999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Alone - Du kannst nicht entkommen (OT: Alone) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
"Manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben ..."
Dass die Story der breiten Masse nicht fabrikneu vorkommt, liegt wohl oder übel daran, dass ALONE - DU KANNST NICHT ENTKOMMEN das US-Remake von NIGHT HUNT - DIE ZEIT DES JÄGERS aus dem Jahre 2011 ist. Das schwedische Original habe ich bedauerlicherweise noch nicht gesehen, weswegen ich um Verständnis und Nachsicht bitte, da ich keine Vergleiche ziehen kann.
Zugegebenermaßen ist die Story auch nicht taufrisch, wenn man das schwedische Original noch nicht gesehen hat. Zudem ist die Story derart funktional, dass selbst der nicht allzu erfahrene Filmfreund mit seiner Vermutung richtig liegt. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ist das kräftezehrende Katz-und-Maus-Spiel dermaßen zielstrebig und effektiv strukturiert, dass das knackige, intensive, inszenatorisch hoch konzentrierte sowie akribisch arrangierte Survival of the Fittest eine notable Spannungskurve besitzt.
Dass die Prämisse erfolggekrönt ist, obwohl sie schlicht und einfach anmutet, sind den ausdrucksstarken und glaubwürdigen Darbietungen der beiden Hauptdarsteller*innen zu verdanken. MARC MENCHACA verkörpert einen Bilderbuch-Serienkiller, der zum Entsetzen Frau und Kind daheim hat und bei fingierten Geschäftsreisen junge Frauen verfolgt, täuscht, überwältigt, gefangen hält, demütigt und quält. JULES WILLCOX brilliert als Frau, die durch den Selbstmord ihres geliebten Ehemannes traumatisiert ist und an gar nicht allzu irrationalen Ängsten leidet, doch den Spieß umdreht, als sie in die Enge getrieben wird.
Auch wenn ALONE - DU KANNST NICHT ENTKOMMEN nicht archetypischer sein könnte, sind es der inspirierende Kampfgeist, der unbändige Überlebenswillen und der instinktive Selbsterhaltungstrieb die den rohen Minimalismus beispielhaft packend gestalten, bis zum krönenden Abschluss ein ausgezehrt-persönlicher und ungeschönt-brutaler Einzelkampf die volle Schlamm-Packung und einen zufriedenen Gesichtsausdruck verspricht und beschert.
The Night Clerk - Ich kann dich sehen (OT: The Night Clerk) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Bart Bromley (TYE SHERIDAN) ist eine unbescholtene Person und arbeitet als Nachtportier in einem Hotel. Er hat das Asperger Syndrom und zwischenmenschliche Interaktionen sind ihm ein Rätsel. Deswegen hat er in den Zimmern Kameras installiert und nutzt die Aufnahmen, um das Verhalten nachzuahmen und seine Unbeholfenheit zu überwinden. Eines Nachts wird er Zeuge eines Mordes und da er nicht weiß, wie er sich verhalten soll, steht ihm der ermittelnde Detective Espada (JOHN LEGUIZAMO) misstrauisch gegenüber und verdächtigt ihn, etwas zu verschweigen. Derweil nimmt Bart eine Stelle in einem anderen Hotel an, wo er Bekanntschaft macht, mit der begehrlichen Andrea Rivera (ANA DE ARMAS), für die er bald Gefühle entwickelt.
Dass jemand mehr oder weniger unfreiwillig Zeuge eines Mordes wird und selbst in Gefahr gerät, ist ein beliebtes Motiv von Kriminal- und Spannungsfilme. Bietet es doch eine Menge Potenzial zur Identifikation, die bestenfalls mit Nervenkitzel einhergeht. THE NIGHT CLERK - ICH KANN DICH SEHEN macht es dem Zuschauer allerdings nicht ganz einfach, denn Bart leidet an einer Form des Autismus, die dafür sorgt, dass er vom Alltag und vom Umgang mit anderen Menschen überfordert ist und nie genau weiß, was er zu tun und zu lassen hat.
Auf dem Papier hat das mit Sicherheit nach einer reizvollen Idee geklungen, doch bei der Umsetzung weiß man nicht so recht, mit dem Thema etwas anzufangen. Das Potenzial, welches der Autismus, der Voyeurismus und die Begehrlichkeit beherbergen, wird des Öfteren ignoriert. Vieles wird aufgenommen, um wieder fallen gelassen zu werden, worunter die Spannung leidet. Obwohl eine Menge ziemlich konstruiert wirkt, passiert über weite Strecken nämlich relativ wenig.
Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran, Bart gerät nie in Gefahr, es komnt auch zu keiner Mordserie und die Liebelei ist auch verhalten. Die namhaften Darsteller geben sich zwar größte Mühe, dem leblosen Drehbuch Leben einzuhauchen, das gestaltet sich jedoch als Tropfen auf dem heißen Stein. Obwohl das Szenario nicht alltäglich ist, hat THE NIGHT CLERK - ICH KANN DICH SEHEN nichts außergewöhnliches zu erzählen.
Camp Wedding / US / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Wer eine ebenso witzige wie blutige Slasher-Komödie erwartet, wird von CAMP WEDDING maßlos enttäuscht sein.
Der Anfang ist ja noch ganz vielversprechend, als die Hochzeitsgäste zum Camp Pocumtuck unterwegs sind und Beschilderungen bereits auf Hexenverbrennungen und Massaker an Indianer hinweisen. Am Eingang des Camps stoßen sie zudem auf eine Menge Regeln, die elektronische Geräte, Alkohol, Drogen usw. verbieten. Dass die Hochzeitsgäste diese Regeln missachten und die Missachtung eine Sünde ist, die gesühnt gehört, ist klar wie Kloßbrühe. Später kommt darüber hinaus heraus, dass eine Sekte im Camp Unfug trieb und ein Mädchen mal von einem Blitz getroffen wurde.
Trotz der guten Vorzeichen, besteht der weitere Verlauf dann nur noch aus Seitenhieben gegen Smombies und Glutenunverträgliche. Ständig werden Textnachrichten eingeblendet und rachsüchtige Geister locken die Absender und Empfänger per Fake-Nachrichten in den Wald, aus dem sie als hirnlose Smombies zurückkehren.
Dass gegeneinander ausspielen per Fake-Nachrichten, im dunklen Wald herumlatschen und in der Hütte herumzicken, ist alles andere als lustig und spannend. Slasher-Momente sucht man derweil vergebens und die Altersfreigabe ab 16 Jahre scheint viel zu hochgegriffen.
Die Story ist derart unausgegoren, dass die Gäste versuchen, die Geschehnisse zu erklären, doch auf keinen grünen Zweig kommen. Erst der Geist eines toten Mädchens, der in einem Teddybär steckt, schafft ein wenig Klarheit. Dass macht die unspektakuläre, ereignisarme und wirre Chose aber kaum besser. Die Persiflage auf die Social-Media-Generation ist eine trübe Tasse.
Fear of Rain - Die Angst in Dir (OT: Fear of Rain) / US / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ein Film über Ombrophobie bzw. Pluviophobie wäre doch mal interessant. Der deutsche Beititel macht den Spaß allerdings zunichte, sich mehrere Deutungen einfallen zu lassen. Vielmehr geht es nämlich um den englischen Unisex-Vornamen Rain. Und ja, tatsächlich dreht sich dieses Psychodrama samt Thriller-Anleihen um die 17-jährige Rain Burroughs (MADISON ISEMAN), die an schizophrenen Schüben leidet.
Rain steht kurz vor der Einweisung in eine geschlossene Einrichtung, doch die Einnahme von Medikamenten und regelmäßige Besuche bei einer Therapeutin ermöglichen es ihr, weiterhin bei ihren Eltern John (HARRY CONNICK JR.) und Michelle (KATHERINE HEIGL) zu leben und die Schule zu besuchen. In der Schule ist sie geächtet und wird von allen gemieden. Der einzige der ihr beisteht ist der neue Schüler Caleb (ISRAEL BROUSSARD), dem sie anvertraut, dass ihre gruselige Nachbarin Dani McConnell (EUGENIE BONDURANT), die auch gleichzeitig die Lehrerin der beiden ist, möglicherweise ein kleines Mädchen in ihrem Haus gefangen hält.
Der Aufhänger des Plots ist demzufolge, ob es sich nur um eine Wahnvorstellung seitens Rain handelt oder ob an diesem schwerwiegenden Vorwurf tatsächlich etwas dran ist.
FEAR OF RAIN - DIE ANGST IN DIR steigt ein, wie das Finale eines Slasherfilms. Rain befindet sich auf der Flucht vor dem Schwarzen Mann, der sie erwischt und lebendig begräbt. Mit kleineren Verletzungen wacht sie im Krankenhaus auf und wird ans Bett fixiert, denn dieser Albtraum war nur ein Auswuchs ihrer angeschlagenen Psyche.
Es wird sich ausreichend Zeit genommen, Rains Umfeld und ihre Lebensumstände zu beleuchten. Obwohl sie ein harmonisches Verhältnis mit ihnen pflegt, haben sich ihre Eltern zum Beispiel entfremdet.
Der Fokus liegt beinahe komplett auf Rain und ihren auditiven wie visuellen Einbildungen, die sie anhand einer gedanklichen Checkliste auf Echtheit überprüft. Da lange Zeit mit der Unsicherheit gespielt wird, kommt der Strang um eine potenzielle Kindesentführung nur schleppend voran. Stattdessen wird sich der Jugendliebe zu ausgiebig gewidmet, was zusätzlich Drive herausnimmt und erst im letzten Drittel von Bedeutung ist.
Das Drama liefert zwar interessante Einblicke in das Leben von Rain, ist aber keine spannende Angelegenheit. Zumal MADISON ISEMAN viel zu gesund aussieht, für jemanden der solche psychischen Strapazen durchleidet und harte Psychopharmaka schluckt. Wenn man das jedoch nicht allzu streng sieht und zu sehr auf Authentizität pocht, kann man sagen, dass sie sowohl nuanciert als auch facettenreich spielt.
Die Thriller-Anleihen geraten hingegen recht konventionell und es mangelt an packenden Momenten. Eine erschütternde Wendung folgt aber noch und das Finale stellt halbwegs zufrieden. Von der Masse kann sich FEAR OF RAIN - DIE ANGST IN DIR dennoch nicht abheben, aber zur einmaligen Sichtung ist er ganz okay.
8 (AT: The Soul Collector) / ZA / 2019
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8 verbindet afrikanische Mythologie und Folklore mit einer Gruselgeschichte, bei der Schuld eine schwere Bürde ist. Die titelgebende 8 symbolisiert dabei die Unendlichkeit, den ewigen Kreislauf, denn Leben ist Tod und Tod ist Leben.
Lazarus (TSHAMANO SEBE) hat seine über alles geliebte Tochter bei einem Brand verloren und gibt sich die Schuld daran, sie nicht rechtzeitig aus den Flammen gerettet zu haben. In seiner Verzweiflung ging er einen Pakt mit dem Bösen ein und zieht seitdem durchs Land, um Seelen einzusammeln. Das Böse in Gestalt seiner verstorbenen Tochter trägt er in einem Sack herum, auf der Suche nach im Sterben liegenden, um ihnen durch ein Ritual die Seele aus dem Leib zu reißen und dem Dämon zum Fraß vorzuwerfen.
Der Bankrott zwingt William (GARTH BREYTENBACH) und seine junge Patchwork-Familie auf die Farm seines verstorbenen und zuletzt fremd gewordenen Vaters. Seine Adoptivtochter Mary (KEITA LUNA) trifft beim Spielen im Wald auf Lazarus. Lazarus kreuzt später auf der Farm auf und berichtet, dass er schon für Williams Vater gearbeitet hat und auch ihm unter die Arme greifen will. William willigt ein, doch seine Frau Sarah (INGE BECKMANN) äußert Bedenken, da ihr Lazarus mit der Zeit immer suspekter erscheint, als würde er ein dunkles Geheimnis hüten. Ihre Bedenken werden sich noch bewahrheiten ...
Obwohl es sich um ein Horrordrama handelt, das mehr Wert auf Drama als auf Horror legt, bleiben die Figuren und ihre Geschichten schwach gezeichnet. Es fehlt an Hintergründen, weswegen nur an der Oberfläche gekratzt wird und man sich vieles selbst erarbeiten muss. Dennoch hat mich 8 des Öfteren auf emotionaler Ebene gekriegt, da sich im Verlauf herausstellt, dass Mary und Lazarus etwas verbindet, und zwar der Verlustschmerz. Ihre Seelen sind verletzt, denn Mary hat ihre Eltern verloren und Lazarus eben seine Tochter. Mary nimmt sozusagen den Platz seiner Tochter ein und Lazarus den Platz ihres Vaters. Aufgrund dessen befindet sich Lazarus im inneren Konflikt, denn der Dämon ist hungrig und verlangt ihre Seele.
Wie schon gesagt, konzentriert sich 8 mehr auf das Zwischenmenschliche, weswegen Schockmomente oder gar Gewaltspitzen keinen hohen Stellenwert haben. Dennoch sind die Szenen schauderhaft, bei denen der Dämon seine manipulativen Spielchen treibt oder sich an den Seelen labt. Auch die Szenen mit den Einheimischen im angrenzenden Dorf bescheren ein ungutes Gefühl, das für entsprechende Stimmung sorgt.
Auch wenn 8 nicht übermäßig spannungsgeladen ist, kann ich nicht von Ereignislosigkeit sprechen. Wer auf emotionaler Ebene allerdings nicht gecatcht wird und wem die überzeugenden Performances und die bedrückende Atmosphäre nicht genügen, dem könnten die ausgedehnt ruhigen Passagen zu wenig Tamtam liefern und den Geduldsfaden strapazieren.
Fazit: Selbstverständlich hätten ein höheres Tempo sowie einige Schockmomente, Gewaltspitzen und spannende Einlagen 8 immens aufgewertet und mit Sicherheit für eine bessere Bewertung gesorgt, doch auch in der Form ist 8 kein alltägliches Horrordrama, das man gefühlt schon tausendfach gesehen hat.
Great White – Hol tief Luft. (OT: Great White) / AU/US/GB / 2021
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GREAT WHITE – HOL TIEF LUFT. beginnt wirklich vielversprechend, als zum Auftakt ein Liebespaar zwischen die Kiefer gerät. Auch als das wesentliche Pärchen vorgestellt wird, das Charterflüge anbietet und ein japanisches Ehepaar zu einer Insel fliegen soll, stehen die Chancen gut. Der japanische Ehemann sorgt direkt für Anspannung, da die Kochlöffel schwingende Flugbegleitung ein Auge auf seine Frau geworfen hat. Auch als sie auf der Insel eine übel zugerichtete Leiche entdecken und eine Rettungsaktion losgetreten wird, um die Partnerin des Verstorbenen zu finden, die möglicherweise noch auf hoher See treiben könnte, glaubt man an den nächsten großen Wurf. Als sie das gekenterte Boot und ihre Leiche entdecken, das Wasserflugzeug von einem großen Weißen angegriffen wird und untergeht, sauft auch der Unterhaltungswert ab.
Im geräumigen Mittelteil paddeln sie nämlich nur noch im Gummiboot um ihr Leben. Erschöpfungszustände, gelegentliche Zankereien, Trinkwassermangel, hin und wieder ins Wasser fallen und von Haien umzingelt werden hat für meine Verhältnisse leider nicht ausgereicht, um mich spannend zu entertainen. Das Drehbuch hätte sich noch etwas mehr einfallen lassen müssen. Das ist schlichtweg zu wenig und auch nicht wirklich originell und innovativ. Da eine Schwangere an Bord ist, steht außerdem von Anfang an fest, wer überleben wird.
GREAT WHITE – HOL TIEF LUFT. ist nichts Besonderes, ist in seiner Durchschnittlichkeit aber ganz solide. Die mir überwiegend unbekannten Darsteller sind keine Nullnummern, ihre Figuren reißen aber auch nicht ernsthaft mit. Die Haie sind größtenteils gut getrickst, nur ab und an sind miese CGI zu erkennen. Das Finale ist zwar nicht der Oberhammer, aber liefert zumindest noch die notwendige Action, für einen passablen Ausgang der geradlinigen Geschichte.
Big Bad Rat (OT: Big Freaking Rat) / US / 2020
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"Big Bad Crap"
Die Wanderwege eines Nationalparks werden wieder für Touristen freigegeben. Der Ranger und seine Belegschaft treffen die letzten Vorbereitungen und ein dümmliches Mafiosi-Trio hat vom Frühbucherrabatt Gebrauch gemacht, um in einer Hütte einen Verräter zu foltern, den sie ironischerweise als Ratte bezeichnen. Ironisch, da sich in ihrer Behausung tatsächlich eine grässlich mutierte Ratte herumtreibt.
Die gefräßigen und nahezu unverwüstlichen Nager sind in Sachen Tierhorror zwar noch nicht allzu abgenudelt wie Haie, Spinnen und Krokodile, doch diese alberne Horrorkomödie wird wohl keinen Hype auslösen und etwas daran ändern, dass Ratten immer noch eine Ausnahmeerscheinung sind.
Eine nette Animation verdeutlicht zu Beginn, wie aus der Kanalratte solch ein menschenfressendes Monstrum wurde. Weiter geht die Einleitung mit zwei Dummdödel, die es nicht einmal gebacken bekommen, Fässer mit Giftmüll vernünftig zu entsorgen, bevor sie von der Monsterratte zerfleischt werden. Die Einführung der wesentlichen Figuren gestaltet sich indes zeitaufwendig, da auch diverse Nebenfiguren umständlich eingepflegt werden, wie die bereits erwähnten Mafia-Vollhonks, die auf einen Kammerjäger warten.
Die Charaktere kommen zwar nicht unsympathisch rüber, doch das Geschehen will nicht aus dem Knick kommen, während die Ratte keine Furcht einflößt und nur sporadisch irgendwelche uninteressanten Randfiguren überwältigt. In voller Pracht sieht man das Ungetüm nie zuschlagen, sondern nur das Maul und die Tatze. Dabei ist zu erkennen, dass die Puppe lieblos gearbeitet ist und einer größeren Beanspruchung wohl nicht gewachsen wäre, weshalb es auch nicht allzu brutal zur Sache geht. Zumindest wird noch auf Handwerkskunst vertraut, statt auf billige Computereffekte.
Auch wenn sich die Chose nicht ernst nimmt und man sie auf die leichte Schulter nehmen könnte, sind die Versuche, die Stimmung aufzulockern, zu platt und stumpf, um erfolggekrönt zu sein.
Die mir unbekannten Darsteller sind immerhin mit Spielfreude dabei, die Kamera ist um einige nette Einstellungen bemüht und auch der Score geht in Ordnung, dem Rest ist allerdings das geringe Budget jederzeit anzusehen. Das unspektakuläre Finale in einem Schacht schießt dann den Vogel ab und als der Abspann gekommen ist, war ich ernsthaft darüber erstaunt, dass es das schon gewesen sein soll.
Daddy's Girl (AT: Suicide Solution) / US / 2018
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Ihre Mutter hat Selbstmord begangen. Für Zoe (JEMMA DALLENDER) gab es keine andere Alternative, als bei ihrem Stiefvater John Stone (COSTAS MANDYLOR) zu bleiben. John macht mit seiner Stieftochter dort weiter, wo er mit ihrer Mutter aufgehört hat. Er benutzt sie zum Sex und gebraucht sie als Mittäterin. John ist ein sadistischer Serienkiller und hat in seinem Haus ein Folterzimmer eingerichtet. Gemeinsam locken sie junge Mädchen in das Haus der Schmerzen, die niemand vermissen wird. Zoe entwickelt im Laufe der Zeit ein Gewissen und Mitleid. Das gefällt Daddy gar nicht und er droht mit Konsequenzen ...
Auch wenn DADDY'S GIRL ein bisschen am Torture Porn schnuppert, ist er letztlich kein allzu kontroverser Reißer. John musste zwar das Militär unehrenhaft verlassen, weil er im Irak grausam Gefangene gequält hat, doch Daheim sieht man ihn weniger sägen, schrauben, bohren und hämmern. Das Folterzimmer hat zwar eine vielversprechende, brachiale Ausstattung, die rostigen, blutverkrusteten Instrumente kommen aber nur spärlich zum Einsatz.
Inhaltlich versetzt DADDY’S GIRL keine Berge und etwas mehr Speed hätte der Erzählung mit Sicherheit auch nicht geschadet. DADDY’S GIRL lebt nämlich in erster Linie von seiner düsteren, bedrohlichen und abgründigen Atmosphäre und den bekannten Genrefilm-Gesichtern.
Nervenkitzel und ein wirkliches Mitfiebern wollen sich nur leidlich einstellen, da man über die Vorgeschichte und das Abhängigkeitsverhältnis so gut wie nichts erfährt und die Hauptprotagonistin zur Passivität gedrungen ist und ihre Emotionen lange Zeit unter Verschluss halten muss. Die Anfangssequenz verdeutlicht zwar, wie geschunden Zoes Seele ist, der lieblose Sex zwischen den beiden, geschieht jedoch überraschend einvernehmlich. Wie es zu diesem Stockholm-Syndrom gekommen ist, bleibt ein Rätsel.
Ein Cop hegt zwar einen Verdacht und schnüffelt in Johns Vergangenheit herum, an der Stelle, wo seine Ermittlungen Früchte hätten tragen können, wird allerdings kurzer Prozess gemacht. Das Finale bestätigt nunmehr, was all die Zeit angedeutet wurde und was man demnach, all die Zeit angenommen hat. Eine fiese Schlusspointe punktet dann aber noch und legt den Grundstein, für eine Fortsetzung, die in eine ganz andere Richtung gehen könnte.
Last Girl Standing / US / 2015
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Wie ergeht es einem Final Girl eigentlich, nachdem der Abspann gelaufen ist? LAST GIRL STANDING beschäftigt sich mit dieser interessanten Frage, mit der sich bisher kein Film ernsthaft auseinandergesetzt hat. Eine interessante Frage verdient eine interessante Antwort, doch in dem Punkt versagt LAST GIRL STANDING kläglich.
Nach einem appetitanregenden Beginn, in Form eines Slasherfilm-Finales mit allem drum und dran, folgt ein ödes Psychodrama. Das Drama scheitert insbesondere daran, dass die einzige Überlebende unsympathisch, nervig und unzugänglich ist.
Camryn (AKASHA VILLALOBOS) arbeitet nunmehr in einer Wäscherei und kriegt von ihren Kollegen und ihrem Vorgesetzten Rückhalt. Sie zeigen Verständnis, für die traumatisierte, junge Frau, die bei dem Massaker all ihre Freunde verloren hat. Obwohl sie den maskierten Psychokiller, der sie einst durch den Wald gejagt und in Todesangst versetzt hat, in die ewigen Jagdgründe beförderte, sieht sie sich nicht nur in ihren Albträumen von ihm verfolgt. Sie hat das ungute Gefühl, dass das Böse zurück ist und sich an ihre Fersen geheftet hat.
Ob Camryn allmählich den Verstand verliert oder sie und ihre neuen Freunde abermals in Gefahr schweben, ist fortan der Aufhänger. Das unausgegorene Drehbuch, die fehlende emotionale Bindung und der lausige Spannungsbogen sorgen allerdings dafür, dass das müde erzählte Verwirrspiel zur Geduldsprobe wird. Spätestens nachdem Camryn zum dritten Mal hysterisch durch die Kulisse springt, ist der Geduldsfaden arg in Mitleidenschaft gezogen.
Das Finale gestaltet sich so, wie man es die ganze Zeit angedeutet bekommen hat, sodass der Überraschungseffekt auch in die Röhre schaut. Zumindest kriegt der Gorehound an der Stelle noch etwas geboten. Der ernste Tenor wird nämlich beiseite geschoben und die Traumabewältigung reißerisch ausgebeutet, in Form von Blut und Gedärm.
Fazit: LAST GIRL STANDING fasst allen Mut zusammen und versucht, dem in die Jahre gekommenen Slasher-Subgenre neuen Wind einzuhauchen. Das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ist zweifelsfrei ein guter Ansatz. Bedauerlicherweise scheitert das Experiment an seiner Trägheit, Unentschlossenheit und der ad absurdum geführten psychologischen Komponente. Was bleibt, ist ein halbgarer Versuch, an dem sich die Geister scheiden werden.
Killer Kate - Rache ist Familiensache (OT: Killer Kate!) / US / 2018
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"Ein Spaß für die ganze Familie"
Als ich KILLER KATE - RACHE IST FAMILIENSACHE abgespielt habe, habe ich nicht gewusst, dass es sich um eine Schwarze Horrorkomödie handelt. Ich habe es jedoch prompt auf dem Schirm gehabt, da die Stimmung aufgelockert ist, wie mein Kopfkissen vor dem Zubettgehen, als der Clan, der Plan und die Rollenverteilung vorgestellt werden.
Weil das Airbnb-Business die Motelbranche ruiniert, plant eine Vetternwirtschaft Schlagzeilen zu machen. Da kommt ein Junggesellinnenabschied wie gerufen, um mit einem Massaker medienwirksam Staub aufzuwirbeln. Schön blöd, dass die mordlustige Sippe nicht gerade aus den hellsten Leuchten besteht und die Schwester der Braut obendrein ein toughes Miststück ist.
Nachdem nach einer Dreiviertelstunde das Geplaudere über alte Zeiten vorüber ist und die Mischpoke die Unterkunft und Party stürmt, kommt Schwung in die Bude. Es gibt einige blutige Einlagen, die auch nicht zu zaghaft sind. Aufgrund des ironischen Untertons, sind sie allerdings nicht allzu hart anzuschauen.
Handwerklich geht KILLER KATE - RACHE IST FAMILIENSACHE in Ordnung und auch die Darsteller sind akzeptabel. Zum Glück nimmt sich der Horrorthriller nicht allzu ernst, denn dafür fehlt es ihm an Horror und Thrill. Auch mit Lachsalven sieht es mau aus, eine handvoll Schmunzler sind aber schon drin.
Fazit: KILLER KATE - RACHE IST FAMILIENSACHE ist nicht der ganz große Wurf, weil der Streifen in allen Belangen ein bis zwei Schippen drauflegen hätte müssen. Obwohl er nicht mit den Big Playern im Game mithalten kann, fühlte ich mich dennoch kurzweilig unterhalten, weil die Chose ganz launig gedeichselt ist.
Breeder - Die Zucht (OT: Breeder) / DK / 2020
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Meine Bewertung schockiert mich selbst über alle Maßen und vielleicht muss ich sie irgendwann revidieren. Die erste Stunde hat mich nämlich wenig begeistert, mit ihren unterkühlten, diskreten, drögen und langwierigen Eheproblemen und Geschäftsgebahren.
Als sich die entführten, gebrandmarkten, im Keller einer Fabrik wie Zuchtvieh gehaltenen und von einem perversen Frauenhasser gedemütigten und gequälten Versuchskaninchen allerdings aus ihren Käfigen befreien und vom Anblick toter Babies wutentbrannt zum Angriff blasen, wurde meine Vorliebe für den Exploitationfilm geweckt und auf Trab gehalten.
Auch BDSM-Enthusiasten*innen kommen derweil auf ihre Kosten, in Form von Fesselspiele, Peitschenhiebe per Gürtel und Natursekt-Duschen.
Hinzu kommt außerdem, dass dieser dänische Raubbau-Thriller allem Anschein nach die Kosmetikindustrie und ihre Tierversuche sowie die Genforschung und den Jugend- und Schönheitswahn kritisch beäugt und auswertet.
Der Aufhänger ist nämlich eine illegale Biohacking-Testreihe, die ewige Jugend verspricht, weil die leitende, skrupellose Wissenschaftlerin den Alterungsprozess als Krankheit betrachtet, die unter allem Umständen bekämpft werden muss. Ihr Klientel ist demnach in die Jahre gekommen, aber derart mächtig, stinkreich und eitel, dass das grausame Experiment am Ende unter den Teppich gekehrt werden kann.
6,5 Golden Showers
Unsichtbare Bedrohung - In the Quarry (OT: En el pozo / AT: In the Quarry) / UY / 2019
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Dorfschönheit Alicia (PAULA SILVA) lebt seit einiger Zeit in der großen Stadt. Am abgelegenen Steinbruchsee will sie mit ihren Kindheitsfreunden Tincho (RAFAEL BELTRÁN) und Tola (LUIS PAZOS) chillaxen und hat ihren urbanen Macker Bruno (AUGUSTO GORDILLO) angeschleppt. Zwischen Schwimmen, Sonnenbaden, Grillen, Kicken, Biere kippen, Kiffen und Angeln, ist die Stimmung zunächst locker-flockig. Allerdings treten vermehrt Spannungen und Unstimmigkeiten auf, als der krankhaft eifersüchtige Bruno registriert, dass das Landei Tincho ein Auge auf die bildhübsche Alicia geworfen hat und sie mit seinen Blicken förmlich auszieht. Das geschieht nicht grundlos. Die beiden haben hinter dem Rücken von Bruno tatsächlich etwas am Laufen, wie man später erfährt.
Schnell steht fest, dass der sonnige Nachmittag am kühlen Nass, seinen Höhepunkt in einer Eskalation finden wird. Der Film macht es sich nämlich ziemlich einfach, indem er die Rollen eindeutig verteilt und dem Städter den Schwarzen Peter zuschiebt. Die Konfrontationen finden vordergründig auf verbaler Ebene statt, in Form von Meinungsverschiedenheiten über das Landleben, Jagen und Fischen. Der einzige, der die Anspannung ein wenig löst, ist der lebenslustige und positiv denkende Tola, der ständig versucht, seine weitaus jüngere Ische Paola (NATALIA TARMEZZANO) mit dem Handy zu erreichen.
Obwohl ein knappes Stündchen ins Land ziehen muss, bevor die Pferde mit allen durchgehen, vergeht sie wie im Fluge, weil die Hitzigkeit immer weiter ansteigt. Eigentlich passiert nicht allzu viel, doch das Brodeln unter der Oberfläche ist anregend genug, um kurzweilig zu sein. Das liegt wohl auch daran, dass dieser uruguayische Beziehungskiller kompetent inszeniert ist, die raue, sonnendurchflutete Naturkulisse atemberaubend anmutet und die Mimen durch die Bank überzeugend sind.
Nichtsdestotrotz langt es mir nur zum Durchschnitt, da die Eskalation gut und gerne früher in Gang gesetzt und auch ein, zwei Gänge höher geschaltet hätte werden können. Sie wird an dem Punkt nämlich recht überhastet abgehandelt, sodass es ihr an Intensität mangelt. Darüber hinaus werden auch nicht alle Aspekte und Faktoren tiefgehend erforscht und vollständig aufgeklärt.
5 Schmuckschildkröten
Growl - Er riecht deine Angst (OT: Cuerdas / AT: Ropes / Prey) / ES / 2019
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Auch wenn die "deutsche" Betitelung und das Cover-Artwork dazu verleiten, tut man gut, bloß keine falschen Erwartungen zu hegen. GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST ist nämlich in erster Linie ein minimalistisches, kammerspielartiges, behutsam erzähltes, perfides wie sensibles Familiendrama, das Wert auf Gefühle und Befindlichkeiten legt und durch Thriller- und Tierhorror-Elemente aufgewertet wird.
Nach einem schweren Autounfall ist Elena (PAULA DEL RIO) querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Das Verhältnis zu ihrem Vater Miguel (MIGUEL ÀNGEL JENNER) ist nicht das Beste. Er war dem Alkohol verfallen und hat sie vernachlässigt. Er ist sichtlich mitgenommen und geläutert. Er versucht, es wieder gut zu machen und hat ein altes Landhaus behindertengerecht umbauen lassen. Die Arbeiten sind allerdings noch nicht beendet.
Zudem hat Miguel einen Hund beschafft, der Elena bei Alltäglichkeiten helfen soll. Elena ist der Kläffer jedoch herzlich egal. Da ihr Leben ihrer meiner nach nicht mehr lebenswert ist, hat sie einen Suizidversuch hinter sich. Ihr Vater konnte ihr die Pillen jedoch rechtzeitig aus dem Mund nehmen.
Bei der Begehung des Hauses, wird der beste Freund des Menschen von einer Fledermaus verletzt. Bevor Miguel den Vierbeiner zum Tierarzt fahren kann, erleidet er auf dem Grundstück einen Herzinfarkt. Elena muss hilflos mitansehen, wie ihr alter Herr verendet. Sie hofft nun doch, auf die Hilfe des Hundes, doch er reagiert aggressiv. Offensichtlich hat ihn die Tollwut gepackt. Elena ist in dem großen Haus auf sich allein gestellt, hat keine Möglichkeit zur Kommunikation und muss sich nahezu bewegungsunfähig gegen eine wild gewordene Bestie erwehren.
Ja, ein klein wenig fühlt man sich an CUJO erinnert. Ob das Absicht oder Zufall ist, kann ich nicht hundertprozentig sagen. Egal, was der Fall ist, letztlich geht GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST seinen eigenen Weg.
Aufgrund der beschriebenen Gegebenheiten ist GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST kein rasantes Actionfeuerwerk oder eine blutige Hetzjagd, besitzt aber eine packende und dichte Atmosphäre und unfassbar intensive Spannungsmomente.
Auch auf emotionaler Ebene weiß GROWL - ER RIECHT DEINE ANGST, zu fesseln. Das liegt zum einen am überzeugenden und glaubwürdigen Spiel von PAULA DEL RIO und zum anderen daran, dass ihrer Figur im Laufe dieser ausweglos scheinenden Lage immer mehr Tiefe verliehen wird. Im Verlauf bekommt der Zuschauer nämlich immer wieder Details zugespielt, was damals geschehen ist. Elena wird von Schuldgefühlen geplagt, die sich in Einbildungen ihrer verstorbenen Schwester gestalten, die ihrem zynischen und resignierten Verhalten ungeschönt den Spiegel vorhält, sie aber auch bestärkt, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Auch die Szenen mit dem Hund besitzen Überzeugungskraft. Die Angriffe werden zwar absichtlich ein wenig kaschiert, man hat aber dennoch nicht den Eindruck, dass ein liebes Hündchen nur spielen will. Man kriegt es schon mit der Angst zu tun.
Zugegebenermaßen ist im Mittelteil etwas Leere vorhanden. Die Entschädigung folgt allerdings auf dem Fuß, denn das letzte Drittel geht steil bergauf und hat mich zu dieser Bewertung bewegt.
6,5 tollwütige Frettchen
The Curse of Dracula (OT: The Curse of Valburga) / SI / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Bei dem Filmtitel, habe ich schlimmes befürchtet, doch wurde positiv überrascht. Selbstverständlich existiert eine Reihe hervorragende Vampirfilme, aber sie sind nicht zwingend meine liebsten mythologischen Gestalten. Von der Schlusspointe abgesehen, wütet hier allerdings kein gruftiger, adliger Blutsauger.
In der Dorfkneipe unterbreitet Marjan (JURIJ DREVENŠEK) seinem Bruder Bojan (MARKO MANDIČ) und einem befreundeten Sicherheitsfachmann eine betrügerische Geschäftsidee. Das nahe gelegene Schloss Valburga soll als Touristenfalle dienen. Als Aufhänger hält die erfundene Geschichte eines Fluches her, dass der ehemalige Besitzer der Cousin von Graf Dracula und kein Kind von Traurigkeit gewesen ist. Unter der ersten Reisegruppe befinden sich, ein deutsches, ununterbrochen Dosenbier saufendes Ehepaar, drei Gruftis, zwei Satanisten und ihr Handlanger sowie ein russischer Anal-Porno-Produzent inklusive zwei Darstellerinnen. Das Anwesen ist allerdings nicht allzu verlassen wie gedacht. Seit dem Zweiten Weltkrieg hausen dort Kannibalen und ihr Fast Food kommt diesmal frei Haus.
Filmregisseur TOMAŽ GORKIČ hat bereits 2015, mit dem an WRONG TURN angelehnten Backwood-Horror IDYLLE - HIER HÖRT DICH NIEMAND SCHREIEN, unter Beweis gestellt, dass sein Heimatland willens und in der Lage ist, einen Genrefilm auf die Beine zu stellen.
Bei THE CURSE OF DRACULA handelt es sich um eine Horrorkomödie, weshalb man hier und da ein Auge zudrücken kann, weil sich die schwarzhumorige Chose eben nicht allzu ernst nimmt, einige selbst-ironische Kommentare hinterlässt und einige Vorurteile über Slowenien ausräumt.
Dass das Budget überschaubar gewesen sein muss, sieht man an einigen Stellen, allerdings wird das bestmögliche aus den Gegebenheiten herausgeholt. Die Darsteller scheinen ihren Spaß gehabt zu haben und geben sich Mühe. Die meiste Kohle ging aber mit Sicherheit für die Effekte drauf. Ein uniformierter Menschenfresser mit einer modifizierten Kreissäge sorgt für eine blutige Hatz durch die Gänge des Anwesens und diese hat durchaus die eine oder andere Überraschung parat.
Die Gewalttaten sind das eigentliche Kernstück des Films und erklären auch die hohe Anzahl von Charaktere, die lediglich als Opferlämmer herhalten. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, dass die Brutalität hinten heraus gemildert wird, weil die Kamera plötzlich nicht mehr schonungslos draufhält.
Erstaunlich, überraschend und unkonventionell empfand ich auch, wie erbarmungslos und konsequent der Streifen ist. Ich hätte zumindest damit gerechnet, dass der betrügerische Ideengeber Marjan als Hauptprotagonist fungiert, dem man die Daumen drücken soll, doch letzten Endes gibt es keine Überlebenden.
Fazit: THE CURSE OF DRACULA ist wahrlich kein Geniestreich, aber durchaus unterhaltsam, wenn Stereotype auf die Schippe genommen und über die Klinge befördert werden. Die Späße sind zwar platt, aber dafür stimmt der Blutzoll.
Orphan - Das Waisenkind (OT: Orphan / The Orphan / Esther) / US/CA/DE/FR / 2009
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Wenn man so frei ist, seine Filmografie einzusehen, kommt man zum Schluss, dass auf den spanischen Filmregisseur JAUME COLLET-SERRA Verlass ist.
Obwohl ich mich selbst nicht festnageln will, ist ORPHAN - DAS WAISENKIND wohl das strahlendste Juwel seines bisherigen Schaffens. Denn dieser Psychothriller ist über die Maßen spannungsgeladen, emotional aufwühlend und hat eine Auflösung, die in Schockstarre versetzt und Langzeitwirkung besitzt.
Darüber hinaus wird die Handlung außergewöhnlich stringent, dicht und konzentriert erzählt, sodass die nahezu zwei Stunden Laufzeit wie im Fluge vergehen. Außerdem ist das Werk kompetent inszeniert sowie mit einigen atmosphärischen Spitzen und einem stimmungsvollen Klangteppich ausgestattet.
Der aber wohl ausschlaggebendste Punkt ist die damals erst 12-jährige ISABELLE FUHRMAN, die das Waisenmädchen Esther brillant verkörpert. Ein Satansbraten durch und durch, obwohl sie zur Abwechslung und erfreulicherweise mal keine Ausgeburt der Hölle ist, mit übersinnlichen Fähigkeiten.
Sie spielt Esther herausragend Angst einflößend, unberechenbar berechnend, eiskalt und mit allen Wassern gewaschen. Diese creepy Performance legt den Grundstein, für das Mitfiebern. Denn auch die Adoptivfamilie weiß, zu überzeugen: Ob VERA FARMIGA als skeptische, unter einer Totgeburt leidende und ehemals alkoholkranke Mutter, oder PETER SARSGAARD als überforderter Vater, oder ARYANA ENGINEER als kleine, taubstumme und beeinflussbare Tochter.
Man nimmt sich ausreichend Zeit, für saubere Figurenzeichnungen und emotionale Momente, die für spätere Entwicklungen enorm wichtig sind, wenn der zunächst liebevolle Umgang ins Negative kippt.
Fazit: Adoptiv-Albtraum, der für Horrorfilm- Liebhaber zum Pflichtprogramm gehören sollte. Selbst wenn man von der genialen Wendung immer noch vorbelastet ist, erschüttert sie wieder und wieder.
Thriller - Blutbad an der Compton High (OT: Thriller / AT: Vengeance) / US / 2018
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Bei einem reißerischen Filmtitel wie THRILLER - BLUTBAD AN DER COMPTON HIGH, hegt man Erwartungen, die dieses Hood-Laientheater, hinter dem BLUMHOUSE PRODUCTIONS steckt, bedauerlicherweise nicht ansatzweise erfüllt. Dieser in der Black Community der US of A angesiedelte Wannabe-Slasher ist wohl der blutärmste Schlitzerfilm, den ich je gesehen habe. Das ist in doppelter Hinsicht jammerschade, da Compton nicht nur als ein Vorort der kalifornischen Millionenstadt Los Angeles, sondern auch für Bandenkriminalität und Gangsta-Rap bekannt ist.
Eine Randgruppe in den Mittelpunkt zu stellen macht aber immer noch keinen guten Film. Insbesondere, wenn das schauspielerische Niveau den Eindruck macht, als wurden Ghettokids von der Straße geholt und vor die Kamera verfrachtet. Ein paar dürftige Anweisungen reichten aus und der Rest wurde improvisiert. Darüber hinaus stechen einige eindeutige Fehlbesetzungen ins Auge. Bspw. eine rattenscharfe, kurvenreiche Latina als Lehrerin und Autoritätsperson. Ebenso ROBERT FITZGERALD DIGGS – den meisten als Hip-Hop-Guru RZA vom WU-TANG CLAN bekannt – als Direktor der Compton High.
Wenn nicht gerade viel Zeit das Zeitliche segnet, für belanglose Teenie-Probleme und nerviges Blabla, erinnert THRILLER - BLUTBAD AN DER COMPTON HIGH in seinen "besten Momenten" an eine schwache Mischung aus PROM NIGHT - DIE NACHT DES SCHLÄCHTERS und HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS. Allerdings weiß das Verwirrspiel um die Identität des Täters im Hoodie, weder zu packen noch zu begeistern und wenn der Killer das Messer schwingt, wäre ein Brot damit schmieren aufregender. Wer unter der Kapuze meuchelt, interessiert am Ende auch nicht mehr und ist auch nicht wirklich überraschend und schockierend.
Die Nacht der lebenden Loser (AT: Night of the Living Dorks) / DE / 2004
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Philip Fleischhacker (TINO MEWES), Wurst (MANUEL CORTEZ) und Konrad (THOMAS SCHMIEDER) sind die Loser an ihrer Schule. Als das gemobbte Trio bei einem lächerlich-laienhaft ausgeführten Voodoo-Ritual vorbeischneien, bei dem die örtlichen Gruftis eigentlich KURT COBAIN von den Toten zurückkehren lassen wollen, ändern sich ihre "Leben" drastisch. Nach einem Crash mit raumübergreifendem Großgrün, erwachen sie im hiesigen Leichenschauhaus und fristen fortan ihr Dasein als pubertierende Zombies. Der Schock sitzt tief, doch ist nur von kurzer Dauer. Denn bärenstark und so ganz ohne Erschöpfungszustände und Schmerzempfinden, lässt es sich angenehm scheinleben. Dummerweise verliert der brave Philip seine wichtigsten Körperteile, Wurst richtet sich mit Sex- und Alkoholsucht zu Grunde und Konrad entwickelt problematische Rache- und Essensgelüste. Ihnen bleiben nur 36 Stunden, um den "Fluch" zu brechen. Zum Glück hat die süße, in Philip verknallte und jungfräuliche Gothic-Maus Rebecca (COLLIEN FERNANDES) Ahnung von Schwarzer Magie und das Nekronomikon zur Hand.
Deutscher Teenie-Klamauk trifft auf Zombie-Horror in dieser gut gelaunten, unfassbar sympathisch-naiven Genre-Persiflage. Der Humor ist zwar nicht immer hochgradig-niveauvoll und feinsinnig-subtil, aber auch nicht derart derbe und vulgär, dass man sich vor den Kopf gestoßen fühlt. Durch den Charme, verführen selbst die plattesten Gags irgendwie zum Schmunzeln. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr zur angestrebten Zielgruppe gehöre, konnte ich mich in die Zeit zurückversetzen, als ich noch zur angestrebten Zielgruppe gehörte, sodass mir gefallen hat, wie turbulent, einfallsreich und kurzweilig diese untote, rollige wie drollige Pennäler-Klamotte doch ist.
Run – Du kannst ihr nicht entkommen (OT: Run) / US/CA / 2020
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Filmregisseur ANEESH CHAGANTY stellte bereits 2018 mit dem Mysterythriller SEARCHING eindrucksvoll unter Beweis, dass er ein Händchen dafür hat, Stoffe spannungsgeladen umzusetzen. Die Handlung von SEARCHING spielt sich ausschließlich auf Desktop-Monitore ab. Derart minimalistisch ist RUN – DU KANNST IHR NICHT ENTKOMMEN zwar nicht, dennoch tragen sich abermals packende Szenen auf beengtem Raum zu.
Man muss schon zugeben, dass der Filmtitel ziemlich gehässig ist, wenn man genauer über ihn nachdenkt. Denn weg-rennen ist für die 17-jährige Chloe Sherman (KIERA ALLEN) nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Sie ist an den Rollstuhl gefesselt und von weiteren Gebrächen gezeichnet. Ihre Helikopter-Mutter Diane Sherman (SARAH PAULSON) isoliert sie von der Außenwelt und unterrichtet sie von daheim. Als Chloe eines Tages ein Medikament entdeckt, dass auf ihre Mutter ausgestellt ist, wird sie misstrauisch und stellt Nachforschungen an, um möglicherweise hinter ein dunkles Geheimnis zu kommen.
Auch wenn die Prämisse für Chloe perfide ist, aufgrund ihrer eingeschränkten Bewegungsfreiheit, ist sie nicht auf den Kopf gefallen. Sie ist technisch begabt und konstruiert Hilfsmittel für den Alltag. Weil sie trotz ihrer Handicaps auf ein College will, um ihren eigenen Lebensweg zu bestreiten, und sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt, fungiert sie einwandfrei als Sympathieträgerin. Hinzu kommt, dass man ihr die Rolle nicht grundlos abnimmt, denn KIERA ALLEN sitzt auch im wahren Leben im Rollstuhl. Der Langfilmdebütantin wird zudem körperlich einiges abverlangt, denn die Recherche gestaltet sich schwieriger als gedacht, angesichts der Isolation und dass alsbald ordentlich Bewegung ins Spiel kommt. Auch SARAH PAULSON nimmt man das psychotische Muttertier ab. Hin und wieder ist sie gar etwas drüber, aber das passt, damit der Showdown eine umso bittersüße Note trägt.
Es sticht zwar ungemein früh ins Auge, dass die Story nicht taufrisch ist – weswegen der Verlauf vorhersehbar, statt überraschend ausfällt – dennoch reißt der Spannungsbogen nicht ab, da immer wieder für Impulse und Aktionen gesorgt wird. ANEESH CHAGANTY ist es wieder einmal gelungen, mit verhältnismäßig einfachen Mitteln, einen sehenswerten Suspense-Thriller zu realisieren, der sich darüber hinaus eindeutig vor MISERY verneigt.
Grabbers / GB/IE / 2012
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Polizistin Lisa Nolan (RUTH BRADLEY) reist aus Dublin mit der Fähre an, um zwei Wochen lang für einen Kollegen einzuspringen und dem trinkfesten Gesetzeshüter Ciarán O’Shea (RICHARD COYLE) unter die Arme zu greifen. Eigentlich ist nie viel los im beschaulichen Küstenort. Als jedoch Walkadaver an den Strand gespült werden und Inselbewohner verschwinden, ist die Kacke mächtig am Dampfen.
Vielleicht liegt das Glück der Iren darin, dass sie zur Erkenntnis gekommen sind, dass Alkohol eine Lösung ist. Deswegen wird in dieser Horrorkomödie auch der Druckbetankung zelebriert, um außerirdischen, blutdurstigen Grabschern Einheit zu gebieten, die sich auf einer kleinen irischen Insel niedergelassen haben und die kauzigen Dorfbewohner drangsalieren.
GRABBERS hat mich irgendwie an INSEL DES SCHRECKENS (1966) erinnert. Auch einige Referenzen zum ALIEN-Franchise sind mir aufgefallen. Ob diese mit voller Absicht oder reiner Zufall sind, kann ich leider nicht beurteilen.
Die raue Landschaft ist ein Augen umschmeichelnder Austragungsort, um die Invasion der Tentakel-Blutsauger aufs Trockene zu setzen. Ein versoffener Fischer hat geniale schwarzgebrannte Schnapsideen, ein eingebildeter Meeresforscher stellt fachmännisch das Geschlecht fest und selbstverständlich kommt sich das ungleiche Cop-Duo bei alledem auch noch näher.
Weil herausgefunden wird, dass die Besucher aus einer fremden Welt allergisch auf den Alkoholspiegel im Blut reagieren, werden die Insulaner kurzerhand zum Saufgelage im hiesigen, urigen Pub eingeladen und kommen auch nur, weil alles umsonst ist.
GRABBERS ist eine amüsante Sause und hat auch einige Schmunzler auf Lager, zum Totlachen war mir aber nicht zumute. Die Attacken der Grabscher hätten auch gut und gerne öfter und blutrünstiger frequentiert und ausfallen dürfen. Kurzweilig, drollig und charmant ist die Chose aber allemal.
Rituals (AT: Creeper / The Creeper / Das Ritual / Rituale des Grauens) / CA/US / 1977
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RITUALS wurde einem lange Zeit nicht gerade hinterhergeworfen und war eher ein Insider-Tipp.
Dass RITUALS von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE beeinflusst ist, ist darüber hinaus nicht von der Hand zu weisen. Um eine dreiste Kopie, handelt es sich aber beim besten Willen nicht.
Wer auf einen konsequent präsenten Killer und dementsprechend auf eine Reihe blutige Kills hofft, ist bei RITUALS zudem an der falschen Adresse.
RITUALS macht es einem zwar nicht leicht, doch wenn man sich auf ihn einlässt, kriegt man einen frühen Backwood-Slasher geboten, inklusive surreal anmutender Survival-Elemente und einer Atmosphäre und Stimmung, deren man sich schlichtweg nicht entziehen kann. Zum Teil ist die Aura gar dichter und grimmiger als die der Inspirationsquelle.
Wir begleiten eine Gruppe älterer Herren mit Doktortitel, bei einem abenteuerlichen Ausflug in die Wildnis. Erste Spannungen lassen nicht lange auf sich warten. Als ihre Stiefel spurlos verschwinden und sie das Gefühl bekommen, dass jemand ein perfides Spiel mit ihnen treibt, bricht die grüne Hölle los.
Der Weg zurück in die Zivilisation ist kein leichter. Der Psychoterror ist enorm und geht weniger vom Verfolger aus, als von den Ärzten selbst. Sie diskutieren hitzig, brüllen aggressiv, haben unschöne Meinungsverschiedenheiten und werden sogar handgreiflich. Es brodelt unter der Oberfläche und Themen wie Ärztepfusch und scheußliche Kriegserfahrungen werden zur Sprache gebracht. Die Verzweiflung steht ihnen in die Gesichter geschrieben und sie stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Durch das Misstrauen, die verdrängte Wut und die Schatten der Vergangenheit gerät die eigentliche Bedrohung beinahe zur Nebensache.
Die eindrucksvollen Naturaufnahmen gleichen teilweise aus, dass man nur spärliche Informationen über den grässlich entstellten Veteran erhält, der die gestandenen Männer jagt. Auch wenn bei RITUALS weder brutal vergewaltigt noch grausam massakriert wird, heben die erfahrenen Darsteller das Szenario auf ein packendes Niveau, mit ihrem emotionalen und realistischen Spiel.
Obwohl RITUALS tief in die Abgründe der menschlichen Seele hinabsteigt und das Trauma einer ganzen Generation widerspiegelt, kann ich nicht mehr Punkte springen lassen, da die Erzählung ziemlich unaufgeregt ist und weil das ständige Gezanke anstrengt und extrem aufs Gemüt schlägt.
Ballad in Blood - Nackt und gepeinigt (OT: Ballad in Blood) / IT / 2016
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Regie-Altmeister und Mondofilm-Mitbegründer RUGGERO DEODATO hat nach 23 Jahren eine Auszeit vom Ruhestand genommen, um BALLAD IN BLOOD - NACKT UND GEPEINIGT zu inszenieren.
Das Drehbuch basiert lose auf dem Aufsehen erregenden Mordfall MEREDITH KERCHNER. Der medial ausgeschlachtete Fall ist der breiten Masse allerdings besser bekannt, unter dem Namen einer mutmaßlichen Mittäterin, und zwar AMANDA KNOX, die den Beinamen „Der Engel mit den Eisaugen“ bekommen hat.
Dass der Fall als Inspirationsquelle diente, findet jedoch keinerlei Erwähnung, sodass sich infolgedessen nicht um Korrektheit geschert wird. Da der Fall darüber hinaus nie hundertprozentig aufgeklärt wurde, konnte beim Schreiben des Drehbuchs der Fantasie freien Lauf gelassen werden. Fiktion und künstlerische Freiheit sind die Stich- und Schlagwörter.
BALLAD IN BLOOD - NACKT UND GEPEINIGT ist demnach eine schwammige, spekulative und irgendwie anmaßende Fallbesprechung samt halbherzigem Faktencheck, ein Drogen verseuchter und deshalb selten rational handelnder Suspense-Thriller und ein groteskes Gorefest inklusive Sleaze für lüsterne, alte Böcke.
Dieser krude Mix ist zwar arg gewöhnungsbedürftig, hat mich aber letzten Endes auf unerklärliche Weise wahnsinnig fasziniert. An vielen Stellen wirkt dieses Spätwerk unbeholfen und desorientiert, als würde es keiner klaren Linie folgen. Als lieblos hingerotzt, kann man es aber nicht bezeichnen. In unregelmäßigen Abständen blitzt zweifelsohne ein berauschender Hoffnungsschimmer durch und zum Schluss ist das reißerische, schizophrene und holprig erzählte Ganze tatsächlich irgendwie schlüssig. Spannungsgeladen ist das wirre und zugedröhnte Herausfinden, was letzte Nacht geschehen ist, zwar nicht, öde wird es aber nie.
Voces – Die Stimmen (OT: Voces / AT: Don't Listen) / ES / 2020
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Eine Familie in einem großen, alten, abgelegenen, renovierungsbedürftigen, doch bildschönen Haus, in dem sich merkwürdige Dinge ereignen. Wem kommt das bekannt vor?!
VOCES – DIE STIMMEN beginnt mit einer toll gefilmten Tötungssequenz. Danach geht der Streifen allerdings auf Nummer sicher und spielt die alte Leier ab. Auch wenn aus zahlreichen Inspirationsquellen geschöpft wird, findet man auf diesem filmischen Recyclinghof noch brauchbares. Denn einige unerwartete Wendungen steuern der Konventionalität und Formelhaftigkeit entgegen, als ein Parawissenschaftler einer Hexe auf die Schliche kommt, die sich rächen will, für das, was ihr bei der Inquisition angetan wurde.
Obwohl VOCES – DIE STIMMEN zur Schau stellt, was man schon etliche Male gesehen hat, kreiert er letztlich etwas halbwegs Eigenständiges. Darüber hinaus ist das Hexenweib ein fieses Miststück, das kein Happyend zulässt.
Evidence - Auf der Spur des Killers (OT: Evidence) / US / 2013
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Die Polizei steht vor einem Rätsel. An einer verlassenen Tankstelle in der Wüste von Nevada werden mehrere Leichen und zwei Überlebende aufgefunden. Anhand der Aufnahmen von Handkameras und Mobiltelefone, versuchen die Ermittler zu rekonstruieren, was geschehen sein könnte.
Der Film ist demnach in zwei Stränge eingeteilt: Bei der Rahmenhandlung sichten und analysieren die Cops die stark beschädigten Aufnahmen, um Hinweise zu finden. Die eigentliche Handlung ist jedoch der Tathergang: Eine mehr oder weniger wild zusammengewürfelte Gruppe hat einen Unfall mit einem Shuttlebus und sucht Hilfe bei der ehemaligen Tanke. Dort treibt sich allerdings ein Killer in Schweißermontur herum, dessen bevorzugtes Mordwerkzeug demzufolge ein Schweißgerät ist.
Als Zuschauer schlüpft man baldigst selbst in die Rolle des Ermittlers. Man versucht, eins und eins zusammenzuzählen, achtet auf Details und durchleuchtet mögliche Motive. Es werden allerdings immer wieder falsche Fährten gelegt, während der Killer relativ grob zur Sache geht. Allerdings wird vieles der Fantasie des Betrachters überlassen. Das liegt auch am Bildmaterial selbst: Vieles geschieht im Halbdunkel oder per Nachtsichtfunktion. Zusätzlich gibt es Bildfehler und extremes Gewackel. Wer kein Freund von Found Footage ist, wird damit seine Probleme haben. Mir hat es durchaus gefallen.
Ab einem bestimmten Punkt ist zu bemerken, dass die Handlung auf einen Höhepunkt zusteuert. Auch wenn dieser vielleicht etwas weit hergeholt ist, ist er wunderbar grimmig und zynisch. Die Schlusspointe ist herrlich garstig und perfide und lässt den Ratefuchs blöd aus der Wäsche gucken.
The Lie (OT: Between Earth and Sky) / US / 2018
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Wie weit würden Eltern gehen, um ihre Kinder zu be-schützen?! Das ist die zentrale Frage, mit der sich THE LIE beschäftigt. Tatsächlich ist THE LIE eine Neuverfilmung. Und zwar vom 2015 veröffentlichten deutschen Spielfilm WIR MONSTER von SEBASTIAN KO. Da ich das Original noch nicht gesehen habe, kann ich leider keine Vergleiche ziehen und bitte dahingehend um Nachsicht und Verständnis.
Nachdem die Teenagerin Kayla (JOEY KING) ihre Freundin Brittany (DEVERY JACOBS) im Streit von einer Brücke geschubst hat, raufen sich ihre voneinander getrennt lebenden Eltern Jay (PETER SARSGAARD) und Rebecca (MIREILLE ENOS) wieder zusammen. Anstatt zur Polizei zu gehen, entschließen sie, die Straftat zu vertuschen, um ihre Tochter vor der Justiz zu bewahren und ihr Leben nicht zu zerstören. Sie entwerfen in dieser unerwarteten und beispiellosen Ausnahmesituation ein wackeliges Lügenkonstrukt auf einem porösen Fundament.
Wenn man sich nur schwer in die emotionale Lage und ins Denken der Eltern hineinversetzen kann, stört man sich an den naiven bisweilen irrationalen Verhaltensweisen und Nachlässigkeiten. Ich habe die nicht immer allzu klugen und gut durchdachten Entscheidungen allerdings unter Verzweiflung und Überforderung verbucht. Insbesondere als der Vater von Brittany vor der Tür steht und unbequeme Fragen stellt, da er allem Anschein nach einen Verdacht hegt.
Da es sich um ein sensibles Familiendrama handelt, gilt Zurückhaltung in mehreren Bereichen. Das Erzähltempo ist behutsam, die Optik ist grau und trist und das Schauspiel reserviert. Entweder packt einen die trostlose Prämisse und schlägt zielführend aufs Gemüt oder man langweilt sich zusehends zu Tode. Das hängt womöglich ganz von der Empathie des Zuschauers ab.
Zugegebenermaßen wäre es wünschenswert gewesen, wenn Regisseurin VEENA SUD aus der Geschichte dramaturgisch mehr herausgeholt hätte, bspw. durch brenzligere Situationen und/oder moralischen Überlegungen. Schlussendlich folgt aber noch eine Wendung, die dem einen oder anderen wohl oder übel heftig gegen den Kopf stößt, aufgrund ihrer Abstrusität und Unwahrscheinlichkeit, doch eine derart zynische Note trägt, dass sie mir gefallen hat.
The Vigil - Die Totenwache (OT: The Vigil) / US / 2019
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Bereits der Einstieg hat mich irritiert bzw. fragend zurückgelassen. Anstatt es vernünftig auszuformulieren, muss man sich selbst zusammenreimen, dass es sich allem Anschein nach um Aussteiger einer jüdisch orthodoxen Glaubensgemeinschaft handelt, die völlig weltfremd sind, weil sie von der großen, bösen und vulgären Welt außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft ferngehalten bzw. geschützt worden sind. Einer der möglichen Gründe für solch einen Ausstieg, spielt im späteren Verlauf noch eine zentrale Rolle, und zwar bei der beititelgebenden, traditionellen Totenwache, für ein verstorbenes Mitglied der Gemeinde.
Üblicherweise wird die Totenwache von Verwandten oder Freunden abgehalten. Wenn sich jedoch niemand findet, springen auch Fremde ein, für eine entsprechende Entlohnung. Da kommt unser Hauptprotagonist Yakov Ronen (DAVE DAVIS) ins Spiel, der der Gemeinschaft seit einem einschneidenden, antisemitischen Erlebnis, bei dem er seinen kleinen Bruder verloren hat, eigentlich den Rücken kehren wollte, doch aufgrund von Geldnöten, das Jobangebot annimmt.
Eigentlich verspricht er sich, eine ruhige Nacht. Doch nach kürzester Zeit bemerkt er, dass im Haus des Verstorbenen etwas nicht mit Rechten Dingen zugeht und die nächste Verwirrung erhält Einzug. Obwohl Yakov als verstört, introvertiert, ängstlich und unsicher dargestellt wird, lässt er sich von den seltsamen und wirklich unheimlichen Geschehnissen nicht ins Handwerk pfuschen, bei denen ich längst das Weite gesucht hätte. Erst als ihm die Witwe erklärt – die ihm als hochgradig dement vorgestellt wurde – dass ihr Mann Zeit seines Lebens von einem Mazzik drangsaliert wurde, verlässt er das Haus, um Rat einzuholen bzw. Hilfe zu organisieren. Der Dämon vereitelt das jedoch, indem er ihm immer stärkere Schmerzen zufügt, desto weiter er sich vom Haus entfernt.
Da sich der Dämon am Verlustschmerz, an der Angst, der Trauer und den Schuldgefühlen seiner Opfer labt, wird Yakov bewusst, dass er sich dem Trauma der Vergangenheit stellen muss, um sich von der Pein zu befreien, bevor er von ihr verschlungen wird. Den Mazzik loszuwerden, geschieht und gelingt dann recht schnell, einfach und unspektakulär. Das Grande Finale hat mich arg enttäuscht und im Stich gelassen. Die Enttäuschung schlägt sich letztendlich auf meine Bewertung nieder. Dass ich gelegentlich verunsichert wurde und auch nicht konsequent Hochspannung herrscht, hätte ich verschmerzen können, da die Atmosphäre unfassbar unbehaglich ist und die Gruselmomente echt effektiv sind. Doch dass der Höhepunkt dann derart einfallslos und profan ausfällt, ist jammerschade.