alviesinger - Kommentare

Alle Kommentare von alviesinger

  • 5

    Bruckheimers Kiddie-Blockbuster entpuppt sich als dröhnendes „Mission Impossible“ mit einer Clique cooler Multi-Kulti-Meerschweinchen, das Reiz überfluteten Kinder sicherlich Spaß bereiten wird. Deren Eltern oder sonstigen Erwachsenen, die sich aus unerfindlichen Gründen eine „G-Force“ Kinokarte gelöst haben, werden schlichtweg unterfordert. Denn ein erwartbarer Spoof auf das Action-Genre bleibt aus. Produzent Bruckheimer münzt seine übliche Bombast-Operette-für-Männer-Rezeptur kindgerecht um. Anstelle eines schweißnassen Bruce Willis oder dem allseits coolen Will Smith dürfen niedliche Meerschweinchen in diesem Film mit einer überraschungsarmen und dafür umso dümmlicheren Schmalspurgeschichte abgeklärt-clevere One-Liner aufsagen. Und nur das allein reicht für eine ordentliche Parodie bei weitem nicht aus. Trotzdem: Den Kids wird es gefallen und die Zoologie-Fachgeschäfte werden demnächst einen rasanten Anstieg bei der Vertickung dickbäuchiger Meerschweinchen verzeichnen.

    • 6

      Routinierter Action-Thriller in (nahezu) Echtzeit, der an den heutigen Maßstäben gemessen vielleicht nicht clever genug daher kommt und obendrein mehr als nur einen Spannungshänger hat. Aber die Stars Washington und Travolta bügeln die Längen des Films durch ihr routiniertes Spiel ein wenig aus. Trotzdem enttäuscht das bombastische Werk durch das merkwürdige Wechselspiel aus Psycho-Kammerduell und der bekannten Scottschen rabiat geschnittenen Effekthascherei, die diesmal die wenigen atmosphärisch gelungenen Szenen oftmals überflüssigerweise zerfetzt. Dieser Einheitsbrei aus einem reichlich farblosen Bösewicht, dem unverhofften Anti-Helden, den viel zu oft gesehenen Hubschrauber-Panoramashots über New York und der U-Bahn-Action, die der heute völlig in der Versenkung verschwundene Jan De Bont Mitte der 90er in „Speed“ bereits mitreißender hinbekommen hat, kommt nie so richtig in Fahrt und unterhält gemessen an den unzähligen Alternativen im Genre-Bereich äußerst begrenzt. Die Notbremse muss der Zuschauer aber nicht ziehen. Dafür wurde die Produktion zu solide und altbacken – fast schon nostalgisch - heruntergespult.

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      • 5
        über Moon

        Duncan Jones hat eine brauchbare Grundidee, die gegen Ende auch zu überzeugen weiß. Aber zwischendrin – Mann oh Mann – hat dieser oftmals schlichtweg uninteressante Streifen Hänger und ist unbeschreiblich behäbig inszeniert! Wer hätte gedacht, dass das Leben auf einer Mondstation so langweilig sein kann und dass ich Folgendes irgendwann einmal schreiben würde, aber: Das war selbst für meine Verhältnisse zu viel Sam Rockwell. „Moon“ erzählt keine runde Geschichte, sondern klagt über seelenlose Konzerne, wühlt in der Identitäts-Box und stellt die Frage nach der verbliebenen Humanität in unserer (Wegwerf)-Gesellschaft. Dabei ist Jones gewollt gewitztes Konstrukt arg wacklig, versinkt öfters im Pathos und vertraut einzig auf den wie so oft furios aufspielenden Rockwell und das stimmungsvolle Geklimper eines Clint Mansell. Das kann man jetzt alles ganz doll finden und schwer beeindruckt von der Dark-Side-Of-The-Moon-Parabel sein oder den Kram, der nach rund 60 Minuten eigentlich fertig erzählt ist, auch einfach als aufgesetzte und verdammt dünne Moralapostel-Geschichte im Science-Fiction-Gewand abtun.

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        • 6 .5

          Ein Paar hockt im Kino und schaut gerne Filme, stöbert in Buch- und Plattenläden in der urbanen Metropole, sitzt auf Parkbänken, liebt sich, zofft sich. Ob sie nun Alvy Singer und Annie Hall oder Harry Burns und Sally Albright heißen – man kennt die Spielregeln. Und jetzt kommt Regisseur Marc Webb um die Hochhausecke und präsentiert mit „(500) Days of Summer“ seine Interpretation der Liebe zwischen zwei Großstädtern. In Webbs Version dürfen die beiden Jungstars Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel im Retro-Outfit durch ein geschöntes Los Angeles flanieren und einmal mehr über die Liebe philosophieren. Wo Woody Allen noch verdammt gute Witze über Freuds Psychoanalyse, diveres Neurosen und Existenzialismus machen durfte, schrieb Nora Ephron in „When Harry met Sally“ äußerst charmant über das Nichtvorhandensein von Freundschaft zwischen Mann und Frau. Was haben die Autoren von „(500)…“, die das Skript zu „The Pink Panther 2“ schrieben, zu sagen? Nicht viel: Die Figur Summer glaubt nicht an das Phänomen Beziehung und Tom wähnt sich in genau dieser. Das ist Webbs Grundlage aus der er in exemplarischen Episoden aus der 500 Tage währenden Beziehung der beiden Protagonisten erzählt. Und die sind voller mittelmäßiger Dialoge, teils billigen Witzchen und einigen wundervollen Montagen. Denn einzig die Bildsprache hebt Webbs ansonsten recht banalen Film aus den Untiefen des Genres. Eins noch: A Breakup boosts your career! Dass ein Beziehungsende zwangsläufig zu einer beruflichen Veränderung führt – meist ein Karrieresprung - kann doch auch keiner mehr sehen, oder?

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          • 4

            Der Regisseur und Autor Simon Verhoeven kopiert schamlos einige Haupterzählstränge und Figuren von Richard Curtis’ „Tatsächlich… Liebe“ und versetzt den Schauplatz vom vorweihnachtlichen London ins sommerliche Berlin. Um nicht komplett bei Curtis zu wildern, kramt Verhoeven darüber hinaus noch tiefer in der Ensemblefilm-Kruschelkiste und klaut bei Cameron Crowes „Singles – Gemeinsam einsam“. So schuf der Filme machende Dieb einen konservativen Berliner Episodenfilm - oder auch ein verkapptes Remake - voll gepackt mit Product-Placement über die Liebe und falsche Verlockungen mit sichtlich unterforderten Schauspielern.

            • 2 .5

              Klaustrophobischer Zombie-Schrott, der an frühe und überaus miese John-Carpenter-Flicks erinnert: schlechte Schauspieler, unglaubwürdige Figuren, mehr als nur merkwürdige Infektionswege und die Gibberish-Haiku-Immunisierung ist einfach nur lachhaft. „Pontypool“ weiß in keiner Weise zu unterhalten und bietet im Rahmen des Low-Budget-Zombie-Genres viel zu viele Logiklöcher, dramatisch schlechte Dialoge und definitiv zu wenige Zombies.

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              • 4
                über Bronson

                Einblick in das wahre Leben eines asozialen Gewalttätigen. Ohne Wertung folgen kurzweilige und überdrehte Fragmente bestehend aus verspieltem Irrsinn und brutalen Schlägereien, die wie ein trashiges Schmuddel-Comicheftchen unter der Ladentheke weitergereicht werden. „Bronson“ will ja so was von gern unter die Haut gehen, verheddert sich aber in gestylten Bildern und dem nervigen Battle zwischen bräsiger Klassik und blechernder Synthie-Mucke, der "emotional" so gut wie jede Einstellung untermalen muss. Bisweilen wirkt der britische Streifen wie ein über-ambitionierter Rammstein-Clip. Und nur Tom Hardys engagierte Performance reicht da leider nicht aus.

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                • 7 .5

                  Präambel: Apatow ist kein großer Geschichtenerzähler! Das stellt der Mann in „Funny People“ unter Beweis. Sein wirres Drehbuch über einen Tod kranken Comedian und Filmstar ohne Freunde und Liebe schleppt sich 140 Minuten dahin, biegt nach der Hälfte falsch ab und ist letztendlich nicht der Rede wert. Aber das mal außen vor: Wer schreibt neben Apatow derzeit lustigere One-Liner und verschmelzt sinnloses popkulturelles Wissen in phantastische Referenzen und Szenen, so dass Film- und TV-Nerds sich nach jedem Gag gegenseitig auf die Schulter klopfen, zwinkern und wissend mit dem Kopf nicken? Niemand. Gemessen am Einspielergebnis einer typischen Adam-Sandler-Komödie enttäuschte „Funny People“ jedoch am Box-Office. Sandler gibt sich zwar wie gewohnt brummig, bleibt in seiner Rolle aber bis zum Ende ein egozentrisches und cholerisches Arschloch. Die von der Masse geliebte Wandlung vom ollen Stänkerer zum witzelnden Onkel nach Story-Arc-F fällt aus. „Funny People“ erinnert an Woody Allens bald 30 Jahre alte Selbstdestruktion namens „Stardust Memories“, wo der Mann aus Brooklyn nach den Welthits „Annie Hall“ und „Manhattan“ dem Arsch-kriechenden Feuilleton und der philosophierenden New Yorker-High-Society ins Gesicht spuckte. Ein Riesenflop, damals. So weit gehen Apatow und Sandler nicht. Im Gegensatz zu Allen stricken sie als Motivator eine unnötige Krankengeschichte zusammen und feiern ihr tolles Ensemble und die überragenden Gastauftritte ab. Apatow hat sich kaum weiterentwickelt. In „Funny People“ versucht er den Schritt vom infantilen Slacker-Spaßmacher zum infantilen Tragikomödianten. Das ist aufgrund der schlechten Geschichte nicht geglückt, aber trotzdem sehenswert. Und den riskanten Schritt des ach so kranken Schauspielstars wird ihm sicherlich in Kürze ordentlich um die Ohren gehauen. Aber Sandler macht seine Sache gut – was auch nicht überrascht, denn der Mann hat in P.T. Andersons „Punch Drunk Love“ und in Mike Binders „Reign Over Me“ sein schauspielerisches Können bewiesen. Fragt sich nur wie katastrophal schlecht die Synchronisation und Eindeutschung des amerikanischen Originals ausfallen wird. Empirisch gesehen lief es für Sandler-Filme in der Vergangenheit eher ungünstig. Also, zusammengefasst und wenig überraschend: Apatow bleibt Apatow - ein selbst verliebter Sack, der sich ständig im Kreis dreht. Was auch egal ist, denn andere dauerhippe Burschen wie Quentin Tarantino oder Kevin Smith machen das genau so.

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                  • 5

                    Fahrige Dokumentation der Kamerafrau Alexandra Czok über das Leben der Sanije Torka, die als Vorbild für das erfolgreiche DEFA-Außenseiterdrama „Solo für Sunny“ von Konrad Wolf diente. Das Projekt wirkt wie eine filmische Variante der beliebten und auf Erfolglosigkeit der befragten Person hoffenden Fragereihe „Was ist eigentlich mit…“. Im gemächlichen Doku-Stil lässt Czok, die im offenen Vollzug lebende Torka über Gegenwärtiges berichten und ihr bisheriges Leben bilanzieren: Aufstieg und Fall eines Sternchen, Stasi-Vorwürfe und Kindheitserinnerungen stehen im Mittelpunkt. Wer wie ich die ostdeutsche Tournee- und Nachtbargröße Torka nicht kannte, findet nur schwer Zugang oder entwickelt Neugier an der Persönlichkeit Torka. Was eigentlich verwundert. Denn die agile Sängerin führte ein wildes Leben mit Hunderten von Anekdoten. Czok weiß durch ihre sprunghafte Erzählweise und ihrem schlechten Wechselspiel aus Knast-Impressionen und Kinderheim-Archivaufnahmen nicht, wie das autobiographische Memory-Spiel der Torka zu bändigen ist. Schade, es wäre weitaus mehr drinnen gewesen.

                    • 6

                      Noch eine weitere wonnige kulinarische Komödie: Seit „Chocolat“ und dem Ratten-Animationshit „Ratatouille“ weiß Hollywood, dass mit Großaufnahmen von dampfenden Schüsseln und Töpfen beim Publikum etwas zu holen ist. Und mit Nora Ephron, einem der Urgesteine der ultraleichten Liebeskomödien, hat man auch die passende Dirigentin zur Hand. Sie inszenierte eine anspruchslose zweigeteilte Geschichte über eine in Paris lebende Amerikanerin, die in den späten 1940er Jahren der französischen Küche verfällt, und einem New Yorker Mädel, das im Großstadtmoloch die Rezepte des Vorbilds nachkocht und darüber bloggt. Das basiert alles auf wahren Ereignissen, die bereits in einem Bestseller festgehalten wurden. Bis auf das wie immer überzeugende und mehr als sehenswerte Spiel von Meryl Streep ist „Julie & Julia“ ein überlanges Stück Film mit zu oft gesehenen Momenten aus Humor, Romantik und ein klein wenig Drama sowie Kitsch. Wirkt im Ganzen abgefrühstückt.

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                      • 7

                        Dokumentarfilm über die Gräueltaten des guatemaltekischen Militärs an den Mexiko-Rückkehrern. Eigentlich ein trauriges Zeitdokument, dass die Filmemacher Andrea Lammers und Ulrich Miller äußerst geschickt wie einen spannenden und verschachtelten Justiz-Thriller aufgebaut haben. Nur die etwas redundant eingeflochtenen symbolisch überfrachteten Bilder aus dem täglichen Dorfleben ziehen die fesselnde Geschichte über die Ungerechtigkeit des politischen Systems und den wütenden Kampf gegen diktatorische Windmühlen unnötig in die Länge.

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                        • 7 .5

                          Der Film zum Charles-Darwin-Jahr: Passend zum 200. Geburtstags des Naturforschers servieren uns die Pastor-Brüder ihren Beitrag zum Thema Survival of the Fittest. Ein gefährlicher Virus hat die ganze Welt befallen. Durch die Epidemie ist niemand vor der Seuche sicher. Vier junge Leute wollen vor den Leichenbergen und Infizierten in die Einsamkeit flüchten. Dazu muss die Gruppe quer durch das post-apokalyptische Amerika reisen, sich mit Mundschutz und Plastikhandschuhen durch den fast menschenleeren Alltag kämpfen. Ein infiziertes Mädchen sorgt dafür, dass der Trip schnell völlig außer Kontrolle gerät. Denn in einer anarchischen Welt macht jeder seine eigenen Regeln. Und nur der Stärkste überlebt. Aber um welchen Preis? Eins ist klar: Gesellschaftliche Verhaltensregeln sind ohne eine Gesellschaft irrelevant. Wer sich an den umherirrenden Erkrankten ansteckt, muss die Gruppe verlassen. Das führt zu zwischenmenschlichen Tragödien. Am Ende ist die Liebe zweier Menschen und das scheinbar nicht trennbare Geschwisterband unbedeutend. Religion und Glaube verkommen zum sinnlosen Festhalten an einer aussichtslosen Hoffnung. Die Pastor-Brüder zeigen in ihrem Film Menschen in Extremsituationen. Ihr Handeln und ihr Scheitern. Zu diesem Thema hat bereits Robert Kirkman die fantastische Graphic Novel-Reihe „The Walking Dead“ – bei Image Comics erschienen – erschaffen. Kirkman zeigt ebenfalls den Durchschnittsbürger, der in einer von Zombies bewohnten Welt überleben muss. Dazu stürzt er seine Figuren nicht in irgendwelche Actionszenarien wie in so vielen Zombie-Filmen üblich, sondern bettet die Durchschnittsbürger in den Zombie-Alltag. Seine Serie ist als Endlosprojekt angelegt. „Carriers“ hat zwar keine Untoten zu bieten, das Setting und die menschlichen Tragödien erinnern aber stark an Kirkmans Comic. „Carriers“ endet im Gegensatz zu „The Walking Dead“ auch nach weniger als 90 Minuten und lässt die Kinobesucher etwas ratlos zurück. Das aber ist nicht weiter schlimm, denn die noch lebenden Protagonisten in dieser nicht lebenswerten Welt sind genauso hilflos. Wo Frank Darabont vor zwei Jahren mit seinem Film „Der Nebel“, der ebenfalls die menschlichen Untiefen ausleuchtete, gnadenlos scheiterte, ist „Carriers“ ein im Rahmen einer Mainstream-Produktion kompromissloser und bisweilen auch reaktionärer Film mit durchwachsenen Schauspielleistungen, der erst in der zweiten Filmhälfte den Zuschauer richtig zu packen weiß und kerzengerade auf den Abgrund zu rast.

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                          • 7 .5
                            über Gigante

                            Der ruhige Erzählstil und die inhaltliche Schlichtheit der Geschichte prägen den leisen Liebesfilm „Gigante“, der damit zugleich Erinnerungen an P.T. Andersons wundervollen „Punch Drunk Love“ weckt. Das langsame Erzähltempo ist mit den üblichen Phrasen von wegen Zeit für die Charakterzeichnung und –vertiefung nehmen, nicht zu erklären. Nö, denn der Autor und Regisseur Adrián Biniez hat bei seinem Debütfilm keine außergewöhnlich schrägen Protagonisten erschaffen. Ein dicker Heavy Metal-Fan, der sich als Nachtwächter und Türsteher verdingt, und eine bindungswillige Putzfrau, die Kino und den Strand liebt, sind einfach nur Leute von nebenan. Menschen mit bekannten Schwächen und Ängsten, Menschen auf der Suche nach Liebe, Menschen ohne Selbstvertrauen. Diesen folgt die Kamera in ihrem tristen Beruf und Alltagsleben. Schlussendlich zeigt Biniez nur, dass die Kraft der Liebe den Menschen zum Positiven verändern kann. Dass der Autor dabei fortwährend mit Kontrasten spielt und eine freundliche Stalker-Handlung als Auslöser benutzt, erfrischt die magere Geschichte umso mehr. Und das größtenteils schäbige Montevideo ist als Schauplatz auch nett. Merke: Nicht in jedem Liebesfilm muss das Pärchen händchenhaltend vor der Brooklyn Bridge hocken.

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                            • 6

                              Bullys Film ist keine Parodie der Vorlage, sondern eine detailverliebte Realverfilmung und ein beschaulicher Abenteuerfilm für Kinder. Der Münchner Filmemacher ließ sich bereitwillig in das enge Korsett des Originals zwängen. Fans der Vorgängerfilme wie „Der Schuh des Manitu“ oder „Traumschiff Surprise – Episode I“, die auf einen wild zusammen gewürfelten Haufen von Gags und Parodien hoffen, werden enttäuscht. Ähnlich der immens populären amerikanischen Animationsfilme bietet Bully durch seine diesmal allerdings stark eingeschränkte Zitatfreude – „Der weiße Hai“ oder „Herr der Ringe“ - auch dem erwachsenen Publikum etwas Unterhaltung. Obwohl der ewige Sonnenschein Herbig während der Presskonferenz erklärte, dass er auf einen comichaften Humor á la der Realverfilmungen der „Asterix und Obelix“-Reihe bewusst verzichtete, muss man ihm vorhalten, dass „Wickie und die starken Männer“ gerade dort plündern und mit soliden CGI-Effekten um sich werfen. Auch überzeugt der Hauptdarsteller Jonas Hämmerle mit seinen großen Kulleraugen nicht. Aber in dem Alter einen geeigneten Schauspieler zu finden, war wahrscheinlich ein schwieriges Unterfangen.

                              • 5 .5

                                „The Mummy“, „The Mummy Returns“, “The Scorpion King”, “The Scorpion King Returns” und mein Favorit „Van Helsing“ – üble Machwerke von Stephen Sommers, der jetzt mit “G.I. Joe”, der nach “Transformers” zweiten Hasbro-Spielzeugverfilmung, um die Ecke kommt. Sozusagen passt das ja auch. Denn Stephen Sommers Filme erinnern öfter an die Brachialfilme eines Michael Bays – nur mit schmalerem Budget und höherem Trash-Faktor. Das machte in der Vergangenheit selten Spaß und verbreitete dank der sparsamen Geschichte Kopfschmerzen und dank der pixeligen Effekte Augenkrebs. In Sachen „G.I. Joe“ verhinderte Sommers hingegen den erwartbaren Super-GAU: Diesmal schuf er eine kindgerechte oder vielmehr auf ein jugendliches Publikum zielende knallbunte „Universal Soldiers“ trifft auf „Wanted“-Variante, deren Reiz überflutenden Machart an das von den Kritikern weltweit zerrissene „Wolverine“-Abenteuer erinnert und trotz eines gewissen Spaß-Faktors unzählige Kritikpunkte bereithält. Obwohl der ein oder andere Soldat stirbt, wird dank der Jugendfreiheit mit Blut gespart. Das B-Movie muss sich eine gewisse Kriegsverharmlosung und bisweilen eine Glorifizierung der Army durch die Ver“coolung“ dieses ganzen geheimen Elite-Firlefanz vorwerfen lassen. Denn für die geilen Typen und Tussis der Joes ist das alles ein Riesenspaß mit dicken Wummen und überaus reizvollem Zubehör. Aber das war doch bei den überaus erfolgreichen und abgedrehten James-Bond-Abenteuern der späten 1970 bis Mitte der 1980er Jahre mit Roger Moore in der Hauptrolle – siehe „Moonraker“ oder „Octopussy“ – auch nicht anders. Q lässt grüßen. Leider tobt sich Stephen Sommers wieder einmal viel zu lange aus. Und manche Effekte sehen einfach nur lächerlich aus. „G.I. Joe“ hätten 85 knackige Minuten ohne 34 weitere Explosionen und zwölf Schwertkämpfe besser gestanden als die schlussendlich fast zwei Stunden währende Action-Dauerberieselung. Sommers hat sich mit dieser gewollten Trash-Perle einmal mehr zur Scheunentor großen Zielscheibe für Hohn und Spott gemacht. Dazu gehört Mut.

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                                • 1

                                  Was hat „Sieben“ nicht bereits alles für hirnrissige und schwer konsumierbare Epigonen hervorgebracht. „Horsemen“ ist ein weiteres Phänomen dieser Art. Das Setting ist reichlich unspektakulär, da bereits in mannigfacher Art und Weise in der Vergangenheit gesehen. Der – natürlich – von Michael Bay produzierte Streifen zeigt das übliche Puzzlespiel mit mieser Auflösung. Neben dem Serienkiller-Scheiß weiß Bay was die Kids von heute wollen: So darf natürlich nicht die hippe Foltereinlage fehlen. Schauspielerisch krankt der Streifen an den lustlosen Akteuren: Dennis Quaid als emotionsloser Witwer und überforderter Daddy ist eine Zumutung ersten Ranges, grob grauenhaft und einfach nur peinlich ist aber die Fehlleistung der Chinesin Ziyi Zhang als bockiger Bösewicht. Eigentlich ist der ganze Kram so alt und überraschungsfrei, dass man hervorgerufen durch den Titel sogar dazu geneigt ist, auf etwas Übersinnliches und schön plattes Bibelgeschwätz untermalt vom stöhnenden Männerchor zu hoffen – ja, CGI-generierte apokalyptische Reiter aus dem Nebel und so weiter. Wäre im Endeffekt wahrscheinlich noch schlimmer als diese Nullnummer geworden – aber dem Film hätte es eventuell etwas mehr Würze oder wenigstens unfreiwilligen Humor gebracht. Das bleibt gänzlich aus und somit bietet „Horsemen“ gar nichts - ein Totalausfall.

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                                  • 8 .5

                                    Was wie ein kompromissloser Hard-Boiled-Krimi beginnt, entwickelt sich in rasantem Tempo zu einem ungewollten Anti-Buddy-Movie ohne Happy-End. Aber funktioniert die bald 40 Jahre alte „Filzlaus“ heute noch? Ja, definitiv. Wer ein Herz für gekonnte Slapstick der Schwergewichtsklasse eines Peter Sellers hat, wird bei den ungewollten Eskapaden der beiden Protagonisten königlich unterhalten. Das erinnert alles an das Blakesche Duo Infernale Clouseau und Dreyfus. Der Cast ist herzzerreißend genial: Der alte Knochen Lino Ventura als stoischer und wortkarger Auftragskiller wird von Jaques Brel mit übergroßem Pferdegebiss gnadenlos genervt. Dabei kann man der Brel-Figur gar nicht böse sein. Von der Ehefrau verlassen, mit riesigem Redebedürfnis ausgestattete und suizidgefährdete, Mitleid erregende Verlierertype trifft aufgrund der Hotelzimmerkonstellation auf den fiesen Ventura, dem so langsam die Nerven flöten gehen. Sein herrlich beschränktes Mimikspiel lässt die unter Dauerstrom stehenden Zappelphilippe Jerry Lewis oder dessen unehelichen Enkel Jim Carrey vor Neid erblassen. Natürlich ist der eigentliche Chansonnier Jaques Brel sicherlich nicht der größte Schauspieler unserer Zeit. Trotzdem reicht sein Talent um erfolgreich und dabei großartig nichts ahnend auf den Gefühlen seiner Mitmenschen herumzutrampeln und in maximaler Schusseligkeit materielle Dinge zu demolieren. „Die Filzlaus“ zeichnet sich durch feinstes Gespür für Timing aus, ist obendrein noch extrem spannend und hat den Halbwertszeittest mit Bravour bestanden.

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                                    • 3 .5

                                      „Die Kinder der Seidenstraße“ oder wie das makellose Model Jonathan Rhys-Meyers kleine chinesische Bälger mit Dauerrotznase Ende der 1930er Jahre vor den brutalen Japanern rettete und sie in Moses-Manier durch die felsige Eiswüste ins sandige Paradies führte. Diese fast zweistündige Schnulze mit dramatischem Allerwelts-Score ist eine australisch-chinesische Koproduktion bei der Regisseur Spottiswoode zwar ein beachtliches Budget verballern und in die Luft sprengen durfte, aber entweder kein Gespür für die Geschichte oder schlichtweg keine Lust an der „Schindlers Liste“ in China trifft auf „Der englische Patient“-Storyline hatte. Und so spult der Mann, der uns bereits mit Stangenware wie „Stop! Oder meine Mami schießt“ oder „James Bond - Tomorrow Never Dies“ zu unterhalten versuchte, die furchtbar eintönigen Ereignisse schmalzig ab. Herauskommt ein pathetischer Misthaufen, der durch das schauspielerische Trauerspiel weiter anwächst. Chow Yun Fat kann niemand ernsthaft die Rolle des engagierten Freiheitskämpfers abnehmen. Oder warum spaziert der Kerl mit grau melierten Ziegenbart in jeder dritten Szene fröhlich um die Ecke, quarzt ohne Unterlass und haut ungefragt bedeutungsschwangere chinesische Weisheiten raus? Die arme Radha Mitchell hadert indes sichtlich mit der sehr oberflächlichen Charakterzeichnung ihrer Figur, während der wieder mal mehr als ärgerliche Ryhs-Meyers durch die prachtvolle Bergwelt Chinas wie ein Jung-Model mit stylischem 7,5-Meter-Schal aus der neuen Zara-Kampagne stakst.

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                                      • 6

                                        Aus der Reihe "Filme, die in meiner Kindheit irgendwie besser waren".

                                        • 4
                                          über Fanboys

                                          So enttäuschend wie es bereits seit Monaten im Internet kursierte. Kyle Newmans Film will es allen Fans, den so genannte Lucas-Hounds recht machen, und verzettelt sich in einem wenig unterhaltsamen Wulst aus Zitaten und dem cleveren Herunterbeten von so genanntem popkulturellem Insider-Wissen. Dabei ist alles in „Fanboys“ so schrecklich berechenbar: die Video-spielenden Nerds, der Comic-Laden an der Ecke, die verhassten Trekkies und die üblichen Jungfrauenwitze. Doch kein Gag zündet, viele Ideen sind aus bekannten US-Comedies der letzten Jahre schlecht geklaut und das Road-Trip-Quintett wirkt im Film wie die traurige Ersatzmannschaft der echten Schauspieler, die nach dem Lesen des Drehbuchs energisch abgewunken haben. Das einzig Sehenswerte an der vergebenen Liebesmüh namens „Fanboys“ ist der beachtliche Schaulauf an Gastauftritten: bekannte Schauspieler aus dem „Star Wars“-Franchise wie Carrie Fisher und bekennende Wookie-Nerds wie Kevin Smith sorgen für etwas Ablenkung.

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                                          • 8 .5

                                            Bitte nicht vom klamaukigen Trailer abschrecken lassen! Was in der Vorschau als braver und in dieser Form austauschbarer Mainstream-„Clerks“-Verschnitt im Freizeitpark-Milieu beworben wird, ist in Wahrheit eine gefühlvolle Hommage an die Coming-of-Age-Filme der 1980er Jahre wie „The Breakfast Club“, „Say Anything“ oder auch „Better Off Dead“. Der Film funktioniert wie seine großen Vorbilder und lebt von der lakonischen Grundstimmung, dem fantastischen Soundtrack, der den perfekten Balanceakt zwischen Penetranz und Nuanciertheit meistert. „Adventureland“ ist ein überraschend realistischer Film über desillusionierte und enttäuschte Jugendliche in ihrem eigenen Mikrokosmos - ein Auffangbecken für von der Gesellschaft abgestempelte Verlierer, die eben aus keinem reichen Elternhaus stammen und trotzdem ihren eigenen Weg gehen (müssen). Der Humor bleibt bis auf wenige und dafür umso glanzvollere Auftritte von Bill Hader dezent im Hintergrund. Und ein schöneres Filmende habe ich seit Monaten nicht mehr gesehen. Nach dem überdrehten „Superbad“ ist dem Regisseur Greg Mottola ein sensibler Jugendfilm, eine gelungene Hommage und ein wahrhaft Sehnsuchtserweckender Nostalgieklumpen gelungen.

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                                            • 6
                                              über Oben

                                              „Oben“ ist der perfekte Animationsfilm für alle Altersgruppen. Er bietet gewohnte Kost aus dem Hause Pixar: eine familientaugliche Geschichte eingebettet in weichgespülte Bilder, dem üblich überdrehten Slapstick-Humor und den viel gelobten kritischen Zwischentönen. Das erwachsene Publikum jubelt überrascht, dass in einem Animationsfilm die Ehefrau keine Kinder bekommen kann, die Einsamkeit eines alten Mannes abgebildet wird und der vom Papa vernachlässigte Sohn traurig in die Kamera glotzen darf. Mutig, Pixar. Beeindruckend. Geradezu obszön ist die Figurenverteilung. Ein garstiger Opa und ein adipöser, asiatischer Wonneproppen sollen Identikfikationsfiguren sein? Ja, denn nach einer Menge Füllmaterial oder wahlweise der Überwindung diverser toller Abenteuer wird aus dem dynamischen Duo ein marketinggerechtes Trio, dem die wenigen Ecken und Kanten weg geschliffen wurden. Am Ende sind Träume einfach nur Schäume und man sollte in der globalen Wirtschaftskrise lieber auf der Bordsteinkante hocken und Autos zählen. Es sind ja bekanntlich die einfachen Dinge im Leben, die zählen. Danke, Disney.

                                              • 5

                                                Ist „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ geradeaus erzähltes und pointiertes Kino, das der schnörkellosen Mode der französischen Designerin entspricht oder nur ein weiteres langatmiges Biopic ohne Höhepunkte? „Geht so“ lauteten die erste Kommentare einiger Kollegen, die die Pressedame am Ausgang des Kinosaals etwas betrübt notierte. Aber dieses „Geht so“ trifft es ziemlich genau. Über Mode erfährt man wenig. Über die Chanel noch weniger. Was denn sonst? Mit Enttäuschungen aufgewachsene Frau lässt sich aushalten, das missfällt ihr, da sie in irgendeiner Form auch auf Emanzipation steht, verliebt sich irgendwann und findet beruflich am Ende ihren Durchbruch. Das Einzige was wohl hängen bleiben wird, ist das eingefallene und wie in Stein gemeißelte Gesicht der Tautou. Amélie ist ja doch schon ein paar Jährchen her.

                                                • 7 .5

                                                  Fünf Jahre nach „Muxmäuschenstill“ ecken die Filmemacher Marcus Mittermeier und Jan Henrik Stahlberg wieder an. Diesmal gibt es ordentlich Medienschelte in Form einer Mockumentary, die den modernen Medienzirkus thematisiert und dabei in keiner Einstellung wegschwenkt, sondern immer voll draufhält. Als bissiger Kommentar über die seelenlose und vertrashte Gesellschaft, Andy Warhols berühmte 15 Minuten und die Aufmerksamkeitsgeilheit vieler talentfreier und gleichsam arbeitsscheuer Individuen, funktioniert der Film. Es wird schnell klar, wem Mittermeier und Stahlberg in dieser Satire an die Gurgel wollen. Die Odyssee der Protagonisten gleicht nicht zufällig dem steilen Aufstiegs eine Casting-Popstars, dessen Stern am Ende der halbjährlichen TV-Season bereits am Verglühen ist. Dass im Film gnadenlos übertrieben wird, ist Masche um die Leute aufzurütteln. Das Ganze gab es vor Jahren beim ähnlich kompromisslosen belgischen Skandalfilm „Man beißt Hund“. Aber gerade in Zeiten von auf echt getrimmten und vermeintlich entlarvenden Billig-Skandalfilmen ist „Short Cut to Hollywood“ eine herrlich geschmacklose Farce. Wenn Fake, dann richtig. Denn „Short Cut to Hollywood“ braucht keine versteckten Kameras um die Missstände unserer orientierungslosen Konsumgemeinschaft zu entlarven. Das filmische Ergebnis ist schwer verdaulich: grell, blutig und dermaßen over the top, einfach unerträglich mutig und ehrlich.

                                                  • 3 .5

                                                    Regisseur John Maybury missglückter Versuch einer verzwickten Dreiecksgeschichte und einer Frauenfreundschaft in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Um die dünne Geschichte halbwegs interessant zu gestalten, wird nebenbei das Leben des walisischen Volksdichters Dylan Thomas erzählt, ein egomanischer Künstler, dem beide Frauen verfallen. Gespielt wird Dylans Geliebte von der hochgejazzten Keira Knightley und seine stets unglückliche Ehefrau gibt die manchmal überforderte Sienna Miller. Beide Damen überzeugen im Film nur durch häufige Close-Ups auf ihre Schmollmündchen und Kulleraugen. Ihre penetrante Stutenbissigkeit kommt ebenfalls nicht zu kurz. Und wenn dann auch noch der Ehemann der Geliebten mit einem dicken Trauma aus dem Krieg heimkehrt und der dramatische Eintopf aufgrund von Eifersucht richtig hoch kocht, wird aus dem vormals zähen Rührstück ein abgestandenes und berechenbares Werk ohne jegliche Eigenständigkeit. „Edge of Love“ ist genauso dröge wie Thomas Poesie, die ständig in Form von Voice Overs durch den Film gequäkt wird.

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