angucker - Kommentare
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Alle Kommentare von angucker
Die Eingangssequenz ist einer der schauspielerisch und dramaturgisch tollsten Eröffnungsszenen in einem Film überhaupt. Kleine Gesten, Stimmungen, die über das Gesicht von Inka Friedrich huschen. Unsicherheit. Und schon ist man drin in einem der besten Filme deutscher Produktion des letzten Jahrzehnts. Einfühlsame Darstellung, gekonnter Erzählfluss, großartige Schauspieler. Es gibt außerdem auch Alltag zu sehen (was mir in fast allen deutschen und ganz vielen ausländischen Filmen viel zu kurz kommt). Und außerdem hat der Film richtig Atmo und Berlin-Feeling. Sehr gelungen.
Ridley Scott (der späte-) hat offenbar ein Faible für absolut unterirdische Drehbücher. Wer hat sich diesen Blödsinn ausgedacht, ein Kultautor? Da wird geköpft, stranguliert und auf Intrige gemacht dass es nur so kracht. Wenn Michael Fassbender zwischen den Schenkeln von Penelope Cruz versucht, sexuelle Erregung verbal zu kommunizieren, wenn der mexikanische Drogenbaron in einer schier endlos wirkenden Einstellung pseudophilosophische Sprüche am Telefon klopft, so dass ich mich zuletzt nur noch mit den seltsamen Details einer kompletten Gold gehaltenen mexikanischen Inneneinrichtung befasste, um dem endlosen Gequatsche zu entgehen. Wenn Cameron Diaz in einer offensichtlich gedoubelten Einstellung (die Dame hat mittlerweile längst nicht mehr das austrainierte Hinterteil einer Profitänzerin) Spagat auf der Windschutzscheibe des Ferrari macht und Javier Bardem dazu extra dämlich guckt (was ihm schon wegen seiner notorischen Sonnenbrillen nicht besonders schwer fällt). Wenn sämtliche Dialoge in einem komplett überflüssigen Geschwurbel enden. Wenn der Plot so wirr ist, dass selbst mit einer Zeichnung unter drei Wiederholungen nicht klar werden kann, wer hier wem was aus welchen Gründen und mit welchen finanziellen Vor- und Nachteilen abnehmen will. Wenn meine Aufmerksamkeit sich zuletzt nur noch auf nebensächliche Details wie die erlesenen Designereinrichtungen und das zum Teil großartige Mienenspiel der schauspielernden Superstars richtet. Dann muss sich wohl wieder einmal um einen der untauglichen Versuche von Ridley Scott handeln, aus einem grottenschlechten Drehbuch einen guten Film zu machen. Ist in diesem Fall leider misslungen.
Ein grauenhafter Film.
Unglaublich elegant inszenierter Nahost-Thriller mit überragenden Schauspielern und einem total schwachen Drehbuch. Wie Scott Stimmungen einfängt und Bilder aufbaut, ist wieder mal einmalig: Die beklemmende Enge in bedrohten und fahrenden Autos (Kamera wackelt, Auto wackelt, Distanzänderungen), wie die Terroristen bei der Übergabe im Kreis um ihr Opfer fahren, bis aus der Luft nichts mehr zu sehen ist, wie kleine intime Gesten (die Verständigung mit den Kindern der Schwester beim ersten Date) und große Kampfszenen ins Bild gesetzt werden - ganz großes Kino. Russel Crowe macht mit seinen kurzen Beinen, der schlechten Haltung und der immer wieder geschickt betonten Wampe des Schreibtischtäters diese Figur ebenso beängstigend real wie DiCaprio seinen verzweifelten Agenten. Auch Mark Strong als eleganter Geheimdienstchef mit Kontrollzwang spielt beeindruckend. Leider fehlt dem Drehbuch aber die Eleganz und Größe des restlichen Films: Der Anfang hat (überflüssige-) Längen, die Liebesgeschichte ist völlig sinnlos auf dem Höhepunkt des Spannungsaufbaus eingebaut und bringt den gesamten Plot durcheinander: Wer soll denn glauben, dass ein fanatischer Agent mit einer so wichtigen Mission mal eben eine Liebelei mit einer dubiosen Palästinenserin anfängt, damit diese dann in klassischer Hollywood Manier entführt und ausgetauscht werden kann? Und wer versteht oder glaubt die sinnlosen und immer rätselhaft missglückten Verhaftungen vor dem sicheren Haus? Ich jedenfalls nicht und ärgere mich immer wieder über die fehlende Sorgfalt des oder der Drehbuchautoren in einem ansonsten guten und unterhaltsamen Film, der etwas Straffung hätte vertragen können.
Diese Serie braucht man im Originalton: Allein schon Sofia Vergara (die mit dieser Serie zu Recht berühmt wurde) mit ihrem pseudoenglischen Hispano-Akzent ist der Knaller. Die kolumbanische Slumlady mit dem üppigen Selbstbewusstsein, die bei Bedarf auch mal die Waffe zieht, um mit einem gezielten Schuss ihren verschroben-liebenswerten Sohn Manny von seiner aufblasbaren Insel im Pool zu holen. Das tuntige Herrenpärchen mit der vietnamesichen Adoptivtochter, die mit zunehmendem Alter immer mehr in die Handlung eingebaut wird. Ed O'Neill als granteliger und souveräner Familienpapa. Die unglaublich präsente Julie Bowen mit ihrer extremen Anspannung und einem gediegenen Kontrollzwang. Die das für sie "perfekte" Halloween in eine blutspritzende Splatter-Schlacht verwandelt, so dass alle Nachbarskinder kotzen und vor Angst schreiend zukünftig einen Bogen um das Haus der Dunphys machen.
Dazwischen immer wieder sensible und treffende Konflikte und Anekdoten um die schwule und heterosexuelle Paarbeziehung. Die Drehbuchautoren verstehen ihr Handwerk bestens. Es gelingt ihnen immer wieder, mit zum Teil einfachsten Storyideen beste Unterhaltung und viele gediegene Gags zu produzieren. Durch die breit angelegten Themen der Episoden, die etwas schrillen Charaktere und die guten Leistungen der Darsteller allerbeste Unterhaltung für jede/n der oder die mal irgend etwas mit Familie zu tun hatte. Also für fast jede/n.
Emily Blunt, Kristin Scott Thomas und Ewan McGregor haben mir supergut gefallen. Die Story fand ich etwas platt, aber dafür erzeugt der Film wunderbare Bilder. Allein die Aufnahmen mit dem eigentlichen Lachsfischen in der Wüste sind den Film schon wert.
Sehr durchschnittliche Romantikkomödie, bei der die Chemie zwischen dem stereotyp agierenden Depardieu und der zwar bezaubernden, aber mit einer Hauptrolle vielleicht überforderten McDowell einfach nicht stimmt. Ein Extrapunkt für die Schöne ist schon dabei.
Das Positive zuerst: Ein wichtiges und interessantes Thema (während meiner Studentenzeit in den 80ern eben so wie heute) wird sensibel, anrührend und immerhin im abendfüllenden Spielfilmformat umgesetzt. Dabei verlässt sich der Film zu Recht auf die darstellerischen Fähigkeiten seiner überragenden Hauptdarstellerin. Aylin Tezel (mir bisher nur aus Nebenrollen bekannt) beeindruckt in jeder Minute mit mimischer und gestischer Darstellungskraft. Ob ihre Hände vor Aufregung zittern oder die tiefe Depression und das körperliche Unwohlsein einer frischen Schwangerschaft ihren Alltag beeinträchtigen – in jeder Einstellung bringt diese außergewöhnliche Schauspielerin die Gefühle der Figur kompromisslos an den oder die Zuschauer/in.
Kritik gibt es allerdings von meiner Seite am Drehbuch. Nicht nur hatte der Film im letzten Drittel deutliche Längen, sondern er leidet insgesamt an der in deutschen Filmen leider häufigen Eigenart, jede Szene mit viel Bedeutung aufzuladen und zu überfrachten. Keine einzige Einstellung kommt ohne tiefen Sinn aus. Es gibt keine Leichtigkeit, keinen Alltag, keine Nebensächlichkeiten, keine beiläufigen Gesten oder ähnliches, was bei ganz großen Filmen viel von der Eindringlichkeit und letztlich Qualität ausmacht. Einige Beispiele: Muss es für die Figur des Nachbarn unbedingt ein glatzköpfiger Isländer sein, der eine Python in seinem Zimmer hält und mit Kaninchen füttert? Muss die erste Kontaktaufnahme der Lara zu dieser Nebenfigur unbedingt darauf hinauslaufen, dass ein Beutel mit Zierfischen geworfen und gefangen wird? Warum wird die in der Hauptfigur offensichtlich angelegte und psychologisch auch stimmige Zuneigung zu älteren Männern vom Drehbuch nicht weiter verfolgt? Weder geht die Handlung der tiefen emotionalen Bindung der Lara an ihren Vater weiter nach, noch wird das Verhältnis zum älteren Dozenten vertieft. Vielmehr wird dieser wichtige Teil der Handlung durch zwei belanglose kurze Dialoge und einen verunglückten Griff in die Hose des Dozenten abgehandelt. Ebenfalls zu dünn und mit zu wenig Konfliktpotenzial angelegt ist die Beziehung der Lara zu ihrer Freundin Nora. Wer einmal erlebt hat, wie in einer solchen Freundschaft die Fetzen fliegen können, wird die immer diplomatische Zurückhaltung und Sanftmut der Lara gegenüber ihrer insgesamt doch sehr anstrengenden Freundin als lahm empfinden.
Trotzdem: Ein insgesamt sehr gelungener Film über ein wichtiges Thema mit einer überragenden Hauptdarstellerin. Ich hoffe, von Aylin Tezel in Zukunft noch viel zu sehen und zu hören.
Auch wenn die pubertären Pimmelwitze so meins nicht sind: Ich habe mich gefreut über die sorgfältige Themensetzung jeder einzelnen Folge, die teilweise wirklich originellen Dialoge, die beiden durchaus charismatischen Hauptdarsteller und natürlich besonders über Denise Richards (wirklich gut besetzt als Cougar!), die mit dezenter Sexiness die Exfrau und später Neufrau des Coaches klasse spielt. Wer mal in einer Sportmannschaft gearbeitet/gespielt hat mit diesen vielen unterschiedlichen Charakteren und wer (wie ich) die Serie bei Netflix im Originalton sieht (das schrille tuntige Gekreische von Alan Ritchson kann man einfach nicht synchronisieren) wird trotz der ermüdend oft ins Bild gerückten Silkonbrüste etwas Spaß an dieser Serie haben. Alle anderen vielleicht gerade deshalb.
"Die Wiege der Sonne" mit dem Drehbuch von Michael Crichton und Sean Connery/Wesley Snipes hat das Thema vom Aufprall der Kulturen eleganter und unterhaltsamer abgehandelt: Hier leider nur durchschnittlicher Action-Thriller von Ridley Scott, der viele Einstellungen und die gekonnte Lichtsetzung aus seinem Meisterwerk Bladerunner 1:1 kopiert und dadurch viel Atmosphäre schafft. Michael Douglas (der diesen Film mit produziert und vermutlich auch finanziert hat) ist einfach ein zu und zu schlechter Schauspieler, so dass der schwache Hauptdarsteller fast zwangsläufig für einen schwächeren Film sorgt. Zwar können wir ihm mühelos cholerische Ausbrüche aller Art abnehmen, aber schon wenn dieser doch deutlich von Übergewicht und Wohlleben gezeichnete Erfolgsproduzent mit dem Hängekinn anfängt, zu rennen oder irgend eine physische Aktion zu zeigen, ist es vorbei mit meiner Unterhaltung. Sieht (wie oft bei Douglas) aus wie "ich habe die Hauptrolle in diesem Film gekauft, also gebt mir bitte viel Screentime". Das insgesamt sehr authentische 80er Jahre Setting und die zum Teil beeindruckenden Kostüme machen Freude. Weniger schön die sinnlosen Motorrad-Stunts (auch hier immer möglichst viel sinnlos verplemperte Screentime für Douglas, der noch nicht einmal richtig Blue-Screen auf einem Motorrad sitzen kann).
Die coolen 80er Jahre Sprüche wie "Du musst mich erst küssen, wenn du mich ficken willst" sorgen noch für manchen Schmunzler, machen aber noch keinen wirklich guten Film. Schwarzeneggers Drehbuchautoren (Red Heat zum Beispiel) konnten das besser.
Schade um die tollen Schauspielerleistungen von Andy Garcia (der in der Hauptrolle besser besetzt gewesen wäre), Kate Capshaw und Ken Takakura. Auch der Darsteller des Gangsterbosses hat mir gut gefallen. Die Ermordung seiner Rivalen ist toll gespielt, der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Bewegungen - all dies sind Dinge, die Michael Douglas leider nicht beherrscht.
Ein Film mit einem ungewöhnlichen Thema (die Frauen wollen raus) in einer ungewöhnlichen Form (Road-Movie, damals noch neu), der vollkommen auf seine gut gecasteten Schauspieler vertraut. Und unglaubliche Bilder erzeugt von der spektakulären Weite der Landschaft, die mehr und mehr zu Hauptdarstellerin wird über die kleinen Gesten (wenn Brad Pitt sehr gekonnt mit dem Arsch wackelt) und der teilweise anarchohafte Humor (wenn der kiffende farbige Biker zu den Klängen von Johnny Nash's Superhit "I Can See Clearly Now" dem eingesperrten Polizisten Haschdämpfe durch die kunstvoll geschossenen Luftlöcher in den Kofferraum bläst). Und wenn der Hubschrauber hinter dem Abgrund auftaucht und die Radkappe in der letzten Einstellung genau im richtigen Moment spektakulär davon fliegt - ganz großes Kino.
Der Film generiert eine Flut von interessanten, zum Teil so noch nicht gesehenen Bildern und Einstellungen, nervt mich aber immer wieder durch seinen fast pubertären Manierismus und den wirklich blöden Soundtrack aus überlaut abgespielten und ständig wiederholten Popsongs. California Dream konnte ich jeweils nach dem Film für Jahre nicht mehr hören. Also geht es mir wie mit Filmen von Claude Chabrol: Richtig gelungen und anregend wohl nur für angehende Filmregisseure.
Von der ersten Einstellung an, wo Donald Sutherland über wild wehende Plastikplanen durch ein Studio rudert - künstlich, angestrengt, verfremdet:
Sorry, aber dies ist für mich (neben Larry Flynt von Milos Forman) ein überragendes Bio-Pic und subjektiv einer der besten Filme Fellinis. Casanova war nämlich (dies kann ich nach Lektüre diverser Bände seiner Memoiren sagen) ebenso phantasiearm wie pedantisch. Seine seitenlangen Aufzeichnungen über Verdauungsprobleme, die Wahl des richtigen Kondoms, Spielbetrug als Gelderwerb, Klatsch und Tratsch vom Abendbrottisch, verpasste und stattgefundene Duelle sowie natürlich langweilige (und weniger langweilige) Amouren sind ebenso pedantisch und sprachlich schlicht wie detailfreudig bei der Schilderung von Banalitäten. Und genau dies macht (wer etwa Samuel Peppys oder Gottfried Seume mag) den Reiz dieser Vorlage aus. Casanova war ein Kind seiner Zeit, in der es keine romantische Liebe in Literatur oder Oper gab, wo die gepuderten Herrschaften mangels Körperpflege unter den Röcken stanken wie die Skunke, wo Schönheitsflecken der Abdeckung von durch Ansteckung erworbenen Hautkrankheiten dienten und es keine bürgerlichen Freiheitsrechte gab, weil die kleinstaatigen Fürsten mit ihrer nicht kontrollierten Macht Europa komplett unter sich aufgeteilt hatten. Und dieses Setting fängt Fellini (wenn auch in befremdlich überzeichneten Bildern und mit absurd übertriebenen Kostümen und Masken) absolut perfekt ein.
Die von Fellini erzeugte Bilderflut gibt nicht nur einen sehr guten Überblick über die Memoiren Casanovas. Und räumt zu recht dem Betrug der Madame Urfe mit der bezaubernden (auch gut gespielten) Adele gleich zu Beginn einen ganz zentralen Platz ein. Immerhin war Adele möglicherweise die einzige Frau, die Giacomo je geliebt hat (wenn es in dieser Buchhalterseele überhaupt romantische Liebe gegeben hat). Sondern Fellini schafft es auch, den Abstieg seiner Figur bis zum sabbernden und syphilitischen Hofnarren immer wieder anhand der zentralen Stellen der umfangreichen Memoiren angemessen in mächtige Bilder umzusetzen. Einschließlich Zwergen und viel Theaterdonner.
Wenn hier viele Kommentare erschrocken sind über den "triebgesteuerten Versager" und die kalte Darstellung einer aus Sicht der 70er Jahre deformierten Persönlichkeit und Gesellschaft, dann ist das gekonnt herbeigeführt. Fellini wollte erklärtermaßen diese italienische Ikone demontieren und in den passenden historischen Kontext setzen. Und tut dies mit aller Konsquenz und viel Finesse, ohne dabei jemals den künstlerischen Aspekt zu vernachlässigen. Das Ergebnis passt viel besser als jede historisch fehlerhafte und romantisierende Verfilmung aus Hollywood.
Und nicht zuletzt: In einem Film der 70er muss natürlich auch der Sex passen. War ja damals noch nicht offiziell geächtet oder in Werbefilm-Ästhetik im Stil von 9 1/2 Wochen verpackt. Auch das geht - immer so, wie es gerade passt. Von der Schwerstarbeit mit Madame Urfé mit dem interessant wackelnden Hintern der Adele (sehr gut geschnitten) und dem mechanischen Vogel. Über die unter dem großen Tuch gigglenden Näherinnen (für mich eins der schönsten Beispiele von erotischem Kopfkino aller Zeiten) bis hin zu vielen, oft beiläufig und mechanisch wie in der literarischen Vorlage daher kommenden sexuellen Akte am Rande. Auch das gelingt dem Film hervorragend.
Wie die besten Komödien meines anderen Lieblingsregisseurs Robert Altmann schleicht sich dieser Film über das Filmemachen durch die wuselige und humorvolle Hintertür in mein Langzeitgedächtnis. Durch die geschickte und temporeiche, dabei aber immer wie beiläufige Inszenierung gelingt es Truffaut, viel Technisches und Theoretisches über das Filmemachen zu bringen und dabei auch oder trotzdem eine sehr drollige comedie humaine zu erschaffen mit vielen knapp und doch einfühlsam gezeichneten Figuren.
Finde ich toll: Viele sehr unterschiedliche Moviepiloten haben zu diesem leisen und dramaturgisch raffinierten Meisterwerk eigentlich schon alles gesagt. Leise Anmerkung: Mir war er etwas zu lang. Aber das ist wohl mein persönliches Problem.
Es ist mit diesem Film wie mit dem Erstlingswerk einer Band, die 10 Jahre auf das erste Album warten musste. Da will man mal so richtig alles zeigen. Die solide Story (eine etwas katholisch angehauchte Dreicksgeschichte - katholisch wegen Hure und Heilige und der vielen vielen Gewissensbisse) und die absolut überragenden Schauspieler reichen da noch nicht. Dabei wäre es mehr als genug gewesen, Schauspiel-Asse wie James Gandolfini mit seiner lausbubenhaft-verfetteten Mimik zwischen Faszination und Abscheu pendeln zu sehen, wenn er sich mit seiner Kate Winslet trifft. Die mit ihrer derben Physis und ihrem noch derberen Spiel einfach grandios besetzt ist. Es wäre genug gewesen, Susan Sarandon mit ihrem souveränen abgeklärten Minenspiel und (in einer kleinen feinen Nebenrolle) Marie-Louise Parker (bekannt aus Weeds) als zickige Tochter mit einer schrillen Deutschland-Fahnen-Silberjacke zu haben, über die ich mich bei jedem Kurzauftritt beömmeln könnte. Steve Buscemi mit Gandolfini auf dem Stahlträger in luftiger Höhe sitzend über Vor- und Nachteile einer Vorhautbeschneidung diskutieren lassen. Der abgrundtiefe Hass der Eheleute aufeinander zu Beginn. Großes Kino soweit!
Aber dann fangen sie an zu singen und zu tanzen. Und das geht leider voll in die Hose. Die Songs sind abgegriffene Standards, die Arrangements sind noch abgedroschener, bis auf Sarandon (die ja gelernte Musical Darstellerin ist) kann keiner so richtig singen, Bobby Cannavale muss gefühlte Stunden lang mit vorne ausgestopfter Hose herumtanzen und den animalischen Schwiegersohn verkörpern (was ein ziemlich platter Drehbucheinfall ist). Was soll das denn? Verfremdungseffekte sind ja mal ganz nett, aber dies ist nichts als eine bemühte Mischung zwischen dem kopflastigen Regiekino des Claude Chabrol und einer kinidischen Ausgabe der Rocky Horror Picture Show ohne deren überragenden Score. Spätestens ab der zweiten Musicaleinlage wurde es für mich zur Qual. Und auf einmal fallen mir die extrem bemühten Einstellungen (bunt, bunter, am buntesten), die seltsam holperigen Schnitte und das insgesamt sehr Bemühte dieses Films immer unangenehmer auf. Zuletzt wollte ich nur noch, dass es vorbei ist. Und das keiner mehr versucht, zu singen.
Vermutlich mein liebster Thriller und ein ziemlich unbekanntes Meisterwerk der 90er viel Stil: 1000Mindhunter hat das meiste schon gesagt: Die Natur, das ganze Setting, die ungewöhnliche Umgebung, die perfekt besetzten und glaubwürdig spielenden Schauspieler. Die Atmo. Die Stunts (rasender Zug im Schnee). Die dichten Innenaufnahmen (ran mit der Kamera). Ich komme immer wieder ins Schwärmen. Habe den jetzt mal zum Lieblingsfilm hochgepunktet. Jede/r sollte den mal gesehen haben; aus meinem Freundeskreis war noch nie jemand enttäuscht.
Trotz der unbestreitbar guten (sogar Tom Cruise ist richtig besetzt und den finde ich schon ziemlich unerträglich) bis sehr guten (Jack Nicholson in seinen kurzen Szenen als machtbewusster und charakterlich deformierter Postenkommandant, Kevin Beacon als alerter Karrierejurist) Schauspielerleistungen und trotz des elegant versteckten gesellschaftskritischen Anliegens bleibt es in meinen Augen ein zwiespältiger Film. Vielleicht liegt es an meinem Beruf als Anwalt oder daran, dass absolut niemand auf der Welt heute noch in Gegenwart von 4 Zeugen in Gegenwart einer offiziellen Militäranwältin so schweinisch (genial gespielt) wie Nicholson über die Vorzüge oral begabter Mitarbeiterinnen ablästern dürfte, ohne zwei Tage später seine Entlassungspapiere zu bekommen:
Das Drehbuch erlaubt sich einfach um der schlichten Effekte wegen zu viele Freiheiten. Auch wenn dies kein Dokumentarfilm ist - nur völlig hirnverbrannte Idioten oder Scientologen würden vor Gericht ohne jegliche Beweismittel versuchen, etwas Krawall zu veranstalten, damit der (ansonsten ja extrem überlegte und souveräne-) Kommandant sich vor lauter Wut verplappert und gesteht. Wie infantil ist das denn? Und von ähnlicher Qualität sind leider auch alle anderen Zusammenhänge eines Court-Films: Von den endlosen Nachtsitzungen des Verteidigerteams (das macht definitiv niemand und soll nur Lieschen Müller zeigen, wie toll der junge Tom Cruise auf einmal ist) über die völlig wirren und zudem mehrfach falsch vertauschten Kompetenzzuweisungen (darf Demi Moore nun verteidigen oder nicht, warum fügt sie sich eigentlich überhaupt unter die Knute des immerhin noch unerfahreneren und im Dienstrang tiefer stehenden Cruise, hat sie oder hat sie nicht ein Mandat von der Mutter des ermordeten Soldaten) - bis hin zum wie gesagt völlig infantil konstruierten Schluss musste ich wirklich bei fast jeder "juristischen" Einstellung die Augen verdrehen. Auf der Liste der besten Gerichtsdramen kommt dieser Film bei mir auf Platz 50 und tiefer. Und damit büßt der Film auch gleich 3/4 seiner Spannung und Qualität ein. Wer mal einen richtigen Court-Film sehen möchte, der auch die Arbeit eines Strafverteidigers angemessen im Drehbuch umsetzt, sollte sich lieber "The Lincoln Lawyer - Der Mandant" mit Mathew McConnaughy ansehen oder eben "Zeugin der Anklage". Das passt dann. Hier nicht.
Ein Schauspielerfilm mit einem interessanten Thema. Sind die fetten Jahre vorbei? Da sind sich ja auch viele Kommentare hier nicht einig. Trotz des etwas langatmigen Endes haben mich das intensive Spiel der Hauptdarsteller und die geschickt inszenierten Berliner Locations echt beeindruckt. Und wenn Julia Jentsch mit verhangenen Augen das spätpubertäre Troublegirl spielt, das ein bißchen Randale will und Spaß und Sex. Einfach beeindruckend. Die Szene im Schwimmbad ist schon allein den Film wert.
Etwas weniger Overacting und weniger Bezüge auf spezifisch jüdische Bräuche hätten dem Film gut getan. So ist es eine jüdische und zugleich extrem deutsche Variante von My Big Fat Greek Wedding und ähnlichen Ethnokomödien, die aber weder Leichtigkeit noch Tempo entwickelt. Beim zweiten Sehen fielen mir die riesigen Lücken im Drehbuch noch mehr auf. Insgesamt etwas zu lang.
Visuell gut gemachte Komödie mit leider sehr stereotypen Charakteren und langweiligen amourösen Verwicklungen, die sich sehr schnell abnutzen. Durch das geschickt gemachte Ineinander von Werbefilm, Kampfszenen und Operette aber immer wieder lustig.
Marianne Faithfull ist ebenso wenig Schauspielerin wie Sängerin. Durch diese kühle Distanz, ihr sehr zurückgenommes, manchmal fast gelangweiltes Spiel umschifft der recht einfach aufgebaute Film alle Klippen von Voyeurismus und Vulgarität elegant und ist recht unterhaltsam. Eine Rentnerkomödie im Rotlichtmilieu mit ziemlich schwachem Ende und sehr bescheidener Filmmusik.
Kenne ja die Serie nicht, aber dies ist lustig, richtig lustig: Ökowitze, Anspielungen auf dies und das und den "Korean Jesus", der black Officer is talkin that angry black nigga shit, Drogenwitze, Buddywitze, Teeniewitze, Elternwitze, Streberwitze, High-School Witze, super Stunts, feine Explosionen, Peter Pan Witze und vor allem legt sich der Film nie auf ein Genre so richtig fest (was enorm zur Durchsetzungsfähigkeit des Drehbuchs beiträgt). Hatte ich schon gesagt, dass die Car-Stunts ebenso sehenswert sind wie die Explosionen und der Abspann?
Lange nicht mehr so eine gute Mainstream Hollywood Komödie gesehen. Tipp: Englische Originalfassung mit oder ohne OmU sehen (gab es bei Netflix) - mit der Synchronisation geht vermutlich viel vom rüden Charme des Drehbuchs verloren.
Ach so: Der Film ist wirklich gut geschnitten (was auch mal eine Freude ist).
Frauenfilm, an dem auch Männer Freude haben können. Handwerklich gut gemacht, zum Teil wirklich passende, knappe und witzige Dialoge, gekonnte Kamera, feiner Score (Mark Isham) und trotz der mich wegen der platten Wiederholung eines sehr schmalspurigen Rollenfachs immer wieder ankotzenden Cameron Diaz auch gut besetzt. Vor allem Shirley MacLaine zeigt einmal mehr, warum Sie eine der ganz großen alten Damen von Hollywood ist. Wenn das Wechselbad der Gefühle über Gestik und Mimik der von ihr gespielten Großmutter zieht, ist das ganz großes Kino.
Leider ist der Film wirklich deutlich zu lang und manchmal etwas zu konventionell Richtung -> "bring die Frauen zum Weinen" geschrieben. Und wenn Cameron Diaz mit ihrem völlig leeren Gesicht klassische Gedichte rezitiert (nachdem sie auf wundersame Weise von ihrer Legasthenie kuriert wurde) ist das unfreiwillig komisch, denn jedenfalls ich traue ihr noch nicht einmal das Lesen einer Tageszeitung zu. Also eben doch gut gecastet.
Unglaublich düsterer Film um sehr katholische Themen wie Rache, Gewalt, Vergebung und außerehelichen Sex. Das Messer wird dem Opfer buchstäblich noch einmal in den Gedärmen herum gedreht (Benicio del Toro absolut genial spielend) und Chris Penn will die minderjährige Prostituierte erst verschonen und dann brutal vergewaltigen. Ein kommunistischer Mafiasohn, der Streikbrecher überfällt und den Oberpaten stürzen will ist auch so eine der exotischen Drehbuchideen. Durch die nicht chronologische Erzählweise und die insgesamt allein auf einzelne Dialoge und Szenen zugeschnittene Handlung wird der Film noch sperriger und kann auch durch die wirklich wie entfesselt spielenden Darsteller nicht mehr gerettet werden. Ungewöhnliches Gangsterdrama, durchaus noch sehenswert.
Eine ziemlich schlichte Story-Idee (deswegen bei mir nur 7 Punkte) wird sehr gekonnt umgesetzt. Beeindruckt haben mich die süßen Sommersprossen von Gemma Arterton ebenso wie die verzweifelt lebenslustig aufspielende Vanessa Redgrave und über allen der faszinierend präzise, minimalistisch aufspielende (und übrigens wunderschön singende-) Terence Stamp, der ja sehr selten, aber dafür immer in beeindruckenden Rollen zu sehen ist.
Gut gefallen haben mir die Chor- und A Cappella Aufführungen. Gelungene Songauswahl, packende Darbietungen und "True Colours" gesungen von Terence Stamp ist ein echtes Higlight. Wer weiß, wie Ü 60 Vokalgruppen ticken und sich im wirklichen Leben anhören (da gibt es faszinierende Sachen, mal bei Youtube "Angel from Montgomery" von diesem Rentnerchor hören) findet hier viel musikalischen Spaß.
Zweifellos ein Feelgood Movie, ohne Frage eine schlichte Story-Line, natürlich habe ich auch geheult und trotzdem ist es ein richtig gut gemachter, sehr humanistisch angehauchter Film, dem das Interesse für seine Figuren bei allen vordergründigen Jokes und trotz der manchmal etwas schlichten Machart niemals verloren geht. Empfehlenswert!