angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

  • Selten richtig auffällig, aber immer gut. Besonders in Tom Jones. Wie er da den charmanten Leichtfuß spielt, das hat große Klasse. Später als Charakterdarsteller sehr gefragt. Auch ohne Oskar ein ganz Großer.

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      Entgegen der Meinung vieler Anderer muss ich diesen Film doch mal weniger positiv sehen und (nachträglich von 8 Punkten herabwerten). Der ist echt zäh und durch die ewig trällernde Musik wird es auch nicht besser. Da wollte jemand die gelungene Verfilmung eines pikaresken Stoffes aus dem Jahr 1963 toppen, nämlich Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen. Und jener Film hat Witz, hat Klasse und macht die der pikaresken Form notwendig inne wohnende Wiederholung erträglich. Anders hier. Außerdem finde ich Ryan O`Neal nicht besonders begabt als Schauspieler. Aber ich habe ohnehin häufiger ein Problem mit den Filmen von Kubrick. Vielleicht liegt es an seiner (wie der Sachsenkrieger hier zu Recht schrieb) eher misantrophen Grundhaltung.

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          angucker 06.02.2016, 12:41 Geändert 08.06.2018, 19:16

          9 Punkte, aber handwerklich gesehen ein eher durchschnittlicher Film: Die Handlung verliert sehr oft den Faden (was wurde aus den Soldaten?), es tauchen Handlungsstränge auf, die nicht wieder aufgegriffen werden. Die Anschlüsse und Schnitte sind oft holperig (Peckinpah betreibt aber auch hier einen unvorstellbaren Aufwand mit genau geplanten Massenszenen und hatte vielleicht manchmal keine Lust oder kein Geld, das zu wiederholen). Die Dialoge genügen selten hohen Anforderungen, sondern sind oft klischeehaft und wenig pointiert. Außerdem ist es ein Western.

          Trotzdem ist dies für mich ein außergewöhnlicher, beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Der unglaubliche Nihilismus und die schonungslose Darstellung. Alle sind Banditen, jeder muss sich verkaufen, die romantische Liebe ist abgeschafft - die Geliebte von Angel läuft mit dem ständig besoffenen "General" Gangsterboss mit, weil der die Kohle hat (und wird dafür ganz fix erschossen). Es wird spektakulär sinnlos geballert und gemordet (wenn ein riesiges, phallisches Maschinengewehr außer Kontrolle gerät). Frauen sind generell käuflich und werden als Objekt nach Bedarf abgefüllt, entkleidet und prostituiert. Pike und seine Kumpanen agieren wie Geschäftsleute mit infantilen Zügen und Ausrastern, sie erinnern mühelos an Banker der Neuzeit, sind moralisch völig verkommen, gegeneinander, wechselnde Koalitionen - die Neuzeit ist da. Es gibt keine Ehre, keine Helden, keine Freude (und keine Familie). Peckinpah schafft großartige Bilder und lässt sich dafür (ich mag das) jede Zeit der Welt. Der Film hat 2:28 h Länge, die nie langweilig werden. Immer wieder eine neue, spektakulär fotografierte Einstellung. Ich habe nie zuvor solche wahnsinnigen Pferdestunts gesehen. Wenn die Pferde in einem Eisenbahnwaggon umgerissen werden oder sich in einer Sanddüne (die Szene macht überhaupt keinen Sinn, wurde nur als Effekt eingefügt) mit den Reitern überschlagen. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie gefährlich so etwas für Mensch und Tier ist? Im 1. Weltkrieg sind übrigens mehr Pferde als Menschen umgekommen, was Peckinpah mit seinen erbarmungslosen (und aus heutiger Sicht brutalen-) Stunts locker aufgreift.

          Die gute alte Zeit ist eben zu Ende und das moderne Leben ist brutal. Mit Vietnam und Geld regiert die Welt. Unter dem Deckmantel eines Western übersetzt Peckinpah den Anbruch der modernen Zeit in überwältigende und stimmige Bilder. Insgesamt vom Drehbuch her nicht so auf den Punkt wie "Pat Garrett jagt Billy the Kid", aber immer noch famos genug für einen ausgezeichneten Film, der streng genommen als Film überhaupt nicht funktionieren dürfte.

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            angucker 05.02.2016, 12:40 Geändert 05.02.2016, 12:45

            Denzel Washington gefällt mal wieder: "Was warst Du früher? - Ein Pip! - Ein Pimp? Nein, sondern Backup-Singer bei Gladys Knight (macht einen coolen Dance Moove)"
            Schön gefilmt und geschnitten, der Film erzeugt gute Bilder, findet seinen Rhythmus durch geschickte Wechsel aus Nahaufnahmen und Totalen und bleibt dabei. Auch die Nebendarsteller sind durch die Bank richtig gecastet, die beiden Russenmädels, der dickliche Wachmann - alles erste Sahne. Leider ist dann aber doch nur ein Rachethriller, der noch dazu Glaubwürdigkeitslücken hat (ein 60jähriger Superkämpfer?) und am Ende ziemlich sterotype Explosionen und ähnliche Effekte zündet. Das hätte es nicht gebraucht.

            Und gerade entdecke ich noch Melissa Leo im Cast. Die hätte ich trotz zig Folgen Homicide nicht wiedererkannt. Noch eine sehr gut gemachte Nebenrolle.

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              Ein Kammerspiel: Die Frau des derben und überzeugten Faschisten, genervt von der Familie, bleibt zu Hause, während ihre 6 Kinder und der Mann die Paraden zum Besuch des Führers beim Duce (den Antonietta sehr emotianal und mit kaum unterdrückter Erotik verehrt) besuchen. Der Nachbar, feinsinniger und charmanter Freigeist, baggert sie an. Sie wehrt sich, möchte doch etwas mehr Zuwendung als sie von ihrer Familie bekommt und verführt, ja vergewaltigt beinahe den schwulen Gabriele, genießt den Sex und die 5 Stunden Freiheit ohne ihre Familie.

              Scola inszeniert das mit wenigen Räumen in einem völlig abgerockt wirkenden Sozialwohnungsbau (architektonisch im Stil der neuen Sachlichkeit gehalten, die Architekturliebhaber unter uns werden ihre Freude haben) um einen Innenhof herum. Seine extravaganten Einstellungen, mit welchen die Schwerpunkte der Handlung immer wieder aus der Bildmitte an den Rand des Bildes rücken, die wuchtige Sinnlichkeit der Loren, die mit ihrem typisch italienischen Hausfrauenkittel (mit trotzdem sehenswertem Ausschnitt) und den dicken Ringen unter den Augen wie ein Vulkan auf den feinsinnigen schwulen Mann reagiert. Die präzise, fast akribische Darstellung von Mastroianni, der die Einsamkeit, aber auch den Lebenshunger des Gabriele mit leichter Distanz und doch so eindringlich spielt. Alles dies fügt sich zusammen zu einem faszinierenden Drama und Kammerspiel um Unterdrückung, Auflehnung und was das mit Familie, Liebe und Sex zu tun hat. Absolut gelungen. Und die zentrale Liebesszene ist so intensiv und einfühlsam fotografiert, dass die von vielen meiner Freunde als "beste Liebesszene im Film" genannte Knutscherei von Julie Christie und Donald Sutherland in "Wenn die Gondeln Trauer tragen" von Nicolas Roeg dagegen etwas blass aussieht.

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                Eine der besten Sozial- und Sport-Dokus überhaupt. Die 2,5 Stunden wurden mir nie langweilig. Das meiste hat der Andy D. schon gesagt. Der auch gerade für Basketballer sehr sehenswerte Film (die Finals der beiden Jungs werden schön gefilmt und angemessen zusammen gefasst ebenso wie die langen Streetball Sequenzen "Let It Rain") zeigt sehr schön, wie wichtig in diesem Sport der Fokus auf die nächsten 5 Sekunden ist. Arthur Agee, das absolute Ghettokid, denkt eigentlich nie und wenn, dann immer nur auf dem Spielfeld für die nächsten 5 Sekunden weit. Das macht ihn so belastbar und zu einem Matchwinner. Als er sich für sein (knapp und in seinem Rassismus schrecklich dargestelltes-) Provinzcollege in Wisconsin entscheiden soll, verliert er den Überblick und fällt in völlige Agonie. Und trotzdem wird er auf lange Sicht zum wertvolleren Spieler, weil er eben immer völlig fokussiert ist.

                Wie William Gates dagegen seinen Trainer zuletzt auf Distanz hält, diesen zwanghaften, unmenschlichen Coach, für den seine talentierten Schützlinge nur Material zur selbstsüchtigen Befriedigung eigener Ambitionen sind. Wie Gates Abstand gewinnt und immer mehr zu einem Nicht-Basketballer mutiert, der ein Leben abseits der Körbe sucht und findet. Wie er im Abschiedsgespräch seinen Coach mit kurzen Worten für immer in die Wüste schickt. Ewige Verdammnis! Ich habe in meiner aktiven Zeit als Trainer solche Psychopathen jahrelang erlebt und mit den Problemen ihrer Spieler zu tun gehabt. Das prägt Heranwachsende wesentlich intensiver, als man von außen erkennen könnte. Und der Film transportiert das (ebenso wie das schwierige Leben in den amerikanischen Ghettos) kühl und detailfreudig bis in den letzten Winkel.

                Nicht zuletzt: Ich habe nie zuvor einen so guten Eindruck von der verwertungsorientierten Geldgier amerikanischer Colleges und Schulen erhalten. Wie der Finanzbuchhalter der Schule sich weigert, die für den Übergang zum College notwendigen Noten herauszugeben, weil 1313 Dollar Schulrechnung offen sind - brutaler geht es kaum noch und die Eltern sind völlig hilflos. Schockierend.

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                  Mit Spoiler! Extrem jüdisch: Sex als Leistungssport, viele selbstgemachte Probleme mit Essen, der eigenen Wertigkeit und Mundgeruch. Eigentlich keine Komödie, sondern ein bittersüßes Filmchen über eine On-Off Beziehung, Dominanzprobleme in der Beziehung, Kontrollverlust (das spielt hier eine ganz große Rolle) und wie der Mann es seiner Frau am besten besorgt. Theoretisch ein vielversprechender Ansatz, aber der Film versagt in der Praxis. Die Dialoge sind durch die Bank konventionell bis dämlich und die Handlung im letzten Drittel immer absurder und unwahrscheinlicher. Auch die Schauspieler können es da nicht reißen. Und als der Held von der Verlobungsfeier ausbüxt musste ich laut gähnen. Die Braut, die sich nicht traut wiederholt man in diesem Jahrzehnt und ohne Julia Roberts nur ungern. Nicht sehenswert.

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                  • Tolle Übersicht mit viel Background-Info. Aber ein Punkt fehlt für mich. Jimmy Fallon ist einfach und unmittelbar unterhaltsam. Selbst bei dem bescheidenen Helium Auftritt mit Morgan Freeman, der ja ohnehin zu 3/4 über seine Stimme wirkt (auf das Helium-Dingsda muss man erst mal kommen). Tut mir leid, aber so gekonnte Unterhaltung mit eigener Beteiligung (wie Fallons Auftritt mit "Tight Pants" und J Lo) konnte Harald Schmidt jedenfalls nie bieten. Und einen Auftritt wie den von Michael Keaton, wenn er Kinderbriefe an Batman beantwortet - das ist einfach großes und anrührendes (Show-)theater und noch dazu ziemlich unterhaltsam. https://www.youtube.com/watch?v=cUDVa69I_Hc

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                      Eine seltsam krawallige und misslungene Komödie, bei der Julianne Moore pausenlos fertig gemacht wird von dem merkwürdig unbeteiligt spielenden Pierce Brosnan. Wie man als Frau einen Film mögen kann, bei dem die weibliche Hauptrolle ständig gedemütigt, abgefüllt, der Unterhose beraubt und lächerlich gemacht wird, ist mir allerdings ein Rätsel. Das geht sogar so weit, dass Mrs. Moore ständig unpassende (Altrosa steht keiner rothaarigen Frau) und nuttig tief ausgeschnittene Kostüme tragen muss, während sie verkatert und von ihrem irischen Wonneproppen der Unterhose beraubt vor Gericht auftreten darf. Bei der zweiten Sichtung ist dieser Film noch viel schlimmer und frauenfeindlicher als im ersten Durchgang. Definitiv die falsche Rolle für Mrs. Moore.

                      Etwas geretttet wird dieses Machwerk eigentlich nur durch zwei ziemlich gut gespielte Nebenrollen: Michael Sheen gibt den klischeehaft überzogenen Rockstar mit so viel Kajal und lustvoller Übertreibung, dass es einfach Spaß macht. Und Frances Fisher gibt die Vorstellung der intensiv operierten, männermordenden elderly Lady so gekonnt "... ich bin etwa doppelt so alt wie die Ersatzteile, aus denen ich bestehe" (aus dem Kopf zitiert).

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                      • Die Komödie ist das Mittel der Dekonstruktion - deswegen ist "The Wolf Of Wallstreet" jedenfalls die falsche Form (und in meinen Augen auch kein wichtiger Film). Schöne Analyse, dieser Film wird hoffentlich einige Oscars bekommen.

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                          angucker 17.01.2016, 22:08 Geändert 30.05.2017, 03:09

                          Das parallele Zähneputzen und das ewige Genörgel der Kinder erzeugten bei mir schon Gänsehaut . Horror im Alltag. Ingmar Bergmann lebt scheinbar immer noch. Im schwedischen Film wird die Beziehung über mehr als zwei Stunden demontiert und wir dürfen alle zugucken. Anschaulicher und streckenweise komplett gruseliger Beziehungsfilm, der durch sein ungewöhnliches Setting und beeindruckende Schauspieler nicht langweilig wird. Nur der Konflikt als solcher ist in jeder Hinsicht konstruiert, was zugleich die große Schwäche des Films ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich ein Ehepaar wegen einer solchen Lappalie so zerlegt. Trotzdem sehenswert vor allem für Freunde des gepflegten Ehedramas.

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                            Ich habe gestern einen oder mehrere mutmaßliche Oscar-Gewinner gesehen: Nominiert sind aus guten Gründen Regie, Schnitt und Christian Bale (männliche Nebenrolle), der mit seiner unglaublichen Physis und seinem irrlichternden Minenspiel die Rolle des leicht autistischen, einzelgängerischen Analysten der großen Sub-Prime Krise beängstigend spielt (nur sein Gehampel an den Drums hätte ich persönlich nicht gebraucht).

                            Die leichtfüßig inszenierte Komödie mit dem sagenhaft guten Schnitt und Timing der Szenen rollt die amerikanische Sub-Prime Krise der Jahre 2007/2008 noch einmal von der anderen Seite auf. Nämlich aus Sicht der letztendlich erfolgreichen Spekulanten, die entgegen dem Mainstream nicht das Geschwätz der Hypothekenmakler nachplapperten, sondern sich auf die Suche nach dem großen Betrug machten (und ihn unabhängig voneinander fanden) und ihre Kenntnisse zur Grundlage einer nervenzerfetzenden Spekulation mit einem Hebel von 1:200 und mehr machten.

                            Was bei dem verdienstvollen Dokumentarfilm " The smartest Guys in the Room" noch schwer und statisch daher kam, wird hier bissig und detailverliebt als Lehrstück in Sachen Turbokapitalismus in eine Komödie gepackt. Der alte Berthold Brecht hätte seine Freude gehabt; viele seiner Stilmittel werden hier verwendet. Wenn etwa die superhübsche nackte Blondine mit dem Champagner in der Luxusbadewanne sitzt und Details der Finanzmathematik erklärt. Wenn eine Black-Jack Runde zur Erläuterung von CDO (organisierte Mülleimer für Schrottanleihen) dient. Wenn Christian Bale seinen Angestellten erklärt, warum die Krise kommen muss (diese Indikatoren habe ich schon vor 30 Jahren im kleinen Börsianer-Einmaleins gelernt).

                            Und die Schauspieler dürfen glänzen ohne Ende. Wie Ryan Gosling als supersmarter Banker Wetten gegen seine eigene Bank entgegen nimmt; die beste Verkaufsshow aller Zeiten. Wie Marisa Tomei (schön, sie mal wieder zu sehen) ihren Kollegen tröstet. Und Brad Pitt als parnoider und muffeliger Ex-Banker. Jede Nebenrolle ist perfekt gecastet (wie die beiden kleinen Hypothekenmakler, die bei den Recherchen der Spekulanten offen erklären, warum das System so kaputt ist - und danach in den Strip-Club gehen). Und der Film wechselt souverän immer wieder das Tempo. Von den fiebrigen und rasant geschnittenen Szenen mit Finanz-Action hin zu den gemächlich inszenierten Einstellungen mit den Vor-Ort Recherchen in verlassenen Siedlungen kreditfinanzierter und überteuerter Einfamilienhaussiedlungen. Das passt und macht Spaß. Und danach traut man nie wieder der Deutschen Bank - versprochen!

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                              Wie war das noch? Der Bösewicht hat nur eine Extrabehandlung vom Maskenbildner. Der Hubschrauber fliegt nur im Studio. Ich werfe Dich den Haien/Krokodilen/Piranhas zum Fraß vor (gähn). Absolut unterer Durchschnitt und nicht wiederholungswürdig. Dieser Bond war seiner Zeit hinterher - kein Rock, kein Flower-Power, das musste später alles Roger Moore machen einschließlich der Schlaghosen.

                              Einziger Grund für eine Wiederbesichtigung wäre Karin Dor. Aber die durfte vermutlich auch nur mal kurz ablegen und unter die Decke schlüpfen.

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                                über Drive

                                Da reichten schon die ersten 5 Minuten: Minimalistische Inszenierung, toller Soundtrack, perfekter Schnitt. Ryan Gosling ist schon länger mein "Yes we can" Schauspieler dieses Jahrzehnts. Ein ganz schlichter Genrefilm, der aber in den so wichtigen Details absolut perfekt ist und mich sofort und für die volle Laufzeit komplett in den Bann gezogen hat. Mal einige Details?
                                Goslings Hände am Lenkrad - perfekt fotografiert und von schräg hinten (!) angeleuchtet - so eine Art Heiligenschein des Fahrers.
                                Die "ich starre Dich an" Wettbewerbe mit dem Jungen, von denen die Mutter zunächst überhaupt nichts mitbekommt (alleinerziehende Moms sind eben manchmal ziemlich gestresst).
                                Bryan Cranston als behinderter und nicht nur physisch verkrüppelter Driver/Manager.
                                Albert Brooks und seine Messersammlung (und der letzte Close-Up darauf).
                                Christina Hendricks als die beste Gangsterbraut seit Faye Dunaway - die zu engen Hosen und das verrutschte T-Shirt, das schlecht gemachte Make-Up, die nicht vollständige Haarfärbung - ich könnte die Ausstatter und Stylisten dieses Films pausenlos knutschen (bis auf die blutige Jacke des Driver, die fand ich zuletzt etwas übertrieben).
                                Der Lichtkegel des Hubschraubers.
                                Die Pastorale auf dem Lande, 3 Minuten Happiness im Paradies am Bach (da ist der Farbfilter erlaubt).
                                Die knappen Dialoge, die so viel transportieren.
                                Das Kinn von Ron Perlman - kann man das besser ins Bild setzen?
                                Kuss und Gewaltexplosion im Fahrstuhl.
                                Die stark abgedämpften Motorengeräusche in der ersten Hälfte des Films. Das ist absolut unüblich bei den üblicherweise röhrenden Verfolgungsjagden und erzeugt noch mehr Spannung. Und das wird noch verstärkt, wenn (auch unüblich) kein Blech kracht.

                                Trotz der (konsequent inszenierten-) Gewaltorgien im letzten Drittel ein bahnbrechender, so nie gesehener Genrefilm, der es (mit ähnlichen Mitteln und sogar Zitaten) mit den Großen des Genres wie "Leon, der Profi" mehr als aufnehmen kann. Ich war total begeistert und vergebe nur deswegen keine 10 Punkte, weil es eben nur ein Genrefilm ist - es fehlt mir sozusagen die spirituelle Ebene für die Höchstwertung. Ganz toll, must see!

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                                  Der ist echt ziemlich schmalzig, hat aber den Trintignant / Schneider Faktor für sich. Und macht auch nichts wirklich falsch.

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                                  • Fred Astaire kann tanzen aber Ginger Rogers tut das rückwärts und mit Stöckelschuhen. Dies war ein ganz beliebter Spruch in der feministischen Szene der achtziger Jahre und ist wohl mehr als wahr. Nicht zu Unrecht galt Rogers als hardest working Girl in Showbusiness in ihrer Zeit. In Musical, Tanzfilm und Komödie gleichermaßen gut beschäftigt wirkte sie in zahlreichen Filmen mit und bekam 1940 für ihre Hauptrolle in einem Drama den Oscar. Nicht nur war sie offenbar als einzige Filmpartnerin auch über mehr als einen Film hinweg bereit und in der Lage, mit dem brutal hart probenden Astaire zusammen zu arbeiten (von wegen hart), sondern sie schaffte es auch mühelos mit ihrer Präsenz und ihrem guten Aussehen, leichtfüßige Komödien als Hauptdarstellerin oder in Nebenrollen zu bereichern. Weniger prätentiös als Katherine Hepburn, die andere große Komödiendarstellerin ihrer Zeit blieb sie in jeder Rolle das nice girl next door und verlor nicht nur beim Tanzen niemals die Bodenhaftung. Auch in späteren Jahren blieb sie eine gefragte Nebendarstellerin, so dass ihr filmisches Werk mehr als 25 Filme umfasst.

                                    Und wenn man sie tanzen sieht, ist das auch heute noch eine Offenbarung.

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                                      Polly (Ginger Rogers), die kleine Angestellte in einem Warenhaus, bekommt wenige Tage vor Heiligabend von ihrem Senior-Chef (Charles Coburn) die Kündigung zugestellt. In der Mittagspause sieht sie, wie eine Frau ein Baby auf der Eingangstreppe eines Waisenhauses ablegt. Nachdem sie erfolglos versucht hat, die Frau aufzuhalten, klingelt sie und ist von nun an sich sträubende und anfänglich wenig begeisterte Mutter eines 7 Monate alten Babys. Der Juniorchef ihres Warenhauses (David Niven) wird involviert, als die Betreiber des Waisenhauses ihn mit sanftem Druck dazu bringen, die Kündigung zurückzunehmen, damit die junge Frau mit dem anscheinend ungewollten Baby wenigstens nicht arbeitslos ist. Bei dieser Gelegenheit lernt David Niven seine Angestellte kennen, schätzen und lieben.

                                      Diese im Prinzip sehr einfache Geschichte wird durch das geschickte gemachte Drehbuch immer wieder aufgebrochen durch zum Teil längere Zwischenspiele, bei denen die beteiligten Schauspieler ausreichend Gelegenheit haben, ihr komödiantisches Talent unter Beweis zu stellen. Wenn etwa David Niven von seiner Flamme und eigenen Angestellten dazu gebracht wird, die nervige Donald Duck Plastikente, welche er selbst aus Tollpatschigkeit zerbrochen hat, in seinem eigenen Warenhaus umzutauschen (ha ha) und sich vor seinem eigenen für den Umtausch zuständigen Angestellten verkleidet mit diesem kühnen Ansinnen blamiert während Ginger Rogers ihm die Stichworte zuflüstert. Wenn Niven und Rogers das 1. Mal gemeinsam auf eine glamouröse Veranstaltung gehen und Niven, um quälenden Fragen auszuweichen, Rogers als Schwedin ohne jegliche englische Sprachkenntnisse ausgibt. Wenn die weltberühmte Profitänzerin Rogers in mehreren Szenen mit aufgeregten Männern tanzen muss, die sie dabei über das Parkett schleifen wie einen nassen Hund (so perfekt unperfekt tanzen und dabei deutlich die Unterschiede im tänzerischen Können heraus stellen kann wirklich nur eine sehr gute Tänzerin).

                                      Nie kommt bei dieser bezaubernden kleinen Komödie Hektik auf. Die Gags sind zielsicher gestreut, so dass jeder Zuschauer in jeder Altersgruppe etwas zu lachen hat. Durch die vielfältigen kleinen Variationen und Zwischenspiele und auch die für heutige Verhältnisse kurze Dauer von nur 80 Minuten kommt niemals Langeweile auf und trotzdem haben die Schauspieler alle nötige Zeit, um jede Szene wirklich voll auszuspielen. Alle für mich wesentlichen Kriterien einer guten Komödie sind hier erfüllt: es gibt eine Arbeitswelt, deren finanzielle und sonstige Auswirkungen durchaus Einfluss auf das private Leben der beteiligten Personen haben. Die Gags sind vielseitig angelegt, die Darsteller haben ausreichend Zeit für ihre Szenen und es kommt niemals Hektik auf.

                                      Ginger Rogers, die neben ihrer bemerkenswerten Karriere als Tänzerin in 10 Filmen mit Fred Astaire als Vertragsschauspielerin von Paramount zahlreiche Haupt- und Nebenrollen spielte, bekam 1940 für ihre Hauptrolle in einem Drama sogar einen Oscar. Mit ihrer enormen physischen Präsenz und ihren großen grauen Augen dominiert sie diesen Film mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und lässt jede Nuance ihres Charakters glaubwürdig wirken. Das in der Handlung ebenfalls sehr wichtige Baby spielt übrigens hervorragend mit. Die geduldig gefilmten langen Sequenzen mit diesem nur 7 Monate jungen Schauspieler gehören mit zum Anrührendsten und Lustigsten, was ich seit langer Zeit in einer Komödie gesehen habe. Und auch die offenbar im Zuge einer Produktplatzierung immer wieder ins Bild gerückten Donald Duck Wackelenten (Disney lässt grüßen) sind geschickt und publikumswirksam in die Handlung integriert. Ein handwerklich gut gemachter Film, bei dem sich komödientechnisch wohl jeder Zuschauer gut fühlen wird.

                                      Ich bekam den Film durch die verdienstvolle Reihe von Screwball-Komödien im Berliner Arsenal zu sehen. Den Film gibt es aber auch als DVD zu kaufen.

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                                        angucker 02.01.2016, 10:05 Geändert 01.02.2016, 11:09

                                        Auch bei der 3. Sichtung im Abstand von vielen Jahren immer noch ein interessanter Film. Eine tolle Lichtsetzung (die zum Beispiel die Bettszenen und viele Dialoge sehr intensiv werden lässt). Zwei ziemlich interessante Hauptdarsteller (Dennis Quaid nimmt sich für meinen Geschmack etwas zu viele extrovertierte Auszeiten mit schmachtenden Blicken). Der Soundtrack gefällt mir (muss bei diesem Thema auch sein) und Dennis Quaid kann nicht nur excellent golfen, sondern auch gut singen.

                                        Natürlich ist der Film total 80s und völlig ziellos im Rhythmus seiner Erzählung. Das passt aber nach meinem Eindruck sehr schön zum Thema: Es geht nicht um ein preußisches Polizeirevier, wo jede Aktion wie in einem durchschnittlichen Tatort 20 Minuten vorbereitet wird, sondern um "The Big Easy", wo zwischen den Zeilen Geld vertickt wird und niemand den Eindruck erwecken darf, er oder sie würde jemals arbeiten (auch der Anwalt nicht, der wunderschön eitel herumgockelt).

                                        Warum der Film nicht wie bei Andy Dufresne 10, aber immer noch solide 8 Punkte bekommt, ist einfach die Atmo. Das scharfe Essen wird mir beim Zuschauen physisch spürbar (überhaupt wird ständig gegessen), die Leute schwitzen, der großartige Ned Beatty läuft immer leicht derangiert durch die Gegend (wie bei seiner Rede mit albernem rotem Hut beim Barbecue), ständig scheint jeder jeden anzubaggern, Ellen Barkin greift dem Bruder von Dennis Quaid nach der schönen Liebesnacht versehentlich beherzt von hinten an die Eier (was eine selbst heute noch unerhört gewagte und wirklich komische Szene ist). Und überhaupt die Barkin. Sie joggt im verschwitzten Baumwolldress (auch das total 80s), trägt über ihrem knackigen Hintern in der Liebesnacht schlichteste Baumwollunterhosen (was total bodenständig rüber kommt) und hat ohnehin mit diesem unregelmäßigen Gesicht die Rolle gepachtet. Und wenn Dennis Quaid dann noch "dem Affen Zucker gibt" und mit wild tänzelndem Hüftschwung auf dem Weg zu einer grauenhaft entstellten Leiche so richtig den Popo wackeln lässt - dieser Film trifft an den richtigen Stellen den richtigen Ton. Und das macht auch heute noch Spaß, wenn man Musik mag und sich ein wenig locker machen kann.

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                                          Robert Davi als Bösewicht und Benicio del Toro als sein Helfer: Großes Kino! Mit Sicherheit in der Top 10 der Bond-Bösewichter. Denn der Davi kann richtig smart-böse und braucht dazu weder Masken noch Effekte.

                                          Ansonsten aber unterdurchschnittlicher Trash - eher nicht sehenswert. Hubschrauber und Luftkampf im Smoking einschließlich Absprung zur Hochzeitsfeier - sehr 90er und mir blieb nichts hängen.

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                                            Judi Dench war noch erschöpft von ihrer großartigen, oscarwürdigen Hauptrolle in Lasse Hallströms "Schiffsmeldungen" ein Jahr zuvor. Pierce Brosnan hatte Probleme mit seiner Feuchtigkeitscreme, Halle Barry hatte ihr Bat-Woman Kostüm in der Reinigung vergessen. Außerdem konnte das Broccoli-Team keinen ordentlichen Bösewicht verpflichten, weil Jonathan Pryce, Gerd Fröbe, Javier Bardem und Curd Jürgens aus unterschiedlichen Gründen nicht verfügbar waren. Hinzu kamen Probleme mit dem Transfer des südkoreanischen Etats für Auslandspropaganda auf das Londoner Konto der Broccoli-Group. Als dann auch noch ein wichtiger Wodkahersteller auf einer mindestens 30 Minuten langen Szene mit einem Eispalast und einer Eisbar bestand, war das Desaster perfekt: Der wohl schlechteste Bond Film des 21. Jahrhunderts konnte nicht mehr verhindert werden. Und dann kam noch der vermutlich schlechteste Spezialist für Auto-Stunts und inszenierte gefühlte 20 Minuten quälenden Retro mit Luftkissenbooten und hüpfenden Geländewagen. Wie öde ist das denn? Das konnte das A-Team schon vor fast 30 Jahren besser.

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                                                  Frau überfällt Bank, um ihren Kinderladen zu finanzieren, wird erkannt, verfolgt, verliert ihren Komplizen bei einem Schusswechsel, gewinnt ihre Jugendfreundin zurück, die in der neuen Eigentumswohnung depressiv und versteinert lebt. Der Pfarrer hilft, eine Auslandsepisode, Aufbruch, Rückkehr zur Tochter und eine Pointe zum Schluss.

                                                  Dieser sehr zeitgeistige Frauenfilm von Margarethe von Trotta beschäftigt sich in lakonischen Einstellungen und etwas distanziert immer wieder mit der Frage, was die Frau braucht zum Glück. Wo die Grenzen sind und wo die Freunde. Tina Engel (damals Schaubühne) überzeugt ebenso wie Katharina Thalbach, in deren graue riesige Augen mann (jedenfalls ich) sich einfach sofort vergucken muss. Trotz Zeitgeistigkeit (beachte die kess orange gestreiften Tapeten!) und auch einer gewissen Gefühlsduseligkeit schafft es der Film durch seine kühle Art, uns mit der Entwicklung der Protagonisten zu unterhalten und auch zum Lachen zu bringen. Wer sich auf das gemächliche Erzähltempo einlässt und über die fehlenden schauspielerischen Qualitäten von Marius Müller-Westernhagen hinweg sieht (der aber zum Glück nicht singt) begibt sich auf eine interessante Zeitreise in die 70er.

                                                  Das erste eigene Regiewerk von Margarethe von Trotta, die dieses Thema später immer wieder variierte. Absolut sehenswert - fast ein Klassiker.

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                                                    Entspannte Komödie der uralten Art, bei der die souveränen Hauptdarsteller scheinbar unglaubliche Mengen Alkohol konsumieren und trotzdem den lahmen Plot immer in Gang halten. Ich habe es nachgeguckt: Der Film entstand kurz nach Aufhebung der amerikanischen Alkoholprohibition im Dezember 1933. Gut geschnitten, viele kleine und große Gags aller Art machen aus einer unglaublich wirren und flachen Kriminalgeschichte einen sehr sehenswerten Film.

                                                    Besonders gut gefallen haben mir das Schießen auf Luftballons am Weihnachtsbaum (!) und der vierschrötige Detective mit dem riesigen Kinn, der deswegen so nuschelig spricht, weil man ein so großes Kinn wohl kaum noch bewegen kann. Und verglichen mit einem anderen Klassiker des Genres, nämlich "Leoparden Küsst Man Nicht" bleibt es entspannt und trotzdem witzig. Es fehlt die grausame Hektik, welche insbesondere Catherine Hepburn in ihren Screwball-Auftritten immer verbreitet und die für mich heute kaum noch zu ertragen ist.

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