999CINEASTOR666 - Kommentare

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    999CINEASTOR666 14.08.2020, 06:56 Geändert 12.12.2020, 12:43

    The Russian Bride - Bis dass der Tod uns scheidet (OT: The Russian Bride) / US / 2019

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Um den ärmlichen Verhältnissen in Russland und ihrem drogensüchtigen, gewalttätigen Freund zu entfliehen, bietet sich die schöne Russin Nina (OKSANA ORLAN) auf einer Webseite zur Heirat an. Mit der Aussicht auf ein besseres Leben, reist sie mit ihrer Tochter Dasha (KRISTINA PIMENOVA) in die USA, um den älteren, exzentrischen, aber charmanten Milliardär Karl Frederick (CORBIN BERNSEN) näher kennenzulernen.

    Nach kurzer Eingewöhnungsphase läuten auch schon die Hochzeitsglocken, doch das Leben nach der Traumhochzeit zieht Veränderungen nach sich. Karl verhält sich zunehmend merkwürdiger, die Haushälterin Maria (LISA GOODMAN) straft sie mit Verachtung und der gruselige, stumme Bedienstete Hagen (MICHAEL ROBERT BRANDON) scheint ihr geheime, beunruhigende Botschaften zukommen lassen zu wollen.

    Alsbald entpuppt sich die neue Liebe als wahrhaftiger Albtraum, denn der anfangs fürsorgliche Gönner, hat finstere Pläne mit den beiden. Ein blutiger Überlebenskampf und Horrortrip folgt, bei dem Mutterliebe zum Killerinstinkt mutiert.

    Regisseur MICHAEL S. OJEDA hat bereits 2013 mit SAVAGED einen wüsten Genremix aus Rape & Revenge und indianischer Geistergeschichte hervorgebracht, der Genreherzen höher schlagen lassen hat. THE RUSSIAN BRIDE - BIS DASS DER TOD UNS SCHEIDET schlägt in eine ähnliche Kerbe, lässt sich bis zum Exploitation-Part aber einige Zeit und geht auch nicht dermaßen in die Vollen, wie beim erwähnten Genrebeitrag.

    Trotz dessen stellt sich keine Langeweile ein, weil die zwar im Detail konventionellen, aber durchaus geheimnisumwitterten Geschehnisse Suspense und ein unbehagliches Gefühl in der Magengrube verursachen und die Inszenierung Elemente und Stilmittel des Neo-Noir und Giallo durchscheinen lässt.

    Jedoch beißen sich diese Einflüsse mit dem Digital-Look, den modernen Drohnenaufnahmen und den qualitativ ausbaufähigen CGI. Das ist nicht immer schön anzusehen, aber ich kann noch ein Auge zudrücken, da es mitunter dem mickrigen Budget geschuldet ist. Als ein raffinierter Twist ein schockierendes Psychodrama offenbart und es zu einem blutigen Showdown kommt, war ich nämlich durchaus zufriedengestellt.

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      999CINEASTOR666 14.08.2020, 06:41 Geändert 10.02.2025, 09:07

      In der Hölle (OT: They Found Hell) / US / 2015

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Eine Gruppe College-Studenten experimentiert an einem riesigen Krater in Russland, als ihr Transponder die Pforte zur Hölle öffnet. Von grausigen Kreaturen verfolgt versuchen sie, der Verdammnis zu entkommen.

      Wenn man ein Auge kräftig zudrückt, ist IN DER HÖLLE gar nicht so übel für einen Fernsehfilm, den der Fernsehsender SYFY in Auftrag gegeben hat. Sowohl das Höllenszenario als auch das Konzept sind schlicht, aber die Darsteller bemühen sich um Sympathie und einige Sets sind durchaus atmosphärisch.

      Die Erzählung hält sich nicht mit viel Vorgeplänkel und Figurenzeichnung auf. Die Protagonisten werden nach kürzester Zeit an den Ort der ewigen Pein befördert und haben währenddessen kaum die Möglichkeit, ihre Charaktere frei zu entfalten. Dadurch fiebert man zwar nicht bedingungslos mit ihnen mit, aber hegt trotzdem Interesse daran zu sehen, wie sie durch die Hölle gehen und der eine oder andere sein Leben lässt oder mit dem Leben davonkommt.

      Das Tempo ist hoch und lässt zum Glück keine Langeweile aufkommen, obwohl nur eine Station des Schreckens nach der anderen angefahren wird. Ein Handlungsstrang, der nebenher läuft, um zwei Helfer in der Not, die sich ins Zeug legen, die Studierenden aus dem flammenden Inferno zu erretten, generiert zwar keine Spannung, aber sorgt indes für ein wenig Abwechslung.

      Einige Gewalteinlagen gehen auch in Ordnung, eine Schlachtplatte sollte man jedoch nicht erwarten. Generell ist die Stimmung weniger düster, garstig und Furcht einflößend als bei ähnlich gelagerten Beiträgen wie KATAKOMBEN oder BASKIN. Genau genommen ist das ziemlich unpassend, hat mich aber nicht weiter gestört.

      Das Budget hat nicht für infernale Höhenflüge gelangt, aber wenn man mal einen Tag hat, an dem man sich auch mit wenig zufrieden gibt, taugt IN DER HÖLLE.

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        999CINEASTOR666 09.08.2020, 13:09 Geändert 15.08.2020, 11:10

        The Lodge / GB/CA/US / 2019

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        VERONIKA FRANZ und SEVERIN FIALA haben mit ihrem Spielfilmdebüt ICH SEH, ICH SEH international für Aufsehen gesorgt, weswegen ihr zweiter Streich direkt in englischer Sprache produziert wurde, und zwar von der legendären Filmproduktionsfirma HAMMER FILMS, die seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts berühmt-berüchtigt ist, für atmosphärische Horrorfilme.

        Der Journalist Richard Hall (RICHARD ARMITAGE) hat seine Frau Laura (ALICIA SILVERSTONE) verlassen, für die jüngere Grace (RILEY KEOUGH, Enkelin von ELVIS PRESLEY), woraufhin Laura Suizid begeht. Nach längerer Trauerphase will Richard, dass seine Kinder Aiden (JAEDEN MARTELL) und Mia (MIA MCHUGH) die Weihnachtsferien in einer Waldhütte in den verschneiten Bergen mit ihm und Grace verbringen, damit sie sich besser kennenlernen können. Das stößt bei den Kindern auf trotzige Ablehnung und feindselige Gesinnung, weil sie den Verlust ihrer Mutter noch nicht überwunden haben und Grace die Mitschuld an ihrem Tod geben. Als Richard beruflich bedingt für einige Tage in die Stadt zurück muss, lässt er seine Kinder und ihre zukünftige Schwiegermutter allein in der Lodge zurück. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, um sich ein wenig anzunähern. Als die Kinder allerdings ein Video auf dem Rechner ihres Vaters entdecken, das grausame Details aus der Kindheit von Grace offenbart, trauen sie ihr noch weniger über den Weg. Grace ist die Tochter eines christlichen Sektenführers, der seine Gemeinde in den Massenselbstmord getrieben hat. Um die Botschaft in die Welt herauszutragen, ist Grace die einzige Überlebende und hat die Gräueltat zu alledem gefilmt. Dies bestärkt die Geschwister in ihrer Annahme, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Als sich merkwürdige Ereignisse häufen, scheint die Situation allmählich wahnhaft zu eskalieren.

        Als Zuschauer ist man lange Zeit unentschlossen, von woher die Bedrohung auf leisen Sohlen angeschlichen kommt und welche sündhafte Form sie annehmen wird, weil die Erwartungshaltung gekonnt unterwandert und die Gefahr nicht eindeutig benannt wird. Dadurch wird Suspense en gros erzeugt, die von einer unheilverkündenden Stimmung und unterkühlten wie sterilen Atmosphäre angespornt wird. Falsche Fährten werden zur Genüge gelegt und seelische Qualen greifbar gemacht, bis ein manisches Wendemanöver eingeleitet wird, das für den einen oder anderen zwar naheliegend sein könnte, aber mit derart erschreckender Konsequenz das anvisierte Familienidyll dekonstruiert, dass man sich davon erst einmal erholen muss, wenn der Abspann läuft. Ein sehenswerter Slow Burner, der einen schockgefrostet zurücklässt und nachwirkt, wodurch die eine oder andere Ungereimtheit nahezu in Vergessenheit gerät.

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          999CINEASTOR666 07.08.2020, 17:38 Geändert 15.08.2020, 11:15
          über Prey

          Prey - Beutejagd (OT: Prooi / AT: Uncaged) / NL / 2016

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          In Amsterdam herrscht der tierische Ausnahmezustand. Immer mehr abgerissene Körperteile und zerfetzte Leiber ruinieren das Stadtbild. Die Bevölkerung ist aufgebracht, da sich eine blutige Spur der Verwüstung durch die Grachten-City zieht. Die Polizei steht vor einem Rätsel und verdächtigt zunächst überzüchtete Kampfhunde. Die Tierärztin Lizzy (SOPHIE VAN WINDEN) wird zu einem Leichenfundort gerufen und ist sich ziemlich sicher, dass es sich um einen 300 Kilogramm schweren Löwen handeln muss, der Blut geleckt und auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen ist. Lizzy versucht, den Behörden bestmöglich Hilfe zu leisten und empfiehlt, nach mehreren verlustreichen Fehlschlägen, den erfahrenen Großwildjäger Jack (MARK FROST). Dummerweise ist er ihr Ex, trinkt gerne einen über den Durst und sitzt im Rollstuhl ...

          Der gute, alte Tierhorrorfilm kommt wohl nie aus der Mode. Die Fauna ist vielfältig und Horrorfilme aus Holland sind immer noch Exoten. DICK MAAS (VERFLUCHTES AMSTERDAM /// FAHRSTUHL DES GRAUENS /// SAINT) lässt den König des Dschungels die niederländische Hauptstadt unsicher machen und zwinkert dem Zuschauer zu. Da einen schnell bewusst wird, dass sich PREY - BEUTEJAGD nicht bierernst nimmt, weil ihm der löwenstarke Trashfaktor des Szenarios bewusst zu sein scheint, fällt nicht gravierend ins Gewicht, dass bei genauerer Betrachtung, die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass eine riesige Raubkatze über einen längeren Zeitraum unbemerkt Amsterdamned zum Jagdgebiet auserkoren hat und im weiteren Verlauf, sie aufzuspüren und zu erledigen die reinste Tour de Force ist.

          Wer sich auf den teils tiefschwarzen Humor nicht rechtzeitig einstellen kann, wird seine Schwierigkeiten haben, mit den zum Teil überspitzen Figuren und Situationen entsprechend umgehen zu können. Ich habe das allerdings zügig, als unterhaltsamen Spaß aufgefasst. Szenen, in denen ahnungslose Golfspieler, ein Essenslieferant, Kinder auf dem Spielplatz, Fahrgäste in der Straßenbahn usw. dem passabel am Computer animierten Löwen zum Opfer fallen, entertainen famos. An manchen Stellen hätte die Handlung jedoch etwas ausgedünnt werden können, denn manchmal ist weniger doch einfach mehr. Dennoch hat der Streifen diverse launige Momente auf Lager, die entweder zum Brüllen oder auch ansprechend gory sind.

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            999CINEASTOR666 07.08.2020, 17:19 Geändert 15.08.2020, 11:43

            The Field Guide to Evil - Handbuch des Grauens (OT: The Field Guide to Evil) / NZ / 2018

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            Eine multikulturelle Horror-Anthologie ist eine interessante Idee und ein spannendes Konzept. Insbesondere, wenn sich die Episoden mit den landeseigenen folkloristischen Erzählungen, Legenden, Mythen und Schauergeschichten befassen. Jedoch sind die heimatbezogenen Beiträge der Regisseur*innen aus Österreich, Türkei, Polen, Amerika, Griechenland, Indien, Deutschland und Ungarn äußerst durchwachsen.

            Dass die Kollektion artsy-fartsy as hell ist, empfand ich als inszenatorischen Obolus. Allerdings sind die meisten Kurzgeschichten großer Mist, weil sich ihre finsteren Sagenwelten nicht entfalten können und sie nicht zum Abschluss kommen bzw. ihnen am Ende der Aha- und/oder Wow-Effekt fehlt.

            Scheinbar war die Ambition diverser Beteiligter, dass ihre Segmente düstere, albtraumhafte, surreale Bannkraft erzeugen, anstatt inhaltlich präzise zu sein und für Furore zu sorgen. Die Sammlung ist außen hui, innen pfui, weil außer der Volkstümlichkeit kein Zusammenhang, keine Verbindung zwischen den Shorties besteht. Letztendlich bleibt der ernüchternde Eindruck zurück, als wäre lustlos durchs Märchenbuch geblättert worden, bei dem der Einband das wirkliche Highlight ist.

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              999CINEASTOR666 07.08.2020, 17:08 Geändert 07.02.2025, 15:10

              Minutes to Midnight - Bete, dass sie nicht vorbeischauen… (OT: Minutes to Midnight) / US / 2018

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              Anfangs dachte ich noch, es mit einem netten, kleinen Backwood-Slasher zu tun zu kriegen, wurde jedoch baldigst eines Besseren belehrt. Das wahre Grauen ist die Zeit, die man mit diesem Streifen verschwendet, weil uninspiriert und ohne eigene Ideen ein Klischee nach dem anderen billig abgehakt wird.

              Da die spärlich eingepflegte und auch im weiteren Verlauf nicht sympathisch werdende Gruppe junger Kollegen, die in einer Hütte in den Bergen den Silvesterabend feuchtfröhlich feiern will, lange Zeit nicht auf dem Schirm hat, dass sie in Gefahr ist, stellt sich keine Spannung, Dringlichkeit und Intensität ein, sondern gähnende Langeweile. Die Killer werden zwar gut dargestellt, ihre Unterkunft ist das reinste Schlachthaus und bei den Morden wird eine Menge Blut vergossen und Gedärm verteilt, jedoch wirkt ihre blutige Spur auch eher wahl- und orientierungslos.

              Bedauerlicherweise nimmt sich der Streifen bei alledem todernst, doch leider kann man ihn nicht ernst nehmen, weil die Bestrebung nicht ernsthaft genug erscheint, honorablen Hinterwälder-Horror inszenieren zu wollen. Ein Augenzwinkern hätte zumindest dazu führen können, den Streifen auf die leichte Schulter zu nehmen, doch nun muss er auch mit vollem Ernst besprochen werden.

              WILLIAM BALDWIN, RICHARD GRIECO und BILL MOSELEY mischen hier auch unwürdig mit und bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm. Profi-Wrestler und Parkour-Sportler JOHN HENNIGAN ist auch mit von der Partie. Man sieht ihn mittlerweile öfters in solch semiprofessionellen Billigproduktionen herumturnen, in denen seine schwerfälligen Capoeira-Einlagen nicht wirklich hineinpassen.

              Verantwortlich für den Schund ist CHRISTOPHER RAY, der Sohnemann von FRED OLEN RAY. Sein Vater genießt mittlerweile Kultstatus bei Genrefreunden, wegen seiner Beständigkeit filmischen Schrott am Fließband zu produzieren. Sein Sohn tut es ihm dem Anschein nach gleich, nur dass seine Vita noch nicht über 150 Einträge zu verzeichnen hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Stimmt's?

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                999CINEASTOR666 07.08.2020, 16:51 Geändert 15.08.2020, 09:52

                Sweetheart / US / 2019

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                Eine Robinsonade aus dem Hause BLUMHOUSE PRODUCTIONS. Weswegen nicht Freitag kommt, sondern ein Seeungeheuer aus einem Loch im Meeresgrund, das schwarzes Blut besitzt.

                Bemerkenswert ist, dass der Titel hält, was er verspricht. Jenn (KIERSEY CLEMONS) ist tatsächlich ein Sweetheart, dem es gelingt, den Plot beinahe allein zu tragen und von dem man(n) nicht die Augen abwenden kann. Ihre Schönheit, in Verbindung mit der der tropischen Insel auf der sie gestrandet ist, ist eine Augenweide.

                Vom optischen Leckerbissen abgesehen, hätte die Handlung jedoch etwas Futter vertragen können, anstatt aufs Wesentliche reduziert zu sein. Dann wäre es wahrscheinlich nicht repetitiv geworden und einige Unstimmigkeiten wären ausgeblieben. Man erfährt nur relativ wenig über Jenn und wie es zum Schiffbruch gekommen ist. Wenn man dies in Bewegtbilder gebannt hätte, hätten sich ihr Tagesablauf und ihre nächtlichen Aktivitäten vielleicht nicht irgendwann wiederholt und eventuell wären einige grobe Schnitzer abgewendet werden können. Ich könnte darauf näher eingehen, aber das würde zu umfangreich werden. Ich war jedenfalls über manches erstaunt, wie zum Beispiel, dass es ihre Figur scheinbar für wichtig erachtet, täglich das Outfit zu wechseln oder, dass zwei weitere Überlebende erst nach etlichen Tagen die Insel erreichen, obwohl sie von einer mysteriösen Strömung berichten. Aber nun ja ...

                Die Kreatur macht eine gute Figur und beschert gelegentlich beängstigende Momente. Jedoch wird mit der Zeit der Eindruck erweckt, dass der Kampf ums Überleben für Jenn zur Routine wird, wodurch das Gefühl von Angst, Panik und Frust schwinden.

                SWEETHEART kann zwar weder CAST AWAY - VERSCHOLLEN noch PREDATOR das Wasser reichen, aber besserer Durchschnitt ist schon drin.

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                  999CINEASTOR666 07.08.2020, 16:08 Geändert 03.01.2021, 20:13

                  Body Cam - Unsichtbares Grauen (OT: Body Cam) / US / 2020

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  Obwohl die USA auf eine lange Historie der Polizeigewalt zurückblickt, erblickt BODY CAM - UNSICHTBARES GRAUEN nahezu prophetisch das Licht der Filmwelt, zu Zeiten der Black-Live-Matters-Bewegung.

                  Auch wenn BODY CAM - UNSICHTBARES GRAUEN keinen realen Fall konkretisiert, sind die Parallelen zum gegenwärtigen Weltgeschehen erschreckend. Trotz der inbegriffenen, aktuellen, brisanten Thematik von institutionellem Rassismus und dem Genremix aus Cop-Thriller und rachsüchtiger Geistergeschichte, der mich am ehesten an ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN (2014) erinnert hat, ist das Resultat nicht weltbewegend revolutionär. Formal ist der Steifen gelungen, aber inhaltlich handelt es sich zu weiten Teilen um ein laues, vorhersehbares Lüftchen, obwohl die Stimmung sowohl aufgeheizt als auch unterkühlt ist.

                  Es mangelt an Tiefe und Substanz, weil den Charakteren kaum Raum zur persönlichen Entwicklung eingeräumt wird, obwohl genügend Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Diese wird jedoch kaum genutzt, sondern viel lieber vergeudet, für langwierige nächtliche Einsätze und im späteren Verlauf, für schleppende Ermittlungen, um lieblos hinter das Geheimnis zu kommen, das für den Zuschauer relativ offensichtlich ist.

                  Wenn der Geist zuschlägt, ist dies zwar düster, unheimlich, intensiv und brutal inszeniert, jedoch ist der Rest drumherum mäßig, weil aus der Wut und Verzweiflung bis zum Showdown ein Mysterium gemacht wird. R&B-Sängerin MARY J. BLIGE spielt zwar meines Erachtens überzeugend, weil ihre Figur jedoch recht apathisch reagiert, auf die übernatürlichen Begebenheiten und brutalen Morde an ihren Kollegen, und zudem ihre Hintergrundgeschichte beschnitten wird, ist ihre Spurensuche wenig packend. Da sie das Zentrum des Plots ist, sind alle anderen Charaktere außerdem nur Nebensächlichkeiten, die nicht der Rede wert sind.

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                    999CINEASTOR666 01.08.2020, 12:20 Geändert 12.08.2020, 20:32

                    Feedback - Sende oder stirb (OT: Feedback) / ES/US / 2019

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Jarvis Dolan (EDDIE MARSAN), kontroverser Moderator einer politischen Radiosendung, hat mit sinkenden Zuhörerzahlen zu kämpfen. Zudem wurde er tätlich angegriffen, aufgrund seinem offenen Umgang mit schwierigen Themen. Daher will der Senderchef, dass Jarvis eine frühere Unterhaltungssendung wieder aufleben lässt, mit seinem alten und mittlerweile verhassten Partner Andrew Wilde (PAUL ANDERSON). Jarvis ist darüber nicht sonderlich erfreut, doch es kommt noch schlimmer. Kurz nachdem Jarvis live auf Sendung gegangen ist, wird das Studio von zwei maskierten Männern überfallen und die Mitarbeiter als Geiseln genommen. Jarvis soll die Sendung wie gewohnt weiterführen, sich nichts anmerken lassen, jedoch den Anweisungen der Geiselnehmer Folge leisten. Die Eindringlinge zwingen ihn, einen Text vorzulesen und wollen ihn zur Rede stellen. Eine Angelegenheit, die die Karriere des bekannten Rundfunksprechers beenden könnte. Die Lage verkompliziert sich, als sein damaliger Weggefährte das Studio betritt. Ein perfides Katz-und-Maus-Spiel beginnt, ein nervenaufreibendes Psychoduell, bei dem die schmutzige Wäsche der Vergangenheit gewaschen werden soll.

                    Der spanische Regisseur PEDRO C. ALONSO stellt mit seinem Langfilmdebüt sein Auge für Szenenbild und sein Gespür für Nervenkitzel unter Beweis. Die Kulissen sind überschaubar, haben jedoch Stil und werden begnadet präsentiert. Panik und psychologischer Terror werden auf engstem Raum erzeugt, wie auch An-Spannung, weil ein falsches Wort zu gewalttätigen Ausbrüchen führen kann. Das Studio ähnelt einem albtraumhaften Bunker, in dem die Emotionen hochkochen und die Eskalation vorprogrammiert ist.

                    Dass FEEDBACK - SENDE ODER STIRB nicht konsequent auf Subtilität Wert legt, um den groben Knüppel auszupacken, ist meines Erachtens kein Kapitalfehler, sondern das i-Tüpfelchen. Die Holzhammermethode als Modus Operandi ist nur konsequent, um den Schein zu brechen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was ist damals wirklich geschehen? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Der schwarze Peter wird hin- und hergeschoben. Das Vexierspiel hat die Spannungsschraube fest im Griff. Zumindest wenn man sich als Zuschauer diese Fragen stellt und an deren Beantwortung Interesse hegt.

                    Zu guter Letzt wird das moralische Ping Pong durch ein hinterlistiges, weil mehrdeutiges Ende gekrönt. Trotz dessen würde ich behaupten, dass es mitunter verdeutlichen soll, dass Jarvis durch Politik und Machtmissbrauch, seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann, obwohl er in seiner Sendung genau diese Machenschaften angeklagt hat. Zudem hetzt Jarvis in seiner Sendung über Trolle im Internet, die sich hinter ihrer Anonymität in Sicherheit wiegen. Letztendlich tut Jarvis dasselbe, mit dem Unterschied, dass ihm nicht die Unbekanntheit, sondern seine Berühmtheit den Arsch rettet. Dadurch werden beide Arten der emotionalen Provokation auf eine Stufe und an den Pranger gestellt.

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                      999CINEASTOR666 01.08.2020, 11:58 Geändert 10.02.2025, 09:18

                      Little Monsters / AU/US/GB / 2019

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Der erfolglose Straßenmusiker Dave (ALEXANDER ENGLAND) ist frisch von seiner Freundin getrennt, weil er nichts von Verantwortung hält und keine Kinder will. Er kommt bei seiner alleinerziehenden, berufstätigen Schwester unter und schläft auf ihrem Sofa. Eines Tages soll Onkel Dave seinen aufgeweckten, jedoch von diversen Allergien geplagten Neffen Felix (DIESEL LA TORRACA) in den Kindergarten bringen und verknallt sich in die entzückende Erzieherin Miss Caroline (LUPITA NYONG'O), weswegen er sich direkt als Begleitung aufdrängt, bei einem Ausflug zum Streichelzoo. Allerdings bleibt der schmierige Kinder-Entertainer Teddy McGiggle (JOSH GAD) nicht sein einziger Nebenbuhler, als sich im Souvenirshop verbarrikadiert werden muss, da Horden von Zombies aufkreuzen.

                      Diese RomZomCom, die man als Mix aus KINDERGARTEN COP und SHAUN OF THE DEAD bezeichnen könnte, hat mir sehr gut gefallen. Die erste Hälfte ist flott und hat echte Lacher auf Lager, bevor der Belagerungszustand das Tempo drosselt und es durch Zwischenmenschliches emotionaler und dramatischer wird, bis das letzte Drittel in Sachen Action nochmal auf die Tube drückt.

                      Eine enorme Bereicherung ist auf jeden Fall Oscarpreisträgerin LUPITA NYONG'O. Ihre Performance ist feenhaft-bezaubernd und beeindruckend-tough zugleich, wenn sie beispielsweise in ihrem sonnengelben Kleid die Ukulele zupft und Songs von TAYLOR SWIFT schmettert oder den Untoten unerschrocken die Schädel zermatscht via Schaufel. Aber auch der Charakter von ALEXANDER ENGLAND entwickelt sich mit der Zeit, zu einem verantwortungsvollen Erwachsenen, der ans Herz wächst und das Herz der pädagogischen Superheldin erobert. Die einzige Figur, die meines Erachtens die Harmonie stört und die Stimmung des Films unangenehm konterkariert, ist die von JOSH GAD, da die derben Offenbarungen oftmals grenzwertig sind.

                      Trotz einiger Geschmacklosigkeiten, ist LITTLE MONSTERS ein skurriler Spaß samt einigen frischen Ideen, der im übrigen nichts mit dem gleichnamigen Film von 1989 zu tun hat: https://www.moviepilot.de/movies/little-monsters

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                        999CINEASTOR666 01.08.2020, 11:38 Geändert 01.08.2020, 11:44

                        Blood Bags - Er will Dein Blut (OT: Blood Bags) / IT / 2018

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Die amerikanische Studentin Tracy (MAKENNA GUYLER als Mauerblümchen mit Nerd-Brille (MUTANT RIVER - BLUTIGER ALPTRAUM)) stößt bei der Suche nach ausdrucksstarken Fotomotiven, zusammen mit ihrer Freundin Petra (MARTA TANANYAN), in den Bergen von Turin, Italien auf ein altes Herrenhaus, von dem sie derart fasziniert sind, dass sie durchs Fenster einsteigen. Nachdem Tracy Zeugin wird, wie ihre Freundin von einer vermummten Gestalt getötet wurde, misslingt der Fluchtversuch. Gemeinsam mit einem Einbrecher, der zuvor eingestiegen ist und seinen Komplizen verloren hat, versuchen sie, der Gefahr zu trotzen.

                        Die Handlung ist simpel und dünn, da helfen auch die Nebenplots wenig, wenn sie nur dürftig erzählt werden. Die Polizei bricht lieber den Einsatz ab, um sich ein Käffchen zu genehmigen, anstatt dem Notruf nachzugehen und Spuren zu verfolgen. Ein älterer Herr, der gegenüber der alten Villa wohnt, weiß vom dunklen Geheimnis, belügt die Bullen und informiert den Bruder des Erkrankten. Der Bruder organisiert Blut, entweder von einer Prostituierten oder er zapft es sich selbst ab. Leider offenbart nur eine Texttafel am Anfang halbherzig, warum er das tut, weswegen ich mein gefährliches Halbwissen einsetzen muss.

                        Da es sich bei der seltenen Krankheit Morbus Günther um eine Störung von Häm handelt, dachten/denken einige Betroffene, dass das Trinken von Blut Abhilfe schafft. Jedoch helfen nur Bluttransfusionen, weil das Blut durch den Darmtrakt nicht in den Blutkreislauf gelangt.

                        Um zum Film zurückzukehren: Die Kameraarbeit ist adäquat und die Atmosphäre ist morbide und unangenehm. Die Kills sind ansprechend und allesamt in Handarbeit entstanden, allerdings geschieht einiges bedauerlicherweise außerhalb des Bildes oder wird nur angedeutet. Gute Ansätze sind zu erkennen, jedoch fehlt es der Umsetzung letztlich an Aufschluss, Dringlichkeit und Intensität. Der langen Tradition aufsehenerregender italienischer Horrorfilme kann BLOOD - BAGS ER WILL DEIN BLUT leider nicht gerecht werden.

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                          999CINEASTOR666 01.08.2020, 11:16 Geändert 18.12.2020, 20:28

                          Kiffer vs. Killer Mosquitos (OT: Tafanos / AT: Killer Mosquitos) / IT / 2018

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Während eines Ausfluges in die Berge wird eine Gruppe austauschbarer Klischeefiguren, die sich saudämlich verhält und wie Kindergartenkinder zankt, in einem abgelegenen Haus von einem Schwarm Mutanten-Rinderbremsen, mit seitlich ausklappbaren Piranha-Mäulern, attackiert. Vorab wurden sie bereits von einem hippiesken Biobauern vor den, von Pestiziden verunstalteten, Viechern gewarnt. Als es brenzlig wird, eilt er zur Hilfe und erklärt, dass Marihuana das einzige probate Mittel gegen die aggressiven Brummer ist. Zum Glück hat er einen Sack Gras dabei und sie treten völlig zugedröhnt den Kampf an.

                          Die Idee, einen Genremix zu kreieren, aus Stoner Movie und Creature Feature, besitzt durchaus Potential. Bedauerlicherweise handelt es sich bei vorliegendem Fall jedoch um eine Mische, die nicht knallt.

                          Der benebelte Plot, aus unlustiger Kiffer-Komödie und CGI verseuchtem Tierhorror, Made in Italy, ist simpel und vorhersehbar. Dadurch stellt sich keine Spannung ein, mit der ich bei solch einem Film aber auch nicht gerechnet habe. Obwohl ein Nebenplot, über einen entflohenen Sträfling, der eine Geisel nimmt, zwischendrin so etwas ähnliches vortäuschen soll, doch prompt abgehakt ist, als ein Schwarm auftaucht.

                          Davon abgesehen, erweist sich der Humor als Fehlzündung. Gags lösen sich in Rauch auf, weil sich die Protagonisten beharken, anstatt gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Dadurch macht sich über einen längeren Zeitraum erst einmal Langeweile breit, bevor es hinten heraus etwas lebhafter wird, aber alles in allem minderqualitativ bleibt.

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                            999CINEASTOR666 25.07.2020, 13:38 Geändert 14.08.2020, 18:35

                            Red Letter Day - Töte deine Nachbarn (OT: Red Letter Day) / CA / 2019

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                            Die Vorstadtidylle wird zur Kampfzone, als eines Tages Briefe in roten Umschlägen in der Post sind, in denen die Nachbarschaft aufgefordert wird, sich gegenseitig zu töten. Von einigen Nachbarn als schlechter Scherz abgetan, wetzen andere bereits die Messer. Spätestens als sich eine Anarchistengruppe zu den Kettenbriefen bekennt und verkündet, eine Revolution in Gang setzen zu wollen, wird der tödliche Ernst der Lage erkannt.

                            Kann uns der ganz alltägliche Horror nicht alle zu Monster werden lassen? Sind wir nicht alle ein bisschen Mörder, wenn man uns lässt und keine Konsequenzen drohen? Wem kann man noch über den Weg trauen? Wie gut kennt man die Leute in seinem Leben, insbesondere, wenn ein Online-Profil ihre Persönlichkeit vortäuscht? Wie laut ist der Knall, wenn zwei Welten kollidieren? Wo würden wir hinkommen, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen und man anstatt miteinander zu reden, banalste Konflikte mit Gewalt lösen würde?

                            Interessante Fragen, die RED LETTER DAY - TÖTE DEINE NACHBARN in die paranoiden Briefkästen wirft, doch unbeantwortet lässt, um sich aus der Affäre zu ziehen. Man kann es selbstverständlich auch anders auslegen, und zwar, dass man sich selbst einen Kopf machen soll. Das wäre alles kein Problem, wenn der Unterhaltungswert denn angemessen sein würde.

                            Auch wenn der Vergleich hinkt, bemühe ich ihn. Das Zwischending aus THE PURGE - DIE SÄUBERUNG und SERIAL MOM - WARUM LÄSST MAMA DAS MORDEN NICHT? genehmigt sich eine halbe Ewigkeit, um in Fahrt zu kommen, das bei der überschaubaren Laufzeit ein Unding ist. Das Tempo ist betulich und es wird viel gequatscht, bevor es am helllichten Tage ans Eingemachte geht, mit allerlei Haushaltsutensilien, die zu Waffen umgewandelt werden. Die Groteske wird zu guter Letzt zwar schön gemein und die Hauptdarstellerin scheint in ihrer Rolle aufzugehen, als Mutter, die ihre Kinder beschützt, aber das kommt einfach zu spät und liefert zu wenig, um mir eine höhere Bewertung abzuluchsen.

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                              999CINEASTOR666 24.07.2020, 17:12 Geändert 10.02.2025, 09:33

                              Torture - Einladung zum Sterben (OT: Pledge) / US / 2018

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                              Um auf dem Campus endlich als cool zu gelten und zu Parties eingeladen zu werden, um an Saufgelagen teilnehmen und Chicks aufreißen zu können, wollen drei Nerds unbedingt bei einer Studentenverbindung aufgenommenen werden. Nach mehreren entmutigenden Absagen, will sie eine geheimnisvolle Bruderschaft schließlich aufnehmen. Doch zunächst müssen sie unmenschliche Initiationsriten über sich ergehen lassen.

                              TORTURE - EINLADUNG ZUM STERBEN ist nicht der erste (Horror)film, der ein düsteres Portrait zeichnet, über US-amerikanische Studentenverbindungen, exzessives Greek Life, fragwürdig-mittelalterliche Traditionen und außer Kontrolle geratenes, für Furore sorgendes Hazing. Deswegen hat der Steifen bei mir auch keinen Stein im Brett, obwohl das Thema schon interessant ist, da sich so viele Mythen und Verschwörungstheorien über elitäre Organisationen darum ranken. Denen nimmt sich TORTURE - EINLADUNG ZUM STERBEN auch tatsächlich halbherzig an, die Abzüge in der B-Note kommen aber von ganz woanders.

                              Anfangs ist das Verhalten der Anwärter noch nachvollziehbar, doch als die Schikane immer grausamere Züge annimmt, empfand ich es als besonders ärgerlich und als Verlust jedweder Glaubwürdigkeit, dass sie sich nicht zur Wehr setzen, obwohl sie eindeutig in der Überzahl sind und Unmengen Chancen haben, zum Angriff überzugehen. Erst als die Kacke richtig am Dampfen ist und es erste Tote gibt, kneifen sie die Backen zusammen und lassen sich Eier wachsen.

                              Erst an diesem Punkt habe ich begonnen, Gefallen an dem Streifen zu finden, weil es kompromisslos und blutig zur Sache geht. Leider ist es dann schon zu spät und zu schnell wieder vorbei. Last but not least gibt ein bitterer Twist allerdings noch boshaften Zunder, wodurch eine unterdurchschnittliche Bewertung gerade noch abgewendet werden konnte.

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                                999CINEASTOR666 23.07.2020, 18:03 Geändert 06.08.2020, 17:01

                                Finale - Entertainment kennt keine Grenzen (OT: Finale) / DK / 2018

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                                Dänemark gilt nicht als erste Anlaufstelle für Horrorfilme. Horrorfilme aus Dänemark sind immer noch eine Seltenheit. Ob sie deswegen Seltenheitswert besitzen, steht auf einem anderen Blatt.

                                Das Finale eines Sportereignisses lockt die Dänen vor die Röhren, weshalb die Nachtschicht an der Tankstelle, die sich in der dänischen, unwirklichen Einöde befindet, für Agnes Berger (ANNE BERGFELD), engagierte Psychologie-Studentin und Tochter des Chefs, und ihrer naiven Kollegin Belinda Andersen (KARIN MICHELSEN), die mit familiären Problemen zu kämpfen hat, nicht sonderlich aufregend ist. Einige der wenigen Kunden verhalten sich zwar seltsam, aber das ist erst der paranoide Anfang einer nicht enden wollenden Nacht der Grauen und Schmerzen. Die beiden sind nämlich unverhofft Teil eines Folterzirkusses geworden, in der der, wie ein Clown geschminkte, Sprechstallmeister per Erniedrigung, Folter und Mord dafür Sorge zu tragen hat, sowohl das Live-Publikum als auch die Zuschauer*innen im www zu begeistern und ihre Wünsche zu erfüllen.

                                Überwachung, Gewalt als Massenunterhaltung und Freizeitgestaltung sowie Mediensucht und Voyeurismus sind die zwar offenkundig, aber recht dürftig angesprochenen Punkte. Welcher tiefere Sinn dahintersteckt, dass ein Clown die Manege betritt und die Torture-Tragödie in Akten gesplittet ist wie ein Theaterstück, kann ich nur spekulativ beurteilen. Dass man die Erzähltechnik der Vorausblende gewählt hat, mag zudem unüblich sein, ist aber meines Erachtens nicht vorteilhaft, weil die Antizipation zu viel vorwegnimmt bzw. den weiteren Verlauf vorab erahnen lässt. Die Anachronie fährt der Dramaturgie und dem Spannungsaufbau somit in die Parade. Trotz dessen wird die Show noch recht makaber und gewährt Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wirklich über Durchschnitt kam der Streifen für mich aber erst, als der Überlebenswillen die Karten neu gemischt und der zwar kurze, aber zumindest zackige Action-Part begonnen hat.

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                                  999CINEASTOR666 23.07.2020, 13:48 Geändert 23.07.2020, 13:52
                                  über V.F.W.

                                  VFW - Veterans of Foreign Wars (OT: VFW) / US / 2019

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                                  Einleuchtend, dass der Streifen seine Fanbase unter VHS-Veteranen findet, die unter Retromanie leiden. Ich hätte mich auch gerne anfixen lassen, um wie die hirnlosen Junkie-Punks durchzudrehen, weil der Flick wie eine unerwartete Veröffentlichung eines verschollen geglaubten Genrewerkes der frühen Achtziger wirkt, das JOHN CARPENTER umgesetzt hat.

                                  Allerdings hat mich die erzreaktionäre, von brummenden Synthie-Sounds und in grobkörnigen Bildern untermalte und festgehaltene Kneipenschlägerei nicht vollends um den Verstand gebracht, auch wenn eine illustre Schar alter Haudegen aus der zweiten Reihe zusammengetrommelt werden konnte, deren kernige Charaktere einen über den Durst trinken und knochentrocken zynische Sprüche klopfen.

                                  Das liegt nicht unmittelbar daran, dass die Story simply as fuck ist, sondern daran, dass das abgefuckte Splatter-Brett in halbdunklen Rot- und Blautönen gehalten ist, wodurch in professioneller Handarbeit entstandene Details kaum zu erkennen sind. Des Weiteren, dass die Action zwar brachial und kaum durchatmen lässt, aber kraftlos und hektisch inszeniert ist.

                                  All das hätte ich der wütenden, keinen Rückwärtsgang einlegen wollenden Exploitationfilm-Hommage ja noch durchgehen lassen können, aber der Kadavergehorsam, der Hurrapatriotismus, das Schützengraben-Gelaber und wie "aufopfernd" sie ihrer bürgerlichen Pflicht nachgehen müssen, rückt das Ganze zusätzlich in ein ziemlich fragwürdiges Licht.

                                  5 Aerobic-Videos

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                                    999CINEASTOR666 23.07.2020, 11:11 Geändert 06.08.2020, 17:06

                                    Scary Stories to Tell in the Dark (AT: Scary Stories) / US/CA/HK / 2019

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                                    SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK basiert auf einer Kinder- bzw. Jugendbuchreihe, die ich wieder einmal nicht gelesen habe. Wie schon bei STEPHEN KINGS ES bzw. ES: KAPITEL 1 und ES: KAPITEL 2 oder aber auch STRANGER THINGS werden die Ängste, Nöte und Sorgen des Erwachsenwerdens in Horrorfilm-Elemente widergespiegelt.

                                    Das von GUILLERMO DEL TORO (mit)verfasste Drehbuch vereint nun mehrere Kurzgeschichten der Reihe zu einer zusammenhängenden Handlung, in der eine Bande von jugendlichen Außenseitern, die von draufgängerischen Bullies gepiesackt wird, das verfluchte Buch eines rachsüchtigen Geistes entdeckt, es aus dem Spukhaus entwendet und einer nach dem anderen Teil der düsteren Lagerfeuergeschichten wird, inmitten der US-amerikanischen Kleinstadt-Prüderie.

                                    Diese Art der Erzählung hat meinerseits nicht für Langeweile gesorgt. Die Figuren, die sympathisch sein sollen, sind es auch und die einzelnen, mit Blut geschriebenen Stories, sind tatsächlich scary. Zudem wird die Umbruchstimmung der Endsechziger löblich untergebracht, die zum Teil auch die Jetztzeit reflektiert. Weil der Streifen zu dieser Zeit bzw. vor dem digitalen Zeitalter spielt, kommt ihm auch eine nostalgische Note zugute, obwohl die Inszenierung eher an STEVEN SPIELBERG und die Achtzigerjahre erinnert. Des Weiteren überzeugt das Produktionsdesign, für das sich mit Sicherheit auch GIULLERMO DEL TORO als Produzent verantwortlich zeichnet. Hin und wieder fühlte ich mich nämlich schon an PANS LABYRINTH erinnert, als die schauderhaften Kreaturen aufgetaucht sind.

                                    Die Regie übernahm allerdings der Norweger ANDRÉ ØVREDAL, der seinen Durchbruch mit der Mockumentary TROLLHUNTER feierte, mit der er einige Genrefreunde erfreute, wie auch mit THE AUTOPSY OF JANE DOE. Die beiden hatten nicht vor, ein traumatisches Erlebnis zu realisieren, sondern eine Geisterbahnfahrt, die Groß und Klein Spaß bereitet. Das ist den beiden meines Erachtens auch vortrefflich gelungen, denn, obwohl eine Menge konventioneller Bausteine verwendet werden, gelingt es, Stimmung und Gruppendynamik zu erzeugen sowie einen eigenen Drive zu finden.

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                                      999CINEASTOR666 23.07.2020, 10:02 Geändert 23.07.2020, 11:08

                                      Fantasy Island (AT: Blumhouse's Fantasy Island / Nightmare Island) / US / 2020

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                                      FANTASY ISLAND ist die moderne, filmische Neuinterpretation der gleichnamigen Kultserie, die in den Siebzigern gestartet und bis in die Achtziger gelaufen ist. In den Neunzigern wurde zudem erfolglos ein Wiederbelebungsversuch unternommen. Das Serienformat ist klassische Familienunterhaltung, die man im Vor- und Nachmittagsprogramm gefunden hat. Diese Adaption von BLUMHOUSE PRODUCTIONS ist allerdings ein handzahmer Mystery-Horrorthriller, bei dem das tropische Paradies von den übernatürlichen Kräften einer mysteriösen, schwarzen Substanz beherrscht wird, die die sehnlichsten Wünsche in Albträume verwandelt. Getreu dem Motto: Sei vorsichtig, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen. Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, hat es einen Haken.

                                      Die Idee, das Konzept der Originalserie mit beliebten Mystery- und Horrorfilm-Elementen zu kombinieren, klappt meines Erachtens ganz gut. Nervenkitzel konnte ich zwar nicht wirklich wahrnehmen, aber die Neugierde behält Oberhand, zu erfahren, wie welcher Lebenstraum schrecklich schiefgehen wird. Abwechslung und Kurzweil werden generiert, während sich die Handlung im zackigen Tempo entfaltet, wodurch in den Hintergrund rückt, dass die Figuren eindimensional bleiben.

                                      Mit Gewaltexzessen braucht man jedoch nicht zu rechnen. Das wendungsreiche und mit popkulturellen Referenzen vollgestopfte Treiben ist eher ein harmloser, abenteuerlicher Action-Spaß, der mit einer Reihe Gruselmomenten ausgeschmückt wird, als die jeweiligen Fantasien vor prachtvoll exotischer Kulisse zusammenlaufen.

                                      Damit man den Denkapparat nicht selbst ankurbeln muss, wurde der Erklärbar geladen, der denjenigen ein Dorn im Auge sein wird, die an Interpretationen ihre Freude haben. Der eine oder andere könnte diese oder jene Erklärung darüber hinaus als notdürftig oder gar haarsträubend auslegen. Mich persönlich hat das nicht gejuckt, weil ich entertaint wurde. Zwar nicht sonderlich dramatisch oder gar lehrreich, aber es muss auch nicht immer auf eine Moral, einen intellektuellen Diskurs hinauslaufen.

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                                        You Might Be the Killer / US / 2018

                                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                        "Meta, Meta, Hackepeter"

                                        Die Retrowelle reißt nicht ab. Eine Hommage jagt die nächste. Filmisch sind die Eighties voll im Trend. Besonders en vogue ist die Metaebene zu besteigen und mit den angestaubten Genre-Regeln und Mechanismen zu experimentieren, sie aufs Korn zu nehmen und durch den Fleischwolf zu drehen, indem die Pro- und Antagonisten über sie Bescheid wissen. So auch bei YOU MIGHT BE THE KILLER, bei dem der Zuschauer direkt ins atmosphärische Geschehen geworfen wird, als der Bodycount bereits beachtlich ist, weil an der unheimlichen Legende um eine verfluchte Maske mehr dran ist als gedacht. Zusammen mit dem Hauptdarsteller ergründet man in Rückblenden, wer der wahnsinnige Killer sein könnte und wie man ihn aufhalten kann. Beispielloser Empfang ermöglicht es ihm, stets und ständig fachkundigen Horrorfilm-Rat von einer Videotheken-Betreiberin einzuholen.

                                        Obwohl man den Erzählstil als sprunghaft oder auch verschachtelt bezeichnen kann, lässt er sich easy verfolgen und generiert zudem Kurzweil. Das Treiben ist schrecklich sympathisch, weil man realisiert, dass Herzblut eingeflossen ist. Augenzwinkern, Huldigung, Namedropping und Insider-Gags halten bei Laune. Auch wenn der Streifen geeky as hell ist, was mir ein verzücktes Lächeln ins Gesicht getrieben hat, muss ich dennoch eingestehen, dass der Humor mein Zwerchfell nicht sonderlich zum Tanzen gebracht hat. Das lässt sich allerdings entschuldigen, weil die Alte Schule frisch gestrichen wurde. Hinzu kommt allerdings, dass ein Spannungsbogen nicht wirklich wahrnehmbar ist, weil trotz etlicher Drehungen und Wendungen mit relativ offenen Karten gespielt wird. Ausgeglichen wird der fehlende Nervenkitzel aber, durch die überraschend derben und scheinbar in professioneller Handarbeit entstandenen Gewalteinlagen, von denen es reichlich gibt. Von diversen abgetrennten Körperteilen und Ausweidung bis zur Enthauptung und Schädelspaltung ist alles dabei, was der Gorehound begehrt. Ich denke aber, um sie etwas zu entschärfen und die Altersfreigabe nicht zu gefährden, kommen sie fast ausschließlich in halbdunklen Bildern zum Tragen.

                                        Obwohl YOU MIGHT BE THE KILLER Genre-Kollegen wie THE CABIN IN THE WOODS und TUCKER & DALE VS. EVIL nicht das Wasser reichen kann, kann der Service von Fans für Fans überzeugen, weil er mit Ambition und Fachwissen glänzt. Es ist einfach pfiffig mal dem Killer über die Schulter gucken zu können, anstatt immer nur aus Opfersicht durch die Handlung navigiert zu werden.

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                                          999CINEASTOR666 19.07.2020, 10:32 Geändert 10.02.2025, 09:38

                                          Mutant River - Blutiger Alptraum (OT: The Barge People) / GB / 2018

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                                          Wer von Backwood-Geschmodder in der Art von WRONG TURN und THE HILLS HAVE EYES - HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN noch nicht den Kanal voll hat, sollte nicht den Kanal wechseln, sondern seine Aufmerksamkeit kanalisieren und in Richtung MUTANT RIVER - BLUTIGER ALPTRAUM lenken.

                                          Auch wenn Zutaten in den Fischeintopf geworfen werden, die das Mindesthaltbarkeitsdatum zum Teil längst überschritten haben, als amphibische, KANnibAListische Mutanten, die Wasser statt Blut bluten, es auf zwei Schwestern, ihre beiden Freunde und ein Proletarier-Pärchen abgesehen haben, wird Terror aufgetischt, der roh wie Sushi ist und sättigt.

                                          Die Mischung aus schuppigem Kreaturen-Horror und Hinterland-Hetzjagd ist straight, gory, primitiv und kurzweilig. Diese Eigenschaften können jedoch nicht verbergen, dass es sich um ein B-Movie handelt. Die Geldnot kommt des Öfteren zum Vorschein, bspw. bei den schlecht sitzenden Latexmasken, aber ich habe schon schlimmeres gesehen. Die Darsteller sagen mir auch nichts, aber liefern solide ab, für solch eine Art Film, der unverkennbar den Eighties huldigt.

                                          Unkomplizierte Fans von Gekröse, Synthie-Sounds und praktischen Effekten kommen demnach auf ihre Kosten.

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                                            999CINEASTOR666 19.07.2020, 09:57 Geändert 19.07.2020, 11:07

                                            Come to Daddy / IE/CA/NZ/US / 2019

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                                            https://www.youtube.com/watch?v=TZ827lkktYs

                                            Als Produzent eigenwilliger Genrewerke wie TURBO KID, DEATHGASM, HOUSEBOUND und THE GREASY STRANGLER - DER BRATFETT-KILLER, hat der Neuseeländer ANT TIMPSON Erfahrungen im Filmbusiness gesammelt, die er bei seinem Regiedebüt COME TO DADDY einfließen lässt. Gekonnt spielt er mit der Erwartungshaltung des Publikums, wenn die Story unerwartet Haken schlägt, die sich allerdings in ihrer doppelbödigen Qualität unterscheiden.

                                            Das 30 Jahre auf sich warten lassende Wiedersehen mit Daddy gestaltet sich anders als gedacht, und zwar zunächst argwöhnisch, hartherzig, versoffen und misstrauisch, bis es gar zu Schimpftiraden und tätlichen Angriffen kommt. Dabei handelt es sich jedoch nur um die sardonische Spitze des Eisbergs. Es entbrennt ein emotionsgeladenes Katz-und-Maus-Spiel, das mit grotesken Überraschungen gespickt und durchaus roh und schockierend gewaltbereit ist, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

                                            Der Witz soll aus der Ironie der Szenen gezogen werden, wenn sich die Rolle von ELIJAH WOOD als zurückhaltender, hasenfüßiger Hipster, mit furchtbarer Frisur, gütigen Augen und peinlicher Popelbremse, notgedrungen, unbeholfen und mit mehr Glück als Verstand gegen skurrile Bösewichte erwehren muss, um die Sünden seines Vaters wieder gerade zu biegen, ihn zu beeindrucken und seine Anerkennung zu bekommen.

                                            Jedoch hat mich das nicht sonderlich belustigt. Vermutlich, weil ich mich mit dem Charakter nicht anfreunden konnte. Zudem wirkte das Treiben irgendwie steif in der Hüfte. Obwohl diverse Ansätze Potential haben, welches auch zum Großteil ausgeschöpft wird, fehlte mir der Elan und Esprit, beim Abhandeln jedweder irrwitzigen Idee. Dadurch setzt die Spannungsschraube Rost an, insbesondere als die Tour de Force final abflaut und in Sentimentalitäten übergeht. Weniger wäre diesmal ausnahmsweise mehr gewesen.

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                                              999CINEASTOR666 19.07.2020, 09:44 Geändert 19.07.2020, 10:44

                                              Killer Sofa - Nimm gerne Platz… (OT: Killer Sofa) / NZ / 2019

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                                              Der Filmtitel ist irreführend und schwachsinnig. Kein Killer-Sofa, sondern ein brauner, faltiger Fernsehsessel, mit knuffigen Knopfaugen, ist von einem liebestrunkenden Dibbuk besessen, der alsbald eine Obsession entwickelt, für eine erotische Tänzerin, die generell die Art Wirkung auf die Männerwelt hat, dass ihr vermeintliche Verehrer zu sehr auf die Pelle rücken.

                                              Obwohl bereits Tomaten, ein Kühlschrank, ein Autoreifen, ein Bett oder aber auch Weihnachtsbäume, Lebkuchenmänner und Donuts zu Mördern geworden sind, kann man die Prämisse eines tödlichen Sitzmöbels als vielversprechend-absurd bezeichnen. Leider hält die skurrile Grundidee nicht, was bspw. das Filmcover verspricht. Trotz überschaubarer Laufzeit, macht sich überwiegend Langeweile breit, weil die Figuren öde sind und Gülle labern. Die spärlich gesäten Kills sind unspektakulär und der Humor ist fade. Potential wäre vorhanden gewesen, aber der Ideenmangel, die spartanische Ausstattung und die lahme Umsetzung rauben dem Entertainmentfaktor Glanz und Glorie.

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                                                999CINEASTOR666 11.07.2020, 13:42 Geändert 23.07.2020, 18:16

                                                Vollblüter - Gute Mädchen können auch böse (OT: Thoroughbreds / AT: Vollblüter / Thoroughbred) / US / 2017

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                                                VOLLBLÜTER - GUTE MÄDCHEN KÖNNEN AUCH BÖSE ist ein dialoglastiger Mix aus Schwarzer Komödie, Coming-of-Age-Drama und Psychothriller. Die Leading Ladies OLIVIA COOKE und ANJA TAYLOR-JOY sowie ein bemerkenswerter Soundtrack und eine gekonnte Bildsprache sorgen dafür, dass es anfangs und über einen längeren Zeitraum hinweg schon interessant ist, den verzogenen, privilegierten weißen Gören zuzuhören, weil der Anschein erweckt wird, dass sich ihre fragile, von Kontrasten und Parallelen geprägte Beziehung zu etwas betörend-verstörendem zuspitzt. Das ist zwar tatsächlich der Fall, als ein mörderischer Plan geschmiedet und ein proletarischer Kleinkrimineller mit ins Boot geholt wird, allerdings sind mir in der Zwischenzeit die einerseits bedenklichen und alarmierenden, andererseits aber auch sarkastischen und zynischen Gespräche doch zu viel geworden. Höhepunkte sind bei dieser Milieustudie über Affluenza nämlich Mangelerscheinungen, während der Plot zwischen Freud und Leid, Schuld und Sühne, Herzenswärme und Gefühlskälte lustwandelt. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass der Clou, der für die Mädchen eine Art erlösender Befreiungsschlag aus dem goldenen Käfig darstellen soll, derart unspektakulär zelebriert wird.

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                                                  999CINEASTOR666 11.07.2020, 13:28 Geändert 11.07.2020, 21:09

                                                  The Strangers: Opfernacht (OT: The Strangers: Prey at Night / AT: The Strangers: Part 2 / The Strangers 2) / US / 2018

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                                                  Eine Dekade nachdem mich der puristische Home Invasion-Terror des Originals, trotz atmosphärischer Dichte und zeitweise intensiver Momente, durch die beiderseitige Passivität von Pro- und Antagonisten mit einem ernüchternden Eindruck zurückgelassen hat, gelingt es der von JOHANNES ROBERTS (STORAGE 24 /// THE OTHER SIDE OF THE DOOR /// 47 METERS DOWN) realisierten Fortsetzung, mich mit ihrem Tatendrang sowohl zu überraschen als auch zu begeistern, trotz simplen Strickmuster.

                                                  Böse Zungen könnten zwar behaupten und damit sogar Recht haben, dass man dieses und jenes so oder so ähnlich bereits gesehen hat, allerdings ist das meines Erachtens kein vernichtender Kritikpunkt, weil THE STRANGERS: OPFERNACHT bspw. durch Kinematografie und schmissige Hits von KIM WILDE und BONNIE TYLER überdeutlich klarstellt, eine tiefe Verbeugung vor 80er- und auch ein bisschen 70er-Jahre-Horrorfilme (Zooms, BLUTGERICHT IN TEXAS-Gedächtnis-Showdown) zu sein. D. h. dass die vertrauten Versatzstücke nicht von Einfallslosigkeit und Trivialität zeugen, sondern von Huldigung. Huldigung, die jedoch nicht abgeschmackt rüberkommt, wie bei zahlreichen anderen Genre-Kollegen, die beim Versuch scheitern, wegen dem Unvermögen des Filmschaffenden, den eigenen, mitreißenden Rhythmus zu finden.

                                                  THE STRANGERS: OPFERNACHT hat den Dreh raus, weil die lebhafte Hatz, im Stile eines Slashers der Alten Schule, durch den verlassenen Trailer-Park, auf beiden Seiten Opfer kostet, ist der Kampf auf Leben und Tod nämlich umso erbitterter, unberechenbarer und pulstreibender.

                                                  Auch wenn man die Charaktere nicht voll und ganz ins Herz schließt, würde ich die Familie nicht abwertend als austauschbar bezeichnen, weil sie ihr Kampfgeist zusammenschweißt und Zwistigkeiten über den Haufen geworfen werden.

                                                  Bei den Kills hätte man gut und gerne mehr Härte walten lassen können. Schmodderpäpste kriegen nicht viel geboten, aber einige Morde weisen schon eine gewisse Perfidität auf.

                                                  Beim Original habe ich bemängelt, dass man vergeblich auf Erklärungen wartet, dass sich die drei gruselig maskierten ohne erkennbaren Grund aus dem Staub machen. Das Sequel bleibt der Rätselhaftigkeit der Motivik treu, doch diesmal empfand ich es nicht als Schlag in die Magengrube, weil die Psychos ordentlich ihr Fett wegkriegen, wodurch die Beweggründe in den Hintergrund rücken.

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                                                    999CINEASTOR666 11.07.2020, 13:03 Geändert 11.07.2020, 13:20

                                                    Prodigy - Übernatürlich (OT: Prodigy) / US / 2017

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                                                    Hier kriegen wir es mit einem minimalistischen Kammerspiel zu tun, bei dem überwiegend ein hochintelliges, neunjähriges Mädchen mit psychokinetischen Kräften und ein verständnisvoller Kinderpsychologe, der keinen Wert auf Designeranzüge legt und sich vorab nicht mit Aktenwälzen und vorgefassten Meinungen beschäftigt hat, um sich ein eigenes Bild zu machen, in einem Hochsicherheitstrakt miteinander reden.

                                                    Der Kinderpsychologe versucht, das junge Ding aus der Reserve zu locken und trotz ihrem unkooperativen Verhalten, die Mauer einzureißen, deren Ziegel aus unangenehmer Überlegenheit bestehen. Wenn er ihr nicht helfen kann, soll sie in Kürze hingerichtet werden, weil Menschen vor dem Angst haben, was sie nicht verstehen. Aufgrund seiner Erfahrung mit schwierigen Patienten, ahnt er, dass sich hinter ihrer skeptischen Festung aus Überheblichkeit, Verschlossenheit und emotionaler Impulsivität, Einsamkeit und Trauer sowie Schuld und Sühne verbergen. Er ist die Ruhe selbst und lässt sich auf ein geistiges Duell ein, wobei seine altertümlichen Therapiemethoden, wie der Rorschachtest und Schach, bei dem rothaarigen, sommerbesprossten Wunderkind zunächst auf Unverständnis und Hohn stoßen. Sie zeigen jedoch allmählich Wirkung. Vertrauen kann gewonnen werden und ermöglicht, der Ursache auf den Grund zu gehen. Der Durchbruch ist zum Greifen nah und letzten Endes liegt es an ihr, ob ihre Gabe Fluch oder Segen ist.

                                                    Um Gefallen an PRODIGY - ÜBERNATÜRLICH zu finden, benötigt man Geduld, Aufmerksamkeit, Verständnis und Interesse an gegenseitiger Analyse durch Konversation. Wenn man diese Bedingungen erfüllt, nimmt man sogar einen gewissen Spannungsbogen wahr, weil man zunächst im Unklaren gelassen wird, warum das Mädchen ihr Dasein abgeschirmt von der Außenwelt fristet. Im weiteren Verlauf stellt man sich zudem die Frage, warum sie dieses Schicksal für sich beabsichtigt und sich damit abgefunden hat?

                                                    Auch wenn die Handlungsbeschreibung und das Filmcover einen Mix aus CARRIE - DES SATANS JÜNGSTE TOCHTER und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER suggerieren und womöglich falsche Erwartungen geweckt werden, handelt es sich nicht um einen brutalen Horrorfilm, sondern um ein Science-Fiction-Drama. Die einzige Action besteht aus ein paar herumfliegenden Gegenständen und Personen. Trotz dessen muss man kein beklemmendes Gefühl missen.

                                                    Manch einer könnte das Ende als kitschig empfinden. Wenn man sich jedoch vor Augen hält, dass es sich trotz aller Umstände um ein verletzliches und traumatisiertes Kind handelt und man dementsprechend Mitgefühl für den Rotschopf aufbringt, ist der Ausgang der Geschichte absolut gerechtfertigt und gewissermaßen herzergreifend.

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