alviesinger - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning178 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von alviesinger
Gurinder Chada, die bereits mit „Liebe lieber indisch“ und „Kick it like Beckham“ ihr Talent für harmlose Komödien bewies, definiert mit „Frontalknutschen“ das Adoleszenz-Genre keineswegs neu. Vielmehr ist ihr Film ist eine triefende Zuckergussdusche und ein aufgefrischtes „La Boume“ aus Good Old England versetzt mit einer Prise Teenage Angst der Marke angezogene Handbremse. Chada versprüht Positivismus bis es einem aus den Ohren rauskommt. Schwarz trifft auf weiß und selbst die plattesten Märchenkonstrukte entpuppen sich als wahrheitsgemäß. Das ist oberflächliche und berechenbare Gaukelei, die jedoch das Zielpublikum – pubertierende Mädels und deren Mütter - gut unterhalten wird. Und Chadha präsentiert sich einmal mehr als Nora Ephron der Post-Spice Girls-Generation.
Viele Freiheiten gegenüber dem Roman - sogar das Einspinnen einer zweiten Erzählebene, die im Buch komplett fehlt, darf der Zuschauer erleben. Leider wirkt diese nur auf den ersten Blick raffiniert. Am Ende wird es umso deutlicher, dass sie nur ein schnöder Taschenspielertrick im Auftrag der Spannung und gewollten Ambivalenz ist. Die beiden Hauptakeure Jeremy Irons und Meryl Streep leiden indes überzeugend, wobei die hier rothaarige Amerikannerin auch dann und wann mit ihrer etwas sehr zwiespältigen Figur hadert. "Die Geliebte des französischen Leutnants" ist ein solides Drama und ein Traum der Oscar-Academy, die den Film auch gleich fünfmal nominierte - ohne ihn jedoch einmal auszuzeichnen. Vielleicht nicht der Vorreiter von "Zimmer mit Aussicht", aber in einzelnen Szenen und Einstellungen stark daran erinnernd.
Der britische Musikvideoregisseur Jennings schrieb hier sein erstes Drehbuch und schuf mit „Little Rambow“ eine nette kleine Tragikomödie, die anhand seiner popkulturellen Referenz der 80er Jahre („Rambo“) bereits von vielen Retro-Nerds abgefeiert wird. Dabei beruhen Glanz und Ausstrahlung des Werks allein auf dem Kopier-Prinzip. Dass ein „kultiger“ Actioner als Prämisse herhalten muss und zwei grundverschiedene Kinder diesen neu verfilmen, dabei ihre persönliche Probleme lösen, ist an sich eine innovative Idee. Diese Frische und ihr unwiderstehlicher Charme basieren im Film jedoch nur auf den verschrobenen Figuren eines Wes Anderson, die Jennings auf Kinder herunter gebrochen hat. Andersons Skurrilitäten und sein Look plus Ausstattung werden von Jennings, der sich auch noch bei Michel Gondrys geschätzter Low Budget-Animierkunst bedient und sie als sympathisches Indie-Stilmittel nutzt, übernommen. Dazu greift er noch die wenig innovative Idee der sich ständig wiederholenden sarkastischen Seitenhiebe auf die oberflächliche Welt der 80er Jahre auf. Storytechnisch liegt Jennings Problem außerdem in der Vermengung zu vieler persönlicher Konflikte seiner Protagonisten – fundamentalistische Spinner, familiäre Spannungen, ein Bruderzwist, Freundschaft über Popularität, Freiheits- und Selbstbestimmungswille –, die gegen Ende teilweise sehr dümmlich gelöst werden. Was wiederum zugegebenermaßen gelungen ist, ist Jennings nette Metapher auf das Sell-Out-Prinzip eines gehypten Indie-Regisseurs. Der junge Saulus braucht keine Tätowierungen, Edel-Nutten oder Designer-Drogen, sondern Abziehbilder, kichernde Schulmädchen und gefährliche Cola-Brause-Mischungen. Richtig sympathisch dieser kleine filmische Exkurs im Film selbst und trotzdem ist die Verquickung der Unmenge von Ideen der Anstoß für eine Phrasenparty, die mich jetzt zu einem No-Go wie zu viele Köche verderben den Brei oder der schlichten Formel von wegen weniger ist manchmal mehr und dem Vorwurf, dass hier alles nur geklaut ist, verleiten. Was man/ich mir aber anerkennen muss, ist, dass der Sohnemann des Vietnam-Traumatisierten überaus charmant und liebevoll inszeniert wurde. Wenn auch am Ende allzu sehr melodramatisch. Schluss, keine weitere Kritik mehr. Denn wer den Abspann mit „Close To You“ abrollen lässt, hat einfach Stil.
Melville erzählt in seinem kühlen und äußerst wortkargen Gangsterfilm zwei anfangs parallel verlaufende Geschichten: Ein verurteilter Einbrecher wird wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen und plant prompt den nächsten Einbruch, ein anderer flüchtet bei einem Gefangenentransport und wandelt bereits wenige Stunden nach dem Erlangen der vermeintlichen Freiheit wieder auf der schiefen Bahn. Ihm heftet sich ein vernarrter Bulle an, der auch nicht vor illegalen Machenschaften schreckt, um den Flüchtling dingfest zu machen. Melville bildet ein düsteres Menschheitsbild ab und philosophiert über das Böse im Menschen, das zwar laut des Regisseurs und Autors nicht von Geburt an vorhanden sei aber als böser Trieb – ob nun durch den empirischen Zerfall von Moral und Sitte wie ein Geschwür im Menschen heranwächst? - in jedem Menschen schlummert. Und wenn schon Philosophie, dann wird diese bitte mit Stil und einer packenden Spannung serviert. Melvilles „Vier im roten Kreis“ ist visuell wie auch inhaltlich ein Meilenstein des Kriminalfilm-Genres, das obendrein noch gesellschaftskritische Töne bereit hält und mit dem roten Kreis-Quartett - Alain Delon, André Bourvil, Gian Maria Volonté und Yves Montand – eine beneidenswert coole Trenchcoat-Clique zu bieten hat.
Pseudo-hochtrabendes Existenzialismusgeschwätz unter pickligen College-Kids - der wohl unlustigste Film des Jahres 2006 kommt dermaßen gewitzt daher, dass man sich fast schämen möchte, kein nerdiges und selbstverliebtes Kellerassel-Arschloch zu sein, das alles besser weiß. Den Geolino-macht-feuchte Höschen-Witz/Anspruch des Films kann man aber bereits nach dem Vorspann in die Tonne kloppen. Denn "Bickford Shmeckler's Cool Ideas" ist ein billiger kleiner Comedy-Streifen ohne jegliches Timing, ohne "coole" Ideen, ohne einem Anflug von Witz und brauchbaren Schauspielern. Selbst die kurze Laufzeit von gerade einmal 74(!) Minuten wird dank der Ideenlosigkeit des Skripts zur wahren Tortur. Unbedingt meiden!
Der dritte Film der genialen Filmemacher ist ein düsterer Coen-Cocktail, der zwar weiterhin mit gewaltigen Action-Sequenzen liebäugelt und sie auch im Laufe des Films an strategisch interessanten Punkten als eine Art Zäsur platziert, jedoch den Schwerpunkt der Story-Vermittlung auf geschliffene Dialoge der Marke Hard Boiled-Romane setzt. Wie in den späteren Werken wie „Barton Fink“ oder „The Hudsucker Proxy“ mischen die Coens einmal mehr die großen Genres der Kinogeschichte zusammen. Diesmal bedienen sie sich bei den klassischen Gangsterfilmen der 30er Jahre wie „Public Enemy“ oder „Little Cesar“, zitieren gerade im Zusammenspiel zwischen Byrne und Gay Harden das Traumduo Bogart und Bacall. Auch die fast gänzlich bis zum Schluss undurchsichtige Geschichte - Dashiell Hammett, eben und schon zigmal verwendent, u.a. von Kurosawa und Leone - und die teils schwer nachvollziehbaren Intentionen der Akteure sowie die druckreifen Dialoge wecken Erinnerungen an den Film Noir der 40er Jahre - siehe „The Big Sleep“. Soviel Filmhistorie müssen die Brüder natürlich mit ihrem typischen Schuss Postmoderne konterkarieren. Ähnlich wie Kollege Brian De Palma schaffen sie Kulissen die „larger than life“ sind und in ihrer Größe überdimensioniert und einschüchternd wirken, lassen Charaktere groteske Fratzen schneiden und die Ausstattung einmal mehr an eine stilvolle Comic-Adaption in dunkelgrün braunen Schlammfarben erinnern. Bei vielen Einstellungen wird einem bewusst, wie heroisch die Coens an ihren wunderschönen Storyboards festhalten. „Miller’s Crossing“ ist kein Unterhaltungsfilm der einfachen Sorte. Die Coens verteilen in ihrer namenlosen Gangster-Welt keine Sympathiepunkte. Es dreht sich alles ums nackte Überleben (man braucht einen Hut, sonst ist es aus), und vermeintliche Loyalität. Für Gefühle ist dieser dystopischen Welt schon lange kein Platz mehr. Denn Bernie Bernbaum kann in der Stunde des Todes noch so verzweifelt: „Look in your heart“ kreischen, Tom Reagan erwidert nur noch eiskalt: „What heart?“. Das sind die konsequent unlustigen Coen-Brüder, die man in dieser Form noch nicht kannte und die so eine weitere Facette ihres Repetoires überzeugend zeigen konnten und damit ihrem von manchen Kritikern aufgesetztes Image der exzentrischen Freak/wir schaffen-nur-skurrile-Charaktere-und-abstruse-Entführungsgeschichten-Auteur-Filmemacher abstreifen konnten. Und nach wiederholten Betrachten ist mir nun endgültig klar, wo James Gandolfini seine unverkennbare Mimik und Gestik für seinen New Jersey Gangsterboss Tony Soprano her hat: Er hat sie einfach von Jon Polito, der in „Miller’s Crossing“ den italienischen Mafiaboss Johnny Caspar spielt, 1:1 übernommen.
Exploitation-Variante des thematisch und schauspielerisch anspruchsvolleren Films "An American Crime". Leider sind die Charaktere in "Evil" aka "The Girl Next Door" katastrophal überzeichnet und das anfängliche Drama entpuppt sich nach der Hälfte der Produktion als ein unappetitlicher Folterporno, der von den wahren Begebenheiten abschweift und sogar noch eine überflüssige Vergewaltigungsszene erfindet und sie natürlich auch einbauen muss - ein fortwährend krampfhafter Versuch ein schwaches Drehbuch durch intensive Brutalität und Skandalisierung auszugleichen.
Wie Dschingis Khan die Mongolen ein Stück weit zivilisierte und wie Bodrov dabei stilistisch sehr, sehr bieder inszenierte: Einzelne Überlieferungen, die zu Legenden wurden, werden in kurzen bis langatmigen Episoden ohne erkennbaren Zusammenhalt erzählt und jedes Mal nach Beendigung einer teils märchenhaft erklärten Episode durch eine wunderbar fotografierte Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen unterbrochen. Das mongolische Fremdenverkehrsamt ist Bodrov bestimmt dankbar. Das einzig wirklich Interessante an diesem halben „Biopic" ist der ungewöhnliche Erzählansatz: Im Gegensatz zum Naheliegenden – dem Aneinanderreihen von Schlachten und Eroberungszügen, die Khan als blutrünstigen Feldherren, der in der halben Welt metzelte, in die Geschichte eingehen ließ – widmet sich Bodrov ausgiebig der Kindheit und den jungen Jahren von Dschingis Khan, die ihn von seiner menschlichen Seite zeigen. Leider verzichtet der Regisseur dabei den inneren Kampf Khans zwischen Tradition und Humanität genau auszuleuchten und ergibt sich schlussendlich doch dem bereits erwähnten Naheliegendem: epische Schlachten, Großaufnahmen vom spritzenden CGI-Blutstropfen und rollenden Köpfen in der Prä-Welteroberungsphase. Und das ist alles sehr unangenehm und langweilig anzuschauen. Denn Bodrov macht einen Kniefall vor den computergenerierten Schlachten der letzten Kinojahre und lässt die wilden Horden gelangweilt aufeinander los. Hier zeigt sich, dass die Kinokriegsstandardinszenierung dank Globalisierung nun auch in der Mongolei/Russland angekommen ist. Das ist dann unglücklicherweise wie mit den globalen Fast Food-Ketten: Ein Big Mac schmeckt in Ulan-Bator genau so scheiße wie in Detroit und ein abgehackter Kopf rollt in Sparta oder Mittelerde genauso flott über den Ackerboden wie in der mongolischen Steppe.
Stilistisch im Fach der Edeloptik 90er Jahre-Thriller hängengeblieben, versucht "Fracture" die überaus schmale und wenig gehaltvolle Geschichte durch die ausgezeichneten Leistugen von Gosling und Hopkins zu kaschieren. Dies gelingt auch anfangs, doch im letzten Drittel wird dem Zuschauer allzu deutlich das sich hinter dem diabolischen Spiel und dem sich in dieser Form keineswegs innovativen dafür aber ständig wiederholenden Psycho-Duells nur ein müder Plot versteckt, der keiner großer Konstruktion unterliegt, sondern einfach nur einfallslos und in der Schwemme dieses Genre austauschbar ist.
"Liebe in jeder Beziehung" ist ein abgewetzter Flickenteppich auf dem unzählige Charaktere umherstolpern, der aber dringend von einem Mitglied der riesigen N.Y.-Patchwork-Community abgesaugt werden sollte. Die einzelnen "Annie Hall"-, "When Harry met Sally" und "Manhattan"- Flusen können den schimmligen Soap Opera-Bodensatz sowie die aufgesetzte Tata-Broadway-Gayness nicht verdecken. Und der leicht entrückte Status Quo am Ende verklebt dieses endlos lange Beziehungsfilmchen bis in die letzte Faser.
Äh, denke schon, dass man "The Mummy"-Reihe mit dem alten Indie vergleichen kann. Indy spielt (jedenfalls Teil 1 bis 3) in den 1930er Jahren, Mummy in den 1920er Jahren. In beiden Reihen geht es um typische Mythen, Schätze und etwas Übersinnliches darf auch nicht fehlen. Rick und Indy sind beides Machos und Abenteurer...Und die Budgets sind beileibe nicht "anders gesetzt". Der aktuelle "Mummy"-Streifen hat stolze 145 Millionen US-Dollar gekostet. Indy verbucht zwar 40 Millionen mehr (185 Mio. US-Dollar) aber Harrison Ford und die vielen Plastikschlangen müssen ja auch irgendwie bezahlt werden. Brendan Fraser kostet ja so gut wie nix - der ist doch ein Kassengift. Und wenn man das mal grob aufrechnet, kosten beide Filme etwa gleich viel, wobei Indy immer noch Charme besitzt und Mummy schlichtweg nervt. Punkt.
Die beiden TV-Serienstars Josh Holloway („Lost“) und Sarah Wayne Callies („Prison Break“) hatten kein Glück bei ihrem ersten Schritt in Richtung großer Leinwand. Denn „Whisper“ ist ein Griff in die trübe Pychohorror-Kloschüssel. Der wirklich untalentierte Autor Chris Borrelli (war vor Jahren für die Visual Effects(!) bei „Armageddon“ verantwortlich) wühlte wohl für sein ideenloses Skript in der heimischen VHS-Box, ließ sich diplomatisch formuliert von „Das Omen“ und „Shining“ inspirieren und polierte diesen wüsten Zusammenschnitt noch mit einem bescheidenen Bibelwissen plus nervender Symbolik-Dauerberieselung auf. Doch wenn Borrelli schon einen neuen Damien für das neue Jahrtausend aufziehen möchte, sollte die Casting-Agentur nicht bei der Wichtel-Pfandfinderbewegung den bravsten Sprössling unter Vertrag nehmen. Aber genau das tun sie: Blake Woodruff (bekannt durch Familienkomödien wie „Im Dutzend billiger“) spielt in „Whisper“ das evil Mastermind. Dabei möchte man dem kleinen Hosenscheißer beim Zuschauen fortwährend seinen Pony richten und ihm eine warme Milch anbieten. Aber das Miss-Casting ist indes nicht der Hauptfaktor für den filmischen Flop namens „Whisper“. Neben Borrelli darf auch nicht der Regisseur Hendler unerwähnt bleiben. Unnütze Schockeffekte der abgestandensten Art, wirre Schauspielinstruktionen und wie Kollege Borrelli bedient er sich auch noch bei alten Genre-Klassikern, kopiert schamlos einzelne Bildkompositionen. „Whisper“ ist kurz gesagt ein Film, der einen richtig zum Meckern bringt.
Herzog verfilmt seine erfolgreiche Dokumentation "Little Dieter Needs To
Fly" mit einigen fiktionalen Elementen erneut und setzt dabei auf den Method Acting-Wahnsinn seines Hauptdarstellers Christian Bale, der einmal mehr radikal abmagert, Maden frisst und alle möglichen Folterschikanen über sich ergehen lässt. Das ist sicherlich kräfteraubend gewesen, erfordert jedoch auch vom Zuschauer eine gewisse Aufopferungsbereitschaft. "Rescue Dawn" bildet nur ab, entledigt sich dabei jeder Botschaft, verzichtet aber auch dankenswerterweise auf die einfach aufzuspringende Katharsis-Schiene und bleibt am Ende trotzdem konturlos und oberflächlich. Gegen Genre-Meilensteine wie "The Deer Hunter" oder "Bullet in The Head" verkommt Herzogs "Remake" zur Antikriegsfilm-Randnotiz.
Frankokanadisch kann auch Hollywood: Lecontes Historienschinken lebt einzig von der wunderschönen Kulisse St. Pierres und den beeindruckenen Panoramafahrten der Kamera. Ansonsten wird eine hochstilisierte Geschichte über Nächstenliebe in pompöser Ausstattung zelebriert, in der die Pionier-Bourgeoisie alttestamentarischem Gedankengut hinterherhängt und machtpolitische Spielchen betreibt, während das arme Bauernvolk einem niederträchtigen Mörder die viel zitierte zweite Chance einräumt. Binoche und Auteuils Charaktere als eindimensional zu bezeichnen wäre übertrieben, die Autoren spielen sich als Moralapostel auf und der Soundtrack wird wohl beim nächsten Bruckheimer-Prunkstück Verwendung finden
Der Titel ist zum Schießen! Denn dieser harmlose Teenie-Streifen rockt überhaupt nicht. Und Humor ist zwischen den endlosen Power Pop-Nummern kaum vorhanden. Es sei denn man kullert sich auch bei Gags auf Looney Tunes-Niveau auf dem Boden. Mehr als den armen Rainn Wilson ständig gegen irgendetwas krachen und segeln zu lassen und den übergewichtigen "Office"-Nerd nackig von fast(!) allen Seiten abzulichten, fiel dem ideenarmen Drehbuch-Team nicht ein. "Rocker" wurden alle Zähne gezogen und so präsentiert sich der viel zu lange Streifen als ein niedliches Töchterlein von "Almost Famous" und "Spinal Tap", die wohl bei der Zeugung stink besoffen waren. Wem "Music & Lyrics" noch zu frech und obszön war, der wird mit "Rocker" glücklich und kann im Anschluss zu Hause bei Jimmy Eat World und den richtig harten Sachen von Coldplay mit der Großmama kräftig das Metal-Sign üben.
„Superhero Movie“ reiht sich nahtlos in die nicht gerade rühmenswerte Geschichte unzähliger Massenparodien ein. Damit der Film an den Kinokassen nicht vollkommen untergeht, wirbt der Verleih mit dem Zusatz, dass der Streifen von den Machern solcher gelungenen Parodien wie „Die nackte Kanone“ oder „Scary Movie“ sei. Diese Behauptung stimmt leider nicht ganz. Denn gerade einmal einer des bekannt-populären „ZAZ“-Trios (David Zucker, Jim Abrahams und David Zucker) ist diesem Film zuzuordnen. David Zucker fungiert hier als Produzent. Regie und Drehbuch überlies er dem jungen Filmemacher Craig Mazin, dem bisher wenig geglückt ist. Bei „Superhero Movie“ verlässt sich Mazin häufig auf unerträglich lange Furz-Witzchen-Sequenzen und brutal-geschmacklose Slapstick-Nummern. Einer Parodie entsprechend bekommen die Superhelden-Kassenknüller der letzten Jahre wie „X-Men“, „Fantastic Four“, „Batman“ und natürlich „Spiderman“ ihr Fett weg. Ansonsten beschränkt sich der Regisseur auf alte Kalauer, die bereits im 20 Jahre alten ZAZ-Referenzwerk „Die nackte Kanone“ Verwendung fanden. Wurde Queen Elizabeth II. 1988 über eine Tischtafel gezogen und der Lächerlichkeit preisgegeben, muss diesmal der Dalai Lama für einen müden Witz herhalten. Dass sich (Film-)Geschichte wiederholt, ist bekannt, aber warum muss diese altbekannte Litanei in so kurzen Abständen ständig neu heruntergebetet werden?
9/11-Aftermath: Mit einem "Fenster zum Hof"-Setting versucht Regisseur Refroe die Terrorangst und Paranoia der US-Bürger gewollt beklemmend zu veranschaulichen. In der zweiten Filmhälfte verkommt "Civic Duty" zu einem tösenden Kammerspiel, das mit lauten Knall/Bumm-Effekten und schnellen Schnitten Spannung aufköcheln will sowie mit oberflächlichen Suggestivfragen den Zuschauer ins Grübeln bringen möchte, jedoch objektiv betrachtet dabei nur mit altbekannten Stereotypen spielt. Kontrovers ist das alles beileibe nicht.
Kühles Spielfilmdebüt der Kurzfilm-Oscargewinnerin Andrea Arnold mit zwei exzellenten Hauptdarstellern, dessen Problematik gerade in der lange Zeit unverständlichen Motivation der Protagonistin liegt. Ihre fast schon psychotische Besessenheit, die verstörende Einsamkeit und stets präsente Verzweiflung wird erst in den letzten zehn Minuten durch Arnold erklärt. Bevor das große Geheimnis endlich gelüftet wird, driften die Charaktere durch eine anoymne Betonwüste und Arnold würgt dem Zuschauer unentwegt grob gestrickte Metaphern rein. Am Ende bleibt ein zwiespältiges Bild übrig: "Red Road" erinnert an Michael Hanekes Psychogramme, vermisst aber dessen stringente Erzählweise und verschafft dem Zuschauer ein bemüht angestrengtes Filmvergnügen.
Ist zu den Themen Zerfall einer Ehe und Beobachtung einer modernen Beziehung nicht schon durch Bergmans "Szenen einer Ehe" alles gesagt worden? Oder braucht man noch einen weiteren Ozon-Film, der mit einer Retrospektiven-Prämisse eine Ehe in fünf lapidar erzählten Episoden noch einmal Revue passieren lässt? Nein, denn Ozon hat in "5x2" gar nichts zu sagen und flüchtet sich stattdessen in gesellschaftliche Klischees und Halbwahrheiten.
Wenn den RomCom-Machern die Ideen ausgehen, muss halt ein arg konstruiertes und auf den Kopf gestelltes "Back To The Future"-Rip Off für die nächste Meg Ryan-Eierei herhalten. Neben all der wie immer belanglosen Nettigkeit, ist die perfide Botschaft des Films diesmal besonders ärgerlich: Der klassische Ernährer zieht sein Ding durch und die erfolgreiche Biz-Frau wirft ihre Karriere über Bord und mutiert zum viktorianischen Heimchen am Herd. Auch schön
"Reservation Road" beginnt dramatisch und einfühlsam. Der tragische Verlust, die versteckte Trauer und offene Wut zeigt George nachvollziehbar auf. Leider driftet der Film im dritten Akt unnötigerweise ins Thriller-Genre ab. Die Leiden der trauernden Familienmitgliedern werden fortan ignoriert und Phoenix spielt den rachesinnenden Bronson. Im finalen Showdown mangelt es dem Skript dann auch noch an der nötigen Konsequenz um diesen fehlgeleiteten Genre-Brückenschlag zu bewältigen. So geht die letzte Glaubwürdigkeit der männlichen Protagonisten flöten. Trotz des dramaturgischen Abflachens in der letzten halben Stunde lohnt der Film allein wegen Phoenix brillianter schauspielerischer Leistung. Auf der anderen Seite zeigt der mimisch äußert begrenzt agierende Ruffalo einmal mehr, dass er bei seiner Berufswahl gehörig daneben gegriffen hat.
Robert Altman dreht den Anti-Western schlechthin und spielt meisterhaft mit den Regeln des uramerikanischen Genres. Geprägt durch die Hochzeit des "New Hollywood" durchbricht er den Mythos des American Dream und dessen konservativer Wertegesellschaft. Und das alles bereits Jahre vor Ciminos "Heaven's Gate".
Brechreiz forcierende Konform-Comedy auf Privatfernsehen-Niveau mit dem halben Cast der amerikanischen "Office"-Variante (für die sich Steve Carell dann doch zu schade war) inklusive Regisseur und Produzent. Auch ein paar Nebendarsteller aus "Seinfeld" und "Curb Your Enthusiasm" tappen in diesem sehr unlustigen Schinken umher. Die Gags der beiden Über-Sitcoms werden in "License To Wed" frecherweise gleich mal kopiert. Darüber hinaus ist die ach so niedliche Moore wie immer unerträglich bonbon-pausbäckig-süß und Williams demontiert sich erfolgreich von Film zu Film weiter.
Mehr als nur eine dünne Story, vielleicht auch ein grotesker Crossover aus einer schläfrigen Eurosport-Pokernacht und einem arg menschelnden ZDF-Sonntagsfilm. Außer der exzellenten Musikauswahl - typisch für Hanson - weiß hier keiner zu unterhalten.
Eigentlich ist „Hulk“ eine unterhaltsame Comic-Adaption. Die ausgewogene Mischung aus Action, Humor und Romanze entspricht der Groschenroman-Etikette. Leider lässt sich bei „Hulk“ zum wiederholten Male nicht ausblenden, dass sich das grüne Monster für einen Kinofilm wenig eignet. Die Lächerlichkeit der Figur mit der schwarzen Pumuckl-Frisur, die grunzend Autos zerschmettert und in unfreiwillig komisch wirkenden Momenten sogar Gefühle für Betty entwickelt, schmerzt Hirn und Auge des Zuschauers. So müssen sich die Macher eines vorwerfen lassen: „Hulk“ ist ein gelungener Spannungsfilm mit einem überzeugenden Cast, der jedoch mit dem Auftritt des grünen Monsters und seines mutierten Gegenspielers, uninteressant und bemitleidenswert ist. Und so etwas sollte einer Comic-Adaption, die hauptsächlich von Computer-generierten Tricks und flotten Action-Sequenzen lebt, nicht passieren. Ich fordere mehr Norton und Roth und weniger Hulk sowie Abomination. Wer hat den schon jemals etwas von der Forderung: Mehr Bruce Wayne und weniger Batman gehört? Das haben scheinbar die Produzenten um Gale Anne Hurd erkannt und lassen am Ende des Films den aktuellen Darling der Marvel-Welt auftreten um die gelinde gesagt enttäuschte Nerd-Fangemeinschaft zu trösten. Vom dicken Hulk ist nichts mehr zu sehen.