999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Voodoo Blood (OT: Voodoo Dawn / AT: The Wizard and the Zombies / Strange Turf) / US / 1990
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
VOODOO BLOOD ist ein relativ unbekannter oder mit der Zeit auch in Vergessenheit geratener Horrorfilm aus dem Jahr 1990, der Voodoo thematisiert und sich auf reißerische Art und Weise mit der Religion auseinandersetzt, wie der Filmtitel bereits unschwer vermuten lässt.
Dass VOODOO BLOOD relativ unbekannt bzw. in Vergessenheit geraten ist, kommt womöglich nicht von ungefähr. Denn, obwohl dieses Werk in Ansätzen die wichtigsten Zutaten für einen brauchbaren Mystery- und Okkult-Horror-Thriller birgt, kann es den Erwartungen letzten Endes nicht gerecht werden. Denn, auch wenn Inhalt und Umsetzung durchaus in Ordnung gehen und TONY TODD den unheimlichen, Machete schwingenden Voodoo-Priester Makouté, der sich aus Körperteilen eine Zombie-Armee zusammenbasteln will, mit beeindruckender Präsenz verkörpert, schlurft das Erzähltempo dermaßen lahmärschig dahin, dass der Spannungsaufbau verhindert ist, weil er den Unterhaltungswert zu Grabe tragen muss.
Dass das Ganze im Dunstkreis haitianischer Erntehelfer spielt und eine mystische Atmosphäre geschaffen wird, sind zwar weitere Pluspunkte, aber leider kann der Cast nur wenig Anteilnahme erwirtschaften. Die einzige Ausnahme ist GINA GERSHON, da ihre Figur nicht allzu flach und austauschbar ist.
Wirklich wohlwollend lasse ich den Durchschnitt springen, da mir die erwähnten Ansätze zugesagt haben.
Exorzismus 2.0 (OT: The Cleansing Hour) / US / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
"Wer mit dem Feuer spielt ..."
Bei einem Filmtitel wie EXORZISMUS 2.0 will man am Liebsten die Augäpfel in alle Himmelsrichtungen rollen und abwinken. Dermaßen affektiert und an die Neuzeit angebiedert, dass man dahinter ein angestaubtes Vehikel vermutet, das zwar frisch aufpoliert wurde, jedoch seinen Glanz längst verloren hat und stumpf bleibt. Aber Obacht, zum einen handelt es sich nur um den dämlichen deutschen Verleihtitel und zum anderen lohnt es sich allemal, einen Blick zu riskieren, da es gelingt, selbst dem erschöpften Exorzismus-Subgenre noch energetische Aspekte abzugewinnen.
Ihren Traum vom Durchbruch in Hollywood hatten Max (RYAN GUZMAN) und Drew (KYLE GALLNER) schon aufgegeben, als sie auf die lukrative Idee gekommen sind, Austreibungen vor laufender Kamera durchzuführen und live im Netz zu streamen. Bei ihrer Webshow „The Cleansing Hour“ übertragen sie regelmäßig gefakte Exorzismen, für ein stetig wachsendes Publikum. Besonders Max ist der Ruhm seiner Rolle als Priester sichtlich zu Kopf gestiegen. Er kümmert sich nur noch um seinen guten Ruf, seine Groupies und die Followerzahlen, für die Verifizierung seines Instagram-Accounts, während sein Kindheitsfreund Drew für die technische Ausstattung und das Merchandising Sorge trägt. Kein Wunder, dass die beiden immer krassere Shows abliefern müssen, um die anspruchsvollen Zuschauer zu unterhalten. Insbesondere Drews Verlobte Lane (ALIX ANGELIS) stört diese Arbeitsaufteilung, weswegen sie Drew bittet, Max endlich fallen zu lassen, weil er ihn in ihren Augen nur ausnutzt. Zunächst bleibt das Team allerdings zusammen und bereitet sich auf die nächste Sendung vor, bei der ein Transvestit den Besessenen spielen soll. Als dieser jedoch nicht aufkreuzt, springt Lane kurzerhand ein. Der Dreh entwickelt sich allerdings anders als erwartet, als Lane tatsächlich von einem mächtigen Dämon besessen ist, der sich einen Spaß daraus macht, den Schwindel auffliegen zu lassen, den Fake zu entlarven. Sie müssen ihre Sünden gestehen, ihre Freundschaft wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt und sie müssen unter Beweis stellen, das sie wirklich das Zeug dazu haben, das Böse bekämpfen zu können.
Wo die erste Hälfte noch leicht humorvoll ist, beginnt die zweite Hälfte ein waschechtes Psychodrama zu werden, samt Folterporno-Einlagen sowie grausamen Erinnerungen und scheußlichen Halluzinationen. Bei alledem bilden der Geltungsdrang und die Egozentrik die Zentren. Die Darstellung im Internet, dem Suchen nach sich selbst im Netz, seiner eigens online geschaffenen getürkten Authentizität unterliegen und die Realität aus den Augen verlieren, sich in Illusionen hüllen und User-Kommentaren unterwerfen. Drew und vor allem Max werden gezwungen, ihre Gewissen reinzuwaschen, um zur Wahrheit zu finden. Sie werden genötigt, die Konfrontationen mit den eigenen, inneren Dämonen und dem nicht überwundenen Traumata in Angriff zu nehmen, um zu den Erkenntnissen zu gelangen, vor denen sie sich immer gefürchtet haben.
Auch wenn mir hier und da dieses und jenes so oder so ähnlich bekannt vorgekommen ist, habe ich es in der Gesamtheit noch nicht in dieser kontextualen Form gesehen, sodass ich nicht von einem einfallslosen und uninspirierten Epigone reden kann. Das Anprangern der Scheinheiligkeit sozialer Netzwerke ist zwar das i-Tüpfelchen, aber darüber hinaus überzeugt auch die Darstellerriege sowie die ekligen praktischen Effekte und die meisten am Computer generierten. Als zum Schluss ein raffinierter Twist eingerichtet wird, musste ich meine Bewertung zudem einen halben Punkt nach oben korrigieren. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass der eine oder andere die Wendung zum Teufel jagen will, empfinde ich sie als höllisch gut. Amen!
Subconscious Cruelty / CA / 2000
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Wenn man sich auf die Suche nach kontroversen Werken begibt, stößt man häufig auf SUBCONSCIOUS CRUELTY. Wenn man sich nun dazu entscheidet, Gebrauch von diesem verstörenden Experimentalfilm zu machen, ist die Urteilsfindung wohl stark tagesformabhängig. Aus dem einfachen Grund, dass es sich um einen episodenhaften Pseudo-Arthouse-Film handelt, der seine subversiven Motive auf avantgardistische Weise erforscht. Wenn man dazu bereit ist, auf narrative Konventionen zu verzichten, kann eine Expedition in den Untergrund ein erfahrungsreiches Erlebnis sein. Obwohl ich behaupten würde, relativ aufgeschlossen an dieses "Kunstwerk" herangegangen zu sein, hat mich meine Toleranz beizeiten verlassen, weil die Perversionen und Gewaltexzesse profan und austauschbar wurden und zu offensichtlich auf Provokation gebürstet sind, ohne kontextuell einen tieferen Sinn zu verdeutlichen. Vielleicht ist die Absicht aber auch, sich die Erkenntnisse selbst zu erarbeiten, anstatt sie auf dem Silbertablett vorgekaut serviert zu bekommen, wenn das Wunder der Geburt zur Gewöhnlichkeit pervertiert, Mutter Natur zum Teil einer blutigen Orgie oder letztendlich unsere Erlösung massakriert wird. Wie dem auch sei, das erzwungene Brechen jedwedes Tabus, um den Menschen zu kompromittieren, versank meines Erachtens in billige Effekthascherei, anstatt meinen Geist zu öffnen.
Bad Samaritan - Im Visier des Killers (OT: Bad Samaritan / AT: No Good Deed) / US / 2018
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Die Idee, dass ein Krimineller gezwungen ist zum Samariter zu werden bzw. derart in die Bredouille gerät, seine eigene Haut retten zu müssen, ist nicht brandneu. Trotz alledem ist das Konzept noch nicht derart ausgelutscht wie manch anderes. Der überwiegend als Produzent und Drehbuchautor in Erscheinung getretene DEAN DEVLIN, der 2017 sein Regiedebüt gefeiert hat, und zwar mit dem Katastrophen-Blockbuster GEOSTORM, wagt sich mit BAD SAMARITAN - IM VISIER DES KILLERS an diese Prämisse heran und zeigt, was er kann.
Sean Falco (ROBERT SHEEHAN) hat den Traum Fotograf zu werden. Weil man vom Träumen nicht leben kann, jobbt er mit seinem Kumpel Derek Sandoval (CARLITO OLIVERO) bei einem italienischen Nobel-Ristorante als Einparkhilfe, um sich über Wasser halten zu können. Weil dieser Job nicht den erhofften Erfolg und Reichtum einbringt, nutzen sie die Gelegenheit, die Auto- und Hausschlüssel der meist wohlhabenden Gäste in die Hände gedrückt zu bekommen, damit einer von beiden zum Haus der Besitzer fahren kann, um sich Zugang zu verschaffen und Wertgegenstände mitgehen zu lassen.
Als eines Abends ein Maserati vorfährt und der herablassende Cale Erendreich (DAVID TENNANT) aussteigt, wittern sie die große Beute. Sean macht sich auf den Weg, doch entdeckt im Haus des unfreundlichen Schnösels eine Frau, die mit Lederriemen und schweren Ketten an einen Stuhl gefesselt ist und offenbar misshandelt wurde. Als Befreiungsversuche misslingen, weil Cale bereits ungeduldig auf seine Luxuskarosse wartet, flüchtet Sean panisch. Von seinem schlechten Gewissen und dem moralischen Interessenkonflikt getrieben, gibt er der Polizei einen anonymen Hinweis, doch Cale kann die ohnehin ungläubigen Cops an der Haustür an der Nase herumführen.
Sean kann sich derweil gar nicht vorstellen, an wem er da geraten ist und was er damit in Gang gesetzt hat. Er hat sich mit einem zwangsneurotischen und größenwahnsinnigen Psychopathen angelegt, der nicht einfach nur kurzen Prozess machen will, sondern sein Leben systematisch zu zerstören beginnt. Nun muss Sean seinen Selbsterhaltungstrieb zum Maximum bringen.
DAVID TENNANT verkörpert den sadistischen, schmierigen und verachtenswerten Fiesling brillant, der eiskalt und berechnend vorgeht und sein Vermögen dazu nutzt, seine perverse Kontrollsucht zu befriedigen. Dabei schnellt die Spannungskurve des Öfteren in die Höhe, während die Perfidität Erinnerungen weckt an I SAW THE DEVIL und NO ONE LIVES - KEINER ÜBERLEBT!.
Ein zu weiten Teilen gemeiner und nervenaufreibender Thriller, bei dem man allerdings davon absehen sollte, sich über manches den Kopf zu zerbrechen, da das böse Genie, das Menschen korrigieren will – das am ehesten mit der Dressur von Pferden zu vergleichen ist – hin und wieder übernatürliche Kräfte zu besitzen scheint. Manchmal fehlt der Feinschliff und es wird lieber grobmotorisch vorgegangen, wodurch Dringlichkeit und Bedrohlichkeit Einbußen einfahren, insbesondere als hinten heraus die Entmystifizierung des Masterminds startet. Das ist nicht immer glaubwürdig und realistisch, aber wahnsinnig unterhaltsam, weil gerade die Abschnitte, die sich auf das Katz-und-Maus-Spiel konzentrieren, packend sind und ordentlich Laune machen.
Zombieland 2: Doppelt hält besser (OT: Zombieland: Double Tap) / US / 2019
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Obwohl das Original mittlerweile Kultstatus genießt, hat es mich nie umhauen können. Das eine Fortsetzung trotz alledem heiß erwartet wurde, kann ich jedoch durchaus nachvollziehen, insbesondere wenn es 10 Jahre auf sich warten lässt. Bei solch langer Wartezeit, ist es aber auch nicht abwegig, Geduld und Interesse zu verlieren. Zudem lässt sich Kult unfassbar schwer reproduzieren. Das sind meines Erachtens keine guten Voraussetzungen und ja, sie finden Bestätigung.
Vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen an das Sequel. Eine reichhaltige Geschichte hätte mir beispielsweise gefallen. Allerdings werden Columbus (JESSE EISENBERG), Tallahassee (WOODY HARRELSON), Wichita (EMMA STONE) und Little Rock (ABIGAIL BRESLIN) wieder einmal auf einen Roadtrip geschickt, bei dem an einigen Hotspots Station gemacht wird. Das Ganze wirkt reichlich episodenhaft und innerhalb der Segmente werden unausgegorene Ideen und in den meisten Fällen mäßig witzige Sketche und oftmals zu offensichtliche popkulturelle Referenzen untergebracht.
Das dem Treiben die Überzeugungskraft fehlt, liegt womöglich auch daran, dass dem Trupp die Symbiose verloren gegangen zu sein scheint. Es mangelt an Harmonie. Es wirkt, als ob sie sich abseits der Kamera nicht ausstehen können. Das ist kein gutes Omen, da die Aufmerksamkeit auf den Figuren liegt, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten, aber sich aufgrund der Situation, gegenseitig Trost und Halt, Motivation und Inspiration spenden sollen. Als eine Art Patchwork-Familie die Zombie-Apokalypse handeln. Das funktioniert natürlich nur, wenn man es ihnen auch abkauft.
Darüber hinaus fehlt nicht nur den Zombies der Biss, sondern auch dem Humor, da auf ollen Kamellen herumgekaut wird. Man bleibt sich lieber treu und schwelgt in alten Erinnerungen, anstatt sich neu zu erfinden. Der Neuzugang des dummen Blondchens Madison (ZOEY DEUTCH), das mit Columbus in die Kiste hüpft, als sich Wichita nach einem Heiratsantrag aus dem Staub gemacht hat, bringt allerdings etwas exaltierte Frische ins Spiel, die für ein paar Lacher sorgt. AVAN JOGIA als hippiesker erster Freund für die flügge gewordene Little Rock, der Songs von BOB DYLAN als seine eigenen ausgibt, war mir jedoch äußerst unsympathisch. ROSARIO DAWSON als toughe, Monstertruck fahrende Nevada, die zarte Bände mit dem zum Ziehvater herangewachsenen Tallahassee knüpft, kommt letztendlich zu beliebig rüber. Wie auch LUKE WILSON und THOMAS MIDDLEDITCH als Doppelgänger von Tallahassee und Columbus.
Auch wenn dem langsam aber sicher an seine Grenzen stoßenden Zombiefilm keine neuen Impulse zuteil werden und ZOMBIELAND 2: DOPPELT HÄLT BESSER anspruchslos und ohne erkennbare Ambitionen daherkommt, ist der Streifen kurzweiliger Irrsinn. Er gibt sich nicht als mehr aus, als er tatsächlich ist. Das verhilft ihm aber trotzdem nicht, mir mehr Punkte abzuluchsen.
10x10 / GB / 2018
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10x10 ist ein aufs Notwendigste reduzierter Entführungsthriller, da die Prämisse als kammerspielartiges Zwei-Personen-Stück aufgezogen wird. Bei solch einem minimalistischen Szenario sind die Plot Points entscheidend und dass die Darsteller überzeugen.
Der geübte Spannungsfilm-Enthusiast kann sich zwar an einem bestimmten Punkt in etwa vorstellen, worauf das Ganze hinauslaufen könnte, das tut der Sache aber kaum Abbruch, weil es ein ums andere Mal ordentlich aufs Fressbrett gibt und mit der Zeit die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, Wahrheit und Lüge, Opfer und Täter immer mehr verschwimmen. Zudem hat man sich, mit LUKE EVANS als Entführer Lewis und KELLY REILLY als Entführungsopfer Cathy, Mimen gekrallt, die auf jeden Fall Überzeugungskraft besitzen.
Interesse entwickelt sich, da man bemerkt, dass Lewis kein kopfloser, triebhafter Irrer ist, weil er beschwichtigend statt aggressiv mit Cathy umgeht. Dieser Umgang führt dazu, dass sich Cathy gleich mehrmals aus dem schallisolierten Raum befreien und Lewis überwältigen kann, um einen Weg aus dem luxuriösen Bungalow zu suchen. Jedoch unterliegt Cathy ihrem körperlich überlegenden Gegner immer wieder, auch weil er der Mann mit der Waffe ist. Der Zuschauer wie auch Cathy realisieren, dass er sie schon längst umbringen hätte können, wenn er es darauf anlegen würde. Doch Lewis verfolgt ein bestimmtes Ziel. Er fragt Cathy immer und immer wieder nach ihrem Namen, ihrem Geburtsort, ihrer Kindheit und ihrem Job. Die Frage nach den Beweggründen erzeugt Spannung, da es scheint, dass Cathy weder ein Zufallsopfer noch so unschuldig ist, wie auf den ersten Blick vermutet.
Als Licht ins Dunkel gebracht wird, kann die Spannung diesbezüglich logischerweise nicht gehalten werden, aber auch der Richtungswechsel hält einige Spannungsmomente bereit. Das moralische Dilemma beschert zwar kein abstraktes Gedankenspiel und letzten Endes hätte das Langfilm-Regiedebüt von SUZI EWING mehr Mut gut gestanden, aber unterm Strich erfüllt es seinen Zweck.
The Blood Lands - Grenzenlose Furcht (OT: White Settlers / AT: The Blood Lands) / GB / 2014
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Die flippige, gut gelaunte und positiv denkende Sarah (POLLYANNA MCINTOSH (JACK KETCHUMS BEUTEGIER /// THE WOMAN /// LET US PREY)) und ihr unsympathischer, eingebildeter und gleichgültiger Freund Ed (LEE WILLIAMS) haben sich ihren gemeinsamen Traum vom eigenen Heim erfüllt. Fernab jeglicher Zivilisation und ihrem stressigen Londoner Großstadtleben, sind sie nun Besitzer eines alten, baufälligen Bauernhauses an der schottischen Grenze und wollen die Ruhe auf dem Land genießen. Als die Dunkelheit hereinbricht und sie die erste Nacht in ihrem neuen Zuhause verbringen wollen, hört Sarah plötzlich Geräusche. Sie sind nicht allein. Unbekannte, die Schweinemasken tragen, haben sich Zutritt verschafft und wollen die Bewohner verjagen. Wenn es sein muss, gehen sie über Leichen, denn Sarah und Ed sind in ihren Augen unerwünscht.
Keine Sorge. Man verpasst nichts. Diese schwache Chose kann man sich getrost schenken. Frühzeitig ist auszumachen, welche Richtung eingeschlagen wird. Trotz der kompakten Laufzeit, lernt man zunächst einmal das Pärchen ein klein wenig kennen, bis die Eindringlinge auf den Plan treten und sich dumm wie x Meter Feldweg anstellen. Überraschungen bleiben aus und von Spannung ist so gut wie keine Spur, weil eingemottete Horrorfilm-Klischees herausgekramt werden, nach denen kein Hahn kräht. Psychoterror auf Sparflamme und mit grafischer Gewalt hält man sich zusätzlich größtenteils vornehm zurück. Der historische bzw. politische Kontext, die raue Landschaft und vor allem die Schlusspointe wissen aber zu gefallen.
The Witch Next Door - Das Böse von nebenan (OT: The Wretched) / US / 2019
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Beim Versuch Vicodin aus dem Nachbarhaus zu stehlen, hat sich der Jugendliche Ben (JOHN-PAUL HOWARD) den Arm gebrochen, der nun in Gips gelegt ist. Als Therapiemaßnahme wird er zu seinem Vater Liam (JAMISON JONES) geschickt, da seine Eltern in Scheidung leben. Sein Vater betreibt einen Bootsverleih in einem sonnigen Ferienort am Meer, wo der Junge mit anpacken soll, um der Versuchung zu widerstehen und den Kopf frei zu kriegen. Bei der Arbeit freundet er sich mit seiner ebenfalls jugendlichen Kollegin Mallory (PIPER CURDA) an, während sein Vater mit der Kollegin Sara (AZIE TESFAI) anbandelt.
Als sich eines Tages die Nachbarin jedoch zunehmend merkwürdiger verhält, der verängstigte Nachbarsjunge Dillon (BLANE CROCKARELL) spurlos verschwindet, sich selbst sein eigener Vater nicht mehr an ihn erinnern kann und Ben ein seltsames Symbol unter der Fußmatte der Nachbarn entdeckt, stellt er Nachforschungen an, spioniert und schnüffelt.
Das erinnert arg an DAS FENSTER ZUM HOF. Da mich selbst dieser Klassiker von ALFRED HITCHCOCK nicht vom Hocker reißen konnte, kann es THE WITCH NEXT DOOR schon lange nicht. Zu dem Voyeurismus und den Mutmaßungen, denen zunächst niemand Glauben schenken will, gesellt sich zwischendrin allerdings noch eine sommerliche Teenie- Romanze und unnötige Mobbing-Attacken auf den Neuankömmling. Das sorgt zwar für ein klein wenig Abwechslung, aber macht den Kohl kaum fetter.
Wie dem auch sei, letzten Endes ist ein solider Hexen-Schocker bei herumgekommen, weil auch Elemente anderer Genrewerke Einzug erhalten, wie DIE DÄMONISCHEN und ALIEN - DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT. Trotz der vielfältigen Verwendung vertrauter Versatzstücke, wirkt THE WITCH NEXT DOOR allerdings nicht zu forciert, sodass eine gewisse Eigenständigkeit weitestgehend beständig bleibt, während Station gemacht wird, bei Jugendliebe, Paranoia-Thriller und Körperfresser-Motivik
Das Sahnebonbon ist allerdings die kinderfressende Waldhexe himself. Ihre Auftritte sind creepy as fuck, bspw. als sie aus einem Hirschkadaver herauskrabbelt. Die schaurige Effektivität entspringt vor allem dem Sounddesign. Es flüstert, knirscht, stöhnt und schmatzt von überall und nirgendwo. Besonders widerlich sind die knackenden Knochen. Ihre Darstellung findet ihren Höhepunkt im garstigen Showdown, der sogar einige sehr gut gemachte Body Horror-SFX und eine fiese Wendung bereithält.
The Russian Bride - Bis dass der Tod uns scheidet (OT: The Russian Bride) / US / 2019
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Um den ärmlichen Verhältnissen in Russland und ihrem drogensüchtigen, gewalttätigen Freund zu entfliehen, bietet sich die schöne Russin Nina (OKSANA ORLAN) auf einer Webseite zur Heirat an. Mit der Aussicht auf ein besseres Leben, reist sie mit ihrer Tochter Dasha (KRISTINA PIMENOVA) in die USA, um den älteren, exzentrischen, aber charmanten Milliardär Karl Frederick (CORBIN BERNSEN) näher kennenzulernen.
Nach kurzer Eingewöhnungsphase läuten auch schon die Hochzeitsglocken, doch das Leben nach der Traumhochzeit zieht Veränderungen nach sich. Karl verhält sich zunehmend merkwürdiger, die Haushälterin Maria (LISA GOODMAN) straft sie mit Verachtung und der gruselige, stumme Bedienstete Hagen (MICHAEL ROBERT BRANDON) scheint ihr geheime, beunruhigende Botschaften zukommen lassen zu wollen.
Alsbald entpuppt sich die neue Liebe als wahrhaftiger Albtraum, denn der anfangs fürsorgliche Gönner, hat finstere Pläne mit den beiden. Ein blutiger Überlebenskampf und Horrortrip folgt, bei dem Mutterliebe zum Killerinstinkt mutiert.
Regisseur MICHAEL S. OJEDA hat bereits 2013 mit SAVAGED einen wüsten Genremix aus Rape & Revenge und indianischer Geistergeschichte hervorgebracht, der Genreherzen höher schlagen lassen hat. THE RUSSIAN BRIDE - BIS DASS DER TOD UNS SCHEIDET schlägt in eine ähnliche Kerbe, lässt sich bis zum Exploitation-Part aber einige Zeit und geht auch nicht dermaßen in die Vollen, wie beim erwähnten Genrebeitrag.
Trotz dessen stellt sich keine Langeweile ein, weil die zwar im Detail konventionellen, aber durchaus geheimnisumwitterten Geschehnisse Suspense und ein unbehagliches Gefühl in der Magengrube verursachen und die Inszenierung Elemente und Stilmittel des Neo-Noir und Giallo durchscheinen lässt.
Jedoch beißen sich diese Einflüsse mit dem Digital-Look, den modernen Drohnenaufnahmen und den qualitativ ausbaufähigen CGI. Das ist nicht immer schön anzusehen, aber ich kann noch ein Auge zudrücken, da es mitunter dem mickrigen Budget geschuldet ist. Als ein raffinierter Twist ein schockierendes Psychodrama offenbart und es zu einem blutigen Showdown kommt, war ich nämlich durchaus zufriedengestellt.
In der Hölle (OT: They Found Hell) / US / 2015
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Eine Gruppe College-Studenten experimentiert an einem riesigen Krater in Russland, als ihr Transponder die Pforte zur Hölle öffnet. Von grausigen Kreaturen verfolgt versuchen sie, der Verdammnis zu entkommen.
Wenn man ein Auge kräftig zudrückt, ist IN DER HÖLLE gar nicht so übel für einen Fernsehfilm, den der Fernsehsender SYFY in Auftrag gegeben hat. Sowohl das Höllenszenario als auch das Konzept sind schlicht, aber die Darsteller bemühen sich um Sympathie und einige Sets sind durchaus atmosphärisch.
Die Erzählung hält sich nicht mit viel Vorgeplänkel und Figurenzeichnung auf. Die Protagonisten werden nach kürzester Zeit an den Ort der ewigen Pein befördert und haben währenddessen kaum die Möglichkeit, ihre Charaktere frei zu entfalten. Dadurch fiebert man zwar nicht bedingungslos mit ihnen mit, aber hegt trotzdem Interesse daran zu sehen, wie sie durch die Hölle gehen und der eine oder andere sein Leben lässt oder mit dem Leben davonkommt.
Das Tempo ist hoch und lässt zum Glück keine Langeweile aufkommen, obwohl nur eine Station des Schreckens nach der anderen angefahren wird. Ein Handlungsstrang, der nebenher läuft, um zwei Helfer in der Not, die sich ins Zeug legen, die Studierenden aus dem flammenden Inferno zu erretten, generiert zwar keine Spannung, aber sorgt indes für ein wenig Abwechslung.
Einige Gewalteinlagen gehen auch in Ordnung, eine Schlachtplatte sollte man jedoch nicht erwarten. Generell ist die Stimmung weniger düster, garstig und Furcht einflößend als bei ähnlich gelagerten Beiträgen wie KATAKOMBEN oder BASKIN. Genau genommen ist das ziemlich unpassend, hat mich aber nicht weiter gestört.
Das Budget hat nicht für infernale Höhenflüge gelangt, aber wenn man mal einen Tag hat, an dem man sich auch mit wenig zufrieden gibt, taugt IN DER HÖLLE.
The Lodge / GB/CA/US / 2019
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VERONIKA FRANZ und SEVERIN FIALA haben mit ihrem Spielfilmdebüt ICH SEH, ICH SEH international für Aufsehen gesorgt, weswegen ihr zweiter Streich direkt in englischer Sprache produziert wurde, und zwar von der legendären Filmproduktionsfirma HAMMER FILMS, die seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts berühmt-berüchtigt ist, für atmosphärische Horrorfilme.
Der Journalist Richard Hall (RICHARD ARMITAGE) hat seine Frau Laura (ALICIA SILVERSTONE) verlassen, für die jüngere Grace (RILEY KEOUGH, Enkelin von ELVIS PRESLEY), woraufhin Laura Suizid begeht. Nach längerer Trauerphase will Richard, dass seine Kinder Aiden (JAEDEN MARTELL) und Mia (MIA MCHUGH) die Weihnachtsferien in einer Waldhütte in den verschneiten Bergen mit ihm und Grace verbringen, damit sie sich besser kennenlernen können. Das stößt bei den Kindern auf trotzige Ablehnung und feindselige Gesinnung, weil sie den Verlust ihrer Mutter noch nicht überwunden haben und Grace die Mitschuld an ihrem Tod geben. Als Richard beruflich bedingt für einige Tage in die Stadt zurück muss, lässt er seine Kinder und ihre zukünftige Schwiegermutter allein in der Lodge zurück. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, um sich ein wenig anzunähern. Als die Kinder allerdings ein Video auf dem Rechner ihres Vaters entdecken, das grausame Details aus der Kindheit von Grace offenbart, trauen sie ihr noch weniger über den Weg. Grace ist die Tochter eines christlichen Sektenführers, der seine Gemeinde in den Massenselbstmord getrieben hat. Um die Botschaft in die Welt herauszutragen, ist Grace die einzige Überlebende und hat die Gräueltat zu alledem gefilmt. Dies bestärkt die Geschwister in ihrer Annahme, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Als sich merkwürdige Ereignisse häufen, scheint die Situation allmählich wahnhaft zu eskalieren.
Als Zuschauer ist man lange Zeit unentschlossen, von woher die Bedrohung auf leisen Sohlen angeschlichen kommt und welche sündhafte Form sie annehmen wird, weil die Erwartungshaltung gekonnt unterwandert und die Gefahr nicht eindeutig benannt wird. Dadurch wird Suspense en gros erzeugt, die von einer unheilverkündenden Stimmung und unterkühlten wie sterilen Atmosphäre angespornt wird. Falsche Fährten werden zur Genüge gelegt und seelische Qualen greifbar gemacht, bis ein manisches Wendemanöver eingeleitet wird, das für den einen oder anderen zwar naheliegend sein könnte, aber mit derart erschreckender Konsequenz das anvisierte Familienidyll dekonstruiert, dass man sich davon erst einmal erholen muss, wenn der Abspann läuft. Ein sehenswerter Slow Burner, der einen schockgefrostet zurücklässt und nachwirkt, wodurch die eine oder andere Ungereimtheit nahezu in Vergessenheit gerät.
Prey - Beutejagd (OT: Prooi / AT: Uncaged) / NL / 2016
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In Amsterdam herrscht der tierische Ausnahmezustand. Immer mehr abgerissene Körperteile und zerfetzte Leiber ruinieren das Stadtbild. Die Bevölkerung ist aufgebracht, da sich eine blutige Spur der Verwüstung durch die Grachten-City zieht. Die Polizei steht vor einem Rätsel und verdächtigt zunächst überzüchtete Kampfhunde. Die Tierärztin Lizzy (SOPHIE VAN WINDEN) wird zu einem Leichenfundort gerufen und ist sich ziemlich sicher, dass es sich um einen 300 Kilogramm schweren Löwen handeln muss, der Blut geleckt und auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen ist. Lizzy versucht, den Behörden bestmöglich Hilfe zu leisten und empfiehlt, nach mehreren verlustreichen Fehlschlägen, den erfahrenen Großwildjäger Jack (MARK FROST). Dummerweise ist er ihr Ex, trinkt gerne einen über den Durst und sitzt im Rollstuhl ...
Der gute, alte Tierhorrorfilm kommt wohl nie aus der Mode. Die Fauna ist vielfältig und Horrorfilme aus Holland sind immer noch Exoten. DICK MAAS (VERFLUCHTES AMSTERDAM /// FAHRSTUHL DES GRAUENS /// SAINT) lässt den König des Dschungels die niederländische Hauptstadt unsicher machen und zwinkert dem Zuschauer zu. Da einen schnell bewusst wird, dass sich PREY - BEUTEJAGD nicht bierernst nimmt, weil ihm der löwenstarke Trashfaktor des Szenarios bewusst zu sein scheint, fällt nicht gravierend ins Gewicht, dass bei genauerer Betrachtung, die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass eine riesige Raubkatze über einen längeren Zeitraum unbemerkt Amsterdamned zum Jagdgebiet auserkoren hat und im weiteren Verlauf, sie aufzuspüren und zu erledigen die reinste Tour de Force ist.
Wer sich auf den teils tiefschwarzen Humor nicht rechtzeitig einstellen kann, wird seine Schwierigkeiten haben, mit den zum Teil überspitzen Figuren und Situationen entsprechend umgehen zu können. Ich habe das allerdings zügig, als unterhaltsamen Spaß aufgefasst. Szenen, in denen ahnungslose Golfspieler, ein Essenslieferant, Kinder auf dem Spielplatz, Fahrgäste in der Straßenbahn usw. dem passabel am Computer animierten Löwen zum Opfer fallen, entertainen famos. An manchen Stellen hätte die Handlung jedoch etwas ausgedünnt werden können, denn manchmal ist weniger doch einfach mehr. Dennoch hat der Streifen diverse launige Momente auf Lager, die entweder zum Brüllen oder auch ansprechend gory sind.
The Field Guide to Evil - Handbuch des Grauens (OT: The Field Guide to Evil) / NZ / 2018
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Eine multikulturelle Horror-Anthologie ist eine interessante Idee und ein spannendes Konzept. Insbesondere, wenn sich die Episoden mit den landeseigenen folkloristischen Erzählungen, Legenden, Mythen und Schauergeschichten befassen. Jedoch sind die heimatbezogenen Beiträge der Regisseur*innen aus Österreich, Türkei, Polen, Amerika, Griechenland, Indien, Deutschland und Ungarn äußerst durchwachsen.
Dass die Kollektion artsy-fartsy as hell ist, empfand ich als inszenatorischen Obolus. Allerdings sind die meisten Kurzgeschichten großer Mist, weil sich ihre finsteren Sagenwelten nicht entfalten können und sie nicht zum Abschluss kommen bzw. ihnen am Ende der Aha- und/oder Wow-Effekt fehlt.
Scheinbar war die Ambition diverser Beteiligter, dass ihre Segmente düstere, albtraumhafte, surreale Bannkraft erzeugen, anstatt inhaltlich präzise zu sein und für Furore zu sorgen. Die Sammlung ist außen hui, innen pfui, weil außer der Volkstümlichkeit kein Zusammenhang, keine Verbindung zwischen den Shorties besteht. Letztendlich bleibt der ernüchternde Eindruck zurück, als wäre lustlos durchs Märchenbuch geblättert worden, bei dem der Einband das wirkliche Highlight ist.
Minutes to Midnight - Bete, dass sie nicht vorbeischauen… (OT: Minutes to Midnight) / US / 2018
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Anfangs dachte ich noch, es mit einem netten, kleinen Backwood-Slasher zu tun zu kriegen, wurde jedoch baldigst eines Besseren belehrt. Das wahre Grauen ist die Zeit, die man mit diesem Streifen verschwendet, weil uninspiriert und ohne eigene Ideen ein Klischee nach dem anderen billig abgehakt wird.
Da die spärlich eingepflegte und auch im weiteren Verlauf nicht sympathisch werdende Gruppe junger Kollegen, die in einer Hütte in den Bergen den Silvesterabend feuchtfröhlich feiern will, lange Zeit nicht auf dem Schirm hat, dass sie in Gefahr ist, stellt sich keine Spannung, Dringlichkeit und Intensität ein, sondern gähnende Langeweile. Die Killer werden zwar gut dargestellt, ihre Unterkunft ist das reinste Schlachthaus und bei den Morden wird eine Menge Blut vergossen und Gedärm verteilt, jedoch wirkt ihre blutige Spur auch eher wahl- und orientierungslos.
Bedauerlicherweise nimmt sich der Streifen bei alledem todernst, doch leider kann man ihn nicht ernst nehmen, weil die Bestrebung nicht ernsthaft genug erscheint, honorablen Hinterwälder-Horror inszenieren zu wollen. Ein Augenzwinkern hätte zumindest dazu führen können, den Streifen auf die leichte Schulter zu nehmen, doch nun muss er auch mit vollem Ernst besprochen werden.
WILLIAM BALDWIN, RICHARD GRIECO und BILL MOSELEY mischen hier auch unwürdig mit und bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm. Profi-Wrestler und Parkour-Sportler JOHN HENNIGAN ist auch mit von der Partie. Man sieht ihn mittlerweile öfters in solch semiprofessionellen Billigproduktionen herumturnen, in denen seine schwerfälligen Capoeira-Einlagen nicht wirklich hineinpassen.
Verantwortlich für den Schund ist CHRISTOPHER RAY, der Sohnemann von FRED OLEN RAY. Sein Vater genießt mittlerweile Kultstatus bei Genrefreunden, wegen seiner Beständigkeit filmischen Schrott am Fließband zu produzieren. Sein Sohn tut es ihm dem Anschein nach gleich, nur dass seine Vita noch nicht über 150 Einträge zu verzeichnen hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Stimmt's?
Sweetheart / US / 2019
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Eine Robinsonade aus dem Hause BLUMHOUSE PRODUCTIONS. Weswegen nicht Freitag kommt, sondern ein Seeungeheuer aus einem Loch im Meeresgrund, das schwarzes Blut besitzt.
Bemerkenswert ist, dass der Titel hält, was er verspricht. Jenn (KIERSEY CLEMONS) ist tatsächlich ein Sweetheart, dem es gelingt, den Plot beinahe allein zu tragen und von dem man(n) nicht die Augen abwenden kann. Ihre Schönheit, in Verbindung mit der der tropischen Insel auf der sie gestrandet ist, ist eine Augenweide.
Vom optischen Leckerbissen abgesehen, hätte die Handlung jedoch etwas Futter vertragen können, anstatt aufs Wesentliche reduziert zu sein. Dann wäre es wahrscheinlich nicht repetitiv geworden und einige Unstimmigkeiten wären ausgeblieben. Man erfährt nur relativ wenig über Jenn und wie es zum Schiffbruch gekommen ist. Wenn man dies in Bewegtbilder gebannt hätte, hätten sich ihr Tagesablauf und ihre nächtlichen Aktivitäten vielleicht nicht irgendwann wiederholt und eventuell wären einige grobe Schnitzer abgewendet werden können. Ich könnte darauf näher eingehen, aber das würde zu umfangreich werden. Ich war jedenfalls über manches erstaunt, wie zum Beispiel, dass es ihre Figur scheinbar für wichtig erachtet, täglich das Outfit zu wechseln oder, dass zwei weitere Überlebende erst nach etlichen Tagen die Insel erreichen, obwohl sie von einer mysteriösen Strömung berichten. Aber nun ja ...
Die Kreatur macht eine gute Figur und beschert gelegentlich beängstigende Momente. Jedoch wird mit der Zeit der Eindruck erweckt, dass der Kampf ums Überleben für Jenn zur Routine wird, wodurch das Gefühl von Angst, Panik und Frust schwinden.
SWEETHEART kann zwar weder CAST AWAY - VERSCHOLLEN noch PREDATOR das Wasser reichen, aber besserer Durchschnitt ist schon drin.
Body Cam - Unsichtbares Grauen (OT: Body Cam) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Obwohl die USA auf eine lange Historie der Polizeigewalt zurückblickt, erblickt BODY CAM - UNSICHTBARES GRAUEN nahezu prophetisch das Licht der Filmwelt, zu Zeiten der Black-Live-Matters-Bewegung.
Auch wenn BODY CAM - UNSICHTBARES GRAUEN keinen realen Fall konkretisiert, sind die Parallelen zum gegenwärtigen Weltgeschehen erschreckend. Trotz der inbegriffenen, aktuellen, brisanten Thematik von institutionellem Rassismus und dem Genremix aus Cop-Thriller und rachsüchtiger Geistergeschichte, der mich am ehesten an ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN (2014) erinnert hat, ist das Resultat nicht weltbewegend revolutionär. Formal ist der Steifen gelungen, aber inhaltlich handelt es sich zu weiten Teilen um ein laues, vorhersehbares Lüftchen, obwohl die Stimmung sowohl aufgeheizt als auch unterkühlt ist.
Es mangelt an Tiefe und Substanz, weil den Charakteren kaum Raum zur persönlichen Entwicklung eingeräumt wird, obwohl genügend Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Diese wird jedoch kaum genutzt, sondern viel lieber vergeudet, für langwierige nächtliche Einsätze und im späteren Verlauf, für schleppende Ermittlungen, um lieblos hinter das Geheimnis zu kommen, das für den Zuschauer relativ offensichtlich ist.
Wenn der Geist zuschlägt, ist dies zwar düster, unheimlich, intensiv und brutal inszeniert, jedoch ist der Rest drumherum mäßig, weil aus der Wut und Verzweiflung bis zum Showdown ein Mysterium gemacht wird. R&B-Sängerin MARY J. BLIGE spielt zwar meines Erachtens überzeugend, weil ihre Figur jedoch recht apathisch reagiert, auf die übernatürlichen Begebenheiten und brutalen Morde an ihren Kollegen, und zudem ihre Hintergrundgeschichte beschnitten wird, ist ihre Spurensuche wenig packend. Da sie das Zentrum des Plots ist, sind alle anderen Charaktere außerdem nur Nebensächlichkeiten, die nicht der Rede wert sind.
Feedback - Sende oder stirb (OT: Feedback) / ES/US / 2019
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Jarvis Dolan (EDDIE MARSAN), kontroverser Moderator einer politischen Radiosendung, hat mit sinkenden Zuhörerzahlen zu kämpfen. Zudem wurde er tätlich angegriffen, aufgrund seinem offenen Umgang mit schwierigen Themen. Daher will der Senderchef, dass Jarvis eine frühere Unterhaltungssendung wieder aufleben lässt, mit seinem alten und mittlerweile verhassten Partner Andrew Wilde (PAUL ANDERSON). Jarvis ist darüber nicht sonderlich erfreut, doch es kommt noch schlimmer. Kurz nachdem Jarvis live auf Sendung gegangen ist, wird das Studio von zwei maskierten Männern überfallen und die Mitarbeiter als Geiseln genommen. Jarvis soll die Sendung wie gewohnt weiterführen, sich nichts anmerken lassen, jedoch den Anweisungen der Geiselnehmer Folge leisten. Die Eindringlinge zwingen ihn, einen Text vorzulesen und wollen ihn zur Rede stellen. Eine Angelegenheit, die die Karriere des bekannten Rundfunksprechers beenden könnte. Die Lage verkompliziert sich, als sein damaliger Weggefährte das Studio betritt. Ein perfides Katz-und-Maus-Spiel beginnt, ein nervenaufreibendes Psychoduell, bei dem die schmutzige Wäsche der Vergangenheit gewaschen werden soll.
Der spanische Regisseur PEDRO C. ALONSO stellt mit seinem Langfilmdebüt sein Auge für Szenenbild und sein Gespür für Nervenkitzel unter Beweis. Die Kulissen sind überschaubar, haben jedoch Stil und werden begnadet präsentiert. Panik und psychologischer Terror werden auf engstem Raum erzeugt, wie auch An-Spannung, weil ein falsches Wort zu gewalttätigen Ausbrüchen führen kann. Das Studio ähnelt einem albtraumhaften Bunker, in dem die Emotionen hochkochen und die Eskalation vorprogrammiert ist.
Dass FEEDBACK - SENDE ODER STIRB nicht konsequent auf Subtilität Wert legt, um den groben Knüppel auszupacken, ist meines Erachtens kein Kapitalfehler, sondern das i-Tüpfelchen. Die Holzhammermethode als Modus Operandi ist nur konsequent, um den Schein zu brechen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was ist damals wirklich geschehen? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Der schwarze Peter wird hin- und hergeschoben. Das Vexierspiel hat die Spannungsschraube fest im Griff. Zumindest wenn man sich als Zuschauer diese Fragen stellt und an deren Beantwortung Interesse hegt.
Zu guter Letzt wird das moralische Ping Pong durch ein hinterlistiges, weil mehrdeutiges Ende gekrönt. Trotz dessen würde ich behaupten, dass es mitunter verdeutlichen soll, dass Jarvis durch Politik und Machtmissbrauch, seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann, obwohl er in seiner Sendung genau diese Machenschaften angeklagt hat. Zudem hetzt Jarvis in seiner Sendung über Trolle im Internet, die sich hinter ihrer Anonymität in Sicherheit wiegen. Letztendlich tut Jarvis dasselbe, mit dem Unterschied, dass ihm nicht die Unbekanntheit, sondern seine Berühmtheit den Arsch rettet. Dadurch werden beide Arten der emotionalen Provokation auf eine Stufe und an den Pranger gestellt.
Little Monsters / AU/US/GB / 2019
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Der erfolglose Straßenmusiker Dave (ALEXANDER ENGLAND) ist frisch von seiner Freundin getrennt, weil er nichts von Verantwortung hält und keine Kinder will. Er kommt bei seiner alleinerziehenden, berufstätigen Schwester unter und schläft auf ihrem Sofa. Eines Tages soll Onkel Dave seinen aufgeweckten, jedoch von diversen Allergien geplagten Neffen Felix (DIESEL LA TORRACA) in den Kindergarten bringen und verknallt sich in die entzückende Erzieherin Miss Caroline (LUPITA NYONG'O), weswegen er sich direkt als Begleitung aufdrängt, bei einem Ausflug zum Streichelzoo. Allerdings bleibt der schmierige Kinder-Entertainer Teddy McGiggle (JOSH GAD) nicht sein einziger Nebenbuhler, als sich im Souvenirshop verbarrikadiert werden muss, da Horden von Zombies aufkreuzen.
Diese RomZomCom, die man als Mix aus KINDERGARTEN COP und SHAUN OF THE DEAD bezeichnen könnte, hat mir sehr gut gefallen. Die erste Hälfte ist flott und hat echte Lacher auf Lager, bevor der Belagerungszustand das Tempo drosselt und es durch Zwischenmenschliches emotionaler und dramatischer wird, bis das letzte Drittel in Sachen Action nochmal auf die Tube drückt.
Eine enorme Bereicherung ist auf jeden Fall Oscarpreisträgerin LUPITA NYONG'O. Ihre Performance ist feenhaft-bezaubernd und beeindruckend-tough zugleich, wenn sie beispielsweise in ihrem sonnengelben Kleid die Ukulele zupft und Songs von TAYLOR SWIFT schmettert oder den Untoten unerschrocken die Schädel zermatscht via Schaufel. Aber auch der Charakter von ALEXANDER ENGLAND entwickelt sich mit der Zeit, zu einem verantwortungsvollen Erwachsenen, der ans Herz wächst und das Herz der pädagogischen Superheldin erobert. Die einzige Figur, die meines Erachtens die Harmonie stört und die Stimmung des Films unangenehm konterkariert, ist die von JOSH GAD, da die derben Offenbarungen oftmals grenzwertig sind.
Trotz einiger Geschmacklosigkeiten, ist LITTLE MONSTERS ein skurriler Spaß samt einigen frischen Ideen, der im übrigen nichts mit dem gleichnamigen Film von 1989 zu tun hat: https://www.moviepilot.de/movies/little-monsters
Blood Bags - Er will Dein Blut (OT: Blood Bags) / IT / 2018
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Die amerikanische Studentin Tracy (MAKENNA GUYLER als Mauerblümchen mit Nerd-Brille (MUTANT RIVER - BLUTIGER ALPTRAUM)) stößt bei der Suche nach ausdrucksstarken Fotomotiven, zusammen mit ihrer Freundin Petra (MARTA TANANYAN), in den Bergen von Turin, Italien auf ein altes Herrenhaus, von dem sie derart fasziniert sind, dass sie durchs Fenster einsteigen. Nachdem Tracy Zeugin wird, wie ihre Freundin von einer vermummten Gestalt getötet wurde, misslingt der Fluchtversuch. Gemeinsam mit einem Einbrecher, der zuvor eingestiegen ist und seinen Komplizen verloren hat, versuchen sie, der Gefahr zu trotzen.
Die Handlung ist simpel und dünn, da helfen auch die Nebenplots wenig, wenn sie nur dürftig erzählt werden. Die Polizei bricht lieber den Einsatz ab, um sich ein Käffchen zu genehmigen, anstatt dem Notruf nachzugehen und Spuren zu verfolgen. Ein älterer Herr, der gegenüber der alten Villa wohnt, weiß vom dunklen Geheimnis, belügt die Bullen und informiert den Bruder des Erkrankten. Der Bruder organisiert Blut, entweder von einer Prostituierten oder er zapft es sich selbst ab. Leider offenbart nur eine Texttafel am Anfang halbherzig, warum er das tut, weswegen ich mein gefährliches Halbwissen einsetzen muss.
Da es sich bei der seltenen Krankheit Morbus Günther um eine Störung von Häm handelt, dachten/denken einige Betroffene, dass das Trinken von Blut Abhilfe schafft. Jedoch helfen nur Bluttransfusionen, weil das Blut durch den Darmtrakt nicht in den Blutkreislauf gelangt.
Um zum Film zurückzukehren: Die Kameraarbeit ist adäquat und die Atmosphäre ist morbide und unangenehm. Die Kills sind ansprechend und allesamt in Handarbeit entstanden, allerdings geschieht einiges bedauerlicherweise außerhalb des Bildes oder wird nur angedeutet. Gute Ansätze sind zu erkennen, jedoch fehlt es der Umsetzung letztlich an Aufschluss, Dringlichkeit und Intensität. Der langen Tradition aufsehenerregender italienischer Horrorfilme kann BLOOD - BAGS ER WILL DEIN BLUT leider nicht gerecht werden.
Kiffer vs. Killer Mosquitos (OT: Tafanos / AT: Killer Mosquitos) / IT / 2018
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Während eines Ausfluges in die Berge wird eine Gruppe austauschbarer Klischeefiguren, die sich saudämlich verhält und wie Kindergartenkinder zankt, in einem abgelegenen Haus von einem Schwarm Mutanten-Rinderbremsen, mit seitlich ausklappbaren Piranha-Mäulern, attackiert. Vorab wurden sie bereits von einem hippiesken Biobauern vor den, von Pestiziden verunstalteten, Viechern gewarnt. Als es brenzlig wird, eilt er zur Hilfe und erklärt, dass Marihuana das einzige probate Mittel gegen die aggressiven Brummer ist. Zum Glück hat er einen Sack Gras dabei und sie treten völlig zugedröhnt den Kampf an.
Die Idee, einen Genremix zu kreieren, aus Stoner Movie und Creature Feature, besitzt durchaus Potential. Bedauerlicherweise handelt es sich bei vorliegendem Fall jedoch um eine Mische, die nicht knallt.
Der benebelte Plot, aus unlustiger Kiffer-Komödie und CGI verseuchtem Tierhorror, Made in Italy, ist simpel und vorhersehbar. Dadurch stellt sich keine Spannung ein, mit der ich bei solch einem Film aber auch nicht gerechnet habe. Obwohl ein Nebenplot, über einen entflohenen Sträfling, der eine Geisel nimmt, zwischendrin so etwas ähnliches vortäuschen soll, doch prompt abgehakt ist, als ein Schwarm auftaucht.
Davon abgesehen, erweist sich der Humor als Fehlzündung. Gags lösen sich in Rauch auf, weil sich die Protagonisten beharken, anstatt gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Dadurch macht sich über einen längeren Zeitraum erst einmal Langeweile breit, bevor es hinten heraus etwas lebhafter wird, aber alles in allem minderqualitativ bleibt.
Red Letter Day - Töte deine Nachbarn (OT: Red Letter Day) / CA / 2019
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Die Vorstadtidylle wird zur Kampfzone, als eines Tages Briefe in roten Umschlägen in der Post sind, in denen die Nachbarschaft aufgefordert wird, sich gegenseitig zu töten. Von einigen Nachbarn als schlechter Scherz abgetan, wetzen andere bereits die Messer. Spätestens als sich eine Anarchistengruppe zu den Kettenbriefen bekennt und verkündet, eine Revolution in Gang setzen zu wollen, wird der tödliche Ernst der Lage erkannt.
Kann uns der ganz alltägliche Horror nicht alle zu Monster werden lassen? Sind wir nicht alle ein bisschen Mörder, wenn man uns lässt und keine Konsequenzen drohen? Wem kann man noch über den Weg trauen? Wie gut kennt man die Leute in seinem Leben, insbesondere, wenn ein Online-Profil ihre Persönlichkeit vortäuscht? Wie laut ist der Knall, wenn zwei Welten kollidieren? Wo würden wir hinkommen, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen und man anstatt miteinander zu reden, banalste Konflikte mit Gewalt lösen würde?
Interessante Fragen, die RED LETTER DAY - TÖTE DEINE NACHBARN in die paranoiden Briefkästen wirft, doch unbeantwortet lässt, um sich aus der Affäre zu ziehen. Man kann es selbstverständlich auch anders auslegen, und zwar, dass man sich selbst einen Kopf machen soll. Das wäre alles kein Problem, wenn der Unterhaltungswert denn angemessen sein würde.
Auch wenn der Vergleich hinkt, bemühe ich ihn. Das Zwischending aus THE PURGE - DIE SÄUBERUNG und SERIAL MOM - WARUM LÄSST MAMA DAS MORDEN NICHT? genehmigt sich eine halbe Ewigkeit, um in Fahrt zu kommen, das bei der überschaubaren Laufzeit ein Unding ist. Das Tempo ist betulich und es wird viel gequatscht, bevor es am helllichten Tage ans Eingemachte geht, mit allerlei Haushaltsutensilien, die zu Waffen umgewandelt werden. Die Groteske wird zu guter Letzt zwar schön gemein und die Hauptdarstellerin scheint in ihrer Rolle aufzugehen, als Mutter, die ihre Kinder beschützt, aber das kommt einfach zu spät und liefert zu wenig, um mir eine höhere Bewertung abzuluchsen.
Torture - Einladung zum Sterben (OT: Pledge) / US / 2018
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Um auf dem Campus endlich als cool zu gelten und zu Parties eingeladen zu werden, um an Saufgelagen teilnehmen und Chicks aufreißen zu können, wollen drei Nerds unbedingt bei einer Studentenverbindung aufgenommenen werden. Nach mehreren entmutigenden Absagen, will sie eine geheimnisvolle Bruderschaft schließlich aufnehmen. Doch zunächst müssen sie unmenschliche Initiationsriten über sich ergehen lassen.
TORTURE - EINLADUNG ZUM STERBEN ist nicht der erste (Horror)film, der ein düsteres Portrait zeichnet, über US-amerikanische Studentenverbindungen, exzessives Greek Life, fragwürdig-mittelalterliche Traditionen und außer Kontrolle geratenes, für Furore sorgendes Hazing. Deswegen hat der Steifen bei mir auch keinen Stein im Brett, obwohl das Thema schon interessant ist, da sich so viele Mythen und Verschwörungstheorien über elitäre Organisationen darum ranken. Denen nimmt sich TORTURE - EINLADUNG ZUM STERBEN auch tatsächlich halbherzig an, die Abzüge in der B-Note kommen aber von ganz woanders.
Anfangs ist das Verhalten der Anwärter noch nachvollziehbar, doch als die Schikane immer grausamere Züge annimmt, empfand ich es als besonders ärgerlich und als Verlust jedweder Glaubwürdigkeit, dass sie sich nicht zur Wehr setzen, obwohl sie eindeutig in der Überzahl sind und Unmengen Chancen haben, zum Angriff überzugehen. Erst als die Kacke richtig am Dampfen ist und es erste Tote gibt, kneifen sie die Backen zusammen und lassen sich Eier wachsen.
Erst an diesem Punkt habe ich begonnen, Gefallen an dem Streifen zu finden, weil es kompromisslos und blutig zur Sache geht. Leider ist es dann schon zu spät und zu schnell wieder vorbei. Last but not least gibt ein bitterer Twist allerdings noch boshaften Zunder, wodurch eine unterdurchschnittliche Bewertung gerade noch abgewendet werden konnte.
Finale - Entertainment kennt keine Grenzen (OT: Finale) / DK / 2018
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Dänemark gilt nicht als erste Anlaufstelle für Horrorfilme. Horrorfilme aus Dänemark sind immer noch eine Seltenheit. Ob sie deswegen Seltenheitswert besitzen, steht auf einem anderen Blatt.
Das Finale eines Sportereignisses lockt die Dänen vor die Röhren, weshalb die Nachtschicht an der Tankstelle, die sich in der dänischen, unwirklichen Einöde befindet, für Agnes Berger (ANNE BERGFELD), engagierte Psychologie-Studentin und Tochter des Chefs, und ihrer naiven Kollegin Belinda Andersen (KARIN MICHELSEN), die mit familiären Problemen zu kämpfen hat, nicht sonderlich aufregend ist. Einige der wenigen Kunden verhalten sich zwar seltsam, aber das ist erst der paranoide Anfang einer nicht enden wollenden Nacht der Grauen und Schmerzen. Die beiden sind nämlich unverhofft Teil eines Folterzirkusses geworden, in der der, wie ein Clown geschminkte, Sprechstallmeister per Erniedrigung, Folter und Mord dafür Sorge zu tragen hat, sowohl das Live-Publikum als auch die Zuschauer*innen im www zu begeistern und ihre Wünsche zu erfüllen.
Überwachung, Gewalt als Massenunterhaltung und Freizeitgestaltung sowie Mediensucht und Voyeurismus sind die zwar offenkundig, aber recht dürftig angesprochenen Punkte. Welcher tiefere Sinn dahintersteckt, dass ein Clown die Manege betritt und die Torture-Tragödie in Akten gesplittet ist wie ein Theaterstück, kann ich nur spekulativ beurteilen. Dass man die Erzähltechnik der Vorausblende gewählt hat, mag zudem unüblich sein, ist aber meines Erachtens nicht vorteilhaft, weil die Antizipation zu viel vorwegnimmt bzw. den weiteren Verlauf vorab erahnen lässt. Die Anachronie fährt der Dramaturgie und dem Spannungsaufbau somit in die Parade. Trotz dessen wird die Show noch recht makaber und gewährt Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wirklich über Durchschnitt kam der Streifen für mich aber erst, als der Überlebenswillen die Karten neu gemischt und der zwar kurze, aber zumindest zackige Action-Part begonnen hat.
VFW - Veterans of Foreign Wars (OT: VFW) / US / 2019
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Einleuchtend, dass der Streifen seine Fanbase unter VHS-Veteranen findet, die unter Retromanie leiden. Ich hätte mich auch gerne anfixen lassen, um wie die hirnlosen Junkie-Punks durchzudrehen, weil der Flick wie eine unerwartete Veröffentlichung eines verschollen geglaubten Genrewerkes der frühen Achtziger wirkt, das JOHN CARPENTER umgesetzt hat.
Allerdings hat mich die erzreaktionäre, von brummenden Synthie-Sounds und in grobkörnigen Bildern untermalte und festgehaltene Kneipenschlägerei nicht vollends um den Verstand gebracht, auch wenn eine illustre Schar alter Haudegen aus der zweiten Reihe zusammengetrommelt werden konnte, deren kernige Charaktere einen über den Durst trinken und knochentrocken zynische Sprüche klopfen.
Das liegt nicht unmittelbar daran, dass die Story simply as fuck ist, sondern daran, dass das abgefuckte Splatter-Brett in halbdunklen Rot- und Blautönen gehalten ist, wodurch in professioneller Handarbeit entstandene Details kaum zu erkennen sind. Des Weiteren, dass die Action zwar brachial und kaum durchatmen lässt, aber kraftlos und hektisch inszeniert ist.
All das hätte ich der wütenden, keinen Rückwärtsgang einlegen wollenden Exploitationfilm-Hommage ja noch durchgehen lassen können, aber der Kadavergehorsam, der Hurrapatriotismus, das Schützengraben-Gelaber und wie "aufopfernd" sie ihrer bürgerlichen Pflicht nachgehen müssen, rückt das Ganze zusätzlich in ein ziemlich fragwürdiges Licht.
5 Aerobic-Videos
Scary Stories to Tell in the Dark (AT: Scary Stories) / US/CA/HK / 2019
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SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK basiert auf einer Kinder- bzw. Jugendbuchreihe, die ich wieder einmal nicht gelesen habe. Wie schon bei STEPHEN KINGS ES bzw. ES: KAPITEL 1 und ES: KAPITEL 2 oder aber auch STRANGER THINGS werden die Ängste, Nöte und Sorgen des Erwachsenwerdens in Horrorfilm-Elemente widergespiegelt.
Das von GUILLERMO DEL TORO (mit)verfasste Drehbuch vereint nun mehrere Kurzgeschichten der Reihe zu einer zusammenhängenden Handlung, in der eine Bande von jugendlichen Außenseitern, die von draufgängerischen Bullies gepiesackt wird, das verfluchte Buch eines rachsüchtigen Geistes entdeckt, es aus dem Spukhaus entwendet und einer nach dem anderen Teil der düsteren Lagerfeuergeschichten wird, inmitten der US-amerikanischen Kleinstadt-Prüderie.
Diese Art der Erzählung hat meinerseits nicht für Langeweile gesorgt. Die Figuren, die sympathisch sein sollen, sind es auch und die einzelnen, mit Blut geschriebenen Stories, sind tatsächlich scary. Zudem wird die Umbruchstimmung der Endsechziger löblich untergebracht, die zum Teil auch die Jetztzeit reflektiert. Weil der Streifen zu dieser Zeit bzw. vor dem digitalen Zeitalter spielt, kommt ihm auch eine nostalgische Note zugute, obwohl die Inszenierung eher an STEVEN SPIELBERG und die Achtzigerjahre erinnert. Des Weiteren überzeugt das Produktionsdesign, für das sich mit Sicherheit auch GIULLERMO DEL TORO als Produzent verantwortlich zeichnet. Hin und wieder fühlte ich mich nämlich schon an PANS LABYRINTH erinnert, als die schauderhaften Kreaturen aufgetaucht sind.
Die Regie übernahm allerdings der Norweger ANDRÉ ØVREDAL, der seinen Durchbruch mit der Mockumentary TROLLHUNTER feierte, mit der er einige Genrefreunde erfreute, wie auch mit THE AUTOPSY OF JANE DOE. Die beiden hatten nicht vor, ein traumatisches Erlebnis zu realisieren, sondern eine Geisterbahnfahrt, die Groß und Klein Spaß bereitet. Das ist den beiden meines Erachtens auch vortrefflich gelungen, denn, obwohl eine Menge konventioneller Bausteine verwendet werden, gelingt es, Stimmung und Gruppendynamik zu erzeugen sowie einen eigenen Drive zu finden.