angucker - Kommentare
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Alle Kommentare von angucker
Gradlinig gemachter Actioner mit excellenten Kameraeinstellungen und flüssigem Schnitt. Bei der Ermordung des Waffenhändlers hängt das Mikro von oben ins Bild. Der Film versucht nicht mehr zu sein als er ist und hat auch noch einen guten Score. Dazu gibt es noch reichlich Eye Candy für die großen Jungs wie Eames Sessel, Röhrenverstärker und schöne alte Autos. Sehr solide.
Wow, das ist ja mal ne Liste. Kann zwar das manieristische Getue von Greenaway nicht eine Minute ertragen und habe auch mit einigen anderen Regie-Göttern auf der Liste so einige Probleme, aber die Kombi machts.
Interessanter Stoff auf unterirdische Art verfilmt. Da wollte der in Hollywood angekommene Paul Verhoeven sich treu bleiben und martialisch provozieren. Da wird mit pestilentem Hundefleisch geschossen (!), vergewaltigt und gemordet mit literweise Theaterblut. Da werden Orangen von der Burgzinne geworfen (die gab es im Mittelalter ja im Supermarkt), in ernsteren Fällen werden auch mal 4 Speere zur finalen Tötung des Karsthans benutzt, da werden bedeutungsschwere One-Liner rausgehauen ohne Ende. Aber leider passt nichts zueinander. Die Schauspieler wirken (auch dank der lieblosen deutschen Synchro), als würden sie im Schülertheater ihren Text aufsagen. Da stimmt kein Anschluss, stimmt kein Schnitt. Da sind die einzelnen Szenen so statisch und künstlich arrangiert, dass es zum Gähnen ist. Und dann ist das Ganze (bei allen provokanten Szenen) auch noch komplett auf FSK 16 getrimmt. Eine reizend besetzte Jennifer Jason Leigh macht durch ihre Nacktheit allein noch keinen drastischen Film und gestorben wird fast immer außerhalb des Blickwinkels der Kamera - Theaterblut aus dem Off sozusagen. Aus dem Drehbuch hätte man mit mehr Sorgfalt und weniger breitbeinigem Erzählfluss viel mehr machen können. Und Rutger Hauer kann so dermaßen nerven - wenn die Regie ihn lässt, dann liefert er haufenweise Klischees aus Blade Runner und stereotype Mimik ab. Ich habe immer nur noch auf die Taube gewartet. Für mich bisher mit Abstand der schlechteste Film von Verhoeven. Was bei "Starship Troopers" in der rohen Inszenierung noch zum Gesamtkunstwerk beiträgt, hier sind es im Vergleich (ich kenne nicht viele Mittelalter-Schinken) zu Gladiator von Ridley Scott die gravierenden Mängel der Inszenierung, die mir den Film komplett verleiden.
Lahme James-Bond Kopie italienischer Machart mit allen typischen Zutaten der 60er Jahre: Leicht bekleidete Mädels, der Held trägt Maßanzug, Motorboote, Sportwagen und reichlich sexistische Sprüche. Natürlich geht es um Gedankenkontrolle und die Weltherrschaft. Leider sind die Details (Schießereien, Kampfszenen, Verfolgungen) extrem schlecht gemacht, so dass zu keinem Zeitpunkt Freude aufkommen kann. Nur die modischen Ausstattungen, Frisuren und Kulissen im Stil der 60er sorgen für etwas nostalgische Aha-Effekte. Insgesamt aber verzichtbar. Was für ein Meisterwerk der zwei Jahre früher entstandene "Goldfinger" aus der James Bond Franchise ist - das wird beim Betrachten dieses Films erst so richtig klar.
Emotionale Intelligenz und rationale Intelligenz. Brad Pitt als wilder, instinktiv handelnder und instinktgesteuerter Ex-Spieler und sportlicher Direktor eines relativ armen Baseball-Proficlubs heuert einen dicklichen Nerd (grandios in seiner ungelenkigen Art und präzise in seinen kurzen Szenen - Jonah Hill) an, um mit wenig Geld und viel Statistik Meister der Profiliga zu werden. Dieses einfache Setting in einer Sportart, die ich komplett nicht verstehe oder mag fesselt locker über mehr als 2 Stunden Spieldauer. Knackige Dialoge, tiefe Einblicke in eine ziemlich seltsame Arbeitswelt (genial: das erste Treffen der Scouts, bei dem Pitt beschließt, beim Scouting und Einkauf von Menschenmaterial zukünftig andere Wege zu gehen), lakonische Dialoge, die viel verraten über die Bedürfnislage der handelnden Personen (es geht selten um Gefühle, meist aber um "haben wollen").
Dazu enorm klischeefreie Kameraeinstellungen, die sich auch mal trauen, auf den Gesichtern der Protagonisten tiefe, rabenschwarze Schatten zu lassen, ein guter Schnitt - Bennett Miller und sein Drehbuch von Aaron Sorkin fesseln und unterhalten auch auf der mehr formalen Seite. Gut gecastete Nebendarsteller (Chris Pratt als schwerfällig-tumber Baseballspieler, Philip Seymour Hoffman als schwieriger Coach). Und die Ehrenrettung für Brad Pitt, der endlich mal zeigen darf, dass er auch echte Charakterrollen "drauf" hat. Scheibenkleister: Ein Film über ein Thema (Baseball), das mich null interessiert, mit einem Hauptdarsteller, den ich eher sosolala finde und dann das! Aaron Sorkin hat mich mal wieder (wie schon mit seinem Pokerdrama) in eine fremde Welt mitgenommen und gut unterhalten.
Sehenswerte Tricktechnik, witzige Dialoge, gut gemachter Spannungsaufbau auch innerhalb der Szenen (beispielsweise im Leichenschauhaus der Dialog vor dem Rollwagen). Und zwei Hauptdarsteller, die sich voll reinhängen. Warum nicht mehr Punkte? Es ist eben nur gut gemachtes Popcorn-Kino, es fehlen Tiefe und Bedeutung und die deutsche Synchro von Will Smith war schon immer unerträglich für mich - rassistischer im "Neger-Sprech" geht es ja kaum noch. Ein Genreklassiker ohne den ganz großen Wurf.
"Es gibt drei Arten von Mensch in der Pornobranche: Süchtig nach Sex, süchtig nach Geld und süchtig nach Ruhm." Sharon Mitchell, Gründerin der AIM (Adul Industry Medical Health Care Foundation) war 20 Jahre lang opiatabhängig und Darstellerin in der Pornobranche, bevor sie einen Doktor in Medizin machte, in Sexualwissenschaften promovierte und zum Anlaufpunkt für die medizinische Versorgung und Kontrolle der Darsteller im San Fernando Valley wurde. Sie wirkt mit ihren rund 60 Jahren fitter und orientierter als die meisten 30jährigen. Bevor sie ihr Leben änderte, wurde sie von einem Stalker überfallen, vergewaltigt und fast zu Tode geprügelt. Solche und ähnliche Einblicke gewährt diese zutiefst konservativ gemachte Doku, die gänzlich ohne belehrende Kommentare aus dem Off auskommen kann und die zur Zeit der Entstehung wichtigsten Akteure der kalifornischen Pornobranche einfach nur beobachtet und interviewt. Was ebenso verstörend wirkt wie aufschlussreich. Jens Hoffmann hat gut recherchiert. Der damals wie später wichtige Agent in Porn-Valley, Mark Spiegler, kommt ebenso ausführlich zu Wort wie Otto Bauer, ein in seiner ganzen zuhälterhaften Fürsorglichkeit mit seiner Ehefrau harmlos, aber als Darsteller und Regisseur unfassbar zynisch und verkommen wirkender Mann. Das ganze Fußvolk und auch einige Legenden der Branche geben Einblicke in eine der seltsamsten Arbeits- und Lebenswelten der zivilisierten Gesellschaft. Unaufgeregt, wertungsarm und nicht so völlig distanzlos wie viele Dokus zu diesem Thema.
Familiendrama mit unterirdisch schlechten Musikeinlagen. Jedes dämliche Klischee wird abgearbeitet und bis auf Rebecca De Mornay als nette Tante kann keiner der Akteure auch nur annähernd schauspielern. Sehenswert eigentlich nur die Frisuren und Haartönungen der Darsteller. Die Frisurabteilung hat ganze Arbeit geleistet.
Mehr als 2 Stunden dialogorientiertes Drama mit umfangreichen Off-Kommentaren über Pokerspieler? Ein zäher Brocken von Film über ein Thema (Poker, Glücksspiel), das mich weder interessiert noch fesselt. Und doch gelingt es dem geschickt gewählten Cast, gelingt es Jessica Chastain als ganz faszinierender moderner Charakterdarstellerin, gelingt es einem feinen Drehbuch diese theoretisch öde Geschichte der gefallenen Intelligenzbestie bis zuletzt spannend zu halten. Hier wird nicht das übliche HeldInnendrama inszeniert, sondern eine Charakterstudie entworfen, die von Kontrolle und Spiel erzählt, von Versuchen, sich selbst und andere zu kontrollieren, zu dominieren und dabei noch Spaß und Befriedigung zu empfinden. Überhaupt etwas zu empfinden. Wie ich bei einem Drehbuch von Aaron Sorkin schon erwartet hätte, hält das wirklich gekonnt adaptierte Drehbuch die Bälle in der Luft, verzichtet auf moralische Wertungen, schafft mit dem von Kevin Costner charismatisch gespielten "Kontroll-Vater" einen Gegenpol zu der übergroßen Frauenfigur, führt mit "Spieler X" (sparsam und effizient: Michael Cera) eine ziemlich interessante Nebenrolle ein und verheddert sich auch dank der ziemlich klischeehaften Performance von Idris Elba erst gegen Ende immer mehr in Klischees und Redundanzen. Na ganz so faszinierend heldenhaft ist die Figur der drogensüchtigen Poker-Veranstalterin dann vielleicht doch nicht. Handwerklich hervorragend gemacht erzählt der Film seine Geschichte mit geschickten Tempowechseln, in gut gemachten und rhythmisch geschickt variierten Schnitten und immer wieder tauchen Figuren auf, die einfach großartig gecastet sind: So wirkt der fette brutale alte Mann zum Beispiel, der im Auftrag der russischen Mafia die Molly Bloom überfällt, beraubt und schlägt ebenso interessant und authentisch wie die zum Teil skurrilen Charaktere am Pokertisch. Im Vergleich etwa zu "I, Tonya" ein Lichtblick des Genres.
Etwas distanzlose Doku über die Anfänge des Pornofilms in Italien. Skurril und sehenswert ist es, wenn hier auch politische Aktivisten der 70er Jahre ("unser Körper gehört uns") zu Wort kommen, die als persönliche Befreiung von Kirche und Staat den Weg in die Nacktheit wählten, große Demonstrationen und Happenings mit unzähligen Nackten und vielen anarchischen Parolen veranstalteten und mit großem, operettenhaftem Pathos wortreich die Vorzüge der körperlichen Befreiung preisen. Das gibt interessante Einblicke in diese für mich so typisch italienische Verbindung von anarchischem Lifestyle, pathetischer Rhetorik und bunter Lebensart. Auch die langen Originalaufnahmen, Interviews, vermitteln viel Atmo. Da hat der Pornoproduzent im Ruhestand seine ganze Wohnung mit Filmplakaten der 70er Jahre dekoriert, ein anderer trägt eine hellrosa Jacke zu pinkem Schlips und Ilona Staller (die es bis in den italienischen Senat schaffte) guckt so abgehoben entrückt in die Kamera, als hätte sie das falsche Kraut geraucht. So ist für jede/n was dabei: Die eiskalten Geschäftsleute auf dem Pornotrip mit ihren Sprüchen, die wilden Politaktivisten mit ihrem ganzen Pathos und die abgehobene Kunstfigur Ilona Staller als hellblonde Projektionsfläche für die verklemmten Untertanen der italenischen Kirche und des Staates. So 70er!
Ach, Mensch! Lieber Rolf Hoppe, jetzt bist Du im Schauspieler-Jenseits und darfst mit Deinen kleinen lebhaften Augen auf die übrig gebliebenen Groß-Schauspieler (Sub-Genre: Deutschland/Ost) gucken, darfst Märchen vorlesen mit Deiner warmen, weichen Stimme und etwas weniger arbeiten. Ich hab Dich immer lieb gehabt, weil Du meinem längst verstorbenen Vater so ähnlich siehst, immer wieder interessante Rollen übernommen hast und die mit Deiner enormen Präsenz (kann man nicht spielen, Til Schweiger, hat man oder hat man nicht) ganz uneitel und immer passend auf die Leinwand gebracht hast. Als Du für die "West-Zuschauer" wie mich in den 80ern Deinen ersten international beachteten Auftritt hattest (mit einem faszinierend soften und trotzdem schlangenhaft gefährlichen Hermann Göring in "Mephisto") da warst Du schon über 50 Jahre alt und ein gestandener Staatsschauspieler der DDR. Dein infantiler und verspielter König von Spanien in Konrad Wolfs "Goya" machte mich lachen, Dein Rabbi in "Alles Auf Zucker" war so verschlagen und ernst wie ich mir einen Rabbi nur vorstellen kann. Und nie hatte ich bei Deinen leider zu seltenen Rollen im Film das Gefühl, hier einen Schauspieler, einen Star, zu sehen. Was Deine Kunst noch größer macht - Du bist in die Rollen eingetaucht ohne Wenn und Aber. Kein Schauspiel-Star, sondern ein Künstler ohne Allüren, der Rollen zum Leben erweckt. Leider habe ich Dich nie in Dresden oder anderswo im Theater gesehen. Aber wie Dein französisches Pendant Philippe Noiret warst Du sicher auch auf der Bühne ein ganz Großer.
Es gibt sie noch, die klassische Screwball-Komödie. Wo Dialoge alles sind. Wo man genau hinhören muss, wenn zum Teil absurde Verknüpfungen hergestellt werden Anspielungen gemacht, gebalzt und gedroht wird. Nach den vielen schlechten und gemischten Rezensionen war ich überrascht, dass dieser Film zwar massive technische Mängel hat (dazu später mehr). Jedoch sind die interessanten und zum Teil sogar berühmten Schauspieler (Julian Moore als Jungfrau Maria, Josef Gordon-Levitt als Porno-Blogger mit Mutterproblem und natürlich Timothy Oliphant als geheimnisvoller und extrem cooler Privatdetektiv) für ihre umfangreichen Sprechrollen perfekt gecastet. Und die zwischen absurder Komik, banalem Klamauk und greller Romantik angesiedelten Dialoge ziehen alle Register. Da kürzt auch mal in einer sehr langen ruhigen Einstellung mit der Hauptdarstellerin auf dem Bett ein durchgeladener Revolver unter dem Bett eine mäandrierende Unterhaltung brutal ab, da gibt es glühende Liebeserklärungen auf dem Damenklo, absurde Dialoge zu Liebe, Treue und Eifersucht einschließlich aller denkbaren und undenkbaren Körperfunktionen und es gelingt dem Drehbuch auch stets, sich selbst und seine Personen nicht allzu ernst zu nehmen. Lange hat mich eine Komödie nicht mehr so gut unterhalten wie dieser kleine Film. Die Leichtigkeit hat etwas von Ernst Lubitsch, die Zotigkeit erinnert an die pubertären Späße von Frank Zappa und nie nimmt sich das Drehbuch selbst oder seine Personen so ernst, dass es blöd wirkt. Eine unendliche Fülle von verdeckten und offenen Anspielungen, seltsamen Zwischentönen und Querbezügen ist schlicht und einfach unterhaltend (jedenfalls für mich).
Leider hat der Film auch allerschwerste handwerkliche Mängel. Die Kamera wackelt, als habe ein betrunkener Oberschüler mit seinem Handy gefilmt. Die Schnitte und insgesamt die Inszenierung der Dialoge sind so unterirdisch schlecht, dass man teilweise die Augen schließen möchte, um die langweilige Abfolge von Schnitt und Gegenschnitt nicht länger ertragen zu müssen. Die eigentlich originell und gut besetzten Schauspieler wirken auch durch die völlig unterirdische Synchronisation (das klingt, als hätten einige mittelmäßige Synchronsprecher versucht, das ganze Drehbuch an einem halben Tag herunter zu lesen) desorientiert und hektisch was zum Teil auch daran liegt, dass die Regie den Schauspielern offensichtlich sehr genaue Regieanweisungen mitgegeben hat. Das führt (anders als bei ähnlichen Filmen etwa von Robert Altmann) dazu, dass die Schauspieler praktisch zappelig werden vor lauter erzwungener Aktion in kurzer Zeit. Zudem ist in der deutschen Fassung der Ton so schlecht, dass man die Dialoge gegenüber der ständig im Hintergrund duldenden und absolut unterirdischen Filmmusik kaum noch verstehen kann. Es ist jammerschade. Mit so schweren handwerklichen Mängeln bekäme der Film bei mir maximal 5 Punkte. Hier gibt es aber 2 Extrapunkte für das originelle Drehbuch und Casting einerseits sowie andererseits für die heute viel zu selten umgesetzte Idee, sich bei einer Komödie ausschließlich auf geschliffene Dialoge und etwas komplexere Handlung zu verlassen. Mit Sicherheit werde ich diesen Film noch einmal im Originalton und ohne die bescheuerte Synchronisation versuchen.
Der Lebens- und Leidensweg von Alfred Löw und Frank Wolf, zwei verfolgten Berliner Juden im New Yorker Exil und der rasante Aufstieg ihres Labels "Blue Note" sind Legende. Wie sich Alfred Lion (wie er in Amerika hieß) und sein Freund seit 1939 der benachteiligten und drangsalierten schwarzen Jazzmusiker annahmen, sie entdeckten, förderten, mit Sandwiches und Schnaps versorgten, in das legendäre Aufnahmestudio ihres Tonmeisters Rudy van Gelder (ein Einfamilienhaus im rein-weißen New Jersey) mitnahmen und dabei die bis in die 60er Jahre bahnbrechenden Jazzaufnahmen produzierten - Legende! Da schöpft diese im wesentlichen aus Interviews mit dem tiefenentspannten Herbie Hancock, dem kritischen Bennie Maupin, dem intellektuellen Ron Carter und den vielen anderen Musikern des Labels bestehende Doku aus dem Vollen. Das ist jedenfalls für einen Jazz-Fan wie mich spannend, witzig, immer wieder erhellend und beste Doku. Und dann noch die ebenfalls stilbildenden Fotografien des Frank Wolf - im Nebenberuf Fotograf. Wie er die scheuen, die erschöpften, die eleganten, die schwitzenden und manchmal bedrogten oder wilden Musiker im Bild einfing - Legende! Atemberaubende Fotos gibt es hier zu sehen, aber kaum originales Filmmaterial. Denn Löw und Wolf hatten anderes zu tun, keine Zeit für Videos oder Filmdokus.
Das ersetzt der Film durch Zeichentrickpassagen im Stil des Comic. Was nicht immer passend ist. Und wenn Herbie Hancock (ein Riese von Mann) in seinem violetten Hemd anfängt, vor laufender Kamera den absurd unrhythmischen Tanz von Frank Wolf nachzumachen ("at least that is what he felt as a rhythm") - das ist auch entspannt und heiter. Man erfährt viel über die Schwierigkeiten vor allem auch der schwarzen Musiker in den USA, als diese noch von Klu-Klux-Clan und Rassentrennung geprägt waren. Sehenswert, wenn man Spaß an Zeitzeugen und ihren Erzählungen hat.
Bis auf die teilweise schön beklemmenden Aufnahmen im Zug ein belangloser Neeson Actioner mit einer sagenhaft bemühten Story, die dann zielsicher in einer absurden Verschwörungstheorie vom übermächtigen Verbrechersyndikat verendet. Weit unterdurchschnittliche Klopperei und ein paar lahme Bankerwitze.
Lahmes Fernsehspiel um zwei gehörnte Schriftsteller, das in Punkto Kamera und Schnitt extrem betulich daher kommt. Benno Führmann kann in seiner wohl genährten Physis den Verfall des getriebenen Künstlers nicht glaubwürdig verkörpern. Die teilweise sehr banalen Dialoge werden mit lahmen Schnitten auf die sprechenden Gesichter abgefilmt und dazu redet eine männliche Stimme aus dem Off und erklärt, was gerade passiert. Unbedingt verzichtbar.
Armut als Thema. Mütter, die aufs Ganze gehen. Herrjemineh - dieser eher unbekannte Film hat mich sowas von "geflasht"; praktisch in jedem Punkt ein überragender Film. Der Film ist enorm spannend, hat eine involvierende Atmo, einen sparsamen und geschmackvollen Soundtrack, interessante Twists und Schleifen im Drehbuch und zeigt uns eine Welt an der Grenze, die zugleich aber auch unsere Welt sein könnte - Flüchtlinge, Schlepper, Armut - das sind ja auch in Deutschland keine ganz unbekannten Themen.
Fangen wir mal mit dem Setting an. Hier geht es um Armut in einer Form, die wir uns als Normalos im deutschen Sozialstaat praktisch nicht vorstellen können. Die Kinder bekommen Popcorn mit Orangensirup als Hauptmahlzeit, weil die Kasse leer ist, der Mann ist mit dem Geld davon zum Zocken, der Job im Supermarkt reicht nicht fürs Nötigste und man lebt im "Wohnwagen"/Trailer - da bekommt der in den USA so bezeichnete "trailerpark trash", die weiße Unterschicht, breiten Raum. Da ist das etwas größere "mobile home" der absolute Traum vom Glück, mit der Beförderung oder einer Vollzeitstelle wird es sowieso nichts. Melissa Leo und Misty Upham spielen das mit vollem Körpereinsatz. Mager, verhärmt wirkend mit schwarzen Fingernägeln, splissigen Haaren und fast durchsichtig in ihren billigen Klamotten die Eine und stumpf, pickelig, kurzsichtig und aufbrausend die Andere. Jedes verdammte Detail auch in der Ausstattung stimmt, die zum Teil sehr düsteren Locations, oft nur von wenigen Lichtquellen beleuchtet, erzeugen eine enge, bedrückende Atmosphäre. Der pubertierende Sohn (Charlie McDermott - was ein Cast!) ist zu jung zum arbeiten und zu alt, um nichts zu verstehen. Er erlebt die Tragödie der Armut besonders intensiv, während der Kleine (einfach süß, blass und schlecht ernährt mit kirschroten Lippen) noch nichts mitbekommt und sich spielerisch in Lichterketten wickelt. Draußen sind Kälte, Nässe und der zugefrorene Fluss an der Grenze zwischen USA und Kanada, da friert man fast beim Zusehen. Die Nacht ist hell und das Eis des Flusses glitzert matschig - hier tragen auch die Außenaufnahmen viel zur Stimmung bei. Jede Einstellung kommt auf den Punkt, Figuren (wie der Sozialarbeiter im Indianerreservat oder der Ranger) werden abrupt eingeführt und bekommen trotzdem tragende Rollen - hier ist wie auch in den bildlichen Details Aufmerksamkeit gefordert. Wer diesen Film langweilig findet, konnte oder wollte vielleicht einfach der äußerlich einfachen, im Detail jedoch ziemlich komplexen und packenden Handlung nicht vollständig folgen. Dabei kratzen die Dialoge oft nur an der Oberfläche. Die Spannung und das Mitreißende dieses genialen Drehbuchs ergeben sich oft aus bildlichen Fortsetzungen der eigentlichen Handlung, aus Auslassungen, aus einem vergammelten PKW, der nach Tagen immer noch zugeschneit im Wald steht oder einer Chefin der Bingo-Halle im Reservat, die noch wichtige andere soziale Funktionen hat. Und nie wird es platt oder auch nur vorhersehbar. Woraus der eigentlichen Konflikt des Films resultiert, erfährt der aufmerksame Zuschauer erst in der letzten Viertelstunde. Und nie wird es sentimental oder platt auch dank der beiden fantastisch sparsam auftretenden Hauptdarstellerinnen. Und die letzte Einstellung ist zwar etwas romantisch, aber passt und ist ein gutes Ende - auch visuell. Ganz großes kleines Kino, ein Kammerspiel in ungewohnter Umgebung; viele Szenen spielen einfach im Auto oder im Wohnzimmer der Frauen. Kino kann so mitreißend sein auch ohne Hollywood-Stars und großes Budget.
So, jetzt auch die 6. Staffel durch: Lustlos kämpft sich das Drehbuch dem Serienende entgegen. Auch bei den Schauspielern ist die Luft raus. Am sichtbarsten bei Sam Palladino, der zwar immer noch herzergreifend singt, aber ständig nur noch einen Gesichtsausdruck "gequälter junger Mann mit Liebeskummer" zur Schau trägt. Hayden Pannetiere hat es dagegen leicht mit ihrer Entwicklung zur von Depressionen und Übergewicht gezeichneten Ex-Ikone - sie hatte wohl auch im wirklichen Leben nach der Geburt ihres Kindes wie in der Serie einige Probleme und bringt diese ungeschminkt und glaubwürdig vor die Kamera. Nur Chris Carmack darf noch einmal richtig aufdrehen: Seine vorübergehende Wandlung zum dopenden Fitness-Freak ist zwar vom Drehbuch oberflächlich angelegt. Jedoch schafft er es wie schon zuvor in der langen Serie, seiner Figur des schwulen Cowboys physische Präsenz und liebenswerten Humor mitzugeben. Wenn er mit spitzbübischem Grinsen seinem Buddy und WG-Partner Sam Palladino zum Spaß den Hof macht, ist das witzig und belebt den ansonsten eher trüben Reigen der Herzen und Schmerzen. Was die Serie im Verlauf immer schlechter machte, war die zunehmende Beschneidung der musikalischen Einspieler. Kein Song wurde mehr auch nur ansatzweise ausgespielt wie in den ersten 2-3 Staffeln; über 20 Sekunden kommt selten ein musikalischer Beitrag hinaus - da fehlte offensichtlich die intensive Unterstützung durch Buddy Miller und die anderen erfahrenen Produzenten der ersten Staffeln. Und so sind mit dem anrührenden Staffelfinale aller Beteiligten und Team-Mitglieder auf der Bühne des Ryman Auditorium wohl alle Beteiligten froh, dass es jetzt vorbei ist. 6 Jahre sind eine lange Zeit.
Meine Tochter wollte den unbedingt sehen, also bin ich unschuldig. Phantasieloses Drehbuch mit vorhersehbaren, abgedroschenen Gags trifft auf Darsteller, die alle ihre besten Zeiten längst hinter sich haben. Wenn da Malcolm McDowell als seniler Casanova-Papa nicht noch etwas Extravaganz in diese fade Rom-Com bringen würde, wäre es eine glatte Null. Die Begeisterung der Jessica Alba für den ziemlich stark gealtert daher kommenden Brosnan ist ebenso schlecht gespielt wie dessen Balzereien und die verbalen Orgasmen von Selma Hayek. Einfach unterirdisch.
Eine Agentenserie im Stil von "The A-Team" oder "Magnum": Etwas schrille Hauptpersonen, die sich niemals ändern, im Wesentlichen abgeschlossene Episoden, die meist mehrere Plots "Die Klienten" und "Die Burn-Notice - Agentenwelt" verbinden. Kurzweil wird erzeugt durch zum Teil skurrile Bastelanleitungen und viel bunte Action sowie Split-Screens und Schnittgewitter.
Beeindruckend der muskelbepackte magere Körper von Gabrielle Anwar und deren sehr britischer Humor - da werden bei mir Oldie Erinnerungen an Diana Rigg aus den 60ern wach. Liebenswert auch Sharon Gless in der Rolle der exzentrischen Mama des Superspions - hier ist eine wirklich routinierte Schauspielerin am Werk, die ihre kleine Rolle nicht übertreibt und trotzdem gut besetzt. Ich bin jetzt bei der 3. Staffel und schaue immer mal eine Folge nebenher. Anspruchsloser "No-Brainer" für Freunde des britischen Humors.
Eine kluge Story, ein großartiger Cast und trotzdem konnte mich der Film nicht wirklich überzeugen. Denn an einer Stelle hinkt das Drehbuch ganz gewaltig: Der Befehl zum "strategischen" Abschuss der eigenen Atomraketen kommt mehr als eine Stunde zu früh und berücksichtigt auch nicht die Zeit zwischen Abschuss und Einschlag der Atomraketen vom U-Boot Richtung Festland. So ist es, wenn Konflikte vom Drehbuch künstlich aufgebaut werden. Der Befehl kam entweder eine Stunde zu früh oder ging nur auf Bereitstellung der abschussbereiten Raketen - im ersten Fall militärisch sinnlos, im zweiten Fall dramaturgisch sinnlos. Auch störte mich bei der Zweitsichtung, dass im U-Boot (wegen der eindrucksvolleren Bilder) ständig geraucht (!) wird und die sehr künstliche Ausleuchtung der Szenen in wilden Bonbonfarben. Ansonsten spannendes Kino. Wenn der junge Denzel Washington (was ein Kleiderschrank von Mann) auf den Sandsack eindrischt oder Gene Hackman das autoritäre Schwein raushängen lässt. Oder der Schweiß von Viggo Mortensen vor dem Tresor für die Abschuss-Codes - packendes Schauspielerkino.
Gutes Handwerk, beeindruckende Kamera, rasanter Schnitt, ein Idris Elba in Höchstform und eine Story, die bis kurz vor dem Showdown originell bleibt. Dazu noch schöne Außenaufnahmen aus dem fotogenen Paris und sehr solide Action. Nicht außergewöhnlich, aber unterhaltsam ohne Kater danach.
Freunde des Pferdestunts kommen hier auf ihre Kosten. Da reiten Pferde durch Fenster, über Treppen, am Meer entlang (eine schöne Szene), durch Häuser oder einfach mal nur so in den Abgrund. Ich möchte lieber nicht wissen, wie oft hier der Veterinär kommen musste für eine Notschlachtung. Auch Sean Connery (der glutäugige Schotte) hat keine Mühe mit seiner Rolle. Mit leichter Ironie und immer ein verschmitztes Grinsen im Gesicht gibt er den auf westliche Zuschauer getrimmten Berberfürsten. Candice Bergen glänzt mit stets perfektem Make-up und ebensolcher Frisur auch nach tagelangen Wüstenritten. Und spätestens jetzt kam auf unserem Sofa das immer stärker werdende Gefühl auf, hier einen "Old-School" Abenteuerfilm voller Klischees und rassistischer Rollenzuschreibungen zu sehen, dessen Handlung leider auf einen halben Bierdeckel passt. Da krabbeln alle Berber durch den Wüstenstaub wie rollige Kater, um eine Locke von oder einen Kontakt zu der blonden Schönheit zu bekommen. Da sind die Politiker grausame Machos wie Roosevelt oder degenerierte korrupte Schleimer wie der Pascha. Ziemlich öde das Ganze. Nach 1:30 h waren wir raus.
Sicherlich kein Meisterwerk, aber ein Meilenstein: Der noch junge Alfred Hitchcock verfilmt den Reißer "Die 39 Stufen" von John Buchan. Ein spannendes kleines Buch, das zugleich der erste "moderne" Thriller und die Vorlage für das ganze Genre ist: Die Jagd auf den Bösewicht, der coole Superheld, der witzig und charmant die Frauen verführt und die bösen Jungs erschießt - hier ist die Urform des James Bond. Auch Hitchcock bleibt schnell, oberflächlich, im Stil des modernen Agentenfilms. Da werden pausenlos die Orte gewechselt, verfolgt, da wird gestorben am laufenden Band, zwischendurch ein paar lockere Anmach-Sprüche und gut ist. Mit diesem konsequent umgesetzten Konzept, mit wirklich interessanten Kameraeinstellungen, mit einem charismatischen Hauptdarsteller und mit dieser bis dahin neuen oberflächlichen, spannungsorientierten Erzählform ist dies die dramaturgische Vorlage für jeden Mission Impossible oder James Bond. Nicht der ganz große Wurf mit der großen formalen Eleganz späterer Filme von Hitch, aber doch erfrischend, immer wieder witzig - mir hat es gefallen. Einen Extrapunkt für die Innovation und einen für Atmo - der Film ist unfassbare 83 Jahre alt! Wer hier meckert, mag sich mal vergewärtigen, dass Kameras damals so groß waren wie heutige Kühlschränke und dann noch einmal darüber nachdenken, wie geil diese Kamerafahrten bei den Innenaufnahmen eigentlich sind.
Aber wie die Handlung quasi im Rösselsprung von den schottischen Highlands direkt zurück nach London kommt (ohne Gepäck, Geld und Fahrzeug) - sozusagen per Anhalter durch die Galaxis? Egal, "beam me up, Scotty"!
Andreas Dresen zeigt in diesem liebevoll gemachten Hybriden aus Heimatfilm, Musikfilm, Bio-Pic und Drama eine untergegangene Welt: Ostdeutschland. Lausitz. Da, wo die stinkende Braunkohle abgebaut wurde. Mit riesigen Baggern, die breiten Raum im Film und im Leben des "Arbeiterhelden" und Liedermachers (Ost) Gerhard Gundermann einnehmen. Allein schon die spektakulären Aufnahmen vom Braunkohletagebau lohnen den Film. Wenn gigantische rostige Maschinen sich in fettglänzende Hänge fressen und eine kahle Wüste hinterlassen, gegen die fast alle Dystopien verblassen. Mit unendlicher Zuneigung und in langen Einstellungen widmet sich der Film dem bockigen und stets etwas unsympathischen Gundermann und seinen Kollegen, Freunden und Fans, den Menschen aus der Gegend um Hoyerswerda. Die ärmlich gekleidet und etwas skeptisch im Regen stehen, als Gundermann mit seinen Freunden eines der ersten Konzerte gibt. Minutenlang gleitet die Kamera über mürrische, skeptische, vom harten Arbeitsleben gezeichnete Gesichter (großartig gemacht: Maske, Frisuren, Kleidung, Auswahl der Nebendarsteller) und fängt kleine Reaktionen ein, während sich der auch als Musiker/Sänger respektable Alexander Scheer auf der kleinen Bühne singend auskotzt. Und dabei doch den Nerv seines Publikums trifft - immer wieder, bis zuletzt. Der Perfektionismus in Schauspielerführung, in der Besetzung auch der kleinsten Rollen ist ebenso beeindruckend wie die Schauspieler selbst. Ich wollte den Notarzt rufen, als Axel Prahl in seiner Rolle als vom Mauerfall in die Bedeutungslosigkeit geworfener Stasi-Führungsoffizier mit Fluppe, großen Portionen Weinbrand und richtig fett (wohl eine perfekt gelungene Mischung aus Makeup und Fat-Suit) gurgelnd und nach Luft ringend seinem ehemaligen Muster-IM Gundermann das Leben aus seiner Sicht erklärt. Oder Peter Sodann mit seiner unnachahmlich harten Ausstrahlung, aber von Alter und der Rolle leicht zitternden Lippen das Parteibuch des immer wieder zu aufsässigen Liedermachers einsammelt. Oder die Kranführerin Helga (Eva Weißenborn) - Mentorin und Ersatzmutter des jungen Arbeiterhelden, der sich parallel zu seiner durchaus anstrengenden Musikerkarriere, die ihn bis in das Vorprogramm von Bob Dylan führte, im Drei-Schicht Betrieb seiner Kohlenzeche die Gesundheit ruinierte. Wenn die Arbeiter im Bus zusammen zur Arbeit fahren oder sich zufällig in der Umkleide begegnen. Wenn die von permanenter Dreifachbelastung als Mutter, Hausfrau und Managerin des eigenwilligen Gundermann entnervte Conny (großartig: Anna Unterberger) mit der Kaffetasse nach ihrem Chauvischwein von Göttergatten wirft. Was diesen zu dem trockenen Kommentar veranlasst: "Det könn wa lassen - zur Erinnerung".
Der Film holt in seinen großen Momenten sein Publikum auch ebenso ab wie damals Gundermann seine Fans. Wenn er auf der Bühne steht und "Linda" singt, eine musikalisch schlichte, aber sprachlich sehr mächtige Ballade darüber, was seine Tochter bei ihm bewirkt hat, als sie in sein Leben trat. Ich war zu Tränen gerührt.
Der Film hat immer wieder Längen, meist dann, wenn es um die Stasi-Verwicklung Gundermanns und dessen hartnäckige Weigerung geht, sich zu entschuldigen für seine Denunziationen. Irgendwann hat man es begriffen. Das mag Zuschauern mit Ost-Biographie anders gehen. Die Musik mit den immer wieder gezupften 5 Akkorden ist nicht immer aufregend. Aber das muss so sein - das ist die Musik von Gundermann, auch wenn es für heutigen Geschmack durchaus verwechselbar klingt (Rio Reiser, Bruce Springsteen und viele andere deutsche Liedermacher lassen grüßen). Und es hat mich gestört, dass wahllos (nicht immer leicht erkennbar, oft nur am Brillenmodell des Gundermann) in der Zeit gesprungen wird. Ich wusste zwischendurch oft nicht, in welcher Phase des Lebens sich die Handlung gerade bewegt. Erschwert wird das dadurch, dass die fast 20 Jahre der Handlung sich kaum in Äußerlichkeiten oder unterschiedlicher Mode/Einrichtung widerspiegeln. Armut Marke Lausitz kennt das nicht. Da hat die Conny mal (wunderschöne-) rote Haare und dann wieder dunkles Haar - auch wegen der tollen Schauspielerleistung von Anna Unterberger dachte ich anfangs, es handele sich um zwei verschiedene Frauen. Und der Puppenspieler nervt. Diese Einstellungen sind zu lang, zu stasi-weinerlich und als dann noch der Hamlet Monolog von einer Gundermann-Marionette aufgesagt wird (in voller Länge), da wurde der Film doch zu kunstgewerblich.
Ansonsten: Großes, empathisches Kino mit fantastischen Schauspielern, einer einfühlsamen Regie und vielen liebenswerten Details auch was Locations, Ausstattungen (die Strickjacken Gundermanns) und Dialoge angeht.
Eine Story über den neuen Superterroristen, die man vergessen kann. Voller Logikfehler, unglaubwürdiger Aktionen und absurder amerikanischer Paranoia. Aber trotzdem hat mich diese von "Homeland" inspirierte Serie gefesselt. Was ausschließlich an einigen Schauspielern und dem hohen Niveau der Produktion lag. Wendell Pierce schafft es, auch peinliche oder unglaubwürdige Entwicklungen der Story dem Zuschauer noch zu "verkaufen" - seine ruhige Präsenz sorgt für einen darstellerischen Anker in der Handlung. Die weiteren Rollen mit völlig unbekannten Darstellern gut besetzt (die französische Polizistin, der Adjutant des Terroristen, die Chefetagen der CIA, der Sohn des Terroristen, der depressive Drohnenpilot) und mit großartigen Kameraeinstellungen (in "Ultra-HD" - besonders bei den Außenaufnahmen beeindruckend), leichtfüßigen Schnitten und einer durchweg sehr eleganten Inszenierung. Wie da die Flüchtlinge verschifft werden, die Schlägerei auf dem Frauenklo, die Außenaufnahmen in den französischen Alpen - immer wieder gelingt es Kamera und Regie, die Atmo und das Getriebe der libanesischen, afrikanischen und sonstigen Schauplätze perfekt und fesselnd einzufangen. Wenn ich da Christopher Nolan und sein bemühtes "Dunkirk" Drama vergleiche mit dem geschickten Einsatz der Komparsen am Strand der Türkei in der Flüchtlings-Episode - da gewinnt die Serie deutlich. Und wenn da schmierige CIA-Karrieristen mit Gel und Langhaarfrisur um Anerkennung buhlen und der immer etwas retardiert wirkende Hauptdarsteller (trotzdem ein guter Cast) durch die nicht immer logische Handlung stolpert - ich bin dank Regie und Kamera dabei. Ist doch was.