alviesinger - Kommentare
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Alle Kommentare von alviesinger
The Second Coming of Langdon: Als obskure Mischung aus Jack Bauer und Indiana Jones irrt der Symbologe diesmal durch den Vatikan und erklärt den Kirchenoberen zunächst deren eigene Historie, bevor er erstmal in Form wilder Aktenstudiererei im Vatikanhörsaal und dem Deuten von Kirchenstatuen auf Recherche geht – ein wahres Fest für jeden Kunstgeschichtsstudenten. Hört sich träge an, dem Zuschauer wird aber durch die schneidige Schnitttechnik, das übersteuerte Adrenalingetrommel und einem hochdramatischen Männerchor routiniert ein merkwürdig deplatziertes und irgendwie dumpfes Spannungsgefühl suggeriert. Zudem helfen noch die üblichen Hindernisse, die die Konsensautoren Goldsman und Koepp mal wieder als Orientierungshilfe aus dem wochenendlichen Drehbuchseminar übernommen haben: zweigeteilte Storyline, fortwährende Countdowns, eine Charade-Einlage und ein rundum übernommenes „24“-Setting – sogar die Schaltzentrale der Schweizer Garde ähnelt der alten CTU-Lounge. Und so zimmert man sich eben eine religiöse Schnitzeljagd durch ein Labyrinth namens Rom, das offensichtlich nur aus Hunderten von Kirchen und Kapellen besteht, zusammen. Überrascht den Kinogänger mit einem heute wohl notwendigen Twist. Doch der wirbt in seiner Simplizität jedoch ziemlich plakativ für die arg gebeutelte und ach so menschelnden – „nobody’s perfect“, meinte schon Billy Wilder – katholische Kirche. Muss auch nicht sein. Genausowenig wie der völlig deplatzierte Antimaterie-Unsinn. Aber spannend ist diese nicht Ernst zu nehmende Reli-Farce trotzdem.
Ganz übler Müll: Vier amerikanische Twens machen Strandurlaub in Mexiko und wollen an ihrem letzten Tag etwas „Kultur“ erleben. Zusammen mit einem Deutschen(!), der „The Beach“-mäßig eine geheime Karte zu einem mysteriösen und von den Touris noch nicht überlaufenen Tempel besitzt, geht's in den achso tiefen Dschungel, der gleich um die Ecke der Hotelhochburgen zu liegen scheint. So weit, so vorhersehbar. Man erwartet vor Ort kannibalistische Wilde inklusive übergroßem Kochtopf, in dem die Amis später schmoren werden. Aber weit gefehlt. Stellt sich doch heraus, dass der Tempel verwunschen ist und von einem raschelnden Killer-Efeu beherrscht wird. Natürlich sind die Kids schnell kontaminiert und drehen auf dem Dach des Tempels durch. Grund genug für eine eklige und überaus blutige Selbstzermetzelung. Was für ein kranker Schwachsinn – spannungsarm, völliges Fehlen jeglicher Logik und einzig auf billige Schockeffekte zielend.
Blockbuster-Spin-Off eines erfolgreichen Franchises: Reiht blutarme Fights aneinander und leidet wie bereits die Vorgänger unter der oberflächlichen Charakterzeichnung. Anstatt in der neuen „Origin“-Reihe den Fokus allein auf Wolverine zu richten, zaubern die Autoren nach der anfangs stringent erzählten Storyline besonders in der zweiten Filmhälfte altbekannte Charaktere in verjüngter Form auf die Leinwand. Dem nicht genug, müssen weitere brandneue Mutanten das nicht gerade winzige X-Men-Universum in „Origins“ bevölkern. Aber was blieb den Machern dieser Multimillionen-Dollar-Maschine auch übrig: Die Ansprüche der Fan-Gemeinde waren immens, die Angst ein 200 Millionen Dollar teures Projekt in den Sand zu setzen und jedem gerecht zu werden dementsprechend hoch. Dass entschuldigt trotzdem keineswegs für das teilweise grausam schlecht Casting: Ryan Reynolds ist wie so oft eine klassische Fehlbesetzung und erinnert als aufgepumpter Schwertschwinger an einen Scooter-Background-Tänzer. Und Danny Huston als junger William Stryker strahlt wenig Leinwandpräsenz aus. Im Vergleich mit Brian Cox, der in der „X-Men“-Reihe den alten Stryker spielte, geht Huston unter. Dafür entschädigt Liev Schreiber mit seiner Darstellung als skrupelloser Überschurke – bitte in Zukunft mehr von dem ehemaligen „Scream“-Sternchen. Auch manch extrem üblen Dialoge, die in ihrer Schlichtheit an einen Schwanzvergleich von Adoleszenten in der Umkleidekabine der örtlichen Schulhockey-Mannschaft erinnern, schmerzen. Aber eines ist klar: „Wolverine“ ist ein kerniger Comic-Charakter. Und die sind bisweilen bekannt für ihre Haudrauf-Rhetorik. Es soll im Film bitte krachen und scheppern. Das passiert auch – ausufernd, richtig schön massiv und ja – marketingmäßig – neue Maßstäbe setzend. Somit ist „X-Men: Origins - Wolverine“ ein überraschend positives Konsensprodukt mit dem unwissende Gelegenheitskinogänger als auch oberschlaue und bisweilen biestige Comic-Nerds gut leben können.
Der schnarchige Kampf der Revolutionäre Teil eins: Geschichtsfernsehen im Kino über den gnadenlos gerechten Che Guevara mit der erwartungsgemäßen Glorifizierung des alten Marxisten. Aber Soderbergh spart nicht an Kritik: Che darf auch mal herrsch-, rach- und rechtsüchtig sein. Das ist nicht immer angenehm, geschieht aber stets getreu den Gesetzen der Revolution. Filmisch betritt das Biopic ausgetretene Pfade: Rückblicke, wilde Sprünge im Zeitstrahl, dokumentatorisches Einblenden von Daten und Orten, Interview-Fetzen, Dschungelkämpfe, Straßenschlachten. Nervig ist nur, dass die Bewunderung Del Toros und Soderberghs fortwährend durch das oberflächlich objektive Werk suppt. Richtig übel in der Zurschaustellung von Batistas Militärregime und den Gegnern der Revolution: Das sind alles hinterlistige, verräterische, feige und zwielichtige Schweine. Während die Revolution nur Gutes schafft und im Kampf unzählige Märtyrer hervorbringt. Viva schwarzweiß! Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Woody Allens „Bananas“ ist da kritischer und weitaus unterhaltsamer!
Trashig und wunderbar unterhaltsam: ein schimmerndes Glanzlicht unter der Schwemme von Katastrophenfilmen in den 1970er Jahren. Vom Meerwasser durchnässte Frauen in Hotpants, aufopferungsvolle Kerle, ein liebestoller Pfarrer, küchenpsychologische Pep Talks und der grandiose Ernest Borgnine als bärbeißiger Cop. Was will man mehr? Ganz großes Klischee-Kino mit immer noch sehenswerten Effekten!
Selbst im Rahmen der Filme von Adam Sandlers Produktionsfirma Happy Madison einfach zu dämlich. Muss ein Abschreibeprojekt gewesen sein. Wirres und unglaublich unkomisches Skript und ein Film in dem die ewigen Comedy-Leichtgewichte Steve Zahn, Justin Long und Jonah Hill präpubertären Schwachsinn verzapfen. Not funny. At all.
Bombastische Verfilmung des bekanntes Shakespeare-Stoffes: Mit einigen Freiheiten und insgesamt doch nahe an der Originalvorlage quetscht Zeffirelli ein lautes und bisweilen fahriges Theaterstück in bewegte Bilder. Das ist bunter Klamauk, der bestimmt nicht überall auf Gegenliebe trifft, mit einer extrem frühen Geschlechterrollenkritik. Burton und Taylor reiben sich für diese Großproduktion wieder einmal auf und spielen dabei mit ihrem Image - sprich - konsequent ihre gewohnten Rollen.
Zuletzt warf Woody Allen in „Cassandras Dream“ einen ebenso pessimistischen Blick auf das Wesen Mensch. Bornedal feiert explizit den Niedergang eines glücklichen und „satten“, infolgedessen gelangweilten, Familienvaters. Wahre und falsche Identitäten in bester Paul Auster-Manier spielen eine gewichtige Rolle in der dänischen Neo-Noir-Welt. Besonders gelungen ist der gewagte Sprung zwischen den Genres, dem man in der jüngsten Vergangenheit sonst nur beim Koreaner Ji-woon Kim zu sehen bekam. „Just Another Love Story“ beginnt als dramatized „Während Du schliefst“-Rip Off und endet mit einem Bergman meets Hitchcock-Feuerwerk. Mr. „Nightwatch“ Bornedal beweist wieder einmal seine Wandelbarkeit. Er ist schon jetzt ein Großer.
Rasante und betont sinnfreie Action, die Vierte: Im neuen Nonsense-Adrenalinkracher der Serie dröhnen bereits Sekunden nach dem Verschwinden des Universal-Logos die Motoren wie wild. Und aufgemotzte Traum-Karren drehen sich mit einem auf ultra-cool getrimmten Vin Diesel und der herben Schönheit Michele Rodriguez auf verstaubten Pisten im Kreis wie grell-bunte Kirmes-Autoscooter. Nach der atemberaubenden knapp achtminütigen Eröffnungssequenz atmet der Kinogänger am karibischen Strand kurz durch, bevor er mit Paul Walker über die Dächer von Los Angeles springen darf. Eigentlich ein recht konventionelles Konzept dieses reinrassigen Actioners: Ruhige und durch das einfältige Spiel der Hauptakteure manchmal etwas ungewollt komische Momente wechseln sich mit beeindruckenden Verfolgungsjagden und Prügeleien ab. Das durchaus anspruchslose und auf die niederen Instinkte der primär männlichen Kinogänger schielende Erfolgsrezept folgt darüber hinaus noch der goldenen No-Girls-Allowed-Regel: Aufgemotzte PS-Boliden, Arschgewackel unter extrem kurzen Miniröcken oder Hotpants und coole Retro-Sprüche der 1980er Jahre. Gut gemachtes Macho-Spartenkino, das in dieser Form eigentlich schon ausgestorben war.
Brian, call John who knows Sonya, the hairdresser. She’s a friend of Lisa and Corey. Maybe you could reach Kerry or the mailbox of her vicious dog...but really, who cares? Denn Brian Herzlinger ist ein selbstverliebter, gekonnt auf sympathisch-tollpatschig und schüchtern-unschuldig getrimmter dabei aber schön Aufmerksamkeits-geiler Kerl, der mit einer müden Dokumentation aus dem Sumpf der Hollywood-Kellner stammt und sich wundert warum sein Talent und Genie von all den Starproduzenten bisher nicht erkannt wurde. "My Date with Drew" ist eine verwackelte Dokumentation mit vielen gestellten Szenen und natürlich ordentlich Füllmaterial. Am Ende der notdürftig erreichten 90 Minuten darf dann der Narzisst Herzlinger endlich mit der Barrymore in einem New Yorker Hinterhof für ungefähr fünf Minuten quatschen. Die dralle Blonde gibt sich dabei wie immer blumenkindisch-esoterisch, hat jetzt ein undankbares filmisches Denkmal und Herzlinger konnte sein IMDB-Profil updaten und etwas Kohle einsacken. Eigentlich eine Win-Win-Situation. Nur der Zuschauer bleibt bei dieser Gähn-Geschichte außen vor.
Der katholisch lax erzogene Bill Maher wagt einen persönlichen und dementsprechend subjektiven Blick auf einzelnen Religionen. Dafür reist der Stand Up-Comedian in viele Herren Länder und besucht teils offizielle Vertreter des Christentums, Islams oder krude Abzockervereine wie die Mormonen und Scientology oder auch selbst ernannte Heilige und Erlöser. Maher tischt dem Zuschauer dabei eine wilde Freakshow auf, die vordergründig unterhalten soll. Um sein bei diesem Thema streitbares Ziel zu erreichen, stachelt Maher die teils arg hilflosen Interview-Partner – Wortspiel-Alarm – auf Teufel komm raus auf. So geht er methodisch ähnlich wie der alte Backstabber Michael Moore vor: In den Gesprächen wird viel gelacht, im Nebensatz wird der Interview-Partner von Maher dann verbal beleidigt, einzelne Gesprächspassagen werden in der Post-Production aus dem Zusammenhang gerissen und lustige Einspieler kommentieren im Anschluss das Gesagte auf eine fies-überrumpelnde Art. Natürlich ist das lustig und oftmals haben es die dumm-dreisten Akteure auch nicht besser verdient. Trotzdem ist die sich ständig wiederholende Demaskierung der einzelnen Glaubensvertreter vom sich selbst sehr überzeugten Maher auf die Dauer wenig erhellend noch unterhaltsam. Es ist zudem auch keine Kunst die erwartbaren Standardantworten der Fundamentalisten bereits im Vorfeld der Interviews durch die Sammlung von genug Gegenmaterial zu entblößen und die Gläubigen wie Gottes dumme Schafe erscheinen zu lassen. Immer wieder reiben sich die Protagonisten an einem Punkt: Die einen glauben bis zum Grade des fanatischen blinden Glaubens und Maher glaubt an gar nichts. So nutzt Maher eben seine Wortgewandtheit und Recherchearbeit gewitzt aus.
Campbells filmisches Denkmal entpuppt sich als selbstverliebte Low- bis No-Budget-Nummernrevue. Das ist wahrlich gekonnter Trash, der die Prämisse ähnlich strukturierter Nonsense-Werke wie "3 Amigos" und "Galaxy Quest" kopiert und obendrein einen Hauptdarsteller aufweist, der mit seinem von Nerds gefeierten Image spielt und das durch und durch garstige Arschloch gibt. Und an Genre-tpyischen Referenzen herrscht natürlich kein Mangel. Gutes Ding (für Fanboys)!
Die Ausgangslage war viel versprechend: Ein Spoof auf das Testosteron-durchsetzte Action-Genre mit dem Aufhänger einmal „Stirb langsam“ - die Mutter aller modernen Actionfilme - durch den Kakao zu ziehen. Was Kevin James, der auch am reichlich unkomischen und dafür umso moralisierenden Skript mitschrieb, am Ende abliefert, ist eine lauwarme Komödie, die aufgrund der gewinnfreundlichen Familienorientierung, extrem zahn- und humorlos daherkommt: brave Witze über dicke Menschen in einem altbekannten „Kevin – Allein zu Haus“-Setting. Wirklich enttäuschend.
„The Unborn“ eiert im Fahrtwind ähnlicher Gurken wie „Mirrors“ oder „Poltergeist III“ – dabei wildert Autor und Regisseur David S. Goyer unverfroren im Horrorfilm-Gemischtwarenladen. Die wahrhaft wirre und unglaublich dämliche – siehe Auschwitz-Einlage – Story frühstückt jeden altbackenen Schockeffekt genüsslich ab. Und die dankenswerterweise spärlich gesäten CGI-Effekte sind grauenhaft schlecht und erinnern an eine holprige Fahrt durch die überteuerte Geisterbahnfahrt auf der alljährlichen Kirmes. Prognose: Wohl jetzt schon einer der schlechtesten Filme des Kinojahres 2009.
Das Leben Revue passieren lassen, vieles bereuen und die große Liebe einsam zurücklassen: Claude Sautet räumt dem Spiel Piccolis wahnsinnig viel Raum ein, den der Schauspieler auch meisterlich füllt. Trotzdem plätschert die Geschichte vor sich hin. Man identifiziert sich mit niemanden, die Schneider bleibt hübsche Staffage und die unausgesprochene Wahrheit über die Vergänglichkeit der Liebe sowie die Angst vor Einsamkeit können den mikroskopisch kleinen Plot kaum retten. Ergo: zuviel aufgetragene Stimmungsbilder und sich überschlagende Autos.
In der ersten Filmhälfte präsentiert Regisseur und Autor Joel Hopkins eine erfrischend auf den Kopf gestellte Variante der typisch-banalen romantischen Komödie: Statt romantischen Dinner bei Kerzenlicht im Edelrestaurant mampfen die verbitterten Protagonisten etwa im schnöden Flughafenbistro bei Staubsaugerlärm. Nach der zähen Konfliktlösung der wenig unterhaltsamen Nebenhandlung verliert sich der Film allerdings in einigen Genre-typischen Plattitüden, die Akteure quasseln sich um Kopf und Kragen und der Zuschauer realisiert wie wenig Thompson und Hoffman, der bitte in keinen weiteren RomComs mitspielen sollte, miteinander harmonieren.
Das ist Pop! Leichte Kost! Gefällt wie ein früher Beatles-Song oder der bunte Roy Liechtenstein-Druck an der Wohnzimmerwand. „C’est la vie“ ist aber auch extrem berechenbar und voll eindimensionaler Charaktere. Trotz der episodenhaften Schilderung ist es herzlich offensichtlich, dass das Spiel der Protagonisten bestehend aus Aktion/Reaktion bereits Dutzend Mal von anderen Regisseuren besser und auch schlechter abgebildet wurde. Und so wirkt die Struktur des Films wie eine nachmittägliche Seifenoper. Dass das Leben ein langer Fluss mit schönen Ufern aber auch einigen Untiefen ist, wussten wir jedenfalls schon vorher. Trotzdem wird der Film sein Publikum finden: Denn eines gelingt Rémi Bezançon meisterhaft: Der Zuschauer erkennt sich selbst, seine Brüder, Schwestern und natürlich Eltern oder Kinder inmitten der wenig neuen Alltagsbeobachtungen und Schicksalsschläge wieder. Unterhaltsam ist der kurzweilige Streifen mit seinem geschönten Realismus allemal.
Vielleicht sehnt sich das amerikanische Volk in den unberechenbaren Zeiten der Finanzkrise nach konservativem Schmonzes. Anders ist der große Erfolg dieser äußerst banalen und berechenbaren Mainstream-Stangenware nicht zu erklären. „Marley & ich“ ist so zäh und alltäglich wie das Leben selbst. Wie mein Leben, wie das meines Chefs und das des Metzgers an der Ecke – aber mit einem großen tapsigen Hund und einer bunt-gemütlichen Umgebung, die uns von Werbestrategen als erstrebenswert eingetrichtert wird. Diesen dollen Realismus kann man aber auch mit einem Kisschen auf der Fensterbank der eigenen Wohnung erleben: Einfach die Nachbarn - die mit dem großen Hund! - von gegenüber beobachten. Wie im richtigen Leben wird das harmonische Beisammensein in „Marley & ich“ bisweilen sogar durch dumpfe Untertönen gestört. Aber keine Sorge! Die familiengerechte Happiness steht im Vordergrund. Denn bevor alle in Tränen ausbrechen, schiebt der Set-Tiertrainer schnell den Sofa-fressenden Hund ins Bild und sorgt wieder für sympathisierendes Kopfschütteln und eine wonnig-wohle Atmosphäre in diesem bierernsten Plädoyer für die amerikanische Durchschnittsfamilie.
„The Wrestler“ ist geradlinige Unterhaltung – ungewöhnlich für Aronofsky, den Querkopf Hollywoods –, die uns in ihrer Tristesse bisweilen ein Heldenepos nach „Rocky“-Rezeptur auftischen möchte. Aber dafür sind die Rahmen gebende Unterklassen-Wrestlingwelt und die kalte Gegenwart nicht geschaffen. Auch wenn die Charaktere Ram und Cassidy weiterhin dem glamourösen und ewig jungen 80ies-Zeitgeist hinterher trauern und sich in ihre Traumwelt flüchten, fällt bei Tageslicht und in den nach Schweiß stinkenden Umkleidekabinen der örtlichen Turnhallen die Maskerade. Aronofsky verzichtet bei dieser Auftragsarbeit auf sein Montage-Markenzeichen und schildert in nüchternen Aufnahmen das unschöne Amerika, wo sich Mütter als Stripper verdingen und Väter versagen oder gänzlich fehlen. Ein Amerika der zerplatzten Träume und Hoffnungen, eingefangen in Bildern der Einsamkeit - trist, traurig, real. Vielleicht kann sich das Publikum nicht mit dieser White Trash und Trailerpark-Welt identifizieren. Doch das Scheitern des Helden lässt uns blitzschnell mit ihm sympathisieren. Mit diesem grundguten Kerl mit dem Bratpfannengesicht, der völlig naiv und traumtänzerisch in den Abgrund wankt. Und wir entschuldigen auch Aronofsky unzählige Erlöserbilder und leiden in der Schlusseinstellung mit Ram, der seine Erlösung am Festhalten der Vergangenheit findet.
Wie schon Ron Howard setzt Regie-Kollege Gus Van Sant in der diesjährigen Oscar-Saison auf ein sicheres Pferd im Rennen um den Prestige-trächtigen Filmpreis: Beide Routiniers verfilmen moderne Zeitgeschichte. Wo Howard mit Richard Nixons halben Schuldeingeständnis in „Frost/Nixon“ brilliert, setzt Van Sant mit der Biographie des homosexuellen Politikers Harvey Milk auf Dramatik und trifft dabei nicht immer ins Schwarze. Obwohl der Stoff mit der gegebenen Brisanz und der schlussendlich tragischen Reichweite eigentlich eine dankbare Aufgabe für jeden Hollywood-Regisseur sein sollte, wirkt Van Sants Werk unausgeglichen. Die schlichte Formel - grobkörniges Archivmaterial, authentische Ausstattung inklusive Schnauzbärte und 70ies Mucke sowie das Quäntchen Dramatik, dass den Film über den Dokumentationsstatus hebt – geht bei Van Sant nicht auf. Gerade der Wechsel aus Archivmaterial und den Schauspielszenen wirkt bisweilen äußerst holprig: Unkontrolliertes Chaos herrscht in vielen Szenen, Anweisungen fehlen und so wackelt der Cast bisweilen wie eine aufgestachelte Drag-Queen durch die Retro-Kulissen von „Milk“. Trotz des ernsten Inhalts ist zudem die Schmalzdichte immens hoch. Und wenn am Ende staatstragende Trauer den Haufen aufgeschreckter Hühner ergreift, ist das Bild eines leider manchmal arg unausgegorenen Werkes, in dem nebenbei noch das ABC der Kommunalpolitik angeschnitten wird, perfekt. Positiv ist, dass Sean Penn in einigen Szenen die schlechte Regie Van Sants überspielen kann.
„Revanche“ ist anstrengendes Kino. Abseits jeglicher ausgelutschter Racheklischees zeigt uns der Österreicher Spielmann zwei völlig verschiedene Welten, die sich zufällig kreuzen. Der Traum und die Idylle der beiden Betroffenen zerplatzen bei der folgenschweren Begegnung, das Leben läuft aus dem sprichwörtlichen Ruder. Spielmann gelingt ein meisterliches Abbild der menschlichen Seele. Denn eine einfache Lösung gibt es für niemanden und erlöst wird in diesem tristen Landdrama auch keiner. Der innere Kampf, die Einsamkeit und das Aufreiben führen schließlich weder zu banalem Aktionismus noch zu einer Gewissen reinigenden Erkenntnis. Langsam gleiten die in tiefe Agonie verfallenen Protagonisten in eine hoffnungslose Akzeptanz. Erschreckend ehrlich das Ganze.
Humor hat und kann folgerichtig nicht jeder. Und so kann aus elendiger Ideenarmut typisch französischer Klamauk entstehen. Siehe: „Tanguy“. Der Film krankt an seiner schalen Konflikt-Grundvoraussetzung, deren Problematik sich fortwährend im Kreis dreht. Der Cast der Pariser Bonzen ist komplett unsympathisch und der Protagonist ein herrliches Ekelpaket ohne jede Sympathiepunkte – Fehl-Casting galore. Zudem halten sich Eltern und Großmama des Nesthockers für die Reinkarnation von Louis de Funes. Gröhlen, wiehern, ächzen, fauchen und stänkern wie der glatzköpfige Großmeister nur ohne dessen Raffinesse und Timing. „Tanguy“ ist ein nörgelndes Hickhack ohne Unterhaltungswert.
Schier endlos hocken oder flötzen sich die einzelnen Familienmitglieder in der überhitzten Wohnung. Von draußen donnert der Zuglärm herein. Ab und zu weht der Wind - Unheil verkündend - ein Fenster auf. Keiner spricht die Wahrheit aus. Alle laben sich wie in Trance an ihrer Gier. Am Ende büßt ein jeder in diesem extremst langatmigen Moralstück über die Lust in all ihren Facetten und deren Stillen von Nuri Bilge Ceylan. Dass der gefeierte Autor und Regisseur in „Drei Affen“ gezielt auf Minimalismus setzt, entschuldigt keineswegs für die träge Inszenierung und die äußerst dürftige Geschichte, die auf einer 45 Cent-Briefmarke Platz finden würde. Abgesehen von der Ideenlosigkeit des Autors und infolgedessen dem ständigen Herumsitzen und sich gegenseitig im Stillen Vorwürfe machenden Protagonisten, wissen wenigstens noch die stimmigen Einstellungen des Kameramanns Tiryaki zu überzeugen. Fast jedes zweite Bild wirkt wie ein bedeutungsschwangeres Ölgemälde, dass die Tristesse dieses ansonsten mittelprächtigen Familiendramas gekonnt zu vermitteln weiß.
Slumdog Millionaire ist eine packende Milieustudie im Märchengewand, eine wahr gewordener Bollywood-Traum der Gebrüder Grimm – mal kitschig-grell, mal schlammig-fies. Vielleicht ein hoffnungsvolles „City Of God“ für Träumer und dabei hoffnungslos überzeichnet. Die schlechten Schauspieler und hölzernen Dialoge vermiesen diese exotische Liebesgeschichte etwas. Zudem trägt die Geschichte keine 120 Minuten. Und so muss Boyle einmal mehr seine berühmt-berüchtigte Reizüberflutung schaffen.
Leonardo Di Caprio und Kate Winslet stützen Sam Mendes Sittenporträt der prüden 50er Jahre der USA. Das vordergründige Ehedrama wirkt bisweilen wie ein Prequel zu Mike Nichols „Who’s Afraid of Virginia Woolf“ in dem die Weichen für die später seelisch vernarbten Martha und George gestellt werden. Mendes Inszenierung beeindruckt besonders in den ersten sieben Minuten. Der gefeierte Regisseur bildet in einem zeitlich knappen Rahmen die gesamte Klaviatur der Gefühlswelt ab – eine derartig pointierte Charakter- und Setting-Einführung – wie hier das Leben und Platzen des White American-Vorstadttraums – war selten gesehen. Die folgenden existenzialistischen Fragen der US-Mittelklasse über Träume, Sehnsüchte und der Angst vor Veränderung leben hauptsächlich von dem ambitionierten Spiel der beiden Protagonisten, die sich wunderbar ergänzen. Obwohl die Winslet eigentlich kaum gefordert gewesen sein dürfte, da sie in „Zeiten des Aufruhrs“ einmal mehr die frustrierte Hausfrau – siehe „Little Children“ – spielt. Natürlich könnte man klagen und meckern über die Banalität der Probleme der reichen und ausschließlich weißen, amerikanischen Vorstadtbevölkerung einschließlich ihrer verwöhnten und gelangweilten Ehefrauen mit deren Ängsten und Zweifeln. Wobei der Film fragen aufwirft und Probleme anspricht die die Zwänge der Zeit – egal ob die 50er Jahre an der US-Ostküste oder das Vorgestern Mittag in Mühlheim an der Ruhr – ignorieren und klassen- sowie zeitlos sind. Letztlich packt Mendes in „Zeiten des Aufruhrs“ nur ein Abziehbild der durchschnittlichen Ehe auf den Tisch. Nur das in seinem Film die Partner das Unaussprechliche – egal ob Träume oder Ekel – offen aussprechen und nichts unter den Tisch kehren. Das fast unvermeidliche Ende des Films kommt indes wenig überraschend. Und dort wird Mendes dem Stoff und seiner großen Dramatik nicht hundertprozentig gerecht. In der Schlussviertelstunde stürzt das hoch emotionale Kartenhaus, das vorher mühevoll aufgebaut wurde, in sich zusammen. Die letzten Einstellungen vermitteln Hoffnung, wollen aufbauen. Mendes will trösten - aber zur falschen Zeit am falschen Ort.
“You just wanted out, huh?”
“I wanted in.”