999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 09.10.2021, 12:23 Geändert 09.10.2021, 14:15

    Squirm - Invasion der Bestien (OT: Squirm / AT: Squirm - Invasion der Killerwürmer) / US / 1976

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Würmer sind wahrlich keine Schönheiten der Tierwelt. Mit diesem Ekel spielt ... selbstverständlich an einigen Stellen, ist aber insgesamt recht zurückhaltend in Sachen Zeigefreudigkeit. Trotz des Ekelfaktors, taugen die wirbellosen Kriechtiere als Menschen anknabbernde, schrecklich schreiende Killer meiner Meinung nach herzlich wenig.

    Wenn die Eier bzw. Larven in Körper nisten und die ausgewachsenen Würmer als Monstrositäten aus den Leibern brechen würden, sehe das gänzlich anders aus. Da das jedoch nicht der Fall ist, lässt sich ... unverschämt viel Zeit, um die absurde Prämisse, die bedepperten Figuren und den dorfeigenen Südstaaten-Flair unterzubringen, bis die lichtscheuen Fischköder die winzigen Fresszangen wetzen.

    ... hätte meines Erachtens auf Abscheu und Gore setzen sollen, anstatt auf Suspense und Schauer, bei einer Story, die sich das Tierhorror-Korsett eng anlegt. Wenn man nämlich dramaturgisch packen möchte, sollte man dafür sorgen, dass das Publikum Anteil an den Figuren nimmt. Die Charaktere sind im vorliegendem Fall allerdings dermaßen schrullig und vor allem dämlich, dass man nur mit den Augen rollen kann.

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      999CINEASTOR666 09.10.2021, 11:55 Geändert 10.10.2021, 12:28
      über Endzeit

      Endzeit - Die Zombieapokalypse (OT: Endzeit / AT: Endzeit - Ever After / Ever After) / DE / 2018

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Dieser Film hat auf mich den Eindruck gemacht, als hätten sich einige Studenten*innen der Generation Z zusammengetan, um fest entschlossen eine einfache, aber wichtige Öko-Botschaft in die Welt hinauszutragen. Um die breite Masse auf sich aufmerksam zu machen, wurde sich am allseits beliebten Zombiefilm versucht. Weil der Zombiefilm allseits beliebt ist, ist er auch stark ausgezehrt. Dem Subgenre interessante Facetten hinzuzufügen, gelingt ENDZEIT beim besten Willen nicht. Selbstverständlich ist die Öko-Botschaft relevant, aber wenn man sonst nur zaghaft an der Oberfläche pult, geht sie mit wehenden Fahnen in der Belanglosigkeit unter.

      Dank einer einleitenden Texteinblendung, erspart sich der Streifen langwierige Entwicklungen, die möglicherweise ganz interessant hätten sein können. Stattdessen ist die Epidemie seit satten zwei Jahren voll im Gange und die einzigen beiden Städte, die überlebt haben, sind Jena und Weimar. Zwei Mittzwanziger treffen unverhofft im Versorgungszug aufeinander, der zwischen den beiden Städten pendelt. Die eine ist ein in sich gekehrtes, von Schuldgefühlen zerfressenes Emo-Girl, das auf der Suche nach ihrer im Stich gelassenen kleinen Schwester ist. Und die andere ist eine toughe Einzelkämpferin, die kein zusätzliches Gepäck benötigt. Allerdings nimmt man den beiden ihre Rollen überhaupt nicht ab.

      Als der Zug auf halber Strecke zum Erliegen kommt, sind sie gezwungen, sich fortan durch die thüringische Botanik zu schlagen, die schon etwas hermacht. Allerdings zicken sie dabei mächtig herum, wodurch dramaturgisch die unterste Schublade bedient wird. Zugegebenermaßen ist das Ganze ganz stimmungsvoll gefilmt und auch die Maske der Zombies ist nicht übel. Gorehounds kommen allerdings nicht auf ihre Kosten, bei den wenigen Begegnungen mit den organischen Düngemitteln.

      Nach Handgreiflichkeiten trennen sich die Wege der zwei Grazien vorerst und der Trauerkloß mit den bunten Haaren trifft auf eine ominöse Frau, die sich die Gärtnerin nennt und der Grünzeug im Gesicht wächst. Sie bringt Licht ins Dunkel und erklärt in etwa, dass die Zeit gekommen ist, dass die Natur sich wiederholt, was ihr der Mensch genommen hat.

      Das naturverbundene Frauendrama, das auf einer grafischen Novelle basiert, will anspruchsvoll sein, doch das märchenhafte Outdoor-Kammerspiel offenbart nicht gerade tiefsinnige Dialogarbeit. Die Message ist zwar, dass das Ende der Menschheit gleichzeitig ein Neuanfang ist, weil die Seuche die Industrie lahmgelegt hat und der Mensch wieder im Einklang mit der Natur sein kann, aber die feministisch angehauchte Weltverbesserungsposse ist inhaltlich flachbrüstig und äußerlich leider überwiegend laienhaft umgesetzt.

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        999CINEASTOR666 05.10.2021, 07:25 Geändert 09.10.2021, 14:16

        The Resident - Ich sehe dich (OT: The Resident / AT: Invasion of Privacy) / GB/US / 2011

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        "Ich sehe was, was du nicht siehst"

        Sowohl die Konstellation als auch Konzeption der Figuren ist dermaßen oberflächlich und offensichtlich, dass jedwede Überraschung oder interessante Entwicklung ausbleibt. Dadurch kann noch nicht einmal die überschaubare, aber beachtliche Besetzung aus den eindimensionalen Schablonen ungeahntes herausholen.

        Dass HILARY SWANK das unentschlossene Objekt der Begierde ist, wird plakativ zelebriert, indem die Kamera einmal zu oft ihren halbnackten, fitten Körper aus der Nähe auf Muttermale abcheckt, der durch die warme Farbdramturgie besonders knackig wirkt. (!) Es wird auch kein Hehl daraus gemacht, dass JEFFREY DEAN MORGAN, als zunächst charmanter und unprätentiöser Eigentümer, eine tickende Zeitbombe ist, die sich ins schicke, vermietete Apartment schleicht oder die neue Bewohnerin durch Löcher in den Wänden beobachtet, wodurch man sich selbst in der Rolle des perversen Voyeurs wiederfindet. CHRISTOPHER LEE ist der alte, kränkliche Knacker, der seinen schwächlichen Enkel verachtet, aber nicht verrät, da er gesundheitlich auf ihn angewiesen ist.

        Da die Charaktere derart durchschaubar sind, ist es die Handlung auch. Das hat zur Folge, dass jeder nächste Schritt abzusehen ist. Selbstverständlich hätte man immer noch überrumpelt werden können, aber dafür fehlen dem Plot die originellen Ideen und den Machern das Geschick, um mit Suspense umzugehen. Obwohl es kommt, wie es kommen muss, ist der Streifen jedoch nicht langweilig, da die Story keine Längen oder Leeren duldet. Man wird zwar auf Trab gehalten, aber halbwegs spannend wird es erst zum Finale hin, als es zur direkten Konfrontation kommt.

        Etwas mehr Tamtam und einige Randfiguren mehr hätten vielleicht für mehr Abwechslung gesorgt. Der alten Hammer-Film-Zeiten wegen, hat CHRISTOPHER LEE eh nur einen Gastauftritt, während es den beiden Hauptfiguren an Substanz mangelt und HILARY SWANK zuweilen sogar etwas unterfordert wirkt.

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          999CINEASTOR666 03.10.2021, 20:52 Geändert 09.10.2021, 14:21

          Black as Night (AT: Welcome to the Blumhouse: Black as Night) / US / 2021

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          Scheinbar hat man sich den Filmtitel zu Herzen genommen und auf die Inszenierung projiziert. Da Vampire empfindlich auf Sonnenlicht reagieren, ist es einleuchtend, dass vieles im Halbdunkel geschieht. Doch hier ist das Ganze dermaßen dürftig ausgeleuchtet, dass man kaum etwas erkennen kann. Das ist doppelt ärgerlich, weil es sich bei diesen nachtschwarzen Szenen, oftmals um die Momente handelt, in denen der Film spannend oder actionreich sein will.

          Was bei aktuellen Horrorfilmen auch immer wieder auffällt – insbesondere wenn die großen Streamingdienste ihre Finger im Spiel haben – ist die erzwungene Diversität des Casts, um der Gen Z zu gefallen. Neben etlichen Afroamerikanern, kriegt man einen Homosexuellen mit mexikanischen Wurzeln und eine weiße Vampirismus-Streberin aufs Auge gedrückt. Ich möchte betonen, dass ich kein Problem mit der Artenvielfalt habe, sondern mit der Plakativität, mit der man sie um die Ohren gehauen bekommt.

          BLACK AS NIGHT erzählt eine banale Coming-of-Age-Story, die durch die Blutsauger aufgepeppt werden soll. Diese beißen Obdachlose und Junkies, um eine Armee aufzubauen. Daraus wird aber leider nicht allzu viel gemacht. Logisch, weil sich der Plot darum dreht, dass die Teenager den möglichen Krieg verhindern. Für Action hätte man also sorgen können, doch hat sich dazu entschieden, lieber die Teens Pläne schmieden zu lassen, wobei sie sich besser kennenlernen. Kann man machen, muss man aber nicht. (!)

          Die Chose hat mich irgendwie an VAMPIRES VS. THE BRONX erinnert, der zwar auch nicht der ganz große Wurf gewesen ist, aber immer noch besser war als dieser blutleere Versuch, gesellschaftskritisch sein und unermüdlich über relevante Missstände aufklären zu wollen – insbesondere über den Kolorismus.

          Die Ansätze sind grundsätzlich schon ausgesprochen interessant, werden aber unerfreulich plump umgesetzt. Da die Verantwortlichen das Zielpublikum eventuell als unterbelichtet einstufen und wir uns ja im digitalen Informationszeitalter befinden, kriegt es permanent und in einfachen Worten erklärt, was Phase ist. Man macht sich ja immerhin nicht all die Mühe, wenn es am Ende keiner kapiert, oder?! (!)

          Auch der Rest überzeugt nur mäßig. Obwohl die Figuren nicht unsympathisch und die Teenagerprobleme zu Anfang noch ansprechend sind, geht es etappenweise rapide bergab. Zum Einen, weil es viel zu lange dauert, bis es zur Sache geht, und zum Anderen, weil es profan und zappenduster ist, wenn es mal zur Sache geht.

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            999CINEASTOR666 03.10.2021, 13:51 Geändert 03.10.2021, 13:52

            Bingo Hell (AT: Welcome to the Blumhouse: Bingo) / US / 2021

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            Diese Horrorkomödie habe ich mir weitaus besser vorgestellt, doch sie hat ungeheure Anlaufschwierigkeiten, weil sie viel zu geschwätzig ist. Obwohl sie in Plauderstimmung ist, wird das mittlerweile im Horrorgenre beliebte Thema der Gentrifizierung nur in den Ring geworfen, um wie ein feuchtes Handtuch weggekickt zu werden.

            Als endlich die große Eröffnung des zur schillernden, in Neonfarben leuchtenden Bingohölle umfunktioniertem Gemeindezentrums stattfindet, hatte ich wieder Hoffnung, doch der Streifen kommt weiterhin nie so richtig in Gang. Zwischendurch geht es zwar mal etwas mehr zur Sache, aber nie genug, um rigoros bei Laune zu halten.

            Das ist echt bedauerlich, da die Prämisse solch einen verheißungsvollen Eindruck macht. Immerhin kriegen es alte Recken, die einfach keine Fliege machen wollen, mit einem ominösen, dämonischen Spieleabend-Veranstalter zu tun, der mit horrenden Preisen lockt, die die geheimsten Wünsche ermöglichen. Die Freude ist jedoch nur von kurzer Dauer, weil sie bald darauf auf makabere Weise ihre Leben verlieren.

            Potenzial für eine garstige Satire wäre neben alledem auch vorhanden gewesen, doch wird weder in Sachen Yuppisierung noch Materialismus smart zerpflückt oder treffsicher auf Kimme und Korn genommen. Natürlich ist Humor immer subjektiv, aber lustig empfand ich die Chose partout nicht. Dabei hat COCKNEYS VS. ZOMBIES vor einigen Jahren bewiesen, dass auch Senioren urkomisch sein können.

            BINGO HELL ist tonal unstimmig und wird lahm erzählt, weswegen das Ganze weder als Horrorfilm noch als Komödie einwandfrei funktioniert. Der Streifen irrt irgendwie orientierungslos umher, obwohl das große Vorbild möglicherweise NEEDFUL THINGS - IN EINER KLEINEN STADT gewesen sein könnte.

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              999CINEASTOR666 02.10.2021, 15:54 Geändert 30.12.2021, 03:43

              Niemand kommt hier lebend raus (OT: No One Gets Out Alive) / GB / 2021

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              Gesellschaftskritische Tendenzen liegen nahe, wenn es eine illegale, mexikanische Einwanderin nach Cleveland, Ohio verschlägt, wo sie in einem düsteren, heruntergekommenen Apartmenthaus Unterschlupf findet. Sie hat sich jahrelang um ihre todkranke Mutter gekümmert und arbeitet nun als Näherin in einem Ausbeuterbetrieb, um den amerikanischen Traum wahr werden zu lassen. Mit der Zeit raunen verstörende Schreie durch die billige Absteige und sie wird urplötzlich von unheimlichen Visionen geplagt. Was geschieht im Keller des Hauses, zu dem der Zutritt strengstens verboten ist?

              Erzählerisch wird sich die Zeit genommen, das Umfeld der Immigrantin exzellent, aber auch etwas zu exorbitant zu durchleuchten. Dennoch gelingt es, die hilflose Lage auf einen Nenner zu bringen. Bedauerlich empfand ich jedoch, dass sich die Geschichte zunächst an eingestaubten Spukhaus-Konventionen bedient, bis die Schutzsuchende auf den wahren Terror trifft und offenbart wird, was es mit der ominösen Steintruhe auf sich hat, die bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurde.

              Schon klar, dass die Geistererscheinungen den Zuschauer auf eine falsche Fährte locken sollen und letztlich als Warnhinweis dienen, doch für den Bruch auf Handlungsebene, spielen sie keine bedeutende Rolle. Glücklicherweise zieht das letzte Drittel das Tempo kontinuierlich an, wird zusehends bedrohlicher und überrascht, mit einigen unerwartet deftigen Gewaltspitzen.

              Eine weitere Überraschung ist, dass die mysteriöse steinerne Kiste ein Portal zu einer anderen Dimension zu sein scheint, aus der eine Art Mischwesen heraussteigt, das möglicherweise an eine Sphinx angelehnt ist. Obwohl die göttlich erscheinende Kreatur äußerst bizarr aussieht, sind die digitalen Effekte derart überzeugend, dass sie ehrfurchtgebietend und schauderhaft anmutet, anstatt albern und lächerlich rüberzukommen.

              Abschließend ist zu sagen, obwohl bzw. weil die rituelle Handlung nebulös bleibt, ist sie interpretierbar. Da die Präsenz des Geschöpfes mit dem Auftreten von Motten einhergeht, kann man zum Beispiel von Zerstörung und/oder Wiedergeburt ausgehen. 

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                999CINEASTOR666 01.10.2021, 22:40 Geändert 01.10.2021, 23:15

                Slasherman - Random Acts of Violence (OT: Random Acts of Violence / AT: Slasherman) / US/CA / 2019

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                SLASHERMAN - RANDOM ACTS OF VIOLENCE ist die zweite Regiearbeit von JAY BARUCHEL, der den meisten am ehesten aus dem Komödienfach bekannt sein dürfte. Zusätzlich war das fleißige Bienchen am Skript und der Produktion beteiligt und hat darüber hinaus eine Nebenrolle besetzt.

                Dieser Meta-Slasher beschäftigt sich, mit der Wechselwirkung von Gewalt. Genauer gesagt, wenn reale Verbrechen als Quell der Inspiration dienen und Einzug in die Popkultur erhalten, wo sie wiederum als Impulse agieren, um von labilen Psychen in die Tat umgesetzt zu werden.

                Erzählt wird die Geschichte des Comicautors Todd Walkley (JESSE WILLIAMS), dessen künstlerisches Schaffen auf der Mordserie des I-90-Killers basiert, die sich vor Jahrzehnten zugetragen hat. Obwohl er noch auf der Suche nach einem würdigen Finale für die letzte Ausgabe ist, begibt er sich auf Pressetour, mit seiner Freundin Kathy (JORDANA BREWSTER), seinem Herausgeber Ezra (JAY BARUCHEL) und dessen Assistentin Aurora (NIAMH WILSON). Der Roadtrip soll ihm Muse sein, doch plötzlich stapeln sich Leichen. Die Art und Weise erinnert verdächtig an die Comics und die Frage drängt sich auf, ob ein verrückter Fan als Nachahmungstäter in Erscheinung tritt?

                Selbstverständlich beherbergt dieses Sujet das Potenzial, sowohl Augen zu öffnen und zum Nachdenken anzuregen als auch vor den Kopf zu stoßen oder den Finger in die Wunde zu legen. Allerdings war es den Verantwortlichen offensichtlich schnurzpiepegal, Stellung zu beziehen und eine handfeste Aussage zu treffen über sinnlose Gewalt und die Ausbeutung wahrer Tragödien. Anstatt den Zeigefinger zu erheben, suhlt sich SLASHERMAN - RANDOM ACTS OF VIOLENCE nämlich viel lieber selbst im ausbeuterischen Schlamm. Da ich keine hohen Erwartungen hatte und mir hehre Ziele relativ gleichgültig sind, hatte ich kein Problem damit, mehr scheinheilige Exploitation als intelligente Reflexion bekommen zu haben.

                Die Prämisse gibt auf jeden Fall etwas Faszinierendes her und SLASHERMAN - RANDOM ACTS OF VIOLENCE umgibt obendrein eine garstige wie fiese Stimmung und Atmosphäre. Thematisch hätte man zweifelsfrei ambitionierter vorgehen können, um mehr aus dem Stoff herauszuholen, der mich dann und wann an SIEBEN denken ließ. Immerhin erwecken die Kills den Anschein schön derbe und saftig zu sein, obwohl sich auch vieles schlichtweg im Kopf des Betrachters abspielt. Dass die Opferwahl beliebig ist, ist halb so wild, denn die scheußlichen Resultate sind versiert in Szene gesetzt.

                Ein Nachteil ist aber, dass es selbst den vier Hauptfiguren an Substanz mangelt. Da es ihnen an Profil fehlt, taugen sie zwar nicht wirklich zur Identifikation, aber fallen als Dreh- und Angelpunkt auch nicht gänzlich durch. Ebenso hätte man dem Killer mehr Bedeutung beimessen können. Bis zum blutigen Showdown bleibt er nämlich gesichtslos, weswegen seine Motivation am Ende nicht weiter beeindruckt.

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                  999CINEASTOR666 30.09.2021, 07:49 Geändert 14.12.2021, 11:05
                  über Son

                  Son / IE/US/GB / 2021

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                  Jammerschade, dass SON wieder einmal ein Beispiel ist, für einen Film, dessen erste Hälfte großes Interesse schürt, das in der zweiten Hälfte jedoch nach und nach verloren geht.

                  Als die unheimlichen Fremden eines nachts im Kinderzimmer stehen, spurlos verschwinden, die Polizei keine Anhaltspunkte hat, der Sohnemann nach dem nächtlichen Besuch einen schmerzhaften Hautausschlag bekommt und die Ärzte ratlos sind, wecken die ominösen Vorkommnisse ungeahnte Neugierde.

                  Auch als herausgekommt, dass die alleinerziehende Mutter in einer Sekte aufgewachsen ist, die Erinnerungen daran verdrängt oder verfälscht sind und die Frage in den Raum geworfen wird, ob es sich um Pädophile oder Okkultisten gehandelt hat, erwartet man den Ausgang der Geschichte mit Hochspannung.

                  Ähnlich wie zum Beispiel HEREDITARY - DAS VERMÄCHTNIS spielt SON ab einem bestimmten Punkt mit der Ungewissheit, ob es sich um einen psychologischen Horror oder einen Dämonen-Schocker handelt und versucht, aus dem Hin-und-her-Schwanken Spannung zu gewinnen. Das auf eigene Faust ermitteln und eine Heilung für den Sohn finden klappt für mein Empfinden aber nur so lala, da sich die Flucht des Mutter-Sohn-Gespanns nicht als rasante und actionreiche Hetzjagd gestaltet, sondern als geruhsam und düster erzähltes Kleinfamiliendrama samt Vergangenheitsaufarbeitung. Zumindest werden die bedrückenden und in ihrer Ästhetik an Neo-Noir erinnernden Bewegtbilder abgründig aufgewertet, durch einige gory Einlagen, als festgestellt wird, dass es dem Jungen besser geht, nach dem Verzehr von Menschenfleisch.

                  Als das Muttertier verzweifelt entschließt, Astaroth herbeizurufen und abzustechen, erreicht die Spannung gruselige Bestform, doch wird rasch zunichtegemacht. Nach dem kurzen Prozess, ist die abschließende Wendung alles andere als überraschend, wodurch gemischte Gefühle zurückbleiben, wenn man das Gesamtwerk Revue passieren lässt.

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                    999CINEASTOR666 29.09.2021, 07:36 Geändert 29.09.2021, 07:37

                    Crocodile Island (OT: Ju e dao / AT: 巨鱷島) / CN / 2020

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                    Wer auf die abenteuerlichen Creature Features aus dem Hause The Asylum abfährt, wird möglicherweise auch an diesem monströsen Actionfilm – Made in China – gefallen finden.

                    Weil die erwähnte, berühmt-berüchtigte Filmproduktionsschmiede dafür gesorgt hat, dass das Subgenre gut bedient und demnach vollends ausgelutscht ist, hat vorliegendes Werk nix Brandneues oder Bahnbrechendes im Angebot. Dramaturgisch wertvoll oder nervenzerfetzend spannend ist das beim besten Willen nicht, aber was man dem Streifen zu Gute heißen muss, ist, dass immer etwas los ist, weshalb keine Langeweile aufkommt.

                    Da die Figuren ebenso oberflächlich und schnelllebig sind wie die Handlung und Inszenierung, findet keine außergewöhnliche Charakterisierung statt und schauspielerisch reißt sich auch niemand ein Bein aus. Negativ auffallen tun die Überlebenden des Flugzeugabsturzes zwar nicht, aber sie sind halt nur klischeehafte Staffage.

                    Ich habe überlegt, Gnade walten zu lassen und zumindest den Durchschnitt zu wählen, aber da die CGI minderwertig ausfallen und sich der relativ unblutige Überlebenskampf gegen ein gigantisches Krokodil und meterhohe Spinnen trotz alledem bierernst nimmt, habe ich es sein lassen. Hätte man die Melodramatik gegen ein Augenzwinkern ausgetauscht, hätte ich ein Auge zudrücken können.

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                      999CINEASTOR666 25.09.2021, 20:08 Geändert 25.09.2021, 20:14

                      The Unholy (AT: Shrine) / US / 2021

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                      "Sei vorsichtig, an was du glaubst"

                      Die Handlung dreht sich um den in Ungnade gefallenen Sensationsjournalisten Gerry Fenn (JEFFREY DEAN MORGAN), der seinen guten Ruf wiederherstellen will. Durch Zufall stolpert er in einer verschlafenen Kleinstadt über die Story und Chance seines Lebens, als die taubstumme Teenagerin Alice (CRICKET BROWN) zu reden beginnt und behauptet, dass ihr die Jungfrau Maria erschienen ist und ihr die Fähigkeit verliehen hat, Kranke zu heilen.

                      Nachdem die frohe Kunde Runde gemacht hat, pilgern Heerscharen von Gläubigen und Heilsuchenden sowie ein Abgesandter des Vatikans herbei, um dem Wunder auf den Zahn zu fühlen und es mit eigenen Augen zu sehen. Als sich mysteriöse und tödliche Zwischenfälle häufen, ergibt die Recherche des abgehalfterten Berichterstatters, dass hinter der Marienerscheinung ein teuflisches Täuschungsmanöver steckt und der Marienverehrung schnellstmöglich der Gar ausgemacht werden muss. Dazu muss er die Gemeinschaft dazu bewegen, vom Glauben abzufallen.

                      Die erste Hälfte ist interessant und spannend. Sie hat vieles, was einen guten Horrorfilm ausmacht, wie eine unheimliche Atmosphäre, solide Schauspielleistungen, einen stimmigen Soundtrack und einige effektive Gruselmomente. Die zweite Hälfte ist dann nicht nur überraschungsarm, sondern führt einen regelrechten Eiertanz auf, um ins biedere, geschwätzige und harmlose Ziel zu kommen. Eine oberflächliche Debatte um Glaubensfragen wird losgetreten, die zu unglaubwürdig und versimpelt ist, um zu überzeugen. Obendrein beginnen die computergenerierten Horrorszenarien lächerlich bis kitschig anzumuten und der Plan der blasphemischen Betrügerin lässt sich viel zu leicht durchkreuzen.

                      4,5 Ave Maria

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                        999CINEASTOR666 25.09.2021, 15:04 Geändert 25.09.2021, 15:04

                        Sakrileg - Stell‘ dich deiner Angst! (OT: Sacrilege) / GB / 2020

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                        "Ihre Furcht ist erst der Anfang"

                        Vier ansehnliche Busenfreundinnen. Ein entspannter Wochenendausflug. Ein schniekes Landhaus. Die Fänge einer skurrilen Sekte. Ein aus Ästen und einem Hirschgeweih bestehender Götze. Die Konfrontation mit Ur-Ängsten. Zum Beispiel Ungeziefer, Hundeattacken, das Älterwerden und der missbräuchliche Ex-Freund. Diese britische Low-Budget-Produktion – die möglicherweise eine Mischung aus FREITAG DER 13. und THE WICKER MAN sein will – enthält all diese wesentlichen Elemente aus dem Okkulthorror-Lehrbuch. Das Ergebnis ist jedoch deutlich weniger als die Summe seiner Teile.

                        Sobald der Streifen endlich in Gang gekommen ist, ist der Drang registrierbar, eine bedrohliche Stimmung zu erzeugen, aber oftmals wird nur Amateurqualität erreicht. Ansätze sind wahrnehmbar, düstere, heidnische Horrorszenarien zu inszenieren, aber sie werden meistens lächerlich bis kitschig umgesetzt. Die Effekte sind zwar größtenteils anständig und die Visionen werden mit der Zeit immer beunruhigender und enden gar in gewaltsame Todesfälle, aber insgesamt läuft der folkloristische Firlefanz ins Leere.

                        Die Darsteller*innen bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, denn die schauspielerischen Leistungen sind bestenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen. Die Dialoge sind für die Katz wie Whiskas, der Geschichte fehlt es an Substanz und sie wird überwiegend fade und ereignislos erzählt. Ich habe es geschafft, die ganze Tortur durchzustehen, in der Hoffnung, dass der Film mit der Zeit besser werden würde. Aber das unvollkommene Ende fühlte sich an, wie ein Schlag ins Gesicht und weckte das Gefühl, Zeit verschwendet zu haben.

                        2.5 Züge vom Joint

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                          999CINEASTOR666 25.09.2021, 12:26 Geändert 04.05.2023, 14:27

                          The Destructor (OT: Prey / AT: Alien Prey / The Destructer / Planet der Zombies) / GB / 1977

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Sonderbares und seltsames Science-Fiction-Psychodrama über einen menschenfressenden, unbeholfenen, in seiner wahren Gestalt katzenähnlichen Außerirdischen, der bei seiner holprigen Erd-Exkursion zwischen die dysfunktionalen Beziehungsfronten zweier mental angeknackster Lesbierinnen gerät. Das hat zur Folge, dass der Besucher aus dem All sowohl das homosexuelle Verhältnis stört als auch seine Mission gefährdet.

                          Die Geschichte ist hauchdünn und wird betulich erzählt. Nervenkitzel kam keine Sekunde lang auf, aber einige Spannungen untereinander lassen aufhorchen. Die Inszenierung macht einen leicht psychotischen bis traumwandlerischen Eindruck. Charakterisierungen sind vorhanden, aber die Figuren verhalten sich hauptsächlich völlig irrational. Die gutherzige, fürsorgliche, naive Sub in der Beziehung macht den Eindruck, das Weite suchen zu wollen, gibt dem Außerirdischen aber nie einen Wink mit dem Zaunpfahl, der die Identität eines Mannes angenommen hat, den er zuvor tötete. Die Dom in der Beziehung entgegnet dem geheimnisvollen Fremden mit Vorurteilen und Ablehnung, ist aber hin und wieder aus heiterem Himmel doch freundlich und zuvorkommend zu ihm. Dass der Besuch auf der Erde für den Außerirdischen ein Kulturschock ist, ist verständlich, aber seine Mission macht keinen sinnvollen und zweckmäßigen Eindruck auf mich. Wie will er die Menschen studieren, wenn er nur mit zwei Lesben in einem abgelegenen Landhaus herumhängt und bspw. Verstecken mit ihnen spielt, während er als Frau verkleidet ist?!

                          Für die oberflächliche und unausgegorene Dreieckskiste um toxische Beziehung, pathologische Eifersucht, Misandrie und emotionale Gefangenschaft hätte es kein Alien gebraucht. Aber scheinbar hat man versucht, zwei getrennte Handlungsstränge zu einem käsigen SF-Sexploitation-Klumpen zu verschmelzen. Dass der Schnellschuss für ein Taschengeld realisiert und das Drehbuch während der Dreharbeiten zu Ende geschrieben wurde, bemerkt man an allen Ecken und Enden. Die Absicht mag keine banale gewesen sein, aber letztendlich haben wir hier nur einen bizarren Schundfilm, der mich gelangweilt und Fremdscham ausgelöst hat, statt zu faszinieren und in den Bann zu ziehen.

                          3 überdimensionale Springmesser

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                            999CINEASTOR666 18.09.2021, 18:49 Geändert 18.09.2021, 18:53

                            Do Not Reply / US / 2019

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            "Lösche dein Profil"

                            Ein Norman Bates für Arme von nebenan nutzt Soziale Medien, um Cheerleaderinnen zu entführen und mit ihnen seine Fetisch-Fantasien in seiner Vorort-Festung auszuleben. Seine hassgeliebte Schwester dient als Vorbild und wenn die Entführungsopfer nach Gehirnwäschen im Kurzprogramm dem Stockholm-Syndrom perfekt erlegen sind, killt er sie im Keller des Hauses und hält den Akt per peinlich-überladenem VR-Helm fest.

                            Wieder einmal ein Trauerspiel, ansehen zu müssen, wie solch vielversprechende Ansätze in den Sand gesetzt werden. Der Psychothriller scheitert bereits an der Stimmung und Atmosphäre. Die kargen Räumlichkeiten sind viel zu hell und farbenfroh, wodurch jedwede Abgründigkeit baden geht. Auch der Kidnapper bzw. Serienkiller ist alles andere als Furcht einflößend und selbst viel zu leicht zu manipulieren.

                            Einziger Lichtblick ist AMANDA ARCURI als Chelsea. Sie ist die neueste Errungenschaft des Gestörten und versucht sich in mehreren Szenen, ihrem Entführer anzupassen, ihn zu überlisten, mit ihren Mitgefangenen zurechtzukommen und ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. Chelsea entwickelt sich zu einer viel stärkeren weiblichen Hauptfigur als ursprünglich erwartet.

                            Dennoch ist der Rest schlichtweg low und slow erzählte Standardkost: Trauma, Tränen, Fluchtgedanken, Rückblenden, die enthüllen, dass der Psycho (überraschenderweise) eine dunkle Vergangenheit hat, und zum Schluss eine klare Botschaft. Doch das Ganze hätte düsterer, dreckiger, nervenaufreibender, brutaler und kompromissloser sein müssen, um nicht so schnell in Vergessenheit zu geraten.

                            4,5 x den Teppichboden auf Vordermann harken

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                              999CINEASTOR666 18.09.2021, 17:30 Geändert 23.09.2021, 22:16

                              The Ex - Du kannst ihr nicht entkommen (OT: Ex-girlfriend / AT: Бывшая / Ex) / RU / 2021

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                              "Sie will nicht loslassen"

                              Da ich in den meisten Fällen mit Geisterfilme nicht allzu viel anzufangen weiß, hätte es mir besser gefallen, wenn eine unter den Lebenden weilende, von Rachsucht getriebene Ex-Freundin ihren Verflossenen und seine Verlobte das Liebes-Leben zum Albtraum gemacht hätte. Statt einen Psychothriller zu inszenieren und gegebenfalls als Home Invasion, Slasher oder Torture Porn aufzuziehen, hat man sich dazu entschlossen, einen einfallslosen und klischeehaften Gruselfilm zu drehen.

                              Auch wenn die Story am Ende abgeschlossen ist, bleiben einige Unklarheiten zurück. Diese äußern sich hauptsächlich, in den Handlungsweisen der Protagonisten, die zuvor in Erfahrung gebrachte Erkenntnisse entweder ignorieren oder ins Gegenteil verkehren. An der Stelle wäre ein konsequenterer Plot wünschenswert gewesen.

                              Dass die Story nicht wirklich gut durchdacht ist, macht sich auch daran bemerkbar, dass keine Erklärung abgeliefert wird, wie die außerkörperliche Erfahrung der vom Schicksal gebeutelten Ex zu Stande kommt und wie sie zu dämonischen Kräften gekommen ist. Diese Widersprüche, Ungereimtheiten und Aussparungen auf Handlungsebene haben bedauerlicherweise negativen Einfluss auf die Evidenz, die Halbwertszeit und den Entertainmentfaktor.

                              Da das junge, hübsche und recherchierende Pärchen kaum Hintergrund bekommt, fehlt es an der Stelle auch an Tiefgang und Bezugnahme, aber zumindest ist die Aufmachung des Streifens gelungen. Die Bewegtbilder kontrastieren nämlich in kühlen, schaurigen Blau- und feurigen, alarmierenden Rottönen, wodurch immerhin für eine ansprechende Atmosphäre gesorgt ist. Inszenatorisch kann es dieser moderne und an ein jüngeres Publikum gerichtete russische Horrorfilm mit Hollywoodproduktionen aufnehmen, aber inhaltlich werden eine Vielzahl typische Muster flach und seicht abgehandelt, nach denen kein Hahn mehr kräht.

                              4,5 kirchliche Trauungen im Eilverfahren

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                                999CINEASTOR666 18.09.2021, 13:52 Geändert 08.09.2023, 14:43

                                Vacation Friends / US / 2021

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                                "Sie kommen mit zusätzlichem Gepäck nach Hause"

                                ... ist ein wirklich verdammt sympathisches Filmchen, mit einem wunderbar harmonisierenden Cast. Selbstverständlich werden hier etliche Klischees aufgefahren, aber nur, um durch den Kakao gezogen zu werden. Das ist zwar meistens seicht und albern, anstatt clever und urkomisch, beschert aber dennoch Kurzweil und gute Laune. Erfrischend und lobenswert ist obendrein, dass keine dummen, stereotypen Jokes auf Kosten der gemischtrassigen Urlaubsbekanntschaften gemacht werden.

                                Die Handlung mag formelhaft und das Timing der Gags vorhersehbar sein, aber ... ist die perfekte Komödie zum Abschalten und Entspannen. Man bekommt zwar nichts Neues oder Bahnbrechendes zu sehen, aber man relaxed und amüsiert sich. Wenn man sich den Streifen mit einem offenen Geist, statt einem kritischen Auge anschaut, kann man dem Blues entkommen, indem man sich in den Eskapismus und Hedonismus des Films flüchtet.

                                6 Kokainränder am Cocktailglas

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                                  999CINEASTOR666 18.09.2021, 13:01 Geändert 18.09.2021, 14:11

                                  Slayed - Wer stirbt als Nächstes? (OT: Initiation / AT: Dembanger / Init!ation) / US / 2020

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                                  "SCREAM - SCHREI! für die Generation Z"

                                  Für erfahrene Freunde und Freundinnen des gepflegten Schlitzerfilms, ist ... nicht das Gelbe vom Ei. Auch wenn moderne Strömungen einfließen, wie z. B. Cybermobbing und Slutshaming bzw. der Umgang mit Missbrauchsvorwürfen an US-amerikanischen Universitäten dekonstruiert wird, ist ... ein vernachlässigbarer Teenie- bzw. Campus-Slasher, der geschwätzig ist und nach gängigem Strickmuster abläuft.

                                  Wer schon einige Stalk-and-Slash-Klassiker gesehen hat, wird nicht hinterm Ofen hervorgelockt. Dennoch lasse ich den Durchschnitt springen, denn wenn Sportskanonen an Wände genagelt und gebohrt werden, hat das etwas für sich. Wie der FSK 16-Flatschen verrät, geraten die Kills allerdings nicht allzu derbe und saftig. Jedoch zieht das letzte Drittel das Tempo noch einmal an und wer hinter der Maske bzw. unter der Kapuze steckt und vor allem warum, empfand ich darüber hinaus, als überraschend und schlüssig.

                                  5 Ausrufezeichen

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                                    999CINEASTOR666 17.09.2021, 19:31 Geändert 18.09.2021, 11:41

                                    Cash Truck (OT: Wrath of Man) / GB/US / 2021

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                                    Der neueste Streich von GUY RITCHIE ist ein bitterernster, schwarzseherischer und hartherziger Rachethriller, der von Anfang an eine faszinierend-unangenehme Schwere erzeugt, die sich durch die gesamte Geschichte zieht.

                                    Nachdem in den ersten Minuten ein Geldtransporter überfallen und die Sicherheitsbeauftragten regelrecht exekutiert werden, hat Patrick Hill (JASON STATHAM) im Anschluss ein Vorstellungsgespräch und bewältigt den Eignungstest mit Hängen und Würgen. Von seinem Ausbilder Bullet (HOLT MCCALLANY) kriegt er den Spitznamen H verpasst und das kollegiale, zynische Alphamännchen-Gehabe, das ihm auf die Nase binden will, dass der Job kein Kinder­ge­burtstag auf dem Ponyhof ist, prallt an ihm ab als wäre er teflonbeschichtet.

                                    Da H geheimnisvoll, verschwiegen und düster angelegt ist, droppt The Stath zwar keine flapsigen One- Liner, die zum Schmunzeln bewegen, aber verkörpert die Figur trotzdem supercool. Zumindest wenn supercool stellvertretend für eiskalt steht. Wie abgeklärt seine Figur ist, wird offensichtlich, als sie in einen Raubüberfall gerät und ungerührt kurzen Prozess mit den Räubern macht und anschließend als Samariter der Penunzen gefeiert wird.

                                    Wer dieser Mann ist, der etwas zu verbergen scheint, konzipiert sich durch Rückblenden und Perspek­ti­vwech­sel. Diese Mittel und Wege eine Geschichte zu erzählen können schnell zu Irritation und Überfrachtung führen sowie den Spannungsbogen ausbremsen. GUY RITCHIE gelingt es jedoch, alle Facetten der Milieustudie und des persönlichen Rachefeldzugs anaphorisch zu erzählen. Diese Strukturierung und Rhythmisierung der Narration ist äußerst interessant und schließt Vorhersehbarkeit für lange Zeit aus. Gerade diesem Erzählstil ist es zu verdanken, dass CASH TRUCK derart effizient und eigenständig erscheint. Wenn die Story nicht erzählt werden würde, wie sie erzählt werden würde, hätten wir, nebst der knochentrockenen, testosterongeschwängerten und letztlich auch mitreißenden Inszenierung und hervorragenden Besetzung, "nur" einen Streifen, der sich direktemang innerhalb der Genreregeln bewegt.

                                    Unterm Strich ist festzuhalten, dass es schon beeindruckend ist, wie der britische Regisseur das Auswärtsspiel meistert, indem er gebrechlichen Versatzstücken neue Lebensgeister einzuhauchen vermag und ihnen ein krasses Makeover verpasst. Hinzu kommt der unentbehrliche Härtegrad, dem man The Stath abnimmt, aufgrund seiner filmischen Vergangenheit. Um Actionfilmgeschichte zu schreiben und sich ein Denkmal zu setzen, ist das Finale zwar nicht kompromisslos genug, doch für den Heimkinoabend langt es allemal.

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                                      999CINEASTOR666 14.09.2021, 11:13 Geändert 23.09.2021, 22:22

                                      American Ultra / US/CH / 2015

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                                      Mike Howell (JESSE EISENBERG) ist ein dürrer, blasser, langhaariger, ängstlicher und verträumter Slacker, der derbe Comics zeichnet, über den Sinn seines Seins nachgrübelt und nachts im Kleinstadt-Supermarkt arbeitet. Der einzige Lichtblick seines bekifften Loser-Daseins ist seine Freundin Phoebe Larson (KRISTEN STEWART).

                                      Eines Nachts wird Mike allerdings per Codewort reaktiviert und aus dem unbescholtenen US-Bürger wird eine Killermaschine. Er kann zwei Angreifer spektakulär überwältigen und dass ihm das gelingt, liegt daran, dass er ein Schläfer-Agent des CIA ist. Er kann sich nicht mehr erinnern, dass er ein Versuchskaninchen gewesen ist, weil sein Gedächtnis gelöscht wurde, nachdem er am Programm Ultra teilgenommen hat. Darum ist Mike von seinem plötzlichen Wissen und erstaunlichen Fähigkeiten selbst am meisten beeindruckt.

                                      Dass es überhaupt so weit kommt, liegt daran, dass ihn das CIA eliminieren will, um Spuren zu verwischen. Der selbstgefällige Leiter der Operation, Adrian Yates (TOPHER GRACE), hetzt Mike seine besten Männer auf den Hals und verbreitet das Gerücht, einer grassierenden Affengrippe. Dies löst eine blutige Kettenreaktion aus ...

                                      Regisseur NIMA NOURIZADEH hat zuvor PROJECT X - DIE PARTY, VON DER DU NICHT MAL ZU TRÄUMEN WAGST inszeniert. Wer den Partykracher gesehen hat, weiß, dass der Mann im Stande ist, eine zunächst harmlose Situation bis zur totalen Eskalation zu steigern. Dies stellt er mit dieser Actionkomödie erneut unter Beweis und legt nach kurzer Zeit eine temporeiche, absurde, irrwitzige und äußerst blutige Mischung aus den Bourne-Filmen, NATURAL BORN KILLERS und ANANAS EXPRESS vor.

                                      Dass man das Treiben nicht allzu ernst nehmen sollte, ist selbsterklärend, wenn man sieht, mit welchen ungeahnten Skills Mike Angreifer ausschaltet und immer wieder selbst überrascht und schockiert ist, wie sein plötzliches Improvisationstalent Alltagsgegenstände in Mordwerkzeuge verwandelt.

                                      Das ist vielleicht nicht anspruchsvoll, aber verdammt unterhaltsam, weil die Wege ins Gras zu beißen kreativ gestaltet sind und verspielt eingefangen werden. Zudem wird die Handhabe der Geheimdienste auf die Schippe genommen und neben der nahezu comichaften Action, darf zum Schluss auch kein guter Schuss herzerwärmende Romantik fehlen. Letztlich hätte das Ganze vielleicht ein wenig strukturierter und pointierter sein können, aber im Endeffekt hat man schon seinen Spaß.

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                                        999CINEASTOR666 12.09.2021, 12:55 Geändert 12.09.2021, 12:57

                                        Don't Tell a Soul / US / 2020

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                                        "Manche Geheimnisse sollten begraben bleiben"

                                        Die Geschichte hat mich inhaltlich positiv überrascht und dramaturgisch gepackt, weil es sich nicht nur um ein dröges und tristes Sozialdrama handelt, dass sich ausschließlich auf die schwierigen Verhältnisse, gescheiterten Existenzen und miserable wirtschaftliche Situation konzentriert, sondern zielstrebig ein tragischer und düsterer Weg eingeschlagen wird, der mit Thrill einhergeht.

                                        Es brodelt unter der Oberfläche und man fiebert der bevorstehenden Eskalation entgegen, denn die Spannungen zwischen den Brüdern Matt (FIONN WHITEHEAD) und Joey (JACK DYLAN GRAZER) werden immer beängstigender. Sie stehen vor dem Dilemma, entscheiden zu müssen, ob sie dem Wachmann Dave Hamby (RAINN WILSON) aus einem Brunnenschacht mitten im Wald retten und eventuell die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen oder, ob sie sich aus dem Staub machen und den Fremden seinem Schicksal überlassen.

                                        Während Matt den Mann im Loch verrotten lassen will, mit dem Argument, das gestohlene Geld für die Behandlung der krebskranken Mutter zu verwenden, fällt dem jüngeren Joey die Entscheidung nicht so leicht. Bis er eine Wahl getroffen hat, umsorgt er den Verunfallten und es entwickelt sich eine besondere Beziehung zwischen den beiden. Er schüttet dem Verletzten sein Herz aus und hat womöglich die Hoffnung, eine Vaterfigur oder zumindest einen guten Freund zu finden.

                                        Dass Zünglein an der Waage, damit Joey sein endgültiges Urteil treffen kann, ist, dass Matt nichts mehr heilig zu sein scheint und er seinen Weltschmerz zu betäuben versucht, indem er seinen kleinen Bruder drangsaliert. Matt meint, der Mann im Haus zu sein und kennt sogar vor der eigenen, schwer kranken Mutter kein Halt.

                                        Es mag sein, dass der eine oder andere den Wendepunkt als hanebüchen auffasst. Ich empfand das Abkommen allerdings als nachvollziehbar, wenn man die charakterliche Entwicklung bedenkt. Viel bedauerlicher fand ich, dass man sich nicht getraut hat, ein unbarmherziges Ende zu wählen, obwohl alles darauf hindeutet, in einer Tragödie zu enden. Ein Ausgang, bei dem das Böse oder auch keiner gewinnt, hätte der Geschichte verdammt gut gestanden. Schade, dass am Schluss der Schwanz eingekniffen und auf Melodramatik gesetzt wird.

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                                          999CINEASTOR666 11.09.2021, 14:19 Geändert 21.07.2022, 14:28

                                          August Underground (AT: Fred Vogel's August Underground) / US / 2001

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                                          Um Grenzen mit großen Schritten zu überschreiten, eignen sich Fake-Snuff-Filme optimal. Aus dem einfachen Grund, dass sie wie abgefuckte Heimvideos aussehen können und sollen, um so realistisch wie möglich zu wirken. Darüber hinaus braucht man nicht wirklich eine ausgefuchste Handlung, geschliffene Dialoge und überzeugende Darsteller. Ebenso wenig wie Spannungsmomente und dramaturgische Spitzfindigkeiten. Es reicht schlichtweg, größtmöglichen Schaden anzurichten, indem abartige, grausame und menschenverachtende Perversitäten aneinandergereiht werden.

                                          So dreht sich AUGUST UNDERGROUND um die scheußlichen Freizeitaktivitäten eines psychopathischen Serienkillers, die von seinem ständig in lautes Gelächter verfallenen und fummelnden Kameramann dokumentiert werden. Obwohl zartbesaitete Zeitgenossen*innen einen großen Bogen um AUGUST UNDERGROUND machen sollten, finden viele Gewaltakte außerhalb des Sehbereichs statt und die Perfidität spielt sich hauptsächlich im Kopf des Betrachters ab. Die unruhige Kamera und miserable Bildqualität bescheren Intensität und Authentizität, tragen aber auch dazu bei, die Foltereinlagen etwas zu entschärfen.

                                          Man wird ohnehin oftmals vor vollendete Tatsachen gestellt, wie eine verstümmelte Brustwarze oder ein abgeschnittener Penis. Eine Anhalterin wird zum Oralverkehr genötigt und halb tot geprügelt, im Hinterzimmer wird eine Leiche zersägt und ansonsten kriegt man ein Haufen sexuelle Erniedrigung und Schläge ins Gesicht zu sehen. Zum Schluss feiern die Psychos eine Party mit Junkie-Nutten und eine kriegt es von hinten besorgt, während ihr der Schädel mit einem Hammer eingeschlagen wird.

                                          Bei diesen Ausschnitten kriegt man zweifelsfrei ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, doch nebenbei begleitet man die beiden Gleichgesinnten noch bei anderen Zeitvertreiben, wie den Besuch eines Konzerts, eines Friedhofs, eines Bauernhofs, einer Modelleisenbahnausstellung und eines Supermarkts. Dabei wirft man zwar einen Blick in den Tagesablauf und die Psyche der zwei Sickos, aber es ist auch stinklangweilig und mühselig. In Szenekreisen hat AUGUST UNDERGROUND seine Anhängerschaft gefunden und wird als Kultfilm gefeiert, aber mir hat der kranke Scheiß wenig gegeben, weil die Schockwirkung vor dem Unterhaltungswert gestellt wurde.

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                                            Two Heads Creek / GB/AU / 2019

                                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                            Habe ich mir ehrlich gesagt besser vorgestellt, aber die Story will einfach nicht aus dem Knick kommen, obwohl bereits frühzeitig abzusehen ist, worauf das Ganze hinausläuft. Bis die Post abgeht, soll kein Spannungsbogen, sondern der Humor bei Laune halten. Der ist zwar schwarz, aber leider nicht trocken genug. Der verbale Schlagabtausch der grundverschiedenen, vermeintlich polnischen Geschwister hat ab und zu einen bissigen Spruch parat, der durchaus amüsant ist, aber im Großen und Ganzen gerät die Parodie auf Landeier, Fleischkonsum, Alkoholismus, Immigration und Fremdenfeindlichkeit viel zu albern. Die Einwohner des australischen Provinznestes sind viel zu überzogen und machen sich einfach nur lächerlich, anstatt gewitzt karikiert zu werden.

                                            Nachdem der schüchterne Metzger und seine Drama Queen von Zwillingsschwester nach dem Tod ihrer Mutter erfahren, dass sie nicht ihre biologische gewesen ist und sich auf den Weg von England nach Down Under machen, um ihren Wurzeln auf den Grund zu gehen, ist erstmal nicht allzu viel los. Die in der Zeit stehengebliebenen Hinterwäldler des heruntergekommenen, schweißtriefenden Kaffs verhalten sich seltsam und verbergen etwas. Bis das dunkle, längst erahnbare Geheimnis gelüftet wird, zieht sich die Backwood-Horrorkomödie wie Kaugummi, weil die Handlung unoriginell und die Witze größtenteils peinlich und plump sind.

                                            Wie so oft, versucht das letzte Drittel, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, und zwar mit abgetrennten Gliedmaßen sowie jeder Menge Blut und Gedärm. Auch wenn das Herz der Satire nun Splatter schlägt und Asiaten im Fleischwolf landen, kann das Gemetzel weder die dürftigen Ideen noch die blamablen Gags ausbügeln, die teils, teils für Langeweile und Fremdscham gesorgt haben.

                                            4,5 lesbische Haare

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                                              999CINEASTOR666 09.09.2021, 21:37 Geändert 09.09.2021, 21:40

                                              Afterparty - Feiern bis der Tod kommt (OT: Afterparty) / ES / 2013

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                                              Slasherfilm aus España, der auf begrenztem Raum spielt und aufgrund seiner kompakten Laufzeit, recht kurzweilig ist, auch wenn er letzten Endes nur leicht über dem Durchschnitt liegt.

                                              Das Geschehen steigt direkt mit einem Showdown ein, doch dabei handelt es sich nur um ein Serienfinale, das fatalerweise noch vor der eigentlichen Ausstrahlung im Netz gelandet ist. Um den Kopf von diesem Desaster freizubekommen, will sich Carlos (LUIS FERNÁNDEZ ESTÉBANEZ) auf einer wilden Hausparty vergnügen. Er ist der Hauptdarsteller bzw. Star der Serie und obendrein ein alternder Teenieschwarm. Er lässt bei der Damenwelt nichts anbrennen und wacht am nächsten Morgen verkatert in der Partyhochburg auf, die kurioserweise hermetisch abgeriegelt ist. Drei Ischen und ein weiterer Typ sind ebenfalls eingeschlossen und gemeinsam stellen sie fest, dass ihnen ein maskierter Killer die Petersilie verhageln will, als sie Morde per Handyvideos geschickt kriegen.

                                              Da Carlos als egoistischer und selbstverliebter Don Juan für Arme dargestellt wird, taugt er demzufolge wenig, als Sympathieträger und Identifikationsfigur. Die Aufgabe übernehmen nämlich eine graue Maus und ein Nerd, während die anderen beiden Mädels den Schlampenstempel aufgedrückt bekommen. Schauspielerisch ist allen nichts anzukreiden, aber ihre Charaktere sind eben nicht besonders charismatisch gezeichnet.

                                              Zunächst läuft das Katz-und-Maus-Spiel generisch ab, doch kurz vor dem letzten Drittel huscht ein Bruch herein. Die damit einhergehende Wendung ist zwar keine revolutionäre Genre-Innovation, aber bringt zumindest Bewegung und Abwechslung ins Spiel. Vereinzelt sind die Verhaltensweisen nach dem Richtungswechsel zwar weit hergeholt, aber befinden sich im Allgemeinen noch im Rahmen des Erträglichen.

                                              Die Kills sind nicht allzu derbe und kommen über ein paar Stichwunden und Schnittverletzungen nicht hinaus. Einige Ansätze sind gelungen und auch das angezogene Tempo zur zweiten Hälfte sowie ein dezenter Spannungsbogen glätten so manche Woge. Letztlich fehlt es jedoch an wirklich kreativen Ideen, saftigem Gemetzel und frenetischen Lachsalven.

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                                                999CINEASTOR666 04.09.2021, 18:44 Geändert 04.09.2021, 19:23

                                                Macho Trip - Das Weekend-Massaker (OT: Hot Summer Week / AT: Girls on The Road) / CA/US / 1972

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                                                Im Großen und Ganzen hat MACHO TRIP - DAS WEEKEND-MASSAKER alle Zutaten beisammen, für einen schlüpfrigen Autokino-Exploiter der frühen 70er – wie zwei 17-jährige, abenteuerlustige Früchtchen, einen traumatisierten Vietnam-Veteranen als Anhalter, einen seltsamen Hippiekult und einen berüchtigten Serienkiller – doch kann mit ihnen irgendwie nichts Gescheites anfangen.

                                                Auch wenn die Teenagerinnen ständig davon schwafeln, die Sau rauslassen zu wollen und Erfahrungswerte zu sammeln, sind sie prüde, zugeknöpfte Mauerblümchen. Der Vietnam-Veteran hat keine Flashbacks von den Kriegsgrauen im Dschungel, sondern vom Bürogespräch mit seinem Vorgesetzten über seinen psychischen Zustand. Die Blumenkinder hocken im Kreis am Strand und liegen sich in den Armen. Und vom Mörder hört man nur, was er getan haben soll, anstatt es mit eigenen Augen zu sehen.

                                                Fesselnd ist das nicht gerade, weil eine halbe Ewigkeit nur die unbekümmerte Sorglosigkeit der jungen Dinger eingefangen wird, bis ein Wechsel der Tonalität stattfindet. Weil der Wochenendausflug seine Schwerpunkte nicht auf die eventuell blutige Mordserie und möglicherweise spannende Tätersuche richtet, interessiert zum Schluss auch nicht mehr, wer dahintersteckt. Mal ganz davon abgesehen, dass es ohnehin recht offensichtlich ist. Dass der Streifen Kritik am Krieg äußert und andeutet, dass Heimkehrer gestörte, gewalttätige, drogenabhängige Wracks sind, macht ihn auch nicht an- und aufregender.

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                                                  999CINEASTOR666 03.09.2021, 21:45 Geändert 03.09.2021, 21:46

                                                  Medusa - Die Schlangenkönigin (OT: Medusa: Queen of the Serpents / AT: Medusa) / GB / 2021

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                                                  Die Schreckensgestalt der Medusa bietet eine optimale Grundlage für einen Horrorfilm, denn die griechische Mythologie hat ihr ein tragisches wie grausames Schicksal spendiert. Da macht es auch Sinn, dass diese britische Low-Budget-Produktion den Fokus auf eine drogenabhängige Prostituierte legt, die nach der Flucht aus nicht näher beleuchteten Gründen in die Wohnwagenanlage zurückkehrt, wo sie Freier bedient. Medusa steht nämlich mitunter für die gewaltsame Unterdrückung der weiblichen Sexualität. Ihre betörende Schönheit ist eine Gefahr und sie wird in ein Monster mit Schlangen als Haarersatz verwandelt, deren Blick Männer in Stein verwandelt. Leider wird das hier nur mäßig berücksichtigt, damit sich stattdessen um die Befindlichkeiten von Huren in einem Trailerpark gekümmert werden kann.

                                                  Die erwähnte Nutte wird eines Tages von einer Schlange gebissen und bemerkt kurze Zeit später Veränderungen an ihrem Körper und entwickelt merkwürdige Fähigkeiten. Bedauerlicherweise findet die Metamorphose lahmärschig statt und die spärlichen Einfälle werden nicht gerade spektakulär in der kärglichen Kulisse umgesetzt. Der Streifen macht den Eindruck eines drögen Sozialdramas, denn der Horror lässt lange Zeit auf sich warten. Die Opferzahl ist demzufolge überschaubar, doch zumindest sind die wenigen Gewalteinlagen halbwegs okay.

                                                  Spannungsarm ist das Treiben dennoch und darüber hinaus sind die schauspielerischen Leistungen nicht die Welt. Mit Schauwerten und einem vernünftigen Ende der Geschichte ist auch nicht zu rechnen. Weder das Thema der Ausbeutung noch der Rache wird ernsthaft oder mitreißend angegangen, weswegen man sich das öde Geschlängel sparen kann.

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                                                    999CINEASTOR666 02.09.2021, 17:54 Geändert 25.09.2021, 12:52
                                                    über Spell

                                                    Spell / US / 2020

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    SPELL hat mich an eine Kreuzung aus MISERY und DER VERBOTENE SCHLÜSSEL erinnert, bei der ein afroamerikanischer Rechtsverdreher samt Kind und Kegel mit einem kleinen Passagierflugzeug in den Appalachen abstürzt und sich auf dem dunklen und schmutzigen Dachboden eines älteren Ehepaares wiederfindet. Die Dame des Hauses umsorgt den verunglückten und ans Bett gefesselten Mann, doch schnell steht fest, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Hinter der freundlichen und hilfsbereiten Fassade verbergen sich finstere Abgründe, denn die schrullige Alte ist eine Hoodoo-Priesterin, die zur Nacht des Blutmondes ein Ritual angedacht hat.

                                                    Um die Atmosphäre fiebrig und erdrückend zu gestalten, wird mit Kontrasten, Bildschärfe und Close-ups herumexperimentiert. Obendrein sind die Bewegtbilder honigfarbend und es werden viele Lens-Flare-Effekte verwendet. Dieser überstilisierte Look ist schnell zu viel des Guten, trägt aber dennoch ungemein zur Unwirklichkeit und dem Unwohlsein bei.

                                                    Auch wenn ich mich zwangsläufig nicht gelangweilt habe, ist SPELL nur mäßig spannend. Das liegt zum einen daran, dass die Charakterisierungen eindimensional sind und zum anderen, dass dem Drehbuch die eigenen Ideen fehlen, obwohl das Thema Hoodoo, mit seinen gruseligen Puppen, Wunderheilung, Zauberelixiere und magischen Riten, doch eigentlich verdammt interessant ist und auch noch nicht allzu oft genutzt wurde. Außer dem Protagonisten und der Antagonistin, bilden die restlichen Figuren Staffage und der Plot bietet überwiegend Genre-Konventionen, bestehend aus Gegenwehrmaßnahmen, Erkundungstouren und Fluchtversuchen, weswegen so gut wie jeder Schritt abzusehen ist.

                                                    Die Ausstattung und Requisiten machen zumindest einen beängstigenden und authentischen Eindruck und es gibt auch einige Ekeleinlagen und Schockeffekte, über die man sich freuen kann. Vornehmlich äußert sich die Gewalt jedoch auf psychischer Ebene, anstatt körperlich zu werden. Darüber hinaus besitzt SPELL allerdings eine sozialkritische Note, und zwar den Klassenkampf zwischen Stadtmenschen und Landbevölkerung, zwischen Ungläubigen und Religiösen.

                                                    SPELL setzt hauptsächlich auf sein bedrohliches Ambiente und Suggestion, doch in den letzten Minuten ist Rambazamba angesagt. Da hier einiges an Rabatz aufgefahren wird, wirkt das ziemlich übertrieben und unpassend, im Vergleich zur zuvor hart erarbeiteten unbehaglichen Stimmung. SPELL ist alles andere als perfekt, aber ist mir trotzdem 6 Boogitys wert.

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