angucker - Kommentare
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Alle Kommentare von angucker
"Kung Fu" das heißt "Viel Arbeit"! Das Zitat kommt in den Äußerungen hier immer wieder vor. Diese Doku beschäftigt sich mit dem legendären Shao Lin Kloster im Norden Chinas. Das ist aber kein romantisches Ding, sondern eine halb-staatliche, strikt durchorganisierte Erziehungseinrichtung mit angegliedertem Klosterbetrieb, wo etwa 8000 (!) Kinder und Jugendliche wie in einem strengen Internat verwahrt, trainiert (Aufstehen um 5:30 Uhr) und ernährt werden. Sie bekommen eine ritualisierte Ausbildung in den traditionellen chinesischen Kampfkünsten (Schwert, Stock, Kampfkunst - zusammengefasst bezeichnet als Wushu), exerzieren (in riesigen Gruppen) bestimmte Katas (ballettartige Bewegungsabläufe) durch, werden geschlagen, gefördert, immer wieder trainiert und etwas schulisch gebildet. Der Film folgt den Biographien von drei Mädchen aus dieser Einrichtung, lässt sie über ihr Leben, ihren Tagesablauf, ihre Verletzungen und Narben, ihre Familien sprechen. Dabei wird deutlich, dass diese Einrichtung das genaue Gegenteil von westlichem Individualismus und liberalem Freiheitsdenken ist. Der/die Einzelne zählt nichts hier, nur das Kollektiv ist wichtig. Die Mädchen kommen wie ihre MitschülerInnen aus zum Teil extrem armen "Ein Kind Familien", die hier ihre Kinder einfach "abgeben". Und dieser Film ist der beste Beweis dafür, das Kinder und Jugendliche in einer entsprechend geschützten Umgebung sehr hart im Nehmen sind, unglaubliche Strapazen und harte Strafen (hier werden buchstäblich Stöcke auf den Kindern zerschlagen) akzeptieren und jedes Angebot auf Ausbildung annehmen - sei es auch in einer so abseitig erscheinenden Form wie "chinesisches Wushu".
Es ist sehr anrührend zu sehen, wie sich diese äußerlich extrem harten Mädchen doch sehr kindlich benehmen. Die eine hat einen riesigen Teddybären, der als Sofaersatz, Bettgenosse, Kuscheltier dient und offenbar ihr einziger Besitz ist. Die andere sagt ganz schlicht: "Zum Weinen gehe ich immer da hinten in die Kammer". Der Name der Doku ist übrigens eine Referenz auf den großartigen Film "Die Brüder vom Shaolin-Tempel 2" (1984), wo der es einen Clan von Mädchen ("Phoenix") und einen Clan von Jungs ("Drachen") gibt - der Film wurde Anfang der 80er mit Jet Li und anderen Kids aus diesen chinesischen Einrichtungen gedreht. Ich vermute, dass fast alle der in den einschlägigen Filmen bekannt gewordenen Stars wie Jet Li, Jackie Chan, Sammo Hung und Biao Yuen aus solchen "Akademien" kommen.
Für die drei Hauptrollen sehr passend besetzter Hybrid aus Rom-Com, Märchen und satirischer Fantasy, bei dem die Spezialeffekte absolut filmdienlich und für meinen Humor witzig eingesetzt wurden. Ja, ich musste immer wieder kichern. Negativ ist nur der deutlich misogyne Zug des Films, in dem Frauen mehr oder weniger neurotische Verrückte sind, die rachsüchtig und selfish das eigene Revier markieren oder sich im Catfight üben.
Mein Buddy @soilent hat hier schon alles Wichtige gesagt. Selten war ich bei einem guten Film so zwiespältig: Bei der ersten Sichtung verschlief ich die letzten 5 Minuten - das Erzähltempo ist wirklich fast zeitlupenartig langsam. In der Erinnerung häuften sich die positiven Eindrücke, wie fantastische Darsteller, erlesene und immer sehr filmdienliche Ausstattung. Wann bekommt man schon mal zu sehen, dass die einfachen Esstische bis in die 30er Jahre wirklich mit heißem Wasser abgespült und geschrubbt wurden, die Tapetentüren in den Herrensitzen sind seit Jahrhunderten Bestandteil der Wohnkultur der Upper class und spielen hier natürlich auch eine Rolle. Aber was nach einem kurzen Recap und etwas Nachdenken übrig blieb, ist große Bewunderung für die Perfektion dieses eigenartig langsamen Films. Der auf die individuellen Schicksale ebenso eingeht wie auf die unfassbare Appeasement-Politik der englischen Schnarchnasen und ultrakonservativen Lords. Hier geht es wirklich vom Schweißtropfen auf der Nase des Butlers bis zur großen Politik am Vorabend des II. Weltkriegs. Und Christopher Reeves - es ist immer eine Freude, ihn zu sehen und immer wieder tragisch, dass er kurz nach diesem Film verunglückte und den Rest seines Lebens im Rollstuhl saß.
Pam Grier muss hier pausenlos blank ziehen und die Story ist echt schlecht. Aber dafür ist der Acid Funk des Vibraphonisten Roy Ayers einer der besten Soundtracks dieser Zeit. Hörenswert, nicht sehenswert.
Es gibt die Musik als Album - empfehlenswert ("Roy Ayers - Coffy"); AMG vergibt immerhin 4.5 Punkte.
So stellen sich die Netflix-Kunden aus den Vororten mit Ihrem Einfamilienhaus, Golden Retreiver, süßem kleinem Jungen, haufenweise nutzloser CTV-Kameras, dicker Waffe und Jennifer Garner als Mutti die moderne Fassung von "Zurück in die Zukunft vor". Einschließlich Buddywitze, viel CGI, Autoschrott und massenhaft Ballerei. Armseelig.
Und ich frage mich einmal mehr, warum Ryan Reynolds und seine zutiefst amerikanischen Jokes so überhaupt nicht meins sind. Bis auf den "Leg-Day lässt Du wohl immer aus"? - ein klassischer Pumper-Witz. Ansonsten ist das kalkulierbar, flach und meist infantil.
Wer mal so richtig Doris Day singen sehen und hören möchte, bekommt hier Gelegenheit dazu. Zahlreiche Songs werden mit guten Arrangements komplett ausgespielt, der Ton ist gut und was diese wohl beste Popsängerin ihrer Zeit da sängerisch macht - vom sanft abgestuften Säuseln über herzhafte Töne mit feinsten dynamischen Abstufungen und immer mit dieser unwahrscheinlich sanften, aber vielseitigen Stimme - es ist zum Niederknien. Ansonsten hat der Film um die zerstörerische Geschäfts- und Liebesbeziehung des von James Cagney routiniert aber etwas sehr übertrieben gespielten Zwangsneurotikers mit der ehrgeizigen und selbstbewussten Sängerin Ruth Etting nicht soo viel zu bieten. Außer der Erkenntnis, dass es Beziehungen gibt, die besser nicht stattfinden.
Ein Extrapunkt, weil Doris Day nun mal so gut als Sängerin war (nicht als Schauspielerin, auch tanzen tut sie hier etwas unbeholfen).
"Justified" meets "Ocean's Eleven" - so elegant, so bildstark, so abgeklärt witzig kann Soderbergh immer noch Filme machen. Natürlich ist das Drehbuch nicht die coolste Variante von "Heist-Movie", aber dafür.... fast jede Einstellung enthält kleine Gimmicks, visuelle Anekdoten, interessante Kleinigkeiten wie bunte Kinderpflaster (herrliche Szene) oder auch mal endlose Monologe (Daniel Craig im Kittchen). Macht Spaß und der Film taucht ziemlich tief in die Welt des "White Trash" der USA ein. Abgeklärt, einfach cool und 1 Extrapunkt, weil Soderbergh echt meins ist, wenn er mal Lust hat.
Eine britische Komödie für den "4. Quadranten" - das ist in der Logik der Filmbranche die Generation über 45 Lebensjahren. Angeführt von der mal wieder umwerfenden Hellen Mirren (hier als abenteuerlustige Provinznudel) brechen die älteren Damen aus, um der Monotonie zu entkommen und Geld zu sammeln. Von Anfang bis Ende geschmackvoll gemacht, mehr zu Schmunzeln als zum Lachen. Ein Film, der Spaß und Mut auf Veränderung macht.
Bessere Car-Stunts, noch breitbeiniger als Teil 1 und (mit Ausnahme von Eva Mendez, die ja richtig schauspielern kann) richtig uninteressante Bräute. Ich hatte da ein Standbild zu Beginn des Rennens, da stehen zwei Damen mit Mützen herum, die würden noch nicht mal auf dem Schulhof irgendwelche Aufmerksamkeit erregen. Und der Rest ist auch nicht besser. Positiv natürlich immer die Abwesenheit von Vin Diesel, aber das sehen die Fans wohl anders. Erstaunlich, dass sich diese Reihe so lange halten konnte.
Dieser wohl schlechteste Musikfilm aller Zeiten versucht, ständig und überall Rivalität und Wettbewerb einschließlich Verhöhnung der anderen Seite als "dramatisches Element" zu etablieren. Das ist albern, soweit es um die Musik der "Marching-Bands" geht - diese modernen, sich ähnlich wie Spielmannszüge bewegenden Blaskapellen sind fester Bestandteil des College- und Universitätslebens in den Staaten und gehören zu jeder Sportveranstaltung dazu wie Cheerleading. Leider läuft die schlichte Formel "Musik als Kampf" dem Film schon nach 15 Minuten komplett aus dem Ruder: Ständig beleidigt, fordert, vergleicht, bekämpft jemand die anderen, ob es nun einzelne "Positionen" in der militärisch streng organisierten Band sind, die jungen Leute in der Disco oder die Bands untereinander. Dabei werden wirklich widerliche Rituale der Unterwerfung immer wieder zelebriert "Ihr gehört mir", die selbst in einem schlechten Film über das Militär noch fehl am Platz wären. Die Frauen machen auf sexy und verfügbar, die Jungs müssen Sixpacks vorzeigen und das Ganze ist wie ein Schaulaufen der neoliberalen schwarzen Mittelschicht im Kokainrausch. Dazu noch die sinnfreien Dialoge, die andauernden Posen und hohlen Sprüche. Selbst die Musik ist (ich habe schon viele Bands dieser Art gesehen und gehört) eher durchschnittlich und relativ lustlos inszeniert. Macht echt keinen Spaß - der Film "Honey" von Regisseur Bille Woodruff bleibt ein Zufallstreffer.
Und für das Stammbuch solcher Spezialisten: Musik (auch auf dem College) ist weder Krieg, noch Leistungsschau noch permanenter Größenvergleich!
Doku über eine wissenschaftliche Tauchexpedition zu einem abgelegenen Riff, wo sich vor allem Nachts und besonders bei Vollmond bis zu 700 graue Riffhaie tummeln. Freitauchen bei Nacht inklusive. Das hört sich an wie ein Horrorfilm, es ist aber glücklicherweise nicht zu Unfällen gekommen. Spektakuläre Unterwasseraufnahmen (schon mal von 10 Haien unter Wasser gerammt worden?) wechseln sich ab mit eher nichtssagenden Kommentaren. Zuletzt werden die Ursachen dieser zoologischen Kuriosität auch aufgedeckt. Die Vermutungen der Wissenschaftler zu dieser hohen Populationsdichte werden bestätigt.
Kann man nur aus den in ein übersichtliches Drehbuch übersetzten Erfahrungen einer Sexarbeiterin im oberen Preissegment mit einer ehemaligen Porno-Darstellerin in der Hauptrolle fesselndes, interessantes Kino machen? Nicht, wenn diese Hauptdarstellerin mimisch und schauspielerisch eher schwach ist und die Handlung mehr als belanglos. Zwar montiert der Film die vielen Gespräche über Geld, Erpressung, Selbstvermarktung und die Finanzkrise geschickt gegen die belanglosen Erfahrungen der Luxusnutte und ihres eitlen Freundes. Es wird auch hinreichend klar, dass all dieses intellektuelle Getue ("ich habe ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung gelesen") nur Fassade und Selbstbetrug ist. Aber reicht das für einen ganzen Film? In meinen Augen nicht - es ist zu belanglos. Steven Soderbergh macht mit seinen "low budget, independent style" Filmen manchmal großes Kino, wie in "High-Flying Bird". Aber hier? Leider nur an der Oberfläche gekratzt.
Ein interessantes Projekt: Aus einer der vielen Anekdoten um den legendären Host einer Kindersendung Fred Rogers ein menschelndes Drama zu machen, das zugleich Tribut zollt und den bereits von Morgan Neville in seiner grandiosen Doku aus der Versenkung geholten Rogers als superempathischen Menschenversteher würdigt. Das gelingt vor allem dank der wuchtigen Darstellung von Matthew Rhys, der den mit seinem Vater und seinem Leben zornigen Journalisten ohne Übertreibungen spielt. Und trotz seiner Vorbehalte gegenüber dem professionell einfühlsamen Rogers mit sich weiter kommt. So balanciert der Film auch dank seiner straffen Laufzeit geschickt zwischen Hommage und Entwicklungsdrama und bleibt dadurch interessant. Ersetzt allerdings in keiner Weise die Doku oder den „richtigen“ Fred Rogers, auch wenn Tom Hanks, der mit dieser Rolle mächtig abgespeckt hat, sich alle Mühe gibt. Regisseurin Marielle Heller ("Damengambit") zeigt hier einmal mehr, dass sie mit komplexen Stoffen und Personen umgehen kann.
Ein Frühwerk von Robert Zemeckis (der bessere Originaltitel "Used Cars"), das durch eine absolut stringente Inszenierung trotz (oder wegen) Low-Budget gefällt, in seiner anarchistischen, trashigen Komik mich sehr oft giggeln und schallend lachen ließ. Kurt Russel macht hier den krassen Gebrauchtwagenhändler mit politischen Ambitionen, der wirklich nichts auslässt, um Kunden auf seinen Platz und die Autos verkauft zu bekommen. Das hat viel Charme, vom "Angeltrick" über die "gesundheitlichen Probleme" bis zu den "Hackern", die nebenbei die Lampe ihres Gastgebers reparieren, weil echte Hacker das eben so machen. Die Story ist flach, die epischen Verfolgungen und Car-Crashs sind in "Convoy" (der hier immer wieder zitiert wird) besser inszeniert, aber dafür bekommt man hier in jeder einzelnen Szene eine auf den Punkt kommende Inszenierung von einem Regisseur, der kein Detail auslässt, der Stoßstange genauso viel Sorgfalt angedeihen lässt wie seinen Darstellern, von denen vor allem Kurt Russel und Jack Warden so richtig Gas geben. Macht Spaß!
Faszinierender Mix aus chinesischer Oper, Familienkomödie, Artistik-Wettbewerb und klassischem Kung-Fu Film. Einer der ersten Filme des Action-Stars Jet Li. Zwei Familien leben auf unterschiedlichen Ufern des Flusses - die Phönix und die Drachen. Die eine Familie hat nur Töchter und Papa hat seinen Töchtern den Umgang mit den Jungs vom anderen Ufer verboten, damit seine Schwertkampf-Technik nicht imitiert oder verraten wird. Aber versuche mal, benachbarte Teenager voneinander fernzuhalten....
Aus diesem schlichten Setting ist ein wunderbarer Film geworden. Der mit damals 20 Jahren für seine Rolle schon fast zu alte Jet Li und die etwa 10 männlichen und weiblichen Jugendlichen spotten, flirten und (natürlich) kämpfen miteinander. Sie kommentieren die "Jungslosigkeit" des Phoenix-Clans, die Mädchen attackieren immer wieder die Jungs (was zu wirklich spektakulären, artistisch herausragenden Action-Sequenzen führt) und zuletzt geht es "alle gegen Einen" gegen die fiesen Horden des lokalen War-Lords. Die komödiantischen Teile sind sehr gelungen, soweit ich das in der chinesischen Originalfassung mit englischen Untertiteln (!) erkennen konnte. Da gibt es zum Beispiel eine ausführlich und sehr komisch inszenierte Geburt des ersten Sohnes bei "Phönix" einschließlich Twist und stolzem väterlichem Kuss auf den Schniepel (!) des Neugeborenen. Es gibt lange musikalische Passagen, die aus dem Hintergrund die Handlung kommentieren und erläutern, es wird aus voller Kehle gesungen und selbst die ganz kleinen DarstellerInnen sind mit ihren Kulleraugen und wilden Grimassen nicht nur süß anzusehen, sondern zeigen bei Bedarf auch eindrucksvoll, was selbst junge Artisten aus den staatlichen Kaderschmieden des chinesischen Balletts so können. Die Action ist sehr konventionell inszeniert - keine Tricks, CGI oder Seilzüge. Der Film wurde in China gedreht und ist auch wegen seiner zahllosen verschiedenen Titel sehr schwer zu bekommen. Das chinesische Original kam unter dem Titel "Shao Lin xiao zi" auf den Markt, verwirrend ist, dass es unter diesem Titel noch einen völlig anderen Film von 1975 gibt (Regie: Joseph Kuo - "The Shaolin Kids"), der eine völlig andere Handlung hat. Der Film wird auch unter "Meister der Shaolin 2" geführt.
Unbedingt zu empfehlen. In meinen Augen der beste und vielseitigste jemals gedrehte Eastern-Film, noch dazu familientauglich, witzig und etwas traditionell mit seinen musikalischen Elementen.
Jimmy who? Als Jimmy Carter Präsident wurde und bis zu seinem fast tragischen Scheitern an der kaltblütigen Entschlossenheit der neuen Herrscher im Iran und einer total missglückten Kommandoaktion Präsident blieb, da erholten sich die USA von Richard Nixon (und die Reaktionäre hatten 5 Jahre Zeit Kraft zu sammeln - danach kam die lange Ära Reagan mit allen falschen Versprechungen des Neoliberalismus).
Jimmy Carter war speziell, rückblickend vermutlich der beste Präsident, den die USA seit Roosevelt hatten, ein weißer Farmer aus Plains in Georgia (der Name ist Programm), zutiefst christlich, Musikliebhaber, Anti-Rassist, Verehrer von Martin Luther King, Rockfan, Charismatiker, hoffnungsloser Idealist, Friedensstifter und ein empathisches Genie - ein Mensch, der sich vollständig in andere Menschen einfühlen konnte, ohne sich dabei zu verbiegen. Auf ihn geht der Nahost-Frieden von Camp David (die Versöhnung zwischen Israel und Ägypten) zurück. Dafür bekam er (völlig zu Recht) den Friedensnobelpreis - mit Sicherheit verdienter als der von Barrack Obama. Aber Carter war auch ein Schlitzohr, um Gouverneur von Georgia zu werden, setzte er sich gegen die eigenen Überzeugungen für den Rassisten George Wallace (Gouverneur von Alabama) ein, und gewann damit und den Stimmen der weißen Befürworter der Rassentrennung die Gouverneurswahl von Georgia 1970. Um direkt anschließend zu erklären, die Zeit der Rassentrennung sei vorbei.
Diese insgesamt etwas unkritische Doku von CNN thematisiert die Nähe des aufstrebenden demokratischen Präsidentschaftskandidaten und späteren Präsidenten zur populären Musik. Carter war auf Du mit den Allmann Brothers und Willie Nelson, die ihn ebenso wie andere große Acts in den Vorwahlen und im Wahlkampf um die Präsidentschaft mit Benefiz-Konzerten unterstützten. Carter war ein großer Fan von Bob Dylan, versuchte sich als Lyriker, befreundete sich mit Nashville-Musikern und war während seiner Amtszeit berühmt für die von ihm als Präsident veranstalteten Konzerte im Weißen Haus, zu denen auch viele schwarze KünstlerInnen wie Aretha Franklin, Ray Charles und Dizzie Gillespie eingeladen wurden. Carter würdigte Jazz als eine "originär amerikanische Kunstform" (womit er natürlich völlig recht hatte) und begründete mit diesem öffentlichen Einstehen für moderne amerikanische Musik eine Tradition, die von späteren demokratischen Präsidenten übernommen und imitiert wurde.
Aber Carter war auch ein "die hard" Fan. Als aktiver Baptist mit Kirchenmusik groß geworden, konnte er mühelos mit Freunden über Stunden hinweg nacheinander Kirchen mit Gospelmusik besuchen - eine Art musikalischer Kirchentour.
Es ist trotz der etwas unkritischen Montage des interessanten Materials in dieser Doku anrührend zu sehen, wie dieser wohl ungewöhnlichste und am meisten unterschätzte 39. Präsident der USA die Brücken schlug zwischen Schwarz und Weiß, Israelis und Ägyptern, dem weißen Amerika und der wilden Rockmusik der ersten gemischten Band aus dem Süden der USA.
Voller Körpereinsatz rund 50 Jahre vor "Casino Royale": Jean Paul Belmondo tänzelt, läuft, rennt, kullert, klettert, schwimmt, fliegt, schleicht, fährt, radelt und albert seiner entführten Verlobten und einer bedeutsamen Statue hinterher. Es geht von Paris nach Rio und dort durch etwa 50 verschiedene brasilianische Locations, was auch einen Reiz des Films ausmacht - wer kennt schon Brasilien in den 60ern. Der Film hat nicht wirklich eine Handlung, dafür aber einen guten Schnitt, eine hübsche Ausstattung (ein rosafarbenes Coupé mit bunten Flecken, interessante Mode) und viele Ausblicke auf Brasilien im Wirtschaftswunder. Brandrodung, Aluminiumhütten mit Massen von rotem Bauxit und klotzigem Stahlbeton inklusive. Es ist interessant zu beobachten, wie viele Elemente späterer Actionfilme von "MI" bis "James Bond" hier wieder auftauchen, teilweise später einfach kopiert wurden. So zum Beispiel die ebenso sinnfreie wie interessante Kletterei über aus lose gelegten Brettern bestehende Baugerüste in schwindelerregender Höhe oder die Fassadenklettereien. Wie haben die das damals eigentlich gefilmt - es sieht beeindruckend aus.
Das alles macht Jean Paul Belmondo nicht zu einem richtigen Schauspieler, aber dafür ist er den extremen körperlichen Anforderungen seiner Rolle offenbar mühelos gewachsen. Und der Film hat keine richtige Handlung. Dafür aber viel viel Charme und Bewegung.
Kad Merad, der hier den gealterten Gigolo spielt, hat am Drehbuch mit gearbeitet und liefert eine dieser wirklich gelungenen, komplett stimmigen französischen Komödien ab, die nicht berauschend, aber insgesamt makellos und für fast jeden Humor geeignet sind. Die Zutaten sind (ich habe es oft in Besprechungen ähnlicher Filme angemerkt) auch hier: Erlesene Locations (ein riesiges komplett rosafarbenes Puppenhaus mit Hintergrundmusik, Luxusimmobilien), Ausstattungen (Mode!) und zudem einige Extras wie diverse, bis auf die Farbe identische (!) Luxuswagen (Aston Martin? - keine Ahnung, passt jedenfalls in den Film und sieht teuer aus). Dazu ein leicht überzogenes Setting (wirklich reiche und komplett faltige ältere Damen - diese spielen ihre Rollen perfekt und frei von jeder Übertreibung). Und etwa "o la la" im französischen Stil - hier geht es auch, aber nicht nur um männliche Pflichterfüllung. Und damit ist nicht etwas Höflichkeit, sondern handfeste Befriedigung für die reichen Ladys gemeint. Und es geht ganz selbstironisch um Haarfärbung, Anal-Bleaching (herrliche Szene) und den ewigen Beschiss des faulen verwöhnten französischen Mannes/Gigolos. Das hat Tempo, feine Nebenrollen wie die irren Muttersöhnchen von der Autowerbung und Kad Merad ist sich nicht zu schade, voller Selbstironie im Swimmingpool Haarfärbung zu verlieren oder nackt zu bowlen. Im Vergleich zu 99 % der deutschen Komödien ist das unterhaltsam und charmant - in diesem Fall aber nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet.
Ein langweiliger dauergewellter jüdischer Mittelklasseamerikaner, gespielt von Regie und Drehbuch by Mike Binder braucht 30 Filmminuten, um seine Frau zum Dreier mit einer Kollegin zu überreden, drei Filmminuten braucht sie, bis es ihr gefällt und die restliche Zeit verbringt dieser sexistische Unfug von Film mit Urologenwitzen und dem Versuch dieses männlichen Arschlochs, im Stil eines Vorstadtzuhälters seine Frau für einen geschäftlichen Deal zu verticken. Wobei ihre Rolle sich darauf beschränkt, dumm zu gucken und außerhalb des Bildes (!) mit lautem Gestöhne den gesamten gemeinsamen weiblichen Bekanntenkreis flachzulegen.
Seit Mariel Hemingway rund 20 Jahre früher in „Manhattan“ bei Woody Allen als junge weibliche Projektionsfläche im Bett lag, ist sie tief gesunken. Und hier muss sie auch noch minutenlang tanzen, was so wenig klappt wie der ganze Film.
Hmmm, Tarantino - ist das nicht der Regisseur, der in seinen eigenen Filmen gerne mal den Faden verliert? Das wäre nicht "Justified" und wir können nur hoffen, dass Mr. T. nicht am Drehbuch mitschreiben darf.
Eine monumentale Produktion mit unendlich vielen Statisten, die sehr geschickt eingesetzt werden. Einfach den Film mal in einer beliebigen Massenszene anhalten: Die Statisten sind richtig positioniert, gut kostümiert und mit Feuereifer bei der Sache. Ansonsten scheint mir die Geschichte von der eiskalten, aber geschäftstüchtigen und offen lesbisch lebenden Königin der Sodomiter (Anouk Aimée) und den von Loth angeführten Hebräern wenig am alten Testament orientiert zu sein. Dafür gibt es eine Menge Intrigen, die aus politischen Gründen vollzogene Integration der Hebräer in die von Laster und Vergnügungssucht geprägte Stadt Sodom ist als Konflikt zwischen Wohlleben und Gläubigkeit geschickt inszeniert. Ebenso die große Schlacht gegen die von den Sodomitern angeheuerten Hirtenvölker - tolle Pferde-Stunts und Effekte. Im Detail immer wieder schön gemachte Szenen (z.B. lüstern betrachtete Tanzvorführungen für die Königin - in Nebenrollen tanzten hier Alice und Ellen Kessler) und ein stringentes Drehbuch mit vielen Erläuterungen aus dem Text oder aus dem Off sorgen für Kurzweil. Nur die männlichen Darsteller können nicht ganz mithalten.
Trotz der bemühten, geradezu albernen Story gelingt Regisseur Martin Campbell hier ein Sequel, das ebenfalls unter den lausigen darstellerischen Qualitäten von Catherine Zeta-Jones leidet, aber die Aufmerksamkeit der Zuschauer mehr auf die Figur eines kleinen Jungen lenkt. Dadurch bekommt der Film mehr den Charakter einer Familienkomödie, zitiert einige Markenzeichen des Vorgängers (das störrische Pferd) und kann damit noch als gekonnt servierte Unterhaltung bestehen.
Es ist erstaunlich, dass dies gelingen konnte: Mit Anthony Hopkins (einem immerhin blauäugigen Shakespeare-Darsteller) ein Senioren-Zorro, der eigentlich im Südkalifornien des frühen 19. Jahrhunderts völlig fehl am Platz ist. Und mit Catherine Zeta-Jones eine Hauptdarstellerin, deren Fähigkeiten sich darauf beschränken, stark geschminkt mit tiefem Dekolletee in der Gegend herumzustehen und ab und zu die Augenbraue zu heben. Aber die gnadenlos effektsichere Regie von Martin Campbell mit ihren gekonnten Tempowechseln und schönen Einstellungen, wirklich coole Pferde-Stunts (und ein gut frisiertes, pechschwarzes Pferd als komödiantischer Side-Kick) retten diesen Zorro spielerisch in die Oberliga. Zumal Antonio Banderas dem Film mit "method acting" der besonderen Art viel Charme verleiht: Wenn das halbe Gesicht mit Hut und Maske verhüllt ist, dann rollt er eben die braunen Augen und kräuselt kurz die Mundwinkel. Und das funktioniert ganz hervorragend.
Weniger schön die ausufernd lange und wirklich bescheiden inszenierte Tanz-Szene. Wie man es schaffen kann, einen so soliden Tänzer wie Banderas so schlecht ins Bild zu setzen? Keine Ahnung, aber da kann selbst Arnold Schwarzenegger in "True Lies" durch geschickten Schnitt und etwas mehr Regie besser aussehen. Dafür entschädigt uns Routinier Campbell mit einer seiner grandiosen Monster-Explosionen, deren Erhabenheit und Perfektion geradezu Markenzeichen für diesen Ausnahmeregisseur sind.
Heimatfilm (Teil 1: Jean Florette, Teil 2: Manons Rache) im französischen Stil: Der bucklige Steuerbeamte kommt nach einer Erbschaft mit seiner Familie zurück in das Haus seiner Mutter. Dort entwickelt sich in der wasserarmen, kargen Landschaft der Provence eine Rivalität zwischen Nachbarn. Denn der Neuankömmling möchte alles anders machen und stellt sogar Berechnungen (!) an. Was vergeblich ist, wenn die prachtvollen Kaninchen wegen Wassermangel kein Futter bekommen.
In extrem langsamem Tempo (der Film geht über zwei Teile und 4 Stunden) wird hier ein Bild der kargen ländlichen Provence gezeichnet. Es gibt Schuld, Tod und Rache. Und immer bleibt die Inszenierung auf dem Teppich, was auch an den großartigen Schauspielern liegt. Yves Montand glänzt als brummiger Altbauer, Daniel Auteuil steigert sich mit jeder Filmminute hinein in seine Rolle, spielt den etwas schlichten Kriegsheimkehrer und Junggesellen mit einer perfekten Balance zwischen Parodie und einfühlsamer Schauspielkunst - in Teil 2 muss er sich tragisch in die schöne Ziegenhirtin verlieben (Emmanuelle Beart - im wirklichen Leben seine Ehefrau). Selbst Gerard Depardieu - damals noch nicht kugelrund - kämpft als romantischer Landflüchtling mit der Landschaft und seiner Zisterne ohne jede Übertreibung. Dabei entwickelt der Film immer wieder Situationskomik und wird nie kitschig. Und die Landschaft wird vom Gewitter bis zur Sommerhitze schön in die Handlung eingebunden. Dazu eine geschickt eingängige, jedoch nie aufdringliche Filmmusik mit dezent folkloristischen Elementen. Das ist fesselnd und trotz des geruhsamen Erzähltempos wirklich unterhaltsam bis zuletzt.
Heimatfilm (Teil 1: Jean Florette, Teil 2: Manons Rache) im französischen Stil: Der bucklige Steuerbeamte kommt nach einer Erbschaft mit seiner Familie zurück in das Haus seiner Mutter. Dort entwickelt sich in der wasserarmen, kargen Landschaft der Provence eine Rivalität zwischen Nachbarn. Denn der Neuankömmling möchte alles anders machen und stellt sogar Berechnungen (!) an. Was vergeblich ist, wenn die prachtvollen Kaninchen wegen Wassermangel kein Futter bekommen.
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