angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Moderner Autorenfilm, der auf leise, sehr humorvolle Weise die Absurditäten und Wirrnisse des (in diesem Fall Bürger-)Kriegs spannend, manchmal witzig und immer sehr präzise erzählt, ohne dass die Figuren denunziert werden oder platt daher kommen. Es gibt keine Helden, keine großen Dramen und die Leichen hängen im Hinterhof (eine sehr schöne Szene, die sehr viel über den grauenvollen Bürgerkrieg unter Nachbarn sagt). Liebevolle Ausstattung (wie zum Beispiel die aus Mülltüten, Gummistiefeln und Gaffatape bestehende Ausrüstung von del Toro), wunderbare Landschaftsaufnahmen und sehr überlegte Kamerafahrten (um das zu erkennen, reichen schon die ersten 10 Minuten). Die originell gecasteten Schauspieler übertreiben bis auf Robbins, der seine Rolle ziemlich forciert ausspielt, nicht und so entsteht auch dank der überraschend guten Mélanie Thierry (Sophie) und dem witzigen, entspannten Spiel von del Torro ein runder, schöner Film. Olga Kurylenko darf nicht nur schön sein, sondern auch zickig und anstrengend (was ihr mühelos gelingt). Bei uns kam niemals Langeweile auf trotz mehr als 2 Stunden Laufzeit, die visuellen und dialogorientierten Gags sind zielsicher und mit viel Understatement eingestreut - es ist manchmal nur zum Kugeln. Sozusagen die von aufgesetzter Folklore und falschem Pathos des späten Kusturica befreite Version 2.0 der europäischen Bürgerkriegs-Tragikkomödie. Und (der Film wurde dort gedreht) vielleicht ein Grund, mal die Berge Andalusiens zu bereisen.

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      Road-/Buddy-/Cop-Movie für die 50plus Generation. Gemächliches (oder auch langatmiges) Erzähltempo trifft auf wunderbare Landschaftsaufnahmen, perfektionistische Ausstattung (Kostüme, Autos) und eine mehr als übersichtliche Geschichte. Natürlich können sich die Hauptdarsteller da so richtig austoben, aber was soll das Ganze außer zu zeigen, dass Netflix auch Filme produzieren kann? Und Woody Harrelson könnte auch mal nicht mit vollem Mund reden. Irgendwann hatte ich diese Manierismen über. Kathy Bates hat abgenommen und setzt ihre neuen Falten sehr sehr geschickt zur Verkörperung ihrer Rolle ein. Wer etwas über die Zeit der große Depression sehen möchte, muss weiterhin "Die Früchte des Zorns" schauen und ansonsten liefert der Film (außer besserer Kameratechnik - man sieht hier jede Pore im Gesicht der Darsteller) nichts, was "Bonnie und Clyde" nicht schon vor 50 Jahren erzählt hätte.

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        Schade drum. Toller Cast einschließlich der beiden Jugendlichen, düstere Bilder auch vom Elend an der mexikanischen Grenze, geschickte Tempowechsel bis hin zur Begegnung mit einer taubstummen Familie in der Wüste von Mexiko und dann.... Implodiert die Handlung in der letzten halben Stunde mit Blendgranaten von Logiklöchern. Der Junge wird in den USA abgesetzt, ausgezahlt und taucht 5 Minuten später 50 km weiter wieder am Sammelplatz in Mexiko auf, es gibt eine Auferstehung einschließlich Robben eines halb toten Mannes geschätzte 10 Autominuten hinter einem schnell fahrenden Autokonvoi her und zwei Hubschrauber verfolgen gefühlte 10 Filmminuten lang zwei Fahrzeuge durch die Wüste, weil ja Hubschrauber so extrem langsam sind. Währenddessen geht in Rekordtempo die Sonne auf und die stockdunkle Nacht weicht einer filmwirksam dekorativen Morgenröte. Schwachsinn. Die Drehbuchautorin sollte man mit den diversen Gangstern erschießen.

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          Klassischer Trash, der trotz der relativ aufwändigen Produktion mit vielen Nazi-Uniformen schon wegen der völlig fehlenden Handlung nicht überzeugen kann. Die Reste von Dialogen und Handlungsfetzen dienen letztlich immer nur dazu, die Darstellerinnen blank ziehen zu lassen. Keine vernünftige Musik, schwache Kamera und Kultfaktor 0, wenn man nicht gerade Nazi oder volltrunken ist.

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            über Ronin

            Nach der zweiten Sichtung kam dieser moderne Klassiker von 7 auf 8 Punkte. Zwar ist die Story für mich weiterhin eher guter Standard. Aber der Film punktet mit praktisch allen Tugenden eines guten Genrefilms: Es geht los mit dem interessanten Cast, vor allem Stellan Skarsgard als Gregor und Jonathan Pryce als Seamus - zwei selten so gut besetzte Darsteller abgründiger Charaktere. Auch die übrigen Hauptdarsteller hängen sich richtig rein, selbst Robert de Niro verkneift sich (bis auf die Szene mit der Operation) alle schauspielerischen Mätzchen. Es geht weiter mit einem rasanten Schnitt wie bei "Speed", großartigen und handgemachten Auto-Stunts, die mit den Luc Besson Krachern nach Art von "Mechanic" locker mithalten können. Der Score ist packend und unterstützt die Handlung perfekt, das hat die lakonische Härte der besseren Bond Filme, es gibt fiese Kälte wie in Don Siegels Filmen und zuletzt noch Katharina Witt als Eisprinzessin - selten kann mich reines Handwerk so gut unterhalten auch ohne tiefgründigen Anspruch wie hier. Ein wirklicher Klassiker ohne Mätzchen und Hänger. Einfach nur gut gemacht.

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              angucker 13.04.2019, 12:00 Geändert 13.04.2019, 12:04

              Ich schwanke noch. Uninteressant oder zeitgeistig/witzig? Definitiv ein Motorradfilm für Fans von Mode und schönen Menschen. Wir sehen über ca. 80 Minuten (neben einigen spektakulären Aufnahmen von "Harley on the road") sehr viel Marianne Faithfull und etwas Alain Delon - zwei unbestreitbar bildschöne Menschen in zum Teil skurrilen Outfits. Delon trägt beim ersten Schmusen mit Faithfull einen locker gestrickten Kuschelpulli in weiß, der in dieser Form wohl nur bis Ende der 60er zulässig war und nur deswegen nicht tuntig kommt, weil Delon eben (gerade in dieser Szene gut zu sehen) ein ziemlicher Schrank von Mann war und immer sehr viril und männlich wirkt. Nackte Haut mit und ohne Nippel, wilde Farbverfälschungen und grafische Sequenzen (für Faithfulls Träume) und immer wieder dieses wirklich abenteuerlich schöne Gesicht der jungen Sängerin mit den veilchenblauen (!) Augen. Dazu ziemlich flotte Musik im Stil der 60er, viel Motorrad, viel Sexismus (wenn der farbige Grenzer der Motorradbraut im Lederanzug ohne Unterwäsche erst sofortigen Beischlaf anbietet um ihr danach den Hintern zu tätscheln) - das gab es so nur bis zum Ende der Unschuld Ende der 60er. Der Film hat nicht wirklich eine Handlung, bietet eigentlich keine Überraschungen, ist nicht wirklich anzüglich oder erotisch und eignet sich perfekt als Hintergrund für ein geselliges Beisammensein - vor allem für Zeitreisende und Nachgeborene der 60er. Und deshalb viel typischer und angenehmer als die üblichen Verdächtigen des Motorradfilms aus dieser Zeit wie "Easy Rider", "Die Wilden Engel" . Es wird zum Glück weniger geredet. Kultfaktor: Hoch. Zeitgeistigkeit: Sehr hoch. Drehbuch, filmische Umsetzung: Na ja.

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                angucker 10.04.2019, 06:51 Geändert 14.04.2019, 16:08

                Alicia Vikander macht mit ihrer lebhaften Mimik aus ihrer Hauptrolle das Beste. Das an den reichen älteren Mann verkaufte Mädchen ist zwar ein Sujet wie aus einem Groschenroman. Vikander und Christoph Waltz gelingt es jedoch, durch pure Schauspielkunst diese "Standardnummer" klischeearm und unterhaltsam zu gestalten. Tolle Ausstattung, sehenswerte Aufnahmen, aber doch eine ziemlich heftige Schnulze, bei der immerhin in Erinnerung gerufen wird, dass die Niederlande für eine kurze heftige Zeit zu den ganz großen, ganz reichen Seefahrernationen gehörten wie Portugal, England und Spanien.

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                  Ein Klischee jagt das nächste, die Kamera wackelt munter vor sich hin und die Schauspielerei ist durch keine Regie gezügelt. Außerdem kommt der erste gute Song erst nach etwa 44 Minuten Spielzeit übers Telefon. Und doch macht der Film immer wieder Spaß, James Corden ist einfach zum Knuddeln und manchmal funktioniert ein einfacher Film dieser Art auch ohne wirklich gute Musik. Erstaunlich.

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                    über Parker

                    Dafür, dass sie im Gegensatz zu fast allen anderen Schauspielern in diesem doch ziemlich prominent besetzten Thriller nicht schauspielern kann ist der Popo von Mrs. Lopez in Unterwäsche nur eine sehr schwache Kompensation. Gute Kamera, schöne Stunts, aber Jennifer Lopez und ihre wie nachträglich ins Drehbuch eingefügte Rolle müssen echt nicht sein.

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                    • Schau ich in jedem Fall mal rein, aber nur wegen Frau Cohen, die ich eigentlich nur aus The Late Late Show bei Craig Ferguson kenne. Coole Braut!

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                        angucker 04.04.2019, 12:40 Geändert 04.04.2019, 22:08

                        Es gibt Filme, die bekommen im Nachhinein eine andere Bedeutung. War dies bei meiner ersten Sichtung etwa 2012 noch eine gute Doku über eine interessante (Frauen-)band, so ist der Film im Frühjahr 2019 mehr: Rund 2,5 Jahre nach der Wahl des obersten Alleinunterhalters der USA und ein gutes Jahr nach der Bundestagswahl 2017, bei der erstmals echte Rechtspopulisten in den Deutschen Bundestag einzogen ist Politik insgesamt zu einer hysterischen, von sozialen Medien befeuerten Hetze nach dem Prinzip "Jeder gegen Jeden" oder "der Pöbel behält immer das letzte Wort" geworden. Die ersten prominenten Opfer einer derartigen Hetze waren die Dixie Chicks, denen nach einer unbedachten Zwischenansage von Sängerin Natalie Maines bei einem Konzert in London 2003 der von ultrakonservativen Medien und über das Internet organisierten Pöbel mit Hetze und Boykott die Karriere und fast noch die Existenz zerstörte. Und das für die "Top Of The World Tour" der Band sehr dicht auch am Privatleben der Musikerinnen eingebettete Kamerateam ist mehr zufällig, aber ganz dicht dabei:

                        Wie Maines ihre Ansage (wir sind) "beschämt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten [wie sie] aus Texas stamme" raushaut (und sich unmittelbar danach schreckensbleich die Hand vor den Mund hält). Wie die Band (zwei Schwestern, beide deutlich älter als Maines) zu ihrer impulsiven, manchmal sogar groben Sängerin hält - bis zur Selbstzerfleischung solidarisch und professionell den aufkommenden Mediensturm durchzustehen versucht. Wie Emily Robison (Frau gönnt sich ja sonst nichts) zwischendurch noch nach langwieriger Fertilitätsbehandlung endlich Zwillinge bekommt - begleitet von Ehemann und ihren Bandkolleginnen. Wie der bei seinem Tod wohl zu Recht so gepriesene Republikaner John McCain (Parteifreund des geschmähten Präsidenten und Lügenbolds George W. Bush) bei einer Senatsanhörung den Vertreter der Radiostationen, die wegen des aufgehetzten Pöbels einen umfassenden Boykott der Dixie Chicks organisierten, zusammen mit dessen Lügen in zwei Sätzen "beerdigt". Wie die Musikerinnen immer enger zusammen rücken, versuchen, ihre gigantische Karriere (das war die erfolgreichste Frauenband aller Zeiten, die auf ihren Tourneen einen Tross von etwa 50 Personen beschäftigte, bezahlte und bei Laune halten musste) zu retten. Und wie die Drei zuletzt (nach ihrem vorläufig letzten Studioalbum 2006) merken, dass es einfach nicht geht und sich ins Privatleben zurückziehen. Und das alles vor dem Hintergrund einer in den USA bis zum offenen Fanatismus pervertierten "Freedom Of Speech" Kultur, bei der hasserfüllte Gegner der Band mit Transparenten in die Konzerte gehen und Schmähkritik üben.

                        Relevanter kann eine Doku eigentlich nicht sein. Vergleicht man diesen Film (der zwischendurch auch immer wieder musikalisch packende Szenen hat, jedoch kein Konzertfilm oder Musikfilm ist) mit Hofberichterstattung der zuckersüßen Art wie "Bohemian Rhapsody" oder ähnlichen Werken, dann wird die Qualität und Bedeutung noch offensichtlicher. Und nicht zuletzt ist dies ein ausgesprochener Frauenfilm. Von Frauen über Frauen bei der Arbeit, Unternehmerinnen mit einem sorgsam gehüteten Privatleben, die brutal im Fokus stehen und trotzdem versuchen müssen, ihr berufliches und privates Leben zu leben. Faszinierend ohne Ende. Und wenn die Drei zwischendurch bei der "Arbeit" gezeigt werden, wie Emily Robison komplizierte Licks auf dem Banjo in Zeitlupe übt, wie Natalie Maines mit Ihrer Mörderstimme die Studiowände fast zum Wackeln bringt, wie ihr Vater (ein Veteran der Countrymusik) still und leise, sehr bescheiden im zweiten Anlauf ein wunderbares Lick auf seiner Pedal Steel Gitarre im Studio einspielt - da bekommen auch die Musikfreunde Gänsehaut. Und es ist auch witzig, wie die drei Musikerinnen häufig mit Lockenwicklern und halbfertigem Makeup durch die Gegend laufen, weil wieder ein Fernsehtermin oder ein Konzert ansteht. An Eitelkeit oder abgehobenem Star-Gehabe gehen diese Musikerinnen jedenfalls nicht zugrunde.

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                          In beeindruckenden Einstellungen wird das vermutlich schwächste und kitschigste Buch von John LeCarre zu einem spannenden, teilweise beklemmenden und manchmal einfach nur farbenfrohen Bild des geschundenen Afrika. Rachel Weisz, Ralph Fiennes und die übrigen Darsteller machen einen guten Job. Der Film ist nie wirklich spannend, aber dafür oft arg beklemmend. Gut gemacht.

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                            angucker 02.04.2019, 12:05 Geändert 28.09.2023, 22:57

                            Tom Selleck ist trotz oder gerade wegen seines riesigen Körpers richtig gut darin, mit kleinen Gesten viel Atmo zu schaffen - ein ähnlicher Darsteller wie Liam Neeson. Eine eher belanglose Geschichte wird hier ganz packend erzählt, in kalten blauen Bildern geschickt umgesetzt, von den Darstellern so sparsam wie effizient immer wieder angeschoben - es macht richtig Spaß. Das Paradies ist wirklich anderswo, aber hier ist es kalt und nass und windig, jeder kennt jeden, der ekelhaft eingebildete Sonnyboy von der lokalen Highschool vergewaltigt auch mal seine Mitschülerin zusammen mit zwei Freunden und will dafür nicht in den Knast während die Ex des versoffenen Polizeichefs diesem jeden Abend auf dem Anrufbeantworter Nachrichten hinterlässt, die jeden Empfänger nur traurig stimmen können. Die Serienmorde und die (mit Verlaub ungeschickt und zu früh in der Handlung auftauchenden) Psychopathen sind eigentlich nur Beiwerk für eine gut erzählte Geschichte von der Kleinstadt mit den vielen Problemen unter der Oberfläche. Und immer wieder wird es richtig witzig, wenn der wortkarge Selleck wieder einen raushaut oder die von Viola Davis großartig gespielte schwarze Polizistin immer einen Schritt weiter denkt. Der Film wäre ohne Happy-End noch besser gewesen. Ganz ähnlich wie "Frozen River", aber ohne dessen bildgewaltige Tiefe und Eindringlichkeit.
                            Bei der Zweitsichtung kam es zur Abwertung. Zu banal ist hier der kriminalistisch harmlose Fall zweier Serienkiller, die an den Tatorten praktisch die Visitenkarte hinterlassen. Und im Vergleich zum Prequel haben die Dialoge auch keine Tiefe. Nur Atmo ist zu wenig.

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                              Gerade nochmal gesehen und von 4 auf 6 befördert. Es bleiben zwar die in meinem ersten Kommentar angesprochenen Logiklöcher, aber die Inszenierung und Kamera haben was. Involvierend mit interessanten Einstellungen, vielen Nahaufnahmen und das passt. Die Darsteller machen ohnehin einen guten Job. Einfach gute Regie und Kamera, auch wenn die Story ziemlich erfunden wirkt.

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                                Eigentlich ein Film für Teenager, aber trotz pubertärer Wirren und ziemlich viel Schmalz im Krankenhaus sah ich diese Mischung aus Melodram, Coming of Age und Musikfilm zu Ende und habe es auch dank der geschickt eingestreuten Musik nicht bereut. Allerdings kann ich nach dem Film wieder 10 Jahre kein Ave Maria mit oder ohne Cello mehr hören ohne zu schreien.

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                                  angucker 30.03.2019, 06:03 Geändert 30.03.2019, 13:34

                                  Es hätte nicht geschadet, richtige Schauspieler zu einem halbwegs sinnvollen Drehbuch ihren Job machen zu lassen. So aber hampeln Darsteller und Statisten zusammen mit diversen ständig lautstark bewegten Harley Davidson Motorrädern durch eine Handlung, die mit reichlich Wehrmacht-Symbolen und Hakenkreuzen sowie etwas verklemmten Rockerbräuten in Schalen-BHs auch nicht besser wird. Erwähnenswerte Tiefpunkte: Zwei Vergewaltigungen, eine davon während der armselig inszenierten Entführung des schwer kranken Loser über den Balkon aus einem Krankenhaus. Nancy Sinatra guckt so doof und verschwollen aus der Wäsche, dass ich sie erst im Abspann überhaupt erkannt habe. Oder war das vor den OPs? Küsse sehen immer so aus, als solle jemandem das Kinn abgebissen werden. Wenn der mit seiner dauerhaft getragenen Sonnenbrille noch affiger aussehende Peter Fonda eine Kneipe betritt, dann zappeln auf Kommando alle Statisten so aberwitzig behindert herum, dass man epileptische Anfälle vermuten möchte. Nazi Symbolik. Sinnlose Störung der eigenen Trauerfeier. Man kann Faustkämpfe auch so inszenieren, dass sie nicht nach Schulaufführung dritte Klasse aussehen. Zuletzt wird die Freiheit begraben - tiefe Symbolik. Der bemühte Steppenwolf Verschnitt von Musik macht es auch nicht besser. Wenn man eine ohnehin schlechte Band noch imitiert oder zitiert - einfach bemüht.

                                  Der mit Abstand schlechteste Film seit langer Zeit. Der wunderbare Bruce Dern (Mann, war der schon damals gut) muss viel zu früh sterben und die faszinierende Gayle Hunnicutt (eine wahre Ikone der 60er) ist leider immer nur im Hintergrund zu sehen. Auch hier: Chancen vertan. Thema verfehlt. Schon nach der Szene auf der Baustelle, wo Bruce Dern erst gemaßregelt und dann gefeuert wird hat der Film sein Pulver verschossen. Nach etwa 7 Minuten.

                                  Ich muss jetzt ganz schnell noch einmal "Alice's Restaurant" sehen, um nicht den Glauben an den Hollywoodfilm der 60er zu verlieren.

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                                    angucker 29.03.2019, 11:10 Geändert 29.03.2019, 18:02

                                    Überraschend gelungen. Was zeichnet eine "richtig britische" Komödie aus? Die Darsteller sehen normal aus, haben manchmal schiefe Zähne, der Humor findet auch am Arbeitsplatz statt und kommt bisweilen sehr derbe. Soweit so gut, aber hier haben wir einen verkappten Tanzfilm mit diesen unverzichtbaren Zutaten, souveränen Darstellerinnen und Darstellern, von denen gerade Nick Frost und Rashida Jones so dermaßen sympathisch wirken, dass man auch skurrile Aktionen und derbsten Humor gern sieht. Dazu kommen fantastisch choreografierte Tanz-Szenen, von denen ich besonders die "Revierkämpfe" einschließlich Kampfsport hervorheben möchte. Schnitt, Kamera und Musik sind unauffällig gelungen. Ich stand die letzte Viertelstunde tanzend und grinsend vor dem Bildschirm - und das mir!

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                                      angucker 29.03.2019, 10:31 Geändert 29.03.2019, 18:03

                                      Kultfaktor: Hoch. Der explizit im swinging London der siebziger Jahre angesiedelte Film sorgt mit kurzen Röcken, rasanten Oldtimer Autos und zeittypischen Frisuren sowie diversen bei Grufties unabdingbaren Accessoires (silberne Kreuze, Holzpflöcke, mit Plüsch gepolsterte Särge, riesige Ohrringe und Halsketten, Dolche und natürlich Spaten) für lustvolles Aufseufzen beim modisch interessierten Publikum.

                                      Darsteller: Interessant. Zwar scheint Christopher Lee auf seine Rolle nicht mehr so wirklich Lust zu haben und hat auch nur wenig Screentime, dafür liefert sein Adlatus, der von Christopher Neame alias Johnny Alucard verkörperte Jung-Vampir ebenso zuverlässig wie der von Peter Cushing gespielte Vampirjäger. Die gigantische Oberweite von Stefanie Beacham wird immer wieder (mit oder ohne silbernes Kreuzchen) in das Zentrum des Bildes verlagert wie in einem schlichten Pornofilm und überhaupt hat man vielfach den Eindruck, dass die hauptsächliche Aufgabe des Dracula darin besteht, die partylustige und sexversessene Londoner Jugend so richtig abzustrafen. Dies gilt besonders für die dem Schnaps, den Drogen und den Jungs verfallenen jungen Frauen mit den kurzen Röcken. Dieser deutlich misogyne Zug des Films fällt unangenehm auf.

                                      Trashfaktor: Mittel. Der Film traut sich nicht so richtig, billig daher zu kommen. Zwar werde ich von sprudelndem Kunstblut, der Leichenschändung mittels Spaten und den gigantisch dunkelrot gefärbten Augen von Christopher Lee in der Schlussszene etwas versöhnt. Richtiger Trash ist aber anders. Vielmehr kommt der Film insgesamt sehr professionell und fast gediegen daher. Die Kostüme, Locations und Außenaufnahmen genügen auch höheren Anforderungen. Kamera und Ausleuchtung lassen erkennen, dass hier bei der Produktion doch etwas mehr Geld im Spiel war als bei vergleichbaren Filmen mit kleinem Etat.

                                      Fazit: Eher verzichtbar, außer für Fans der schwingenden siebziger Jahre. Ich finde nach wie vor Tanz der Vampire von Roman Polanski Klassen besser.

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                                        angucker 27.03.2019, 09:05 Geändert 28.03.2019, 08:57

                                        Obwohl <edit: beide Hauptdarstellerinnen/edit> Sigourney Weaver eigentlich deutlich mehr als 10 Jahre zu alt ist für ihre Rolle, nimmt diese unverfängliche Komödie schnell Fahrt auf, kann trotz aller Klischees und Übertreibungen vor allem von Gene Hackman (dem man seinen Spaß an einer schrillen Klamotte deutlich anmerken kann) meinen Humornerv immer wieder treffen und punktet auch in Details, wie etwa mit einer gut ausgewählten Filmmusik, tollen Nebendarstellern wie Ray Liotta als kleinkrimineller Gebrauchtwagenhändler oder Anne Bancroft als elderly Gangsterlady und Jason Lee als öko-affiner Romantiker. Gekonnte Mischung aus Darstellerleistungen, Atmo, guter Ausstattung (die Bodies von Sigourney Weaver oder die "Penis-Statue") und insgesamt gutem Handwerk - so macht Komödie Spaß.

                                        Und alle Frauen, die sich beim Anschauen zweifelnd fragen, ob sie mit 52 Jahren auch so gut aussehen werden sollten wissen: Der Diät und Fitness-Coach von Sigourney Weaver wird im Abspann erwähnt. Disziplin, bewusstes Essen und viiiiel Sport - davon bekommt man schmale Wangen und einen flachen Bauch sowie beeindruckend geformte Oberarme. Alle anderen halten es wie Jennifer Love Hewitt: Von der Natur beschenkt mit einer sanduhrartigen Figur und langen Beinen einfach hohe Schuhe und kurze Röcke anziehen. Ein reizendes Gangster-Pärchen!

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                                          Der Film verlässt sich komplett auf seine exotischen Locations in Sibirien und Petersburg. Die sind dafür Oberklasse. Ein Bergwerk mit einem gigantischen Krater, vor Kälte dampfende Wälder, Bärenjagd mit Wodka und eine extrem coole Szene des Kennenlernens von Reves und Ularu mit deren eifersüchtigen Brüdern und viel Wodka in einer richtig schäbigen Kneipe in der sibirischen Provinz - schönes Kammerspiel. Sinnigerweise sind weite Teile der Handlung in Russisch mit UT - das raue Gebelle sorgt für noch mehr Atmo. Veronika Ferres mimt in einer kleinen Nebenrolle die Rezeptionistin eines Luxushotels in Petersburg, hart ausgeleuchtet im schrägen Auflicht mit ihren tiefen Falten hat das etwas fast Gespenstisches. Auch der ausführlich gefilmte Sex zwischen Reves und seiner neuen russischen Freundin hat was.

                                          Aber was zur Hölle ist das für eine blöde Story um blaue Diamanten und die üblichen russischen Bösewichtel? Das reicht doch noch nicht einmal für eine Serienepisode und ist ein einziges hohles Klischee. Da gucke ich mir lieber die Reiseberichte von Gerd Ruge aus Sibirien an und Eastern Promises von David Cronenberg. Zu viel Folklore, zu wenig Grips (und praktisch keine Action).

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                                            Nur die tollen schauspielerisches Leistungen von Julianne Moore retten diesen Film. Wie sie die verklemmte Jungfer mimt, die abrupten Attacken mit Pfefferspray - das macht richtig Spaß. Nur ist die Story lebensfremd und dünn, jedes Klischee wird abgespult und die permanente Erzählstimme aus dem Off nervt mit ihrem bräsigen Erzählen.

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                                                angucker 20.03.2019, 09:54 Geändert 20.03.2019, 11:32
                                                über Untreu

                                                Es gibt für eine Frau fast nichts, was weniger sexy ist, als wenn ihr Mann den Pullover falsch rum anzieht. Ganz schnell wird hier klar, dass die von Diane Lane ohne Übertreibungen und sehr eindrucksvoll gespielte Vorstadthausfrau sich mit ihrem Mann langweilt. Sie sucht die Affäre mit dem von Oliver Martinez schon fast klischeehaft verkörperten Frauenhelden mit dem süßen französischen Akzent zielgerichtet wie ein Autopilot. Und geht fast daran zugrunde. Leider gibt das sehr schlichte Drehbuch und die viel zu schlichte Geschichte zu wenig her, um einen ganzen Spielfilm lang zu unterhalten. Die Handlung ist es so vorhersehbar wie der tägliche Weg mit dem Kind in die Schule. Schade eigentlich, denn Regie und Kamera gelingen fantastische Einstellungen und wirklich eindrucksvolle Bilder. Die Darsteller, allen voran der von Eric Per Sullivan eindrucksvoll gespielte kleine nervige Junge überschreiten nie die Grenze zum Kitsch. Auch Richard Gere gelingt es, ein wenig unbeholfen und etwas zu brav zu sein für einen Ehemann, der für Erotik und Sex in einer langjährigen Ehe überhaupt noch infrage kommen würde. Und immer wieder beeindruckt mich bei Regisseur Adrian Lyne dessen Fähigkeit, Gegenstände, Interieurs, Menschen, Fahrten mit dem Vorortzug, Bahnhöfe, Familienleben in der heimischen Küche und ähnliche scheinbar belanglose Dinge so ins Bild zu setzen, dass es wirklich interessante Bilder gibt. Nur mit dem Sturm am Anfang des Films hat er es etwas übertrieben. Und das Verhalten der Beteiligten im letzten Viertel des Films ist (von dem schwachen Drehbuch so angelegt) nur noch als lächerlich zu bezeichnen.

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                                                • angucker 19.03.2019, 04:03 Geändert 20.03.2019, 11:32

                                                  In Desperate Housewives schluckt sie das Ritalin ihres Kindes, um den anstrengenden Alltag als Vorstadthausfrau zu überstehen. Im wirklichen Leben besticht sie vermutlich Mitarbeiter einer Eliteuni, um ihr Kind dort unterzubringen. Ist schon doof, wenn Rolle und Leben eins werden.

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                                                    angucker 17.03.2019, 18:03 Geändert 25.06.2022, 06:11

                                                    England - 1800: Bürgerliche Frauen dürfen nicht erben und können faktisch nicht arbeiten. Das Vermögen des verstorbenen Vaters erbt der Halb-Bruder mit der eifersüchtigen, raffgierigen Frau (der eigentlich genug Vermögen hat). Da bleibt nur Heirat, gern auch Heirat mit Liebe. In diesem übersichtlichen Umfeld entwarf die damals erst 20jährige Pfarrerstochter Jane Austen einen der ganz großen Romane ihrer Zeit (Originaltitel: "Vernunft und Sinnlichkeit") - sozusagen ein unterhaltendes Lehrbuch für Frauen des eigenen Alters. Auf knapp 300 Seiten entwirft sie kurz, knapp und sehr präzise das Wechselspiel von materiellen Abhängigkeiten und aufwallenden Gefühlen bei der Suche nach dem richtigen Mann. Und liefert dabei ein komplexes Zeit- und Sittengemälde mit strengem Blick auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Abhängigkeiten der Frauen ihrer Zeit.

                                                    Hauptdarstellerin Emma Thompson hat daraus mit scharfem Blick für die wesentlichen Bezüge der Handlung und ihrer Figuren ein großartiges, dichtes, ebenso ernsthaftes wie unterhaltsames Drehbuch gemacht - zu Recht mit dem Oscar für das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet und das Chamäleon von Regisseur Ang Lee mit einem zutiefst beeindruckenden Cast von hoch motivierten Schauspielern eine fantastische Literaturverfilmung. Der Film mit seinem hohen Tempo, seinen zum Teil subtilen Anspielungen und den grandiosen Leistungen seiner Schauspieler gelingt es, in jedem wichtigen Punkt, zu überzeugen: Wenn Alan Rickman an einer entscheidenden Stelle der Handlung nur leicht den Kopf hebt (er hat bemerkt, dass er überraschend doch eine Chance bei der verehrten Kate Winslet hat) oder wenn Hugh Grant in seiner ganzen ihm von der Natur gegebenen Stoffeligkeit und mit seinem tapsigen Charme erst die jüngste Schwester unter dem Sofa hervor holt (wie, wird nicht verraten!) und danach das Herz von Emma Thompson gewinnt. Wenn der vierschrötige Diener beiläufig, sozusagen über den Rücken hinweg den aufgeregten Frauen die neuesten Verwicklungen am Heiratsmarkt berichtet. Wenn Hugh Laurie als mürrischer Ehemann einer ziemlich nervigen Bekannten der Familie krasse "One-Liner" raushaut. Wenn die lebhafte Gesellschaft bei einer der faszinierend präzisen Außenaufnahmen plaudernd durch die Pferdeäpfel der Metropole London hüpft. Überhaupt die Außenaufnahmen: Heiße Erotik findet hier nur in Gedanken statt. Dafür reiten und kutschen pralle Vollblutpferde durch satte englische Landschaften, die wohl sonst nur Ridley Scott so schön und dramatisch geschickt filmen kann.

                                                    Dieser Film ist einfach nur der Hammer - von der ersten bis zur letzten Minute. Mehr als zwei Stunden Faszination und bestes Kino. Tipp: In den ersten 10 Minuten muss man wirklich aufpassen oder vorher bei Wikipedia die Zusammenfassung lesen (mit Spoiler) - sonst dürfte man vor allem im letzten Drittel der mehr als 2 Stunden einiges verpassen.

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