999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 21.10.2020, 13:32 Geändert 17.03.2025, 10:40

    Follow Me (OT: No Escape) / US / 2020

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Ein im Laufe der Zeit zum Schönling herangewachsener Influencer betreibt seit Kindertagen erfolgreich einen Vlog, um die Welt an seinem Leben teilhaben zu lassen und aufregende Challenges zu bestreiten. Zu seinem 10-jährigen Jubiläum reisen er und seine Freunde nach Moskau, weil sie eine ganz besonders extreme Überraschung für ihn geplant haben. Als er erfährt, dass es sich „nur“ um einen weiteren Escape Room handelt, ist die Enttäuschung groß, weil ihm seine Abonnenten am Herzen liegen und er ihnen etwas Ausgefallenes bieten will.

    Nachdem eine Menge Zeit mit Nightlife und Sightseeing verbracht wurde, hat er allerdings ganz andere Sorgen. Die Räumlichkeiten mit Lost-Places-Charakter, die Folterinstrumente und Vorrichtungen zur Hinrichtung sowie die kniffligen Knobelspiele stellen sich nämlich bald als Spitze des Eisbergs heraus. Der tödliche Ernst wird ihnen begreiflich, als sie plötzlich Teil eines Torture-Porn-Showevents sind, das live im Netz übertragen wird, für eine zahlungskräftige Zuschauerschaft. Die Grausamkeiten und deren explizite Darstellung halten sich jedoch im Zaum, um die Social-Media-Generation vermutlich nicht nachhaltig zu traumatisieren.

    Der Versuch, aus den Fängen der Peiniger zu fliehen, erhöht zwar das Tempo und den Actiongehalt rapide, doch sind die zwei russischen Folterknechte, die die Flüchtigen wieder einfangen sollen, eher unfreiwillig komisch. Hinten heraus überschlagen sich allerdings die Ereignisse, und ein bitterböser Twist hat mich letztendlich zu dieser Bewertung bewogen, weil er die vorangestellten generischen Abläufe auf links dreht und in ein neues Licht rückt.

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      999CINEASTOR666 16.10.2020, 17:00 Geändert 17.03.2025, 10:47

      The Apartment - Willkommen im Alptraum (OT: 1BR / 1BR: The Apartment) / US / 2019

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Die moderne Gesellschaft ist krank! Zerfressen von Gier, Neid, Unehrlichkeit und Wollust. Egoismus ist die Wurzel allen Übels und muss im Keim erstickt werden. Selbstlosigkeit, Offenheit, Akzeptanz und Sicherheit sind die vier Pfeiler der Rettung, auf denen eine Gemeinschaft fußen muss, die der Perfektion gleichkommt.

      THE APARTMENT – WILLKOMMEN IM ALPTRAUM handelt von Sarah (NICOLE BRYDON BLOOM). Die labile junge Frau hat sich von ihrem Arschloch-Vater losgesagt, weil er ihre im Sterben liegende Mutter mit der Pflegerin betrog. Sie ist in die Stadt der Engel geflüchtet, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Sie findet eine Unterkunft in einem Apartmentkomplex, dessen Community Hilfsbereitschaft hoch anrechnet, um das Gemeinschaftsgefühl und Wohl aller zu stärken. Gespenstische Geräusche rauben ihr allerdings die Nachtruhe. Etwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen, bis die Zeit der Konditionierung gekommen ist und der wahrhaftige Albtraum ihren Alltag bestimmt.

      Intime Befragungen am Lügendetektor sollen offenlegen, ob sie bereit ist, Teil der Gemeinschaft zu werden. Als das Gehirnwäsche-Programm allem Anschein nach abgeschlossen ist, wird ihr mehr Verantwortung zuteil. Überwachung soll Verfehlungen aufdecken und die Fehlerkorrektur zur Vergebung führen. Wenn man sich bewiesen hat, wird man gebrandmarkt. Für Partnervermittlung ist auch gesorgt, und wer nicht mehr im Stande ist, ein nützlicher Teil der Gemeinschaft zu sein, dem wird aktiv beim Sterben geholfen.

      „THE INVITATION trifft auf MIDSOMMAR“, prangt auf dem Cover. Bei THE INVITATION bin ich dabei, bei MIDSOMMAR muss die Vorstellungskraft des Betrachters schon weitere Kreise ziehen. Ich fühlte mich nämlich des Öfteren eher an eine softe Version von MARTYRS erinnert, denn sowohl die psychologische als auch die physische Gewalt verfehlen ihre Wirkung nicht und treffen dort, wo es am meisten wehtut. Zudem ist der Aufbau pfiffig, und die Hauptdarstellerin spielt intensiv.

      Als Neuankömmlinge erwartet werden, fällt die Entscheidung auf eine flüchtige Bekanntschaft Sarahs. Diese ist jedoch zäh. Ihr Wille lässt sich nicht so leicht brechen. Sie öffnet Sarah die Augen und lässt sie erkennen, dass ihr Frieden die Angst und ihre Freiheit die Gefangenschaft ist. Augen und Ohren überall. Autoritäre Denkweisen und Maßnahmen sind keine Glückseligkeit. Mit Entsetzen stellt sie – und der Zuschauer – am Ende fest, dass das Auffangbecken der gescheiterten Existenzen keine einmalige Sache ist und alarmierend werden die schockierenden Weichen für ein Franchise gestellt.

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        999CINEASTOR666 14.10.2020, 17:53 Geändert 27.10.2020, 13:52

        Candy Corn - Dr. Death's Freakshow (OT: Candy Corn / Josh Hasty's Candy Corn) / US / 2019

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Die Retro-Ästhetik der Bewegtbilder und der Synthwave-Soundtrack wecken unweigerlich Erinnerungen an JOHN CARPENTER. Im weiteren Verlauf sind auch Einflüsse von ROB ZOMBIE auszumachen, allerdings für die Ärmsten der Armen.

        Das ist echt schade, weil CANDY CORN - DR. DEATH'S FREAKSHOW perfekt zur Halloweenzeit passt, mit dem Kleinstadt-Flair und der herbstlichen Note, aber bedauerlicherweise inhaltlich am Hungertuch nagt. Obwohl ich zugeben muss, dass die Chose vielversprechend beginnt, als eine Bande Rowdies einen geistig zurückgebliebenen Kleinstädter totschlägt, der sich auf dem Jahrmarkt verdingt hat.

        Der kleinwüchsige Betreiber der Freakshow holt ihn nämlich durch ein Voodoo-Ritual ins Leben zurück. Fortan lichtet er als rachsüchtiger, mordlüsterner, übermenschlich starker und gruselig maskierter Zombie die Reihen und reißt seinen Peinigern Körperteile ab und heraus.

        Daraus hätte man durchaus etwas machen können. Stattdessen hat man sich dazu entschieden, das Ganze als öden Kleinstadt-Krimi aufzuziehen, obwohl die Karten doch schon auf dem Tisch liegen. Da Täter und Motiv dem Zuschauer bekannt sind, gestaltet es sich als unsinnig, unnötig und spannungsarm den Rest des Plots mit Ermittlungsarbeit zu strecken.

        Dass man dem Treiben wenig abgewinnen kann, liegt wohl oder übel auch daran, dass es an Sympathieträgern mangelt und zahlreiche Darsteller lustlos ihrer Tätigkeit nachgehen. Darüber hinaus ist der Killer viel zu selten im Einsatz und seine Kills sind letztendlich unspektakulär und wenig blutig. Als der Showdown ebenso einfallslos ausfällt, ist der Bock geschossen. Die stimmungsvolle Inzenierung kann darüber leider nicht hinwegtäuschen.

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          999CINEASTOR666 13.10.2020, 11:17 Geändert 13.10.2020, 16:04

          Blutiger Sommer - Das Camp des Grauens (OT: Sleepaway Camp / AT: Nightmare Vacation / Camp des Grauens) / US / 1983

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Überraschend interessanter Camp-Slasher, weil er sich traut, einige Dinge anders anzugehen, als die meisten seiner Kollegen zur damaligen Zeit. Deswegen und weil er nicht die x-te Kopie von HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS oder FREITAG DER 13. ist, ragt er ein klein wenig aus der Masse heraus.

          Das Täterprofil ist zum Beispiel ungemein ungewöhnlich. Es beschleicht einem zwar sehr früh ein Verdacht, wer im Ferienlager sein blutiges Unwesen treiben könnte, aber das wäre schlicht und ergreifend zu abwegig, oder?

          Das Augenmerk wird auf Mobbing gelegt, welches selbstverständlich ein nachvollziehbares und immer wieder beliebtes Motiv ist. Letztendlich sind jedoch Entwicklungsstörungen, Identitätsverlust und unterdrückte bzw. fehlgeleitete Sexualität die Beweggründe der Mordlust.

          Kein Standard sind darüber hinaus die zum Teil sehr jungen Darsteller, die ihre Sache gut machen, gemäß den Erwartungen an solch eine Art Film.

          Im Verlauf wiederholt sich zwar dieses und jenes, aber die Atmosphäre und Stimmung sind stets rätselhaft und unheilvoll. Zudem fängt das Ferienlager den American Spirit der Eighties vortrefflich ein.

          Die Morde sind nicht allzu brutal, aber zahlreich und abwechslungsreich gestaltet. Wer sich trotz dessen über generische Abläufe beklagt, dem wird sich mit Sicherheit die schockierende Auflösung ins Gedächtnis brennen, die eine bemitleidenswert gestörte Psyche offenbart.

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            999CINEASTOR666 12.10.2020, 12:42 Geändert 12.10.2020, 12:43

            Black Box / US / 2020

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Die Bürde eines Nachwuchs-Cineasten ist, dass er schon viel gesehen hat, weswegen ihm vieles bekannt vorkommt. Dementsprechend fühlte ich mich entfernt an TOTAL RECALL - DIE TOTALE ERINNERUNG und DER RASENMÄHERMANN erinnert. Im späteren Verlauf wurden Erinnerungen an GET OUT wach.

            Eine weitere Bürde des Nachwuchs-Cineasten ist, dass er aufgrund seiner gesammelten Erfahrungswerte vieles vorhersehen kann. Demnach war mir schnell klar, wer die Gestalt aus den Albträumen und Hypnosesitzungen ist, die sich bizarr die Knochen einrenkt. Der exakte Kniff war mir jedoch nicht gänzlich bewusst, hat mir aber auch keinen Mindfuck beschert.

            Trotz der Vorhersehbarkeit diverser Elemente, ist das Drama über einen Vater, der durch einen Unfall seine Frau und sein Gedächtnis verloren hat, hochwertig inszeniert und überzeugend gespielt. Wie seine kleine Tochter versucht, dem Gequälten eine Stütze zu sein und die Trümmer seines Lebens wieder zu ordnen, doch vergessen wird oder auf rüde Ablehnung stößt, ist eine bewegende emotionale Komponente.

            Darüber hinaus werden die vertrauten Versatzstücke gewissenhaft montiert und in einem adäquaten Tempo erzählt. Spannung will zwar nicht so recht aufkommen, aber die Wendung enthüllt eine erschütternde Vergangenheit. Die Entscheidung, die aufgrund von Besinnung getroffen wird, ist auch ein klein wenig ergreifend und führt zudem zu einem sentimentalen Ausgang und einer fiesen Schlusspointe, die die Tür für eine Fortsetzung offen hält.

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              999CINEASTOR666 09.10.2020, 20:58 Geändert 03.07.2021, 12:20

              Vampires vs. the Bronx / US / 2020

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Die Bronx verändert sich. Immer mehr Ladengeschäfte schließen und ihre Besitzer verschwinden spurlos, ohne sich gebührend verabschiedet zu haben.

              Plötzlich treiben sich Weiße in der Nachbarschaft herum, denn „Murnau Properties“ kauft Gebäude und Geschäfte auf. Das sind Blutsauger im doppelten Sinne. Vampire, die eine neue Heimat suchen und die Bronx zur Gentrifizierung auserwählt haben, weil die jetzigen Bewohner eh niemand vermissen und sich an sie erinnern wird.

              Eine Bande dunkelhäutiger Jungen steigt hinter die finsteren Machenschaften, doch wer sollte ihnen schon Glauben schenken? Sie entschließen sich, selbst den Kampf aufzunehmen und das Nest zu vernichten. Der Daywalker ist ihr Vorbild und was man aus Comicheften lernen kann, um Untote zu killen, kann auch nicht schaden, oder?

              Das soziologische Thema der Yuppisierung und seine unschönen Auswirkungen auf die weniger wohlhabende Bevölkerungsschicht, die an den Rand der Gesellschaft, in die Außenbezirke verdrängt wird, wird zwar nicht besonders subtil, sondern per Holzhammermethode untergebracht, aber das ist noch das geringste Problem. Bis die Jungs alles daran setzen zu verhindern, dass ihr Viertel sein Gesicht, seine Identität verliert, verstreicht nämlich eine Menge Zeit.

              Auskundschaftung und Beweismittelbeschaffung sowie die üblichen Probleme von Heranwachsenden, wie Schwierigkeiten mit den Eltern, erste Gehversuche in Richtung Liebe und die Gefahren von schlechtem Umgang, nehmen viel Platz ein. Das ist zwar nicht sterbenslangweilig, weil die Jungs und Mädels sympathische Zeitgenossen sind, aber das ist nicht unbedingt das, was man erwartet zu sehen und sehen will.

              Als es allmählich ans Eingemachte geht, sind die Vampire darüber hinaus keine ernsthafte Bedrohung für die Knaben, da sie recht unkompliziert, wenig bissig und blutleer zur Strecke gebracht werden können. Das liegt womöglich an der angezielten Zielgruppe, die allem Anschein nach etwas jünger ausfallen soll. Denn Kids und Teens wollen sehen, wie ihresgleichen den Triumph einholt und als Helden gefeiert wird, wie man es zum Beispiel bereits bei ATTACK THE BLOCK zu sehen bekommen hat.

              Frei von Klischees ist das freilich nicht und auch der Humor hätte größere Sprünge machen können. Ob die Bengel außerdem etwas fürs Leben dazu gelernt haben, sei an dieser Stelle auch dahingestellt. Obwohl man weitaus mehr aus der Prämisse hätte herausholen können, lässt der naive Charme über eine Vielzahl von Unzulänglichkeiten jedoch hinwegsehen.

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                999CINEASTOR666 08.10.2020, 17:55 Geändert 06.03.2025, 13:26

                Der eisige Tod (OT: Wind Chill / AT: Wind Chill - Der eisige Tod) / US/GB / 2007

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                Netter kleiner Mystery-Thriller, bei dem eine zickige Studentin auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit ist, weil sie die Weihnachtsfeiertage bei ihrer Familie verbringen will. Ihr Kommilitone am Steuer ist auffällig aufdringlich und gezielte Fragen enthüllen, welche amourösen Absichten er tatsächlich hegt. Als sie den langweiligen Highway verlassen, um eine romantische Abkürzung durch den schneebedeckten Wald zu nehmen und von der Straße abkommen, weil sie einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen müssen, ist die Lage im Autoinneren unterkühlt und von Misstrauen durchtränkt. Sie sind gezwungen, auf den Morgen zu warten, doch die Temperaturen sinken nachts rapide. Als seltsame Gestalten an der Schneeverwehung auftauchen, bieten sie keine Hilfe an, sondern verschlimmern die Situation unheimlich. Von Paranoia und Kälteschmerz gegeißelt wird den Verunfallten bewusst, dass sie in einer Zeitschleife gefangen sind. An diesem Ort sind über die Jahrzehnte schon viele auf seltsame Weise zu Tode gekommen. Die Geister der Vergangenheit suchen sie heim. Zudem hat ihr Mitstudent verheimlicht, derart stark verletzt zu sein, dass er die Nacht wohl nicht überleben wird.

                DER EISIGE TOD hat diverse vielversprechende Ansätze und verbindet die unterschiedlichen Elemente geschickt miteinander. Bedauerlicherweise sind beide Protagonisten über einen längeren Zeitraum keine wirklichen Sympathieträger und Charmebolzen, zu denen man Identifikation aufbaut. Das sind für ein kammerspielartig aufgezogenes, übernatürliches Survival-Drama keine positiven Eigenschaften und Voraussetzungen, weil darunter das Mitgefühl und Daumen drücken leiden. Erst recht spät bricht die harte Schale der schwierigen Studierenden und ihr weicher Kern kommt zum Vorschein. An dem Punkt ist der durchaus Gänsehaut erzeugende Reiz der Geistergeschichte aber schon geschwächt und bietet am Ende auch keine erstaunlichen Überraschungen mehr. Solide gespielt und schauderhaft inszeniert ist der Spuk trotz alledem. Hätte die Handlung nur noch einige findige Haken geschlagen, die die Spannungskurve in die Höhe schnellen lassen, hätte DER EISIGE TOD ein bemerkenswerter Grusler werden können.

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                  999CINEASTOR666 07.10.2020, 09:45 Geändert 11.10.2020, 19:45

                  It Came from the Desert / FI/GB/CA / 2017

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  Bierlaunige Videospiel-Verfilmung, bei der alkoholabhängige Monster-Ameisen eine Party crashen. Motocross bringt Speed in den plumpen Plot und die staubige Wüste stellt ein bemerkenswertes Setting dar. Die klischeehaft gezeichneten Protagonisten sind schön blöd und der Humor pendelt phasenweise zwischen infantil und albern herum. Die ungeheuren Insekten sind überraschend solide animiert, hinterlassen aber keine Blutbäder. Trotz zahlreicher Popkultur-Referenzen und einem stimmungsvollen Synthie-Score, reicht der Unterhaltungswert bedauerlicherweise nicht an ARAC ATTACK  - ANGRIFF DER ACHTBEINIGEN MONSTER heran. Man darf jedoch nicht unbeachtet lassen, dass dem Creature Feature nur ein Mini-Budget zur Verfügung gestanden hat.

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                    999CINEASTOR666 06.10.2020, 19:19 Geändert 07.10.2020, 11:10

                    The Ship - Das Böse lauert unter der Oberfläche (OT: Mary) / US / 2019

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                    Im Grunde wurde ein Haunted House-Szenario auf ein altes Segelboot verfrachtet. Bei solch begrenztem Schauplatz ist man dem Bösen selbstverständlich schutz- sowie hilflos ausgeliefert und es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Erste seltsame Vorkommnisse sorgen jedoch nicht für Gänsehaut und Nervenkitzel, sondern für altbackene Grusel-Klischees und nerviges Gezanke. Erst als der Sache auf den Grund gegangen wird, wird die Reise Richtung Bermuda beunruhigender. Trotz alledem mündet der Segeltörn in billige Jump-Scares und der obligatorischen, fiesen Schlusspointe, die man sich durch die retrospektiv rekonstruierte Handlung schon denken kann. Auch wenn das Ganze gut gespielt ist und ein verfluchtes Segelboot auf hoher See einen interessanten Handlungsort darstellt, mangelt es schlussendlich an Ideen, Pfiff und Überraschungsmomenten. Wenngleich die maritime Heimsuchung ihre Segel setzt und nicht allzu langweilig geraten ist, fehlt ihr der Orientierungssinn, um die Konventionalität zu umschippern.

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                      The Cleaning Lady - Sie weiß alles über dich (OT: The Cleaning Lady) / US / 2018

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                      Ziemlich harter Tobak. Insbesondere die Hintergrundgeschichte der grässlich entstellten Reinigungskraft ist ein Schlag in die Magengrube. Eine Hintergrundgeschichte über eine schreckliche Kindheit, die sowohl seelische als auch körperliche Narben hinterlassen hat. Narben, vor denen die Putzfrau eine hübsche Barbie bewahren will. Wenn schon nicht ihre Welt eine heile ist, soll es zumindest die eines Püppchens sein. Dass die Schöne dem Biest ihre Männerprobleme anvertraut, hat albtraumhafte und mit Schmerzen verbundene Folgen. Die Freundschaft wird fehlinterpretiert und düstere Abgründe tun sich auf.

                      HOUSE OF WAX meets AUDITION prangt auf einem Cover. Bei AUDITION bin ich dabei, bei HOUSE OF WAX muss die Fantasie des Betrachters schon etwas weiter ausholen. Das stellt aber kein Problem dar, da die Story erschütternd ist. Etwas mehr Pep hätte der Erzählung jedoch nicht geschadet. Gelegentlich macht sie einen hüftsteifen Eindruck, worunter der Spannungsbogen zu leiden hat. Die finalen Minuten drücken aber nochmal auf die Tube und gewinnen an Intensität. Letzten Endes hätte man auf jeden Fall mehr daraus machen können, aber für Zwischendurch nicht übel.

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                        999CINEASTOR666 05.10.2020, 09:51 Geändert 12.12.2020, 12:37

                        Our House / CA/DE/US / 2018

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Zum Großteil ist OUR HOUSE ein langatmiges und ereignisloses Familiendrama über Verlustschmerz. Obwohl es nachvollziehbar gestaltet und ansatzweise glaubhaft gespielt ist, erschließt sich allerdings kein Zugang.

                        Als ein wenig Science-Fiction hinzugefügt wird und eine Apparatur das Tor ins Jenseits aufstößt, hofft man auf einnehmende Besserung. Doch bedauerlicherweise werden ausschließlich gängige Spukhaus-Klischees stilsicher abgehandelt, die dramaturgisch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.

                        Auch wenn ich einem Genremix in den meisten Fällen sehr zu- und angetan bin und OUR HOUSE die Elemente gewissenhaft zusammenfügt, ist das Ergebnis geraume Zeit schlichtweg boring, anstatt elektrisierend.

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                          999CINEASTOR666 02.10.2020, 09:44 Geändert 04.10.2020, 20:01

                          Open 24 Hours / CA / 2018

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Atmosphärisch dichter und handwerklich hochwertig wirkender Tankstellen-Slasher, der mit aller Macht versucht, nicht in die 08/15-Falle zu tappen, indem er zwischen Wahn und Wirklichkeit changiert, doch der Fallgrube letztes Endes nur ganz knapp entkommen kann.

                          Mary (VANESSA GRASSE (ROBOSHARK /// IT CAME FROM THE DESERT /// LEATHERFACE - THE SOURCE OF EVIL)) wurde vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen und ist auf der Suche nach einem Job, um die Bewährungauflagen einzuhalten und wieder Fuß im richtigen Leben fassen zu können. Sie saß ein, weil sie ihrem Ex-Freund bei lebendigem Leibe in Brand gesteckt hat, als sie hinter sein dunkles Geheimnis gestiegen ist, dass er ein berüchtigter, tüchtiger und bestialischer Frauenmörder ist. Seit dem leidet sie unter paranoiden Wahnvorstellungen. Bei der ersten Nachtschicht an einer entlegenen Tankstelle, muss sie sich ihren Ängsten stellen, ohne einschätzen zu können, ob sie die rachsüchtige Vergangenheit tatsächlich eingeholt hat oder das Schreckensszenario nur ihrer traumatisierten Einbildungskraft entspringt.

                          Anflüge von albtraumhaftem Angstkino schimmern durchaus durch, weil die Schockmomente gut getimt und wirkungsvoll sind. Allerdings lässt sich schnell erahnen, wohin das Ganze tendiert, sodass mich die Wendung nicht ins Staunen versetzt hat. Jedoch zielt ein Großteil der Handlung genau darauf ab, den Zuschauer in die Irre zu führen und zu verunsichern. Da sich der Braten jedoch zeitig riechen lässt, empfand ich das Spiel mit der Erwartungshaltung weder fordernd noch spannend genug. Als die Katze aus dem Sack gelassen wird und sich meine Vermutung bestätigte, wird es zwar ausgesprochen gory, aber der Killer konnte mir beim besten Willen nicht das Fürchten lehren. Darüber hinaus sind die Nebenfiguren, die ihm zum Opfer fallen, eh wumpe.

                          OPEN 24 HOURS ist solide und hat vielversprechende Ansätze auf Lager, ist zum Schluss aber doch nur konventionelle Genreware, da einiges an Potential liegen gelassen wurde.

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                          • 6 .5
                            999CINEASTOR666 30.09.2020, 16:14 Geändert 09.10.2020, 22:02
                            über Harpoon

                            Harpoon / CA / 2019

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            HARPOON schenkt Beziehungen und Freundschaften besonderes Augenmerk. Dass diese oftmals aus diversen Gründen aus dem Ruder laufen und in die Brüche gehen können, dürfte der Allgemeinheit wohl oder übel bekannt sein. Wohin Misstrauen, Neid, Vertrauensmissbrauch, Kontrollsucht sowie Lug und Betrug führen können, zeigt diese kleine, garstige Gewalt-Eskapade aus dem Indie-Sektor humorvoll. Beim angespannten Überlebenskampf auf hoher See, bleibt einem das herzhafte Lachen allerdings das ein oder andere Mal im Halse stecken, denn die Handlung hält eine Vielzahl turbulente Wendemanöver bereit, die die Yacht eigentlich zum Kentern hätten bringen müssen. Kurs auf immer tiefer werdende Abgründe wird gehalten und die Lage stetig bedrohlicher und blutiger.

                            Das erinnert am ehesten an einen reinrassigen Thriller, jedoch wird der albtraumhafte Bootsausflug von tiefschwarzem Witz aufgebrochen. Man wird zum Voyeurismus verdammt und erfreut sich am Schaden, den der Selbsterhaltungstrieb verursacht und anderen zufügt. Das Tier in jedem einzelnen kommt zum Vorschein, als sie gezwungen sind ums eigene Schicksal zu entscheiden. Ein herrlicher Einfall ist obendrein der Sprecher aus dem Off, der wie ein allwissender Märchenonkel nützliche Hinweise und Informationen vermittelt, die das klaustrophobische Kammerspiel auf dem offenen Meer umso illustrer gestalten.

                            Die Dreieckskiste wäre jedoch weitaus schmalbrüstiger, ohne die brillant gemimten Stereotype, denen Wiedergutmachung baldigst nicht mehr genügt. Es wird geblufft und hoch gepokert, die Eskalation auf Grundlage des Spiegelprinzips ist vorprogrammiert, weil die drei Ausflügler Gefangene einer psychologisch stressigen Krisensituation sind, mit der sie nicht zivilisiert umgehen können. Obwohl das Trio dementsprechend nicht aus Engeln besteht, die zur hundertprozentigen Identifikation taugen, schaut man dem Treiben mit gewisser Distanz gerne zu und schlägt sich im Laufe der Zeit auf die eine oder andere Seite.

                            Wenngleich für zynische Unterhaltung unter strahlendem Sonnenschein gesorgt ist und die Laufzeit im Nu vergeht, sind die Story und das idyllische Setting überschaubar. Das hat bedauerlicherweise Auswirkungen auf meine Bewertung, ungeachtet der Tatsache, dass aus dem minimalistischen Szenario immens viel herausgeholt wird, das zum Großteil überraschend kommt.

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                              999CINEASTOR666 29.09.2020, 07:44 Geändert 15.02.2024, 09:37

                              Blood Quantum / CA / 2019

                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                              Seit geraumer Zeit hat der Zombiefilm damit zu kämpfen und darunter zu leiden, bis aufs Knochenmark ausgelutscht zu sein. Trotz dessen wagen Filmemacher immer wieder unbeirrt den Versuch, den Untoten Leben einhauchen zu wollen, weil womöglich die Meinung vorherrscht, dem Thema noch etwas Originelles oder gar Innovatives beisteuern zu können. Bedauerlicherweise ist das bei BLOOD QUANTUM nicht der Fall.

                              Dass die Zombie-Apokalypse diesmal in einem kanadischen Indianerreservat zur Schau gestellt wird, macht dabei keinerlei Unterschied. Ein kritischer Kommentar zum Kolonialismus des weißen Mannes in Nordamerika und seinem Umgang mit Mutter Natur ist zwar herauszufiltern, aber macht den Kohl auch nicht fett. Die Chose erinnert an eine Familiendrama-Seifenoper in der Art von THE WALKING DEAD oder aber auch FEAR THE WALKING DEAD. Und zwar an eine der zahlreichen totlangweiligen Episoden, die mich mittlerweile dazu gebracht haben, die Serien nicht mehr weiterzuschauen.

                              Selbstverständlich kann ich nur in Ansätzen erahnen, dass das Leben als Indianer in einem Reservat kein Zuckerschlecken ist. Dass man sich verstoßen, ausgegrenzt und unfair behandelt fühlt. Das man nichts geschenkt bekommt, sich alles hart erarbeiten muss. Dass man abgestumpft, gefühlskalt wird etc. Jedoch dafür jedwede Sympathie zu opfern, ging mir auf den Piss.

                              Sie benehmen sich assig und reden derb, wodurch Mitgefühl und Verständnis für ihre Lage und ihre Entscheidungen schwer aufzubringen sind. Gemächlich werden die Schicksale des einzelnen und der Gemeinschaft vorgetragen, um letzten Endes zu den gleichen Erkenntnissen und Problemen zu gelangen, die die erwähnten Serienformate bereits ermüdend durchgekaut haben. Die Atmosphäre ist zwar packend und die Gore-Effekte ziemlich saftig, aber inhaltlich und erzählerisch wurde ich keine Sekunde gecatcht.

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                                999CINEASTOR666 26.09.2020, 09:53 Geändert 25.02.2025, 08:54

                                Why Don't You Just Die! (OT: Papa, sdochni / Папа, сдохни) / RU / 2018

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                                "Konsequente Konsequenzen"

                                Was würde Matvey (ALEKSANDR KUZNETSOV) nicht alles für die Liebe tun? Er steht mit einem Hammer vor der Wohnungstür seines Schwiegervaters in spe. Nicht um Reparaturen durchzuführen, sondern um Andrey (VITALIY KHAEV) zu töten, weil ihn dessen Tochter Olya (EVGENIYA KREGZHDE) darum gebeten hat. Was als harmloses Kaffeekränzchen beginnt, entwickelt sich zum erbitterten Kampf um Leben und Tod, der immer größere Kreise zieht, weil sich umso mehr Abgründe auftun. Andrey ist kein leichtes Opfer. Er ist ein zäher, grobschlächtiger Polizist und denkt, dass der schmächtige Matvey wegen etwas ganz anderem zu Besuch gekommen ist...

                                Auch wenn es beim ungleichen Wohnzimmer-Duell hart zur Sache geht und ein Gesellschaftsbild gezeichnet wird, das nicht an einen Ponyhof erinnert, wird das Ganze mit Humor genommen, der schwarz ist wie mein morgendlicher Kaffee. Die absurden, comicesk überzeichneten Gewalttätigkeiten der skurrilen Figuren sind brutal komisch und werden kinematografisch hervorragend verspielt demonstriert. Obwohl dieser Apartment-Western auf engstem Raum ausgetragen wird, werden die Räumlichkeiten optimal genutzt und wirken weitläufig wie die Prärie, durch die bemerkenswerte Kameraarbeit.

                                Wenngleich das eigentliche Geschehen ausschließlich in einer kleinen Wohnung stattfindet, ist durch Rückblenden für Abwechslung gesorgt, die Charaktere näher beleuchten, die in irgendeinem Zusammenhang stehen bzw. noch stehen werden, und die Geschehnisse in ein völlig neues Licht rücken. Dadurch, dass die Handlung unentwegt Haken schlägt, die überraschend boshafte Treffer landen, und kontinuierlich der Spielball abgegeben wird, wer verdammt nochmal die Oberhand behält, ist darüber hinaus sogar ein Spannungsbogen wahrzunehmen.

                                Empfehlenswert!

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                                  999CINEASTOR666 24.09.2020, 16:09 Geändert 26.09.2020, 20:17

                                  Knives Out - Mord ist Familiensache (OT: Knives Out / AT: Knives Out - Ein Mord zum Dessert / Morning Bell) / US / 2019

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                                  "Lügen ist zum Kotzen"

                                  Bei der Murder Mystery Comedy KNIVES OUT - MORD IST FAMILIENSACHE gibt sich ein Star-Ensemble die Klinke in die Hand, mitunter bestehend aus DANIEL CRAIG, CHRIS EVANS,TONI COLETTE, CHRISTOPHER PLUMMER, MICHAEL SHANNON, JAMIE LEE CURTIS und DON JOHNSON, das in Hochform ist und zu Hochtouren aufläuft.

                                  Der Patriarch ist tot und nichts ist dem Anschein nach wie es scheint, jeder ist verdächtig und verdächtigt den einen oder anderen. Privatdetektiv Benoit Blanc (DANIEL CRAIG) wurde anonym beauftragt, stellt unangenehme Fragen und versucht, spitzfindig Hintergründe zu klären und Zusammenhänge zu erkennen, um das knifflige Rätsel zu lösen, während der Geist von AGATHA CHRISTIE sinnbildlich durch die dekadente Villa weht.

                                  Auch wenn einem das Szenario prompt vertraut vorkommt, ist der erste Eindruck ein Trugschluss, da die antiquierten Versatzstücke entstaubt und neu angeordnet wurden.

                                  Der Cast ist mit Lust und Laune bei der Sache und der Weg zur Auflösung ist vergnüglich. Die Whodunit- und Howcatchem-Konzepte werden begnadet miteinander verknüpft und ein innerfamiliäres Sittenbild aus Neid, Eifersucht, Egoismus, Intrige und Habgier wird mit Akkuratesse gezeichnet.

                                  Drei Generationen, alle unter einem Dach, jeder würde jedem im übertragenen Sinne ans Messer liefern und manch einer sogar buchstäblich einem "lieben" Verwandten das Messer in den Rücken rammen.

                                  Apropos: Die Dialoge sind messerscharf und der Humor bohrt den Finger schön tief in die Wunde.

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                                    999CINEASTOR666 23.09.2020, 06:14 Geändert 09.10.2020, 22:08

                                    The Babysitter: Killer Queen (AT: The Babysitter 2) / US / 2020

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                                    Um ohne Umschweife zu zeigen, wo der selbstironische und selbstreferenzielle Hammer baumelt, lässt das Sequel zum "Netflix-Erfolg" unverfroren verlauten, eine der raren Fortsetzungen sein zu wollen, die besser als das Original sind. Die hehre Zielsetzung ist überraschenderweise gelungen, meiner bescheidenen Meinung nach. Der Mix aus Gewalt und Witz wurde adäquat fortgeführt.

                                    Auch wenn ein posttraumatisches Stresssyndrom, Mobbing und Herzschmerz angesprochen werden, sollte eigentlich jedem vorab bewusst sein, dass es mit Anspruch nicht weit her ist. Deshalb sollte man darauf beim besten Willen keinen Wert legen und sich viel lieber auf die reichhaltige und fintenreiche Handlung einlassen, die ich weder als überladen noch konfus empfunden habe.

                                    Ein liebevoll durchgeknallter Einfall jagt nämlich den nächsten, ohne Nerven wie Drahtseile vorauszusetzen. Laut, schrill, knallig bunt und aufgekratzt ist der Streifen aber nichtsdestotrotz, weshalb ich behaupten würde, dass eher der juvenile bzw. jung gebliebene Geist darauf klarkommen wird.

                                    Diverse Aspekte und Elemente wurden vom Vorgänger übernommen, allerdings derart frisiert, dass sie dem Plot eine andere Richtung ermöglichen. Er tänzelt keck auf der Metaebene, nimmt sich kein Stück ernst und ist mit Popkultur-Referenzen en gros gespickt.

                                    Coming-of-Age-Drama trifft auf Teenage-Horrorkomödie und comicesk überzogene Gegenspieler sind des Teufels und klopfen Sprüche, mit denen sie sich selbst persiflieren. (Bedauerlicherweise auch am Computer generierte) Splatter-Einlagen sind selbstverständlich inbegriffen und gängige Genrekonventionen werden nebenbei auf den Kopf gestellt.

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                                      Brennender Tod (OT: Night of the Big Heat / AT: Island of the Burning Damned / Island of the Burning Doomed) / GB / 1967

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                                      Weil TERENCE FISHER auf dem Regiestuhl Platz genommen hatte und die Horrorfilm-Legenden PETER CUSHING und CHRISTOPHER LEE die große Leinwand ausfüllen, kommt man schnell auf den Gedanken, dass es sich um eine Produktion von HAMMER FILMS handeln muss, aber Fehlanzeige.

                                      Nun ja, selbstverständlich besitzt auch BRENNENDER TOD Charme sowie liebevoll gestaltete Settings und schrullige Charaktere, aber die Handlung ist dünn, wie das Papier auf dem sie geschrieben wurde. Zwar sind die Bewohner darüber erstaunt, warum ihr Eiland im tiefsten Winter von einer Hitzewelle geplagt wird, aber es dauert eine ganze Weile, bis das Schweigen gebrochen wird und herauskommt, dass eine Vorhut heißer Aliens auf der Insel gelandet ist.

                                      Allerdings sind die sirrenden Begegnungen äußerst unspektakulär, weil man die energiegeladene, außerirdische Bedrohung bis zum Schluss nicht zu Gesicht bekommt, sondern ein und derselbe Effekt bis zum schwülen Finale durchgezogen wird. Und zwar geht ein gleißendes Licht auf und ein Häufchen Asche bleibt zurück.

                                      Bis es jedoch soweit ist, wird mitunter versucht, mit pseudowissenschaftlichen Gewäsch und einer aufgesetzten Ehekrise bei Laune gehalten zu werden. Das funktioniert aber nur vorbehaltlich. Als die glibberigen, extraterrestrischen Spiegeleier schlussendlich ihren Auftritt haben und durch einen Regenguss "aufsehenerregend" ihre Konsistenz verlieren, bleibt einem darüber hinaus nichts anderes übrig, als sich scheckig zu lachen.

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                                        Killing Gunther (AT: (Why We're) Killing Gunther / Why We're Killing Gunther) / US / 2017

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                                        Die Idee, einer humorvollen Mockumentary über einen bunten Strauß Auftragskiller, die sich mobilisieren, um eine Ikone des tödlichen Geschäfts zu liquidieren, um den Status und Ruhm abzugreifen, ist gar nicht so verkehrt. Aus der Idee hätte durchaus eine Mordsgaudi werden können, jedoch zieht sich die Handlung irgendwann und wird uninteressant.

                                        Die Farce ist zwar gut gelaunt, aber es fängt schon bei den Auftragskillern an, denen man die Auftragskiller nicht abnimmt, weil sie viel zu überzeichnet sind und sich in ihrem Milieu viel zu tölpelhaft anstellen, alles in allem jedoch nicht zum Lachen animieren. Besonders nervtötend wird es zu allem Überfluss, als der exzentrische Initiator der Hetzjagd – der auch den Einfall hatte, das Ganze auf Kamera festhalten zu lassen – in eine Identitätskrise gerät und ironischerweise Existenzängste entwickelt, aufgrund der verpatzten Gelegenheiten, weil ihm die noch lebende Legende immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Vielleicht habe ich aber auch nur eine andere Auffassung von Humor, daher lasst euch bitte nicht abschrecken. Obwohl ich abschließend noch erwähnen muss, dass ich es als außerordentlich bescheuert empfunden habe, dass bis zum Finale ein Geheimnis um die Identität von Gunther gemacht wird, jedoch ARNOLD SCHWARZENEGGER groß auf dem Cover prangt.

                                        Da haben wir auch schon den nächsten Punkt, und zwar, obwohl ARNOLD SCHWARZENEGGER groß auf dem Cover prangt, hat man sich seinen Auftritt fürs Finale aufgehoben. Sein Auftritt lässt sich zwar als Highlight des gesamten Films bezeichnen, da er den Spieß umdreht, die Karten neu mischt und sichtlich mit Spaß bei der Sache ist, allerdings stößt auch dieser Akt an die Schmerzgrenze der Albernheit.

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                                          999CINEASTOR666 18.09.2020, 09:24 Geändert 21.02.2025, 13:25

                                          Videoman - VHS is Dead (OT: Videomannen) / SE / 2018

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                                          VIDEOMAN - VHS IS DEAD lässt sich schwer einem Genre zuordnen und will das vielleicht auch gar nicht. An und für sich bin ich einem Genremix nicht abgeneigt. Bei vorliegendem Fall, ist das jedoch das Hauptproblem, weil er in keinem der womöglich angezielten Genre überzeugende Arbeit leistet.

                                          VIDEOMAN - VHS IS DEAD funktioniert nicht als Thriller, weil der Film weder einen Spannungsbogen noch eine bedrohliche Situation auf die Reihe bekommt. Er versagt als (Schwarze) Komödie, weil weder eine Situation Komik noch ein Dialog Witz beinhaltet. Er überzeugt nicht als Liebesdrama, weil das Zueinanderfinden eines arbeitslosen, bankrotten VHS-Veteranen, der an der Flasche hängt, und einer alleinerziehenden Mutter, die ihren Frust über ihr unfaires und langweiliges Leben in Alk ertränkt, weder herzerwärmend noch herzzerreißend ist.

                                          Obwohl dermaßen viel in einen Topf geworfen wird, wirkt die Geschichte schrecklich einfallslos. Vieles wirkt schlichtweg unnütz und Zeit schindend. Tempo und Timing sind miserabel und die Figuren bleiben einem fremd und egal.

                                          Die Retromanie in Form von kalten Blau- und Violetttönen, körniger Optik und einem wabbeligen Synthie-Score, die Sammelleidenschaft für VHS-Kassetten, insbesondere die Passion, Obsession für den italienischen Genrefilm sowie die Fachkenntnisse und das nostalgische Schwelgen darüber, haben mich ungemein angesprochen, aber der schleppende, unfokussierte, letztlich nichtssagende Plot und die limitierte emotionale Bandbreite der Darsteller haben es versemmelt.

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                                            999CINEASTOR666 16.09.2020, 11:07 Geändert 16.09.2020, 17:48

                                            Fear Island - Mörderische Unschuld (OT: Fear Island / AT: Dead End / Deep Cove) / CA / 2009

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                                            Beinahe von der ersten bis zur letzten Sekunde spannungsgeladener B-Thriller inklusive Slasher-Präferenzen, den ich schon einige Male gesehen hatte und jetzt wieder aufgefrischt habe. Da ich die finale Wendung demnach schon kannte, ist ihr Zauber für mich verflogen. Ich erwähne das bloß, weil ich womöglich mehr Punkte locker gemacht hätte, wenn es die Erstsichtung gewesen wäre.

                                            Trotz dessen ist der Weg zur Auflösung ebenso wendig, weil die Geschichte retrospektiv rekonstruiert wird, und zwar von der einzigen Überlebenden eines harmlosen Bootsausflugs auf eine einsame Insel, die ihr Gedächtnis verloren hat, das jedoch nach und nach zurückkommt, während sie von einem Polizisten und einer Psychologin ausgequetscht wird.

                                            Selbstverfreilich ist mir bewusst, dass der eine oder andere Pfiffikus sich frühzeitig festlegen kann, wer hinter den Morden steckt, und damit am Schluss auch richtig liegen kann und enttäuscht sein wird. Vielleicht sollte man sich einfach nicht frühzeitig festlegen und gegen das Verwirrspiel entscheiden, um eine blinde Passagierin, zu viel Alkohol und eine rätselhafte Mordserie samt Botschaften, die auf ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit hindeuten, das durch ein Anagramm entschlüsselt wird.

                                            Obwohl zwischen dem Verhör und den Erinnerunngsfetzen, was womöglich auf der Insel geschehen sein könnte, regelmäßig gewechselt wird, kann man der Handlung optimal folgen und sie kommt weder ins Stocken noch ins Straucheln, weil neue Facetten und passable Richtungswechsel hinzugefügt werden.

                                            Viele bemängeln zudem, dass die Figuren flach sind und die Dialoge geistlos. Mag sein, dass die Figuren Stereotype sind und die Darsteller nicht oscarverdächtig mimen, dennoch nerven sie nicht, sind sympathisch und glaubhaft. Mag auch sein, dass die Dialoge keine Doktortitel tragen, aber sie sind zweckmäßig und zielgerichtet. Man nimmt den Protagonisten ab, dass sie in Panik geraten und sich gegenseitig verdächtigen.

                                            Einzig die Ableben hätten gut gerne mehr Härte und Kreativität vertragen können, doch die Kurzweiligkeit tröstet darüber hinweg. Unerfahrene Genrefreunde könnten überrascht werden und erfahrene sollten ein Auge zudrücken.

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                                              Don't Go in the Woods - Es wartet auf dich! (OT: Animal Among Us) / US / 2018

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                                              Die Figuren sind zum Glück rasch etabliert, bedauerlicherweise taugt keine von ihnen zum Sympathieträger. Der Autor lässt seine hochschwangere Frau allein daheim und ist Affären nicht abgeneigt. Der Bigfoot-Nerd macht als einziger einen positiven Eindruck, verkommt jedoch schnurstracks zur Witzfigur. Die zwei Parkrangerinnen treiben von Anfang an ein undurchsichtiges Spiel und ihr schmieriger Stiefvater scheint auch Dreck am Stecken zu haben.

                                              Der Streifen versucht, den Zuschauer für dumm zu verkaufen und auf die falsche Fährte zu locken. Er lässt im Unklaren, ob es sich um ein Creature Feature oder einen Backwood-Slasher handelt. Unspektakuläre Ableben samt wenig Blutvergießen sollen derweil bei Laune halten, tun das aber mehr schlecht als recht. Letztendlich wird ein Erpressungsversuch eingeleitet und ein dunkles Familiengeheimnis enthüllt, das man in Rückblenden erklärt bekommt, bis die Chose antiklimaktisch ausgeht und Tiefsinnigkeit vorgaukelt, als ein Beziehungsdrama ans Ende gefriemelt wird.

                                              Um fette Action, spannende Verfolgungsjagden oder gar bluttriefende Aufeinandertreffen ist es demnach nicht gut bestellt. Auch aus der Fauna wird atmosphärisch nicht viel herausgeholt und musikalisch wird auch nicht gerade für entsprechende, ansprechende Stimmung gesorgt. Auch wenn ich das Gefühl hatte/habe, dass man originell und innovativ sein wollte, weswegen man viel in einen Topf geworfen hat, ist das Resultat fade und will hier und da nicht so recht zusammenpassen.

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                                                999CINEASTOR666 15.09.2020, 08:43 Geändert 17.02.2025, 12:12

                                                Witches in the Woods (OT: Stranded) / CA / 2019

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                                                Bei WITCHES IN THE WOODS strandet eine Gruppe Mittzwanziger mit dem Auto im verschneiten Wald, in dem es keinen Empfang gibt und der Legende nach, Hexen ihr Unwesen treiben sollen.

                                                Das ist aber noch lange nicht alles, denn es besteht auch jede Menge Konfliktpotenzial, das in dieser Situation unter Eiseskälte ausgefochten werden muss. Ein Liebesdreieck sorgt für Ärger und eine traumatisierte Ische steht kurz vorm Nervenzusammenbruch.

                                                Spannungen kommen zwar unter den Protagonisten auf, aber nicht im Handlungsverlauf, obwohl man nicht abstreiten kann, dass das eisige Nirgendwo Unbehagen vermittelt, jenes vom Misstrauen und den irrationalen Ängsten befeuert wird.

                                                Der Plot konzentriert sich auf die Figuren, die in der frostigen Isolation ums Überleben kämpfen. Währenddessen beharken sie sich gegenseitig. Obwohl der Großteil der Runtime aus Dialogen besteht, bleiben die Verunfallten Stereotype, denen es an Tiefe mangelt. Die Charaktere bleiben kontinuierlich flach und eindimensional. Empathie, Sympathie oder gar emotionale Bindungen können nicht entstehen, weil Hintergründe nur angedeutet werden, anstatt eine Thema konkret aufzugreifen. Mögliche übernatürliche Kräfte dienen nur als Alibi, dass die Situation aus dem Ruder läuft.

                                                WITCHES IN THE WOODS ist letzten Endes mehr ein träges Survival-Drama als ein spannender Horrorfilm, das durch seine austauschbaren Figuren zum unoriginellen und wenig durchdachten Langweiler verkommt.

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                                                  999CINEASTOR666 14.09.2020, 07:42 Geändert 14.09.2020, 12:12

                                                  Dead Night (AT: Applecart) / US / 2017

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Ein Familienausflug zur verschneiten Waldhütte, wo man keinen Empfang hat und auch das Festnetz im Eimer ist. Beim Waldspaziergang zur Feuerholz-Beschaffung finden der krebskranke Dad und der pubertierende Sohnemann eine Frau. Die benimmt sich zunehmend seltsamer und unhöflicher, als sie in der Hütte aufgepäppelt werden soll, bis kurze Zeit später die Hölle losbricht.

                                                  Hm, eigentlich beinhaltet DEAD NIGHT exquisite Zutaten, damit der Horror-Punk ordentlich wrecken kann, wie knackende Knochen, eine Extraportion Gore, ein integriertes True Crime-Serienformat, einen in die Zukunft blickenden Hexenzirkel und Wahlkampf-Propaganda ums Gouverneuramt, bei der sich Verschwörungstheoretiker die Hände reiben.

                                                  Fans von praktischen Effekten kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten, allerdings ist man bei der Story den Sparkurs gefahren, sodass man sich mit unglaubwürdigen Entwicklungen und haarsträubenden Auflösungen zufrieden geben muss.

                                                  Am ehesten erinnert DEAD NIGHT an TANZ DER TEUFEL, doch schießt sich mit jedweder Wendung ins eigene Knie, weil die Handlung von Mal zu Mal abstruser und absurder wird.

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                                                  • 3 .5
                                                    999CINEASTOR666 13.09.2020, 15:37 Geändert 14.09.2020, 18:18

                                                    Todesengel - The Hexecutioners (OT: The Hexecutioners) / CA / 2015

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Eigentlich würde ich eine Geschichte über eine unerfahrene und eine abgebrühte Palliativmedizinerin interessant und spannend finden, die für eine Agentur arbeiten, die zahlungskräftiger Kundschaft maßgeschneiderte Sterbehilfe anbietet.

                                                    Interessant und spannend würde es tatsächlich werden, als sie ihr nächster Auftrag zu einem prunkvollen Landhaus ruft, dessen Besitzer auf eine ganz spezielle, rituelle Art aus dem Leben scheiden will. Nachdem die beiden im Anwesen angekommen sind und kurze Zeit später erfahren, dass der Hausherr mit einem besonderen Dolch aufgeschlitzt werden will und die Vögel seine Eingeweide fressen sollen, im vom Statuen beäugten Irrgarten, macht sich zunächst einmal ein heftiges Tiefdruckgebiet breit, das furchtbar lange anhält.

                                                    Von dieser obskuren Ausnahmeregelung gänzlich abgesehen, wird der Zuschauer damit konfrontiert und irritiert, warum die Sterbebegleiterinnen mehrere Tage vor dem Ritual anreisen sollten und sich gemeinsam ein Bett teilen, anstatt die angebotenen zwei Zimmer aufzusuchen? Lesbische Annäherungsversuche werden schnell beendet und grausame Visionen und Rückblenden sowie Flüsterstimmen werden beiläufig abgehandelt. Das kollegiale Verhältnis wird zusehends skurriler und die Situation wirkt unrund und immerzu verwirrt und unkonzentriert.

                                                    Zugute heißen muss man dem Streifen aber, dass er durchaus ästhetisch-morbide Bildkompositionen vorzuweisen hat, die an klassischen Gothic Horror erinnern und eine unheilvolle Stimmung kreieren.

                                                    Als sich auf der Zielgeraden die Geistergeschichte auftut, um einen rätselhaft-malizösen Totenkult, wirkt das große Ganze auch nicht unbedingt reiflich überlegter. Von einer intelligenten, kontroversen, reflexiven Debatte über das Thema der aktiven Sterbehilfe lässt der Film eh die Finger, wie auch vom Fingerzeig, das womöglich daran liegt, dass Fingerspitzengefühl nicht gerade die Stärke auf Seiten der Regie gewesen zu sein scheint.

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