstatt den üblichen Mustern und Motiven des Slasherfilms zu folgen, überrumpelt eine absurde Liebesgeschichte. Es geht zwar immer noch brutal her, aber manch einer wird zweifelsohne mit der Stirn runzeln.
Night Slash - Schrei lauter! (OT: The Last Laugh / AT: The Killing Joke) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Viele Theater blicken auf eine lange Geschichte zurück und es ranken sich Legenden um sie, denn es treffen Kultur, Tradition und Aberglaube aufeinander. Solch einen nahezu mystischen Ort zu nutzen, um eine Art SCREAM - SCHREI! zu inszenieren, ist keine üble Idee. Ob das mörderische Theaterstück gelungen ist, bespreche ich im Anschluss. Ich wünsche, Hals- und Beinbruch.
Myles (STEVE VANDERZEE) war einst ein vielversprechendes Talent, doch mittlerweile hat seine Karriere als Stand-up-Comedian schon bessere Tage gesehen. Er tritt in kleinen Nachtklubs auf, wo seine Witze schon lange keinen mehr zum Lachen bringen. Sein Manager Nelson (ERIC STONE) hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben und hat ihm einen Auftritt im Vorprogramm des Comedians und Schauspielers Reggie Ray (LOWELL DEO) in einem renommierten Theater besorgt. Als Myles im Theater ankommt, um sich auf den Auftritt vorzubereiten, wird er von der Crew sowie der Theaterleiterin Donna (ANGELA DIMARCO) in Empfang genommen und ihm wird seine Umkleidekabine zugeteilt. Als Myles eine Leiche in der Umkleidekabine entdeckt, sieht er sich gezwungen, den maskierten Killer zu stoppen, der im Gebäude sein Unwesen treibt und einen Angestellten nach dem anderen kaltblütig ermordet.
"Witz komm' raus, du bist umzingelt!"
NIGHT SLASH - SCHREI LAUTER! ist ein ambivalentes Werk, denn nach einem Schicksalsschlag leidet Myles an einer Psychose und ist tablettensüchtig. Statt einer positiv denkenden Stimmungskanone, ist er demnach recht deprimiert und grantig. Für einen Komiker sind das nicht gerade vorteilhafte Eigenschaften und sein Zustand schlagt sich auch auf die gesamte Inszenierung wieder. Als Sympathieträger und Identifikationsfigur, taugt Myles demzufolge weniger, was auch unvorteilhaft ist, weil der Fokus voll und ganz auf ihm liegt.
"Mit einem lachenden und einem weinenden Auge"
NIGHT SLASH - SCHREI LAUTER! ist also eine Slasher-Tragikomödie. Das ist eine interessante Kombi, doch das Geschehen im Theater wird kammerspielartig aufgezogen, ist dröge und kommt nur schleppend voran. Das Treiben des Mörders geschieht eher beiläufig und die Opferwahl scheint beliebig. Wer gerade dran glauben muss, juckt nicht, weil die Figuren nur fix eingepflegt werden, sodass es bei Skizzen bleibt.
"Gelber Krimi für Arme"
Wenn der maskierte Killer zuschlägt, könnte man meinen, dass versucht wurde, künstlerisch und theatralisch zu sein. Die Kills sind plakativ und haben zu Anfang einen gewissen Härtegrad. Erinnerungen an DARIO ARGENTO und seinem Giallo TERROR IN DER OPER werden wachgerüttelt. Die tödlichen Verletzungen sind in Handarbeit entstanden, doch werden mit der Zeit trivial. Von einem Geist ist die Rede und das Theater steht kurz vor der Schließung, weil sich heutzutage kaum noch jemand für die Theaterkunst interessiert. Ein suspensegeladendes Whodunit will sich allerdings nicht einstellen, denn Andeutungen, Hinweise und falsche Fährten haben Seltenheitswert. Es könnte jeder oder auch niemand sein, denn Myles könnte sich das Ganze auch einfach nur einbilden oder sogar selbst der Täter sein.
Fazit: NIGHT SLASH - SCHREI LAUTER! hat Ambitionen, doch leider nicht das nötige Kleingeld und erfinderische Können, um die melodramatischen Absichten gekonnt umzusetzen. Durch das niedrige Tempo, verliert man schnell das Interesse an den Figuren. Das Finale macht dem Originaltitel alle Ehre, denn es ist lachhaft, aber auch eine bittere Pille, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Behind You / US 2020
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Wenn man auf der Suche nach einem originellen Drehbuch ist, ist das Horrorgenre heutzutage in den seltensten Fällen eine üppig bestückte Fundgrube. Die Chance, über einen Meilenstein zu stolpern, gleicht einem Sechser im Lotto. Da Filmproduktionsfirmen nicht auf der faulen Haut liegen wie Leichenschänder, wird ein Genrebeitrag nach dem anderen auf den Markt geworfen. Einer davon ist BEHIND YOU, bei dem ANDREW MECHAM und MATTHEW WHEDON für Drehbuch und Regie verantwortlich sind. Ob der Streifen tauglich ist oder nur in die Reihe weiterer Blindgänger aufgenommen wird, erfahrt ihr im Anschluss.
Nach dem Verlust ihrer Mutter, kommen die Schwestern Olivia (ADDY MILLER) und Claire (ELIZABETH BIRKNER) bei ihrer Tante Beth (JAN BROBERG) unter, weil sich ihr Vater im Ausland aufhält. Die kalte und distanzierte Frau ist nicht begeistert und will die beiden am Liebsten sofort wieder loswerden. Nach gutem Zureden, gewährt sie den Halbwaisen den Aufenthalt in ihrem großen, alten Haus und stellt umgehend Regeln auf. Eine davon ist, nicht im Haus herumzustreichen. Als die kleine Claire sich nicht daran hält, entdeckt sie einige mysteriöse Spiegel, auf denen ihr, wie von Geisterhand, Versprechen gemacht werden, wenn sie eine bestimmte Formel aufsagt.
"Spieglein, Spieglein an der Wand, deine Story ist doch altbekannt"
Dass in Gegenständen das Grauen lauert, ist ein alter Hut. Auch Spiegel sind diesbezüglich keine Offenbarung mehr, ebenso wenig, wie eine Entität auf ein kleines, unschuldiges Mädchen loszulassen und es mit Versprechungen zu ködern. BEHIND YOU ist lieblos zusammengeklaut und hat interimsmäßig kein Interesse daran, über den Tellerrand zu schauen. Dann und wann ist der Spuk zwar stimmungsvoll bebildert, stabilisieren tut sich die Geschichte aber erst, als das Böse auf freiem Fuß ist, weil es ab dann entschlossen bekämpft wird.
Fazit: Obwohl von Spiegeln unbestreitbar eine schaurige Faszination ausgeht, die sowohl die Literatur als auch der Film bereits des Öfteren für ihre Zwecke genutzt haben, zeigt BEHIND YOU nichts, was man nicht schon einmal gesehen hat. Den glatten, reflektierenden Flächen werden keine innovativen Ideen zuteil, um stattdessen staubige Gruselfilm-Klischees aus der Mottenkiste zu holen. Erst zum Schluss kommt ein wenig Schwung in die Kiste.
The Power / GB / 2021
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Viele Leute haben Angst vor Krankenhäusern. Angst vor den Viren, Keimen und Bakterien, Angst vor Ärztepfusch oder es nicht mehr lebend vom Operationstisch zu schaffen. Die kargen Räumlichkeiten und langen, sterilen Flure bescheren ein Gefühl des Unbehagens, besonders in der Dunkelheit. Mit diesen Ängsten und teilweise begründeten Zweifeln spielt THE POWER und mengt dem Ganzen noch eine rachsüchtige Geistesgeschichte hinzu, die ebenso begründet ist. Ob die Knie vor Angst schlottern oder die Augenlider vor Langeweile immer schwerer werden, folgt auf dem Fuße.
Ostlondon in den 1970er-Jahren: Aufgrund von Bergarbeiterstreiks, wird nachts der Strom abgestellt. Die junge Lernschwester Val (ROSE WILLIAMS) hat ihren ersten Arbeitstag und kriegt direkt die Nachtschicht aufgebrummt, weil sie eine Autorität untergraben hat. Da bereits die meisten Patienten*innen des heruntergekommenen Hospitals fortgebracht worden sind, findet sich Val in einem fast verlassenen, düsteren Gebäude wieder. Obwohl sie panische Angst vor der Dunkelheit hat, ist sie eine der wenigen, die sich um die verbliebenen Menschen zu kümmern hat und nimmt diese Aufgabe sehr ernst. Das alte Gemäuer birgt allerdings ein schreckliches Geheimnis und Val muss einer fremden Macht entgegentreten.
"Außen Tophit, innen verkackt"
Ja, das Setting und die gegebenen Umstände bescheren einen immensen Gruselfaktor, insbesondere wenn man iatropohobisch und/oder nyktophobisch veranlagt ist. Allerdings sind die Machtkämpfe unter dem Krankenhauspersonal wenig spannend, ebenso wie die tragische Vergangenheit, die Val spendiert bekommt. Ihre Vorgeschichte trägt zwar zum Schluss zur Handlung bei, aber eine einnehmende Persönlichkeit wurde ihr nicht auf den Leib geschrieben. Sie ist eine schüchterne, eingeschüchterte, naive graue Maus, die sich zwar bemüht und gutherzig ist, aber von allen nur herumgeschubst wird. Demzufolge wäre sowohl inhaltlich als auch von der Figurenzeichnung Luft nach oben und letztlich auch zwingend notwendig gewesen.
"Nur ein kleines Licht"
Wenn die verängstigte Lernschwester mit ihrer Laterne durch die menschenleeren, finsteren, labyrinthartigen Gänge streift und nach Antworten sucht, ist das schon sehr stimmungsvoll und man spürt die Anspannung. Verstärkt wird das Szenario vom Soundtrack, der die ruhigen Bilder regelrecht terrorisiert. Letzten Endes lässt THE POWER allerdings den historischen Bezug außer Acht und hat zu wenig Dynamik und Aktivität, weil sich zu sehr auf das Unheimlichsein beschränkt bzw. verlassen wird. Zumindest kann man aus der Unterdrückung von Schwächeren die Botschaft herausfiltern, sich unter allen Umständen Gehör zu verschaffen.
Fazit: Interessant ist, dass dem Filmtitel THE POWER mehrere Bedeutungen zugesprochen werden können: und zwar der Elektrizität, der betrieblichen Hierarchie und der Entität. Davon abgesehen wird jedoch nur eine klassische Gruselgeschichte erzählt, die das Rad nicht neu erfindet und Jump-Scares eher profan einsetzt. Das Geschehen verkommt zu einer Geisterbahnfahrt, bis der Schlussakt das Geheimnis lüftet. Das aufgegriffene Thema ist zwar bitter, aber macht den Kohl kaum fetter.
Death Ranch / GB / 2020
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Filmemacher CHARLIE STEEDS mag es oldschool, pulpy, campy, grungy und gory. Seine Vorlieben hat er bereits mit ESCAPE FROM CANNIBAL FARM und MUTANT RIVER - BLUTIGER ALPTRAUM zur Freakshow gestellt. Sein neuestes Werk ist eine veritable Verbeugung vor dem dunkelhäutigen Bahnhofskino der Siebzigerjahre. Ich würde behaupten, wer dem Subgenre zugetan ist, findet auch an dieser britischen Billigproduktion gefallen.
Anfang der 1970er-Jahre bricht der Afroamerikaner Brandon (DEIONDRE TEAGLE) aus dem Gefängnis aus. Beim Untertauchen helfen ihm seine Geschwister Angela (FAITH MONIQUE) und Clarence (TRAVIS CUTNER). Auf einer vermeintlich verlassenen Ranch im Nirgendwo von Tennessee, verstecken sie sich vor der Polizei. Als die Nacht hereinbricht, entdeckt Brandon, dass die Ranch ein Versammlungsort des Klu-Klux-Klans ist. Es handelt sich um eine besondere Gruppierung des KKK, denn diese Kapuzenmänner legen kannibalistische Essgewohnheiten an den Tag. Die Geschwister werden gefangen genommen und übel zugerichtet, bis sie mit Black Power zurückschlagen.
"Blue Rare statt Black Lives Matter"
Auch wenn das Thema bedauerlicherweise immer noch topaktuell ist, ist dieser neuzeitliche Blaxploitation-Schlock nicht daran interessiert, einen sozialkritischen Kommentar zu äußern, sondern will nur das Motiv reißerisch ausbeuten. Das Backwood--Geschmodder nimmt bizarre Formen an, sodass der Gorehound vor Freude strahlt wie ein AKW.
"Hauruckaktion statt filigrane Feinarbeit"
Da die Story schlichten Gemüts ist und schnörkellos erzählt wird, sind spannungsgeladene Augenblicke und überraschende Wendemanöver zwar Mangelware, aber da das Tempo hoch und die Laufzeit kompakt sind, langweilt man sich keine Sekunde. Die Action wird bis zum Schluss aufrechterhalten und die Todesranch zum blutigen Schlachtfeld umfunktioniert. Zudem gehen die schauspielerischen Leistungen für solch eine Art Film völlig in Ordnung.
Fazit: Drei Schwarze fliehen vor dem Gesetz und geraten in die Fänge rassistischer Menschenfresser. Die Hommage verfolgt das Motto: Stumpf ist Trumpf. Wer es affektiv und effektiv mag, kommt bei dem Blutrausch auf seine Kosten. Moralapostel, Schöngeister und Leute die nach Anspruch suchen und hohe Erwartungen haben, sollten lieber woanders ihr Glück versuchen.
The Watermen / US / 2012
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Zugegebenermaßen ist THE WATERMEN kein Film für Moralapostel, Schöngeister und Leute die nach Anspruch suchen und hohe Erwartungen haben. THE WATERMEN ist schlicht und ergreifend ein primitiver Exploitationfilm. Wenn man sich dem bewusst ist, kommt man als Genrefreund auf jeden Fall auf seine Kosten.
Eine Gruppe junger, hedonistischer Leute will auf einer Luxusyacht die Sau rauslassen. Als der Motor auf hoher See streikt, die gesamte Elektronik ausfällt und der Kontakt zum Festland abreißt, geht allmählich das Trinkwasser aus und sie drohen zu verdursten, wenn keine baldige Rettung eintrifft. Ein heruntergekommener Fischkutter kommt wie gerufen, doch die ungepflegte Besatzung hat eine Vorliebe für besondere Fischköder.
"Zweite Chance"
Es mag sein, dass der erste Eindruck, den man von den Feierwütigen gewinnt, nicht der Beste ist, da sie oberflächlich erscheinen, dem Hochprozentigen zugetan sind und nur das Eine im Kopf haben. Als sie jedoch ums Überleben kämpfen müssen, trennt sich die Spreu vom Weizen. Einige Charaktere entwickeln nämlich heldenhaftes Verhalten, indem sie sich und andere befreien, verarzten, die Flucht planen und Gegenwehrmaßnahmen einleiten. Man beginnt, ein Auge zu und ihnen die Daumen zu drücken.
"Für den Voyeur"
Wie schon geschrieben, ist THE WATERMEN ein primitiver Exploitationfilm. Er macht jedoch das Beste aus seinen bescheidenen Mitteln und legt ab einem bestimmten Punkt ein gewaltiges Tempo vor und beutet das Motiv des Fischervolks reißerisch aus. Regisseur MATT L. LOCKHART scheint kein Freund von Subtilität, Geheimniskrämerei und nebulösen Andeutungen zu sein. Schnell wird dem Zuschauer verdeutlicht, dass die Seemänner sadistische Vergewaltiger und Schlächter sind. THE WATERMEN ist dabei nicht zimperlich und ziemlich zeigefreudig in Sachen Titten und Gewalt.
Fazit: Mit leichten Abwandlungen lässt sich eine erprobte Handlung doch immer wieder aufs Neue verkaufen. Vielleicht ist das Ganze nicht sonderlich ausgeklügelt konstruiert, doch erinnert in seinen besten Momenten an THE HILLS HAVE EYES - HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN auf hoher See bzw. auf einer Insel. Ich habe nun wirklich schon weitaus einfallsloseres, uninspiriertes, ereignisarmeres und niveauloseres über mich ergehen lassen müssen. THE WATERMEN hat durchaus seinen Unterhaltungswert und weiß, bei Laune zu halten.
The Trip - Ein mörderisches Wochenende (OT: I onde dager / AT: The Trip) / NO / 2021
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Der norwegische Filmemacher TOMMY WIRKOLA hat sich in Szenekreisen einen Namen gemacht, mit Werken wie DEAD SNOW, HÄNSEL & GRETEL: HEXENJÄGER, DEAD SNOW 2: RED VS. DEAD oder WHAT HAPPENED TO MONDAY? Sein neuestes Werk nennt sich THE TRIP - EIN MÖRDERISCHES WOCHENENDE und verwandelt einen Rosenkrieg in eine Angelegenheit, die Sinn für Schwarzen Humor beweist und mit einer Menge kreativen Splatter angereichert wird.
Fernsehregisseur Lars (AKSEL HENNIE) und Schauspielerin Lisa (NOOMI RAPACE) sind ein unglücklich verheiratetes Paar. Unter dem Vorwand der Versöhnung, fahren sie übers Wochenende zu einem Ferienhaus am See. Beide haben in Wahrheit unabhängig voneinander den gleichen Plan: und zwar den jeweils anderen umzubringen. Bevor der Tod die Krawallnudeln scheiden kann, müssen sie sich überraschend gegen drei entflohene, gewaltbereite Sträflinge zur Wehr setzen. Ein blutdurchtränkter und durch und durch schwarzhumoriger Kampf ums Überleben entbrennt, bei dem auf die Probe gestellt wird, wie stark ihre Hassliebe füreinander ist.
"Ich liebe es, wenn kein Plan funktioniert"
Offensichtlich ist TOMMY WIRKOLA kein Freund von Subtilität, Geheimniskrämerei und nebulösen Andeutungen. Schnell wird dem Zuschauer klar gemacht, dass der Wochenendausflug dazu gedacht ist, Mordpläne in die Tat umzusetzen. Da beide keine Vollprofis auf dem Gebiet sind und unvorhergesehene Zwischenfälle auftreten, ist die mörderische Schlammschlacht kein Zuckerschlecken.
"Rückkehr zum Eheversprechen"
Die Stärke des Films liegt in den beiden Hauptdarsteller*innen, da sie nicht nur das Ehepaar in der Krise überzeugend verkörpern, sondern auch die Klischees ihrer beruflichen Tätigkeiten treffsicher aufs Korn nehmen. Angefangen bei Lars als selbstgefälligen, eifersüchtigen, bärbeißigen Künstler, bis hin zu Lisa als mäßig talentierte, eingebildete, stutenbissige Aktrice. Erst als die Ausbrecher aus ihrem Versteck kommen, wendet sich das Blatt. Das Pärchen muss die Eheprobleme und gegenseitigen Tötungsabsichten vorerst vergessen und wieder Zusammenhalt finden, um den Eindringlingen Paroli zu bieten. Zudem werden die brutalen Gewaltakte und gepfefferten Seitenhiebe auf Famegeilheit und Luxusverwöhntheit mit Referenzen auf Schwarze Komödien und Home Invasion-Classics gespickt. Da der Unterhaltungswert konsequent im Vordergrund steht, wird allerdings nie zu tief in den Abgrund geblickt.
"Erzähl' mir mehr"
Eine weitere Stärke ist die gewählte Narration. Durch Rückblenden und Perspektivwechsel wird das Pläne schmieden und die Flucht der Delinquenten aufgerollt, bis die Stränge ineinanderlaufen und kulminieren. Diese Art, eine Geschichte zu erzählen, kann schnell zu Irritation und Überfrachtung führen sowie den Spannungsbogen ausbremsen. TOMMY WIRKOLA gelingt es jedoch, alle Stränge gekonnt anaphorisch zu erzählen und im richtigen Moment zu verknüpfen. Diese Strukturierung und Rhythmisierung der Erzählung ist kurzweilig und weiß, immer und immer wieder zu überraschen. Gerade diesem Erzählstil ist es zu verdanken, dass THE TRIP - EIN MÖRDERISCHES WOCHENENDE derart effizient und eigenständig erscheint. Wenn die Story nicht erzählt werden würde, wie sie erzählt werden würde, hätten wir zwar immer noch eine gory, dark Comedy, sie würde sich jedoch direktemang innerhalb der Genreregeln bewegen.
Fazit: Wenn eine Schwarze Komödie aus Skandinavien stammt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auf Politische Korrektheit gepfiffen wird. Wenn zusätzlich TOMMY WIRKOLA auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, stehen die Chancen gut, dass es brutal zur Sache gehen wird. THE TRIP - EIN MÖRDERISCHES WOCHENENDE ist ein unterhaltsamer Genremix, der mit einer duften Besetzung, morbiden Späßen und deftigen Einlagen punkten kann. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass manche Leute die narrative Struktur als unfokussiert oder zu verkompliziert empfinden. Hätte man sich nur auf das Wesentliche konzentriert, hätte dem Ganzen meines Erachtens allerdings der Pep gefehlt.