BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.
1983 - DIRTY HARRY KOMMT ZURÜCK
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“Go ahead, make my day!” (Harry Callahan)
Harry Callahan wird in einen vermeintlich ruhigen Küstenort strafversetzt, nachdem er sich in Frisco mit einem Mafiaboss angelegt hat, und sich dort wieder einmal die toten Körper der Gangster stapeln. Hier verliebt er sich in eine Malerin, die sich skrupellos an ihren Peinigern rächt, die sie und ihre Schwester einst brutal vergewaltigten...
Nach dem Flop mit HONKYTONK MAN ging Clint Eastwood auf Nummer sicher, um wieder Geld in die Kassen von Warner Bros zu spülen und seinen relativ unabhängigen Status nicht zu verlieren. DIRTY HARRY KOMMT ZURÜCK ist der vierte Teil der Reihe und der erste, bei dem er auch selbst Regie führte. Ursprünglich wurde das Drehbuch für Eastwoods damalige Lebensgefährtin Sondra Locke geschrieben, die hier dann aber die weibliche Nebenrolle bekam, nachdem das Drehbuch zum Dirty-Harry-Film umgeschrieben wurde.
Erfrischend empfand ich, das Eastwood hier den altbewährten Genrefilm gekonnt aufwertet, indem er die Charaktere in den Vordergrund rückt und ihnen bei so einer erschütternden Thematik eine gewisse Komplexität zugesteht. Inhaltlich aber auch inszenatorisch ist SUDDEN IMPACT (OT) alles andere als leichte Kost. Düster und schwermütig wird hier das Thema ‘Selbstjustiz’ auf beiden Seiten des Revolvers dargestellt, und hält dementsprechend einige bittere Gewaltszenen parat, die DIRTY HARRY KOMMT ZURÜCK bis 2008 eine Indizierung bescherten.
Da aber auch die typische Callahan-Ironie und markige Sprüche nicht zu kurz kommen, ist der Unterhaltungswert nicht zu verachten, obwohl ich auf einen furzenden Hund namens ‘Fresssack’ definitiv hätte verzichten können. Ansonsten aber ein überaus sehenswertes Selbstjustiz-Drama der etwas anderen Art . . .
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Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.
1982 - HONKYTONK MAN
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In seiner achten Regiearbeit HONKYTONK MAN macht sich Clint Eastwood als alkoholabhängiger und todgeweihter Country-Sänger auf den mühevollen Weg nach Nashville, um eine unverhoffte (und letzte) Chance zum Vorsingen im ‘The Grand Old Opry’ wahr zu nehmen. Im Schlepptau sein Neffe Whit (Kyle Eastwood)…
… und Im Kofferraum seine gut geölte Gibson, öde Country-Songs, schräger Humor, ein ganz komisches Drehbuch sowie einen ganzen Arsch voller Langeweile. Ich bin noch ein gutes Stück vor Tennessee ausgestiegen. Meine Fresse, Clints 1980er sind harte Arbeit. Und dabei habe ich FIREFOX schon übersprungen . . .
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Nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Joe Hill inszenierte Scott Derrickson den Grusel-Thriller THE BLACK PHONE, in dem ein Kindesentführer in einem Vorort im Colorado der späten 70er sein Unwesen treibt. Sein neuestes Opfer ist Finney, der sich nach seiner Entführung in einem schalldichten Kellerraum wiederfindet, in dem sich auch ein schwarzes Telefon befindet, dessen Kabel jedoch durchgeschnitten wurde…
Derrickson nimmt sich für die Figuren viel Zeit und beginnt seinen Film als Coming-Of-Age-Drama, über dem thematisch schon eine düstere Schwere liegt, bevor überhaupt fantastische Elemente hinzustoßen. Diese erste Hälfte des Film gefiel mir auch wesentlich besser, denn nach der Entführung merkt man dem Drehbuch seine Mittelmäßigkeit an, die allerdings von fantastischen Jungdarstellern (Mason Thames und Madeleine McGraw) und einem bedrohlich maskierten Ethan Hawke ganz gut überspielt werden kann. Atmosphärisch wie inszenatorisch gibt es hier wirklich kaum was zu meckern. Eine gewisse Erklärung zur Motivation des Grabbers oder der unfassbar naiven Doofheit seines Bruders hätte mir definitiv gefallen. Aber dann hätte man auch gleich damit anfangen können, einige der massiven Plot Holes aufzufüllen, die selbst einem Geisterfilm das Gruseln lernen.
So bleibt THE BLACK PHONE überaus solide Horror/Thriller-Genrekost, die vor allem mit bedrohlicher Atmosphäre, feinem 70er-Jahre-Setting und überzeugenden Jungdarstellern punkten kann . . .
Eine Gruppe von Terroristen vermint eine englische Ölbohrinsel im Nordatlantik und fordert 25 Millionen englische Pfund als Lösegeld. Die hilflose Regierung wendet sich an den exzentrisch-kauzigen Captain Rufus Excalibur Ffolkes, seines Zeichens vollbärtiger, trinkfreudiger, strickender, katzenliebender und frauenhassender Highlander, aber auch knallharter Trainer einer submarinen Einsatztruppe. Dem ausgefuchsten Taucheinsatzspezialisten und seinem Team obliegt es nun, den Verbrechern das Handwerk zu legen und 700 Menschenleben zu retten...
Charmebolzen Roger Moore war 1979 auch anderweitig im Geheimdienst Ihrer Majestät unterwegs ist - allerdings wurde sein 007-Image gekonnt gegen den Strich gebürstet. Der etwas hüftsteife Film mag nicht der große Wurf sein, hält aber kontinuierlich ein nettes Spannungsniveau, und hat mit James Mason und Anthony Perkins erstklassig besetzte Nebenrollen zu bieten . . .
Die zweite Mockumentary-Runde im Hamburger DISCOUNTER ‘Feinkost Kolinski’ suchtet man schnell am Stück durch und ist verwundert, wie die jungen Filmemacher gleichzeitig so fies nach unten treten können, ohne das man es ihnen übel nimmt. Völlig drüber zwischen Mobbing, Sexismus, Fäkalhumor und intensivsten Fremdschäm-Momenten werden hier auch immer wieder wunderbare Augenblicke mit Zusammenhalt und Menschlichkeit eingestreut, wodurch mir die ganze Gang mittlerweile schon total ans Herz gewachsen ist.
Unfassbar lustig, intelligent naiv und provozierend menschlich. Schräger geht’s auf Deutsch zur Zeit nicht . . .
Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.
1980 - MIT VOLLGAS NACH SAN FERNANDO
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Nach BRONCO BILLY vollzog Eastwood eine absichtliche Kehrtwende zum Kommerz, womit er sich als ein stets umsatz - und gewinnbewusster Rechner Unabhängigkeit und künstlerische Autonomie sicherte. Somit also noch einmal fast die ganze Bande aus dem Vorgänger zusammengetrommelt und MIT VOLLGAS NACH SAN FERNANDO. Den Regie-Posten bekleidete Eastwoods langjähriger Stuntman Buddy Van Horn.
Komischerweise kam dieser total beschissene Film bei den Kritikern (etwas) besser an als der erste Teil. Bis zur Hälfte fand ich das Gesehene auch noch ganz passabel, ab da wird’s aber nur noch peinlich.
Überhaupt nicht mein Humor, und wahrscheinlich Eastwoods miesester Film . . .
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THE LONG KISS GOODNIGHT (OT) braucht sich vor keinem Action-Highlight aus den glorreichen 90ern verstecken. Nach STIRB LANGSAM 2 und CLIFFHANGER durfte Renny Harlin hier sein Können noch einmal dem (zu wenigen) Publikum zeigen, danach ging es steil bergab. Eigentlich sehr schade, denn er konnte Action wirklich gut inszenieren. An GOODNIGHT kann ich mich auch niemals satt sehen, obwohl der schon zig Mal in meinem Player landete. Als VHS, dann als DVD, und mittlerweile von der BluRay aus an die Leinwand geklatscht.
Das Drehbuch stammt von Shane Black, der sich als Schreiber schon unter anderem bei LETHAL WEAPON 1-3, LAST BOY SCOUT und LAST ACTION HERO vergolden konnte. In TÖDLICHE WEIHNACHTEN schickt er eine unter Amnesie leidende Mutter und Hausfrau, die sich als Profi-Killerin entpuppt, auf der Suche nach ihrer Vergangenheit durch die Ost-Staaten der USA. An ihrer Seite als bestens aufgelegter Sidekick: Samuel L. Jackson. Und der darf hier mit Onelinern um sich schmeißen, als ob es sein letztes Weihnachten wäre. Zusammen mit Geena Davis ist das schon ein sehr brauchbares Gespann, welches auch noch einer angedachten Fortsetzung gut die Sporen hätte geben können.
Natürlich gibt es auch hier einige Logiklöcher, die einem manchmal etwas sauer aufstoßen, mir den Film aber trotzdem nicht versauen können, aber einige Szenen lächerlich erscheinen lassen (Schlittschuhe // Gewehr im doppelten Boden ihres Koffers, obwohl sie mit nichts damals am Strand gefunden wurde // Puppe mit geschätzten 10 Litern Benzin Inhalt). Das sind viele kleine Sachen, die man einfach hätte anders machen können. Der größte Knaller des Films ist allerdings der seit zig Tagen tote und tiefgekühlte Alibi-Attentäter, der in seiner letzten Szene im Auto neben Sam Jackson tot und gefroren sitzt, aber noch ziemlich lebendige Nasenflügel hat. Bestimmt weil Jackson die Szene 20 Mal versaut hat, und sich beide vor Lachen schon fast nicht mehr halten konnten. Köstlich...
Diesen kleinen Unzulänglichkeiten (an denen man sich, wenn man will, natürlich aufhängen kann) steht eine Menge Spaß, gut aufgelegte Darsteller, einiges an Gewalt und sauber inszenierten Actionszenen gegenüber. Wer also keine Lust hat, jedes Jahr im Dezember nur STIRB LANSAM als Christmas-Actioner zu sehen, bekommt hier eine Top Alternative mit einer richtig guten Portion 90s Nostalgie.
Toughe Heldin, geil gefilmt, extrem fette Explosionen und eine Lawine an coolen Sprüchen. Ein Must-Have in jeder ernstgemeinten Action-Sammlung, auch wenn ich dieses Mal einen Punkt runter gehen muss . . .
Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.
1980 - BRONCO BILLY
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In BRONCO BILLY fungiert Clint wieder als Vaterfigur einer Ersatzfamilie. Als Besitzer und Hauptattraktion einer nicht sonderlich erfolgreichen Wildwest-Show tingelt er mit seinen Angestellten durch kleine Städte im Westen der USA. Eines Tages wird eine sitzen gelassene Millionenerbin (Sondra Locke) zu seiner Assistentin, die aber erst mal genug eigene Probleme hat…
Die zärtlich-naive Hommage an den amerikanischen Traum erwies sich als zähe und völlig belanglose Dramödie, die mich doch arg langweilte. Das Kinopublikum sah es etwas gnädiger, und spülte der 5 Millionen Dollar Produktion fast das 6-fache in die Kasse. Eine Empfehlung für den Besuch der BRONCO BILLY Wild-West-Show kann ich aber nicht guten Gewissens aussprechen.
Und somit nimmt der mitunter mühsame Ritt durch Clints 80er seinen Anfang . . .
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Seitdem ich einige Stunden mit den Fotzen von THE BOYS verbracht habe, zog ich unter den ganzen Marvel-Multiversum-Wahnsinn einen Schlussstrich, und verlor jegliches Interesse daran. Mit 0% Abnutzungserscheinung aber 110% Entertainment-Faktor rauscht die dritte Staffel an einem vorbei. Unfassbar geschmacklos und böse, böse, böse. Und dann in den richtigen Momenten ein Herz aus Gold . . .
BOSTON thematisiert die Geschehnisse rund um den schweren Sprengstoffanschlag auf den traditionellen Stadtmarathon in besagter US-Stadt am PATRIOT’S DAY. Peter Berg, für Regie und Drehbuch verantwortlich, liefert hiermit seinen bisher stärksten Film ab, nach LONE SURVIVOR und DEEPWATER HORIZON zum dritten Mal mit einem sehr soliden Mark Wahlberg in der Hauptrolle.
Zu Beginn werden diverse Charaktere kurz vorgestellt, die später alle mehr oder weniger große Bausteine der Geschichte sind, und völlig verschiedene Kämpfe auszutragen haben. Opfer und Täter. Helden und Feiglinge. Jäger und Gejagte.
Als Identifikationsfigur wird dem Zuschauer Police Sergeant Saunders (M. Wahlberg) zur Seite gestellt, der allerdings im Gegensatz zu den anderen dargestellten Figuren ein fiktiver Charakter ist, was mir aber in keinster Weise übel aufstieß. Ab dem Zeitpunkt der Detonationen hält einen Peter Bergs intensiver und nervenaufreibender Film eh in einem so schmerzenden Schwitzkasten, dass man sich fast wünscht, endlich ohnmächtig zu werden. Die mit Schrauben gestreckten Bomben, die auf dem Boden platziert wurden, reißen klaffende Wunden, trennen Füße ab, lassen Knochen brechen und die Opfer in ihren Schockzuständen die unverständlichsten Dinge machen. Der reine und völlig unverdünnte Horror.
Nach dem Attentat kommt es zu einer der nervenaufreibendsten Großfahndungen der nordamerikanischen Geschichte, die Tage später in einer phänomenalen Shootout-Sequenz in Watertown endet, bei der mehr als 250 Schüsse abgefeuert wurden und die Detonationen der Sprengladungen sogar das eigene Wohnzimmer in Schwingung versetzen. Handwerklich der absolute Oberknaller und ein wirkliches Action-Highlight.
Da man bei den Ereignissen glücklicherweise nicht dabei war ist es immer schwierig, von Authentizität zu reden. Peter Bergs Film wirkt jedenfalls absolut echt, da auch immer wieder auf reales Bildmaterial von Handys, Video- und Überwachungskameras zurückgegriffen wurde. Auch auf die reißerisch-patriotische Art, in die man als Filmemacher bei so einer Thematik schnell verfallen könnte, zeigt BOSTON überwiegend die kalte Schulter. Es wird eher beobachtet, anstatt mit manipulativen Statements Stimmung für ‘Gods Own Country’ zu machen.
Vor der Kamera tummeln sich neben Wahlberg noch so Hochkaräter wie Kevin Bacon, J.K. Simmons und John Goodman, die aber schauspielerisch hier nicht so viel Klasse zeigen können wie die beiden, mir völlig unbekannten Nebendarsteller Themo Melikidze und Alex Wollf, die das Brüderpaar absolut glaubhaft rüber bringen.
BOSTON bedient somit die Drama-, Thriller- und Actionfraktion zu gleichen Teilen, packt zu wo er muss und lässt einen nach 129 kurzweiligen Minuten noch etwas länger inne halten . . .
„Ich hab mich geschämt“ (Herbert)
In vergangenen Zeiten war der Boxer HERBERT (Peter Kurth) der “Stolz von Leipzig", mittlerweile verdient er seine Brötchen als Geldeintreiber und Türsteher. In seiner Freizeit trainiert er junge aufstrebende Sportler und versucht, sich selbst vom Altwerden abzulenken. Als bei ihm nach einigen heftigen Muskelkrämpfen ALS diagnostiziert wird, holt ihn die Realität mit voller Wucht ein. Nach der niederschmetternden Diagnose bleibt dem einst zu stolzen Mann nur noch wenig Zeit, um sein Leben in Ordnung zu bringen. Die Krankheit und die Versöhnung mit seiner entfremdeten Tochter werden nun zu Herberts letztem Kampf…
Was es wirklich heißt, abseits unzähliger lustiger „Ice Bucket Challenges“ an so einem fiesen Arschloch wie ALS erkrankt zu sein, zeigt Regisseur und (Co-)Drehbuchautor Thomas Stuber in seinem bewegenden und ungeschönten Spielfilm-Debüt HERBERT. Ein Schrank von einem Mann, vor dem in und auch außerhalb des Rings viele Angst hatten, verschwindet im zitternden und stummen Nichts. Eindringlich lässt uns Regisseur Stuber den Ex-Boxer auf seinem letzten Lebensweg begleiten und nimmt uns gleichzeitig mit in dessen Vergangenheit. Wir lernen sowohl sein Milieu als auch die dazugehörigen Charaktere kennen, haben an längst vergangenen Entscheidungen Herberts selbst zu knabbern und verfluchen und bemitleiden ihn für seine vielen Fehler.
Der gelernte Theaterschauspieler Peter Kurth liefert hier eine regelrechte One-Man-Show ab. 3 Monate bereitete er sich auf diese herausfordernde Rolle vor, lernte Boxen, nahm 12 Kilo Muskelmasse zu und verbrachte viel Zeit mit einem ALS-Patienten. Das Resultat ist, dass Peter Kurth den Herbert nicht spielt, sondern mit ihm zu einer Person verschmilzt. Eine durch und durch herausragende Performance in einer unaufgeregt erzählten Geschichte, die mich in vielen kleinen Momenten zutiefst berührt hat . . .
Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
THEY WANT ME DEAD (2021)
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Die Smokejumper:in Hannah (Angelina Jolie), hat den gescheiterten Rettungsversuch dreier Kinder aus einem Großbrand noch immer nicht überwunden. Als sie über einen blutüberströmten und traumatisierten Zwölfjährigen stolpert, machen sich die beiden gemeinsam auf, um sich mehrere Meilen durch dichten Wald zu schlagen, während ihnen zwei Auftragsmörder und eine Feuerwalze dicht auf den Fersen sind…
In Kooperation mit Regisseur Taylor Sheridan verfasste Michael Koryta, Autor des viel gelobten Pulp-Romans `Those Who Wish Me Dead´, auch gleich das Skript zur ersten Verfilmung eines seiner Bücher. Das Ergebnis ist ein schnörkellos-feuriges B-Picture, von vorne bis hinten vorhersehbar und trotzdem ungemein unterhaltsam, wenn es sich mit fortschreitender Laufzeit irgendwo zwischen verzweifeltem Drama und für eine FSK-12-Freigabe knallharter Action einpendelt.
Man sollte aber auch Bock auf THEY WANT ME DEAD haben, denn einige Skript-Entscheidungen bzw. Logiklöcher sind schon fordernd. Dafür macht der Cast gute Laune, auch wenn Angelina Jolie selbst nach einem (gruselig dämlichen) Blitzschlag immer noch top gestylt durch den Wald survivalt. Aber mit dem jungen Finn Little hat sie ein paar wirklich schöne Szenen, das Verletzliche bekommt sie viel besser als das Toughe hin. Die weiteren Rollen wurden mit Jon Bernthal, Aidan Gillen und Nicholas Hoult gleichfalls hochwertig besetzt.
Gedreht wurde dieser Survival-Actioner übrigens nicht in Montana (wie er es uns vorgaukelt), sondern in höher gelegenen Teilen New Mexicos. Schade, dass gerade einige Hintergründe einfach mies künstlich wirken, was man hier bei einigen Action-Effekten schon eher schlucken kann.
An die großartigen Arbeiten vergangener Tage reicht Taylor Sheridan mit THEY WANT ME DEAD nicht heran. Kommen die Handlungsstränge aber erstmal zusammen, entbrennt hier im wahrsten Sinne ein unterhaltsames, stringentes Spektakel . . .
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Als saukomische Eiskunstlauf-Persiflage schlitterten DIE EISPRINZEN gnadenlos an meinem Sieger-Treppchen vorbei. Etliche Gags und Ideen waren Rohrkrepierer, öfters Schmunzeln konnte ich aber auch, wofür ich 5x den 'Iron Lotus' zelebriere...
Bei THE STORY OF FIRE SAGA kann ich selbst als Will Ferrell-Fan maximal müde lächeln, dafür rettete die bezaubernde Rachel McAdams mit dem Sphärenton das Ding wenigstens noch ins Finale. ESC ödet mich aber generell unfassbar an...
Allen Warnungen zum Trotz unternimmt der norwegische Forscher und erfahrene Abenteurer Thor Heyerdahl mit einer fünfköpfigen Crew 1947 auf einem nach uralter südamerikanischer Tradition gebauten Holz-Floß eine fast 8000 Kilometer lange Seereise von Peru ins Tuamotu-Archipel, um zu beweisen, dass Polynesien ursprünglich von Südamerika aus besiedelt wurde...
Der von Thor Heyerdahl gedrehte Dokumentarfilm über seine gefährliche Reise gewann 1952 zwei Oscars. Für die bildgewaltige Kino-Rekonstruktion dieser wahnwitzigen “Floß-Tour” hatten Joachim Rønning und Espen Sandberg 13 Millionen Euro zur Verfügung, womit sie ein elegant gefilmtes und stilsicheres Abenteuer präsentierten, das teils atemberaubend gut getrickst wurde. In einer Szene fährt die Kamera vom Floß hinauf in den Sternenhimmel und über den Planeten hinaus ins All, um dann wieder zum Ausgangspunkt zurück zu kehren und die 101-tägige Reise einige Wochen später weiter zu erzählen. Eine von etlichen absolut prächtigen Szenen in KON-TIKI. Trotzdem ist der Film kein CGI-Troll, denn fast alles wurde auf dem offenem Meer oder in einem riesigen Wassertank gedreht, und die Effekte lediglich ergänzend eingesetzt.
Mit großer visueller Kraft, packenden Szenen unter- und oberhalb des Meeresspiegels und hervorragenden Darstellern präsentiert KON-TIKI nur eines der vielen epischen Abenteuer des Norwegers Thor Heyerdahl. Mich hat dieser wunderbar fotografierte Trip sehr gut unterhalten, auch wenn ich mir noch etwas mehr emotionale Durchschlagskraft gewünscht hätte . . .
Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
TOM CLANCY’S GNADENLOS (2021)
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Der Ex-Marine John Kelly (Michael B. Jordan) macht Jagd auf die Mörder seiner Familie und seiner Kameraden…
Bämmm, mehr gibt es zum Inhalt schon fast nicht zu sagen. Das ist durch und durch altbekannte Kerle-Kost aus der B-Movie-Konserve, die Taylor Sheridan beschriftete und Stefano Sollima gekonnt aufwärmte. Einen nachhallenden Film wie SICARIO 2 erschufen sie dieses Mal nicht, zu eindimensional sind die Charaktere und zu überraschungsarm der Plot.
Daran kann man sich natürlich aufreiben, oder den Actionfilm alter Schule mit einem grimmigen Helden, der zu cool zum Sterben ist, einfach mal als das mögen was er ist: generisches Haudraufkino mit massig Schusswechseln und ordentlichen Fights. Für so einen Stoff bin ich aber auch ein klägliches Opfer . . .
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Der Arthouse-Slasher X erzählt von einer Gruppe, die Ende der 1970er einen (niveauvollen) Pornofilm drehen will und dafür das Gasthaus eines seltsamen älteren Ehepaares mietet…
Ti West (Regie & Drehbuch) kehrt mit einem neuen Baby auf die große Leinwand zurück, und sorgt bei den Genre-Fans mitunter für Verzückung. Gedreht in Neuseeland und mit viel Liebe zum Detail verbeugt sich X ganz tief vor dem dreckig-fiesen Horrorkino der 1970er-Jahre, lässt sich Zeit bis die rote Soße schonungslos über die Leinwand läuft und füllt die Zeit bis dahin mit audiovisuell kunstvollem Handwerk. Darüber hinaus läuft auf der Metaebene ein klagendes Drama über Sehnsüchte, Vergänglichkeit und den Schrecken des Alterns.
Ein Horrorfilm von der Stange geht sicherlich anders, ich werde mit dieser Art von dreckig-kranken Filmen aber nur selten warm, so erging es mir auch bei X. Den Drama-Anteil konnte ich zu keinem Zeitpunkt greifen, die Dielen des doppelten Bodens nicht aufhebeln. Somit bleibt hier für mich ein mittelmäßiger Slasher, der zu späterer Laufzeit einige ordentliche Gewaltspitzen auffährt, für mich ansonsten aber kaum was zu bieten hat . . .
„Ich werde dich rächen, Vater. Ich werde dich retten, Mutter. Ich werde dich töten, Onkel.“
Der gefeierte Autorenfilmer Robert Eggers meldet sich mit THE NORTHMAN mit einem blutrünstigen Historienfilm zurück und taucht in die Mythen- und Sagenwelt der Wikinger ein. Mit akribischer Quellenrecherche, einer aufwändigen Produktion und unglaublicher Detailtreue erschaffen Eggers und sein Team ein beeindruckendes Rache-Epos, das sich mit imposanten Bildern und Klängen durch Blut und Morast wühlt. Mit dem bisher größten Budget seiner Karriere ausgestattet wagt Eggers endlich den anspruchsvollen Spagat zwischen Arthouse-und Mainstream, hält sein Drehbuch fest an den Zügeln, erzählt seine Geschichte aber gewohnt entschleunigt.
Dafür entfernen sich Eggers und sein Stamm-Kameramann Jarin Blaschke auch vom schmalen Bildformat der beiden Vorgängerfilme, welches das Gefühl von Enge und Klaustrophobie noch intensivierte. Die historisch authentischen Kulissen, brachial dynamische Kampfszenen und atemberaubende Landschaftsbilder werden hier nun in feinstem Breitbild auf die Leinwand gegossen, und dürften bei Kennern für einige Augen-Orgasmen sorgen. Schon beim perfekt durchgeplanten Angriff auf das Dorf sollte einem schnell der Mund offen stehen bleiben, denn das rohe und blutgetränkte Chaos ist als One-Shot angelegt und der inszenatorische Wahnsinn.
In der Hauptrolle darf sich Alexander Skarsgard regelrecht austoben, präsentiert sich komplett austrainiert, schlachtet sich durch die gegnerischen Reihen wie eine Urgewalt und lässt hinter seinen vielsagenden Blicken und Gesten eine gewisse Tiefe nicht vermissen. Ihm zur Seite steht Anya Taylor-Joy, die ich gleichfalls großartig fand und deren Karriere ja seit Eggers THE VVITCH so richtig ins Rollen kam. Weitere Rollen wurden mit Nicole Kidman, Ethan Hawke und Willem Dafoe namhaft besetzt.
Eingebettet irgendwo zwischen Geschichtsstunde und Mythos präsentiert Robert Eggers seinen dritten Film als dreckig-grauen Fiebertraum und kraftvolles Stück Kino. Bildgewaltig, brutal und doch teilweise strotzend vor erhabener visueller Schönheit. Für mich bisher der beste Filme 2022 . . .
Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
SICARIO 2 (2018)
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Nachdem auf US-amerikanischem Boden ein verheerendes Bombenattentat mehrere Menschen in den Tod riss und Verbindungen zu den mexikanischen Drogenkartellen hergestellt werden können, gelten diese als terroristische Vereinigungen. Die Schattenkrieger des CIA lassen ein weiteres Mal jegliche Moral außen vor und versuchen durch eine Kindesentführung einen Krieg zwischen den rivalisierenden Kartellen anzuzetteln…
Die Regie für SICARIO 2 übernahm der Genre-erprobte Italiener Stefano Sollima, der hiermit ein durch und durch beeindruckendes US-Debüt vorlegte, welches sich nicht im Schatten des übergroßen Vorgängers verstecken muss. Geschickterweise wurde fast durchweg die Optik und der Look des ersten Teils kopiert, was zwar Originalität vermissen lässt, qualitativ aber wiederum ein Genuss ist. Lange und weite Aufnahmen dominieren die Leinwand. Etwas angezogen wurde auf jeden Fall die Gewalt und die handgemachte, extrem wuchtige Action.
Das packende und jederzeit plausible Drehbuch von Taylor Sheridan schlägt einige gekonnte Haken, dickt die bekannte Drogen-Thematik noch mit Terrorismus und Menschenhandel an, teilt die Lager aber nur wieder vordergründig in Gut und Böse mit verschwimmenden Grenzen. Der Strudel der Gewalt schert sich nicht um Moral, sondern dreht sich erbarmungslos.
Drei Darsteller aus dem ersten Film kehren in Sicario 2 zurück, und sind in ihren Rollen absolut überzeugend. Ganz vorne weg natürlich Benicio del Toro mit seiner völlig kaputten und bedrohlich leisen Figur, der hier noch etwas mehr Background spendiert wird. Die Geschichte von Kate Macer hielten die Macher im Übrigen für auserzählt, weshalb hier von Emily Blunt jede Spur fehlt. Somit wird auch auf jegliche moralische Identifikationsfigur verzichtet, und lieber auf düsteren Realismus sowie Trostlosigkeit gesetzt, verstärkt durch die bedrohlich dröhnende Musik der Komponistin Hildur Guðnadóttir.
SICARIO 2 ist ein düsteres und kraftvolles Werk, dessen Bilder noch lange nachwirken. Das Original und das Sequel zusammen bilden für mich ohne Zweifel die Speerspitze des Action-Thriller-Genres der letzten Dekade. Schauspielerisch, inszenatorisch und aufgrund der hervorragenden Drehbücher von Taylor Sheridan. Ich hoffe sehr, dass er als Showrunner der viel gelobten Serie YELLOWSTONE noch Zeit und Muße findet, um aus SICARIO die angedachte Trilogie zu machen . . .
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“Wo immer Ungerechtigkeit herrscht, da findet ihr uns.
Wo immer es Leiden gibt, wir werden dort sein.
Wo immer die Freiheit bedroht ist … da findet ihr … Die DREI AMIGOS.” (Die Drei Amigos)
In dieser urkomischen Verwechselungskomödie verschlägt es 1916 drei frisch gefeuerte Stummfilmhelden nach Mexiko, um dort für ein ordentliches Sümmchen ihre drittklassige Western-Show runter zu spielen, und ein Dorf vor einer Bande “gefährlicher Desperados” zu schützen. Die schießen allerdings nicht nur mit Platzpatronen…
DREI AMIGOS ist mit so viel völlig bescheuertem Scheiß vollgepackt, dass absolut außer Frage steht, dass Steve Martin, Chevy Chase, Martin Short und Regisseur John Landis am Set eine verdammt gute Zeit hatten. Ein Großteil des Humors zieht der Film aus der schrägen Situation, dass der Zuschauer im Gegensatz zu den Amigos ganz genau weiß, dass das alles keine Show ist. So sehr John Landis hier auch auf teils absurde Art und Weise die klassische Westernromantik durch den Kakao zieht, versteckt sich unter all dem Irrsinn auch eine liebevolle Hommage an die Stummfilmzeit, ihre vergessenen Helden und das Gute im Menschen. Und wenn man mal nicht gerade den sprechenden Busch zig mal fragt, ob er der sprechende Busch sei, darf man sich zwischenzeitlich immer wieder an der übertriebenen Mimik und Gestik der “Revolverhelden” erfreuen.
Mit 12 Bier, 3 befreundeten Amigos und 2 Pullen Tequila ein absolutes Himmelfahrtskommando. Hiermit sende ich euch den Amigo-Salut und wünsche meinen tapferen mitPiloten ein schönes langes Wochenende . . .
https://www.youtube.com/watch?v=a8HXEN11wS8
Der ziemlich runtergerockte und geheimnisumwitterte Farmer OLD HENRY lebt im entlegenen Hinterland Oklahomas und kümmert sich nach dem Tod seiner Frau alleine um seinen Sohn, der die Tür zum rebellischen Teenager-Alter schon längst durchschritten hat und mit den veralteten Wertvorstellungen seines Vaters nichts mehr anfangen kann. Als Henry eines Tages einen schwer verletzten Fremden samt einer Tasche voller Geld in der Nähe seiner Farm findet und bei sich aufnimmt, setzt sich eine Spirale unausweichlicher Gewalt gnadenlos in Bewegung…
Regisseur und Drehbuchautor Potsy Ponciroli liefert in reduzierter Schlichtheit einen melancholischen und rohen Spätwestern, der ganz gemächlich die Spannungsschraube anzieht. Bis zum Finale belässt es OLD HENRY bei Wortgefechten und einer absolut gelungenen Atmosphäre, bevor das klassische RIO BRAVO-Belagerungsszenario im letzten Viertel des Films fulminant blutig eskaliert, und nicht nur die Colts für spritzende rote Soße sorgen.
Wirklich überraschende Wendungen oder Charakterentwicklungen gibt es bis dahin nicht, dafür jedoch einen gut platzierten Twist, der aber nicht völlig überraschend kam, im Gegensatz zur großartigen Leistung von Hauptdarsteller Tim Blake Nelson, der mit meisterhafter Mimik und als von der Vergangenheit gezeichneter Henry wirklich beeindruckend abliefert. Auch Stephen Dorff wurde als charismatischer Bösewicht noch einmal ausgebuddelt, und nutz seine Screentime für eine richtig gute Performance.
Mit bescheidenen Mitteln realisierter Spätwestern, der handwerklich erstklassig umgesetzt wurde. Ein charismatischer Cast, sehr gute Kameraarbeit und ein melancholischer Score sorgen für einen atmosphärischen und lohnenswerten Ausritt durch die Grasländer von Tennessee . . .
Auf das Spielfilmdebüt mit einem toten aber immer noch furzlebendigen SWISS ARMY MAN hatte ich bisher noch keine Lust. Auf ihren zweiten Film ließen Daniel Kwan und Daniel Scheinert (The Daniels) dann auch schlappe 6 Jahre warten, dafür gibt es dann mit EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE aber auch gleich 139 Minuten WhatTheFuck, ganz nahe am Multiversum-Wahnsinn und in einigen schlechteren Momenten schon darüber hinaus. Aber unter all dem Spektakel aus grandios choreografierter Martial-Arts-Action, einigen derben Gewaltspitzen, schrägem Humor und teils absurden Situationen verbirgt sich eine emotionale Geschichte über die Bedeutung von Familie, über Selbstzweifel und Akzeptanz dafür, vielleicht nicht immer die richtigen Entscheidungen im Leben gewählt zu haben, aber auch damit leben und lieben zu können. Die Ebenen und Möglichkeiten des Films sind somit zahlreich, genau wie unsere eigenen Leben. Damit konnte mich der Film am Ende sogar sehr berühren.
EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE ist eine Verbeugung vor dem Kino, vor den Möglichkeiten und Wahnsinn des Lebens und im Besonderen vor der wunderbaren Michelle Yeoh, die hier mit einer der schauspielerisch vielseitigsten Leistungen der letzten Kino-Jahre durchweg begeistert . . .
„Singles sind wie Obst. Erst riechst du süß und aufregend, aber irgendwann schimmelst du.“ (Gina)
Nach dem gleichfalls total unterhaltsamen DIE GOLDFISCHE ist JGA - JASMIN. GINA. ANNA der zweite Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan. Und ähnlich wie bei seinem Erstling erwartet man hier wieder eine Komödie nach Schema F, bekommt am Ende aber nicht nur Feelgood sondern auch noch einiges an Mehrwert geboten.
In JGA geht es um 3 Freundinnen, die auf Ibiza einen Junggesellinnenabschied feiern wollen, der aber komplett anders verläuft, wie er geplant war. Wer jetzt Angst hat, dass es hier kein Chaos, keine aufblasbaren Riesenpenisse, Unmengen Alkohol und reichlich Fremdschäm-Momente gibt, den kann ich mit einem leicht infantilen Grinsen hoffentlich beruhigen. Die üblichen Klischees werden hier natürlich ausgiebig bestätigt, dienen aber nur für einige gute Lacher, denn im Grunde geht es hier um die Suche nach der eigenen Zukunft, nach persönlichem Glück und nach sich selbst. Gleichzeitig zeigt uns Golafshan auf komische und ehrliche Art und Weise, dass man manchmal alte Zöpfe abschneiden und hinter sich liegen lassen muss, um sich vorwärts bewegen zu können.
Ein durchaus lustiger und über den Abspann hinaus sogar schöner Film, der mit gutem Dialogwitz unterhält und stark gespielt ist. Vor allem Luise Heyer, die mMn schon eine absolut fantastische Darstellung als HaPe’s Mutter in DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT ablieferte, ist hier einfach nur zum Umarmen. Wem das und ein Loblied auf die Freundschaft immer noch nicht reicht, darf sich dann auf den vielleicht geilsten Männerstrip ever freuen. Diese Socken. Hilfe . . .
NO MAN’S LAND ist ein behäbig erzähltes Schuld und Sühne Drama mit Neo-Western Anstrich, das ohne große Überraschungen auskommt und zumindest in den Nebenrollen erstklassig besetzt ist. Leider hat der Hauptdarsteller (und Drehbuchautor) Jake Allyn so viel schauspielerisches Talent und Ausstrahlung wie ein Pferdearsch, was dem etwas zu langen aber ansonsten sauber inszenierten Film von Anfang an Fußketten anlegt...
Eine kleine US-Rundreise mit Cowboyhut und ballistischer Schutzweste. BenAffenleck guckt . . . Taylor Sheridan
WIND RIVER (2017)
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Zum Abschluss der American-Frontier-Trilogie schreibt uns Taylor Sheridan nach der Hitze des mexikanischen Grenzgebietes (SICARIO) und dem staubigen texanischen Hinterland (HELL OR HIGH WATER) zum großen Finale in die Kälte des winterlichen Wyoming. Den Platz auf dem Regiestuhl übernahm Sheridan diesmal gleich selbst.
Dabei ist WIND RIVER zumindest im Kern ein einfacher Thriller geworden, zusammengesetzt aus reichlich bekannten Genre-Versatzstücken. Vor dem Hintergrund einer von Frust und Gewalt geprägten Gesellschaft nutzt Sheridan den Crime-Plot lediglich als Aufhänger, um von der ärmlichen Trostlosigkeit des Reservats, Perspektivlosigkeit, Armut und Trauerbewältigung zu erzählen.
Mit fortschreitender Laufzeit wird die Atmosphäre immer dichter und die Spannungsschraube langsam angezogen. Eingefangen in bemerkenswerten Bildern und einem weiteren herrlich melancholischen Score von Nick Cave und Warren Ellis lässt einen die Geschichte um Vergeltung nicht mehr los und schleift uns durch die raue Naturkulisse Richtung Erlösung im Peckinpah-Style. Absolut archaisch, versehen mit einer brachialen Soundabmischung.
Dank der famosen Darsteller Leistungen um Elizabeth Olsen und Jeremy Renner muss man hier von einem extrem fesselnden und eiskalten Neo-Western sprechen. Renner hat man selten so gut wie hier gesehen. Die stark geschriebenen Dialoge füllt er mit Substanz und Glaubwürdigkeit. Besonders das Gespräch auf der Veranda mit dem ebenfalls fantastisch aufspielenden Gil Birmingham zeugt hier von Nachhaltigkeit. Wie in diesen schmerzlichen Minuten vom Vorwärts Gehen und Überleben geredet wird, kann einen selbst in einem modern geerdeten Schneewestern unmöglich kalt lassen.
Bitte weiter so, Mr. Sheridan . . .
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