999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

  • 4 .5
    999CINEASTOR666 08.01.2021, 23:22 Geändert 27.07.2022, 13:56

    Mercy Black / US / 2019

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Obwohl die Figurenkonstellation übersichtlich ist, fallen die Figurenzeichnungen unsorgfältig und verhältnismäßig klischeebeladen aus. Nach einem Vierteljahrhundert in psychiatrischer Behandlung, schaut Marina (DANIELLA PINEDA) demütig auf die damaligen Ereignisse zurück und verdrängt den Glauben an paranormale Phänomene weitestgehend. Als Kind hat sie der Sagengestalt Mercy Black eine Klassenkameradin opfern wollen, damit diese im Gegenzug ihre kranke Mutter heilt. Ein Bekannter ihrer Schwester Alice (ELLE LAMONT) bedrängt sie jedoch, um einen True-Crime-Roman zu schreiben, woraus jedoch nicht allzu viel gemacht wird. Ihre Schwester ist zwar liebevoll um ihr Wohl bemüht und ist deshalb sympathisch, hat allerdings keinerlei Einfluss auf den Handlungsverlauf. Ihr achtjähriger Neffe Bryce (MILES EMMONS) übernimmt hingegen die typische Opferrolle, wobei lange Zeit vage bleibt, ob er tatsächlich heimgesucht wird oder ihm sein Verstand nur einen bösen Streich spielt.

    Im Allgemeinen tut sich relativ wenig Handfestes, da Mercy Black mehr oder weniger zum Gerücht verkommt, anstatt eine ernsthafte Bedrohung darzustellen, die permanent präsent ist. Die Frage, die den Zuschauer bei der Stange halten soll, lautet nämlich, ob sie real oder nur ein Hirngespinst ist? Rückblenden bringen in der Zwischenzeit zwar nahe, was in der Vergangenheit Schreckliches geschehen ist und zeigen obendrein auf, dass das Ritual nicht zu Ende gebracht wurde und demzufolge noch vor der Vollendung steht, bis zur halbwegs gelungenen, finalen Wendung sind jedoch kaum originelle Ideen, markante Szenen und wirkliche Höhepunkte zu verzeichnen, weswegen MERCY BLACK bei den meisten nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

    19
    • 6
      999CINEASTOR666 05.01.2021, 22:50 Geändert 06.01.2021, 03:46

      Vivarium - Das Haus ihrer ( Alp)Träume (OT: Vivarium) / IE/BE/DK / 2019

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      VIVARIUM - DAS HAUS IHRER (ALP)TRÄUME steckt voller Metaphorik, Symbolik und gesellschaftskritischen Verweisen, um interessierte Betrachter zum gemeinsamen Austausch über Bedeutungsebenen anzuregen und dazu zu bewegen, sich die Hirne über den Sinn des Lebens zu zermartern.

      VIVARIUM - DAS HAUS IHRER (ALP)TRÄUME kombiniert meines Erachtens Gesellschaftssatire, Sozialdrama, Science-Fiction, Mystery und psychologischen Horror miteinander und verarbeitet eine Menge Themen auf surreale, teils schwarzhumorige Weise. Zum Großteil wird gute Arbeit geleistet, doch an einigen Stellen ist der Anspruch doch zu hoch und es wurde sich an der Komplexität verhoben.

      Unter die Lupe genommen werden mMn Aspekte wie das Erwachsenwerden, Beziehungen, das Eigenheim, das Spießbürgertum, (ungewollter) Zuwachs, die Erziehung, der Generationskonflikt sowie Stress, Panik, Ängste und Zweifel dem verantwortungsvollen Leben nicht gewachsen zu sein, im Alltagstrott gefangen gehalten zu werden und allmählich einzugehen, bis das Ende gekommen ist.

      Dieser Kreislauf beginnt immer und immer wieder von neuem und ist ziemlich harter Tobak, in Anbetracht dessen, dass sich Menschen ständig ihrer Verantwortung entziehen. Ein pessimistischer Blick auf die Existenz eines jeden, die nur ein Hamsterrad zu sein scheint, aus dem man ausbrechen will. Vielleicht ist VIVARIUM - DAS HAUS IHRER (ALP)TRÄUME aber auch ein Aufruf, seinem Leben einen Sinn zu geben und endlich Verantwortung zu übernehmen?!

      IMOGEN POOTS und JESSE EISENBERG stellen ihr Schauspieltalent unter Beweis, da ihre, in Elternrollen gezwängten, Figuren glaubhaft mit ihrem "Schicksal" ringen, wie Tiere gehalten zu werden, sich nicht individuell entfalten und eigene Entscheidungen treffen zu können. Ihre Bedürfnisse und Wünsche werden im Keim erstickt, um sich dem System anzupassen und nur ein kleines Rädchen im Getriebe zu sein. Sie spiegeln herausragend das beklemmende Gefühlschaos aus Isolation, Ignoranz, Aggression, Toleranz und letzten Endes Resignation wider in diesem künstlichen Mikrokosmos, in dem ihnen ein Ei ins Nest gelegt wird, das sie wie ein Parasit auslaugt und sie mitunter per Mimikry drangsaliert. Die unwirkliche, weil sich eins zu eins gleichende, Perfektion vorgaukelnde, labyrinthartige Wohnsiedlung erzeugt ein unangenehm bizarres Gefühl, das wie eine Krankheit wuchert.

      Trotz alledem kann ich leider keine höhere Bewertung springen lassen, da VIVARIUM - DAS HAUS IHRER (ALP)TRÄUME vielmehr eine unbehaglich-groteske Vorstadt-Versuchsanordnung ist, zwischen THE TWILIGHT ZONE und DIE TRUMAN SHOW, die einige Mindfucks beschert und eher an die Neugierde und dem Voyeurismus des Zuschauers intendiert, anstatt handlungsgetrieben zu sein und auf eine Spannungskurve Wert zu legen.

      24
      • 7
        999CINEASTOR666 04.01.2021, 14:00 Geändert 04.01.2021, 14:39

        Antebellum / US / 2020

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        ANTEBELLUM tritt in die Fußstapfen von GET OUT und WIR, indem erneut der Fokus auf dem Rassismus in den USA liegt und diesmal auch an der Wurzel allen Übels gerissen wird, damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.

        Zu Beginn wird ein intensiver und emotional aufwühlender Blick auf eine Baumwollplantage in den Südstaaten zu Zeiten des Bürgerkrieges geworfen, auf der Offiziere der Konföderierten Sklaven*innen systematisch demütigen, misshandeln und foltern.

        Wer dort landet, muss jede Hoffnung fahren lassen. Um jedweden Widerstand im Keim zu ersticken, sind Gespräche unter den Leibeigenen strengstens verboten und werden hart bestraft. Eden (JANELLE MONÁE) behält ihren Widerstandsgeist allerdings bei und denkt über Flucht nach.

        Plötzlich wird der Zuschauer aus der Bahn geworfen und denkt, dass es sich nur um einen bösen Traum gehandelt hat, als eine völlig neue Richtung eingeschlagen wird, die stutzig werden lässt. Auch wenn zahlreiche Irritationen eingestreut werden, bin ich dem Kniff nicht auf die Schliche gekommen, weswegen er besonders gemein gesessen hat.

        Möglicherweise werden die Wendungen nicht jedem gefallen und unter absurd abgelegt. Schwer tun werden sich wohl auch diejenigen, die das Thema bisher nicht auf dem Schirm hatten oder die es ohnehin nicht interessiert. Ich fühlte mich jedoch freudig überrascht, da von Twist zu Twist die tiefere Bedeutung aufgedeckt wird. Und zwar, dass dieses dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte immer noch fester Bestandteil der Gesellschaft ist, da Rassismus, ob im Alltag oder gar institutionalisiert, kein Relikt ist.

        Dass die Subtilität zum Schluss gegen die subversive Holzhammermethode ausgetauscht wird und man nahezu modernes Blaxploitation-Kino präsentiert bekommt, hat mich, als Freund solcher Filme, überhaupt nicht gestört, sondern maßgeblich zu dieser Bewertung bewogen.

        21
        • 3 .5
          999CINEASTOR666 03.01.2021, 19:33 Geändert 03.01.2021, 19:33

          Dreaming Purple Neon / US / 2016

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Ambitionierter Splatter-Trash aus dem skurrilen Underground, der das Bahnhofskino huldigt, obwohl die Kasse klamm ist.

          Eine satanische Sekte vertreibt eine neue Droge, die Konsumenten*innen in blutrünstige Wahnsinnige verwandelt. Der Kult hat nämlich vor, die Dämonin Abaddon heraufzubeschwören. Ein willkürlich zusammengewürfeltes Grüppchen Dumpfbacken bleibt nichts anderes übrig, als die Teufelsanbeter aufzuhalten ...

          Die Figuren sind affig hoch 10, labern nur gequirlte Scheiße und werden von Mitmenschen gemimt, denen die Schauspielkunst nicht im Blut liegt. Die Story ist Pillepalle, da zu 99,98 % nur durch zahlreiche Kellerräume gelatscht wird, während Mutanten, Besessene und Sektenmitglieder zwischendrin herumhampeln und nebenbei ordentlich herumgemanscht wird.

          Die erste Hälfte lässt sich noch etwas Zeit, bis es in der zweiten in die Vollen geht. Für den anspruchslosen Gorehound gehen die praktischen Effekte qualitativ in Ordnung. Der Synthie-Score erzeugt Retro-Feeling, wie auch die Bildstörungen und die Ausleuchtung mit Primärfarben.

          Trotz einer Menge Gekröse und Grindhouse-Charme, dreht sich der Stoff irgendwann nur noch um die eigene Achse und beginnt, anzuöden, weil man sich an den Schmoddereien sattgesehen hat. Gags, die auch zünden, sowie nackte Haut, die auch Erotik versprüht, hätten bestimmt nicht geschadet, um die viel zu lang geratene Matschepampe zumindest ein wenig aufzuwerten und genießbarer zu machen.

          16
          • 4 .5
            999CINEASTOR666 03.01.2021, 14:03 Geändert 03.01.2021, 14:04

            Dead Awake - Wenn du einschläfst, bist du tot (OT: Dead Awake) / US / 2016

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Die Schlafparalyse scheint ein beliebtes Thema von Drehbuchautoren*innen für Horrorfilme zu sein. Ich habe schon mehrere Horrorfilme gesehen, die sich mit dem eigentlich interessanten und vielschichtigen Syndrom der alten Hexe beschäftigt haben. Bisher konnte mich leider noch kein Beitrag vollends überzeugen. Auch wenn ich mir sehr gut vorstellen kann, dass dieser Grenzzustand panische Angst auslöst, scheint er sich nur bedingt für spannungsgeladene Geschichten zu eignen. Bei einem Filmabend will man ja um den Schlaf gebracht werden, doch wenn sich ein Streifen permanent ums Schlafen dreht, verführt das dazu, die Augen auch mal kurz ausruhen zu wollen.

            Der Kampf gegen das alte Hexensyndrom gestaltet sich nicht besonders originell. Nach kürzester Zeit wird es recht eintönig, weil den üblichen Mustern und Motiven gefolgt wird und sich die Vorgänge irgendwann nur noch wiederholen. Die Gruselmomente sind zwar ganz nett, aber hier und da wurde einem auch schon wirkungsvoller das Fürchten gelehrt. Zudem tun sich die Hauptprotagonisten schwer, Sympathien zu vermitteln, die man als Zuschauer hegen und pflegen kann. Auf handwerklicher Ebene gibt es nicht viel auszusetzen und wer von Jump-Scares noch nicht allzu vorbelastet ist wie ich, kann durchaus erschreckt werden. Mit Gewalttätigkeiten, die über eine FSK 16 hinausgehen, braucht man allerdings nicht zu rechnen.

            DEAD AWAKE - WENN DU EINSCHLÄFST, BIST DU TOT ist konventionelle Genreware, die formal und inhaltlich vergleichsweise einfallslos ausfällt und bedauerlicherweise auch nicht vor Logiklücken gefeit ist. Obendrein nimmt sich die Gruselmär todernst und zieht sich prompt in die Länge, weil es ihr an Ideen mangelt, die für Stimmung, Tempo und Abwechslung sorgen.

            18
            • 6 .5
              999CINEASTOR666 02.01.2021, 20:29 Geändert 03.01.2021, 18:41

              Dead Body / US / 2017

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Slasherfilme gibt es etliche. Wirklich gute aber nur vereinzelt, weil oftmals das Whodunit innerhalb des eigenen Plots vernachlässigt oder gar komplett missachtet wird. Obwohl es doch viel unterhaltsamer und spannender ist, zusammen mit den Protagonisten zu rätseln, wer hinter der Mordserie steckt, oder?! Insbesondere, wenn die Verdachtsmomente rotieren. DEAD BODY fädelt das Konzept ganz clever ein, indem das titelgebende Gesellschaftsspiel zum tödlichen Ernst wird, als Highschool-Absolventen in einer Luxushütte in der Wildnis ihren Abschluss feiern wollen, bevor der weitere Lebensweg aufs College führt.

              Der Einstieg ist klassisch und spielt final noch eine Rolle. Als zum Ausgangspunkt zurückgekehrt wird, konstelliert sich ein breites Spektrum Klischeefiguren, das für Vielfalt und Abwechslung sorgt. Das Vorgeplänkel gestaltet sich angenehm kurz, denn die ersten Toten lassen nicht lange auf sich warten. Das Tempo wird angezogen, man verdächtigt sich gegenseitig und zahlreiche Motive werden hervorgekramt. Das Ratespiel ist solide und macht Spaß, obwohl es durchaus passieren kann, dass sich der erste Verdacht eines erfahrenen Slasherfilm-Fans bestätigen kann.

              Die Kills sind zu Anfang nicht allzu explizit, werden aber später zeigefreudiger. Auf CGI wird zum Glück verzichtet und auch die restliche Inszenierung geht handwerklich in Ordnung. Die Darsteller mimen ebenfalls auf passable Weise und dämliche Verhaltensweisen oder bodenlose Logiklöcher halten sich ungemein in Grenzen. Das Motiv macht zudem Sinn und ist auf filmischer Ebene nachvollziehbar, sodass Genrefreunde, die mit geringer Erwartungshaltung an den Streifen herangehen, durchaus kurzweilig unterhalten werden. Die üble deutsche Synchronisation verhunzt zwar diesen Eindruck völlig, aber man hat ja die Möglichkeit, die Tonspur zu wechseln.

              17
              • 7
                999CINEASTOR666 02.01.2021, 16:06 Geändert 02.01.2021, 16:07

                Ghosts of War / GB / 2020

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                Der Horrorfilm ist dafür bekannt, sich nicht zu fein zu sein, unglaublich gerne diverse Genres miteinander zu kombinieren. Abgesehen von einer Reihe Splatter-Trash mit Nazi-Zombies, ist die Verbindung von Horror und Krieg noch relativ selten zu finden.

                GHOSTS OF WAR bietet uns nun eine Gruppe junger US-Soldaten, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein französisches Schloss bewachen soll, das einst von Nazis besetzt gewesen ist. Von den Entbehrungen des Kriegsalltages sichtlich mitgenommen, liefert die Aufpasserfunktion eine komfortable Abwechslung. Nach kurzer Eingewöhnungsphase sind die Soldaten jedoch gezwungen, den Schrecken des Krieges gegen Furcht einflößenden Spuk einzutauschen, der ihnen nach den Leben trachtet.

                Erfreulich ist, dass sich Zeit genommen wird, den Kriegsalltag der Mannen glaubhaft nachzubilden. Außerdem, dass sie nicht als strahlende Helden dargestellt werden, sondern vom Kriegsgrauen psychisch belastet sind. Für diejenigen, die nur darauf warten, endlich erschreckt zu werden, bedeutet das aber, sich in Geduld zu üben. Wenn es jedoch soweit ist, werden all die altbewährten Gruselfilm-Klischees abgefeuert, die man so kennt. Mich kann das zwar nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken, zu meinem Glück sind die unheimlichen Erscheinungen jedoch nur Teil eines geschickt eingefädelten Bluffs.

                Generell beschleicht einem nämlich des Öfteren das Gefühl, dass ein entscheidendes Puzzleteil zu fehlen scheint. Wer gut aufpasst, entdeckt auch einige Anachronismen, die stutzig werden lassen. Diese Irritation macht den Reiz aus und kompensiert die Konventionalität der paranormalen Phänomene, bis die Wendung einem völlig unerwartet den Boden unter den Füßen wegreißt. Der Plot-Twist sitzt zweifelsfrei und wird auch ansprechend breit ausgerollt. Doch allem Anschein nach gingen den Verantwortlichen zum Schluss die Ideen aus, weswegen das Ganze ziemlich abrupt und unvollendet endet. Ganz rund ist GHOSTS OF WAR demnach nicht, aber immer noch interessant genug, um eine Empfehlung aussprechen zu können.

                18
                • 7
                  999CINEASTOR666 01.01.2021, 14:45 Geändert 24.07.2022, 20:31

                  Black Water: Abyss / AU/US / 2020

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  BLACK WATER: ABYSS ist das Quasi-Sequel von BLACK WATER - WAS DU NICHT SIEHST, KANN DICH TÖTEN anno 2007. Der abermals nervenaufreibende Überlebenskampf wurde vom Mangrovenbaum-Geäst in ein unerforschtes Höhlensystem verlegt, das durch ein Unwetter geflutet wurde.

                  Nach einem handelsüblichen Beginn, gibt die Blauäugigkeit des Quintetts Rätsel auf, da es doch ziemlich unvernünftig ist, ein unerforschtes Höhlensystem auf eigene Faust zu erkunden. Menschen treffen allerdings tagein, tagaus unkluge Entscheidungen, weshalb ich die unbedarfte Abenteuerlust und unvorsichtige Risikobereitschaft der Ausflügler nicht als Problem betrachte, das sich auf das gesamte Szenario negativ auswirkt. Ebenso wenig problematisch erachte ich, dass in Australien möglicherweise keine Krokodile in Höhlen leben. Immerhin handelt es sich nur um ein einziges Krokodil, das auch im Flussdelta sein Unwesen treibt. Darüber hinaus habe ich keine akribisch recherchierte Dokumentation erwartet, sondern einen Genrefilm, der dem Unterhaltungszweck dient.

                  BLACK WATER: ABYSS erfindet das Rad beim besten Willen nicht neu und bedient sich an zahlreichen Genrekonventionen. Trotzdem wird der Höhlentrip zum beklemmenden Höllentrip, als die Furcht einflößende Panzerechse auftaucht und Kohldampf hat. Es entwickelt sich eine gewisse Klaustrophobie, der man sich nicht entziehen kann. In aller Regelmäßigkeit fesseln spannungsgeladene Momente, da der panische Kampf ums Überleben zum Großteil glaubwürdig umgesetzt ist und die überwiegend sympathischen Charaktere Möglichkeiten zur Identifikation bieten.

                  Was allerdings ein wenig schade ist, ist, dass auf ein Reptil zurückgegriffen wurde, das am Computer generiert ist, anstatt auf echte Tiere zu setzen wie das Original. Das nagt selbstverständlich an der Authentizität, ist aber noch halbwegs zu verschmerzen, da die CGI passabel sind. Tröstlich ist darüber hinaus, dass am Schluss Murphys Gesetz in Kraft tritt und man ein weiteres Mal ordentlich mitfiebert, sodass man durchaus zufrieden ist, wenn der Abspann läuft.

                  16
                  • 6
                    999CINEASTOR666 31.12.2020, 22:16 Geändert 02.01.2021, 16:10

                    Black Water - Was du nicht siehst, kann dich töten (Black Water) / AU / 2007

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Die Urteilsfindung ist eine kleine Herausforderung. Gemessen an dem zweifelsfrei eingeschränkten Belagerungszustand und dem Anspruch, realitätsnah ums Überleben zu kämpfen, holt BLACK WATER das Bestmögliche unter den gegebenen Voraussetzungen heraus. Im Vergleich mit anderen Tierhorrorfilmen und/oder Survivaldramen, hält sich der Unterhaltungswert allerdings in Grenzen.

                    Trotz alledem gestaltet sich der Überlebenskampf dreier Ausflügler auf einem Mangrovenbaum in den unbarmherzigen Sümpfen Australiens insgesamt als äußerst spannend, beängstigend und mitreißend. Das liegt einerseits daran, dass mit echten Krokodilen gedreht worden ist und keine billige CGI die Glaubwürdigkeit und Authentizität ruinieren und andererseits daran, dass man sich im Laufe der Zeit in die Lage und Protagonisten hineinversetzen kann und beginnt, selbst einen Ausweg zu suchen, jedoch nicht viele Optionen übrig bleiben.

                    Durch inszenatorisches Geschick wird die Beklemmung fühlbar und das Mitfiebern derart wirkungsvoll, obwohl die allgemeine Figurenzeichnung zu wünschen übrig lässt. Da sich auf die Bedrohung und Suche nach einem Weg aus der Ausweglosigkeit konzentriert wird, fällt dieses Manko allerdings nur geringfügig ins Gewicht. Ein intensives Filmerlebnis erlebt man trotzdem, auch wenn BLACK WATER nicht jedermanns Sache sein wird. Wenn man jedoch bereit ist, sich auf das Szenario einzulassen und ein gewisses Maß an Empathie aufbringen kann, dem sei BLACK WATER empfohlen.

                    6 Todesrollen

                    18
                    • 4 .5
                      999CINEASTOR666 31.12.2020, 14:55 Geändert 02.01.2021, 16:14
                      über Boar

                      Boar - Im Outback hört dich niemand quieken (OT: Boar) / AU / 2017

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Ich will ja keine Keilerei vom Zaun brechen, aber Boar ey, dieser Down Under-Schlock spießt sein Potenzial auf den Hauern auf.

                      Langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass es von Vorteil ist, das Ungetüm zunächst nur andeutungsweise angreifen zu lassen, um die Spannung zu steigern. Dieser Erfahrungswert empfiehlt sich im Besonderen, wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichend sind, um Kreaturen in freier Wildbahn überzeugend zu gestalten. Regisseur CHRIS SUN (CHARLIE'S FARM) pfeift allerdings auf dieses ungeschriebene Gesetz und setzt sowohl den Überraschungs- als auch den Schockeffekt aufs Spiel.

                      Weil kein Wert darauf gelegt wird, auf einem dramaturgischen Unterbau Spannung aufzubauen, dient die simple und fahrig inszenierte Handlung schlichtweg dem Mittel zum Zweck, das monströse Wildschwein möglichst oft blutrünstig in Szene zu setzen. Das befriedigt zwar die niederen Triebe, höhere Ansprüche bleiben jedoch brach liegen.

                      Eine Patchwork-Familie, die im Jagdrevier des borstigen Monstrums ausspannen und eine schöne Zeit haben will, wird zwar als Protagonisten eingepflegt, doch wird immer wieder links liegen gelassen, damit sich Hinz und Kunz gewidmet werden kann, die dem Keiler wahllos zum Opfer fallen. Emotionale Bindungen und Anteilnahme an den Ableben haben demnach einen schweren Stand.

                      Bis zum Schluss ist mir auch nicht ganz klar geworden, ob es sich um einen ernstgemeinten oder humorvollen Beitrag handelt. Die Leutchen verhalten sich nämlich die meiste Zeit saudämlich und labern überwiegend Hirnzellen abtötenden Stuss. Zum Schlapplachen und vom Stuhl fallen war mir allerdings nicht zumute, sondern vielmehr zum Augenrollen und Kopfschütteln.

                      BOAR - IM OUTBACK HÖRT DICH NIEMAND QUIEKEN ist ein Ozploitation-Streifen erschreckend schlichten Gemüts, der weder Furcht einflößt noch an den Fingernägeln knabbern lässt, aber trotzdem knackig und saftig ist. Da sowohl Animatronik als auch Animation verwendet wird, ist die Effektivität der Effekte durchwachsen. Das macht der Authentizität zu schaffen, aber die hatte wohl ohnehin kein Wörtchen mitzureden.

                      17
                      • 5
                        999CINEASTOR666 28.12.2020, 12:26 Geändert 04.06.2023, 10:20

                        Mask Maker - Meet Your Maker (OT: Maskerade) / US / 2011

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Dass der fiktive Charakter Leatherface als Vorbild herhalten musste, ist nicht zu übersehen und die Offensichtlichkeit wohl auch gewollt. Weil ihm die Eigenständigkeit fehlt, wird der Maskenbildner dieses Low-Budget-Streifens eher nicht in die Annalen des Horrorgenres eingehen, ein Zugeständnis ist aber, dass der Gesichtselfmeter beinhart und furchterregend zur Tat schreitet.

                        Um auf Nummer sicher zu gehen, weicht die Handlung kein Stück von gängigen Genrekonventionen ab, allerdings wird sich bemüht, dem entstellten Killer eine ordentliche Hintergrundgeschichte zu verpassen, indem regelmäßig Rückblenden eingeschoben werden.

                        Das Pärchen und ihre Freunde, die in einem heruntergekommenen Haus in der Einöde Geburtstag feiern wollen, erhalten hingegen nur unzureichend Backgrounds. Viel Zeit wird deswegen geopfert, um Farbe zu kaufen, Haus und Grundstück zu erkunden, teuren Wein aus dem Keller zu saufen und in der Scheune rumzumachen. Während die Chance nur unzulänglich wahrgenommen wird, zwei Charaktere ordnungsgemäß einzupflegen, die das dunkle Geheimnis des Anwesens kennen, doch nicht so recht mit der Sprache herausrücken wollen.

                        Die deutsche Synchronisation schwächelt bei einigen Protagonisten, liegt aber insgesamt im akzeptablen Bereich. Ich habe wirklich schon viel Schlimmeres hören müssen. Die Dialoge selbst sind gewohnt zweckmäßiger Natur. D. h. mit intellektuellen Debatten ist nicht zu rechnen.

                        In der zweiten Hälfte kommt zwar etwas mehr Bewegung ins Spiel, der von den Toten auferstandene Mörder übt sich aber zunächst in Zurückhaltung, bevor er im letzten Drittel ordentlich aufdreht. Die Kills haben zwar eine gewisse Härte, Freunde von Guts and Gore werden aber trotzdem unzufrieden sein.

                        Da ich schon weitaus miesere Machwerke über mich ergehen lassen musste, tendiere ich zum Durchschnitt, da doch einige positive Ansätze zu erkennen sind, es aber auch zahlreiche Tiefen gibt.

                        16
                        • 5 .5
                          999CINEASTOR666 27.12.2020, 15:08 Geändert 07.01.2021, 16:42

                          Fear Asylum (OT: Room 33) / US / 2009

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Ein verunfalltes Pärchen wird auf einer Landstraße aufgegabelt, von einer Gruppe Rollergirls, ihrem Trainer und einem Kameramann, die sich auf dem Weg zu einer Veranstaltung befinden. Als ihnen am Arsch der Welt das Benzin ausgeht und es allmählich dunkel wird, finden sie Zuflucht in einer verlassenen Nervenheilanstalt. Plötzlich werden sie von einem jungen, verwirrten Mädchen angegriffen, das offensichtlich misshandelt wurde. Im Behandlungsraum 33 scheinen schreckliche Dinge geschehen zu sein und unheimliche Vorkommnisse häufen sich noch immer ...

                          Dass man es mit einer Low-Budget-Produktion zu tun hat, ist unverkennbar. Dennoch hat mir die Camcorder-Optik gefallen und hat mich nostalgisch werden lassen. Darüber hinaus ist es den Verantwortlichen trotz alledem gelungen, die psychiatrische Anstalt, mit der dunklen Vergangenheit, durchaus atmosphärisch abzubilden. Eine bedrohliche und unheilvolle Stimmung zieht sich beinahe kontinuierlich durch den gesamten Streifen, ohne in den entscheidenden Momenten zu schwächeln.

                          Da bereits eine Reihe von Filme existiert, mit einer ähnlichen Prämisse, ist die Thematik weder taufrisch noch innovativ. Nichtsdestotrotz hat FEAR ASYLUM eine Besonderheit – und zwar die Rollergirls. Die Mädels haben Haare auf den Zähnen und lassen die Herren der Schöpfung wie warm duschende Weicheier aussehen und dastehen. Die umgekehrte Rollenverteilung ist mal etwas anderes und amüsant anzusehen.

                          Der Spannungsbogen lässt allerdings zu wünschen übrig, da Hintergründe und Zusammenhänge zu lange im Schatten bleiben und sich im Laufe der Zeit auch dieses und jenes zu wiederholen scheint. Kurze Flashbacks lassen zwar Vermutungen zu, allzu viel kann man mit ihnen jedoch nicht anfangen, um eine konkrete Vorstellung vom diffusen Bösen zu bekommen.

                          Das letzte Drittel nimmt erwartungsgemäß an Fahrt auf und wird auch etwas blutiger. Die blutigen Einlagen bleiben jedoch im überschaubaren Rahmen und fallen auch nicht übermäßig hart aus. Am Schluss wird selbstverständlich des Rätsels Lösung präsentiert, wobei nicht jedes Logikloch gestopft werden kann. Auch wenn inhaltlich noch einiges ausbaufähig gewesen wäre und auch schauspielerisch ein paar Unterrichtsstunden bestimmt nicht geschadet hätten, fühlte ich mich kurzweilig unterhalten, weshalb ich gutmütig leicht überdurchschnittlich bewerte.

                          18
                          • 5
                            999CINEASTOR666 27.12.2020, 00:27 Geändert 27.12.2020, 00:43

                            Die toten Augen des Dr. Dracula (OT: Operazione Paura / AT: Die toten Augen / Kill, Baby... Kill! / Curse of the Dead / Curse of the Living Dead / Operation Fear / Don't Walk in the Park) / IT / 1966

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts erfreute sich gotischer Horror großer Beliebtheit, weswegen Regie-Maestro MARIO BAVA die Operation leitete, Angst auf die Leinwand zu bringen.

                            Wer vom deutschen Titel geködert wird und den Ober-Blutsauger in Aktion sehen will, gerät jedoch an die falsche Adresse. Hier haben wir es schlichtweg mit dreister Bauernfängerei zu tun, auch wenn die deutsche Tonspur gegen Ende kläglich versucht, den promovierten Fürsten der Finsternis doch noch erwähnt zu bekommen. Es handelt sich allerdings keinesfalls um einen Vampirfilm, sondern um eine klassische Geistergeschichte mit allem, was dazugehört.

                            Ein abgelegenes, nahezu in Nebelschwaden ersticktes Dorf. Verschlossene, abergläubische und verängstigte Dorfbewohner. Eine undurchsichtige Dorfhexe. Ein dunkles Geheimnis um ein kleines, totes Mädchen. Ein gruseliges Schloss samt daumendicke Spinnweben und verschrobener Schlossherrin. Ein weltlicher, aufgeklärter Arzt, der übernatürlichen Phänomenen keinen Glauben schenkt und den rätselhaften Todesfällen auf den Grund gehen soll.

                            Ja, stilistisch kriegen Liebhaber*innen von altmodischem Grusel experimentierfreudige Kameraarbeit und künstlerisch ausgeleuchtete Kulissen geboten, wodurch man sich unwillkürlich in einen schaudererregenden Albtraum hineinversetzt fühlt. Auch die musikalische Untermalung leistet ihren Anteil formidabel, um die schaurige und unheilschwangere Stimmung und Atmosphäre zu bestärken.

                            Allerdings ist der exzentrische Inszenierungsstil meines Erachtens derart besitzergreifend, dass die Geschichte nach und nach in den Hintergrund gedrängt wird und die ohnehin steifen Darsteller allmählich wie ein notwendiges Übel erscheinen.

                            In Szene gesetzt ist die Schauergeschichte meisterhaft, das Stilbewusstsein geht jedoch bedauerlicherweise an die Substanz. Aufgeworfene Fragen werden zur Nebensache, um sich in den Bilderfluten zu verlieren. Im Laufe der Zeit hat dieser Italo-Chiller seine Anhänger gefunden, ich mag es persönlich jedoch etwas gehaltvoller.

                            16
                            • 4 .5
                              999CINEASTOR666 26.12.2020, 20:27 Geändert 28.12.2020, 21:18

                              Nachts, wenn das Skelett erwacht (OT: The Creeping Flesh / AT: Die Auferstehung des Grauens) / GB / 1973

                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                              Den deutschen Verleihtitel sollte man nicht zwangsläufig für bare Münze nehmen. Das riesige und die Fantasie anregende Skelett aus Papua-Neuguinea, das dem übereifrigen Dr. Emanuel Hildern (PETER CUSHING) Beweis sein soll, dass vor dem modernen Menschen bereits eine hochentwickelte Spezies existierte, erwacht dummerweise erst kurz vor Zapfenstreich zum fleischlichen Leben. Zuvor wird nämlich versucht, zahlreiche andere Themen unter einen Zylinder zu quetschen.

                              Das funktioniert leider nur suboptimal, weil man öfters den Eindruck gewinnt, von der eigentlichen Prämisse abgelenkt zu werden, obwohl diese ganz interessant und faszinierend ist. Auch wenn es eventuell ein wenig hanebüchen oder gar leicht abgehoben erscheint, dem Ursprung des Bösen auf den Grund zu gehen und ihn ausmerzen zu wollen, um das verlorene Paradies wiederzugewinnen.

                              Wie gesagt, auch wenn gotischer Grusel par excellence geboten wird, fühlt man sich das ein oder andere Mal wie in einem anderen Film und weiß nicht so recht, worauf man seine Konzentration lenken soll, aufgrund der umfangreichen Behandlung von Nebenplots. Das bewirkt, dass man das ungute Gefühl hat, mit Längen und Leeren kämpfen zu mussen, obwohl nonstop einiges los ist.

                              Auf blutige Effekte und abscheuliche Grausamkeiten wird währenddessen weitestgehend verzichtet, da mehr Wert auf Atmosphäre, Figurenzeichnung und die Entwirrung der Handlungsfäden gelegt wird. Letzten Endes führt das mäßig spannende Treiben zu einem geschickt eingefädelten Kniff, der die vorangestellten Geschehnisse, um den verrückten Wissenschaftler, in ein anderes Licht rücken.

                              18
                              • 6 .5
                                999CINEASTOR666 24.12.2020, 00:02 Geändert 24.12.2020, 10:44
                                über In Fear

                                In Fear / GB / 2013

                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                Ein Pärchen, das sich erst vor zwei Wochen kennengelernt hat, hat Ärger in einem Pub und zieht schnell Leine. Sie sind auf dem Weg zu einem Festival, doch Tom (IAIN DE CAESTACKER) überrascht Lucy (ALICE ENGLERT) mit der Buchung eines abgelegenen Hotels für eine Nacht. Lucy willigt skeptisch ein, doch die Ausschilderung im Wald führt sie in die Irre. Als die Nacht hereinbricht und das Benzin immer knapper wird, wird der ohnehin unsichere Umgang miteinander von Anspannung, Verzweiflung, Panik und Angst getrübt. Plötzlich taucht ein unbekannter Dritter auf und bittet um Hilfe. Schnell wird klar, dass Max (ALLEN LEECH) besser nicht auf der Rückbank Platz hätte nehmen sollen ...

                                Wenn man die Inhaltsangabe liest, könnten bei dem einen oder anderen die Erwartungen sinken, weil man eine ausgelutschte Prämisse vermutet. IN FEAR ist aber ein kleines, fieses Werk, das flugs eine unheilvolle Atmosphäre aufbaut und ohne nerviges Gekeife von Teenager-Blagen auskommt.

                                Mit einfachsten Mitteln wird nämlich unverfälschtes Spannungs- und Angstkino erzeugt, da mit tief verwurzelten Urängsten und gängigen Klischees gemein gespielt wird. Denn, obwohl der Großteil schlichtweg im Autoinneren spielt, überrascht die düstere Irrfahrt mit unerwarteten Finten, die durch einen kraftvollen Score untermauert werden.

                                Als der Hilfeersuchende auf der Bildfläche erscheint, flacht die von Paranoia und Bedrohlichkeit durchdrungene Intensität zwar geringfügig ab, da man erst einmal hinter die Tücke steigen und sie verarbeiten muss, doch nachdem man die bittere Pille geschluckt hat und einem begreiflich wird, welches perfide, soziopathische und von krankem Humor begleitete Spiel getrieben wird, ist seine Wirkung beachtlich.

                                Leider wird das Ende der Geschichte dem Ganzen nicht vollends gerecht und lässt relativ unbefriedigt zurück, da es unkonkret erscheint. Für ein Debüt ist IN FEAR trotz alledem ein über weite Strecken gelungener und sehenswerter Genrebeitrag, dem man eine Chance geben sollte.

                                17
                                • 6 .5
                                  999CINEASTOR666 22.12.2020, 07:06 Geändert 07.07.2022, 10:36

                                  Vampire Dinner - You Are What You Eat (OT: Broil) / US / 2020

                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                  Was hier diniert wird, ist verdammt vielschichtig und reichhaltig, weswegen man sich mehr als einmal komplett verwirrt wiederfindet. Doch im weiteren Verlauf findet man sich immer besser zurecht und die Irritation schwindet.

                                  Es fängt bereits bei der Titelvergabe im deutschsprachigen Raum an. Auch wenn die Familie Sinclair Ähnlichkeiten mit Vampiren aufweist, wird bis zum Schluss nicht voll und ganz geklärt, mit welcher Art Wesen man es zu tun hat. Wenn man nicht päpstlicher als der Papst ist, führt diese "Unentschlossenheit" dazu, dass dem "Vampirfilm" neue Facetten zuteil und interessante Richtungen eingeschlagen werden.

                                  Aufmerksamkeit ist gefragt, da der Plot zahlreiche Handlungsstränge erschließt und zwischen den Ebenen umherspringt. Das Kernthema sind Familiengeheimnisse und Zerwürfnisse, die kleinen und großen innerfamiliären Konflikte. Bis man das große Ganze auf dem Schirm hat, vergeht jedoch einige Zeit. Durchhaltevermögen wird allerdings nicht abverlangt, wenn man bis zum Clou versucht, eigenständig Hintergründe zu klären und Zusammenhänge zu verstehen.

                                  Die Darsteller, die entscheidende Rollen bekleiden, agieren durch die Bank auf hohem Niveau und auch die deutsche Synchronisation weiß zu gefallen, was heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

                                  Als das Dinner stattfindet, wird die wahre Stärke präsent. Die Atmosphäre verdichtet sich, wird bedrohlicher, im positiven Sinne unangenehmer und vor allem blutiger. Die eine oder andere unerwartete Überraschung wird obendrein bereitgehalten. Für ein Langspielfilmdebüt ist das schon eine Hausnummer, auch wenn man letzten Endes vielleicht zu viel wollte und strukturierter hätte vorgehen können, um das Potenzial ganz auszuspielen.

                                  23
                                  • 4
                                    999CINEASTOR666 20.12.2020, 16:29 Geändert 26.12.2020, 23:30
                                    über Reborn

                                    Reborn / US / 2018

                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                    Ich denke, das größte Problem von REBORN ist nicht zwangsläufig, dass der Plot ein Konglomerat aus CARRIE - DES SATANS JÜNGSTE TOCHTER und DER FEUERTEUFEL ist, sondern dass der Streifen so klein ist. Die Geschichte einer totgeglaubten Teenagerin mit elektrokinetischen Kräften, die auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter ist, hat nämlich durchaus Potenzial.

                                    Allerdings scheint das Budget zu niedrig gewesen zu sein, um wirkliche Höhepunkte zu setzen, damit sich das Horrordrama von genannten Vorbildern und ähnlich gelagerten Werken absetzen kann. Dadurch wirkt das Endresultat bescheiden und unscheinbar, wodurch es in der Masse untergeht.

                                    Trotz alledem ist mir der Streifen auf unerklärliche Weise irgendwie sympathisch gewesen. Vielleicht lag es daran, dass ich mich an Fernsehproduktionen der 90er-Jahre erinnert gefühlt habe, die mich nostalgisch werden ließen.

                                    Scream-Queen BARBARA CRAMPTON, RAE DAWN CHONG und MICHAEL PARÉ haben das Retro-Feeling noch zusätzlich unterstrichen und bestätigt, ebenso wie die am Computer generierten Blitze und Überspannungen.

                                    Zugegeben, es lag auch an der ungewöhnlichen Ausstrahlung von KAYLEIGH GILBERT, die die Reanimierte mimt, die sich schnell ungerecht behandelt fühlt und ihre Fähigkeiten einsetzt, um unliebsame Mitmenschen auszuschalten. Die Tötungsarten sind zwar abwechslungsreich, aber bedauerlicherweise recht harmlos umgesetzt und relativ spärlich gesät.

                                    Wenn man sich überwindet, nicht allzu streng zu sein und womöglich ein Auge zuzudrücken, kann man zum Schluss kommen, dass das kurze Vergnügen, welches uns REBORN beschert, doch gar nicht wehtut und hin und wieder seine morbiden Momente hat. Letztendlich ist es aber doch zu wenig, weswegen ich, bei aller Liebe, nicht mehr als 4 Punkte springen lassen kann.

                                    18
                                    • 7
                                      999CINEASTOR666 20.12.2020, 12:36 Geändert 20.12.2020, 12:38

                                      Critters - Sie sind da! (OT: Critters / AT: Critters: Sie beißen! / Critters: They Bite / Critters 1) / US / 1986

                                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                      CRITTERS - SIE SIND DA! ist die in zweierlei Hinsicht bissige Antwort auf GREMLINS - KLEINE MONSTER und hat bis heute eine treue Fangemeinde. Die aus einem intergalaktischen Gefängnis ausgebrochenen Fellknäuel sind aber auch knuffig und vor allem wahnsinnig gefräßig.

                                      Als ihr Raumschiff auf der Erde landet, machen sich die pelzigen Allesfresser an den armen Farmtieren zu schaffen und werden dem ländlichen Familienidyll gefährlich, doch zwei ulkige Kopfgeldjäger sind den umherkugelnden Biestern bereits dicht auf den Fersen.

                                      Der Streifen ist volle Kanne Achtziger und dass das Budget niedrig gewesen sein muss, sieht man an den herrlich-käsigen Effekten, die den Großteil des trashigen Charmes ausmachen.

                                      Die Besetzung beherbergt einige bekannte Gesichter, die man bis heute in verschiedenen Produktionen zu sehen bekommt. Die Darsteller spielen ihre Rollen charmant und scheinbar ist ihnen bewusst, dass sich die Invasion der stacheligen Vielfraße nicht todernst nimmt.

                                      Apropos, der Body Count ist nicht sonderlich hoch und das Blutvergießen selbst wäre auch noch ausbaufähig gewesen. Möglicherweise wollte man die Critters nur nicht zu bestialisch darstellen und hat sich deswegen zurückgehalten. Spaß macht die Sause aber trotzdem.

                                      22
                                      • 3 .5
                                        999CINEASTOR666 19.12.2020, 18:36 Geändert 19.12.2020, 23:31

                                        Black Christmas / US/NZ / 2019

                                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                        Wer mit einer demütigen Hommage ans Original oder einem Remake vom Remake rechnet, zieht die Arschkarte. Die Erwartungen werden unterwandert, da wir es mit Etikettenschwindel zu tun haben, damit eine feministische Kampfansage unter die Zuschauerschaft gebracht werden kann.

                                        Das Slasherfilm-Subgenre bietet in diesem Zusammenhang natürlich eine große Angriffsfläche, da fast ausschließlich männliche Regisseure, für ein vorwiegend männliches Publikum, seit Jahrzehnten junge Frauen sexualisiert dargestellt haben und auch mit Misogynie wenig gegeizt wurde, bei einer Vielzahl einschlägiger Werke.

                                        Dass eine vermeintliche Neuverfilmung von JESSY - DIE TREPPE IN DEN TOD als nahezu militantes Sprachrohr zweckentfremdet wird, ist dann nur die logische Konsequenz. Immerhin hat dieser Streifen sozusagen den Startschuss gegeben und das Subgenre begründet. Das bedeutet, dass es sich bei BLACK CHRISTMAS anno 2019 nicht um ein Tribut an das Subgenre handelt, sondern vielmehr um einen Anti-Slasherfilm, bei dem gleich zu Anfang Literaturklassiker diffamiert werden, die von weißen Männern geschrieben wurden, weil diese nicht die Klassiker von Afroamerikaner*innen, Lateinamerikaner*innen, Asiatinnen, Ureinwohner*innen usw. sind.

                                        Ich will den Aufruf zu Gleichberechtigung, weiblicher Ermächtigung und Diversität auf keinen Fall kleinreden und er ist auch nicht für sich genommen der Grund für meine unterdurchschnittliche Bewertung. Vielmehr liegt es daran, dass das Ballbusting arg geschwätzig ist und in der Art und Weise beinahe ideologisiert, wenn nicht gar indoktrinierend anmutet. Letzten Endes ergibt das zwar durchaus Sinn, zugleich bleibt die Spannung dabei mitunter auf der Strecke. Das liegt wiederum daran, dass sich eben nicht sklavisch an die Slasherfilm-Richtlinien gehalten werden will, sondern der Fokus darauf liegt, die #MeToo-Debatte hysterisch anzukurbeln, damit die Bewegung nicht ins Stocken gerät.

                                        Den maskierten Killer zuzusehen, wie er auf dem Campus meuchelt, macht durch den omnipräsenten politischen Aktivismus gleich viel weniger Laune. Wer sich für die Mordserie verantwortlich zeichnet und vor allem warum, ist dann aber eine Wucht und legt den Finger noch mal schön tief in die Wunde. Trotz alledem wird der nonkonformistische Mut und das vor den Kopf stoßen wohl oder übel die Lager spalten, da sich insbesondere die provoziert fühlen werden, die ihr eigenes Denken und Handeln möglicherweise dringend hinterfragen sollten.

                                        17
                                        • 5
                                          999CINEASTOR666 17.12.2020, 20:23 Geändert 28.12.2020, 21:24

                                          Trick - Dein letztes Halloween (OT: Trick) / US / 2019

                                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                          Ein bis dato unauffälliger Jugendlicher massakriert urplötzlich und kaltblütig seine ahnungslosen Klassenkameraden auf einer Kostümparty und kann überwältigt werden. Im Krankenhaus kann er den Ermittlern schwer verletzt und spektakulär entkommen. Fortan wiederholt er sein blutiges Treiben alljährlich an Halloween und hält Kleinstadt sowie Gesetzeshüter auf Trab ...

                                          Regisseur PATRICK LUSSIER (MY BLOODY VALENTINE 3D /// DRIVE ANGRY) wollte nicht noch einen ordinären Teenie-Slasher auf den Markt werfen und es wurde angekündigt, Zeuge der Geburt einer Horror-Legende zu werden. Dieses hochgesteckte Ziel wurde meines Erachtens nicht erfolgreich in die Tat umgesetzt, auch wenn krampfhaft versucht wurde, nicht der Norm zu entsprechen. Man fühlt sich mehr als einmal an HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS erinnert, doch prompt wechselt die Richtung und man denkt an harte (Cop-)Thriller wie SAW - WESSEN BLUT WIRD FLIEßEN? und/oder THE COLLECTOR - HE ALWAYS TAKES ONE.

                                          Für Horrorfilm-Freunde sind das verheißungsvolle Titel, man sollte jedoch nicht zu viel von diesem B-Movie erwarten. Als Polizeibeamte statt Teens in den erzählerischen Fokus rücken und einen übermenschlich-agilen Killer jagen, der ihnen stets einen Schritt voraus ist, kommt zwar Dynamik ins Spiel, aber es wird auch sprunghaft, repetitiv, unglaubwürdig und über-konstruiert.

                                          Spannung will sich bei alledem, wenn überhaupt, nur sporadisch einstellen, trotz brutaler Messerattacken. Im Verlauf lässt sich der unberechenbare Mörder gar perfidere Tötungsarten einfallen, bleibt aber selbst im wahrsten Sinne austauschbar. Ebenso wie seine unbedeutenden und unvorsichtigen Opfer, die einzig und allein dazu dienen, den Body Count zu maximieren.

                                          Nach etlichen hektischen Morden und Verfolgungen hat man sich irgendwann daran sattgesehen und warum das personifizierte Böse eigentlich Amok läuft, bleibt lange Zeit schleierhaft, bis sich final hanebüchene Wendungen regelrecht überschlagen und selbstverfreilich mit Franchise-Absichten geliebäugelt wird. Obwohl ich eingestehen muss, dass die Auflösung einen äußerst interessanten Ansatz verfolgt, tut sie sich verdammt schwer, diesen glaubhaft und überzeugend über die Bühne zu bringen.

                                          20
                                          • 5 .5
                                            999CINEASTOR666 16.12.2020, 21:41 Geändert 19.12.2020, 12:41

                                            Dead Water / US / 2019

                                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                            Eine hübsche Yacht auf dem offenen Meer ist für mich generell ein reizvoller Handlungsort. Wenn es an Bord dann noch zur Sache geht, ist der Filmabend gerettet. DEAD WATER hat mich allerdings zu sehr an HARPOON erinnert, nur ohne den Schwarzen Humor, der dem Ganzen die nötige Würze verliehen hat.

                                            Den Ex-Marine David Cooper (GRIFF FURST) plagen die Erinnerungen an den Nahen Osten, wo er Dinge getan und gesehen hat, über die er nicht sprechen kann. Er leidet unter Panikattacken, Albträume und bekommt seine Aggressionen nur schwer in den Griff. Seine Frau Vivian Cooper (BRIANNE DAVIS) versucht ihm eine Stütze zu sein, doch steht dem machtlos gegenüber. John Livingston (CASPER VON DIEN) ist ein guter Freund der Familie, der sich um Vivian gekümmert hat, als David seinen Einsatz hatte. Er bietet den beiden ein Wochenendtrip auf seinem Boot an, um auf andere Gedanken zu kommen. Erste Spannungen lassen jedoch nicht lange auf sich warten …

                                            DEAD WATER ist nun wirklich kein Knaller, da vieles an Bord geholt wird, um später wieder über Bord geworfen zu werden. Dennoch versteht es der Streifen, immer wieder Misstrauen zu schüren und Reibungspunkte zu finden, durch die die Aufmerksamkeit des Zuschauers aufrechterhalten wird. Weil die Figuren klar aufgestellt und plakativ gestaltet sind, ist der Verlauf zwar zu weiten Teilen absehbar, langweilig wird es allerdings nie, da einem vehement das Gefühl beschleicht, dass bald die Emotionen hochkochen und es ungut ausgehen wird. Die Ahnung bestätigt sich selbstverständlich im letzten Drittel, als der Komplott aufgedeckt wird, sich die Lage zuspitzt und nach hinten losgeht.

                                            20
                                            • 6 .5
                                              999CINEASTOR666 15.12.2020, 20:03 Geändert 05.01.2021, 18:28
                                              über Sputnik

                                              Sputnik - Es wächst in dir (OT: Sputnik / Спутник) / RU / 2020

                                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                              Russland bringt seit einiger Zeit eine hochwertige Produktion nach der anderen an den Start, insbesondere im Horror- und Science-Fiction-Bereich. Inhaltlich sind die Streifen zwar selten eine Offenbarung, aber inszenatorisch sind sie gemeinhin spitzenmäßig. SPUTNIK – ES WÄCHST IN DIR hat mich jedoch nicht nur formal überzeugt, sondern auch vom Storytelling begeistert. Eine mitreißende Geschichte wird erzählt, die kontinuierlich eine gewisse Grundspannung hält, die ab und an nach oben ausschlägt.

                                              Sowjetunion 1983: Der Kontakt zur Orbit-4 bricht ab. Sie stürzt auf heimatlichen Boden. Einziger Überlebender ist der Kommandant. Nach dem Absturz erholt er sich unnatürlich schnell. In einem abgelegenen Forschungslabor soll eine Psychologin den Kosmonauten unter strengster Geheimhaltung untersuchen. Gleich in der ersten Nacht wird sie Zeugin eines unfassbaren Ereignisses: Aus dem Körper des Raumfahrers kriecht ein Alien heraus. Es gilt herauszufinden, wie abhängig sie voneinander sind, wer die Kontrolle hat und ob sie getrennt werden können? Die Psychologin wird allerdings vor unvollendete Tatsachen gestellt und hat das Gefühl, dass ihr Informationen vorenthalten werden. Deshalb handelt sie in Eigeninitiative und macht eine grausame Entdeckung, die an die Öffentlichkeit gehört …

                                              Das Creature-Design ist phänomenal und zieht alle Register der digitalen Effekte-Kunst. Zeit und Geld wurden in die CGI investiert, das man bei diversen US-amerikanischen Produktionen seit geraumer Zeit schmerzlich vermisst. Jedoch sind überzeugende Effekte von entscheidender Bedeutung, um eine authentische Atmosphäre zu schaffen, die zupackt und nicht mehr loslässt. Wenn der außerirdische Begleiter aus dem Raumfahrer klettert, machen sich Nervosität und Neugierde breit, da es dermaßen realistisch wirkt.

                                              Der Plot von SPUTNIK - ES WÄCHST IN DIR siedelt sich zwischen ARRIVAL und LIFE an, weswegen es dem düsteren, teils innovativen und mitunter blutigen SF-Horrorthriller gelingt, das Interesse des Zuschauers aufrechtzuerhalten. Das Ende wird dem Ganzen zwar nicht vollends gerecht und hinterlässt einige Fragezeichen, allerdings lässt sich abschließend auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen.

                                              22
                                              • 7
                                                999CINEASTOR666 14.12.2020, 18:04 Geändert 19.12.2020, 13:00

                                                The Hunt / US/JP / 2020

                                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                In dieser wutentbrannten, dazumal topaktuellen und deshalb hochbrisanten Satire machen gut situierte Liberale Hetzjagd auf Rassisten, Waffennarren, erzkonservative Christen und Verschwörungstheoretiker, damit sich deren Vermutungen, Anschuldigungen und Vorverurteilungen ironischerweise bewahrheiten.

                                                Für reichlich Action, blutige Gewalttätigkeiten und findige Richtungswechsel ist gesorgt, dank einer Figur, die nicht ins Beuteschema zu passen scheint. Crystal (BETTY GILPIN) ist eine apathische, hagere Frau des Typus White Trash, mit erstaunlichen Nahkampffähigkeiten. Sie sondiert die Lage und bleibt eine undurchsichtige Außenseiterin mit eisernen Überlebenswillen, die zwischen stoisch und traumatisch vorbelastet schwankt.

                                                Obwohl der Showdown einen erbitterten Kampf bereithält, bei dem die Stärkste überlebt, wird von den Machern keine eindeutige politische Stellung bezogen, sondern beide Seiten karikiert und zynisch vorgeführt. Dem zutiefst gespaltenen Land wird der Spiegel vorgehalten und spiegelt keinen eindeutigen Sieger wider. Auch wenn die Fronten verhärtet sind und auf beiden Seiten Gift und Galle gespuckt wird, ist sich THE HUNT allem Anschein nach bewusst, schlichtweg ein moderner Exploitationfilm sein zu wollen, der an keine ernsthafte Debatte interessiert ist, weil er sich dem grimmigen Spaß verschrieben hat.

                                                21
                                                • 1 .5
                                                  999CINEASTOR666 13.12.2020, 14:57 Geändert 13.05.2023, 13:59

                                                  Rootwood - Blutiger Wald (OT: Rootwood) / US / 2018

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Die Karriere von MARCEL WALZ hat nun schon einige Jahre auf dem Buckel. Er tobt sich im Independent-Bereich aus und bleibt dem Horrorgenre treu. Auch wenn seine Vita mittlerweile über ein Dutzend Beiträge umfasst, werden sie kein Stück besser. Beweis ist ROOTWOOD - BLUTIGER WALD, mit dem er seine RAW-Trilogie zu einem US-Remake bündelt, um wieder einmal in die viel zu großen Schuhe von THE BLAIR WITCH PROJECT zu schlüpfen und im hohen Bogen auf die Fresse zu fallen.

                                                  Zwei Podcaster, die sich für paranormale Phänomene interessieren, erhalten von einer Filmproduzentin den Auftrag, einen Dokumentarfilm über die Legende des hölzernen Teufels zu drehen, der im berüchtigten Rootwood Forest sein Unwesen treiben soll. Um groß herauszukommen, wollen sie sich die Chance keinesfalls entgehen lassen. Zusammen mit einer Bloggerin, einigen Kameras und einem Wohnmobil gehen sie dem Fluch auf den Grund.

                                                  Das Grauenvollste an dem Streifen ist die Langeweile. Bis überhaupt mal etwas halbwegs Handfestes passiert, hat man Lust und Laune schon längst verloren. Ebenfalls schrecklich sind die eindimensionalen Figuren, ihr irrationales Verhalten, ihre geistlosen Dialoge und das hölzerne Schauspiel. Dass das FF-Stilmittel nur gelegentlich eingesetzt und der Großteil aus objektiver Sicht eingefangen wird, zählt neben Score und Soundeffekte zu den wenigen Pros auf der Liste.

                                                  Als sie auf einen mit Graffiti verzierten Bau stoßen, denkt man, dass die Sache langsam ins Rollen kommt wie ein Wholetrain, aber der Anflug von Bedrohlichkeit ist nur Makulatur. Um gewalttätige Ausschweifungen ist es schlecht bestellt, da man sich stattdessen mit dem Fund blutiger Stricke und rar gesäten lausigen Jump-Scares begnügen und zufrieden geben muss.

                                                  Die finalen Minuten beinhalten eine Wendung, die woanders mit Sicherheit eine Wertsteigerung bedeutet hätte, doch bei vorliegendem Fall, wird selbst dieser Wendepunkt in den Sand gesetzt.

                                                  19
                                                  • 1 .5
                                                    999CINEASTOR666 12.12.2020, 12:00 Geändert 24.07.2022, 21:06

                                                    Demon Eye - Amulett des Todes (OT: Demon Eye) / GB / 2019

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    DEMON EYE - AMULETT DES TODES ist ein billiger Horrorfilm mit hölzernen Darstellern und einer lahmen Story. Darüber hinaus wird das Potenzial des kargen Landstriches kaum genutzt, um die Handlung zum Großteil in einer auswechselbaren Behausung umzusetzen. Dort will jedoch nicht so wirklich Atmosphäre aufkommen und auch keine der Figuren hat ein derart einnehmendes Wesen, dass es die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern kann.

                                                    Das titelgebende Amulett des Todes ist zwar schnell gefunden, aber die merkwürdige, dämonische Macht, die von ihm ausgeht, kommt nur sporadisch zum Tragen und wenn, handelt es sich um eingemottete Geisterbahn-Effekthascherei, die einem Horrorfilm-Enthusiasten gerade einmal ein müdes Lächeln abringt.

                                                    Es geschieht schlichtweg zu wenig Interessantes und Aufregendes. Stattdessen wird viel Zeit geopfert, für eine unnütze Beziehungskiste. Die fördert zwar am Schluss eine Wendung zutage, der aber auch keine weitere Erklärung zuteil und im Raum stehen gelassen wird. Weil Spannungsbogen und Dramaturgie mit Füßen getreten werden, ist der Streifen besser in der Tonne aufgehoben.

                                                    23