999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 11.04.2020, 12:27 Geändert 11.04.2020, 14:34

    Auge um Auge (OT: Quien a hierro mata / AT: Eye For An Eye) / ES/FR/US / 2019

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Die Spanier scheinen den Dreh raus zu haben, was düstere und dramatische Thriller anbelangt. Das von PACO PLAZA ([REC] /// [REC]² /// [REC]³: GENESIS) auf dem Regiestuhl auserkorene Erzähltempo ist jedoch das ein oder andere Mal langsamer als mein Metabolismus.

    Dieser Eindruck wird nun noch verstärkt, durch die bedrückende und beunruhigende Atmosphäre. Trotz dessen ist stets eine gewisse Grundspannung wahrnehmbar, obwohl man erahnen kann, dass stellvertretend eine offene Rechnung beglichen werden soll, als sich zwei Schicksale zufällig kreuzen.

    Trotz der Ahnung, bleibt die Erwartung allerdings bestehen, wegen dem Warum, Wann und Wie. Darüber hinaus fesselt die glaubhafte Darstellungsweise der schnörkellosen Begebenheiten und Geschehnisse, bei denen insbesondere Hauptdarsteller LUIS TOSAR (ZELLE 211 - DER KNASTAUFSTAND /// SLEEP TIGHT /// ANRUFER UNBEKANNT) brilliert, als engagierter Altenpfleger, der die Ankunft seines ersten Kindes freudig erwartet.

    Als die Peripetie den schrecklichen Hintergrund und die innere Zerrissenheit offenbart, zeigt sich im vollen Umfang, mit welcher perfiden Arglist vorgegangen wurde. Diese bittere Pille muss man erstmal schlucken, vor allem, weil die Katharsis letzten Endes nur ein weiterer Schritt in Richtung des Abgrundes ist.

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      999CINEASTOR666 10.04.2020, 14:24 Geändert 02.06.2020, 15:25

      Abgerissen (OT: Otryv / Отрыв / AT: Break / Breakaway) / RU / 2019

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      "Wenn die Gondel Trauer trägt"

      Wer unbedingt will und es nicht sein lassen kann, kann ABGERISSEN als das russische Pendant zu FROZEN - EISKALTER ABGRUND bezeichnen. Muss man aber nicht zwangsläufig, weil die Konstellation und vor allem die Konzeptionen der Figuren abweichend sind. Dadurch ist der Pendelbahn-Überlebenskampf schon ein anderer, auch wenn das unterkühlte Szenario augenscheinlich Parallelen en gros aufweist.

      Dem Anschein nach haben die Charakterzeichnungen dazu geführt, dass die Allgemeinheit verschnupft auf die frostige Situation reagiert, als die Hoffnung allmählich schwindet und die Möglichkeiten ausgeschöpft scheinen, sich selbst zu behelfen. Man sollte sich als Betrachter jedoch insoweit in die Lage hineinversetzen können, um nachzuvollziehen, dass die Ausweglosigkeit Urängste weckt, wodurch Frust zu Wut heranwächst, die auch körperlich formuliert werden kann. Trotz dessen liest man permanent von unlogischem Verhalten, obwohl das Dickerchen von der Waschanlage direkt zu Beginn, als aufdringliches, mehr oder weniger passiv-aggressives, leicht narzisstisches, mit seiner Männlichkeit im Unklaren seiendes und unterschwellig frauenfeindliches fünftes Rad am Wagen etabliert wird.

      Meine unterdurchschnittliche Bewertung resultiert demnach nur unerheblich aus den Verhaltensweisen. Vielmehr ist es tatsächlich die figürliche Zusammenstellung. Vorab ist klar, wer, welche Rolle einnimmt, da es derart oberflächlich und plakativ geschieht, dass es mir beinahe aufgezwungen vorgekommen ist. Allerdings ist bedauerlicherweise keine der Figuren derart interessant und/oder sympathisch, um für sie Mitgefühl entwickeln zu können und der optisch grundsoliden Hängepartie gespannt entgegenzufiebern.

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        999CINEASTOR666 10.04.2020, 13:13 Geändert 12.04.2020, 23:20

        Air Force One (AT: AFO) / US/DE / 1997

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        Ja, WOLFGANG PETERSEN bläst den Amis vom Regiestuhl aus ordentlich Zucker in den Allerwertesten. Wenn man von den anbiedernden patriotischen und heroischen Pathos absehen kann, offenbart sich AIR FORCE ONE jedoch, als verdammt unterhaltsame, hochkarätig besetzte und insbesondere nach heutigen Vorstellungen äußerst realitätsferne Popcorn-Unterhaltung, die man als Fan von 90er-Jahre Actionstreifen gesehen haben sollte.

        Unbeachtet den Schleimspuren, ist das Hauptargument HARRISON FORD, der allen die Show stiehlt, als unvorstellbar cooler, tapferer, waghalsiger und vor allem selbstloser US-Präsident, der den kasachischen Flugzeugentführern und fanatischen Geiselnehmern seiner Familie Saures gibt und in die Suppe spuckt.

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          999CINEASTOR666 10.04.2020, 12:31 Geändert 10.04.2020, 12:32

          School Killer - Nacht des Grauens (OT: School Killer / AT: El Vigilante) / ES / 2001

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          Zunächst glaubt man, sich inmitten eines Teenie-Slashers wiederzufinden, der sich wie SCREAM - SCHREI! auf die Metaebene schwingt, indem er sich selbstironisch und selbstreferenziell zeigt, als die schaurigen Begebenheiten von den Protagonisten mit denen diverser Horrorfilme verglichen werden.

          Obwohl nach einer Reihe immer mysteriöser werdender Geschehnisse Bedenken und Befürchtungen geäußert werden, wird nicht das Weite gesucht, sondern rationale Erklärungen. Erst als diese nicht mehr gefunden werden und es mehr als offensichtlich scheint, dass sie es mit Geistern zu tun haben und sich eine Nacht des Grauens wiederholt, geht ihnen der Stift. Eine umfassende Rückblende demonstriert, dass ein irrer Wachmann in den Siebzigern ein grausames Massaker veranstaltet hat, als feierwütige Schüler Schuleigentum barsch behandelt haben.

          Das Verhalten der jungen Leute ist des Öfteren nicht wirklich nachvollziehbar. Weil man jedoch den Eindruck gewinnt, dass sich der Streifen ohnehin nicht bierernst nimmt, vermutet man Absicht dahinter. Dies gleicht die seltsamen Entscheidungen der Gruppe teilweise aus. Dennoch macht das den Kohl kaum fetter, weil doch viel gebabbelt und durch die Gegend gelatscht wird. Der Härtegrad ist auch nicht erwähnenswert und die spanische Horrorfilm-Ikone PAUL NASCHY läuft auch mehr wie Falschgeld durch die Schulflure.

          Das hört sich jetzt schlimmer an, als es letztendlich ist. SCHOOL KILLER - DIE NACHT DES GRAUENS ist ein netter, kleiner Horrorfilm für Zwischendurch, der nicht wehtut. Allerdings macht er ebenso viel falsch wie richtig, wodurch eine Durchschnittsbewertung absolut treffsicher ist.

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            über Primal

            Primal - Die Jagd ist eröffnet (OT: Primal) / US /2019

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            NICOLAS CAGE als profitgeiler Großwildjäger mit Schlapphut, 10-Tage-Bart, Wohlstandsplauze, Kubanischer Zigarre im Mundwinkel, Blasrohr sowie ausgewachsenem Alkohol- und Autoritätsproblem. Ein Arschloch mit Herz, das sich mit einem psychopathischen und wahnsinnig grinsenden Söldner (KEVIN DURAND) herumschlagen muss, während der "Philanthrop" auf einem mexikanischen Frachter – der schon bessere Tage gesehen hat – versucht, seinen seltenen und lukrativen weißen Jaguar wieder einzufangen. FAMKE JANSSEN wird dem zynischen "Tierfreund" zur Seite gestellt, bei der ich zweimal hingucken musste, um sie nach all den "Beauty-Eingriffen" wiederzuerkennen.

            Das ist er. Das ist der Stoff, aus dem die B-Movies sind. Der krude Stoff, der an die guten, alten 90er erinnert. Allerdings ist das Ganze recht steif, als wäre es von Curare betäubt. Es werden nämlich lieber triviale Action- und Thriller-Elemente uninspiriert und zahm zusammengeflickt, anstatt das ins Auge springende exploitierende Potential weird auszuschöpfen. Farblos wie die CGI-Raubkatze, reicht es jedoch noch zu 5 Giftpfeilen.

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              999CINEASTOR666 07.04.2020, 15:10 Geändert 07.04.2020, 18:01

              Contagion / US/AE/ 2011

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              Schon irgendwie schräg und vor allem makaber – letzten Endes aber auch schlichtweg Ansichtssache – dass gerade in ungewissen Zeiten wie diesen (Corona), ein Film, der solch ein Thema derart realistisch in erschreckende Bilder bannt, ein Hype widerfährt, der dazu führen kann, Panik und Angst zu schüren.

              Realismus ist das Stichwort und der Knackpunkt, für meine bescheidene Bewertung. Apokalyptische Ausmaße und/oder wild gewordene Horden, die mit ihren Zähnen Kehlen aus Hälse reißen, sollte man demnach nicht erwarten.

              Wer meine Aktivitäten nur ein klein wenig auf dem Schirm hat, kriegt blitzschnell mit, dass ich ein Faible für den phantastischen Film mein Eigen nenne, der ein Thema reißerisch ausbeutet. Dadurch entsteht nämlich bestenfalls ein affektiver und effektiver Unterhaltungswert, der ganz meinem Gusto entspricht. Eben jener Unterhaltungswert fehlt mir bei CONTAGION, da man schlicht und ergreifend zu sehen bekommt, was Nachrichtendienste bereits zur Schau stellen und/oder was sich ohnehin längst in den Köpfen vieler zusammenbraut.

              Weiterhin negativen Einfluss auf die Punktevergabe haben die diversen Handlungsstränge bzw. das Beleuchten mehrerer Einzelschicksale. Clever ist zwar, dass sie Puzzleteile sind, die Ursache und Verlauf der Seuche demonstrieren und ein besorgniserregendes Motiv ergeben, jedoch führt diese rekonstruktive Narration zu einer gewissen Distanz. Dadurch hatte ich ein immenses Problem, einen konkreten Bezug zu den Figuren aufbauen zu können. Wenn diese nicht bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt sein würden, würde mein Urteil wohl um einiges vernichtender ausfallen.

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                Bloody Beach (OT: Haebyeoneuro gada / AT: Beach Massacre - Terror am Strand) / KR / 2000

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                https://www.youtube.com/watch?v=CD-E-LDc384

                Sich bis dato anonyme und auch stereotype Chatbekanntschaften werden beim sonnigen Strandurlaub nach und nach von einem mysteriösen Killer dezimiert. Der Verdacht fällt entweder auf einen innerhalb der Gruppe oder auf einen Chatter namens „Sandman”, der wegen Aufdringlichkeit aus der Gruppe geworfen wurde und anschließend Selbstmord begangen haben soll.

                Ein südkoreanischer Slasher nach gängigem Strickmuster, der jedoch gelegentlich die Vorgaben seiner Subgenre-Kollegen missachtet, um sein eigenes Ding durchzuziehen. Die Kills sind blutig, aber machen den Kohl in Sachen Kreativität auch nicht fett. Vielmehr sind es die unverbrauchten Darsteller und ihre verkörperten Figuren, die Frische ins Altbekannte bringen. Obwohl sie Klischees bedienen, sind sie nämlich nicht derart oberflächlich und nervtötend wie in zahlreichen US-Produktionen.

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                  999CINEASTOR666 04.04.2020, 19:41 Geändert 24.07.2022, 21:52

                  Anatomie (AT: Anatomy) / DE / 2000

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                  Ein ambitionierter Slasher, obendrein Made in Germany, der das altehrwürdige Prinzip mit einem Verschwörungsthriller aus dem medizinischen Bereich verschmelzen lässt, ist selbst heutzutage noch etwas Außergewöhnliches, wie ich finde.

                  Die Idee der Geheimloge um die Antihippokraten kreiert einen originellen Hintergrund, während zwischen Beziehungskisten und Eifersüchteleien gängige Schemata des Schlitzerfilms anatomisch korrekt seziert werden. Zudem lässt der Nexus zur Nazizeit die hoffentlich rein fiktive Logenvereinigung, die im Namen der Forschung ethische Bedenken missachtet, schlicht und ergreifend vorstellbarer erscheinen, als einem lieb ist.

                  Wenn ein Film in solch einem Milieu spielt, kann man davon ausgehen, dass es derart makaber wird, dass sich Besucher von "Körperwelten" wohlfühlen. Man gerät ins Schlottern vor den Weißkitteln, bei all den Albtraum-Vorstellungen die im Anatomiesaal geschaffen werden. Nichtsdestotrotz hätten mehr Gekröse und Ekeleinlagen bestimmt nicht geschadet, um bspw. das dürftige Schauspiel einiger zu relativieren. Neben dem dürftigen Schauspiel einiger, hat mich insbesondere der Ton gestört, da das Genuschel von manchen schwer bis gar nicht zu verstehen ist. Trotz dessen ist ANATOMIE eine der seltenen Ausnahmeerscheinungen Deutschlands und deshalb eine Erwähnung wert.

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                    999CINEASTOR666 04.04.2020, 14:39 Geändert 24.07.2022, 21:55

                    Keine gute Tat (OT: No Good Deed) / US / 2014

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                    Nachvollziehbar, dass die Allgemeinheit in KEINE GUTE TAT nur belanglosen Standard sieht, im Bereich des Home Invasion-Thrillers. Ungeachtet der Tatsache, dass im Großen und Ganzen nach handelsüblichen Handlungsmustern vorgegangen wird, die für Spezis auf dem Gebiet abzusehen sind, wird aus dem schnörkellosen Katz-und-Maus-Spiel das Bestmögliche herausgeholt. Dass das überhaupt möglich ist, liegt hauptsächlich an den hervorragenden Hauptakteuren, aber auch an einem guten Gespür für Timing.

                    IDRIS ELBA als bösartiger Narzisst, der seinen Frauenhass hinter Charisma und Verführungskünsten verschleiern kann, bis die Fassade allmählich bröckelt und die grimmig gemimte und physisch präsente Bedrohung forciert wird. Auf der anderen Seite TARAJI P. HENSON, die ihre Karriere als Staatsanwältin auf Eis gelegt hat, um eine gute Ehefrau und Mutter zu sein, jedoch vom Empfinden umgarnt wird, dass ihre Ehe den Reiz verloren hat und eine Auszeit von der Kindererziehung gut tun würde.

                    Das überzeugende und intensive Spiel der beiden drängt die Formelhaftigkeit nahezu in den Hintergrund. Zunächst ist es die Bedrängung in den eigenen vier Wänden, dann die Beklemmnis bei der Entführung samt schutzbefohlenem Druckmittel, die den Spannungsbogen stramm ziehen. Allerdings auch der Mut und die mentale Stärke der Löwenmutter, die sich in leidenschaftlicher Gegenwehr äußern, lassen die Eindringlichkeit des Psychoduells nicht abflauen. Man sollte jedoch keine expliziten Gewaltdarstellungen erwarten, das Treiben bleibt bodenständig und wandelt sich nicht zum Torture Porn.

                    On top folgt abschließend eine durchaus überraschende Wendung, die die Handlung zwar nicht auf links dreht, jedoch die wahren Absichten des Soziopathen begründet, ohne diese billigend in Kauf zu nehmen.

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                      999CINEASTOR666 03.04.2020, 16:07 Geändert 03.04.2020, 20:55
                      über Vanessa

                      Vanessa (AT: Vanessa - Die Bordellkönigin von Hong Kong / Vanessa - Die Bordellchefin von Hong Kong / Vanessa - Die Bordellchefin von Singapur) / DE / 1977

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                      VANESSA ist die teutonische Traktierung von EMMANUELLE von JUST JAECKIN aus dem Jahr 1974. Ein visuell softer Sexploitation-Luftikus, der spätestens abschließend vor den Kopf stößt, wenn er kundtut, wie inhaltlich leer er doch ist.

                      Eine verwaiste Klosterschülerin, die Phallus-Abbildungen beäugt, erbt unverhofft die größte Bordellkette in Hong Kong – wo das Klima einem die Schenkel auseinander drückt. Eine exotische wie erotische Abenteuerreise im wilden Orient steht ihr bevor, bei der sie zunächst Sightseeing im Rotlichtmilieu der Metropole betreibt, sich jedoch baldigst zahlreicher sexueller Avancen erwehren muss. Hin- und hergerissen, ob sie die Verweigerungshaltung ad acta legen soll, um ihre Jungfräulichkeit der Fleischeslust zu opfern, die das Objekt unerfüllter Begierde ist, für die die Männerwelt die volle Bandbreite ihrer Verführungskünste auffährt.

                      Eine Abfolge improvisierter Szenarien sollen durch ihre artifizielle Realisation in den ästhetischen Bann ziehen. Originelle Kameraperspektiven fangen die morgenländischen Drehorte ein. Affenhirn wird verzehrt, Voodoo wird betrieben und zahlreiche sadomasochistische Nummernrevues präsentiert. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, trägt jedoch nix zur eigentlichen und ohnehin äußerst dünnen Handlung bei. Als Pubertierender Ende der 70er, Anfang der 80er mag VANESSA ein schwüler Sommernachtstraum gewesen sein, bei dem man nicht die Finger von sich lassen konnte. Doch heutzutage ist der sinnliche, sehnsüchtige und vor allem cineastische Mehrwert unbeträchtlich.

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                        999CINEASTOR666 03.04.2020, 13:42 Geändert 07.04.2020, 16:18

                        Der Exorzist und die Kindhexe (OT: La endemoniada / AT: Demon Witch Child / El Poder de las tinieblas / The Possessed) / ES / 1975

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                        Ein junges, unschuldiges Mädchen = das eh schon mit einem außergewöhnlichen bzw. gewöhnungsbedürftigen Antlitz aus der Reihe tanzt = wird vom Geist einer Teufel anbetenden Zigeunerhexe vereinnahmt, die sich nach Randale im Gotteshaus und dem Verdacht ein Baby entführt zu haben, im Polizeirevier per Fenstersturz für den Freitod entschieden hat. Das Mädel kriegt nun ein grottiges Makeover und wird mit Halbglatze samt graumelierten Flughaar-Zotteln, faltiger Pampe, riesigen Warzen und einem Gebiss verfaulter Beißerchen zur schrulligen Gewitterziege "aufgehübscht", die der Männerwelt eindeutige Avancen unterbreitet und im räudigen Gossenjargon herumplärrt. Selbstverständlich wird auch ein progressiver Priester zu Rate gezogen, der dem Humbug auf den Grund gehen soll. Dummerweise hadert er gerade mit seinem Glauben, da er einer Ische den Laufpass gegeben hat, die nun für Seemänner die Beine breit machen muss, um die Rechnungen zu bezahlen. (!)

                        Regisseur AMANDO DE OSSORIO ist Genre-Interessenten am ehesten ein Begriff, für seine Reitende/Schwimmende Leichen-Filmreihe. Scheinbar wollte er zwischenzeitlich nicht den Anschluss verlieren und ist auf den rasenden Zug der DER EXORZIST-Rip-offs aufgesprungen. Dass es sich um eine schäbige Raubkopie des beliebten Themas handelt, stellt nicht unmittelbar ein Problem dar, wenn man andere Trittbrettfahrer im Hinterstübchen hat, wie DER ANTICHRIST und/oder MALABIMBA - KOMM UND MACH'S MIT MIR. Was allerdings hier abgeliefert wird, ist ein schnarchiges Grindhouse-Furunkel, das nur durch den unfreiwilligen Humor der scheußlichen und abgrundtief naiven Umsetzung nicht sang- und klanglos untergeht.

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                          999CINEASTOR666 02.04.2020, 14:45 Geändert 03.04.2020, 14:59
                          über Sieben

                          Sieben (OT: Se7en / AT: Seven / The Seven Deadly Sins) / US / 1995

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                          Nach dem kreativ und inhaltlich flauen Debüt mit ALIEN³, beweist DAVID FINCHER auf dem Regiestuhl ein Äuglein fürs Detail. Das künstlerische und durchaus wirksame Geschwurbel aus Zahlensymbolik, den Todsünden als Motivik samt sinnbildlich abgebildeter Mordschauplätze, den Literaturbezügen und der Musikauswahl weiß in den Bann zu ziehen. Das liegt selbstverständlich auch am Bleach-Bypass-Effekt, der jede Bildmontage wie ein düsteres Gemälde eines nihilistischen Albtraums aussehen lässt. Eine beklommene und ausweglose Atmosphäre wird geschaffen, die wirkt, wie die pessimistische Ruhe vor dem apokalyptischen Sturm.

                          Diesem Serienkiller-Thriller eilt ein hervorragender Ruf voraus, von dem ich mich aber nicht beeinflussen lassen habe, ob man es mir glaubt oder nicht. Letztendlich habe ich jedoch nur eine Detektivgeschichte im Neo-Noir-Gewand zu Gesicht bekommen, die das Whodunit hintanstellt, weil sich lieber auf die Pathologie der Mordserie konzentriert wird, und auf die ähnlichen Weltansichten der zwei Detectives, die jedoch zu unterschiedlichen Schlüssen und Handlungen führen. Des Weiteren werden nur die Endresultate der Morde gezeigt, weder Planung noch Ausführung. Die allmähliche Aufklärung der Verbrechen ist zwar immer noch Dreh- und Angelpunkt, Spannung wird trotz dessen nur mäßig erzeugt, weil die Suche nach dem Täter indizienlos ist und es keine Verdächtigen gibt. Tatsächlich muss sich der Täter erst selbst stellen, damit er sich und seine Taten erklären kann. Dieser narrative Schachzug folgt zwar der inneren Logik des Plots, hat mich allerdings nicht zum Nägel kauenden Ratefuchs werden lassen.

                          Wie bereits angedeutet, folgt die Selbststellung des Täters der inneren Logik des Plots, die auf ein schockierendes Ende hinausläuft, das die siebte Todsünde vollendet. Demnach ging der Plan von John Doe (...) auf, indem man ihm unbeabsichtigt einen Gefallen getan hat. Das macht das Ganze umso abscheulicher, weswegen ich sieben Punkte für SE7EN für durchaus angemessen halte.

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                            999CINEASTOR666 01.04.2020, 19:43 Geändert 18.12.2020, 20:38

                            Night Train - Der letzte Zug in die Nacht (OT: L'ultimo treno della notte / AT: Violenza sull'ultimo treno della notte / Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien / The Night Train Murders / Night Train Murders / Night Train Murder / The New House on the Left / New House on the Left / Christmas Massacre / Xmas Massacre / Torture Train / Late Night Trains / Don't Ride on Late Night Trains / Last Stop on the Night Train / Murders on the Last Night Train / Last House - Part II) / IT/DE/AU / 1975

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            DAS LETZTE HAUS LINKS im Nachtzug trifft es, wie die Faust aufs Auge. Ich möchte ungern frevelhaft klingen, der gravierende Unterschied ist meines Erachtens jedoch, dass der Debütfilm von WES CRAVEN weitaus zahmer und schwächer ist, als dieser Italo-Rape'n'Revenge-Reißer von ALDO LADO. Härter und gemeiner wird in die Kerbe des Terrorkinos geschlagen. Ein garstiges Stück Zelluloid, das den Betrachter nicht nur vom Bahnsteig abholt.

                            Zwei junge Freundinnen und Studentinnen wollen die Weihnachtsferien in Verona verbringen und beginnen ihre Reise in München. In Innsbruck müssen sie jedoch umsteigen und werden fortan von zwei Soziopathen und einer mondänen Nymphomanin bedrängt, die zuvor von einem der Taugenichtse auf der Toilette vergewaltigt wurde, was sie sichtlich genossen hat. Die beiden unschuldigen Mädchen sind ihnen hilflos ausgeliefert und müssen Sadismus und Missbrauch über sich ergehen lassen, bis eine von ihnen verblutet und die andere verzweifelt aus dem Fenster des fahrenden Zuges springt. Das Trio infernale trifft indes in Verona ein und bittet zufällig die wartenden Eltern eines der Mädchen um solidarische Hilfe – mit fatalen Folgen.

                            Ein Schmankerl mit Schockwirkung dieser filmischen Schmuddelei – das die zeitweise recht behäbige Erzählweise ausbalanciert – sind die teuflischen Bestien selbst. Der eine ist ein kaum Skrupel kennender Schmierlappen, der Frauen wie billige Gegenstände behandelt, mit denen er machen kann, was er will. Der andere ist ein nervöser Junkie, der alles tun würde, für den nächsten Schuss, und durch sein schauriges Mundharmonikaspiel für ungemütliche Stimmung sorgt. Am perfidesten ist allerdings die nach außen hin vornehm und elegant wirkende Unbekannte, die sich den beiden Kriminellen angeschlossen hat, um ihre schmutzigen Gedanken und perversen Gelüste dirigieren und auch ausleben zu können, die in ihrem verdorbenen Inneren schlummern.

                            Obwohl das Subgenre nicht für jedermann geeignet ist und auch dieses Werk schwere Kost auftischt, ist es nicht derart ausbeuterisch und primitiv, wie man zunächst glaubt. Nichtsdestotrotz schlägt das bitterböse Ende heftig auf den Magen, als gutbürgerliche Moral- und Wertvorstellungen über den Haufen geworfen werden und vor allem, als der Wolf im Schafspelz ungeschoren davonkommt.

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                              999CINEASTOR666 01.04.2020, 17:31 Geändert 01.04.2020, 23:13

                              Leprechaun Returns / US/CA/ZA / 2018

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                              Dieser Ableger ist die Rückkehr des giftgrünen, goldgeilen, zynische Limericks aufsagenden, mordlustigen und einen Schuhtick habenden Kobolds. D. h. hier kriegen wir es mit der direkten Fortsetzung zum Original zu tun, die 25 Jahre später ansetzt. Außer dem Erstlingswerk, werden demnach alle anderen Auskopplungen ignoriert. Das Zurückkommen des Killer-Knirpses geschieht indes völlig plausibel, was man den Verantwortlichen hoch anrechnen muss.

                              Ich bin nicht der größte Fan der Reihe, doch muss gestehen, dass sich dieses Sequel redlich bemüht, das Beste zu sein, und letzten Endes ein kurzweiliges Gesamtpaket abgeliefert wird, das phasenweise als äußerst gelungen zu bezeichnen ist, weil die kultigen Charakteristika des Originals ausgeklügelt referenziert werden.

                              WARWICK DAVIS ist zwar nicht mehr mit von der Partie, aber LINDEN PORCO macht als Killerkobold auch keine schlechte Figur, wenn der bewährte Humor des Franchises getroffen wird und die Kills schön kreativ und derbe ausfallen. Die Heldin ist obendrein ein Schnuckelhase und weiß sich, unerschrocken und ohne auf den Kopf gefallen zu sein zur Wehr zu setzen.

                              Mein Fazit ist: Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst. Diesmal ist die Erfüllung jedoch besser als gedacht.

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                                999CINEASTOR666 31.03.2020, 16:54 Geändert 16.11.2023, 14:23

                                Midsommar / US/SE / 2019

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                                "Lasst die Feierlichkeiten beginnen"

                                Bei genauerer Betrachtung, eigentlich ziemlich dünn. Im Detail eigentlich ziemlicher Standard im Sekten-Horror-Bereich. Jedoch ist die Inszenierung eine deliriöse Wucht und der Streifen daher ein ausgewachsener Blender (!). Obwohl mir in den Sinn gekommen ist, dass möglicherweise eine Kritik an uralten Traditionen mitschwingt, denen man blind gehorcht, ob sie in die Zeit passen oder nicht.

                                Selbstverständlich kann man sich auf die scheinbar von Symbolik geschwängerten Bildmontagen, für die stimmungsvolle und spannungsgeladene Klangteppiche ausgerollt wurden, voll und ganz einlassen. Gleichwohl kann man versuchen, potentiellen Subtext zu dechiffrieren und sich in den überbelichteten Sog hineinziehen lassen, wie die naiven US-Amerikaner*innen, die bei strahlendem Sonnenschein von ebenso strahlend schönen und besonnenen Schwedinnen in blütenweißen Trachten angehimmelt werden, psychotrope Substanzen zu sich nehmen und desorientiert an üppigen Banketts und bizarren Ritualen teilnehmen.

                                Ich hätte mich auch gerne von der inszenatorischen Wuchtigkeit überwältigen lassen, allerdings nur, wenn die audiovisuelle Suggestion des Kult-ur-Schockers letztendlich zu etwas Überwältigendem geführt hätte, das bestenfalls Raum für interessante Interpretationen eröffnet. Natürlich kann man seinen Thesen freien Lauf lassen, Verbindungen zum Beziehungsdrama knüpfen und mögliche Bedeutungen analysieren, wie die von unterdrückter Wut und Trauer gebeutelte Sehnsucht nach Mitgefühl und die endgültige Erlösung von emotionaler Verkümmerung. Jedoch macht es sich MIDSOMMAR am Schluss zu einfach, indem ein Gros offen bleibt, als hätte ARI ASTER Säcke vor der Tür (!). Weit hergeholte Auslegungen wären meiner Meinung nach nur hochtrabendes Gewäsch des Feuilletons.

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                                  999CINEASTOR666 31.03.2020, 14:32 Geändert 06.01.2021, 00:01

                                  Der Schacht (OT: El Hoyo / AT: The Platform) / ES / 2019

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                                  "Es gibt drei Arten von Leuten: die von oben; die von unten; die, die fallen"

                                  „Der Schacht”, wie es im Volksmund genannt wird, ist ein Gefängnis, dessen offizielle Bezeichnung „Vertikales Zentrum für Selbstverwaltung“ lautet. Manche Leute sitzen freiwillig ein, da ihnen bspw. ein anerkannter Abschluss versprochen wird. Warum?! Weil ein hoher Bildungsstand das Individuum gesellschaftlich weit oben ansiedelt. Die Luft dort oben ist jedoch dünn. Dort oben ist kein Platz für alle. Die, die dort oben sind, denken nur an sich selbst und nehmen sich, was sie kriegen können. Mehr, als sie zum Überleben brauchen. An die dort unten wird kein Gedanke verschwendet, sie kriegen nur die Reste.

                                  DER SCHACHT ist eine ganz ausgeklügelte, systemkritische Allegorie auf die hierarchische Struktur des Kapitalismus, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, das Aussterben der Mittelschicht und die katastrophalen Auswirkungen auf die sozialen Verhältnisse.

                                  Ein Bild von Hauen und Stechen wird gezeichnet, Fressen oder Gefressen werden. Ein friedliches Miteinander scheint unmöglich, da die astronomischen Unterschiede und das ausgewachsene Konkurrenzdenken Keile zwischen treiben und für brutale Ungleichheit Sorge tragen. Kurzfristige Kooperationen sind allerdings schon drin, um das egozentrische Ziel zu erreichen, zu stabilisieren oder auftürmen zu lassen, während man das Elend anderer ignoriert oder sich daran labt.

                                  Die Ausrichtung der Einrichtung ist „Spontane Solidarität”. Wenn der Mensch dazu gar nicht fähig ist oder nur einer nicht mitzieht, sind sämtliche Anstrengungen zum Scheitern verurteilt, weil das Ziel unerreichbar und nicht mehr wert ist als Scheiße. Der Messias der Kackwurst will die Veränderung einläuten. Weil er nicht nach oben scheißen kann, muss eine Köstlichkeit als Symbol dienen, wie ein weiser Mann zu sagen pflegte. Zunächst erfüllt Panna cotta den symbolischen Zweck, allerdings muss sich der Überbringer erst dem System anpassen, um repräsentativ in Erscheinung treten zu können und der Verwaltung, die selbstverwaltende verwaltet, (!) ein Gewissen einzureden, das irreparabel beschädigt zu sein scheint.

                                  Ich finde, die Grundprämisse weckt Erinnerungen an das Sozialexperiment aus DAS EXPERIMENT, bei dem Machtgefüge schamlos ausgenutzt werden, weil man den Probanden die Chance einräumt. Der Klassenkampf und die Kastenhaltung erinnern hingegen an SNOWPIERCER. Beim Zellen-Aufbau, den Lichtern und dem Loch in der Mitte, durch das die Plattform das Festmahl transportiert, fühlt man sich wiederum an die CUBE-Reihe erinnert. Wer den genannten Filmen etwas abgewinnen kann, sollte also mal einen Blick in den Schacht werfen. Obwohl ich finde, dass es sich die Dystopie am Ende parabolisch zu einfach gemacht hat, weil im Dunkeln bleibt, ob die Botschaft angekommen ist und einen Wandel herbeigeführt hat.

                                  Da auf Ebene 0 bei Geigenspiel himmlisch aufgetafelt wird, während unten Mord und Totschlag herrschen, und weil sich manche mächtigen Menschen nur einer höheren Macht machtlos erweisen, vernehme ich auch einen religiösen Unterton, den der Hauptprotagonist als Erlöser verlauten lässt. Völlig klar, denn sie wissen nicht, was sie tun. YNWIM‽

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                                    999CINEASTOR666 30.03.2020, 21:36 Geändert 31.03.2020, 12:30

                                    American Mary / CA / 2012

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                                    Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob es wirklich beabsichtigt gewesen oder nur rein zufällig geschehen ist, dass die kanadischen Zwillingsschwestern, JEN und SYLVIA SOSKA, einen Horrorfilm gedreht haben, der ein Plädoyer zur weiblichen Ermächtigung impliziert? Ich denke, sowohl zwischen den Zeilen als auch recht offensichtlich gesehen zu haben, dass die Sexualisierung der Frau thematisiert wird, wie auch die Individuation und Autonomie der Frau, in einer männerdominierten Domäne wie der Chirurgie, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten für sich sprechen zu lassen und dem sogenannten stärkeren Geschlecht den Rang abzulaufen, anstatt seine Reize einzusetzen oder sich nach oben zu schlafen. Da einigen Frauen und auch Männern der Mut und die Kraft fehlen, sich selbst zu verwirklichen, steht Körpermodifikation symbolisch dafür, sich hinter einer Maske zu verstecken und vermeintlich unangreifbar zu machen.

                                    Mir gefällt, dass AMERICAN MARY eine Lanze für Andersartigkeit und Konventionen gängiger Sehgewohnheiten bricht, wodurch sich von der breiten Masse distanziert wird. Wenn man mich fragen würde, wird das zwar befremdliche, jedoch grotesk-faszinierende Potential des Ganzen bedauerlicherweise nicht vollständig ausgeschöpft, weil noch zu sehr an der Oberfläche gekratzt wird und zu wenig denkwürdige Augenblicke kreiert werden. Möglicherweise hat es den Twisted Twins an Mut und finanzieller Kraft gefehlt, den Finger tiefer in die Wunde zu bohren. Entgegen der Meinungen vieler, empfand ich allerdings das abrupte Ende als rund, da man hineininterpretieren kann, dass das sinnbildliche Kreuz, das Mary Mason (KATHARINE ISABELLE) als Messias dieser Szene, Kultur, Bewegung, Lebenseinstellung trägt, immer schwerer zu werden scheint, bis sie den Märtyrerinnentod erleidet.

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                                      999CINEASTOR666 30.03.2020, 20:16 Geändert 02.04.2020, 16:18

                                      Dead Ant - Monsters vs. Metal (OT: Dead Ant / AT: Giant Killer Ants) / US / 2017

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                                      Bei bewusst fabriziertem Trash, zu dem auch DEAD ANT - MONSTERS VS. METAL gehört, hat man oft das Problem, dass das Endresultat nicht allzu doll ist, weil sich zu sehr bemüht wird bzw. die Drahtzieher den Geist der Nische nicht wirklich gecheckt haben. Das ist auch bei vorliegendem Fall der Fall, wodurch der Funke zwar nicht voll und ganz überspringen will, man aber schon weitaus misslungenere Abfallprodukte über sich ergehen lassen musste.

                                      Die Glam Metal-Band „Sonic Grave” hatte Ende der 80er ein One-Hit-Wonder mit einer Powerballade und will viele Jahre später auf dem NOchella Festival ihr Comeback feiern. Während dem Roadtrip dorthin, kaufen sie Peyote bei einem Ureinwohner von Amerika, der ihnen die Regeln der Anwendung auf dem heiligen Land erklärt, an die sich selbstverständlich nicht gehalten werden.

                                      Der Startschuss fällt verheißungsvoll, als eine rattenscharfe und splitterfasernackte Braut vor einer gigantischen Killer-Ameise flüchtet. Danach wird die Laufzeit in etwa bis zur 40. Minute nicht allzu sinnvoll genutzt und die Gags sind meist nur Fürze im Wind, bis es zum Angriff kommt und die Band um ihr Leben rocken muss. Dann ist zwar wieder Bewegung im Spiel und es gibt auch eine Reihe blutiger Einlagen, allerdings sind die monströsen Insekten lieblos animiert.

                                      Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit ein paar Promille aufm Tacho seinen Spaß haben könnte, da die Besetzung auch einige bekannte Gesichter am Start hat, die in Spiellaune gewesen zu sein scheinen und den Streifen immens aufwerten, wie TOM ARNOLD, SEAN ASTIN und JAKE BUSEY.

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                                        999CINEASTOR666 30.03.2020, 15:55 Geändert 08.09.2023, 11:06

                                        The Dark - Angst ist deine einzige Hoffnung (OT: The Dark) / AU / 2018

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                                        THE DARK - ANGST IST DEINE EINZIGE HOFFNUNG ist eine österreichische Produktion, die allerdings in Kanada gedreht worden ist und deswegen kein alpines Lokalkolorit birgt.

                                        THE DARK - ANGST IST DEINE EINZIGE HOFFNUNG ist ein Heranwachsenden- und Außenseiterdrama, das sich Elemente des phantastischen Films zunutze macht, um eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen, über ein untotes Mädchen, das bereits als düstere Legende gilt, und einen blinden Jungen, bei dem es sich um ein Entführungsopfer handelt. Die Tragödien der Vergangenheit verbinden die zwei. Sie finden zueinander, Angst schwindet und Hoffnung keimt auf. Die Altlasten sind präsent, doch der Schmerz wird gemildert, durch eine besondere Freundschaft, die den Weg aus der Dunkelheit ebnen könnte.

                                        Trotz der löblichen Absichten und der ungewöhnlichen Herangehensweise ebenjener, ist mir das Schauermärchen viel zu zäh und behäbig, weil sich der Versuch, die Seelenwelt der beiden zu ergründen, des Öfteren im tiefen, dunklen Wald verirrt. Dadurch habe ich mich durch die Laufzeit gequält, obwohl atmosphärisch groß aufgefahren wird, einige derbe Szenen überraschen und beide Jungdarsteller überzeugend sind.

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                                          Removal - Einfach aufgewischt! (OT: Removal / AT: Blood Removal / Shadow Play) / US / 2010

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                                          Wenn es schlussendlich ganz anders gekommen und ich völlig unvorbereitet überrumpelt worden wäre, anstatt eine der am nächstgelegensten Vermutungen bestätigt zu bekommen, hätte REMOVAL - EINFACH AUFGEWISCHT ein nettes, verzwicktes Kammerspiel werden können, das Misstrauen und Anspannung schürt, doch durch zynischen Humor aufgelockert wird. Dazu hätte allerdings ein cleverer Schachzug gewählt werden müssen, als den Zuschauer frühzeitig einzuweihen, indem man ihm auf dem Silbertablett serviert, dass der Hauptprotagonist traumatisiert ist und an Wahnvorstellungen leidet.

                                          Da ich schon eine Reihe ähnlich gelagerter Filme gesehen habe, empfand ich es nicht als knifflig, Hintergründe und Zusammenhänge zu durchschauen. Dadurch ist mir prompt aufgefallen, dass die Erzählung eine Vielzahl dröger Momente innehat. Das liegt womöglich daran, dass die Geschichte baldigst eine Nebenrolle einnimmt, da der Fokus auf die Figuren und das Vexierspiel schwenkt.

                                          Auf die Verwirrungstaktik bin ich bereits eingegangen, die versucht, Suspense aus der Befürchtung und Ungewissheit der Putze zu erzeugen und das Publikum aufs Glatteis zu führen, welche Begebenheiten der Einbildung und/oder Wirklichkeit entspringen, da die Frage im Raum steht, ob der dubiose Lackaffe Frau und Kinder ermordet hat? Die Darsteller tragen fortan einen erheblichen Teil zur Sogwirkung bei und liefern auch solide ab. Nichtsdestotrotz konnte mich keiner von ihnen für sich gewinnen.

                                          Da diverse Ansätze Potential besitzen und REMOVAL - EINFACH AUFGEWISCHT bemüht ist, sich nicht direkt in die Karten schauen zu lassen und bis zum Schluss alle möglichen Türen offen zu halten, will ich eine vorsichtige Empfehlung an Genrefreunde aussprechen, obwohl der Film meinerseits nicht funktioniert hat.

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                                            999CINEASTOR666 28.03.2020, 15:29 Geändert 18.12.2020, 20:37

                                            Slasher in the Woods (OT: Down the Road / AT: Nobody Gets Out Alive / Punishment) / US / 2012

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                                            Die Umbenennung des deutschen Vertriebs trifft es, wie die Faust aufs Auge, damit auch der letzte Idiot schnallt, welcher Art Film dürftig gehuldigt wird. Ohne eigene Ideen, wie im vorliegenden Fall, ist das Backwood-Slasher-Konstrukt allerdings bis aufs Knochenmark ausgelutscht. Wenn es zudem aufs Allernötigste reduziert ist und nur lieblos heruntergespult wird, ist kein Land in Sicht.

                                            Uninspiriert werden eine Vielzahl Klischees aus dem Subgenre-Regal entwendet und auf primitivste Weise abgehandelt. Da Backwood-Slasher eine meiner Lieblinge unter den Unterkategorien des Horrorfilms ist, sind meine 3,5 Punkte äußerst wohlwollend gemeint. Äußerst wohlwollend gemeint, weil die Chose rasch vorüber ist und ich mich nicht allzu sehr meiner Lebenszeit beraubt fühlte, da man sich nebenher bestens, um andere Dinge kümmern kann.

                                            Eine zum Großteil unsympathische und austauschbare Gruppe fickriger, versoffener und Marihuana nicht abgeneigter Twens fährt zum Camping in den Wald, weil sie keinen Schiss haben, vor der gruseligen Lagerfeuergeschichte, um einen Hinterwäldler, der seine alles geliebte Tochter verloren hat, bei einem tragischen Verkehrsunfall, und seitdem alles und jeden abmurkst, das sich in sein Territorium wagt.

                                            Dummerweise kriegt der Zuschauer auf dem Silbertablett serviert, dass es sich um keine ausgeschmückte Legende handelt, die unerwartet in eine ganz andere Richtung verläuft. Dadurch ist der Verlauf bis ins kleinste Detail vorhersehbar, weil solch ein Szenario bereits x-mal und meistens weitaus besser durchgekaut wurde. Dadurch glänzen Nervenkitzel und Intensität mit Abwesenheit, jedoch wird das Trauerspiel ohne blähenden Schnickschnack zu Ende gebracht und man findet Erlösung.

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                                              999CINEASTOR666 28.03.2020, 14:04 Geändert 28.03.2020, 14:05

                                              Mosquito - Der Schänder (AT: Mosquito / Blood Lust / Bloodlust: The Black Forest Vampire / Bloodlust: The Vampire of Nuremberg / Mosquito the Rapist) / CH / 1977

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                                              „Stille Wasser sind tief und dreckig”

                                              Ein taubstummer Büroangestellter, der von seinem Umfeld als seltsam und halbwertig abgetan wird und entweder Spott oder Ignoranz ausgesetzt ist, lebt zurückgezogen mit seinen Puppen. Von der friedlichen Leblosigkeit angetan, entwickelt sich ein Blutfetisch, dessen Nährboden traumatische Erlebnisse aus der Kindheit ebnen. Ein gewaltsames und missbräuchliches Elternhaus sowie das Fehlen mütterlicher Obhut haben seinen Verstand der Wirklichkeit entfremdet. Er bricht in Bestattungsunternehmen ein und schlürft mit einem Strohhalm den roten Lebenssaft aus den toten Körpern. Als seine heimliche Liebe – eine verträumte Nachbarin – tödlich verunglückt, bestärkt dies seine Obsession exponentiell, sodass er alsbald auch vor den Lebenden kein Halt kennt.

                                              Für eine freie, teils experimentelle, jedenfalls unverblümte Interpretation hat sich MOSQUITO - DER SCHÄNDER die Untaten des von der Zeitung als „Vampir von Nürnberg” bezeichneten KUNO HOFMANN als Ausbeutungsziel gesetzt, der Anfang der 70er Leichenschändungen, Blutorgien und zuletzt gar einen Doppelmord begangen hat, bevor er verhaftet, vom Gericht als schuldfähig eingestuft und zu zweimal lebenslänglich verdonnert worden ist. Was die abartige Vorbildfunktion von MOSQUITO - DER SCHÄNDER betrifft, könnte man meinen, dass sich SADO - STOß DAS TOR ZU HÖLLE AUF von JOE D'AMATO, MANIAC von WILLIAM LUSTIG und NEKROMANTIK von JÖRG BUTTGEREIT ein verstörendes Beispiel an diesem Schweizer Exploitationfilm genommen haben.

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                                                999CINEASTOR666 28.03.2020, 13:10 Geändert 30.03.2020, 16:01

                                                Jäger des tödlichen Jade (OT: Raw Force / AT: Der Jäger des tödlichen Jade / Die Jäger des Jade-Schatzes / Kung Fu Cannibals / Shogun Island) / PH/US / 1982

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                                                Gewaltbereite und schießwütige Punker – deren schweißtriefender Leithammel eine kuriose Bastardierung von ADOLF HITLER und einem stockschwulen Mafioso entsprungen ist – verscherbeln für grüne Jade dralle Asia-Nutten an eine bizarre Sekte von dreckig lachenden Mönchen, die auf einer exotischen und weitestgehend gemiedenen Insel hausen und üppige Grillparties mit Menschenfleisch schmeißen, weil sie der Überzeugung sind, dass es ihnen die nötige Kraft verleiht, tote Krieger wiederzuerwecken.

                                                Ein klappriger Kahn voller Kampfsport-Machos und willigen halb- bis splitterfasernackten Hotties – die auch ordentlich austeilen können – wird von den Gangster-Witzfiguren geentert. Als einige Crewmitglieder und Passagiere durchs Piranha verseuchte, südchinesische Meer treiben und auf dem irren Eiland stranden, sind sie fortan gezwungen, ihre martialischen Künste gegen gräuliche Gladiatoren unter Beweis zu stellen, die sich aus ihren Gräbern erhoben haben.

                                                Für eingefleischte Exploitation- und Trashfilm-Liebhaber ist JÄGER DES TÖDLICHEN JADE ein wahres Freudenfest, das auftischt, wonach sich das Bahnhofskino-Herz verzehrt, wie lockere Sprüche en masse, reichlich Freizügigkeit, unbeholfene Keilereien, wilde Schusswechsel, kauzige Kannibalen-Kuttenträger, alberne Kung Fu-Zombies und blutigen Tierhorror. Der Entertainmentfaktor ist demnach immens und kurzweilig. Mehr überschwängliche WTF-Momente hätten jedoch nicht geschadet, um das Skurrilitäten-Barometer mit Schmackes durch die Wohnzimmerdecke brechen zu lassen.

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                                                • 6 .5

                                                  The Lazarus Effect (AT: Lazarus / Lazarus Effect / Reawakening) / US / 2015

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Von immensem Einfallsreichtum kann beim Skript keine Rede sein, da sich doch ziemlich offensichtlich an FLATLINERS - HEUTE IST EIN SCHÖNER TAG ZUM STERBEN, FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE und HOLLOW MAN - UNSICHTBARE GEFAHR bedient wird.

                                                  Dadurch ist der Handlungsverlauf zwar abzusehende Formsache, anöden tut der Plot dennoch nicht, da die Inszenierung unfassbar kurzweilig und die Besetzung hervorragend gewählt ist. Mir ist die Inszenierung zuweilen gar zu bündig, wodurch einiges an Potential auf der Strecke verbleibt.

                                                  Trotz dessen handelt es sich um eine verheißungsvolle Idee, dass die Wiedererwachte Zweifler in ein dunkles Kapitel ihrer Vergangenheit, in ihre eigene Hölle, ihren persönlichen Albtraum hineinbugsieren kann. Die Fähigkeit nimmt schon dämonische Züge an und verhilft dem Effekt zu einem perfiden Ausklang.

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                                                  • 5 .5

                                                    Black Water (AT: Submerge / Submerged / Black Eagle 2) / CA/US / 2018

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    BLACK WATER ist die fünfte Zusammenarbeit von JEAN-CLAUDE VAN DAMME und DOLPH LUNDREN.

                                                    Diesmal necken sich die Recken in einem B-Actioner aus der Retorte, der sich am Szenario von ALARMSTUFE: ROT bedient. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass der schwedische Hüne in einer Nebenrolle verprellt wird, als deutscher CIA-Geisterhäftling der KSK, der zuviel weiß, doch nicht mit der Sprache herausrücken will und deswegen im Unterwasser-Guantanamo versauert, sodass ihm ein Ausbruch gerade recht kommt, um den schwer bewaffneten Schergen die Hosenböden stramm zu ziehen. Dort landen auch die Muscles from Brussels, an denen der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbeigegangen ist. JCVD spielt eine legendäre Killermaschine von Geheimagent, die bei der Androhung von Foltermethoden nicht einmal mit der Wimper zuckt.

                                                    Nun ja, die Story ist bescheiden. Die Actionszenen sind üppig gestreut, jedoch unrealistisch und nicht über Mittelmaß herauskommend. Das U-Boot-Setting ist zudem eindeutig als unterfinanziert auszumachen. Da bleibt unterm Strich nicht viel übrig, außer dass die Actionhelden der 80er- und 90er-Jahre zwar älter geworden sind, jedoch kaum von ihrer Coolness eingebüßt haben. Des Weiteren wird die bescheidene Story nicht kotzlangweilig, was vielleicht an JASMINE WALTZ liegt, von der Mann kaum die Augen abwenden kann.

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