angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Erstaunlich unterhaltsame Zusammenfassung der Geschehnisse im Sommer/Herbst 2008, was sowohl an den engagierten Schauspielern wie auch an dem geschickt in Dialoge auflösenden Drehbuch liegt. James Woods, Paul Giamatti, selbst William Hurt machen die Akteure transparent mit ihren Ängsten und verblendeten Träumen angesichts dieser einmalig großen Finanzkrise. So macht Pseudo-Doku Spaß und man lernt noch was über die Mutter aller modernen Bankenkrisen. Die meiner Meinung mit Sicherheit in den globalen Crash führen muss, weil nichts und niemand diese immer wieder verschobenen Monsterschulden jemals bezahlen kann und wird.

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      angucker 15.01.2019, 14:47 Geändert 22.01.2019, 11:34

      <Viel Spoiler> Wer soll sich sowas angucken? Ziemlich wirre Story um eine brave Ehefrau, die statt dem braven Kerl den Filou heiratet, der es ihr aber nicht ausreichend besorgen kann und sich daher (?) in den Palast des dicklichen Obermackers begibt, der wiederum pausenlos mit seinem Harem herumdaddelt. Dazwischen gibt es noch diverse abgetrennte Gliedmaßen, eine Penisoperation in Richtung Pferdedödel sowie allerhand Grausamkeiten und kaninchenhaftes Gerammel mit umgelegter Tischdecke. Genau das ist das Problem dieses albernen Softcore-Splatterstreifens: Die Handlung wirr, die Charaktere verwechselbar, die Erotik absolut jugendfrei gefilmt, aber mit maximalem Drama gespielt. Da stöhnt hampelt, rammelt und brüllt ständig jemand im Vorder- oder Hintergrund herum. Es ist noch nicht einmal komisch. Erotisch ohnehin nicht. Ich empfehle frühes Abschalten und zur Not stattdessen "Emmanuelle" als Alternative - das hat wenigstens etwas zeitgeistigen Stil.

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        angucker 13.01.2019, 06:46 Geändert 14.01.2019, 17:07

        Trotz der vorhersehbaren Pointe eine charmante und durchgängig unterhaltsame Komödie von Meister Lubitsch, bei der die Sorgen und Probleme der Figuren mit den Kollegen, der Brieffreundin, der kostspieligen Familie und dem knappen Geld immer amüsant und ganz beiläufig in die Handlung eingeführt werden. Dramaturgisch geschickt verlegt Lubitsch Teile der Handlung ins Off wie die anspruchsvolle Gattin des Ladenbesitzers, etabliert ein von Joseph Schildkraut schön schleimig gespieltes Arschloch als Katalysator für die Konflikte der kleinen Leute ringsum und sorgt mit geschmackvollen Gags im Stil der Screwball Comedy immer wieder für die kleinen Lacher und Schmunzler, während James Stewart und sein Umfeld mit den Unterschieden zwischen Ideal und Wirklichkeit zu tun haben. Hier erfährt man nebenbei auch alles über Risiken und Nebenwirkungen von Gehaltsverhandlungen und idealisierenden Brieffreundschaften.

        Die kommerzielle Nachschöpfung mit Tom Hanks "Em@il für Dich" konnte mich wegen ihrer kitschigen Machart weit weniger überzeugen. Auch bei der zweiten Sichtung noch unterhaltsam und gelungen trotz Schwarzweiß und etwas Patina.

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          angucker 09.01.2019, 09:17 Geändert 23.01.2019, 20:42

          Auch der exzessive Gebrauch von digitalen Farbfiltern und die höchst extrovertierte Lichtsetzung von Ridley Scott können diesem routinierten Zwitter aus Bio-Pic und Entführungsthriller nicht die Höhepunkte verschaffen, die ein mehr als zwei Stunden langer Film über eine historische Person und einen historischen Vorfall benötigen würde. Das liegt nicht an den guten Schauspielerleistungen. Michelle Williams transportiert Anspannung und Verachtung für den von Christoph Plummer subtil und trotzdem beeindruckend gespielten Getty mühelos, Mark Wahlberg hat einige Kilos und die Pausbäckchen abtrainiert, was ihm nun auch ein differenziertes Minenspiel ermöglicht und Charlie Plummer als Getty Junior sowie die übrigen Darsteller machen einen guten Job. Und doch ist es handwerklich solider Durchschnitt. Wie bei einer sehr guten und routinierten Band, wenn der erste Gitarrist krank geworden ist. Man spielt den Gig runter, zeigt was man kann, gibt dem Gast-Gitarristen (Christopher Plummer statt Kevin Spacy) Platz für einige Soli, macht ein paar Mätzchen mehr, um den Leerlauf zu überbrücken und liefert dann immer noch eine solide Leistung ab.

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            angucker 08.01.2019, 16:07 Geändert 08.01.2019, 16:07

            Eine absolut liebenswerte Mischung aus James Bond, Spiderman, Mission Impossible, Märchen und Rom-Kom. Die heitere Beschäftigung mit Gadgets, BHs und Notizzetteln der genial zerstreuten Physikerin (großartig und charismatisch gespielt von Elisabeth Shue) hat Klasse. Und meine zunehmende Begeisterung für diesen mir bisher völlig unbekannten Film veranlasst zur Frage, was eigentlich die notwendigen Zutaten zu so einem Film sind. Also zum Beispiel:

            1. Verwende Gadgets (irre, klobige Mobiltelefone der 1. Generation mit pixeligen Bildschirmen in diesem Fall), aber nimm den Scheiß nicht zu ernst.
            2. Lass Deine Darsteller ungewöhnliche Situationen meistern (wie das kurze Eisbad in der Wolga, das Versteckspiel in einer Moskauer Platte) und nimm das nicht zu ernst.
            3. Finde ein Thema für den Film (nicht immer die bescheidene Weltherrschaft, sondern denk Dir was Interessantes aus) und bleibe dabei. Kalte Kernfusion - das ist doch mal was. Nimm das Thema ernst, Deine Darsteller müssen das auch tun.
            4. Suche Dir die tollsten Locations und mach sinnvollen Gebrauch davon. Also schöne Kameraeinstellungen will das Publikum sehen, ungewohnte Situationen und Länder, interessante Nebendarsteller, die nicht in jedem Film auftauchen. Besonders gefallen hat mir hier der ukrainische Atomphysiker, die russischen Bösewichtel und Politiker sind auch authentisch.
            5. Schaff Dir einen starken Bösewichtel und besetze den mit einem charismatischen Schauspieler.
            6. Lass ein paar witzige Sidekicks durch den Film irren und geh respektvoll mit Ihnen um. Das sind hier die Polizisten und die Irina im Untergrund.
            7. Ein paar gute Stunts schaden nicht. Wenn schon gekloppt wird, dann aber richtig.

            Und wenn dann noch die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, wenn ein gut aufgelegter Val Kilmer den Vokuhila-Surfer im Stil der 80er mimt und die Kamera und Filmmusik mithalten können, dann ist das ein schlicht unterhaltsames Filmchen für Zuschauer von 8 - 80. Überraschend gelungen.

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              Was soll ich sagen über meine liebste Serie? The Wire hat meine Sicht auf die Welt, die Dinge, die Politik verändert. Ich habe geweint (!) <SPOILER> als "Proposition Joe" (ein übergewichtiger Gangsterboss mit viel Weitblick und wenig Macht) von einem eigens angeheuerten "Kindersoldaten" einer anderen Gang erschossen wurde. </SPOILERENDE> Ich sehe noch heute (Jahre nach der suchthaften Sichtung der mir von Freunden empfohlenen Serie) Dinge in meiner Nachbarschaft, in der Politik, in der Ökonomie mit den Augen der Serienfiguren ("it's about the product, man"). Und mehr Unterhaltung geht kaum. Daher zitiere ich mal aus meiner Besprechung des feinen kleinen Buchs von Daniel Eschkötter "The Wire", das ich zugleich Freunden der Serie oder Zweiflern dringend empfehle:

              The Wire gilt meiner Meinung nach zu Recht als eine der komplexesten Fernsehserien aller Zeiten. Und 5 Staffeln sind kein Pappenstiel. Daniel Eschkötter geht damit geschickt um und sortiert seine 82 Seiten kurze Analyse nach Kontext und Entstehung der Serie einerseits, was ein guter Einstieg ist. Danach sucht und beschreibt er filmische, szenische und drehbuchtechnische Besonderheiten oder Grundthemen der Serie unter Zwischentiteln wie “Zusammenhänge”, “Police Work”, “Orte, Namen, Ökonomien” und “Fälle enden”. Er geht dabei ausschließlich analytisch vor, wenn er etwa die ebenso spannende wie vielfältige Variation des Zusammenhangs in der szenischen Darstellung beschreibt. Beispielhaft am Ablauf der wirklich atemberaubend konstruierten Inszenierung der Folgen 1.4 bis 1.6 analysiert er beispielsweise, wie die Autoren und Regie das Grundmotiv “Alles hat mit Allem zu tun” in Serienepisoden übersetzen und dadurch eine gänzlich neuartige, in dieser Form wohl nur in einer Fernsehserie erlebbare Erfahrungswelt beim Zuschauer entstehen lassen.

              Er lässt die vielfältigen Handlungsstränge im Detail ebenso links liegen wie den Plot als solchen (was gut ist, denn sonst wäre das Buch unlesbar und langweilig). Dafür extrahiert er inszenatorische Kniffe und Drehbuchdetails mit scharfem Blick und gutem Überblick: Worin sich Polizisten, Politiker und Gangster gleichen (ein ganz wichtiges Thema der Serie). Worin sich die großen Gangsterfiguren ähneln und voneinander unterscheiden vom strategisch und ausschließlich langfristig handelnden “Proposition Joe”, über den Kontrollfreak Avon Barkesdale bis hin zum superbrutalen und supercoolen Soziopathen Marlow. Welche wichtige Funktion die Nebenrolle Bubbles für die Serie hat. Was das ganze mit Baltimore, seinen Politikern und seinem wirtschaftlichen Wandel zu tun hat.

              Wie es sich für ein gelungenes Werk dieser Gattung gehört, wird kein Kenntnisstand vorausgesetzt. Da Buch kann vor, während oder nach dem Genuss der Serie hilfreich sein, wobei es das Lesevergnügen steigert, zunächst zu schauen und danach zu lesen (und nach der Lektüre eventuell einige Episoden noch einmal mit den neu gewonnenen Hintergrundinformationen neu zu entdecken). Denn die sauber aufgebauten und clever konstruierten Staffeln brauchen eigentlich keinen “Serienführer”, was dieses Buch ohnehin nicht ist. Etwas störend fand ich den sehr gehäuften Gebrauch von Anglizismen und Soziologismen. Ein Satz wie “Es ist das Regieren mit der Statistik, das Transparenz simuliert und Zahlenspiele provoziert und produziert” (S. 52) ist noch eher harmloses Beispiel. Dies ist aber auch teilweise dem Slang der Serie (f.. in 36 Varianten in der großartigen Episode 1.4) und der letztendlich gelungenen, sehr gedrängten Darstellung und Analyse geschuldet. Schön auch die Hinweise zu den ganz wichtigen Episoden mit kurzer Beschreibung. Da waren Autor und Zuschauer sich wirklich komplett einig.

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                angucker 04.01.2019, 09:26 Geändert 07.01.2019, 13:32

                Ein formal herausragender Film, der mich mit exakt ausgeklügelten Einstellungen, dramatischen Lichteffekten, traumhaft entrückten (Traum-)sequenzen mit zwei Hirschen im Wald und auch sehr präzise agierenden Schauspielern zutiefst beeindruckt hat. Wie da eine Psychologin bei der Reihenuntersuchung im Betrieb allein durch etwas durchsichtige Kleidung, etwas zu viel Lipgloss und leicht verwuschelte Haare zum Vamp und Objekt vielfältiger Phantasien wird. Wie eine arg faltige kleine Putzfrau im Alter einer Oma sich erst wegen ihrer sexuellen Fantasien outet um danach der jüngeren Kollegin mit Asperger-Syndrom ganz lässig im Stil von Heidi Klum Tipps für die Präsentation des eigenen Körpers zu geben. Großes Kino auch auf der Schauspielerseite. Die Aufnahmen aus dem Schlachthof - durchweg beeindruckend. Man riecht förmlich das in diesem Fall echte Blut.

                Leider verliert der Film im letzten Drittel seine Geschichte von den parallelen Träumen aus dem Auge, wird zunehmend banal und endet dann in einem eher durchschnittlichen Beziehungsdrama zweier Menschen mit Einschränkungen. Sehr schade, aber ein unbedingt sehenswerter Film, dem man die große Kunstfertigkeit und Routine der Regisseurin jede Minute ansieht.

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                  angucker 03.01.2019, 05:41 Geändert 03.01.2019, 07:43

                  Eine moderne Variante der ewigen Geschichte um den männermordenden Vamp - die Femme Fatale ist hier Spanierin und ihr potenzielles Opfer ein britischer Hedgefondsmanager. Sehr ökonomisch mit kleinem Budget gemachte Komödie, deren extrem britische Charaktere skurril und doch authentisch durch geschickt gefilmte spanische und portugiesische Locations ziehen. Interessante Einstellungen, stringente Erzählung der knappen Story, ein interessanter Soundtrack mit viel Gitarren und etwas skurriler Humor halten die Story am Laufen, so dass man mit Ausnahme weniger Übertreibungen gut unterhalten wird. Im englischen OmU gewinnt der Film auch durch die wilden Akzente, etwa wenn die ständig bedrogten Hooligans fortwährend sich selbst oder den Londoner Hedgefonds Manager anmachen. Gedreht mit einem Budget von nur 50.000 $ sollte dieser nette kleine Film jedem angehenden Filmemacher zeigen, was auch mit ganz wenig Geld zu machen ist.

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                    Die Ansätze zur originellen Präsentation dieser vorhersehbaren Geschichte mit fetziger Musik, witzigen Zwischentiteln und etwas entspannter Präsentation der Charaktere verlieren sich schnell im dümmlichen Klischee unglaubwürdiger Figuren, die sich durchweg aufführen wie trinkende und kiffende Stereotype einer drittklassigen Collegekomödie

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                      angucker 02.01.2019, 22:40 Geändert 02.01.2019, 22:48

                      Der schönste Moment in diesem sehr routiniert inszenierten Wusel-Actioner war für mich die Szene, als eine unauffällige französische Verkehrspolizistin im falschen Moment vor einer Garagenausfahrt auftaucht. Freeze. Tempowechsel. Das beherrschen in dieser Eleganz nicht viele Actionregisseure. Nett auch, dass die interessant besetzten Frauen hier mal so richtig zuschlagen, stechen, treten und würgen dürfen. Aber die Story ist wohl selbst dem Autorenteam aus der Hand geglitten und die ewigen Cliffhanger (wörtlich) sowas von abgedroschen. Tolle Synchro. Dem Synchronsprecher von Ving Rhames könnte ich ja tagelang zuhören.

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                        angucker 31.12.2018, 14:35 Geändert 01.01.2019, 11:36

                        Dieser Dokumentarfilm folgt dem damals 65jährigen Gitarristen und Sänger JJ Cale auf einer Tour von Tulsa, Oklahoma durch die USA und zurück. Konzertmitschnitte, Aufnahmen aus dem Tourbus auf den langen Fahrten durch die zum Teil wunderbaren Landschaften der USA, lange Interviews mit Cale, den Bandmitgliedern und Eric Clapton vermitteln einen recht vollständigen Überblick über den musikalischen Werdegang, die Ups and Downs in Cales Karriere und zeigen auch, warum Cale so wichtig ist für die Entwicklung von Rock, Country und der benachbarten Musikstile.

                        Hier erfährt man viel über Musik und Mensch: Wenn Cale in seiner fast ausgestorben wirkenden Heimatstadt Tulsa am Eisenbahnknoten steht und erzählt, wie er sein erstes Geld als Gitarrist einer Tanzkapelle im größten Ballroom der in den 50ern durch die Erdölindustrie boomenden Stadt verdiente. Und dass vor allem Jazz und Swing seine musikalischen Anregungen sind. Wenn Eric Clapton entspannt zugibt, wie ein vorgeführter Sechstklässler mit JJ und seiner Band beim Crossroads-Festival 3 Minuten auf der Bühne einen Song gejammt zu haben, den er erst nach der ersten Gesangsstrophe als "After Midnight" erkannte - der große Hit für Clapton und Cale, der Song, mit dem John Cale berühmt wurde. Und wenn man Clapton diese ratlose Verwirrung über den sehr experimentierfreudigen Musikstil von Cale's Band auch im Konzertmitschnitt deutlich ansieht. Wenn die Bandmitglieder (die zum Teil seit mehr als 40 Jahren mit Cale regelmäßig zusammen spielen) und sogar der Busfahrer voller Liebe und Respekt über ihren JJ sprechen, der nie die Ruhe verliert und immer sehr entspannt und positiv mit seinen Mitmenschen und Kollegen umgeht. Wenn der Toningenieur berichtet, wie der technisch recht versierte Cale schon seit Jahrzehnten seine Aufnahmen selbst mischt und dabei mit seinem legendären Rhythmusgefühl und vielen kleinen Instrumentalparts einen einmalig dichten, treibenden (und selten kopierten) Sound erreicht.

                        Ein wirklich brillanter Sound und viele Konzertmitschnitte, die gekonnt übergeblendet werden - man merkt hier, das die fantastisch eingespielte Band ihr Repertoire exakt im gleichen Groove und Tempo spielt. Die Überblendungen sind mit geschlossenen Augen praktisch nicht zu merken. Beeindruckende "Solo-Auftritte" von Cale, der selbst begleitet kleine, wunderschön schlichte Instrumentals ebenso faszinierend bringt wie heftig groovende Up-Tempo Nummern. Und auch das Geheimnis des "laid-back" Musikstils von Cale wird etwas gelüftet: Bei den teilweise wild improvisierten Konzertmitschnitten wird deutlich, dass diese Band aus älteren Herrschaften mit der Attitüde einer swingenden Jazzband spielt - das Rhythmusgefühl liegt vor dem Schlag, das Schlagzeug swingt und Improvisation ist erwünscht. Nur die Harmonien, die Gitarrenriffs und der stoische Bass haben ihre Wurzeln im Country, Blues und Rock. Eine sehr attraktive Mischung von Musikstilen, entspannt serviert - das durch alle Altersschichten gemischte, stets begeistert mitgehende Publikum dankt es. Eine runde Musikdoku über den 2013 verstorbenen Cale, der über mehr als 40 Jahre eine kleine Nische in der Musik konsequent besetzte. Und der kamerascheue, privat sehr zurückhaltende Cale hat sich nur für diese eine Doku so weit geöffnet - ein Stück Musikgeschichte.

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                        • angucker 30.12.2018, 18:33 Geändert 07.01.2019, 13:35

                          Nee, oder? Der wohl wichtigste deutsche Hollywoodstar der 60er Jahre? Kein Kommentar? Also:
                          1. Meine Frau wollte ihn immer heiraten. Ging aber nicht mehr, was mein Glück ist.
                          2. Ich habe Horst Buchholz und Harald Juhnke jeweils in Berlin auf den Bus warten sehen. Harald Juhnke war um 16 Uhr (wahrscheinlich auf dem Weg zu einer seiner unsäglichen Komödien am Kurfürstendamm) noch nicht richtig wach und sah ziemlich alt und krank aus. Und Horst Buchholz war auch nicht mehr der Jüngste, aber strahlte so hell und durchsichtig über den Kurfürstendamm, dass ich glaubte, gerade durch eine Filmkulisse zu fahren. Aufrecht wie ein gut gespitzter Bleistift an einer Bushaltestelle am Lehniner Platz. Sein markantes Gesicht etwas abwesend und zugleich so magisch anziehend. Das ist eben der Unterschied zwischen Berliner Original und Berliner Weltstar.

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                            angucker 29.12.2018, 21:36 Geändert 29.12.2018, 21:42

                            Schwer gezeichnet von Botox und plastischer Chirurgie schleppen sich Sandra Bullock und Cate Blanchett durch einen überflüssigen Film voller Mode, female Trashtalk und Gimmicks, der erst gegen Ende Fahrt aufnimmt als die nicht operierten älteren Diven und die Männer auch mal dürfen. James Corden hätte noch singen sollen. Das wäre interessanter gewesen als das doofe Overacting von HBC. Schade, Denn Anne Hathaway, der Score und die Regie von Gary Ross zeigen, dass hier mehr möglich gewesen wäre.

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                            • angucker 28.12.2018, 12:47 Geändert 29.12.2018, 11:53

                              Endlich mal ein Film über das Green Book. Das Thema war mir bis zu meiner USA-Reise einschließlich "Volkhochschul-Vortrag" in Natchez (Mississippi) völlig unbekannt. Ein Reiseführer für Schwarze zum Überleben im rassistischen Amerika. Man glaubt es ja nicht, aber als Schwarzer konnte man ohne Green Book und bis zur Aufhebung der "Crow Gesetze" durch den Civil Rights Act 1964 noch nicht einmal auf das "weiße" Klo gehen.

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                                angucker 28.12.2018, 09:35 Geändert 29.12.2018, 11:17
                                über Ali

                                Einmal mehr bestätigt Regisseur Michael Mann mit diesem Film, dass er der Kameramann unter den Regisseuren ist. Wie er es schafft, die Eleganz und Rohheit des Boxens in Bilder umzusetzen, das ist selten - vielleicht einmalig. Mit dem Subjekt der Boxlegende Ali tut sich der Film dagegen schwer. Die öffentliche Person Ali und auch sein Manager Don King waren schon zu Lebzeiten "überfilmt" - jeder hat schon legendäre, ikonische Aufnahmen von Ali gesehen in Fernsehübertragungen und Dokus wie "When We Were Kings". Da können mit Verlaub die Mätzchen eines Will Smith nicht konkurrieren.

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                                  Echt zwiespältig, da ich ein Kind der 80er Jahre bin: Colin Farrell spielt gegenüber Don Johnson in der untersten Kreisliga. Zwar nimmt man ihm mühelos den versoffenen Cop ab, aber null Charisma ist eben zu wenig. Auch trödelt die Handlung im Mittelteil übel dahin, die Liebesgeschichte des Kreisligaspielers mit der ungleich höherklassig spielenden Li Gong ist zwar schön in Bilder übersetzt - aber was soll der Mist eigentlich? Und so bestätigt mir Michael Mann einmal mehr, dass er der Kameramann unter den Regisseuren ist. Diese obergenialen Einstellungen, diese Speedbootfahrten in dunkelblau leuchtendem (!) Wasser, diese an den Schauspielern klebenden Kamerafahrten, diese wilden Farbeffekte - der Bilderrausch nimmt mich locker zwei Stunden mit. Wie schon bei dem für mich völlig überschätzten "Heat" von Michael Mann trifft eine extrem schwache Story auf wundervolle Kameraarbeit. Schade eigentlich.

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                                    Genau so gut oder schlecht wie der erste Teil - das will bei einem Sequel schon was heißen. Offen gesagt finde ich ich Filme mit Racheengel Zielgruppe Männer über 40 thematisch mittlerweile sowas von zum Kotzen, immer und immer dieses (würde meine Frau sagen) "postpotente" Herumgekloppe a´la Neeson und Washington. Da hat sich seit Charles Bronson und Clint Eastwoods Streifen wenig geändert und es ist nicht schön: Der Supermann mit deutlich Übergewicht legt reihenweise austrainierte Jungspunde flach und gibt in der Nebenrolle noch den moralischen Daddy. Und dann noch in diesem Fall mit christlichen Bezügen zu allen Racheengeln der letzten 3 Jahrtausende - ekliger geht eine Story kaum noch. Aber dafür bekommen wir Action-Handwerk vom Feinsten, Regisseur Fuqua breitet wie schon im Erstling eine flüssige Folge interessanter Bilder aus, lässt den zum Schluss in die Handlung eingreifenden Hurrikan langsam heraufziehen, setzt digitale Effekte gezielt und sehr filmdienlich ein, schafft auch dank der geschickten Tempowechsel des Drehbuchs immer wieder interessante Spannungsbögen, inszeniert die kurzen Action-Sequenzen effektvoll und originell (ich bekam schon Gänsehaut, als die großartige Melissa Leo mit ihren Begleitern in den Fahrstuhl einsteigt) - das ist alles handwerklich hervorragend gemacht und mächtig unterhaltsam. Und dann noch Darsteller wie Washington und Melissa Leo (die ja mit jeder Falte immer besser wird) - ich schalte die Birne aus und gönne mir gern ein "guilty pleasure", wenn die Ingredienzen so lecker angerichtet werden wie hier.

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                                      Ein Propagandafilm für das chinesische Militär, aber darin unterscheidet sich dieser Streifen null von ähnlichen Produktionen aus den USA und Sowjetunion. Schön finde ich, dass die chinesischen Kommandeure immer und ständig "die Vorgesetzten" fragen - genau so stelle ich mir chinesisches Militär vor. Sehenswert sind Kamera und Schnitt, da werden wirklich beeindruckende Einstellungen produziert, Luftaufnahmen vom Feinsten, die Atmo bei den Straßenszenen passt, selbst die Hochglanzaufnahmen von chinesischen Schlachtschiffen und Gadgets genügen höchsten Standards. Irgendwo müssen die 40 Millionen Dollar Produktionskosten und die massive Unterstützung der PLA Chinas ja geblieben sein. Es gibt auch starke Frauenrollen, auch wenn diese Charaktere jegliche Feinzeichnung vermissen lassen. Leider ist der Rest des Films wie ein nur beinahe gelungenes China-Handy: Die Figuren sind (nicht nur wegen ihrer asiatischen Herkunft) völlig beliebig und werden ohne jede charakterliche Ausformung oder Entwicklung durch die Handlung und Schauplätze geschleift. Die Leidenschaft eines Soldaten für Süßigkeiten ist da schon der absolute Höhepunkt in der Figurenzeichnung. Trotz der spektakulären Explosionen und Ballerei fehlt eine ordnende Hand im Drehbuch. Welche Panzer da gegen wen kämpfen (und wo die vielen Panzer auf einmal herkommen), warum der jemenitische Scharfschütze (eine nette kleine Nebenrolle) trotz Kopfschuss auf einmal 60 km weiter wieder auftaucht, um mehrere chinesische Helden zu zerlegen - all diese und zahllose weitere Glitches und Ungereimtheiten machen den Film zu einem drehbuchtechnisch völlig hirnlosen Spektakel. Sehr negativ auch das Fehlen guter Kampfszenen. Bis auf das verzweifelte Ringen der chinesischen Heldin gegen einen "Aufständischen" kurz vor Schluss bleibt da absolut nichts hängen. Was auch an den völlig fehlenden Tempowechseln liegt, es geht wie in einem Ego-Shooter immer nur mit Ballerei voran, wobei die chinesischen Helden ständig weniger werden. Selbst die aussichtsreiche Szene einer Folter durch den islamischen Oberbösewicht (ich musste sehr an Shakespeare und seinen Shylock denken) ist vergurkt, weil es an den für Spannungsaufbau so wichtigen Pausen in der Szene fehlt. Und ständig verfolgt mich, dass Ridley Scotts Meisterwerk "Black Hawk Down" - ein Film mit praktisch identischer Handlung oder auch "Operation Kingdom" filmisch (Spannungsaufbau, Action, Figurenzeichnung) einfach mehrere Klassen höher spielen. Das ist hier trotz des gewaltigen Aufwands maximal Oberliga im Genre. Der enorme wirtschaftliche Erfolg des Films ist da wohl nur mit einem anspruchslosen Publikum oder heftigen nationalistischen Ressentiments zu erklären.

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                                        <Spoiler enthalten > Auf Kunst getrimmter BR-Kitsch mit ständig schwankender Kamera und extra schlecht ausgeleuchteten Einstellungen, bei dem alle Darsteller so richtig auf Drama machen sollen. Allen voran Lars Eidinger, dessen Transgender jedes Klischee bedient und alle Polizisten sind soziopathische Kriminelle mit Kontrollverlust. Zuletzt vergisst der Kommissar seine eigenen Beweismittel und macht sich so richtig strafbar, um Geld zu sammeln für die Geschlechtsumwandlung der Transe. Da sind beim Drehbuch alle Sicherungen durchgeknallt. Die einzig glaubwürdige Figur ist die von Anna Maria Sturm bodenständig angelegte Kriminalassistentin und die kündigt, um Pferde zu pflegen. Wäre sie nur bei den Pferden geblieben. Solche Episoden als Hauptdarsteller runterspielen zu müssen ist vermutlich die absolute Hölle.

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                                          Soooo schwach und überzogen. Von der ziemlich miesen Guttenberg-Kopie des Ken Duken über die absurden Entwicklungen der Handlung, die bescheuerten Einfälle und Ausfälle des Drehbuchs (eine onanierende Dirndl-Dame in der Dorfgaststätte, bedrogte Möchtegern-Gangster mit albernen Masken) und was soll das Ganze? Effekt schinden. Da hat Dominik Graf viel bessere Sachen gemacht.

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                                            Sehenswert in jeder Hinsicht. Spielt in der abgeschlossenen Welt des Gefängnisses ("bedenken Sie, die Justizbeamten haben lebenslänglich" sagte mein alter Prof), hat interessante Einstellungen (ganz nah dran zumeist, ein zuckendes Auge reicht da schon) und Sandra Hüller/Matthias Brandt zünden ein Feuerwerk von kleinen und großen Gesten, die mehr zum Fortgang der Handlung beitragen als jeder bescheidene Dialog des üblichen Fernsehkrimis. Dazu noch ein interessanter Plot und ein schöner Showdown am Ende - wage es bloß nicht, dich mit dieser austrainierten Sandra Hüller anzulegen. Macht viel Spaß und ist ästhetisch ansprechend - unterhaltend sowieso.

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                                            • 7

                                              Sehr unterhaltsamer, komplett dialogorientierter Film über einen extrem unangenehmen Psychopathen. Man muss hier wohl das eher uninteressante Sujet (kontroll- und herrschsüchtiger Egomane mit heftigem wirtschaftlichem Erfolg) trennen von der wirklich überlegenen Machart des Films. Der von Michael Fassbender (was kann der mit diesen Psychopathenrollen gut sein) zwanghaft und eindrücklich verkörperte Jobs wird wohl nur von Marketingleuten und Apple-Fans so richtig vergöttert - aus meinen europäischen Augen eine absolut verzichtbare und moralisch verkommene Figur - aber lassen wir das. Was diesen über zwei Stunden langen Film so unterhaltsam und gut macht, ist der konsequente Einsatz der dialogorientierten Schauspielerei als Mittel der darstellenden Unterhaltung - das ist besser als die meisten Theateraufführungen. Und die Schauspieler hängen sich voll rein. Kate Winslet als ewige Jungfer und Assistentin des Egomanen tritt ebenso hinter ihre Rolle zurück wie der mal wieder völlig faszinierende Jeff Daniels. Wie der den menschlich versierten wie geschäftlich abgebrühten Manager und (immerhin) vermutlich besten geschäftlichen Partner und Freund des Jobs verkörpert, das ist einfach beeindruckend. Katherine Waterston brilliert als wirklich unterirdisch lebensuntüchtige Hippie-Schlampe, die wegen ihrer Unfähigkeit zum selbst organisierten Leben ständig in Geldnot und auf die finanzielle Unterstützung des Ex-Partners angewiesen ist. Ebenso wie Seth Rogen als Steve Wozniak, der ewige Nerd. Besser kann man das eigentlich nicht spielen. Der Film verlässt sich auf die rasanten Dialoge von Aaron Sorkin. Und die Figur der Tochter bekommt gegen Ende fast shakespear'sche Größe. Toller Film über einen völlig überschätzten Typen, der den bösen Kapitalismus im Technikbereich mit seinem brutalen "closed-system, end to end" Prinzip und seiner brutalen Herrschsucht verkörpert wie kaum ein anderer. Aber natürlich in seiner eigenen egomanen Welt nur mit "26,8 % Wahrscheinlichkeit" Vater seiner eigenen Tochter ist.

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                                              • 3

                                                Echter Tiefpunkt des Sportfilms. Lustlose Schauspieler versuchen, der faden Story vom gefallenen versoffenen Sporthelden mit dem jungen talentierten Schützling etwas Leben einzuhauchen. Was durchweg nicht gelingt. Selten so untalentierte Aufnahmen von Tennispielern gesehen - immer so geschnitten, dass keiner der Schauspieler Tennis können muss. Und Martin Sheen spielt im Schlafwagenmodus den Papa - verzichtbar.

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                                                  Gelungen: Fernsehkrimi ohne die bescheuerten "ich gehe jetzt mal den Wagen holen und gucke wie ..." Dialoge. Lakonisch und zeitweise richtig witzig wird in knappen Dialogen verhandelt, wie schwer das Leben ohne die Freundin sein kann, wie schwierig Verständigung eigentlich ist. Quasi. Und dann noch Barbara Auer - charismatisch, eigenwillig und sexy ein gelungener Widerpart zum knuffigen Gegrantel von Matthias Brandt. Schön auch der von Maryam Zaree gespielte Sidekick einer neuen Assistentin, gelungen der brutale Twist am Ende. So wünscht man sich als Zuschauer und als Hauptdarsteller die letzte Episode einer deutschen Fernsehserie. Auch wenn ich immer nicht glauben mag, dass die deutschen Beamten mit Beziehungsproblemen ständig mit ihren rasanten Dienstwagen von München nach Nürnberg düsen wie unsereins von Berlin Charlottenburg nach Lichtenrade - sei es drum.

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                                                    angucker 15.12.2018, 12:53 Geändert 16.12.2018, 14:30

                                                    Wer Kinder oder Musik mag, wird diesen Film zumindest mögen. In diesem etwas vorhersehbaren Plot spielen beide die Hauptrolle. Die rotzigen, beschädigten, verwahrlosten Kinder sollen zur Geige gezwungen werden von einem (sehr überzeugend in seinem zurückhaltenden Spiel mit der reduzierten Körpersprache: Kad Merad) eher uninteressierten Geigenvirtuosen. Beide haben es zunächst schwer miteinander, kämpfen, beleidigen und quälen sich. Bis... - na ja, kurz bevor der Film in bemühten Feelgood-Kitsch abdriftet, kommt schon der große Auftritt. Und davor eine der anrührendsten und konsequentesten Einstellungen in meinem diesjährigen Filmjahr: Etwa 20 aufgeregte Schüler und deren Lehrer mit Geigen in der Hand warten im abgedunkelten Vorraum der Philharmonie auf ihren Auftritt. Schweigend, atemlos, zitternd vor Anspannung. Und die Kamera fährt elegant wie im ganzen Film "hautnah" durch die Gruppe, über Gesichter, verweilt auf Händen und Instrumenten. Keine Musik. Niemand spricht. So physisch erlebbar und klischeefrei habe ich die Anspannung vor einem großen Auftritt noch nie im Film erlebt. Großes kleines Kino. Schön auch die unverbrauchten Gesichter der Kinder, die hervorragend angeleitet ihre Rollen ohne Pathos und falsche Übertreibung spielen. Dagegen verblasst praktisch jede Hollywood-Schmonzette oder deutsche Produktion mit Kindern deutlich - ein Kammerspiel ohne großen Aufwand verfilmt mit schöner Charakterzeichnung. Da stören die Klischees im letzten Viertel wenig. Und die misslungene Probe der Kinder auf dem Dach des Wohnsilos ist ein weiteres Highlight des Films. Wie hier die Konflikte und die Verzweiflung der mit sich und ihren Schwierigkeiten kämpfenden Kinder aufbrechen - einfach toll inszeniert.

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