BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
“Wo immer Ungerechtigkeit herrscht, da findet ihr uns.
Wo immer es Leiden gibt, wir werden dort sein.
Wo immer die Freiheit bedroht ist … da findet ihr … Die DREI AMIGOS.” (Die Drei Amigos)
In dieser urkomischen Verwechselungskomödie verschlägt es 1916 drei frisch gefeuerte Stummfilmhelden nach Mexiko, um dort für ein ordentliches Sümmchen ihre drittklassige Western-Show runter zu spielen, und ein Dorf vor einer Bande “gefährlicher Desperados” zu schützen. Die schießen allerdings nicht nur mit Platzpatronen…
DREI AMIGOS ist mit so viel völlig bescheuertem Scheiß vollgepackt, dass absolut außer Frage steht, dass Steve Martin, Chevy Chase, Martin Short und Regisseur John Landis am Set eine verdammt gute Zeit hatten. Ein Großteil des Humors zieht der Film aus der schrägen Situation, dass der Zuschauer im Gegensatz zu den Amigos ganz genau weiß, dass das alles keine Show ist. So sehr John Landis hier auch auf teils absurde Art und Weise die klassische Westernromantik durch den Kakao zieht, versteckt sich unter all dem Irrsinn auch eine liebevolle Hommage an die Stummfilmzeit, ihre vergessenen Helden und das Gute im Menschen. Und wenn man mal nicht gerade den sprechenden Busch zig mal fragt, ob er der sprechende Busch sei, darf man sich zwischenzeitlich immer wieder an der übertriebenen Mimik und Gestik der “Revolverhelden” erfreuen.
Mit 12 Bier, 3 befreundeten Amigos und 2 Pullen Tequila ein absolutes Himmelfahrtskommando. Hiermit sende ich euch den Amigo-Salut und wünsche meinen tapferen mitPiloten ein schönes langes Wochenende . . .
https://www.youtube.com/watch?v=a8HXEN11wS8
Der ziemlich runtergerockte und geheimnisumwitterte Farmer OLD HENRY lebt im entlegenen Hinterland Oklahomas und kümmert sich nach dem Tod seiner Frau alleine um seinen Sohn, der die Tür zum rebellischen Teenager-Alter schon längst durchschritten hat und mit den veralteten Wertvorstellungen seines Vaters nichts mehr anfangen kann. Als Henry eines Tages einen schwer verletzten Fremden samt einer Tasche voller Geld in der Nähe seiner Farm findet und bei sich aufnimmt, setzt sich eine Spirale unausweichlicher Gewalt gnadenlos in Bewegung…
Regisseur und Drehbuchautor Potsy Ponciroli liefert in reduzierter Schlichtheit einen melancholischen und rohen Spätwestern, der ganz gemächlich die Spannungsschraube anzieht. Bis zum Finale belässt es OLD HENRY bei Wortgefechten und einer absolut gelungenen Atmosphäre, bevor das klassische RIO BRAVO-Belagerungsszenario im letzten Viertel des Films fulminant blutig eskaliert, und nicht nur die Colts für spritzende rote Soße sorgen.
Wirklich überraschende Wendungen oder Charakterentwicklungen gibt es bis dahin nicht, dafür jedoch einen gut platzierten Twist, der aber nicht völlig überraschend kam, im Gegensatz zur großartigen Leistung von Hauptdarsteller Tim Blake Nelson, der mit meisterhafter Mimik und als von der Vergangenheit gezeichneter Henry wirklich beeindruckend abliefert. Auch Stephen Dorff wurde als charismatischer Bösewicht noch einmal ausgebuddelt, und nutz seine Screentime für eine richtig gute Performance.
Mit bescheidenen Mitteln realisierter Spätwestern, der handwerklich erstklassig umgesetzt wurde. Ein charismatischer Cast, sehr gute Kameraarbeit und ein melancholischer Score sorgen für einen atmosphärischen und lohnenswerten Ausritt durch die Grasländer von Tennessee . . .
Auf das Spielfilmdebüt mit einem toten aber immer noch furzlebendigen SWISS ARMY MAN hatte ich bisher noch keine Lust. Auf ihren zweiten Film ließen Daniel Kwan und Daniel Scheinert (The Daniels) dann auch schlappe 6 Jahre warten, dafür gibt es dann mit EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE aber auch gleich 139 Minuten WhatTheFuck, ganz nahe am Multiversum-Wahnsinn und in einigen schlechteren Momenten schon darüber hinaus. Aber unter all dem Spektakel aus grandios choreografierter Martial-Arts-Action, einigen derben Gewaltspitzen, schrägem Humor und teils absurden Situationen verbirgt sich eine emotionale Geschichte über die Bedeutung von Familie, über Selbstzweifel und Akzeptanz dafür, vielleicht nicht immer die richtigen Entscheidungen im Leben gewählt zu haben, aber auch damit leben und lieben zu können. Die Ebenen und Möglichkeiten des Films sind somit zahlreich, genau wie unsere eigenen Leben. Damit konnte mich der Film am Ende sogar sehr berühren.
EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE ist eine Verbeugung vor dem Kino, vor den Möglichkeiten und Wahnsinn des Lebens und im Besonderen vor der wunderbaren Michelle Yeoh, die hier mit einer der schauspielerisch vielseitigsten Leistungen der letzten Kino-Jahre durchweg begeistert . . .
„Singles sind wie Obst. Erst riechst du süß und aufregend, aber irgendwann schimmelst du.“ (Gina)
Nach dem gleichfalls total unterhaltsamen DIE GOLDFISCHE ist JGA - JASMIN. GINA. ANNA der zweite Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan. Und ähnlich wie bei seinem Erstling erwartet man hier wieder eine Komödie nach Schema F, bekommt am Ende aber nicht nur Feelgood sondern auch noch einiges an Mehrwert geboten.
In JGA geht es um 3 Freundinnen, die auf Ibiza einen Junggesellinnenabschied feiern wollen, der aber komplett anders verläuft, wie er geplant war. Wer jetzt Angst hat, dass es hier kein Chaos, keine aufblasbaren Riesenpenisse, Unmengen Alkohol und reichlich Fremdschäm-Momente gibt, den kann ich mit einem leicht infantilen Grinsen hoffentlich beruhigen. Die üblichen Klischees werden hier natürlich ausgiebig bestätigt, dienen aber nur für einige gute Lacher, denn im Grunde geht es hier um die Suche nach der eigenen Zukunft, nach persönlichem Glück und nach sich selbst. Gleichzeitig zeigt uns Golafshan auf komische und ehrliche Art und Weise, dass man manchmal alte Zöpfe abschneiden und hinter sich liegen lassen muss, um sich vorwärts bewegen zu können.
Ein durchaus lustiger und über den Abspann hinaus sogar schöner Film, der mit gutem Dialogwitz unterhält und stark gespielt ist. Vor allem Luise Heyer, die mMn schon eine absolut fantastische Darstellung als HaPe’s Mutter in DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT ablieferte, ist hier einfach nur zum Umarmen. Wem das und ein Loblied auf die Freundschaft immer noch nicht reicht, darf sich dann auf den vielleicht geilsten Männerstrip ever freuen. Diese Socken. Hilfe . . .
NO MAN’S LAND ist ein behäbig erzähltes Schuld und Sühne Drama mit Neo-Western Anstrich, das ohne große Überraschungen auskommt und zumindest in den Nebenrollen erstklassig besetzt ist. Leider hat der Hauptdarsteller (und Drehbuchautor) Jake Allyn so viel schauspielerisches Talent und Ausstrahlung wie ein Pferdearsch, was dem etwas zu langen aber ansonsten sauber inszenierten Film von Anfang an Fußketten anlegt...
Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
WIND RIVER (2017)
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Zum Abschluss der American-Frontier-Trilogie schreibt uns Taylor Sheridan nach der Hitze des mexikanischen Grenzgebietes (SICARIO) und dem staubigen texanischen Hinterland (HELL OR HIGH WATER) zum großen Finale in die Kälte des winterlichen Wyoming. Den Platz auf dem Regiestuhl übernahm Sheridan diesmal gleich selbst.
Dabei ist WIND RIVER zumindest im Kern ein einfacher Thriller geworden, zusammengesetzt aus reichlich bekannten Genre-Versatzstücken. Vor dem Hintergrund einer von Frust und Gewalt geprägten Gesellschaft nutzt Sheridan den Crime-Plot lediglich als Aufhänger, um von der ärmlichen Trostlosigkeit des Reservats, Perspektivlosigkeit, Armut und Trauerbewältigung zu erzählen.
Mit fortschreitender Laufzeit wird die Atmosphäre immer dichter und die Spannungsschraube langsam angezogen. Eingefangen in bemerkenswerten Bildern und einem weiteren herrlich melancholischen Score von Nick Cave und Warren Ellis lässt einen die Geschichte um Vergeltung nicht mehr los und schleift uns durch die raue Naturkulisse Richtung Erlösung im Peckinpah-Style. Absolut archaisch, versehen mit einer brachialen Soundabmischung.
Dank der famosen Darsteller Leistungen um Elizabeth Olsen und Jeremy Renner muss man hier von einem extrem fesselnden und eiskalten Neo-Western sprechen. Renner hat man selten so gut wie hier gesehen. Die stark geschriebenen Dialoge füllt er mit Substanz und Glaubwürdigkeit. Besonders das Gespräch auf der Veranda mit dem ebenfalls fantastisch aufspielenden Gil Birmingham zeugt hier von Nachhaltigkeit. Wie in diesen schmerzlichen Minuten vom Vorwärts Gehen und Überleben geredet wird, kann einen selbst in einem modern geerdeten Schneewestern unmöglich kalt lassen.
Bitte weiter so, Mr. Sheridan . . .
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DAS DRECKIGE DUTZEND springt aus dem Wok und sorgt dafür, dass im Dschungel die Hölle los ist. Ein bunt zusammengewürfelter Trupp von inhaftierten chinesisch-amerikanischen Kriminellen wird 1976 in den Dschungel Vietnams geschickt, um zusammen mit einem weiblichen Trio kambodschanischer Guerillas (!) ein geheimes Waffenlager zu zerstören…
OPERATION EASTERN CONDORS habe ich als Kind ja wirklich geliebt. Auch heute bietet das Martial-Arts-Action-Feuerwerk noch so spektakulär handgemachten Radau, dass es ein Träumchen wäre, wenn sich Hollywutz zumindest davon eine halbe Scheibe abschneiden würde. Sammo Hung stellt sich hier ein weiteres Mal als filmschaffendes Multitalent heraus, lässt zudem auch ordentlich die Gliedmaßen fliegen, steht aber ein wenig im Schatten von Yuen Biao, der technisch atemberaubend Martial Arts präsentiert. Aber so unterhaltsam dieses ultra-gewalttätige martialische Chaos auch sein mag, hinter jedem dritten Busch steht eine auf Clown geschminkte Ente süß-sauer, und sorgt bei all dem geilen Scheiß leider auch für eine gewisse Eastern-Trash-Note. Wer damit klarkommt, sollte sich diesen Knochenbrecher unbedingt über die Handkante rutschen lassen . . .
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Maximal mittelmäßig-tierischer Spaß aus dem Hause DreamWorks. Und was die Story von DIE GANGSTER GANG schon nicht reißen kann, macht die unfassbar nervige und total billig wirkende Synchro nach unten hin rund...
Das Funkenmariechen Michael Bay schickt uns auf eine rasante aber unnötig überlange Achterbahnfahrt durch die Straßen L.A.’s. Sein neuestes Spielzeug, um nicht nur durch hektische Schnitte für Augenkirmes zu sorgen, ist die Kamera-Drohne, von der er in seinem Remake des dänischen Films AMBULANCE (2005) reichlich Gebrauch macht. Großspurige Action mit maskulinen Helden, toughe Frauen, Sonnenüberblendungen, Funkenflug, unexplodierbare explodierende Sachen, flache Charaktere und Doofheit in Tassen, Bay gibt alles.
Sensationell, wie man so einen Aufwand betreiben kann, und dann mal wieder an einem auch nur halbwegs gescheiten Drehbuch spart. Denn so bierselig unterhaltsam das Spektakel auch ist, irgendwann wird’s langweilig und mitunter sogar anstrengend. Besser gucken wäre in diesem Fall HEAT und SPEED. Die sind nicht nur eine Klasse für sich, sondern reimen sich auch noch . . .
“Fuck the rest of them, fuck ‘em all, fuck ‘em all but us.”
A PUNK LOVE STORY erzählt unkonventionell von einem aggressiven Punk Sänger und einer schüchternen jungen Frau, die sich näherkommen um es gemeinsam mit dem Rest der Welt aufzunehmen…
Der Anfang ist durchaus anstrengend, danach nimmt DINNER IN AMERICA genüsslich den oberflächlichen Anstand des eingezäunten Vorstadt-Amerika auseinander und wird immer mehr zu einer warmherzigen Außenseiter-Geschichte zweier junger Menschen, die niemand haben will. Abseits des Mainstreams trifft hier Anarcho-Charme auf skurrilen Witz und Punkrock, was irgendwie ätzend anders ist und somit nur langsam Simon und Patty in die Herzen der Zuschauer schiebt.
Erst wenn die End-Credits laufen merkt man, wie gerne man noch mehr von ihrer weiteren Geschichte gesehen hätte . . .
Vier Kinder entdecken ihre besonderen Fähigkeiten, und nutzen diese für immer bedrohlichere Grenzüberschreitungen…
THE INNOCENTS ist ein ganz außergewöhnlicher Film, den man so schnell nicht vergisst. Nach eigenem Drehbuch lehrt uns Eskil Vogt mit seinem Film das Fürchten, indem er das Übernatürliche ohne weitere Erklärungen inmitten des normalen Alltags in einer riesigen norwegischen Plattenbausiedlung verankert. Eine unheilvolle Atmosphäre ist von Anfang an vorhanden, ohne dass man schon genau die Richtung weiß, aus der das bedrohliche Summen kommt. Die Intensität erhöht sich ganz langsam, bis es irgendwann fies und eindringlich wie eine Wurzelbehandlung wird.
Das unaufgeregte aber niemals langweilige Erzähltempo veredelt Sturla Brandth Grøvlen (VICTORIA) mit perfekt gesetzten Bildkompositionen und durchweg überzeugender Kameraarbeit, unterlegt von Pessi Levantos schaurig-schönem Score, was in Verbindung mit den sparsam eingesetzten Effekten für audiovisuelles Understatement der vorbildlichsten Art sorgt. Wer THE INNOCENTS gesehen hat, weiß sicherlich, wie ich es meine.
Bemerkenswert sind auch die schauspielerischen Leistungen der Jungdarsteller, womit so ein Film ja auch steht und fällt. Für mich war es noch etwas gruseliger, da die kleine Ida aussieht, wie die Tochter meines besten Freundes. Ab jetzt schaue ich dort sicherheitshalber immer in meine Schuhe, wenn ich etwas länger dort war.
THE INNOCENTS ist ein wunderbar unheimlicher, ungewöhnlicher Horrorfilm über die Ambivalenzen und düsteren Seiten der Kindheit. Einzig das etwas enttäuschende Ende kostet der klugen Dekonstruktion des Unschuldsengel-Mythos die (fast) verdienten 8 Punkte . . .
Handwerklich sauber inszeniert bietet der generische Action-Thriller CLOSE einige harte Einlagen und Noomi Rapace im Action-Modus, wühlt aber auch gnadenlos in der Klischeekiste und beraubt sich damit seiner Möglichkeiten, aus dem Einheitsbrei der Bodyguard vs. Bad Boys Veröffentlichungen heraus zu stechen...
Im knallharten Revenge-Actioner AVENGEMENT lässt Scott Adkins eher die Fäuste und die abgesägte Schrotflinte sprechen, anstatt sich akrobatisch zu verbiegen. Hauptsächlich erzählt in Rückblenden, am Ende veredelt mit einer epischen Kneipenkeilerei, die kaum einen Knochen ganz lässt. Solide Ware von der B-Movie-Stange, in 2 Wochen aber sicherlich wieder vergessen...
Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
HELL OR HIGH WATER (2016)
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In den sterbenden Kleinstädten West Texas gibt es nicht mehr viel zu holen, Niedergang und Verfall hauchen ihren staubigen Atem auf die ländliche amerikanische Mittelschicht und ihre Symbole vergangener, besserer Tage. Viele sind Opfer der gierigen Banken geworden, haben Schulden und wissen nicht, wie sie diese jemals bezahlen sollen.
Vor diesem pessimistischen Hintergrund schrieb Taylor Sheridan sein Oscar nominiertes Drehbuch zu HELL OR HIGH WATER und damit ein wundervoll melancholisches Stück Americana. An diesem verlassenen Ende der Welt rauben die Brüder Toby (Chris Pine) und Tanner (Ben Foster) genau die Banken aus, die das Land ihrer Familie zwangsversteigern wollen. Die Überfälle sind Teil eines verzweifelten Plans, sich eine Zukunft zurückzuholen, und den eigenen Söhnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Mit der Zeit zeichnet sich bei den Überfallen allerdings ein erkennbares Muster ab, sodass die Texas Ranger Marcus Hamilton (Jeff Bridges) und Alberto Parker (Gil Birmingham) den beiden Brüdern langsam auf die Schliche kommen…
Das hervorragend geschriebene Drehbuch angelte sich ausgerechnet der Brite David Mackenzie, der daraufhin mit seinem überaus talentierten Kameramann Giles Nuttgens umgehend nach Texas flog, um die Atmosphäre, den Look und das Feeling des wilden Westens zu verinnerlichen. Das Ergebnis dieser Reise ist brillant. Die Bilder der ächzend-müden Kleinstädte und die tollen Landschaftsaufnahmen des gefühlt unendlich weiten Landes bilden eine tolle Harmonie und werden von einem sehr guten Score eingerahmt, für den Nick Cave und Warren Ellis in ihrer Folk- und Country-Küche ein weiteres Mal stimmige Zutaten gekonnt vermengten.
Schauspielerisch bieten Ben Foster und Jeff Bridges wie erwartet starke Leistungen, eine echte Überraschung dürfte hier allerdings Chris Pine sein, der seinem Charakter ein bemerkenswertes Maß an introvertierter Melancholie verleihen kann. Ganz stark.
Mit HELL OR HIGH WATER ist Mackenzie eine wehmütige Neo-Western-Ballade gelungen, die auf eine klare Rollenverteilung von Gut und Böse verzichtet. Kraftvoll bebildert, ganz stark gespielt, versehen mit einigen Gewaltspitzen aber auch herrlich trockenem Humor . . .
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Mel Gibsons Regie-Debüt DER MANN OHNE GESICHT präsentiert sich als sensibles und behutsam vorgetragenes Porträt über Freundschaft und Vorurteile. Solide gespielt, unaufgeregt bebildert und mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik angedickt…
Sicherlich hatte Taylor Sheridan auch großes Glück, dass sein erstes Drehbuch (SICARIO) gleich von Denis Villeneuve verfilmt wurde. Das war allerdings lediglich der Auftakt zu Sheridans American-Frontier-Trilogie, die er mit den gleichfalls grandiosen Drehbüchern zu HELL OR HIGH WATER und WIND RIVER fortsetzte, bei letzterem auch gleich sein Regie-Debüt ablieferte. Die Qualität seiner Geschichten aus dem amerikanischen Hinterland ist beeindruckend, und unterschwellig den maroden Zustand seines geliebten Landes anklagend.
Für die etwas unterschätzte Fortsetzung zu SICARIO und der Tom Clancy-Verfilmung GNADENLOS steuerte der auch als Schauspieler (SONS OF ANARCHY) aktive Sheridan nur noch die Drehbücher bei. Während er schon die Idee zur allseits gefeierten Neo-Westernserie YELLOWSTONE zu Paramount trug, und als Showrunner sogar noch etliche Episoden selbst abdrehte, brachte er mit THEY WANT ME DEAD sogar noch einen herrlich geradlinigen Action-Thriller heraus, den ich fast schon als Guilty-Pleasure zählen muss.
Von der Serie YELLOWSTONE sind einige Ableger in Planung, was den Allrounder nicht abhielt, auch noch die Serie MAYOR OF KINGSTOWN als Creator an den Start zu bringen. In den nächsten Jahren gibt es also noch massig Geschichten und Dramen von einem der interessantesten Schreiber Hollywoods. Ich freue mich darauf…
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Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
SICARIO (2015)
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Das den USA in jedem Krieg jedes Mittel recht ist, dürfte keine neue Erkenntnis sein. Ebenso wenig, dass auf beiden Seiten viel zu viele Leute, vom Handlanger bis zum Machtmenschen, an Konflikten jeglicher Art verdienen und sich schmieren lassen. Die unglaubliche Ohnmacht gegenüber diesem eigentlich unlösbaren Konflikt wird hier als spektakulär bebilderter Höllentrip dargestellt.
Überzeugt davon, dem Morden der Drogenkartelle Einhalt gebieten zu können, schließt sich die idealistische FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) einer perfekt ausgebildeten Spezialeinheit an, die den Auftrag hat, den mysteriösen Boss des Sonora-Kartells in Mexiko ausfindig zu machen und kaltzustellen. Doch bereits der erste Übertritt auf mexikanischen Boden endet in einem Blutbad, und der Auftrag ‘Dramatisch überreagieren” verwischt alle Grenzen zwischen Gut und Böse…
Nachdem Taylor Sheridan bei den SONS OF ANARCHY als Nebendarsteller rausflog, da er gegen seine mickrige Lohntüte aufbegehrte, investierte er etliche Zeit und Mühe in die Recherche zu seinem ersten Drehbuch, das einen psychologisch ausgefeilten und ungewöhnlichen Blickwinkel auf das Geschehen in der Krisenzone ‘Mexican Border’ wirft. Der frankokanadische Regisseur Denis Villeneuve machte daraus den knüppelharten Drogen-Thriller SICARIO, der atmosphärisch zu den besten Genre-Werken gehört, was die 2010er-Jahre zu bieten haben. Auch weit über den Abspann hinaus lässt dieser Film einen nicht los, erzählt er doch auch viel zwischen den Bildern … über endlose Kreise von Armut, Gewalt, dem Monster Mensch und wie weit wir als Gesellschaft zu gehen bereit sind, um uns (mit allen Mitteln?) zu schützen.
Absolut herausragend fügen sich in SICARIO Bild und Ton zu einem großen Ganzen zusammen. Roger Deakins Kamera ist ein weiteres Mal sensationell und ideenreich eingesetzt. Helikopteraufnahmen die uns das wunderschön grauenvolle Land und die Melancholie der Grenzregion näher bringen, vor Intensität vibrierende Nahaufnahmen, das ganze Geschehen nur durch Nachtsichtgeräte betrachtet. Unterlegt mit Jóhann Jóhannssons bedrohlichen Score könnte man die Spannung manchmal regelrecht in Scheiben schneiden.
Des Weiteren muss man gleichfalls die Darstellerleistungen aller Hauptfiguren vorzüglich nennen. Emily Blunt und Benicio del Toro sind hier unglaublich gut, vielleicht sogar gerade weil sie nicht ellenlange Dialoge haben, sondern viel über ihre Mimik und Gestik sagen. Auf der einen Seite die Agentin, die fassungslos immer mehr die Orientierung verliert und nur noch als Spielball und Alibi herhalten muss. Auf der anderen Seite der SICARIO, dessen moralischer Kompass durch Trauer und Hass regelrecht zerstört wurde. Die Tiefe dieser Figuren habe ich bei der ersten Sichtung überhaupt nicht wahrgenommen, und dieses Meisterwerk sträflich als ‘oberflächlich’ abgetan.
Hat man sich SICARIO erst einmal erarbeitet, wird sich auf den eigenen Bestenlisten wohl immer weiter nach vorne schieben. Absolut schonungslose Kost, intensiv und innovativ angerichtet . . .
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Der auf wahre Begebenheiten basierende Mafia/Thriller DIE VALACHI-PAPIERE bietet wenig überzeugende Schauspielkunst und wirkt stellenweise staubtrocken. Dann doch lieber ne Pulle Rotwein und ein Besuch bei Don Corleone…
Das es solche Filme überhaupt gibt. Wahnsinn . . . 😖
Ich weiß nicht, wie oft ich TOP GUN in meinem Leben schon gesehen habe. Sicherlich ein Dutzend Mal, verstreut über Video 2000, VHS, TV, DVD und jetzt auf der beachtlich remasterten BluRay. Die erneute Sichtung der Blauen über Beamer im heimischen Kellerkino brachte mich der Danger Zone wieder ein gutes Stück näher. Vor allem der nun endlich aufgemotzte Sound in Dolby Digital 5.1 ließ mich kurz wie Iceman grinsen.
Als TOP GUN 1986 in die Kinos kam, schlug der Actionfilm wie eine Granate ein. Die Heldenstory über eine Gruppe amerikanischer Elite-Kampfflieger sorgte nicht nur bei den Kinobetreibern für explodierende Umsätze. Die Navy konnte sich kaum vor den massenhaft eingereichten Bewerbungen junger Männer retten, Tom Cruise stieg endgültig zum gefeierten Hollywood-Star auf, und der Soundtrack eroberte die Charts im Sturm. Auch die Nebenrollen sind aus heutiger Sicht immer wieder eine Sichtung wert: Val Kilmer in der Blüte seiner jungen Jahre, eine bezaubernde Kelly McGillis, der ewige Dr. Green der Herzen (Anthony Edwards), Tom Skerritt, Michael Ironside, Tim Robbins und eine junge, noch nicht völlig verhunzte Meg Ryan. Wirklich eine Truppe, der ich immer wieder gerne zusehe.
Fast 40 Jahre später schwimmt Tony Scotts Hochgeschwindigkeits-Thriller eigentlich immer noch auf Milch, verfügt über Null Substanz und sorgt mit der aufgesetzten Coolness für etliche Fremdschäm-Momente. Und doch ist TOP GUN durch und durch ein Film seiner Zeit, der Dank bahnbrechender Luft-Action, dem charismatischen Hauptdarsteller, dem legendären Soundtrack, der grandiosen Kamera-Arbeit, der straighten Geschichte und der nicht allzu geringen Portion Sonnenuntergangs-Romantik Filmgeschichte schrieb und alles nachkommende entscheidend beeinflusste . . .
Ein Auftragsmörder (Gerard Butler), sein Ziel (Frank Grillo) und eine junge Polizistin (Alexis Louder) müssen sich zusammenraufen, um einen anderen Profikiller und einen korrupten Cop zu stoppen…
Warum auch immer diese riesige Polizeistation mitten in der Wüste Nevadas steht, oder sämtliche menschliche Zielscheiben mit Cop-Abzeichen selten dämlich sind, sollte man nicht weiter hinterfragen. Joe Carnahan lässt es wieder mal ordentlich überdreht krachen, und bringt mit COPSHOP eine solide Hommage an John Carpenters unkaputtbaren Belagerungs-Klassiker ASSAULT ins Netflix-Heimkino. Gnadenlose Spannung wie in seinem NARC oder die völlig irre Wahnsinns-Action à la SMOKIN’ ACES gibt es hier etwas weniger ausufernd, tiefschwarzen Humor und derbe Dialoge allerdings reichlich.
Als echte Entdeckung empfand ich ja Alexis Louder, die in der völlig korrupten Police-Station die einzige Person ist, die halbwegs integer wirkt. Butler & Grillo liefern Standard ab, Toby Huss hat als schwerbewaffneter Psycho-Killer Anthony Lamb den Besetzungs-Jackpot geknackt. Sehr geil!
Der Rest von COPSHOP ist stylischer Action-Krams, mit teils üppiger Gewalt. Eigentlich völlig niveaulos, dafür aber mit spaßiger Schräglage . . .
“When the legend becomes fact, print the legend”.
Der junge und idealistische Anwalt Ransom Stoddard (James Stewart) versucht im rauen und teilweise noch unzivilisierten Westen Recht und Gesetz ohne Waffen durchzusetzen. An LIBERTY VALANCE (Lee Marvin) beißt er sich allerdings die Zähne aus…
John Ford läutete Anfang der 60er mit DER MANN, DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS die Ära der Spätwestern ein. Die Verantwortlichen von Paramount waren da noch wenig von dem in s/w und ausschließlich im Studio gefilmten Western-Drama angetan, und beworben es kaum. Die Kinogänger ließen den Film bei VÖ auch erst im Staub stehen, während die Kritiker Lobeshymnen anstimmten, die dann doch noch für ein gutes Einspielergebnis sorgten.
Im Mittelpunkt steht der mit einer Prise Tragik vermischte Übergang in ein modernes Amerika und das damit verbundene Ende des alten Westens. Gewalt, Willkür, genau genommen auch das freie Leben müssen hier am Ende Recht, Ordnung und der Politik weichen. Das Ergebnis auf der Leinwand ist für viele ein Meisterwerk mit tragischem Touch und viel Symbolik zwischen den Zeilen. Mich persönlich konnte dieser in einer langen Rückblende erzählte Abgesang auf das Western-Genre und seine Legenden nur passabel unterhalten. James Stewarts Rolle als tölpelhafter Anwalt empfand ich als mächtig angestaubt, etliche Nebenfiguren nervten mit ganz komischem Humor und overacting, der Score war teils unfassbar schmalzig und der ganze Film mit 118 Minuten Laufzeit viel zu lang. Was mich auch etwas nervte waren die Studio-Kulissen, die teils wie gerade frisch gebaut aussahen.
Besetzt ist LIBERTY VALANCE wirklich erstklassig, da mir der Rest aber nicht viel geben konnte, habe ich hierfür nur 5 Patronen im Gürtel übrig . . .
Das US-Remake CODENAME:”NINA” wurde zwar amerikanisch gerade gezogen, merzte aber die komisch holprige Handlung aus und sah nicht wie ein Streifen aus der Mülltonne hinter einem französischen Schnellrestaurant aus. Gefiel mir schon in den 90ern wesentlich besser als dieses “wegweisende” Original vom immer wieder anstrengenden Luc Besson.
Absolut unterirdisch empfand ich ja das Schauspiel von Ann Parillaud. Da gibt es gerade im ersten Drittel von NIKITA so einige Fremdschäm-Augenblicke. Da die Action heutzutage auch gar nichts mehr reißen kann, verbleibe ich mal mit einem Gähner und abwatschenden 2 Punkten.
Ich bin immer wieder fasziniert, wie die filmschaffende Crème Pâtissière ein Meisterwerk wie LEON - DER PROFI zustande bringen konnte . . .
In DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT wird schnell und viel und klug geredet. Die erste halbe Stunde muss man sich fast ans Sofa schnallen, um von dem Wörter-Tsunami und Schnitt-Gewitter nicht fortgerissen zu werden. Es nützt nichts, MISS SLOANE (OT) reißt gleich das ganze Sofa mit.
So klug.
So tricky.
So zynisch.
So tough.
Bis die professionelle Maske zu bröckeln beginnt und es so endet, wie es einem versprochen wurde: E-R-D-B-E-B-E-N. Ein temporeicher und packender Polit-Thriller, der ein erschreckend realistisches Licht auf Einfluss und Arbeit von Lobbyisten in den USA wirft.
Jessic❤ Ch❤st❤in
Auf dem Rückweg von einem Date werden Queen (Jodie Turner-Smith) und Slim (Daniel Kaluuya) von einem Polizisten angehalten. Nichtigkeiten und Missverständnisse lassen die Situation eskalieren, in Notwehr erschießt Slim den Cop. Das von einer Dashcam aufgezeichnete Video landet im Netz und lässt die Beiden zum heldenhaften aber auch fragwürdigen Symbol der Gegenwehr für viele schwarze Mitmenschen werden…
QUEEN & SLIM ist das Kinodebüt der zweifachen Grammy-Gewinnerin Melina Matsoukas, die bis dahin im ganz großen Stil Musikvideos drehte. Besetzt mit zwei hervorragend aufspielenden Hauptdarstellern nimmt sie sich eines immer wiederkehrenden Themas an: Rassismus und Polizeigewalt in den USA. Nach einer kraftvollen und schonungslosen Eröffnung wird dieser sehenswerte Film zu einen Road Trip, weg von dem alten Leben der beiden tragischen Hauptfiguren Richtung Nirgendwo. Visuell macht der Film richtig was her, und begeistert mit malerischen Bildern, die wunderbar mit dem verträumten Score von Devonté Hynes harmonieren. Ob man dem von den sozialen Medien hochstilisierten “Heldenmut” von QUEEN & SLIM eher verhalten gegenübersteht oder bewundert, entscheidet der Film nicht für den Zuschauer. Ob die Eskalation während der Fahrzeugkontrolle vielleicht sogar ein gutes Stück weit selbst provoziert war, beschleicht einen immer wieder, und ließ mich am Ende bitter schlucken. Black Lives Matter. Das es so einer mahnenden Erinnerung braucht, lässt mich immer wieder kopfschüttelnd zurück . . .
WHAT HAPPENED TO MONDAY weiß mit seiner unverbrauchten Idee und einer superb aufspielenden Noomi Rapace in 7-facher Ausführung gut zu unterhalten. Sci-Fi-Dystopie mit harter Action und etwas B-Movie-Feeling…